Wasser- Und Abwasserpolitik in Thüringen
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THÜRINGER LANDTAG Drucksache 5/ 5. Wahlperiode 7757 zu Drucksache 5/6872 13.05.2014 A n t w o r t des Thüringer Ministeriums für Landwirtschaft, Forsten, Umwelt und Naturschutz auf die Große Anfrage der Fraktion BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN - Drucksache 5/6872 - Wasser- und Abwasserpolitik in Thüringen Das Thüringer Ministerium für Landwirtschaft, Forsten, Umwelt und Naturschutz hat die Große An- frage namens der Lan desre gierung mit Schreiben vom 13. Mai 2014 wie folgt beantwortet: I. Europäische Wasserrahmenrichtlinie Einteilung der Oberfl ächenwasserkörper (OWK) 1. Wie begründet die Landesregierung den hohen Anteil an ausgewiesenen erheblich veränderten Wasserkörpern in Thüringen (Aufstellung für jeden erheblich veränderten Wasserkörper)? Der Vergleich des Anteils der im ersten Bewirtschaftungszyklus der Wasserrahmenrichtlinie (WRRL) als "erheblich verändert" ausgewiesenen OWK in Thüringen mit den Ergebnissen anderer Bundes- länder zeigt, dass Thüringen in Bezug auf die Höhe der Ausweisung (ca. 35 Prozent) im Mittelfeld liegt (siehe Abbildung 1). Abbildung 1: Anteil der erheblich veränderten Wasserkörper in den Bundesländern (Quelle: Berichtsportal WasserBLIcK/BfG, Stand 22.03.2010) Nach § 3 der Oberfl ächengewässerverordnung (OGewV) waren zum 22. Dezember 2013 die Lage und Grenzen der OWK sowie die Einstufung von OWK als künstlich oder erheblich verändert zu Druck: Thüringer Landtag, 16. Juni 2014 Drucksache 5/7757 Thüringer Landtag - 5. Wahlperiode überprüfen. Die Überprüfung bestätigte weitestgehend die Ausweisung im ersten Bewirtschaf- tungszyklus. Somit sind bezogen auf die Fließgewässerlänge 65 Prozent der OWK als "natürlich", drei Prozent als "künstlich" und 32 Prozent als "erheblich verändert" einzustufen. Eine wasserkör- perbezogene Aufstellung der erheblich veränderten OWK mit einer Angabe der im Wasserkörper vorhandenen Nutzungen, die maßgebend für die Einstufung als "erheblich verändert" waren, ist der Tabelle 1 zu entnehmen: OWK-Name Einstufung Nutzungen Talsperre Ohra erheblich verändert Trinkwasser, Hochwasserschutz Talsperre Schmalwasser erheblich verändert Trinkwasser, Hochwasserschutz Talsperre Leibis erheblich verändert Trinkwasser, Hochwasserschutz Talsperre Schönbrunn erheblich verändert Trinkwasser, Hochwasserschutz Talsperre Hohenwarte (2) erheblich verändert Hochwasserschutz, Stromerzeugung Talsperre Bleiloch (2) erheblich verändert Hochwasserschutz, Stromerzeugung Talsperre Weida erheblich verändert Hochwasserschutz Talsperre Zeulenroda erheblich verändert Hochwasserschutz Talsperre Ratscher erheblich verändert Hochwasserschutz Talsperre Seebach erheblich verändert Wasserspeicherung Brauchwasser Talsperre Dachwig erheblich verändert Wasserspeicherung Brauchwasser Talsperre Heyda erheblich verändert Wasserspeicherung Brauchwasser Talsperre Hohenleuben erheblich verändert Wasserspeicherung Brauchwasser Untere Zorge erheblich verändert Urbanisierung Obere Hahle erheblich verändert Urbanisierung Obere Unstrut erheblich verändert Urbanisierung Lossa erheblich verändert Urbanisierung Gramme erheblich verändert Urbanisierung Salza erheblich verändert Urbanisierung Sprotte erheblich verändert Urbanisierung Schmalkalde erheblich verändert Urbanisierung Leuba erheblich verändert Urbanisierung Obere Steinach erheblich verändert Urbanisierung Obere Hasel erheblich verändert Urbanisierung Schwarza-Untere Hasel (2) erheblich verändert Urbanisierung Wiedabach erheblich verändert Urbanisierung Reinstädter Bach erheblich verändert Urbanisierung Aubach erheblich verändert Urbanisierung Untere Hörsel erheblich verändert Urbanisierung, Hochwasserschutz Untere Gera (2) erheblich verändert Urbanisierung, Hochwasserschutz Mittlere Weiße Elster erheblich verändert Urbanisierung, Hochwasserschutz Schambach erheblich verändert Urbanisierung, Landentwässerung Mahlgera erheblich verändert Urbanisierung, Landentwässerung Kreck-Helling erheblich verändert Landentwässerung Helderbach erheblich verändert Landentwässerung Mittlere Unstrut (2) erheblich verändert Landentwässerung Suthbach erheblich verändert Landentwässerung Solgraben-Kyffhäuser Bach erheblich verändert Landentwässerung Untere Unstrut (2) erheblich verändert Landentwässerung Bode erheblich verändert Urbanisierung Seebach erheblich verändert Urbanisierung Gerstenbach erheblich verändert Urbanisierung Untere Wipper (2) erheblich verändert Urbanisierung 2 Thüringer Landtag - 5. Wahlperiode Drucksache 5/7757 2. Wurden die landesspezifischen Schwellenwerte der hydromorphologischen Veränderungen für die verbindliche Ausweisung erhöht? Wenn ja, mit welcher Begründung? Die Bund/Länder-Arbeitsgemeinschaft Wasser (LAWA) legte zur Ausweisung der erheblich verän- derten Gewässer im zweiten Bewirtschaftungszyklus eine Empfehlung (Empfehlung zur Ausweisung HMWB/AWB im zweiten Bewirtschaftungsplan in Deutschland (LAWA 2013)) vor, die die EU-Vor- gaben (Einzelschritte der Ausweisungsprüfung gemäß Artikel 4 Abs. 3 WRRL (Papier der CIS-Ar- beitsgruppe 2.2; 2002)) entsprechend berücksichtigt. Diese wurde der Ausweisung in Thüringen zu- grunde gelegt. Nach der LAWA-Empfehlung ist von hydromorphologischen Veränderungen auszugehen, wenn auf mehr als 30 Prozent der Gewässerlängen die Gewässerstruktur in den Gewässerstrukturklassen 6 und 7 (stark bis vollständig veränderte Gewässerabschnitte) liegt. In Thüringen wurde dieser Wert auf 35 Pro- zent angepasst, da aufgrund der Größe der Wasserkörper, der dadurch bedingten vielen unterschiedli- chen Nutzungen und der großen Bandbreite an sehr guten bis sehr schlechten Abschnitten in den Was- serkörpern aber durchaus an vielen Abschnitten noch geeignete Verbesserungsmaßnahmen möglich sind, die insgesamt noch zur Erreichung eines guten ökologischen Zustands im Wasserkörper führen können. Aus diesem Grund wurde von der LAWA-Empfehlung geringfügig abgewichen. 3. Welche sonstigen Kriterien wurden dazu angewendet und auf welchen fachlichen Grundlagen ba- sieren diese? Für die Ausweisung der erheblich veränderten Gewässer in Thüringen wurde o. g. LAWA-Empfeh- lung angewendet. Die Ausweisungsprüfung erfolgte insgesamt in acht Schritten, die in Form von Fragen aufeinander aufbauen. In die Prüfung wurden die in Tabelle 2 aufgeführten weiteren Kriterien und Grundlagen einbezogen: Tabelle 2: Kriterien und Grundlagen für die Ausweisung der OWK als erheblich verändert Kriterien Grundlagen Zustandsbewertung • Daten Zustandsbewertung (TLUG) Bewirtschaftungsziele • Thüringer Landesbericht zu den Bewirtschaftungsplänen und Maßnah- menprogrammen nach EG-WRRL (TMLFUN, 2010), hier Daten zu Be- wirtschaftungszielen (TLUG) Strukturkartierung • Gewässerstrukturkartierung in der Bundesrepublik Deutschland (LAWA 2002) • Gewässerstrukturkarte 2001 (Schriftenreihe TLUG Nr. 56) • Gewässerstrukturkartierung 2005/06 (TMLFUN, unveröffentlicht), hier: Daten aus diesen Kartierungen (TLUG) Stauanlagen • Daten zu Stauanlagen (TLUG) Naturraum • potenzielle natürliche Vegetation Thüringens (Schriftenreihe TLUG Schutzgebiete Nr. 78), hier: Daten zum Naturraum (TLUG) • Daten Gebiete der Natura 2000 (TLUG) Maßnahmen und Alter- • Einzelschritte der Ausweisungsprüfung gemäß Artikel 4 Abs. 3 WRRL nativenprüfung (CIS-Arbeitsgruppe 2.2; 2002) • Hintergrundpapier zur Ausweisung HMWB/AWB im ersten Bewirtschaf- tungsplan und der Fortschreibung in Deutschland (LAWA 2012) • Empfehlungen zur Ausweisung HMWB/AWB im zweiten Bewirtschaf- tungsplan in Deutschland (LAWA 2013) • Rakon VI Ermittlung des guten ökologischen Potenzials -Fließgewäs- ser- (LAWA 2012) • Handbuch zur Bewertung und planerischen Bearbeitung von erheblich veränderten (HMWB) und künstlichen Wasserkörpern (AWB) [LAWA 2013] • Handbuch zur naturnahen Unterhaltung und zum Ausbau von Fließge- wässern (Schriftenreihe TLUG Nr. 99) • Arbeitspapier "Hydromorphologie an Schwerpunktgewässern in Thü- ringen" (TLUG 2012) 3 Drucksache 5/7757 Thüringer Landtag - 5. Wahlperiode 4. Welche konkurrierenden Gewässernutzungen wären durch Verbesserungsmaßnahmen in Richtung eines guten ökologischen Zustandes signifikant beeinträchtigt worden (Auflistung für jeden erheb- lich veränderten Wasserkörper)? Die Nutzungen Urbanisierung, Hochwasserschutz, Wasserspeicherung, Wasserregulierung und Landentwässerung waren hinsichtlich einer signifikanten Beeinträchtigung einschlägig und wurden bewertet. Die Nutzungsbeeinträchtigung in Bezug auf jeden einzelnen erheblich veränderten Was- serkörper ist der Tabelle 1 zur Beantwortung der Frage 1 zu entnehmen. 5. Welche Alternativen wurden in Betracht gezogen und mit welcher Begründung wurden diese abge- lehnt (Auflistung der Ergebnisse der Alternativenprüfung für jeden erheblich veränderten Wasser- körper)? Für die Überprüfung, ob es in Bezug auf die Nutzung Alternativen gibt, wurde die Empfehlung zur Ausweisung der LAWA herangezogen. Dort findet sich im Punkt 2.7 eine Beschreibung der alter- nativen Möglichkeiten, spezifiziert nach den Nutzungen. Diese wurden für die in TH einschlägigen Nutzungen je OWK abgewogen und werden im Erfassungsbogen als verbale Einschätzung doku- mentiert. Die Erfassungsbögen werden derzeit von der TLUG vervollständigt und Ende 2014 zu- sammen mit den Entwürfen der Bewirtschaftungspläne und Maßnahmenprogramme vorliegen und zugänglich gemacht. Gewässerstruktur und Gewässerdurchgängigkeit 6. Wie ist der Umsetzungsstand von Maßnahmen zur Verbesserung der Durchgängigkeit? (bitte Angaben nach folgenden Kriterien und jeweils getrennt nach Standort OWK in den Planungs- einheiten für die Jahre 2000, 2009, 2013): • Anzahl der Querbauwerke ohne Nutzung nach OWK - funktionsfähiger Fischaufstieg vorhanden,