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Stelz bock Sonderausgabe der USL | So, 3. Feb. 2019 Danke Dave! Heute vor 5‘637 Tagen feierte David Zi- kleinen Balljungen mauserte er sich zur bung die Premiere von dem, was er heute Vereinslegende und Rekordspieler – er zum 500. Mal tut: Er steht im Tor der ers- und sein lieblich gerolltes «R» sind in ei- ten Mannschaft unseres FCL. ner Zeit, in der Profikicker ihren Verein Blitzschnelle Weltklasse-Paraden, heroi- häufiger als ihre Unterhose wechseln, aus sche Siege, legendäre UFFTAs und wilde Luzern definitiv nicht mehr wegzudenken. Partys – aber auch bittere Cup-Niederla- Grund genug, unserer Nummer eins diese gen, Abstösse ins Seitenaus, gehässige Stelzbock-Sonderausgabe zu widmen und Fanaussprachen und obszöne Gesten: All ausgewählte Episoden seiner langen und das verbindet man mit Zibung, dessen Ge- ereignisreichen Karriere nochmals aufle- schichte im FCL-Profidress mittlerweile ben zu lassen. seit fast 16 Jahren geschrieben wird. Er hat geschafft, was ihm viele über all Härzlechi Gratulation, Dave! die Jahre niemals zugetraut hätten: Vom Eine komplizierte Liebesgeschichte «Gehasst, verdammt, vergöttert» – dem nidwaldnerischen Hergiswil und dem müsste man Dave Zibung mit einem nicht minder hemdsärmligen FCL vor rund Songtitel beschreiben, wäre dieses 21 Jahren, genauer gesagt am 1. April 1998, Stück der Böhsen Onkelz wohl bei als er vom FC Hergiswil zum «grossen» FC vielen Leuten hoch im Kurs. Kein Luzern in die Juniorenabteilung wechselte. Spieler des FCL hat je so lange und Von der U15 schaffte er den kontinuier- konstant polarisiert, mitgerissen und lichen Aufstieg in die U21 und von dort in teilweise auch mysteriöse Verstei- die erste Mannschaft, wo er im Juli 2003 fungen im Bereich des Mittelfingers schliesslich die Position als Backup des Tor- hervorgerufen. Symbolisierte er wart-Urgesteins Andreas «Hausi» Hilfiker anfangs noch den Prototypen eines einnehmen durfte. jungen Wilden, versprüht er mitt- lerweile ganz selbstverständlich die Bodenständige Billiglösung Aura eines alten Recken, einer Ver- Dass es überhaupt so weit kam, war einslegende, ja eines Botschafters dem Abstieg des FC Luzern aus der NLA des Vereins. Ein Rückblick auf die und der damit einhergehenden (noch) de- ereignisreiche Karriere des Luzerner saströseren finanziellen Lage des Clubs Rekordspielers. geschuldet. Geld für einen zweiten Torwart: Fehlanzeige. Dem klammen Verein passte Angefangen hat die Liebesgeschichte es da natürlich perfekt in den Kram, dass zwischen dem Maurer-Lehrling Zibung aus gerade ein «bodenständiger Bauernsohn», 2 | Stelzbock «Zibung 500» wie Zibung sich selbst eingewechselt – und vor Kurzem anlässlich «Ein Leben für den FCL – zeigte einen starken eines Interviews mit ich bereue nichts» Einstand. Er blieb SportalHD umschrieb, Tagesanzeiger, November 2014 ohne Gegentreffer, in der U21 mit anspre- Luzern gewann 3:1. chenden Leistungen Auch am darauffol- auf sich aufmerksam machte. Die neue, bil- genden Samstag stand Dave wieder im Tor, lige Nummer zwei für die Mannschaft des erstmals von Anfang an. Der FCL siegte in damaligen Übergangstrainers Longo Schö- Bulle mit 2:3, holte sich die legendären zwei nenberger war gefunden. Im Revolverblatt Zusatzpunkte und zementierte die Leader- mit den grossen, fettgedruckten Buchsta- position der NLB. Auf den Rängen und der ben verriet Zibung erst kürzlich sein Ein- Tartanbahn feierten die mitgereisten Fans stiegsgehalt: 1000 Franken pro Monat. Ein ausgelassen-wilde Luzern-Polonaisen. Und Wunder, dass er damals nicht einfach auf dem Bau geblieben ist. Wie er sich mit diesem «Hungerlohn» seine Partynächte finanzieren konnte, bleibt unergründlich. Bulle Bulle Tschernobulle Den Routinier Hilfiker im Karrier- eherbst vor sich wissend, konnte sich Dave langsam an die Mannschaft und den Spitzenfussball herantasten. Beim Heim- spiel gegen Bulle vom 29. August 2003 kam David Zibung dennoch unverhofft zu seinem Meisterschafts-Debut. Er wurde in der Pause für den verletzten Hilfiker Stelzbock «Zibung 500» | 3 Dave Zibung wurde bei seinem ersten Spiel Vorgesetzten. Mitunter auch dank Goalie- über 90 Minuten gar fast noch von einem trainer Stephan Lehmann, der bis heute als Feuerwerkskörper getroffen. eine der wichtigsten Bezugspersonen in der Karriere des Dave Zibung in Erinnerung ge- Rollentausch blieben ist, gewann Zibung weiter an For- Trotz gutem Einstand nahm Zibung nach mat und Stärke. Das Duo Lehmann/Zibung Hausis Genesung wieder auf der Bank Platz. passte ganz einfach zusammen. Von dieser musste er mitansehen, wie der FCL im Winter komplett einbrach. René van Lozärn esch im Göppfinau Eck übernahm den Cheftrainerposten, konn- Etwas, was man von der Meisterschaft te das Ruder aber nicht mehr herumreissen. 2004/05 nicht sagen konnte. Auch im zwei- Am Ende resultierte der beschämende 10. ten Jahr im Unterhaus brachte der FCL kaum Schlussrang, noch hinter Kriens. Während ein Bein vors andere. Mit dem ersehnten der FCL darbte, Aufstieg wurde es wiede- setzte Zibung rum nichts. Dafür schaffte zum ersten Hö- «Eigentlich war das ein totaler es der FCL mit Zibung dank henflug an. In einem epischen Halbfinal- den letzten neun Schiss-Match. Wenn von Sieg im Brügglifeld (Olé!) Meisterschafts- den 5500 Zuschauern im gegen Aarau erstmals seit partien 2003/04 Brügglifeld rund 2000 aus 17 Jahren wieder bis in stand die notfall- Luzern kommen und total den Cupfinal. Trotz (oder mässige Billiglö- Rambazamba machen, stärkt wegen?) der Unterstüt- sung immer im zung durch das musikge- Kasten. dich das enorm.» schichtliche Meisterwerk Interview Stelzbock, November 2006 eines Schlumpflieds muss- René van te Dave im Basler St. Ja- Ecks Blue- kobs-Park allerdings seine White Army erste (von drei) Endspiel-Niederlage einste- In die nächste B-Saison startete Zibung cken. Als Dank für seine starken Leistungen erstmals als Luzerner Nummer 1. Und der erhielt Zibung vom FCL seinen ersten Pro- 20-Jährige bestätigte das Vertrauen seiner fivertrag mit einem Einkommen oberhalb des Existenzminimums. Jung, wild (und sexy?) Viele FCL-Fans waren hellauf begeistert vom neuen, jungen und einhei- mischen Stamm-Torwart. Doch es gab auch schon früh sehr kritische Stim- men, die ihm die Tauglich- keit für höhere Aufgaben fast gänzlich absprachen. Dieser Zwiespalt in den Rei- hen der Fans und Beobach- ter des Vereins sollte sich in den kommenden Jahren wie ein roter Faden durch 4 | Stelzbock «Zibung 500» «Sion merde allez!» Besonders in Erinne- rung geblieben sind vor allem jene Geschichten, die es grossflächig in die Medien schafften und so für einen (teils künstlich aufgeblasenen) Sturm der Entrüstung sorgten. Das Pro- wie auch das Contra- Lager unter den Fans dis- kutierte sich im damals noch omnipräsenten Fan- Forum die Finger wund. Für die einen war Dave ein Held, für die anderen ein Depp. Über Luzern hi- naus bekannt wurde der die Chronik seiner Karriere ziehen. Zibung Name Zibung spätestens wäre nicht Zibung, wenn er seine Befürwor- nach der Quasi-Aufstiegsfeier 2006 im Zür- ter sowie seine Gegner nicht durch mehr cher Utogrund. Euphorisiert mimte er den oder weniger bedachtes Tun befeuert hätte. UFFTA-Aufstiegs-Capo und schmückte es Als Jungspund fiel mit einem gekonnten Dave nicht nur auf «Scheiss Sion!» aus. dem Platz, sondern «Seither bin ich im Eine Liebeserklärung öfters auch neben Wallis ein rotes Tuch, bin an den sportlichen dem mehr oder min- ich das ‹Arschloch› und der wie fantechnischen der satten Grün auf. ‹Scheiss-Zibung.›» Erzrivalen dieser Zeit. Sei es durch unge- Was für den gemei- Interview im Sport-Magazin.ch, Juni 2017 schminkte Aussagen, nen FCL-Schlach- emotionale Ausein- tenbummler damals andersetzungen mit gegnerischen Spielern, wie Poesie geklungen hat, wurde von den nicht gerade fromme Gesten oder einfach Medien natürlich mit einem etwas anderen nur durch lustige Episoden im Nachtleben: Fokus ausgeschlachtet. Wie um alles in der David Zibung hat seine Entertainer-Fähigkei- Welt erlaubt sich ein so junger Profi nur, sei- ten nicht nur auf einen Teil- bereich fokussiert. Davon, dass er nach einer seiner exzessiven Partynächte – vorzugsweise in Schuppen wie dem «Loft» – einmal gar einen FCL-Fan (und ne- benamtlichen Journalisten) angekotzt haben soll, wollen heutzutage verständlicher- weise beide Parteien nichts mehr wissen. Stelzbock «Zibung 500» | 5 nen Gegner derart zu beleidigen!? Sauerei be ist es, mich für die Fans, und den Verein, sowas! bei dem ich angestellt bin, einzusetzen und Die (zugegebenermassen originelle) Re- beide zu schützen.» tourkutsche der Sittener folgte eineinhalb Jahre später: Walliser Fans beschmissen Hau sie alle um! Dave mit einem Gameboy. Die Fans waren ab derartigen Aussagen natürlich begeistert, die meisten zumindest. Für sie war fortan schlicht und ein- fach klar, dass Zibung alle umhauen würde, welche sich Luzern in den Weg stellten. Der Vorfall bescherte Dave das so oft erklungene Lied, das bis heute jeder kennt: «Zibung, Zibung, Davide Zibung, du besch so gross, du besch so schtarch, hau sie alli om!» Nicht nur singen konnte man den Schlachtruf, sondern auch Schutzengel Davide tragen: Das eigens für Dave kreierte USL- Da passte es doch gerade ins Bild der Fanshirt verkaufte sich blendend – trotz allgegenwärtigen Moralapostel, dass sich rhetorisch zurechtgebogener Erklärung Zibung rund ein halbes Jahr später – wir («Luzern Lebens Länglich») für die ausser- schreiben die NLA-Saison 2006/07 – nach gewöhnlich vielen L‘s im Wort all(l)e. einem ärgerlichen Punktverlust auf der alten Allmend nicht gerade zimperlich eines Ge- genspielers annahm. Dieser hatte mit sei- nen