Unternehmertum Aus Der Mikroperspektive – Kleinräumige
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Kleinräumige Gewerbeentwicklung Unternehmertum aus der Mikroperspektive – k leinräumige Gewerbeentwicklung in Frankfurt am Main Christian Stein und Laura Walter Seit der Jahrtausendwende entwickelte sich der Ge- keiten teilweise nicht gemeldet werden, ist davon werbestandort Frankfurt am Main außerordentlich auszugehen, dass Gewerberegister tendenziell eine dynamisch. Die Zahl der aktiven Gewerbe erhöhte Übererfassung von Gründungen und eine Unterer- sich von knapp 50 000 im Jahr 2000 auf 77 208 im fassung von Abmeldungen abbilden. Dies ist bei der vergangenen Jahr. Innerhalb der letzten 18 Jahre Interpretation einer steigenden Zahl von Gewerbe- stieg die Zahl der Gewerbetreibenden damit um treibenden zu berücksichtigen. mehr als die Hälfte (+57,2 %). Erstmals kleinräumige Berichterstattung zur Die Ansiedlung der Gewerbe geschah im Stadtge- Gewerbetätigkeit unterhalb der Stadtteilebene biet keineswegs gleichförmig und unabhängig von persönlichen oder wirtschaftlichen Rahmenbedin- Neben der Erstellung der Gewerbeanzeigenstatistik gungen. Vielmehr zeigt die kleinräumige Analyse der durch das Hessische Statistische Landesamt die- langjährigen Gewerbeanzeigenstatistik: Gründerin- nen die Angaben zu An- und Abmeldungen auch nen und Gründer bevorzugten je nach Staatsange- hörigkeit, Branche oder rechtlicher Form ihres Un- ternehmens unterschiedliche Lagen und Quartiere. Gewerbeanzeigenstatistik Gewerberegister seit gut 20 Jahren in elektroni- scher Form Die Gewerbeanzeigenstatistik liefert Infor- mationen über die Zahl der Gewerbean- und Statistische Angaben über das Meldeverhalten von -abmeldungen nach Wirtschaftsbereichen, Gewerbetreibenden sind seit gut zwanzig Jahren Rechtsformen und Zahl der tätigen Personen. auf der Basis elektronischer Datenhaltung möglich. Außerdem werden das Geschlecht und die Seit der Verabschiedung der Gewerbeordnung 1996 Staatsangehörigkeit der Gewerbetreibenden (GewO, 1999, § 14) sind Gewerbemeldungen von den ermittelt. Die An- und Abmeldungen werden kommunalen Behörden über eine einheitliche digitale danach unterschieden, welche Gründe maß- Schnittstelle an die statistischen Ämter der Länder zu geblich waren. (Statistisches Bundesamt, übermitteln (Statistisches Bundesamt, 2016). 2016, S. 2 ff.) Auch in Frankfurt am Main werden die Daten der Die Gewerbeanzeigenstatistik ist eine Total- Gewerbetreibenden, die zu einer Anzeige ihrer erhebung, die sichere Informationen über die gewerblichen Tätigkeit verpfl ichtet sind (siehe In- Aufnahme, Beendigung und Änderung ge- fokasten „Zur Gewerbemeldung verpfl ichtende werblicher Tätigkeiten und deren Anlässe lie- Tatbestände“), seit Einführung dieser Pfl icht zur fert. Nicht der Gewerbeordnung unterliegen zentralen statistischen Erfassung (siehe Infokasten – und sind daher auch nicht in die Statistik ein- „Gewerbeanzeigenstatistik“) elektronisch verwaltet. bezogen – die Freien Berufe, die Urproduktion Bis 1996 digitalisierte die Stadt sämtliche zuvor als wie Land- und Forstwirtschaft oder Bergbau Papierakten geführten Angaben und kann seitdem sowie die Versicherungen. überblicksartig und in elektronischer Form Auskunft über die Frankfurter Gewerbe liefern. Die An-, Ab- und Ummeldungen durch die An- zeigepfl ichtigen erfolgen in Frankfurt am Main Meldepfl icht mit Tendenz zur Übererfassung in Papierform. Sie werden nach der Digitalisie- rung und Validierung der Angaben per Stan- Anders als beim statistischen Unternehmensre- dardschnittstelle monatlich an das zuständige gister, in das nur wirtschaftliche Einheiten aufge- Hessische Statistische Landesamt übermittelt. nommen werden, die der Pfl icht zur Vorsteueran- Dort erfolgen weitere Plausibilitätsprüfungen, meldung unterliegen oder die Beschäftigte haben, weshalb es zu geringen Differenzen zwischen erfolgen Gewerbeanmeldungen ohne verpfl ichten- den Angaben des für die Führung des Gewer- den Nachweis wirtschaftlicher Aktivität. Da Gewer- beregisters zuständigen kommunalen Ord- beanmeldungen somit Absichtserklärungen, un- nungsamtes und des Statistischen Landesam- abhängig von der wirtschaftlichen Bedeutung der tes kommen kann. Gründung sind und beendete wirtschaftliche Tätig- 20 Bürgeramt, Statistik und Wahlen / Frankfurt am Main Kleinräumige Gewerbeentwicklung Zur Gewerbemeldung verpfl ichtende Tatbestände Anzeigepfl ichtig sind selbstständige Betriebe, Zweigniederlassungen und unselbstständige Zweigstel- len. Ausgenommen von der Meldepfl icht sind die Freien Berufe, Gewerbetreibende in der Urproduktion (z. B. Landwirtschaft, Bergbau) sowie Versicherungen. Ein Gewerbe ist bei einer Neuerrichtung bzw. Neugründung eines Betriebes (Hauptniederlassung, Zweigniederlassung, unselbstständige Zweigstelle) und dessen Zuzug aus einem anderen Meldebezirk anzumelden. Auch bei einer Verschmelzung oder Abspaltung von Aufgaben, einem Rechtsformwechsel, einem Gesellschaftereintritt oder der Übernahme eines bereits bestehenden Betriebes ist eine Meldung erforderlich. Abzumelden ist ein Gewerbe, sobald eine vollständige Aufgabe des Betriebes vorliegt, Gesellschafte- rinnen bzw. Gesellschafter austreten, der Betrieb in einen anderen Meldebezirk umzieht oder eine Än- derung stattfi ndet, bei der auch eine Gewerbeanmeldung erforderlich wäre. (Hessisches Statistisches Landesamt, 2018, S. 2 ff.) der kleinräumigen Berichterstattung zur Gewerbe- liche Zuordnung innerhalb des Stadtgebiets ist für tätigkeit durch die Statistikstelle der Stadt Frankfurt die Bestandsgrößen aus der Gewerbeanzeigen- am Main (siehe Abbildung 1, Seite 22). Durch ein datenbank auf Basis der Software IKOL-GW nicht aufwendiges Geocodierungsverfahren werden die möglich. Bestandszahlen liegen für die Berichtsjah- einzelnen Gewerbe verortet und in einer Datenbank re 2000 bis 2017 vor. abgelegt, um danach auf Stadtteilebene beispiels- weise Aussagen über kleinräumige Unterschiede Gewerbean- und -abmeldungen als Einzeldatensät- der Gründungsintensität treffen zu können (Stadt ze liegen ebenfalls von 2000 bis 2017 vor. Da jedoch Frankfurt am Main, 2017, S. 108 ff.). Eine regelmäßi- bei den Daten für die Jahre 2000 bis 2002 auf Grund ge Berichterstattung über die Gewerbean- und -ab- von unvollständigen und fehlenden Angaben zur Art meldungen in den Frankfurter Stadtteilen besteht der Meldung, zum Wohnort und zur Staatsangehö- seit 2012 (Stadt Frankfurt am Main, 2012, S. 98 ff.). rigkeit der gewerbegründenden bzw. -abmeldenden Person keine aussagekräftige Auswertung möglich Die geocodierten Daten zu An- und Abmeldungen ist, werden die geocodierten Einzeldaten im vorlie- machen eine kleinräumige Analyse des Gründungs- genden Beitrag ausschließlich für die Jahre 2003 bis geschehens möglich, die in ihrer Granularität über 2017 berücksichtigt. die Gliederung in Stadtteile hinausgeht. Um das langjährige Gründungsgeschehen in der Stadt noch Betrachtet werden bei den Gewerbemeldungen nur detaillierter unterhalb der Stadtteilebene anhand Neugründungen und Wiedereröffnungen sowie voll- verschiedener thematischer Aspekte zu analysieren ständige Aufgaben und Verlegungen in einen ande- und gleichzeitig die notwendige Anonymisierung ren Meldebezirk. Umwandlungen, Ummeldungen der Einzeldaten zu gewährleisten, bildet die Analyse wegen Geschäftsformwechseln, Eintritte bzw. Aus- die Gewerbeanmeldungen in einem 250 × 250-Me- tritte neuer Gesellschafterinnen bzw. Gesellschafter, ter-Raster ab. Erbfolgen oder Pachten bzw. Verkäufe werden nicht berücksichtigt. Gewerbemeldungen versus Gewerbebestand Verschiedene Analyseaspekte für Fluss- und Außer der Lieferung der Flussgrößen der Gewerbe- Bestandsgrößen an- und -abmeldungen ermöglicht es die Gewerbe- datenbank auch Bestandsgrößen – d. h. die Zahl der Einerseits ermöglichen die verfügbaren Informatio- aktiven Gewerbe zu einem Stichtag – auszuweisen. nen aus den Flussgrößen der Gewerbeanzeigensta- Diese Angaben zum Bestand von aktiven Gewer- tistik eine Analyse der langjährigen Entwicklung in bebetrieben sind nicht Bestandteil der gesetzlichen der Mikrostruktur des Gewerbestandorts Frankfurt Lieferverpfl ichtungen gemäß Gewerbeordnung. am Main. Andererseits gestattet die Auswertung Sie liegen aggregiert und thematisch gegliedert der Bestandsgrößen Aussagen zu den Entwicklun- nach Staatsangehörigkeit der meldenden Person, gen der Zahl aktiver Gewerbe bestimmter Rechts- Rechtsform des Gewerbes und Wirtschaftsbereich, formen, in verschiedenen Branchen und mit Ge- in dem es hauptsächlich tätig ist, vor. Eine räum- schäftsführenden unterschiedlicher Nationalität. 21 Frankfurter Statistische Berichte 2018 Kleinräumige Gewerbeentwicklung Abb. 1 Von der Gewerbemeldung zur Analyse der Kontinuierliche Zunahme registrierter Gewerbe Gewerbeentwicklung Von 2000 bis 2017 wuchs die Zahl der aktiven Ge- werbe in Frankfurt am Main kontinuierlich um insge- Gewerbemeldungen samt 57,2 Prozent von 49 123 auf 77 208. Im Schnitt stieg die Zahl der aktiven Gewerbe jährlich um 1 701 an. Dies entspricht einer Steigerung von 2,7 Prozent pro Jahr. Ordnungsamt Die Zahl der Gewerbetreibenden erhöhte sich da- bei nicht nur durch das Bevölkerungswachstum in Digitalisierung Frankfurt. Im Jahr 2017 kam ein aktives Gewerbe 3ƅHJHXQG9DOLGLHUXQJGHV'DWHQEHVWDQGHV auf zehn Frankfurterinnen und Frankfurter bzw. auf JJI$EPHOGXQJHQYRQ$PWVZHJHQ sechs erwerbsfähige Personen. Trotz einer noch deutlich kleineren Stadtbevölkerung war die Dichte von Gewerben 17 Jahre zuvor erheblich niedriger. Im Jahr 2000 kamen 13 Bürgerinnen und Bürger bzw. neun erwerbsfähige Personen auf ein Gewer- be. Die Zahl der Gewerbetreibenden entwickelte PRQDWOLFKHU MÁKUOLFKHU sich seit dem Jahr 2000 somit überproportional.