Die Kunst Zu Hören
Total Page:16
File Type:pdf, Size:1020Kb
kunst hören die zu 1. Programmwoche 30. Dezember 2017 - 5. Januar 2018 Samstag, 30. Dezember 2017 09.04 – 09.35 Uhr FEATURE 60 Prozent Ost / 40 West Musikkontrolle à la DDR Von Gerhard Pötzsch Angefangen hat alles im Jahre 1990. Matthias Winkler, Student der Pflanzenproduktion, organisiert an der Universität in Halle einen Fakultätsball, und weil alles gut klappt, beantragt er eine Gewerbegenehmigung, bricht sein Studium ab und gründet die Agentur: MaWi. Kurz darauf wird Deutschland wiedervereinigt und die bis dahin allmächtige „Konzert- und Gastspieldirektion“ der DDR befindet sich in Auflösung. Es scheint wie ein Wunder, plötzlich sind alle Musiker verfügbar, auf die das DDR-Publikum jahrzehntelang sehnsüchtig gewartet hat. MaWi organisiert ihre Auftritte und holt sie nach Mitteldeutschland, unter ihnen Carlos Santana, die Rolling Stones, David Bowie, Van Morrison, Bob Dylan - insgesamt mehr als 3.000 Konzerte. Der Konzertmacher Matthias Winkler gestattet uns einen Blick hinter die Kulissen seiner Agenturarbeit. Regie: Andreas Meinetsberger Produktion: MDR 2017 - Ursendung - Sonntag, 31. Dezember 2017 – Silvester - 09.04 - 09.30 Uhr GOTT UND DIE WELT Die Perversion der Frohen Botschaft Ivan Illrichs Kritik an der Moderne Von Christoph Fleischmann In den 70er und 80er Jahren befeuerten seine Streitschriften zu Wirtschaft, Medizin und Schule die politische Debatte: Ivan Illich (1929 - 2002), katholischer Ex-Priester aus Österreich, wollte den Selbstverständlichkeiten der Moderne auf den Grund gehen. Die Herrschaft der Experten, befand er, mache den Menschen abhängig von Waren und Dienstleistungen. Am Anfang dieser Entwicklung steht für den Theologen der Versuch, die Liebe Gottes und die Zuwendung unter den Menschen zu institutionalisieren. Eine Perversion des christlichen Evangeliums. Seine Thesen diskutierte der obsessive Denker auch gern beim Tischgespräch mit Freunden. Am letzten Abend des Jahres treffen einige von ihnen noch einmal zusammen und ziehen Bilanz: Gibt es konstruktive Konsequenzen aus Illichs Kritik? Oder bleibt am Ende nur, die eigene Ohnmacht bei gutem Wein zu genießen? 1 kunst hören die zu 1. Programmwoche 30. Dezember 2017 - 1. Januar 2018 14.04 - 15.00 Uhr HÖRSPIEL Schwere Jungs und leichte Mädchen (Teil 1) Von Damon Runyon „Guys and Dolls“ ist der ursprüngliche Titel dieser Geschichten, in denen Männer Namen wie Earthquake und Twelve-Gun-Tweeny tragen und Frauen gemeinhin nur unter dem Etikett „Puppe“ rangieren. Abends geht man in den „Chicken-Club“ oder ins Hinterzimmer von „Nathan´s“ zum Glücksspiel, wenn man nicht gerade anderweitig beschäftigt ist, will sagen: eine Bank ausraubt oder auch mal gelegentlich jemanden um die Ecke bringt. Das ist das Milieu dieser „Stories vom Broadway“. Ihr legendärer Held ist Rusty, einer, der alles weiß und alles sieht, aber natürlich die blütenreinste Weste von ganz New York City hat. Behauptet er jedenfalls. Mit Walter Renneisen, Thomas Thieme, Markus Meyer, Eva Weissenborn, Bernhard Schütz u. v. a. Bearbeitung und Regie: Regine Ahrem Produktion: SFB/ORB 2001 Montag, 1. Januar 2018 – Neujahr - 09.04 - 09.30 Uhr GOTT UND DIE WELT Zielloses Dasein im wunschlosen Glück Zu Besuch in einem Zen-Kloster Von Dorothea Brummerloh An Josef von Nazareth könnte sich heute noch mancher Mann ein Beispiel nehmen: Obwohl Maria nicht von ihm schwanger ist, steht er ihr zur Seite. Der spätere Messias legitimiert sich über die Abstammung des Ziehvaters aus dem Hause Davids. Wer ist dieser Josef von Nazareth? Als Namensgeber der „Josefsehe“ gilt er als ein Mann der Keuschheit. Von Feministinnen wird er als der erste Hausmann gefeiert. Die Figur des Josef wurde in der Kirchengeschichte immer wieder neu interpretiert: Mal stand er nur zweifelnd neben der Krippe, dann residierte er ganz oben als Patron der Habsburger. Später wurde Josef als Handwerker, als „katholischer Arbeiter“, zum 1. Mai gegen die sozialistische Arbeiterbewegung in Stellung gebracht. Aufmüpfig war er offenbar nicht - Josef, der Schweigsame, kommt in der Bibel nicht einmal zu Wort. 14.04 – 15.00 Uhr HÖRSPIEL Pfeifen auf Jiddisch Prinz Nazaroffs hundertjährige Reise aus der Ukraine nach Berlin Von Malgorzata Zerwe und David Zane Mairowitz Ein ukrainisches Schtetl 1906. Ein 15-jähriger Knabe kommt wegen Waffenbesitz ins Gefängnis. Mit seinem Pfeifen und Singen verblüfft er den Gefängnisdirektor. Dieser bietet ihm an sich der zaristischen Armee anzuschließen. Doch ihm gelingt die Flucht und er emigriert nach Amerika. Hier nennt er sich „Prinz Nazaroff“. 1954 zeichnet ein Produzent Nazaroffs Pfeif-Songs auf, Straßenlieder aus dem Hafen von Odessa. Eine Amateuraufnahme, die bald in Vergessenheit gerät. 60 Jahre später fällt die Platte einer Gruppe von Folk- Musikern in die Hände. Sie entdeckt Prinz Nazaroff als musikalischen Pionier. Daniel Kahn, der Leadsänger der Gruppe, lebt in Berlin. Aus seinen Kompositionen ist Nazaroff nicht mehr wegzudenken. Regie: David Zane Mairowitz Produktion: rbb 2017 - Ursendung - 2 kunst hören die zu 1. Programmwoche 30. Dezember 2017 - 5. Januar 2018 Dienstag, 2. Januar 2018 19.04 – 19.30 Uhr KULTURTERMIN Japan Das Land der Hundertjährigen Von Dorothea Brummerloh In Japan ging man wie in Westeuropa lange davon aus, dass künftige Generationen ausreichend nachwachsen, um die Sozialsysteme zu finanzieren. Doch niedrige Geburtenraten und die steigende Lebenserwartung führten im Land der Super Ager dazu, dass bereits heute ein Viertel der Menschen 65 Jahre alt ist oder älter. Zieht man die Geburten von den Todesfällen ab, sank die Einwohnerzahl allein im vergangenen Jahr um 284.772. Bis 2060 wird sich das 127-Millionen-Volk voraussichtlich auf 87 Millionen verkleinern. Was ein solcher demografischer Wandel bedeutet, kann man in Japan heute schon sehen. Mittwoch, 3. Januar 2018 19.04 – 19.30 Uhr KULTURTERMIN Eine Blaupause für heutige Kriege Herfried Münkler und die Folgen des Dreißigjährigen Krieges Von Jürgen Gressel-Hichert Der Dreißigjährige Krieg verwüstete Europa, stand jahrhundertelang für den Schrecken des Krieges schlechthin und blieb bis ins 20. Jahrhundert ein deutsches Trauma. 10 Jahre lang hat der Politologe Herfried Münkler an einer umfassenden Bestandsaufnahme dieser Zeit recherchiert. Ein Krieg der Konfessionen sei er gewesen, aber nicht nur. Dafür gab es auch zu viele andere Interessen. Und mit Blick auf heutige lang andauernde Konflikte im Nahen Osten sieht Münkler erschreckende Parallelen. Lernen aus der Vergangenheit - nötig wäre es. 22.04 – 22.30 Uhr FEATURE Alfred Braun – Ein Leben für den Rundfunk Dargestellt in Selbstzeugnissen und Tondokumenten Von Klaus Lindemann und Götz Kronburger Ein Arbeitsleben, das einen großen Teil der Geschichte des Rundfunks umspannt, von den Anfängen bis in die 70er Jahre. Eine Stimme, die in Berlin jeder kannte, die allerdings in den Jahren des Missbrauchs des Rundfunks durch die Nationalsozialisten nicht im Radio zu hören war. Aus Gesprächen, aber auch aus Erinnerungen seiner Zeit- und Weggenossen wird die Leistung dieses Mannes für die Entwicklung des Mediums Rundfunk ersichtlich: Der Dynamik und dem Einfallsreichtum Alfred Brauns verdanken wir viele Ausdrucksformen des Rundfunks: Lesungen, Funkbearbeitungen, Hörspiele, besonders aber die persönliche, improvisierte Ansprache des Hörers und die Reportage, als deren Erfinder und erster großer Meister Alfred Braun in die Geschichte des Hörfunks einging. Regie: Klaus Lindemann Produktion: SFB 1978 3 kunst hören die zu 1. Programmwoche 30. Dezember 2017 - 5. Januar 2018 Donnerstag, 4. Januar 2018 19.04 – 19.30 Uhr KULTURTERMIN Im Hindernislauf durchs 20. Jahrhundert Der Autor und Songschreiber Max Colpet Von Ralph Eue Das eigene Leben nannte Max Colpet, der u. a. als Autor von Marlene Dietrichs „Sag mir wo die Blumen sind“ Weltruhm erlangte, einen Hindernislauf. 1905 als Max Kolpenitzky in Königsberg geboren, flohen seine Eltern 1914 nach Deutschland. In den zwanziger und frühen dreißiger Jahren arbeitete er als Kabarettist in Berlin, schrieb für den damaligen Regieanfänger Billie Wilder fünf Drehbücher. Colpet floh über Paris und die Schweiz nach Hollywood. In den USA arbeitete er erneut mit Billy Wilder und Marlene Dietrich zusammen, kehrte 1956 nach Deutschland zurück. Anlässlich seines 10. Todestages am 2. Januar porträtiert Ralph Eue den Künstler. 22.04 - 23.00 Uhr PERSPEKTIVEN Wenn der König lacht Dolmetschen in schwierigen Lagen Von Christiane Timper Ohne sie geht es nicht. Weder im Krankenhaus noch vor Gericht oder in der Therapie: Dolmetscherinnen und Übersetzer sind vor allem seit 2015 bei Asylverfahren und Fluchtgeschichten gefragt wie nie zuvor. Denn sie tun weit mehr als nur von einer in die andere Sprache zu übersetzen. Sie bauen Brücken zwischen fremden Kulturen. Christiane Timper hat sich erklären lassen, welche Schwierigkeiten und Chancen es beim Übersetzen von Menschen-Schicksalen gibt – und warum ein lachender König über Tod und Leben entscheidet. Freitag, 5. Januar 2018 22.04 - 23.00 Uhr HÖRSPIEL Aus der Tiefe Von Ruth Johanna Benrath „Am Anfang wie am Ende Dunkel, unter den Augenlidern eine Spur von Licht. Dunkelorange, violett. Ein Flackern, ein Flüstern. Ein Säuseln.“ Ein Mensch stirbt. Zeitlebens war er ein Arbeitstier, Familienmensch, Wissenschaftler, Theologe. Nun hängt er am Dialysegerät, beobachtet seinen Verfall. Spürt, wie alle Lebensfunktionen schwinden, wie er physisch zum Schatten seiner selbst wird, abhängig von Pflege und medizinischen Geräten. Der Geist jedoch scheint davon abgehoben. Alles ist präsent: noch geplante Arbeiten, Texte, die noch nicht verfasst