Kirchenglocke Katholische Pfarrgemeinde „Heilige Familie“ Herzfelde ⚏ Rüdersdorf ⚏ Schöneiche
Total Page:16
File Type:pdf, Size:1020Kb
1 kirchenGLOCKE Katholische Pfarrgemeinde „Heilige Familie“ Herzfelde ⚏ Rüdersdorf ⚏ Schöneiche Pfarrbrief Nr. 74 ⚏ Februar / März 2017 2 Editorial Katholisches Pfarramt „Heilige Familie“ Ernst-Thälmann-Straße 73 15562 Rüdersdorf Pfarrbüro: derzeit nicht besetzt Tel.: (03 36 38) 22 62 Fax: (03 36 38) 89 58 27 E-Mail: [email protected] Pfarradministrator: Martin Pietsch E-Mail: [email protected] Gemeindereferent: Klemens Stachowiak Tel.: (01 52) 28 72 88 13 E-Mail: [email protected] Bankverbindung: Pax Bank IBAN: DE 95 3706 0193 6000 70 60 17 Website: www.pfarreiheiligefamilieruedersdorf.org Priesternotruf: 03 35-280 511-38 Impressum Herausgeber: E-Mail: [email protected] Kath. Pfarrgemeinde „Hl. Familie“ Tel.: (01 73) 6 21 78 18 V. i. S. d. P.: Martin Pietsch Redaktionsschluss: diese Ausgabe 19.01.2017 Redaktion: nächste Ausgabe 13.03.2017 Alfred M. Molter (Leitung), Gabriela Röske, Andreas Wibbels Gestaltung und Herstellung: brandung3 Titelbild: Denkmal Martin Luthers auf dem Erfurter Anger von Fritz Schaper, 1889. Foto: Alfred M. Molter Rücktitel: Christus als Weltenrichter, Ikone aus Bulgarien nach einer Vorlage aus dem 14. Jahrhundert, Berlin, Privatbesitz. Foto: Alfred M. Molter 3 Editorial Kampf gegen die Schwerkraft Fastenzeit ist Chance zur Umkehr Liebe Gemeinde, sich diese Definition auf das geistli- che Leben übertragen. Wo arbeiten die spannendste liturgische Jahreszeit wir gegen unsere je eigene Schwer- liegt vor uns. Nach den ausgelassenen kraft? Wo haben wir uns ihr ergeben? Karnevalfeiern – in unseren Breiten Diese Fragen stehen in der Fasten- eher verhalten gestaltet und Fasching zeit im Raum. Was ist denn meine mir genannt – steht uns die Fastenzeit ins eigene Schwerkraft? Wogegen muss Haus. Getreu dem Motto der Heiligen ich denn ganz besonders kämpfen, Theresa von Avila: „Wenn Fasten, um zu leben, also dahin zu gelangen, dann Fasten, wenn Rebhuhn, dann wohin ich will und nicht am Boden Rebhuhn!“ kleben zu bleiben? Solch ein Gravi- tationsfeld bedeutet, in den Bann der „Erkenne Mensch, dass du Staub bist sieben Hauptsünden, der Ich-Sucht, und zum Staub zurückkehrst!“ oder des Geizes, des Neides, der Wollust, „Kehrt um und glaubt an das Evan- der Trägheit, des Nimmer-Satt-Seins gelium!“ Mit diesen Worten werden oder des Zornes zu geraten und wir uns am Aschermittwoch oder am dagegen kämpfen zu müssen. Sonst Sonntag darauf als Zeichen unserer liegen wir schnell am Boden. Damit Bußgesinnung das Aschekreuz auf- das nicht passiert, bietet die Fasten- legen lassen. Sie bilden dann wieder zeit besondere geistige Hilfen: Fasten, gleichsam die großen Überschriften Gebet, Almosen. über der Zeit der persönlichen Um- kehr und Erneuerung. Da man sich mit seinen unangeneh- men Seiten eher unfreiwillig be- Doch was bedeutet Umkehr ganz schäftigt, gibt es also eine besondere konkret, für unser Leben? Hier kann liturgische Zeit, um all das in den uns zunächst eine Definition aus dem Blick zu nehmen. Dabei sollten wir Bereich der Biologie helfen: Leben, auch nicht die positiven Kräfte aus so heißt es da, sei nichts anderes als den Augen verlieren: die Tugenden, Arbeit gegen die Schwerkraft. Die die uns weg von der Schwerkraft Kraft, die hilft, eben nicht nur der nach oben ziehen. Es sind Glaube, Gravitation zu folgen, sondern gegen Liebe, Hoffnung, Weisheit, Gerech- sie anzugehen und so dorthin zu ge- tigkeit, Tapferkeit und Mäßigung. langen, wohin wir wollen, ist nichts Auf denn! ⚏ anderes als „Leben“. Unschwer lässt Marc-Anton Hell 4 Titelthema Augustinermönch und Reformator Auf den Spuren Martin Luthers in Erfurt Pforte des Augustinerklosters in der Erfurter Comthurgasse. Foto: Alfred M. Molter Ich kann es noch immer kaum fas- tekt des Berliner Domes, hat es erbaut sen. Um 8.15 Uhr bin ich am Berliner – steht das Denkmal für den Reforma- Hauptbahnhof abgefahren. Es ist erst tor, der in Erfurt prägende Jahre sei- 10.10 Uhr, und ich stehe bereits auf nes Lebens verbracht hat. Fritz Scha- dem Vorplatz des Bahnhofes in Erfurt. per erhielt den Auftrag der Stadt zum Fünfhundert Jahre nach der Veröf- 400. Geburtstag Martin Luthers 1883. fentlichung seiner Thesen zum Ab- Sechs Jahre später wurde es einge- lasshandel, die als Beginn der Refor- weiht. Es vereinigt in schöner Weise mation gelten, will ich den Spuren des die vollplastische Figur des Reforma- jungen Augustinermönchs Martin Lu- tors mit am Sockel angebrachten Re- ther im „thüringischen Rom“ folgen. liefdarstellungen seiner Erfurter Zeit. Am Anger, nur wenige Schritte vom Mit 17 Jahren hatte er sich auf Wunsch ehemaligen Kaiserlichen Postamt ent- des Vaters an der hiesigen Univer- fernt – Julius Raschdorff, der Archi- sität einschreiben lassen, um Jurist 5 Titelthema zu werden. Die Matrikel von 1501 ist erhalten und das erste urkundliche Zeugnis des „martinus luder de mans- felt“. 1392 war die Hochschule vom Rat der Stadt gegründet worden und hatte einen hervorragenden Ruf. In ihrer Bibliothek dürfte Luther auch zum ersten Mal eine vollständige Aus- gabe der Bibel in lateinischer Spra- che, die Vulgata, in der Hand gehabt haben. Zunächst musste er allerdings die „Sieben freien Künste“ studieren. Nach nur einem Jahr legte er die Prü- fung als Bakkalaureus ab, und Anfang Januar 1505 promovierte er zum Ma- gister. Darauf folgte das eigentliche juristische Studium. Doch am 2. Juli dieses Jahres passierte das einschneidende Erlebnis. Auf dem Weg nach Erfurt in der Nähe des Dor- fes Stotternheim von einem gewalti- gen Gewitter überrascht, gelobte er in Todesangst: „Hilf du, Sankt Anna, ich will ein Mönch werden!“ Gegen den Willen des Vaters, der später einlenk- te, betrat er am 17. Juli in der Erfurter Comthurgasse das Kloster der Augus- tinerchorherren. Bereits im Herbst 1506 legte er in der Klosterkirche die ewigen Gelübde ab. Heute dient das Klostergelände nicht nur als Luther- stätte, sondern hält auch ein mo- dernes Tagungszentrum bereit. Pro- minentester Gast dürfte 2011 Papst Denkmal Martin Luthers von Fritz Schaper, 1889, unten Benedikt XVI. gewesen sein. dessen Eintritt in das Kloster. Fotos: Alfred M. Molter 6 Titelthema 1507 wurde der Augustinermönch das Apostelportal. Von hier oben gibt „Bruder Martinus“ im Erfurter Dom es einen grandiosen Blick auf den von Weihbischof Johann Bonemilch Domplatz. Dort versammeln sich all- von Lasphe zum Priester geweiht. jährlich am 11. November, dem Fest Dessen Grabplatte aus dem Jahre 1510 des Erfurter Stadtpatrons St. Martin, ist bis heute dort erhalten. Die großar- die katholischen und evangelischen tigen, jetzt wieder bestens restaurier- Gemeinden Erfurts zum großen Lich- ten Glasfenster des 13. und 14. Jahr- terumzug. Es ist auch der Namenstag hunderts im Hohen Chor hat Luther von Martin Luther. Wie „katholisch“ dabei genauso gesehen wie das reich oder „evangelisch“ war der eigent- geschnitzte gotische Chorgestühl. lich? Ist das überhaupt wichtig? ⚏ Nicht zu reden von dem Aufstieg über Alfred M. Molter die Domstufen und dem Eintritt durch Kloster ist mehr als nur Kultur Zisterziensermönche wollen nach Neuzelle kommen In diesem Jahr ist nicht nur das Refor- etwa drei Prozent der Einwohner zum mationsjubiläum, sondern vor zweihun- katholischen Glauben bekennen, eine dert Jahren wurden auch viele Klöster umgekehrte Entwicklung ereignen. in Deutschland verstaatlicht – so auch Denn es gibt ernsthafte Pläne, das Kloster Kloster Neuzelle im heutigen Land Bran- wieder mit Zisterziensermönchen zu denburg. Die wunderschöne Anlage – nur beleben. fünf Kilometer von Eisenhüttenstadt ent- Bereits im Sommer des vorigen Jahres fernt - mit ihrer barocken Kirche, dem machte sich eine kleine Gruppe von Gartenensemble und zwei Museen ist vier Mönchen aus dem Stift Heiligen- heute ein beliebter Tourismusort und kreuz für einige Tage von Österreich wird von einer staatlichen Stiftung nach Neuzelle an die polnische Gren- betrieben. Obwohl in Deutschland ge- ze auf. Sie wollten vor Ort die Bedin- legentlich Klöster wegen Nachwuchs- gungen für ein lebendiges Kloster- mangels ihre Pforten für immer schlie- leben erkunden. Nun haben die ßen müssen, könnte sich ausgerechnet Zisterziensermönche aus dem Stift in einem Bundesland, indem sich nur Heiligenkreuz entschieden, in Neuzelle 7 Titelthema Die ehemalige Klosterkirche in Neuzelle ist heute Pfarrkirche. Foto: Alfred M. Molter wieder ein lebendiges Kloster entste- waren auch schon hier im Laden und hen zu lassen. wir haben uns kurz bekannt gemacht „Ich habe es in der Zeitung gelesen, und gut unterhalten“, sagt sie weiter. dass wir möglichweise hier wieder Einer der Mönche sei sogar gelernter Mönche am Ort haben werden“, be- Buchbinder und da hätte Marion richtet auch Marion Gollhardt. Sie Gollhardt sofort „eine gute Basis“ für betreibt ein kleines Antiquariat am das erste Kennenlernen gehabt. Oft Kloster. Wer durch das große Tor die kommen nun Touristen zu ihr ins Anti- Anlage in Neuzelle betritt, kommt quariat und erkundigen sich nach den direkt an ihrem Buchladen vorbei. neuen Umständen und den Mönchen, „Ich sah sie so übern Platz gehen und die mittlerweile wieder in Österreich schaute erstaunt, weil Mönche in Neu- sind. „Mich fragen sehr viele Kunden, zelle sehr ungewöhnlich sind“, sagt ob das Kloster noch in Betrieb ist, weil die Buchhändlerin, die selbst nicht sie auch hierherkommen und Mönche Mitglied in einer der christlichen Ge- sehen wollen. Sie sind dann immer meinden vor Ort ist. „Zwei von ihnen ganz enttäuscht, wenn ich dann sage, 8 Titelthema seit 1817 existiert das Kloster nicht Teiche und landwirtschaftlichen Lände- mehr“,