56 — 68 Eiszeitalter und Gegenwart 50 Hannover 2000 8 Abb., 1 Tab.

Die Schädelkalotte des Neanderthalers von /Osteifel — Archäologie, Paläoanthropologie und Geologie

AXEL VON BERG, SILVANA CONDEMI & MANFRED FRECHEN*)

BERG. A. VON, CONDEMI, S. & FRECHEN, M. (2000): Die 1 Einleitung Schädelkalotte des Neanderthalers von Ochten­ Das Landschaftsbild zwischen und Neu­ dung/Osteifel - Archäologie, Paläoanthropologie und Geologie. - Eiszeitalter und Gegenwart, 50: 56-68; Han­ wied wird durch den quartären Vtilkanismus ge­ nover 2000. prägt. Mehr als 100 kleine alkalibasaltische Vulka­ ne und vier große, phonolithische Eruptionszen­ Keywords: Neanderthal man, loess, volcanism, Pleisto­ cene, Rheinland. tren waren während des Pleistozäns in der Ost­ aktiv. Die Vulkangnippe der Wannen und Kurzfassung: In der Osteifel wurde in den Deck­ Wannenköpfe in der Gemeinde Ochtendung im schichten einer Kratermulde der Wannenköpfe-Vul­ kangruppe bei Ochtendung die Schädelkalotte eines Kreis Mayen- am Mittelrhein gehören zu Hominiden im Zusammenhang mit drei Steinartefakten diesen spätmittelpleistozänen Schlackenkegel- gefunden. Aufgrund der anatomischen Merkmale wer­ komplexen des Osteifel-Vulkanismus (Abb. 1). den die Hominiclenreste als ..späf'-prä-Neanderthal- Die Wannenköpfe sind durch den intensiven zeitlich interpretiert. Die geologischen, chronologi­ Lavaabbau der letzten beiden Jahrzehnte her­ schen und archäologischen Befunde sowie die anato­ mischen Merkmale der Schädelkalotte unterstützen die vorragend aufgeschlossen, so dass die Eruptions- stratigraphische Einstufung in das Frühglazial der vor­ geschichte und der komplexe Aufbau des letzten Kaltzeit (frühes Sauerstoff-Isotopenstadium 6). Schlackenkegelkomplexes rekonstruiert werden Die Schädelkalotte stellt den bisher ältesten Fund von konnte (FRECHEN 1995). Die Deckschichten der In­ Hominidenresten im Rheinland dar. ter- und Intrakraterdepressionen beinhalten Lös- se und Lössderivate der letzten beiden Glazial-/ [A cranial calotte of the Neanderthal man from Interglazialzyklen, die eine detaillierte Rekons­ Ochtendung/East Eifel — archaeology, truktion der Klima- und Umweltbedingungen der paleoanthropology and geology] letzten 200.000 Jahre ermöglichen. Abstract: Parts of a cranial calotte of a hominide to­ Die 50-100 m hohen Vulkane haben für die Alt­ gether with a convolute of three artifacts were discov­ steinzeitforschung des Mittelpaläolithikums eine ered in a crater filling of the Wannenköpfe scoria com­ herausragende Bedeutung (BOSINSKI et al. 1986). plex close to the village of Ochtendung in the East Eifel area, . Palaeoanthropological investigations In den Deckschichten der Schlackenkegel- indicate that the hominide remains correspond to the komplexe Plaidter Hummerich, Tönchesberg, late phase of the Neanderthals evolution lineage, Schweinskopf- und Wannenköpfe designated to represent the „Late" Pre-Neanderthals. wurden Faunenreste in Verbindung mit mittel- Geological, chronological and archaeological investiga­ paläolithischen Artefakten gefunden, die vielfälti­ tions and the anatomic features of the cranium indicate ge Befunde zu Jagdverhalten und Siedlungsweise an early penultimate glacial age (early oxygen isotope stage 6) for the hominide remains. The cranial calotte is der Neancierthaler erbrachten (BOSINSKI et al. designated to represent the oldest human remains of 1986; BOSINSKI 1995). Die meisten Funde datieren the Rheinland, Germany. in die offene Steppenlanclschaft der vorletzten Kaltzeit (Sauerstoffisotopenstadium [OIS 6]) so­ wie in das letzte Interglazial und Frühglazial (OIS *) Anschriften der Verfasser: Dr. A. v. BERG, Landesamt für Denkmalpflege, Abteilung Archäologische Denk­ 5). Die untersuchten Jagdlager in den Kratermul- malpflege, Amt Koblenz, Festung Ehrenbreitstein, den und in den Depressionen zwischen den ein­ D-56077 Koblenz; Dr. S. CQNDEMI, Centre National de zelnen Schlackenkegeln der Osteifel-Vulkankom- la Recherche Scientifique, C.R.F.J., Shimshon 5, B. P. plexe spiegeln dabei Spuren gelegentlicher Jagd- 547, 91004 Jerusalem, Israel; [email protected]; aufenthalte wider. Die hervorgehobene Lage der Priv.-Doz. Dr. M. FRECHEN, Centre for Environmental Vulkanbauten bildete in diesen extremen Bioto­ Change & Quaternary Research, GEMRU, Francis Close pen günstige Voraussetzungen für jagende Homi- Hall. Swindon Road, GB-Cheltenham, GL50 4AZ; [email protected] nidengmppen, die die jeweiligen Orte nach den Die Schädelkalotte des Neanderthalers von Ochtendung/Osteifel - Archäologie, Paläoanthropologie und Geologie 57

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Abb. 1: Lage der Wannenköpfe im Osteifel-Vulkanfeld. Fig. 1: Map showing the location of the Wannenköpfe scoria complex and other important find localities in the East Eifel Volcanic Field, Germany.

bisher untersuchten Befunden mehrfach aufge­ (BOSINSKI et al. 1986; TURNER 1990; sucht haben (BOSINSKI et al. 1986). Die hohen Kra­ KoLFSCHOTEN & ROTH 1993). Eine solche gemisch­ terwälle schützten vor Witterungseinflüssen te Jagdbeute ist für die Zeit der Neanderthaler im während der Kaltzeiten, und der weite Ausblick Mittelrheingebiet geradezu charakteristisch. Art von den Kraterwällen herab war für die Jagd auf und Zustand der Beutereste weisen darauf hin, Großwild von Vorteil. Davon zeugen Konzentra­ dass die Jagd vorwiegend unterhalb der Vulkan­ tionen von Beuteresten und Steinartefakten so­ bauten in den freien Steppenlandschaften statt­ wie einfache Siedlungsspuren mit Hinweisen auf fand (BOSINSKI et al. 1986). Feuernutzung (BERG 2000a). Die Rastplätze in den Die bisherigen ur- und frühgeschichtlichen Fun­ Kratermulden der Schlackenkegelkomplexe wei­ de aus dem Bereich der Wannenköpfe bei Och­ sen eine gemischte Jagdbeute auf. Es finden sich tendung, sowohl die Jagdlager (JUSTUS 1992, 1995; Reste unterschiedlicher Tierarten, darunter woll­ JUSTUS et al. 1987; BERG 2000a) wie auch die 150 m haariges Nashorn (Coelodonta antiquitas), Ren­ von den Jagdlagern entfernte Fundstelle der tier (Rangifer tarandus), Pferd (Equus sp.), Rot­ Hominidenreste (BERG 1997a, b), belegen inten­ hirsch (Cervus elaphus), diverse Boviden (Bus sp. sive paläolithische Aktivitäten innerhalb dieser oder Bison sp.) und Mammut (Mammutbus pri- Schlackenke«el in der vorletzten Kaltzeit. Die Abb, 2: Lage von Profil H und der bereits in FRECHEN (1995) und FRECHEN & JUSTUS (1998) untersuchten Profile A-G im Bereich der Wannenköpfe- Vulkangruppe. Fig. 2: Map showing the location of section H and sections A-G, already published in FRECHEN (1995) and FRECHEN & JUSTUS (1998) in the area of the Wannenköpfe sco­ ria complex. Die Schädelkalotte des Neanderthalers von Ochtendung/Osteifel - Archäologie, Paläoanthropologie und Geologie 59

Lithologie Proben-Nr. Korngrößenspektrum 0 m X X X X X X WAN 97-1 mniiiiiii WAN 97-2 WAN 97-3 WAN 97-4

WAN 97-5 m

3 - T T I 0 10 20 30 40 50 60 70 80 90 100%

Legende 4 - ~l Löß / Fließerde I x x| Pararendzina Bv-Horizont 5 - — Asche - / Lapilli - Fallablagerung Distale Maarablagerungen 6 - |r r j Brockentuffartige Maarablagerungen \ \'\ Vulkaniklastische Detritus ~\T~ Vulkanische Bombe Diskordanz A * Fundhorizont

Korngrößenverteilung < 0,002 mm 0,002 - 0,0063 mm 0,0063 - 0,02 mm 9 - 0,02 - 0,063 mm 0,063 - 0,2 mm 0,2 - 2,0 mm 10 Profil H

Abb. 3: Lithologische Interpretation von Profil H. Sedimentologische Ergebnisse und stratigraphische Fundpositi- on der Hominidenreste und Steinartefakte. Fig. 3: Lithologie interpretation of section H. Sedimentological results and stratigraphie position of the find horizon. geologischen und sedimentologisch/pedologi- Tephren mit denen benachbarter Schlackenke- schen Untersuchungen erfolgten durch FRECHEN gelkomplexe wurden von BOGAARD & SCHMINCKE (1995) und FRECHEN & JUSTUS (1998). Die tephro- (1990) durchgeführt. Die chronostratigraphische chronologische Korrelationen der in den Lie­ Stellung der bisher veröffentlichten archäologi­ gend- und Deckschichten zwischengeschalteten schen Fundhorizonte und ihre klimatische und Sedimen- Pedo- Sedimentologie tologie logie Geologie Physik. Datierung Paläoklima und Paläoumwelt 0 m- Laacher See Bims C/TL/W:etwa 12,5 ka gemäßigt,offene Graslandschaft X X X X X X ALLERÖD Alleröd-Boden mit Waldarealen ininiiiii! (Pararendzina) IRSL: 13,4 ± 1,2 ka OBER- Löß kalt-trocken,offene Lößsteppe, 1 - Spätglazial Sedimen- Pedo- WEICHSEL IRSL : 16,3 ± 1,4 ka tologie logie Umlagenjngshorizont 0 m Umlagerungszone B-8 humose Fließerde Umlagerungszone kalt-feucht / kalt-trocken

f Steppenbedingungen (Schwarzerde) Humuszone "in situ" UNTER - mit trockenen relativ warmen Sommern WEICHSEL IRSL : 109 ± 10 ka m TL:118±10ka Klimaverschlechterung mit Zerstörung •/• Z V der Pflanzendecke ; ; ; Humuszone "in situ" B-7 IRSL : 72 ± 7 ka Steppenbedingungen (Schwarzerde) Bt-Rest einer EEM TL : 80 ± 7 ka Klimaverschlechterung mit Zerstörung SS Parabraunerde der Pflanzendecke IRSL: 100 ± 10 ka B-6 Löß Klimaoptimum, geschlossene Walddecke TL : 103 ± 9 ka Schwemmlöß offene Lößsteppe mit Naßboden B-5 V V V Tephra D-7 kalt-trocken mit etwas feuchteren Phasen B-4 SAALE Schwemmlöß V V V IM B-3 mit Naßboden Fließerde kalt-trocken mit etwas feuchteren Phasen Humusanreicherung 6 -::::HTH:::^: Tephra D-6 Ar : 238 ± 20 ka D-5 Humusanreicherung Tephra D-5 D-4 Tephra D-4 ••—•*'— B-2 Tephra D-3 Humusanreicherung Tephra D-2 B-1 Tephra D-1 Tephra D-0 vulkanische Schlacken B-0 vulkanische Schlacken Ar: 235 ± 35 ka Maarablagerung Verbraunung gemäßigt, offene Graslandschaft Hüttenberg-Tephra Ar:215±4ka Pro fil B mit Waldarealen ( ? ) Fließerde Löß TL:>123ka kalt-trocken, offene Lößsteppe Idealisiertes TL:>152ka Profil

10 Profil H

Abb. 4: Korrelation von Profil B. H tind dem Idealprofil der Deckschichten der Wannenköpfe.

Fig. 4: Correlation of the units of section B, section H and the idealized loess/palaeosol sequence from the Wannenköpfe area. Die Schädelkalotte des Neanderthalers von Ochtendung/Osteifel - Archäologie, Paläoanthropologie und Geologie 61

ökologische Interpretation findet sich bei FRECHEN Zum Hangenden hin folgen Schwemmlösse und & JUSTUS (1998). Lösse, die in den jüngeren Abschnitt der vorletz­ ten Kaltzeit gestellt werden, und ein Pedokom- In einer neuangeschnittenen Kratermulde, Profil plex, der mindestens aus einem Bt-Rest einer Pa­ H (Abb. 2 und 3), etwa 200 m nordöstlich von rabraunerde, zwei Waldsteppenböden sowie hu­ Profil G (Abb. 2) in den Wannenköpfen bei Och­ musreichen Fließerden und Lehmbröckelsanden tendung wurden 1997 Schädelfragmente eines besteht. Dieser Bodenkomplex wird mit dem letz­ Hominiden im Zusammenhang mit drei Steinarte­ ten Interglazial (Eem, OIS 5e) und dem letzten fakten gefunden (BERG 1997a, b). Es handelt sich Frühglazial (Frühweichsel, OIS 5d-a) korreliert. hierbei um den bisher ältesten Fund von Homi- Zum Hangenden hin folgt diskordant oberweich- nidenresten im Rheinland und um den ersten seizeitlicher Löss, dessen oberer Bereich während Menschenfund aus den Muldenfüllungen der des Alleröd-Interstadials zu einer Pararendzina Osteifelvulkane (BERG 2000a, b). überprägt wurde. Die Deckschichtenprofile schließen mit Laacher See-Bims ab, der vor 12.900 In dieser Arbeit werden die geologischen und ar­ 14 chäologischen Ergebnisse sowie die anatomi­ cal. C-Jahren (STREET et al. 1999) emptierte und abgelagert wurde. Zusammenfassend folgt aus schen Merkmale der Schädelkalotte des Homi- den lössstratigraphischen und chronologischen nidenrestes beschrieben. Ziel der Arbeit ist es, das Ergebnissen, dass die Deckschichten der Wan­ Alter sowie die Klima- und Umweltbedingungen nenköpfe-Vulkangruppe den Zeitraum der letz­ zur Zeit der Ablagentng der Schädelkalotte zu re­ ten beiden Glaziab/Interglazialzyklen repräsen­ konstruieren. tieren.

2 Geologie Profil H Im Bereich der Wannenköpfe bestehen die Lie­ Seit den Untersuchungen von FRECHEN (1995) und gendschichten unterhalb der initialen phreato- FRECHEN & JUSTUS (1998) wurde der Lavaabbau im magmatischen Ablagerungen aus Lössen und Nordosten der Wannenköpfe weiter ausgedehnt, Fließerden, denen ein Tonanreichemngshori- so dass neue Aufschlüsse im Bereich bisher nicht zont, d. h. ein Btv, zwischengeschaltet ist (Abb. erschlossener Kratermulden entstanden. Profil H 4). Dieser Btv kann als Rest einer erodierten Pa­ befindet sich in einer etwa 30 m breiten und ma­ rabraunerde interpretiert werden (FRECHEN 1995). ximal 15 m tiefen Kratermulde ca. 200 m nordöst­ Diskordant darüber folgt eine Tephra, die über­ lich von Profil G (Abb. 2). Die Mächtigkeit der Ab­ wiegend aus Bimslapilli besteht. Diese Bimslapilli folge von Profil H beträgt mehr als 9,35 m (Abb. werden mit der Hüttenberg-Tephra korreliert, Rir 3). Der untere Teil der Kratermulde war zur Zeit die ein *Ar/39Ar-Durchschnittsalter von 215 ± 4 der Geländearbeiten mit Hangschutt verschüttet. ka berechnet wurde (BOGAARD & SCHMINCKE 1990). Unterhalb des Hangschuttes sind unverschweißte Die Tephra wird von einer schwach humosen Schlackenablagerungen aufgeschlossen, Verbraunung überlagert. Auf der Oberfläche die­ ser Verbraunung im Kontaktbereich zur darüber Höhe Beschreibung Interpretation lagernden Tephra finden sich vereinzelt Ab­ [ml drücke von Gräsern. Nach der initialen Maarpha­ -0,17 Bims; Lapilli bis 1,5 cm 0; un- Laacher See­ geschichtet, gut sortiert; Schie- Bims se wurden verschweißte und unverschweißte ferbröckchen Schlacken gefördert (FRECHEN 1995), für die BO­ -0,38 Schluff, tonig; dunkelbraun; et- Alleröd- GAARD & SCHMINCKE ein vorläufiges ->°Ar/39Ar-Ein- was bröckelig [Pararendzina] Boden zelkristall-Alter von 235 ± 35 ka bestimmten. Die -0,82 Schluff, schwach tonig; gelb- Löss untere Abfolge der Deckschichten besteht aus ei­ braun, oberer Bereich leicht ner Vielzahl von Tephren, darunter phreatomag- verbraunt, nach unten hin rasch matische Pyroklastika und Fallablageningen, aus abnehmende Verbraunung; braune Flecken (Fisenmobili- Eruptionszentren der unmittelbaren und weiteren sation) um vereinzelt vorkom­ Umgebung der Wannenköpfe. Im unteren Teil mende Lapilli; zum Liegenden der Deckschichtenabfolge sind bis zu drei schwa­ hin zunehmend Kalkmycelien; che Humuszonen den Tephren zwischengeschal­ karbonatisch tet, die aufgrund der lössstratigraphischen Einstu­ -1,09 Schluff. feinsiltig; gelbbraun fung und der Ergebnisse der physikalischen Da­ nach unten zunehmend vulka- tierungen mit dem älteren Abschnitt der vorletz­ niklastischer Detritus; wenig Kalkmycelien; schwach karbo­ ten Kaltzeit korreliert werden (FRECHEN 1995). natisch 62 AXEL VON BERG, SILVANA CONDEMI & MANFRED FRECHEN

Höhe Beschreibung Interpretation Es wurden fünf Proben zu sedimentologischen Im] Untersuchungen aus den Deckschichten von Pro­ fil H entnommen. Die unterste Probe (WAN97-5) -1,29 Sand, siltig; dunkelbraun mit Abspül- schwach grünlichem Stich; sediment wurde unterhalb der vulkaniklastischen Schutt­ reich an vulkaniklastischem decke bzw. der Fließerde, in der sich der Funcl- Material in Asche- und Lapilli- horizont befindet, aus feinkörnigen, teilweise größe; schwach zementiert geschichteten und umgelagerten, phreatomag- matisch geförderten Pyroklastika entnommen -1,91 Schuttdecke aus wenig kanten­ (Abb. 3). Das Korngrößenspektrum zeigt einen gerundeten, relativ dichten Vulkani- sehr hohen Sandanteil von 83,4 % an. Unmittelbar Schlackenresten bis 20 cm 0; klastische oberhalb des Fundhorizontes ist eine lössartige teilweise Nester von Lapilli Schuttdecke und Asche, vermutlich in ge­ Fließerde aufgeschlossen, deren Tongehalt zwi­ frorenem Zustand transpor­ schen 9,6 und 12,7% schwankt und ein Maximum tiert; Tephra aus dem Liegen­ in Mittel- und Grobsiltbereich aufweist. Der Sand­ den ist mit eingearbeitet; gehalt beträgt bei beiden Proben (WAN97-4 und Schlackenreste stellenweise in -3) weniger als 8 %. Das Korngrößenspektrum des sandiger Matrix; unsortiert und oberweichselzeitlichen Lösses (WAN97-2) hat ungeschichtet; keine lössartige Matrix vorhanden; Mächtigkeit einen Tongehalt von 15%. Das Korngrößenmaxi­ in der Muldenmitte > 2 m; mum dieser Probe liegt im Schiuffbereich, der Trichter einer Lavabombe an Sandgehalt beträgt weniger als 5%. Die oberste der Unterkante; Hominiden- Probe (WAN97-1) wurde aus dem Bv-Bereich der reste und Artefakte aus dein Pararendzina entnommen und zeigt einen ver­ untersten Bereich der Schtitt- gleichsweise hohen Tongehalt von 23,5%. Diskor- decke danz -2.23 Lapilli, sandig bis feinkiesig; Umlagerungs- 3 Archäologie untergeordnet rötlich gelb- horizont braune Tonflatschen; geringer Im Frühjahr 1997 wurde im Rahmen des Lavaab­ Anteil an schwarzer vulkani­ baues im nördlichen Grubenabschnitt der Wan­ scher Asche; wenige Quarzite nenköpfe bei Ochtendung mit dem Abtrag einer Diskor­ kleinen, etwa 30 m breiten und ca. 15 m tiefen danz -6,73 Wechsellagerung von vulkani- Tephra scher Asche und Lapilli; ne­ bengesteinsreich; selten leicht verfestigt; unterste 50 cm grob \ geschichtet; Schlackenreste bis 12 cm 0, wenige längliche Tonflatschen bis 15 cm Länge, häufig weiße und rötliche Kie­ se; gut geschichtet; tephrarei- che Horizonte sind gering­ mächtiger; Matrix gelbbraun bis braun-schwarz; Mächtig­ keit ändert sich wenig von den Rändern zum Muldentiefsten; phreatomagma tisch

-7,05 Lapilli; schwarz, bläulich Tephra schimmernd; sortiert; z. T. klei- [Fallablage- Abb. 5: Schematische Darstellung der anatomischen ne, gelbbraune Tonbröckchen rung] Zuordnung der Fundstücke im oberen Teil des Schä­ und Quarzkiese; ungeschichtet dels. Fig. 5: Anatomie location of the cranial remains within >9,35 Brockentuffartige Tephra; grü- Tephra the upper part of a complete Neanderthal skull. ne und graue Tonflatschen bis [Maarablage- 30 cm 0, Schlackenreste bis 40 rung] cm 0; schlecht sortiert; weiße, Muldenfüllung begonnen (Profil H, Abb. 2). In gut gerundete Quarze, Schie- den Deckschichten wurden unmittelbar unter­ ferbröckchen; nicht geschich­ halb einer Fließerde bzw. Schuttdecke aus vulka- tet; phreatomagmatisch niklastischem Material der obere Teil einer Schä- Die .Schädelkalotte des Neanderthalers von Ochtendung/Osteifel - Archäologie, Paläoanthropologie und Geologie 63

Abb. 6: Innenseite des Schädelfragmentes. Stirnbereich Abb. 7: Seitenansicht des Schädelfragmentes mit Innen­ links, Größe: 17,5 x 14,.5 cm. seite und Bruchstrukturen der Ränder, Stirnbereich links. Fig. 6: Photo of the interior part of the cranial fragment Fig. 7: Photo of the Neanderthal skull remains from Och­ from the Ochtendung Neanderthal skull, including the tendung, including an interior view and the well visible relatively simple vascular network. edges of the cranial fragments. delkalotte eines Hominiden (Abb. 5-7) sowie Radius von 100 km zwischen Rheinland und Steinartefakte (Abb. 8) entdeckt und geborgen Maasgebiet. Bei der Schädelkalotte wurde weiter­ (BERG 1997a, b). Faunistische Reste, die sonst im­ hin ein kleiner 5,5 x 4,0 cm großer diskoider Kern mer wieder im Zusammenhang mit mittelpaläo- mit einseitig regelmäßig abgebauten Abschlägen lithischen Jagdlagern in Verbindung zu bringen aus lokal vorkommendem, grau-grünem, feinkör­ sind (BOSINSKI et al. 1986; JUSTUS 1995; BERG nigem Tertiärquarzit (Abb. 8-2) gefunden. Der 2000a), wie im Falle von Profil G, fehlten im Be­ Kern wurde aus einem flachen Geröll hergestellt reich der Fundstelle völlig. tind zeigt einseitig noch Reste der Kortex. Das Rohmaterial entstammt den pliozänen Decken­ Wichtigstes Funclstück stellt die in drei anpassen­ schottern der Kieseloolithterras.se, die im näheren den Fragmenten erhaltene obere Schädelkalotte Umfeld großflächig aufgeschlossen ist. Ein 4,0 x eines Hominiden dar. Das erhaltene Schädelstück 2,7 cm großer Abschlag aus Gangquarz mit beid­ hat eine Länge von 17.5 cm und eine Breite von seitiger Kantenretusche ntndet das Fundinventar 14,5 cm und ist außergewöhnlich robust; die ab (Abb. 8-3). Nach Morphologie und Typologie Schädeldicke liegt im Mittel bei etwa 1 cm Stärke. gehören diese Artefakte in einen typisch mittel- Vorhanden ist der obere Bereich des Schädels mit paläolithischen Fundzusammenhang und lassen Teilen des vorderen Schädeldaches (mittlerer Teil sich mit entsprechenden Funden von anderen Os frontale) und des Seitenschädels (Os parieta­ Schlackenkegeln (BOSINSKI et al. 1986) verglei­ le) (Abb. 5-7). Das gesamte Hinterhaupt (Os occi- chen. Die bisherigen Untersuchungen an der Ka­ pitale) sowie der Gesichtsschädel (Viscerocrani- lotte ergaben Hinweise auf eine Verwendung als um) und die Überaugenregion (Toms occipitalis) Artefakt. Hierzu gehören partiell zu beobachten­ fehlen. de Veränderungen der Ränder an den Bntchkan- ten und der äußeren Schädelfläche, die nicht Horizontal im gleichen Schichtzusammenhang, durch Umlagerung entstanden sein können. Die etwa 20 cm von dem Schädelrest entfernt, durch Knochenränder weisen Ausbruchsstellen auf, die geringfügige Verlagemng leicht verdriftet, fanden Kanten sind partiell stark verrundet und verschlif­ sich drei Steinartefakte, die ursprünglich unmit­ fen. Die Oberfläche und die Ränder der Kalotte telbar bei der Kalotte gelegen haben. Geborgen zeigen deutliche Abnutzungsspuren. Die Beschä­ wurde ein 6 cm breiter und 4,5 cm langer Breit­ digungen besonders im Stirn- und Parietalbereich schaber aus Silex (Abb. 8-1). Dieses Steinwerk­ sind nach den bisherigen Untersuchungen am zeug ist aus graugrünlichem Maas-Feuerstein her­ schon skelettierten Knochen erfolgt. Spuren von gestellt tind charakterisch für Steinwerkzeuge der primärem Tierfraß besonders im Bereich des mittleren Altsteinzeit. Der Gebrauch von Maas- Schädeldaches sind durch deutlich erkennbare, Feuerstein an den Wannenköpfen beweist den sekundäre Abnutzungsspuren bis hin zu poli­ Ferntransport von Rohmaterialien im Rahmen der turähnlichen Erscheinungen nahezu unkenntlich Wanderbewegungen von Hominiden in einem 64 AXEL VON BKRG, SILVANA CONDEMI & MANFRED FRECHEN

tritus kurz nach ihrer Ablagerung versiegelt tind blieben bis in die heutige Zeit ohne größere Verlagerung erhalten. Die artifizielle Nut­ zung hominiden Skelettmaterials ist in mittelpaläolithischen 1 Fundzusammenhän­ gen aufgrund sehr lückenhafter Fund­ überlieferung bisher nur schwierig zu be­ werten (ULLRICH 1997). Manipulationen an menschlichen Skelett­ teilen sind bisher in größerer Zahl sicher nur von jungpaläolit- hischen Fundstellen bekannt (ORSCHIEDT 1999). Der Fund von Ochtendung könnte ciahingehend als mög­ liches Indiz für Nut­ zung und Gebrauch hominider Knochen­ teile im Mittelpaläolit- hikum gewertet wer­ den. Die bisher be­ kannt gewordenen, isoliert oder im Fund­ zusammenhang ange­ troffenen mittelpaläo­ lithischen Schädelteile 5 cm sind nicht unbedingt nur im Rahmen von Bestattungen oder Abb. 8: Steinartefakte aus dem unmittelbaren Umfeld der Schädelkalotte. „Kulturhandlungen" 1 Breitschaber aus Silex; 2 Diskoider Kern; 3 Quarzabschlag mit Bearbeitung. o. ä. zu interpretieren Fig. 8: Stone artifacts from the find horizon of the Neanderthal skull fragments from (OBERMAIER 1920; Ochtendung. 1 silex scraper. 2 discoid core, 3 quartz flake. BREUIL & OBERMAIER 1909: VLCEK 1991; HOLTKAMP 1997; ANDREWS &JALVO 1997; BONICHSEN geworden. Die Deutung des Gesamtkomplexes & SORG 1989). Der Aspekt des artifiziellen Ge­ als isoliertes Werkz.eugdepot außerhalb der ei­ brauchs von menschlichen Knochenteilen sollte gentlichen Jagdlager ist wahrscheinlich. Eine Be­ auch bei diesem Fundzusammenhang in Betracht stattung ist aufgrund der Fundzusammenhänge gezogen werden. auszuschließen.

Beifunde, die aLif Siedlungsaktivitäten in der Kra­ Etwa 200 m nordöstlich der Hominidfundstelle termulde hindeuten, fehlten im Bereich der Sedi- wurden 1986 im Profil G in den Deckschichten mentfüllung völlig. Die Fundstücke wurden mehrere Horizonte mit mittelpaläolithischen Fun­ durch eine Fließerde aus vulkaniklastischem De­ den, reiche Knochenlager und Steinartefakte ent- Die Schädelkalotte des Neanderthalers von Ochtendung/Osteifel - Archäologie, Paläoanthropologie und Geologie 65 deckt. Mehrfache Aufenthalte von Hominiden durchschnittlichen heutigen Menschen, unabhän­ lassen sich über einen längeren Zeitraum hinweg gig von der geographischen Verbreitung. an dieser Stelle belegen. Die Funde der Schichten Die Knochendicke des Ochtendung-Craniums ist VII bis III (Profil G) werden aufgrund der Arte­ massiver ausgebildet als bei manchen Neander- fakttypologie sowie den Faunenresten in die vor­ thalern tind betrifft die Substantia spongiosa und letzte Kaltzeit gestellt (FRECHEN & JUSTUS 1998; nicht die Lamina interna und externa. Die Ab­ JUSTUS et al. 1987; JUSTUS 1995). Die Steinaitefakte drücke des vaskulären Netzes sind relativ einfach bestehen aus Steinkernen und Abschlägen, die und wenig verzweigt. Ein sehr großer Brechet Si­ überwiegend aus den lokalen Rohmaterialien nus ist vorhanden, der in dieser Form für Nean­ Quarz und devonischer Quarzit hergestellt wur­ derthaler charakteristisch ist. den. Seltener finden sich Steinwerkzeuge aus Maas-Feuerstein, darunter ein Spitzschaber und Für das Mittelpleistozän können die anthropolo­ ein retuschierter Abschlag (JUSTUS 1992). Der vor­ gischen Besonderheiten der Hominiden-Popula- anschreitende Abbau des Kraterwalles der Wan­ tion in Europa mit den zur gleichen Zeit in ande­ nenköpfe führte 1993 zur Entdeckung und Aus­ ren Teilen der Alten Welt lebenden Hominiden grabung eines weiteren zeitgleichen Jagdlagers verglichen werden (Tab. 1). Dies wird erleichtert mit einem Steinring aus Lavabrocken als Sub- durch das Vorkommen der Neanderthaler, einer struktion einer einfachen Behausung mit Kno­ Population mit gut unterscheidbaren Charakteri­ chenkonzentrationen und Steinartefakten in einer stiken und Eigenschaften. 150 m südlich davon angeschnittenen Mulden­ In West und Mitteleuropa ist die evolutionäre füllung (BERG 2000a). Entwicklung der Neanderthaler über einen min­ destens 450.000 Jahre langen Zeitraum rekonstru­ 4 Paläoanthropologische Ergebnisse ierbar. Diese Entwicklung kann aufgrund der Ein­ zigartigkeit der Neanderthaler und der einfachen Eine ausführliche Beschreibung der anatomi­ Identifikation ihrer apomorphen Merkmale re­ schen Merkmale der Schädelkalotte findet sich an konstruiert werden (CONDEMI 1989, 1992). Unter anderer Stelle (CONDEMI 1997). Die paläoanthro­ den europäischen prä-weichselzeitlichen Homi- pologischen LJntersuchungen werden in dieser nidenresten ist eine progressive Zunahme der Arbeit zusammenfassend dargestellt. Die Anato­ Neanderthalet'-Merkmale vom älteren zum jünge­ mie der Schädelkalotte ist zum Teil charakteris­ ren hin nachweisbar. Die Fossilien, die bisher in tisch für die Neanderthaler. Besonders hervorzu­ Europa gefunden wurden, zeigen klar eine Evo­ heben ist der große anterior-posterior Durchmes­ lution und Diversifikation, die kontinuierlich und ser des Fundstücks. Die Größe ist besonders be- progressiv zu den Neanclerthalern führt (CONDEMI eindmckend, da es sich bei den erhaltenen Teilen 1992, 1998, 1999; DEAN et al. 1998). Die Homi­ nur um den mittleren Teil des Os frontale/Squa- niden, die den „klassischen" Neanclerthalern vor­ ma frontalis und um einen großen Teil des rech­ ausgehen, werden als „Prä-Neanderthaler" oder ten und linken Os parietale handelt. Die Krüm­ „Proto-Neanderthaler" bezeichnet und sind so­ mung der Schädelkalotte ist gering. Dieses Merk­ wohl im chronologischen als auch im phyloge­ mal entspricht der signifikanten Platycephalie der netischen Sinn charakteristisch. Die unterschied­ Neanderthaler. lichen Stadien der Evolution, die zu den Nean- Obwohl die Erhaltung der Schädelfragmente eine derthalern führen, sind in Tab. 1 zusammenge­ Berechnung der kranialen Größe nicht erlaubt, fasst. Die vorläufigen Studien der Schädelkalotte kann auf der Basis der gegebenen Dimensionen von Ochtendung zeigen, dass die beobachteten ein großes kraniales Volumen angenommen wer­ Merkmale der Neanderthaler-Linie zuzuordnen den. Die Neanderthaler besaßen ein größeres Ge­ sind. Die Hominidenreste aus Ochtendung reprä­ hirnvolumen als der Homo sapiens sapiens. sentieren jedoch eine frühe Phase in der Evo­ lution der Neanderthaler, die als „Spät-Prä- Die relativ niedrige und kaum markierte Position Neanderthaler" definiert wird. des Tuber parietale atif der linken erhaltenen Seite befindet sich dort, wo man sie bei Nean- derthalern erwarten würde. Beim heutigen Men­ 5 Zur zeitlichen Stellung schen befinden sich die Tuber parietale in einer des Hominidenschädels höheren Position. In Profil H (vgl. Abb. 3 und 4) beginnt die Deck- Die Dicke der Knochen ist ungewöhnlich. Die schichtenabfolge mit phreatomagmatisch geför­ Schädelkalotte ist wesentlich dicker als die eines derten, brockentuffartigen Tephren. Ähnliche Py- 66 AMT. VON BERG, SILVANA CONDEMI & MANFRED FRECHEN roklastika wurden in den Profilen A, B und D be­ bentrichter hinterlassen hat. Die darüberfolgende schrieben (FRECHEN 1995). Oberhalb einer Lapilli- Schuttdecke atis vLilkaniklastischem Detritus füll­ lage, einer mäßig sortierten und ungeschichteten te die ehemalige Mulde komplett aus. Ein signifi­ Fallalllagerung, wurden gut geschichtete, sedi- kanter Lössanteil ist in der Matrix dieser Schtitt- mentreiche phreatomagmatische Pyroklastika ab­ decke nicht vorhanden. gelagert, deren oberste 28 cm umgelagert worden An der Unterkante dieser Fließerde oder vulkani­ sind. Oberhalb dieser Tephra folgt ein Hiatus. Auf schen Schuttdecke wurden der Hominidenrest die ehemalige Oberfläche ist mindestens eine vul- tind die drei Steinartefakte gefunden. Diskordant kanische Bombe eingeschlagen, die einen Bom- über der Schtittdecke folgt eine lössartige Fließ­ erde und Löss, der zum Hangen­ Tab. 1: Zuordnung des Hominidenrestes aus Ochtendung und der den hin zu einer Pararendzina Frühmenschenfunde Europas zu den verschiedenen Menschen- überprägt wurde. Die Abfolge gnippen sowie ihre ungefähre zeitliche Stellung. schließt mit Laacher See-Bims ab. Tab. 1: Evolution of the European human populations, their chronolo­ Die chronostratigraphische Stel­ gical positions in relation to the oxygen isotope record and the chro­ lung des Hominiden-Fundhori- nological position of the Neanderthal remains from Ochtendung. zontes ist nicht eindeutig. Zum Äl­ teren hin begrenzen die vulkani­ O- schen Schlacken und phreato­ FUNDSTELLEN Isotopen- MENSCHEN Stufen magmatische Ablageningen die Abfolge. Vergleicht man diese Se- Moderne Menschen qLtenz mit detaillierter geglieder­ ten Abfolgen aus dem Bereich der Cro-Magnon (F) Anatomisch moderne Menschen Wannenköpfe (vgl. FRECHEN Neanderthaler 1995), so ist es wahrscheinlich, dass das Maximalalter des Fund­ St. Cesaire (F) horizontes in das Frühglazial der La Ferrassie (F) vorletzten Kaltzeit (OIS 6) gestellt La Chapelle-aux-Saints (F) 4-3 La Quina (F) „Klassische Neanderthaler werden muss. Der Hominiden- Regourdou (F) Fundhorizont ist reich an vulkani- Spy (B) klastischem Material. Ein signifi­ Neanderthal (D) kanter Lössanteil ist jedoch nicht Circeo (1) nachweisbar, so dass die Schutt­ Gibraltar (GB) decke entweder unmittelbar nach Salzgitter-Lebenstedt (D) 5 Proto-Neanderthaler der phreatomagmatischen Empti- Saccopastore (I) onsphase zur Ablagerung kam La Chaise: B.D. (F) oder nach einem zeitlichen Hia­ Ehringsdorf (D) tus. Eine ähnliche lithologische Ochtendung 6 Abfolge findet sich in dem von La Chaise: S. (F) FRECHEN (1995) beschriebenen Biache-St-Vaast (F) Profil B zwischen 1,80 und 4,73 m Reilingen (D) 9-7 „späte" Prä-Neanderthaler unterhalb Geländeoberkante Steinheim (D) (GOK). Oberhalb der Maarabla­ Swanscombe (GB) Bilzingsleben (D) gerungen, die der pyroklastischen Abfolge unterhalb des Fundhori­ Atapuerca: S.Huesos (S) 12-9 zontes lithologisch ähnlich sind, Petralona (GR) ..frühe" Prä-Neanderthaler folgt ein Horizont, der atis Arago (F) Visogliano (1) schwarzen Lapilli und vereinzelt vorkommenden vulkanischen Boxgrove (GB) 15-13 Anfang der Neanderthaler Bomben an der Basis besteht. Mauer (D) Evolution

Archaise he Menschen in Europa Die zum Hangenden hin diskor­

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