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Stelz bock Sonderausgabe der USL | So, 3. Feb. 2019

Danke Dave!

Heute vor 5‘637 Tagen feierte David Zi- kleinen Balljungen mauserte er sich zur bung die Premiere von dem, was er heute Vereinslegende und Rekordspieler – er zum 500. Mal tut: Er steht im Tor der ers- und sein lieblich gerolltes «R» sind in ei- ten Mannschaft unseres FCL. ner Zeit, in der Profikicker ihren Verein Blitzschnelle Weltklasse-Paraden, heroi- häufiger als ihre Unterhose wechseln, aus sche Siege, legendäre UFFTAs und wilde Luzern definitiv nicht mehr wegzudenken. Partys – aber auch bittere Cup-Niederla- Grund genug, unserer Nummer eins diese gen, Abstösse ins Seitenaus, gehässige Stelzbock-Sonderausgabe zu widmen und Fanaussprachen und obszöne Gesten: All ausgewählte Episoden seiner langen und das verbindet man mit Zibung, dessen Ge- ereignisreichen Karriere nochmals aufle- schichte im FCL-Profidress mittlerweile ben zu lassen. seit fast 16 Jahren geschrieben wird. Er hat geschafft, was ihm viele über all Härzlechi Gratulation, Dave! die Jahre niemals zugetraut hätten: Vom Eine komplizierte Liebesgeschichte

«Gehasst, verdammt, vergöttert» – dem nidwaldnerischen Hergiswil und dem müsste man Dave Zibung mit einem nicht minder hemdsärmligen FCL vor rund Songtitel beschreiben, wäre dieses 21 Jahren, genauer gesagt am 1. April 1998, Stück der Böhsen Onkelz wohl bei als er vom FC Hergiswil zum «grossen» FC vielen Leuten hoch im Kurs. Kein Luzern in die Juniorenabteilung wechselte. Spieler des FCL hat je so lange und Von der U15 schaffte er den kontinuier- konstant polarisiert, mitgerissen und lichen Aufstieg in die U21 und von dort in teilweise auch mysteriöse Verstei- die erste Mannschaft, wo er im Juli 2003 fungen im Bereich des Mittelfingers schliesslich die Position als Backup des Tor- hervorgerufen. Symbolisierte er wart-Urgesteins Andreas «Hausi» Hilfiker anfangs noch den Prototypen eines einnehmen durfte. jungen Wilden, versprüht er mitt- lerweile ganz selbstverständlich die Bodenständige Billiglösung Aura eines alten Recken, einer Ver- Dass es überhaupt so weit kam, war einslegende, ja eines Botschafters dem Abstieg des FC Luzern aus der NLA des Vereins. Ein Rückblick auf die und der damit einhergehenden (noch) de- ereignisreiche Karriere des Luzerner saströseren finanziellen Lage des Clubs Rekordspielers. geschuldet. Geld für einen zweiten Torwart: Fehlanzeige. Dem klammen Verein passte Angefangen hat die Liebesgeschichte es da natürlich perfekt in den Kram, dass zwischen dem Maurer-Lehrling Zibung aus gerade ein «bodenständiger Bauernsohn»,

2 | Stelzbock «Zibung 500» wie Zibung sich selbst eingewechselt – und vor Kurzem anlässlich «Ein Leben für den FCL – zeigte einen starken eines Interviews mit ich bereue nichts» Einstand. Er blieb SportalHD umschrieb, Tagesanzeiger, November 2014 ohne Gegentreffer, in der U21 mit anspre- Luzern gewann 3:1. chenden Leistungen Auch am darauffol- auf sich aufmerksam machte. Die neue, bil- genden Samstag stand Dave wieder im Tor, lige Nummer zwei für die Mannschaft des erstmals von Anfang an. Der FCL siegte in damaligen Übergangstrainers Longo Schö- Bulle mit 2:3, holte sich die legendären zwei nenberger war gefunden. Im Revolverblatt Zusatzpunkte und zementierte die Leader- mit den grossen, fettgedruckten Buchsta- position der NLB. Auf den Rängen und der ben verriet Zibung erst kürzlich sein Ein- Tartanbahn feierten die mitgereisten Fans stiegsgehalt: 1000 Franken pro Monat. Ein ausgelassen-wilde Luzern-Polonaisen. Und Wunder, dass er damals nicht einfach auf dem Bau geblieben ist. Wie er sich mit diesem «Hungerlohn» seine Partynächte finanzieren konnte, bleibt unergründlich.

Bulle Bulle Tschernobulle Den Routinier Hilfiker im Karrier- eherbst vor sich wissend, konnte sich Dave langsam an die Mannschaft und den Spitzenfussball herantasten. Beim Heim- spiel gegen Bulle vom 29. August 2003 kam David Zibung dennoch unverhofft zu seinem Meisterschafts-Debut. Er wurde in der Pause für den verletzten Hilfiker

Stelzbock «Zibung 500» | 3 Dave Zibung wurde bei seinem ersten Spiel Vorgesetzten. Mitunter auch dank Goalie- über 90 Minuten gar fast noch von einem trainer , der bis heute als Feuerwerkskörper getroffen. eine der wichtigsten Bezugspersonen in der Karriere des Dave Zibung in Erinnerung ge- Rollentausch blieben ist, gewann Zibung weiter an For- Trotz gutem Einstand nahm Zibung nach mat und Stärke. Das Duo Lehmann/Zibung Hausis Genesung wieder auf der Bank Platz. passte ganz einfach zusammen. Von dieser musste er mitansehen, wie der FCL im Winter komplett einbrach. René van Lozärn esch im Göppfinau Eck übernahm den Cheftrainerposten, konn- Etwas, was man von der Meisterschaft te das Ruder aber nicht mehr herumreissen. 2004/05 nicht sagen konnte. Auch im zwei- Am Ende resultierte der beschämende 10. ten Jahr im Unterhaus brachte der FCL kaum Schlussrang, noch hinter Kriens. Während ein Bein vors andere. Mit dem ersehnten der FCL darbte, Aufstieg wurde es wiede- setzte Zibung rum nichts. Dafür schaffte zum ersten Hö- «Eigentlich war das ein totaler es der FCL mit Zibung dank henflug an. In einem epischen Halbfinal- den letzten neun Schiss-Match. Wenn von Sieg im Brügglifeld (Olé!) Meisterschafts- den 5500 Zuschauern im gegen Aarau erstmals seit partien 2003/04 ­Brügglifeld rund 2000 aus 17 Jahren wieder bis in stand die notfall- Luzern kommen und total den Cupfinal. Trotz (oder mässige Billiglö- Rambazamba machen, stärkt wegen?) der Unterstüt- sung immer im zung durch das musikge- Kasten. dich das enorm.» schichtliche Meisterwerk Interview Stelzbock, November 2006 eines Schlumpflieds muss- René van te Dave im Basler St. Ja- Ecks Blue- kobs-Park allerdings seine White Army erste (von drei) Endspiel-Niederlage einste- In die nächste B-Saison startete Zibung cken. Als Dank für seine starken Leistungen erstmals als Luzerner Nummer 1. Und der erhielt Zibung vom FCL seinen ersten Pro- 20-Jährige bestätigte das Vertrauen seiner fivertrag mit einem Einkommen oberhalb des Existenzminimums.

Jung, wild (und sexy?) Viele FCL-Fans waren hellauf begeistert vom neuen, jungen und einhei- mischen Stamm-Torwart. Doch es gab auch schon früh sehr kritische Stim- men, die ihm die Tauglich- keit für höhere Aufgaben fast gänzlich absprachen. Dieser Zwiespalt in den Rei- hen der Fans und Beobach- ter des Vereins sollte sich in den kommenden Jahren wie ein roter Faden durch

4 | Stelzbock «Zibung 500» «Sion merde allez!» Besonders in Erinne- rung geblieben sind vor allem jene Geschichten, die es grossflächig in die Medien schafften und so für einen (teils künstlich aufgeblasenen) Sturm der Entrüstung sorgten. Das Pro- wie auch das Contra- Lager unter den Fans dis- kutierte sich im damals noch omnipräsenten Fan- Forum die Finger wund. Für die einen war Dave ein Held, für die anderen ein Depp. Über Luzern hi- naus bekannt wurde der die Chronik seiner Karriere ziehen. Zibung Name Zibung spätestens wäre nicht Zibung, wenn er seine Befürwor- nach der Quasi-Aufstiegsfeier 2006 im Zür- ter sowie seine Gegner nicht durch mehr cher Utogrund. Euphorisiert mimte er den oder weniger bedachtes Tun befeuert hätte. UFFTA-Aufstiegs-Capo und schmückte es Als Jungspund fiel mit einem gekonnten Dave nicht nur auf «Scheiss Sion!» aus. dem Platz, sondern «Seither bin ich im Eine Liebeserklärung öfters auch neben Wallis ein rotes Tuch, bin an den sportlichen dem mehr oder min- ich das ‹Arschloch› und der wie fantechnischen der satten Grün auf. ‹Scheiss-Zibung.›» Erzrivalen dieser Zeit. Sei es durch unge- Was für den gemei- Interview im Sport-Magazin.ch, Juni 2017 schminkte Aussagen, nen FCL-Schlach- emotionale Ausein- tenbummler damals andersetzungen mit gegnerischen Spielern, wie Poesie geklungen hat, wurde von den nicht gerade fromme Gesten oder einfach Medien natürlich mit einem etwas anderen nur durch lustige Episoden im Nachtleben: Fokus ausgeschlachtet. Wie um alles in der David Zibung hat seine Entertainer-Fähigkei- Welt erlaubt sich ein so junger Profi nur, sei- ten nicht nur auf einen Teil- bereich fokussiert. Davon, dass er nach einer seiner exzessiven Partynächte – vorzugsweise in Schuppen wie dem «Loft» – einmal gar einen FCL-Fan (und ne- benamtlichen Journalisten) angekotzt haben soll, wollen heutzutage verständlicher- weise beide Parteien nichts mehr wissen.

Stelzbock «Zibung 500» | 5 nen Gegner derart zu beleidigen!? Sauerei be ist es, mich für die Fans, und den Verein, sowas! bei dem ich angestellt bin, einzusetzen und Die (zugegebenermassen originelle) Re- beide zu schützen.» tourkutsche der Sittener folgte eineinhalb Jahre später: Walliser Fans beschmissen Hau sie alle um! Dave mit einem Gameboy. Die Fans waren ab derartigen Aussagen natürlich begeistert, die meisten zumindest. Für sie war fortan schlicht und ein- fach klar, dass Zibung alle umhauen würde, welche sich Luzern in den Weg stellten. Der Vorfall bescherte Dave das so oft erklungene Lied, das bis heute jeder kennt: «Zibung, Zibung, Davide Zibung, du besch so gross, du besch so schtarch, hau sie alli om!» Nicht nur singen konnte man den Schlachtruf, sondern auch Schutzengel Davide tragen: Das eigens für Dave kreierte USL- Da passte es doch gerade ins Bild der Fanshirt verkaufte sich blendend – trotz allgegenwärtigen Moralapostel, dass sich rhetorisch zurechtgebogener Erklärung Zibung rund ein halbes Jahr später – wir («Luzern Lebens Länglich») für die ausser- schreiben die NLA-Saison 2006/07 – nach gewöhnlich vielen L‘s im Wort all(l)e. einem ärgerlichen Punktverlust auf der alten Allmend nicht gerade zimperlich eines Ge- genspielers annahm. Dieser hatte mit sei- nen Gesten gegenüber den Luzerner Fans das Fass zum Überlaufen gebracht. Daraus resultierte eine gepflegte Rudelbildung – und mittendrin der Luzerner Torwart, wel-

«Meine Aufgabe ist es, mich für die Fans, und den Verein, bei dem ich angestellt bin, einzu­ setzen und beide zu schützen.» Oktober 2006: Zibung geht auf Sion-Spieler los Saufen bis der Notzahnarzt kommt! Die erwähnte Nähe zu den Fans war dem cher dem Sittener Unschuldslamm Virgile jungen Zibung sehr wichtig und wurde ger- Reset – einer der grössten Provokateure sei- ne mal wieder zünftig begossen. Nach ei- ner Zeit – mal zünftig die Leviten las. Oder nem Einsatz als Barkeeper an der Stelzbock- wie es Zibung damals gegenüber der «Neu- Bar der USL am Luzerner Barstreet-Festival en Luzerner Zeitung» ausdrückte: «Alle dort wurde einmal gar ein notfallmässiger Zahn- drüben [auf der Stehgerade] waren wütend. arztbesuch nötig. Dave wurde beim Exen Und sie wurden immer aggressiver. Wenn eines «Flying Hirsch» vom Jägermeister- ich nicht auf Reset losgerannt wäre, hätten Shotglas im Innern des Getränkebechers es die Fans getan. Garantiert. Meine Aufga- überrascht. Dieses prallte frontal in seine

6 | Stelzbock «Zibung 500» Schaufelzähne und beschädigte einen da- schen übrig, und seine teils unbedachten von. Im «Loft» war der fliegende Hirsch Ausflüge auf hohe Bälle sorgten immer mal wohl nicht auf der Getränkekarte... wieder für Panikattacken auf den Tribünen, doch die Luzerner Fangemeinschaft war Rocketman sich trotz dieser Kritikpunkte grossmehr- Doch legen wir den Fokus wieder auf heitlich einig, dass Dave eine der grossen den Sportler Dave Zibung: Dessen Aufstieg Neuentdeckungen im Schweizer Fussball schien in der ersten NLA-Saison weiter un- war. Dass es gar Luzerner gab, die ihn aufhaltsam. Zum Rückrundenstart 2007 anstelle des grossen «Zubi» in der Natio- stieg er unter dem Van-Eck-Nachfolger Ciria- nalmannschaft sehen wollten (und diesen co Sforza zum Captain des FC Luzern auf, Wechsel geschickt forcierten), setzte dem führte sein Team zum Ligaerhalt und in ei- Ganzen noch die Krone auf (siehe S. 16). nen weiteren Cupfinal. Die Entwicklung ging so weit, dass sich die deutsche «Bild»-Zeitung im Sommer 2008 Oh Schirin du schliesslich zur Ente des Jahrzehnts hin- Arschlöchin, reissen liess: «David Zibung wechselt zu ee-eo Borussia Dortmund!», titelte das deutsche Doch der Kübel Boulevard-Blatt. Den Luzerner Fans kuller- ging bekanntlich ten die Tränen die Backen hinunter. Eine auch dieses Mal endlose Ansammlung von Glückwünschen, nicht in die Leuch- Selbstmitleidsbekundungen und weiteren tenstadt, sondern Diskussionen im FCL-Forum belegen, was nach Basel. Und für ein Standing Zibung mittlerweile bei vie- dies so drama- len Fans hatte: Er wurde geliebt. Von den tisch wie heiss meisten zumindest. diskutiert. Zibung hielt den FCL mit He has a dream starken Paraden Die Tränen trockneten schneller als heut- 90 Minuten auf zutage die Tinten: Schneller noch als die Ge- Kurs. Alle rechne- rüchte um einen Wechsel zu Dortmund auf- ten schon mit einer Verlängerung, aber kei- gekommen waren, wurden sie auch schon ner rechnete mit Nicole Petignat. Die Unpar- wieder dementiert. Dortmund hatte sich im teiische pfiff in der 93. Minute einen harten Endeffekt gar nicht wirklich für Zibung inter- bis nichtigen Elfmeter für den FCB. Zibung essiert. Für Dave sollte das Ausland, genau- berührte seinen Gegenspieler im Strafraum er die oder die Premier League, (je nach Kamera- und Vereinszugehörigkeit- weiterhin und (wohl) bis ans Karriereende sperspektive) wenig bis noch weniger und ein Traum bleiben. flog mit der Ampelkarte vom Platz. Der Pe- nalty sass, Luzern und Zibung gin- gen zum zweiten Mal binnen zwei Jahren leer aus. So nahe an einem Titel war der FCL ewig nicht mehr.

Bild dir deine Meinung Trotzdem: Zibung zeigte eine (für viele unerwartet) starke erste (und dann auch zweite) NLA-Saison. Zwar liessen seine Abstösse Mal für Mal zu wün-

Stelzbock «Zibung 500» | 7 8 | Stelzbock «Zibung 500» Stelzbock «Zibung 500» | 9 Vögeli us em Huus, 1, 2, 3 Finger des Anstosses Dass es im Leben nicht immer nur eitel Auch während dem Exil im Emmenbrü- Sonnenschein gibt, sondern auch düstere cker Gersag sorgte die «Personalie Zibung» Wolken aufziehen können, musste Dave für rote Köpfe. Die dortige Enge und Nähe in der Saison 2008/09 am eigenen Leib er- zu den Fans halfen der Mannschaft unter fahren. Nach diversen Pfiffen von der da- zwar dabei, in der Tabelle wie- maligen LUMAG-Tribüne gegen die eigene der nach oben zu klettern, liessen jedoch Mannschaft zeigte er den Zuschauern auf auch sämtliche Kommentare und Fangesän- besagter Tribüne den Vogel. Nicht ohne die ge noch näher an die Spieler heran. Als im entsprechende Retourkutsche in Form von Frühling 2010 ein sportliches Zwischentief wüsten Empörungsgrüssen. Mit der sportli- Einzug hielt und Dave Zibung den einen oder chen Baisse gingen Leistungen einher, die anderen «Haltbaren» passieren liess, wur- nichts mehr von der Unbekümmertheit des den die kritischen Rufe wieder lauter. Das jungen Wilden erkennen liessen. Unter den Ganze endete in der bis dato grössten Affä- Fans drohte sich zeitgleich ein immer grös- re um den 26-jährigen Keeper: März 2010, ser werdender Graben aufzutun, welcher Heimspiel gegen St. Gallen. Der als Flatter- die Pro- und die Kontra-Zibung-Fronten ver- ball verschriene «Jabulani» lässt Zibung bei härtete. Zwar tat sich Zibung in dieser Zeit den Gegentoren nicht gut aussehen. Der demonstrativ als Leaderfigur hervor («Fres- FCL verliert gegen die Ostschweizer (heute se halten und arbeiten!») und der Abstieg unvorstellbar!) mit 2:3. Die Zuschauer sind konnte in zwei dramatischen wie unvergess- aufgebracht. Von den Sitzplätzen auf der lichen (Ruhe in Frieden, geliebte Allmend) Gegengerade kommt schon früh im Spiel Barrage-Partien gegen Lugano verhindert wenig konstruktive Unterstützung. Zibung werden, doch die Wogen glätteten sich nur verliert die Nerven. Er präsentiert ihnen vorübergehend. nach Spielende seinen Mittelfinger. «Nicht weniger als viermal», wie eine Zeitung, der ebenfalls ein solcher Finger gebührt, minutiös mitzählte.

Wendy im Glück Der «Skandal» war angerichtet. Nebst auf- gebrachten Fan-Voten und giftigen Medienbe- richten kostete der Eklat Zibung auch eine Spiel- sperre und eine interne Busse von 2000 Franken. Dave setzte durch, das Bussgeld der Fanarbeit Luzern zu spenden, was ihm handkehrum neue Sympathien einbrachte. Insbesondere auch bei der Fanarbeit selber, die bereits nachrechnete, wie viele Stinkefinger

10 | Stelzbock «Zibung 500» noch nötig gewesen wären, um ihr Büro ver- parallel dazu manchmal mehrere «Big Sa- golden zu können. ves» zu verzeichnen hatte. Bezeichnend: Im Cupfinal 2012 fiel die Entscheidung erst im Mini Nommere 1! Dini Nommere 1? Elfmeterschiessen. In Erinnerung bleiben Das Geschirr war zerschlagen. Dass nicht Zibungs starke Paraden, welche den das Verhältnis zwischen Zibung und sei- FCL einmal mehr in Greifnähe des so lange nen Gegnern unter den FCL-Fans dadurch ersehnten Pokals brachten, sondern dass er natürlich nicht gerade herzlicher wurde, ist – wieder einmal – keinen einzigen Penalty nur logisch. Sowohl jene als auch seine Be- parieren konnte. fürworter verteilten sich in allen Sitzreihen und Stehrängen. Und argumentierten und Opportunitätskostenrechnung lamentierten immer gehässiger. Provokativ Erschwerend kam hinzu, dass ein Teil der Stellung bezog auch die Fankurve, oder zu- Fans in ihm immer mehr einen Opportunis- mindest ein Teil davon. «Dave üsi Nommere ten sah, der sich je länger je mehr von der 1» stand beim darauffolgenden Heimspiel in in dieser Phase sehr unbeliebten respektive grossen Buchstaben auf einem Transparent. feindlich gesinnten Stierlischen Vereinsfüh- rung («Fans austauschen») vor den Karren Meister- eehh Europa-League-Quali- spannen liess. Bei heiklen Fragen wich er Feier immer öfters aus und drücke sich um richti- In dieser Beziehung vermochte auch die ge Antworten. Zibung wusste, von wessen Ende Saison galaktisch-überschwänglich Wohlwollen seine sportliche und finanzielle gefeierte erste Qualifikation zu einem Eu- Zukunft abhängig war. Vom wilden, rebelli- ropacup-Spiel seit Jahren oder der ziemlich schen Zibung mit seinen forschen und emo- erfolgreiche Einzug in das neue Stadion tionalen Interventionen war nun nicht mehr (Vize-Meister-«Titel» und Cupfinal-Teilnah- viel zu sehen. Er war viel eher angepasst me in der ersten Saison) nichts zu ändern: und kalkulierend – bedacht darauf, nieman- Es hatte sich bereits eingebürgert, Zibung dem im Umfeld des FC Luzern auf die Füsse bei jedem einigermassen haltbaren Treffer zu treten. zum Schuldigen zu erklären, auch wenn er

Stelzbock «Zibung 500» | 11 Degradierung statistisch stärkster Goalie der NLA beende- Die Saisons in der neuen, unzweckmäs- te (76 Prozent gehaltene Schüsse) – zusätz- sigen Goldschüssel zogen vorbei, Europapo- lich befeuert durch seinen neu erhaltenen kal-Partien gingen verloren und gegnerische Status als Papa einer Tochter. Auch wenn Elfmeter zappelten weiterhin mit garantierter sich dumme Sprüche über seine Fehler über Sicherheit im Luzerner Tornetz. Und trotz- die Jahre als Running Gags etabliert hatten, dem stand Spiel für Spiel Zibung zwischen war da immer noch das Feuer, das den eins- den Pfosten. Auf starke Phasen folgten wie tigen jungen Wilden so ausmachte. Gepaart bei der Mannschaft auch immer wieder mit einer guten Portion (Lebens-)Erfahrung zweifelhafte Auftritte, was bisweilen beim und eventuell ein wenig Altersmilde, schaff- ungeduldigen Luzerner Anhang zu heftigen te es Zibung folglich in den letzten Jahren Reaktionen führte. So kam es zwischenzeit- wieder ein etwas weniger polarisierendes lich gar dazu, dass sich gewisse Trainer auch Bild abzugeben. Von der Kurve nach wie vor aufgrund des medialen Drucks dazu hinreis- getragen, gelang es ihm, seinen Status als sen liessen, die Luzerner Koryphäe auf die spielende Vereinslegende und Kultperson Ersatzbank zu verbannen. Sowohl Lorenzo zu erhalten und weiter auszubauen. Bucchi, wie auch der damals ganz junge Jo- nas Omlin wurden ihm in den Jahren 2014 … und als Jugendförderer zur Stelle respektive 2015 probeweise vor die Nase Als sich dann der ehemalige FCL-Junior gesetzt, konnten ihre Chance jedoch (noch) Jonas Omlin immer mehr in den Vorder- nicht nutzen. grund drängen konnte und ihm schliesslich auch den Stammplatz im Kasten abluchste, Als Vereinslegende vergöttert... sah man noch eine weitere Seite vom erfah- Zibung, angestachelt durch die Degra- renen Dave Zibung, nämlich jene des Ersatz- dierung, antwortete seinerseits jeweils mit goalies. Er akzeptierte die neue Rolle wie starken Partien, mit denen er das Vertrauen ein Profi, leistete den Jungen Hilfe wo nötig des Trainers jeweils zurückgewinnen konn- und war zuverlässig zur Stelle, wenn es ihn te. Die Reaktion war im zweiten Fall gar so doch noch einmal gebraucht hatte. Womög- stark, dass Zibung die Saison 2014/15 als lich ist es schlicht die logische Entwicklung in Zibungs Karriere, dass er nach dem Ab- gang Omlins zu den Chemieaffen wieder zur Nummer eins in der laufenden Saison 2018/19 aufstieg. Mit konstanten Leistun- gen und seiner Aura irgendwo zwischen explosiv und Ruhe versprühend konnte er viel dazu beitragen, dass sich die Mann- schaft nach dem tur- bulenten Saisonstart wieder fangen konn- te. Die starken Leis-

12 | Stelzbock «Zibung 500» tungen und seine Loyalität gegenüber dem ebenfalls notfallmässig zurückbeordert – Verein wurden deshalb vor Kurzem mit ei- und holte sich (und einer ganzen Generation ner weiteren Vertragsverlängerung bis Juni von Berner Fussballfans) als neue alte Num- 2020 belohnt. mer eins den ersten Titel.

Liegt noch was drin? Wer weiss, vielleicht sind die Parallelen Nur ein NLA-Fussballer ist noch länger zwischen den beiden Koryphäen noch im- beim gleichen Verein als Zibung: Marco Wöl- mer nicht zu Ende geschrieben, wiederholt fli. Zwischen den beiden Torhütern lassen sich diese Geschichte in Luzern... Wir wün- sich verschiedene Parallelen ziehen. Auch schen das nicht nur uns, sondern vor allem YB-Urgestein Wölfli zog sich ins zweite Glied auch Dir, Dave! Gratulation zu 500 Pflicht- zurück, unterstützte einen neuen, jungen spielen und ein herzliches Dankeschön für Goalie auf dem Weg nach oben. Er wurde alles, was du für unseren FCL getan hast! ●

Stelzbock «Zibung 500» | 13 Hitzige Kontroversen

Über die Leistungen von Dave streitet sich die Fan- und Forumsgemeinde seit eh und je. Über keinen anderen FCL-Spieler wird und wurde kontroverser und giftiger diskutiert. Die einen lieben ihn, die anderen möchten ihn seit jeher zu Baden oder Kriens abschieben. Ein Augenschein im FCL-Forum.

Zuviele vergessen zu schnell! Zibung stellt immernoch was dar für Luzern. Einer, dem der FCL nicht am Arsch vorbei geht. Seine Grüsse an einige Zone 1 und ex-Lumag Horste sind angebracht. (Incubator, 25. März 2010)

Dass eine der letzten Integrationsfiguren der letzten Jahre derart durch den Dreck Pro Zibung gezogen wird ist echt unglaublich.. (Iggy Pop, 17. Juni 2009)

GRANDE ZIBUNG hat auch nach 3 - Gegentoren noch den Stolz sich bei Einer der alles gibt, sich für die Mann den mitgereisten Fans zu bedanken! schaft aufreisst und die Schnauze unbestrittene Nummer 1! öffnen kann, muss man als Captain (Jossen, 22. März 2011) bestimmen. (Luusbueb, 24. Jan. 2007)

Immerhin weiss Dave wo die Fasnacht so richtig abgeht… (Kante, 30. Jan. 2008)

Zibung hat mich letztens im Ausgang angekotzt. Ich glaube er wollte damit sagen, dass er auf FCL-Fans kotzt. Wir könnten auch mal Zibung in die (Tschounes, 30. Jan. 2008) Kurve stellen und Master ins Tor… (Wiggerl Kögl, 28. Mai 2009)

Welcome back Gott! (Lager, 13. Juni 2018) Starker Auftritt gestern im Testspiel. Dave dirigierte lautstark, führte die Jungs, nahm sich den einen oder anderen zur Brust und strahlte eine Präsenz aus. In solchen schwierigen Phasen ist es Gold wert, einen wie ihn auf dem Platz zu haben. (Cuervo, 6. Okt. 2017)

14 | Stelzbock «Zibung 500» Er kann nun leider seit 2003 keinen Flankenball fangen und wenn er mal per Zufall einen erwischt, faustet er Contra den auch noch weg. (Waline, 21. Aug. 2012) Zibung

50 % seiner Abschläge landen im nirgendwo. (Radiohead, 7. Okt. 2008)

Gegen Vaduz kassiert er ein Tor aus 35m. Er soll zuerst ab- Aber der 5m-Raum bleibt seine Mausefalle, wenn nehmen, um springen zu kön- er dort weiterhin keine Übersicht schafft. [...] Ein nen! (Kermit, 28. Sept. 2008) wirklich guter Goalie hat seine Abwehr im Griff und nicht sie ihn. (Sammler, 20. Juli 2015)

In der NLA gibt es genau einen Amateurverein, der für ei- nen Kasper wie Zibung was zahlen würde. Problematisch an der Sache ist, dass er bei genau diesem Amateurverein bereits unter Vertrag steht. (Maverick, 18. Mai 2009)

Viel schlimmer als der Stinkefinger finde

ich, dass Zibung sich als Profi bezeichnet. (Legia, 26. März 2010)

Dave gehört ganz klar zu den 12 besten Goa- lies aus Hergiswil. (Maverick, 16. April 2011) Er soll „mauern“ gehen, aber bin mir nicht sicher, ob man ihn auf dem Bau gebrauchen kann… (Genc, 24. Okt. 2014)

Stelzbock «Zibung 500» | 15 Zubi raus, Zibung rein

David Zibung wird in seiner Karriere nie für die Nationalmannschaft aufgeboten. Dass Nati-Torwart Zuberbühler als Schweizer Nummer eins abdanken muss, ist trotzdem Zibungs Verdienst. Zumindest indirekt.

Zibung und das (fehlende) Aufgebot für zenduell Luzern – Sion vom Frühjahr 2006 die Nationalmannschaft. Dies ist immer wird auf der Allmend-Gegengerade «Flag- wieder ein heiss diskutiertes Thema. Schon ge gezeigt». Für die grosse Choreographie in der Aufstiegssaison 2005/06 sehen eini- haben Fans jeglichen Couleurs ihre eigenen ge Luzerner Fussballfans «ihren» Dave als Banner kreiert und mitgebracht. Beim Ein- neuen Nati-Hüter. Von der NLB an die WM marsch der beiden Teams erblickt dabei – auch wenn bei dieser Forderung die Blau- auch ein blau-umrandeter Doppelhalter mit Weisse Brille tief ins Gesicht gerückt wer- der Aufschrift «Zubi raus – Zibung rein» erst- den muss, ganz so abwegig ist sie nicht. Na- mals ein Fussballstadion. Es ist dies der An- ti-Stammgoali Pascal Zuberbühler ist bereits fang vom Ende der Ära Zuberbühler. in seinen Mittdreissigern – und alles andere als gefeit von (teils haarsträubenden) Flops. Der gute alte Stinkefinger Eine Wachablösung bahnt sich an. Zibung, Zunächst spielt Zubi im Sommer 2006 so der Tenor in der Zentralschweiz, gehört allerdings noch eine tolle WM. Zuberbühler dabei (zumindest) in die engere Auswahl. bleibt in Deutschland ohne Gegentor, vier Partien lang. Trotzdem scheitert die Schweiz Flagge zeigen, Luzerner! im Achtelfinal. Da die Nationalmannschaft Beim (aufstiegsentscheidenden) Spit- für die folgende Heim-EM gesetzt ist, be-

16 | Stelzbock «Zibung 500» streitet sie in den nächsten beiden Jahren nur Testspiele. Im Herbst 2007 am Vier- länderturnier in Österreich etwa. Beim Startspiel im Wiener Ernst-Happel-Stadion befinden sich auch FCL-Fans unter den Zu- schauern. Mit dabei zudem: Der «Zubi raus – Zibung rein»-Doppelhalter. Dieser wird Pascal Zuberbühler dann auch genüsslich präsentiert. Derweil Zubi die Wechsel- wunsch-Message äusserlich gelassen zur Kenntnis nimmt, zeigt sein langjähriger Falscher Nutzniesser Teamkollege Benjamin Huggel unmissver- Denn Pascal Zuberbühler verliert den ständlich, was er von den mitgereisten FCL- Kampf um die Nr. 1 im Schweizer Gehäuse. Fans und ihrem DH hält: Den Stinkefinger. An der Heim-EM darf er beim bedeutungs- losen letzten Gruppenspiel immerhin noch Ausgefloppt sein Nati-Abschiedsspiel bestreiten. Zubi Gegen aussen lässt Zuberbühler sich ist raus. Zibung allerdings nicht drin. Neu- nichts anmerken, doch innerlich scheint er er Stammgoali wird Diego Benaglio. David aufgewühlt. Die Schweiz gewinnt das Test- Zibung, dessen Doppelhalter den Macht- spiel gegen Chile zwar mit 2:1, Zubi leistet kampf um den Torwartposten zumindest sich beim Gegentreffer allerdings einen massgeblich mitbeeinflusst hat, bleibt wei- weiteren üblen Bock. «Zwingend halten», terhin – und für immer – unberücksichtigt. hätte er den «völlig unplatzierten Schuss» müssen, titelt die Presse. Es ist sein letzter Ob sich Benaglio bei Zibung jemals be- Fehlgriff im Nati-Tor. dankt hat, konnte nicht in Erfahrung ge- bracht werden. ●

Stelzbock «Zibung 500» | 17 Zibung, der Penaltykönig

David Zibungs Penaltyquote beträgt der Verlängerungen jeweils darüber, einen 100 Prozent. Nein, nicht diejenige Torhüter-Wechsel in Betracht zu ziehen. der Nicht-Parierten, sondern diejeni- ge der selber erfolgreich versenkten. Volltreffer Was viele aber nicht wissen: Weitaus erfolgreicher als beim Halten von Straf- Dave und die Penaltyentscheidungen: stössen war Zibung beim Versenken eine lange und wenig schmeichelhafte Ge- von ebensolchen. Nebst einigen – wenig schichte. Dank den Paraden im Zweitcup- ruhmreichen – Eigentoren, die ihm zu- runden-Elfmeterkrimi in Genf diese Saison geschrieben wurden, konnte sich David wurde Zibungs Penaltyparier-Impotenz Zibung nämlich auch einmal als richtigen endlich durchbrochen. Gefühlt kein Strafs- Torschützen feiern lassen. Und dies schon toss hat er in seiner ganzen Karriere gehal- früh in seiner Karriere: Beim letzten Spiel ten. Nach der Entscheidung in Genf redete der NLB-Saison 2003/04. Der FCL gastier- er gar selber davon, noch nie eine Elfmeter- te im ehrwürdigen Stade de la Charrière Lotterie gewonnen zu haben. Natürlich ist beim hochjurassischen FC La Chaux-de- dies eine Mär. Doch auch wenn er im Cup Fonds. Kurz vor Abpfiff stand es 1:3 für gegen Concordia 2005 oder zwischendurch das Gastteam. Das Spiel war entschieden, in der Meisterschaft (in Erinnerung bei- die Saison eh längst gelaufen. In der Nach- spielsweise die Parade beim Allmend-Ab- spielzeit wurde dem FCL noch ein Penalty schiedsspiel) einen Elfer abwehren konnte, vergönnt. Zibung rannte über den ganzen so blieben doch die weitaus prominenteren Platz und versenkte die Kugel im Netz. Der Penalty-Entscheidungen haften: der Cupfi- Treffer zum 1:4-Endstand war das letzte nal 2012 etwa oder die Europacup-Blamage Tor der Saison. In der Liga-Torschützenlis- gegen St. Johnstone 2014. Gehalten: null. te reicht das für Platz 132. ● Zibung war vieles, aber ganz bestimmt kein Penaltykiller. Die Fans sinnierten zum Ende

18 | Stelzbock «Zibung 500» Zahlen und Fakten zu Zibung

Zibung polarisiert bis heute. Objektiv waren die Beweggründe, warum man Zibung mochte oder zum Teufel schicken wollte, zumindest zeitweise nur bedingt. Deswegen lassen wir zum Abschluss die Emotionen weg und lassen noch ein paar nüchterne Statistiken sprechen.

499 Pflichtspiele im Dress des FC Luzern, ger glorreich sieht (wie bereits angedeutet) davon 452 Meisterschafts-, 39 Cup- und acht seine Penaltystatistik aus. Bei Elfmeter- Europacup-Einsätze: Niemand sonst hat für schiessen konnte er bloss zwei von 24 geg- den FCL jemals mehr Partien bestritten. 492 nerischen Anläufen parieren, in den Jahren Mal spielte Zibung über die vollen 90 Minu- zwischen 2005 und 2019 gar keinen einzi- ten. In 125 dieser Spiele ging der Hergiswiler gen. Etwas erfreulicher dafür der Blick auf mit einem Shootout vom Platz. Einmal wur- die Quote bei Strafstössen aus dem Spiel de er eingewechselt (bei seinem FCL-Debut) heraus: Bei immerhin neun von 52 Anläufen und einmal ausgewechselt: Nachdem er in resultierte kein Tor. Damit liegt seine Quote der Hinrunde 2013/14 eine schmerzhafte Be- im schweizerischen Torwart-Durchschnitt. kanntschaft mit dem Stollenschuh von GCs Hajrovic gemacht hatte, musste er mit blut- Trainerkarussell überströmtem Gesicht vom Platz. Zibung hat beim FCL vieles er- und viele überlebt. Unter 13 unterschiedlichen Trai- Kürzestauftritt nern lief er im FCL-Dress auf. Unter keinem Fünf weitere Spiele endeten infolge von anderen häufiger als unter Rolf Fringer (95 Ampelkarten etwas eher als gewünscht. Einsätze). In der Saison 2015/16 bestritt er Durchschnittlich in jedem 100. Spiel wurde sämtliche 36 Meisterschaftspartien. Am Zibung vom Platz geschickt. Sein kürzester meisten Pflichtspiele pro Spielzeit resul- Arbeitstag hatte er am 6. April 2014 im Ber- tierten allerdings aus den Saisons 2006/07 ner Wankdorf: Nach einer Notbremse in der (Cupfinal sei Dank) und 2008/09 (Barrage vierten Spielminute konnte er bereits wieder sei Dank). Während diesen beiden Spielzei- unter die Dusche. Trotz 693 Gegentreffern ten lief Dave je 41 Mal auf. In der vergange- lässt sich seine Erfolgsbilanz sehen: 210 nen Saison 2017/18 kam der Hergiswiler üb- Siege gegenüber 178 Niederlagen. Weni- rigens erstmals in seiner Karriere zu keinem

Stelzbock «Zibung 500» | 19 einzigen Meisterschaftseinsatz. Er musste Spieler mit den meisten sich mit zwei Auftritten im Cup begnügen. Einsätzen für Luzern 1 Zibung David 499 Brügglifeld olé! Bei den gegnerischen Spielern und 2 Lustenberger Claudio 399 Fans war Zibung bekanntlich nicht immer 3 Kaufmann Hanspeter 395 der beliebteste. Umgekehrt gab es auch 4 Baumann Herbert 374 Gegner, die Zibung (zumindest resultatt- echnisch) nicht nur Freude bereiteten. Der 5 Sidler Toni 343 BSC Young Boys etwa: 27 Niederlagen kas- 6 Waser Gody 334 sierte er gegen die Berner (bei neun Sie- 7 Christen Franz 276 gen). Viel zu feiern gabs für Dave dagegen, 8 Birrer Urs 273 wenn Partien gegen Aarau anstanden: 18 Mal ging sein Team bei den Begegnungen 9 van Eck René 269 gegen die Rüeblis als Gewinner vom Platz 10 Burri Hanspeter 268 – gegen keinen anderen Verein gewann Zi- 11 Gmür Peter 261 bung mehr. Apropos mehr: Dem FC Sion, zu dem er zumindest in den ersten Jahren 12 Fischer Walter 247 seiner Karriere ja ein ziemlich angespann- 13 Wyss Thomas 239 tes Verhältnis hatte – stand Torwart Zibung 14 Vögeli Paul 222 48 Mal gegenüber. Gegen keine andere Mannschaft hat er öfters gespielt. 15 Moser Heinz 221 16 Wiss Alain 221 Last man standing 17 Häfliger Jules 216 In den letzten 16 Jahren hütete David Zibung über 46‘000 (Pflichtspiel-)Minuten 18 Wolfisberg Paul 208 oder 772 Stunden das FCL-Tor. Hinzu kom- 19 Wolf Stefan 208 men unzählige nationale und internationale 20 Marini Stefan 198 Testspiele sowie Hallenturniere. Ungerech- net stand er also mehr als einen Monat An der Spitze stehen gleich zwei Spieler aus nonstop zwischen den Pfosten. Bei Regen dem aktuellen Kader, die kurz vor einem Ju- und Schnee. Ob von den Rängen Leuchtra- biläum stehen. Allerdings muss die Tabelle keten geflogen kamen oder Spielkonsolen. relativiert gesehen werden: Früher wurden In ausverkauften Grossstadien oder auf weniger Spiele pro Saison bestritten. Dorfackern vor einigen 100 Zuschauern. Ei- ner war immer da: David Zibung. ● Torhüter-Einsätze bei CH-Teams 1 Grob Karl 631 782 Gegenspieler mit den meisten Einsätzen 2 Zuberbühler Pascal 531 603 1 Veroljub Salatic 33 3 Engel Karl 521 579 2 Vilmos Vanczak 32 4 Brunner Martin 503 597 3 Marco Wölfli 30 5 Zibung David 499 693 4 Raphaël Nuzzolo 28 Dave schnuppert mit seiner Anzahl Einsätze an der Marke von Martin Brunner. Die zweite Über mehrere Jahre Hinweg begleiteten Spalte zeigt die Anzahl kassierter Tore. Zibung auch immer wieder die gleichen Rivalen

20 | Stelzbock «Zibung 500» Gemeinsame Einsätze für Luzern Einsätze pro Saison 1 Claudio Lustenberger 330 Saison Liga Cup EL Total 2 Alain Wiss 200 03/04 11 0 0 11 3 Tomislav Puljic 182 04/05 32 6 0 38 4 Michel Renggli 182 05/06 34 3 0 37 5 Jahmir Hyka 169 06/07 35 6 0 41 6 Jean-Michel Tchouga 155 07/08 33 2 0 35 7 Jérôme Thiesson 152 08/09 37 4 0 41 8 Adrian Winter 138 09/10 32 2 0 34 9 Nelson Ferreira 137 10/11 35 1 2 38 10 Christophe Lambert 133 11/12 34 3 0 37 12/13 34 0 2 36 Zwei Drittel der Spiele für Luzern bestritt Dave zusammen mit Claudio Lustenberger 13/14 35 3 0 38 14/15 33 1 2 36 Einsätze 15/16 36 3 0 39 SP S U N 16/17 22 0 2 24 NLA 373 132 99 142 17/18 0 2 0 2 NLB 77 48 10 19 18/19 9 3 0 12 Barrage NLA/NLB 2 1 0 1 499 Schweizer Cup 39 28 0 11 Europacup 8 1 2 5 Zibungs 13 Trainer Total 499 210 111 178 1 Rolf Fringer 95 2 90 Gegen diese Teams 3 René van Eck 84 spielte Zibung am häufigsten 4 81 Team SP S U N 5 58 1 FC Sion 48 11 16 20 6 43 2 FC Basel 46 11 11 22 7 20 3 BSC Young Boys 44 9 7 27 8 René Weiler 12 4 FC Zürich 43 16 10 16 9 7 5 Grasshopper Club 43 15 10 18 10 5 6 FC Thun 36 11 13 11 11 Urs Schönberger 2 7 FC St. Gallen 33 13 9 10 12 Jean-Daniel Gross 1 8 FC Aarau 26 18 4 3 13 Hu$o 1 Gegen die Top-Teams und im Wallis häufig unterlegen. Nicht nur Spieler kamen und Aber dank Zibung ordnen sich zumindest St. Gallen und gingen. Auch Trainer. Nur einer Aarau hinter Luzern in der Nahrungskette ein. blieb: Unsere Nummer 1!

Stelzbock «Zibung 500» | 21 Open Minded Riot Crew veröffentlicht drittes Album «Muesch luut sii!»

Hattrick, Baby! Die Open Minded Riot che, dass die älter (aber eher nicht weiser) Crew, die brennende Pyrofackel unter gewordenen Luzerner Rock’n’Roll-Ultras den Luzerner Bands, veröffentlicht sich immer häufiger genötigt sehen, sich dieses Frühjahr ihr drittes und letz- verkatert und kotzlaunig die existenzielle tes Album. Auf «Do chond Lozärn» Frage zu stellen: «Was söll dä Scheiss, dass gibt’s 10 brandneue Songs rund um mini Läbere plötzlech Pussy heisst?» den FCL zu hören mit gutgelaunten Songtexten – wie immer – direkt aus Das Musikerkollektiv OMRC wurde 2011 der Kurve. von der USL ins Leben gerufen. Die Idee dahinter: Man wollte endlich eigene Lieder «Früener hemmer no Vodka met Smirnoff haben, zu denen man abfeiern kann. Au- gmescht, hött werd en 84er Chateauneuf thentische Songs, nicht der übliche Stadion- du Pape uftescht.» Die Zeit ist auch für die Musik-Schrott, mit Texten geschrieben von OMRC nicht stehen geblieben. Das merkt Leuten direkt aus der Szene. Nach zwei man nicht nur daran, dass ihr Drittlingswerk Alben, einer guten Handvoll Kultsongs und ausschliesslich als Download-Album er- zwei irreparable Schäden an Körper und scheinen wird, sondern auch an der Tatsa- Geist hinterlassenden Konzertnächten in

22 | Stelzbock «Zibung 500» der Schüür, ist die OMRC noch immer nicht desillu- sioniert genug, um nicht weiterhin an Kurvenideale wie Zusammenhalt, Iden- tifikation und Eigenstän- digkeit zu glauben.

Auch das dritte Album besticht – wie man das von der OMRC nicht an- ders gewohnt ist – durch die ungeheure poetische Kraft der Songtexte. Etwa, wenn in zarten und einfühlsamen Wor- ten beschrieben wird, wie es sich anfühlt, wenn man nach einem Matchtag mit gebrochener Nase im vollge- kotzten Bett aufwacht. Auch einen Restpos- Exklusiv für Stelzbock-Leser ten Wut hat sich die Crew bewahrt: Etwa, wenn es um den als Stadion getarnten Jetzt OMRC-Album per SMS zum goldenen Käfig geht, für den es ihrer Mei- Spezialpreis vorbestellen! nung nach nur eine vernünftige Lösung gibt: »Schpränge – fort met Schade!» Einfach das Kennwort «igroove stelz» an die Nummer 9000 senden und du erhältst Zuallerest geht es der OMRC aber ganz das Download-Album «Do chond Lozärn» ironiefrei um die unauslöschbare Liebe zur am Release-Tag zum Vorzugspreis von Kurve, die es auch 2019 noch schafft, aus CHF 14.– statt CHF 17.–. kalten, kargen Betonstufen die grösste Traumfabrik der Stadt zu machen – und die Neben zehn brandneuen Songs enthält Freundschaften hervorbringt, die über das das Download-Album als Gratis-Bonus 12 Leben hinausgehen, wie es der Jordi gewid- OMRC-Klassiker – von «Fegg di» bis mete Song «Noch Lozärn nor no de Hem- ­«Liibesvisitatione-Maa». Perfekt für Leu- mel» zum Ausdruck bringt. Nicht zuletzt lie- te, die die OMRC neu entdecken. fern die OMRC mit «Am Schwiizerhofquai» den passenden Song zum Cupsieg 2019. Den Download-Link erhältst du direkt per Fazit: Gibt Krach mit den Nachbarn – muss SMS, die CHF 14.- werden deiner Tele- man aber trotzdem haben! ● fonrechnung belastet.

Stelzbock «Zibung 500» | 23 USL-Agenda

Jassturnier SA, 09.02.2019 Zone 5, 15:00 – 00:30 Xamax – FCL SO, 10.02.2019 Maladière, 16:00 FCL – Lugano SA, 16.02.2019 Allmend, 19:00 Klartext DO, 21.02.2019 Zone 5, 19:01 FCZ – FCL SO, 24.02.2019 Schletz!, 16:00 GCZ – FCL SA, 02.03.2019 Schletz!, 19:00 FCL – YB MI, 06.03.2019 Allmend, 18:00 FCL – FCSG SO, 10.03.2019 Allmend, 16:00 FCT – FCL SO. 17.03.2019 Arena Thun, 16:00 Fifa-Turnier FR, 22.03.2019 Zone 5, 19:01 Bingo FR, 29.03.2019 Zone 5, 19:01 FCL – FCB SA, 30.03.2019 Allmend, 19:00

Studhalter stellt sich den Fragen

Und auch der Klartext am Donnschtig Wie beschreibt er die DNA des FC Lu- startet in die Rückrunde: Am Don- zern und was ist sein Masterplan zur Erfül- nerstag, 21. Februar stellt sich Ver- lung der sagenumwobenen Vision 2021? waltungsratspräsident Philipp Stud- Wie beurteilt er die (zukünftigen) Persona- halter unseren Fragen in der Zone 5. lentscheide und deren Auswirkungen auf das breite Organigramm des Vereins? Und Seit Sommer 2015 präsidiert der Luzer- kann er Licht ins Dunkle der doch ziemlich ner Anwalt die FCL Holding und führt den komplexen Strukturen auf der Luzerner All- Verein – pardon, das KMU – ab Ende März mend bringen? 2018 auch als CEO ad interim. Im Span- nungsfeld zwischen klammen Finanzen, Philipp Studhalter stellt sich unseren Fra- dem erwartungsfrohen Luzerner Publikum gen am Klartext am Donnschtig vom 21. Fe- & fordernden Investoren versucht Studhal- bruar. Die Zone5 am Bundesplatz öffnet um ter mit diplomatischen Aussagen die Ruhe 19.01, der Talk startet um 19.30. ● zu bewahren.

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