Myk-Report Freitag, 29. März 2019 Nr. 1359: Eine Veröffentlichung außerhalb der Verantwortung der RZ-Redaktion; Herausgeber: Pressestelle der Kreisverwaltung -. Zuschriften: Kreisverwaltung Mayen-Koblenz, Bahnhofstraße 9, 56068 Koblenz, Telefon 0261/108-215. Internet: www.mayen-koblenz.de, E-Mail: [email protected]

Der Warzenbeißer benötigt intakte Heidelandschaften. Diese findet er in den einzigartigen Wacholderheiden der Osteifel. Neben Maschinen kommen auch Schafe und Ziegen zum Einsatz, um die Landschaft freizuhalten. Bilder: Jörg Hilgers Landkreis ist Zufluchtsort für seltene Flora und Fauna Artenschutz erfordert langfristige und konsequente Arbeit - Stiftung für Natur und Umwelt feiert 10-jähriges Bestehen

Kreis Myk. Der Naturschutz spielt nutzen Zugvögel die offenen Bereiche am Südhang einmal im Jahr gemäht und Schmetterlinge benötigen offene gefunden. Allerdings ist auch dieses rodung haben das Wachstum von im Landkreis Mayen-Koblenz als als Rastgebiet. Zu den regelmäßigen werden. Dies führte die Biotopbetreu- Lebensräume und verschwinden, je Paradies bedroht, denn die benötig- Wacholder und Heidekraut langfris- ländlich geprägte Region eine außer- Besuchern zählen mehrere Entenar- ung des Landes bis zum Jahr 2014 mehr die Verbuschung des Gelän- ten offenen Flächen werden rasch tig gefördert, während andere Pflan- gewöhnliche Rolle. „Unsere Heimat ten, Kiebitz, Bekassine, Weißstorch aus, seitdem kümmert sich die Stif- des zunimmt. Bei Welling und Trimbs von Gehölzen überwachsen und die zen zurückgedrängt wurden. Seltene ist etwas ganz Besonderes. Bei uns oder auch seltene Wattvögel. tung für Natur und Umwelt um die wurden daher in den vergangenen kleinen Gewässer trocknen aus. Tierarten wie die Heidelerche oder gibt es zahlreiche Tier- und Pflanzen- Die Struktur des Sumpfgebietes Pflege. Jahren größere Flächen freigestellt. Zum Schutz der Lebensräume und die Heuschreckenart Warzenbeißer arten, die man andernorts vergeblich eignet sich perfekt für das Beweiden Zu Besuch bei Orchideen und Seitdem werden sie einmal im Jahr Arten erfolgten in den vergangenen benötigen intakte Heidelandschaften sucht“, freut sich Landrat Dr. Alexan- mit Wasserbüffeln, die sich gerne Schmetterlingen - Das Natur- gemäht. Dank dieser Maßnahme Jahren zahlreiche Maßnahmen: Flä- als Lebensraum. Mit dem Ausbleiben der Saftig. Im Landkreis Mayen-Kob- im Wasser und Schlamm aufhalten. schutzgebiet Nettetal konnten Küchenschelle, Orchideen chen wurden freigelegt und Stillge- der ursprünglichen Nutzung waren lenz gibt es 30 ausgewiesene Natur- Selbst hohe Wasserstände sind kein Es ist mit Abstand das größte und Schmetterlinge ihre Bestände wässer geschaffen. Daneben werden die verbliebenden Bestände Anfang schutzgebiete, die zusammen eine Problem für die Tiere. Sie können Naturschutzgebiet im Landkreis mittlerweile vermehren. die Grünlandbestände erst spät im des Jahrtausends in einem sehr Fläche von mehr als 3.700 Hektar ganzjährig auf der Weide bleiben und Mayen-Koblenz: Das Nettetal zwi- Der Kuhstiebel – Ein Naturschatz Jahr gemäht, sodass sich Orchideen, schlechten Zustand. Biotopbetreu- umfassen. Diesen Gebieten kommt verwerten im Gegensatz zum moder- schen Plaidt und Mayen beherbergt aus Menschenhand weitere Pflanzen und Insekten unter ung, Stiftung für Natur und Umwelt eine besondere Bedeutung aufgrund nen Rind problemlos die karge Kost auf rund 700 Hektar Fläche eine Obwohl nur rund 16 Hektar groß, optimalen Bedingungen vermehren sowie ein europäisches Life-Projekt ihres Arten- und Pflanzenreichtums aus Wasser- und Sumpfpflanzen. außergewöhnliche Vielfalt an Tieren ist das Naturschutzgebiet Kuhstiebel können. haben die verbliebenen Heiden im zu. Einige Gebiete werden durch die Die Wasserbüffel sind aber nicht nur und Pflanzen – eine grüne Lebens- bei Wolken mit einer reichen Flora Die Wacholderheiden – Kultur- Zeitraum von 2006 bis 2019 geret- kreiseigene Stiftung für Natur und für den örtlichen Naturschutz ein ader zwischen und . und Fauna gesegnet: Hier sind neben landschaft mit europaweiter tet und gut entwickelt. Neben dem Umwelt betreut. Gewinn, auch die Besucher der Thü- An den Ufern der brüten Eisvo- seltenen Orchideen auch Schmet- Bedeutung Beweiden mit Schafen und Ziegen Wasserbüffel in den Thürer Wie- rer Wiesen freuen sich regelmäßig gel, Wasseramsel und Gebirgsstelze. terlinge, Libellen und Amphibien hei- Gerade einmal 200 bis 300 Hek- sowie einer regelmäßigen Mahd mit sen - Fressen für die Artenvielfalt über den Anblick der imposanten Im Gewässer selbst kommt neben misch. Die Gelbbauchunke, ein klei- tar sind in der Osteifel von den einst Freischneidern werden auch spezi- Das sumpfig-nasse Naturschutzge- Tiere. vielen anderen Fischarten mittler- ner Froschlurch mit einem auffallend landschaftsprägenden Heideflächen elle Maschinen eingesetzt, um die biet bei Thür beherbergt seit drei Jah- Große Vielfalt auf kleinstem weile auch der Lachs wieder vor. gelb-schwarzen Fleckenmuster auf übrig geblieben. Im Landkreis Mayen- Bestände zu öffnen und freizuhal- ren eine Herde, die aktuell aus zwölf Raum - Der Michelberg bei Besonders reich an Arten sind die seiner Unterseite, besitzt hier eines Koblenz zählen dazu die Natur- ten. Das erfreuliche Ergebnis: Die Karpatischen Wasserbüffeln besteht. besonnten und offenen Südhänge der letzten Vorkommen seiner Art in schutzgebiete Dr. Heinrich-Menke- Heidebiotope in der Osteifel, die in „Die schwarzen Hornträger fressen Rund 28 Hektar groß ist das Natur- des Nettetals. Im zeitigen Frühjahr der Osteifel. Das Naturschutzgebiet Park, Rassberg und Heidbüchel bei ihrer Ausprägung europaweit einzig- mit Vorliebe Schilf, Rohrkolben und schutzgebiet Michelberg bei Ochten- verwandelt die violett blühende umfasst eine ehemalige Quarzkies- Arft. Die Wacholderheiden verdan- artig und besonders geschützt sind, Binsen – und befreien die Thürer dung. Von besonderer Bedeutung ist Küchenschelle die Felskuppen in ein grube, die sich nach ihrer Stilllegung ken ihre Entstehung einer uralten konnten damit verjüngt und neu Wiesen so zuverlässig von einem der nur 3,5 Hektar große und offene prächtiges Blütenmeer. spontan zu einem bemerkenswerten Form der bäuerlichen Landnutzung: etabliert werden. Typische Tier- und für die Artenvielfalt schädlichen Südhang. Hilgers ist von dieser Flä- Weitere botanische „Highlights“ Biotop mit Tümpeln, größeren Still- Beweidung, Ackerbau Pflanzenarten sind inzwischen Bewuchs. Ohne die sanfte Pflege che begeistert: „In diesem El Dorado warten mit Diptam, Federgras und gewässern und artenreichen Vegeta- und die Brand- zurückgekehrt. der gefräßigen Vierbeiner wären in für Biologen, gerade einmal fünf Fuß- etlichen Orchideenarten auf. Die- tionsbeständen entwickelt hat. Eine regelmäßigen Abständen aufwändige ballfelder groß, tummeln sich viele ser floristische Artenreichtum ist Vielzahl seltener Tiere und Pflan- maschinelle Maßnahmen erforder- Arten: Mehr als 200 Pflanzenarten, aber nicht nur für die Menschen ein zen hat hier einen perfekten lich“, erklärt Biologe Jörg Hilgers, der 40 Schmetterlingsarten und fast 20 Augenschmaus, es profitieren von Lebensraum seit 2013 für die Stiftung Natur und Heuschreckenarten sind hier vertre- ihm auch zahlreiche Insekten: Alleine Umwelt im Landkreis Mayen-Koblenz ten, darunter auch bundes- und lan- über 50 tagaktive Schmetterlinge tätig ist. desweit sehr seltene und akut vom und mehrere hundert Nachtschmet- Mithilfe der Wasserbüffel entsteht Aussterben bedrohte Vertreter.“ Von terlinge sind in dem Gebiet aktiv. Lei- in den Thürer Wissen nach und nach dem außergewöhnlichen Insekten- der ist diese Vielfalt akut bedroht und ein abwechslungsreicher Lebens- reichtum profitieren besonders Repti- hat in den vergangenen Jahrzehnten raum mit Nass- und Feuchtwiesen, lien- und Vogelarten. So besitzt unter bereits empfindliche Einbußen hin- Röhrichten und Flachwasserzonen anderem die seltene und gefährdete nehmen müssen. Grund hierfür war - und damit ein attraktiver Lebens- Zauneidechse eine reiche Population die Verbuschung. Steilhänge, Wiesen, raum für Vögel, Amphibien und Insek- am Michelberg. Damit dies auch so Halbtrockenrasen und sogar Fels- ten. Vor allem im Frühjahr und Herbst bleibt, müssen die steilen Flächen hänge sind betroffen. Blütenpflanzen

30 Naturschutzgebiete gibt es in Mayen-Koblenz. Zusammen haben sie eine Fläche von über 3.700 Hektar: 1 Ausoniusstein, 2 Booser Maar, 3 Dr. Heinrich-Menke-Park, 4 Ettrin- ger und Mayener Bellberg, Kotten- heimer Büden, 5 Feuchtgebiete im Nothbachtal, 6 Gänsehals, Schoren- Stiftung für Natur und Umwelt feiert Geburtstag berg, Burgberg und Schmitzkopf, 7 Hochbermel, 8 Hochsimmer, 9 Seit zehn Jahren in Mayen-Koblenz aktiv Hochstein, 10 , 11 Hüt- tenweiher, 12 Insel Graswerth, 13 Kreis Myk. Der Landkreis Mayen- Verfügung stehen. Dies erkannte zum Karmelenberg, 14 Kleiner Bermel, Koblenz weiß schon lange um das Beispiel der Landesbetrieb Mobili- 15 Korretsberg, 16 Kuhstiebel, 17 Vorkommen seiner einzigartigen tät sehr früh. In der Wacholderheide Kurbüsch, 18 Laacher See, 19 Maye- Flora und Fauna. Mit der Gründung entstand das erste Ökokonto der Stif- ner Grubenfeld, 20 Michelberg, 21 der Stiftung für Natur und Umwelt tung mit einer Gesamtgröße von über Moselufer zwischen Niederfell und wurden bereits vor zehn Jahren die 13 Hektar, aus dem Flächen ausge- Dieblich, 22 Namedyer Werth, 23 Weichen gestellt, um diesen Arten- bucht werden, wenn durch den Bau Nastberg, 24 Nettetal, 25 Pöntertal, reichtum langfristig zu bewahren. Die von Straßen Eingriffe in die Natur 26 Reiherschussinsel bei Lehmen, Stiftung betreut in fast allen Regionen entstehen. Die Stiftung betreut und Durch die Wasserbüffel in den Thürer Wiesen entsteht ein Lebensraum mit Nass- und Feuchtgebieten, der für zahlrei- 27 Sulzbusch, 28 Thürer Wiesen, 29 von Mayen-Koblenz aktuell rund 120 entwickelt die Flächen dann auf die che Vögel, Amphibien und Insekten immer interessanter wird. Auch Prachtlibelle und Sumpfschrecke haben in dem Tongrube Hüttwohl, 30 Wacholder- Hektar an Flächen. Sie schafft und Dauer von 30 Jahren. Naturschutzgebiet bei Thür ihr Zuhause. Bilder: Jörg Hilgers heiden Rassberg und Heidbüschel. erhält Lebensräume und macht den Neben der Natur profitiert auch Landkreis damit zu einem Zufluchts- die Wirtschaft von der Arbeit der Stif- ort für bedrohte oder gefährdete Tier- tung. „Bei der Umsetzung der erfor- und Pflanzenarten. derlichen Maßnahmen arbeiten wir Die prominentesten Projekte der oftmals mit ortsansässigen Betrie- Stiftung für Natur und Umwelt sind ben und Betreuern zusammen. Es die Beweidungsprojekte, die in den entsteht also eine Win-win-Situation „Thürer Wiesen“ und den „Feucht- für Vorhabenträger, Natur und All- wiesen Nothbachtal“ in Rüber mit gemeinheit“, erläutert Tanja Strom- Karpatischen Wasserbüffeln durch- berg, die Geschäftsstellenleiterin geführt werden. Vor allem die soge- der Stiftung. Auch für die weitere nannten Ökokonten, die gemeinsam Arbeit blickt sie positiv in die Zukunft: mit den Kommunen etabliert wurden, „Wir tun mit der Stiftung nachhaltig prägten die Arbeit der Stiftung im ver- etwas für die Natur und Landschaft gangenen Jahrzehnt. Bei Ökokonten in unserem Kreis und tragen dadurch handelt es sich um Flächen, die bei mit dazu bei, die Schönheit und Ein- Eingriffen in die Natur, wie Bebau- zigartigkeit unserer Heimat auch Am Michelberg bei Ochtendung findet man unter anderem den Küchenschelle (links) und Bläulinge (rechts) sind im 700 Hektar großen ungsplanverfahren oder Bauprojek- für nachfolgende Generationen zu Schwalbenschwanz. Naturschtzgebiet Nettetal beheimatet. Bilder: Jörg Hilgers ten, als Ausgleichsflächen zeitnah zur bewahren.“