MICHAEL TIPPETT A CHILD OF OUR TIME

ORCHESTER & CHOR DER UNIVERSITÄT BREMEN MICHAEL TIPPETT A CHILD OF OUR TIME BREMEN, ST. PETRI-DOM Dieses Programmheft wurde von den Teilnehmenden des Seminars „M4all - Musik für alle (Teil von Culture4all): Verfas- 27. JANUAR 2019, 19 UHR sen eines Programmheftes und gemeinsame Gestaltung ei- ner Einführungsveranstaltung zur Aufführung von Michael Tippetts ‚A Child of Our Time‘, einem 1939-41 komponierten Oratorium über Herschel Grynszpan“ verfasst. Das Seminar fand im Wintersemester 2018/9 unter der Leitung von Uni- versitätsmusikdirektorin Dr. Susanne Gläß an der Universi- tät Bremen statt. Die Teilnehmenden des Seminars haben nicht nur die Texte dieses Programmheft geschrieben und die Bilder ausgewählt, sondern auch den Wikipedia-Artikel Anja Petersen Sopran zu „A Child of Our Time“ aktualisiert und einen öffentlichen Kerstin Stöcker Alt Einführungsvortrag zum Konzert am 19. Januar um 11 Uhr Clemens Löschmann im Haus der Wissenschaft in Bremen gestaltet. Martin Kronthaler Orchester & Chor der Universität Bremen Susanne Gläß Dirigentin IMPRESSUM

Redaktion: Anna Rolfing, Birthe Tietken, Clara Blaschy, Laura Lippert, Susanne Gläß Victoria Kürzinger Konzertmeisterin Übersetzung der gesungenen Texte aus dem Englischen: Michael Junglas, bearbeitet von Stefanie Adler Korrepetition Chorproben Claudia Arlinghaus/Münster und Susanne Gläß Nils Roese Stimmbildung Chor Titel: Hanna Deutschmann, Foto: Gerhard Gellinger Fotos: S. 2: Jan-Hendrik von Stemm, S. 5: Arno Burgi (picture alliance/dpa), S. 20: Bundesarchiv (Bild 183-41636-0002/o. Ang./CC-BY-SA 3.0), S. 21: Mike Ward (Schott Music), S. 22/23: - Erich Auerbach (Schott Music), S. 24: National Archives U.S.A. (Bild Nr. 535874, Record Group 208), S. 25: Bundesarchiv (Bild 146-1988-078-08 /o. Ang./ CC-BY-SA 3.0), S. 26 - Museum in der Adler- Apotheke Eberswalde, 16. August 1931, Urheber unbekannt (Zitat der Genehmigung des Urhe- bers für die Lizenz: „Das Museum als Inhaber der Nutzungsrechte stimmt der Veröffentlichung zu.“), S. 27: Andre Freud (CC BY-SA 3.0), S. 28: Annette Schrader (oben), privat (unten), S. 29: Caroline Hirthe (oben), privat (unten), S. 30: Jörg Landsberg, S. 31: Wolfgang Everding (oben), Claudia Hoppens (unten), S. 32: Harald Rehling, S. 33: Matthias Wulff Illustrationen: Noten „Go down, Moses“ (S. 36): Alexander Nauditt/Hanna Deutschmann Noten/Libretto: Der Aufführung liegt Notenmaterial des Verlages Schott Music/Mainz zu Grunde. Der Abdruck des Textes im Programmheft erfolgt mit freundlicher Genehmigung des Schott-Verlages (© 1944 BY SCHOTT & CO. LTD.). Wir danken der Karin und Uwe Hollweg Stiftung und dem Gestaltung: Hanna Deutschmann Förderverein Universitätsmusik an der Universität Bremen e.V. Druck: Druckerei der Universität Bremen für die großzügige Unterstützung des Projekts und Jens Block V.i.S.d.P.: Dr. Susanne Gläß für die Leihe des Kontrafagotts! I WOULD KNOW MY SHADOW AND MY LIGHT WORUM ES GEHT

„A Child of Our Time“ - „Ein Kind unserer Zeit“: Mit diesem SO SHALL Kind meint der Komponist Michael Tippett den jüdischen Jugendlichen Herschel Gryn­szpan. Nachdem dieser von der Deportation seiner Familie erfahren hat, verübt er aus I AT LAST Verzweiflung ein Attentat auf einen deutschen Diplomaten. Das wiederum nehmen die Nazis zum Anlass für die „Reichs- BE WHOLE kristallnacht“. Das „Kind unserer Zeit“ steht nicht nur für Herschel Gryn­ szpan, sondern ebenso sinnbildlich für alle verfolgten Minderheiten, die wegen ihrer religiösen und politischen Überzeugungen oder ihrer sexuellen Orientierung verfolgt werden.

Inspiriert vom Psychoanalytiker C.G. Jung geht es Tippett um eine Balance von Unbewusstem und Bewusstem, von Schatten und Licht im Inneren eines jeden Menschen. MICHAEL TIPPETT 2. ARGUMENT Die Menschen haben alles Irrationale, alle Mythen, alle Götter aus ihrem Leben verbannt. Das Irrationale rächt sich durch A CHILD OF unkontrolliertes Wachstum von innen. Alto Solo Alt Solo Man has measured Der Mensch hat OUR TIME the heavens die Himmel with a telescope, mit einem Teleskop vermessen, ORATORIO FOR SOLI, driven the Gods er hat die Götter vertrieben CHORUS AND ORCHESTRA from their thrones. von ihren Thronen. But the soul, watching the Doch die Seele betrachtet die chaotic mirror, Widerspiegelung des Chaos knows und weiß, that the Gods return. dass die Götter zurückkehren. Truly, the living God Wahrlich, der lebendige Gott consumes within and verzehrt sich selbst von innen und EIN KIND turns the flesh to cancer. verwandelt das Fleisch in Krebs. UNSERER ZEIT INTERLUDIUM ORATORIUM FÜR SOLI, CHOR UND ORCHESTER 3. SCENA Die Menschen wissen nicht mehr, was gut und was böse ist. Sie sind dem Schicksal hilflos ausgeliefert.

Chorus Chor Is evil then good? Ist Böses denn gut? Is reason untrue? Ist Vernunft gelogen?

Alto Solo Alt Solo Reason is true to itself. Vernunft ist sich selber treu. But pity breaks open the heart. Aber Mitleid bricht das Herz auf. PART I Chorus Chor Der erste Teil ist eine allmähliche Annäherung an die We are lost. Wir sind verloren. konkreten historischen Ereignisse. Hauptthema ist die We are as seed before the wind. Wir sind wie die Saat im Wind. desolate Situation der Welt in den 1930er Jahren nach We are carried to Wir werden in ein den Wirtschaftskrisen. a great slaughter. schreckliches Blutbad getrieben.

1. CHORUS 3. THE NARRATOR Die Erdkugel wird zuerst wie aus dem Weltall kommend von Überall auf der Welt werden Einzelne als Sündenböcke verfolgt. außen betrachtet. Winter und Dunkelheit dienen als Bilder für In Europa herrscht Hunger. Bedrückung und Bedrohung. Bass Solo Bass Solo The world turns Die Welt wendet sich Now in each nation Nun wurden in jedem Land on its dark side. zum Dunklen. there were some cast out einige durch den Staat It is winter. Es ist Winter. by authority and tormented, ausgegrenzt und gepeinigt, made to suffer for um für die Schuld 8. A SPIRITUAL the general wrong. aller zu büßen. Pogroms in the east, Pogrome im Osten, Chorus and Soli Chor und Soli lynching in the west; Lynchen im Westen; Steal away, Schleich dich weg, Europe brooding on Europa schmiedete Pläne steal away, schleich dich weg, a war of starvation. für einen Hungerkrieg. steal away to Jesus. schleich dich weg zu Jesus. And a great cry Und ein gewaltiger Schrei Steal away, steal away home: Schleich dich weg, schleich heim: went up from the people. stieg aus dem Volke auf. I ain‘t got long Ich muss nicht mehr lange to stay here. hier bleiben.

5. CHORUS OF THE OPPRESSED My Lord, He calls me, Mein Herr ruft mich, Wann werden Ausbeutung und Hunger ein Ende haben? He calls me by the thunder. er ruft mich durch Donner. The trumpet sounds Die Trompeten erklingen When shall the Wann wird der withina my soul. in meiner Seele. usurer’s city cease? Wucherer Stadt vergehen? I ain‘t got long Ich muss nicht mehr lange And famine depart from Wann wird sich der Hunger von to stay here. hier bleiben. the fruitful land? diesem reichen Land hinwegheben? Steal away, Schleich dich weg, steal away, schleich dich weg, 6. TENOR SOLO steal away to Jesus. schleich dich weg zu Jesus. Die Verzweiflung eines Mannes aus dem Volke, Steal away, steal away home: Schleich dich weg, schleich heim: gesungen über einem Tango. I ain‘t got long Ich muss nicht mehr lange to stay here. hier bleiben. I have no money Ich habe kein for my bread, Geld für mein Brot, Green trees a-bending, Grüne Bäume schwanken, I have no gift ich habe nichts, poor sinner stands a-trembling. der arme Sünder steht und zittert. for my love. um meine Liebe zu zeigen. The trumpet sounds Die Trompeten erklingen I am caught between Zwischen meinem Verlangen withina my soul. in meiner Seele. my desires und seiner Vereitelung I ain‘t got long Ich muss nicht mehr lange and their frustration bin ich gefangen to stay here. hier bleiben. as between the hammer wie zwischen Hammer and the anvil. und Amboss. Steal away, Schleich dich weg, How can I grow Wie kann ich reifen steal away, schleich dich weg, to a man’s stature? und ein Mann werden? steal away to Jesus. schleich dich weg zu Jesus. Steal away, steal away home: Schleich dich weg, schleich heim: I ain‘t got long Ich muss nicht mehr lange 7. SOLO to stay here. hier bleiben. Die Verzweiflung einer Frau aus dem Volke, gesungen als Wiegenlied.

How can I cherish my man Wie kann ich in solchen Zeiten in such days, meinen Mann umarmen, or become a mother wie eine Mutter werden THE WORLD in a world of destruction? in einer Welt der Zerstörung? How shall I feed Wie soll ich meinen Kindern TURNS ON my children zu essen geben on so small a wage? bei solch geringem Lohn? IT‘S DARK How can I comfort them Wie kann ich sie trösten, when I am dead? wenn ich tot bin? SIDE PART II Chorus 1 Chor 1 They infect the state. Sie verpesten den Staat. Dargestellt werden die Verfolgung der deutschen Chorus 2 Chor 2 jüdischen Bevölkerung seit 1933, das Attentat How? How? des 17-jährigen Herschel Grynszpan und We have no refuge. Wir haben keine Zuflucht. die „Reichskristallnacht”.

12. THE NARRATOR 9. CHORUS Tippett schrieb sein Libretto unmittelbar nach den Ereignissen Das konkrete geschichtliche Ereignis rückt näher. In direkter 1938 im britischen Ausland. Er ging irrtümlicherweise davon aus, musikalischer Parallele zum Chor „Behold the lamb” in dass Herschel Grynszpan sich in Paris auf der Flucht vor den Händels Oratorium „Messias” wird hier derjenige Deutschen befände. Tatsächlich war Grynszpan freiwillig nach angekündigt, der als „Kind unserer Zeit” Paris gegangen, um von dort nach Palästina zu gelangen. als Sündenbock dienen wird. Wegen fehlender Papiere war sein Aufenthalt dort allerdings illegal und er musste sich verstecken. A star rises Ein Stern steigt empor in mid-winter. im tiefsten Winter. Bass Solo Bass Solo Behold the man! Siehe, ein Mensch! Where they could, Wo sie konnten, The scapegoat! Der Sündenbock! they fled from the terror. flohen sie vor dem Terror. The child of our time. Das Kind unserer Zeit. And among them Und unter ihnen a boy escaped secretly, entkam heimlich ein Junge and was kept in hiding und wurde in einer großen Stadt 10. THE NARRATOR in a great city. versteckt gehalten. Viele werden verfolgt. Irgendwann konzentriert sich die Verfolgung auf die jüdische Bevölkerung. 13. CHORUS OF THE Bass Solo Bass Solo SELF- RIGHTEOUS And a time came when Und es kam eine Zeit, in der Die britischen Landsleute Tippetts proklamierten, ihr Boot sei voll, in the continual persecution in der fortwährenden Verfolgung und weigerten sich, weitere Geflüchtete aufzunehmen. one race stood for all. eine Rasse für alle stand. We cannot have them Wir können sie in our Empire. in unserem Land nicht dulden. 11. DOUBLE CHORUS OF They shall not work, Sie sollen weder Arbeit PERSECUTORS AND PERSECUTED nor draw a dole. noch Sozialhilfe bekommen. Dieser Chor bezieht sich unmittelbar auf Vorbilder in J.S. Bachs Let them starve Lasst sie verhungern Passionen. Chor 1 ruft zur Verfolgung auf, Chor 2 fragt: „Warum?” in No-Mans-Land! im Niemandsland! und „Wohin?”.

Chorus 1 Chor 1 14. THE NARRATOR Away with them! Weg mit denen! Auch die folgende, in der Form auf Tippetts spätere Opern vorausweisende Szene ist historisch nicht verbürgt, aber Chorus 2 Chor 2 menschlich plausibel: Herschel Grynszpan diskutiert mit seiner Where? Wohin? Familie. Seine ungestümen Gefühle siegen über die Vernunft seiner älteren Verwandten. Er entschließt sich zum Attentat. Chorus 1 Chor 1 Curse them! Kill them! Verflucht sie! Tötet sie! Bass Solo Bass Solo And the boys mother Und die Mutter des Jungen Chorus 2 Chor 2 wrote a letter, schrieb einen Brief, Why? Warum? saying: der da lautete: 15. SCENA: THE MOTHER, and help me to drive und helft mir, THE UNCLE AND AUNT, old Satan away. den alten Satan zu vertreiben. AND THE BOY Nobody knows the Niemand kennt die Mother (Soprano) Mutter (Sopran) trouble I see, Lord. Schwierigkeiten, die ich sehe, Herr, Oh my son! Oh mein Sohn! Nobody knows like Jesus. niemand so wie Jesus. In the dread terror In dem grauenhaften Terror they have brought me haben sie mich an den Rand near to death. des Todes gebracht. 17. SCENA Herschel Grynszpans Attentat auf den deutschen Botschaftsrat Boy (Tenor) Junge (Tenor) Ernst vom Rath. Die Altsolistin verkörpert nicht länger Herschel Mother! Mother! Mutter! Ah Mutter! Grynszpans Tante, sondern steht als Erzählerin dem Bass zur Seite. Though men hunt me Obwohl sie mich jagen Sie deutet die Tat als unkontrollierten Ausbruch des Irrationalen like an animal, wie ein wildes Tier, und weist darauf hin, dass Täter wie Opfer beide nur I will defy the world will ich der ganzen Welt trotzen, austauschbare Figuren ein und desselben Dramas sind. to reach you. um zu dir zu kommen. Duet – Bass & Alto Duett - Bass & Alt Aunt (Alto) Tante (Alt) Bass Bass Have patience. Hab Geduld. The boy becomes Der Knabe Throw not your life away Wirf dein Leben nicht fort desperate in his agony. verzweifelt in seiner Pein. in futile sacrifice. in nutzlosem Opfermut. Alto Alt Uncle (Bass) Onkel (Bass) A curse is born. Ein Fluch entsteht. You are as one against all. Du bist nur einer gegen alle. The dark forces threaten him. Die dunklen Mächte drohen ihm. Accept the impotence Finde dich mit der Ohnmacht of your humanity. deines Menschseins ab. Bass Bass He goes to authority. Er geht zu einer Behörde. Boy (Tenor) Junge (Tenor) He is met with hostility. Man begegnet ihm feindselig. No! I must save her. Nein! Ich muss sie retten. Alto Alt His other self rises in him, Sein anderes Ich erhebt sich in ihm, 16. A SPIRITUAL demonic and destructive. dämonisch und zerstörerisch.

Chorus and Soli Chor und Soli Bass Bass Nobody knows the Niemand kennt die He shoots the official. Er erschießt den Beamten. trouble I see, Lord. Schwierigkeiten, die ich sehe, Herr, Nobody knows like Jesus. niemand so wie Jesus. Alto Alt But he shoots only Jedoch er trifft nur seinen Bruder O brothers, pray for me, Oh Brüder, betet für mich, his dark brother. auf der Seite der Dunkelheit. o brothers, pray for me, oh Brüder, betet für mich And see ... he is dead. Und siehe ... er ist tot. and help me to drive und helft mir, old Satan away. den alten Satan zu vertreiben. 18. THE NARRATOR Nobody knows the Niemand kennt die trouble I see, Lord. Schwierigkeiten, die ich sehe, Herr, Bass Solo Bass Solo Nobody knows like Jesus. niemand so wie Jesus. They took a Sie nahmen terrible vengeance. furchtbare Rache. O mothers, pray for me, Oh Mütter, betet für mich, o mothers, pray for me, oh Mütter, betet für mich 19. THE TERROR ( CHORUS) In den folgenden drei Arien wird über die Auswirkungen Die „Reichskristallnacht” als diabolische Rache im Walzer-Takt. des Geschehenen auf die Hauptbeteiligten nachgedacht.

Burn down their houses! Brennt ihre Häuser nieder! Beat in their heads! Zerschmettert ihre Schädel! 22. THE BOY Break them in pieces Flechtet sie aufs Rad SINGS IN HIS PRISON on the wheel! und zerbrecht ihre Knochen! Das Leben und die Zukunft des Jungen sind zerbrochen.

Tenor Solo Tenor Solo 20. THE NARRATOR My dreams are all shattered All meine Träume sind zerbrochen in a ghastly reality. in dieser grauenhaften Wirklichkeit. Bass Solo Bass Solo The wild beating of my heart Das wilde Schlagen meines Herzens Men were ashamed Die Menschen waren beschämt is stilled: day by day. ist ruhig geworden: Tag für Tag. of what was done. There was über das, was getan wurde. Es gab Earth and sky Erde und Himmel bitterness and horror. Bitterkeit und Entsetzen. are not for those in prison. sind nicht für die im Gefängnis. Mother! Mother! Mutter! Mutter!

21. A SPIRITUAL OF ANGER 23. THE MOTHER Chorus and Bass Solo Chor und Bass Solo Die Mutter fühlt sich schuldig und weiß keinen Ausweg. Go down, Moses, Geh hin, Moses, way down in Egypt land. da unten im ägyptischen Land, Soprano Solo Sopran Solo Tell old Pharaoh, sag dem alten Pharao, What have I done to you, Was habe ich dir angetan, to let my people go. er soll mein Volk ziehen lassen. my son? mein Sohn? What will become of us now? Was wird nun aus uns werden? When Israel was in Egypt land, Als Israel in Ägypten war, The springs of hope Die Quellen der Hoffnung – Let my people go. – – Lass mein Volk ziehen. – are dried up. sind versiegt. Oppressed so hard grausam unterdrückt, My heart aches Mein Herz schmerzt they could not stand, dass kein Bestehen war, in unending pain. in unendlicher Pein. – Let my people go. – – Lass mein Volk ziehen. –

„Thus spake the Lord,“ trat Moses mutig hin und sagte: 24. ALTO SOLO bold Moses said, „So sprach der Herr: Die Altsolistin sieht die irrationalen Kräfte bedrohlich anwachsen. – „Let my people go. – – Lass mein Volk ziehen. – Die Menschen sehnen sich nach Frieden. If not, I‘ll smite Falls nicht, werde ich your first-born dead.“ Eure Erstgeborenen töten.“ The dark forces Die dunklen Mächte – Let my people go. – – Lass mein Volk ziehen. – rise like a flood. erheben sich wie eine Flut. Men‘s hearts Die Herzen der Menschen Go down, Moses, Geh hin, Moses, are heavy: sind schwer: way down in Egypt land. da unten im ägyptischen Land, they cry for peace. Sie schreien nach Frieden. Tell old Pharaoh, sag dem alten Pharao, to let my people go. er soll mein Volk ziehen lassen. 25. A SPIRITUAL

Chorus and Soprano Solo Chor und Sopran Solo O! by and by, Oh! Demnächst – bald! – LET MY by and by, Demnächst – bald! – I‘m going to lay down werde ich meine PEOPLE GO my heavy load. schwere Last ablegen. I know my robe‘s Ich weiß, mein Kleid beyond good and evil, jenseits von Gut und Böse, going to fit me well, wird gut passen, the sensual garments. den fleischlichen Hüllen. I tried it on ich habe es anprobiert Her face will be illumined Ihr Antlitz wird leuchtend sein at the gates of hell. am Tor zur Hölle. like the sun. Then is the time wie die Sonne. Dann ist die Zeit of his deliverance. seiner Erlösung. O, hell is deep Die Hölle ist tief and a dark despair, und nur dunkle Verzweiflung, o, stop, poor sinner, halt an, oh Sünderin, oh Sünder, 28. SCENA and don’t go there! geh nicht dorthin! Der Bass-Solist übernimmt die Rolle des allwissenden Alten, der Chor steht für uns, für das Publikum, das ihn befragt, was O! by and by, Oh! Demnächst – bald! – aus dem verantwortlichen Täter – gemeint ist Hitler - und was by and by, Demnächst – bald! – aus Herschel Grynszpan, dem „Kind unserer Zeit”, werden wird. I‘m going to lay down werde ich meine Einsamkeit ist die Strafe beider, beide sind ausgestoßen aus der my heavy load. schwere Last ablegen. Gemeinschaft. Als konsequenter Pazifist verurteilt Tippett die Tat Herschel Grynszpans, obwohl er im zweiten Teil des Oratoriums für ihn als Menschen durchaus Verständnis zeigt.

Bass Bass The words of wisdom Der Weisheit Worte PART III are these: Winter cold sind diese: Die Kälte des Winters means inner warmth, bedeutet innere Wärme, the secret nursery der verborgene Lebensquell In wenigen, aber dafür längeren Nummern stellt Tippett of the seed. der Saat. die Perspektive dar, die er trotz der im zweiten Teil geschilderten furchtbaren Ereignisse sieht. Chorus Chor How shall we have patience Wie sollen wir Geduld for the consummation haben für die Erfüllung 26. CHORUS of the mystery? des Mysteriums? Am Anfang des dritten Teils dient erneut die Kälte als Symbol für Who will comfort us in Wer wird uns trösten die sogar noch zunehmende Bedrohung. Das Wasser steht bei the going through? beim Übergang? Tippett im Anschluss an C. G. Jung für das Unbewusste, auf dessen Grund etwas sehr Wertvolles – ein Juwel - zu Bass Bass finden ist, wenn danach gesucht wird. Tippett Patience is born Geduld entspringt hegt also trotz allem noch Hoffnung. in the tension of loneliness. der Spannung der Einsamkeit. The garden lies Der Garten liegt The cold deepens. Die Kälte wird immer bitterer. beyond the desert. jenseits der Wüste. The world descends Die Welt steigt hinab into the icy waters in die eisigen Fluten. Chorus Chor where lies Dort liegt das Is the man of destiny Ist der Schicksalsmensch the jewel of great price. kostbare Juwel. master of us all? unser aller Herrscher? Shall those cast out Werden die Ausgestoßenen, die be unavenged? Vertriebenen ungerächt bleiben? 27. ALTO SOLO Wie am Anfang des Werkes (Nr. 2) überträgt Tippett der Altsolistin Bass Bass die psychologische Deutung des Weltgeschehens. Er sieht in der The man of destiny is cut off Der Schicksalsmensch ist von der archetypischen Weltseele die Kraft zur Erlösung. from fellowship. Gemeinschaft ausgeschlossen. Healing springs Heilung kommt The soul of man is Die Seele des Menschen ist from the womb of time. aus dem Schoß der Zeit. impassioned like a woman. voller Leidenschaft wie eine Frau. The simple-hearted Die einfachen Herzens sind, She is old as the earth, Sie ist alt wie die Erde, shall exult in the end. werden am Schluss frohlocken. Chorus Chor I want to cross ich will hinüberfahren What of the boy, then? Und was ist mit dem Jungen? over into camp-ground. in die ewigen Gründe. What of him? Was ist mit ihm? Oh chillun! Oh, Kinder! Bass Bass Oh, don‘t you want to go Wollt ihr denn nicht hingehen He, too, is outcast, Auch er ist verstoßen, to that gospel feast, zu dem Gospelfest, his manhood broken sein Menschsein zerbrochen that promised land, that land zu dem Gelobten Land, dem Land, in the clash of powers. im Zusammenprall der Mächte. where all is peace? wo alles nur Frieden ist? God overpowered him, Gott überwältigte ihn, the child of our time. das Kind unserer Zeit. Walk into heaven, Wollt ihr nicht in den Himmel and take my seat, eingehen, meinen Platz einnehmen and cast my crown und meine Krone PRELUDIUM at Jesus‘ feet. Jesus zu Füßen legen. Lord, I want to cross Herr, ich will hinüberfahren over into camp-ground. in die ewigen Gründe. 29. GENERAL ENSEMBLE Im Finale fasst Tippett seine Zukunftsperspektive zusammen: Deep river, my home Tiefer Strom, meine Heimat Durch die Integration von Bewusstem und Unbewusstem kann is over Jordan. ist jenseits des Jordan. Ganzheit erlangt werden. Das ist ein schwieriger Weg, für den Mut Deep river, Lord, Tiefer Strom, Herr, gebraucht wird, aber an dessen Ende die Hoffnung steht, dass auf I want to cross ich will hinüberfahren den Winter der Frühling folgt. over into camp-ground. in die ewigen Gründe.

Chorus and Soli Chor und Soli Tenor Tenor I would know my Ich werde meinen shadow and my light, Schatten und mein Licht erkennen; so shall I at last be whole. so werde ich am Ende ganz sein.

Bass Bass Then courage, brother, Fasse Mut, Bruder, dare the grave passage. wage den schweren Übergang.

Soprano Sopran Here is no final grieving, Hier ist keine endlose Trauer, but an abiding sondern eine immerwährende hope. Hoffnung. Alto Alt THE MOVING The moving waters Die erwachenden Fluten renew the earth. erneuern die Welt. WATERS It is spring. Es ist Frühling. RENEW 30. A SPIRITUAL THE EARTH Chorus and Soli Chor und Soli Deep river, my home Tiefer Strom, meine Heimat is over Jordan. ist jenseits des Jordan. Deep river, Lord, Tiefer Strom, Herr, IT IS SPRING DER TITEL DER TEXT

Tippett entlehnt den Titel „A Child of Our Time“ aus dem Tippett (siehe Bild oben) fragt den späteren Literaturnobel- Deutschen, nämlich von Ödön von Horváths 1938 veröf- preisträger T. S. Eliot an, ob er bereit sei, den Text für sein fentlichtem Roman „Ein Kind unserer Zeit“. Darin wird der Fa- geplantes Orato­rium über Herschel Grynszpan zu schreiben. schismus kritisiert. Während von Horváth das Kind der Zeit allerdings in einem Soldaten sieht, setzt Tippett den Fokus Eliot gilt als einer der größten Poeten der britischen Moder- auf andere Gruppen: Opfer von schlechten wirtschaftlichen ne. Er ist bereits berühmt, als Michael Tippett und er sich zu- Verhältnissen und Menschen, die als Minderheiten ausge- fällig kennenlernen. Zur Orientierung bittet Eliot den Kom- grenzt und verfolgt sowie als Sündenbock stigmatisiert ponisten um einen detaillierten Entwurf. Als er das Ergebnis werden. Stellvertretend dafür steht Herschel Grynszpan, der liest, rät er Tippett, den Text komplett selbst zu verfassen. gleichzeitig auch Täter ist. Eliot argumentiert, dass meisterhafte Poesie entweder die Tippett hat mit seinem Oratorium über die Biographie Musik beherrsche oder die ausdrucksstarke Musik den Text Grynszpans hinaus ein zeitloses und gerade heute wieder irrelevant erscheinen lasse. Musik sei im Zusammenspiel mit beängstigend aktuelles Werk geschaffen. Allgemeingültig- Text tendenziell das emotional stärkere Element. Deshalb keit erhält das Werk auch dadurch, dass Tippett Grynszpans empfiehlt Eliot ihm die Verwendung einer einfachen, nicht Verzweiflungstat symbolisch als Ausdruck des Dunklen im dichterischen Sprache. So schreibt Tippett den Text seines Menschen deutet. Tippett ist voller Hoffnung, dass, wer Oratoriums am Ende selbst. sich die inneren Licht- und Schattenseiten bewusst macht, Ganzheit und Frieden erreichen kann: „I would know my shadow and my light, so shall I at last be whole“. DER KOMPONIST DIE MUSIK

Michael Tippett (siehe Bild oben) wird 1905 in eine gutbürger- Tippett hat sich für sein Oratorium von der Melodieführung liche Familie geboren, in der Musik jedoch keine große Rolle mehrstimmiger englischer Renaissancemusik inspirieren spielt. Trotzdem erhält er Klavierunterricht. Seine Schulzeit lassen, die durch kompositorische Errungenschaften des ist aufgrund seiner Homosexualität und seines Atheismus 20. Jahrhunderts plötzlich fremd und neu klingt. Unge- von Ausgrenzung, Mobbing und Schulwechseln geprägt. Er wöhnlich an Tippetts Kompositionsweise ist, dass er die entscheidet sich, Komponist zu werden und geht ans Royal melodische Dimension in den Vordergrund stellt: Er kom- College of Music in London. Er wird hier nicht wegen seiner poniert Melodien, die er dann übereinander legt. Daraus musikalischen Fähigkeiten und seines Wissens, das wenig aus- resultieren an vielen Stellen dramatische Harmonien. geprägt war, sondern wegen seiner Zielstrebigkeit und seiner In der musikalischen Form hat Tippett sich an die barocken Vision angenommen. Schon während seines Studiums leitet Vorbilder von Händels „Messias“ und J.S. Bachs Passionen er einen Laienchor in der Nähe von London. Er engagiert sich angelehnt. Die Anlage in drei Teilen stammt aus dem „Mes- in vielfältiger Weise politisch, und zwar durchweg im linken sias“. Innerhalb dieser Teile finden sich Entsprechungen zu Spek­trum. Eine persönliche Krise führt Tippett durch eine The- Bachs erzählenden Rezitativen, betrachtenden Arien und rapie an die Philosophie des Psychoanalytikers C.G. Jung her- dramatischen Chören sowie zu den Chorälen als Gesang der an. Mit Beginn des Zweiten Weltkrieges 1939 gerät er durch Gemeinde. An die Stelle der Choräle hat Tippett fünf schlich- seinen Pazifismus in Konflikt mit dem politischen Mains­tream te, aber umso bewegendere Spirituals gesetzt. Die Musik hat in Großbritannien und geht deshalb 1943 für drei Monate ins eine innere Logik, die alle, die sich darauf einlassen, in die Gefängnis. Mit der Uraufführung von „A Child of Our Time“ ge- dunklen Untiefen des Mensch-Seins mitnimmt, in die Musik lingt Tippett 1944 der Durchbruch als Komponist. tiefer vordringen kann als alle Worte. HERSCHEL FEIBEL SPIRITUALS GRYNSZPAN

Als Tippett hört, wie Paul Leroy Robeson (großer Sänger in Herschel Grynszpan wird 1921 in Hannover als Sohn jüdi- der Mitte des Bildes oben) das Spiritual „Steel away“ singt, ist scher Eltern geboren. Wie viele „Ostjuden“ besitzt er die pol- er von dieser Musik so berührt, dass er sie in sein Oratorium nische Staatsangehörigkeit. Wegen der Diskriminierung der mit einbezieht. Die Spirituals stammen aus den Südstaaten jüdischen Bevölkerung emigriert er illegal nach Frankreich der USA und wurden dort zur Zeit der Sklaverei von afroa- und lebt dort bei seinem Onkel. Durch eine Postkarte seiner merikanischen Gemeinden komponiert. Schwester erfährt er Anfang November 1938, dass seine in Deutschland gebliebene Familie von der nationalsozialis- In den Spirituals werden biblische Geschichten aus dem tischen „Polenaktion“ betroffen ist. In dieser Aktion sind in alten Testament vertont, die Parallelen zu der Situation der der Nacht vom 28. auf den 29. Oktober 17.000 jüdische Men- Sklavinnen und Sklaven aufweisen. Auch bei Tippett stehen schen mit polnischer Staatsangehörigkeit in das Niemands- sie für die Befreiung von Minderheiten aus der Unterdrü- land zwischen Deutschland und Polen deportiert worden. ckung. Nach der schockierenden Nachricht verübt der damals Während heute die Spirituals gerade als Stärke des Oratori- 17-jährige Herschel Grynszpan ein Attentat auf den deut- ums wahrgenommen werden, sind sie bei der Uraufführung schen Botschaftssekretär Ernst vom Rath in Paris. Wenige und in den ersten Jahren danach häufig als Fremdkörper im Tage später erliegt Ernst vom Rath seinen Schussverletzun- Werk problematisiert und kritisiert worden. gen. Die Nazis nehmen dieses Attentat als Vorwand für ihre bereits seit langem geplanten Pogrome gegen die jüdische Bevölkerung. „REICHSKRISTALL- IHR SEID NICHT NACHT“ SCHULD AN DEM, Unter der „Reichskristallnacht“, auch bekannt als Novem- berpogrome, werden die organisierten Gewalttaten gegen WAS WAR, ABER den jüdischen Teil der deutschen Bevölkerung in der Nacht vom 9. auf den 10. November 1938 verstanden. Als Vorwand VERANTWORTLICH dient das von Grynszpan verübte Attentat. Unmittelbar da- nach beginnen bereits am 7. November Ausschreitungen gegen jüdische Bürger*innen. DAFÜR, DASS ES

Am 9. November wird dann die „Reichskristallnacht“ von NICHT MEHR SA und Gauleitern organisiert. Mitglieder der NS-Verbände, größtenteils in Zivil, stecken im gesamten Deutschen Reich GESCHIEHT. Synagogen in Brand, misshandeln und töten Menschen jüdi- schen Glaubens und zerstören zahlreiche jüdische Geschäf- te und Wohnungen.

In den Folgetagen werden zehntausende Angehörige jü- discher Gemeinden verhaftet und in Konzentrationslager MAX MANNHEIMER, verschleppt. Allein in der Pogromnacht werden 400 jüdische HOLOCAUST- Deutsche ermordet. ÜBERLEBENDER CLEMENS LÖSCHMANN ANJA PETERSEN

Tenor – „Ein Mann aus dem Volk“ Sopran – „Eine Frau und „Ein Junge“ (Das „Kind aus dem Volke“ und unserer Zeit“) „Die Mutter“

Der in Berlin geborene Tenor Cle- Nach ihrem Gesangsstudium in mens Löschmann wurde von Prof. J. Stuttgart war Anja Petersen (damals Hoefflin ausgebildet und hat in Mei­ Metzger) von 2002 bis 2007 Ensem- sterklassen bei Aribert Reimann und blemitglied des Oldenburgischen Dietrich Fischer-Dieskau studiert. Staatstheaters, wo sie viele Rollen des Er war Ensemblemitglied am Opernhaus Bremen. lyrischen Koloraturfaches gestaltete, darunter Gilda, Gast­engagements führten ihn an die Komische Zerbinetta, Susanna, Adina und Olympia. Seitdem war Oper Berlin, die Frankfurter Oper, zum Royal Ope- sie als Solistin in Produktionen des WDR-Rundfunkor- ra House Covent Garden, London, das Teatro Carlo chesters zu hören, gastierte am Staatstheater Wiesba- Felice, Genua, und das Gran Teatro del Liceu, Barce- den, am Theater Bremen, an der Semperoper Dresden, lona. Als Konzertsänger ist er sowohl im barocken, beim New European Festival, an der Staatsoper Stutt- klassischen und romantischen als auch im moder- gart und zuletzt an der Oper Frankfurt in der Urauf- nen und zeitgenössischen Repertoire ein interna- führung von Arnulf Herrmanns „Der Mieter“. 2014/15 tional gefragter Solist. Darüber hinaus arbeitet er hatte sie einen Lehrauftrag an der UdK Berlin inne. Seit als Rezitator und Chorleiter. DVD-, CD-, Rundfunk-, 2010 ist sie festes Mitglied des RIAS-Kammerchores, Film- und Fernsehproduktionen dokumentieren das singt darüber hinaus aber auch als Solistin im Konzert- breite Spektrum seiner Tätigkeiten. Clemens Lösch- und Oratorienbereich Werke aus der gesamten Breite mann unterrichtet Gesang in Bremen. des Repertoires. https://www.clemensloeschmann.de http://anjapetersen.com

KERSTIN STÖCKER MARTIN KRONTHALER

Alt – ‚Deutende Instanz - Seele’ und „Tante“ Bass – „Der Erzähler“ und „Onkel“ Die aus Landau in der Pfalz stammende Altistin Ker- Der Gewinn des 1. Preises beim „Internationalen stin Stöcker studierte an der Hochschule für Künste Gesangswettbewerb der Opéra Royal de Wallonie“ Bremen und schloss ihr Studium als Diplomgesangs- öffnete dem Bariton Martin Kronthaler aus Tirol die lehrerin und Konzertsängerin erfolgreich ab. Sie ist Türen namhafter Opernhäuser in Italien (La Scala), Ös- eine gefragte Oratoriensolistin und Konzertsängerin. terreich, Deutschland, der Schweiz, Frankreich, Polen, Ihr Repertoire ist breit gefächert, mit Schwerpunkten Peru, Japan, China und Singapur. 2010 - 2014 war er auf romantischen Oratorien und zeitgenössischer am Theater Bremen engagiert und sang hier Partien Musik. Daneben ist sie Mitglied in mehreren Ensem- wie Wolfram („Tannhäuser“), Orlando („Orlando Furio- bles: im Balthasar-Neumann-Chor, im so“), Germont („La Traviata“), Marcello VocalConsortBerlin und im Ensemble („La Bohème“) und Papageno („Die Spinario. Wichtige Impulse für ihre Zauberflöte“). Auch als Lied- und Arbeit bekam Kerstin Stöcker von Konzertsänger ist er international Noldi Alder und Clemens Löschmann. aktiv, besonders mit Carl Orffs „Carmi- Sie lebt in Bremen und hat hier auch na Burana“. Inzwischen gibt er seine einen Lehrauftrag für Gesang an der langjährige Bühnenerfahrung auch Hochschule für Künste. als Dozent an der Istanbul Universi- tät/Türkei und an der Kalaidos Musik- http://kerstin-stoecker.de hochschule/Schweiz weiter. www.martin-kronthaler.net DER CHOR DER UNIVERSITÄT BREMEN

Der Chor der Universität Bremen wur- de 2003 für die Aufführung von Orffs „Carmina Burana” von Susanne Gläß gegründet. Das seitdem erarbeitete Repertoire beginnt mit Werken des 19. Jahrhunderts: dem Requiem von Brahms, dem Te Deum von Bruck- ner, Coleridge-Taylors „The Song of Hiawatha“ und Max Bruchs „Odysseus“. Ein Schwer- punkt liegt auf Werken der 1920er und 1930er Jahre. Das Repertoire reicht bis in die Gegenwart zu Paul McCartney’s „Liverpool Oratorio“, zum „Queenklas- sical“ der Band MerQury, zur deutschen Erstauffüh- rung von Philip Glass‘ „Itaipu“ und von Johnny Parrys „An Anthology of All Things“ sowie zur europäischen Premiere von Richard Einhorns „The Origin“ und von Arturo Márquez‘ „Sueños“. Daneben singt der Chor regelmäßig a cappella und pflegt ein Liedrepertoire. Er hat Konzertreisen nach Apulien, Danzig, Namibia, in die Türkei, in die Ukraine, nach China und nach England unternommen.

SUSANNE GLÄSS

Susanne Gläß ist Dirigentin, Geigerin und promovierte Mu- DAS ORCHESTER DER sikwissenschaftlerin und seit 1996 Universitätsmusikdirekto- UNIVERSITÄT BREMEN rin der Universität Bremen. Sie leitet in dieser Funktion das Orchester und den von ihr gegründeten Chor der Universi- tät. Ihr Arbeitsschwerpunkt ist die Verbindung von univer- sitärer Lehre mit musikalischer Praxis durch die Gestaltung Das Orchester der Universität Bremen besteht seit von Programmheften und Einführungsvorträgen zu den der Gründung der Universität. Sämtliche Mitglieder Konzerten der Universitätsmusik in musik- und kulturwis- spielen unentgeltlich; auch für eher seltene Instru- senschaftlichen Seminaren. mente wie Kontrafagott und Englischhorn werden keine bezahlten Aushilfen benötigt. Sie ist Autorin einer Werkeinführung zu Carl Orffs „Carmina Neben Werken gemeinsam mit dem Burana“, die im Bärenreiter Verlag erschienen ist. Sie entwi- Chor werden auch Programme aus- ckelte eine Kooperation zwischen der Universitätsmusik und schließlich mit Orchestermusik erar- den Bremer Philharmonikern und baute eine Konzertreihe beitet. In letzter Zeit wurden unter mit fast 30 Konzerten pro Jahr im Theatersaal der Universität anderem Bruchs 3. Sinfonie, Mus- Bremen auf. An der Hochschule für Künste in Bremen lehrt sorgskis „Bilder einer Ausstellung“, sie Orchesterleitung. Ralph Vaughan Williams‘ 3. Sinfonie und Dvořáks 9. Sinfonie aufgeführt. 2016 hat sie das musikalische Konzept für das Mitsingfest Das Orchester hat Konzertreisen nach „Bremen so frei“ entwickelt und es in den Jahren 2017 und Italien, Polen, Frankreich und England 2018 jeweils am 1. Juni auf dem Bremer Marktplatz realisiert. unternommen. CHOR ORCHESTER

Sopran Maj Luca Fleskes, Margarete Pauls, Querflöte Charlotte Fiedler, 1. Geige David Steinebrunner, Andrea Woltmann, Anne Paa, Margot Jordan, Mira Bury, Grace D'Angelo Julia Jeske, Juliane Lenz, Neneh Sowe, Barbara Dieterle, Britta Kiss, Phyllis von Saucken, Pia Niebel, Sarah Florian, Victoria Kürzinger, Caroline Schneider-Kuhn, Saskia Ritter, Sophie Wagner, Oboe Jakop Schwoerbel, Vivien Kretschmann, Wolfgang Urban Claudia Ganter-Haake, Ursel Hauschild, Mia Pribbernow Dagmar Kursawe, Elke Jahnke, Uta von Bestenbostel-Ginsbourger, 2. Geige Barbara Großmann- Erika Grewe, Gisela Kriete, Wencke Bohlius, Wienke Menges, Englischhorn Christin Heitmann Hutter, Daniel Kohler, Frauke Wöltjen, Hilke Everding, Juliane Filser, Winnie Christine Abraham, Georg Blendermann, Irina Walter, Katharina Reif, Laura Mathieu, Yi Yang Klarinette Lisa Ritke, Lutz Rohde Johanna Oechsle, Julia Klügel, Leonie Meret Krieger, Monika Krebs, Heise, Maybrit Brooksnieder, Romy Sanaz Sadat Afzali, Sandra Diedrich, Tenor Fagott Corona Ziervogel, Skade, Sonja Kinzler, Stephanie Lehnert Sarah Schriefer, Sarah Korn, Alexander Nauditt, Andreas Möhring, Natalia Berlekamp Soon-Hai Ahlbrecht, Traudl Kuper, Angelo Epp, David Vogel, Bratsche Christiane Marwecki, Ute Escher Heinz-Ulrich Kirschke, Inga Jacobi, Kontrafagott Mathias Killyen Isabell Hüllen, Lara Huneke, Lotte Jan-Hendrik von Stemm, Schlingmann, Mirja Debertshäuser, Alt Jörg Buchhorn, Lucian Jeremias, Horn André Aehlen, Birgit Anders, Sören Schulze, Vanessa Schulz Ana Paola Loose, Anette Mielcarczyk, Rainer Czybulka, Robert Malek Gerd Anders Angelika Schade, Anja Göttsching, Cello Anneke Meißner, Fabian Anke Winsmann, Anna von der Ahe, Bass Trompete Andreas Hein-Foge, Schönfeld, Hannah Callenius, Janina Antje Garen, Bettina Schweizer, Bino Nolting, Christoph Hertzberg, Jakob Kastenholz, Sarah Wallys Zimmermann, Marika Gonther, Martin Christine Fingerle-Menzner, Jan Leuschner, Jeremias Thun, Kayser, Miriam Prume, Tilman Matzen, Debbie Kass, Elly Magnus Henriques, Jörgen Jespersen, Josias Huster, Posaune Clemens Hopfmüller, Viola Bihler Franziska Stoll, Gabriele Schmidt, Nils Roese, Patrick Köhn, Keno Bergholz, Leonard Steuernagel Hanna Deutschmann, Hanna Vasen, Robert Gaitzsch, Rüdiger Fehse, Kontrabass Franziska Genske, Ilse Hannelore Lindemann-Eßmann, Takuya Noboru, Wolfgang Dürr, Pauke Christian Süssle Wolfram, Jasper Junghans, Tizian Rohr Ilse Werner, Ingeborg Bender, Wolfgang Lukas, Yannick Wesseloh, Kathrin Lammel, Louise Oshiro, Yolanda Feindura AUSBLICK

Vor dem 2. Weltkrieg sprühte in den europäischen Metro- polen das Leben. Es entstand groteske, witzige und freche Musik. Beispiele dafür aus Berlin und Leningrad stehen un- ter dem Titel „Zwischen Chaos und Commerz“ auf dem Pro- gramm des Sommersemesters 2019.

Der Chor wird Mischa Spolianskys Kabarettoper „Rufen Sie Herrn Plim“ (komp. 1932) in einer konzertanten Fassung singen, das Orchester spielt zwei Werke von Dmitri Schos­ takowitsch: seine 5. Ballettsuite op. 27a „Der Bolzen“ (komp. 1930/31) und als Zugabe seinen berühmten Walzer Nr. 2 aus der „Suite Nr. 2 für Jazzorchester“ (komp. 1938). Die Konzerte sind für Anfang Juli geplant.

MITSPIELEN ODER MITSINGEN SPENDEN Der Förderverein Universitätsmusik an der Universität Bremen e.V. freut sich über Spenden auf das In beiden Ensembles sind neue Mitglieder willkommen. Stu- Konto Nr. 111730800 bei der Commerzbank Bremen, dierende können 3 CPs in General Studies/Fachergänzen- BLZ 290 400 90, de Studien erwerben. Im Chor sind Notenkenntnisse und Chorerfahrung Voraussetzung. Im Orchester sind Plätze in IBAN: DE57 2904 0090 0111 7308 00, den Instrumenten Querflöte, Klarinette, Kontrafagott, Horn, BIC: COBADEFFXXX. Posaune und Tuba zu besetzen, Streichinstrumente sind immer willkommen. Mitglieder aus der Universität können KONTAKT unangemeldet zur ersten Probe eines Projekts kommen; Dr. Susanne Gläß, Universitätsmusikdirektorin neue externe Mitglieder im Orchester und im Chor sowie Postfach 330 440, 28334 Bremen alle Orchesterinstrumente außer Streichinstrumenten müs- Tel. 0421/218-60 109, [email protected] sen vorher mit Dr. Susanne Gläß über sglaess@uni-bremen. de Kontakt aufnehmen. Die Proben im Chor beginnen am Homepage für Orchester & Chor der Universität: Montag, den 1. April, die Proben im Orchester am Mittwoch, www.uni-bremen.de/orchester-chor den 3. April. Homepage für die wöchentlichen Am 30. Januar und am 6. Februar um 19.30 Uhr werden die Konzerte im Theatersaal der Universität: Orchesterleitungsstudierenden des laufenden Winterse- www. uni-bremen.de/konzerte mesters Ausschnitte aus der Ballettsuite Nr. 5 von Schos­ takowitsch im Rahmen ihrer Orchesterleitungsprüfung Homepage für alle musikalischen Angebote dirigieren. Diese Proben sind öffentlich; es können alle mit- der Universität im Überblick: spielen, die überlegen, im Sommersemester dabei zu sein. www.uni-bremen.de/musik-fuer-alle