65. Jahrgang 2013 BAND 1

MONTFORT Zeitschrift für Geschichte Vorarlbergs

Walserspuren – 700 Jahre Walser in

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Alois Niederstätter 5 Zur Geschichte der „Walser“ im spätmittelalterlichen Vorarlberg – ein Überblick 17 Mathias Moosbrugger Die Walser – Historiographische Identitäten. Anmerkungen zur Entwicklung des Walserbildes im Kontext der Vorarlberger Landesgeschichtsschreibung 29 Ulrich Nachbaur Steinbock und Sterne. Walsertum und Gemeindewappen 67 Manfred Tschaikner Die Entstehung des Walsergerichts in der Herrschaft Blumenegg nach den Urkunden von 1397 und 1422 77 Alois Niederstätter Meschach – ein spätmittelalterliches „Investorenmodell“ mit „Walser“ Beteiligung 81 Oliver Schallert Die Walser und ihre sprachlichen Spuren in Vorarlberg 97 Simone Maria Berchtold Schiestl Walsernamen? Eine onomastische Spurensuche 105 Klaus Pfeifer Spätmittelalter-/frühneuzeitliche Profanbauten in walserischen Siedlungsräumen Vorarlbergs 113 Rudolf Berchtel Walser Alpwirtschaft 125 Birgit Ortner Verlassene Walserdörfer: Bürstegg und Nenzingerberg 135 Rezensionen 139 Autoren nachbaur Steinbock und Sterne. Walsertum und Gemeindewappen 29

Ulrich Nachbaur Was macht Menschen zu Walsern?1 „Ihr Rechtsstatus“, hätten uns die Verwaltungsleute der Herrschaft Blumenegg erklärt, für die es nur noch „ehemalige Walser“ gab, nach­ dem sich diese 1526 freiwillig in die Leibeigenschaft ihres Steinbock und Sterne. Landesherrn begeben hatten.2 Und doch ist ihr und nur ihr Siedlungsgebiet in der ersten Vorarlbergkarte von 1783 als Walsertum und WALLSERTHAL ausgewiesen.3 „Ihre Abstammung“, hätten biologische Anthropolo­ gen entgegnet, die um 1910 begannen, die Schädel der ein- Gemeindewappen schichtigen Walser zu vermessen4, um ihnen später auch noch das edle „Walserblut“ abzuzapfen.5 (Die Kropfbildung als typisches Walliser Erbgut erwies sich als nicht tragfähige These.)6 „Ihr Mundart“, hätte Paul Zinsli (1906 bis 2001) einge­ wendet: „Wo nicht mehr eine walserdeutsche Mundart gere­ det wird, besteht kein Walserort mehr, ja gibt es im Grunde keine Walser mehr“, nur noch „‚Herkunftswalser‘“, keine „kulturelle ‚Vollwalser‘“ mehr, resümierte der Sprachwissen­ schafter 1968 in seinem Standardwerk „Walser Volkstum“ und führte als Beispiele das Brandner- und das an.7 Selbst im Großen Walsertal hatte Zinsli schon vor Jahren einen Sprachverfall feststellen müssen und dass das Vorarl­ berger Walsertum „in der Gefahr der Auflösung“ steht.8 Nüchtern betrachtet fällt es schwer, in der Kultur oder gar in der Natur eine die Walser zeit- und grenzenlos verbin­ dende Klammer zu finden oder zu konstruieren. Vielleicht können wir uns auf die schlichte Formel verständigen: Wal­ ser ist, wer sich als Walser sieht und als Walser angesehen wird. Das gilt auch für Vereinigungen bis hin zu politischen Gemeinden. Im Bemühen ein Walser-Bewusstsein zu schaffen oder lebendig zu erhalten, wurde in Vorarlberg auch eine Walser- Symbolik behauptet und entwickelt, die in Gemeindewappen Ausdruck und Verbreitung fand.

1. Walsergemeinden

Der Rückbezug auf die so genannten „Walsergemeinden“ war auch der zentrale Anknüpfungspunkt für die organisierte „Walserrenaissance“ der 1960er Jahre. Als Folge der Lawinenkatastrophe von 1954 bildete sich eine Gemeinschaft abgewanderter Großwalsertaler, die sich 1960 als „Walser-Vereinigung“ mit Sitz in konstitu­ ierte. Mitglied konnte nur eine nicht mehr im Walsertal wohn- haftePerson werden, die auf Grund der Matriken nachweisen kann, daß sie in einer Walsergemeinde geboren ist.9 1967 for­ mierte sich der Verein als „Walservereinigung “ neu. Anspruch auf die Mitgliedschaft hatte nun jede nicht mehr im Walsertal wohnhafte, vordem zur dortigen Heimatgemein- schaft zählende Person und deren Nachkommen.10 Inspiriert durch die internationale „Walserrenaissance“, deren Initiatorin und Organisatorin Tita von Oetinger (1905 bis 1978) 1962 zu einem ersten Walsertreffen nach Saas-Fee ins Wallis eingeladen hatte11, traf sich im Oktober 1966 in 30 montfort Zeitschrift für Geschichte Vorarlbergs Band 1 / 2013

Blons ein Kreis Gleichgesinnter, um die Gründung einer Vor­ „Da die Walser dem Neuen kritisch und zurückhaltend arlberger Organisation vorzubereiten. gegenüberstehen, dauerte es einige Jahre, bis schließlich „Besondere Impulse“ kamen von zwei Heimatforschern12, alle Vorarlberger Walsergemeinden der Vereinigung bei- vom Blonser Schuldirektor Eugen Dobler (1910 bis 2011)13 traten,“ berichtete 1977 Herbert Sauerwein im Rückblick.27 und vom Kleinwalsertaler Chronisten Alfons Köberle (1893 Aus dem „alle“ wird deutlich, dass auch in der Walserver- bis 1980).14 Am 8. Juli 1967 beschloss ein Proponenten­ einigung nicht von vornherein so klar gewesen zu sein komitee in offiziell die Gründung einer „Vorarlberger scheint, welche Gemeinden als „Walsergemeinden“ anzuse­ Walservereinigung“.15 „Die Sorge um die Erhaltung und hen waren. Pflege des Walser Volks- und Brauchtums führten schon seit , Brand, Damüls, , Lech, , , Jahren verantwortungsbewußte Männer aus verschiedenen Schröcken, Sonntag, Warth bis 1968 –28 mit dem Beitritt von Walsersiedlungen zusammen. Um nachhaltiger und in die Fontanella, St. Gerold und Thüringerberg galt bereits 1970 Breite wirken zu können, erwies es sich jedoch als unum­ „Kreis der Walsergemeinschaft in Vorarlberg geschlossen“29; gänglich, die lose Interessengemeinschaft auf eine rechtliche spätestens aber 1972 mit Silbertal30, und nochmals 1975 mit Grundlage zu stellen,“ berichtete Lechs Alt- und Vizebürger­ Dünserberg.31 Ab 1978 galt auch der Dornbirner Ortsteil meister Martin Walch (1922 bis 1980) als Gründungsobmann Ebnit als Mitglied, was jedoch zweifelhaft bleibt.32 1996 wur­ in der ersten Ausgabe der Halbjahresschrift „Walserheimat den die Tiroler Gemeinde Galtür und die Liechtensteiner in Vorarlberg“16, die zehn Jahre später in einer Auflage von Gemeinde Triesenberg geworben und aufgenommen.33 2001 1.600 Exemplaren erschien.17 schließlich ersuchte noch Bürserberg um Aufnahme und darf Die „Vorarlberger Walservereinigung“ wurde als Ge- seither „das 19. Sternchen im Logo der Walservereinigung meindeverband gegründet. Ordentliche Vereinsmitglieder sein“.34 Dabei zierte der „Walser Steinbock“ bereits seit 1970 konnten nur die Vorarlberger Walsergemeinden, geschlossene das Wappen der Gemeinde Bürserberg. Walsersiedlungen und Vereine der abgewanderten Walser wer­ Die Funktion der „Walsermacher“ teilte sich der Vorstand den18; bis 2000 war nur diese so genannte „Kollektivmitglied­ der Walservereinigung mit der Landesregierung, die den schaft“ möglich.19 Gemeinden Wappen beschied. Diese Konstruktion und der Vorgang sind bemerkens­ wert: Eine Gemeinde erklärt sich durch den Beitritt zum Verein „Vorarlberger Walservereinigung“ im Ergebnis zu einer „Walsergemeinde“.20 Ob ihr dieses Prädikat zukommt, 2. Gemeindewappen entscheidet die Walservereinigung mit der Aufnahme. Die „Walsergemeinschaft Rankweil“ sah sich in diesem Mitglie­ Eine gemeinsame Zeichensymbolik war in der Walser­ derkreis als „‚auswärtige Gemeinde‘“.21 forschung kaum zur Sprache gekommen.35 Eine Ausnahme Wie schon vor 500 Jahren: Ein „gehöriger“ Walser ist, wer bildeten kreative Bemühungen in Vorarlberg, den Steinbock einer Walsergemeinde zugehört – Walser als Rechtskategorie. zu einem „Walser-Label“ aufzubauen; nicht ohne Erfolg, Die Vorarlberger Walservereinigung versteht sich heute wenn wir die Wappen unserer Walsergemeinden Revue pas­ als „die Interessensgemeinschaft der 19 Walsergemeinden sieren lassen. in Vorarlberg, Tirol und Liechtenstein mit insgesamt 17.000 Der Zusammenhang zwischen den Wappenverleihungen Einwohnern“.22 und der organisierten „Walserrenaissance“ der 1960er Jahre Die flächendeckende Bildung von Ortsgemeinden ist evident. erfolgte in Vorarlberg bereits aufgrund der bayerischen Gemeindereform von 1808.23 Potentielle „Walsergemeinden“ wären Hochkrumbach und Ebnit gewesen. Das aussterbende 2.1 Von der Gnade zum Recht Hochkrumbach wurde 1885 mit Warth vereinigt (zu „Warth- Hochkrumbach“, ab 1924 „Warth“)24, Ebnit 1932 der Stadt Zum Gemeindewappenrecht an dieser Stelle nur so viel, eingemeindet.25 Beide Gemeinden hatten kein dass die Verleihung und Bestätigung bis 1918 als Vorrecht Wappen geführt, an Hochkrumbach erinnert im Warther der Krone angesehen wurde, das nach dem Untergang der Gemeindewappen der zweite Walliserstern. Monarchie die Bundesregierung für sich in Anspruch nahm, Welche Gemeinden bereits den Gründungsbeschluss bis es durch die Bundesverfassungsreform von 1925 in die des Proponentenkomitees der Vorarlberger Walservereini­ Zuständigkeit der Länder überging.36 1926 traf der Vorarl­ gung mittrugen, bliebe zu klären. Jedenfalls beschloss selbst berger Landtag eine landesgesetzliche Regelung, die 1927 in die Mittelberger Gemeindevertretung erst am 30. August Kraft trat. Seither ist die Landesregierung für Bestätigung 1967, nach dreivierteljährlichem Zögern, den Beitritt und oder Verleihung von Gemeindewappen zuständig. Chronist Köberle sah sich zur Beruhigung der Gemüter zur Nur wenige Gemeinden hatten sich vom Kaiser oder öffentlichen Erklärung veranlasst, dass diese Volksstamm­ von der Bundesregierung ein Wappen bestätigen oder ver­ gemeinschaft [!] rein idealen Zielen dient, keine wirtschaft­ leihen lassen. Andere hatten ohne zu fragen ein Symbol im lichen Geschäfte plant und noch weniger zusätzliche Vereins- Gemeindesiegel geführt37, darunter Mittelberg den Stein- meierei aufziehen will.26 bock des ehemaligen Gerichts Mittelberg (Abb. 1) und nachbaur Steinbock und Sterne. Walsertum und Gemeindewappen 31

penzensor“ der Landesregierung. Warth unternahm offenbar keine weiteren Schritte, führte aber das Tannberger Siegelbild bis 1938 ungeniert im Gemeindestempel weiter.41 Bis 1930 bestätigte oder verlieh die Landesregierung in einer ersten Welle 34 Gemeinden ein Wappen.42 Damit war der Bedarf weitgehend gedeckt. Bis 1960 folgten gerade ein­ mal neun Gemeinden, darunter 1938 Laterns (vgl. Abb. 8). 1959 ergriff Landesamtsdirektor Elmar Grabherr (1911 Abb. 2: Gemeindestempel Warth- bis 1987) die Initiative. Der Spitzenbeamte der Landes­ Hochkrumbach 1925. An sich war die Gemeinde bereits 1924 in „Warth“ regierung schrieb an den „Vorarlberger Gemeindeverband“, Abb. 1: Gemeindestempel Mittelberg umbenannt worden (Vorarlberger die Führung eines Wappens sei ein sinnfälliger Ausdruck der 1934 (Vorarlberger Landesarchiv). Landesarchiv). autonomen Rechtspersönlichkeit und es würde daher begrüßt, wenn sämtliche Gemeinden des Landes sich entschließen könnten, ein Wappen zu führen, wie das im Kanton St. Gal­ Warth ab 1924 die Tanne des ehemaligen Gerichts Tannberg len der Fall sei. Für diesen Fall werde es sich vielleicht emp­ (Abb. 2).38 fehlen, beim Amt der Landesregierung einen vorübergehen­ Doch mit dem Landesgesetz wurde der offiziösen Wap­ den Beirat zur Anregung und Begutachtung einzurichten.43 penführung 1927 ein Riegel vorgeschoben.39 Selbst Gemein­ Wie erbeten, teilte der Gemeindeverband den Gemeinden den, die bereits ausdrücklich berechtigt waren, ein Wappen diesen Wunsch der Landesregierung mit der Bitte um Stel­ zu führen, hatten binnen Jahresfrist den entsprechenden lungnahme mit.44 Nachweis zu erbringen. Bis Juni 1928 zeigten im Rahmen Ein Beirat wurde nicht eingerichtet, aber das Interesse an dieser Wappenrevision zehn Gemeinden an, zur Wappen­ Wappenverleihungen nahm deutlich zu, vor allem bei Mon­ führung berechtigt zu sein. 89 teilten mit, dass sie kein Wap­ tafoner und „Walsergemeinden“.45 Dazu trug die Brachial­ pen besitzen, wovon 23 ihr Interesse einer Wappenverleihung sanierung des so genannten „Schlosses Gayenhofen“ für die anmeldeten, darunter Warth.40 Die übrigen legten vorerst Bezirkshauptmannschaft Bludenz bei.46 Das Vorhaben, im ausdrücklich keinen Wert darauf, darunter auch Mittelberg, Sitzungssaal die Wappen aller Gemeinden des Verwaltungs­ dem aber 1929 auf Initiative des Landesarchivars Viktor Klei­ bezirks anzubringen, war daran gescheitert, dass die meis­ ner (1875 bis 1950) doch ein Wappen verliehen wurde. Das ten Gemeinden noch über kein Wappen verfügten. Bezirks­ Landesarchiv war Anlaufstelle für Gemeinden, die sich für hauptmann Julius Längle (1908 bis 1993) teilte 1963 den ein Wappen interessierten, Kleiner gewissermaßen der „Wap­ Bürgermeistern mit, dass der Graphiker Markus Bachmann

1966–1970

1961–1965 „Walsergemeinden“ Sonstige Gemeinden 1956–1960

1951–1955

1946–1950

1941–1945

1936–1940

1931–1935

1927–1930

0 10 20 30 40

Abb. 3: Vorarlberger Gemeindewappen: Bestätigungen und Verleihungen 1927 bis 1970 (Ulrich Nachbaur). 32 montfort Zeitschrift für Geschichte Vorarlbergs Band 1 / 2013 in Götzis seine Dienste anbiete, die der Bezirkshauptmann ten erstellt und die Wappenbeschreibung durchführt. Dann auch empfahl. Bachmann veranschlagte für eine genehmi­ wird der Entwurf an das Bundesministerium für Inne- gungsreife Ausführung 2.500 bis 4.000 Schilling.47 Er starb res mit dem Ersuchen um Erstellung eines heraldischen jedoch ein halbes Jahr später, womit die Wappenangelegen­ Gutachtens weitergegeben. Mit den Bundesstellen hat die heit in einigen Gemeinden wieder liegen blieb.48 Gemeindeabteilung gute Erfahrungen gemacht, aber mit Von den heute 16 „Walsergemeinden“ erhielten 14 ihr den Gemeinden kommt es häufig zum Kampf. Anschlie- Wappen von 1961 bis 1970 verliehen, also in der Phase der ßend gelangt das Wappen mit Bild und Beschreibung in „Walserrenaissance“, wenn auch nicht ganz freiwillig. die Regierungssitzung und wird im Amtsblatt verlautbart („Der Gemeinde NN. wurde ein Wappen verliehen“.) […]55

2.2 Vom Recht zur Pflicht Nur die Steiermark und ausgerechnet das so föderalistische Vorarlberg hatten noch die Wappenentwürfe zur Begut­ Im Rahmen der Gemeinderechtsreform 1965 verpflichtete achtung nach Wien geschickt und wurden gebeten, davon der Landtag die Landesregierung im Gemeindegesetz, bin­ abzusehen.56 Die Erstellung und Gestaltung der Wappen ent­ nen fünf Jahren auch allen bisher resistenten Gemeinden ein sprechend der Expertenempfehlung wieder an das Landes­ Wappen zu verleihen.49 Das hatten die Gemeinden im Begut­ archiv abzugeben, kam in Bregenz hingegen nicht in Frage, achtungsverfahren fast durchwegs abgelehnt.50 im Gegenteil. Je mehr die Zeit drängte desto mehr übernahm Innerhalb der Landesverwaltung war kritisiert worden, der geschichtsbeflissene Landesamtsdirektor Grabherr per­ dass sich die Gemeinden künftig ihre Wappen unter Bedacht­ sönlich die Regie. Den zuständigen Abteilungsvorstand nahme auf heraldische Grundsätze selbst verordnen mögen. Meyer degradierte er zum Erfüllungsgehilfen, Landes­ Die Landesregierung hätte die Genehmigung nur unter archivar Ludwig Welti (1904 bis 1971) bootete er als Gutach­ bestimmten Gründen versagen dürfen.51 Raimund Meyer ter aus. Wenn überhaupt, zog Grabherr zur Begutachtung der (1907 bis 1988)52, der Vorstand der zuständigen Abteilung Entwürfe halboffiziell seinen „Hofhistoriographen“ Benedikt Innere Angelegenheiten im Amt der Vorarlberger Landes­ Bilgeri (1906 bis 1993) zu, Weltis Erzrivalen, den Grabherr regierung, hatte zu bedenken gegeben, dass die Gemeinden 1964 im Landesarchiv untergebracht und für die Forschung mehr als bisher den Entwurf eines Wappens einem Lehrer freigestellt hatte.57 oder Gemeindesekretär überlassen würden, der mit den Im Sommer 1968 machte der Landesamtsdirektor 31 heraldischen Grundsätzen nicht vertraut sei. So bestehe die immer noch ausstehende Gemeinden, darunter 6 „Walser­ Gefahr, dass künftig Gemeindewappen entstünden, die man gemeinden“, auf den Ablauf der gesetzlichen Frist aufmerk­ schlechthin als Kitsch bezeichnen muß.53 Auch im Rechts­ sam und stellte eine Rute ins Fenster: Obwohl die Wahl des ausschuss des Landtages hatte sich die Meinung durchgesetzt, Gemeindewappens nicht zum eigenen Wirkungsbereich der dass die noch ausstehenden, meist kleinen Gemeinden über­ Gemeinde gehöre58, habe die Landesregierung den Gemein­ fordert wären; vor allem aber, daß ein Wappen, das von einer den bisher (!) die Möglichkeit eingeräumt, von sich aus Vor­ staatlichen Behörde verliehen worden ist, doch in seiner Qua- schläge zu unterbreiten. Soweit diese nicht den heraldischen lität und Wertung höher steht als ein Wappen, das man sich Grundsätzen widersprachen, seien sie weitgehend für die selbst geben kann.54 Ein merkwürdiges Demokratieverständ­ Verleihung übernommen worden. Zur Sicherstellung geeig­ nis, doch auch Grabherr wird nachträglich nicht unglücklich neter Entwürfe empfehle es sich, vor einer Antragstellung das über die Entscheidung des Landtags gewesen sein. Einvernehmen mit dem Amt der Vorarlberger Landesregie­ So wurden denn bis 1970 in einer Gewaltanstrengung rung herzustellen, dem erfahrene Fachleute aus Geschichte auch noch die restlichen Gemeinden beglückt oder zwangs­ und Wappenkunde zur Verfügung stünden.59 beglückt (vgl. Abb. 3). Dabei dachte Grabherr wohl weniger an Grafiker. Markus Bachmann (1894 bis 1964), einer der führenden Gebrauchs­ grafiker der Nachkriegszeit, war inzwischen verstorben.60 Er 2.3 Die Mühen heraldischer Zwangsbeglückung hatte unter anderem das Wappen für die Gemeinde Silbertal entworfen.61 Die Gemeindeabteilung verfügt über sämtliche Wappen Öster- Das Brandner Wappen geht auf Entwürfe des Bludenzer reichs und der angrenzenden bayrischen und schweizerischen Grafikers Josef Hanser (1929 bis 2010) zurück62, der sich in Bezirke bzw. Kantone, erklärte Hofrat Meyer 1968 auf einer späteren Jahren mehr dem freikünstlerischen Schaffen wid­ Expertenkonferenz der Bundesländer (Archivdirektoren­ mete.63 konferenz), die auf Anregung des 7. Österreichischen Archiv­ Für Blons und Fontanella wurde der akademische Maler tags einheitliche Richtlinien ausarbeitete. Meyer weiter über und Schlinser Bürgermeister Albert Rauch (1908 bis 1970) die Gepflogenheiten in Vorarlberg: tätig64, der bereits mehrere Kirchen im Großen Walsertal bereichert hatte.65 Die Gemeindeabteilung wirkt auf die Gemeinden ein, um Zum führenden Vorarlberger Heraldiker avancierte der die Vorschläge der Fachleute durchzusetzen. Der Entwurf akademische Maler und Restaurator Konrad Honold (1918 kommt an das Landesarchiv, das ein heraldisches Gutach- bis 2007) aus Weingarten, der nach geheiratet hatte nachbaur Steinbock und Sterne. Walsertum und Gemeindewappen 33 und im Montafoner Heimatschutzverein aktiv war.66 Honold Brand habe sich sehr stark als Fremdenverkehrsort ent­ entwarf rund ein Drittel der Vorarlberger Gemeinde­wap­ wickelt, schrieb 1960 Bürgermeister Othmar Beck (1910 bis pen67, darunter jene für Sonntag, Dünserberg, Thüringer­ 1996) nach Bregenz; es sei schon aus diesem Grunde wün- berg, Lech, Bürserberg, Warth und St. Gerold. Er wurde zu schenswert, dass die Gemeinde ein Wappen führt.77 – In jener Grabherrs wichtigstem Mitarbeiter. So schickte der Landes­ Zeit begann auch ein Wettbewerb von Hauseigentümern, amtsdirektor Honold im Jänner 1969 eine Liste mit acht die sich die neuen Fassaden mit „uralten“ Familienwappen Gemeinden, die, soweit in Bregenz bekannt, in Sachen Wap­ schmücken ließen, bürgerstolz am Land, werbewirksam in pen noch nichts unternommen hätten und ermunterte ihn, den Bergen. der Sache nachzugehen; zu jeder Gemeinde lieferte Grabherr Im Laternser Wappen sollte der Dreiberg schon 1936 heraldische Vorschläge mit. Für St. Gerold gab er zu über­ das schöne Bergtal anzeigen, wo die Kurgäste, Bergwanderer legen, das Wappen des Klosters Einsiedeln, zwei Raben, zu und Wintersportler auch Geld […] lassen, gut erreichbar und verwenden.68 (Vermutlich war nicht mehr bekannt, dass lawinensicher und der Dreiberg deshalb nur leicht hügelig über Jahrhunderte ein Basilisk, ein Mischwesen aus einem gestaltet (Abb. 8).78 Hahn und einem Drachen, die Propstei St. Gerold symboli­ Heraldisches Marketing bestimmte auch die Diskussion sierte.)69 in Lech. Bereits 1949 hatte das Verkehrsamt Lech das Lan­ Bei Fontanella gab Grabherr den Entwürfen Albert desarchiv um Unterlagen gebeten, weil es ein Wappen bzw Rauchs den Vorzug und Rauch die Anweisung, wie er sie ein Ortsabzeichen herausbringen wolle, dessen Motiv auf den beschlussreif umzugestalten hat.70 Die Kosten für drei Aus­ verschiedenen Medaillen, Sieger-Diplomen, Werbematerial fertigungen hatte inzwischen das Land übernommen.71 Um usw. immer wiederkehren soll.79 Landesarchivar Meinrad Tie­ eine einheitliche Form zu wahren, bat der Landesamts­ fenthaler (1902 bis 1986) schickte eine Zeichnung des Tann­ direktor im September 1969 nach Rücksprache mit dem für berger Gerichtssiegels nach Lech und empfahl, die Gemeinde Inneres zuständigen Landesstatthalter Gerold Ratz (1919 bis Lech solle am besten um ein entsprechendes Gemeindewap­ 2006) darum, die Ausfertigung der Urkunden ohne Rück­ pen ansuchen. Ernst wurde es jedoch rund zehn Jahre später. sicht auf den Verfasser des Entwurfs an Kunstmaler Honold Haarsträubende Dinge hätten ihm die Lecher zur Begutach­ zu vergeben, der sich bisher als bester Kenner und auch ein- tung vorgelegt, klagte der Fabrikant, Nationalratsabgeordnete wandfreier Künstler erwiesen hat.72 und Hobby-Heraldiker Rudolf Hämmerle (1904 bis 1984) Welchen Anteil hatten die Entscheidungsträger in den dem Landesamtsdirektor; vielleicht auch etwas verschnupft, Gemeinden? Inwieweit machten sie Vorgaben? Nach welchen weil seine Entwürfe nicht auserwählt worden waren. Er sei Kriterien entschieden sie? mit ihm glücklich, antwortete Grabherr, dass die mit Honold Die Entscheidungsprozesse innerhalb der Gemeinden erarbeitete Lösung nun halbwegs in Ordnung gehe und bilden die Regierungsakten selten ab, die meist mit einem man insbesondere die Ansichtskartenlösung (Pfarrkirche mit Beschluss der Gemeindevertretung einsetzen. Ein abgerunde­ Omeshorn) habe verhindern können.80 In der „Walserheimat“ tes Bild wäre vermutlich durch eine Sichtung der Gemeinde­ zeichnete Hämmerle die zehnjährige Entscheidungsfindung archive und eine Befragung von Beteiligten zu gewinnen. nach.81 In der Folge wurden sämtliche Wappen der „Walser­ Für die Entscheidungsträger in den Gemeinden stellten gemeinden“ in aufwändigem Farbdruck vorgestellt und die sich die Fragen: Wie sehen wir uns? Wie wollen wir gesehen Leser mit der neuen Walserheraldik vertraut gemacht.82 werden? Die „Wappenzensoren“ in Bregenz befanden über die heraldische Richtigkeit und die historische Legitimität. Es lag für die Gemeinden durchaus nahe, ihre damals noch heimatkundlich interessierten Lehrer um Entwürfe 3. Walserheraldik zu bitten. So geht das Damülser Wappen auf Volksschul­ direktor Josef Abel (geb. 1929) zurück.73 Für Raggal brach­ Sieben Gemeinden verwiesen schließlich mit „Walliser­ ten Altbürgermeister Andreas Heim (1898 bis 1974) sowie sternen“ auf ihr Walsererbe, fünf mit einem Steinbock (vgl. die Volksschuldirektoren Eugen Dobler und Gernot Ganahl Abb. 4). Doch inwieweit hatten diese Symbole überhaupt (geb. 1945) ihre Ideen ein74, die mit Unterstützung des Tradition? Landes­archivs zu einem heraldisch akzeptablen Wappen geformt wurden.75 Für Schröcken entwarf Bürgermeister Josef Feuerstein (1924 bis 1976) in Zusammenarbeit mit dem 3.1 Siegeltradition der landständischen Landesarchiv unter Zeitdruck selbst das Wappen, das er als Gerichtsgemeinden Kapellmeister für die neue Walsertracht der Musikkappelle benötigte.76 – Alle Genannten waren am Aufbau der „Vorarl­ Fragen wir nach Traditionen, lohnt ein Rückblick auf die berger Walservereinigung“ beteiligt. 24 Gerichtsgemeinden, die vom 16. Jahrhundert bis 1806 die Auch wenn andere Gemeinden Grafiker oder Kunst­maler österreichischen Landstände, das alte Land Vorarlberg bil­ beauftragten, werden doch die heimatkundlichen „Platz­ deten.83 Zu ihnen zählten die so genannten „Walsergerichte“ hirsche“ das ihre dazu beigetragen haben, und nicht zuletzt Damüls, Tannberg und Mittelberg, die gemäß Rangordnung die Touristiker. ganz unten am Verhandlungstisch saßen. 34 montfort Zeitschrift für Geschichte Vorarlbergs Band 1 / 2013

Gemeinde Verleihung eines Beitritt zur Vorarlberger Walsersymbole Gemeindewappens Walservereinigung Mittelberg 1929 1967 Steinbock Laterns 1938 1967/68 Wallisersterne Brand 1961 1967/68 – Damüls 1963 1967/68 Wallisersterne Silbertal 1964 1972 Wallisersterne Raggal 1965 1967/68 – Schröcken 1965 1967/68 Wallisersterne, [Tannberg] Sonntag 1966 1967/68 Steinbock Blons 1969 1967/68 Walliserstern Dünserberg 1969 1975 Steinbock Lech 1969 1967/68 [Tannberg] Thüringerberg 1969 1970 – Warth 1970 1967/68 Wallisersterne, [Tannberg] Fontanella 1970 1970 Wallisersterne St. Gerold 1970 1970 Steinbock Bürserberg 1970 2001 Steinbock Triesenberg (Liechtenstein) 1955 1996 Theodulglocke Galtür (Tirol) 1983 1996 –

Abb. 4: Walsergemeinden und Wappenverleihungen (Ulrich Nachbaur).

Von diesen Gerichtsgemeinden lässt sich nur für Feld­ mente wurden nicht mehr persönlich unterfertigt. Bei fünf kirch (erstmals belegt 1312), Bludenz (1329), Bregenzerwald Gerichten waren Ammannsiegel in Verwendung, die persön­ (1379) und Montafon (1408) eine ins Mittelalter zurück­ liche Siegelbilder zeigen, die Umschriften die Siegler aber mit reichende Siegeltradition belegen; Bregenz ließ sich 1529 Namen und ausdrücklich als Ammann ausweisen (Lin­genau, vom Landesfürsten Wappen und Siegel verleihen, Dorn­ Neuburg, Höchst-Fußach, Rankweil-Sulz, Damüls). Das birn 1655. Im Übrigen dürften Gerichtssiegel, wie die Siegel Ammannsiegel des Jagdbergs zeigt bereits ein auf das Gericht der landständischen und der landesfürstlichen Ämter84, bezogenes Siegelbild, die Umschrift nennt neben dem Sieg­ erst eine Erscheinung des 18. Jahrhunderts sein. Sie waren ler und der Ammannfunktion auch das Gericht (MAGNUS nicht zuletzt eine Folge der staatlichen Verwaltungsrefor­ AMMAN IM GERICHT JAGBERG) – der Siegler hieß men, die auf Gerichtsebene 1784 bis 1786 erfolgten. Gerichts­ Ammann und war Ammann. Elf Stände beglaubigten mit siegel sind in den Archivbeständen auch deshalb rar, weil sie „echten“ Gerichtssiegeln (Bregenz, Feldkirch, Bludenz, Hin­ bis dahin wohl nur selten Verwendung fanden. Beglaubigt terbregenzerwald, Montafon, Dornbirn, Hohenegg, Grünen­ haben die Gerichtsfunktionäre, wie die landesfürstlichen bach, Tannberg, Mittelberg, Sonnenberg)86, wobei Hohenegg Beamten, mit ihren persönlichen Siegeln. Die Abgrenzung und Sonnenberg die Wappen ihrer gleichnamigen Herrschaf­ vom persönlichen Ammannsiegel zum amtlichen Ammann­ ten übernommen hatten. siegel ist dort schwierig, wo in der Umschrift der Ammann Einen Steinbock führte nur die Gerichtsgemeinde Mittel­ noch namentlich genannt wird, das Siegelbild aber eine Fi- berg in ihrem Siegel (SIGILLUM DES GERICHTS MITTEL­ gur zeigt, die wir als Symbol seines Gerichts verstehen möch­ BERG) (Abb. 11). ten. Das Gericht Tannberg verwendete ein Siegel, das als Einen guten Status bieten die Gewaltbriefe (Vollmachten), sprechendes Symbol eine Tanne auf einem Dreiberg zeigt die die Delegationen der Gerichtsgemeinden bei der pompös (Abb. 5)87, das die Nachfolgegemeinden Schröcken (1965), inszenierten Anerkennung der Pragmatischen Sanktion im Lech (1969) und Warth (1970) in ihre Wappen übernehmen Jänner 1722 in Feldkirch vorlegten.85 Sämtliche Vollmach­ sollten. Dieses Gerichtssiegel (SIGIL GERICHT TANN­ ten sind mit Siegeln beglaubigt. Bei sieben Gerichten unter­ BERG) lässt sich erstmals für 1707 nachweisen.88 schrieben noch jeweils mehrere Funktionäre und drückten Die Vollmacht der Damülser ist noch mit dem persön­ ihre persönlichen Siegel auf (Altenburg, Kellhöf, Simmer­ lichen Ammannsiegel Martin Rützlers (MARTIN RÖZLER berg, Sulzberg, Hofsteig, ). Die übrigen Doku­ GERICHTS AMA) beglaubigt. Doch auch für das Gericht nachbaur Steinbock und Sterne. Walsertum und Gemeindewappen 35

dem Großen Walsertal verstehen, teilten sich bis 1802 die Klosterstaaten Weingarten mit der Herrschaft Blumenegg (Thüringerberg, Sonntag, Raggal) und Einsiedeln mit der Herrschaft St. Gerold (St. Gerold, Blons). Ebnit war Teil der Reichsgrafschaft .

3.2 Import der Wallisersterne

Die fünfstrahligen Sterne wurden erst 1938 direkt aus Abb. 5: Gerichtssiegel Tannberg 1707 Abb. 6: Gerichtssiegel Damüls 1801 dem Wallis in die Vorarlberger Heraldik und in die Walser (Vorarlberger Landesarchiv). (Vorarlberger Landearchiv). Gefühlswelt importiert. Die Sterne sind erst ab dem 16. Jahrhundert im Wappen der Landschaft Wallis belegt. Die Landschaft, die sich aus den Damüls lässt sich später, jedenfalls ab 1792, ein Gerichts­ „Zenden“ zusammensetzte, übernahm die weiß-roten Far­ siegel (GERICHT DAMULS) belegen (Abb. 6)89, das offenbar ben aus dem Banner des Bischofs von Sitten und fügte ihnen in Vergessenheit geraten ist.90 Als Vorlage diente augenfällig für jeden der Zenden einen Stern hinzu. Zunächst waren es das Siegel des Gerichts Jagdberg, mit dem Damüls wohl am sieben Sterne, im Wappen des eidgenössischen Kanton Wal­ engsten verbunden war.91 Die staatliche Gerichtsregulierung lis von 1815 schließlich 13.100 Aus der alten Bistumsf­ahne hatte eine Professionalisierung und Bürokratisierung zum ent­wickelte sich auch das Wappen der Hauptstadt Sitten/ Ziel. Am Jagdberg mag sie den Anstoß gegeben haben, das Sion mit zwei Sternen im Banner.101 Auch weitere Walliser Ammannsiegel zum Gerichtssiegel (GERICHT IAGDBERG) Gemeinden führen heute fünfstrahlige Sterne im Wappen102, weiterzuentwickeln92, und im Gericht Damüls, sich ein wobei zu prüfen wäre, inwieweit sie damit das Kantons­ Gerichtssiegel zuzulegen. Gleich dem Jagdberger Siegel zeigt wappen zitieren. Von den „Walsergemeinden“ tun das nur das Damülser, recht ungewöhnlich, einen adeligen Wappen­ die Vorarlberger. Für Graubündner Gemeinden wäre es wohl schild samt Helm, Helmdecke, Helmkrone und als Helm­ kaum in Frage gekommen, Hoheitssymbole eines anderen zier einen wachsenden Hirsch.93 Für das Gericht Damüls Kantons im Wappen zu führen. war das insofern passend, als es seiner Hirsche wegen ein 1936 legte die Gemeinde Laterns einen Entwurf zur begehrtes Jagdrevier war.94 Auf dem Schild des Siegels sehen Begutachtung vor, dem der Walliser Wappenschild zugrunde wir gestaffelt drei Berge, auf jedem eine Tanne. Symbolisiert gelegt war, mit einem Zwickel, der eine Tanne auf einem sind wohl die drei Bezirke, die berechtigt waren, Kandida­ Dreiberg zeigt.103 Entworfen hatte es der legendäre „Zim­ ten für die Ammannwahl vorzuschlagen: In der Pfarre Fon­ bapfarrer“ Gebhard Wendelin Gunz (1881 bis 1956), der tanella das „äußerste Drittel“ (Türtsch, Mittelberg) und das bekannteste Vorarlberger Heraldiker seiner Zeit.104 Laterns „mittlere Drittel“ (Kirchberg, Garlitt, Seewald, Faschina) sei ab 1313 von Walsern besiedelt worden. Die Abstammung sowie die Pfarre Damüls als „jenderes Drittel“.95 Die mäch­ aus dem Wallis solle, so Gunz, in den Nachkommen in die tige Tanne auf dem mittleren Berg mag verdeutlichen, dass fernsten Zeiten lebendig bleiben und darum im Gemeinde­ sich das Machtzentrum längst von Damüls zum Fontaneller wappen zum Ausdruck kommen.105 Kirchberg verschoben hatte. Auch die die Bezeichnung „obe­ Dafür hatte an sich bereits Pfarrer Franz Schratz (1843 bis res Gericht“ verengte sich im Sprachgebrauch spätestens zu 1920) gesorgt, dem Laterns den Umbau und die Erweiterung Beginn des 19. Jahrhunderts auf die „Gemeinde Fontanella, der Pfarrkirche (1891 bis 1894) verdankte. Gemeinsam mit vulgo Obergericht“.96 Bezeichnend ist, dass nur im Fonta­ seinem Vorgänger Josef Fink, nun Pfarrer in Mittelberg, war neller Gemeindewappen (1970) „’s Obergrecht“ hochgehal­ Schratz im Herbst 1890 ins Wallis gepilgert. Bei Baubeginn ten wird, mit einer Waage und zwei Wallisersternen für die hatte er die Kantonsregierung ersucht, der Pfarrkirche der Nachfolgegemeinden Damüls und Fontanella. Die Damülser Walliser-Colonie Laterns zwei Steine, wenn möglich aus der hingegen sparten in ihrem Wappen (1963) die autonome Burg Valeria, mit entsprechenden Widmungen zu stiften.106 Tradition aus, übernahmen mit der Wäldertanne geschichts­ Diesem Wunsch war der Staatsrat des Kantons Wallis, von der fremd sogar das Symbol einer anderen ehemaligen Gerichts­ treuen Anhänglichkeit der freien Walser an ihre alte Heimat gemeinde. freudig ergriffen, gerne nachgekommen.107 Es sollten Steine Die spätere Ortsgemeinde Laterns war Teil des Gerichts der beiden Sittener Burgfelsen geliefert werden. 1892 konn­ Rankweil-Sulz, Dünserberg des Gerichts Jagdberg, Bürser­ ten schließlich feierlich drei Steine in die Fassade eingesetzt berg und Brand sowie die Siedlungen Zürs, Omesberg und werden, die programmatisch beschriftet waren: Tourbillon Älpele, die 1843 Lech zugeschlagen wurden97, gehörten zum 1313 – Valeria 1892 – Gott zum Gruß aus der alten Heimat.108 Gericht Sonnenberg, Silbertal zum Gericht Montafon.98 Nun trug die Landesregierung auf Anraten Landesarchi­ Die übrigen der heutigen „Walsergemeinden“ lagen noch var Kleiners den Laternsern auf, für das Wappen das Einver­ geraume Zeit im Ausland und gehörten nie zum alten Land ständnis der Regierung in Sitten/Sion einzuholen. Der Staats­ Vorarlberg.99 Das Gebiet, das wir heute geographisch unter rat antwortete ihnen abermals, 36 montfort Zeitschrift für Geschichte Vorarlbergs Band 1 / 2013

Abb. 7: Vorarlberg-Karte („Ständekarte“) um 1783 (Vorarlberger Landearchiv). nachbaur Steinbock und Sterne. Walsertum und Gemeindewappen 37

dass es die Bevölkerung des Kantons Wallis und ganz besonders den Staatsrat sehr angenehm berührt, wenn ihre Gemeinde sich ihrer Walliser-Abstammung erinnert und zeugt dies von einer wirklich seltenen Anhänglichkeit an die alte Heimat!109

Die Gratialregistratur des Bundeskanzleramtes hatte nichts einzuwenden, machte in ihrem Gutachten nur darauf auf­ merksam, dass die Mittelspitze der Sterne im Kantonswappen nach oben und nicht wie im Laternser Entwurf nach unten zeigen; was Gunz in Sitten historisch überprüfen ließ und durch ein Gutachten des Kantonsarchivars bestätigt wurde. Letztlich verstrich so viel Zeit, dass der Gemeinde Laterns das Wappen am 21. April 1938 als deutscher Gemeinde ver­ 110 Abb. 8: Gemeindewappen Laterns, liehen wurde. Widmungsexemplar der Gemeinde 111 112 113 Damüls (1963) , Silbertal (1964) , Schröcken (1965) , für Pfarrer Gunz 1938 (Vorarlberger Abb. 9: Wappenentwurf Blons 1969 Fontanella (1970)114 und Warth (1970)115 folgten dem Latern­ Landesarchiv). (Vorarlberger Landesarchiv). ser Vorbild (vgl. Anhang). Bei Damüls stehen drei Sterne für die Ortsteile Uga, Damüls und Schwende, bei Schröcken zwei Sterne für die Siedlungsstufen Auenfeld und Schröcken, derten Walser nicht mit dem Walliser Kantonswappen von bei Fontanella für die beiden Pfarrgemeinden des ehema­ 1815 in Beziehung stehen konnten, wie ihn das Kantons­ ligen Gerichts Damüls, bei Warth für die 1924 vereinigten archiv in Sitten unterrichtet habe. Auch Landesarchivar Gemeinden Warth und Hochkrumbach. Für die drei Sterne Welti habe sich dahingehend geäußert, dass eine Aufnahme bei Silbertal ist keine besondere Deutung überliefert. der Sterne in das Lecher Gemeindewappen beim „Amt“ Die fünfstrahligen Sterne als Sinnbild der Urheimat Wal- abgelehnt würde.122 Doch es war Welti selbst, der „Symbol­ lis wurden zum einprägsamen und prägenden Gemeinplatz häufungen“ nichts abgewinnen konnte.123 In Vorarlberg sei einer historisierenden Immigrantenidentität.116 Die „Ur- man bei der Gestaltung der Wappen auf Talschaften bedacht, heimat“ begegnet uns schon bei Josef Bergmann (1796 bis erklärte hingegen Hofrat Meyer 1968 auf der Expertenkonfe­ 1872), beim Ahnherrn der Vorarlberger Walserforschung.117 renz: Die Montafoner führen die Doppelschlüssel und die Wal- „Die alte und die neue Heimat der Walser“ wurde spätes­ ser die Walliser Sterne.124 – Honold dagegen propagierte den tens durch das gleichnamige Buch von Karl Fritz, das 1930 Steinbock als Walsersymbol, als das Walsersymbol. erschien, zur geläufigen Redewendung.118 Dass der Kanton Die „Walliser“ sind die Daheimgebliebenen, die „Walser“ Wallis – Weiß-Rot – und das Land Vorarlberg – Rot-Weiß – die Ausgewanderten.125 Bei den Sternen geht es tatsächlich die gleichen Farben führen, begünstigte den heraldischen um Walliser Symbole, die auf dem Umweg über die Ge- Brückenschlag zwischen alter und neuer Heimat.119 Nur in meinde­wappen zu Walsersymbolen wurden, von Walliser- zu dieser Farbkombination funktioniert diese Symbolik, das Walsersternen. Der Steinbock hingegen wurde als Symbol der Corporate Design. Ausgewanderten entdeckt oder konstruiert, von vornherein Der weiße Stern auf blauem Grund im Blonser Wap­ als Walsersymbol. – Wieso ein Steinbock? Mittelberg wegen? pen irritiert nicht von ungefähr. Die Gemeindevertretung Hatten die Walser Steinbocksiegel oder -typare im Gepäck? wünschte 1969 das große Lawinenunglück 1954 im Wappen zu vermerken. Die Bevölkerung stehe heute noch unter dem Eindruck des Lawinengrabkreuzes120, das den Wappenschild 3.3 Der Mittelberger Steinbock teilte, den Albert Rauch entworfen hatte (Abb. 9). Es sei schwer verständlich, schrieb Gutachter Benedikt Bilgeri, dass Die Steinbockrenaissance und Legendenbildung setzte 1891 eine Gemeinde für die ganze lange Zukunft ihr Leben gleichsam ein, als die Kleinwalsertaler ein „dreifaches Walserjubiläum“ unter dem Grabdenkmal des Unheils zubringen will. Er schlug feierten. Von einem Triumphbogen grüßte laut Festschrift vor, das Kreuz und das Lawinenwerk wegzulassen und den „das Wappen des ersten Gerichtsammanns von Mittelberg, heraldisch wirksamen Stern (der Auswanderer aus dem Wallis, ein auf schroffem Felsvorsprunge eines mächtigen Berg­ nicht den Unglücksstern) zu belassen und ihm eine heraldisch kammes aufsteigender Steinbock, darunter in rother Schrift geformte Tanne gegenüberzustellen.121 Die Landesregierung auf weißem Grunde die Jahrzahl 1290–1297 (Zeit der ersten „milderte“ den Entwurf, deutete den „Unglücksstern“ um Besiedelung)“.126 – Kühn erdichtet. Dass der erste Gerichts­ und verankerte ihn, was bis dahin nicht üblich gewesen war, ammann dieses „Wappen“ geführt haben soll, war bloße Fik­ in der offiziellen Wappenbeschreibung (Blasonierung) aus­ tion wie auch das Jahr 1291 als Zeitpunkt der Walsereinwan­ drücklich als „Walliserstern“. derung.127 Konrad Honold lehnte die Wallisersterne als historisch 1955 stellte die Gemeindezeitung „Der Walser“ das „Wap­ nicht begründbar ab, weil die im 13. Jahrhundert ausgewan­ pentier des Kleinen Walsertals“ vor. Der Beitrag ist nicht 38 montfort Zeitschrift für Geschichte Vorarlbergs Band 1 / 2013 gezeichnet. Vielleicht stammt er aus der Feder des Heimat­ „Nehmen wir also an, der außerordentliche Charakter dichters Ildefons Flatz (1921 bis 1971), der die Zeitung redi­ dieses Tieres, seine stolze Zurückhaltung den Menschen gierte, oder doch von Alfons Köberle; vielleicht handelt es gegenüber, seine Seltenheit (umgewandelt auf das Walser sich auch um zwei Autoren.128 Jedenfalls verblüfft die Feststel­ Volkstum mag diese auf die sprichwörtliche Eigenstän­ lung: „Im Jahre 1431 wird der Steinbock als Wappentier des digkeit und den absoluten Freiheitswillen der Walser hin­ Kleinwalsertales nachweislich angeführt, erst trägt das Sigel weisen) und seine Kühnheit hätten die Walser veranlasst, des freyen Walsergerichts Mittelberg den Steinbock und erst ihn zu ihrem Symbol zu bestimmen, so können wir aber in späterer Zeit, nachdem die freie Gerichtsbarkeit der Walser andererseits auch daraus schließen, daß eine Verehrung aufgehoben ist, tritt das Sigel als Wappen in Erscheinung.“129 diesem Tiere zugekommen sein muß, die anderen Tieren Den Nachweis blieb der Autor schuldig. Er war insofern unserer Heimat nicht gezollt wurde.“132 nicht zu erbringen, als der Mittelberg 1431 noch gar nicht selbständig, sondern gemeinsam mit dem Tannberg ein Auch Emil A. Pfeifer sah in seinem Bildband „Das Kleine Gericht bildete. Dennoch geistert dieses Datum 1431 bis Walsertal, ein Alpenjuwel“ (1. Auflage 1937, 5. Auflage 1956) heute durch Walserpublikationen.130 das „sichere Vorkommen des Steinbocks im Tale […] auf alle Diese frühe Datierung war dem Autor wichtig, weil das Fälle auch dadurch bezeugt, daß die Gemeinde Mittelberg Steinwild letztmals 1484 in Prozessakten als Jagdwild in dieses Edelwild als Wappentier in sein Gemeindewappen der Region erwähnt worden sei.131 Denn der Umstand, dass aufgenommen hatte.“133 das „walserische Bergvolk“ den Steinbock zum Wappentier Wir wissen nicht, wo, wie lange und in welcher Zahl gewählt habe, sei Beweis für die Begegnung zwischen Wal­ Steinwildpopulationen in unseren Bergen anzutreffen waren. sern und Steinböcken, woraus man wieder zwei Folgerun­ In schriftlichen Quellen zur Jagd sind sie kaum greifbar.134 gen ableiten könnte, nachdem Wappentiere im Allgemeinen Der wiederholte Hinweis, dass im 15. Jahrhundert im Gro­ sinnbildlich etwas darstellen sollen: ßen Walsertal Steinböcke noch zahlreich vorgekommen seien135, beruht auf einer Verwechslung von Marul mit Maroi, auf der Fehlinterpretation von Lehenurkunden, mit denen jeder neue Inhaber der Alpen Maroi und Albona (marull und alpan) am Arlberg ein zwölfjähriges Steinbockgehörn schul­ dete.136 Ab 1652 wurde diese Lehenabgabe bis auf weiteres ausdrücklich in Geld geschuldet.137 Wahrscheinlich sie schon frühere Inhaber nicht mehr in natura leisten können. Nach derzeitigem Quellenstand dürfte das Steinwild in den Tiro­ ler und Vorarlberger Bergen im 16. Jahrhundert ausgestor­ ben sein.138 Auch die Grafen von Hohenems erwarben das Gehörn ihres Wappentiers wohl seit geraumer Zeit nur noch von Händlern.139 Es ist gut möglich, dass die ersten Walsergenerationen noch Steinböcken begegneten. Aber das war nicht notwendig, um sich Tiere als Symbole zu wählen. Auch Löwen (Ammann­ familie Kessler)140 werden in Walsergebieten kaum gesichtet worden sein, oder Fabelwesen wie Einhörner (Ammann­ familie Riezler141, Stadt Bludenz) und Basilisken (Herrschaft St. Gerold). 1969 stellte Chronist Alfons Köberle in der „Walser­ heimat“ das „Gemeindewappen des Kleinen Walsertales“ (sic!) mit der Einleitung vor: „Von ca. 1397 bis 1563 bestand für die Landgebiete Tann­ berg und Mittelberg ein gemeinsames Walsergericht. Auf Bitten der Mittelberger verlieh Kaiser Ferdinand am 1. April 1563 ihnen eine selbständige Gerichtsbarkeit und damit das neue Amtssiegel mit dem springenden Steinbock.“142 Den Nachweis blieb Köberle schuldig. Im Privilegienbrief ist vom Siegel nicht die Rede.143 Im Heimatbuch „Der Mittelberg“, das 1891 Pfarrer Josef Fink (1840 bis 1914) und Hippolyt von Klenze (1849 bis 1892) im Vorfeld der Feierlichkeiten veröffentlicht hat­ 144 Abb. 10: Pfeifer, „Das Kleine Walsertal“, 1937, Schutzumschlag (Vorarlberger ten , finden wir nichts zur Siegeltradition. Das Titelblatt Landesarchiv). schmückt allerdings eine Siegeldarstellung mit der Umschrift nachbaur Steinbock und Sterne. Walsertum und Gemeindewappen 39

Abb. 11: Gerichtssiegel Mittelberg Abb. 12: Ammannsiegel Mittelberg Abb. 13: Gerichtssiegel Mittelberg Abb. 14: Gerichtsschreibersiegel 1722 (Vorarlberger Landesarchiv). 1802 (Vorarlberger Landesarchiv). 1805 (Vorarlberger Landesarchiv). Mittelberg 1808 (Vbg. Landesarchiv).

GERICHTS AMMANN IN MITTELBERG. Es zeigt einen ECK trägt (Abb. 14).156 Das verweist auf eine Besonderheit rechts steigenden Steinbock auf felsigem, mit Legföhren (Lat­ in der neuen Justizorganisation. Im Rahmen der bayeri­ schen, Arlen) besetzten Boden, im Hintergrund ein hoher schen Staats- und Verwaltungsreform ordnete der König im Berg. Die Verfasser begnügten sich mit der Bildunterschrift November 1806 die Errichtung staatlicher Landgerichte als „Gerichtssiegel von 1695“, ohne Begründung oder Hinweis untere Verwaltungs- und Gerichtsbehörden an. Damüls und auf eine Fundstelle. Tatsächlich belegen können wird dieses Tannberg wurden dem Landgericht Sonnenberg mit Sitz in Siegel rund hundert Jahre später. Ist es auch erst auf diese Zeit Nüziders (ab 1809 Bludenz) zugeteilt, Mittelberg dem Land­ zu datieren? gericht Innerbregenzerwald mit Sitz in . Für die Zei­ Das älteste derzeit nachweisbare Gerichtssiegel (SIGIL­ ten aber, besonders im Winter, in denen die drei bisherigen LUM DES GERICHTS MITTELBERG), jenes auf dem Gerichtsgemeinden keine Verbindung zu ihren Landgerich­ Gewaltbrief von 1722, zeigt jedenfalls ein abweichendes Sie­ ten haben, beließ der König (nur) ihnen zur provisorischen gelbild; zwar ebenfalls einen nach rechts steigenden Stein­ Erledigung bestimmter Geschäfte ihre Gerichtsschreiber auf bock im Gebirge, aber keinen Berg im Hintergrund und das eigene Kosten.157 Gewächs auf den Bergkuppen gleicht mehr Bäumen (Tan­ Auf ein Siegel ohne Berg im Hintergrund verweist der nen?) als Legföhren (Abb. 11).145 Heraldiker und Zeichner Hugo Gerard Ströhl (1851 bis 1919) Vereinzelt hatten schon zuvor Gerichtsammänner einen in seinem Beitrag über die „Wappen und Siegel der Orte Steinbock in ihren persönlichen Siegeln geführt:146 Michael Vorarlbergs“, der 1893 im Jahrbuch der K. k. heraldischen Mathis (1581, mit langem Schwanz)147 und identisch Chry­ Gesellschaft „Adler“ erschien.158 Ströhl hielt sich jedoch an sostomus Mathis (1616)148, Stephan Matt (1632, 1635, rechts das „Gerichtssiegel von 1695“, ebenfalls ohne Beleg. Sein steigend auf Dreiberg)149 und wahrscheinlich Johannes Bader Bild entspreche dem Siegel der Gemeinde Mittelberg mit der (1690, 1720, links steigend, Gamsbock?)150, der den Mittel­ Umschrift SIEGEL DER GEMEINDE VORSTEHUNG ZU berg 1722 in Feldkirch vertrat. Das Gerichtssiegel weicht MITTELBERG.159 jedoch in der Gestaltung stark von Baders Siegel ab. Grafisch setzte Ströhl das Siegel in ein Wappen um, Nicht von ungefähr weist eine nicht sehr zuverlässige verzichtete aber auf eine Farbgebung.160 In seinen „Städte- Wappentafel aus dem frühen 19. Jahrhundert für die Zeit von Wappen von Österreich-Ungarn“ brachte er eine Schwarz­ 1784 bis 1807 für fast alle Ammänner den Steinbock aus, für weißzeichnung, in der er ebenfalls nur den Himmel durch die beiden letzten mit den kaiserlichen Attributen.151 Darin Schraffierung als blau kennzeichnete.161 Zu einer Farbgebung kommt die Gerichtsregulierung zum Ausdruck152, wie auch konnte sich auch Konrad Fischnaler (1855 bis 1941) in seinen im Ankauf eines Amtshauses in Hirschegg 1787.153 1910 veröffentlichten „Wappen der Tal-, Stadt-, Markt- und Das Gericht Mittelberg wurde nach dem üblichen Mus­ Dorfgemeinden von Tirol und Vorarlberg“ nicht entschlie­ ter umstrukturiert und organisatorisch wie funktionell in ßen.162 ein delegiertes Ortsgericht und die Ammannschaft geteilt. Die Suche nach dem von Ströhl zitierten Gemeinde­siegel So finden wir schließlich auch zwei offizielle Siegel mit dem verlief bisher ergebnislos. In der Zeit von ungefähr 1855 bis Steinbock: Eines mit der Umschrift K. K. ORTS GERICHTS 1900 verwendete Mittelberg jedenfalls Gemeindestempel MITTELBERG (Abb. 13), entsprechend dem staatlichen ohne jedes Symbol.163 Ab spätestens 1910 lässt sich ein Rund­ Charakter mit den Attributen des kaiserlichen Wappens154; stempel belegen, der einen Steinbock auf Felsengrund zeigt, und das bei Fink/Klenze wiedergegebene mit der Umschrift ohne Legföhren und ohne Berg im Hintergrund.164 GERICHTS AMANN IN MITTELBERG (Abb. 12).155 Ein offizielles Gemeindewappen begehrten die Mittel­ Das kleinere Siegelbild des Ortsgerichts zeigt den Stein­ berger ausdrücklich nicht. Es war Landesarchivar Kleiner bock vor dem Berg in vereinfachter Form. Wir finden es 1808 als Wappenbeauftragter der Landesregierung, der sie im ähnlich auf einem weiteren Siegel wieder, das die Umschrift Jänner 1929 darauf hinwies, dass die Gemeinde laut Ströhl GERICHTSCHREIBEREY IN MITTELBERG ZU HIRSCH­ ein Wappen (sic!) führe, und sie darauf aufmerksam machte, 40 montfort Zeitschrift für Geschichte Vorarlbergs Band 1 / 2013

Wappenzeichnungen mit dem Steinbock nachzugehen und daraus vielleicht einen entsprechenden graphischen Entwurf machen lassen, der dann am nächsten dem ursprünglichen Wappenbild ähneln würde.“168

Die These vom Steinbock als ein Zeiten und Grenzen über­ schreitendes Symbol der Walser geht auf Köberles älteren Freund Alois Berchtold (1883 bis 1939) zurück169, der 1913 das „600jährige Walserjubiläum“ ausrief.170 Der ebenfalls aus Riezlern stammende „‚gelehrte Bergpfarrer‘“ und Volks­ kundler hatte schon Jahrzehnte früher die „Walserkolonien“ in Graubünden bereist. 1925 wusste Berchtold in einem den Walsern gewidmeten Doppelheft der volkstümlichen Zeit­ schrift „Heimat“ zu berichten:

„Das Gemeindesiegel des alten Gerichtes Safien soll der Steinbock sein. Ist das richtig, so darf dieses Siegel fast als Walsersiegel angesehen werden. Denn auch Vals, Avers und das Gericht Mittelberg in Vorarlberg haben das Steinbocksiegel. Im heutigen Wappen Graubündens Abb. 15: Gemeindewappen Mittelberg 1929, ist der Steinbock das Siegel des Gotteshausbundes, dem Ausschnitt aus der Wappenurkunde (Vorarlberger Landesarchiv). auch obgenannte Talschaften der Walser zugehörten. In Davos siegelte der Ammann stets mit seinem jeweiligen persönlichen Siegel. Ebenso der Ammann der Walser im dass sie um eine Bestätigung der Weiterführung einzukom­ Montafon und anderswo. Diese persönliche Siegelfähig­ men haben.165 Gemeindevorsteher Adalbert Fritz (1870 bis keit ist auch ein Zeichen des freien Standes der Walser 1940) kam dem mit einem lustlosen Einzeiler nach. Klei­ und die obigen Gemeindesiegel sind wohl erst spätere ner knüpfte an die Beschreibung bei Ströhl an, die Gratial­ Entwicklungen.“171 registratur des Bundeskanzleramts formulierte die Blasonie­ rung samt Farben, die Landesregierung gab ihre Zustimmung Einen entscheidenden Schritt weiter ging der Sonntager (Abb. 15). Doch Mittelberg verzichtete im neu geschnittenen Pfarrer Karl Fritz (1868 bis 1937). Der promovierte Theologe Gemeinde­stempel weiterhin auf Legföhren und den Berg im stammte ebenfalls aus dem Kleinwalsertal.172 Berchtolds Ver­ Hintergrund (vgl. Abb. 1).166 mutungen wurden bei Fritz zu Gewissheiten und zum Pro­ gramm. Den Umschlag seines 1930 erschienen Buches über „Die alte und die neue Heimat der Walser“ ziert program­ 3.4 Der Steinbock als „Wahrzeichen matisch ein Steinbockwappen. Dafür, dass einst Walliser ins walserischer Rechte und Freiheiten“ Averstal zugezogen seien, spreche neben dem Dialekt und dem Kirchenpatron Theodul Wenn Alfons Köberle 1952 in seinem „Amtlichen Sommer- Führer durch das Kleine Walsertal“ das Gemeindewappen als „das Siegel des Steinbockes, dieses Wahrzeichens walse­ „Der Steinbock – das Wappen der Walser“ vorstellte167, sind rischer Rechte und Freiheiten, wie es drüben auch die damit die Kleinwalsertaler gemeint. Doch auf seiner letzt­ Stammesgenossen im Walser-[= Valser-]173 und Safien­ jährigen Reise „in die Walsersiedlungen außerhalb der Ur- tale, herüben in Ebnit und Mittelberg sich erwählt heimat“, berichtete „Der Walser“ im bereits zitierten Beitrag haben. (Im heutigen Graubünden ist der Steinbock noch von 1955, habe Talchronist Köberle feststellen können, dass das Siegel des ‚Gotteshausbundes‘, dem eben einst auch auch dort der Steinbock als Emblem auftrete: diese von den Walsern besetzten Tälern angehörten. In Davos, dem Montafon, GW und KW [Großen und Klei­ „Gleichermaßen ein Beweis mehr, daß wir im Kleinen nen Walsertal] siegelten übrigens die Gerichtsammänner Walsertal eben auch dem großen Stamm der Walser ursprünglich mit dem von ihnen selbst bestimmten Sie­ angehören und nicht, wie irrtümlicherweise von anderen gel. Die Gemeindesiegel dürften erst später aufgekommen behauptet wurde, fahrenden Volksstämmen entstam­ sein.“174 men. Es wäre interessant, ein Studium aller Wappen und Emblemen des gesamten Walsertums zu unternehmen Zunächst zur Siegelfähigkeit: Dass Ammänner und andere und es könnte vielleicht manch wichtiger Hinweis auf die Gerichtsfunktionäre, auch einfache Bauern, ihre persön­ Lebensart und Sippenverwandtschaft gefunden werden. lichen Siegel verwendeten, war bis Ende des 18. Jahrhunderts Ebenso aber würde es sich lohnen, allen ursprünglichen vor dem Arlberg allgemein üblich, keineswegs auf „Walser“ nachbaur Steinbock und Sterne. Walsertum und Gemeindewappen 41 beschränkt und kein „Zeichen des freien Standes der Wal­ gel der Repräsentation einer Gruppe, nicht nur der juristi­ ser“ (Berchtold). So führten zum Beispiel die Ammänner des schen. Wieso ließen die Damülser oder „Feldkircher“ Walser Walser­gerichts der Herrschaft Blumenegg – häufig als Walser­ ein so aufwändiges und auffallend großes Siegel stechen, das gericht zu Sonntag und auf Raggal bezeichnet – durchwegs doppelt so groß war als jenes der Bregenzerwälder, gleich nur persönliche Siegel, zunächst zumindest allerdings aus­ groß wie das der Feldkircher, nicht viel kleiner als jenes des drücklich nur mit Ermächtigung und im Auftrag des Landes­ Königs? Und was wollten die Walser mit ihrem Siegelbild herrn und durch diesen beschränkt. Von einem „Symbol für ausdrücken, das wir heute nicht mehr sinnerfassend lesen die Autonomie der Gemeinde“175 kann keine Rede sein. Bei können? Es geht auch um das Selbstbild, um das Gruppen­ der Einrichtung des Gerichts 1397 gestand Hartmann von bewusstsein, um die Ausbildung einer kollektiven Identität, Werdenberg-Vaduz zu, dass der vom Landesherrn ernannte die über eine Verständigung nach innen über gemeinsame Ammann bestimmte Geschäfte selbst besiegeln kann, wes­ Werte und Ziele und eine Abgrenzung nach außen gegen­ halb er ihm die Siegelführung erlaube.176 In der Gerichts­ über den oder dem Anderen zustande kommt. „Symbole ordnung von 1422 bestätigte Wolfhard von Brandis dem spielen in diesem Zusammenhang eine zentrale Rolle.“179 jeweils vom Landesherrn bestimmten Ammann das Recht Es müsste demnach vielmehr zu denken geben, dass dieses der Siegelführung die wyl er amman ist, also beschränkt auf „Landesiegel“ nur einmal für 1408 belegt ist, dass für die dessen Amtszeit.177 ehemaligen „Walsergerichte“ im heutigen Vorarlberg nach Nicht persönliche, zumal durch den Landesherrn autori­ derzeitiger Kenntnis sonst erst in der Zeit zunehmender sierte und beschränkte Siegel brachten „Freiheiten“ zum Aus­ „Verstaat­lichung“ korporative Siegel nachweisbar sind – für druck, sondern im Gegenteil korporative Siegel. Zumindest Tannberg 1707, Mittelberg 1722, Damüls 1792 – oder gar noch im Spätmittelalter bestätigten oder behaupteten korpo­ keine wie für das Walsergericht der Herrschaft Blumenegg rative Siegel die Rechtsfähigkeit eines genossenschaftlichen und das 1453 aufgegebene Walsergericht im Montafon. Personenverbandes, wie das gerade auch beim kurzzeitigen Den Gerichten Ischgl und Galtür in Tirol verlieh der „Walserland um Furka und Faschina“ von 1408 der Fall war Landesfürst 1638 im Rahmen einer neuen Gerichtsordnung (vgl. 3.5).178 Hier wie allgemein diente das korporative Sie­ Amtssiegel mit dem jeweiligen Kirchenpatron – Ischgl mit

Abb. 17: Fritz, „Die alte und die neue Heimat der Walser“, 1930 Abb. 16: „Unsere Walser“, 1925 (Privatbesitz). (Vorarlberger Landesbibliothek). 42 montfort Zeitschrift für Geschichte Vorarlbergs Band 1 / 2013 dem hl. Nikolaus, Galtür mit der Muttergottes. Das war sehr Berchtold wie Fritz gingen von falschen Voraussetzungen ungewöhnlich, weil auch in Tirol die Richter oder Pfleger aus. Die Gerichtsgemeinden Safien und Vals gehörten nicht mit ihren persönlichen Siegeln beglaubigten. Die Ischgler dem Gotteshausbund, sondern dem 1424 beschworenen und Galtürer hatten ihre Bitte damit begründet, dass sie über Oberen oder Grauen Bund an.182 Sie führten – schon des- keine Richter mit „Wappenfreiheit“ mehr verfügten; weil, so halb – keinen Steinbock im Siegel.183 Otto Stolz (1881 bis 1927), die landesfürstliche Verwaltung Die Gerichtsgemeinde Avers führte tatsächlich den Stein­ vielfach einfache Bauern ohne eigene Siegelfähigkeit zu Rich­ bock, nur wissen wir nicht ab wann. Die Verwendung eines tern in Ischgl und Galtür bestellte.180 eigenen Siegels ist für 1296 verbürgt, die Überlieferung von Die Grafen von Tübingen, Montfort und Werdenberg als Siegeln reicht aber nicht so weit zurück. Das heutige Wappen die „Grafen von der Fahne“ sind ein anschauliches Beispiel des Kreises und der Gemeinde Avers wurde nach einem Sie­ für Herrscherdynastien, die sich trotz häufiger Erbteilungen gel der Landschaft Avers aus der Mitte des 17. Jahrhunderts und Familienfehden durch die Farbgebung (Tingierung) gestaltet.184 Sofern die Gerichtsgemeinde Avers von Beginn und/oder Helmzier ihrer Wappen unterschieden, durch das an den Steinbock im Wappen führte, bezog sie sich damit gemeinsame Symbol aber verbunden blieben181, damit wohl auf das Herrschaftssymbol ihres Landesherrn, des Bischofs auch herrschaftliche Rechts-, Erb- und Machtansprüche von Chur185, aus dessen Bindung sich das Avers im Gefüge zum Ausdruck brachten. Ähnliches versuchten Berchtold des 1367 geschlossenen Gotteshausbund bis 1524/1526 lösen und Fritz auf genossenschaftlicher Ebene mit dem Stein­ konnte. Erst jetzt konnten die Gerichtsbehörden jährlich bei bock als „Wahrzeichen walserischer Rechte und Freiheiten“ der Landsgemeinde im Eid klarstellen, wir haben Eygen Staab (Fritz) zu rekonstruieren. Doch eine Walser Wappenfamilie und Sigel stock und galgen, wir sind gottlob keinem frömden gab es nicht – bis in den 1960er Jahren für Vorarlberg mit fürsten und nichts schuldig noch unterworfen den Allein dem Gemeinde­wappen eine konstruiert wurde. Allmächtigen Gott.186

Abb. 18: Freistaat der drei Bünde bis 1797 und deren Wappen (Karte: Marco Zanoli, Ausschnitt; Bearbeitung: Ulrich Nachbaur). nachbaur Steinbock und Sterne. Walsertum und Gemeindewappen 43

Erst damit konnte auch der Gotteshausbund selbst ein genannt. Als Siegler werden die Stadt Feldkirch, die Länder Siegel führen. Den Steinbock freilich führten seine Aufge­ Montafon, Walgau und Bregenzerwald sowie die Walliser zu bote bereits zuvor in ihren Feldzeichen. Köberle brachte die Tumuls angeführt.195 Die Urkunde wurde nicht in Konstanz, Averser „Steinbock-Talfahne“, die er auf einer Exkursion sondern etwas später in Lindau besiegelt.196 entdeckte, mit 1499 in Zusammenhang.187 1499, vielleicht 1886 kündigte Archivdirektor Friedrich von Weech schon bei , jedenfalls aber an der Calven, lernten die (1837 bis 1905) dem Vorarlberger Fabrikanten und Kon­ „Vorarlberger“ auch den schwarzen Steinbock fürchten.188 servator Samuel Jenny (1831 bis 1901) an, dass er in einer Den Walsern der Herrschaft Blumenegg soll das freie Wehr­ zweiten Serie der „Siegel von Urkunden aus dem badischen bauerntum jedenfalls nachhaltig vergangen sein.189 General-Landesarchiv zu Karlsruhe“ vier Vorarlberger Siegel Noch heute symbolisiert der Steinbock im Kantons­ abdrucken werde, die an einer Urkunde König Ruprechts von wappen Graubündens den Gotteshausbund und immer noch 1408 hingen, und sandte Jenny einen Korrekturabzug mit.197 führen in dieser Tradition auch 6 Kreise und 14 Gemeinden Noch im selben Jahr erschien das Tafelwerk, in dem Ströhl das Wappentier.190 Der Churer Bock ist und war kein Wal­ auf die Siegel von 1408 stieß.198 Weech las als Umschrift des ser Bock. Eine Walsertradition lässt sich daraus keineswegs Walsersiegels: DER GEMAIEND WALLISER INSIGEL ZE ableiten, eine Walliser Tradition schon gar nicht. Sie wurde TVMVLS ZEM SVNENTAG ZE GLATTERNS VND IM von den Steinbockrekonstrukteuren auch nie behauptet. Im TVNSELBERG199; so übernahm es Ströhl200; Honold dagegen: Wallis führen noch zwei französischsprachige Gemeinden DER GEMEINEN WILLISER INSIGEL ZE TUMULS ZEM (Anniviers und Grône, beide de Sierre) Steinböcke in SUNENTAG ZE GLATTERNS UND IN TÜNSELBERG.201 ihren Wappen; das eine geht auf ein Adelsgeschlecht zurück, Bilgeri gibt an: „Der gemeinen Waliser Insigel von Tumuls, das andere auf eine Verwechslung.191 Noch kurioser ist die dem Sunentage, Laterns und an Tunserberg“202; und „zu Brücke, die Pfarrer Fritz ins Ebnit schlug: Tumuls, dem Sunnentage, Laterns und am Tunserberg“.203 „Tunselberg“ ist jedenfalls ein Lesefehler. „Einstmals mochte auch noch ein kleines Wappen in „In diesem Siegel des oberen Walserthales,“ so Ströhl, einem Chorfenster der Pfarrkirche an die alten Zeiten „erscheint ein ‚nimbirter Reiter‘ (heil. Georg) mit Schwert gemahnen, nämlich das Wappen der Walserfreiheiten, und Schild, in letzterem ein Steinbock.“204 der Steinbock. Der Brand am 30. Juni 1927 hat aber lei­ St. Georg, der in Damüls nicht sonderlich verehrt wurde, der auch diese so wertvolle Erinnerung vernichtet. Möge dürfen wir mangels Drachen ausschließen. Zudem finden wir dafür im neuen Kirchlein das alte Walserwappen aus ihn an derselben Urkunde im Siegel des Landes im Walgau Schutt und Asche wieder seine Auferstehung feiern.“192 (GEMAINS LANDS INSIGEL IN WALGO) mit der Lanze den Drachen tötend, im Schild das Georgskreuz.205 Dieser Steinbock hatte nicht an „Walserfreiheiten“ erinnert. Auch beim Walser „Landessiegel“ dürften wir uns an sich Er war das Symbol der Landesherrschaft wie des Kirchen­ nicht auf den Steinbock konzentrieren (Abb. 19). Es handelt patronats des Hauses Hohenems, kein Walser Bock, sondern sich nicht um ein Reitersiegel eines Landesherrn, das auf dem der Emser Bock.193 Schild, auf der Satteldecke oder in einer Fahne das eigentliche

3.5 Das Walser „Landessiegel“ von 1408

Von der Forschung und der Heraldik wurde lange Zeit über­ sehen, dass bereits Ströhl 1893 den Steinbock als historisches Wappentier des „unteren“ wie des „oberen Walsertals“, des Kleinen wie des Großen Walsertals, vorgestellt hatte. Von einem Wappen des Großen Walsertals kann freilich aus his­ torischer wie geographischer Sicht nicht oder nur am Rande die Rede sein. Schon Josef Bergmann hatte 1844 in seinen „Unter­ suchungen über die freyen Walliser oder Walser“ die Urkunde von 1408 gewürdigt, mit der in Konstanz die Bei­ legung des Appenzellerkrieges verbrieft wurde (Abb. 19).194 Auf der Seite des damit aufgelösten „Bundes ob dem See“ sind unter anderem

alle Walliser zu Tümels, zum Sunnentage, in Glaterns und an Tunsenberge und alle anderen Walliser, die zu uns geho- rent, alle Walliser in Montafon mit den Silbern daselbist Abb. 19: Walser „Landessiegel“ 1408 und alle Walliser uf Gultur, (Stadtarchiv der Ortsbürgergemeinde St. Gallen). 44 montfort Zeitschrift für Geschichte Vorarlbergs Band 1 / 2013

Wappen zeigt. Der Heiligenschein verdeutlicht, dass es sich Letztlich bleibt es bei Spekulationen: Wir können nicht um einen Heiligen handelt, der zu Pferde sitzend vorgestellt sicher sagen, welchen Ritterheiligen das Walsersiegel von wird. Dieser Heilige ist oder wäre eigentlich die Siegelfigur, 1408 zeigt und erst recht nicht, weshalb seinen Schild ein nicht der Steinbock auf seinem Schild. Doch welcher Heilige? Steinbock ziert. Alois Niederstätter vermutet, dass es sich um den hl. Mau­ ritius handeln könnte206, der der Legende nach als Anführer der Thebäischen Legion in spätrömischer Zeit bei Arcaunus 3.6 Der Walser Steinbock – ein Konstrukt im heutigen Unterwallis mit allen seinen Gefährten wegen Befehlsverweigerung den Märtyrertod erlitt. Der hl. Theodor Dieses „Walserland“ von 1408 währte nur kurz, 217 das Sie­ (Theodul, Joder), Bischof von Octodurus (Martigny), soll ihre gel verlor seinen Zweck. Es gibt keinen Hinweis, dass das Gebeine aufgefunden und in einem eigenen Heiligtum, Saint- Gericht Damüls diese Siegeltradition fortführte. Die Damül­ Maurice, bestattet haben. Mauritius, der im Wallis traditionell ser Ammänner blieben weitgehend den Hauszeichen als Sie­ zu den Landesheiligen gezählt wird, war ein weithin berühm­ gelzeichen verhaftet218; ebenso die Ammänner des Blumeneg­ ter Heiliger, der bereits lange vor der Einwanderung der Wal­ ger Walsergerichts219, für das kein Gerichtssiegel bekannt ist. ser verehrt wurde, wie das Patrozinium der Pfarrkirche in Ein Churer Steinbock im Averser Siegel, ein Steinbock (8. Jh.?) belegt.207 Er zählte im Spätmittelalter zu den im Walsersiegel von 1408 und der Steinbock als Symbol Mit­ prominentesten Ritterheiligen, die auch im heutigen Vorarl­ telbergs ab dem 18. Jahrhundert – daraus lässt sich kritisch berg hoch im Kurs standen. Nicht nur Michaeli, Martini oder betrachtet kein ursprüngliches und allgemeines Walser­ Georgi wurde in Pfarreien als Hochfeste gefeiert, sondern symbol ableiten. eben auch das Fest des hl. Mauritius und seiner Gefährten, Auch wenn einzelne Ammänner am Mittelberg und am wobei mit dem Legendenkreis der glaubenstreuen Thebäer Tannberg (Franz Xaver Jochum 1795/96)220 einen Steinbock immer mehr Heilige vermengt wurden, mit Achatius und im Wappen führten, ihn Thomas Walser, Landammann von dem Martyrium der 10.000 Männer oder Ritter (Mitpatrone Rankweil-Sulz, 1626 sogar als offizielles Wappen verliehen in Düns und der Burgkapelle Jagdberg)208, den 40 Märtyrern erhielt221, lässt sich daraus keine Tradition gewinnen. Andere von Sebaste, im eidgenössischen Einflussbereich auch mit Familien Walser führten andere Symbole222, und der Stein­ Urs, Viktor, Verena (Vreni), Felix und Regula.209 Diese glau­ bock war im Alpenraum ein weit verbreitetes Wappentier, benstreuen und opferbereiten Militärheiligen wurden zu Leit­ das sich etliche Personen und Familien zulegten, ohne sich figuren in Gemeinschaften, die mit Krieg leben mussten oder damit als Walser zu deklarieren.223 Im Alpenrheintal der Frü­ als Söldner ihren Unterhalt verdienten, ihre Vorbilder waren hen Neuzeit war der Steinbock als Herrschaftssymbol des tröstend und sinnstiftend für die Überlebenden; in der Pfarre Gotteshausbundes und damit der Drei Bünde präsent, des Sonntag werden bis heute am „Kriegersonntag“ die Namen (Fürst-)Bistums Chur, der Gemeinen Herrschaft Rheintal224 aller 1499 bei Frastanz gefallenen Blumenegger verlesen.210 und nicht zuletzt der Reichsgrafen von Hohenems. Der hl. Mauritius gilt nicht zuletzt seit alters als Landes­ Der Steinbock als das Walsersymbol ist ein Konstrukt des patron des Appenzell, „der früher auch deshalb beliebt war, 20. Jahrhunderts, dem Konrad Honold ab 1966 zum kom­ weil er Offizier war und die Appenzeller in ihrem Wehr- und munalheraldischen Durchbruch verhalf. Honold dürfte auf Selbständigkeitswillen zu bestätigen schien.“211 – Nahmen die den von Ströhl 1893 veröffentlichten Aufsatz gestoßen sein. Walser 1408 eine Anleihe bei ihren gefürchteten Bundesgenos­ Denn das zentrale Argument lieferte der Steinbock auf dem sen im „Bund ob dem See“?212 Jedenfalls passen die Militärhei­ Schild des Ritterheiligen im Walsersiegel von 1408, von dem ligen als Siegelfiguren der kurzfristigen Länder der Walgauer sich Honold offenbar einen Abguss besorgte.225 Dieses Siegel­ und Walser gut in dieses Schema. Mauritius und seine Gefähr­ bild schlug Honold der Gemeinde Sonntag als Wappen vor.226 ten wurden in der Pfarre Damüls in Ehren gehalten. Ihr Fest Die Landesregierung genehmigte es 1966. werde „gemäß Gewohnheit“ gefeiert, heißt es eigens im 1479 Dieses Siegel erinnert an den „Bund ob dem See“ (1405 begonnenen Jahrzeitbuch.213 Auch im Raggaler Jahrzeitbuch ist bis 1408), den Benedikt Bilgeri erforschte und in einem 1968 ihr Fest rot eingetragen214, im Sonntager immerhin schwarz.215 erschienenen Buch zu einer „Supereidgenossenschaft“ ver­ Bleibt noch der Steinbock. Als Attribut eines Heiligen ist klärte227, durchaus im Sinn seines Förderers Elmar Grabherr, er nicht bekannt. Mauritius führt für gewöhnlich das Mauri­ für den diese „demokratische Republik“ trotz ihres Schei­ tiuskreuz auf Schild und Fahne. Gelegentlich diente er aber terns „die an sich schon starke freiheitliche und genossen­ auch als Schildhalter.216 schaftliche Einstellung der Bevölkerung Vorarlbergs vertieft Einen Anknüpfungspunkt böte auch hier der Steinbock und gefestigt [hat]“.228 Bilgeri erachtete den Steinbock als gute des Bistums Chur, zu dem auch die Herrschaften Feldkirch Wahl für Dünserberg, da in der Walsertradition stehend, die und Blumenegg gehörten. Die Herrschaft Feldkirch, zu der historische Begründung richtig und die Ausführung heraldisch die Walser in Damüls, Laterns und am Dünserberg zählten, einwandfrei.229 Das mag Grabherr auch so gesehen haben. war 1390 endgültig habsburgisch geworden. Spannend ist, Aus den Akten geht aber nicht hervor, dass Grabherr dieses dass die „Walliser zu Sonntag“ im Urkundentext und in der Wappentier besonders gefördert oder gar gefordert hätte. Siegelumschrift ausdrücklich einbezogen sind, die an sich der In einem Begleitschreiben an Grabherr zu Entwürfen Herrschaft Blumenegg zugehörten. für Fontanella begründete Honold 1968 apodiktisch den nachbaur Steinbock und Sterne. Walsertum und Gemeindewappen 45

Abb. 20: Wappenurkunde für die Gemeinde Dünserberg 1969 (Vorarlberger Landesarchiv).

Steinbock als Walsersymbol, wobei er sich auf Ströhl und Mit dieser dünnen und fehlerhaften Argumentation ver­ Fritz stützte: mochte man Grabherr, einen Kenner der Bündner wie der Vorarlberger Geschichte wohl nicht zu überzeugen. Für Fon­ Es steht fest, daß die im 13. und 14. Jahrhundert bei uns tanella setzte Grabherr auf Rauch, kam der Steinbock nicht eingewanderten Walser eine Verbindung zum Steinbock zum Zug. Auch in Lech nicht, was Hämmerle allerdings damit als Wappentier gehabt haben. Dies geht aus Verwendungen begründete, dass der Steinbock „ein allgemeines Walserzei­ dieses Bildes auf Siegeln aus verschiedenen Jahrhunder- chen [ist], das leicht zu Verwechslungen führen kann“.231 ten hervor. Die Walsersiedlung Mittelberg zeigt in ihrem Mit dem Blau in seinen Walserwappen lehnte sich Honold Siegel einen springenden Steinbock auf felsigem Boden. – an Gemeindewappen im Kanton Wallis an232, wollte er offen­ Den steigenden Steinbock finden wir in „DER GEMEINEN bar eine „Walser Wappenfarbe“ kreieren. In den Wappen aller WILLISER INSIGEL ZE TUMULS ZEM SUNENTAG ZE sechs „Walsergemeinden“, die Honold beauftragt hatten, fin­ GLATTERNS UND IN TÜNSELBERG“ an einer Urkunde den wir die Tinktur Blau; ebenso, bedingt durch die Darstel­ von 1408, dem Schiedsspruch im Appenzellerkrieg durch lung des Himmels, bei vier weiteren. König Ruprecht von der Pfalz zu Konstanz. – 1930 erschien Nach Sonntag (1966) wurde auch Dünserberg (1969)233 das Buch „Alte und neue Heimat der Walser“ dessen Ein- und St. Gerold (1970) ein Steinbock im Wappen beschie­ band der Herausgeber Dr. Karl Fritz, Pfarrer in Sonntag den, Bürserberg (1970) ein Steinbockkopf. Dünserberg ist mit einem Steinbock im Wappenschild zierte. Auch die im Walsersiegel von 1408 genannt. St. Gerold verwies eben­ aus dem Wallis eingewanderten Bewohner des Valser- und falls auf die Urkunde von 1408, die die freien Walser unseres Safientales in der Ostschweiz führten in ihren Siegeln den Gebietes besiegelten234; allerdings nicht die Leute der Propstei Steinbock. Dieses Wappentier wurde später in den Schild St. Gerold. Was der Steinbock am Bürserberg zu suchen hatte, des sogenannten Gotteshausbundes, dem auch die Walser ließ sich nur noch sehr verkürzt und irreführend begründen: jener Schweizer Täler angehört hatten, aufgenommen. Im Wappen des heutigen Kanton Graubünden ist es heute noch Es ist bekannt, daß die im 13. und 14. Jahrhundert eingewan­ erhalten. So sehe ich im Steinbock auf blauem Grunde das derten Walser eine Verbindung zum Steinbock als Wappen- historische Wappen der damals auch bei uns eingewander- tier gehabt haben. Dies geht aus Verwendungen dieses Bil- ten Walser.230 des auf Siegeln aus verschiedenen Jahrhunderten hervor.235 46 montfort Zeitschrift für Geschichte Vorarlbergs Band 1 / 2013

3.7 Ein Wappen der „Gemeinde Großwalsertal“

In Sachen „Walser Steinbock“ gingen die Walserfunktionäre noch einen Schritt weiter. Sie propagierten ihn als offiziöses Wappentier des Großen Walsertales. 1973 stellte Alfons Köberle in der „Walserheimat“ „Wal­ ser Symbole im Rathaus zur Riezlern“ vor, das bei seinem Ausbau mit zahlreichen Wappen ausgeschmückt ­worden war. Abgebildet ist das große Aufgangsfenster mit den „Gemeinde­wappen der Walsersiedlungen: Damüls, Lech/ Tannberg, Laterns, Großwalsertal [sic!], Wallis, Kleinwal­ sertal [sic!], Schröcken, Brand und Silbertal.“243 Zum einen ist bemerkenswert, dass im Rathaus der Gemeinde Mittel­ berg im Ortsteil Riezlern das eigene Gemeindewappen mit Abb. 21: Felix bei seiner vergeblichen Auswilderung 1960 im Vergalda – KLEINWALSERTAL übertitelt ist; wie im Übrigen auch in Montafon (Oskar Spang, Jahresbericht Wildpark Feldkirch 1969). der „Walserheimat“ von Beginn an nur von der Mitglieds­ gemeinde Kleinwalsertal die Rede war und eine „Gemeinde Mittelberg“ konsequent ausgeblendet wurde.244 Noch kurio­ Solche Begründungen flossen in die Beschlussvorlagen der ser ist, dass hier ein Gemeinde­wappen für „Großwalsertal“ Landesregierung ein. Und nachdem die Vorarlberger Landes­ in Glas gefasst wurde: auf rotem Schild ein nach rechts stei­ regierung im Amtsblatt nicht einmal die offizielle Wappen­ gender schwarzer Steinbock auf einem hier noch goldenen, in beschreibung kundmachte, musste dies in einem Wappen­ späteren Darstellungen schwarzen Sechsberg. buch nach Schweizer Vorbildern nachgeholt werden236, das Landesarchivar Karl Heinz Burmeister (geb. 1936) verdienst­ voll besorgte und 1975 mit dem Anspruch einer authenti­ schen Interpretation237, einer rechtlich verbindlichen Aus­ legung, veröffentlichte. Damit wurde der Steinbock als Walser Wappentier amt­ lich oder halbamtlich verfestigt.238 Welcher unbefangene Leser mochte und mag daran zweifeln, dass das der histori­ schen Wirklichkeit entsprach? Der Verbreitung des Steinbocks als Wappentier kam vermutlich entgegen, dass das Steinwild im Vorarlberg der 1960er Jahre zu großer Popularität gelangte. Ab 1958 wurde Steinwild aus Graubünden (Piz Albris) und aus dem Wallis nach Vorarlberg umgesiedelt und aus dem Wildpark Lan­ genberg (Zürich) ausgewildert.239 Ein Glücksfall war, dass der legendäre Steinbock „Felix“ (1956 bis 1969) nicht in Freiheit leben mochte, das Land durchstreifte und schließlich 1963 zum „Gründungstier“ des Wildparks Feldkirch wurde, in dem er mit seiner neuen Familie als Attraktion zu bestaunen war.240 Nur am Rande: Ein vitaler, kraftvoller Steinbock als Wappentier wäre mit einem Phallus darzustellen, wie in der Mittelberger Wappenurkunde (Abb. 15) oder auf Pfarrer Fritz’ Buchumschlag (Abb. 17). In Burmeisters Wappenbuch sind die Steinböcke wenigstens mit Hoden dargestellt (vgl. Anhang). Honold dagegen verbarg die Geschlechtsteile oder ließ sie in seinen Darstellungen weg (vgl. Abb. 20). Eine sol­ che Schmähung wäre für die alten Appenzeller ein Kriegs­ grund gewesen.241 Denn die Verhunzung von Symbolen war mitunter eine todernste Angelegenheit. Doch die Prüderie der Vorarlberger Heraldik fand vor einigen Jahren eine Ent­ sprechung im Feminismus schwedischer Soldatinnen, die eine Entmannung des schwedischen Löwen auf den Abzei­ Abb. 22: Dobler, Führer und kleine Heimatkunde des Großen Walsertals, 1974 chen der internationalen Friedenstruppen durchsetzten.242 (Vorarlberger Landesarchiv). nachbaur Steinbock und Sterne. Walsertum und Gemeindewappen 47

Wir finden dieses Wappen auf dem heimatkundlichen gerberg 1972 auf Vereinsbasis zusammenschlossen, wurde Wanderführer wieder, den 1974 Eugen Dobler herausgab die geographische Ausdehnung durch Verwaltungsstruktu­ (Abb. 22)245, dezent auch in Werbebroschüren des Fremden­ ren abgegrenzt und verfestigt, die sich bereits gegen Ende des verkehrsverbandes Großwalsertal246, 1981 auf dem Ausstel­ 19. Jahrhunderts zerbrechlich abgezeichnet hatte.251 lungsführer des Heimatmuseums Großes Walsertal.247 Eine Im Rathaus zu Riezlern wie auch auf einer Urkunde, die nachhaltige Verbreitung war dem Großwalsertaler Steinbock Vertreter der „Vorarlberger Walsergemeinschaft“ 1976 Tita bisher jedoch nicht beschieden. von Oetinger anlässlich der Ernennung zum Ehrenmitglied Eine Erklärung zu diesem Wappen wird regelmäßig überreichten252, ersetzt das Steinbockwappen die Wappen der nicht geboten. Die Vorlage könnte Konrad Honold geliefert sechs Gemeinden des Großen Walsertals. Im Museumsführer haben. Der Steinbock ähnelt jedenfalls stark seiner Darstel­ des Heimatmuseums Großes Walsertal von 1991 umkreisen lung in der Dünserberger Wappenurkunde, der ungewöhn­ die Gemeindewappen den in der Mitte dominierenden Stein­ liche Sechsberg erinnert an einen Wappenentwurf Honolds bock.253 Nehmen wir ihn als vernünftigen Vorboten der künf­ für Lech. In Lech sollte er an die Herren von Rettenberg als tigen Gemeinde Großwalsertal. Grundherren am Tannberg erinnern248, hier vielleicht die Bei der Entwicklung eines Logos für den 2000 von der sechs Talschaftsgemeinden symbolisieren. UNESCO anerkannten „Biosphärenpark Großes Walsertal“, Sofern dieses Wappen mit dem Siegel von 1408 begrün­ das die Besucher des Tales begrüßt, spielte der Steinbock det werden sollte, sind Korrekturen angebracht. Ströhl keine Rolle.254 Für die Käsesorte „Walserstolz“ als dem Leit­ sprach zwar vom „Siegel des oberen Walserthales“249, jedem produkt der Region griff das Marketing auf ein persönliches Orts- und Geschichtskundigen muss klar sein, dass es ein Siegel einer Ammannfamilie des Blumenegger Walser­gerichts Siegel der Walser der Herrschaft Feldkirch mit Zentrum in zurück, mit historisch sonderbaren Erklärungen.255 Damüls war, wobei aus ungeklärten Gründen die „Walliser zu Sonntag“ einbezogen wurden. Mit dem „oberen“ meinte Ströhl wohl das Große Walsertal in einem geographischen 3.8 Der heilige Theodul Sinn, wie wir es heute sehen. Historisch bezog sich der ver­ hältnismäßig junge Begriff „Walsertal“ in erster Linie auf das Steinbock oder Sterne? Der Steinbock dürfte sich kaum als Blumenegger Walsergericht, das an sich für alle Walser der allgemeines Walsersymbol etabliert haben. Er ist zum einen Herrschaft zuständig gewesen war, das jedoch, zumindest in zu beliebig, zum anderen lokal gebunden. Die fünfstrahli­ der historischen Erinnerung, auf die drei (Pfarr-)Gemein­ gen Wallisersterne sind origineller und spezifischer, dürften den Raggal, Sonntag und Buchboden verdichtet wurde. In ein weit höheren Wiedererkennungswert als Walsersymbol diesem politischen Zuschnitt figuriert das „Walsertal“ in der erreicht haben. 1839 erschienenen Landeskunde von Weizenegger/Merkle.250 Als die Vorarlberger Walservereinigung für sich selbst Wenn überhaupt, dann höchstens für diesen engeren Kreis nach einem Logo suchte, lud die „Walserheimat“ 1998 ihre könnte – auch! – von einem „Siegel des Großen Walsertals“ Leser ein, Vorschläge einzusenden.256 Ob auf einem den 86 die Rede sein, das freilich nicht allein einen Steinbock zeigte. Entwürfe ein Steinbock posierte, ist fraglich. In die engere Spätestens mit der „Regionalplanungsgemeinschaft Auswahl kam er jedenfalls nicht.257 Auch Vorschläge mit (REGIO) Großes Walsertal“ zu der sich die Gemeinden Sternen dürften nicht erdrückend gewesen sein. Das Rennen Blons, Fontanella, Raggal, St. Gerold, Sonntag und Thürin­ machte jedenfalls Annette Fritz aus Mittelberg mit „18 Wal­ liser Sternen“, die die Walservereinigung am 4. Juni 1999 zu ihrem Logo erkor. Die 18 rot-weißen Walliser Sterne stehen für die damals 18 Mitgliedsgemeinden.258 Mit dem Beitritt von Bürserberg 2001 wurde das Logo um einen weiteren Stern ergänzt (Abb. 23). Zum Walserjubiläum 2013 wird die österreichische Post auf Anregung aus Laterns und auf Initiative der Vorarlber­ ger Walservereinigung eine Sonderbriefmarke auflegen. Sie wird keinen Steinbock und keine Sterne zeigen, sondern den hl. Theodul.259 Die Liechtensteinische Post gab bereits 1959 eine erste Theodul-Briefmarke heraus.260 1981 folgte anlässlich der 1600-Jahr-Feier seiner Ersterwähnung eine weitere, die eine Statue in der Pfarrkirche Laterns zur Vorlage hatte.261 Der Gemeinde Triesenberg verlieh der Landesfürst 1955 anlässlich ihrer Feiern zum 600. Jahrestag der Walsereinwan­ derung ein Wappen, in dem über einem Dreiberg eine Glo­ cke, ein Attribut des hl. Theodul, schwebt.262 Ein ähnliches Abb. 23: Logo der Vorarlberger Walservereinigung (Walserheimat). Wappen führt seit 1950 die Graubündner Gemeinde Tschap­ 48 montfort Zeitschrift für Geschichte Vorarlbergs Band 1 / 2013

und die Montafoner Schlüssel.272 Die Identifikation mit die­ sen beiden Symbolen ist auch deshalb so stark, weil von den ehemals 24 Gerichtsgemeinden nur noch die Stände Bre­ genzerwald und Montafon in anderer Rechtsform bis heute Bestand haben; denen die Landesregierung übrigens 1928/29 auf Vorschlag Landesarchivar Kleiners gegen das Gesetz ihre alten Siegelsymbole als Gemeindewappen bestätigte.273 Damüls war die erste der ehemaligen Gerichtsgemein­ den, die sich 1808 umgehend auflöste.274 Die Gemeinsam­ keiten hatten sich offenbar erschöpft. Nur im Fontaneller Gemeindewappen erinnern die beiden Wallisersterne an die gemeinsame Vergangenheit. Damüls orientierte sich 1870 in Richtung Bezau, damit wurde auch die noch gemeinsame Katastralgemeinde geteilt. Vom alten Volkstum der Walser, klagte Pfarrer Fritz 1930, sei in Damüls das meiste spurlos verschwunden. „Die religiöse sowohl wie bürgerliche Zuge­ Abb. 24: Theodul-Briefmarke des Fürstentums Liechtenstein 1981 hörigkeit zum Bregenzerwalde seit 1870, die beste Verkehrs­ (Vorarlberger Landesarchiv). möglichkeit ebenso dorthin, besonders seit dem um 1898 vollendeten neuen Straßenbau, hat die Damülser – wenn auch nur allmählich und unvermerkt – immer mehr aleman­ pina.263 Eine Glocke mit Theodul samt Teufel als Verzierung nisches [sic!] Brauchtum von den Wäldern annehmen las­ finden wir im Wappen der Gemeinde Unterschächen (ca. sen.“275 Die Landesregierung gestand den Damülsern sogar 1925).264 Alle drei Kommunen gelten als „Walsergemeinden“, die Wäldertanne zu. alle drei Wappen beziehen sich auf Theodulpatrozinien. Dagegen schlug keine Vorarlberger Gemeinde der Lan­ Das Wappen und Damüls soll eine Verbindung zwi- desregierung den hl. Theodul oder seine Attribute als Wap­ schen alter und neuer Heimat darstellen, deshalb wurden penfigur vor. In Frage gekommen wäre wohl nur Raggal, wo Symbole beider Heimatteile verwendet, heißt es in der Theodul allerdings ebenfalls nur die erste Nebenrolle spielt Begründung der Gemeinde: Die neue Heimat ist der Bre- (Pfarrkirche St. Nikolaus und St. Theodul).265 Auch im Wallis genzerwald, darum der Einbau des Bregenzerwälder Wahr- erinnert kein Gemeindewappen an den Landespatron.266 zeichens […].276 Als die Gemeinde Brand um die Wappenverleihung ersuchte, hielt Landesarchivar Tiefenthaler 1963 in seiner Der Bregenzerwald ist ein gutes Beispiel dafür, wie attrak­ Stellungnahme fest, dass es schwierig sei, auf die frühe Wal­ tive regionale Identitäten Verwaltungsstrukturen folgen. serherkunft hinzuwiesen. Denkbar wäre der Walserpatron Der Begriff „Bregenzerwald“ war bis 1806 weitgehend auf St. Nikolaus als Brandner Kirchenpatron, von Figuren solle den Sprengel der Gerichtsgemeinde Hinterbregenzerwald man aber möglichst absehen. Tiefenthaler unterstütze einen beschränkt (vgl. Abb. 7). Mit der Errichtung eines Land­ Schrägflammenschnitt als sprechendes Wappen, wenn auch gerichts Bregenzerwald wurde der Verwaltungssprengel um die Ableitung des Ortsnamens Brand von Brennen, Schwen­ die Gerichte und Mittelberg erweitert277, während den unzutreffend sei.267 Heiligenfiguren wurden anderen die Gerichte Tannberg und Damüls dem Landgericht Son­ Gemeinden durchaus genehmigt, unter anderem St. Gerold nenberg (Bludenz) zugeteilt wurden.278 1844 wurden die der hl. Gerold.268 Den hl. Nikolaus führt, anknüpfend an das Gemeinden Warth und Schröcken dem Gerichtsbezirk Bezau erwähnte Gerichtssiegel, seit 1975 die „walserverdächtige“ zugeschlagen, 1870 auch Damüls. Im Norden hat die „Ver­ Gemeinde Ischgl im Tiroler Paznauntal im Wappen.269 Der wälderung“ inzwischen auch den Sulzbergstock, das „Vorarl­ Nachbargemeinde Galtür verlieh die Landesregierung 1983 berger Allgäu“279, erfasst. Dazu trug 1970 die Gründung der entsprechend ihrer Siegeltradition das Mariengnadenbild.270 „Regionalplanungsgemeinschaft Bregenzerwald“ wesentlich bei, zu der sich zwanzig Gemeinden zusammenschlossen, die damit den neuen Bregenzerwald auspflockten.280 Seiher 3.9 Gemeindewappenfamilien grenzt der „Wald“ unmittelbar an die Landeshauptstadt und an den Pfänderstock. Diese „Wälderisierung““ spricht für ein Unter den Wappen der immer noch 96 Vorarlberger Gemein­ anziehendes Image des Bregenzerwaldes. den lassen sich einige historische oder historisierende „Wap­ Dass Gemeinden gleichzeitig mehrere regionale Identi­ penfamilien“ ausmachen. So finden wir die Symbole des täten pflegen können, zeigt das Beispiel Tannberg, wo sich Gerichts Jagdberg, des Gerichts Sonnenberg (z. B. Lech für heute in der Selbstwahrnehmung und Außendarstellung Zürs, Omesberg und Älpele) oder der Herrschaft Blumen­ Walser, Wälder und Arlberger überschneiden. egg (z. B. Thüringerberg) in Gemeindewappen wieder.271 Am Laut Begründung des Regierungsbeschlusses soll die bekanntesten waren und blieben die Bregenzerwälder Tanne Tanne im Schröckner Wappen an die Zugehörigkeit zum nachbaur Steinbock und Sterne. Walsertum und Gemeindewappen 49

Bregenzerwald erinnern281, was völlig abwegig ist und auch Noch heute verweist ein guter Teil der Namen der „Wal­ nicht in der Absicht der Gemeinde lag.282 Tatsächlich aber sergemeinden“ auf vordeutsche Flurnamen. Das wird zur sind Schröcken und Warth längst in die Organisations- und Kenntnis, aber nicht wichtig genommen. Es passt nicht in Förderstrukturen des Bregenzerwaldes eingebunden. Doch einen Mythos, der die Zivilisation in Vorarlbergs Berggebie­ in der Tourismuswerbung setzen beide Gemeinden auf eine ten erst mit der Einwanderung, der Landnahme heroischer, andere, mondänere Marke: Lech liegt schon lange „am Arl­ kraftstrotzender, freiheitsgetriebener, raumgreifender, geni­ berg“, inzwischen auch Warth und Schröcken.283 aler Kolonisatoren beginnen lässt, mit der die Rückständig­ Zum Auseinanderbrechen oder Auseinanderdriften keit romanischer Vorzeit überwunden wurde durch „sanfte historisch-politischer Passlandschaften trugen im 19. Jahr­ Eroberer“:288 „Wie deutsches Pulver legten sie sich mitten hundert nicht zuletzt unterschiedliche Verkehrserschließun­ ins Romanentum ein und sprengten es allerseits, so daß gen bei. So verband das Faschinajoch nicht mehr, sondern heute Vorarlberg deutsch ist“, hob Albrecht Berchtold ihre trennte Fontanella und Damüls, trennte nun auch das „neue“ Kulturleistung hervor: „Alle den Walsern anliegenden oder Große Walsertal vom „neuen“ Bregenzerwald. Dagegen blieb von ihnen durchsetzten romanischen Täler sind walserisiert der Tannberg eine Passlandschaft, über die schon früh mit worden […].“289 „Walsersierung“ oder „Verwalserung“290 als Passstraßen das Stanzer- und das Klostertal mit dem Bregen­ alpine Sonderform der Germanisierung. zerwald und dem Tiroler Lechtal verbunden wurden. Über Doch diese „Walseroffensive“ war längst Geschichte, die Marke „Arlberg“ fügten oder fügen sie sich die ehemali­ eine zurechtgezimmerte Geschichte. Das Walserbewusstsein gen Tannberggemeinden in eine größere Passlandschaft ein, des 20. Jahrhunderts gleicht der altösterreichischen Schutz­ die erst im 20. Jahrhundert als Folge des touristischen Mar­ vereinsmentalität, erwuchs aus der Defensive, war zunächst ketings entstand und sich entlang der 1884 eröffneten Arl­ eine verklärte Selbstermutigung, trotzige Erinnerung von bergbahn immer weiter ausdehnte. Auf Vorarlberger Seite Wohlstandsverlierern, die ihre Bergheimat aufzugeben droh­ liegen inzwischen Dalaas284, Klösterle285, Lech, Warth und ten, „landflüchtig“ ihre Nachbarn und Dörfer im Stich ließen. Schröcken „am Arlberg“, auf Tiroler Seite St. Anton am Arl­ „Der Walser galt als Herren- und Kulturvolk, als wirt­ berg, Pettneu am Arlberg, Flirsch und Strengen.286 schaftlich hochstehend und modern, von dem alle gern hör­ Obwohl ausgerechnet der Tannberg das einzige der ehe­ ten und lernten“291, glaubte Alois Berchtold 1928 zu wissen maligen Gerichte ist, das wir symbolisch in den Wappen aller und schloss die Frage an: „Wie kam es also, daß die Walser Nachfolgegemeinden wiederfinden, hat die Marke „Tann­ von der Höhe des Kulturträgertums herabsanken zu Hinter­ berg“ als Ort regionaler wie historischer Identifikation weit­ saßen und gedrückten Bauern von heute?“292 gehend ausgedient. Es wird kein Zufall sein, dass zunächst die Kleinwalser­ taler federführend waren im Kampf um das mentale Walser­ erbe. In beeindruckender Weise hatten sie 1890 den Zoll­ ausschluss errungen, der es ihnen ermöglichte, kokett als 4. Immigrantenidentität Österreicher mit Schweizer Migrationshintergrund Reichs­ deutsche als lukrative Gäste anzulocken, die blöderweise Vielleicht wäre eine repräsentative Umfrage darüber loh­ blieben, worauf sich 1934 400 „angestammte Walser“ um das nend, welche Symbole die Vorarlberger allgemein und Ein­ Steinbockfähnlein zum österreichpatriotischen „Walserbund“ wohner von „Walsergemeinden“ mit den Walsern verbinden. sammelten und gelobten, althergebrachtes Walser Recht und Wappenfiguren würden wohl kaum an erster Stelle genannt Volkstum, Sitt und Brauch […] vor heimatfremden Einflüssen werden. Einen Anhaltspunkt dafür bietet eine 2003 durch­ zu bewahren […].293 geführte Meinungsumfrage über die Vorarlberger Landes­ Gruppenbewusstsein zur Ein- und Ausgrenzung, histori­ symbole im Meinungsbild der Bevölkerung: Auf die Frage sierende Verstärkung einer Immigrantenidentität zur Abwehr nach den drei wichtigsten Symbolen nannten mit Abstand neuer Immigranten, in diesem Fall überlagert durch eine die meisten spontan den Bodensee und die Berge, gefolgt von Abwehr gegen den Nationalsozialismus, wobei das Klein­ den Bregenzer Festspielen und dem Schifahren. Das Landes­ walsertal andrerseits dank Zollanschluss an das Deutsche wappen folgte an fünfter Stelle.287 Reich als Fremdenverkehrsdestination die große Gewinnerin Und doch dürfen wir die identitätsstiftende Wirkung von der „Tausendmarksperre“ von 1933 war und dank westdeut­ Gemeindewappen nicht unterschätzen. Das Wappen ist des­ scher Währungsreform bereits 1948 zu einem neuen Höhen­ halb eine mitunter „heilige Sache“, weil es um Identität geht, flug ansetzen konnte.294 um ein Symbol, das eine Gemeinde verkörpert, um eine Fahne, Die Tradition der Walser „Heimatabende“ wurde 1927 um die sich eine Gemeinde schart. Es geht um die Gruppen­ im Kleinwalsertal begründet. Veranstalter war die von Alfons identität, um das „Wir-Gefühl“ – wobei sich Gruppen immer Köberle im Jahr zuvor gegründete Trachtengruppe Riezlern. durch Abgrenzung gegenüber anderen Gruppen bilden. Die Heimatabende hatten von Beginn an einen doppelten Das gilt auch für die Walser. Die Suche nach alten Sym­ Zweck: „Einerseits wurde den Gästen in den Saisonzeiten bolen, nach den „alten“ und „freien“ Walsern, eine vielfach eine betont örtliche Unterhaltung geboten, andererseits sich selbst erfüllende Prophezeiung, diente der historischen wollte man der einheimischen Bevölkerung die Erhaltung Legitimation. der Trachten und des traditionellen Brauchtums tatkräftig 50 montfort Zeitschrift für Geschichte Vorarlbergs Band 1 / 2013

Abb. 25: Treu-Gelöbnis an meine Heimat Walsertal, Beitrittsformular des 1934 gegründeten „Walserbundes“ (Vorarlberger Landesarchiv). nachbaur Steinbock und Sterne. Walsertum und Gemeindewappen 51 fördern.“295 Zum Auftakt wurde 1927 im Interesse des Frem- Bemühungen bisher nicht gelungen, dem Verfall der Walser denverkehrs, auf vielfachen Wunsch und zu Ehren der Kurgäste Mundart Einhalt zu gebieten. Besonders in den Fremden­ in großem Stil ein „Walser Heimattag“ aufgeführt, zu dem verkehrsgemeinden ist der urtümliche Walserlaut weit­gehend auch alle Walser freundlichst eingeladen waren.296 am verklingen.“307 Der Tourismus versprach auch anderen, in ihrer Existenz Wie auch immer: Die „Walserrenaissance“ der 1960er bedrohten Walserorten eine Zukunft.297 Doch die „Walser­ Jahre war in Vorarlberg erfolgreich und sie manifestiert sich prediger“ sahen durch die „Fremden“ die Bergbauernkultur auf Dauer nicht zuletzt in Gemeindewappen, die Gemeinden zusätzlich gefährdet. Die Sommerfrischler, so Berchtold, lie­ über die historischen wie geographischen Talschaften hinweg ßen nur ein paar Groschen zurück und bestärkten „den Wal­ symbolisch verbinden. Das ist etwas Besonderes! Vergleich­ ser im Haß gegen seine harte Heimat“298, der seine Güter, wie bares werden wir kaum finden. in Buchboden, auch an ausländische Jagdherren verkaufte: Dieses „Walsertum“ beruht aus wissenschaftlicher Sicht der Bauer muß dem Jäger weichen! Der Franken rollt! 299 zu einem guten Teil auf Mythen. Doch jede Gemeinschaft Vor den sittlichen Gefahren des Fremdenverkehrs, die das gründet auf Mythen, die immer wieder aufs Neue erzählt „gesunde Walsertum“ bedrohten, warnte Pfarrer Fritz auch werden, und auf Bildern, die sich verfestigen. Und so wie es „die Bewohner des obersten Lechtales“.300 aussieht, werden sie noch lange wandern, die alten Walser. Die Walserrenaissance der 1960er Jahre ging ebenfalls Hand in Hand mit Tourismusoffensiven. Alsein echtes Walser- dorf warb Damüls um Wintergäste.301 Das Walsertum konnte Anhang: Wappen der über die Täler hinweg zu einer exotischen Dachmarke ent­ wickelt werden: Österreicher, die eigentlich Schweizer sind – Vorarlberger „Walsergemeinden“ Schweizer Kolonien in Vorarlberg. Ein unverfälschtes Wal­ sertum sollte reanimiert, rekonstruiert und konserviert wer­ Normalerweise erging je eine Ausfertigung der von der Vor­ den, zugleich aber auch der Werbung und Unterhaltung von arlberger Landesregierung ausgestellten Wappenurkunden Gästen dienen, die aber vielleicht mehr an Après-Ski und an die betreffende Gemeinde sowie zur Sicherung an das Hüttengaudi interessiert waren als an kunstvollen Viergesän­ Vorarlberger Landesarchiv (Gemeindewappenregistratur) gen, mehr am Meiggi als am Schäppili, mehr am Skilehrer als und an die Gratialregistratur des Bundeskanzleramtes (heute an der Chappa. Österreichisches Staatsarchiv/Allgemeines Verwaltungs­ Die Sommer- und Winterführer für das Kleinwalstertal archiv: Adelsarchiv). gab ab 1949 in zahlreichen Auflagen Alfons Köberle heraus. Die Daten sind Albertani/Nachbaur, Vorarlberger Ge- Auch Bürgermeister wie Josef Feuerstein in Schröcken oder meindewappenregistratur entnommen308, die Abbildungen Othmar Beck in Brand, die ihre Berggemeinden erfolgreich Burmeister, Vorarlberger Gemeindewappen.309 Die Darstel­ in Richtung Fremdenverkehr entwickelten, engagierten sich in lungen (Originale in Farbe) stimmen nicht in allen Fällen mit der „Vorarlberger Walservereinigung“, an ihrer Spitze zunächst jenen in den Wappenurkunden überein. Die auf Vorschlag der Lecher Alt- und Vizebürgermeister Martin Walch.302 Ban­ der Gratialregistratur früher üblichen Randeinfassungen sind nerträger des 1967 gegründeten „Verkehrs­verbandes Groß­ nicht verbindliche Bestandteile der Wappenbeschreibungen walsertal“ waren die ­Volkschuldirektoren Eugen Dobler und können weggelassen werden. und Elmar Walser.303 Kurz zuvor hatten die Trachtengruppe und der Musikverein Raggal und die Bauern­kapelle Sonn­ tag auf Einladung eines Reisebüros mit einem Heimatabend Blons in Würzburg erfolgreich Gäste geworben, nicht zuletzt mit Verwaltungsbezirk Bludenz sauber getanzten Schuhplattlern in der entsprechenden Verleihung: 14. Oktober 1969 (AVLReg Ib-548/3-69) Tracht.304 Mit der althergebrachten Walserfolklore war das Im schräg geteilten Schild im oberen blauen Feld ein fünf­ nicht so einfach. Zinslis Studentinnen hatten 1953 nur ein zackiger silberner Walliserstern, im unteren silbernen Feld eine „‚echtes Walserliedchen‘“ bei einem Mütterchen abhören grüne Tanne in der Form einer alten Hausmarke. können.305 Das ist aber keine Besonderheit, die Vorarlberger Verfahrensakt: VLA AVLReg Ib-213-9/1980 „Heimatlieder“ entstanden fast durchwegs erst im Lauf des Sonstiges: VLA Archivregistratur 266/1969 (Hinterlegung) 20. Jahrhunderts.306 Es sei ohne Zweifel gelungen, „das Selbstbewußtsein weiter walserischer Bevölkerungskreise zu stärken und zu Brand festigen“, blickte Lechs Schuldirektor Herbert Sauerwein Verwaltungsbezirk Bludenz (geb. 1923) auf 25 Jahre Walservereinigung zurück, die er Verleihung: 19. September 1961 (AVLReg Ib-550/5-62) tatkräftig mitgestaltete. Das habe allerdings die Gefahr mit Ein in rotem Schrägflammenschnitt geteilter sil­berner Schild. sich gebracht, „daß das grenzüberschreitende Walsertum Verfahrensakt: VLA AVLReg Ib-410/1964 zu werbewirksamen Zwecken mißbraucht wurde. Wir kön­ Sonstiges: VLA Archivregistratur 101/1968 (Hinterlegung) nen feststellen, daß die Volkstumspflege zwar in die Breite, aber zu wenig in die Tiefe geht. So ist es trotz verschiedener 52 montfort Zeitschrift für Geschichte Vorarlbergs Band 1 / 2013

Bürserberg Lech Verwaltungsbezirk Bludenz Verwaltungsbezirk Bludenz Verleihung: 3. März 1970 (AVLReg Ib-209/1-70) Verleihung: 18. Februar 1969 (AVLReg Ib-86/3-69) Im blauen Schild unten ein schwarzer Dreiberg und in der Ein silberner Wellenbalken spaltet Blau von Rot. Im vor­deren Schildmitte ein silberner Steinbockkopf. blauen Feld eine goldene Sonne, im hinteren roten Feld auf Verfahrensakt: VLA AVLReg Ib-213-16/1980 schwarzem Dreiberg eine schwarze Tanne. Sonstiges: VLA Archivregistratur 199/1970 (Hinterlegung) Verfahrensakt: VLA AVLReg Ib-213-50/1980 Sonstiges: VLA Archivregistratur 135/1949, 73/1963, 113/1969 (Hinterlegung), 263/1976, 352/1978-1992 (Gemeindefahne) Damüls Verwaltungsbezirk Bregenz Verleihung: 17. September 1963 (AVLReg Ib-479/4-63) Mittelberg Ein von Rot und Silber gespaltener Schild. Auf der Spalt­- Verwaltungsbezirk Bregenz ­li­nie, aus dem Schildfuß sich erhebend, eine natürliche Bre­ Verleihung: 5. April 1929 (AVLReg IIb-487/2-29) genzerwäldertanne, begleitet von einem fünfzackigen silbernen Ein blauer Schild, aus dessen Grunde sich ein Felsen er­hebt, Stern im roten und einem roten Stern im silbernen Feld. Über der auf dem ein aufgerichteter, natürlicher Steinbock steht; hinter Spitze der Tanne ein gleichartiger Stern in gewechselten Farben. dem Felsen ist ein hoher, spitz zusammenlaufender grüner Verfahrensakt: VLA AVLReg Ib-479/1963 Bergkegel zu sehen. Felsen und Bergkegel sind mit Legföh­ren Sonstiges: VLA Archivregistratur 98/1968 bewachsen. Den Schild umgibt eine bronzefarbene ornamen­ tierte Rand­einfassung. Verfahrensakt: VLA AVLReg IIb-1017/1934 Dünserberg Verwaltungsbezirk Feldkirch Verleihung: 18. Februar 1969 (AVLReg Ib-59/2-69) Raggal Ein silberner Schild mit einem blauen, nach rechts aufstei­ ­gen­ Verwaltungsbezirk Bludenz den Steinbock mit schwarzer Bewehrung. Verleihung: 28. September 1965 (AVLReg Ib-124/4-65) Verfahrensakt: VLA AVLReg Ib-213-22/1980 Quergeteilter Schild mit blauem Schildhaupt. Oben eine grüne, mehrspitzige Bergkette, belegt mit einem silber­nen Bergwerks- zeichen, Schlegel und Hammer mit goldenen­ Stielen. Unten in Fontanella Silber ein halbes rotes Mühlrad. Verwaltungsbezirk Bludenz Verfahrensakt: VLA AVLReg Ib-124/1965 Verleihung: 27. Jänner 1970 (AVLReg Ib-110/3-70) Sonstiges: VLA Archivregistratur 31/1965 Im quergeteilten Schild zwei fünfzackige rote Walliser­sterne im oberen silbernen Feld und eine zweiarmige sil­berne Waage im unteren grünen Feld. St. Gerold Verfahrensakt: VLA AVLReg Ib-213-25/1980 Verwaltungsbezirk Bludenz Sonstiges: VLA Archivregistratur 57/1971 (Hinterlegung) Verleihung: 27. Oktober 1970 (AVLReg Ib-511/70) Schild gespalten von Silber und Blau. In Silber der hl. Ge­rold in rotem Gewande mit goldener Gloriole, in der Rech­ten einen Laterns goldenen Pilgerstab, in der Linken einen gol­de­nen Reichs­ Verwaltungsbezirk Feldkirch apfel. Der linke Fuß ist auf eine goldene­ Bügelkrone gesetzt.­ Im Verleihung: 22. Juli 1938 (AVLReg II 245/7-38; Gleich­stück liegt blauen Feld einen aufsteigenden sil­bernen Steinbock. im Verfahrensakt ein) Verfahrensakt: VLA AVLReg Ib-213-71/1980 Ein von Silber und Rot gespaltener Schild, der von einer einge- Sonstiges: VLA Archivregistratur 57/1971 (Hinterlegung) schobenen, aufsteigenden, eingebogenen, bis zum Schildes­ haupt reichenden blauen Spitze durchzogen wird. Der Schild ist mit elf fünfstrahligen Sternen in drei senkrechten Reihen, je Schröcken vier in je­dem Schildesfelde, und drei – deren unterster durch die Verwaltungsbezirk Bregenz Spitze zer­spalten wird – etwas erhöht auf der Teilungslinie, alle Verleihung: 28. September 1965 (AVLReg Ib-421/4-65) in gewech­selten Tinkturen, belegt. In der Spitze erhebt sich aus In einem von Rot und Silber gespaltenen Schild auf grü­nem der erhöhten Mittelkuppe eines grün bewachsenen Dreiberges Dreiberg eine grüne Fichte, begleitet von einem sil­bernen und eine na­türliche, bewurzelte, golden befruchtete Tanne. Den roten fünfstrahligen Stern. Schild umgibt eine schwarze Randeinfassung. Verfahrensakt: VLA AVLReg Ib-421/1965 Verfahrensakt: VLA AVLReg II 245/1938 (Gleichstück); VLA AVL- Sonstiges: VLA Archivregistratur 98/1965 Reg Ib-213-48/1980 nachbaur Steinbock und Sterne. Walsertum und Gemeindewappen 53

Silbertal Thüringerberg Verwaltungsbezirk Bludenz Verwaltungsbezirk Bludenz Verleihung: 12. Mai 1964 (AVLReg Ib-190/5-64) Verleihung: 14. Jänner 1969 (AVLReg Ib-669/2-68) In blauem Schild ein goldener Schlüssel gekreuzt mit ei­nem sil- In Blau über rotem Dreiberg, der mit einem Schild mit drei sil- bernen Hammer. Das Schildhaupt ist von Rot und Weiß gespalten bernen und blauen Wolkenbalken belegt ist, eine rotbedachte und mit drei fünfzackigen Sternen in wechselnden Farben belegt. silberne Burg mit zwei Erkerchen und je einer rotbe­dachten Verfahrensakt: VLA AVLReg Ib-213-82/1980 Wehrmauer. Sonstiges: VLA Archivregistratur 54/1964, 102/1968 (Hinter­ Verfahrensakt: VLA AVLReg Ib-213-88/1980 legung) Sonstiges: VLA Archivregistratur 85/1969 (Hinterlegung)

Sonntag Warth Verwaltungsbezirk Bludenz Verwaltungsbezirk Bregenz Verleihung: 6. September 1966 (AVLReg Ib-499/2-66) Verleihung: 21. Juli 1970 (AVLReg Ib-430/70) In einem blauen Schild auf einem silbernen, rotgezäum­ten nach Im längsgeteilten Schild im rechten roten Feld zwei Wal­ser­ links sprengenden Ross ein Reiter mit silbernem Gewand, golde- sterne in Silber, im linken silbernen Feld auf grünem Dreiberg ner Rüstung und goldener Gloriole, der in der rechten Hand ein sil- eine grüne Tanne mit aufsteigenden Ästen. bernes Schwert und vor der Brust einen schwarzen Schild, belegt Verfahrensakt: VLA AVLReg Ib-213-93/1980 mit einem nach rechts aufsteigenden sil­bernen Steinbock hält. Sonstiges: VLA Archivregistratur 82/1967, 262/1970 (Hinter­ Verfahrensakt: VLA AVLReg Ib-462/1967 legung) Sonstiges: VLA Archivregistratur 107/1967 (Hinterlegung)

1 Mein Großvater Karl Lampert (1908–1973) erwarb Arzt Romedius Wacker (1887–1939) aus Bregenz anthropologischen Untersuchungen verschiede- 1948, zunächst gemeinsam mit Emil Dietrich, das war ein Bruder des bedeutenden Malers Rudolf­ ner Walserpopulationen aus. Daran knüpfte 1959 so genannte „Landammannhaus“ in Fontanella als Wacker. Er verwies u. a. bereits auf Moritz HOLL, das Institut für Anthropologie und Humangene- Jagdhaus. Dort verbrachten wir die Urlaube unse- Ueber die in Vorarlberg vorkommenden Schädel- tik der Universität München mit einer Blutgrup- rer Kindheit und Jugend, in der Zeit der „Walser­ formen. In: Mittheilungen der Anthropologischen penuntersuchung im Kleinwalsertal an: Fried- renaissance“, in die unser Haus am Kirchberg einge- Gesellschaft in Wien 18 (1888), S. 1–24; Carl TOLDT, rich SCHWARZFISCHER, Sero-anthropologische sponnen wurde. Mit der Gründung des Wildparks Die Körpergröße der Tiroler und Vorarlberger. In: Untersuchungen im Kleinen Walsertal. In: Mont- Feldkirch 1963 trug Karl Lampert mit „Felix“ und Mitteilungen der anthropologischen Gesellschaft fort 11 (1959) 1/2, S. 100–104. Vgl. Louis CARLEN, „Barbara“ auch zur Popularität des Steinwilds bei. in Wien 22 (1891), S. 70–78; Carl TOLDT, Physische Walserforschung 1800–1970. Eine Bibliographie Ihm widme ich diesen Beitrag und meiner Mutter Beschaffenheit der Bevölkerung in Tirol und Vor­ (Geschichte, Kultur und Wirtschaft 2). Visp 1973, Greta Nachbaur geb. Lampert (geb. 1935), die das arlberg. In: Tirol und Vorarlberg (Die österreichisch- Nr. 1015–1044. Jüngere Studien: Hans-Georg Haus in Fontanella als familiäres und kulturelles ungarische Monarchie in Wort und Bild 13). Wien SCHEIL/Wolfgang SCHEFFRAHN/Elisabetta ZIG- Erbe seit 40 Jahren pflegt. 1893, S. 229–240. Zentrum der anthropologi- GIOTTI, Genfrequenzen des Coeruloplasmins in 2 Ulrich NACHBAUR, Das Feldkircher Walsergericht schen Walserforschung war offenbar das Anthro- schweizerischen Populationen (Nordschweizer, Damüls an der „Staatsgrenze“ zu Blumenegg. In: pologische Institut der Universität Zürich, an dem Walliser und Walser). In: Anthropologischer Anzei- 200 Jahre Blumenegg bei Österreich. Beiträge zur bereits vor Wacker Otto Wettstein eine Dissertation ger 45 (1987) 2, S. 159–164; Hans-Georg SCHEIL/ Regionalgeschichte, hg. von Manfred TSCHAIK- zur „Anthropogeographie des Safientales“ (Zürich Wolfgang SCHEFFRAHN/Georg BUCHLI/Gaudenz NER (Bludenzer Geschichtsblätter 72–74 [2004]). 1910) eingereicht und veröffentlicht hatte. Der BUCHLI, Die Migration der Walser. In: Anthropolo- Bludenz 2004, S. 25–109, hier S. 70–75. Vgl. auch „Familienkundliche Arbeitsausschuss“ des Landes- gischer Anzeiger 48 (1990) 2, S. 135–143. – Einen den Verzichtbrief der Walser im Montafon von museumsvereins glitt spätestens unter Führung Vergleich anhand der Kleinwalsertaler Ergebnisse 1453, ediert in: Hermann SANDER, Der Streit der von Oskar Baldauf (1895–1965) in ein rassenbiolo- bieten z. B. auch: Karl MAGER/Heinz JANETSCHEK, Montafoner mit den Sonnenbergern um den Besitz gisches Fahrwasser. Baldauf hoffte, Alfons Köberles Zur Anthropologie der Ötztaler und Pitztaler Bevöl- der Ortschaft und um Besteuerungsrechte Familienchronik in dieser Hinsicht verwerten und kerung. In: MaB-Projekt Obergurgl, red. von Gernot (1554–1587). Mit Beiträgen zu Geschichte der Wal- ergänzen zu können (Oskar BALDAUF, Zur Fami- PATZELT (Veröffentlichungen des Österreichischen liser in Vorarlberg (Beiträge zur Geschichte von Blu- lien- und Rassenkunde der Kleinwalsertaler. In: MaB-Programms 10). Innsbruck 1987, S. 133–145, denz, Montafon und Sonnenberg in Vorarlberg 2). Heimat 9 (1928) 5, S. 134–136; vgl. Alfons KÖBERLE, hier S. 140–141. – Noch heute kokettiert die „Inter- Innsbruck 1897, Beilage Nr. 3, S. 74–76. Die Volksgenealogie des Kleinen Walsertales. Zur nationale Walservereinigung“ zur Frage der Iden- 3 Vorarlberger Landesarchiv [fortan: VLA]: Karten- Geschichte ihrer Entstehung. In: Montfort 18 [1966] tität der Walser mit dem „Walserblut“: „Einen Wal- sammlung 01/028. 3, S. 463–477). Nach 1945 leistete der Innsbrucker ser, eine Walserin erkennt man nicht an ihrem 4 Für Vorarlberg: Romedius WACKER, Zur Anthropo- Anatomieprofessor Gustav Sauser (1899–1968) Äussern, selbst wenn gewisse Vorstellungen von logie der Walser des grossen Walsertales in Vor- Beiträge zur Forschung: Gustav SAUSER, Anthro- hochgewachsenen Leuten mit blauen Augen und arlberg. Inaugural-Dissertation zur Erlangung der pologie. In: Landes- und Volkskunde, Geschichte, rötlichblonden Haaren, mit gemächlich-weitem Doktorwürde der hohen medizinischen Fakultät Wirtschaft und Kunst Vorarlbergs, Bd. 3: Das Volk, Schritt und zurückhaltendem, verschlossenem der Universität Zürich (Aus dem Anthropologi- hg. von Karl ILG. Innsbruck 1961, S. 1–24; Gustav Charakter noch heute in manchen Köpfen herum- schen Institut der Universität Zürich). Berlin 1912; SAUSER, Gotische Bezeichnung auf Karnerschä- spuken. Dass Blut ein ‚ganz besonderer Saft‘ sei, identisch mit: Romedius WACKER, Zur Anthropo- deln in Vorarlberg. In: Jahrbuch des Vorarlberger hat schon Goethe festgestellt, dass ‚Walserblut‘, in logie der Walser des grossen Walsertales in Vor- Landesmuseumsvereins 1957, Bd. 1, S. 179–182. welchem angeblich die Blutgruppe 0 vorherrscht, arlberg (Sonderabdruck aus der Zeitschrift für 5 Vom Anthropologischen Institut der Universität noch besonderer sei, ist mindestens nicht ganz Ethnologie, Heft 3. u. 4 1912). Berlin 1912. Der Zürich gingen in den 1940er Jahren auch die sero- unumstritten. (…)“ (www.wir-walser.ch, Abfrage 54 montfort Zeitschrift für Geschichte Vorarlbergs Band 1 / 2013

18.01.2013). Vgl. Paul ZINSLI, Walser Volkstum Verein 1967 um, de jure konstituierte sich jedoch 20.5.2011. In: Walserheimat in Vorarlberg, Tirol in der Schweiz, in Vorarlberg, Liechtenstein und eine „Walservereinigung Rankweil“ neben der und Liechtenstein (2011) 89, S. 727–728. Piemont. Erbe, Dasein, Wesen. Frauenfeld 1968, „Walser-Vereinigung“ mit Sitz in Schlins, die ihre 14 Irmin SCHWENDINGER, Engelbert Keßler und S. 58–64 u. 182; ebenso zuletzt: Paul ZINSLI, Wal- Tätigkeit einstellte. 1974 wurde diese behördlich Alfons Köberle. Ehrenbürger der Gemeinde Mit- ser Volkstum in der Schweiz, in Vorarlberg, Liech- aufgelöst. Vgl. Alois NIGSCH, Walservereinigung telberg. In: Walserheimat in Vorarlberg (1984) 34, tenstein und Piemont. Erbe, Dasein, Wesen. Chur Rankweil (Gemeinschaft der abgewanderten S. 168–169; Herbert SAUERWEIN, In memoriam 72012, S. 58–64 u. 182. Großwalsertaler). In: Walserheimat in Vorarlberg [Alfons Köberle und Gottlieb Kessler]. In: Walser- 6 WACKER, Anthropologie (wie. Anm. 4), S. 58–59, (1967) 1, S. 36–37; Alois NIGSCH, Walservereini- heimat in Vorarlberg (1980) 27, S. 318–320; Wil- zitierte Josef LIPBURGER, Bericht über 100 Kropf­ gung Rankweil (Gemeinschaft der abgewander- helm FRITZ, Alfons Köberle – ein verdienstvoller operationen mit Bemerkungen über Kropfbil- ten Großwalsertaler). In: Walserheimat in Vorarl- Walser. In: Walserheimat in Vorarlberg (1979) 24, dung in Vorarlberg (Separatabdruck aus 43. Jah- berg (1975) 16, S. 264. S. 150–154; Herbert SAUERWEIN, Chronist Alfons resbericht des Vereins der Ärzte Vorarlbergs 1905). 10 Zudem wurden Personen nichtwalserischer Köberle. Zur Vollendung des 80. Lebensjahres. In: Feldkirch 1906, der feststellte, dass die Walser am Abstammung aufgenommen, die durch ihr lang­ Walserheimat in Vorarlberg 13 (1973) 13, S. 96–97. stärksten von Kropfbildung betroffen sind. Dazu jähriges berufliches Wirken an verantwortungs- 15 Wann die vereinsrechtliche Konstituierung statt- kritisch bereits: Karl FRITZ, Die alte und die neue voller Stelle im Großwalsertal Anerkennung und fand, erfahren wir aus der „Walserheimat“ nicht. Heimat der Walser. Eine zusammenfassende Dar- Ansehen verdient hatten. VLA: SID VR-63/67: Sta- Sie kann jedenfalls erst nach Rechtskraft des Nicht­ stellung einiger wichtiger Fragen darüber. Sonn- tuten der Walservereinigung Rankweil, § 3. Der untersagungsbescheides vom 25.10.1967 durch tag 1930, S. 21. Vgl. auch Thomas SCHERRER/ ­Nichtuntersagungsbescheid erging am 21.03.1967. die Vertreter der Mitgliedsgemeinden erfolgt sein. Julius WAGNER-JAUREGG, Die Kropf­bekämpfung Der Verein besteht noch (ZVR-Zahl 893540511; Zur Vereinsgeschichte im Übrigen: Herbert SAUER- in Vorarlberg. Erfolg eines fünfjährigen Versuches. zvr.bmi.gv.at, Abfrage 18.01.2013). WEIN, 20 Jahre Vorarlberger Walservereinigung. In: New York 1929. – Die Kröpfe der Walliser müssen 11 Die „Walsermutter“ hatte die Walser 1948 wäh- Walserheimat in Vorarlberg (1987) 40, S. 433–435; legendär gewesen sein: Walter SCHAUFELBER- rend ihrer Zeit als Fotolaborantin in Oberstdorf N. N., 10 Jahre Vorarlberger Walservereinigung. GER, Zu einer Charakterologie des altschweize- kennengelernt. Vgl. Tita von OETINGER, Wie ich Zehnjahrestreffen Ende Juni am Gründungsort. rischen Kriegertums. In: Schweizerisches Archiv meine ­Walser fand und lieben lernte. In: Wir Wal- In: Der Walser 51 (1977) 27; Herbert SAUERWEIN, für Volkskunde 56 (1960) 1+2, S. 48–87, hier S. 63: ser 1 (1963) 1, S. 4–8; Herbert SAUERWEIN, Tita 25 Jahre Vorarlberger Walservereinigung. In: „Dabei mochte noch eher als unverfänglich gelten, von Oetinger zum Gedenken. In: Walserheimat Walser­heimat in Vorarlberg (1991) 49, S. 501–507; dass man als besonderes Wahrzeichen des Wallis in Vorarlberg (1979) 24, S. 145–146; N. N., Tita von Gernot GANAHL, 40 Jahre Vorarlberger Walser­ die ‚höckerigen Leute‘ und als besondere Landes- Oetinger. In: Wir Walser 17 (1979) 1, S. 39; Herbert vereinigung. In: Walserheimat in Vorarlberg (2008) zierde der Kröpfe bezeichnete, welche man auch ­SAUERWEIN, Tita von Oetinger zum Gedenken. 82, S. 115–119; SAUERWEIN, 10 Jahre Vorarlberger bei den Urnern und Bündnern pries.“ 1825 pub- In: Jahrbuch des Vorarlberger Landesmuseums­ Walservereinigung (wie Anm. 12). lizierte der Kopenhagener Arzt D. C. Otto seine vereins 1980/81, S. 245–247; Herbert SAUER- 16 Martin WALCH, Vorwort. In: Walserheimat in Vor- Reise­indrücke: „im Wallis ist jeder zweite Mensch WEIN, Zum Gedenken an Tita von Oetinger. In: Wir ­ arlberg (1967) 1, S. 4. – Zu Walch: Herbert SAUER- ein Cretin oder leidet am Kropfe, woran die Luft Walser 26 (1988) 2, S. 41–44; Silke LA ROSEE, Drei WEIN, Martin Walch, Lech. In: Walserheimat (1980) vielleicht eben so sehr als das Wasser Schuld seyn Mal „Z.“. Das letzte Walsergespräch auf der Stein- 26, S. 228; ILG, Martin Walch (wie Anm. 12). mag“ (zitiert nach: Gertrud und Paul WYRSCH- matte – Ein Beitrag zur Entstehung der Inter­ 17 N. N., 10 Jahre Vorarlberger Walservereinigung. INEICHEN, Unbekannte Reiseberichte über den nationalen Vereinigung für Walsertum (IVfW). In: Zehnjahrestreffen Ende Juni am Gründungsort. In: Kanton Schwyz und Umgebung zur Biedermeier- Wir Walser 50 (2012) 2, S. 45–50. – Der Schriftsteller Der Walser 51 (1977) 27. zeit. In: Mitteilungen des historischen Vereins des Carl Zuckmayer (1896–1977), der sich 1957 eben- 18 Satzungen der Vorarlberger Walservereinigung Kantons Schwyz 85 (1993), S. 27–98, hier S. 36). falls in Saas-Fee niederließ, schrieb am 23.08.1965 1967, § 3, abgedruckt in Walserheimat in Vorarl- 7 ZINSLI, Walser Volkstum 1968 (wie Anm. 5), S. 389; an den ehemaligen Verleger Gottfried Bermann berg (1968) 2, S. 43–44; VLA: SID VR-85/67. Der ebenso zuletzt: ZINSLI, Walser Volkstum 2012 Fischer (1897–1995) und dessen Frau Brigitte über Nichtuntersagungsbescheid erging am 25.10.1967. (wie Anm. 5), S. 389. – Einen Druckkostenbeitrag die Möglichkeit, die Eidgenössische Staatsbürger- Natürliche Personen, die die Vereinigung ideell gewährte die Vorarlberger Landesregierung 1968 schaft zu erwerben: Sie wird mich 20.000.– Fran- oder materiell unterstützen, konnte der Vorstand nicht, verwies jedoch darauf, dass im Wege der ken kosten, (von unserer zweifelhaften Nachbarin zu außerordentlichen Mitgliedern und diese zu hiesigen Buchhandlungen laufend Exemplare für Frau von Oetinger verlangten sie, ihrem Vermögen Ehrenmitgliedern ernennen. Stimmrecht kam in Schulen, Volksbüchereien und dergleichen ange- entsprechend, 50.000.–!) (Carl ZUCKMAYER/Gott- der Vollversammlung jedoch nur ordentlichen kauft würden (VLA: AVLReg [fortan: AVLReg] IIb- fried BERMANN FISCHER, Briefwechsel. Mit den Mitgliedern zu. – Die geänderten Satzungen der 303/1969). – Zu Zinsli u. a. Herbert SAUERWEIN, Briefen von Alice Herdan-Zuckmayer und Brigitte Vorarlberger Walservereinigung von 1996, § 4, Univ.-Prof. Dr. Paul Zinsli zur Vollendung des 90. Bermann Fischer, Bd. 1: Briefe 1935–1977, hg. von kannten nur noch „Mitglieder“ und „Ehrenmit- Lebensjahres. In: Walserheimat in Vorarlberg, Tirol Irene NAWROCKA. Göttingen 2004, S. 722). glieder“. Mitglieder konnten Vorarlberger, Tiroler und Liechtenstein (1996) 59, S. 438–439. 12 Herbert SAUERWEIN, 10 Jahre Vorarlberger und Liechtensteiner Walsergemeinden oder Wal- 8 Paul ZINSLI, Vom heutigen Walsertum in Vorarl- Walservereinigung. In: Walserheimat in Vorarl- sersiedlungen sein. Zudem wurde festgehalten, berg. In: Bündner Monatsblatt (1954) 7, S. 241–265, berg (1977) 20, S. 407–408, hier S. 407. – Karl Ilg dass Bezieher der Zeitschrift „Walserheimat in Vor- hier S. 265; ebenda, S. 245: „Bei ältern Menschen (1913–2000) nahm für sich in Anspruch, den Vor- arlberg, Tirol und Liechtenstein“ die Ideen der ist es leichter, rechte Mundart zu hören, jüngere arlbergern zu einer Landesorganisation geraten Walsergemeinschaft unterstützen. Die Zuständig- ­scheinen oft nur eine Mischsprache zu beherr- zu haben, bevor sich die Internationale Walser- keit für die Aufnahme oder Streichung von Mitglie- schen, die sie freilich selbst noch als ihre Mundart vereinigung konstituiert, um der „Gefahr einer dern ging vom Vorstand an die Vollversammlung betrachten. […] Doch wie gesagt, solche Mischung ungehinderten Lenkung von oben“ zuvorzukom- über. – Gemäß den aktuellen Satzungen der Vor- geschieht nicht mit Wissen und Willen der Leute, men (Karl ILG, Martin Walch. Erster Obmann der arlberger Walservereinigung von 2000, § 4, können die stolz darauf sind, Walserdeutsch zu reden.“ Vorarlberger Walservereinigung. In: Wir Walser 18 „Mitglieder“ Vorarlberger, Tiroler und Liechtenstei- 9 VLA: Sicherheitsdirektion für Vorarlberg [fortan: [1980] 1, S. 47–48, hier S. 48). ner Walsergemeinden oder Walsersiedlungen, sowie SID] VR-598/60: Statuten des Walser-Vereines 13 Herbert SAUERWEIN, Volksschuldirektor Eugen Einzelpersonen und Ehepaare (sic!) sein. Zudem Schlins, § 3. Der Nichtuntersagungsbescheid Dobler zur Vollendung des 70. Lebensjahres. In: gibt es neben „Ehrenmitgliedern“ auch „fördernde erging am 06.12.1960. – 1964 kam es zu Zer- Walserheimat in Vorarlberg (1980)27, S. 282– Mitglieder“ ohne Stimmrecht (VLA: SID VR-85/67). würfnissen innerhalb des Vereins. Mit neuer Füh- 283; N. N., Ehrenring für Eugen Dobler. In: Walser- 19 Vgl. Anm. 18 und Verena GILLARD-FRITZ, Leitbild rung firmierte der Verein nun offenbar als „Walser­ heimat in Vorarlberg (1990) 47, S. 344; Gernot 2000 – zu den neuen Strukturen für die Vorarlber- vereinigung Rankweil“. De facto bildete sich der GANAHL, In memoriam Eugen Dobler 4.8.1910– ger Walservereinigung. In: Walserheimat in Vor- nachbaur Steinbock und Sterne. Walsertum und Gemeindewappen 55

arlberg (2000) 67, S. 419–421. – Die in der Vorarl- 30 Walserheimat in Vorarlberg (1972) 10, S. 42. Landes­archivs 2). Bregenz 2007, S. 16–59; Cornelia berger Walservereinigung verwendeten Begriffe 31 Walserheimat in Vorarlberg (1975) 17, S. 270. Vgl. ALBERTANI/Ulrich NACHBAUR, Vorarlberger Ge- „Kollektivmitgliedschaft“ (juristischer Personen) SAUERWEIN, 10 Jahre Vorarlberger Walservereini- meindewappenregistratur. Bestandsverzeich- und „Einzelmitgliedschaft“ (natürlicher Personen) gung (wie Anm. 12), S. 407; ebenso SAUERWEIN, nis mit 1. September 2007 (Kleine Schriften des finden sich in ihren Statuten nicht und sind dem 20 Jahre Vorarlberger Walservereinigung (wie Vorarlberger Landes­archivs 6). Bregenz 32011; österreichischen Vereinsrecht fremd. Sie sind der Anm. 15), S. 433; SAUERWEIN, 25 Jahre Vorarlber- Ulrich NACHBAUR, Über das Werden und Wesen Schweizer Rechtssprache entnommen. So unter- ger Walservereinigung (wie Anm. 15), S. 503. von „Marktgemeinden“ in Vorarlberg. Die Markt- scheiden die aktuellen Statuten der Internatio­ 32 Nachdem Ebnit als „Walsersiedlung“ keine Rechts- erhebung von Schruns. In: Ulrich NACHBAUR/ nalen Vereinigung für Walsertum, Art. 3 lit. a, persönlichkeit besitzt, wird eine formelle Vereins- Peter STRASSER, Die Markt­erhebung von Schruns. ausdrücklich zwischen Einzel-, Kollektiv- und Ehren- mitgliedschaft nicht möglich gewesen sein. 1975 Marktgemeinden in Vor­arlberg (Montafoner Schrif- mitgliedern (www.wir-walser.ch/index.php?id=107, verhandelte die Walservereinigung mit der Stadt tenreihe 13). Schruns 2004, S. 9–126, hier S. 34–38, Abfrage 18.01.2013). Dornbirn über einen Beitritt (freundliche Mittei- 65–69, 82–83; Karl Heinz BURMEISTER, Die Ge- 20 Seit der Gemeindegesetzreform 1985 bedarf lung von Barbara Fritz, Obfrau der Vorarlberger meindewappen von Vorarlberg. Sigmaringen der Beitritt einer Gemeinde zu und der Austritt Walservereinigung). Bei der Jahresvollversamm- 1975, S. 9–12. aus einer Genossenschaft, einem Verein, einem lung am 17.06.1978 teilte Obmann Martin Walch 37 Als Referenz zur Überprüfung der Wappen­- Verband oder ähnlichen privatrechtlichen Ein- mit, dass nun auch die „Fraktion Ebnit der Stadt- führung in den Gemeindesiegeln können die richtungen grundsätzlich eines Beschlusses der gemeinde Dornbirn“ Mitglied der Walservereini- Unterlagen zu den Voranschlägen, Rechnungs­ Gemeinde­vertretung (LGBl. Nr. 35/1985, Art. I gung geworden sei. „Damit sind jetzt alle Walser­ abschlüssen und Inventaren dienen, die die Z. 51, § 45 Abs. 1 lit. b, Z. 8; aktuell § 50 Abs. 1 lit b. gemeinden und Ortschaften unseres Landes zur Gemeinden zur Genehmigung vorlegen mussten Z. 8 GG). Nach dem Gemeindegesetz 1965 war das kulturellen Zusammenarbeit auf dem Gebiet (1864–1918: VLA: Vorarlberger Landesausschuss ausdrücklich bei Genossenschaften der Fall oder der Volkstumspflege und -erhaltung vereinigt“ [fortan: LA] SF 60, 64, 68, 70, 74, 75, 79, 102, 104, geregelt (LGBl. Nr. 45/1965, § 45 Abs. 1 lit. b Z. 14). (Walserheimat in Vorarlberg [1978] 23, S. 94). Nach 118, 127, 133, 138, 139, 144, 152; 1918–1920: VLA: Generell galt und gilt im Übrigen im eigenen Wir- dem Gemeindegesetz könnte nur die Stadt Dorn- Amt des Vorarlberger Landesrates 2/1918-1920 kungsbereich eine Generalklausel zugunsten des birn Mitglied werden, nicht aber ein Ortsteil. Doch Gemeindefinanzen; 1920–1925: VLA: AVLReg I IX- Gemeindevorstandes. Dass dennoch Gemeinde- weder der Stadtrat noch die Stadtvertretung fasste Gemeindefinanzen; Bezirk Bludenz 1927 ff.: VLA: vertretungen befasst wurden, zeigt das Beispiel einen Beitrittsbeschluss (freundliche Mitteilung AVLReg II IIb-Gemeindefinanzen; Bezirke Bre- Mittelberg. von Mag. Harald Rhomberg, Stadtarchiv Dorn- genz und Feldkirch 1927 ff. derzeit VLA: Revisions- 21 NIGSCH, Walservereinigung Rankweil 1967 (wie birn; vgl. Dornbirner Gemeindeblatt 1977/78). amt). Die Eingaben, zumal der Gemeindekassiere, Anm. 9), S. 36. 33 Walserheimat in Vorarlberg (1996) 59, S. 434–435. wurden jedoch nicht durchgehend mit dem Ge- 22 Jodok MÜLLER, Die „Walser Haut“. In: Wir Walser 34 Karl FRITSCHE, Bürserberg. Mitglied in der Gemein- meindestempel versehen. 50 (2012) 2, S. 22–24, hier S. 24. – Damit „kontrol- schaft der Walserdörfer. In: Walserheimat in Vor­ 38 Die Bemühungen der Bezirkshauptmannschaft liert“ die Walservereinigung in der Fläche bereits arlberg (2001) 69, S. 579. Bregenz, die „aussterbende“ Gemeinde Hoch- ein Viertel des Landes Vorarlberg (einschließlich 35 Vgl. z. B. ZINSLI, Walser Volkstum 2012 (wie ­krumbach mit Warth zu fusionieren, hatte letzt- der Katastralgemeinden Ebnit I und II), annähernd Anm. 5); Karl ILG, Die Walser in Vorarlberg. Die lich Erfolg. Am 21.12.1884 wurde der Gemeinde­ ein Fünftel des Fürstentums Liechtenstein und ein Verbundenheit mit dem Boden: Siedlung und vorstand der neuen Gemeinde Warth-Hochkrum- Hundertstel des Landes Tirol. Wirtschaft als volkskundliche Grundlagen (Schrif- bach gewählt, mit Kundmachung des Statthal- 23 Zur Gemeindereform 1808 und zu den Veränderun- ten zur Vorarlberger Landeskunde 3). Dornbirn ters für Tirol und Vorarlberg vom 01.03.1885 die gen der Gemeindestruktur ab 1849: Ulrich NACH- 1949; Karl ILG, Die Walser in Vorarlberg, Teil 2: Vereinigung bestätigt (VLA: LA1517/1883; LGBl. BAUR, Auswirkungen der bayerischen Reformen Ihr Wesen; Sitte und Brauch als Kräfte der Erhal- Nr. 9/1885). Am 15.08.1922 beschloss die Ge- von 1806 bis 1814 auf die Vorarlberger Verwal- tung ihrer Gemeinschaft (Schriften zur Vorarl- meindevertretung, zur Vereinfachung die Ver- tungsstrukturen. In: 200 Jahre Gemeindeorgani- berger Landeskunde 6). Dornbirn 1956. Bei Louis kürzung des Namens auf „Warth“ zu beantragen, sation. Almanach zum Vorarlberger Jubiläumsjahr ­CARLEN, Walserforschung 1800–1970. Eine Bib- zumal in Hochkrumbach nur noch zwei Häuser 2008, hg. von Ulrich NACHBAUR/Alois NIEDER- liographie. Visp 1973, finden wir nur unter dem ganzjährig bewohnt seien. Die Landesregierung STÄTTER. Bregenz 2009, S. 370–445; Ulrich NACH- Stichwort „Wappen“ Hinweise auf Walter KRANZ, stimmte der Namensänderung mit Beschluss BAUR, Vorarlberger Gemeinden 1849 bis 2008. Eine Fürstentum Liechtenstein. Eine Dokumentation. vom 29.11.1924 zu (VLA: AVLReg I II-2301/1924). Bestandsaufnahme. In: 200 Jahre Gemeindeorgani- Schaan 1968, S. 33 (Nr. 190: „Wappen von Trie- – In den Unterlagen zu den Gemeindefinanzen sation. Almanach zum Vorarlberger Jubiläumsjahr senberg mit Theoduls-Glocke als Walser Sym- 1921–1925 (VLA: AVLReg I IX-Gemeindefinanzen 2008, hg. von Ulrich NACHBAUR/Alois NIEDERSTÄT- bol“), und auf Rudolf HÄMMERLE, Von unseren Warth) fand am 23.12.1923 noch ein Stempel mit TER. Bregenz 2009, S. 367–369. Gemeindewappen. In: Walserheimat in Vorarlberg der Umschrift Gemeindevorstehung WARTH HOCH- 24 LGBl. Nr. 9/1885; VLA: AVLReg II-2301/1924 (Um- (1969) 4, S. 3–6, und (1969) 5, S. 3–7 (Nr. 243: „Neue KRUMBACH Verwendung. Neben diesem Stempel benennung mit Beschluss der Landesregierung, Wappen mit Anklängen an alte Siegel und den finden wir auf demselben Dokument bereits einen 29.11.1924.) Walser Steinbock.“) 1969 erschienen in der mit der Umschrift Gemeindevorstehung WARTH, 25 LGBl. Nr. 6/1931. Vgl. NACHBAUR, Gemeinden 1849 „Walser­heimat“ allerdings weitere vier Beiträge Vorarlberg. Auf Dokumenten vom 24.08.1924 bis bis 2008 (wie Anm. 23). zu Gemeindewappen. 27.01.1925 fand ein Stempel mit der Umschrift 26 Alfons KÖBERLE, Warum eine Vorarlberger Wal- 36 Zur Rechtsentwicklung: Ulrich NACHBAUR, 96 Gemeindevorstehung Warth-Hochkrumbach Ver- ser-Vereinigung? In: Der Walser 49 (1967) 37. Der Gemeindewappen. Einführung in die Ausstellung wendung, der eine Tanne auf einem Berg zeigt. Beschluss der Gemeindevertretung fiel 18:1 aus „96 Gemeindewappen – Hoheitszeichen und Bür- Die ab 17.05.1925 überlieferten Schriftstücke tra- (Der Walser 49 [1967] 36). Für den Hinweis danke gerstolz“. In: 200 Jahre Gemeindeorganisation. gen den Stempel mit der Umschrift Gemeindevor- ich Chronist Stefan Heim. Almanach zum Vorarlberger Jubiläumsjahr 2008, stehung WARTH, Vorarlberg. Auf Unterlagen zu den 27 SAUERWEIN, 10 Jahre Vorarlberger Walservereini- hg. von Ulrich NACHBAUR/Alois NIEDERSTÄTTER. Gemeindefinanzen 1929–1944 (derzeit VLA: Revi- gung (wie Anm. 12), S. 407. Bregenz 2009, S. 197–204; Ulrich NACHBAUR, Die sionsamt) wurde ein Stempel mit der Umschrift 28 Diese Liste dieser Mitgliedsgemeinden wurde erst Vorarlberger Gemeindesymbole – rechtliche und Gemeindevorstehung Warth Vorarlberg aufge- in der zweiten Ausgabe der Walserheimat abge- rechtsgeschichtliche Aspekte. In: Ulrich NACH- drückt, der wieder die Tanne auf einem Berg zeigt druckt, die im Juni 1968 erschien (Walserheimat in BAUR/Alois NIEDERSTÄTTER, Vorarlberger Ge- (zuletzt belegt 27.12.1938). Auf einem Schreiben Vorarlberg [1968] 2, S. 2). meindesymbole. Heraldische und rechtliche vom 01.04.1938 findet sich ein Stempel mit der 29 Eugen DOBLER, Großes Walsertal. In: Walserheimat Aspekte. Referate des 17. Vorarlberger Archiv- Um- und Aufschrift Gemeindeamt Warth Vorarlberg; in Vorarlberg (1970) 7, S. 31. tages 2007 (Kleine Schriften des Vorarlberger später das einheitliche Dienstsiegel ohne Wappen. 56 montfort Zeitschrift für Geschichte Vorarlbergs Band 1 / 2013

39 Gesetz vom 22.12.1926 betreffend die Erhebung 22/1965: Regierungsvorlage, § 9 Abs. 1 u. 2 und 61 Wie Anm. 116. – Bachmann hatte 1962 auch Ent- einer Ortsgemeinde zu einem Markte oder zu einer § 91 Abs. 2 u. 3, sowie die entsprechenden Erläute- würfe für Lech geliefert, die letztlich als „Ansichts- Stadt, die Änderung des Namens von Gemeinden rungen S. 426 u. 444. karten“ verworfen wurden (GdA Lech: VL Sauer- und die Berechtigung zur Führung von Wappen 52 N. N., Hofrat Dr. Raimund Meyer vollendet 70. Le- wein, Gemeindewappen). durch Gemeinden, LGBl. Nr. 1/1927, § 6. (VLA: AVL- bensjahr. In: Vorarlberger Nachrichten 15.03.1970. 62 VLA: AVLReg Ib-410/1964. Reg I Prs-13071927). 53 VLA: AVLReg Prs-464/1965: Stellungnahme der 63 TIEFENTHALER, Schaulust (wie Anm. 60), S. 16–17 40 VLA: AVLReg I IIb-893/1928. Leider liegen nur Abt. Ib Innere Angelegenheiten, Bregenz 12.07. (Foto); Susanne FINK, Bildende Kunst in Vor- „Absagen“ von Gemeinden ein und damit nicht 1965. Vgl. auch Raimund MEYER, Die Gemeinde­ arlberg 1945–2005. Bibliografisches Lexikon. das Schreiben der Gemeinde Warth. wappen von Vorarlberg. In: Österreichische Ge- Hohenems­ 2006, S. 134; Willibald FEINING, Ehren- 41 Vgl. Anm. 38. meindezeitung 39 (1971) 11, S. 256–260, hier sache Kunst. Einblicke in das Lebenswerk von 42 Zur Chronologie der Verleihungen und Bestäti­ S. 259: „Nicht alle Vorschläge und Entwürfe haben Peppi Hanser (1929–2010) in Batschuns und in Blu- gungen seit 1529: ALBERTANI/NACHBAUR, Ge- sich von vornherein als brauchbar erwiesen. Ein- denz. In Kultur 26 (2011) 1, S. 24–25. meindewappenregistratur (wie Anm. 36). Zur zelne Gemeinden hatten die Entwürfe einem ihrer 64 Die Ausführung der Wappenentwürfe besorgte Sicherung wurde je eine Ausfertigung der Wap- Lehrer in der Gemeinde oder selbst talentierten Konrad Honold. penurkunde im Vorarlberger Landesarchiv (VLA: Schülern übertragen, die jedoch mit den Grund- 65 In Fontanella (Kriegerdenkmal mit Wandmale- Vorarlberger Gemeindewappenregistratur [fortan: sätzen der Heraldik nicht immer vertraut waren.“ – rei 1953, Glasfenster 1968), Raggal (Kriegerdenk- GWR]) und in der Gratialregistratur des Bundes- Bedenken in anderer Hinsicht erhoben im Begut- mal mit Glasfenster 1954), Sonntag (Glasfenster kanzleramts (heute Österreichischen Staatsarchiv,­ achtungsverfahren die Finanzabteilung und die 1954), Buchboden (Glasfenster 1956), Thüringer- Abt. Allgemeines Verwaltungsarchiv: Adelsarchiv). Bezirkshauptmannschaft Bregenz. berg (Glasfenster 1959). Rauch hatte in Feldkirch 43 VLA: AVLReg Ib-541/1969: Landesamtsdirek- 54 Berichterstatter Landesstatthalter Dr. Gerold Ratz, am Privatgymnasium Stella Matutina und am tor [fortan: LAD] Elmar Grabherr an Vorarlberger StenSib 20. LT, 9. Sitzung 28./29.10.1965, S. 180. Bundesgymnasium unterrichtet und war wegen Gemeindeverband, Bregenz 31.07.1959. Ratz war für das Innenressort zuständig. Schwerhörigkeit frühzeitig pensioniert worden. 44 VLA: AVLReg Prs-762/1959: Monatliches Mittei- 55 VLA: AVLReg Ib-541/1969: Expertenkonferenz zur Vgl. Albert RAUCH 1908–1970. Berg, Tal, Dorf, lungsblatt des Vorarlberger Gemeindeverbandes, Ausarbeitung von Richtlinien für die Verleihung Mensch. Hohenems 2008; Albert Rauch 1908– August 1959. – Welche Reaktionen der Vorarlber- von Gemeindewappen am 19.04.1968 in Salz- 1970. Katalog zur Ausstellung, Palais Liechten- ger Gemeindeverband erhielt, geht aus den Akten burg, Protokoll, S. 8–9. – Alle Länder und der Bund stein Feldkirch, 20. Oktober–11. November 1984 der Landesregierung nicht hervor. Der Bregenzer entsandten Experten aus ihren Archiven, nur Kärn- (Feldkircher Ausstellungskataloge). Feldkirch Bürgermeister Dr. Karl Tizian antwortete direkt ten und Vorarlberg waren durch die „Gemeinde­ 1984; FINK, Bildende Kunst (wie Anm. 63), S. 252. – dem Amt der Vorarlberger Landesregierung (VLA: abteilung“ vertreten. Rauch besaß Ferienappartements in Fontanella- AVLReg Ib-541/1969). Die Gemeinde Nenzing mel- 56 Das Bundesministerium des Innern war 1923 bis Faschina. dete ihr Interesse an einem Gemeindewappen an, 1938 als Sektion in das das Bundeskanzleramt 66 Andreas RUDIGIER, Die „Heimatkunst“ Konrad aber vermutlich beim Gemeindeverband (VLA: integriert. Bei der Erlassung des Landesgesetzes Honolds in Bezug auf die Montafoner Gemeinde­ AVLReg Ib-213/1981: Gemeindeamt Nenzing an 1926 hatte der Landtag weitgehend einen Ent- wappen. In: In: 200 Jahre Gemeindeorganisation. AVLReg, Nenzing 11.07.1967). wurf des Bundeskanzleramts übernommen. Es Almanach zum Vorarlberger Jubiläumsjahr 2008, 45 Vgl. Ulrich NACHBAUR, Zur Entstehung der Mon- bestimmte (§ 5), dass vor Verleihung eines Ge- hg. von Ulrich NACHBAUR/Alois NIEDERSTÄTTER. tafoner Gemeindewappen 1927 bis 1967. In: 200 meindewappens ein heraldisches Gutachten des Bregenz 2009, S. 313–320; NACHBAUR, Monta­foner Jahre Gemeindeorganisation. Almanach zum Bundeskanzleramts einzuholen und das Bundes- Gemeindewappen (wie Anm. 45); Hans JÄGER- Vorarlberger Jubiläumsjahr 2008, hg. von Ulrich kanzleramt unter nach der Verleihung „Abschrif- SUNSTENAU, Der Heraldiker Konrad Honold und NACHBAUR/Alois NIEDERSTÄTTER. Bregenz 2009, ten“ der Wappenurkunden an die Gratialregistra- seine Vorarlberger Gemeinde­wappen. In: Adler. S. 301–312. tur des Bundeskanzleramtes einzusenden. Diese Zeitschrift für Genealogie und Heraldik, Bd. 10 46 1936 erwarb die Stadt Bludenz das Schloss und Selbstverpflichtung war in die Gemeindeordnung (1974–1976) 3, S. 58–59 (unvollständige Auflis- übereignete es 1959 dem Land Vorarlberg, das 1935 übernommen worden, jedoch nicht mehr in tung); J. Siebmachers Großes Wappenbuch, Bd. H: es 1960 bis 1963 mit wenig Gespür für die histori- das Gemeindegesetz 1965 (vgl. gemeinderecht­ Biographisches Lexikon der Heraldiker sowie der sche Bausubstanz als neuen Amtssitz der Bezirks- liche Bestimmungen in NACHBAUR, Gemeinde­ Sphragistiker, Vexilologen und Insignologen, hauptmannschaft adaptierte. Mit Zustimmung symbole (wie Anm. 36), S. 51–54). bearb. von Jürgen ARNDT unter Mitwirkung von des Landeskonservators ließ die Landesregierung 57 Vgl. Alois NIEDERSTÄTTER, „Wenn ich mich mit Horst HILGENBERG/Marga WEHNER. Neustadt an dabei den Nordflügel der Vierflügelanlage schlei- Geschichte befasse, mache ich mich zum Sprecher der Aisch 1992, S. 222; FINK, Bildende Kunst (wie fen. Zur Umbenennung vgl. Manfred TSCHAIKNER, früherer Zeiten. Da gibt es keine Korrektur.“ Bemer- Anm. 63), S. 149; VLA: AVLReg IIc-200/1977. Schloss Gayenhofen in Bludenz. Eine Erfindung des kungen zur Vorarlberger Landesgeschichtsschrei- 67 Auch darauf verwies LAD Elmar Grabherr 1975, 19. Jahrhunderts. In: Bludenzer Geschichtsblätter bung nach 1945. In: Aufbruch in eine neue Zeit. als er eine Ehrung des Künstlers Konrad Honold (2009) 93, S. 3–29. Vorarlberger Almanach zum Jubiläumsjahr 2005, anregte (VLA: AVLReg IIc-200/1977). – Honold wer- 47 Gemeindearchiv [fortan: GdA] Lech: Vorlass Her- hg. von Ulrich NACHBAUR/Alois NIEDERSTÄTTER. den mitunter auch Wappenentwürfe zugeschrie- bert Sauerwein [fortan: VL Sauerwein], Ge- Bregenz 2006, S. 209–217. ben, die nicht von ihm stammten, sondern er nur meindewappen: Rundschreiben Bezirkshaupt- 58 Vgl. dagegen noch in der Regierungsvorlage zum für die Wappenurkunden ausführte (z. B. Fonta- mann Längle an alle Bürgermeister des Bezirks, Gemeindegesetz, StenSib 20. LT, Beilage 22/1965, nella). Bludenz 27.08.1963. Als Referenz gab Bachmann S. 426, Erläuterungen § 9: Die Festsetzung von Form 68 VLA: AVLReg III Ib-213-71/1980: LAD Elmar Grab- Entwürfe für , Sibratsgfäll und Lech an. und Inhalt soll der Gemeinde obliegen, da diese wohl herr an Konrad Honold, Bregenz 22.01.1969. Be- 48 Z. B. VLA: AVLReg Ib-213/1981: Gemeindeamt dem eigene Wirkungsbereich zugehört. troffen waren die Gemeinden , St. Ge- Nenzing an AVLReg, Nenzing 11.07.1967. 59 VLA: AVLReg Ib-541/1969: Rundschreiben LAD rold, , Übersaxen, Buch, Eichenberg, 49 Gemeindegesetz, LGBl. Nr. 45/1965, § 9 Abs. 1. Vgl. Grabherr an Gemeindeämter, Bregenz 30.7.1968. Möggers, Alberschwende. NACHBAUR, Gemeindesymbole (wie Anm. 36), Das Rundschreiben erging u. a. an Dünserberg, 69 Ulrich NACHBAUR, Kanzleisiegel landesfürstlicher S. 19–20. Blons, Bürserberg, Fontanella, St. Gerold, Thü­ und landschaftlicher Ämter in Vorarlberg vor 1806. 50 VLA: AVLReg Prs-464/1965: Stellungnahme des ringerberg. Ein Beitrag zur Verwaltungsgeschichte. In: Mont- Vorarlberger Gemeindeverbandes, Dornbirn 60 Rupert TIEFENTHALER, Schaulust. Vorarlbergs fort 59 (2007) 2, S. 134–167, hier S. 138 u. 152–153. 16.08.1965. Wirtschaft im Plakat 1895 bis 1965. Feldkirch 1995, 70 VLA: AVLReg III Ib-213-26/1980. Grabherr hatte bei 51 Stenographische Sitzungsberichte [fortan: Sten- S. 13 (Foto); Franz ORTNER, Vater der Vorarlberger Honold 1968 auf Kosten des Landes alter­native Sib] 20. Vorarlberger Landtag [fortan: LT], Beilage Graphik. In: Vorarlberg–Wien (1959) Nr. 17, S. 21. Entwürfe bestellt, die ihn aber nicht überzeugten. nachbaur Steinbock und Sterne. Walsertum und Gemeindewappen 57

Von den drei Entwürfen zeigte einer den Walser Ing. Rudolf Hämmerle. In: Montfort 36 (1984) 3, siegel. Am 28.11.1790 hatte er eine Quittung Steinbock und einen Brunnen. S. 276–278. mit seinem persönlichen Siegel beglaubigt (bei- 71 VLA: AVLReg Ib-541/1969: Rundschreiben LAD 82 FEUERSTEIN, Schröcken (wie Anm. 76); ABEL, des in VLA: Landstände A 192), was dafür spre- Grabherr an Gemeindeämter, Bregenz 30.7.1968. Damüls (wie Anm. 73); Gebhard BREUß, Das chen könnte – aber nicht muss, dass das Gerichts­ 72 VLA: AVLReg Ib-541/1969: Aktenvermerk LAD Wappen der Gemeinde Laterns. In: Walserheimat siegels erst um 1791/92 angeschafft wurde. Grabherr an Abt. Ib, Bregenz 25.09.1969. Vgl. in Vorarlberg (1969) 5, S. 12; Meinrad HOPFNER, Gute Siegelabdrücke in VLA: Landstände C 23 auf de.wikipedia.org/wiki/Konrad_Honold (Abfrage Wappen der Gemeinde Warth. In: Walserheimat zwei Dokumenten: Ammann Christian Domig 18.01.2013): „Er gestaltete für die Vorarlberger in Vorarlberg (1971) 8, S. 34; Eugen DOBLER, Wap- beglaubigte damit am 10.12.1801 eine Aufstel- Landesregierung 45 Wappenurkunden und erhielt pen der Gemeinde Sonntag. In: Walserheimat in lung über die Französischen Kriegserlittenheiten den Auftrag, 33 Vorarlberger Gemeindewappen zu Vorarlberg (1971) 9, S. 26; DOBLER, Raggal (wie des Gerichts Damüls, zudem verwendete er es gestalten.“ Anm. 74); Eugen DOBLER, Das Gemeindewappen als Verschlusssiegel für ein Schreiben, Fonta- 73 VLA: AVLReg Ib-479/1963, VLA: Archivregistratur von Thüringerberg. In: Walserheimat in Vorarlberg nella 30.01.1801, mit der Fertigungsklausel Die 98/1968; Josef ABEL, Das Gemeindewappen von (1972) 11, S. 24; Hans NETZER, Das Gemeinde- k. k. Ortsgerichtsschreiberey allda: Christian Domig Damüls. In: Walserheimat in Vorarlberg (1969) 5, wappen von Silbertal. In: Walserheimat in Vorarl- Ammann. Auf diese Siegel bin ich erst im August S. 11. Zu Abel u. a.: Erich SCHNEIDER, Vorarlberger berg (1973) 13, S. 95; Erich SCHALLERT, Gemeinde­ 2012 bei den Recherchen für diesen Beitrag ge- Komponisten unserer Zeit, II. Teil. In: Montfort 33 wappen Brand. In: Walserheimat in Vorarlberg stoßen. (1981) 3, S. 242–244, hier S. 242. (1974) 14, S. 133; N. N., Wappen der Gemeinde 90 Bei Franz NACHBAUR/Werner VOGT, Die Gerichts­ 74 Eugen DOBLER, Wappen der Gemeinde Raggal. Fontanella. In: Walserheimat in Vorarlberg (1974) ammänner im Großen Walsertal. In: 200 Jahre In: Walserheimat in Vorarlberg (1972) 10, S. 26. 15, S. 200; Eugen DOBLER, Wappen der Gemeinde Blumenegg bei Österreich, hg. von MANFRED Vgl. N. N. In memoriam Andreas Heim, Altbürger- Blons. In: Walserheimat in Vorarlberg (1975) 16, TSCHAIKNER (Bludenzer Geschichtsblätter 72–74). meister. In: Walserheimat in Vorarlberg (1974) 14, S. 241; N. N., Wappen der Gemeinde St. Gerold. In: Bludenz 2004, S. 289–313, hier S. 290, ist dieses S. 171–172. Walserheimat in Vorarlberg (1976) 18, S. 346; N. N., Siegel – leider ohne Quellenangabe und Datie- 75 VLA: AVLReg III Ib-124/1965; VLA: Archivregistratur Gemeindewappen Dünserberg. In: Walserhei- rung – als „Gerichtsstempel“ abgebildet, allerdings 31/1965. mat in Vorarlberg (1980) 26, S. 235; Karl FRITSCHE, mit einem leeren Schild. 76 VLA: AVLReg Ib-421/1965, VLA: Archivregistra- Walser in Bürserberg. In: Walserheimat in Tirol, 91 Beide kleinen Gerichte gehörten zur Herrschaft tur 98/1965; GdA Lech: VL Sauerwein, Gemeinde­ Vorarlberg und Liechtenstein (2002) 70, S. 659– Feldkirch. 1677 wurde Damüls nach dem Vorbild wappen: Feuerstein, Das Gemeindewappen von 667, hier S. 660. Jagdbergs erstmals reguliert, 1784 ein zweites Mal. Schröcken, Schröcken 03.09.1969; Rudolf FEUER- 83 Vgl. Anton BRUNNER, Die Vorarlberger Landstände. Für 1708 und 1710 ist ausdrücklich belegt, dass STEIN, Das Gemeindewappen von Schröcken. In: Von ihren Anfängen bis zum Beginn des 16. Jahr- Damüls den Jagdberger Ammann mit der seiner Walserheimat in Vorarlberg (1969) 5, S. 10. Vgl. hunderts. Ein Beitrag zur Verfassungsgeschichte Vertretung im Landtag bevollmächtigte (NACH- N. N., In memoriam Bürgermeister Josef Feuer- Vorarlbergs (Forschungen zur Geschichte Vor- BAUR, Damüls [wie Anm. 2], S. 38–42; NACHBAUR, stein, Schröcken. In: Walserheimat in Vorarlberg arlbergs und Liechtensteins 3). Innsbruck 1929; Vorarlberger Landstände (wie Anm. 83), Teil 2, (1976) 18, S. 362–363. – Feuerstein gründete 1962 Manfred TSCHAIKNER, Die Vorarlberger Land- S. 16). den Musikverein Schröcken und blieb bis zum Tod stände – ein Gang durch ihre Geschichte (Ausstel- 92 Gerichtskassier Franz Josef Tschann beglaubigte Kapellmeister. lungskataloge des Vorarlberger Landesarchivs 17). am 27.07.1790 eine Quittung mit einem ovalen 77 VLA: AVLReg Ib-410/1964: Bürgermeister [fortan: Bregenz 2011; Ulrich NACHBAUR, Die Vorarlberger Siegel mit der Umschrift GERICHT IAGDBERG (VLA: BGM] Blenk an Amt der Vorarlberger Landes­ Landstände in ihrer Spätzeit. Aspekte der Verfas- Landstände A 192). Dies in Ergänzung zu Manfred regierung, 24.11.1960. sung, Verwaltung und Identität, Teil 1. In: Mont- TSCHAIKNER, Das Gericht Jagdberg in der Frühen 78 VLA: AVLReg II-245/1938: Kurze Grundzüge der fort 63 (2001) 2, S. 31–67, Teil 2. In: Montfort: 64 Neuzeit. In: Das Gericht Jagdberg. Von der Einrich- (sic!) Wappen der Gemeinde Laterns, n. d., Beilage (2012) 1, S. 5–43; Ulrich NACHBAUR, Von den Stän- tung 1319 bis zur Auflösung 1808, hg. von Alois zum Ansuchen der Gemeinde vom 31.03.1936. den zu den Gemeinden. In: 200 Jahre Gemeinde- NIEDERSTÄTTER/Manfred TSCHAIKNER (Elementa 79 VLA: Archivregistratur 135/1949: Verkehrsamt organisation. Almanach zum Vorarlberger Jubi- Walgau Schriftenreihe 4). Nenzing 2007, S. 49–112, Lech an Vorarlberger Landesarchiv, Lech 24.10. läumsjahr 2008, hg. von Ulrich NACHBAUR/Alois hier S. 63–65. 1949. NIEDERSTÄTTER. Bregenz 2009, S. 19–24; NACH- 93 Das Siegel des Ammanns Jakob Tschann aus dem 80 VLA: AVLReg III Ib-213-50/1980: Rudolf Hämmerle BAUR, Bayerische Reformen (wie Anm. 23). Jahr 1758 zeigt abweichend davon einen Stein- an LAD Elmar Grabherr, Dornbirn 23.02.1969; LAD 84 Vgl. NACHBAUR, Kanzleisiegel (wie Anm. 69). bock als Helmzier (VLA: GdA Düns, Urk. Nr. 4122; Elmar Grabherr an Rudolf Hämmerle, Bregenz 85 VLA: Vogteiamt, Ober- und Kreisamt [fortan: VOKA] Abb. bei TSCHAIKNER, Gericht Jagdberg [wie 26.02.1969. – 1962 hatten Grafiker Markus Bach- Bregenz Nr. 397. Anm. 92], S. 64). Das erste nachweisbare „Jagd- mann und Kunstmaler Konrad Honold Entwürfe 86 Bregenz (SIGILLUM CICITATIS BRIGANTINAE), Feld- bergsiegel“ des Ammanns Mang Ammann zeigte geliefert, Hämmerle sie begutachtet und selbst kirch (SIGILLUM CIVITAT VELTKIRCHENSIS), Blu- 1712 aber bereits den Hirsch (VLA: GdA Schnifis, mehrere Vorschläge unterbreitet. Schließlich hatte denz (SIGILLUM CICITATIS PLUDENTINA), Grünen­ Urk. Nr. 4566). die Gemeinde Honold mit weiteren Entwürfen bach (nicht sicher zu entziffern: SIGIL VON 94 In einer Landschaftstafel von 1563 ist im Be- beauftragt. Sehr gut dokumentiert in: GdA Lech: GERICHT GRINENBACH A A), Mittelberg, Tannberg, reich Fontanella die Stelle mit Hag und Hirsch VL Sauerwein, Gemeindewappen; VLA: AVLReg III Dornbirn (SIGIL GERICHT DORENBIREN), Hinter­ eingezeichnet (Reproduktion in: Vorarlberg Ar- Ib-213-50/1980. Vgl. Zudem VLA: Archivregistra- bregenzerwald (HINDERENBREGENZERWALD), chiv. O. O. o. J., VA 06036, mit einer Erläuterun- tur 135/1949, 73/1963 (Ansichtskartenlösung, von Hohenegg (HERRSCHAFT HOHENEGG), Montafon gen von Rühmut Schallert). Die Emser Chronik Landesarchivar Welti gutgeheißen), 263/1976, (SIGEL DER HOFJÜNGER AUS MUNTAFUN), Sonnen- von 1616 berichtet über Damüls ein sonderbar 353/1978-1992 (Gemeindefahne). Gemeindearchi- berg (S DER HERRSCHAFT SONNENBERG 1618). Gericht unnd Pfarr im hochgebirg gelegen, darinn varin Mag. Birgit Ortner danke ich für Scans der im 87 VLA: VOKA Bregenz Nr. 397: Gewaltbrief Gericht einiche Frucht für die Menschen, sonder allein für Vorlass Herbert Sauerwein erliegenden Unter­ Tannberg, Tannberg 09.01.1722. das Vieh, dahero es gute Bürghirsch trägt (Johann lagen. Zu Hämmerle als Heraldiker: ARNDT, Sieb- 88 VLA: Pfarrarchiv [fortan: PfA] Lech Urkunde [fortan: Georg SCHLEH, Emser Chronik. Hohenems 1616 macher Bd. H (wie Anm. 66), S. 175. Urk.] Nr. 735. – Dasselbe Motiv führte 1678 der Mit- (Unveränderter Nachdruck Lindau 1980), S. 56). 81 HÄMMERLE, Gemeindewappen (wie Anm. 35), telberger Gerichtsammann Michael Heim im per- Zu den Aus­einandersetzungen über das Jagd- hier (1969) 5, S. 3–7. Diesen Beitrag, um den er sönlichen Siegel (VLA: Gericht Mittelberg, Urk. gebiet vgl. NACHBAUR, Damüls (wie Anm. 2), aus Lech gebeten worden war, hatte Hämmerle Nr. 4269). S. 38–42. (wie Anm. 80) Grabherr angekündigt. Zu Häm- 89 Am 05.08.1792 beglaubigte Gerichtskassier Chris- 95 Vgl. NACHBAUR, Damüls (wie Anm. 2), S. 51–59 u. merle: Alois NIEDERSTÄTTER, In memoriam Dipl.- tian Domig eine Quittung mit diesem Gerichts- 64–68. 58 montfort Zeitschrift für Geschichte Vorarlbergs Band 1 / 2013

96 Joseph BERGMANN, Geschichtliche Notizen über regierung 1936 auch bei der gesetzlichen Fixie- 115 VLA: AVLReg Ib-213-93/1980; HOPFNER, Warth (wie das obere Walserthal und besonders die Herrschaft rung des Landeswappens herangezogen (VLA: Anm. 82). Blumeneck in Vorarlberg. In: Oesterreichische Zeit- Nachlass Gebhard Wendelin Gunz 10]. Zur Bio- 116 VLA: AVLReg II-245/1938: Kurze Grundzüge der schrift für Geschichts- und Staatskunde, hg. von graphie: Christoph VOLAUCNIK, „Zimbapfarrer“ Wappen der Gemeinde Laterns, n. d., Beilage zum Johann Paul KALTENBAECK 3 (1837) 101, S. 401– Gebhard Wendelin Gunz (1881–1956) – Retter Ansuchen vom 31.03.1936. 403, u. 3 (1837) 102, S. 405–406, hier S. 401. des Schattenburgmuseums in schwerer Zeit. In: 117 Z. B. Joseph BERGMANN, Untersuchungen über 97 Manfred TSCHAIKNER, Alte Grenzen am Tannberg. Burg und Dom zu Feldkirch. Neue Forschungen die freyen Walliser oder Walser in Graubünden und In: Archivale des Monats (2012). Kleinausstellun- zur Geschichte der Schattenburg und der Dom- Vorarlberg. Mit einigen diese Gebiete betreffenden gen des Vorarlberger Landesarchivs (Kleine Schrif- pfarrkirche St. Nikolaus, hg. von Manfred GETZ- historischen Erläuterungen (Sonderdruck aus Jahr- ten des Vorarlberger Landesarchivs 22). Bregenz NER (Schriftenreihe der Rheticus-Gesellschaft 50). bücher der Literatur Bd. 105–108). Wien 1844, S. 86. 2012, S. 28–29. Feldkirch 2009, S. 143–160, mit weiteren Literatur- 118 FRITZ, Die alte und die neue Heimat (wie Anm. 6). 98 Zur Gemeindereform 1808 und zu den Verände- hinweisen; zudem: ARNDT, Siebmacher Bd. H (wie 119 VLA: AVLReg Ib-479/1963: BGM Rützler an AVL- rungen der Gemeindestruktur ab 1849: NACH- Anm. 66), S. 170. Reg, Damüls 07.06.1963; VLA: AVLReg III Ib-213- BAUR, Bayerische Reformen (wie Anm. 23); zudem 105 VLA: GWR: Laterns: Begründung und Auslegung 93/1980: Erklärung zum Wappenentwurf der NACHBAUR, Gemeinden 1849 bis 2008 (wie des Wappens der Gemeinde Laterns, o. O. n. d. Gemeinde Warth, Warth 09.07.1970. Anm. 23). 106 Pfarrer Schratz an Kantonsregierung Wallis, La- 120 VLA: AVLReg Ib-213-9/1980: BGM Jenny an AVL- 99 Zur Unterscheidung österreichische Herrschaf- terns 10.08.1891, abschriftlich in VLA: PfA Laterns, Reg, Blons 03.12.1968. ten, Kreis Vorarlberg, Land Vorarlberg: NACH- Hs. 1, Franz Schratz, Friedhofbau und Kirchenbau 121 VLA: AVLReg Ib-213-9/1980. Gutachten Bilgeri, BAUR, Vorarlberger Landstände (wie Anm. 83), in Laterns, S. I.68–I.69. Bregenz 12.12.1968. – Bei der Tanne bliebe es bei Teil 1, S. 34–40; NACHBAUR, Bayerische Reformen 107 Staatsrat Wallis an Pfarrer Schratz, Sitten 10.09. der Form des traditionellen Waldhammerzeichens. (wie Anm. 23), S. 379–383. 1891, eingebunden in VLA: PfA Laterns, Hs. 1, nach 122 GdA Lech: VL Sauerwein, Gemeindewappen: 100 Louis MÜHLEMANN, Wappen und Fahnen der S. I.70. Honold an BGM Walch, Schruns 02.04.1964. Schweiz. Luzern 1977, S. 140–144. 108 Die Einsetzung erfolgte am 04.09.1892. Ursprüng- 123 Zu den Montafoner Schlüsseln im Gaschurner 101 EBENDA, S. 140; Pascal THURRE (u. a.), Die Walliser lich hatte der Staatsrat „Valeria 1891“ und „Tour- Wappen merkte Welti als Gutachter an: Soll diese Gemeinden und ihre Wappen. Chapelle-sur-Mou- billon 1291“, das Jahr der Aus- und Einwande- Symbolhäufung in einem Wappen weiterhin Mon­ don 1985, S. 33. rung, vorgeschlagen (VLA: PfA Laterns, Hs. 1, ta­foner Gepflogenheit werden? (Vorarlberger Lan- 102 Mit Stand 1985 Filet, Sankt Niklaus, Zermatt, Aus- S. I.78–I.80, I.102, I.105–I.107; Vorarlberger Volks- desarchiv Vorarlberger Landesregierung Ib-213- serberg, Hohtenn, Lötschental, Oberems, Varen, blatt 08.09.1892, S. 1131). Das „1291“ ist wohl 89/1980: Welti an AVLReg Abt. Ib, Bregenz Ayer, Chippis, Icogne, Lens, Randogne, Saint- darauf zurückzuführen, dass Pfarrer Fink für sein 16.04.1965). Vgl. NACHBAUR, Montafoner Ge- Léonhard, Evolène, Nax, Vernamiège, Vex, Sitten, Pfarr­jubiläum in Mittelberg 1891 den Zeitpunkt meindewappen (wie Anm. 45). Vétroz, Charrat, Leytron, Riddes, Vollèges, Port- der Einwanderung der Walser ins Kleinwalsertal 124 VLA: AVLReg Ib-541/1969: Expertenkonferenz Valais, Saint-Gingolph, Vouvry (THURRE, Walliser jubiläumsgerecht auf 1291 festgesetzt hatte. Viel- 1968 Protokoll, S. 9. – Ähnlich MEYER, Gemeinde­ Gemeinden [wie Anm. 101]). leicht diente die Reise nach Sitten 1890, um dort wappen von Vorarlberg (wie Anm. 53), S. 259: 103 VLA: AVLReg II-245/1938. Die Wappendarstellung Reliquien der Thebäer für Mittelberg zu erbitten, „So war es naheliegend, daß die Walserherkunft wurde nicht in die Wappenurkunde eingearbeitet. oder Fink kam bei dieser Gelegenheit die Idee verschiedener Gemeinden, die sich durchaus Die dazugehörigen Wappendarstellungen liegen dazu. nicht auf die bekannten Talschaften des Großen hier, im Verfahrensakt, ab. Weil sie in Laterns und im 109 VLA: GWR: Laterns: Staatsrat des Kantons Wal- und Kleinen Walsertals beschränkte, diese veran- Landesarchiv als unauffindbar galten, wurde 1971 lis an Gemeindeverwaltung von Laterns, Sitten lasste, in ihrem Gemeindewappen den fünfzacki- das Bundesministerium für Inneres eine Fotogra- 25.11.1936. gen Walliserstern zu verwenden.“ fie der in der Gratialregistratur erliegenden Dar- 110 Das Wappen wurde noch auf der Grundlage der 125 Vgl. z. B. Walser in den Alpen über „Die Wanderung stellung ersucht (VLA: AVLReg Ib-213-48/1971; Vorarlberger Gemeindeordnung 1935 verliehen der Walser“: „Es kann nicht mit Sicherheit beant- VLA: GWR: Laterns). Die Darstellungen von 1938 (VLA: AVLReg II-245/1938). Die Deutsche Ge- wortet werden, warum diese Bauern und Hirten sind nicht signiert. In Sachen Heraldik arbeitete meindeordnung 1935 trat in Österreich am 01.10. das ‚Goms‘ (Oberwallis) besonders nach Süden Gunz für gewöhnlich mit dem Feldkircher Kunst- 1938 in Kraft. und Osten hin verließen und auf diese Weise von maler Leopold Scheel (1888–1954) zusammen. In 111 Wie Anm. 73. ‚Wallisern‘ zu ‚Walsern‘ wurden“ (www.walser-alps. VLA: GWR: Laterns liegen Darstellungen ab, die von 112 VLA: AVLReg Ib-213-82/1980. NACHBAUR, Monta­ eu/geschichte, Abfrage 18.01.2013). Kurt Scheel (1927–1997) signiert sind und damit foner Gemeindewappen (wie Anm. 45), S. 304, 126 Josef Anton SCHÄFER, Gedenkblatt des dreifachen später angefertigt wurden; hier finden sich auch NETZER, Silbertal (wie Anm. 82). Walserjubiläumsfestes in Mittelberg im August weitere Unterlagen zur Wappenkreierung aus dem 113 Wie Anm. 76. Landesarchivar Ludwig Welti ver- 1891. Hirschegg 1891, S. 6. Nachlass Gunz ein (vgl. dazu Anm. 104). knüpfte 1965 in einer Stellungnahme die bei- 127 Gefeiert wurde 600 Jahre Einwanderung der 104 1936 erschien als Jahresgabe des Vorarlberger den Walsersterne in einem Wappenentwurf für Walser ins Tal (ein fingiertes Jubiläum), 500 Jahre Landesmuseumsverein in zwei Teilen: Bürger- und Schröcken mit Darstellungen des Tannberger Sie- Pfarre Mittelberg, 440 Jahre bei Österreich. Vgl. Adelswappen Vorarlbergs. Sammlung des H. Herrn gels: Da Schröcken bis zur Neuorganisation der Andreas ULMER, Topographisch-historische Be- Pfarrer G. W. Gunz in Tisis [1. Teil, hg. von Leopold Gerichtsbezirke in der bayerischen Zeit zum Gerichte schreibung des Generalvikariats Vorarlberg, Bd. 5: SCHWARZ. Bregenz o. J.], und: Bürger- und Adels- Tannberg gehört hat, ist die Wahl einer Tanne mit Dekanat Bregenzerwald, Fortsetzung und Schluss. wappen Vorarlbergs und die Vorarlberger Siegel- zwei Sternen, wie sie in dem Papiersiegel der Urkunde Dornbirn 1924, S. 1068; SCHÄFER, Gedenkblatt sammlung des Herrn Pfarrer G. W. Gunz in Tisis zweiter Reihe vom 11.11.1791 [jetzt VLA: Urk. 9176] (wie Anm. 126); N. N., Die Festfeier im Kleinwalser- sowie die Hauszeichensammlung des Herrn Alf. aus dem Pfarrarchiv Lech aufscheint, durchaus tal. In: Vorarlberger Volksblatt 21.08.1891, S. 1–2. Leuprecht, Stadtarchivar in Bludenz, 2. Teil, hg. von gerechtfertigt (VLA: AVLReg III Ib-421/1965). Eine Vgl. auch Anm. 108. Leopold SCHWARZ. Bregenz o. J. 1957 kaufte das ähnliche Auskunft hatte Landesarchivar Mein- 128 Am Ende des Beitrags N. N., Der Steinbock, das Vorarlberger Landesarchiv aus dem Nachlass die rad Tiefenthaler bereits 1950 dem Verkehrsamt Wappentier des Kleinen Walsertales. In: Der Wal- Wappensammlung Gebhard Wendelin Gunz an. Lech gegeben (VLA: Archivregistratur 135/1949). ser 37 (1955) 3, wird eine Fortsetzung angekün- Aus ihr dürften im Zusammenhang mit den Vor- Tatsächlich handelte es sich um fünfblättrige Blu- digt. Es erschien zwei Wochen später N. N., Der bereitungen zu Karl Heinz Burmeisters Gemeinde­ men, eine heraldisch unbedeutende Ausschmü- Steinbock, das Walser Wappentier. In: Der Wal- wappenbuch die Unterlagen zu Laterns ent- ckung. ser 37 (1955) 5, in dem auf Alfons Köberle Bezug nommen worden sein, die seitdem in VLA: GWR: 114 VLA: AVLReg Ib-213-25/1980; N. N., Fontanella (wie genommen wird, der damit als Autor ausschei- Laterns, einliegen. Gunz wurde von der Landes­ Anm. 82). den dürfte. Oder schrieb er über sich selbst? nachbaur Steinbock und Sterne. Walsertum und Gemeindewappen 59

Laut Impressum war Ildefons Flatz der Verant- Das Kleine Walsertal. Ein Alpenjuwel. Immenstadt zurück, der wegen der vermeintlich hohen phar- wortliche Redakteur der Wochenzeitung, die 51956, S. 119. Vgl. 1937, S., S. 100: „1481 [sic!] fin- mazeutisch hohen Wertes der Bezoare und aller damals mit den Untertiteln „Heimatzeitung für den wir eine Urkunde, die von Steinwild im Kleinen Organtiere vom Blut bis zu Fell und Hornteilen das Kleine Walsertal; Amtsblatt der Gemeinde Walsertal erzählt […].“ Gleichlautend noch 1956, noch verstärkt worden sei. Das rasche und weit- Mitteberg“ erschien. Wenn nicht Köberle, könnte S. 119 und zu Abbildung, S. 128: „Der Steinbock ist gehend synchrone Verschwinden von einander auch Flatz als Autor gut in Frage kommen. – Zu im 17. Jahrhundert im Walsertal zuletzt geschos- isolierter (Klein)Populationen aus Ost-, aber auch Ildefons Flatz: Irmin SCHWENDINGER, Bilder stre- sen worden.“ Westalpen im 16. Jahrhundert deute jedoch auch ben Träumen lichtentfernter Illusion. In: Walser- 134 Meinrad TIEFENTHALER, Von der Jagd, Wilderern auf den Einfluss überregional wirksamer Faktoren heimat in Vorarlberg (1992) 51, S. 16–17; N. N., und wilden Tieren im Vorarlberger Oberland vom hin. In erster Linie komme dafür eine in den Alpen Zum Todestag von Ildefons Flatz. In: Der Wal- 16. bis zum 19. Jahrhundert. In: Jahrbuch des Vor- besonders fühlbare, um 1500 voll einsetzende ser 47 (1973) 48; N. N., Den Lauf vollendet. In: arlberger Museumsvereins 1941, S. 65–87, hier „Kleine Eiszeit“ in Betracht. – Wieso überdauerten Mehrerauer Grüße NF 36 (1971/72), S. 16. S. 74, wusste z. B. nur auf das Steinbockgehörn als dann aber andere Alpentierarten die Kleine Eiszeit? 129 N. N., Der Steinbock (wie Anm. 128), 37 (1955) 3. Lehenabgabe (siehe Anm. 135) zu berichten. Im Dr. Manfred Tschaikner, Vorarlberger Landes­archiv, 130 Vgl. David GANAHL/Jodok MÜLLER, 19 Walser­ Übrigen ist auffällig, dass das Steinwild im Zusam- danke ich für die Auskunft, dass es in den Quel- gemeinden im Porträt. In: Walserheimat in Vorarl- menhang mit den Wildbeständen nicht genannt len keine Hinweise gibt, dass der Steinbock mys- berg, Tirol und Liechtenstein (2012) 91, S. 93–114, wird. Vgl. z. B. auch Ludwig WELTI, Graf Jakob tifiziert worden wäre, was zu seiner Ausrottung hier S. 108; Siegfried HOLZER, Kleinwalsertaler ­Hannibal I. von Hohenems 1530–1587. Ein Leben beitragen hätte können. Bei Johann Heinrich Wappenbuch (Kleinwalsertaler Schriftenreihe 1). im Dienste des katholischen Abendlandes. Inns- ZEDLER, Großes vollständiges Universal-Lexikon Riezlern 2000, S. 15 (der zwischen dem „Wappen bruck 1954, S. 122, 376–377. Für das Mittelalter aller Wissenschaften und Künste, Bd. 9. Leipzig/ der Gemeinde“ 1431 und dem „Wappen des Klei- sind Quellenhinweise für ganz Österreich sehr Halle 1744, Sp. 1634–1637, wurde der Steinbock nen Walsertales“ 1563 unterscheidet). Vgl. sh, Der selten, für die frühe Neuzeit sieht es etwas besser (wilder Bock, der sich in dem Schweitzer-Gebürge Steinbock – das Wappentier unseres Tales. Nach aus. Vgl. Friederike SPITZENBERGER, Die Säugetier- pfleget aufzuhalten) vom Horn bis zu den Haa- über 300 Jahren wieder ein Steinbock erlegt. In: fauna Österreichs. Graz 2001, S. 757–759. ren, vom Blut bis zu den Exkrementen, als Heil- Der Walser 65 (1991) 35: „[…] unser Wappentier, 135 Karl KLAAR, Ein Steinbockgehörn als Lehens- und Wundermittel für alle möglichen Beschwer- der Steinbock (er ist bereits auf einer Urkunde aus abgabe. In: Forschungen und Mitteilungen zur den gepriesen. Keinen Hinweis darauf findet sich dem Jahre 1431 belegt) […].“ – Auf welcher? Für Geschichte Tirols und Vorarlbergs 12 (1915), S. 122– z. B. aber in der „Magiologia“ des Bündner Pfarrers den Hinweis auf diesen Zeitungsartikel danke ich 123. Sofern auch aus der von Klaar verwendeten Anhorn (Ursula ­BRUNOLD-BIGLER, Teufelsmacht Stefan Heim. Quelle hervorgeht, dass sich dieses Lehen auf die und Hexenwerk. Lehrmeinungen und Exempel 131 N. N., Der Steinbock (wie Anm. 128), 37 (1955) 3: Herrschaft Sonnenberg bezog, hätte ihn das stut- in der „Magiologia“ des Bartholomäus Anhorn „In den Prozessakten im Rechtsstreit zwischen zig machen müssen. Ihm folgten TIEFENTHALER, (1616–1700) [Quellen und Forschungen zur Bünd- Graf Hugo von Montfort[-Rothenfels!], dem da- Von der Jagd (wie Anm. 134), S. 74; und STOLZ, ner Geschichte 12]. Chur 2003. maligen Herrn von Vorarlberg [sic!], und Erzher- Geschichtliche Nachrichten (wie Anm. 131), S. 14; 139 Vgl. Ludwig WELTI, Graf Kaspar von Hohenems zog Sigmund von Tirol wird das Vorhandensein Stolz wieder folgte SPITZEN­BERGER, Säugetier- 1573–1640. Ein adeliges Leben im Zwiespalte zwi- von Steinwild im Gebiet des Tannberg und des fauna (wie Anm. 134), S. 758; dieser wieder folgte schen friedlichem Kulturideal und rauher Kriegs- Mittelberg vom Vogt zu Bregenz, Wilhelm von Vil- Caroline EGGER-BATLINER, Steinwild einst und wirklichkeit im Frühbarock. Innsbruck 1963, S. 398– lenbach im Jahr 1484 erwähnt.“ Offenbar bezog jetzt in Vorarlberg. Abschlussarbeit Universitäts- 399. Ebenda, S. 399–405, findet sich kein Hinweis sich der Autor auf Josef FINK/Hippolyt von KLENZE, lehrgang Jagdwirt Universität für Bodenkultur über die Haltung von Steinwild im gräflichen Tier- Der Mittelberg. Geschichte, Landes- und Volks- Wien 2001, S. 33. – Baumeister Ing. Hans Thöni garten. Laut Johann Jakob STAFFLER, Tirol und kunde des ehemaligen gleichnamigen Gerich- verdanken wir die Aufklärung des Irrtums. Elmar Vorarlberg, statistisch und topographisch, mit tes. Mittelberg 1891, S. 233, die aus der Aussage ­SCHALLERT, Jagdgeschichte von Nenzing (Schrif- geschichtlichen Bemerkungen, 1. Teil. Innsbruck des Vogts von 1484 zitierte und anfügten: „In tenreihe der Rheticus-Gesellschaft 29). Feldkirch 1839, S. 310, wurde in Tirol und Vorarlberg der dem damaligen Prozesse werden an Wildarten 1992, S. 365 Anm. 224, machte auf den Irrtum auf- letzte Steinbock 1706 im hinteren Zillertal erlegt. genannt: Bären, Hirsche, Steinwild, Gemsen und merksam. Hans THÖNI, St. Anton am Arlberg. Ent- 140 Z. B. Stephan Kessler 1648 (VLA: Gericht Mittelberg, Federspiel (d. h. alles Flugwild).“ Auch Otto STOLZ, wicklungsgeschichte der Gemeinde in einer Dar- Urk. Nr. 4253), Peter Kessler 1660, 1663, 1664 (VLA: Geschichtliche Nachrichten über das Vorkommen stellung. Bludenz 1996, S. 194–201, dokumentierte Gericht Mittelberg, Urk. Nr. 4259–4265), jeweils von Steinwild in Tirol und Vorarlberg. In: Veröffent- die Belehnung 1446 bis 1865. Die Alpurkunden ohne Kessel. Vgl. Friedrich W. LORINSER, Gedenk- lichungen des Museums Ferdinandeum (1922) 2, wurden ins Vorarlberger Landesarchiv übertragen. blätter der Familie Lorinser. Mit culturgeschicht- S. 3–17, hier S. 14, mit Hinweis auf FINK/KLENZE, 136 VLA: Alpen Maroi und Albona, Urk. 9065: Lehens- lichen Bemerkungen über Bludenz, Sonnenberg Der Mittelberg (wie Anm. 131), S. 232 [richtig brief 07.09.1450. Der von Klaar zitierte Lehensbrief und Montavon in Vorarlberg, Schussenried in Würt- wäre: S. 233]: „Im Kleinen Walsertal gab es laut von 1470 ist in diesem Bestand des Vorarlberger temberg und Niemes in Böhmen. Wien 1868, S. 47. urkundlicher Angabe vom J. 1484 Steinwild.“ FINK/ Landesarchivs (Urk. 9065 bis 9090) nicht überlie- 141 Z. B. Peter Riezler 1719 (VLA: VOKA Bregenz KLENZE wieder folgten Hermann SANDER, Die fert, aber 14 Lehenbriefe von 1450 bis 1865. Offen- Nr. 196). Angeblich wurde dieses Siegelbild 1737 Erwerbung des vorarlbergischen Gerichtes Tann- bar sind nicht alle Urkunden ins Vorarlberger Lan- seinem Sohn Ammann Josef Riezler als Wappen berg durch Österreich und der Streit der Habsbur- desarchiv gelangt. THÖNI, St. Anton am Arlberg verliehen (HOLZER, Wappenbuch [wie Anm. 130], ger mit den Grafen von Montfort-Rothenfels über (wie Anm. 135), S. 194–201, zitiert weitere Lehen- S. 160). Rechte und Besitz im Tannberg und den benach- briefe 1446, „um 1510“, 1820(?), 1851(?). 142 Alfons KÖBERLE, Das Gemeindewappen des Klei- barten Gebieten von Lechtal, Tannheim, Lingenau 137 VLA: Alpen Maroi und Albona, Urk. 9080. Die nen Walsertales. In: Walserheimat in Vorarlberg und Hohenegg (Beiträge zur Geschichte des vor- Abgabe betrug 6 Gulden. Noch im letzten Lehen- (1969) 5, S. 8–9, hier S. 8. Vgl. Anm. 130. arlbergischen Gerichtes Tannberg 1). Innsbruck brief Kaiser Franz Josefs I. von 1865 heißt es: An- 143 Die Urkunde vom 01.04.1563 ist im Original nicht 1886, der (S. 46) zur Aussage Villenbachs nichts statt des in den Lehenurkunden bestimmten Stein- erhalten, aber inseriert in der Privilegienbestäti- über Wildarten berichtet. Der Streit zog sich von bockgehirns [sic!], welches 12 Jahre alt sein muß, gung Leopold I. von 1666, abgedruckt in: FINK/ 1463 bis 1538 hin. In Sanders unübersichtlicher wollen Wir so lange es uns gefällt, 6 fl 30 kr öster­ KLENZE, Der Mittelberg (wie Anm. 131), S. 450– Darstellung habe ich keinen Hinweis auf Wildar- reichischer Währung annehmen. 455. Vgl. auch Hermann SANDER, Beiträge zur ten gefunden. 138 Vgl. STOLZ, Geschichtliche Nachrichten (wie Rechts- und Culturgeschichte des vorarlbergischen 132 N. N., Der Steinbock (wie Anm. 128), 37 (1955) 3. Anm. 131), S. 14–17. – SPITZENBERGER, Säuge- Gerichtes Tannberg (Beiträge zur Geschichte des 133 Emil A. PFEIFER, Das Kleine Walsertal. Ein Alpen- tierfauna (wie Anm. 134), S. 758, führt das Ver- vorarlbergischen Gerichtes Tannberg 2). Innsbruck juwel. Mittelberg [1937], S. 100; Emil A. PFEIFER, schwinden zum einen auf einen hohen Jagddruck 1892, S. 20–28. 60 montfort Zeitschrift für Geschichte Vorarlbergs Band 1 / 2013

144 FINK/KLENZE, Der Mittelberg (wie Anm. 131). Zu 152 VLA: VOKA Bregenz Nr. 470; Verzeichnis der Ge- gel (wie Anm. 158), S. 109, an, vereinfachte aber Klenze: Hyac. HOLLAND, Hippolyt von Klenze. In: richter des Landes Vorarlberg und ihre Besetzung die Blasonierung: „Vor einem Berg ein steigender Allgemeine Deutsche Biographie, Bd. 51. Leipzig de Anno 1786, im Anhang an das Hof­dekret be- Steinbock auf Felsboden.“ Zu Fischnaler: Fisch- 1906, S. 212–213; zu Fink: ULMER, Generalvikariat treffend die Errichtung des Kreisamts (VLA: VOKA naler, Konrad. In: Österreichisches Biographi- 5 (wie Anm. 127), S. 1067–1068. Bregenz Norm. 3, Nr. 852, Beilage A); Hofdekret sches Lexikon 1815–1950, Bd. 1. Wien (Lfg. 4, 145 VLA: VOKA Bregenz Nr. 397: Gewaltbrief Gericht vom 17.09.1790 an das Inner- und Ober-Öster- 1956), S. 325–326. Mittelberg 09.01.1722. – Dieses Siegel konnte ich reichische Appellationsgericht über die Vorarl- 163 Alpbuch Amannsalpe 1855 (freundliche Mitteilung bisher kein zweites Mal nachweisen. In VLA: VOKA bergischen Gerichtsbezirken eigens abgeordnete von Chronist Stefan Heim, Mittelberg); VLA: LA SF Bregenz Nr. 82, 131, 196, 590, 655 finden sich das Unter­suchungskommission in Folge höchster Ent- 113 1871, 1897. Gericht Mittelberg betreffende Dokumente; für schließung über den einvernehmlich mit den ver- 164 VLA: LA SF 113. Auch das Gemeindeblatt des den Zeitraum von 1698 bis 1777 sind dort aus- einten Hofstellen erstatteten Vortrag der obers- Kleinen Walsertales zeigte dieses Motiv von 5 schließlich persönliche Ammannsiegel überlie- ten Justizstelle vom 16.07.1790, JGS 1790/58 (als (1923) 33 bis 5 (1924) 52 im Titelkopf. fert, und das fast ausschließlich in Form von Ver- Auszug mit anderer Gliederung und Textabwei- 165 Zum Folgenden: VLA: AVLReg IIb-1017/1934. schlusssiegeln. Dem Chronisten Stefan Heim chungen in VLA: VOKA Bregenz, Norm. 7, fol. 234); 166 Der Stempel trägt die Umschrift Gemeinde Vor­ danke ich für Recherchen und die freundliche Geographische, Politische, und Oekonomische stehung Mittelberg, Vorarlberg und zeigt einen Auskunft vom 19.07.2012, dass sich im Gemeinde­ Landes- dann Individuale Domainen-Beschreibung rechts aufsteigenden Steinbock auf felsigem archiv Mittelberg wie im Walsermuseum Riez- des Kreises und Landes Vorarlberg. Aufgenommen Grund (z. B. VLA: AVLReg IIb-1017/1934: Ge- lern keine Gerichtssiegel auffinden ließen. In durch die zur Untersuchung des Domainen-Stan- meinde­vorstehung an Landeshauptmannschaft Frage kämen allenfalls noch die Pfarrarchive. Aus des dahin abgeordnete Gubernial-Kommission Vorarlberg, Bregenz 24.07.1934). Gebhard FISCHER, Archiv-Berichte aus Vorarlberg, [= Gubernialrat Josef Karl Schmidt]. Im Jahre 1792 167 Alfons KÖBERLE, Amtlicher Sommer-Führer durch V. Bezirk Bregenz. In: Jahresbericht des Vorarlber- [fortan: Landesbeschreibung 1792], S. 72 (VLA: das Kleine Walsertal. Mittelberg 21952, Schmutz­ ger Museumsvereins 1901, S. 1–85, hier S. 60–61 Lichtbildserie 3), S. 76–89; TSCHAIKNER, Gericht titel; Alfons KÖBERLE, Amtlicher Winter-Füh- (Hirschegg), 68–72 (Mittelberg), 75–76 (Riezlern), Jagdberg (wie Anm. 92), S. 71–73. rer durch das Kleine Walsertal. Mittelberg 21952, lässt sich kein unmittelbarer Hinweis gewinnen. 153 FINK/KLENZE, Der Mittelberg (wie Anm. 131), Schmutztitel. – Die ersten Auflagen erschienen 146 In Bürger- und Adelswappen 2 (wie Anm. 104), S. 141. Auch andere, allerdings größere Gerichte 1949. Auf dem Schmutztitel des Sommer­führers S. 65 (Nr. 54) iVm S. 97, ist zeichnerisch das Sie- waren gehalten, Amtshäuser zu errichten oder zu ist noch ein Siegel nach FINK/KLENZE abgebil- gel des Ammanns Christian Kappeller (Urkunde erwerben. det als „Amtssiegel der Walser Landammänner aus 10.10.1668) mit einem Steinbock wiederge- 154 VLA: Landstände C 25: Protokoll über die Militär­ um 1695“; im Abbildungsverzeichnis als Bild 1: geben. In der Wappentafel der Mittelberger Am- erlittenheiten des Gerichts Mittelberg 1805, Ge- „Das Walser Wappen“; auf dem Schmutztitel des männer (wie Anm. 151) scheint Christian Kappeller richtskanzlei in Hirschegg 21.12.1805 (schlech- Winterführers das vereinfachte Wappen aus dem wie zuvor Matin Kappeller mit einem Tatzenkreuz ter Abdruck); VLA: Bayerische Akten Nr. 1811: Ge- Gemeindestempel (Alfons KÖBERLE, Amtlicher auf. Für beide dürfte das Vorarlberger Landes­ richtliche Ratifizierung der Kirchenrechnung Mit- Sommer-Führer durch das Kleine Walsertal. Mittel- archiv über kein Siegel verfügen. 1740 siegelt ein telberg 1805, Mittelberg 07.01.1807. berg 1949; Alfons KÖBERLE, Amtlicher Winter-Füh- Matthias Kappeller mit dem Tatzenkreuz (VLA: PfA 155 VLA: Landstände C 25: Zwei Aufstellungen der rer durch das Kleine Walsertal. Mittelberg 1949). Lech Urk. 738). Militärerlittenheiten des Gerichts Mittelberg 100/ 168 N. N., Der Steinbock (wie Anm. 128), 37 (1955) 5. 147 VLA: Gericht Mittelberg, Urk. Nr. 4236. 01, Mittelberg 17.10.1801. 169 Der Autodidakten Köberle konnte auf Vorarbei- 148 GdA Mittelberg: Urkunde vom 24.04.1616 betr. 156 VLA: Bayerische Akten Nr. 1993. ten Berchtolds zurückgreifen (FRITZ, Köberle [wie Errichtung eines Bruderschaftszinsbuches der 157 Allerhöchstes Reskript 16.11.1806 die Organisation Anm. 14], S. 153). Mariä-Opferungs-Bruderschaft der Pfarre Mittel- von Vorarlberg betreffen, Königlich-Baierisches 170 Alois BERCHTOLD, Zum 600-jährigen Walser­ berg, beglaubigt von Hans Straub und Chrysos- Regierungsblatt 1806, S. 433, Z. 19 u. 26. Ediert in: jubiläum. In: Vorarlberger Volksblatt 27.05.1913, tomus Mathis (S. CRISOSTOMUS MATHIAS). Für NACHBAUR, Bayerische Reformen (wie Anm. 23), S. 1–4, 13.06.1913, S. 1–3, 17.06.1913, S. 1–3, diesen Hinweis und ein Foto danke ich dem Chro- S. 424. 24.06.1913, S. 1–2, 27.06.1913, S. 1–3, 01.07.1913, nisten Stefan Heim. – In der Ammännertafel (wie 158 Hugo Gerard STRÖHL, Wappen und Siegel der Orte S. 1–3, 08.07.1913, S 1–2. Anm. 151) ist für Chrysostomus Mathis ein ande- Vorarlbergs. In: Jahrbuch der k. k. Heraldischen 171 Alois BERCHTOLD, Die Talschaften der Walser in der res Wappen dargestellt. Gesellschaft „Adler“ N. F. Bd. 3 1893, S. 97–114, Schweiz und in Vorarlberg. In: Heimat 6 (1925) 5+6, 149 VLA: Gericht Mittelberg, Urk. Nr. 4245, 4246, mit hier S. 109: „Ebenfalls den Steinbock, aber ohne S. 70–80, hier S. 75. Vgl. auch Alois BERCHTOLD, Bei der Jahreszahl 1628 über dem Schild. Berg im Hintergrund, finden wir in einem Siegel den Walsern des Aversertales. In: Heimat 6 (1925) 150 VLA: Gericht Mittelberg, Urk. Nr. 4274 (1690); mit der Umschrift: S PER : JURISDICT :“ – Zu Ströhl: 5+6, S. 122–128. – Berchtold hatte schon als Pro- VLA: VOKA Bregenz Nr. 590 (1720, Verschlusssiegel ARNDT, Siebmacher Bd. H (wie Anm. 66), S. 531– visor und Pfarrer in Damüls (1907 bis 1913) erste mit Initialen I B). 532; Michael GÖBL/Peter DIEM, Ströhl, Hugo Abhandlungen über die Walser verfasst. Von 1929 151 Diese Ammännertafel befindet sich im Walser Gerard Ströhl. In: -Forum (austria-forum. bis 1937 redigierte er die landeskundliche Zeit- Museum in Mittelberg-Riezlern. Sie soll 1827 von org, Abfrage 18.01.2013). schrift „Alemannia“. Zu Berchtold: Franz Michel Daniel Müller erstellt worden sein. Vgl. Gestal- 159 STRÖHL, Wappen und Siegel (wie Anm. 158), WILLAM, Ein „gelehrter“ Bergpfarrer: Alois Hilde- tung des Walser Museums und Führer durch die S. 109. Die Auskünfte dürfte Ströhl von der Ge- brand Berchtold. In: Vorarlberger Volkskalender Schau­sammlung, hg. von Franz METZLER/Elmar meinde eingeholt haben. 1970, S. 92–95. ­VONBANK (Führer durch Vorarlberger Heimat­ 160 Dem Jahrbuch der k. k. Heraldischen Gesellschaft 172 Dr. theol. Karl Fritz wurde 1868 in Mittelberg museen 3). Riezlern 1989, S. 24 (Abb.) u. 81 (Be- „Adler“ N. F. Bd. 3 1893 ist eine Farbdrucktafel mit geboren und starb 1937 als Resginat in Bregenz. schreibung). Sehr gute Abbildung in: Vornehmste 15 Wappen vorgesetzt. Koloriert hat er nur Wap- Von 1909 bis 1935 wirkte er in der Pfarre Sonntag Merkwürdigkeiten des Walser-Thaals. Die Baader pen, deren Tinktur bereits bekannt war; im Großen Walsertal (N. N., Der Zug der Toten. In: Chronik, Bd. 2: Transkription. Immenstadt 1997, und Mittelberg sind nicht koloriert. Vorarlberger Volkskalender 1938, S. 159–162, hier nach S. 40. – Für Ammann Joachim ­Martin Zöberle 161 Hugo Gerard STRÖHL, Städte-Wappen von Öster- S. 161; Andreas ULMER/Johannes SCHÖCH, Topo- (1796 bis 1799) ist auf der Wappentafel ein Siegel reich-Ungarn. Wien 21904 (Reprint Wien 2002), graphisch-historische Beschreibung des General- aufgedrückt, dessen Figur am ehesten ein Löwe S. 51. vikariats Vorarlberg, Bd. 6/2: Dekanat Sonnenberg: sei, wie mir Stefan Heim freundlich mitteilte. Das 162 Konrad FISCHNALER, Die Wappen der Tal-, Stadt-, Walgau – Blumenegg – Groß-Walsertal. Dornbirn würde die These des Gerichtssiegels eher noch Markt- und Dorfgemeinden von Tirol und Vor- 1965, S. 706). unterstützen, neben dem die Ammänner eben arlberg. Innsbruck 1910, Wappen 43. Als Quelle 173 Johann Josef JÖRGER, Bei den Walsern des Valser- weiterhin auch persönliche Siegel führten. gab FISCHNALER, S. 7, STRÖHL, Wappen und Sie- tales. 2. Aufl. bearb. Von Paula JÄGER. Basel 11947 nachbaur Steinbock und Sterne. Walsertum und Gemeindewappen 61

[1. Aufl. 1913], S. 18: „Auch der Name ‚Vals‘ hat und Gemeindewappen. Mit Angabe der Territo- 186 Eydsform, zitiert nach Johann Rudolf STOFFELS, nicht etwa Bezug zum Worte ‚Wallis‘; er ist nur die rial­farben. In: Wappenbuch des Kantons Grau- Das Hochtal Avers Graubünden. Die höchstgele- Kürzung des romanischen ‚Val San Peder‘, oder bünden. Erweiterte Neu-Edition der Erstauflage gene Gemeinde Europas. Zofingen2 1938, S. 49. des italienischen ‚Valle di San Pietro‘.“ Vgl. Jürg ­ 1953 unter Berücksichtigung der Geschichte des 187 Alfons KÖBERLE, Besuch in den Walser-Kolonien SIMONETT, Vals. In: Historisches Lexikon der Kantonswappens. Chur 21982, S. 157–194, hier der Schweiz und Italien. In: Montfort 12 (1960) Schweiz (www.hls-dhs-dss.ch/textes/d/D1461. S. 163 u. 180). 1/2, S. 251–255, hier S. 254. – POESCHEL, Kunst- php; Stand 05.07.2012, Abfrage 18.01.2013). Nach Walram DERICHSWEILER, Die Safier Siegel. denkmäler Graubündens 5 (wie Anm. 183), S. 281 174 FRITZ, Die alte und die neue Heimat (wie Anm. 6), In: Bündnerisches Monatsblatt (1920) 2, S. 47–50, (Abbildung) datierte das Fahnenfragment, das S. 84. hier S. 48, führten neben Safien auch die Walser­ früher im Hotel Heinz in Avers zu bewundern 175 Monika FRITSCHE, Die Rechtsstellung der Wal- gemeinden Rheinwald (1494), Vals (1551) und war, auf das 17. Jahrhundert. Abbildungen ohne ser in Vorarlberg. Masch. Diss. Universität Inns- Obersaxen (gemeinsam mit Paulus) den „Wan- Datierung STOFFELS, Avers (wie Anm. 186), Ab- bruck 1994, S. 122. Vgl. zum Folgenden Manfred derheiligen“ Petrus im Siegel. bildung nach S. 50; WEBER, Avers (wie Anm. 184), TSCHAIKNER, Die Entstehung des Walsergerichts in Das heutige Wappen der Gemeinde Vals knüpft S. 156 (Abbildung). der Herrschaft Blumenegg nach den Urkunden von an das alte Siegel der Gemeinde mit Petrusfigur, 188 In Diebold Schillings Luzerner Bilderchronik fin- 1397 und 1422. In: Montfort 65 (2013) 1, S. 67–75. Schlüssel und päpstlichem Kreuz an. (JENNY, Kreis- den wir das Feldzeichen des Gotteshausbund 176 VLA: Reichsherrschaft Blumenegg, Hs. 160, S. 19. und Gemeindewappen [wie Anm. 183], S. 188). bei den Schlachten bei Frastanz und an der Cal- Ediert in: TSCHAIKNER, Entstehung (wie Anm. 175), Prägend war das Patrozinium St. Peter der Kirche ven. Vgl. Peter RÜCK/Gottfried BOESCH, Textedi- S. 73. am Platz, weshalb das Tal gelegentlich auch als tion. In: Die Schweizer Bilderchronik des Luzerners 177 VLA: Reichsherrschaft Blumenegg, Hs. 160, S. 23. St. Peterstal bzw. rätoromanisch als Val Sogn Pieder Diebold Schilling 1513. Sonderausgabe des Kom- Ediert in: TSCHAIKNER, Entstehung (wie Anm. 175), bezeichnet wird (SIMONETT, Vals [wie Anm. 173]). mentarbandes zum Faksimile der Hand­schriften S. 74. Zu Rheinwald auch Erwin POESCHEL, Die Kunst- S. 23 fol. in der Zentralbibliothek Luzern, hg. von 178 Zitat: Benedikt BILGERI, Geschichte Vorarlbergs, denkmäler Graubündens, Bd. 5: Die Täler am Alfred A. SCHMID. Luzern 181, S. 285 u. 291; Karl Bd. 2: Bayern, Habsburg, Schweiz-Selbstbehaup- Vorderrhein, 2. Teil: Schams, Rheinwald, Avers, Heinz BURMEISTER, Die Schlacht bei Frastanz am tung. Wien/Köln/Graz 1974, S. 159. Münstertal, Bergell (Die Kunstdenkmäler der 20. April 1499. In: Vorarlberg Archiv. O. O. o. J. 179 Franz-Josef ARLINGHAUS, Konstruktion von Iden- Schweiz). Basel 1943, S. 180–181. VA 01026; Karl Heinz BURMEISTER, Die Schlacht tität mittelalterlichen Korporationen – rechtliche 184 JENNY, Kreis- und Gemeindewappen (wie bei Frastanz am 20. April 1499. In: Rheticus 21 und kulturelle Aspekte. In: Die Bildlichkeit korpo- Anm. 183), S. 159 u. 166. Der Kreis Avers besteht (1999) 2, S. 113–125, mit einer Erklärung des rativer Siegel im Mittelalter. Kunstgeschichte und nur aus der Gemeinde Avers, ihre Wappen sind Bildes ohne Hinweis auf den Gotteshausbund; Geschichte im Gespräch, hg. von Markus SPÄTH identisch. – Der Bündnisvertrag von 1396, den die BILGERI, Geschichte Vorarlbergs 2 (wie Anm. 178), (Sensus. Studien zur mittelalterlichen Kunst 1). Averser mit eigenem Siegel beglaubigten, ist nur Abbildung nach S. 272. Köln/Weimar/Wien 2009, S. 33–46, hier S. 42. abschriftlich überliefert (Constanz JECKLIN, Urkun- 189 Josef GRABHERR, Die Walser in Vorarlberg, beson- 180 Otto STOLZ, Politisch-historische Landesbeschrei- den zur Verfassungsgeschichte Graubündens, ders im großen Walserthale. In: Vorarlberger Volks- bung von Tirol, 1. Teil: Nordtirol (Archiv für öster­ 1. Heft: Zeit der Entstehung der einzelnen Bünde kalender 1891, S. 18–38, u. 1892 S. 17–37, hier reichische Geschichte 107/2). Wien 1926, S. 846– und ihrer Verbindungen [Bis zum Ende des 15. Jahr- 1892, S. 36; ULMER/SCHÖCH, Generalvikariats 847, mit Edition der entsprechenden Passagen hunderts.] Beilage zum Jahresbericht der histo- 6/2 (wie Anm. 172), S. 712–714. Vgl. NACHBAUR, aus der Gerichtsordnung vom 06.11.1638. Zu den risch-antiquarischen Gesellschaft von Graubün- Damüls (wie Anm. 2), S. 71–74. Nieder­gerichten Ischgl und Galtür ausführlich den 1882. Chur 1883, übernahm ihn aus TSCHUDI, 190 Mit Stand 01.01.2012 führen von 39 Kreisen des ebenda, S. 772–785. Chron. I, 593–5; Enrico RIZZI, Walser Regesten- Kantons Graubünden Avers, Bergell, Chur, Fünf 181 Walter P. LIESCHING, Die Montforter Fahne im buch. Quellen zur Geschichte der Walseransied- Dörfer, Obtasna (Sur Tasna) und Untertasna (Suot Wandel der Zeit. Ursprung – Bedeutung – Form lung. Fonti per la storia degli insediamenti Walser. Tasna) den Steinbock des Gotteshausbundes – Farben. In: Montfort 34 (1982) 3, S. 241–269; 1253–1495. Anzolo d’Ossola 1991, verweist auf im Wappen. Die Kreise Avers, Bergell und Chur Walter P. LIESCHING, Die Wappengruppe mit der eine Abschrift im Bischöfliche Archiv in Chur). Bei bestehen jeweils nur aus einer Gemeinde (Avers, Kirchenfahne. In: Der Herold. Vierteljahresschrift Hermann WEBER, Avers. Aus Geschichte und Leben ­Bregaglia, Chur) mit identischen Wappen. Einen für Heraldik, Genealogie und verwandte Wis- eines Bündner Hochtals. Chur 1985, S. 130, ist ein Steinbock im Wappen führen zudem die Gemein- senschaften Bd. 11 27 (1984) 1, S. 1–34; Walter Gerichtssiegel aus dem 18. Jahrhundert abge- den Vaz/Obervaz (Kreis Alvaschein), Bergün/Bra- P. LIESCHING, Das Stammwappen der Pfalzgrafen bildet; er verweist darauf (S. 138), dass die alten vuogn (Kreis Bergün), Bivio (Kreis Surses [Ober- von Tübingen. Bemerkungen zu einer Wappen­ Averser Archivbestände vernichtet wurden. halbstein]), Landquart, Untervaz und Zizers (Kreis tradition. In: Zeitschrift für Württembergische 185 In diesem Sinn auch Erhard CLAVADETSCHER, Zur Fünf Dörfer), Sils im Domleschg (Kreis Domleschg), Landesgeschichte 48 (1989), S. 69–86. Geschichte der Walsergemeinde Avers. In: Bünd- Tschlin (Kreis Remüs [Ramosch]), Ardez und Lavin 182 Vgl. Jürg SIMONETT, Safien. In: Historisches Lexikon nerisches Monatsblatt (1942) 7, S. 193–211, hier (Kreis Obtasna [Sur Tasna]) sowie Silvaplana (Kreis der Schweiz (www.hls-dhs-dss.ch/textes/d/D1483. S. 203; POESCHEL, Kunstdenkmäler Graubündens 5 Oberengadin). 1982 führten noch 17 Gemein- php; Stand 07.02.2011, Abfrage 18.01.2013); Peter (wie Anm. 183), S. 181; Rudolf JENNY, Das Wappen den den Steinbock im Wappen (JENNY, Kreis- und BUNDI, Grauer Bund. In: Historisches Lexikon der des Kantons Graubünden und seine historische Gemeindewappen [wie Anm. 183]), ein Teil wurde Schweiz (www.hls-dhs-dss.ch/textes/d/D17158. Entwicklung. In: Wappenbuch des Kantons Grau- inzwischen jedoch fusioniert: Bondo, Soglio und php; Stand 14.01.2010, Abfrage 18.01.2013). bünden. Erweiterte Neu-Edition der Erstauflage Vicosoprano (2010 mit Castasegna und Stampa 183 Im Siegel der Gerichtsgemeinde Safien wechsel- 1953 unter Berücksichtigung der Geschichte des zur Gemeinde Bregaglia), Igis (2012 mit Mastrils ten die Figuren: 1446 Agnus Die mit Nimbus und Kantonswappens. Chur 21982, S. 19–108, hier S. 41. zur Gemeinde Landquart), Rona (1998 mit Tini- Kirchenfahne, 1464 St. Petrus, 1477 St. Johann Vgl. Erwin POESCHEL, Die Kunstdenkmäler Grau- zong zur Gemeinde Tinizong-Rona) (de.wikipedia. mit Lamm auf den Schultern [Johannes der Täu- bündens, Bd. 9: Die Talschaften Herrschaft, Prätti­ org/wiki/Gemeindefusionen_in_der_Schweiz, Ab- fer], 1495 St. Johann (Walram DERICHSWEILER, gau, Davos, Schanfigg, Churwalden, Albulatal. frage 22.07.2012). Die Safier Siegel. In: Bündnerisches Monatsblatt Basel 1937, S. 264: „Die Siegel der Gerichte Ober- 191 Die Gemeinde Anniviers entstand mit 01.01.2009 [1920] 2, S. 47–50). 1585 zeigte das Banner der vaz, Tiefenkastel und Bergün führten den aufrech- durch eine Fusion der Gemeinden Ayer, Chandolin, Landschaft Safien ein geständerte Kreuz, dazu im ten Steinbock des bischöflichen Wappens.“; Elisa- Grimentz, Saint-Jean, Saint-Luc und Vissoie (www. ersten Geviert ein Agnus Dei mit roter Kreuzfahne. beth MEYER-MARTHALER, Die Siegel der Bischöfe anniviers.org, Abfrage 18.01.2013). Ayer, Saint- Daran knüpfen die heutigen Wappen des Krei- von Chur im Mittelalter. In: Jahresbericht der His- Jean und Vissoie hatten einen Steinbock im Wap- ses Safien und der Gemeinde Safien an (Rudolf torisch-antiquarischen Gesellschaft von Graubün- pen geführt. Der Steinbock im Wappen von Ayer, JENNY, Beschreibung und Begründung der Kreis- den 1944, S. 1–159, hier S. 26. Saint-Jean, Vissoi und damit von Anniviers ist dem 62 montfort Zeitschrift für Geschichte Vorarlbergs Band 1 / 2013

Wappen der Herren von Einfisch entliehen, bei 29 Siegel (D Nr. 524a) anhängen. Vgl. Liechten- als Mitpatron der 1791 abgetragenen Michaels- Grône wurde er offenbar mit dem traditionellen steinisches Urkundenbuch, 1. Teil: Von den An- kapelle der Burg Jagdberg. Denn im Jahrzeitbuch Hirsch verwechselt (THURRE, Walliser Gemeinden fängen bis zum Tod Bischof Hartmanns von Wer- der Pfarre Schlins (begonnen 1503) wurde zum [wie Anm. 101], S. 109, 112, 114, 118). denberg-Sargans-Vaduz 1416, Bd. 5, Halbbd. B: Fest der Zehntausend Märtyrer angemerkt: patro­ 192 FRITZ, Die alte und die neue Heimat (wie Anm. 6), Aus deutschen Archiven, bearb. von Benedikt cinium in monte sancti michaelis [!] vocatur venatori S. 112. BILGERI. Vaduz. 1981–1987 [7. Lieferung 1982], montis; korrespondierend beim Fest des Erzengels 193 Der Emser Steinbock war zeitweise auch auf präch- S. 534. – Bilgeri zitierte in seinen Publikationen Michael: patrocinium in castro vocatür venatori? tigen Messgewändern zu sehen und lange Zeit, Urkunde Nr. 524a: BILGERI, Bund ob dem See montis. Wir finden die 10.000 Ritter auch auf Altar- auf Wappenscheiben (Ludwig RAPP, Topogra- (wie Anm. 196), Abbildung vor S. 89; BILGERI, bildern in der Magnuskapelle in Röns (1508), in der phisch-historische Beschreibung des General­ Geschichte Vorarlbergs 2 (wie Anm. 178), Abbil- Rochuskapelle in Übersaxen-Rainberg sowie in vikariats Vorarlberg, Bd. 4: Anhang zum Dekanat dung nach S. 160 u. S. 309–310, 540 Anm. 65 – St. Martin (VLA: PfA Schlins, Hs. 1, fol. 16r Bregenz. Dekanat Dornbirn. Dekanat Bregenzer- hier ist allerdings das „St. Galler Siegel“ abgebildet. u. 25r; Ludwig RAPP, Topographisch-historische wald, 1. Abteilung. Brixen 1902, S. 391; Wilhelm Stadtarchiv der Ortsbürgergemeinde St. Gallen, Beschreibung des Generalvikariats Vorarlberg, ENDER, Ins stille Bergdorf Ebnit. In: Der treue Tr. XXX, Nr. 17. Herrn Stadtarchivar Dr. Stefan Bd. 2: Dekanat Feldkirch, 2. Abteilung, und Deka- Kamerad 23 (1912/13) 4, S. 83–85; Eugen PETER, Sonderegger und Frau lic. phil. Dorothee Guggen- nat Bregenz, 1. Abteilung. Brixen 1896, S. 1234, Geschichte und Beschreibung der Pfarrkirche von heimer danke ich für Fotografien der Urkunde 139, 181 u. 225; ULMER/SCHÖCH, Generalvikariats Ebnit. In: Walserheimat in Vorarlberg [1978] 23, und des Walsersiegels. 6/2 (wie Anm. 172), S. 843; Vorarlberg, bearb. von S. 95–100; Dagobert FREY, Die Kunstdenkmäler 199 WEECH, Siegel (wie Anm. 198), S. 4. Gert AMMANN (u. a.) (Dehio-Handbuch; Die Kunst- des politischen Bezirkes Feldkirch [Österreichische 200 STRÖHL, Wappen und Siegel (wie Anm. 158), denkmäler Österreichs). Wien 1983, S. 346 u. 399; Kunsttopographie 32]. Wien 1958, S. 114–115). S. 109, der zum Walsersiegel „Dr. Weech, Siegel­ Andreas ULMER, Die Burgen und Edelsitze Vorarl- 194 BERGMANN, Untersuchungen (wie Anm. 117), abbildungen im Lichtdrucke“ zitierte. bergs und Liechtensteins historisch und topogra- S. 45–46. Vgl. auch Franz Josef WEIZENEGGER, 201 VLA: AVLReg Ib-462/1967 (Sonntag 1966); VLA: phisch beschrieben. Dornbirn 1925, S. 180; sehr in Vorarlberg. Aus dem Nachlass bearb. und hg. von AVLReg Ib-213-26/1980 (Fontanella 1968); VLA: Richtung „Walserisch“ konstruiert und nicht über- Meinrad MERKLE, Bd. 3. Innsbruck 1839 (Unver- AVLReg Ib-213-26/1980 (St. Gerold 1968); VLA: zeugend: Leonhard DÜNSER, 1150 Jahre Pfarrei änderter Nachdruck Bregenz 1989), S. 163–168. – AVLReg Ib-213-22/1980 (Dünserberg 1969). Sankt Martin Ludesch 830– 980. Ludesch 1980, Bergmann, vermutlich auch Weizenegger, stützte 202 BILGERI, Bund ob dem See (wie Anm. 196), vor S. 58–59 u. 78–80). sich auf die wahrscheinlich erste Edition der S. 89, Bildlegende. 209 Vgl. Ernst TREMP, Mauritius. In: Lexikon für Theo- Urkunde (Vidimus von 1420 im Stiftsarchiv St. Gal- 203 BILGERI, Geschichte Vorarlbergs 2 (wie Anm. 178), logie und Kirche, Bd. 6. Freiburg u. a. 1997, len) in Codex diplomaticus Alemanniae et Bur- S. 308. Sp. 1500–1501. gundiae Trans-Iuranae intra fines dioecesis Con- 204 STRÖHL, Wappen und Siegel (wie Anm. 158), 210 ULMER/SCHÖCH, Generalvikariat 6/2 (wie stantiensis seu fundamentum historiae eiusdem S. 109. Anm. 172), S. 713–714 (Blumenegg einschließ- dioecesis, hg. von Trudbert NEUGART, Bd. 2. 205 Ebenda, S. 100 (Abbildung); BILGERI, Bund ob lich St. Gerold). Es dürfte in dieser Tradition St. Blasien 1795, Nr. 1168, mit falscher Datierung dem See (wie Anm. 196), vor S. 89 (Abbildung). jedoch eine Unterbrechung gegeben haben, (21.06.1408). Bilgeri gibt auch bei diesem Siegel als Pro­venienz schrieb doch Bergmann 1853, dass die Namen 195 Konstanzer Schiedsspruch König Ruprechts irrtümlich Karlsruhe an. Jedenfalls hängt das Sie- der Gefallenen „noch vor 50 Jahren“ in der Kirche 04.04.1408, zitiert nach Urkundenbuch der Abtei gel an der in St. Gallen (wie Anm. 198) liegenden verlesen worden seien (Joseph BERGMANN, Bei- Sankt Gallen, Teil 4: 1360–1411, bearb. von Her- Ausfertigung an. Die Walgauer siegelten bereits träge zu einer kritischen Geschichte Vorarlbergs mann WARTMANN. St. Gallen 1892, Nr. 2411. Vgl. eine Urkunde vom 16.10.1405; allerdings ist und der angrenzenden Gebiete, besonders in der Alois NIEDERSTÄTTER, Bäuerliche „Länder“ im ale- diese Urkunde nur abschriftlich überliefert (vgl. ältesten und älteren Zeit [Sonderdruck aus Denk- mannischen Südwesten. Beobachtungen zur Ver- Liechtensteinisches Urkundenbuch, 1. Teil: Von schriften der philosophisch-historischen Classe wendung des Begriffs „Land“ im Spätmittelalter. In: den Anfängen bis zum Tod Bischof Hartmanns der kaiserlichen Akademie der Wissenschaften, Festschrift für Josef Riedmann zum 65. Geburtstag, von Werdenberg-Sargans-Vaduz 1416, Bd. 3: Aus Bd. 6]. Wien 1853, S. 82 Anm. 3). – Der verdienst- hg. von Klaus BRANDSTÄTTER/Julia HÖRMANN den Vorarlberger Archiven, bearb. von Benedikt volle Volksschuldirektor i. R. Elmar Walser (1925– (Schlern-Schriften 30). Innsbruck 2005, S. 483–492. BILGERI. Vaduz 1975, Nr. 52). Grundlegend: Man- 1992) verfasste mit dem Titel „Der ewige Jahr- 196 Benedikt BILGERI, Der Bund ob dem See. Vorarlberg fred TSCHAIKNER, Das spätmittelalterliche „Land tag“ ein Volksstück in vier Bildern, das 1991 von im Appenzellerkrieg. Stuttgart (u. a.) 1968, S. 132– im Walgau“. In: Das Land im Walgau. 600 Jahre der Laienspielgruppe Thüringerberg aufgeführt 133. Appenzellerkrieg im südlichen Vorarlberg, hg. wurde (Heinz SCHURIG, Die literarische Auswer- 197 VLA: Adelssachen Nr. 76: Weech an Jenny, Karls- von Thomas GAMON (Elementa Walgau Schriften- tung der „Schlacht bei Frastanz“. In: Rheticus 21 ruhe 18.04.1886. Zu Weech: Zu Hämmerle als Heral- reihe 2). Nenzing 2005, S. 41–94, hier S. 72–74 [1999] 2, S. 127–153, hier S. 148–153). Wie mir diker: ARNDT, Siebmacher Bd. H (wie Anm. 66), (Abbildung des Siegels nach VLA: Adelssachen ein Gespräch mit einer Frau aus Sonntag wäh- S. 573–574. Nr. 76). rend der Tagung „Walserspuren“ bewusst machte, 198 Siegel von Urkunden aus dem badischen General- 206 NIEDERSTÄTTER, Bäuerliche „Länder“ (wie scheint die frei erfundene Handlung dieses Landesarchiv zu Karlsruhe, hg. von Friedrich von Anm. 195), S. 491. Theaterstücks das Erklärungsmuster ziemlich be- WEECH, aufgenommen und in Lichtdruck herge- 207 Ulmer setzt das Nenzinger Patrozinium für die einflusst zu haben. stellt von J. BAECKMANN, Bd. 2. Frankfurt am Main zweite Hälfte des 8. Jahrhunderts an (Andreas 211 Hermann BISCHOFBERGER, Rechtsarchäologie 1886, Tafel 40 „Landschaften & Städte“ (Erläute- ULMER, Topographisch-historische Beschreibung und Rechtliche Volkskunde des eidgenössischen rungen dazu auf S. 40): Abgebildet sind Siegel des Generalvikariats Vorarlberg, Bd. 6/1: Dekanat Standes Innerrhoden. Ein Inventar im Vergleich von Stadt Feldkirch, Walgau, Bregenzerwald, Wal- Sonnenberg, 1. Teil. Dornbirn 1937, S. 246–247). zur Entwicklung anderer Regionen (Inner­rhoder liser zu Damüls, Städte Lindau, Wangen, Radolf- Für das Nenzinger Gemeindewappen sollte er Schriften 1). Appenzell 1999, S. 569. Nach der zell, Buchhorn, Montafon ist beschrieben, konnte allerdings nicht erwogen werden (VLA: AVL- Reformation sollte Achatius zum Nebenpatron auf- aber aus technischen Gründen nicht aufgenom- Reg Ib-213-61/1980). In Graubünden führen ihn steigen (Rainald FISCHER, Die Kunstdenkmäler des men werden. – Für freundliche Auskünfte danke der Kreis Lugnez/Lumnezia und die Gemeinde Kantons Appenzell Innerrhoden (Die Kunstdenk- ich Dr. Kurt Andermann, Landesarchiv Baden- St. Moritz im Wappen (JENNY, Kreis- und Ge- mäler der Schweiz). Basel 1984, S. 76). Württemberg – Generallandesarchiv Karlsruhe. – meinde­wappen [wie Anm. 183], S. 161 u. 181). 212 BILGERI, Bund ob dem See (wie Anm. 196); Das Das Generallandesarchiv Karlsruhe verfügt im 208 Achatius zählt zu den 14 Nothelfern. 1496 wurde Land im Walgau. 600 Jahre Appenzellerkrieg im Selekt der Kaiser- und Königsurkunden über zwei an erster Stelle ihm und seinen Gefährten das südlichen Vorarlberg, hg. von Thomas GAMON Ausfertigungen, an denen 31 (D Nr. 524a) bzw. Kirchlein in Düns geweiht. Offenbar galt er auch (Elementa Walgau Schriftenreihe 2). Nenzing 2005; nachbaur Steinbock und Sterne. Walsertum und Gemeindewappen 63

Die Appenzellerkriege – eine Krisenzeit am Bo- stehung der Familienwappen und Hauszeichen. Siegel der Landschaft Rheintal Ende 15. Jh. (Das densee? Hg. von Peter NIEDERHÄUSER/Alois In: Walserheimat in Vorarlberg (1977) 20, S. 410– Rheintal. Geschichte des Rheintals […]. Geschlech- NIEDERSTÄTTER (Forschungen zur Geschichte 416. ter-Chronologie des Rheintals […], zusammen- Vorarlbergs NF 7). Konstanz 2006. 219 Vgl. VLA: Urkunden: Rudolf Jenni 1480 (Nr. 630); gestellt u. bearb. von J. DRITTENBASS [Pseud. 213 VLA: PfA Damüls, Hs. 2: Jahrzeitbuch der Pfarre Christian Kaufmann 1522 (Nr. 6892); Jörg Vonbun für Leopold SCHWARZ]. St. Gallen 1943, S. 305; Damüls, fol. 27v: Mauricij et sociorum eius secun- 1541 (Nr. 657); Christian Engstler 1539 (Nr. 4633), Johann Georg SCHLEH, Emser Chronik. Hohenems dum consuetudine; bei Theodul, fol 23v: patro- 1559 (Nr. 4401); Eitel Hartmann 1614 (Nr. 6921– 1616 (Unveränderter Nachdruck Lindau 1980), cinium altaris lateris dextri; bei Nikolaus, fol 35r: 6924), 1617 (Nr. 4905), 1621 (Nr. 6935), 1623 S. 15; Hermann WARTMANN, Die Siegel der Stadt patrocinium summus. In das Jahrzeitbuch wurde (Nr. 6936); Laurenz Bickel 1615 (Nr. 6929); Hans St. Gallen, der Landschaften und Landstände des 1479 bis 1657 eingetragen (ULMER, General­- Müller 1625 (Nr. 6937), 1633 (Nr. 6944); Christian Kantons. In: Emil SCHULTHESS, Die Städte- und vikariat 5 [wie Anm. 127], S. 874). Schwarzmann 1628 (Nr. 668, 6941); Martin Nigsch Landes-Siegel der Schweiz. Ein Beitrag zur Siegel- 214 In der Pfarrkirche St. Nikolaus und Theodul in 1718 (Nr. 4914); NACHBAUR/VOGT, Gerichts­ kunde des Mittelalters. Zürich 1853, S. 13 u. Taf. I Raggal wurde 1954 die Kriegergedenkstätte neu ammänner (wie Anm. 90). Fig. 15). Vgl. Lorenz HOLLENSTEIN, Rheintal. In: gestaltet. In den Flachbogenfenster sind (Entwurf 220 VLA: VOKA Bregenz Nr. 9/23. Historisches Lexikon der Schweiz (www.hls-dhs- Albert Rauch) „drei heilige Krieger“ dargestellt: 221 VLA: Nachlass Gebhard Wendelin Gunz Nr. 6 dss.ch/textes/d/D7648.php; Stand 04.01.2012, Mauritius, Florian und Ludwig von Frankreich (Walser) u. Nr. 2 (Walser, Walser von Syrenburg); Abfrage 18.01.2013). (400 Jahre Pfarre Raggal 1586–1986. Raggal 1986, Hugo von GOLDEGG, Die Tiroler Wappenbücher 225 VLA: AVLReg Ib-462/1967: BGM Bischof an Amt S. 41; vgl. Anm. 65; ULMER/SCHÖCH, General- im Adelsarchive des k. k. Ministeriums des Innern der Vorarlberger Landesregierung, Sonntag vikariats 6/2 [wie Anm. 172], S. 791). zu Wien, Teil 1. In: Zeitschrift des Ferdinandeums 27.06.1966: (Siegelabdruck im Besitze des Ent- 215 VLA: PfA Sonntag, Hs. 1. für Tirol und Vorarlberg F. 3 (1875) 19, S. 28–178, werfers). – Honold soll über eine sehr beacht­ 216 Z. B. auf dem Umschlag des Appenzeller Land- Nr. 507 (1581), 1028 (1589); Teil 2: In: Zeitschrift liche Siegelsammlung (Abgüsse, Originale) ver- buchs von 1595 hält Mauritius das Landeswap- des Ferdinandeums für Tirol und Vorarlberg F. 3 fügt haben (Gert AMMANN, Zum Werk Honolds. pen (BISCHOFBERGER, Rechtsarchäologie [wie (1876) 20, S. 115–215, Nr. 1742 (1626). In: Konrad Honold, Schruns. Gemälde, Zeichnun- Anm. 211], S. 57); ein Steinbockwappen 1299 im 222 An der Fassade eines Feldkircher Bürgerhauses gen, Monotypen, Wandbilder, Glasmalereien, Siegel des Kirchherrn der St. Mauritiuskirche in war das Wappen einer anderer Familie Walser zu Mosaiken. Ausstellung Künstlerhaus Palais Thurn Höngg (seit 1934 Stadtteil von Zürich), des Zürcher sehen, das zwei Halbmonde und einen Stern zeigte und Taxis Bregenz, 18. Mai bis 10. Juni 1979. Bre- Ritter Rudolf von Glarus. Sein Wappen diente 1939 (Gabriel BUCELIN, Rhaetia Ethrvsca, Romana genz 1979, S. [4–6], hier S. [6]; Wilfried DÜR, Konrad als Vorlage für das Gemeindewappen von Glarus Gallica Germanica Europae Provinciarum situ Honold. Kunst am Bau und sakrale Werke. Masch. (Urkundenbuch der Stadt und Landschaft Zürich, altissima & munitissima Sacra Et Prophana Topo- Diplomarbeit Universität 2006, S. 7). Nach ARNDT, bearb. Von Jakob ESCHER/Paul SCHWEIZER, Bd. 7: Chrono-Stemmatographica. Augsburg 1666, Siebmacher Bd. H (wie Anm. 66), S. 222, handelte 1297–1303. Zürich 1908, S. 90, Nr. 2496 [St. Mau- S. 503; Franz Josef WEIZENEGGER, Vorarlberg. es sich allerdings um Siegel der römisch-deutschen ritius?]; Arnold NÜSCHELER, Die Gotteshäuser der Aus dem Nachlass bearb. und hg. von Mein- Kaiser in Abgüssen. Schweiz. Historisch-antiquarische Forschungen, rad MERKLE, Bd. 2. Innsbruck 1839 [Unveränder- 226 VLA: AVLReg Ib-462/1967: BGM Bischof an Amt 2. Heft: Bisthum Constanz, 1. Abteilung: Archidia- ter Nachdruck Bregenz 1989], S. 146). MOOSER der Vorarlberger Landesregierung, Sonntag 27.06. conate Breisgau, Klettgau, vor dem Schwarzwald (S. 198–214) brachte 1915 Wappen von 27 Bünd- 1966. und Thurgau. Zürich 1867, S. 566; Ida TSCHUDI- ner Walser­familien, für die Familie Walser vier Wap- 227 BILGERI, Bund ob dem See (wie Anm. 196). Vgl. SCHÜMPERLIN/Jakob WINTELER, Wappenbuch des pen mit Halbmonden; dagegen führte die Walser NIEDERSTÄTTER, Bemerkungen (wie Anm. 57), Landes Glarus. Wappen der Glarner ­Geschlechter in Appenzell (Herisau, Teufen, Wald) drei Rosen: S. 213–214. von der ältesten Zeit bis zur Gegenwart in Verbin- Anton ­MOOSER, Ein verschwundenes Bündner- 228 Elmar GRABHERR, Vorarlberger Geschichte. Eine dung mit einem Verzeichnis sämtlicher Bürger­ dorf. Die freien Walser auf Stürvis, Vatscherinen- volkstümliche Darstellung. Bregenz 21987, S. 69; geschlechter des Landes [Faksimile-Ausgabe des berg, Rofels und Guscha (Mutzen). In: Bündneri- Kapitelüberschrift S. 58: „Der ‚Bund ob dem See‘, Wappenbuches des Landes Glarus von 1937]. sches Monatsblatt (1915) 2, S. 48–55, 3, S. 89–97, 4, eine demokratische Republik im Bodenseerhein- Glarus 1977, S. 36 u. Tafel XI. S. 133–138, 5, S. 155–158, 6, S. 198–214, [8, S. 300: tal und seiner Umgebung“. 217 BILGERI, Geschichte Vorarlbergs 2 (wie Anm. 178), redaktionelle Ergänzung einer Zuschrift zu den 229 VLA: AVLReg Ib-213-22/1980: Bilgeri an AVLReg, S. 159 u. 309–310. Walserwappen]. Bregenz 24.01.1969. – Zu den Wappenentwür- 218 Vgl. VLA: Urkunden: Jos Gassner 1512 (Nr. 7278), 223 Z. B. Landammannfamilie Greber (Karl Heinz fen für Sonntag, St. Gerold und Bürserberg liegen 1513 (Nr. 7279, 7280, 7281), 1516 (Nr. 7282, 7283), BURMEISTER, Landammännertafel des Hinter­ in den Akten keine Gutachten ein, wurden wahr- 1519 (Nr. 7284, 7285); Lutz Egger 1528 (Nr. 7289); bregenzerwaldes. In: Vorarlberg Archiv. O. O. scheinlich keine Stellungnahmen eingeholt. Klaus Rinderer 1528 (Nr. 7290), 1529 (Nr. 7291), o. J., VA 01034). BUCELIN, Rhaetia Ethrvsca 230 VLA: AVLReg Ib-213-26/1980: Honold an LAD 1538 (Nr. 7292), 1543 (Nr. 7293); Leonhard ­Tobler (wie Anm. 222), führt mehrere Familien mit Grabherr, Schruns 30.10.1968. 1561 (Nr. 7294, 7295); Gallus Rinderer 1566 einem Steinbock oder einem Steinbockhorn an 231 HÄMMERLE, Gemeindewappen (wie Anm. 35) (Nr. 7297); Michael Kaufmann 1568 (Nr. 7298), (S. 385 Ems, S. 433 Schrofenstein, S. 455 Gren- (1969) 5, S. 3. Ein Entwurf Honolds für Lech vom 1573 (Nr. 683), 1581 (Nr. 7299, 7300, 7301); Hans zing, S. 463 Rainolt, S. 477 Peller). Im Übrigen 06.04.1967 zeigt auf gespaltenem Schild rechts ­Engstler 1569 (Nr. 671); Ulrich Türtscher 1585 vgl. z. B. STOLZ, Geschichtliche Nachrichten (wie einen Steinbock (GdA Lech: VL Sauerwein, Ge- (Nr. 7303), 1588 (Nr. 1588); Christian Türtscher Anm. 131), S. 17–19; Konrad FISCHNALER, Tiro- meindewappen)“. 1598 (Nr. 7405), 1611 (Nr. 7306); Christa Türtscher lisch-Vorarlberg’scher Wappenschlüssel, 1. Teil, 232 Siehe oben, Zitat zu Fontanella (wie Anm. 230), und 1611 (Nr. 684); Lorenz Nigsch 1628 (Nr. 672), 1645 2. bis 5. Folge (Konrad Fischnaler: Ausgewählte JÄGER-SUNSTENAU, Honold (wie Anm. 66), S. 58, (Nr. 673, 674, 675, 676, 677, 678); Karl Wilhelm Werke 3). Innsbruck 1938, S. 199–212; Konrad zu Dünserberg: „Die blaue Schildfarbe lehnt sich 1745 (Nr. 685); VLA: Vogteiamt Feldkirch I.6 (Sch. FISCHNALER, Tirolisch-Vorarlberg’scher Wappen- an jene in mehreren Gemeindewappen im Kanton 41): Verschlusssiegel 1696 bis 1783; NACHBAUR/ schlüssel, 2. Teil, 3. u. 4. Folge (Konrad Fischnaler: Wallis, der ursprünglichen Heimat der Vorarlberger VOGT, Gerichtsammänner (wie Anm. 92). Zu den Ausgewählte Werke 5). Innsbruck 1940, S. 59–60; Walser, an.“ Honold kreierte den silbernen Stein- Hauszeichen: Alfons LEUPRECHT, Hausmarken Konrad FISCHNALER, Tirolisch-Vorarlberg’scher bock auf Blau (St. Gerold, Entwürfe Lech und Fon- von Bludenz, Montafon, Sonnenberg und Blu- Wappenschlüssel, 2. Teil, 5. Folge (Konrad Fisch­ tanella), einen silbernen Steinbockkopf auf Blau menegg. In: Jahrbuch des Vorarlberger Landes- naler: Ausgewählte Werke 6). Innsbruck 1941, (Bürserberg), einen silbernen Ritterheiligen auf museums in Bregenz 1928, S. 73–95; zudem in: S. 158–163 Blau (Sonntag); für Dünserberg allerdings einen Bürger- und Adelswappen 2 (wie Anm. 104), 224 Steinbock in der Chronik des Johannes Stumpf blauen Steinbock auf Silber. S. 80–95. Vgl. u. a. auch Rudolf HÄMMERLE, Ent- 1548, in der Emser Chronik 1616 und auf einem 233 VLA: AVLReg Ib-213-22/1980. 64 montfort Zeitschrift für Geschichte Vorarlbergs Band 1 / 2013

234 VLA: AVLReg Ib-213-71/1980: BGM Summer an zeller Geschichte. Bd. 1. Appenzell/Herisau 1964, 249 STRÖHL, Wappen und Siegel (wie Anm. 158), AVLReg, St. Gerold 26.05.1964: Die freien Wal- S. 441–443). S. 109. ser unseres Gebietes siegelten auf der Urkunde des 242 Das schwedische Verteidigungsministerium ließ 250 WEIZENEGGER/MERKLE, Vorarlberg 2 (wie Anm. Schiedsspruches König Ruprechts 1408 (Appen­ die Genitalien des schwedischen Löwen weg­ 222), S. 360; vgl. auch ebenda, S. 74. – Für Mittel- zellerkrieg) mit einem Siegel, das einen nimbierten retuschieren, weil Soldatinnen des Phallus wegen berg verwenden sie noch nicht den Begriff „Wal- Reiter zeigt, der einen Schild in der Linken hält auf den Europäischen Gerichtshof angerufen hatten sertal“. Auch der Statthaltereibeamte Johann dem aufsteigender Steinbock zu sehen ist. (Geschlechtsloser Wappenlöwe sorgt in Schwe- Jakob Staffler, der im selben Jahr eine Landes- 235 VLA: AVLReg Ib-213-16/1980: Honold an Ge- den für Ärger, Austria Presse Agentur APA0259 beschreibung veröffentlichte, spricht vom „Thal meinde Bürserberg, Schruns 12.09.1969. 13.12.2007). Mittelberg“, einem der drei Haupttäler des Bre- 236 Das kündigte Raimund Meyer bereits auf der 243 Alfons KÖBERLE, Walser Symbole im Rathaus zu genzerwaldes, und nur an einer Stelle vom „Thal Expertenkonferenz 1968 an (VLA: AVLReg Ib-541/ Riezlern. In: Walserheimat in Vorarlberg (1973), 12, Mittelberg oder Kleinwalsertal“. Im (Großen) 1969: Expertenkonferenz 1968, S. 9). S. 58–59, hier S. 58, die Abbildung des Fensters „Walserthal“ lagen für Staffler jedenfalls die Ge- 237 BURMEISTER, Gemeindewappen (wie Anm. 36), auf S. 59, mit der Farbgebung silberner (weißer) meinden Raggal und Sonntag, vielleicht auch S. 7: „Die heraldischen Gutachten und der Schrift- Steinbock auf rotem Grund auf goldenem (gel- St. Gerold und Blons, Fontanella jedenfalls „im wechsel des Amtes der Vorarlberger Landesregie- bem) Sechsberg oder gold-silbernem Zwölfberg. Hochgebirge, noch höher Damüls“ (Johann Jakob rung mit den Gemeinden und mit Wappenkünst- 244 Vgl. Walserheimat in Vorarlberg (1968) 2, S. 2. STAFFLER, Tirol und Vorarlberg, statistisch und lern, aber auch die bereits im größeren Umfang 245 Eugen DOBLER, Führer und kleine Heimatkunde für topographisch, mit geschichtlichen Bemerkun- erschienene Literatur über die Gemeindewappen, das Große Walsertal. Raggal 1974, Umschlag, nicht gen, 2. Teil, Bd. 1. Innsbruck 1839, S. 43, 45, 47, 48, stellten die Hauptquelle für diese authentische koloriert. 63, 114, 127, 128; Johann Jakob STAFFLER, Tirol und Interpretation dar, deren Ziel es ist, die Gründe für 246 Berg Tal. Das Großwalsertal, das Sie kennen soll- Vorarlberg [wie Anm. 139], S. 50). Josef Bergmann die Wahl der Wappensymbole so zu erklären, wie ten. Sommer/Winter. Raggal (1982?), S. 15. – Arthur unterschied 1844 auch auf seiner „Walserkarte“ sie für die Gestaltung des Wappens anlässlich der Domig kopierte den Steinbock auf die Titelseiten zwischen Mittelberg, „dem unteren, auch kleinen Verleihung oder Bestätigung durch die Vorarlber- seiner Hochschulschriften (Arthur DOMIG, Frem- Walsertal“, und dem „oberen oder größeren Wal- ger Landesregierung maßgeblich waren.“ denverkehr und Kommunalhaushalte im Großen sertal“, ebenfalls ohne Fontanella (BERGMANN, 238 BURMEISTER, Gemeindewappen (wie Anm. 36), Walsertal. Diplomarbeit Universität Innsbruck Untersuchungen [wie Anm. 117], S. 29 und Karte). zu Bürserberg, S. 66: „Der Steinbock wurde als 1974, hier handkoloriert als weißer Steinbock auf Franz J. VONBUN, Ueber die mundart der Walser Wappentier der Walser auf Grund der traditio- rotem Grund und schwarzem Sechsberg; Arthur in Vorarlberg. In: Die deutschen Mundarten 4 nellen Siegel gewählt.“ – Dünserberg, S. 78: „Der DOMIG, Wirtschaftsstruktur und touristische Ent- (1857), S. 323–330, hier S. 324: „Für diesmal wähle Steinbock wurde als historisches Wappentier der wicklungsplanung im Großen Walsertal. Diss. Uni- ich die Walsergruppe im obern vorarlbergischen Vorarlberger Walsergemeinden gewählt, und versität Innsbruck 1977). Das Wappen ist auch Walser­thale, an den ufern der Lutz mit den seel- zwar nach der Vorlage ‚DER GEMEINEN WILLISER abgebildet bei Gottlieb LORÜNSER, Walser Sprüch. sorgs-stationen Raggal, Maruol, Sonntag und INSIGLEL ZE TUMULS, ZEM SUNENTAG, ZE GLAT- Begriffe und Sinnsprüche in Walser Mundart. Buch­boden.“ TERNS UND IM TUNSERBERG‘, das an der Frie- Bludenz 1991, Umschlag; Gottlieb LORÜNSER, 251 Bereits 1892 gründeten diese Gemeinden z. B. ei- densurkunde von 1408 hängt. mit welcher der Walser Sprüch. Begriffe und Sinnsprüche in Walser nen „Spar- und Darlehenskassenverein für Wal- Bund ob dem See aufgelöst wurde (Ende des Mundart. Bludenz 1993, Umschlag, jeweils ohne sertal“, der sich jedoch bald wieder aufspaltete Appenzellerkrieges).“ – Mittelberg, S. 152: „Dem Kolorierung. (vgl. Anm. 255). Wappen liegt ein historisches Siegel zugrunde, 247 Eine logische Zitierweise dieser Publikation ist 252 Vgl. Foto in SAUERWEIN, Tita von Oetinger 1979 wie es etwa ein Gerichtssiegel aus dem Jahre nicht möglich: Heimatmuseum Großes Walser- (wie Anm. 11), S. 146; SAUERWEIN, Tita von Oetin- 1695 zeigt. Der Steinbock steht aber wohl auch tal, Sonntag, red. von Elmar VONBANK/Helmut ger 1988 (wie Anm. 11), S. 41. im Zusammenhang mit dem Siegel aus dem Jahr SWOZILEK (Führer durch Museen und Sammlun- 253 Gernot GANHL, Museumsführer Heimatmuseum 1408, das die Grundlage für das Gemeindewap- gen in Vorarlberg 13). Bregenz 1981; Laut Vorarl- Großes Walsertal, Sonntag. Sonntag 1991, S. 36; pen von Sonntag abgegeben hat (vgl. dort).“ – berger Landesbibliothek: Eugen DOBLER (Mitarb.), auf dem Umschlag das Wappen in Farbe. Auch St. Gerold, S. 178: „Mit Rücksicht auf den star- Gestaltung des Heimatmuseums Großes Walsertal hier ohne Erklärung. Auf der Wappenseite lautet ken walserischen Einschlag wurde zusätzlich der und Führer durch die Schausammlung. die Überschrift: „Die Wappen der sechs Gemeinden Steinbock als Wappentier der Walser auf Grund 1981, Titelblatt mit der Farbgebung weißer (sil- des Großen Walsertales“. tradi­tioneller Siegel gewählt.“ – Sonntag, S. 202: berner) Steinbock auf rotem Grund auf schwar- 254 Für Auskünfte danke ich Grafiker Martin Caldo- „Es handelt sich um ein historisches Wappen zem Sechsberg oder schwarz-weißem (silbernem) nazzi, Frastanz-Amerlügen. Das Logo ging aus nach der ‚DER GEMEINEN WILLISER INSIGEL ZE Zwölfberg. einem Wettbewerb hervor, den das Büro für TUMULS, ZEM SUNENTAG, ZE GLATTERNS UND 248 GdA Lech: VL Sauerwein, Gemeindewappen. – In Zukunftsfragen des Amtes der Vorarlberger Lan- IM TUNSERBERG‘, das an der Friedensurkunde von der Zürcher Wappenrolle sind die Herren von Ret- desregierung mit den Schulen im Großen Walsertal 1408 hängt, mit welcher der Bund ob dem See tenberg mit einem roten Zwölfberg auf golde- durchführte. Es gewann eine Schülerin aus Raggal, aufgelöst wurde (Ende des Appenzellerkrieges). nem Schild vertreten (J. SIEBMACHER’S grosses Jurymitglied Grafiker Martin Caldonazzi arbei- Der Steinbock im schwarzen Schild ist als histori- und allgemeines Wappenbuch, Bd. 6/1: Abgestor- tete ihn aus. Steinböcke wurden im Wettbewerb sches Wappentier verschiedener Walsersiedlun- bener Bayerischer Adel, 3. Teil, bearb. Von Gus- keine präsentiert. – Vgl. Vorarlberger Nachrichten gen belegt.“ tav A. ­SEYLER. Nürnberg 1911, S. 39–40 u. Taf. 25; 20.09.1999, S. A17 (Walsertaler bereiten Biosphä- 239 EGGER-BATLINER, Steinwild (wie Anm. 135), Die Wappenrolle von Zürich. Ein heraldisches renpark vor). Im Übrigen: Mensch, Natur, Umwelt S. 45–57. Denkmal des 14. Jahrhunderts. In getreuer far- und Wirtschaft im Einklang. Biosphärenpark 240 Heinz SCHURIG, Wildpark Feldkirch. In: Mont- biger Nachbildung des Originals mit den Wap- Großes Walsertal. Nachhaltigkeitsbericht und fort 20 (1968) 3, S. 594–602; Rudolf SCHERRER, Das pen aus dem Hause zum Loch. Zürich u. a. 1930, Umwelterklärung der REGIO – Regionalplanungs- Steinwild in unserem Wildpark. In: Jahresbericht S. 40 u. Taf. 5). Vgl. BURMEISTER, Gemeindewappen gemeinschaft Großes Walsertal im Wirkungs­ Wildpark Feldkirch (1969) 6, S. 7–8. (wie Anm. 36), S. 190 (Schröcken) u. 222 (Warth). bereich des UNESCO Biosphärenparks Großes 241 Als in einem St. Galler Kalender 1579 das Wap- Zu Schröcken vgl. FEUERSTEIN, Schröcken (wie Walsertal 2004. Thüringerberg 2004. pentier der Appenzeller ohne Phallus dargestellt Anm. 76); GdA Lech: VL Sauerwein, Gemeinde­ 255 „Das WALSERSTOLZ Siegel steht für langjährige wurde, als Bärin vor dem sprungbereiten St. Galler wappen (Brief BGM Feuerstein 1969) und VLA: Qualität und Tradition, für ein authentisches Pro- Bären, drohte Appenzell mit Krieg (Ernst ZIEGLER, AVLReg III Ib-421/1965 (Amtsvortrag), zu Warth dukt, das seit langer Zeit in der Region herge- St. Gallen und der Bär [Bogendrucke aus dem Haus vgl. HOPFNER, Warth (wie Anm. 82); VLA: AVLReg stellt wird. […] Das Siegel selbst war ursprünglich Zur Grünen Thür 9]. St. Gallen 2001, S. 36; Appen- III Ib-213-93/1980 (Begründung der Gemeinde). das persönliche Siegel des Landammann (höchs- nachbaur Steinbock und Sterne. Walsertum und Gemeindewappen 65

ter politischer Vertreter der Region) Christian aufgelegt, 1968 eine Serie Kirchenpatrone, darun- 270 KÖFLER/BEIMROHR, Wappen (wie Anm. 269), Nigsch aus Sonntag. Er hatte zusätzlich das Amt ter „ST. THEODUL SCHUTZPATRON TRIESENBERG“. S. 117. Vgl. Anm. 180. Zu Galtür: Ferdinand JUEN, des Obmannes der Raiffeisenkasse inne. Unter sei- Siehe: Engelbert BUCHER, Ikonographien des Galtür – eine Walsersiedlung in Tirol. In: Vorarl- ner Leitung wurde schon Mitte des 19. Jahrhun- hl. Bischofs Theodul (Theodor, Joder) von Sitten. berg, Tirol und Liechtenstein (1996) 59, S. 440–449; derts Walser Käse nach Italien exportiert“ (www. In: Wir Walser 19 (1981) 2, S. 2–55, hier S. 35; Otto STOLZ, Die Walser auf Galtür und von Prax- walserstolz.at/hintergrundinfos/siegel.html, Ab- Engelbert BUCHER, Walsersiedlungen in Liech- mar in Tirol. In: Heimat 6 (1925) 5+6, S. 113–120. frage 18.01.2013). – Von einem „Landammann“ als tenstein. Werden und Entwicklung (Gesellschaft 271 Das Jagdberger Hifthorn führen Düns (1970), „Vertreter der Region“ kann keine Rede sein. Das, Schweiz-Liechtenstein / Schriftenreihe 7). Vaduz Schlins (1911, 1927) und Schnifis (1970), aber nicht was heute als Region Großes Walsertal bezeich- 1992, S. 26. Dünserberg, Röns und . – Die Sonnen­ net wird, war bis zur bayerischen Reform von 1806 261 Ernst SCHLUNEGGER, Motivenhandbuch Liech- berger Sonne führen Frastanz (1969), Innerbraz auf drei Herrschaften aufgeteilt: Feldkirch (u. a. tenstein (Schriftenreihe des Schweizerischen (1970), Nüziders (1969) und Lech (1969 für Omes- Fontanella), St. Gerold (St. Gerold, Blons) und Motivsammler-Vereins 21). Basel 1984, Nr. 714 berg und Zürs), aber nicht Brand, Bürs, Bürser- Blumenegg. Die Herrschaft Blumenegg war auf (S. 296–297); VLA: Miszellen 427/23. berg, , Nenzing und Klösterle. – Das Blu- der Ebene der Steuer- und Gerichtsgenossen- 262 Josef EBERLE, 650 Jahre Walser am Triesenberg. menegger Wolkenfeh führen (1947), schaften in die Landschaft Blumenegg mit einem Ein festliches Jahr des Gedenkens an die erste Ludesch (1968), Thüringen (1929) und Thüringer- „Landammann“ und das Walsergericht mit einem urkundliche Erwähnung von „Wallisern“ am Trie- berg (1969), aber nicht Raggal und Sonntag. „Gerichts­ammann“ an der Spitze. In der mit Un- senberg im Jahre 1355 (= EinTracht [2005] Ad- 272 Eine Wäldertanne führen die Gemeinden Andels- sicherheiten behafteten Literatur werden im Zeit- vent), S. 13–14 u. 19; Rita JÄGER, Wappen, Fah- buch (1930), Au (1930), Bezau (1929), (1929), raum von 1676 bis 1796 vier Gerichts­ammänner nen, Farben. In: EinTracht (1996) Staatsfeiertag, Krumbach (1929), (1962), (1969), mit Nachnamen Nigsch genannt (Jakob, Martin I., S. 26–27, hier S. 27. (1930), Schwarzenberg (1929), aber Martin II., Johann), aber keiner mit Vornamen Chris- 263 In Rot über goldenem Stufengiebel ein Glocke. nicht Egg – dafür Hittisau (1930) und Damüls tian (NACHBAUR/VOGT, ­Gerichtsammänner [wie Vgl. JENNY, Kreis- und Gemeindewappen (wie (1963), die nicht zum Gericht Hinterbregenzerwald Anm. 90]; Josef GRABHERR, Die reichs­unmittelbare Anm. 183), S. 186 u. Tafel 15. – Für Auskünfte gehört hatten. – Montafoner Schlüssel führen Bar- Herrschaft Blumenegg. Geschicht­liche Studie. danke ich Sandra Nay, Staatsarchiv Graubünden, tholomäberg (1965), Gaschurn (1965), St. Anton Bregenz 1907 [Veröffentlichungen des Vereines und Hedi Gartmann-Weibel, Gemeindeverwal- (1966), St. Gallenkirch (1966), Schruns (1927), Sil- für christliche Kunst und Wissenschaft in Vorarl- tung Tschappina. Vgl. BUCHER, Ikonographien bertal (1964), (1965), (1965), berg 3]). Das „WALSERSTOLZ Siegel“ zeigt ein (wie Anm. 260), S. 37. nicht aber Lorüns und Stallehr. Vgl. NACHBAUR, Kreuz, das auch Gerichtsammann Johannes Nigsch 264 Rolf ABERSOLD/Günter MATTERN/Hans Stadler- Montafoner Gemeindewappen (wie Anm. 45). 1796 führte (VLA: Vogteiamt Feldkirch, Urk. 3564; PLANZER, Die Urner Gemeinden. Blasonierung, 273 VLA: GWR: Bregenzerwald, Montafon. ALBERTANI/ hier kleines Siegel). Bei Christian Nigsch dürfte Ursprung der Gemeindewappen, Geschichte der NACHBAUR, Gemeindewappenregistratur (wie es sich um den Bürgermeister von Sonntag han- Gemeinden. In: Hansjakob ACHERMANN (u. a.), Anm. 36), S. 8 u. 50–51; BURMEISTER, Gemeinde- deln, der 1892 zum Gründungsobmann des Spar- Die Urschweiz und ihre Wappen. Die Gemein- wappen (wie Anm. 36), S. 60–61 u. 156–157. und Darlehenskassenverein für Walsertal gewählt den von Uri, Schwyz, Obwalden und Nidwal- 274 Zum Folgenden: NACHBAUR, Damüls (wie Anm. 2), wurde. 1903 spalteten sich die Sonntager und den. Chapelle-sur-Moudon 1990, S. 31–47, hier S. 29–31. Fontaneller ab und gründeten einen Spar-und S. 46–47, Abb. S. 30: „Unter weissem Wellen- 275 FRITZ, Die alte und die neue Heimat (wie Anm. 6), Dar­lehenskassenverein für Sonntag und Fonta- schildhaupt in Grün eine weisse Glocke mit dem S. 144. nella, der sich dem Raiffeisenverband anschloss. hl. Theodul, zu dessen Füssen ein Teufelchen, das 276 VLA: AVLReg III Ib-479/1963: BGM Rützler an Der Stammverein benannte sich 1907 in Spar- eine Glocke trägt.“ Vgl. www.unterschaechen. Amt der Vorarlberger Landesregierung, Damüls und Darlehenskassen-Verein für Blons, St. Gerold, ch/Geschichte.32.0.html (Abfrage 18.01.2013); 07.06.1963. Thüringerberg und Raggal um (VLA: AVLReg Ver- BUCHER, Ikonographien (wie Anm. 260), S. 23, 277 Für STAFFLER, Tirol und Vorarlberg 2/1 (wie einskataster BH Bludenz 1918 [Fotokopie Tiroler der Unterschächen allerdings nicht zu den „Wal- Anm. 150), S. 45, war das „Thal Mittelberg“ eines Landesarchiv]; 75 Jahre Raiffeisenkasse Sonntag- sergemeinden“ zu zählen scheint (vgl. ebenda, der drei Haupttäler des Bregenzerwaldes. Fontanella 1903–1978. [O. O. 1978]). S. 37). 278 Allerhöchstes Reskript 16.11.1806 die Organisation 256 Walserheimat in Vorarlberg, Tirol und Liechten- 265 Vgl. ULMER/SCHÖCH, Generalvikariats 6/2 (wie von Vorarlberg betreffen, Königlich-Baierisches stein (1998) 63, S. 160. Anm. 172), S. 786–788. Regierungsblatt 1806, S. 433, Z. 17 u. 24. Ediert in: 257 Logos des 3. Leserwettbewerbs. In: Walserheimat 266 Zum Stand 1985 vgl. THURRE, Walliser Gemeinden NACHBAUR, Bayerische Reformen (wie Anm. 23), in Vorarlberg, Tirol und Liechtenstein (1999) 64, (wie Anm. 101); zum Stand 2011 vgl. Gemeinden des S. 422–428. S. 237–238. Kantons Wallis: de.wikipedia.org/wiki/Gemeinden_ 279 So noch Georg SCHELLING, Festung Vorarlberg. Ein 258 Ebenda, S. 237: „18 Walliser Sterne stehen für des_Kantons_Wallis, Abfrage 18.01.2013). Bericht über das Kriegsgeschehen 1945 in Vorarl- die 18 Gemeinden. Außerdem symbolisiert ihre 267 VLA: AVLReg Ib-410/1964: Stellungnahme Tiefen­ berg. Bregenz 1947, S. 185. Anordnung einen Weg – den Walserweg. VWV ist thaler, Bregenz 19.01.1963. Auf Tiefenthalers 280 „Am 12. Dezember 1970 gründeten die Bregen- die Abkürzung für Vorarlberger Walservereinigung. Anregung wurde die Farbgebung von gelb- zerwald-Gemeinden im Gasthof ‚Gams‘ in Bezau Die Buchstaben entspringen einer gemeinsamen schwarz auf rote Flamme auf silbernem Grund den Verein ‚Regionalplanungsgemeinschaft Bre- Wurzel, dem Wallis. Sie sprengen den Rahmen, geändert. genzerwald‘. Seither gehören dieser Gemein- denn die Organisation ist grenzüberschreitend 268 Klösterle 1929: hl. Johannes der Täufer; Bartho­ schaft alle Gemeinden des Bregenzerwaldes [sic!] (Galtür, Triesenberg), wie es die Walserbewegung lomäberg 1965: hl. Bartholomäus; St. Gallenkirch an, nämlich: Alberschwende, , Au, überhaupt von jeher ist. Rot und Weiß finden sich 1966: hl. Gallus; Möggers 1970: hl. Ulrich; St. Gerold Bezau, Bizau, Buch, Damüls, , Egg, Hittisau, in den Flaggen der Staaten Österreich und Schweiz 1970: hl. Gerold. – Bereits die Propstei St. Gerold Krumbach, Langen, , Lingenau, Mellau, sowie der Länder Tirol und Vorarlberg und des hatte zeitweise den hl. Gerold im Siegel geführt , Reuthe, , Schoppernau, Kantons Wallis. Hellgrau ist die Farbe von Fels und (NACHBAUR, Kanzleisiegel [wie Anm. 69], S. 138 Schröcken, Schwarzenberg, Sibratsgfäll, Sulzberg, erinnert an ein hartes Leben in den Bergen und an u. 153). Ob das den Schöpfern des Gemeinde­ Warth“ (www.regiobregenzerwald.at/bregenzer den steinigen Weg.“ wappens bewusst war, weiß ich nicht. wald-geschichte.html, Abfrage 18.01.2013). 259 Jodok MÜLLER, Sonderbriefmarke „700 Jahre 269 Werner KÖFLER/Wilfried BEIMROHR, Wappen der 281 VLA: AVLReg III Ib-421/1965: Amtsvortrag Meyer, Walser“. In: Walserheimat in Vorarlberg, Tirol Tiroler Gemeinden. Innsbruck 1995, S. 183. Vgl. Bregenz 21.09.1965. Im Akt ist sonst nur von und Liechtenstein (2013) 92, S. 140. Anm. 180. Auf Walser Siedler in Ischgl verwies der Tannberger Tanne die Rede. Folglich aber 260 1959 wurde eine Briefmarke mit der Glocken­- STOLZ, Politisch-historische Landesbeschreibung 1 ­BURMEISTER, Gemeindewappen (wie Anm. 36), plastik St. Theodul, Pfarrkirche Bendern, von 1509 (wie Anm. 180), S. 774. S. 190: „Im Zentrum des Wappens steht – wie bei 66 montfort Zeitschrift für Geschichte Vorarlbergs Band 1 / 2013

Warth und Lech – die dem historischen Gerichts­ der Vorarlberger Landesgrenzen seit 1805 (For- meister Othmar Beck. In: Walserheimat in Vorarl- siegel entlehnte Tanne auf einem Dreiberg, schungen zur Geschichte Vorarlbergs 8). Konstanz berg [1990] 46, S. 282). wodurch man zugleich eine Verbindung zum 2007, S. 31–41 u. 142–147. 303 Hfg, Verkehrsverband Großwalsertal aus der Taufe Bregenzerwald und zu dem Adelsgeschlecht von 295 Kö [Alfons KÖBERLE], 50 Jahre Heimatabende gehoben. In: Anzeiger für die Bezirke Bludenz und Rettenberg erkennt.“ Riezlern. In: Der Walser 51 (1977) 31. Ab 1977 wur- Montafon 06.05.1967, S. 3. – Eugen Dobler wurde 282 Bei FEUERSTEIN, Schröcken (wie Anm. 76), ist den gezielt auch Walserabende für Walser veran- zum Obmann gewählt, Elmar Walser zu seinem keine Rede davon, auch nicht in einem Brief, staltet: Der Walser 51 (1977) 48, 52 (1978) 45, 53 2. Stellvertreter, zum 1. Stellvertreter Rudolf Sper- in dem BGM Feuerstein 1969 den Lechern das (1979) 46. Für den Hinweis auf diese Beiträge danke ger, der eigentliche frühe Pionier des Tales, früher Gemeinde­wappen erklärte (GdA Lech: VL Sauer- ich Chronist Stefan Heim. Hotelier auf Faschina, jetzt Privatier. Schuldirek- wein, Gemeindewappen). 296 Einladung in: Gemeindeblatt für die politische tor Elmar Walser (1925–1992), der 1968 schwer 283 Vgl. gemeinde.lech.eu/gemeinde/ueber-lech.html Gemeinde Mittelberg 7 (1927) 26. Vgl. Vorarlber- erkrankte, führte mit seiner Frau Paula in Fonta- (Abfrage 18.01.2013); www.warth-schroecken.com ger Volksblatt 19.08.1927, S. 4. nella eine Pension, war Leiter des Verkehrsam- (Abfrage 18.01.2013). 297 Vgl. z. B. Robert GROß, Wie das 1950er Syndrom in tes Fontanella-Faschina, Geschäftsführer des Ver- 284 Vgl. www.dalaas-wald.at/gesamt.htm (Abfrage die Täler kam. Umwelthistorische Überlegungen kehrsverbandes Großwalsertal, Obmann des 18.01.2013). zur Konstruktion von Wintersportlandschaften am Unterausschusses Fremdenverkehr der REGIO 285 Vgl. www.kloesterle.com (Abfrage 18.01.2013). Beispiel Damüls (Institut für sozialwissenschaft­ Großes Walsertal, Chorleiter, Organist, Mitglied 286 Vgl. www.stantonamarlberg.com/de/st-anton/ liche Regionalforschung; Veröffentlichungen 10). des Musikvereins, Gründer der Trachtengruppe informationen/service-info-2.html (Abfrage 18.01. Regensburg 2012, S. 37–52. Fontanella, Heimatkundler, Gründer der Laien- 2013). 298 BERCHTOLD, Walser einst und heute (wie Anm. spielgruppe Thüringerberg, Autor von Theater- 287 Edwin BERNDT, Vorarlberger Landessymbole im 289), S. 124. stücken (u. a. „Der ewige Jahrtag“, „Für die Freiheit Meinungsbild der Bevölkerung. Ergebnisse reprä- 299 Der Franken rollt! In: Vorarlberger Volksblatt in die Fremde“ (N. N., In memoriam Elmar Walser. sentativer Meinungsumfragen, durchgeführt bei 05.09.1927, S. 3 – ein Bericht über die Ent- Volksschuldirektor i. R., Träger des Ehrenzeichens der Vorarlberger Bevölkerung im Auftrag des wicklung in Buchboden. Vgl. ULMER/SCHÖCH, des Landes Vorarlberg. In: Walserheimat in Vorarl- Ludwig Boltzmann Instituts für sozialwissenschaft- General­vikariats 6/2 (wie Anm. 172), S. 754; Eugen ­ berg [1992] 51, S. 49–50; vgl. Anm. 210). liche Regionalforschung Bregenz. [Göfis] 2003, DOBLER, Waidmanns heil im Großen Walsertal. 304 N. N., Feriendorf Raggal bittet zu Gast. Großer S. 8–12. Blons 1997. Heimatabend des Reisebüros Klinger in Würzburg. 288 Am 12.06.1990 strahlte ORF 1 in der Reihe „Klin- 300 FRITZ, Die alte und die neue Heimat (wie Anm. 6), In: Anzeiger für die Bezirke Bludenz und Montafon gendes Österreich“ eine Sendung mit dem Titel S. 232. 01.04.1967, S. 2. – Ich erinnere mich an Heimat- „Sanfte Eroberer – Die Walser“, nachzusehen in der 301 DAMÜLS, Die Sonnenterasse von Vorarlberg, ein abende in den 1970er Jahren in Fontanella, bei Vorarlberger Landesbibliothek. Vgl. dagegen Max echtes Walserdorf, entbietet all seinen Gästen ein denen geplattelt und zu „Mir san die lustigen Holz- WAIBEL, Auf den Spuren der Walser – Ein Weg in die herzliches Willkommen! – Dieser Werbefalter dürfte hackerbuam“ auch kräftig Baumstämme gesägt Freiheit? In: Wir Walser 50 (2012) 2, S. 25–43, hier um 1959 aufgelegt worden sein (VLA: Sammlung wurden. Vgl. bereits Arnulf BENZER, Heimat- S. 33, zu Walser und Romanen: „Am schönen Bild Fremdenverkehr 25/009: Werbefalter „Damüls. abende – ein Problem und eine Aufgabe. In: Jahr- von der ‚friedlichen Eroberung mit Axt und Sense‘ Wintersport – Vorarlberg – Austria“). buch des Vorarlberger Landesmuseums­vereins müssen also Abstriche gemacht werden.“ 302 Josef Feuerstein (1924–1976), Gemeindesekre- 1957, Bd. 2, S. 300 – 302, hier S. 302: „Die An- 289 Alois Hildebrand BERCHTOLD, Die Walser einst tär, Bürgermeister von 1965–1976, Obmann des biederungssucht an die Fremden darf nicht so weit und heute. In: Katholischer Volks-Kalender 1928, Verkehrsverbandes Bregenzerwald 1974–1976, gehen, daß sie mit Schuhplattlern unterhalten wer- S. 123–132, hier S. 126–127. Mitbegründer, Rechnungsprüfer der Vorarlber- den, wo es dies doch im Alemannischen gar nicht 290 ZINSLI, Walser Volkstum 2012 (wie Anm. 5), S. 211. ger Walservereinigung und Chronist der „Walser- gibt, oder, daß Lieder gesungen werden, die schon 291 BERCHTOLD, Walser einst und heute (wie Anm. heimat“ 1967–1976 (N. N., Josef Feuerstein [wie dem Text nach von Honolulu und nicht der eige- 289), S. 124. – Als Pfarrer in Damüls trug Berchtold Anm. 76]). – Othmar Beck (1910–1996), Leiter des nen Heimat handeln.“ einen schweren Konflikt mit der Gemeinde öffent- Postamts Bludenz bis 1974, erbaute 1962–1964 305 ZINSLI, Walsertum in Vorarlberg (wie Anm. 8), lich aus: Alois BERCHTOLD, Schlecht Wetter auf das Hotel „Colorosa“, Bürgermeister 1955–1974, S. 262–263. Damüls 1911und 1912. München 1912. organisierte 1974 das 5. Internationale Walser- 306 Vgl. Annemarie BÖSCH-NIEDERER, „O Vorarl- 292 BERCHTOLD, Walser einst und heute (wie Anm. treffen in Brand, 1980–1988 folgte er Martin berg, will treu dir bleiben“. Vom Heimatlied zur 289), S. 128. Walch als Obmann der Vorarlberger Walser- Landeshymne. In: Montfort 56 (2004) 1+2, 293 VLA: BH Bregenz III-1871/1934: Treu-Gelöbnis an vereinigung, 1983–1996(?) Vizepräsident der S. 63–73. meine Heimat Walsertal (Formular), Beilage zu Internationalen Vereinigung für Walsertum (Erich 307 SAUERWEIN, 25 Jahre Vorarlberger Walservereini- Bericht Gendarmerieposten Riezlern an Sicher- SCHALLERT, Othmar Beck zum Gedenken. In: gung (wie Anm. 15), S. 501. heitsdirektion, Riezlern 24.05.1934. Walserheimat in Vorarlberg, Tirol und Liechten- 308 ALBERTANI/NACHBAUR, Gemeindewappenregis­ 294 Vgl. Ulrich NACHBAUR, Vorarlberger Territorial­ stein [1996] 58, S. 379–380; Erich SCHALLERT, Zur tratur (wie Anm. 36). fragen 1945 bis 1948. Ein Beitrag zur Geschichte Vollendung des 80. Lebensjahres von Altbürger­- 309 BURMEISTER, Gemeindewappen (wie Anm. 36).