Wasserwirtschaftsamt Rosenheim

ANLAGE 1

Festsetzung des Überschwemmungsgebiets an der Isen; Gewässer I und II, Isen Fluss-km 9,400 bis 44,200 Gewässer II, Goldach Fluss-km 0,000 bis 5,400 Gemeinde , Markt Buchbach, Gemeinde , Gemeinde Heldenstein, Ge- meinde , Stadt Mühldorf a., Gemeinde Niederbergkirchen, Gemeinde Ober- taufkirchen, Gemeinde Rattenkirchen, Gemeinde , Gemeinde Zangberg, Landkreis Mühldorf a. Inn

ERLÄUTERUNGSBERICHT

1. Anlass, Zuständigkeit

Nach § 76 Abs. 2 Wasserhaushaltsgesetz (WHG) sind die Länder verpflichtet innerhalb der

Hochwasserrisikogebiete die Überschwemmungsgebiete für ein HQ 100 bis zum 22. Dezember 2013 und die zur Hochwasserentlastung und -rückhaltung beanspruchten Gebiete ohne Frist festzusetzen bzw. vorläufig zu sichern. Zudem können nach Art. 46 Abs. 3 BayWG sonstige Überschwemmungsgebiete festgesetzt werden. Nach Art. 46 Abs. 1 Satz 1 BayWG sind hier- für die wasserwirtschaftlichen Fachbehörden und die Kreisverwaltungsbehörden zuständig.

Nach Art. 46 Abs. 2 Satz 1 BayWG ist als Bemessungshochwasser für das Überschwem-

mungsgebiet ein HQ 100 zu wählen. Die Ausnahmen der Sätze 2 und 3 (Wildbachgefähr- dungsbereich bzw. Wirkungsbereich einer Stauanlage) greifen hier nicht.

Das HQ 100 ist ein Hochwasserereignis, das mit der Wahrscheinlichkeit 1/100 in einem Jahr er- reicht oder überschritten wird bzw. das im statistischen Durchschnitt in 100 Jahren einmal er- reicht oder überschritten wird. Da es sich um einen statistischen Wert handelt, kann das Er- eignis innerhalb von 100 Jahren auch mehrfach auftreten.

Der hier betrachtete Abschnitt der Isen liegt innerhalb des Hochwasserrisikogebiets nach § 73 Abs. 1 in Verbindung mit § 73 Abs. 5 Satz 2 Nr. 1 WHG und ist daher verpflichtend als Überschwemmungsgebiet festzusetzen.

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Da das Überschwemmungsgebiet für diese Festsetzung im Bereich des Landkreises Mühl- dorf am Inn liegt, ist für die Ermittlung des Überschwemmungsgebiets das Wasserwirt- schaftsamt Rosenheim und für das durchzuführende Festsetzungsverfahren die Kreisverwal- tungsbehörde Mühldorf am Inn sachlich und örtlich zuständig.

Mit den hier vorliegenden Unterlagen ist eine amtliche Festsetzung der Überschwemmungs-

grenzen für ein HQ 100 möglich.

2. Ziel

Die Festsetzung von Überschwemmungsgebieten dient dem Erhalt von Rückhalteflächen, der Bildung von Risikobewusstsein und der Gefahrenabwehr. Damit sollen insbesondere:

- ein schadloser Hochwasserabfluss sichergestellt werden,

- Gefahren kenntlich gemacht werden,

- freie, unbebaute Flächen als Retentionsraum geschützt und erhalten werden und

- in bebauten und beplanten Gebieten Schäden durch Hochwasser verringert bzw. vermie- den werden.

Die amtliche Festsetzung des Überschwemmungsgebiets dient zudem der Erhaltung der Gewässerlandschaft im Talgrund und ihrer ökologischen Strukturen. Dies deckt sich insbe- sondere auch mit den Zielen des Natur- und Landschaftsschutzes.

Es wird ausdrücklich darauf hingewiesen, dass es sich bei diesem Überschwemmungsgebiet nicht um eine behördliche Planung handelt, sondern um die Ermittlung, Darstellung und rechtliche Festsetzung einer von Natur aus bestehenden Hochwassergefahr.

3. Örtliche Verhältnisse und Grundlagen

3.1 Gewässer

Hauptgewässer: Isen

Nebengewässer: Goldach mit den Zuflüssen Ornaubach, Rimbach

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3.2 Hydrologische Daten

Den vorgenommenen Untersuchungen und hydraulischen Berechnungen liegen folgende Ab-

flüsse bei HQ 100 in der Isen und ihren Zuflüssen zugrunde.

Die Abflüsse enthalten keinen Klimazuschlag in Höhe von 15%.

Zugrunde gelegte Scheitelabflüsse HQ 100 an ausgewählten Querschnitten

Abfluß [m³/s] Isen (Modellbeginn) 115,60 Goldach-Abfluss 24,50 Rimbach-Abfluss 10,90 Ornaubach-Abfluss 19,60 Isen- nach Goldachmündung 180,00 Stegmühle 210,00 Pegel Engfurt 220,00 Isenmündung 230,00

3.3 Natur und Landschaft, Gewässercharakter

Bis zur Einmündung der Goldach in Schwindegg (ca. Flkm. 41.4) ist die Isen Gew. II Ord- nung, ab da Gew. I bis zur Mündung in den Inn.

Die Isen (Gew. I und II. Ordnung) liegt im tertiären Hügelland zwischen Inn und Isar und fließt im berechneten Bereich von West nach Ost in einem weiten Talraum. Die Isen weist von der Landkreisgrenze – Mühldorf bis ca. Ampfing eine geschwungene Linienführung auf. Unterhalb von Ampfing bis zur Mündung in den Inn weist die Isen eine gestreckte Linienfüh- rung auf. Bis ca. Erharting wird die Isen nahezu auf der gesamte Fließstrecke von einen rechts- bzw. linksseitigen System von Parallelgewässern begeleitet. Diese Parallelgewässer dienen vorwiegend als Vorflut für die Drainagen der landwirtschaftlichen Flächen. Der Hoch- wasserschutz Ampfing wurde entsprechend in der hydoteschnischen Unteruschung berück- sichtigt. Die Goldach (Gew. II. Ordnung) durchfließt aus Süden kommend den Ortskern von Schwin- degg und mündet nördlich von Schwindegg, bei Zurmühle (ca. Flkm 41,4), in die Isen. Die Goldach weist im Untersuchungsabschnitt eine stark geschwungene Linienführung auf. Im Jahre 2005 wurde an der Goldach bei Rohrmühle (südlich von Schwindegg) eine Baumaß- nahme zum Retentionsraumausgleich für den Hochwasserschutz Schwindegg durchgeführt, die gesamte Hochwasserschutzanlage wurde 2008 fertigegestellt. Beide Bauvor- haben wurden entsprechen ihren Entwurfs- bzw. Ausführungsplanungen in der hydrotechnischen Untersuchung berücksichtigt.

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3.4 Sonstige Daten

Im gesamten betrachteten Abschnitt stand für die Berechnung ein digitales Geländemodell zur Verfügung, das auf der photogrammetrischen Auswertung von Luftbildern beruht. Zusätz- lich wurden die Befliegungsdaten mit ergänzenden Querprofilaufnehmen, terrestrischen Vermessungen und Ausführunsplänen der A94 vervollständigt. An der Isen wurden an den Kilometersteinen (Stammprofile) und an Bauwerken wie Brücken, Wehranlagen und Sohl- schwellen (Sonderprofile) Flussprofile im November/Dezember 2006 terrestrisch aufgemes- sen.

4. Bestimmung der Überschwemmungsgrenzen

Die Ermittlung der Überschwemmungsgrenzen basiert auf einer zweidimensionalen Wasser- spiegelberechnung (Programm SMS und Hydro AS 2-D).

Der Untersuchungsabschnitt erstreckt sich von der Mündung der Isen in den Inn bei Kron- berg (Gde. Winhöring) bis zur Landkreisgrenze Erding – Mühldorf a. Inn (Fkm 44,2) westlich von Schwindegg.

Die Gewässerrauhigkeit wurde durch Modellkalibrierung bestimmt. Die Vorlandrauhigkeiten entsprechen standardmäßig den Empfehlungen des Bayerischen Landesamts für Umwelt. Insbesondere die Uferbereiche wurden mit im Modell hinterlegten Orthofotos nachkorrigiert.

Die aus den hydraulischen Berechnungen gewonnenen Wasserspiegelhöhen für HQ 100 wur- den mit dem Geländemodell verschnitten und so die Überschwemmungsgrenzen ermittelt, die in den Detailkarten M = 1:2.500 flächig blau abgesetzt mit Begrenzungslinie dargestellt sind. Grundlage der Pläne sind digitale Flurkarten (Stand Dez. 2017). Alle vom Hochwasser ganz oder teilweise berührten Gebäude werden rosafarben hervorgehoben.

Die ermittelten Überschwemmungsgebietsgrenzen wurden durch Ortsbegehung in den be- bauten Bereichen zusätzlich auf Plausibilität geprüft.

Die o. g. Begrenzungslinie wird auch im Maßstab M = 1:25.000 in einer Übersichtskarte dar- gestellt (zur Veröffentlichung im Kreisamtsblatt).

Kleinstflächige Bereiche (etwa < 20 m²) wie z. B. Gartenterrassen, welche inselartig oberhalb

des Wasserspiegels bei HQ 100 liegen, sind aus Gründen der Lesbarkeit nicht von der Schraffur im Lageplan ausgenommen. Gleiches gilt auch für Rückstaueffekte an (Straßen-) Gräben, Seitengräben oder dgl., soweit es zu keinen flächigen Aus- uferungen kommt.

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In den Detailkarten M = 1:2.500 werden in größeren Abständen die maximal auftretenden

Wasserstände des HQ 100 als Höhenkoten dargestellt.

5. Rechtsfolgen

Nach der Festsetzung des Überschwemmungsgebiets gelten die Regelungen des § 78 WHG in Verbindung mit der Rechtsverordnung zur Festsetzung des Überschwemmungsgebiets.

6. Vorschläge für Regelungsgegenstände in der Verordnung aus wasserwirtschaft- licher Sicht

Aus fachlicher und wasserwirtschaftlicher Sicht sollten in die Rechtsverordnung zur Festset- zung des Überschwemmungsgebiets keine weiteren, über die gesetzlichen Regelungen in WHG und BayWG hinausgeheneden Bestimmungen, aufgenommen werden.

7. Sonstiges

Die ermittelten Überschwemmungsgrenzen umfassen das Gebiet, das bei einem Abfluss ei-

nes HQ 100 in Isen, Goldach, Ornaubach und Rimbach überflutet wird. Es wird darauf hinge- wiesen, dass alle weiteren Nebengewässer nicht Gegenstand dieses Verfahrens sind. Die

Überschwemmungsgrenzen dieser Bäche wären für ein HQ 100 separat zu ermitteln. Sie kön- nen lokal größer als die hier berechneten, rückstaubedingten Überschwemmungsflächen sein.

Das Überschwemmungsgebiet von der Isen im Landkreis Altötting (WWA Traunstein) und Landkreis Erding (WWA München) sind für diese Festsetzung nur nachrichtlich aufgenom- men (nicht Gegenstand des Festsetzungsverfahren).

Wasserwirtschaftsamt Rosenheim, den 18.09.2018

Gez. Geisenhofer Geisenhofer LBD