BEZIRKS – IMKERVEREIN E.V. SCHRAMERG

LANDESVERBAND WÜRTTEMBERGISCHER IMKER E.V.

Oberlehrer Adolf Duffner Vorstand und Mitbegründer des Bienenzüchter-Vereins und Umgebung

CHRONIK Bezirks-Imkerverein Schramberg 1903 - 2003

Georg Diethelm

Ein Schwarm, der nach Schramberg zog

Die Vereinsgründung hatte eine Vorgeschichte. Imker aus Schram- berg und Lauterbach schlossen sich schon 1886 dem neu gegründe- ten Bienenzuchtverein „Oberes Kinzigtal“ an, zu dem Halbmeil, und zählten. Auch die Imker aus dem Elsass waren im Badischen Imkerbund organisiert, da die Region damals zum Reichsgebiet gehörte. Anlässlich einer Imkerausstellung in Straßburg 1903 kamen die Schramberger und Lauterbacher überein, einen eigenen Verein zu gründen. „Die Kinzigtäler wünschten ihrem Schwarm, der nach Schramberg zog, alles Gute, und die angeneh- men gut nachbarschaftlichen Beziehungen zum badischen Mutter- volk haben sich bis heute fortgesetzt“, schreibt ein späterer Chro- nist. Der am 11.10.1903 im Gasthaus „Brucker“ in Schramberg ge- gründete Verein nannte sich damals „Bienenzüchter-Verein Schram- berg und Umgebung“. Er umfasste neben Schramberg die Imker aus , , Hardt, Lauterbach, Locherhof, Mariazell, Seedorf, Sulgau und Sulgen. Die Männer der ersten Stunde

Zu den Gründungsmitgliedern zählten 1903:

Duffner, Adolf, Lehrer, Schramberg Kunz, Wendelin, „Berneckstube“, Schramberg Hettich, Josef, Sulgen Weber, Ernst, „Ankerwirt“, Dunningen Eigeldinger, August, Mariazell Hettich, August, Kirnbach Kimmich, Aichhalden Haas, Lorenz, Lauterbach

Die Mitgliederliste vom 18.11.1939

Die Liste enthält u.a. Namen von Mitgliedern, deren Eintritt im Gründungsjahr 1903 erfolgte:

Kopp, Albert, Schramberg, Oberer Kirnbach 33 Kuhner, German, Schramberg, Oberer Kirnbach 10 Rauch, Witwe des Leopold, Oberer Kirnbach Reuter, Franz, Schramberg, Berneckstr. Schüle, Pius, Schramberg, Schilteckstr. 10 Ringwald, Wilhelm, Schramberg, Leibbrandstr. Kunz, Wendelin, Schramberg, Moltkestr. Pfundstein, Mathias, Lienberg Schmider, Christian, Sulgen Brunnenkant, Josef, Aichhalden Kopp, Johannes, Aichhalden Laufer, Dionys, Hardt Jäckle, Andreas, Locherhof Jäckle, Georg, Mariazell Die 60 zur Gründungsversammlung erschienen Imker wählten Adolf Duffner zum Vorstand und Ferdinand Broß zum Kassier. Diese zwei Männer prägten den Verein zusammen mit Schriftführer Josef Faller in der ersten Generation und führten ihn über die schwierige Zeit des Ersten Weltkriegs und des Krisenjahres 1923, in dem der Vereinsbei- trag zwei Millionen Mark pro Mitglied betrug. 1926 bekamen 18 Mit- glieder bei einer Wanderausstellung in Ulm einen 1. Preis in der Kö- niginnenzucht zugesprochen. Damit zahlte sich die Pionierarbeit in der Züchtung aus, die Duffner von Anfang an förderte. Er beschrieb schon 1908 „in längeren und klaren Ausführungen die Verwendung übriger Weiselzellen“ und mahnte an, „daß man in erster Linie nur Zellen von den allerbesten Völkern nehmen soll, da die andern kaum Zeit und Mühe lohnen und dem Imker später nur Sorge bereiten, und empfahl die Verwendung des vorgezeigten Weiselkästchens.“

„Ferner wurde im Verein eine Völkerzählung vorgenommen, welche als Ergebnis zeigte, daß im Vereinsbezirk zirka 806 Bienenvölker zu zählen sind bei 104 Mitgliedern. Bei den Imkern, die dem Verein noch fern stehen, 70 an der Zahl, sind nicht weniger als 250 Völker untergebracht. Es ist deshalb noch ein großes Feld zu bearbeiten, bis sich die Imker alle dem Verein angeschlossen haben“, schreibt der Protokollant im Jahresbericht von 1911 und ergänzt: „ Schwärme sind im Vereinsbezirk 106 gefallen, an der Königinnenzucht haben sich 11 Mitglieder beteiligt.“ Der Bericht endet mit dem Wunsch: „Gut Heil im Blütenduft 1912.“

Der Verein konnte also die Mitglieder- und Volkszahlen zwischen 1908 und 1911 stabilisieren und leicht ausbauen und feierte mit eini- gem Selbstbewusstsein 1913 das zehnjährige Stiftungsfest. Noch ahnte niemand, dass ein Jahr später die Lichter der Völker ausgehen würden am europäischen Himmel. „Die auf Juli anberaumte Ver- sammlung konnte nicht mehr abgehalten werden des Krieges we- gen“, schreibt der Schriftführer. Eine später angesetzte Ausschuss- sitzung befasste sich mit Einkauf und Verteilung von Zucker, „wel- cher dann durch die Kriegswirren etwas verspätet eintraf.“ 12.9.1915: „Ferner sollen dem Lazarett Schramberg 20 Pfund Honig gegeben werden.“ Stiftungsfest am 7.12.1913

In gestochener altdeutscher Sütterlinschrift hält Schriftführer Josef Faller anlässlich der Feier des zehnjährigen Stiftungsfestes im Hotel „Paradies“ in Schramberg am 7.12.1913 die Gedanken fest, die der Mitbegründer und langjährige 1. Vorsitzende des Bienenzüchter-Ver- eins Schramberg, Adolf Duffner, äußert. Dieser wies auf die Bedeu- tung des Tages für den Verein hin und bezeichnete denselben als Markstein für die Vereinsgeschichte. Demnach gab die Straßburger Ausstellung 1903 „den Anlass zur Gründung. Da damals schon eine stattliche Zahl von Imkern im Badi- schen sich angeschlossen hatten, so war das schwierigste, Mitglie- der zu sammeln, schon überwunden. In einer folgenden Versamm- lung, in welcher Herr Mangler vom Landesverein einen Vortrag hielt, wurde die Gründung des Vereins perfekt. An die Spitze des neuen Vereins wurde Herr Lehrer Duffner als Vorstand und Ferd. Broß als Kassier berufen. Im Jahre 1905 wagte es der junge Verein, sich an der Jubiläums-Ausstellung in Stuttgart zu beteiligen, was die Ver- einsleitung wohl nicht vor geringe Aufgaben stellte, dem Verein aber alle Ehre machte durch den erzielten Preis (gold. Medaille) 4.I.“ Zur Gründungsversammlung am 11.10.1903 hatte der Württembg. Landesverein den Herausgeber der “Bienenpflege”, G. Mangler, entsandt. Er entwarf an vier Bildern, Grab- biene, Mauerbiene, Hummelbiene u. Bienenstand die Eigenschaften, die einen Imkerverein kennzeichnen. Verdienstmedaille als Anerkennung vom Württ. Landesverein für Bienenzucht (Abb. Bienenpflege 1/99,8)

Die Verdienstmedaille des Württembergischen Landesverbandes aus dem Jahre 1903 zeigt auf der Vorderseite das württembergische Wappen mit der Aufschrift „als Anerkennung vom Württembergischen Landesverein für Bienenzucht“ sowie einen Bienenkorb mit aus- schwärmenden Bienen und auf der Rückseite die Stadtansicht von Tuttlingen mit Stadtwappen.

Das Jahr 1903 ist das Gründungsjahr des Bienenzüchter-Vereins Schramberg und Umgebung. Schon zwei Jahre später erhält auch der junge Verein bei einer Ausstellung anlässlich des 25-jährigen Ju- biläums des Landesvereins in Stuttgart eine Goldmedaille für aktive Beteiligung, „was die Vereinsleitung wohl nicht vor geringe Aufgaben stellte.“ Leider nennt das Protokoll nicht, wofür der Preis im Einzel- nen steht. Im Juli 1926 besuchen 18 Mitglieder die Wanderausstel- lung in Ulm und erringen einen 1. Preis in der Königinnenzucht. Aus dieser Zeit könnte auch das nachfolgende Foto stammen, das Vor- stand Duffner mit Vereinsmitgliedern, ausgestattet mit Imkerinsigni- en, in stolzer Pose zeigt.

Vorsitzender im Wahlkreis 6 des Landesverbandes Württ. Imker, zu dem zwölf Imker-Vereine der Region zählen, u.a. auch Schramberg und Tuttlingen, ist heute Siegfried Kern vom Bezirks-Imkerverein Schramberg. D

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r Bienenwohnungen und Bienenzuchtgeräte vor Ort

Wendelin Kunz zählt zu den Gründungsvätern des Vereins und war bis 1945 in der Vorstandschaft tätig. Herstellung und Vertrieb von Lagerbeuten und Rahmen vor Ort lässt auf einen lebhaften Bedarf schließen.

Die Gründung der Schramberger Bienenzuchtgerätefabrik Eugen Herzog er- folgte 1921 im Falkenstein. Der Gebäudekomplex am Rappenfelsen wurde 1930 bezogen. Links: Bienen-Herzog. Rechts: Gasthaus „Rappen“. Aufnahme von 1936. Foto: Kasenbacher. Der Verein wird erwachsen

1929 zählte der Verein 116 Mitglieder, davon waren

Landwirte 48 42 % Arbeiter 34 29 % Handwerker 18 16 % Beamte 16 13 %

Im gleichen Jahr wurden von den Mitgliedern 811 Kastenvölker bear- beitet, im Schnitt also zirka sieben Völker pro Imker. Der Honigertrag belief sich pro Volk auf durchschnittlich 25 Pfund im Tal und 35 Pfund auf der Hochebene. Nichtmitglieder betrieben 239 Kastenvölker.

Im Jahresbericht von 1911 ist noch von 104 Mitgliedern die Rede, die 763 Bienenvölker in Kasten und 43 in Körben betreuen, während 70 Nichtmitglieder 250 Völker unterhielten.

Die Statistik zeigt den traditionell hohen Anteil der Landwirtschaft, aber auch die relativ hohe Zahl an Nichtmitgliedern. Das hing nicht zuletzt mit den Folgen der Arbeitslosigkeit zusammen. Am 12.3.1933 beschloss die Generalversammlung, den Jubilaren den Vereinsbei- trag zu erlassen und nur den Betrag anzurechnen, der an den Lan- desverein abzuführen war.

Adolf Duffner (1869 – 1939), eine markante und geachtete Persön- lichkeit in Schramberg, gebürtig aus Dunningen, tritt 1930 nach 27- jähriger Tätigkeit als Vorstand aus gesundheitlichen Gründen zurück und wird Ehrenvorsitzender des Vereins. Kein Honigschlecken

1933 blieben in weiten Teilen Deutschlands die Honigkannen leer. Der Wanderlehrer und Seuchenwart des Württ. Landesvereins ver- glich das Jahr mit 1886 und fügte hinzu: „Eine rühmliche Ausnahme machte der Ort , welcher in einer geschützten Talmulde liegend, nahezu eine Vollernte verzeichnen konnte aus Sumpfdistel und Bärenklau.“

Als im Dezember auf Geheiß des Württ. Landesvereins die Gleich- schaltung des Bezirks-Bienenzüchtervereins vollzogen und die Vor- standschaft abgelöst wurde, äußerten ältere Imker die Befürchtung, dass sie jetzt zu Mitgliedern zweiter Klasse zurückgestuft werden könnten.

Die vom Verein nun durchgeführten Werbeveranstaltungen in den einzelnen Ortschaften, verbunden mit der „bienenwirtschaftlichen Ausstellung“ 1934 im „Lamm“ in Schramberg, lassen die Mitglieder- zahl von 92 im Jahre 1933 auf 174 bis zum Jahre 1936 hochschnel- len. Im gleichen Jahr tagen auf dem Fohrenbühl 300 Imker aus Ba- den und Württemberg in Anwesenheit von Prof. Zander, Erlangen, dem Altmeister der deutschen Bienenzucht. Er referierte sodann bei einer Vereinsversammlung am 1.6.1936 auf dem Hardt über die Kö- niginnenzucht, warb für die Baurähmchen, die seinen Namen tragen, und besichtigte im Anschluss daran die Belegstelle.

Noch schließt der am 23. Juli 1939 neu bestellte Vorsitzende Viktor Zehnder die Zusammenkunft der Beirats- und Vertrauensmänner „mit zukunftsfrohen Worten.“ Sie galt als Arbeitstagung, weil wegen des Versammlungsverbots bis 1. Oktober eine Mitgliederversamm- lung vorläufig nicht möglich war. Aber bereits am 1.September be- ginnt der Zweite Weltkrieg und Zehnder wird einberufen. Die Herbstzuckerversorgung 1943 wird an die Honigablieferung ge- koppelt und von zwei auf drei Kilogramm erhöht, obwohl die Imker über eine völlige Missernte klagten. Kein Land, wo Milch und Honig fließt! 1

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n Tagung badischer und württember- gischer Imker im „Adler“ auf dem Fohrenbühl am 17.5.1936

Links: Josef Moosmann, Lauter- bach, damals mit 14 Jahren jüngs- tes Vereinsmitglied

Mitte: Rektor Rösch aus Hornberg (?), Vorsitzender der Landesfach- gruppe Baden

Rechts: Vorstand Karl Nagel, Bezirks-Bienenzüchter-Verein Schramberg

Wilhelm King, Schmiedemeister, Lauterbach, vor seinem Bienen- stand, um 1936. 1940 zählte der Verein 190 Mitglieder. Davon besuchten 82 die Ver- sammlung am 26. Mai. Am 10. Mai hatte der Krieg im Westen begon- nen. Eine Reise Richtung Straßburg

Die „Erzeugungsschlacht“, wie es damals hieß, war verloren, obwohl im Frühjahr 1945 1245 Bienenvölker den Winter überstanden hatten. Jetzt standen andere herbe Verluste für den Verein an.

Die französische Besatzungsmacht forderte für zugrunde gegangene Bienenvölker in Frankreich von den süddeutschen Imkern insgesamt 10 000 Völker und Schwärme sowie 4 000 kg Bienenwachs, davon im Jahre 1946 allein 800 Völker vom Kreis , und davon wie- der 164 samt Kasten vom Bezirksverein Schramberg, dazu 79 kg Wachs. Der inzwischen aus der Gefangenschaft zurückgekehrte Vor- stand Zehnder leitete die Aktion in Schramberg. Die Völker wurden mittels Lastwagen der Besatzungsmacht von den Rathäusern der Gemeinden abgeholt. Eine französische Militärkommission stellte den Bienensonderzug in Rottweil zusammen, nahm ihn ab und kon- trollierte ihn. Jedes Volk wurde geöffnet, um nach der Königin zu fahnden.

Die Imker wussten, wohin die Reise ging und dass nur ein Teil der Völker den Transport überstehen würde. Den Aderlass überbrückte der Vorstand durch Aufkauf von Völkern aus anderen Gegenden. Er verstand es sogar, Zucker vom Ausland zu beschaffen, um die ver- bliebenen Völker zu versorgen. Das Zubrot kam ausgerechnet von Frankreich. Die Reparationslieferung wurde den Imkern im Oktober 1947, kurz vor der Währungsreform, in wertloser Reichsmark erstat- tet. Aber Mensch und Natur hatten ein Einsehen, so als ob sie nach all den erlittenen Leiden den Atem anhalten und in besseren Tagen die Versöhnungshand über den Rhein reichen wollten.

1945 verfügte die Militärregierung zwar, sämtliche bestehende Verei- ne aufzulösen. Die Versammlung für die Neugründung fand jedoch mit Sondergenehmigung seitens der Besatzungsmacht statt am 11.5.1947 im Gasthof zur „Unot“ in Sulgen. Viktor Zehnder wurde zum Vorstand, Otto Brantner zum Kassier und Jakob Lachenmaier zum Schriftführer gewählt. 103 Imker erklärten zunächst ihren Beitritt zum neu gegründeten „Bezirks-Bienenzüchter-Verein Schramberg und Umgebung.“ Mit Schreiben des Landratsamtes Rottweil vom 28.4.1947 hatte das Landratsamt Rottweil die Abhaltung der Generalversammlung ge- nehmigt. Der Verein ist vom Gouvernement Militaire (Sûreté) endgül- tig genehmigt am 28.7.1947.

Aufschlüsselung der Völkerzahl nach Ortschaften

Ort Frühjahr Herbst Ableger zus. 1945 1947 Schramberg 383 183 20 203 Sulgen 190 53 16 69 Heiligenbronn 106 54 5 59 Lauterbach 97 34 11 45 Aichhalden 62 34 1 35 Dunningen 193 52 9 61 Locherhof 25 15 - 15 Mariazell 110 31 11 42 Hardt 79 24 7 31

1245 480 80 560

Betr. Kopie der folgenden Seite: Objet: Demande d´autorisation de tenir une assemblée

Antrag des Bienenzucht-Vereins Schramberg an die französische Mi- litärregierung Rottweil mit der Bitte um Genehmigung zur Abhaltung einer Jahres-Hauptversammlung in der „Schwarzwaldstube“ Heili- genbronn sowie eines Bienen-Zuchtkurses im Kloster Heiligenbronn am 5.und 6.6.1948 durch den verantwortlichen Leiter der Veranstal- tung, Viktor Zehnder.

Ihre Majestät im Bienenstaat

Im Feurenmoos sollte die Hochzeit sein, im Hirschbühl und Burscha- chen, umgeben von einem Drohnengürtel, umsorgt zuvor vom Pfle- gevolk und von Ammenbienen, die das Hochzeitsmahl zubereiteten, das Gelée royale, betreut auch vom Hofstaat der Jungbienen, die sich mit ihren Köpfchen der Königin zuwandten, mit ausgestreckten Fühlern ihr huldigten, bis sie sich zum Hochzeitsflug aufmachte. 1908 wurde die Königinnenzucht von Vorstand Duffner schon geübt und in Vorträgen den Mitgliedern näher gebracht. Der 1. Preis in der Königinnenzucht bei der Wanderausstellung in Ulm 1926 sollte Ver- pflichtung werden für den Verein. Die Zucht tritt auch nach 1945 wie- der in den Vordergrund. Ein dornenvoller Weg nimmt seinen Anfang bis zur schriftlichen Erklärung, eine Züchtergemeinschaft zu bilden. Der Vereinsname wird Programm. Bienenzüchter solle man sein, nicht nur Bienenhalter. Die Frage stand im Raum, „ob nun der Be- zirks-Bienenzüchterverein zwei Vereine in sich vereinige“ oder ob ein Teil vereinsunabhängig in eigener Regie planen wolle. Am 29.11.1964 wird jedoch einvernehmlich im Gasthaus zur „Festung“ in Sulgen die Züchtergemeinschaft unter Leitung von Erwin Neff gebil- det. Züchtertagungen folgen unter Landeszuchtobmann Ernst Braun an der Imkerschule Stuttgart und vor Ort in Schramberg, „in der äu- ßersten Ecke des Landesverbandes.“ Es geht um die Reinzuchtaus- lese und um bestimmte Zuchtrichtungen nach Leistung und Merkma- len. Die Biene soll klimatisch zur Gegend passen und dem Entwick- lungsrhythmus der Landschaft angepasst sein. Für die Höhenlage des Schwarzwaldes werden die beiden Carnica–Troisek–Linien Silva und Fortuna herausgezüchtet. Aus dieser Zeit stammt auch die gute Zusammenarbeit mit der Züchtergemeinschaft Freudenstadt. Vorstand Zehnder erklärt nach 28-jährigem Wirken im Verein 1967 seinen Rücktritt. Nachfolger wird Erwin Neff. Trotz Rückschlägen hat sich die gezielte Zucht ausbezahlt. Die Züchtergemeinschaft ist be- müht, das gute Zuchtmaterial im Verein zu verbreiten. Am 15. März 1982 beantragt der Verein die Überlassung und Betreu- ung einer Mutterstation für die Königinnenzucht im Raum Schram- berg mit der Begründung, dass hier eine sehr aktive Züchtergruppe existiere und ausschließlich Königinnen der Carnica-Rasse gezüch- tet würden. Über 400 Weiselzellen seien im Jahre 1981 erstellt und zu einem großen Teil an nicht züchtende Imker zum Aufbau von Ab- legern abgetreten worden. Darüber hinaus habe man schon bisher Zuchtstoff an Imker benachbarter Vereine abgegeben. „Wenn nicht Standbegattung vorgesehen ist (wir unterhalten auch einen eigenen abseits im Wald gelegenen Belegplatz), beschik-ken wir die Beleg- stellen ´Kleine Kinzig´ des BV Freudenstadt bzw. ´Hornisgrinde´ des LV Baden. In früheren Jahren wurde regelmäßig die Landesbeleg- stelle ´Tonbach´ aufgesucht.“ Die Mutterstationen im Bereich des Landesverbandes Württembergischer Imker wurden im Frühjahr 1985 eingerichtet „mit dem Ziel, den Imkern im Lande wertvolles Zuchtmaterial in Form von jüngsten Larven aus nachzuchtwürdigen Völkern in erreichbarer Nähe zur Verfügung zu stellen.“ Auch an den vom Landesverband organisierten dezentralen Besamungsaktionen nahm der BV Schramberg von Anfang an teil.

Im Sommer 1995 wurden instrumentell besamte Carnica-Königinnen mit „standbegatteten Nachkommen einer Schramberger Königin auf- gefüllt, diese bzw. deren Schwestern hatten sowohl 1993/94 als auch 1994/95 überzeugt.“ (Dr. Liebig, in „Bienenpflege“ 3/96, S. 93). Bei den im Hohenheimer Test erfolgreichen Schramberger Königinnen der Züchtergruppe um Erwin Neff und Siegfried Kern „handelt es sich um eine Silva-Abstammung (FDS), je einmal Limpurg und Kirchhain eingekreuzt, also um Linienkombinationen“ (vgl. Bienenpflege 6/98,158). Im Frühjahr 1995 konnten die ersten ´besten´ Königinnen aus dem Herkunftsvergleich 1993/94, die bereits ein volles Leis- tungsjahr hinter sich hatten, an die Mutterstationen gegeben werden. 1998 zieht 1. Vorsitzender Siegfried Kern, der seit Anbeginn die Mut- terstation des Wahlkreises 6 betreut, Bilanz aus 13 Jahren und stellt die Frage: Fortschritt oder ungenützte Chance? Neben erfreulichen Steigerungsraten, die erzielt wurden, gab es auch Rückschläge, und der Prozentsatz der Imker, die von dem Angebot Gebrauch machen, ist relativ gering (vgl. Bienenpflege 7/8, 98, 201).

Die Teilnehmer an dem nun von Dr. Frank Neumann gegründeten Königinnen-Prüfring erfordert hohen Zeit- und Arbeitsaufwand. Es nehmen daran teil: S. Kern, E. Neff, R. Edler, M. Vierhaus. Auch heute noch gilt der Lehrsatz von Gerstung: „Jede Königin sollte im Paradies geboren sein.“ Zahlen zur Zucht

1911 Errichtung einer Belegstation beim „Hirzbühl“ (Hirschbühl) im Feurenmoos. Die Station wurde mit 24 Königinnen beschickt. 1913 wird die Station beim Forstwart Lutterschen Haus weiter- geführt, „um der ganzen Sache mehr Schutz zu geben.“

1926 Bei der Wanderausstellung in Ulm, „wobei auch unsere Köni- ginzucht ausgestellt war“, erringt die Gruppe einen I. Preis. 1928 Gründung der Züchtergruppe, vorgeschlagen von der Kom- mission Faller, Kopp, Nagel, Mauch und Pfarrer Zeiher. 1934 Verlegung der Belegstelle ins „Burschacher Moos“. Pfarrer Zeiher von Mariazell wird Leiter der Belegstelle. Am 1.6.1936 besichtigt Prof. Zander nach einem Vortrag in Hardt mit den Versammlungsteilnehmern die Belegstation. 1937 wird die Station mit etwa 90 Königinnen beschickt.

1953 Zum 50-jährigen Jubiläum: Neuerrichtung der vereinseigenen Zuchtstation im Burschachen am 1. Mai 1953. Zuchtwart ist nun Artur Brantner. Gezüchtet wird die K.– Biene (Troiseck). 1964 Bildung einer Züchtergemeinschaft unter Zuchtwart Erwin Neff, der die Gruppe bis heute leitet. Von Jakob Lachenmaier initiiert zählten neben Erwin Neff, Erwin Mentele, Paul Nagel, Wilhelm Zürn, Franz Hettich, Pius Kern, Paul Kopp, Martin Borho, Lore Herzog und Adalbert Schenk zu den Unterzeich- nern dieser Aktion. Die Belegstelle wird in Richtung Hirschbühl versetzt. Die Carnica tritt ihren Siegeszug an.

1985 Errichtung einer Mutterstation in Schramberg - Sulgen für den Wahlkreis 6. Betreuer ist dessen jetziger 1. Vorsitzende, Sieg- fried Kern. Gezielte Königinnenzucht mit jährlich stattfindender künstlicher Besamung. 1995 Die besten Königinnen aus dem Herkunftsvergleich von Dr. Liebig werden an die Mutterstationen gegeben. Das Wandern ist des Imkers Lust

In Baden wurden schon um die Jahrhundertwende Wanderwagen gebaut und für den Transport von Einbeuten nach Thüringen gelie- fert (vgl. F. Gerstung: Der Bien und seine Zucht, Berlin 1910, Abb. 135). Noch 1956 ist im Protokollbericht ein Imker aus Hechingen ge- nannt, der mit seinem Imkerwagen in der Gemarkung Aichhalden aufwanderte. Laut Beschluss soll eine Genehmigung zum Aufwan- dern für fremde Imker, die außerhalb des Vereinsgebietes beheima- tet sind, stets gegeben werden, wenn eine Waldtracht vorhanden ist. Die der Züchtergruppe angeschlossene Wandergruppe hat am 12.3.1966 vorläufig zu Versuchszwecken dreißig Völker in der Rhei- nebene aufgestellt. Ab 1980 wandern etwa 10 % der Mitglieder re- gelmäßig.

„Wer wie wir in Höhenlagen über 800 m beheimatet ist und dort im- kert, ist zur Erreichung schlagkräftiger Völker auf Frühjahrswande- rung angewiesen. Um die Imkerei einigermaßen wirtschaftlich zu be- treiben, wird in zunehmendem Maße hiervon Gebrauch gemacht. Ohne Wanderung ist die Nutzung der Frühtracht unserer Gegend aus Löwenzahn, Obst und Raps vollständig ausgeschlossen, dar- über hinaus wird die Zuchtarbeit mit Ablegerbildung um Wochen hin- ausgeschoben. Sie ist jedoch nur sinnvoll und nutzbringend, wenn sie zu einem möglichst frühen Zeitpunkt, etwa zur Monatswende Fe- bruar/März durchgeführt werden kann. Die Rückwanderung erfolgt in der Regel bereits schon in der ersten Maidekade, wenn hier Löwen- zahn- und Obstblüte einsetzen“, merkt Siegfried Kern 1980 im Zu- sammenhang mit der Varroabekämpfung an. Einkehr „Zur grünen Tannenlachnide“

In der Vereinschronik berichtet Siegfried Kern u.a. von einer Wande- rung „zur grünen Tannenlachnide“ am Sonntag, den 26. Mai 1974 in Aichhalden:

„Etwa 25 Imker waren der Einladung von Kamerad Franz Nagel, Aichhalden, gefolgt, an einer Führung durch sein Lachniden-Beob- achtungsgebiet teilzunehmen. Bei strahlendem Sonnenschein traf man sich um 8 Uhr an der Raiffeisen-Werkstatt in Hinter-Aichhalden. Erste Station war das Gebiet um die Aichhalder Kläranlage. Dort wurden Kolonien der grauen Fichten-Lachnide aufgesucht, wobei die eifrigen Ameisen als Wegweiser fungierten. Außerdem fand man dort Honigtau ausscheidende Lecanien und an benachbarten Ahornbäu- men auch Napfschildläuse sowie Blattläuse in großer Anzahl. An weit entwickelten Maitrieben einer jungen Fichte wurden Pillicornis-Kolo- nien mit den ersten Honigtautröpfchen entdeckt. Besonders eifrig be- staunt wurde natürlich die einzig aufgefundene grüne Tannenlachni- de, die Buchneria, Erzeugerin des begehrten dunkelgrünen Tannen- honigs.

Am Herrenweg zeigte Nagel den interessiert lauschenden Imkern mehrere Kiefern-Lachniden, die für den sogenannten Zementhonig verantwortlich gemacht werden. Auf dem Rückweg über den Eselbach zur Butz kam man schließlich noch an einer von zahllosen Blattläusen bevölkerten Birke vorbei, die ebenfalls als Honigspender in Frage kommt.

Vereinsvorsitzender Hans Stehle dankte zum Schluß der dreistündi- gen Wanderung Franz Nagel für seine Führung. Viel mehr Zeit und Mühe als an diesem herrlichen Sonntagmorgen habe Nagel wohl bei der Vorarbeit, seinen Beobachtungsgängen während des Winters und Frühjahrs, aufgewendet. Sichtlich befriedigt und mit dem Wunsch, diese kleinen Lebewesen mögen das Ihre zu einer guten Honigernte in diesem Jahr beitragen, machten sich die Teilnehmer auf den Heimweg, manch einer wohl mit der Sorge, zu Hause gleich von einem ganzen Schwarm von Bienen empfangen zu werden.“ Volle Honigtöpfe

Imker sind wie Landwirte gute Naturbeobachter. Erwin Neff hat sol- che Beobachtungen über drei Jahrzehnte regelmäßig aufgezeichnet und in den Versammlungen vorgetragen. Hier der entsprechende Protokollbericht von Siegfried Kern über das vergangene Bienenjahr in der Herbstversammlung vom 13.11.1976:

„Das abgelaufene Bienenjahr sei in vielen Punkten außergewöhnlich verlaufen, wenn man es mit früheren Trachtjahren vergleiche. Es sei gekennzeichnet gewesen durch eine geradezu abnormale Bestän- digkeit der Witterung, die geringe Niederschlagsneigung zog sich wie ein roter Faden vom Februar hin bis zum Herbst. Der Herbst war kalt und brachte Flugbienenverluste. Im April schien an 23 Tagen die Sonne, aber mitten in die Steinobst- und Beerenblüte hinein schneite es. Pollen konnten überreichlich eingetragen werden, und im Mai nahmen die Völker eine explosionsartige Entwicklung, die zur Schwarmgefahr führte. Mit einsetzender Tracht widmeten sich die Völker ausschließlich der Eintragung des Honigsegens, was sie je- doch während der sommerlichen Trockenperiode erhebliche An- strengungen kostete. Das Brutnest der Ableger verhonigte zuse- hends. Verheerend habe sich auf manchen Ständen das Auftreten der Schwarzsucht als Folgeerscheinung der strapaziösen Waldtracht ausgewirkt, doch die bis dahin ungebrochene Brutlust der Wirt- schaftsvölker konnte deren totalen Zusammenbruch gerade noch verhindern. Eine Drohnenschlacht wie in anderen Jahren fand nicht statt; Drohnen zeigten sich noch im Herbst in den Völkern. Auch be- züglich der Bautätigkeit bildete das vergangene Jahr eine Ausnah- me. Der durch die Tracht lang anhaltende Bautrieb ermöglichte die Erneuerung des Wabenbaus der Völker.

Zur Zucht sagte Neff, sie sei das Salz an der Imkersuppe. Bis zum Einsetzen der Waldtracht habe man gute Jungköniginnen gewinnen können. Das Jahr 1976 gehe als eines der besten Honigjahre in die Geschichte der Imkerei ein. Es bedeute wohl für die meisten Imker die Krönung ihrer jahrzehntelangen Tätigkeit.“ Der 1. Vorsitzende des BV Schramberg, Hans Stehle, zeichnet Vereinskassierer Adolf Gaugel (rechts) mit der Verleihung des Zeidelmännchens aus (23.03.1985) Foto: Kern

Unermüdlicher Motor des Vereins

Das Image eines Vereins gilt heute als eher konservativ. Sofern aber die Aufforderung ernst genommen wird, „sich offensiv mit anderen Wertvorstellungen auseinander zu setzen“, kann das Einstehen für eine natürliche und intakte Umwelt und die Bewahrung der Schöp- fung zum Fortschritt beitragen. Anlässlich des 75. Jubiläums des Be- zirks-Imkervereins Schramberg, wie er sich jetzt nennt, findet im Jah- re 1978 die Hauptversammlung des Landesverbandes Württember- gischer Imker erstmals außerhalb Stuttgarts in Schramberg statt. Der Verein rückt damit zwangsläufig ins Blickfeld der Öffentlichkeit.

Unermüdlicher Motor dieser Aktivitäten ist Hans Stehle, der den Ver- ein nahezu 20 Jahre geleitet und über die Landesgrenzen hinaus be- kannt gemacht hat. Ihm war die Schulung und Fortbildung der Imker ein besonderes Anliegen. Die Referenten in den Hauptversammlun- gen brauchten nicht zu fürchten, vor leeren Stühlen reden zu müs- sen, da die Versammlungen regelmäßig von etwa hundert Personen besucht wurden. Als er bei einer seiner letzten Amtshandlungen 1994 Kassierer Gaugel nach 44 Jahren mit den Worten verabschie- dete, die Einigkeit im Verein sei mit sein Verdienst, galt das gewiss auch für ihn selbst. 1. Vorsitzender wird nun der bisherige Schriftführer Siegfried Kern. Die Vorstandschaft 1903 – 2003 Erster Vorsitzender Zweiter Vorsitzender

1903 – 1930 Adolf Duffner 1913 – 1929 Josef Faller 1930 – 1933 Wendelin Kunz 1929 – 1933 Paul Nagel 1933 – 1939 Paul Nagel 1933 – 1939 Karl Ragg 1939 – 1967 Viktor Zehnder 1939 – 1945 Wendelin Kunz 1968 – 1974 Erwin Neff 1947 – 1965 Karl King 1974 – 1994 Hans Stehle 1965 – 1968 Erwin Neff 1994 - Siegfried Kern 1968 – 1971 Josef Moosmann 1971 – 1976 Artur Brantner 1976 – 1994 Karl Moosmann 1994 – 2000 Siegfried Heinrich 2000 - Karl-Heinz Linder

Schriftführer 1908 - 1929 Josef Faller 1929 – 1933 Paul Nagel 1933 – 1935 Albert Matt 1935 – 1939 Karl Mauch 1940 – 1943 Albert Matt 1943.-. 1944 Karl Oehler 1947 – 1972 Jak. Lachenmaier 1972 – 1994 Siegfried Kern 1994 - 2001 Ida Diethelm 2001 - Gerold King

Kassierer 1903 – 1926 Ferdinand Broß 1926 – 1934 Ernst Finkbeiner 1935 – 1939 Josef Kläger 1939 – 1940 Franz Gruber 1940 – 1951 Otto Brantner 1951 – 1994 Adolf Gaugel 1994 - 2001 Arthur Kopf 2001 - Bernhard Mantel Die Vorstandschaft Ansprechpartner im Jubiläumsjahr 2003

Vorsitzender: Siegfried Kern, Mariazeller Str. 84 78713 Schramberg-Sulgen

Stellv. Vorsitzender: Karl–Heinz Linder, Schönbronn 3 78713 Schramberg

Schriftführer: Gerold King, Waldmössinger Str. 59 78713 Schramberg

Kassierer: Bernhard Mantel, Pappelweg 31/2 78713 Schramberg

Zuchtwart: Erwin Neff, Höflestr. 32 78713 Schramberg Bild der Vorstandschaft Von Zünften, Zinntellern, Zeidlern

Das Nürnberger Imkerwappen mit Zeidlerfigur um 1760: Der Zeidler, ausgerüstet mit Armbrust und Pfeilen (Kat. Nr. 128, Sammlung K.A. Forster), weist den Imker des Mittelalters als der Zunft der Zeidler zugehörig aus, der dem König lehenspflichtig ist, Honig- und Wachs- zins entrichtet und für ihn Jagd- und Kriegsdienst zu leisten hat. Er besitzt das Waldnutzungsrecht, betreut Bienenvölker in Baumhöhlen und schneidet dort Honigwaben aus. Dafür genießt er zahlreiche Pri- vilegien und verfügt über eigene Gerichtsbarkeit.

Dies macht verständlich, dass in der waldreichen Gegend des Schwarzwaldes schon relativ früh Imkerei betrieben wur- de. Heute wird das „Zeidelmännchen“ als höchste Ehrung, die ein Imker erhalten kann, vergeben. Die Auszeichnung ver- leiht der Deutsche Imkerbund und ist bis- her drei Mitgliedern des Bezirks-Imker- vereins Schramberg zuteil geworden.

Ehrungen

Zeidelmännchen: Adolf Gaugel, Hans Stehle, Viktor Zehnder Zinnteller: Artur Brantner, Nikolaus King, Erwin Neff, Hans Stehle Ehrennadel des Landes Baden-Württbg: Adolf Gaugel, Hans Stehle Ehrenvorsitzender: Hans Stehle Verdienstnadel des DIB in Gold: Artur Brantner, Peter Emminger, Karl Fichter, Josef Hock, Siegfried Kern, Nikolaus King, Karl Moos- mann, Erwin Neff, Hans Stehle Gravur auf der Umrandung des Zinntellers, das anlässlich der Ehrungen des Landesverbandes Württ. Imker an verdiente Mitglieder verliehen wird.

Aus den Augen

des Gottes „Re“ fielen Tränen auf die Erde, als Er das höchste Tun und Treiben der Menschen dort sah, und verwandelten sich in BIENEN. Die Bienen bauten ihre Waben und besuchten die Blüten der Pflanzen. Auf diese Weise entstand das WACHS u. der HONIG aus den Tränen des Gottes „Re“ zum Wohle der Menschheit.

Papyrus aus dem Wüstensande Ägyptens AKTIVE MITGLIEDER IM JUBILÄUMSJAHR

(Stand vom 1.1.2000)

Schramberg-Sulgen Bezirk 4 SCHRAMBERG Obmann: Hans Neff Bezirk 1 Obmann: Erwin Neff Fix, Adalbert Flaig, Anton Arnold, Manfred Hauser, Paul Auber, Hans Henzler, Hans Diethelm, Ida Hettich, Walter Eberhardt, Werner Kern, Siegfried Raimondo, Carmine Mantel, Bernhard Stehle, Hans Bezirk 2 Wagner, Erwin Obmann: Karl Fichter Werner, Wilhelm Zehnder, Markus Kuhner, Hubert Mauch, Lorenz Bezirk 5 Pfundstein, Helmut Obmann: Rolf Edler

Bezirk 3 Hock, Josef Obmann: Artur Brantner Kopf, Arthur Kunz, Hans Brugger, Rudolf Soppart, Henryk Finkbeiner, Max Weisser, Bonaventura Fix, Gerhard Kasper, Viktor Heiligenbronn King, Ulrich Bezirk 6 Kuhner, Augustin Obmann: Nikolaus King Kuhner, Erich Merk, Klaus King, Gerold Seckinger, Johannes Klosterverwaltung Heiligenbronn Storz, Karl Moosmann, Hermann HARDT Bezirk 7 Obmann: Karl-Heinz Kuhner

Benner, Ansgar Borho, Roland Borho, Walter Flaig, Karl-Josef Fleig, Oskar Gaus, Alfred Jenkner, Erwin Lauble, Hermann Schleicher, Siegfried Schleker, Franz Stalke, Heinz

AICHHALDEN Bezirk 8 Obmann: Franz Nagel

Arnold, Karl Dieterle, Franz Eschle, Martin Günther, Anne Haberstroh, Edgar Kopp, Paul Kübler, Edmund Moosmann, Karl Moosmann, Robert Schmieder, Erich Staiger, Eugen Staiger, Manfred DUNNINGEN Bezirk 9 Obmann: Siegfried Heinrich

Gehringer, Elisabeth Hilbert, Christof Kimmich, Karl Maier, Josef Mauch, Anton Mauch, Fritz Rapp, Siegfried Storz, Hans-Peter Weber, Ernst GEMEINDE LAUTERBACH ESCHBRONN Bezirk 10 Obmann: Peter Emminger

Eschbronn-Locherhof LAUTERBACH Bezirk 11 Obmann: Eugen Moosmann Huneck, Andreas Krebs, Walter Bopp, Josef Lehmann, Stefan Fehrenbacher, Otto Staiger, Martin Giesser, Karl Steidinger, Helmut Haas, Wilhelm Haberstroh, Walter Eschbronn-Mariazell Herzog, Lothar Herzog, Martin Hils, Gottfried Kimmich, Wilhelm Benz, Josef King, Oskar Flaig, Erwin Reichstadt, Barbara Flaig, Helmut Olipitz, Thomas Schöll, Franz

Schramberg-Schönbronn

Linder, Karl-Heinz Rapp, Egon Schuler, Wolf JAHRESPROGRAMM 2000 DER BV SCHRAMBERG lädt Sie ein

Sonntag, 16.1. um 10 Uhr Imker-Frühschoppen „Engel“, Aichhalden Öko-Honig im Einheitsglas? Referent: Siegfried Kern

Sonntag, 13. 2.um 10 Uhr Imker-Frühschoppen Sportheim Mariazell Das Beste für die Bienen – Auswahl des geeigneten Bienenfutters. Referent: Siegfried Kern

Sonntag, 18.3. 19.30 Uhr HAUPTVERSAMMLUNG Kath. Gemeindehaus Hardt ´Wilde´ Verwandte unserer Honigbiene – Wildbienen, Hummeln und Hornissen Referentin: Pia Aumeier, LA Hohenheim

Donnerstag, 13.4. 20 Uhr Monatsversammlung Café Neininger, Sulgen Herstellen von Propolis-Salbe Referent: Bernd Möller, Buchenberg Donnerstag, 11.5. 20 Uhr Donnerstag, 10.08. Monatsversammlung um 18.30 Uhr Café Neininger, Sulgen beim Café Neininger Wie züchte ich leistungsfähige zur Standbegehung. Königinnen? Themenschwerpunkte: Referent: Manfred Vierhaus, Ablegerpflege, Elzach Varroabekämpfung

Sonntag, 14.5. Donnerstag, 14.09. 20 Uhr Imkerausflug Monatsversammlung „Engel“, Aichhalden Donnerstag, 8.6. 20 Uhr Monatsversammlung Video-Vorführung Engel“, Aichhalden mit Diskussion Honigerzeuger – Waldtrachtaussichten Donnerstag, 12.10. 20 Uhr Referent: Franz Nagel Monatsversammlung im Café Neininger, Sulgen Sofern es die Witterung erlaubt, treffen wir uns Alte erhaltenswerte Obstsor- bereits um 8.30 Uhr zu ten einer Waldbegehung Referent: Markus Zehnder, Binsdorf Samstag, 8.7. TAG DER DEUTSCHEN IMKEREI Samstag, 4.11. 19.30 und Sonntag, 9.7. HERBSTVERSAMMLUNG An diesem Wochenende Kath. Gemeindehaus laden wir ein zu einem Imkerei im Jahreslauf TAG DER OFFENEN TÜR Diavortrag beim „Waldrösle“ Donnerstag, 14.12. 19 Uhr auf der Hutneck, Sulgen Jahresausklang Stichhaltige Argumente

Der Stachel sitzt tief: Der Mitgliederschwund hält an. 1995 hatte der Verein noch 116 aktive Imker, im Jahr 2000 sind es 104. Das Durch- schnittsalter sank im gleichen Zeitraum leicht von 60,5 auf 59,2. Im Rentenalter, das sich von 40 auf 44,2 % erhöhte, sind 46 Mitglieder. 37 Imker sind zwischen 50 und 64 Jahre alt, 20 zwischen 30 und 49 Jahre. Ein Jungimker ist 20 Jahre alt. Es ist zu befürchten, dass in Zukunft ein flächendeckender Bestand an Völkern für die Blütenbe- stäubung nicht mehr gewährleistet ist.

Über Nachwuchsmangel klagen nicht nur die Imkervereine, sondern auch andere Vereinigungen. Vielleicht müsste man neben jungen Leuten auch an Quereinsteiger denken, die sich beruflich bereits eta- bliert haben, und Frührentner ansprechen, die Zeit und Muße für das aufwendige Hobby eher aufbringen.

Jugendliche sind durchaus aufgeschlossen für Fragen, die Natur und Umwelt betreffen, haben vielfach einen unkomplizierten Umgang mit Tieren, bekommen aber eine Palette von Möglichkeiten angeboten, wie sie vorausgehende Generationen nicht kannten.

Was stichhaltige Argumente angeht, können auch Zweibeiner stechlustig reagieren, wenn das Wetter umschlägt. Im Zweifelsfall hilft immer noch ein Bienenstich aus Mutters Küche. Im Gedächtnis des Hobby-Imkers aber haftet der Varroa-jacobsoni-Stachel der pa- rasitären Bienenmilbe tiefer, als es dem Stachel der sanftmütigen Carnica je gelingen würde.

In Vereinschroniken spiegelt sich Geschichte. Veränderte Gegeben- heiten erfordern neue Antworten. Der Neuanfang nach 1945 zeigt dies auf. 1955 erreichte der Verein mit 240 die höchste Mitglieder- zahl seit Bestehen und ein Jahr zuvor mit 1868 Bienenvölkern die höchste Völkerzahl. Die Halbierung der Mitgliederzahl zwischen 1961 und 2000 konnte zum Teil durch Erhöhung der Völkerzahl wie- der aufgefangen werden. Die durchschnittliche Völkerzahl pro Imker lag 1954 bei 7,8 und im Jahre 2000 bei 10,6. Mitglieder- und Völkerentwicklung 1908 – 2000

1908 1928 1947 1954 1961 1975 1990 2000 Mitgl. 96 116 135 238 209 156 128 104 Völker 646 811 560 1868 1861 1222 1354 1104

2000

1500

1000 Mitgl. Völker 500

0 1908 1928 1947 1954 1961 1975 1990 2000

Schon 1954 wird die höchste Völkerzahl mit 1868 erzielt, gefolgt von 1961 mit 1861. Nach kontinuierlicher Entwicklung der Mitgliederzahl erfolgen Rückschläge nach beiden Weltkriegen, bis 1955 der höchste Stand mit 240 erreicht ist. Dann sinken die Zahlen um mehr als die Hälfte in der zweiten Jahrhunderthälfte.

300

250

200

150 Mitgl. 100

50

0 1908 1914 1919 1933 1940 1947 1955 1961 1971 1980 1990 2000 Flugbienen im Reisefieber

Sie sterzeln vor Fluglöchern, schwänzeln, tanzen Rondo, schwär- men aus, die Carnica, Krainer oder Buckfast in die Löwenzahnwie- sen, schwarzen Wälder, ins Münstertal, Frankenland, wo der Herold ruft, nach Künten und Sursee zur Nigra in Mauensee, zum berühm- ten Bienenmarkt nach Michelstadt, wo man vielleicht einer Königin den Hof machen, sie gar ersteigern konnte, zum Waldmuseum Zwie- sel im Bayerischen Wald, von Kärnten weiter ins „slowenische Luga- no“ zu den Drohnen in den Karawanken, bei Oberkrainer Musik durch das Rosental in die Niederungen des Carnica-Museums, Hei- mat der Kärntnerbiene.

Oder soll der Schwarm in Wimpfen eingefangen werden beim feuch- ten Umlarven in der Weinstube Weimar, in der Drosselgasse in Rü- desheim, bei den Königinnen der Mosella in Mayen, gar bei den Ste- chern im Verzasca-Tal, in Locarno auf Berg Tabor, im Schiffsbauch der Isola Bella, den Gassen der Fischerinsel, in den Sommergärten der Touristen, den Pinienwäldern und Lavendelfeldern der Provence?

Vorerst steigen sie aus Bussen, saugen blütenstet Süße und Schön- heit aus der Natur, bestaunen Kultur in Kapellen und Kathedralen, beäugen argwöhnisch den Flugbetrieb der Konkurrenz in fremden Beuten und fragen nach Erträgen, kehren zurück in die heimischen schwarzen Wälder, Rapsfelder, Blumenwiesen und Vorgärten, reich beladen mit Pollen und Nektar, setzen Leitern an und holen Schwär- me von den Bäumen.

Der den Beflügelten Weg wies und Orientierung bot in fremden Gefil- den, war weder Horst Stern noch Karl Ritter von Frisch, vielmehr ein Bienenvater namens Siegfried Kern, der ihnen sicheres Geleit gab. Besichtigung der Imkerei Manfred Wilser in Bad Rappenau beim Jahresausflug 1998

Siegfried Kern betrachtet kritisch die züchterischen Erfolge von Manfred Wilser, der als Gastgeschenk auch gleich einen Drohnenableger erhält, damit das Erbgut auch im Unterland verbreitet wird. Ausstellungsraum beim Gartenfest am 27. / 28. Juni 1998 in Hardt Ein Blick in den Schaukasten des BV Schramberg

Europabeuten - eine Beute des Schwarzwaldwinters JUKS schnuppert dufte Bienen

Das Jugend- und Kinderbüro Schramberg hat für ihre Kids einen Schnupper- kurs beim BV Schramberg organisiert. Die Kinder beobachten eine schlüp- fende Jungbiene. Sarah zeigt keinerlei Berührungsängste.

JUKS Fotos: Michaela Keller Mit gespannter Aufmerksamkeit betrachten die Kinder das Brutnest Ich glaub ich steh im Wald

Franz Nagel, Vereinsexperte für Waldtracht, zeigt den Kindern, die am JUKS-Ferienprogramm teilnehmen, die Entwicklung der Lachniden und erklärt ihnen die Grundlage der Honigtau- waldtracht.

Unten: Ein Beispiel seiner Treib- arbeiten in Kupfer Der BV präsentiert sich am 10.09.2000 in Schramberg anlässlich der Heimattage Baden-Württemberg

In Ablegern aufgelesen

 Laut Beschreibung „Das Königreich Württemberg“ war die Bie- nenzucht in unserem Einzugsgebiet nur in Dunningen (1905), der Heimat von Duffner, und Locherhof (1873) von einiger Be- deutung. Die Oberamtsbeschreibung von Oberndorf notiert im Januar 1868 1403 Bienenstöcke, davon 191 in Schramberg, wo die Bienenzucht „von einigem Belang und im Zunehmen begrif- fen (sei), während man in den übrigen Orten mehr eine Abnah- me bemerkt.“

 „Vortrag des Herrn Vorstand Duffner über Bienenwohnungen.

Redner behandelt kurz den Aufenthalt der Bienen im Walde, dann die Wohnungen aus Stroh, bis auf die heutigen, alle Maße und Übergänge behandelnd an den zur Zeit ausgestellten Gerä- ten von Bienenwohnungen. Ausgestellt waren ein Kanitzkorb, ein Blätterstock, eine Gerstung, eine Schwäbische Lagerbeute.“ (Protokoll vom 14.3.1909).

 „Ferner wurde bekannt gegeben, dass die Bibliothek um drei neue Bücher verstärkt wurde, nämlich u.a. um die ´Badische Im- kerschule´ von Roth.“ (16.3.1913).  „Von drei Uhr ab sammelten sich die Mitglieder von acht Ge- meinden im Umkreis, um als stattlicher Schwarm auf der Beleg- stelle sich zu setzen. Um aber einem eventuellen Hitzschschlag oder einem starken Durstgefühl zu entgehen, zog derselbe in die Wirtschaft zur ´Hutneck´, wo solchen Eventualitäten abgeholfen werden konnte.“ (10.7.1932).

 „Man sagt, dass der Imker zu 50 % von der Hoffnung, zu 30 % vom Glauben und nur zu 20 % vom Ertrag lebe.“ 4.12.1953).  Von seinen Lichtbildern zeigte H. Hinderhofer Krainerbienen, die eine Rüssellänge von 6,8 bis 7,2 mm aufweisen und so den Rot- klee mit Erfolg befliegen.“ (28.4.1963).

 „Es sei erstaunlich, dass Männer von einem kleinen Insekt derart in Bann gezogen werden. Wünschenswert wäre es, wenn der Verein jährlich ebenso viele junge Imker begrüßen könnte, wie er Jubilare ehren dürfe.“ (27.4.1974).  Voranfrage 1978 an den vorgesehenen Redner eines Imkerei- Zuchtbetriebs für die Hauptversammlung am 10.3.1979: „Wir sind heuer zum ersten Mal dazu übergegangen, die schlüpfreifen Weiselzellen in Ableger zu geben, welche die daran interessier- ten Imker zuvor bildeten, anstatt nachher Königinnen abzuge- ben, die vielleicht doch verlorengehen. Wie stark sollen sie sein, wie lange vorher sollen sie gebildet werden?“

 Beim Imkerfest 1986 in Aichhalden war erstmals ein überdimen- sionaler Bienenkorb als Fest-Attraktion zu bestaunen. „Manche Ehefrauen hatten offensichtlich alle Hände voll zu tun, ihren Göt- tergatten ´ungestreift´ um die als verdächtig erscheinende ´Bar zur duften Biene´, wie über dem Eingang zu lesen war, herumzu- geleiten“ (5./6.07.86). Beim Stadtfest ein Monat später: „Zeitwei- se waren unsere Hütte und auch die Bar dicht besetzt, so daß es beim Kuchenangebot zu Versorgungsengpässen kam. Regen Besuch gab es dann aber in den Abendstunden, und unsere Bie- nenkorb-Bar war dem Ansturm fast nicht mehr gewachsen. Man- che späten Festbesucher hätten sie lange nach Mitternacht für die restlichen Stunden bis zum Morgengrauen gerne als warmes Nachtquartier benutzt.“ (23./24.08. 1986).

 90 Jahre BV Schramberg: „So bot sich den zahlreichen Besuchern am Morgen die Halle in festlichem Glanze dar, Podium und Tische blumengeschmückt, die Wände mit Plakaten und Bildern verziert, eine reichhaltige Ausstellung mit neuzeitlichen und historischen Beuten und Gerä- ten, Honigpyramide, Bienenwachskerzen und einer Kostprobe aus Franz Nagels künstlerischem Schaffen, seinen Kupfer-Arbei- ten mit überwiegend künstlerischen Motiven.“ (25.4.1993).

 386 Mark waren damals, zwei Jahre nach der Währungsre- form, in der Kasse. Bei seinem letzten Kassenbericht konnte Adolf Gaugel, „ein kleines Plus“ in der Kasse vermelden. Dabei hatte der Verein zuvor beim Festival der guten Taten, der Aktion Sorgenkind, die Summe von 2222.22 Mark gespendet. (19.3.1994). Dass die Imkerei in Schramberg schon in der zweiten Hälfte des 19. Jahrhunderts einen beachtlichen Stellenwert besaß, beweisen die Aufzeichnungen in der Familienchronik der Firma Hettich, Schrau- ben und Normteile, wo der Sohn Franz Xaver Hettich (* 1879) an- schaulich die Geschichte des Firmengründers und Bienenzüchters Karl Hettich (* 1837) schildert. Der im Bericht erwähnte Josef Hettich war ein Bruder des Verfassers, wohnhaft im Stammhaus der Firma Im Hagenwinkel 53, wurde 1911 Mitglied des Bienenzuchtvereins Schramberg und übernahm die Völker von seinem Vater Karl.

Komm Bua, dersch mit zom Imme bschneide

„Nebenher war unser Vater ein sehr begeisterter Bienenzüchter, der als solcher sich auskannte. Wie oft durfte ich als kleiner Bub mit, wenn er 'als' im Frühjahr von Bienenzüchter zu Bienenzüchter in die halbe Umgebung ging, ausgerüstet mit Rauchbläser, Wabenmesser, Zangen usw., um bei den überwinterten Völkern nach dem Rechten zu sehen, Ratschläge zu geben und Ordnung zu machen. Auch in der Honigernte sagte er oft zu mir: ´Komm Bua, dersch mit zum Imme bschneide´, und so zogen wir denn wieder von Stand zu Stand bei seinen Bekannten und Verwandten, um Honig zu ernten. Damals hatte man fast nur Strohkörbe, rund geflochtene Körbe aus Stroh, die man auf ein passendes Brett stülpte und wo man vorne ein kleines Loch zum Ein- und Ausflug der Bienen anbrachte. Einmal wurden wir auch zum Wendel Hans (Josef Mauch) gerufen, um Ho- nig zu ernten. U.a. hatte dieser nun einen ausnahmsweise großen Korb, der ziemlich schwer war, also vermutlich viel Honig haben mußte. Normalerweise ging man nun folgendermaßen vor: Zunächst räucherte man das Flugloch bzw. die Bienen um das Flugloch herum durch ein Rauchfaß ein. Dieses ist ein Metallgehäuse mit einer Ab- zugsröhre nach vorn und einer Luftzufuhrsröhre hinten; der hintere Teil bestand außerdem aus einem kleinen Blasebalg, auf den das Metallgehäuse mit der Luftzufuhrsröhre gesteckt wurde. In das Me- tallgehäuse kamen alte Lumpen, die man anzündete. Durch Luftzu- fuhr mittels des Blasebalgs entstand nun ein starker Rauch, der zur Abzugsröhre heraustrat, sobald man Luft zuführte. Durch dieses Räuchern wurden die Bienen betäubt und zogen ab oder ins Innere des Stockes. Dann wurde der Stock (Bienenkorb) vom Stand ge- nommen und auf einen bereitstehenden Tisch oder eine Bank ge- stellt. Um nun zu den Waben zu kommen, mußte man den Korb vom Flugbrett lösen und auf den Kopf stellen. Die Bienen wurden nun mittels Rauch abgetrieben oder betäubt und dann die vollen Waben mit extra hierzu geeigneten Messern herausgeschnitten, dabei muß- te immer auf die Bienen und besonders auf die Königin und die Brut Rücksicht genommen werden. Die herausgeschnittenen Honigwa- ben wurden mit einem Wisch, am besten einem Flügel von einem Huhn oder großen Vogel, von den Bienen gereinigt und in eine be- reitstehende Schüssel gelegt. Darüber wurde ein Tuch gebreitet, schon wegen der Bienen, die sich sofort über den Honig hergemacht hätten; alsdann der Korb vorsichtig wieder auf das Flugbrett gestellt und das Ganze auf den Stand. Als wir nun diesen ausnahmsweise großen Bienenkorb vom Flugbrett lösen wollten, ging es einfach beim besten Willen nicht, vermutlich war also der ganze Wabenbau am Boden festgekittet. Nun nahm man kurzerhand eine Baumsäge, um das Flugbrett vom Korb zu lösen. Ein stückweise hinein lief die Sache ganz gut, dann aber ging es immer schwerer, bis man schließlich die Säge weder vor- noch rückwärts brachte. Jetzt war guter Rat teuer. Soweit man dazu kam, löste man das noch ver- wachsene Stück mit langen Messern, um den Rest schließlich noch voll abzureißen und siehe da – die Säge hatte sich in der Mitte in die Höhe und in den Honig hineingearbeitet, während sie auf beiden Seiten noch auf dem Brett auflag. Der ganze Bau der Bienen war bös demoliert, viele Bienen waren tot oder so mit Honig verschmiert, daß sie kaum mehr davonkamen. Außerdem war der ganze Bau au- ßer Rand und Band. Wir hatten große Mühe, bis alles wenigstens ei- nigermaßen wieder in Ordnung war, auf jeden Fall hat es viele Bie- nen gekostet.“ Vom Strohkorb zum Bienenkasten

„Zu Hause selbst hatte unser Vater drei Bienenstände, einen unter der Straße vis-à-vis von unserem Wohnhaus, einen hinter dem Haus und einen dort, wo heute unser Schuppen steht. Als kleiner Nase- weis mit etwa 5 – 6 Jahren wollte ich auch mal sehen, wie denn der Vater seinen Honig erntet. Er war am Stand unter der Straße, aber flugs kam eine Biene und stach mich auf den Kopf. Mit großem Ge- heul lief ich davon und klagte der Mutter mein Leid. Einmal hatten wir soviel Honig geerntet, es war so um das Jahr 1886 – 87 herum, daß mein Vater nicht genug Häfen aufbrachte, denselben unterzu- bringen. Und so nahm er kurzerhand die Badewanne, die meines Wissens halbvoll im Schlafzimmer der Eltern stand und die ich stau- nend bewunderte. Wenn wir im Allgemeinen sonst mit dem Vesper etwas rauh gehalten wurden, so haben wir in diesem Honigjahr im- mer Honigbrot zum Vesper erhalten, was uns gesundheitlich sehr zustatten kam; denn andere Kinder hatten Katarrh, Keuchhusten usw., während wir davon verschont blieben, wenigstens solange wir Honig im Überfluß hatten. Unser Vater war, wie man damals zu sa- gen pflegte, immer ein Tüftler, d.h. er studierte an allem herum, ob es nicht etwas Besseres oder Praktischeres gab, etwa auch in der Bienenzucht.

Er war meines Wissens einer der Ersten, der die Bienen in Holzkäs- ten (Bienenkästen) einlogierte. Oft war nun, besonders bei einem starken Volk, der Kasten zu klein, und da behalf man sich dadurch, daß man auf den Kasten einen weiteren, etwas kleineren Kasten aufsetzte und durch eine etwa handbreite, oft noch breitere Öffnung miteinander verband. Diesen aufgesetzten Kasten hieß man kurz ´Aufsatz´. War nun ein Volk stark genug und das Trachtjahr gut, so war dieser Aufsatz bald voll gebaut und mit Honig gefüllt, während die Brut in der Regel im unteren Stock aufgezogen wurde. Kam nun die Honigernte, so wurden die Bienen mittels Rauch in den unteren Stock getrieben und der obere mit Honig gefüllte Aufsatz wurde her- untergenommen. Auf diese Weise war die Honigernte einfacher ge- worden. So, wie auch wir lieber in den unteren Stöcken wohnen als im Dachgeschoß, so ist das auch bei den Bienen der Fall. Manchmal wollten sie nicht hinauf in den Aufsatz, lieber saßen sie müßig im un- teren Stock oder vor dem Flugloch, als daß sie in den Aufsatz zo- gen.

Das brachte unsern Vater auf den Gedanken, aus dem normalen Kasten mit Ganzrahmen zwei Kästen zu machen mit je halben Rah- men. Diese halbe Kästen oder einzelne Stöcke genannt, waren oben und unten offen und so konstruiert, daß man dieselben, und zwar beliebig viel, aufeinander setzen konnte zu einem Kasten mit zwei oder mehr Stöcken oder Etagen. Ein normal starkes Volk (etwa 10 – 20 000 Bienen) erhielt nun einen Kasten mit zwei Etagen, d. h., er war normal groß. War nun dieser Kasten vollgebaut und das Wetter oder die Tracht noch gut, wurden die beiden Etagen auseinander ge- nommen und eine dritte mit leeren Waben, auch angefangene, oder Kunstwaben zwischen die beiden hineingeschoben, so daß ein Stock bzw. ein Kasten mit drei Etagen entstand. Nun war die oberste und unterste Etage mit Bienen besetzt, und letztere mußten wohl oder übel durch die mittlere, leere Etage. Auf diese Weise wurde also das Bienenvolk gezwungen, auch die mittlere zu beziehen. War nun in der früheren zweiten, jetzt dritten Etage bereits Brut, so ließen die Bienen dieselbe zur Reife kommen (was vom Ei bis zur entwi- ckelten Biene 21 Tage dauert), neue Brut wurde aber in diesem nun dritten Stock nicht mehr angesetzt, vielmehr nur noch zur Aufspei- cherung von Honig verwendet.

Bei der Honigernte durfte der Vater dann nur, wie bei dem Aufsatz erwähnt, die Bienen durch Rauch in die anderen Etage treiben, den oberen Stock herabnehmen und die anderen mit einem Holzdeckel gut verschließen.

Die Kästen machte mein Vater meistens selbst. Mehrere Jahre spä- ter hat ein Schreinermeister, wenn ich mich recht erinnere, irgendwo in der Nähe des Bodensees, diese Kästen aufgegriffen und zum Pa- tent angemeldet.“ Wenn ein Immen schwärmte

„Wir Buben hatten einen Mordsspaß und freuten uns königlich, wenn 'ein Immen schwärmte'. Heißa, wie flogen da die Bienen durcheinan- der, bis sie sich langsam an einem Baum oder Beerenstrauch in Form einer Traube hinsetzten. Da riefen wir den Vater, der sich mit Bienenkappe, Rauchfaß usw. bewaffnet, einen bereits vorher gerich- teten Bienenkasten bereitstellte und die Bienentraube hineinschütte- te. Fand nun die Königin den Kasten bzw. die neue Wohnung in Ord- nung, so zog der ganze Schwarm langsam hinein. Wenn die Bienen mit den Flügeln fächelten, den Hinterleib in die Höhe streckten, einen gewissen Gesang von sich gaben und strahlenförmig nach einer Richtung der neuen Wohnung zustrebten, dann wußten auch wir Bu- ben, die Königin ist drin und die Wohnung fand Gnade in ihren Au- gen. Man ließ also die Bienen ruhig machen, und in ein paar Stun- den waren sie eingezogen. Nun verschloß der Vater den Kasten und trug ihn auf seinen neuen Platz auf dem Stand. Manchmal kam es aber auch vor, daß so ein Bienenschwarm auf und davon ging, wenn es ihm nicht paßte. Unserm Vater passierte das selten, weil genü- gend passende Gelegenheit zum Sitzen der Schwärme da war, denn dieselben liebten ein windstilles, etwas schattiges, aber doch war- mes Plätzchen. Einmal fiel mir auf, daß bei einem leeren Kasten die Bienen flogen, wie wenn derselbe bevölkert wäre, und als man durch das Fenster hineinsah, das hinten mit der Türe den Abschluß bildete, waren es nur ein paar Bienen, die den ganzen Kasten in nervöser Hast durchsuchten. Ich fragte den Vater, was denn das sei, und er antwortete: Das sind ´Sucher´, d.h., es sind Bienen entweder vom ei- genen oder einem fremden Stand, die die Absicht haben zu schwär- men und deshalb eine neue Wohnung suchen, also sogenannte Quartiermacher. Diesen Suchern muß es nun in der neuen Wohnung gefallen haben, denn ein paar Tage darauf kam in etwa 15 bis 20 Meter Höhe über der Straße ein Bienenschwarm, vermutlich aus der Stadt dahergeflogen, und lief schnurstracks in den betreffenden Kas- ten hinein, in dem vorher die Sucher ihr Handwerk trieben. Wem der Schwarm durch ist, konnten wir nicht mit Sicherheit erfahren, und so blieb er eben dort, wo er sich einlogiert hatte.“ Stundenlang hab´ ich sie beobachtet

„Ich selbst habe mich als Bub von etwa zehn Jahren und später für die Bienen interessiert. Stundenlang hab´ ich sie beobachtet, wie sie ein- und ausflogen, wie ihr ganzes Volk als solches organisiert war, an dem sich jeder Staat ein Beispiel nehmen könnte. Musterhafte Ord- nung und Reinlichkeit ist ihr oberstes Prinzip. Davon nur ein Beispiel.

Einmal, der Vater lebte schon nicht mehr, da reinigte ich im Frühjahr die Völker; darunter war ein Volk mit einem alten Kasten und einem etwas hohen Flugloch. Da entdeckte ich auf dem Boden des Waben- baus ein sonderbares Wachsgebilde. Ich entfernte dasselbe vorsich- tig, und siehe da, das Skelett einer Maus kam zum Vorschein, fein säuberlich abgenagt, sonst tadellos erhalten. Die Maus muß offenbar süße Gelüste gehabt haben und ist dann von den Bienen durch Sti- che getötet worden. Und reinlich, wie die Bienen nun einmal sind, sollte das Ungeheuer weggeschafft werden, und da blieb ihnen nichts anderes übrig, als die ganze Maus abzunagen und so dann einen kleinen Teil wegzuschaffen. Sie besorgten das mit einer Gründlichkeit, der nur den Bienen eigen ist. Das Skelett aber abzubauen, war ihnen nicht möglich, und so spannten sie kurzerhand fein säuberlich eine Wachsdecke darüber und schlossen das ganze hermetisch ab.

Im übrigen könnte man ganze Bücher über die Bienen und ihre Eigen- schaften schreiben. Dazu fühle ich mich jedoch nicht berufen. Es sei nur noch erwähnt, daß unser Vater mit seiner immer größer werden- den anderweitigen Inanspruchnahme auch seine Bienenstände bis auf einen, den er direkt an das Haus baute, reduzierte, aber immer noch 10 bis 12 Stöcke hielt. Als mein Bruder Josef im Jahre 1913 hei- ratete und den größten Teil der Landwirtschaft übernahm, gründete er mit etwa zwei oder drei Stöcken aus des Vaters Hinterlassenschaft an Bienen einen neuen Stand. Der größere Teil blieb noch beim Betrieb, bis der Stand dem neuen Fabrikgebäude im Jahre 1925 ganz wei- chen mußte.“ LORSCHER BIENENSEGEN

KIRST, imbi ist hucze! nu fluic du, vihu minaz, hera fridu frono in godes munt heim zi commone gisunt. sizi, sizi, bina: inbot dir sancte Maria. hurolob ni habe du: zi holze ni fluc du, noh du mir nindrinnes noh du mir nintruuinnest sizi vilu stillo uuirki godes uuillon.

Kloster Lorsch, um 800

Dr Schwob dät drzua saga:

KRISCHT! Dr Schwarm isch abghaua! Etz flieg du, mei Viech, doher em hoiliga Frieda om Gotts Willa komm gsond hoim. Hock na Schwarm, hock na. Des hot dr Sankt Maria botta. Du häbascht koin Urlaub, flieg jo idt ens Holz. Du sollscht mr idt vrdrenna no di mir entwinda. Hock ganz riabig na, wirk Gotts Willa.

Holzstich um 1880. Sammlung K.A. Forster. Foto: J. Gaiser Nigra vor´m Hemmlsdor

Wenn´s em Benastaat so zuaging wia em Hemml vorduss drängla ond anand en d´Fiaß naischtau kenntscht s´Kreiz macha

Dia dätat raibra dia schwächsta kämet ondr d´Rädr odr dätet d´Drohna dia faula Hond em hoa Boga aus dr Lechr werfa

Bloß Flugbena fleißig wia se send dätet Hong aifahra em Petrus oms Maul romschmiera ond en Hemml komma D´Kenigin dät direkt vom Hochzeitsflug ens Paradies fliega ond d´Drohna dätet koin Mucks me macha ond en d´Hell nafahra G.D. Weisheiten wie Honig ums Maul schmieren

 Die angeführte Redewendung stammt aus einer Zeit, in welcher Zucker und andere Süßigkeiten noch nicht bekannt waren.  Ein Fenster öffnen und eine Biene aus dem Zimmer lassen – ist das vielleicht nicht Glück? (Chinesische Weisheit).  „Unsere Lieblinge“ nennt der erste Schriftführer des Vereins, Josef Faller, seine Bienen im Jahresbericht 1912.  „Was ich auch anrührte, wuchs wie eine Honigwabe.“ Petronius: Leben des Trimalchio.  „Ein Land, in dem Milch und Honig fließen“ (2. Mose 3,8), bezieht sich auf Israel und auf Honig, der aus Datteln gewonnen wird. Die Biene in der Bibel (AT) wird nur einmal als Honiglieferant erwähnt (Richter 14,8).  Grinsen wie ein Honigkuchenpferd mit Korinthen drauf.  Honeymoon, Honigmond, sagt der Engländer zu den Flitterwo- chen.  Homer berichtet von Nestor, des wegen seiner Weisheit und Re- degabe gerühmten greisen Sagenheldes, er sei jemand, „dem von der Zunge süßer als Honig die Rede floss.“ Heute meint honigsü- ße Rede Schmeichelei oder Lobhudelei.  „Gott hat eigenen Honig süße/ Äpfel und Schlehenschnaps/ Klappernde Nüsse“ (Sarah Kirsch).  „Heule nicht der Stiche wegen, du fügst mit deinen Pfeilen den Menschen andere Stiche zu“ (Theokrit aus Syrakus, 300 v.Chr.).  ´Eine Biene drehen´ meint, sich unbemerkt aus dem Staub ma- chen.  „Touristen sind wie Bienen“, sagt José Saramago. „Sie sind nütz- lich, weil sie Honig geben. Aber man sollte ihnen nicht zu nahe kommen, weil sie stechen.“  Vom Theologen Karl Rahner aus wurde behauptet, dass er seine zahllosen Schriften gerne in der Nähe eines Bienenhau- ses schrieb und vom monotonen Summen so betört war, dass er einfach keinen Schlußpunkt setzen konnte. Erfüllung

Der Sommer Tage kamen spät. Der Immen wohliges Gebrumm erfüllt den Raum als raunten sie sich zu von goldner Tracht im Tann.

Gleich Pfeilen schossen sie dahin, ein ganzes Heer und frachtbeladen sie taumelten in dunkler Beute Schlund. Des Imkers Auge leuchtete im Honigmond.

Die Kannen füllten sich zum Rand mit dunklem schwerem Seim. Des Segens Flut nicht enden wollte.

Der Sonnen Tage schwanden hin und endeten in Herbstes Grund.

G. D. Sie tanzten nur einen Sommer

Sie tanzen im Walsertakt, einmal links herum, einmal rechts herum, und das mit vollem Mund, in wachsenden Kreisen reißen die Heim- kehrenden auf den Waben die andern mit, steigern sich zu einem Veitstanz der Berührungen, Düfte, Mitteilungen, als wollten sie sagen: Habt ihr es noch nicht bemerkt, der Tisch ist reichlich gedeckt, der Raps blüht im näheren Umfeld, und ab geht die Post!

Später im Jahr vielleicht tanzen sie den Schwänzeltanz auf dem Tanz- boden der Waben, geben die Schwingungen ihrer Zitterpartie weiter auf hauchdünnen Zellwänden, wackeln eine Acht, Tannenduft in den Haaren, in wechselnder Schnelle signalisiert der Bauchtanz Entfer- nung und Ergiebigkeit der Trachtquelle, der Mittelsteg der Tanzfigur zeigt die Richtung an, und ab schießen die schwarzen Husaren pfeil- gerade der Wolfsschlucht zu. Es honigt der Wald.

Sie standen nicht in Diensten der werdenden Königin, die ihr mundge- recht Gelée royale zu reichen hatten, waren nicht abgestellt zu Pflege- völkern, auch nicht abkommandiert zu Wächterdiensten gegen räube- rische Erpressungen am Flugloch oder zu Putzdiensten im stockdunk- ler Beute, sie tanzten einen Sommer lang Rondo und Menuett zu Blu- men und Blüten, Rüssel saugten süßes Gift, manch eine wehrte sich mit spitzem Stachel gegen den eignen Herrn, spritzte Gift, was für sie, wie auch immer, tödlich endete.

Sie tanzten nur einen Sommer, der währte für alle, wenn es hoch kam, nur sechs Wochen. SCHWEIZERLIED

Uf´m Bergli Bin i gesässe, Ha de Vögle Zugeschaut; Hänt gesunge, Hänt gesprunge, Hänt´s Nestli Gebaut.

In ä Garte Bin i gestande, Ha de Imbli Zugeschaut, Hänt gebrummet, Hänt gesummet, Hänt Zelli Und da kummt nu Gebaut. Der Hansel, Und da zeig´ i Uf d´Wiese Em froh, Bin i gange, Wie sie´s mache, Lugt´i Summer- Und mer lache vögle a; Und mache´s Hänt gesoge, Au so. Hänt gefloge, Gar z´schön hänt s´ Johann Wolfgang Goethe Getan. um 1810 Impressum

Herausgeber: Bezirks-Imkerverein e.V. 78713 Schramberg 2003

Einband Rückseite:

Astronomisches Zifferblatt der Rathausuhr Schramberg/ Fünftälerstadt im Schwarzwald Foto: Kasenbacher

Inhaltsverzeichnis

Vereinswappen 1 Ein Schwarm, der nach Schramberg zog 2 Die Männer der ersten Stunde 3 Stiftungsfest am 7.12.1913 5 Kopie Protokoll Faller 6 Goldene Medaille 1905 7 Foto: Gründerzeit 8 Bienenwohnungen und Bienenzuchtgeräte vor Ort 9 Der Verein wird erwachsen 10 Kein Honigschlecken 11 Foto: Prof. Zander in Hardt 12 Foto: Fohrenbühl 1936 13 Anwesenheitsliste 1940 14 Eine Reise Richtung Straßburg 15 Aufschlüsselung der Völker nach Ortschaften 16 Dokument aus der französischen Besatzungszeit 17 Ihre Majestät im Bienenstaat 18 Zahlen zur Zucht 20 Das Wandern ist des Müllers Lust 21 Einkehr „Zur grünen Tannenlachnide“ 22 Volle Honigtöpfe 23 Unermüdlicher Motor des Vereins 24 Die Vorstandschaft 1903 – 2003 25 Ansprechpartner im Jubeljahr 26 Foto: Vorstandschaft 2003 27 Von Zünften, Zinntellern, Zeidlern 28 Gravur: Papyrus 29 Aktive Mitglieder im Jubeljahr 30 Jahresprogramm 2000 33 Stichhaltige Argumente 35 Mitglieder- und Volksentwicklung 1908 – 2000 36 Flugbienen im Reisefieber 37 Foto: Ausflug Rippoldsau 38 Foto: Ausstellungsraum beim Gartenfest 39 am 27./28.Juni 1998 in Hardt Fotos: Ein Blick in den Schaukasten des BV Schramberg Europabeuten – eine Beute des Schwarzwaldwinters 40 JUKS schnuppert dufte Bienen 41 Foto Brutwaben 42 Ich glaub, ich steh im Wald 43 Der BV präsentiert sich am 10.09.2000 in Schramberg anlässlich der Heimattage Baden-Württemberg 44 In Ablegern aufgelesen 45 Aus der Familienchronik der Firma Hettich: Aufzeichnungen vom Imkern in Schramberg in der zweiten Hälfte des 19. Jahrhunderts

1. Komm Bua, derfsch mit zom Imme bschneide 47 2. Vom Strohkorb zum Bienenkasten 49 3. Wenn ein Immen schwärmte 51 4. Stundenlang hab´ich sie beobachtet 52

Lorscher Bienensegen 53 Nigra vor´m Hemmlsdor 54 Weisheiten wie Honig ums Maul schmieren 55 Gedicht: Erfüllung 56 Sie tanzten nur einen Sommer 57 Goethe: Schweizerlied 58 Impressum 59

Inhaltsverzeichnis Foto: Umschlag Rückseite: Astronomisches Zifferblatt der Rathausuhr Schramberg Foto Kasenbacher Umschlag Vorderseite: der vereinseigene attraktive Bienenkorb mit Rathauskulisse! Grußworte des Schirmherrn, des Landesverbandes, des Vereinsvorsitzenden

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