WITTENER TAGE FÜR NEUE KAMMER­MUSIK

KONZERTE KLANGKUNST PERFORMANCES GESPRÄCHE 24. – 26. APRIL 2020

Eine Veranstaltung mit dem

KULTURFORUMWITTEN VERANSTALTUNGSORTE

BLOTE VOGEL SCHULE Stockumer Straße 100 58454

JOHANNISKIRCHE Bonhoefferstraße 10 58452 Witten

HAUS WITTEN Ruhrstraße 86 58452 Witten

MÄRKISCHES MUSEUM Husemannstraße 12 58452 Witten

SAALBAU WITTEN Bergerstraße 25 58452 Witten WITTENER TAGE FÜR NEUE KAMMER­MUSIK

SAALBAU, JOHANNISKIRCHE, HAUS WITTEN, MÄRKISCHES MUSEUM, BLOTE VOGEL SCHULE

24. – 26. APRIL 2020

INHALT

6 GRUSSWORTE

8 VORWORT

FR 24. APRIL 2020, 20 UHR / FESTSAAL 10 KONZERT 1 Christophe Bertrand, Bára Gísladóttir, Anna Korsun, Alberto Posadas

FR 25. APRIL 2020, 22 UHR / JOHANNISKIRCHE 18 KONZERT 2 Patricia Alessandrini, Carola Bauckholt, Hèctor Parra, Lucia Ronchetti

26 ESSAY 1 Lydia Jeschke Reisen durch unsicheres Terrain – Musik von Alberto Posadas

SA 25. APRIL 2020, 11 UHR / MÄRKISCHES MUSEUM 31 DIALOG. PORTRAIT Alberto Posadas

SA 25. APRIL 2020, 16 UHR / JOHANNISKIRCHE 35 KONZERT 3 Johannes Boris Borowski, Gloria Coates, Ramon Lazkano, Benjamin Scheuer

SA 25. APRIL 2020, 20 UHR / BLOTE VOGEL SCHULE 40 KONZERT 4 Alberto Posadas

45 ESSAY 2 Gordon Kampe Wir vergessen nichts SO 26. APRIL 2020, 11 UHR / FESTSAAL 49 KONZERT 5 Huihui Cheng, Hugues Dufourt, Gordon Kampe

SO 26. APRIL 2020, 16 UHR / THEATERSAAL 53 KONZERT 6 , Josep Planells Schiaffino, Marco Stroppa

58 MONOCHROM [1 – 3] FR 24. APRIL 2020, 18.30 UHR / MÄRKISCHES MUSEUM Martón Illés SA 25. APRIL 2020, 14 UHR / FOYER SAALBAU Elena Rykova, Robert Wannamaker SA 25. APRIL 2020, 18 UHR / MÄRKISCHES MUSEUM Justé Janulyté, Elnaz Seyedi

FR 24. – SO 26. APRIL 2020 MÄRKISCHES MUSEUM / BIBLIOTHEK / HAUS WITTEN 64 FOUND & LOST Christina Kubisch, Brigitta Muntendorf, Martyna Poznańska

70 LABOR WITTEN 71 NEWCOMER KONZERT 74 BIOGRAPHIEN 103 IMPRESSUM

6 WITTENER TAGE FÜR NEUE KAMMERMUSIK 2020

GRUSSWORTE

Zum 52. Mal wollte Witten Spielstätte der Dank der Förderung durch das Ministerium Tage für neue Kammermusik sein, die ge­ für Kultur und Wissenschaft des Landes schlossene Kammer verlassen und sich an Nordrhein-Westfalen und der guten Zusam­ ungewöhnlichen Schauplätzen präsentieren. menarbeit von WDR, Kulturforum Witten und Stadt Witten können wir Ihnen neue Aufgrund der aktuellen Ereignisse und zum Klang- und Hörerlebnisse versprechen. Schutz unseres Publikums, unserer Künst­ ler*innen und Mitarbeiter*innen bleiben die Ich wünsche Ihnen eine inspirierende Zeit Aufführungsorte des renommierten Musik­ mit anregenden musikalischen Erlebnissen. festivals vom 24. bis 26. April 2020 jedoch geschlossen. SONJA LEIDEMANN Bürgermeisterin und Kulturdezernentin Dass es sich in diesem Jahr im wahrsten Sin­ der Stadt Witten ne des Wortes auf die geschlossene Kam­ mer beschränkt, war vor wenigen Wochen noch undenkbar. Für ein Uraufführungsfes­ Es ist gut, dass es in Nordrhein-Westfalen tival ist diese Situation besonders bedauer­ Orte wie Witten gibt, an denen der zeitge­ lich, da fast alle Werke im Auftrag für diese nössischen Musik Zeit und Raum gegeben Veranstaltung entstehen. Umso erfreulicher wird. Gerade sie hat auf ihrer Suche nach ist es, dass das Festival schnell auf die ak­ neuen Ausdrucks- und Artikulationsformen tuellen Umstände reagiert und allen Lieb- oft um ihre gesellschaftliche Akzeptanz rin­ haber*innen die neue Musik als Hörerlebnis gen müssen – weil sie uns weniger der eta­ im Radio präsentiert. blierten Werte und Vorstellungen versichert als Offenheit für Neues verlangt. Damit ist Wir hoffen, dass durch diese besondere sie auch Ausdruck und Antrieb einer demo­ Brücke viele Wohnzimmer zu Spielorten der kratischen, kritischen und entwicklungsfähi­ Wittener Tage für neue Kammermusik wer­ gen Gesellschaft. den und die Menschen für einen Moment zusammenkommen. Denn die ausgefallenen Die Wittener Tage für neue Kammermusik er­ Formen und Formate sind auch als reines proben neue Wege für die Entwicklung der Hörerlebnis in der Lage, Freude und Faszi­ Musik. Viele Uraufführungen aktueller Kom­ nation hervorzurufen. positionen werden aufhorchen lassen und zu aktiver Auseinandersetzung einladen. Selbstverständlich freuen wir uns schon auf Das Wittener Festival zeichnet sich dabei 2021, wenn wir für die Festivalbesucher*in­ durch ein hohes Niveau der Interpret*innen nen, für neugierige Zaun­gäste, das örtliche sowie der Ensembles aus – und durch oft Publikum und alle Mitwirkenden wieder überraschende und immer hörenswerte zum Spielort des einzigartigen Festivals Kompositionen. werden. GRUSSWORTE 7

Aufgrund der Bedeutung und Impulskraft maßen spielen, beim Streichquartett wirds der Wittener Tage für neue Kammermusik schon komplizierter. An Orchesterwerke hat die Landesregierung ihre Förderung ist nicht zu denken. Das Netz ist voll mit wesentlich erhöht. Ich freue mich, dass die Videos von Musiker*innen, die zuhause Veranstalter kurzfristig eine alternative sitzen und streamen, posten oder am Rad Form gefunden haben, die es erlaubt, das drehen. Festival den Umständen zum Trotz stattfin­ den zu lassen, und wünsche uns allen viele Das Netz ist aber auch für uns wichtiger ge­ anregende Begegnungen mit der Musik worden, als Plattform für Kultur und neue unserer Zeit! Formen. Auch für die Wittener Tage für neue Kammermusik. Das Festival gehört zu den ISABEL PFEIFFER-POENSGEN Kulturmarken des Landes und des WDR. Es Ministerin für Kultur und Wissenschaft war schon immer nicht nur Ort für Konzerte des Landes Nordrhein-Westfalen und Uraufführungen, sondern auch eine Plattform für die Szene. Hier hat man sich getroffen, diskutiert und ausgetauscht. Dass Uraufführungen sind selten geworden Kunst ein Gegenüber braucht, gilt für die dieser Tage, wohl wahr! Beethoven-Jahr? Neue Musik noch mehr als für die Werke, War mal. Die Welt begeht den 250. Geburts- die schon hundertmal aufgenommen wur­ tag eines tauben Komponisten, und die Mu­ den. Ein Festival-Programm virtuell im Netz sik verstummt in der Krise. Beethoven-Fest? stattfinden zu lassen ist eine Herausforde­ Bayreuth? Kein gutes Jahr für die Kultur. rung angesichts der Reisebeschränkungen. Ein Musiker in der Schweiz, die anderen in Die Musik, die Kunst braucht ein Gegen­ Israel, das Ensemble in New York, die Kom­ über. Und so leben wir in einer merkwürdi­ ponistin aber in Europa? Das zeigt, wie in­ gen Zeit. Leerstellen entstehen, die wir mit ternational die Szene arbeitet. In Zeiten von Streamings, Stadtteil-Singen, Hausmusik Corona im Radio eine Uraufführung anzu­ (wer es kann) oder Radio-Hören verbringen. bieten, im Netz dazu noch das Video, das ist Ja, genau – Radio! Die Nutzung aller Me- spannend und so neu, wie es für ein Festival dien steigt in der Krise. mit Neuer Musik angemessen ist. Und – wer weiß – vielleicht lernen wir auch für die Zeit Wie alle Veranstalter, Festivals und Konzert­ nach der Krise. häuser stehen auch wir im WDR vor der Fra­ ge: Retten oder absagen? Wie kann man ein MATTHIAS KREMIN geplantes Konzert, gar ein ganzes Festival Programmchef WDR 3 durch die Krise bringen? Im Abstand von mindestens 1,50 bis 2 Metern lässt sich eine Sonate für Violine und Klavier noch einiger­ 8 WITTENER TAGE FÜR NEUE KAMMERMUSIK 2020

FESTHALTEN UND LOSLASSEN

Es ist nicht das erste Mal, dass ein Witten das, was die Kammermusiktage schon seit Vakuum drohte, um einen der aktuellen Jahren sind, noch verstärken: »Witten« als Werktitel beim Wort zu nehmen. Die Witte­ Radioereignis. Nur würden es diesmal nicht ner Tage für neue Kammermusik hatten Uraufführungen, sondern Ursendungen sein, schon häufiger Ausfälle und Absagen zu die in den Mittelpunkt rücken. verkraften – aus verschiedensten Gründen: Wegen eines Vulkanausbruchs in Island Ganz so leicht waren die Stücke freilich (2010) oder wegen Reiserestriktionen im nicht einzuspielen. Zeit hatten fast alle. Kalten Krieg (1969 und 1975); nur einmal Einer der Vorzüge, die der Shutdown mit (1944) wurde weltkriegsbedingt gleich die sich bringt. Nur die Umstände gestalteten ganze Veranstaltung abgesetzt. sich alles andere als einfach. Nachdem Rei­ sen kaum mehr möglich waren, haben die 2020 ist es ein Virus, der uns dem Totalaus­ Musiker*innen aufgenommen, wo sich die fall nahegebracht hat. Als die Corona-Krise Gelegenheit bot – im Homeoffice oder in Mitte März auch das Musikleben zum Still­ nahegelegenen Studios. Sei es in , stand zwang, war schnell klar: das Festival Leipzig oder New York. würde in diesem Jahr nicht über die Witte­ ner Bühnen gehen. Trotzdem waren wir zu Dies geschah zum Teil auf abenteuerliche diesem Zeitpunkt praktisch startklar: Die Weise. Marco Blaauw etwa spielte in Köln neuen Werke, mitunter jahrelang vorher in nacheinander alle Stimmen der Stücke für Auftrag gegeben, lagen fast alle vor, Hono­ 8 Trompeten alleine ein. Andere nutzten rare waren verhandelt, Proben organisiert, aufwendige Schaltungen und Verbindungen, Reisen und Hotelzimmer gebucht. Und um über Ländergrenzen, ja über Kontinente dann einfach den Stecker ziehen? hinweg miteinander zu musizieren. Wenn das JACK Quartet in vier Appartements, Die fast unausweichliche Absage hätte mit verbunden mit der Komponistin im fernen einem Schlag die Ernte vernichtet. Das wäre Stanford, eine Remote Version von Patricia bitter, besonders für ein Premierenfestival, Alessandrinis Quartett aufnahm. Oder das von der Einmaligkeit der Uraufführung wenn Yaron Deutsch von Tel Aviv aus mit lebt (diesmal immerhin mehr als 20 an der seinen beiden Gruppen, Nikel und Ufa Zahl). Doch wollten wir das Unabwendbare Sextet, verstreut in aller Welt, produzierte, nicht einfach so hinnehmen. Katastrophen bevor Elena Rykova in Boston ihrem Stück können lähmen, aber auch Kräfte freisetzen. noch die Elektronik hinzufügte. Als sich »Plan B« abzeichnete, war es nicht mehr ganz so schwer loszulassen. Warum Überhaupt ist es die Kammermusik, die hier sollten wir nicht die Möglichkeiten, die un­ ausnahmsweise mal im Vorteil ist. Je kleiner, ser Medium bietet, exklusiv nutzen? Und desto besser. Werke in größeren Besetzun­ VORWORT 9

gen – der Zyklus von Alberto Posadas, das Nicht ganz vergessen sei am Ende das, Newcomer Konzert und die Kompositionen worüber ich an dieser Stelle eigentlich hätte für Kammerorchester – waren unter den schreiben wollen. Über die thematische aktuellen Auflagen leider nicht zu stemmen. Linie, die sich in vielen Formen und Facet­ Was gestern noch möglich schien, war mor­ ten durch die Programme zieht. Dabei geht gen schon nicht mehr durchführbar. Man es um das Wechselspiel von Erinnern und musste »auf Sicht fahren«, Pläne notfalls Vergessen, von Speichern und Löschen, über den Haufen werfen, immer wieder Festhalten und Loslassen. Eine Dialektik, Regeln neu auslegen, Genehmigungen ein­ die die »wechselnden Rhythmen unseres holen, Risiken und Nebenwirkungen abwä­ Bewusstseins« organisiert (Aleida Assmann), gen, um niemanden zu gefährden. Ein Spiel die aber auch grundlegend ist für die Musik, mit mehreren Unbekannten. für musikalische Formen und Gestalten. Interessanterweise entpuppt sich dabei ge­ Doch das war es wert. Schließlich hat die rade das, was gern als Defizit gesehen wird, Idee alle Beteiligten im wahrsten Sinne als lebensnotwendig: Ohne den Speicher beflügelt, ja »angesteckt« und auch meine gelegentlich zu leeren, wäre Neues nicht eigenen Widerstandskräfte mobilisiert. möglich. Ein Aspekt, der gerade jetzt, in der Allein die intensive Tele-Kommunikation Krise, eine ungeahnte Aktualität gewinnt. möchte ich nicht missen, das Gefühl, in- mitten der Kontaktsperre im Gespräch zu HARRY VOGT bleiben, sich auszutauschen, zu beraten Redakteur WDR 3 und bestärken, anzutreiben oder zu be­ schwichtigen, auch wenn die Ohren am Handy oft glühten.

Gut zwei Drittel des diesjährigen Pro­ gramms konnten wir auf diese Weise reali­ sieren, allerdings ohne Konzerterfahrung, ohne die Spannung und Aufregung, die ge­ meinhin zu Premieren dazu gehören. Dafür mit einer Fülle kreativer Lösungen, um die Musik trotz allem zum Klingen zu bringen. Zugleich öffnen sich Blicke hinter die Kulis­ sen, in Studios, Küchen oder Wohnzimmer. Die Musiker*innen zeigen, wie sie gearbei­ tet haben und fangen theatralische Momen­ te ein, die für einige Stücke essentiell sind. 10

FR 24. APRIL / 20 UHR FESTSAAL

KONZERT 1

ALBERTO POSADAS Tratado de lo inasible (2013) für fünf Instrumente Deutsche Erstaufführung / 17'

ANNA KORSUN Marevo (2019 – 20) für zwei singende Sägen, zwei Geigen, zwei Violoncelli und Klavier Kompositionsauftrag des /Kulturstiftung des Bundes und des WDR Uraufführung / 18'

BÁRA GÍSLADÓTTIR Seven heavens (of different heights (and depths)) (2018) für Oboe, Schlagzeug, Cembalo und Kontrabass I. vetrarsólstöður II. second and third heaven III. seven heavens of different heights and depths IV. isola/alghero V. sixth and (slightly) brighter (but dark af) VI. seventh heaven Deutsche Erstaufführung / '9

CHRISTOPHE BERTRAND Madrigal (2004 – 05) für Sopran und Ensemble (Text: Italo Calvino, Roland Barthes, François Rabelais) Deutsche Erstaufführung / '9 11

HÉLÈNE FAUCHÈRE Sopran

ENSEMBLE MODERN

DIETMAR WIESNER Flöte MELANIE JESSICA ROTHMAN Oboe HUGO QUEIRÓS Bassklarinette und Kontrabassklarinette MARTIJNE VAN DIJK Saxophon (Sopran und Bariton) HERMANN KRETZSCHMAR Klavier und Cembalo DAVID HALLER Schlagzeug RAINER RÖMER Schlagzeug STEFAN HUSSONG Akkordeon JAGDISH MISTRY Violine GIORGOS PANAGIOTIDIS Violine EVA BÖCKER Violoncello MICHAEL MARIA KASPER Violoncello PAUL CANNON Kontrabass

LIN LIAO Leitung

SENDUNG ZUM NACHHÖREN IM WDR 3 LIVE WDR 3 KONZERTPLAYER

12 WITTENER TAGE FÜR NEUE KAMMERMUSIK 2020

ALBERTO POSADAS TRATADO DE LO INASIBLE (2013)

In meiner »Abhandlung des Ungreifbaren« liche Welt, die von den Wechselbeziehun­ habe ich mich bei der Auswahl des Materials gen zwischen den fragilen Materialien für die Klangnatur des Instabilen und Dis- bestimmt ist. Im Verlauf dieses Prozesses kontinuierlichen­ entschieden. Es sind Klän­ festigen sich die Klänge, sie gewinnen an ge, die vor der Sicherheit fliehen. Dieses be- Kraft und Dynamik, bis sie verblassen und grenzte und flüchtige Material lässt sich nur sich letztendlich als »ungreifbar« erweisen. schwer verändern. Es besitzt eine eigene Diese Materialien verlangen vom Interpre­ Zeitlichkeit, in der es erscheint, wächst und ten eine Art »verborgener« Virtuosität, in sich stabilisiert. Bei minimalen Änderungen der vor allem die kontrollierte Produktion der Dynamik, Artikulation oder Intensität fragiler Geräusche gefordert ist. verschwindet es. Dieses Material verhält sich wie ein Lebewesen mit einer eigenen Das ungewöhnlich besetzte Quintett, in Identität, der sich der Komponist unterord­ dem tiefe Instrumente im Mittelpunkt ste­ net. Seine Aufgabe liegt vor allem in der hen, arbeitet mit einem breiten Register. Reinigung der Sprache. Aus der robusten Tiefe steigen Impulse auf, die sich in zerbrechliche und unbeständige Die Komposition beginnt mit diskontinuier­ Klänge verwandeln. lichen, unbestimmten, flüchtigen Elemen­ ten. Daraus entwickelt sich eine kontinuier­ ALBERTO POSADAS KONZERT 1 13

ANNA KORSUN MAREVO (2019 – 20)

... ich stelle mir einen Raum im Zwielicht vor. Viele Spiegel verwischen die Grenzen dieses Raumes. Geht man an ihnen entlang, muss man auf einer dünnen und instabilen Brücke balancieren. Schatten entstehen durch schwaches Licht. Der Reisende erblickt seine Doppelgänger.

ANNA KORSUN 14 WITTENER TAGE FÜR NEUE KAMMERMUSIK 2020

BÁRA GÍSLADÓTTIR SEVEN HEAVENS (OF DIFFERENT HEIGHTS (AND DEPTHS)) (2018)

Das Werk besteht aus sechs, ohne Pause gespielten Sätzen. Es geht darin um die Vorstellung unterschiedlicher Himmel. Bei diesen Himmeln handelt es sich nicht nur um Räume und Texturen, sondern auch um immaterielle Zeitkapseln, die jeweils für eine eigene, kleine Epoche stehen.

BÁRA GÍSLADÓTTIR

growl with voice 4 bend tone while glissing voice down as far as possible 69 reed off reed off reed on æ ææ ææ ææ æ æ reed on Ob. 6 3 æ ææ ææ ææ æ 4 æ 5 ) 6 4 ! 3 2 &4 Ó ! 4 æ ææ ææ ææ ææ ææ ææ ææ æ & 4 ˙ Ó 4 ˙™ Ó 4 4 ∑ 4 f ff p p æ æo æ æ æ æ Cym. ° 6 3 4 5 Œ 4 3 Œ 2 / 4 ∑ 4 ∑ 4 ∑ 4 w 4 w 4 ˙ 4 arco pp let vib. Crot. 6 3 4 ™ 5 4 3 2 ¢&4 ∑ 4 ∑ 4 Œ b˙ 4 ∑ 4 ∑ 4 ∑ 4 o p Soundboard finger drum arco let vib. æ æ æ æ æ æ æ æ Hpsd. 6 æ Ó ? 3 æ 4 Ó 5 ˙™ ˙ 4 w 3 ˙™ 2 {&4 æ 4 æ 4 4 pp 4 4 4 U ˙™ ˙ ppp mp ff III s.p. m.s.p. o.p. 2/4 ord. m.s.p. Db. ? 6 3 ™ 4 5 ™ 4 3 ™ ™ 2 4 ™ ~™ 4 ™ #O 4#˙ O Ó 4 O O 4 ~ 4 ˙ O 4 nw O ff pp ppp f

v. sixth and (slightly) brighter 75 (but dark af) reed off ææææææææ Ob. 2 3 2 6 6 3 Œ 2 ææææææææ 4 ! 3 ! ™ 2 &4#6˙ 6 6 4 ∑ 4 #œ œ #œ6 œ6 4 ææææææææææææææ 4 ææææææææ 4 4 4 ææææææ ææææææææ p 3 arco o mp o pp let vib. Cym. ° 2 3 2 3 Œ 2 4 3 2 / 4 ∑ 4 ∑ 4 ∑ 4 ˙ 4 ˙ 4 ∑ 4 ∑ 4 arco pp p let vib. o o 3 Crot. 2 3 2 3 2 4 3 2 ¢& 4#œ œ œ 4 ∑ 4 ∑ 4 ∑ 4 ∑ 4 ∑ 4 ∑ 4 pp Soundboard æ æ Strings pizz. æ Keyboard æ æ æ b œ w Hpsd. 2 3 ?Œ 2 bœ œ 3 Œ ? 2 œœ 4ww 3 2 { 4 ˙ 4 ˙ & 4 œ œ 4 ˙ 4 Œ bbnœœ 4ww 4 ∑ 4 p pp pp s.p. m.s.p. s.p. ™ ™ ~ ™ Db. ? 2 3 2b˙O 3 ˙ b˙O ™ 2 ˙ b˙O 4 b 3 O 2 4 ˙ O 4 ˙™ ˙O ™ 4 4 4 4 4 4 p pp p ppp

82 vi. seventh heaven

Ob. 2 4 ! 3 ! ™ 2 4 ! 2 1 3 ! ™ & 4 ∑ 4b 4 4 Ó 4b ∑ 4 Œ b 4 p p pp arco o o let vib ° b>œ nœ Crot. 2 4 3 2 4 2 3 ¢& 4 ∑ 4 ∑ 4 Œ ‰ ‰ ‰ 4 Ó 4 ∑ ∑ 4 ∑ 4 ∑ p 3 pp arco Strings let vib. Hpsd. ? 2 ∑ 4 ∑ 3 ∑ 2 ∑ 4 ∑ Ó æ 2 ∑ 3 ∑ { 4 4 4 4 4 æ 4 4 ˙ pp m.s.p. o ™ ™ s.p. I O™ ‚ ‚ ˙ ˙O œ‚ œ‚ œ‚ O ‚ ‚ ‚ ‚ ~ Db. ? 2b˙ O 4b 3 2 4 2 3 4 4 4 4 4 4 4 ∑ pp p pp KONZERT 1 15

CHRISTOPHE BERTRAND MADRIGAL (2004 – 05)

Das Werk besteht aus einem kurzen instru­ begleitet von einem Gewirr aus Trillern, mentalen Prolog und drei Teilen auf drei Pizzikati, Glissandi und Bisbigliandi, das in verschiedene Texte. Der erste aus Italo Cal­ extreme Höhen klettert, bevor es sich an vinos Cosmicomics beschreibt die Zusam­ weiten Ufern beruhigt. mensetzung von Mondmilch. Durch die Dif­ ferenzierung der Register, der Artikulation Im dritten Teil beschreibt François Rabelais und die Trennung zwischen Narration und die Gliedmaßen des Monsters Quaresme­ Aufzählung ist die Stimme hier zwiegespal­ prant: von »den Hufen wie eine Keule«, ten. Die Sängerin bewegt sich an der Grenze dem »Schädel wie eine Jagdtasche« über die zur Schizophrenie. Dazu beten die Instru­ »Wangen wie zwei Holzschuhe« und dem mentalisten im eigenen Tempo kristalline »Kinn wie ein Riesenkürbis« bis zum »Hin­ Arpeggien und andere Klänge herunter. tern wie eine Egge«. Die Instrumente begin­ nen ein virtuoses, frenetisches Rennen ge­ Dem zweiten Text liegen die alphabetisch gen die Uhr. Nach und nach besetzen sie geordneten Kapitel der Fragments d’un den gesamten harmonischen Raum, bevor discours amoureux von Roland Barthes zu sie sich in äußerster Höhe wieder zusam­ Grunde. Klarinette und Stimme mischen, menziehen. imitieren und klammern sich aneinander: 16 WITTENER TAGE FÜR NEUE KAMMERMUSIK 2020

Die Bezüge zum Madrigal sind vielfältig. Husten hinzufügt oder die Silben extrem Ohne Monteverdi kopieren zu wollen, gibt fragmentiert, sondern indem man sie von es Ähnlichkeiten: traumartige Sujets, das ihren Ticks befreit: vom Vibrato (außer Burleske und das Satirische, die Zahl der wenn es der Klangfarbenmodulation dient), Strophen, die kontrapunktische Verflech­ von der Emphase und dem Ideal des Opern­ tung der melodischen Linien, die von einer gesangs. Es handelt sich eher um eine Stim­ kleinen Instrumentalgruppe begleitete Solo­ me wie die der Swingle Singers oder der stimme. Double Six, als um einen lyrischen Sopran. Von der Sängerin wird eine quasi instrumen­ Die Arbeit an der Stimme besteht haupt­ tale Virtuosität verlangt. sächlich darin, sie zu »de-vokalisieren«: nicht indem man ihr Seufzen, Lachen und CHRISTOPHE BERTRAND

1 2 sucs végétaux, têtards de grenouille, S’abîmer – Absence – Adorable – Affirma- bitume, lentilles, miel d’abeilles, cristaux tion – Altération – Angoisse – Annulation – d’amidon, œufs d’esturgeon, moisissure, Ascèse – Atopos – Attente – Cacher – pollens, gélatines, vers, résines, poivre, Casés – Catastrophe – Circonscrire – Cœur – sels minéraux, déchets de combustible [...] Comblement – Compassion – Compren­dre – ongles et cartilages, clous, hippocampes, Conduite – Connivence – Contacts – Contin­ noyaux et pédoncules, débris de vaisselle, gences – Corps – Déclaration – Dédicace – hameçons de pêcheurs, et même quelque­ Démons– Dépendance – Dépense – Déréa- fois un peigne. lité – Drame – Ecorché – Errance – Etreinte [...] Je t’aime. Pflanzensäfte, Kaulquappen, Erdpech, Linsen, Bienenhonig, Stärkekristalle, Stör­ Kaputtgehen – Abwesenheit – Anbetungs- eier, Schimmelpilz, Pollen, Gelatine, Wür­ würdig – Behauptung – Zerrüttung – Angst – mer, Harze, Pfeffer, Mineralsalze, Brenn­ Annullierung – Askese – Atopos – Warten – stoffabfälle, Fingernägel und Knorpel, Verstecken – Die unter die Haube gebrachten Nägel, Hippocampi, Nüsse und Stiele, – Katastrophe – Umschreiben – Herz – Erfül- Scherben vom Abwasch, Angelhaken und len – Mitgefühl – Verstehen – Benehmen – manchmal sogar ein Kamm. Heimliches Einverständnis – Kontakte – Ba- nalitäten – Körper – Erklärung – Widmung – ITALO CALVINO Cosmicomics Dämonen – Abhängigkeit – Ausgabe – Ent­ fremdete Wirklichkeit – Drama – Dünnhäutig – Irrfahrt – Umarmung [...] Ich liebe dich.

ROLAND BARTHES Fragments d’un discours amoureux KONZERT 1 17

3 Le lait lunaire était très épais, comme une me une guin ter ne la plante comme un cre­ espèce de fromage blanc il se formait dans zioules jambes comme un leure les genoux les interstices (sucs) des éca (aivé) e par la comme un escabeau les cuises comme un fermentation de divers corps (gé) or d’ori­ crenequin les hanches comme un vilbrequin gine (taux) ne terrestre (etards) qui s’étaient le nombril comme une vielle le membre en volés (de) des prairies forêts (grenouilles) comme une pantoufle les couilles comme un et la gunnes (bitume) que le satellite (lentil­ guedoufle les génitoires comme un rabot le les) crisaux (miel) d’ami (d’abeilles) mi don périnée comme un flageolet le trou du cul sur volait (é) il était (oefs) essentiellement comme un miroir crisalin les fesses comme (d’es) composé (turgeon) il suffisait de plon­ une herse les reins comme un pot beurrier ger (moi) la cuiller sous les écailles (si seu­ l’alkatin comme un billard le dours comme res) qui couvrait le sol (pollens gélatine) de une arablète de passe les spondyles comme la lune et on le ramenait (vers) toute pleine une corne muse le brechet comme un bal­ (résines) de cette (poivres minéraux) préci­ daquin les omoplates comme martier la euse bouillie (déchets) de tê tards (combu­ poitrine comme un jeu de régale les mamel­ tibles) de grenouille bitu me on la ramenait les comme un cornet à bouqins les aisselles toute pleine (ongles) e la précieuse bouille la comme un échiquier les bras comme une lune traversant (et) pas à l’état pur (cartisla­ barbute les doigts comme landiers de fraire ges) des ètendues d’air torride vous compre­ les rasettes comme deux échasses les faucil­ nez ? Les scories ne manquaient pas sur les les comme faucilles. Les mains comme un déserts dans la fermentation génerale clous estrille, le coul comme une saluerne, la gor­ la lune traversant (hippo) des étendues d’air ge comme une chausse d’Hippocras. Le (campes) torride sur les déserts noyaux pé­ noucomme un baril, la barbe comme une doncule dé bris de vaisselle hameçon depè­ lanterne, le mentan comme un potiron. Les cheurs peinie tous les corps ne se frondai­ oreilles comme deux mitaines, le nez com­ ent pas dans l’ensemble certains y de meu­ me un brodequin anté en écusson. Les nari­ raient plantés vers pollens sels sol œufs nes comme un béguin, les sourcils comme d’esturgeon clous débris corps de combus­ une liche frete, les paupières comme un re­ tibles s’abimer absence adorable altération bes. Les yeux comme un étui de peigne, les on angosse annulation ascèse atopos atten­ nerfs optiques comme un fusil, le front com­ te cacher casés chésé sé catastrophe circon­ me une retombe. Le joues comme deux sa­ scrire cœur comblement compassion com­ bots : la langue comme une harpe, la bouche prendre conduite connivence contact cont­ comme une housse. Le visage histoiré com­ ingence corps déclaration démons dépen- me un bas de mulet, la tête contournée dance dépenses dé réalité drame échorché comme un alambic, les coutures comme un écrire errance étreinte. Je t’aime. Excepté filet de pêcheur l’épidermis comme un bule­ les sept côtes qu’il avait autre la forme com­ teau, les cheveaux comme un décrottoir. mune des humaines. Qua res me pronant les or teils a vait une espinet te organisée FRANÇOIS RABELAIS les ongles comme une vrille les pieds com­ 18

FR 25. APRIL 2020 / 22 UHR JOHANNISKIRCHE

KONZERT 2

CAROLA BAUCKHOLT Witten Vakuum (2020) für zwei Frauenstimmen mit zwei Staubsaugern Kompositionsauftrag von Musik der Jahrhunderte Uraufführung / 10'

HÈCTOR PARRA Un concertino di angeli contro le pareti del mio cranio (2019 – 20) 4. Streichquartett Kompositionsauftrag des WDR und Departament de Cultura de la Generalitat de Catalunya Uraufführung / 20'

PATRICIA ALESSANDRINI A Complete History of Music (2020) für Streichquartett und Elektronik Kompositionsauftrag des WDR Uraufführung / 20'

LUCIA RONCHETTI Never Bet the Devil Your Head (2020) A-Capella-Kabarett für vier Stimmen nach Edgar Allan Poe und Federico Fellini Kompositionsauftrag von Musik der Jahrhunderte Uraufführung / 8' 19

JACK Quartet

CHRISTOPHER OTTO und AUSTIN WULLIMAN Violine JOHN PICKFORD RICHARDS Viola JAY CAMPBELL Violon

NEUE VOKALSOLISTEN

JOHANNA VARGAS Hoher Sopran TRUIKE VAN DER POEL Mezzosopran MARTIN NAGY GUILLERMO ANZORENA Bariton ANDREAS FISCHER

SENDUNG ZUM NACHHÖREN IM WDR 3 LIVE WDR 3 KONZERTPLAYER

20 WITTENER TAGE FÜR NEUE KAMMERMUSIK 2020

CAROLA BAUCKHOLT WITTEN VAKUUM (2019 – 20) Witten Vakuum

zum 20. Geburtstag der Neuen Vocalsolisten Christine Fischer, Johanna Vargas und Truike van der Poel gewidmet Vor genau 20 Jahren fand meineA ersteuftrag d eUrr N­euen VocalsEsolis tbasierten Stuttgar tauf den Vakuum Liedern, die für aufführung bei einem renommierten Neue- die Schlagzeugerin Louisa Marxen entstan­ Carola Bauckholt Musik-FestivalAlle Ü statt.bergän Ichge al lwarmäh lihöllischch und nic aufgeht sync­hronisidenert sind. Seit langem interessieren mich regt und starb mehrere Tode während2 des Saugklänge3 wie das Gurgeln eines Brunnens Johanna ° √ √ großStaubs adimensioniertenuger ¢ W StreichquartettsW von oder das SchlürfenW des Abflusses. In der / Rasenmäher . Alsw indiezig eNeuen Öffnung Vocalsolis­ Musik fehltR diesesasenmäh klanglicheer und Stimm Phänomene bis­ ten nein allein vortrugen, stand die Zeit still lang. Auf der Suche nach einem Instrument, Truike ° √ √ undStaub essau gtratener ¢ / VerwunderungÓ W und Sprach­W das solche KlängeW erzeugen kann, habe ich losigkeit ein: mh, … mh,win z…ig eokay Öffnu …ng Rasenmäher mit dem SaugrohrRasenmä heineser und StaubsaugersStimme expe­ Ich schrieb noch zwei weitere Werke für die­ rimentiert, das an den Mund gehalten wird. se Gattung: »Instinkt« und »Stroh«. Alle drei Durch die Veränderung der Mundhöhle Stücke waren für mein Schreiben von ent­ können unzählige neuartige Klänge erzeugt scheidender4 Bedeutung. Deshalb widme10 ich werden.1 In1 Witten Vakuum habe ich die mit Witten° Vakuum√ Christine Fischer, Truike van dem Saugrohr√ des »Miele Silent« verbunde­ JSt. ¢ / W W W der Poel und Johanna Vargas. Rasenmähener Mundhöhlenur Stim mitme, der Stimme kombiniert mit langem hohen Ton mit Truikes Klängen improvisieren und kontrapunktisch verbunden. ° √ √ TSt. ¢ / W W W nur Stimme, RasenmäheCAROLAr und Stimm BAUCKHOLTe mit Johannas Klängen improvisieren

12 Waschmaschine, erst lange unisono, dann langsam beschleunigen, dann Impro Rhythmus, dann Verlangsamung ° √ JSt. ¢ / W

Waschmaschine, erst lange unisono, dann langsam beschleunigen, dann Impro Rhythmus, dann Verlangsamung ° √ TSt. ¢ / W

13 14 15 ° √ r JSt. ¢ / W W œ guten Ton finden und Übergang zum Meckern subito Morsen mit Pausen (hell) jodeln mit Haltetönen ° √ r TSt. ¢ / W W œ guten Ton finden und Übergang zum Meckern subito Morsen mit Pausen (Zunge) jodeln mit Haltetönen © 2020 Thürmchen Verlag, Freiburg KONZERT 2 21

HÈCTOR PARRA UN CONCERTINO DI ANGELI CONTRO LE PARETI DEL MIO CRANIO (2020)

Wir leben in einer Zeit großer politischer Angeregt durch Pasolinis Orgia und einige Unsicherheit. Wie der Konsum den Faschis­ kompositorische Besonderheiten des späten mus am Leben hält und jede Spur von Gerhard, die aus seinen Erfahrungen mit Menschlichkeit aus der Gesellschaft elimi­ elektronischer Musik und ihrer Übertragung niert, hat Pier Paolo Pasolini schon in den auf die Instrumentalkomposition hervorge­ 1960er-Jahren beschrieben. In seinem Dra­ gangen sind, erforscht das Kleine Konzert der ma Orgia stehen Liebe und Sexualität im Engel gegen die Wände meines Schädels die Dienst sadistischer Zerstörung. Um der Ge­ Gegensätze zwischen Homo- und Polypho­ sellschaft sein persönliches Drama zu offen­ nie, zwischen Flach- und Unebenheit sowie baren, erhängt sich der Protagonist in Frau­ zwischen Modernität und Archaik. Hinzu enkleidern. Sein Selbstmord ist die Reaktion kommt der geheimnisvoll auftauchende, auf eine Gesellschaft, die jeder Minderheit altertümlich gefärbte, katalanische Gesang mit Unverständnis, Scheinheiligkeit, Bruta­ El cotiló, der Robert Gerhard in seinem Exil lität und Verachtung begegnet. viel bedeutet hat.

So erging es zahlreichen Künstlern und In­ »Ein Autor«, schrieb Pasolini, »kann auf tellektuellen, die Ende der 1930er Jahre mit feindlichem Boden nur ein Fremder sein: er der Zweiten Spanischen Republik und der bewohnt den Tod und nicht das Leben, und katalanischen Regierung kollaborierten. das Gefühl, das er auslöst, ist ein mehr oder Zum 50. Jahrestag seines Todes widme ich weniger starkes Gefühl radikalen Hasses«. dieses Quartett dem wichtigsten katalani­ schen Exilkomponisten, Robert Gerhard. HÈCTOR PARRA 22 WITTENER TAGE FÜR NEUE KAMMERMUSIK 2020

PATRICIA ALESSANDRINI A COMPLETE HISTORY OF MUSIC (2020)

Dieser ironische Titel spielt auf meine Praxis in früheren Kompositionen interpretiert an, bereits existierende Musik komposito­ habe, oder interpretiere Werke, die ich risch zu »interpretieren« oder »zu repräsen­ zuvor interpretiert habe, indem ich meine tieren«. Ich beginne mit einem bereits exis­ Kompositionen, die sie repräsentieren, neu tierenden, meist bekannten Werk. Tim repräsentiere. In anderen Sätzen versuche Rutherford-Johnson beschreibt diesen Pro­ ich, Analyse-, Verkleinerungs- und Darstel­ zess wie folgt: »Dann sammelt sie Aufnah­ lungstechniken aus dem Film und der bil­ men der Stücke und legt sie übereinander, denden Kunst zu verwenden. nimmt digitale Anpassungen vor, wobei sie die Originale in unterschiedlichen Ge­ Indem ich die Elemente des ursprünglichen schwindigkeiten abspielt. Dieses vorläufige Werks neu anordne, versuche ich, etwas zu Modell wird dann wiederum – in einem destillieren, das nur durch diesen Perspek­ selektiven und kreativen Akt – transkribiert, tivenwechsel sichtbar wird. Durch die Dis­ um die Partitur zu erstellen.« tanz, die diese Formen der Repräsentation schaffen, steht der Akt der Interpretation In diesem (sechsten) Quartett verschiebe selbst im Vordergrund und macht ihn ge­ ich den Fokus auf die Analyse und Reprä­ nauso wichtig wie (oder wichtiger als) das sentation an sich. In einigen der kurzen Werk, das repräsentiert wird. Sätze präsentiere ich Werke, die ich bereits PATRICIA ALESSANDRINI

3 3 4 4 5 6 5 7 ri la

Poco rit H H 1/2cl ord 7º N 5 5 5 7º 5 7º vln 1 5 6 8 8 5 5

º 1/2cl ord 3º ST 5 3º 5 5 3º 6º 3º 5 5 5º 5 3º 6º 5 5 5 6 vln 2 8 8 I haut III Re bas sfz/ sfz/ IV mi bas 1/2cl 4º 4º 5º 5 º 5º º 5º 4º 5 7º 7 5 5º vla 5 6 8 8 5 5 5 5 5 º º ST 5º ORD 7 H 3 3º 5º H N N 7º vlb vlc 5 6 IV sib bas 8 8 5 5 3 5 5 5 5 cresc poco a poco ------sfz/ 5

A tempo = 44-46 poco rit A tempo = 44-46 rit = 42 rit PST 4º EST PST N N 3º 3 º 3º 4º 3º 4 3º vln 1 6 2 3 8 4 4 3 5 3 3 3 3 5 5 H H N N 3 N 5º N 2º 5 2º 5 3 5º 3 4º 5 6º vln 2 6 2 3 I haut 8 4 4 III Re bas IV mi bas 3º 4º 7º EST 1/2 ORD EST 1/2 PSP N N H H 7º 5 º 5 3 H HN N 7º 5 6 2 3 vla 8 3 4 4 3 3 5 5

7º 8º 7º 5º 7º 8º HN N 7º 7º 7º H H 5 vlc 6 2 3 8 4 4 3 3 5 IV sib bas 5 5

3 0 1 2 3 4 5 15 3 4 5 6 7 0 1 2 4 5 6 li 13 14 KONZERT 2 23

LUCIA RONCHETTI NEVER BET THE DEVIL YOUR HEAD (2020)

In der Kurzgeschichte Never Bet the Devil Der Teufel (Bass) liegt auf der Lauer, er kon­ your Head von Edgar Allan Poe fordert Toby struiert seine tödliche Falle und spielt die Dammit den Teufel heraus und verwettet virtuelle Saite des Absperrseils. Der Erzähler seinen Kopf darauf, dass er über die Absper­ (Tenor) erinnert an die Figur der sprechen­ rung einer Brücke springen wird. Der Erzäh­ den Grille in Pinocchio. Aus sicherer Distanz ler schildert, wie Toby beim Sprung seinen versucht er, Toby zu warnen und zu schüt­ Kopf verliert. In Fellinis Verfilmung sitzt zen. Tobys Mutter (Mezzosopran) ist eine Dammit in einem gelben Ferrari und wird tragikomische Gestalt, die Karikatur einer von einem quer über die Straße gespannten überstrengen Mutter, die dem rebellischen Absperrseil geköpft. Toby vergeblich zusetzt und die Rhythmen und obsessiven Wiederholungen des ex­ Toby Dammit (Bariton) ist eine »resonieren­ pressionistischen Kabaretts musikalisch de Figur«. Er trägt ein Kostüm aus Materia­ heraufbeschwört. lien, die er schlagen und kratzen oder mit den Händen und Gegenständen reiben Im Terzett aus Mezzo, Tenor und Bass kann. finden sich Echos aus italienischer Zirkus­ musik, Nino Rotas Soundtrack zu Fellinis Film und aus dem deutschen Kabarett der 1930er Jahre.

LUCIA RONCHETTI 24 WITTENER TAGE FÜR NEUE KAMMERMUSIK 2020

Never Bet the Devil Your Head Text after EDGAR ALLAN POE and FEDERICO FELLINI

Narrator Toby Dammit It is not my design to vituperate my I’ll bet you a dollar. deceased friend, Toby Dammit. I’ll bet you what you please. He was a sad dog, it is true, and a dog’s I’ll bet you what you dare. death it was that he died, but he himself I’ll bet you a trifle. was not to blame for his vices. I’ll bet the Devil my head. They grew out of a personal defect in his I’ll bet the Devil my head. mother. She did her best in the way of I’ll bet the Devil my head. flogging him while an infant. But, poor woman! She had the misfortune to be Narrator left-handed, and a child flogged left-han­ Again I collected my energies for a final dedly had better be left unflogged. attempt at expostulation. If each blow in the proper direction drives an evil propensity out, it follows that Toby Dammit’s Mother every thump in an opposite one knocks For some moments he remained silent. its quota of wickedness in. But presently he threw his head to one side, Thus he had contracted a propensity for and elevated his eyebrows to a great extent. backing his assertions by bets. Then he winked with the right eye. The habit was an immoral one! Then he repeated the operation with the I remonstrated – but to no purpose. left. I demonstrated – in vain. Then he shut them both up very tight. I entreated – he smiled. Then he opened them both so very wide I implored – he laughed. that I became seriously alarmed for the I preached – he sneered. consequences. I threatened – he swore. I kicked him – he called for the police. I pulled his nose – he blew it, and offered to bet the Devil his head that I would not venture to try that experiment again. KONZERT 2 25

Im Mittelpunkt stehen drei mit den Zug­ Toby Dammit Narrator transporten herausgeschmuggelte Briefe (from Fellini’s Toby Dammit) Dammit, don’t you hear? Dammit, the und eine zensierte Postkarte, die mein I am alright! gentleman says ’ahem! Großvater Alfréd Pokorný im Februar und I am desperately happy! Dammit, the gentleman says ’ahem! März 1945 aus dem Konzentrationslager The devil yes, I have seen him. Theresienstadt an seine Kinder nach Prag To me the devil is cheerful: a child, he looks Toby Dammit geschickt hatte. like a little girl. Ahem! I have seen her. Es geht um Schreiben als Lebenszeichen. She had been waiting for me with her Devil Über sich zu schreiben, mitzuteilen: Ich lebe white silent ball. My good fellow, I make it a point of noch! Und zugleich die unausgesprochene I can tell her to go away, but she would conscience to allow you this much run. Frage zu stellen: Lebt ihr noch? Sie war come back. Wait here, till I take my place by the stile, wichtiger als die Auskunft, wie es einem She seems to know sooner or later I would so that I may see whether you go over it selbst und den anderen wirklich geht. join her game. handsomely, and transcendentally, and But when? don’t omit any flourishes of the pigeon- wing. Narrator There was a bridge, and we resolved to Toby Dammit cross it. Ahem! We approached the termination of the footway, when our progress was impeded Narrator by a turnstile of some height. Dammit! Dammit! Toby Dammit insisted upon leaping the stile, and said he could cut a pigeon-wing Devil over it in the air. One – two – three – and – away! No! Narrator Toby Dammit I saw him run, and spring grandly from I’ll bet the Devil my head that I could. the floor, cutting the most awful flourishes with his legs as he went up. I saw him high Devil in the air, pigeon-winging it to admiration. Ahem! I hurried up to him. He had received a se­ Ahem! rious injury: he had been deprived of his head, which after a close search, I could not find anywhere. 26 WITTENER TAGE FÜR NEUE KAMMERMUSIK 2020

REISEN DURCH UNSICHERES TERRAIN – MUSIK VON ALBERTO POSADAS

VON LYDIA JESCHKE Wenn ein Komponist seine groß angelegten tion unverzüglich aufzunehmen und unab­ Werke mit Poetik des Labyrinths, Erinnerungs­ lässig neue Informationen zu generieren. spuren, Poetik des Raums oder Poetik des Sogar im Umgang mit Kunst ist diese Hal­ Weges überschreibt, liegt die Frage nahe, ob tung inzwischen vorherrschend, so seine er den Vorgang des Komponierens als eine Diagnose. Dabei gehe es doch für einen philosophische Tätigkeit empfindet. Ja, sagt Komponisten oder eine Komponistin darum, Alberto Posadas darauf, ohne zu zögern, mit aller Gründlichkeit und Hingabe Räume aber vor allem sei es eine ethische Aufgabe: zu entdecken: zuerst in sich selbst, um sie eine Form des Widerstands. Widerstand? dann für ein Publikum zu öffnen und erfahr­ Ein Begriff, der einem zur Person und zum bar zu machen. Wer sich auf Musik von Schaffen von Alberto Posadas nicht gleich Alberto Posadas einlässt, unternimmt tat­ einfallen muss. Gerade die genannten Zyk­ sächlich, ebenso unwillkürlich wie unent­ len scheinen weit entfernt von politischer rinnbar, eine Reise in oder durch solche Musik, vielmehr stellen sie in beeindrucken­ Räume. Die Werke sind oft lang, länger je­ der Konsequenz genuin musika­lische Erfah­ denfalls als der übliche Konzert-Baustein, rungen und Konzeptionen vor und damit und so geben sie uns Zeit, uns in ihnen zur Diskussion: Wie erinnern wir Musik? umzuschauen. Wo liegt das Zukunftsweisende der musi­­- ka­lischen Tradition? Wie erfahre ich Klang- Was wir entdecken können, ist alt und neu bewegungen im Raum? Wie orientiere ich zugleich, vertraut und unvertraut. Darin mich in ungewohnten Klängen und Struktu­ liegt für Posadas ein wesentlicher Teil des ren? ... Oder liegt vielleicht gerade darin kompositorischen Spiels, und zwar auf meh­ das eigentlich Politische? reren Ebenen.

Posadas’ Widerstand richtet sich ganz Die Fragen grundsätzlich gegen etwas, das der spani­ »Häufig«, sagt Alberto Posadas, »beginne sche Komponist als einen bestimmenden ich den Kompositionsprozess oder auch die Aspekt unseres aktuellen »cultural frame­ Formulierung eines einzelnen musikalischen work« bezeichnet: »immediacy«, eine So­ Gedankens mit einer grundsätzlichen Frage. fort-Kultur mit dem Zwang, jede Informa­ Möglich auch, dass diese Frage während der ESSAY 1 27

Ausarbeitung eines früheren Stücks aufge­ Fundstücke dieser Forschungsreisen finden taucht ist, aber erst für das neue Stück gilt. wir dann in Posadas’ Kompositionen wieder. Dann gilt es, ihr genau nachzugehen.«1 Der Im Zyklus Erinnerungsspuren für Klavier solo Prozess vor der eigentlichen Komposition – (2014–18) ist die Auseinandersetzung mit also der musikalischen Umsetzung in Rhyth­ historischen Vorbildern besonders deutlich men, Klänge, Strukturen – hat für Posadas und explizit den einzelnen Sätzen zugeord­ einen großen Stellenwert. Hier geht es um net: François Couperin, Robert Schumann, die Findung und Erforschung des Themas. Claude Debussy, Bernd Alois Zimmermann, Texte, Bilder, Fakten aus verschiedensten Karlheinz Stockhausen und Giacinto Scelsi historischen Kontexten können dabei eine werden in jeweils einem bestimmten, Re­ Rolle spielen. Das Augenmerk des Kompo­ zeption und Repertoire nachhaltig bestim­ nisten liegt auf dem, was sie verbindet. »Ich menden Aspekt ihres Zugriffs auf das Kla­ habe entdeckt, dass es bestimmte Bilder, vier analysiert und kompositorisch fortge­ Allegorien gibt, die innerhalb unserer Kultur führt. so etwas wie ein kollektives Gedächtnis bil­ den. Etwas, das die Grenzen lokaler Traditi­ In Poética del Camino für Stimmen und Ins­ onen eines bestimmten Landes überschrei­ trumente (UA Witten 2020) begegnen sich tet. Diese Allegorien bewegen sich durch poetische Texte aus verschiedenen Epochen die Jahrhunderte und auch durch verschie­ und aus dem deutschen und spanischen dene Gegenden und stoßen uns auf die (Sprach-)Raum. Der Zyklus Poética del Labe­ grundlegenden Fragen.« Schatten, Labyrin­ rinto für Saxophonquartett (2016/17) be­ the oder Wege können solche reisenden Bil­ nennt die antike Anlage von Knossos auf der sein, in denen sich Fragen manifestieren Kreta als Titel des ersten Stücks, in dem die wie die nach dem Fortschreiten von einem allmählich komplexer werdende Verzwei­ zum anderen, der Sichtbarkeit, des Abbilds, gung und Abzweigung vom schlichten Aus­ der Verbindung zwischen Leben und Tod. gangspunkt eine entscheidende Rolle spielt. Ein mit Ojo del Diablo überschriebener Teil Das Abtauchen in die (Kultur-)Geschichte in Poética del Espacio für Ensemble (2018/19) ist für Alberto Posadas dabei kein nostalgi­ befasst sich schließlich mit den Strukturen sches oder gar melancholisches Vorgehen. und Begleiterscheinungen von Schwarzen Klar ist, dass die Antworten auf die gestell­ Löchern. ten Fragen in den jeweiligen historischen Kontexten unterschiedlich ausfallen. Neu­ Die Instrumente gierig macht ihn aber das hartnäckige er­ Auch der Auswahl und der Behandlung der neute Auftauchen der Fragen – »denn hier Instrumente geht eine Forschungsreise vor­ geht es offenbar nicht um ein privates The­ aus. Dass er in heutiger Zeit noch immer für ma, sondern um Dinge, die die Menschheit die traditionellen abendländischen Instru­ grundsätzlich beschäftigen«. mente schreibt, ist dem elektronik-erfahre­ nen Komponisten Posadas ein erklärungs­ bedürftiges Anliegen. Denn der Anachronis­ 1 Alle Zitate stammen (in Übersetzung aus dem Englischen) aus einem Gespräch der Autorin mit mus – er würde sagen: der Konflikt – ist ihm Alberto Posadas am 18. Februar 2020. 28 WITTENER TAGE FÜR NEUE KAMMERMUSIK 2020

durchaus bewusst. »Diese Instrumente wur­ Musik. Das wiederum ist für Posadas beson­ den in einem anderen kulturellen Kontext ders interessant: Es geht ihm auch darum, entwickelt als dem unseren, das ruft einen zwischen der elektronischen und der instru­ Konflikt hervor, eine Spannung im positiven mentalen Musik klanglich zu vermitteln und Sinne... Ohne Konflikt könnte ich auch gar jeweils in der einen von der anderen zu pro­ nicht komponieren.« Posadas stellt sich fitieren. die­ser historischen Spannung, indem er die Instrumente »re-definiert«. Das bedeutet Forschung spielt auch hier eine wichtige zweierlei: Rolle. Häufig geht Alberto Posadas zunächst Zum einen sollen sämtliche technischen selbst auf eine »private« Erkundungsreise – Möglichkeiten der Instrumente »auf den indem er ein Instrument über einen länge­ Tisch kommen«, die in der Flöte, der Klari­ ren Zeitraum spielt und ausprobiert. In ei­ nette, der Geige schlummern, seit sie erfun­ nem zweiten Schritt arbeitet er möglichst den wurden. In der Behandlung der Flöte eng mit Musikern zusammen, macht sie zu etwa gibt es von Beginn an viele ungenutzte Kollaborateuren seiner Forschung. Wie weit Möglichkeiten – ungenutzt, weil der kultu­ diese Zusammenarbeit geht, hängt nicht relle Rahmen sie nicht nahelegte. Schon zuletzt von der jeweiligen Situation und Ge­ bei Mozart oder Beethoven klingen, davon legenheit ab. Im Fall der Forschungen für ist Posadas überzeugt, die Flöten, wie sie Poética del Laberinto entstand in Zusammen­ es tun, weil alle Möglichkeiten bereits ver­ arbeit mit dem Saxophonisten Ricard Capel­ steckt vorhanden sind. Aber eben versteckt: lino eine eigene Publikation: New Perspec­ Ein Flötist, der heute in einem Orchester tives on The Saxophone. From Sonic Explora­ spielt, nutzt für das traditionelle Repertoire, tion to Composition, in der u. a. Anblastech- so Posadas’ Recherche, etwa 50 verschiede­ niken und Griffkombinationen beschrieben ne Griffe. Spielt er zeitgenössische Musik, werden; die so ermöglichten Veränderungen kommen noch ca. 150 weitere Griffe hinzu. der Obertonstrukturen bringt Posadas in Denkt man außerdem an die verschiedenen eine eigene Systematik. Möglichkeiten, den Luftstrom, die Luftsäule zu beeinflussen und die Kombinationsmög­ Sind die Instrumente im Einzelnen erforscht lichkeiten verschie­dener Griffe, so ergeben und in ihren Möglichkeiten »re-definiert«, sich sehr viele neue, nein alte, aber unge­ tritt ein weiterer für Posadas’ Musik zentra­ nutzte Möglichkeiten. ler Moment in den Vordergrund: ihre Kom­ bination. Im 2013 für die Donaueschinger Der zweite Aspekt liegt in der Erweiterung Musiktage entstandenen Tripelkonzert Ker­ der Instrumente. Ihre typischen und tradier­ guelen verschmelzen die drei Soloinstru­ ten Spielweisen lassen sich modifizieren, mente Flöte, Oboe und Klarinette program­ etwa, indem man das Saxophon mit einem matisch zu einem neuen Meta-Instrument. Dämpfer auf dem Trichter versieht. Mit sol­ Dieser Effekt wiederholt sich in vielen ande­ chen Verfahren lassen sich viele verschiede­ ren Kompositionen auf immer neue Weise. ne Klangtypen erzeugen – manche von ih­ Eine besondere und wachsende Herausfor­ nen ähneln Klängen aus der elektronischen derung ist für Posadas die Arbeit mit der ESSAY 1 29

menschlichen Stimme: als Trägerin sprach­ in der Verbindung von Selbstbezüglichkeit licher Semantik, als unumgänglich persön­ und Unabhängigkeit. Und darin, Zeit zu licher, dem individuellen Sänger körperlich haben für ein bestimmtes Thema, sowohl eigene Klanggeberin und auch als ein weite­ in der musikalischen Entwicklung als auch res, mit den anderen verschmelzendes Ins­ beim Hören vollständiger Aufführungen. trument. Konsequent folgten mit Sombras (Schatten) Die Form ein Zyklus für Stimme, Klarinette und Seit über zehn Jahren tendiert Alberto Streichquartett, der Klavierzyklus Erinne­ Po­sadas zur großen Form – die allerdings rungsspuren, mit Poética del Laberinto ein eine Hintertür offenlässt: Die einzelnen Zyklus für Saxophonquartett, zuletzt mit Teile seiner Zyklen können nach bestimm­ Poética del Espacio ein Zyklus für Ensemble ten Vorgaben und Regeln auch separat und nun ein neuer für Stimmen und Instru­ aufgeführt werden. mente als Poética del Camino. Auch wenn Alberto Posadas betont, es sei natürlich Ein erster Zyklus entstand zwischen 2003 nach wie vor sinnvoll, einzelne Werke zu und 2007. In Liturgia fractal für Streich- schreiben – die zyklische Form scheint ihn quartett trachtete Posadas danach, eine nicht in Ruhe zu lassen. Mit dem komposi­ bestimmte Methode des kompositorischen torischen Ergebnis ist es wohl ähnlich wie Denkens umfassend zu verwenden und dar­ bei den Allegorien der Kulturgeschichte: zustellen. Jedes der im Zyklus zusammen­ Durchqueren wir in den einzelnen Stücken gebundenen Quartette verwendet ein an­ verschiedene »Antworten«, so entdecken deres fraktales Modell, zugleich gibt es zahl­ wir über die gesamte Dauer des Zyklus nach reiche Überschneidungen und wiederkeh- und nach so etwas wie den Kern der Frage. rende Momente in den verschiedenen Stü­ cken. Hier passt also zunächst das Bild des Dass auch kompositorisch die letztliche Kreises, das im Wort »Zyklus« steckt: eine Antwort auf drängende Fragen nicht gege­ bestimmte Idee sollte abgerundet, eine ben werden kann, dass deren Sicherheit Bewegung in sich (ab)geschlossen werden. ausbleiben wird, stört Alberto Posadas nicht. »Komposition«, sagt er risikobereit, Die Erfahrung des Komponisten allerdings »ist zweierlei. Es ist Spekulation. Und es ist war letztlich eine andere: »Am Ende kam der Versuch, unsichere Räume zu bewoh­ keine Zusammenfassung heraus, sondern nen.« gerade das Gegenteil. Es öffnete sich eine neue Welt für mich.« Alberto Posadas ent­ deckte den Reiz von Verbindungen und Be­ ziehungen, die in ihrer organischen Entwick­ lung viel Zeit brauchen. Zugleich gab es musikalisches Material, das sich selbst zu genügen schien. Seither liegt für ihn hier der grundsätzliche Reiz zyklischer Werke: 30 31

SA 25. APRIL 2020 / 11 UHR MÄRKISCHES MUSEUM DIALOG. PORTRAIT

ALBERTO POSADAS im Gespräch mit KORNELIA BITTMANN

ALBERTO POSADAS Snefru (2002) für Akkordeon und Elekronik Deutsche Erstaufführung / 9'

Anklänge an »La cathédrale engloutie« (2015) für Klavier 9'

Palabras deshabitadas (2016) für Sopran und Kontrabass Deutsche Erstaufführung / 12'

Tombeau (2014) für präparierte Viola 14'

TEODORO ANZELLOTTI Akkordeon FLORIAN HÖLSCHER Klavier HÉLÈNE FAUCHÈRE Sopran PAUL CANNON Kontrabass ALFONSO NORIEGA Viola

SENDUNG SA 25. APRIL 2020, 18.04 UHR ZUM NACHHÖREN IM WDR 3 WDR 3 KONZERTPLAYER 32 WITTENER TAGE FÜR NEUE KAMMERMUSIK 2020

ALBERTO POSADAS SNEFRU (2002)

Snefru, der erste Pharao der vierten Dynas­ chet. Polyphones Potential bieten interpo­ tie, war wegweisend für den Bau der Pyra­ lierte, asynchrone »Triller-Kurven«. Für die miden und damit auch für die Entwicklung Elektronik wurden Samples verarbeitet, der Architektur. Er ließ drei Pyramiden bau­ von denen aber nur ein kurzes Balgtremolo en. Davon war die »Rote« die erste mit glat­ vom Akkordeon stammt. Bei den anderen ten Seitenwänden. Sie wurde zum Vorbild Samples handelt es sich um Vokalmusik der für die Pyramiden von Gizeh. Renaissance, Klänge der Glasharmonika, Streichertremoli, Holzbläser-Multiphonics, Die Maße der Roten Pyramide bilden die Schlagzeugsounds und einen Orchesterak­ Grundlage dieser Komposition: vom Netz­ kord. Die Klangwelten von Akkordeon werk der numerischen Beziehungen bis und Elektronik sollen sich möglichst stark hin zur Registerbehandlung, zu Rhythmus- mischen und interagieren, wobei der Raum Sequenzierungen und Dichtegraden. Es eine doppelte Rolle spielt: es entstehen werden spieltechnische und klangliche Mög­ räumliche Kontrapunkte und wechselnde lichkeiten des Akkordeons erforscht wie »Tiefenschärfen«. Balgtremoli mit artikulierten Klangfolgen, Vibrato, schnelle Tonrepetitionen und Rico­ ALBERTO POSADAS DIALOG. PORTRAIT 33

ANKLÄNGE AN »LA CATHÉDRALE PALABRAS DESHABITADAS (2016) ENGLOUTIE« (2015) Erinnerungsspuren ist ein Zyklus von sechs Sprachlosigkeit als Kommunikationsunfähig­ Klavierstücken, die ich für den Pianisten Flo­ keit. Bewohnte, inhaltsleere Worte, die ver­ rian Hölscher komponiert habe. Es geht mir suchen über die Bedeutungslosigkeit hin­ darum, das Klavierrepertoire vom Barock auszugehen, um das tiefe Bedürfnis nach bis ins 20. Jahrhundert neu »zu lesen« und Kommunikation auszudrücken. Verwundete damit verschiedene Fragen aufzuwerfen. Erinnerung, beschädigt durch Stille. Verblas­ Diese Fragen bilden die Ausgangspunkte sende, gefrierende Schreie. Flüchtige und meiner Komposition. Die Art, in der ich die stille Worte, die in der Tiefe des Blicks wei­ einzelnen Repertoirestücke »lese« und ver­ nen und schluchzen. Abgrundtiefe Stille, die arbeite, ist letztlich eine ganz persönliche. zur Transparenz wird. Zwei scheinbar sehr Es geht mir nicht darum, explizite Bezüge weit voneinander entfernte Instrumente zur Vergangenheit herzustellen. Im Gegen­ versuchen, sich zu einer Einheit, einer Ant­ teil: Die neuen Stücke verstehe ich als »Er­ wort oder einem Schatten zu entwickeln. innerungsspuren« eben jener Konzepte, die Gebrochene Worte kämpfen darum, ver­ sich in meinen Augen aus dem historischen standen zu werden und ihre eigene Identität Repertoire herauslesen lassen. zu finden.

La cathédrale engloutie ist eine Komposition Spiegel feuchter Stille, die sich an der Flut von Claude Debussy, in der er einen beson­ der Erinnerung reiben. Düsterer Dämmer­ deren akustischen Raum schafft. Der Klang schlaf aus verletzten Schreien, die im Nebel scheint sich dort nicht durch die Luft, son­ gefrorener Echos heulen. Geflohene Worte dern unter Wasser auszubreiten. Die Klang­ von nacktem Stein, der schweigt, da er nicht quelle wirkt diffus, sie lässt sich nicht orten. blutet, der schluchzt, da er brennt und in Im Mittelpunkt meines Stückes steht die der Höhle seines Blickes schreit. Unbe­ Simulation eines »unwirklichen« Klaviers, wohnte Worte. Abgrundtiefe Stille wird zu das einen neuen akustischen Raum entste­ ewiger Transparenz. hen lässt.

ALBERTO POSADAS ALBERTO POSADAS 34 WITTENER TAGE FÜR NEUE KAMMERMUSIK 2020

TOMBEAU (2014)

Tombeau wurde wie das Schwesterwerk metallischen oder sogar verzerrten Klängen Double in Gedenken an Gerard Mortier für und Multiphonics. Alle diese Klangkatego­ den Bratschisten Christophe Desjardins rien etablieren in Konfrontationen, Überlap­ komponiert. Es spielt mit der Geisteswelt pungen oder Amalgamierungen verschie­ des Barock und basiert auf der Idee der Frak­- dene Verbindungen mit dem gewohnten talisierung. Die Präparierung verwandelt die Timbre des Instruments, die miteinander Viola in ein Instrument, das eine Polyphonie konfrontiert werden, sich überlappen oder von Klangfarben und Klangkategorien zur mischen. Verfügung stellt: von verhüllten bis zu gefil­ terten, von hölzernen bis hin zu kristallinen, ALBERTO POSADAS Dedicado a Christophe Desjardins Tombeau Encargo de la Fundación BBVA A la memoria de Gerard Mortier Alberto Posadas Para Viola (shadow tone) p.n. q = 60 mp – msp p (II) ¿ ¿ II L.B. + + + j Œ™ Œ j Œ™ Œ j Œ™ Ó °B B œ œ œ [w] )™ )™ )™ ) ) æ æ æ pæ æ Viola – æ æ æ æ æ (Reed)· (II) L.B.„ pitchless¿ ¿ ≥ ‚ ¢ / ) ) ) )¿ )¿ ¿ ! mp ppæ æ

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SA 25. APRIL 2020 / 16 UHR JOHANNISKIRCHE

KONZERT 3

BENJAMIN SCHEUER Acht Arten zu Atmen (2020) für Klarinette, Akkordeon und Samples Kompositionsauftrag des WDR Uraufführung / 18' Doppel – leichtfüßig – Stocherndes Lied – Querschnitt – Krummer Kanon – bel canto – Orgelpunkt – Geschnatter

GLORIA COATES Sonata No. 2 (2020) für Violine I. Outbreak II. Spreading III. Lockdown IV. Leveling Kompositionsauftrag der Stadt Witten und des Louth Contemporary Music Festival Dundalk/Irland, mit Unterstützung der Forberg Schneider Stiftung Uraufführung / 14'

JOHANNES BORIS BOROWSKI Lied (2020) für Akkordeon solo Kompositionsauftrag der Stadt Witten Uraufführung / 8'

RAMON LAZKANO Irarki (2020) für Violine, Klarinette und Akkordeon Kompositionsauftrag der Stadt Witten Uraufführung / 15'

CAROLIN WIDMANN Violine KILIAN HEROLD Klarinette TEODORO ANZELLOTTI Akkordeon

SENDUNG SO 26. APRIL 2020, 20.04 UHR ZUM NACHHÖREN IM WDR 3 WDR 3 KONZERTPLAYER 36 WITTENER TAGE FÜR NEUE KAMMERMUSIK 2020

BENJAMIN SCHEUER ACHT ARTEN ZU ATMEN (2020)

In den Acht Arten zu Atmen laufen Klänge tiere sie mit der unlösbaren Aufgabe, meine im Kreis – vom Menschen, über Technik und Spielzeugklänge zu imitieren. Aus ihren Instrument, zum Menschen zurück. Meine Alternativvorschlägen werden Samples. ersten Ideen entstehen nicht schriftlich, son- Durch deren Transkription entsteht die ers­ dern so nah am Körper wie möglich gesun­ te schriftliche Ebene der Komposition, inspi­ gen. Jede spontane menschliche Äußerung riert davon lässt sich die Partitur frei weiter­ bekommt die Chance, Teil der musikalischen spinnen. Im »Querschnitt« manifestiert sich Geschichte zu werden – die Klänge sollen die Gleichzeitigkeit all dieser musikalischen ein unmittelbares Abbild unserer Umwelt Schichten. Doch die Klänge unterliegen kei­ sein, es wird nicht nach hohen ästhetischen ner Hierarchie, es gibt keinen »Fortschritt«. Kriterien aussortiert und optimiert. Die Die Form reflektiert nicht didaktisch die tönenden Fundstücke sind oft humorvoll, Evolution von Klängen, sondern jede Minia­ merkwürdig und voll von außermusikali­ tur kombiniert die unterschiedlichen Ent­ schen Assoziationen, die gar nicht verbal wicklungsstadien nach Lust und Laune. benannt werden müssen. Mit diversen Durch das gelegentliche »Mitsingen« der Spielzeugen und Klangobjekten versuche Musiker schließt sich letztendlich der Kreis: ich die Klänge nachzubilden, sie so einem Sie empfinden den grundlegenden Span­ Akkordeon oder einer Klarinette anzunä­ nungsverlauf nach – aber nicht wie von mir hern. zu Beginn imaginiert, sondern auf ihre ganz persönliche Weise. Die Interpreten werden früh in den Entste­ hungsprozess eingebunden – ich konfron­ BENJAMIN SCHEUER KONZERT 3 37

GLORIA COATES SONATA NO. 2 (2020)

Die Sonate wurde zwar begonnen, bevor So entstand eine hochkonzentrierte Musik, der Corona-Virus in den täglichen Statisti­ die zu meinen frühen experimentellen Wer­ ken mit steigenden Todeszahlen sichtbar ken der 1960er und frühen 1970er Jahre zu­ wurde. Da sie sich der Niederschrift unter rückführt. Indem ich an diesen Startpunkt dem Druck der sich ausbreitenden Pande­ zurückkehrte, habe ich meine musikalischen mie widersetzte, haben sich ihre Form und Gedanken schnell und unbewusst zu Papier ihr Inhalt grundlegend verändert. gebracht und in vier Sätze gefasst.

Die Noten, die auf dem Papier erschienen, Die hauptsächlichen Elemente sind perkus­ wurden mit einem Gefühl geschrieben, als siv, mikrotonal, aber auch lyrisch. Verschie­ würde ich sie durch eine Wand aus Angst dene Arten, das Instrument und die Saiten und Hilflosigkeit drücken. Der Virus breite­- zu schlagen sind mit Farben verwoben. For­ te sich schnell aus, fand seinen Weg sogar men entstehen durch Mikrointervalle, die nach Bayern. Oh weh, kein Impfstoff und in einer klagenden Melodie kollabieren. keine Medikamente! GLORIA COATES Sonata for Violin solo No. 2 by Gloria Coates I = 60 even gliss.

qBogen III II I III I II III III II & 45 œ œ #œ w œ œ #œ œ #œ f 6 F > P s.p. III I III I II III III II I III I II & œ #œ œ œ œ #œ œ œ #œ œ # œ sub. œ œ œ œ # œ œ #œ œ p > œ 11 > III III II I III I II III œ ˙ bœ œ œ ˙ œ #œ œ œ #œ œ & œ ˙ ˙ ˙ œ # œ œ œ # œ œ P F 16 bowed tremolo 17 to 21 III I II III III II I III I II III III II I œ #œ œ #œ œ œ #œ œ œ #œ æ æ & # œ œ œ æcresc. æ æ æ æ æ 22 III III II I III I II III II I III I œ #œ œ œ #œ #√œ œ #œ œ & f 27 II III III II I III I II III III II (√) œ œ #œ œ œ #œ œ #œ

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32 (√I ) III I II III s.p. #œ œ #œ o bœo o o œo o œo œo œ œ œo œ ˙ œ æ æ æ æ æ æ & æ æ æ æ ƒ π F 36 (√) o o œo o o o ˙o œ œ œo œ œo œo o œ w æ æ æ æ œ œ w & æ æ æ æ æ æ æ Œ p ∏ © Gloria Coates 2020 38 WITTENER TAGE FÜR NEUE KAMMERMUSIK 2020

JOHANNES BORIS BOROWSKI LIED (2020)

Lied: Ich assoziiere eine ruhige Schnee­ Aber: Unter den Konturen ist es lebendig. landschaft. Alles erscheint liedhaft, einfach. Und dieses Leben dringt in meinen Kopf Unter der Schneedecke: Strophe für und lässt mich erschrocken innehalten. Ich Strophe: Sehnsucht. schließe die Augen, sehe die Weite des Him­ Die Konturen sind verdeckt-verändert, mels über der Schneefläche, höre das Kna­ rücken in die Ferne. Es könnte so sein, den­ cken der Eisfläche über dem Fluss. Ich spüre ke ich. »Ja, so ist es« Und für einen kurzen die Kraft und die Gewalt. Zwingend, unbe­ Augenblick: Das ist meine Welt. dingt und geradlinig.

JOHANNES BORIS BOROWSKI KONZERT 3 39

RAMON LAZKANO IRARKI (2020)

Drei Instrumente, die sich nicht mischen, einen Text, in dem ihre Fiktion geschützt versuchen auf ihrem Weg durch einen Zeit­ bleibt. So wird das Komponieren zu einem raum Abdrücke zu hinterlassen: sie ziehen Akt des Schreibens, der nach der Gestalt Furchen, gravieren sich in ihre Gegenwart. des geträumten Klangs sucht. Im Baskischen So suchen die Instrumente jeweils ihren bezeichnet »Irarki« Drucke und Gravuren. eigenen Raum, wenn sie auf diffusem Hin­ tergrund Markierungen setzen und Spuren RAMON LAZKANO hinterlassen. Sie schreiben sich dem Terri­ torium ein, das sich graphisch-luftig erweist. Unbeabsichtigte Erinnerungen schaffen 40

SA 25. APRIL 2020 / 20 UHR BLOTE VOGEL SCHULE

KONZERT 4

ALBERTO POSADAS Poética del camino (2018 – 20) für sechs Stimmen und zehn Instrumente Kompositionsauftrag des WDR und von Musik der Jahrhunderte finanziert durch die Siemens Musikstiftung Uraufführung / 60'

1 Tan callando für Bassklarinette / 7' 2 Fremd bin ich eingezogen für zwei Stimmen und Trompete / 6' 3 Jeder Strom, jedes Leiden für Oboe, Klarinette und Violoncello / 7' 4 Die Hunde, die Ketten für zwei Stimmen, Flöte, Oboe, Klarinette, Viola und Violoncello / 6' 5 Todo pasa für sechs Stimmen, Trompete und Posaune / 9' 6 Such’ ich des Wildes Tritt für Flöte, Oboe, Klarinette, Klavier, Schlagzeug, Violine, Viola und Violoncello / 12' 7 … ist Alles zerflossenfür sechs Stimmen, Flöte, Oboe, Klarinette, Klavier, Schlagzeug, Violine, Viola, Violoncello / 13' 41

NEUE VOCALSOLISTEN

JOHANNA VARGAS und SUSANNE LEITZ-LOREY Sopran TRUIKE VAN DER POEL Mezzosopran MARTIN NAGY Tenor GUILLERMO ANZORENA Bariton ANDREAS FISCHER Bass

MARIO CAROLI Flöte EDUARDO OLLOQUI Oboe SHIZUYO OKA Klarinette MELISE MELLINGER Violine PAUL BECKETT Viola ÅSA ÅKERBERG Violoncello KLAUS STEFFES-HOLLÄNDER Klavier CHRISTIAN DIERSTEIN Percussion ANDREW DIGBY* Posaune MARKUS SCHWIND* Trompete

*als Gast

SENDUNG WDR 3 LIVE

ZUM NACHHÖREN IM WDR 3 KONZERTPLAYER 42 WITTENER TAGE FÜR NEUE KAMMERMUSIK 2020

ALBERTO POSADAS POÉTICA DEL CAMINO (2018–20)

In den letzten Jahren beschäftige ich mich In Tan callando wandert die Bassklarinette intensiv mit der Komposition von Zyklen durch eine fragile, mutierte und instabile über existentielle Fragen – dabei geht es Welt. Schattenklänge erweitern das Klang- mir mehr um die Suche als um Bestätigung spektrum. In Fremd bin ich eingezogen wird – wie in einem Labyrinth, in Räumen, auf die Trompete als ein nicht identifizierbarer Wegen oder in Erinnerungen. In diesem Fremder dargestellt und ihr Ton durch ein Zyklus verbinde ich deutsche und spanische Saxophonmundstück verändert. Die Sing- Poesie, ohne Rücksicht auf geographische, stimmen sind ihr Alter Ego, sie künden von kulturelle oder zeitliche Grenzen. Hier wie ihrer existentiellen und zugleich vergeb­ dort ist der Weg das Sinnbild eines Lebens, lichen Suche und schließlich vom Heran­ das sich auf den Tod hin verändert. In der nahen des Todes. Auch Jeder Strom, jedes »Poetik des Weges« werden die Gedichte Leiden bezieht sich auf Verse aus der Winter­ von Wilhelm Müller fragmentiert, die Schu­ reise. Die zeitweilig mit einem Trompeten­ bert in seiner Winterreise verwendet hat. Sie dämpfer versehene Klarinette, die Oboe alternieren mit Gedichten der Spanier Jorge und das Cello erzeugen nach und nach einen Manrique (15. Jahrhundert) und Antonio konstanten Strom, der in diffuse Stille mün­ Machado (19./20. Jahrhundert), wobei ich det. Im vierten Teil Die Hunde, die Ketten nach nach Berührungspunkten zwischen wandert der Klang – so wie der Hund in Ideen, Bildern und Allegorien gesucht habe. Machados Gedicht. Das einzige, was der Die Dramaturgie dieses Zyklus beschränkt Klang beim Versuch, sie zu erinnern festhal­ sich nicht auf die Dekonstruktion oder die ten kann, ist das Vergessen. In winzige, spielerische Rekonstruktion dieser Gedich­ flüchtige Elemente zergliedert ist der Klang te. Es geht zugleich um die »Reise« der Ins- zugleich Gott und Dämon, strahlender trumente im Raum. Im Verlauf des Zyklus Glanz und finsteres Grab. InTodo pasa las­ bewegen sie sich allmählich aufeinander zu, sen die kreisförmig aufgestellten Musiker bis sich fast alle auf der Bühne einfinden. den Klang im Raum zirkulieren. Das Schlag­ Die Spanne der Besetzungen reicht vom So­ werk gibt seine klassische Rolle auf – im lo für Bassklarinette bis zum Finale für sechs Vordergrund stehen Vibration und Reibung. Gesangsstimmen und zehn Instrumente. Die Teile können sowohl zyklisch als auch Im Raum verteilte Klangquellen folgen ver­ unabhängig voneinander aufgeführt wer­ schiedenen Wegen zum selben Ziel: einem den. In Poética del camino begeben sich Ins- temporären Ort. Dort verweilen die Klänge trumente und Stimmen auf unterschied­ nicht, sondern werden von der Erinnerung lichen Wegen auf die Suche nach einer Iden­ des Gesangs verdrängt. Die Gedichtzeile tität, die sie vermuten, erhoffen oder auch Such’ ich des Wildes Tritt benennt die Idee, nur flüchtig erspähen. Klang wird vom Ob­ die dem sechsten Satz zugrunde liegt. Jedes jekt zum bewegten Subjekt. Instrument hinterlässt einen »Abdruck«, der KONZERT 4 43

von einem anderen überlagert wird. Wenn sind räumlich getrennt. Wenn eine Grup­ die Instrumente einander auf demselben pe die andere antreibt oder antiphonale Pfad folgen, imitieren sie sich jedoch nicht. Wirkungen erzeugt werden, entstehen Vielmehr gestalten sie das Material, das sich neue Beziehungen. Das Bild verschwin­ in unser Gedächtnis eingeprägt hat, neu. dender Wege, die keine Wiederkehr erlau­ Der Zyklus endet mit dem Satz … Ist Alles ben, bestimmt die klangliche Entwicklung zerflossen, der die Idee der sich überlagern­ und zugleich das Ende des Zyklus. den Spuren aus dem vorherigen Satz fort­ führt. Gesangs- und Instrumentalgruppen ALBERTO POSADAS 44 WITTENER TAGE FÜR NEUE KAMMERMUSIK 2020

II VII Fremd bin ich eingezogen, Such’ ich des Wildes Tritt Fremd zieh’ ich wieder aus. Es zieht ein Mondenschatten Ich such’ im Schnee vergebens Als mein Gefährte mit, Nach ihrer Tritte Spur, Eine Straße muß ich gehen, Muß selbst den Weg mir weisen Die noch Keiner ging zurück In dieser Dunkelheit. Welch ein törichtes Verlangen, Jeder Strom wird’s Meer gewinnen, Treibt mich in die Wüstenein? Jedes Leiden auch sein Grab. Mein Herz ist wie erfroren, Nuestras vidas son los ríos que kalt starrt ihr Bild darin van a dar en el mar, Die kalten Winde bliesen Este mundo es el camino para el otro, Mir grad’ ins Angesicht qu’es morada sin pesar; Und morgen früh ist alles zerflossen

IV Es bellen die Hunde es rasseln die Ketten. Como perro olvidado que no tiene huella ni olfato y yerra por los caminos, sin camino … … así voy yo, siempre buscando a Dios entre la niebla. Y era el demonio de mi sueño, el ángel más hermoso. Brillaban como aceros los ojos victoriosos, y las sangrientas llamas de su antorcha alumbraron la honda cripta del alma. Es bellen die Hunde es rasseln die Ketten.

V Was soll ich länger weilen, Daß man mich trieb hinaus. Was will ich unter den Schläfern säumen, Soll denn kein Angedenken Ich nehmen mit von hier? Todo pasa (y) todo queda, pero lo nuestro es pasar, (pasar) haciendo caminos, caminos sobre la mar

Wilhelm Müller, Die Winterreise. Jorge Manrique, Coplas por la muerte de su padre. Antonio Machado, Galerías, Proverbios y cantares. ESSAY 2 45

WIR VERGESSEN NICHTS

VON GORDON KAMPE

»On n’oublie rien de rien / On n’oublie rien dem Psychologen Daniel Schacter, die »sieb­ du tout« Wir vergessen überhaupt nichts, te Sünde« der Erinnerung, die in der »wie­ behauptet Jacques Brel in seinem Chanson derholten Erinnerung an Gefühle, Informa­ – und was er so nebensächlich über schlicht tionen oder Ereignisse« besteht, »die wir schrammelnden a-Moll und D-Dur-Septak­ gerne ganz aus unserem Bewusstsein ver­ korden behauptet, kann einem fast Angst bannen würden, doch dies gelingt uns nicht; machen. Müssten wir, wenn des Menschen wir erinnern uns weiterhin gegen unseren Los wirklich das »Nichtvergessenkönnen« 2 Willen an das, was wir nicht vergessen kön­ ist, nicht eigentlich »einpacken«? Während nen.«4 ich diese Zeilen in meinem Arbeitszimmer schreibe, bin ich umzingelt von Objekten Jene siebte Sünde – ich bin mir gar nicht des »Nichtvergessenkönnens« und insbe­ sicher, ob es wirklich eine Sünde ist – wird sondere auch des »Nichtvergessenwerden­ vielleicht auch auf unterschiedlichsten Ebe­ wollens«: Bücher, Noten, CDs, Festplatten – nen in der Musik begangen, komponierend, Speicher jeder Art rufen mir unentwegt zu, musizierend, interpretierend, schreibend beschwören mich in ihrer Sturheit, dass ich oder rezipierend. sie bitte nicht vergessen möge. Der von Jacques Brel besungene Versuch, Damit der übervolle Speicher nicht nur zur etwas bewusst zu vergessen, veranschau­ Last wird und zur Hemmung führt, muss licht deutlich, dass das Vergessen mehr ist, das Vergessen produktiv genutzt werden, als das bloße »Vergehen der Erinnerung«, denn »ein Gedächtnis, das alles bewahrte, wie Platon es einst auffasste und damit eine bewahrte im Grunde nichts.« 3 Jacques Brel eher negativ konnotierte Dichotomie zur hat das Vergessen gleich mitkomponiert, »Erinnerung« beschrieb. Wenngleich Fried­ wenn er gegen Ende des Refrains den Text rich Nietzsche an der Dichotomisierung Er­ und die Melodie zu vergessen scheint: hier innern/Vergessen festhielt, wandelte sich stockt es kurz und mit einem halben Puls­ seine Auffassung gegenüber dem Vergessen schlag zu viel vergisst er offensichtlich, dass – etwa in einem Entwurf zu einer Dionysos- wir eigentlich in einem Viervierteltakt sein Dithyrambe – in sein triumphales und mit sollten. Das lyrische Ich in Brels Chanson Pathos vorgetragenes Gegenteil: »Wirf dein weiß nicht, wie es eine verflossene Liebe Schweres in die Tiefe! Mensch, vergiss! vergessen machen kann (»Ne peut pas nous Mensch, vergiss! Göttlich ist des Vergessens faire oublier«), und begeht damit, folgt man Kunst!« 5 46 WITTENER TAGE FÜR NEUE KAMMERMUSIK 2020

In der gegenwärtigen Geschichts- und Kul­ Mechanismen der Kanonbildung einerseits turwissenschaft ist das Begriffspaar längst und die ästhetische Positionierung mit, in kein schlichtes und idealtypisches Gegen­ und gegen den Kanon der (sehr grob gesagt) satzpaar mehr, und Aleida Assmann verwen­ Komponierenden andererseits. So sehr das det – für die Musik nicht uninteressant – Vergessen, Negieren oder Ignorieren des sogar den Begriff »Rhythmus«, um die Be­ Kanons für eine Musik der Gegenwart mit­ ziehung zwischen Erinnern und Vergessen unter unabwendbar scheint, so sehr ist das zu beschreiben: »Erinnern ist aber auch des­ Erinnern manchmal auch Pflicht. Hier ein halb eng mit dem Vergessen liiert, weil bei­ ganz praktisches und persönliches Beispiel de zusammen die wechselnden Rhythmen von einem Ort der Lehre, in welcher der unseres Bewusstseins organisieren.«6 Or­ Rhythmus zwischen Erinnern und Vergessen ganisiert, beeinflusst oder bestimmt jener eine große Rolle spielen muss: Seminare wechselnde Rhythmus zwischen Vergessen oder Vorlesungen über , in und Erinnerung möglicherweise auch das denen Komponisten wie Franz Schreker, kompositorische Bewusstsein? Wieviel Erin­ Erich Wolfgang Korngold oder Alexander nerung lassen Autorinnen und Autoren in Zemlinsky nicht auch Erwähnung finden, ihren Werken zu, wieviel Erinnerung will zeigen den späten Sieg derer, die jene dem absichtlich gelöscht, zugedeckt, verborgen, Vergessen anheimgeben wollten. verschwiegen, überschrieben, ignoriert, neutralisiert, geleugnet oder verloren wer­ Dass Musik als eine per se »flüchtige« den? Der »Beziehungsstatus« zwischen Er­ Kunst, um den Topos oder – wer etwas innern und Vergessen ist – salopp gesagt – schlechter gelaunt ist – das Klischee kurz kompliziert: »Wenn alles unterschiedslos aufzurufen, von ihrem Verschwinden, von gespeichert ist, wie auf den elektrische ihrem Vergessen selbst handelt, liegt auf Energie verbrauchenden Datenspeichern, der Hand und wurde oft als besonderes verliert er seine Bedeutung und wird zu Merkmal und insbesondere auch dann als einer ungeordneten Ansammlung unbrauch­ Bedrohung angesehen, wenn es nicht nur barer Information.« 7 um Komponistinnen und Komponisten, son­ dern um das Musizieren ging. Der Kompo­ »Was wir gemeinsam vergessen haben und nist und Musikschriftsteller Ernst Ludwig was wir vergessen wollen«, paraphrasiert Gerber bedauert etwa: »So scheint es doch Aleida Assmann den französischen Denker mit dem Nachruhme des Tonkünstlers eine Ernest Renan, »bildet deshalb die Grundlage sehr missliche Sache zu seyn. Mit der letz­ nationaler Identität.« 8 ten Note seines Vortrags verfallen seine schmeichelnden Töne und seine kunstvolls­ Zu diskutieren wäre, ob diese These auch ten Paßagien, und kalte Erinnerung bleibt, in Richtung der Musik übertragbar wäre, gleich der Empfindung des Wanderers, der man bedenke etwa die vielfältigen künstle­ eine reizende Gegend zurück gelegt hat.« 9 rischen, historischen und soziologischen Gerbers Trost könnte meine Plattensamm­ lung sein. Vergessen ist er trotzdem. ESSAY 2 47

Beispiele in denen Komponistinnen und steht am Ende einer Entwicklung Neues, Komponisten über Jahrhunderte hinweg mit während das Alte nur mehr homöopathisch gefundenen Materialien umgegangen sind, vorhanden ist. Geht die »Entwickelnde Vari­ um sie vor dem (manchmal auch nur angeb­ ation« eher diskret mit dem Vergessen um, lichen) Vergessen zu retten, sind Legion. ist der Akt des Überschreibens oder Über­ Eine Neufassung eines Werkes ist immer malens deutlicher, bisweilen auch aggressi­ auch eine Form der gelegentlich auch insti­ ver. In den mit der Idee von Übermalung tutionalisierten Erinnerung. Man bedenke arbeitenden Werken Wolfgang Rihms, um etwa die Wiederaufführung der Bach’schen ein bekanntes Beispiel zu erwähnen, ist der Matthäuspassion durch Felix Mendelssohn- Vorgang bereits am originalen Partiturbild Bartholdy. Als paradigmatisches Beispiel zu sehen. In Jagden und Formen sieht man, der jüngsten Zeit können einige Arbeiten wie der Komponist Passagen ausgestrichen des norwegischen Komponisten Lars Petter oder auch ganze Seiten aus einem Werk he­ Hagen herangezogen werden, der verwitter­ rausgerissen hat, um sie durch neue Passa­ tes Material aus Archiven und allerlei Trou­ gen, Takte, Gesten, Linien etc. entweder zu valien in neue Kontexte stellt – etwa in Har­ ersetzen oder mit dem älteren Material in monium Repertoire (2016) oder Archive Fever Beziehung zu bringen. In vielen anderen sei­ (2016) – und damit oftmals melancholische ner Werke ahnt man zwar die Erinnerungen Atmosphären erzeugt, ohne dass dem Spiel an vergangene Musik, mit dem Vergessen mit dem Vergessen eine lediglich nostalgi­ selbst arbeitet Rihm aber insbesondere in sche Note anhaftet. Während Nostalgie ein einem Werk wie et lux, in dem Textfragmen­ aus »Unzufriedenheit mit der Gegenwart te der römischen Requiem-Liturgie erklin­ hervorgehendes Sehnsuchtsgefühl nach gen, aber nicht in der liturgisch korrekten Erfahrungsräumen vergangener Zeiten« 10 Folge: »Eher tauchen sie auf als erinnerte beschreibt, wäre hier der Begriff der »Haun­ Bestandteile eines – wie in einer Anamnese tology« womöglich treffender, bei dem ver­ – schrittweise vergegenwärtigten Zusam­ meintlich Vergessenes immer wieder spuk­ menhanges.« Ist Rihms Umgang mit dem haft in der Gegenwart erscheint. Vergessen oft »autoaggressiv«, gibt es auch Konzeptionen, die – vielleicht auch in An­ Auch der Umgang und die technische Arbeit lehnung an die Futuristen (»Aber wir wollen mit musikalischem Material können vom von der Vergangenheit nichts wissen, wir Rhythmus zwischen Erinnern und Vergessen jungen und starken Futuristen!«) Vergange­ bestimmt sein, man bedenke beispielsweise nes auslöschen und zu übermalen trachten. das Prinzip der Variation. Bei der »Entwi­ Johannes Kreidlers Bolero, bei dem er alle ckelnden Variation«, so wie sie Arnold melodischen Gestalten aus Maurice Ravels Schönberg einst charakterisierte, wird das Bolero ausradierte, könnte einem diesbezüg­ sukzessive Vergessen komponiert. In klei­ lich in den Sinn kommen. Doch als aggressiv nen Schritten und Einheiten verliert sich muss das Löschen hier nicht zwingend auf­ der thematische Ausgangspunkt und es ent­ gefasst werden, hört man die »unvergess­ 48 WITTENER TAGE FÜR NEUE KAMMERMUSIK 2020

liche« Melodie doch im inneren Ohr umso deutlicher und wird das Ohrenmerk zugleich auf das gelenkt, was oft vergessen und über- hört wird: die Begleitung. Selten ist die Erin­ nerung an eine Melodie so präsent wie hier, obwohl sie eigentlich gelöscht wurde. »Wir vergessen überhaupt nichts«, singt Jacques Brel. Und wie immer hat er recht.

2 Friedrich Nietzsche, Kritische Gesamtausgabe, Abt. III, Bd. 4, S. 286. 3 Judith Schalansky, Verzeichnis einiger Verluste, 2018, S. 15. 4 Aleida Assmann, Formen des Vergessens, Göttingen 32017, S. 7. 5 Vgl.: Hans Saner, Erinnern und Vergessen, Essays zur Geschichte des Denkens, Basel 2004, S. 13f. 6 Assmann, S. 16. 7 Schalansky, S. 16. 8 Assmann, S. 27. 9 Ernst Ludwig Gerber, Über das Andenken an verdiente Tonkünstler, in: Der Kanon der Musik, hrsg. von Klaus Pietschmann und Melanie Wald-Fuhrmann, München 2013, S. 28. 10 Alexandra Hausstein, Nostalgie, in: Gedächtnis und Erinnerung: ein interdisziplinäres Lexikon, hrsg. von Nicolas Pethes und Jens Ruchatz, 2001, S. 421. 49

SO 26. APRIL 2020 / 11 UHR FESTSAAL

KONZERT 5

HUIHUI CHENG Sonic leak (2020) für E-Gitarre, Saxophon, Klavier, Schlagzeug und Elektronik Kompositionsauftrag des WDR Uraufführung / 15'

GORDON KAMPE I forgot to remember to forget (2020) für Stimmen und Schallplatten Kompositionsauftrag des WDR Uraufführung / 18' 1 Briefe 2 Lieder 3 Eis (mit Rabelais) 4 Choräle

HUGUES DUFOURT L’Atelier rouge d’après Matisse (2020) für E-Gitarre, Saxophon, Klavier und Schlagzeug Kompositionsauftrag des WDR, von Wien Modern und des Felicja Blumental Music Center/Ensemble Nikel Uraufführung / 23'

ENSEMBLE NIKEL

BRIAN ARCHINAL Percussion / YARON DEUTSCH E-Gitarre / ANTOINE FRANÇOISE Klavier / PATRICK STADLER Saxophon / ALFRED REITER Sound Engineer / AARON HOLLOWAY NAHUM Technique Director

NEUE VOCALSOLISTEN

JOHANNA VARGAS Sopran / SUSANNE LEITZ-LOREY Sopran / TRUIKE VAN DER POEL Mezzosopran / MARTIN NAGY Tenor / GUILLERMO ANZORENA Bariton / ANDREAS FISCHER Bass

SENDUNG SO 26. APRIL 2020, 20.04 UHR ZUM NACHHÖREN IM WDR 3 WDR 3 KONZERTPLAYER 50 WITTENER TAGE FÜR NEUE KAMMERMUSIK 2020

HUIHUI CHENG SONIC LEAK (2020)

Theatralische Elemente erhöhen das Aus­ In Sonic Leak ist das Dämpfen von zentraler druckspotential der Musik. Mit der Körper­ Bedeutung. Mit der Erweiterung der thea­ lichkeit der Darsteller zu arbeiten, kann zu tralischen Spielräume werden semantische neuen musikalischen Situationen führen. Ebenen freigelegt: Verhüllen, Verdecken, Die physische Präsenz auf der Bühne bildet Zurückhalten, Verneinen, Stummschalten. für mich oft den Ausgangspunkt für die Das Dämpfen ist eine bekannte Spieltech­ Schaffung musikalischer Gestalten. nik, die zur Musik gehört. Ich möchte ihr theatralisches Potential untersuchen. Oft beobachte ich die Gesten der Musiker: wie sie spielen, eine Phrase vorbereiten HUIHUI CHENG oder sich Zeichen geben. Obwohl ich die Materialien als Komponistin kontrolliere und organisiere, versuche ich, die Interak­ tionen der Performer einzubeziehen. KONZERT 5 51

GORDON KAMPE I FORGOT TO REMEMBER TO FORGET (2020)

In der Installation Wasser/Eichen/Stimmen, oder aus eigenem Erinnern, sind als Tonspu­ die ich für die Wittener Tage 2017 am nah­ ren auf Vinyl gebannt. Mein Archiv ist un­ gelegenen Hammerteich machte, sammelte sortiert, manchmal heiter, immer flüchtig ich Geschichten und Lieder aus der Region und meistens unaufgeregt. und ging mit dem so angelegten Archiv eher dokumentarisch um. In folgenden Stücken GORDON KAMPE tauchten einzelne Lieder als Hommage auf. Zuletzt arbeitete ich in remember me für Streichorchester und Elektronik mit Erin­ Da sind die Worte und das Geschrei nerungen der Ensemblemitglieder an Kin­ der Männer und Weiber, derlieder. die Kolbenstöße, der Panzer und des Roßgeschmeides Klirren, Und nun kommt die Idee zurück nach Wit­ das Pferdegewieher und ten: Einige der gesammelten Erinnerungen aller andre Kriegslärm aus meinem Archiv ließen mich kaum mehr in den Lüften zu Eis gefroren. los. Daher beendet I forgot to remember Jetzt, da der strenge Winter to forget – eine super Nummer von Elvis zur Neige geht und die Witterung Presley steht hier übrigens Pate – meinen wieder lau und schön wird, Erinnerungs­zyklus (zumindest vorerst) und zerschmelzen sie und werden gehört. konzentriert sich eher aufs Vergessen als aufs Erinnern. Einige der Fetzen, sie stam­ FRANÇOIS RABELAIS men aus ersteigerten Briefen, aus Schlagern Gargantua und Pantagruel

durchdrehen 23

171 fff ° . 1. 1. 1. . 1. 1. 1. . 1. 1. 1. . 1. . 1. 1. 1. . 1. 1. 1. . 1. 1. 1. . 1. 1. 1. . 1. 1. 1. . 1. S. 1 1 R 1 1 R 1 3 ™ 1 R 1 ™ 4 1 R 1 1 R 1 3 & ‰ R R R R R R R R R R R R 8 ™ R R R R R ™ 4 R R R R R R R R R R R R R R 8 wie wie wie wie wie wie wie wie wie wie wie wie wie wie (sim...)

fff . 1. 1. 1. . 1. 1. 1. . 1. 1. 1. . 1. . 1. 1. 1. . 1. 1. 1. . 1. 1. 1. . 1. 1. 1. . 1. 1. 1. . 1. S. 2 1 1 1 1 3 ™ 1 1 ™ 4 1 1 1 1 3 & ‰ R R R R R R R R R R R R R R 8 ™ R R R R R R ™ 4 R R R R R R R R R R R R R R R R 8 wie wie wie wie wie wie wie wie wie wie wie wie wie wie (sim...) fff . . 1. 1. . . . 1. . . 1. 1. . . . . 1. 1. . . . 1. . . 1. 1. . . . 1. . . 1. 1. . . MS ‰ 1 1 R 1 1 1 1 1 R 1 1 3 ™ 1 1 R 1 1 ™ 4 1 1 1 R 1 1 1 1 1 R 1 1 3 & R R R R R R R R R R R R 8 R R R R R 4 R R R R R R R R R R R R R R 8 wie wie wie wie wie wie wie wie wie wie wie wie wie wie (sim...) fff . . . 1. 1. . . . . 1. 1. . . . 1. 1. . . . . 1. 1. . . . . 1. 1. . . . . 1. 1. . 1. 1. r . T. 1 1 1 1 1 1 1 1 1 1 3 ™ 1 1 1 1 ™ 4 1 1 1 1 1 1 1 1 11 3 & R R R R R R R R R R R R R R R R 8 R R R R R R 4 R R R R R R R R R R R R R R R 8 ‹ wie wie wie wie wie wie wie wie wie wie wie wie wie wie wie wie (sim...)

fff . 1. 1. 1. . 1. . 1. 1. 1. . 1. 1. 1. 1. . . 1. 1. 1. . 1. . 1. 1. 1. . 1. 1. 1. 1. . . 1. 1. 1. . 1. Bar. ? 1 1 1 1 1 3 ™ 1 1 ™ 4 1 1 1 1 1 3 R R R R R R R R R R R R R R R R 8 ™ R R R R R R ™ 4 R R R R R R R R R R R R R R R R 8 wie wie wie wie wie wie wie wie wie wie wie wie wie wie wie wie (sim...) fff . . 1. 1. . . . . 1. 1. . . . 1. 1. . . . 1. 1. . . . . 1. 1. . . . 1. 1. . . . 1. 1. . . B. ? 1 1 1 1 1 1 1 1 1 1 3 ™ 1 1 1 1 ™ 4 1 1 1 1 1 1 1 1 1 1 3 ¢ R R R R R R R R R R R R R R R R 8 R R R R R R 4 R R R R R R R R R R R R R R R R 8 wie wie wie wie wie wie wie wie wie wie wie wie wie wie wie wie (sim...)

= ab hier: EXTREM NAH MIKROPHONIERT (ad lib.) krasse Farbe, 174 ffsempre wütend, unterdrückt . . Töne nur ungefähr ° 1. 1. 1 1 gliss. S. 1 3 R R R ‰ 2bœ œ ‰ ™ ™ ™ œ bœ ™ œ œ &8 R 4 J œ e wie w - wie w - wie w - wie

ffsempre . . 1. 1. 1 1 gliss. . . . . S. 2 3 R R R ‰ 2 ∑ ™bœ œ ‰ ™ ™ j ‰ j ‰ ™ j ‰ j ‰ &8 R 4 J œ œ œ #œ wie wie wie wie wie

ffsempre . . 1. 1. gliss. . . . .j MS 3 1 1 R ‰ 2 ∑ ™bœ œ ‰ ™ ™ j ‰ j ‰ ™ j ‰ ‰ &8 R R R 4 J œ œ œ #œ wie wie wie wie wie . fff f . . 1. 1. r . 1. 1. > > > T. 3 1 1 R 1 1 2 ‰ œ ™ ˙ ™ ™ œ ‰ Œ ™ j ‰ j ‰ &8 R R R R 4 J - - ‹ wie . . 1. 1. 1. 1 . 1. 1. 1 . 1. > > > > Bar. ? 3 R R 1 2 R R 1 Œ ™ ‰ j Œ ™ ™ ‰ j Œ ™ j ‰ j ‰ 8 R R R R 4 R R - - - -

. . 1. 1. . . 1. 1. . . > > > > B. ? 3 1 1 1 1 2 1 1 Œ ™ ‰ j Œ ™ ™ ‰ j Œ ™ j ‰ j ‰ ¢ 8 R R R R R R 4 R R R R - - - - 52 WITTENER TAGE FÜR NEUE KAMMERMUSIK 2020

HUGUES DUFOURT L’ATELIER ROUGE D’APRÈS MATISSE (2020)

L'atelier rouge ist eines der vier Interieurs des Clair-obscur und nähert sich der dekora­ symphoniques, die Henri Matisse 1911 für tiven Abstraktion. den Sammler Sergej Schtschukin malte. Die Symbolik des Farbrhythmus und die nach­ Meine Komposition entwickelt sich auf dem lässige Ordnung verraten die Distanzierung Weg über ungewöhnliche Verbindungen: von der westlichen Vergangenheit. Das vor­ Saxophon-Multiphonics, verstärktes Water­ herrschende Ausdrucksmittel ist die Farbe. phone, Geräusche der E-Gitarre und Klänge L’atelier rouge wird von einem einheitlichen aus dem Innenraum des Klaviers. Die For­ Farbton beherrscht, es gibt weder Tiefe men des traditionellen Diskurses unterwer­ noch räumliche Beziehungen, die Konstruk­ fen sich den deformierenden Aktionen und tionsmittel werden vernachlässigt. Die folgen einer Logik der reinen Spannung. Zeichnung befreit sich von den Zwängen HUGUES DUFOURT 53

SO 26. APRIL 2020 / 16 UHR THEATERSAAL

KONZERT 6

ARNULF HERRMANN manische Episode (2020) für Kammerorchester Kompositionsauftrag der Stadt Witten mit Unterstützung der Kulturstiftung NRW Uraufführung / 14'

JOSEP PLANELLS SCHIAFFINO Sprezzatura (2020) für Kammerorchester Kompositionsauftrag des WDR und von Orquesta y Coro Nacionales de España Uraufführung / 18'

Pause

MARCO STROPPA And One by One We Drop Away (2007–20) für verstärktes Cello und fünf Orchestergruppen Kompositionsauftrag des WDR Uraufführung / 25' 1 I heard … – 2 Alter(n)ating – 3 Clawed – 4 Twisted – 5 Thorn – 6 Watery – 7 I heard … – 8 Drifting

OREN SHEVLIN Violoncello WDR SINFONIEORCHESTER MANUEL NAWRI Leitung

SENDUNG SO 26. APRIL 2020, 20.04 UHR ZUM NACHHÖREN IM WDR 3 WDR 3 KONZERTPLAYER 54 WITTENER TAGE FÜR NEUE KAMMERMUSIK 2020

ARNULF HERRMANN MANISCHE EPISODE (2020)

In der manischen Episode wird eine einzige Die Spur wird ununterbrochen verarbeitet. Konstellation von Motiven immer weiter zer­ Bereits ihr erstes Auftreten ist Verarbeitung, legt, verwandelt und weitergetrieben. Einge­ und jedes weitere Auftreten erzeugt eine schrieben in diese Konstellation ist eine Erin­ weitere Umschrift bzw. Transformation voller nerungsspur an das Kopfmotiv der Fünften Vor- und Rückbezüge. So entbindet die Spur Sinfonie von . Allerdings sich in einem fortwährenden dynamischen erscheint diese Spur – obwohl fast durchge­ Prozess schrittweise von ihrer Herkunft. Am hend vorhanden – nirgends als einfaches Mo­ Ende berühren sich Exzess und Stillstand – tivzitat, sondern immer überlagert, eingebet­ und fallen schließlich ineinander. tet, wie eine Botschaft, die keinen einzelnen Urheber mehr besitzt. ARNULF HERRMANN KONZERT 6 55 56 WITTENER TAGE FÜR NEUE KAMMERMUSIK 2020

JOSEP PLANELLS SCHIAFFINO SPREZZATURA (2020)

Den von Baldassare Castiglione geprägten Verlauf ändert sich das Verfahren der Varia­ Ausdruck »con sprezzatura« könnte man mit tion in zweierlei Hinsicht: erstens, indem sich Lässigkeit oder entspannter Leichtigkeit über- der Satz immer wieder zusammenzieht, und setzen. Die »sprezzatura« gehört im 16. Jahr­ zweitens durch die Einfügung immer neuer hundert zur Haltung eines Adligen, der Dis­ thematischer Elemente, die jede Variation tanz wahrt, auf Diskretion achtet und affek­ ausdehnen. Die narrative Struktur wird zu­ tiertes Benehmen meidet. Zugleich ist die gleich von der Durchlässigkeit des Materials Spontaneität der »sprezzatura« immer insze­- und den ständigen Wechseln zwischen Pro­ niert und durchdacht. zess und Auflösung bestimmt. Auf diesem schmalen Grat zwischen Vertrautem und Das rätselhafte Hauptmaterial, ein sich vari­ie­ Unbekanntem entsteht eine Energie, die das rendes Motiv, beginnt klar artikuliert in den Stück antreibt. Bläsern. Dieser würdevoll stolzen Deklama­ tion verdankt die Komposition ihren Titel. Im JOSEP PLANELLS SCHIAFFINO

Score a Ariadna Con sprezzatura Josep Planells Schiaffino

q = 108 4 2 7 (2 2 3) 4 3 9 œ œ #œ œ äœ. œ. œ œ œ. Flute 1 4 ä 4 ä 8 ä 4 4 - 16 4 bœ J J 2 #œ œ J 7 . bœ œ J 4 #œ J 3 bœ. . R J 9 & 4 Œ ‰ ‰ 4 ‰ J 3 8 ‰ R ‰ 2 4 Œ ‰ J ≈ 4 J ≈ ‰ ≈ 16 ƒ f ƒ f f P ƒ 3 œ œ œ œ bäœ. œ. nœ œ œ. Piccolo 2 4 Œ ‰ J J ‰ 2 ‰ j J 7 ‰. r ‰ J 4 Œ ‰ j ≈ J 3 j ≈ ‰. R J ≈ 9 & 4 bœ 4 #œ œ 8 bœ œ 2 4 #œ 4 bœ . 16 â â â - ƒ f ƒ f f P ƒ äœ. œ. #œ œ ä #œ #œ #œ #œ œ. Oboe 1 4 J J 2 J 7 . r J 4 bœ J 3 j . R J 9 & 4 œ Œ ‰ ‰ 4 ‰ œ œ 8 ‰ œ œ ‰ 2 4 Œ ‰ J ≈ 4 œ . ≈ ‰ ≈ 16 â J 3 â - ƒ f ƒ f f P ƒ 3 œ œ œ œ œ. English Horn ä œ ä #äœ. œ. œ 4 œ Œ ‰ J J ‰ 2 ‰ j J 7 ‰. œ œ ‰ J 4 Œ ‰ j ≈ J 3 œ-. ≈ ‰. R J ≈ 9 & 4 4 œ œ 8 R 2 4 #œ 4 J 16 â f P ƒ f ƒ f ƒ œ œ 3 œ œ œ. Clarinet in B 1 ä œ ä ä. . œ b 4 J J 2 j J 7 J 4 œ œ œ 3 - R J 9 œ Œ ‰ ‰ ‰ ‰. œ œ ‰ 2 Œ ‰ ≈ J œ. ≈ ‰. ≈ & 4 4 œ œ 8 R 4 J 4 J 16 â f f P ƒ f ƒ ƒ 3 ä œ ä #œ. Bass Clarinet 4 Œ ‰ œ œ ‰ 2 ‰ j œ 7 ‰. #œ œ ‰ J 4 Œ ‰ j ≈ œ. œ 3 ≈ ‰. œ œ. ≈ 9 & 4 J J 4 œ œ J 8 R 2 4 #œ J 4 j R J 16 #œ â f f #œ . â f ƒ P - ƒ ƒ œ œ 3 #œ. œ œ. Bassoon bäœ bœ œ ä. bœ-. ? 4 J J 2 7 . J 4 œ œ 3 . R J 9 4 Œ ‰ ‰ 4 ‰ j J 8 ‰ r ‰ 2 4 Œ ‰ j ≈ J 4 J ≈ ‰ ≈ 16 œ œ #œ œ ƒ â â f œ P ƒ f ƒ f œ œ œ #œ œ œ. œ ˙ 4 b˙. œ 2 œ #œ 7 œ bœœ œœ J 4 #œ ˙ 3 b˙ œ 9 & 4 4 8 4 4 16 Accordion π 4 2 œ 7 œ œ œ j 4 bœ ˙ 3 9 & 4 ˙. œ 4 œ 8 bœ œ œ 4 œ œ. œ ˙ 4 ˙ œ 16

D C B | E F G A n # # b b n n œ œ F# œ #œ œ œ. œ ˙ 4 b˙. œ 2 œ #œ 7 œ bœœ œœ J 4 #œ ˙ 3 b˙ œ 9 & 4 4 8 4 4 16

Harp A F P b b (lowest strings D C )) b n 4 2 œ 7 œ œ œ j 4 bœ ˙ 3 9 & 4 ˙. bœœ 4 œœ 8 bœ œ œ 4 œ œ. œ ˙ 4 ˙ bœœ 16

pizz. ≤ 3 ≥ ≥ ≤ Double Bass ? 4 2 j 7 r 4 j 3 9 4 #œ Œ Ó 4 ‰ œ- œ ‰ 8 ‰. #œ œ Œ. 4 Œ ‰ œ Ó 4 #œ Œ Œ 16 â â - â ƒ 1 f ƒ f ƒ 2 3 4 5

9 4 2 3 @ ´ œ œ. #œ. œ œ œ- œ #œ. 16 - ä œ 4 . 4 ä 4 > Fl. 1 9 #œ #œ œ 4 bäœ œ J #œ 2 #œ œ 3 bäœ œ ‰ #œ œ J & 16 J ≈ ≈ J 2 4 ≈ ≈ R ‰ 4 ≈ 4 æ ‰ ≈ p ƒ ƒ f ƒ ƒ f ´ . - . Picc. 2 #œ œ œ. œ œ œ > bœ œ nœ 9 j ≈ ≈ j 4 J ≈ ≈ r ‰ 2 ≈ 3 ‰ æ ‰ J ≈ & 16 #œ- #œ œ 4 bœ œ #œ. 4 #œ œ 4 bœ œ #œ œ â 2 â â â p ƒ ƒ f ƒ f ƒ - #œ œ. #œ. #œ œ œ œ #œ. Ob. 1 - ä œ´ ä > 9 bœ ≈ ≈ œ œ 4 J ≈ ≈ r ‰ 2 œ œ ≈ 3 ‰ bœ œ ‰ J ≈ & 16 J J 2 4 œ œ #œ. 4 4 œ œ æ p â ƒ f ƒ ƒ f ƒ œ œ. . œ œ - . E. Hn. ä #œ´ œ > #œ œ œ 9 j ≈ ≈ #œ œ 4 œ- œ J ≈ ≈ r ‰ 2 ≈ 3 œ- œ ‰ ‰ J ≈ & 16 J 2 4 œ 4 4 æ #œ- . œ œ bœ œ p ƒ â f 2 ƒ f ƒ ƒ œ œ. . œ œ . B Cl. 1 - ä . œ ä > - œ b 9 œ #œ 4 J œ 2 3 œ œ œ œ & 16 J ≈ ‰. 4 œ œ ≈ ≈ R ‰ 4 œ œ ≈ 4 œ œ ‰ ‰ J ≈ œ- æ p ÿ ƒ f ƒ ƒ f ƒ 2 ä œ œ #œ. B. Cl. 9 . 4 œ œ. 2 œ 3 #œ œ > - & 16 j ≈ ‰ œ œ 4 J ≈ ≈ r ‰ 4 œ œ - ≈ 4 ‰ æ ‰ œ œ ≈ - ÿ â #œ œ J #œ ƒ #œ œ #œ f ƒ f - â . ƒ p 2 ƒ #œ. bäœ œ œ œ. bœ œ œ - Bsn. ? 9 j ≈ ‰. œ 4 J ≈ ≈ bœ. ‰ 2 . ≈ 3 ‰ ‰ œ œ ≈ 16 #œ- 4 R 4 4 J œ ÿ œ œ #œ œ œ œæ p - ƒ â â > f ƒ f ƒ ƒ C. Bn. ? 9 4 2 3 r 16 ‰. ‰. j ≈ 4 #œ Œ Ó 4 œ- Œ 4 #œ Œ ‰ ≈ œ œ Œ Œ œ- â > - f harmon muteƒ f ƒ f stem out 3 C Tpt. 1 j #œ œ #œ œ œ. & 169 ∑ 4 ˙ œ 42 ∑ 43 ˙ œ. J ≈ Œ > harmon mute - f π stem out p ƒ - C Tpt. 2 9 4 2 #œ œ œ 3 #œ- œ œ- & 16 ∑ 4 ∑ 4 4 ∑ Œ ‰ J Tom Tambourine f p p ƒ

Perc. 2 œ ÷ 169 ∑ 4 . 5 Œ Ó 42 ∑ 43 ∑ ∑ > ƒ œ #˙˙. œœ #œ n˙˙ œœ 9 Aœ n#œœ œœ. œ>œ 4 J 2 3 & 16 J R J R ‰ 4 3 4 4 Œ Œ ∑ Acc. ƒ π f ∏ 9 j . ? 4 2 3 & 16 œ œ œ ‰ 4 4 4 Œ ∑ œ R J R œ ˙ ˙ ˙. #œ ˙ ˙ C œ n >œ >œ 9 Aœ R . . 4 2 3 & 16 J ‰ ‰ 4 œ ‰ 3 Ó 4 ∑ 4 ∑ ∑ Hp. > ƒ 3 f o ƒ o > o 9 j œ ‰. ‰. 4 ‰ Ó 2 ∑ 3 ∑ ∑ & 16 Aœœ R 4 œ 4 4 œ > arco > ≤ D.B. ? 9 ‰. ‰. j ≈ 4 Œ Ó 2 Œ 3 Œ ‰ ≈ r Œ Œ 16 4simile #œ 4 œ- 4 #œ œ œ œ- â > - f ƒ 7 f 8 ƒ 9 f 10 6

(2 2 3)

q = 108 KONZERT 6 57

MARCO STROPPA AND ONE BY ONE WE DROP AWAY (2007–20)

58 WITTENER TAGE FÜR NEUE KAMMERMUSIK 2020

FR 24. – SA 25. APRIL 2020 MÄRKISCHES MUSEUM , SAALBAU FOYER

MONOCHROM [1–3]

MONOCHROM [1] MÄRKISCHES MUSEUM FR 24. APRIL 2020 / 18.30 UHR MARTÓN ILLÉS Réz-tér (2020) für acht Trompeten Kompositionsauftrag des WDR Uraufführung / 35’

MONOCHROM [2] SAALBAU FOYER SA 25. APRIL 2020 / 14 UHR ROBERT WANNAMAKER Parallels (1998) für vier E-Gitarren Europäische Erstaufführung / 9'

ELENA RYKOVA asymptotic freedom (2020) für sechs E-Gitarren und Elektronik Kompositionsauftrag der Stadt Witten, der Internationalen Ferienkurse für Neue Musik Darmstadt und von La Muse En Circuit Uraufführung / 12'

59

MONOCHROM [3] MÄRKISCHESNEUE VOCALSOLISTEN MUSEUM SA 25. APRIL 2020 / 18 UHR JOHANNA VARGAS und SUSANNE LEITZ-LOREY Sopran / JUSTÉTRUIKE JANULYTÉVAN DER POEL Mezzosopran / MARTIN NAGY Tenor / UnanimeGUILLERMO (2020) ANZORENA für acht Bariton Trompeten / ANDREAS FISCHER Bass Kompositionsauftrag des WDR Uraufführungensemble recherche / 15'

ELNAZMARIO CAROLI SEYEDI Flöte / EDUARDO OLLOQUI Oboe / SHIZUYO OKA Klarinette / FelsenMELISE MELLINGER Violine / PAUL BECKETT Viola / ÅSA ÅKERBERG Violoncello / –KLAUS unerklärlich STEFFES-HOLLÄNDER (2019–20) für Klavier acht Trompeten / CHRISTIAN DIERSTEIN Percussion / KompositionsauftragANDREW DIGBY* Posaune des / MARKUSWDR SCHWIND* Trompete *alsUraufführung Gast / 12'

THE MONOCHROME PROJECT SENDUNG MARCOWDR 3 LIVE BLAAUW, CHRISTINE CHAPMAN, MATTHEW CONLEY, RIKE HUY, BOB KOERTSHUIS, NATHAN PLANTE, MARKUS SCHWIND, LAURA VUKOBRATOVIC Trompete

MARCO BLAUUW Leitung

UFA SEXTET

RUBEN MATTIA SANTORSA, GIUSEPPE MENNUTI, CHRIS MOY, FRANCESCO PALMIERI, ALEJANDRO TENTOR, SAMUEL TORO PEREZ, YARON DEUTSCH E-Gitarre

LA MUSE EN CIRCUIT WILFRIED WENDLING

SENDUNG FR 24. APRIL 2020, AB 21 UHR SO 26. APRIL 2020, AB 21 UHR ZUM NACHHÖREN IM WDR 3 WDR 3 KONZERTPLAYER 60 WITTENER TAGE FÜR NEUE KAMMERMUSIK 2020

MARTÓN ILLÉS RÉZ-TÉR (2020)

Seit meiner Jugend faszinieren mich homoge­ Die offenen Säle des Märkischen Museums ne Klangtexturen und Instrumentalbesetzun­ eignen sich wunderbar für eine räumliche gen. Unter den Jugendsünden befinden sich Klangkonzeption. Gebündelte, sich bewegen­ Stücke für sechs Querflöten, sechs Kontra- de Trompetengruppen bespielen Räume mit bässe oder 13 Violinen und später schrieb ich besonderen akustischen Eigenschaften. Die mehrere Stücke für vier bzw. sechs Klarinet­ unterschiedlichen Entfernungen der Klang­ ten und für sechs Stimmen. Auch in den quellen zueinander und zum Publikum er­ Orchesterwerken verwende ich mit Vorliebe möglichen variable Mischungen und eine vielfach besetzte Bläsergruppen. Die Liebe mehrdimensionale Darstellung divergieren­ zu Blechblasinstrumenten begann mit dem der Strukturen, Stärken, Farben und Ener­ Stück Én-kör I für zwei Trompeten und Horn. gien. Von den Eindrücken und Erfahrungen, die ich seitdem mit Trompeten gesammelt habe, MÁRTON ILLÉS nährt sich Réz-tér. MONOCHROM [1–2] 61

ROBERT ELENA WANNAMAKER RYKOVA PARALLELS (1998) ASYMPTOTIC FREEDOM (2020)

Parallels besteht aus einer Folge von sechs in­ »Freedom is not pure and simple contingency einander verzahnten Kanons für verflochtene in so far as it turns back toward its being in Stimmen. Beim stufenweisen Aufstieg jedes order to illuminate its being in the light of its Kanons vollzieht sich eine trügerische harmo­ end.« nische Annäherung. Zugleich werden flüch­ tige Hörphänomene exponiert, die mit dem JEAN-PAUL SARTRE Register wechseln. Der Titel spielt sowohl Das Sein und das Nichts auf die formale Struktur des Stückes an, als auch auf die kalten nördlichen Breitengrade, in denen es komponiert wurde.

ROBERT WANNAMAKER 62 WITTENER TAGE FÜR NEUE KAMMERMUSIK 2020

JUSTÉ JANULYTÉ UNANIME (2020)

Die acht Trompeten werden in diesem Werk wie ein einziger Klangkörper behandelt. Wie eine Orgel, die aus vielen verschiedenen Pfei­ fen besteht, die aber den gleichen Atem, die­ selbe Seele haben.

JUSTÉ JANULYTÉ MONOCHROM [3] 63

ELNAZ SEYEDI FELSEN – UNERKLÄRLICH (2019–20) Auf der rauen Oberfläche eines Felsen hinter­ tet und aus wechselnden Perspektiven be­ lässt die Erosion ihre Spuren. Lange Zeitspan­ leuchtet. Das Hören gleicht so einem Gang nen werden sichtbar. Das extrem reiche Farb­ durch mehrere Zeitalter, von der Urgeschich­ spektrum der Besetzung hat mich auf die te bis heute. Die Spuren des Menschen rei- Idee gebracht, felsenartige, statische Klang­ chen bis in die tiefsten Erdschichten. skulpturen zu schaffen. Im Verlauf werden sie aus unterschiedlichen Entfernungen betrach­ ELNAZ SEYEDI 64 WITTENER TAGE FÜR NEUE KAMMERMUSIK 2020

FR 24. – SO 25. APRIL 2020 MÄRKISCHES MUSEUM, BIBLIOTHEK, HAUS WITTEN

FOUND & LOST

FR 24. APRIL 2020 / 17 UHR ERÖFFNUNG SA 25. APRIL 2020 / 12 – 20 UHR SO 26. APRIL 2020 / 13 – 16 UHR MÄRKISCHES MUSEUM CHRISTINA KUBISCH Kupfer Himmel (2020) 24-kanalige Komposition für Instrumente, elektromagnetische Klänge und Field Recordings Kompositionsauftrag der Stadt Witten Klangbearbeitung und Tontechnik: Eckehard Güther Uraufführung

FR 24. APRIL 2020 / 18 UHR ERÖFFNUNG SA 25. APRIL 2020 / 12 – 20 UHR SO 26. APRIL 2020 / 13 – 16 UHR BIBLIOTHEK MARTYNA POZNAŃSKA Alles, was du dir vorstellen kannst, ist real (2020) Klanginstallation Kompositionsauftrag der Stadt Witten Uraufführung 65

THE MONOCHROME PROJECT

MARCO BLAAUW, CHRISTINE CHAPMAN, MATTHEW CONLEY, RIKE HUY, BOB KOERTSHUIS, NATHAN PLANTE, MARKUS SCHWIND, LAURA VUKOBRATOVIC Trompete MARCO BLAUUW Leitung

FR 24. APRIL 2020 / 18 UND 19 UHR SA 25. APRIL 2020 / 13, 14, 15 UND 18 UHR UFA SEXTET SO 26. APRIL 2020 / 13, 14 UND 15 UHR RUBENHAUS MATTIA WITTEN SANTORSA, GIUSEPPE MENNUTI, CHRIS MOY, FRANCESCO PALMIERI, ALEJANDRO TENTOR, SAMUEL TORO PEREZ, YARON DEUTSCH E-Gitarre BRIGITTA MUNTENDORF Theater des Nachhalls (2020) LA MUSE EN CIRCUIT audiovisuelle Installation für Video- und Klangprojektionen NN Kompositionsauftrag des WDR und der Stadt Witten, mit Unterstützung der Kunststiftung NRW Uraufführung / 45'

I Key of Presence (2014–15) II KreisIncrease (2018) III Key of Absence (2017)

BRIGITTASENDUNG MUNTENDORF Komposition, Konzept, Video-Regie, -Schnitt und -Produktion / WDR 3 LIVE GRAUSCHUMACHER PIANODUO Andreas Grau und Götz Schumacher / JAVIER SALINAS Rezitation seines Gedichtes: Something is coming my friend / WARPED TYPE (ANDREAS HUCK und ROLAND NEBE) Mitarbeit technische Konzeption und Videoproduktion / LUCIA KILGER Videoassistenz / STEPHAN HAHN Tonmeister / BRIGITTE ANGERHAUSEN Toningenieurin / ANGELIKA HESSBERGER und ASTRID GROSSMANN-HUDASCH Tontechnik und Schnitt

Die Live-Elektronik für Key of Presence entstand In Zusammenarbeit mit dem SWR Experimentalstudio/Thomas Hummel, die Live-Elektronik für KreisIncrease in Zusammenarbeit mit Sebastian Schottke. Eine Audioproduktion des WDR Köln. Das Projekt Theater des Nachhalls wird gefördert von der Kunststiftung NRW.

SENDUNG FR 24. APRIL 2020, GEGEN 23 UHR SO 26. APRIL 2020, GEGEN 20.04 UHR ZUM NACHHÖREN IM WDR 3 WDR 3 KONZERTPLAYER 66 WITTENER TAGE FÜR NEUE KAMMERMUSIK 2020

CHRISTINA KUBISCH KUPFER HIMMEL (2019–20)

Kupfer ist das erste bearbeitete Metall der speziellen Induktionskopfhörer mit eingebau­ Menschheit. Wurde es in der Vergangenheit ten Kupferspulen die in den Drähten zirku­ zur Herstellung von sakralen und kulturellen lierenden Klänge empfangen. Durch die freie Gegenständen genutzt, gehört es heute we­ Bewegung in den sechs identisch gebauten, gen seiner großen Konduktivität zu den wich­ zueinander geöffneten Räumen wird der Hö­ tigsten elektrischen Leitern. Kupfer wird rei­ rer zum aktiven Mitgestalter des akustischen nigende und desinfizierende Wirkung zuge­ Geschehens. Die minimalistische und gleich­ schrieben. Es ist neben Gold das einzige mäßige Struktur der Kabelverspannung steht Metall, das in der Natur in reiner Form vor­ im Gegensatz zu den komplexen vierkana­ kommt. Die intensive Förderung verseucht ligen Kompositionen in jedem der sechs Räu­ unwiederbringlich ganze Landstriche, meist me. Das Ausgangsmaterial sind Naturklänge in Gegenden mit großer Armut. Die Nachfra­ aus Südafrika (einem der Länder mit den ge nach dem Metall ist größer als die Produk­ größten Kupferminen), elektromagnetische tionsmöglichkeiten. Signale aus Asien, Europa und den USA sowie Instrumentalklänge. Beim Gang durch die Kupfer Himmel beruht auf der Leitfähigkeit Installation trifft Tonmaterial verschiedener von Kupferkabeln und thematisiert die Am­ Herkunft aufeinander, das immer einen in­ bivalenz des »roten Goldes«. Das Publikum direkten Bezug zum Kupfer aufweist. kann sich unter den von Wand zu Wand ge­ spannten Kabeln bewegen und mit einem CHRISTINA KUBISCH FOUND & LOST 67

MARTYNA POZNAŃSKA ALLES, WAS DU DIR VORSTELLEN KANNST, IST REAL (2020)

In dieser ortsspezifischen Installation ist die Neonschrift, die von den Wänden des Gebäu­ Bibliothek eine imaginäre Landschaft, die des leuchtet, ermutigt die Besucher, die all­ vom Publikum wahrgenommen werden kann tägliche Routine zu verlassen, die Notwendig­ und in die zugleich Erfahrungen eines Wald­ keit rationalen Denkens aufzugeben und spaziergangs hineinspielen. stattdessen in die Phantasie einzutauchen, die Zeit zu vergessen. Im Zentrum steht die Dialektik zwischen In­ nen und Außen, besonders der Raum dazwi­ Der Klang- und Bildwelt der Bibliothek stehen schen. Die Bibliothek ist eine autonome Insel, Klänge der städtischen Umgebung gemischt ein eigenes Universum. Sie wird vom Ozean mit Waldaufnahmen gegenüber, womit die des Alltagslärms umgeben und ist zugleich Bedeutung des Waldes und seiner Ressour­ davon isoliert. cen, seiner unzähligen Texturen, Farben, Klänge und Gerüche, für uns Lebewesen un­ terstrichen wird.

MARTYNA POZNAŃSKA 68 WITTENER TAGE FÜR NEUE KAMMERMUSIK 2020

BRIGITTA MUNTENDORF THEATER DES NACHHALLS (2020)

Die Installation ist das Portrait zweier Musi­ vielen Gesten, noch wissen wir, wie die Klän­ ker, die seit 28 Jahren miteinander proben, ge produziert oder was live gespielt oder zu­ reisen, auftreten – ein Portrait ihrer Körper­ gespielt wurde. Diese Lücken werden in der lichkeit, Stimmen und Präsenz im Raum. Installation zu weißen Flächen, in denen das Thea­ter des Nachhalls geht aus meiner Trilogie Stück nicht rekonstruiert, aber selbst ge­ für zwei Flügel hervor, die zwischen 2014 und schrieben werden kann, hier begegnen sich 2017 für das GrauSchumacher Pianoduo ent­ Szene, Konzert, Hörspiel und Video und bil­ standen ist. den eine neue Dimension von Zusammen­ spiel. Die in der Komposition verankerten Diese Trilogie (Key of Presence, KreisIncrease, Gesten werden vergrößert, transformiert Key of Absence) ist für mich wie eine Drehtür und aus ihrem Kontext gelöst, fortgesponnen zur Gegenwart, durch die immer neue Begeg­ und erscheinen in eigenwilligen, fremden und nungen, Vergangenes, Gegenwärtiges und fiktionalen Situationen. Zukünftiges ein- und ausgeschleust werden. Das Unfassbare des Vergänglichen ist der Statt wie im Konzert physisch anwesend, Zustand, aus dem heraus ich die Stücke ge­ aber in der Distanz agierend, sind die Spieler schrieben habe und für den ich kein Echo in in Theater des Nachhalls als Projektion aus dieser Gesellschaft finde, in der das Sterben unmittelbarer Nähe zu erfahren. Wir sehen verschleiert wird. Dabei ist es das Sterben, sie in drei Videos auf drei großen Screens in das neue Beziehungen schafft und unsere Glasvitrinen agieren, aufgebahrt in einem Werte und Wertigkeiten hinterfragt. Musik, digitalen Sarg oder ausgestellt als museale die vergänglichste aller Künste, ist ein Konti­ Entitäten, umgeben von einer Musik in Sur­ nuum des Verschwindens, ihr Abdruck ist die round-Mischung, die sie selbst eingespielt Resonanz, der Nachhall, ihr Abdruck ist nur haben und von der sie nun getrennt werden. in uns. Man befindet sich in einer Art Ausstellungs­ Bereits 2016 begann ich während eines lan­ situation. Die beiden Pianisten werden ausge­ gen Einrichtungtages vor einem Konzert Sze­ stellt, man bewegt sich durch die Installation nen mit GrauSchumacher zu drehen, Zeit­ oder kann sich setzen. Da man nicht weiß, lupen in Echtzeit. Ich wollte Momente fest­ zu welchem Video welche Musik gehört, ent­ halten, die nach dem Konzert wieder ver- steht eine surreale Parallelwelt – ganz ohne schwinden würden und gleichzeitig innere Klavier. Es geht nur um Kommunikation, um Bilder in die Tastatur einschreiben. Zwei Jahre Formen der Verständigung, des Ausdrucks, später drehten wir in einer Blackbox, ein hal­ um Gesten, die aus der Nähe beleuchtet wer­ bes Jahr später das dritte Video in einem Stu­ den. dio. In der Installation hören wir die Trilogie für zwei Flügel, aber weder sehen wir die BRIGITTA MUNTENDORF FOUND & LOST 69 70 WITTENER TAGE FÜR NEUE KAMMERMUSIK 2020

24.– 26. APRIL 2020 / HAUS WITTEN, MÄRKISCHES MUSEUM LABOR WITTEN PROBENBESUCHE, VORTRÄGE, WORKSHOPS, GESPRÄCHE veranstaltet in Zusammenarbeit mit dem Institut für Neue Musik der Hochschule für Musik und Tanz Köln und der Folkwang Universität der Künste Essen

Das Labor Witten wurde 2007 ins Leben geru­ Diese Angebote sollen eine vertiefende Aus­ fen, um unterschiedliche musikpädagogische einandersetzung mit Aspekten der Konzert­ Aktivitäten zu bündeln und zu intensivieren. programme ermöglichen: Moderierte Ge­ Vorträge und Gespräche, begleitet von Pro­ spräche mit Komponisten und Interpreten benbesuchen und Workshops, folgen den bieten Gelegenheit, sich intensiv über Werke thematischen Linien des Festivalprogramms. und deren aufführungspraktische Besonder­ Die Angebote sind nach Anmeldung kosten­ heiten auszutauschen. Durch Probenbesuche frei und richten sich in erster Linie an Studie­ wird die professionelle Arbeitsweise der Mu­ rende. siker erfahrbar – ein Blick hinter die Kulissen. Eröffnet wird das Labor mit einem Newcomer Labor Witten wird in Zusammenarbeit mit der Konzert. Die Auswahl der Stücke wurde in ei­ Musikhochschule Köln und der Folkwang nem Reading Panel getroffen, an dem Brigitta Universität der Künste Essen durchgeführt. Muntendorf (Hochschule für Musik und Tanz Es soll dem neugierigen Nachwuchs Zugänge Köln), Günter Steinke (Folkwang Universität zur zeitgenössischen Musik eröffnen. Die Ver­ der Künste Essen), Megumi Kasakawa und anstalter reagieren damit auf ein Desiderat, Paul Cannon, die zusammen die IEMA (Inter­ das offenkundig an deutschen Schulen, Hoch- nationale Ensemble Modern Akademie) be­ schulen und Universitäten besteht. treuen, sowie Harry Vogt (WDR 3) beteiligt waren. Insgesamt wurden 109 Werke einge­ reicht.

In Zusammenarbeit mit der Hochschule für Musik und Tanz Köln und der Folkwang Universität der Künste Essen Mit freundlicher Unterstützung der Kunststiftung NRW 71

FR 24. APRIL 2020 / 16 UHR MÄRKISCHES MUSEUM

THE MONOCHROME PROJECT

MARCONEWCOMER BLAAUW, CHRISTINE CHAPMAN, KONZERT MATTHEW CONLEY, RIKE HUY, BOB KOERTSHUIS, NATHAN PLANTE, MARKUS SCHWIND, LAURA VUKOBRATOVIC Trompete MARCO BLAUUW Leitung

KATHRIN DENNER vertical loop task II (2013/16) UFA SEXTET für Flöte, Oboe, Klarinette, Horn, Klavier, Violine, Viola, Violoncello und Kontrabass RUBENDeutsche MATTIA Erstaufführung SANTORSA, / 17' GIUSEPPE MENNUTI, CHRIS MOY, FRANCESCO PALMIERI, ALEJANDRO TENTOR, SAMUEL TORO PEREZ, YARON DEUTSCH E-Gitarre ZITENG YE LAResonanz MUSE EN (2017/20) CIRCUIT für Flöte, Klarinette, Violine, Viola, Violoncello und Klavier NNUraufführung / 8'

SELIM GÖNCÜ dimINNUENDO (2016) für Flöte, Oboe, Bassklarinette, Horn, Schlagzeug, zwei Violinen, Viola, Violoncello Deutsche Erstaufführung / 7'

DILAY DOGANAY AntirrihinumSENDUNG (2019) für Flöte, Oboe, Klarinette, Violoncello und Kontrabass WDR 3 LIVE Deutsche Erstaufführung / 5'

CARLO PRADERIO indurre (2019) für Altflöte, Oboe, Klarinette, Horn, Schlagzeug, Klavier, zwei Violinen, Viola und Violoncello Uraufführung / 8'

IEMA ENSEMBLE 2019/20 LINA ANDONOVSKA Flöte / TAMON YASHIMA Oboe / LEONEL QUINTA Klarinette / YA CHU YANG Horn / NOAH ROSEN Schlagzeug / THIBAUT SURUGUE Piano / TOMOKI PARK Piano / YEZU WOO Violine / HOLLY WORKMAN Violine / NEFELI GALANI Viola / YI ZHOU Cello / JAKOB KRUPP Kontrabass/ MARC HAJJAR Dirigent / LUCIA KILGER Klangregie

SENDUNG S0 26. APRIL 2020, 120.04 UHR ZUM NACHHÖREN IM WDR 3 WDR 3 KONZERTPLAYER 72 WITTENER TAGE FÜR NEUE KAMMERMUSIK 2020

Kathrin A. Denner, geboren 1986 in Unter­ Dilay Doganay, 1999 in Izmir in der Tükei franken. Kompositionsstudium bei Theo geboren. Violinstudium, seit 2017 Komposi­ Brandmüller und Wolfgang Rihm sowie tion in Izmir. Meisterkurse bei u.a. Marco aktuell bei Johannes Schöllhorn in Freiburg. Stroppa, Helena Tulve, Ipke Starke, Sarah Lehrbeauftragte an der Hochschule für Nemtsov, Sergej Maingardt und Vassos Musik Karlsruhe. Preisträgerin des Deut­ Nicolau. schen Musikwettbewerbs 2013, Deutscher Musikautorenpreis der GEMA (2018). ANTIRRIHINUM (2019) Auf der ganzen Welt verdrängen die Men­ VERTICAL LOOP TASK (2013/16) schen, dass sie sterblich sind. Seltsamerwei­ Der Begriff Loop in der Musik bezeichnet se werden sie gerade von den Blumen an ursprünglich ein an beiden Enden zusam­ den Tod erinnert, die sie zu Lebzeiten in ihre mengeklebtes Stück eines Tonbandes. Diese Gärten pflanzen. Art der Wiederholung spielt hier nur eine marginale Rolle. Die Komposition nutzt die Wiederholung als aufbauende und form­ Ziteng Ye, geboren 1992 in Wuhan/China. gebende Kraft. So ist es nicht das mechani­ Studium in Wuhan. 2014 Anerkennungs- sche Wiederholen, sondern das variative preis der China Asian Music Week, 2015 Zurückkehren zu einem Ausgangsmaterial, dritter Preis des Samadis Kompositions­ was sich die Komposition lebendig entfalten wettbewerbs. Seit 2019 Studium bei Mark lässt. Wenige musikalische und strukturelle Andre und Manos Tsangaris. Elemente kehren – sich sowohl vertikal als auch horizontal wiederholend – in unter­ RESONANZ (2017/2020) schiedlichen Stimmen wieder und verflech­ Wenn immer mehr Menschen angesichts ten sich zu plastischen Texturen. der Widrigkeiten aufwachen und sich von geistigen Fesseln befreien, wird sich diese Kraft in eine mächtige Waffe verwandeln. Für den Menschen, dessen Subjektbewusst­ sein fortwährend erwacht. NEWCOMER KONZERT 73

Selim Göncü, Kompositionsstudium in Carlo Elia Praderio, 1993 in Varese/Italien Salzburg, Graz und aktuell in Berkley/Kali­ geboren. Studium in Mailand bei Gabriele fornien bei Franck Bedrossian, Clemens Manca. Masterstudent am Conservatoire Gadenstätter und Edmund Campion. Com­ National Supérieur de Musique in Paris bei poser in Residence des Ensemble Échappé Stefano Gervasoni, Yan Maresz und Luis in New York. Naon. dimINNUENDO (2016) INDURRE (2019) Durch die Balance von Gegensätzen versu­ Versteht man das Ensemble als Einheit, kon­ che ich, fragile Verbindungen herzustellen. zentrieren sich die Musiker jeweils auf die Geräuschtexturen stehen reinen Tönen ge­ anderen, sie verzichten zugunsten der kol­ genüber, aggressive Ausbrüche treffen auf lektiven Identität auf ihre Individualität. In elegante Melodien, frei improvisierte Ges­ einer Musik zwischen Wachen und Traum ten wechseln mit Beats und Loops. Manch­ bewegt sich ein instabil schwebender Klang mal lösen sich die Gegensätze ab, manchmal von Instrument zu Instrument. Er wird ge­ gehen sie Verbindungen ein. Der erste Teil schichtet, er verliert sich und überschreitet von diminuendo ist von lauten, rohen, pene­ die Grenzen der Instrumente. tranten Gesten, von verzerrten Trillern und perkussiven Unterbrechungen bestimmt. Die zweite Hälfte ist harmonisch und dun­ kel. Sie ist von weichen Resonanzen ge­ prägt, wie vom Widerhall eines unharmoni­ schen Beckenschlags. Dennoch melden sich die Dissonanzen und Störungen des Beginns zurück. Das Stück endet, bevor die Erinne­ rungen Überhand gewinnen. 74 WITTENER TAGE FÜR NEUE KAMMERMUSIK 2020

Patricia Alessandrini, 1970 in Italien gebo­ Christophe Bertrand, 1981 in Wissembourg ren. Studium (Komposition und Elektronik) geboren, 2010 in Straßburg gestorben. in Bologna, Straßburg und Paris, u. a. bei Klavier- und später Kompositionsstudium Ivan Fedele, Paul Koonce, und in Straßburg. Mitgründer des Ensembles In Thea Musgrave. Promotion an der Princeton­ Extremis. Auszeichnungen u. a.: Prix de la University. Dozentin für Komposition an der Musique de l’Académie des Marches de l’Est Stanford University. Aufführungen bei Festi­ (2001), Earplay Prize (2002), SACEM Hervé vals wie Agora, Archipel, Musica Strasbourg Dugardin Prize (2007), André Caplet Prize und Mostly Mozart. Neuere Werke: Forkla­ (2007). Werke (Auswahl): Aus für Viola, rede Nat für Streichquartett und Live-Elek­ Saxophon, Klarinette und Klavier (2004), tronik (2012), menus morceaux par un autre Madrigal für Stimme und Ensemble moi réunis für E-Gitarre (2013), Nacht­ (2004 – 05), Sanh für Bassklarinette, Cello gewächse für Ensemble und Elektronik, und Klavier (2006), zwei Streichquartette Pastorale (Hommage à Schnittke) für Klavier- (2005 – 06), Vertigo für zwei Klaviere und Quintett (2014), Tracer la lune d’un doigt für Orchester (2006 – 07), Satka für Ensemble, Ensemble und Elektronik (2017). Diadéme für Sopran, Klarinette und Klavier (2008), Scales (2008 – 2009) für Ensemble. Carola Bauckholt, 1959 in Krefeld geboren. 1976 – 84 Mitarbeit im Krefelder Theater Am Johannes Boris Borowski, 1979 in Hof ge­ Marienplatz. Studium bei Mauricio Kagel an boren. Kompositionsstudium bei Hanspeter der Musikhochschule Köln. Mitbegründerin Kyburz in Berlin und bei Marco Stroppa in des Thürmchen-Verlages und des Thürm­ Paris. Hanns-Eisler-Preis für Komposition, chen-Ensembles. Professur (Komposition/ Kompositionspreis der Landeshauptstadt Zeitgenössisches Musiktheater) in Linz. Stuttgart. Lehrauftrag an der Musikhoch­ Neuere Werke: Voices for Harry Patch für schule Hanns Eisler Berlin. Neuere Werke: Ensemble (2015), The Vacuum Pack (Musik­ Fog für sechs Sänger, zwei Klaviere und theater, 2014 – 15), Point of Presence für En­ Streichquartett (2014), Sérac für Orchester semble (2016 – 17), When they go low we go (2015), Streichquartett Nr. 1 (2015 – 16), Encore high für Klavier (2017), Im Auge des Klangs für Ensemble (2016), Stretta für Klavier und für Orchester (2017 – 18), Plosiv und Frikativ Orchester (2016), As if für Klarinette, Vio­ für Schlag­quartett (2018), The Port of loncello und Klavier (2017), Setup 1: Passion Thessaloniki für Instrumente und Samples, für Sänger, Instrumente und Video (2018), ... mich wundert, das ich so frelich bin! Eternity für Orchester (2018 – 19), Allein für Landschaftskomposition­ (2019). Ensemble (2018/19), Disparue für sechs Spie­ ler (2019). BIOGRAPHIEN / KOMPONISTEN 75

Huihui Cheng, 1985 in Wu-Chang in China Hugues Dufourt, 1943 in Lyon geboren. geboren. Kompositionsstudium an der Studierte in Genf Klavier, Komposition und CCOM Beijing und an der Musikhochschule Philosophie. Mitbegründer und 1975 – 81 Stuttgart. Erster Preis beim Internationalen Leiter des Ensembles L’Itinéraire. Gründete Isang-Yun-Wettbewerb und 2016 Giga- 1977 das CRISS (Collectif de recherche Hertz-Produktionspreis des ZKM. Zusam­ ins­trumentale et de synthèse sonore). menarbeit u. a. mit Ensemble Courage, as­ Musikalischer Leiter der Gruppe Forum in colta, Ensemble TIMF Korea, Nieuw Ensem­ Lyon (1985 – 89). Neuere Werke (Auswahl): ble Amsterdam, Ensemble Intercontem­ Le Mani del violinista d’après Giacomo Balla porain, RSO Saarbrucken und EXAUDI. für Violine und Orchester (2015), L’Amérique Werke (Auswahl): Shining für Orchester d’après Tiepolo für Klavier und Ensemble (2013), Nordbahnhofstraße für Ensemble (2016), Ur-Geräusch für Orchester (2016), (2013), Synthesis für Orchester (2015), Meine Le Supplice de Masyas d’après Titien für vier Inseln für Stimme, Schlagzeug und Tape Streichinstrumente (2017), Tombeau de (2019), The tower window towards the sea Debussy für Klavier (2018), Les courants für Ensemble und Tape (2019), SEA.M.S für polyphoniques für vier Saxofone (2019). Sheng und Elektronik (2019). Bára Gísladóttir, geboren 1989 in Island. Gloria Coates, 1938 in Wausau in den USA Studium in Island, Mailand und Kopenhagen. geboren. Studium an der Louisana State Aufführungen u. a. mit The Danish National University, der und Symphony Orchestra, Duo Harpverk, Frank­ am Mozarteum Salzburg, u. a. bei Alexander furt Radio Symphony, Iceland Symphony Tscherepnin, Otto Luening und Jack Beeson. Orchestra, NJYD, Siggi String Quartett. Auszeichnungen: Kompositionspreis beim Mitglied des schwedisch-isländischen Kom­ National Federation of Music Clubs Compo­ ponistenkollektiv Errata. Werke (Auswahl): sition Contest, 1. Preis beim Warschauer I nostri dei sono morti I – IV für Sopran, Mez­ Herbst, Koussevitzky-Preis für Music on zosopran, Bariton und Instrumente (2015), Open Strings. Neuere Werke: Entering the Prussian blue für Violine und Klavier (2017), Unknown für Spinett, Streichquartett und Lof oss að brenna für Streichquartett und Video (Birgit Ramsauer) (2004), Symphonie Elektronik, Music to accompany your sweet Nr. 15 (2004 – 05), Light für zwei Schlag­ splatter dreams für Ensemble (2019), Viddir zeuger (2010), Stolen Identity (Kammeroper für 9 Flöten, 3 Schlagzeuger, Bassgitarre und 2012). Kontrabass (2020). 76 WITTENER TAGE FÜR NEUE KAMMERMUSIK 2020

Arnulf Herrmann, 1968 in Heidelberg Justé Janulyté, 1982 in Vilnius/Litauen ge­ geboren. Klavierstudium in München und boren. Studium an der litauischen Akademie anschließend Komposition und Musiktheo­ für Musik und Theater und in Mailand. rie in Dresden, Paris und Berlin. Hanns Eis­ Neuere Werke: Silence oft the Falling Snow ler Preis für Komposition (2001), Komposi­ für 2 Klaviere (2006), Eclipses für 4 Streicher tionspreis der Landeshauptstadt Stuttgart und Glas (Installation, 2007), Textile für (2003), International Rostrum of Composers Orchester (2008), Pendulums für Streich­ (für Terzenseele 2006), Stipendiat der Villa quartett und Streichorchester (2011), Psalms Massimo (2008), Komponistenpreis der für 8 Flöten (2014), Plonge für Violoncello Ernst von Siemens-Musikstiftung (2010). und 12 Stimmen (2015), The Colour of Water Professor für Komposition in Saarbrücken. für Saxophon und Kammerorchester (2017), Neuere Werke: Herzbergwerk für Orchester Circle for a Square für vier Streichquartette, (2009), Hausmusik für Klavier vierhändig Here at the quiet limit … für Männerchor und (2010), Wasser (Oper 2012), durchbrochene Streichorchester (2018), Skycity, Waves, Arbeit für Orchester (2012), con moto für Video­installation; Was there a Swan? für Horn und 14 Instrumente, Drei Gesänge am Orgel und Orchester (2019). offenen Fenster für Sopran und Orchester (2014), (Oper 2017), sweet little Gordon Kampe, 1976 in Herne geboren. matrix für Streichquartett (2020). Ausbildung zum Elektroinstallateur. Kompo­ sitionsstudium in Rostock und in Essen bei Martón Illés, 1975 in Budapest geboren. Nicolaus A. Huber. Studium der Musik- und Klavierstudium in Basel. Kompositionstudi­ Geschichtswissenschaften in Bochum. Seit um in Basel und Karlsruhe bei Detlev Mül­ 2017 Professor für Komposition und Musik­ ler-Siemens und Wolfgang Rihm. Dozent für theorie an der Musikhochschule Hamburg. Musiktheorie in Karlsruhe. Neuere Werke: Neuere Werke: Kap Horn für Ensemble, Tárgyak für Klavier (2012), Rajzok III für Elektronik und Performer (2016), easy durch­ Kla­rinette, Violoncello und Klavier (2013), federn für Orchester (2016), Arien/Zitronen Psychogramm I »Jajgatós« für Viola (2014), für Sopran und großes Ensemble (2016), Tört-Szín-Tér für großes Orchester (2014 – Spione für Orchester (2017), Frankenstein für 15), Re-Akvarell für Klarinette und Orchester zwei Stimmen, zwei Schauspieler und Kam­ (2015), Én-Kör I für zwei Trompeten und merensemble (2017 – 18), fat finger error für Horn (2015), Psychogramm II »Rettegös« für Orchester (2018), remember me für Streich­ Klarinette (2015), Ez-Tér für großes Orches­ orchester und Elektronik (2019). ter (2017), Víz-szín-tér für Orchester, Vont-tér für Violine und Kammerorchester (2019). BIOGRAPHIEN / KOMPONISTEN 77

Anna Korsun, geboren 1986 in Donetsk/ Ramon Lazkano, 1968 in San Sebastián Ukraine. Studium in Kiew und München bei geboren. Studium am Pariser Konservato­ . Dozentin für Komposition rium und in Montreal. 1997 Leonard-Bern­ am Konveratorium von Amsterdam. Neuere stein-Jerusalem-Kompositionspreis, 2007 Werke: Nisus für Kontrabass (2011), Under­ Georges Bizet Award. Professor an der SurFace für Ensemble und Video (2012), baskischen Musikakademie Musikene. Neu­ Nebula für javanesisches Gamelan (2012), ere Werke: Jalkin-2 für Akkordeonquartett Nighttime Tales für Tenor und Ensemble (2012), Uher für Saxofon, Klavier und Schlag­ (2013), Plexus für Ensemble (2014), Ucht für zeug (2013) Transcription de »Gernika« de Ensemble und Tape (2015), In einem anderen Mikel Laboa für Orchester (2013), Izarren Raum für Orchester mit Smartphones Hautsa für Ensemble (2014), Erlantz für (2016), Tollers Zelle für E-Gitarre und Sopran acht Instrumente (2015), Ravel (Scènes) für (2017), Audioguide für singendes Orchester Sopran, Tenor und Kammerorchester (2016), (2018), Vertigo für zwei Soprane und Ensem­ Hondar für Orchester (2016), Etze für ble, Spleen für singendes Ensemble, sottilis­ Streichquartett (2017), Petrikhor für Klavier sime für singendes Streichtrio (2019). (2017), Ziaboga für Ensemble (2018).

Christina Kubisch, 1948 geboren in Bre­ Brigitta Muntendorf, 1982 in Hamburg men. Studium an der Akademie der Bilden­ geboren. Kompositionsstudium bei Younghi den Künste in Stuttgart. Musikstudium Paagh-Paan, Günter Steinke, Krzysztof (Querflöte und Komposition) in Hamburg, Meyer und Rebecca Saunders sowie bei Graz, Zürich (Querflöte und Komposition) Johannes Schöllhorn in Köln. 2009 Grün­ sowie am Konservatorium und am Techni­ dung des Ensemble Garage. 2009 Zonta- schen Institut Mailand. Professur für audio- Musikpreis sowie Bernd-Alois-Zimmermann- visuelle Kunst an der Hochschule der Bil­ Stipendium der Stadt Köln. Neuere Werke: denden Künste in Saarbrücken. Neuere key of absence für zwei Klaviere, Zuspielung Werke: Electrical walks (seit 2004), Cloud und Live-Elektronik (2017), Public Privacy #6 Installation (2011/14), abgehängt Klanginstal­ bright no more für Sängerin, Video und lation (2014), Seven Magnetic Places für Live-Elektronik (2017), KreisIncrease für zwei Ensemble, Wien Landstraße für Ensemble, Klaviere, Tonband und Live-Elektronik, Labor Remix Klanginstallation (2017), Ballett for eleven für elf Musiker, Live-Video Orchestra on a wire für Orchester, elektro­ und Fixed Media (2018), Keep quiet and magnetische Felder, Drähte, Induktions­ dance #1 – 2 für Stimme, Ensemble und kopfhörer und Streichquartett (2018). Elektronik (2018/19).

78 WITTENER TAGE FÜR NEUE KAMMERMUSIK 2020

Hèctor Parra, 1976 in Barcelona geboren. Alberto Posadas, 1967 in Valladolid/Spa­ Musikstudium und Studium der Bildenden nien geboren. Kompositionsstudium u. a. Kunst in Barcelona sowie bei Brian Ferney­ bei Francisco Guerrero in Madrid. Professor hough, Jonathan Harvey, Philippe Leroux am Conservatorio de Música de Majada­ und Mikhail Malt. Professur für elektro- honda in Madrid. Neuere Werke: Veredas akustische Komposition in Zaragoza. Neuere für Saxofon (2014 – 18), Voces Nómadas für Werke: Breathing für Chor (2015), Aracne für Kammerchor und Elektronik (2016 – 17), Streichquartett (2015), Wilde (Oper 2014 – Klimmen en dalen für Saxophonquartett 15), Un souffle en suspense für Ensemble (2017), Erinnerungsspuren, Zyklus für Klavier (2016), Avant la fin … vers où? für Orchester (2015 – 17), Palabras deshabitadas für Sopran (2017), Orgia – Irrisorio alito d’aria für En­ und Kontrabass (2016), Arietta für Sopran­ semble und Barockorchester (2017), Deux saxophon (2016), Voces Nómadas für chansons catalanes des Pyrénées für Orgel Kammer­chor und Elektronik (2017), Poética (2017), Inscape für Ensemble, Orchester und del laberinto für Saxophonquartett (2017), Live-Elektronik (2017 – 18), Les Bienveillantes Umbrales evanescentes für Ensemble, (Oper 2018 – 19). Trayectorias für Ensemble (2018), Poética del espacio für Ensemble (2019). Martyna Poznańska, 1984 in Bialystok/ Polen geboren. Studium (Sound Studies) Lucia Ronchetti, 1963 in Rom geboren. in London und Berlin. Aufführungen und Studium am Konservatorium S.Cecilia in Ausstellungen in Berlin, Warschau, London, Rom. Unterricht u. a. bei Salvatore Sciarrino Shanghai, Hong Kong und Prag. Neuere und Gérard Grisey. Neuere Werke: Rosso Werke: My Body Is The Forest, The Forest Is pompeiano für Ensemble (2010), Gutta cavat My Body (2-channel Video-Installation, 2017), lapidem für Orchester (2011), Ravel Unravel Concrete Sonore (Klanginstallation, 2017), für Cello und Klavier (2012), Le Palais du A mind of winter (Performance, 2018), silence für Ensemble (2013), Meines Wartens Unheard Life of Stones (Klanginstallation, für Stimme und Viola (2014), Abschlussball 2018), Times Out (Klanginstallation), You für Sopran, Vokalisten, Schauspieler und Always Wanted More Than I Could Give Tonband (2016), Rivale (Musiktheater, 2017), (Klanginstallation), Next of Skin (Video- Speranze fuggite, sparite da me für Counter­ Installation), Forest Gestures für einen Per­ tenor und Streicher (2018), Cartilago auris, formancekünstler (2019). magna et irregulariter formata für einen Pia­ nisten und zwei Mitspieler (2019). BIOGRAPHIEN / KOMPONISTEN 79

Elena Rykova, 1991 geboren in Ufa/Russ­ Elnaz Seyedi, geboren 1982 in Teheran. land. Studium (Komposition und Dirigieren) Studium der Informatik. Klavier, Musik­ in Moskau bei Yuri Kasparov, in Köln bei theorie und Komposition in Teheran, an­ Johannes Schöllhorn und an der Harvard schließend bei Younghi Pagh-Paan, Jörg Universität bei Chaya Czernowin und Hans Birkenkötter, Günter Steinke und Caspar Tutschku. Neuere Werke: Life expectancy. Johannes Walter in Bremen, Essen und Experience #2. Your Moon. für Trio (2016), Basel. 2018/19 Stipendiatin der internatio­ Cryptic Thingness elektroakustisches Werk nalen Ensemble Modern Akademie (IEMA) (2016), Subito Dodo für fünf Spieler, Tisch, in . Neuere Werke: Sense of a pos­ Objekte und Schlagzeug (2017), Si Hay sibility für Harfe und Violoncello (2017), MONSTER mit Julio Zuñiga (Happening/Ins­ Nach neuen Meeren für Klarinette und Ak­ tallation, 2018), Silenced für zwei Pauken­ kordeon (2018), A sun of one’s own für Bass­ spieler, Assistent und Elektronik, Study in klarinette, Fagott, Horn, Violine, Viola, Yellow and Violet für Flöte, Viola, Video und Violoncello und Kontrabass (2018 – 19), frag­ fixed media, Leaves in Marble für 5 Darstel­ mente über/unter druck für Streichquartett ler, 2 Assistenten und fixed media (2019). (2018 – 19), Frames II für Ensemble (2019).

Benjamin Scheuer, geboren 1987. Studierte Marco Stroppa, 1959 in Verona geboren. in Hamburg und Karlsruhe, zuletzt bei Wolf­ Studierte Klavier, Chorleitung, Komposition, gang Rihm. Bachpreisstipendium der Stadt elektronische Musik, Medientechnologie Hamburg, Busoni-Preis der Akademie der und Musikwissenschaft in Verona, Mailand, Künste Berlin, Basel Composition Compe­ Venedig, und Cambridge/USA. Mitarbeiter tition. Gründungsmitglied des Musiker ohne am IRCAM und beim Laboratoire des Arts Grenzen e. V. Neuere Werke: Missa – stilles du Spectacle du CNRS (Paris). Seit 1999 Pro­ Geschrei für Chor, Solisten und Ensemble fessur in Stuttgart. 2019 – 20 Gast des Wis­ (2011 – 12), Überzeichnungen I für Klarinette senschaftskollegs Berlin. Neuere Werke: und Tape (2014), Mitläufer für sechs Spieler La vita immobile – 7 micro-automi musicali mit Sampler (2015), Impulsive Lieder für Bass/ für Streichquartett (2014), Die Tanzende Sampler, Flöte, Tenorsaxophon und Akkor­ Hand. Versione triangolare für Horn, Trom­ deon (2015– 16), Erzählung für kämpfenden pete, Posaune und Tuba (2015), Il peso di Cellisten und sieben Instrumente (2017), un pensiero für Bratsche (2015), Il peso di un Evokation für sprechendes Orchester (2018), respiro für Bassetthorn (2015), Études für Pfropfen für neun Spieler (2019). Klavier (2016), Come play with me für Elek­ tronik und Orchester (2016). 80 WITTENER TAGE FÜR NEUE KAMMERMUSIK 2020

Teodoro Anzellotti, Akkordeonist, 1959 in Candela/Apulien geboren, lebt seit 1966 in Deutschland. Studium in Karlsruhe und Trossingen. Unterrichtet an der Hochschule der Künste Bern und an der Musikhoch­ schule Freiburg. Uraufführung von über 100 Werken. CDs (Auswahl): Musik für Akkordeon (Pläne/Koch), Zeitgenössisches Josep Planells Schiaffino, 1988 in Valencia Akkordeon (Koch), push pull (hat[now]ART), geboren. Studierte Klarinette und Kompo­ Mauricio Kagel, John Cage, Domenico Scar­ sition in Valencia, seit 2010 Kompositions­ latti, Erik Satie, Leoš Janácek, John Cage, student bei Arnulf Herrmann in Berlin. Kur­ Matthias Pintscher, Tourbillons de Rameau se und Meisterklassen u.a. bei Salvatore (Winter & Winter), Toshio Hosokawa (ECM). Sciarrino, Mauricio Sotelo, Stefano Gerva­ soni, José María Sánchez Verdú, Wolfgang Kornelia Bittmann, studierte Musikwissen­ Rihm und Brian Ferneyhough. Neuere schaft und Romanistik in Köln, Nantes und Werke: Zehn Stücke für Saxophonquartett Florenz. Sie moderiert Musiksendungen und (2016), Vergessensformen für Ensemble das Kulturmagazin Resonanzen auf WDR 3 (2016), Streichquartett (2016/18), Sextett sowie Konzerte und Gesprächsrunden zu für Bläserquintett und Klavier (2017), Spalt Musik- und Kulturthemen. Produktion von für Sopran und Klavier, Cavall für Tenor- Features, Reportagen und Beiträgen zu Saxophon, Schlagzeug, Kontrabass und Musikthemen. Musikprojekte mit Kindern. Klavier (2018), Torna für Orchester (2017– 19), Aufbruch (Kammeroper 2017–19) Paul Cannon, Kontrabassist, geboren in den USA. Mit 14 Jahren Mitglied des Olym­ Robert Wannamaker, in den USA geboren. pia Symphony Orchestra. Studium bei Paul Komponist, Improvisationskünstler, Instru­ Ellison in Houston/Texas und François mentenbauer, Musiktheoretiker, Mathema­ Rabbath in Paris. Ausbildung als Geigen- tiker und Pädagoge. Studium der Kompositi­ bauer. Seit 2014 Mitglied des Ensemble on in San Diego bei Chaya Czernowin sowie Modern. Gast-Solo-Bassist beim WDR Sin- u.a. bei Roger Reynolds, Gerald Balzano, fonie­orchester und an der Oper Frankfurt. Charles Curtis und Miller Puckette. Dozent Meisterkurse und Workshops für Komponis­ am California Institute of the Arts. Neuere ten und Kontrabassisten, u. a. an der Univer­ Werke: squeeze theorem für zwei Violas und sität Indiana, Oberlin College, Houston, Klarinette (1999), prism, elektroakustische Hochschule für Musik Karlsruhe und für die Musik (2000), rill für Flöte, Bass, Klarinette, Junge Deutsche Philharmonie. Violine, Violoncello und Schlagzeug (2001), pressure, location, velocity für zwei Violinen Ensemble Modern, 1980 als basisdemokra­ (2002), grain für 17 Instrumente (2005), tract tisches Ensemble gegründet, seit 1985 in für sieben Instrumente (2008). Frankfurt ansässig. Eigene Konzertreihe in der Alten Oper Frankfurt. Mitveranstalter des Festivals »cresc ...«. CDs (Auswahl): Luigi Nono Prometeo (EMI); Hans Werner BIOGRAPHIEN / KOMPONISTEN / INTERPRETEN 81

Henze Requiem, György Ligeti Konzerte Kilian Herold, Klarinettist, 1991 in Freiburg (Sony); Heinz Holliger Scardanelli Zyklus geboren. Studium bei François Brenda, John (ECM); Mark-Anthony Turnage Blood on the Yeh, Larry Combs und Johannes Petz. Auf­ Floor (Argo); Frank Zappa The Yellow Shark tritte u. a. mit dem SWR Sinfonieorchester (Barking Pumpkin), Heiner Goebbels Eisler Baden-Baden und Freiburg, den Berliner Material (ECM), Hugues Dufourt Les Hivers Philharmonikern, dem Symphonieorchester (aeon), Nicolaus A. Huber (Coviello), Hans des Bayrischen Rundunks, dem WDR Sinfo­ Zender, Iannis Xenakis, Mauricio Kagel, nierochester und der Staatskapelle Dresden. Mark Andre, Arnulf Herrmann, Helmut Seit 2016 Professor für Klarinette in Frei­ Lachenmann (EM Medien). burg, seit 2017 künstlerischer Leiter der in­ ternationalen Klarinettentage Staufen Clari­ ensemble recherche, 1984 in Freiburg mondo. CDs (Auswahl): Brahms, Reinecke, gegründet. Uraufführungen von mehr als Draeseke (Avi-music), Mátyás Seiber Cham­ 600 Werken. CDs (Auswahl): Morton Feld­ ber Music and Nonsense , Composing man, Younghi Pagh-Paan, Helmut Lachen­ Beethoven! (Avi-music). mann, Morton Feldman, Luigi Nono (Mon­ taigne); Mathias Spahlinger, Johannes Florian Hölscher, Pianist, 1970 in Würzburg Schöllhorn, Klaus Huber, Luigi Dallapiccola geboren. Studium bei Robert Levin, Michel und Gérard Grisey (Accord); Günter Steinke, Béroff und Pierre-Laurent Aimard in Frei­ Wolfgang Rihm, Hans Werner Henze, burg, Paris und Köln. Gründungsmitglied Karlheinz Stockhausen (Wergo); Roman des Stuttgarter Ensembles ascolta. 2008 – 18 Haubenstock-Ramati, Cornelius Schwehr Professor für Klavier- und Kammermusik an (hat[now]ART); Salvatore Sciarrino, Beat der Hochschule Luzern, seit 2018 Professor Furrer, Wolfgang Rihm trios, Morton Feld­ für Klavier in Frankfurt. CDs (Auswahl): man Filmmusik (); Gérard Pesson, Charles Koechlin (SWR Classic) André Wer­ Brice Pauset und Hugues Dufourt (Aeon); ner Klavierkonzert (Wergo), Bohuslav Mar­ (Mode Records); tinů Toccata e due Canzoni (Arte Nova), Mar­ Hans Abrahamsen (Winter & Winter). co Stroppa Miniature estrose (Stradivarius), Salvatore Sciarrino, Jonathan Harvey Hélène Fauchère, Sopran, geboren in (Neos), Robert Schumann, Alberto Posadas Frankreich. Studium (Flöte und Gesang) in Erinnerungsspuren (Wergo). Paris, Master in Musikwissenschaft. Zusam­ menarbeit mit dem XXI-Ensemble, ensem­ IEMA-Ensemble, 2003 als Ensemble der ble 2e2m, ensemble intercontemporain, Internationalen Ensemble Modern Akade­ Mitglied des Trio Wunderhorn. Aufführun­ mie gegründet. Ausbildungs- und Förder­ gen von Werken u. a. von Jean-Claude Risset, programm für jährlich bis zu 20 Stipendiaten Philippe Manoury, Vito Žuraj, Beat Furrer. (Instrumentalisten, Dirigenten, Klangregis­ CDs (Auswahl): Paul Méfano und Renaud seure und Komponisten). Seit 2006 in Francois Dialogues entre sons et paroles Kooperation mit dem Masterstudiengang (Éditions Michel de Maule), Trio Wunderhorn »Zeitgenössische Musik« der Hochschule (impulsion classique), Claudio Saltarelli – für Musik und Darstellende Kunst Frankfurt Nuovi Sonetti Religiosi (BAM International). am Main. Jährlich bis zu 30 Konzerte im In- und Ausland. 82 WITTENER TAGE FÜR NEUE KAMMERMUSIK 2020

JACK Quartet, 2007 in New York gegrün­ The Monochrome Project, von Marco det. Kurse beim Arditti String Quartet, dem Blaauw gegründetes Trompeten-Ensemble Kronos Quartet und Mitgliedern des Ensem­ aus vier bis acht Spielern. Aufführungen von ble Intercontemporain Paris. Mitglieder sind La Monte Youngs The Second Dream of The Chistopher Otto, Austin Wulliman (Violinen), High Tension Line Step Down Transformer in John Pickford Richards (Viola) und Kevin einer Fassung für acht Trompeten in New McFarland (Violoncello). CDs (Auswahl): York und in Europa. Europäische Erstauff­ Johannes Schöllhorn (Mode Records), Hel­ ührung von Anthony Braxtons composition mut Lachenmann (Mode Records), Iannis no. 103 bei der Ruhrtriennale und beim Xenakis (Mode Records), Horațiu Rădulescu Huddersfield Contemporary Music Festival. (Mode Records). Manuel Nawri, Dirigent, 1974 in Überlingen Lin Liao, Dirigentin, geboren in Taiwan. geboren. Studium in Freiburg und Odessa. Studium (Komposition und Klavier) in Taipei Stipendiat der IEMA und Conducting Fellow und Wien (Dirigieren). Meisterkurse u. a. beim Tanglewood Music Festival. Assistent bei Bernhard Haitink und Leif Segerstam. von Peter Eötvös, Stefan Asbury und Susan­ Assistenzen bei Peter Eötvös. Seit 2007 na Mälkki. Musikalische Leitung der »Neuen Dirigate bei der Lucern Festival Academy. Szenen« an der Deutschen Oper Berlin. Pro­ Zusammenarbeit mit Ensemble Modern, fessur an der Hochschule für Musik Hanns Ensemble Intercontemporain, Collegium Eisler Berlin und seit 2018 in Saarbrücken. Novum Zürich, WDR Sinfonieorchester, CDs (Auswahl): Bunita Marcus Sugar Cubes Rotterdam Philharmonic Orchestra, RSO (Testklang), Sarah Nemtsov A Long Way Wien, Beethoven Orchester , Orques­ Away (Neos), Erhard Karkoschka (CV), tra Metropolitana de Lisboa, Hong Kong Johannes Boris Borowski Klavierkonzert New Music Ensemble, National Taiwan (DMR/Wergo), Palimpsesto (Testklang). Symphony Orchestra und Taipei Symphony Orchestra. Neue Vocalsolisten, 1984 gegründet als Spezialensemble für zeitgenös­sische Vokal­ Muse en Circuit, 1982 in Alfortville von musik. Wechselnde Besetzung von vier bis Wilfried Wendling gegründet als »Centre 12 Solostimmen. Vergabe von Kompositi­ national de création musicale«. Ziel ist die onsaufträgen u. a. an Jörg Birkenkötter, Mat­ Realisation multidisziplinärer künstlerischer thias Pintscher, Mathias Spah­linger, André Werke. Seit 2001 jährliches Festival »Exten­ Werner und Walter Zimmermann. Erarbei­ sion«. 2010 Gründung des Labels Alamuse. tung interdisziplinärer Musik-, Video- und CDs (Auswahl): Luc Ferrari Cellule 75 – Col- Theaterproduktionen. CDs (Auswahl): ­lection 85 (Adda), Luis Naón Sainte Nitouche Salvatore Sciarrino 12 Madrigali (col legno) (Alamuse), Francois Sarhan Wandering Rocks Dieter Schnebel Re-Visionen (Wergo), Drama (Commodity Music), Reinhold Friedl und (col legno), Madrigali (col legno), Frederik Franck Vigroux Tobel (Alamuse), Kasper T. Zeller (Wergo), Luigi Nono (col legno), Mi­ Toeplitz Inoculate? (Alamuse), Javier Torres chael Jarrell (aeon), Luciano Berio (Wergo), Maldonado Un Posible día (Distrart Musique). Brian Ferneyhough (NMC). BIOGRAPHIEN / INTERPRETEN 83

Alfonso Noriega-Fernández, Bratsche, in WDR Sinfonieorchester, 1947 vom dama­ Oviedo/Spanien geboren. Studium bei Oleg ligen Nordwestdeutschen Rundfunk als Lev, Hector Corpus, Krzsyztof Chorzelski, WDR-eigenes Orchester gegründet. Zusam­ Silvia Simionescu und Megumi Kasakawa. menarbeit und Aufnahmen mit namhaften Seit 2013 Mitglied des Britten Pears Cont­ Dirigenten wie Otto Klemperer, Sir Georg emporary Ensemble und Orchestra beim Solti, Dimitri Mitropoulos, Herbert von Ka­ Aldeburgh Festival und der Lucerne Festival rajan, Claudio Abbado u. a. Ur- und Erstauf­ Academy. Konzerte mit dem Ensemble führungen mit Werken von Hans Werner Modern, Manufaktur, der Niederländischen Henze, Mauricio Kagel, Luciano Berio, Luigi Ensemble-Akademie, City of Birmingham Nono, Bernd Alois Zimmermann und Karl­ Orchestra. 2012 – 13 Artist in Residence am heinz Stockhausen. Chefdirigent ist seit Banff Centre for the Arts in Kanada. 2019 Cristian Măcelaru. CDs (Auswahl): Hans Werner Henze Tristan (dgg), Bruno Oren Shevlin, Cellist, 1969 in Oldham/Eng­ Maderna Oboenkonzerte (Philips), Bernd land geboren. Nach Studien u. a. bei Raphael Alois Zimmermann Requiem (Wergo), Carl Sommer, Boris Pergamenschikow und Frans OrffDe temporum fine comedia (dgg), Hel­ Helmerson Studenabschluss an der Guild­ mut Lachenmann Ausklang (col legno) und hall School of Music und der Musikhoch­ Nun (Kairos), York Höller Pensées (Largo), schule Köln. 1993 Solo-Debüt beim Schles­ York Höller Der ewige Tag (Avie), Peter Eöt­ wig-Holstein-Festival. Seit 1998 Solo­cellist vös Atlantis (bmc), John Cage One9/108 des WDR Sinfonieorchesters Köln. (Mode), Franco Donatoni In Cauda (Stradi­ varius), Gérard Grisey Les espaces acous­ Ufa Sextet, Gruppe von sechs Gitarristen. tiques (Kairos), Hans Werner Henze Funk­ Gegründet für die Uraufführung der Kom­ opern (Wergo), Claude Vivier Orion/Sid­ position für sechs E-Gitarren und Elektronik dhartha (Kairos), Karlheinz Stockhausen von Elena Rykova. Gruppen/Punkte (BMC), John Cage One11 and 103 (DVD, Mode Records), Luigi Nono , Geigerin, 1976 in Mün­ Caminantes Zyklus (Kairos), Helmut Lachen­ chen geboren. Studierte Violine bei Igor mann Les Consolations (Kairos), Johannes Ozim in Köln, bei Michele Auclair in Boston Maria Staud Incipit III (Kairos), Luigi Nono und David Takeno in London. Seit 2006 Como una ola de fuerza y luz (Kairos), Jörg Professur an der Musikhochschule Leipzig. Widmann Drittes Labyrinth (Wergo). Künstlerische Leitung der Sommerlichen Musiktage Hitzacker. Uraufführungen u. a. von Mark Andre, Jörg Widmann, Julian An­ dersen. CDs (Auswahl): reflections 1 (Telos Records), Jörg Widmann (Wergo), Phantasy of Spring (ECM), Robert Schumann (ECM), Franz Schubert (ECM), Morton Feldman (ECM), Mendelssohn, Schumann Violinkon­ zerte (ECM). ANZEIGE 84 WITTENER TAGE FÜR NEUE KAMMERMUSIK 2020

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SAVE THE DATE 28 MAY 2023

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Photo: sic! / photocase.de ANZEIGE Ur- und Erstaufführungen 2020 AUSWAHL Frühjahr/Sommer Zürich 27.11.2020 Dortmund 08.11.2020 Heidelberg 07.11.2020 Wien 20.10.2020 Donaueschingen 18.10.2020 Bonn 19.09.2020 Berlin 08.09.2020 Bad Reichenhall 28.06.2020 Hamburg 19.06.2020 Hamburg 24.05.2020 Fürstenfeld 03.10.2020 UA Peter Ruzicka DE Sofi UA Cruixent Ferran UA GeraldResch UA Marko Nikodijevic UA /Johannes Franz Schubert X.Schachtner UA MoritzEggert UA Sofi UA Johannes X.Schachtner UA Peter Ruzicka DE Sofi NEUES WERKfürBratscheundOrchester „Der ZornGottes“ „Oscillation“ fürTanz undkleinesOrchester „Die EntführungausdemSerail“ Neues Werk fürOrchester, ChorundElectronica „Mirjams Siegesgesang“fürSopran,ChorundHarmoniemusik „Nine, Nine,Nine:NEIN!”. „Prolog“ fürOrchester und Kammerorchester „Neues vomOchs”. ZUSCHREIBUNG zwei gem.ChöreundOrchester(Fassung in15Sätzen) „Über LiebeundHass“ a Gubaidulina a Gubaidulina a Gubaidulina fürOrchester fürOrchester DivertimentoNr. 2fürBariton fürSopran,Tenor, Bariton,Bass, EinCommunity-MusiktheaterProjekt –neuverzaubertfürKinder Ur- und Erstaufführungen 2020 AUSWAHL Frühjahr/Sommer Bad Reichenhall 28.06.2020 Hamburg 24.05.2020 Dortmund 08.11.2020 Heidelberg 07.11.2020 Wien 20.10.2020 Donaueschingen 18.10.2020 Fürstenfeld 03.10.2020 Bonn 19.09.2020 Berlin 08.09.2020 Hamburg 19.06.2020 Zürich 27.11.2020 UA Peter Ruzicka DE Sofi UA Peter Ruzicka DE Sofi UA Cruixent Ferran UA GeraldResch UA Marko Nikodijevic UA /Johannes Franz Schubert X.Schachtner UA MoritzEggert UA Sofi UA Johannes X.Schachtner ZUSCHREIBUNG „Über LiebeundHass“ NEUES WERKfürBratscheundOrchester „Der ZornGottes“ „Oscillation“ fürTanz undkleinesOrchester „Die EntführungausdemSerail“ Neues Werk fürOrchester, ChorundElectronica „Mirjams Siegesgesang“fürSopran,ChorundHarmoniemusik „Nine, Nine,Nine:NEIN!”. „Prolog“ fürOrchester und Kammerorchester „Neues vomOchs”. zwei gem.ChöreundOrchester(Fassung in15Sätzen) a Gubaidulina a Gubaidulina a Gubaidulina fürOrchester fürOrchester DivertimentoNr. 2fürBariton fürSopran,Tenor, Bariton,Bass, EinCommunity-MusiktheaterProjekt –neuverzaubertfürKinder Inserat.qxp_Layout 125.02.2018:27Seite AVEC NOTRE PROFONDE RECONNAISSANCE PROFONDE AVECNOTRE WINTER &WINTER Ricercari & Ritrovari Christophe Desjardins meinen Künstlerfreund Ivan Fedele zu bitten, bieren und zu interpretieren. Es entsteht der Wunsch, transkri zu Bratsche für diese ich beginne darauf Bald Landschaft. sizilianische die — Musik dieser Solo, und ich erlebe — fasziniert von der Genialität RICERCARI gleiten mich die Klänge von Domenico Gabriellis Auf einer Reise von Palermo nach Taormina be RITROVARI RICERCARI RICERCARI KLÄNGE EINER REISE KLÄNGE La musicadiDomenicoGanriellieI3anFedele C vrIstjpve C , die ältesten Kompositionen für Cello für Kompositionen ältesten die , Itr&WI:ter & WI:ter MusIC eDItIj: & D HRISTOPHE esyarDI:s Nº910256-2

[* 24.April1962;†13.Februar2020 VIOLA - -

D und gen einerinnerenReise kreiert. Empfindun die Kraft schöpferische seine durch er WINTER &WINTER ... ofwatersmaking moan Teodoro Anzellotti, ChristopheDesjardins Reisezwischen weitergehende eine sich stellt und auseinander ren. Er setzt sich mit Gabriellis Gesten und Figuren komponie zu Barockwerk diesem zu Reflektionen p p cf)fSf cf)fSf ' ' oie lenp aoeileo oie lenp aoeileo RITROVARIritrovare[von ESJARDINS …of waters makingmoan …of waters …of waters makingmoan …of waters .�����nenh .�����nenh d d M,chhfppG M,chhfppG : : .��ao��n.W .��ao��n.W HGM o5AG WINTER & p S6 cS �e��hn��na�ina �e�oh.n����en�a .��e �e��hn��na�ina �e�oh.n����en�a .��e y�c)GpGfM y y RICERCARI HGM T T S S p G G cS A A p p fuT fuT c c ] Nº 910236-2 ) ) ::e��leo� ::e��leo� cAI cAI dS) dS)G [von ricercare[von 6 6 .oh.n .oh.n

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Eine Produktion von WDR Köln

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WDR 3 NEUE MUSIK – KONZERTE 2020/21

SO 11. OKTOBER 2020 / 20 UHR FR 11. DEZMBER 2020 / 20 UHR KÖLN, FUNKHAUS WALLRAFPLATZ KÖLN, FUNKHAUS WALLRAFPLATZ MUSIK DER ZEIT [1] MUSIK DER ZEIT [3] SURREALE TRÄUME KILL YOUR DARLINGS

MAYKE NAS Deutsche Erstaufführung SALVATORE SCIARRINO LUIS BUÑUEL MALTE GIESEN Uraufführung MAURICIO KAGEL MAURICIO KAGEL JEAN EPSTEIN HELMUT LACHENMANN JOSÉ M. SÁNCHEZ-VERDÚ SARAH MARIA SUN / Sopran

RETO BIERI / Klarinette WDR SINFONIEORCHESTER DOMINIK SUSTECK / Orgel BAS WIEGERS / Leitung WDR SINFONIEORCHESTER LIN LIAO / Leitung FR 30. OKTOBER 2020 / 20 UHR KÖLNER PHILHARMONIE SA 23. MÄRZ 2021 / 18 UHR SA 31. OKTOBER 2020 / 20 UHR KÖLN, FUNKHAUS WALLRAFPLATZ PHILHARMONIE ESSEN MUSIK DER ZEIT [4] MUSIK DER ZEIT [2] FIEBERKURVE VERTIGO / NOW! HANS ABRAHAMSEN MITHATCAN ÖCAL Uraufführung ENNO POPPE MAURICIO KAGEL DMITRI KIRSANOFF Uraufführung GEORGES APERGHIS Uraufführung REINHARD FEBEL Uraufführung CHRISTOPHE BERTRAND CAROLIN WIDMANN / Violine GRAUSCHUMACHER PIANO DUO WDR SINFONIEORCHESTER RIE WATANABE / Pauken TITO CECCHERINI / Leitung WDR SINFONIEORCHESTER EMILIO POMÀRICO / Leitung

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25. – 27. APRIL 2021 SA 10. MAI 2021 / 20 UHR WITTENER TAGE FÜR NEUE KÖLNER PHILHARMONIE KAMMERMUSIK 2021 MUSIK DER ZEIT [5] KONZERTE, KLANGKUNST, ACHT BRÜCKEN: LICHTRAUM PERFORMANCES UND GESPRÄCHE AGATA ZUBEL MIT WERKE VON GYÖRGY LIGETI PETER ABLINGER, BIRKE BERTELSMEIER, UNSUK CHIN SASHA J. BLONDEAU, CHRISTIAN WINTHER BÁRA GÍSLADÓTTIR Uraufführung CHRISTENSEN, MILICA DJORDJEVIÆ, JONATHAN HARVEY Deutsche Erstaufführung BERNHARD GANDER, HANNAH HARTMAN, MIRELA IVIÈEVIÆ, MAURO LANZA, DANIEL WDR SINFONIEORCHESTER OTT, BRICE PAUSET, MICHAEL PELZEL, BALDUR BRÖNNIMANN / Leitung ÃNETA RYDZEWSKA, REBECCA SAUNDERS, CÉLINE STEINER DO 14. MAI 2021 / 20 UHR Ausführende u.a.: KÖLN, FUNKHAUS WALLRAFPLATZ JULIET FRASER / Stimme MUSIK DER ZEIT [6] NICOLAS HODGES / Klavier KINO IM KOPF KLANGFORUM WIEN TITUS ENGEL / Leitung ARNOLD SCHÖNBERG AROTIN/SERGHEI / Video MARC SIMPSON Deutsche Erstaufführung ASCOLTA ANNA THORVALDSDOTTIR QUATUOR DIOTIMA MAURICIO KAGEL ENSEMBLE SCHWERPUNKT NICOLA BENEDETTI / Violine IRCAM WDR SINFONIEORCHESTER IEMA ENSEMBLE 2020/21 CRISTIAN MĂCELARU / Leitung WDR SINFONIEORCHESTER MICHAEL WENDEBERG / Leitung 102 WITTENER TAGE FÜR NEUE KAMMERMUSIK 2020

Wir danken den folgenden Institutionen für die Unterstützung der Projekte:

/ der Ernst von Siemens Musikstiftung für die stützung der Installation von Brigitta Muntendorf, des Finanzierung des Kompositionsauftrages Monochrome Projects und des Newcomer-Konzertes für Alberto Posadas / dem Louth Contemporary Music Festival Dundalk, / der Kunststiftung NRW für die Finanzierung des Kom­ Ireland und der Forberg Schneider Stiftung für die positionsauftrags für Arnulf Herrmann, für die Unter- Kooperation bei der Beautragung von Gloria Coates 103

VERANSTALTER IMPRESSUM

Kulturforum Witten Herausgeber Köln Westdeutscher Rundfunk Köln Anstalt des öffentlichen Rechts, Marketing Schirmherrin Kulturforum Witten Isabel Pfeiffer-Poensgen, Ministerin für Kultur und ­Wissenschaft des Landes Nordrhein-Westfalen Künstlerische Leitung, Produktion und Redaktion Harry Vogt, WDR 3

Programmleitung Matthias Kremin, WDR 3

Übersetzungen Martina Seeber (Bertrand, Dufourt, Posadas, Lazkano, Poznañska), Johannes Zink (Alessandrini, Parra, Ronchetti)

Bildnachweise Privat (Alessandrini), Inge Zimmermann (Bauckholt), Pascale Srebnicki (Bertrand), Priska Ketterer (Borowski), Philipp Ottendörfer (Cheng), Coates (Coates), privat (Doganay), Thomas Brill (Dufourt), Gabriella Motola (Gisladottir), Shirley Suarez (Göncü), Soany Gui­gand (Hermann), Karoly Matusz (Illes), Dmitrij Matvejev (Janulyté), Manuel Miethe (Kampe), Alberto Novelli (Korsun), Istvan Virag (Kubsich), Marco Giugliarelli for Civitella Ranieri Foundation (Lazkano), Manfred Daams (Muntendorf), Lucia Morate (Posadas), Stefano Corso (Ronchetti), Sebastian Mayer (Posznanska), privat (Praderios) Nikolay Kritsky (Rykova), Randy Tarango (Schiaffini), Roya Noorinezhad (Seyedi), Roberto Masotti/Ricordi (Stroppa), Karen Pipher (Wannamaker), privat (Ye)

Abdrucknachweis Die Essyas und Gespräche von Simonetta Dibbern, Lydia Jeschke und Gordon Kampe sind Original-Beiträge. Wir danken den Verlagen für die Abdruckgenehmigung von Noten und Skizzen.

April 2020 Änderungen vorbehalten.

Dank an Christine Wolf (Institutsleiterin Bibliothek Witten) und Christoph Kohl (Institutsleiter/Kurator Märkisches Museum Witten)

Kulturforum Witten Saalbau Witten, Bergerstraße 25, 58452 Witten

Kartenvorbestellungen Tel 02302 581 2441, Fax 02302 581 2499 [email protected]

Auskunft Tel 02302 581 2435/2486 [email protected], wittenertage.de 104 WITTENER TAGE FÜR NEUE KAMMERMUSIK 2020

PROJEKTTEAM

WESTDEUTSCHER RUNDFUNK KÖLN WITTEN

Programmheft Organisation Harry Vogt, Martina Seeber, WDR 3 Jasmin Vogel, Kulturforum Witten

Organisation Koordinationsbüro Witten Harry Vogt, WDR 3 Juana Andrisano, Kulturbüro Witten

Koordination Sachbearbeitung Saaltechnik Julia Martinjak, WDR, PG Produktion Musik Lutz Schädlich, Kulturforum Witten

Assistenz Produktionskoordination Charlotte Fabian und Johannes Ohde Angelika Maul, Julia Maxelon, Martin Schmitz, (Studentische Hilfskräfte) littlebit GbR

Produktionsassistenz Marketing Lukas Becker, Sonia Lescène, Tanja Martin, Andreas Dennis Faustino, WDR Möllers, Markus Oppenländer, Ruben Tsangaris Pressearbeit Beleuchtung Florian Schlittgen, WDR Gerd Weidig, Jörg Schuchardt, Malte Schuchmann, Notenarchiv Malmo GbR Jutta Stüber, WDR Beschallung / mobile Aufnahmetechnik WDR Sinfonieorchester Stefan Heinen / Heinen Mobile Studios Siegwald Bütow (Management), Magdalena Wolf Hochschulprojekt Labor (Disposition), Lothar Momm, Pierre Bleckmann, Eva Maria Müller, Brigitta Muntendorf, Günter Steinke Susanne Rump Schulprojekt Tonmeister Michael Lerner Wolfgang Ellers, Stephan Hahn, Stephan Schmidt, Christian Schmitt, Günther Wollersheim, WDR, gefördert vom PG Produktion Musik Ministerium für Kultur und Wissenschaft des Landes Nordrhein-Westfalen und dem Aufnahmetechnik Landschaftsverband Westfalen-Lippe Arnd Coppers (technische Planung), Christian Meurer und Michael Weber, Reiner Kühl, Sonja Wasgien und Lutz Rameisel, Sonja Rauchs, Klaus Theis und Michaela Höck, Katharina Kiefer, Klaus Theis und Marcus Reineboth, Paddy Both, Thomas Köhler und Roy Fornalczyk, Martin Cichy, Firma Stefan Heinen

Beschallung Fa. Babbel & Häger, Fa. Heinen Moderation AKTUALISIEREN Kornelia Bittmann, Simonetta Dibbern, Barbara Eckle, WENN ES GEDRUCKT Martina Seeber, Johannes Zink, Koor­di­nation: Susanne WIRD Rump

® Klaviertechnik Diese Publikation besteht aus FSC -zertifiziertem ® Uli Busch, Paul Müller, WDR Papier. Mit dem Kauf von FSC -Produkten fördert der Westdeutsche Rundfunk Köln verantwortungsvolle Waldwirtschaft, die nach strengen sozialen, ökologischen und wirtschaftlichen Kriterien des Forest Stewardship Council überprüft wird. 105

AKTUALISIEREN WENN ES GEDRUCKT WIRD 106 WITTENER TAGE FÜR NEUE KAMMERMUSIK 2020

SENDETERMINE WDR 3 KONZERTE 1, 2 UND 4 LIVE FOUND&LOST UND MONOCHROM FR 24. APRIL, AB 21 UHR SA 25. APRIL, AB 20 UHR SO 26. APRIL, AB 20 UHR KONZERT 3 SA 25. APRIL, 19 UHR DIALOG. PORTRAIT SA 25. APRIL, 18.04 UHR KONZERTE 5 UND 6 SOWIE NEWCOMER KONZERT SO 26. APRIL, AB 20.04 UHR

WDR 3 Konzertplayer Alle Konzerte der Wittener Tage für neue Kammermusik sind nachzuhören im WDR 3 Konzertplayer

wdr3.de wittenertage.de