Kulturstiftung Des Bundes Werkstattgespräche Fonds Neue Länder
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KULTURSTIFTUNG DES BUNDES WERKSTATTGESPRÄCHE FONDS NEUE LÄNDER Dokumentation Neustrelitz 8./9. Oktober 2010 Bad Muskau 26./27. Oktober 2010 Potsdam 29./30. Oktober 2010 f onds neue länder INHALTSVERZEICHNIS Vorwort ___ 3 Werkstattgespräch Neustrelitz Konzept _ Kristina Volke ___ 10 Gesprächsteilnehmer ___ 14 Transkript ___ 15 Resümee _ Kristina Volke ___ 35 Kommentare _ Bettina Mittelstraß, Jan Schilling ___ 39 Werkstattgespräch Bad Muskau Konzept _ Dr. Cornelia Dümcke ___ 43 Gesprächsteilnehmer ___ 48 Transkript ___ 49 Resümee _ Dr. Cornelia Dümcke ___ 69 Kommentare _ Bettina Mittelstraß, Jan Schilling ___ 74 Werkstattgespräch Potsdam Konzept _ Gerrit Gohlke ___ 78 Gesprächsteilnehmer ___ 81 Transkript ___ 82 Resümee _ Gerrit Gohlke ___ 101 Kommentare _ Bettina Mittelstraß, Jan Schilling ___ 103 Service Kurzvitae ___ 106 Impressum ___ 117 SEITE 3_VORWORT VORWORT Eva Maria Gauß, Dr. Alexander Klose Als eines der ersten Förderprogramme der Kulturstiftung des zu ziehen. Die Werkstattgespräche, die zwischen Anfang und Bundes startete 2002 der Fonds zur Stärkung des bürgerschaft- Ende Oktober 2010 stattfanden, sollten einer inhaltlichen Aus- lichen Engagements für die Kultur in den neuen Bundesländern wertung der Förderpraxis des Fonds Neue Länder dienen. Ein- (kurz: Fonds Neue Länder). Bis heute wurden gut 140 Kunst- und geladen waren interne und externe Experten: Vertreter von durch Kulturprojekte mit insgesamt 3,3 Mio Euro unterstützt. Deren den Fonds Neue Länder geförderten Vereinen, Wissenschaftler, Spektrum reicht von der kulturellen Nutzung brandenburg ischer Vertreter von Förderinstitutionen und Journalisten. Wir baten Dorfkirchen über Kunstvereine in ehemaligen Scheunen und für jedes Werkstattgespräch eine Expertin bzw. einen Experten, Fabriken und Künstlerhäusern in alten Schlössern bis zu inter- im Dialog mit uns ein Veranstaltungskonzept zu entwickeln, die nationalen Musik- und Theaterfestivals. Die im Rahmen des Zusammensetzung der Teilnehmenden zu bestimmen und die Fonds Neue Länder geförderten Projekte loten in ihren lokalen Fragestellungen für die Diskussionsrunden zu konkretisieren. Die Zusammenhängen die Bedingungen und Möglichkeiten kultu- Konzepte der drei Experten, der Kulturwissenschaftlerin Kristina r eller Aktivitäten aus – in gewissem Sinne betreiben sie ange- Volke, der Kulturmanagerin und -beraterin Dr. Cornelia Dümcke wandte künstlerische Grundlagenforschung. Dementsprechend und des Journalisten und Vorstandsvorsitzenden des Brandenbur- müssen auch wir als Förderer offen für experimentelle und prozes- gischen Kunstvereins Potsdam, Gerrit Gohlke, sind in der vorlie- suale Ansätze sein: Die Projektträger stellen nicht, wie allgemein genden Dokumentation enthalten. üblich, selbst Anträge auf Förderung. Stattdessen suchen wir Die Werkstattgespräche widmeten sich drei Themenfeldern: sie auf (Scouting-Prinzip) und beraten bei der Entwicklung von »Die Welt verändern. Von den utopischen Potenzialen künst- Projekten – auch mehrjährigen –, die im Fonds Neue Länder lerischer Projekte und ihren realen Dimensionen (Scheitern von der Kulturstiftung des Bundes gefördert werden können. inbegriffen)« (Werkstattgespräch Neustrelitz, Kristina Volke); Neben der Einzelprojektförderung besteht auch die Möglichkeit »GRENZüberschreitungEN. Zu Praxis und Perspektiven der einer maximal über einen Zeitraum von drei Jahren gestreckten internationalen Vernetzung lokaler Kulturprojekte« (Werkstatt- Anschubfinanzierung. Sie ermöglicht Maßnahmen zur nachhalti- gespräch Bad Muskau, Cornelia Dümcke); und »Ostdeutsche gen Stärkung der Initiativen, beispielsweise durch eine Erweiterung Kunstvereine. Wie Kunstvereine in Zukunft agieren können« des Veranstaltungsspektrums, Umstrukturierung der Verteilung (Werkstattgespräch Potsdam, Gerrit Gohlke). Darüber hinaus der ehrenamtlichen Aufgaben oder die Professionalisierung der verfolgten wir mit den Veranstaltungen folgende, unsere Förder- Öffentlichkeitsarbeit. tätigkeit grundsätzlich betreffende Fragestellungen: - Wie kann bürgerschaftlicher kultureller Gestaltungswille opti- mal unterstützt werden? Ziele und Themen der Werkstattgespräche - Welche Organisations- bzw. Rechtsformen (Vereine, Stif- tungen, Interessengemeinschaften etc.) entsprechen diesem Die derzeitige Laufzeit des Fonds Neue Länder endet am 31. De - Gestaltungs- bzw. Förderwillen? zember 2010. Der Stiftungsrat der Kulturstiftung des Bundes - Wie kann in der Kulturförderung das Verhältnis von Staat und entscheidet im Laufe des Dezembers, ob der Fonds verlängert Bürger, von Verwaltung und Kulturakteuren im Sinne aller wird. Ein guter Zeitpunkt also, um zurückzublicken und ein Fazit Beteiligten effizient und partnerschaftlich gestaltet werden? Kulturstiftung des Bundes_Fonds Neue Länder_Werkstattgespräche_Dokumentation SEITE 4_VORWORT - Ist es besser, Projekte zu fördern oder deren Produzenten? »Capacity Building« statt begrenzte Projektförderungen - Ist der Schwerpunkt auf die Förderung von neuen Initiativen oder auf das Erhalten von etablierten Institutionen zu legen? In allen Werkstattgesprächen wurde die Beschränkung der För- - Ist es konstruktiv, Programmatiken von außen zu setzen, oder derungen auf »Projekte« beklagt, nicht nur wegen der Kürzungen ist es besser, das Entstehen neutraler Räume zu fördern, in der kommunalen Förderungen. Die Akteure wünschen sich eine denen sich eigene lokale Diskurse und Agenden formulieren Stärkung ihrer Kompetenzen und der Leistungsfähigkeit und können? Handlungsmöglichkeiten ihrer Vereine; zu viele Kapazitäten wer- den derzeit noch durch strukturelle Unsicherheiten verschwendet. Sie wollen auf dem Erreichten aufbauen und aus Fehlern lernen Was sind die wichtigsten Ergebnisse? können: eine Stärkung individueller Fähigkeiten und institutio- neller Arbeitsmöglichkeiten, die z. B. auch in netzwerkförmigen Über die unterschiedlichen Themensetzungen hinweg wurden Arbeitszusammenhängen realisiert sein können und auf ein dyna- bei allen drei Werkstattgesprächen übereinstimmend bestimmte misches Verständnis von Institutionen und Strukturen zielen. Probleme gesehen und Vorschläge formuliert. Auf die Wichtigs- Eine rein auf Einzelprojekte beschränkte Vergabe von Projektför- ten wollen wir an dieser Stelle kurz eingehen. derungen wirkt hier oftmals kontraproduktiv. Denn sie erlaubt es Die Kompetenzen der kulturellen Akteure waren klar umrissen: nicht, Vereine in eine stabile Struktur zu bringen (solange es z. B. genaue Kenntnis der Situation vor Ort, der Geschichte, der Sozi- sogar nachteilig sein kann, jedes Jahr »das gleiche« Festival durch- alstrukturen und der kulturellen Bedürfnisse. Die Ressourcen, die zuführen, obwohl man damit Publikumsbindung, Konsolidierung hier freigesetzt werden, sind in erster Linie nicht materiell. Es der kulturellen Aktivität und lokale Verankerung erreicht). Die sind individuelle Fähigkeiten und soziale Beziehungen, die einge- Vereine brauchen einen Entwicklungsraum, in dem sie auspro- bracht werden, um etwas aufzubauen, um internationale Kontakte bieren und inhaltlich-künstlerische und kulturpolitische Hand- zu schaffen, um Kompetenzen für das Projekt einzubinden etc. lungsstrategien entwickeln können. Die Kulturakteure erforschen den Stand der Dinge in den meist entleerten und eines großen Teils ihrer vormaligen Funktions- zentren beraubten Städten und Regionen. Sie eruieren die Mög- Koevolution von Kulturakteuren, Verwaltung und Politik lichkeiten von Kunst und Kultur, in solchen Situationen (neue) Perspektiven und (neuen) Sinn zu vermitteln. Wenn sie mit ihren Das Verhältnis zwischen Staat und Zivilgesellschaft bildet sich in Initiativen Erfolg haben, schaffen sie neue soziale Realitäten. der Arbeit jedes einzelnen Kulturvereins ab. Überall gibt es mehr oder weniger gelingenden Kontakt, Austausch und gegenseitige Akzeptanz in der lokalen Politik, überall gibt es ein mehr oder Netzwerke und Mobilität weniger partnerschaftliches Verhältnis zu Verwaltungsstrukturen. Es wurde deutlich: Will man den zivilgesellschaftlichen Sektor Ein Wunsch, der in allen drei Werkstattgesprächen geäußert der Kulturarbeit stärken, müssen nicht nur die bürgerschaftlichen wurde, ist der nach Unterstützung bei der Bildung (und der Ver- Kulturakteure dazulernen, sondern auch die Akteure in Verwal- stetigung) von Netzwerkzusammenhängen. Damit einher geht tung und Politik. Wie installiert man eine »Kultur auf Augen- der Ruf nach projektunabhängiger, unbürokratisch abzurufender höhe«? Für die Kulturstiftung des Bundes (und andere Förderer) »Mobilitätsförderung«, also Fördergeldern für Reisen zu poten- besteht hier die Möglichkeit, eine moderierende Funktion zu ziellen Projektpartnern. Es geht um Wissenstransfer unterein- übernehmen – die Akteure äußerten vielfach diesen Wunsch. ander, gemeinsame Reflexion und ideelle Bestärkung – und zwar Eine andere Stoßrichtung wäre, die Arbeit an den zentralen in persönlichem Kontakt und gegenseitiger Kenntnis der Orte – Begriffen und Deutungen zu befördern: Wie macht man die sozi- sowie die Möglichkeit zu künstlerischen Kooperationsprojekten, alen Prozesse sichtbar, die ein kulturelles Projekt begleiten oder also einer Erweiterung des eigenen Aktionsraumes. Dies sind die es in Gang setzen? Wie können die »soft facts« der Kulturar- keine neuen Gedanken – Vieles davon ist erprobt, auch »selbst- beit – die Impulse, die in die lokale Bevölkerung gegeben werden: verwaltete Förderfonds« haben in Deutschland ihre institutionelle Sinnstiftung, Identifikationsangebote, konkrete Erfahrungen der Form gefunden. Dass nun von Akteursseite deutlich wieder dieser Gestaltbarkeit