Gerhard Fieseler
Total Page:16
File Type:pdf, Size:1020Kb
Thorsten Wiederhold · Gerhard Fieseler – eine Karriere Nationalsozialismus in Nordhessen Schriften zur regionalen Zeitgeschichte Herausgegeben vom Fachbereich Erziehungswissenschaft/ Humanwissenschaften der Universität Gesamthochschule Kassel Redaktion: Dietfrid Krause-Vilmar Band 20 Zum Autor: Thorsten Wiederhold, geboren 1973 in Hofgeismar/ Hessen, studierte an der Universität Kassel für das Lehramt an Gymnasien in den Fächern Geschichte und Sport, z.Zt. ist er Referendar am Studienseminar II in Kassel. II Thorsten Wiederhold Gerhard Fieseler – eine Karriere Ein Wirtschaftsführer im Dienste des Nationalsozialismus V E R L A G WINFRIED JENIOR III 1. Auflage 2003 © Verlag Winfried Jenior Lassallestr. 15, D-34119 Kassel Tel.: 0561-7391621, Fax 0561-774148 e-mail: [email protected] http://www.jenior.de ISBN: 3-934377-98-X ISSN: 0175-1840 Einbandgestaltung: Stephan von Borstel Druck: Druckwerkstatt Bräuning und Rudert, Espenau Printed in Germany IV Inhaltsverzeichnis Vorwort von Dietfrid Krause-Vilmar IX Einleitung Einführung in die Thematik 1 Problemeingrenzung und Methode 6 Forschungsstand und Quellenlage Forschungsstand 10 Quellenlage 12 Literatur 18 Zur Person Gerhard Fieseler bis 1933 Jugendliche Begeisterung für die aufkommende Fliegerei 22 Jagdflieger im Ersten Weltkrieg 23 Der Kunstflieger Gerhard Fieseler 24 Der Einstieg in das Flugzeugbaugeschäft 28 Zur Bedeutung und Entwicklung der Luftfahrtindustrie in Deutschland während der Weimarer Republik und des Dritten Reiches Zur Situation der Flugzeugindustrie vor 1933 31 Wirtschaftlicher Aufschwung der Luftfahrtindustrie nach 1933 34 Die Abhängigkeit der Luftfahrtindustrie von der Rüstungspolitik des nationalsozialistischen Regimes 38 Ergebnisse 41 Der Aufstieg der Fieseler-Werke zum Großunternehmen Die wirtschaftliche Etablierung des Unternehmens 44 Die Entwicklung zum Großbetrieb 48 V Zum Verhältnis zwischen Gerhard Fieseler und dem RLM 56 Exkurs: Zur Finanzierung der Luftfahrtindustrie im Dritten Reich 57 Die Finanzierung der Fieseler-Werke 62 Die Verhandlungen zur Umgründung der Firma 65 Ergebnisse 72 Rechtliche Grundlagen der Arbeitsverhältnisse in den Fieseler-Werken 75 Betriebliche Sozialpolitik im Dritten Reich 76 Die innerbetriebliche Herrschaftsordnung im Fieseler-Werk 90 Ergebnisse 94 Betriebsführer eines „Nationalsozialistischen Musterbetriebes“ 95 Der „Leistungskampf der deutschen Betriebe“ 97 Die Ernennung der Fieseler-Werke zum „National- sozialistischen Musterbetrieb“ 110 Weitere Auszeichnungen der Fieseler-Werke und die Ernennung zum „Kriegs-Musterbetrieb“ 119 „Das Ziel ist Leistungssteigerung“ – Die Betriebsge- meinschaft im Fieseler-Werk Die Fieseler-Zeitschrift 121 Betriebsappelle, Werkschar und Betriebs-Obmann 132 Soziale Einrichtungen 143 Die Fieseler-Siedlung 152 Arbeitsbedingungen im Werk 153 Steigerung der Arbeitsleistung durch „Leistungsüber- wachung“ und „Unzufriedenenbetreuung“ Das System der Unzufriedenenbetreuung 157 Das System der Leistungsüberwachung 164 VI Produktions- und Arbeitsverhältnisse in den „Gerhard Fieseler Werken“ während des Zweiten Weltkrieges 169 Arbeiter des Fieseler-Werks werden in den Krieg eingezogen 171 Der Einsatz ausländischer Arbeitskräfte im Fieseler-Werk 178 Zur Zwangsverpflichtung ausländischer Arbeiter im Dritten Reich 178 Zwangsarbeiter im Fieseler-Werk 188 Aus der Sicht Gerhard Fieselers und seiner Anwälte 192 Aus der Sicht von Zwangsarbeitern 195 Eine Rede des Betriebsdirektors Freyer über den Einsatz von Zwangsarbeitern 201 Die Absetzung Gerhard Fieselers als Verantwortlicher für die Produktion in den Fieseler-Werken 205 Der ehemalige Staatssekretär und Generalinspekteur der Luftwaffe, Erhard Milch, über Fieseler 211 Gründe für eine verzögerte Flugzeugproduktion in den Fieseler-Werken während des Krieges 213 Zur Entwicklung der „V1“ 219 Gerhard Fieselers Verhältnis zum Nationalsozialismus Der Eintritt Fieselers in die NSDAP 222 Die Ernennung Gerhard Fieselers zum Wehrwirtschafts- führer und NSFK-Standartenführer 226 Gerhard Fieselers Aufrufe zur Pflichterfüllung im Krieg 233 Eine Rede Fieselers anlässlich der Auszeichnung des Betriebes mit einem Leistungsabzeichen der DAF 238 Gerhard Fieseler – ein Widersacher des national- sozialistischen Systems? Die Darstellung der Anwälte Fieselers im Spruchkammerverfahren 240 Ergebnisse 244 VII Gerhard Fieseler – ein Nutznießer des Dritten Reiches? 247 Probleme der Rekonstruktion 250 Einblicke in die Einkommens- und Vermögens- verhältnisse Gerhard Fieselers 252 Zum Werdegang Gerhard Fieselers nach 1945 257 Gerhard Fieseler muss sich vor der Spruchkammer verantworten Zur Entnazifizierungspolitik in Hessen 261 Zum Spruchkammerverfahren Gerhard Fieselers 274 Biografische Skizze Gerhard Fieselers nach 1950 285 Schlussbetrachtung 287 Anhang Lagebericht der GFW an das Rüstungskommando Wilhelmshöhe, Bremelbachstraße, vom 9.11.1943 über die durch Feindeinwirkung entstandene Lage 292 Leistungsübersicht, erstellt am 8.11.1944 (Geheime Kommandosache) 294 Vorbesprechung über Fieseler im Sonderzug am 14. März 1944 296 Besprechung mit der Firma Fieseler im Sonderzug am 15. März 1944 298 Urteilsbegründung der Spruchkammer 306 Quellen- und Literaturverzeichnis 308 Bildnachweis 319 Abkürzungsverzeichnis 320 Dank 321 VIII Vorwort Thorsten Wiederholds Studie rückt mit Gerhard Fieseler einen der regionalen Wirtschaftsführer in den Blickpunkt des Interesses. Im Ersten Weltkrieg als Kampfflieger erfolgreich, in der Weimarer Zeit als Kunstflieger weltbekannt geworden, baute Fieseler sich ab 1933 im Schulterschluss mit dem von Hermann Göring geführten Reichsluftfahrtministerium in Kassel ein Rüstungsimperium auf, das zeitweise mehr als 10.000 Arbeiter und Arbeiterinnen beschäf- tigte. Die Fieseler Werke lieferten für den Krieg nicht nur den „Fie- seler Storch“ und den Jagdflieger „Me 109“, sondern arbeiteten auch an der Entwicklung der V1. Tausende, überwiegend aus den Niederlanden stammende, Zwangsarbeiter wurden in den drei Kas- seler Werken des Unternehmens beschäftigt. Mehrere Jahre hinter- einander erhielt das Unternehmen die Auszeichnung als „National- sozialistischer Musterbetrieb“ bzw. als „Nationalsozialistischer Kriegsmusterbetrieb“. Gerhard Fieseler, ohne Zweifel eine Person der regionalen Zeitge- schichte, hat auch nach Krieg und NS-Herrschaft bis zu seinem Tod im Jahre 1987 in Kassel noch Spuren hinterlassen: Eine Siedlung trug seinen Namen, ebenfalls ein Pokal für Kunstflieger, den er stiftete, und am Ort besteht eine Gerhard-Fieseler-Stiftung. Gesellschaftlich gehörte er zu jenen, die immer „oben“ bleiben. Es erstaunt und befremdet zugleich, dass er sich nach 1945 als Ver- folgter und Gegner des Nationalsozialismus präsentierte und dass er in allen Ehren in die Gesellschaft der Bundesrepublik Deutsch- land zurückkehren konnte, während manch andere wirklich Ver- folgte aus den Lagern und Strafbataillonen erhebliche Schwierig- keiten hatten, ihren Rentenanspruch, ihre Entschädigung oder ih- ren Wiedergutmachungsantrag durchzusetzen. Wenn man die lo- kalen Zeitungen durchsieht, kann man nicht den Eindruck gewin- nen, dass seine Nähe zum Nationalsozialismus nach dessen Sturz seine Reputation in Kassel beeinträchtigt hat. Hängt es mit dieser seiner „Reputation“ zusammen, dass eine kritische Auseinander- setzung mit der Rolle Fieselers in der Nazizeit unseres Wissens bis- her nicht stattgefunden hat? Fast scheint es so, als sei sein hohes Engagement im NS-Staat in Kassel tabuiert. In jedem Fall ist eine eingehende Untersuchung Fieselers und sei- nes Unternehmens überfällig. Thorsten Wiederhold geht der Bio- graphie Fieselers und seines Unternehmens von der Weimarer Zeit IX bis in die 80er Jahre der Bundesrepublik gründlich und quellen- orientiert nach und bezieht die übergreifende Fachliteratur zur Flugzeugindustrie, zur Göring’schen Luftfahrtpolitik, zur Ge- schichte der sogenannten NS-Musterbetriebe, zur betrieblichen So- zialpolitik im Hitler-Staat, insbesondere jedoch zur Stellung Fie- selers und seines Unternehmens zum nationalsozialistischen Herr- schaftssystem nach. Präzise weist er den realen Kern der ideologi- schen Überhöhung der Fieseler Werke als „sozialer“ Musterbetrieb nach: die ungebremste Ausschöpfung menschlicher Arbeitskraft, die vollständige Indienstnahme menschlichen Lebens ausschließ- lich für Zwecke der Verwertung im Arbeitsprozess. Ausführlich geht der Autor auf Fieselers Verteidigung im Entnazifizierungsverfahren ein. Seine Darstellung und diejenige seiner Anwälte, die letztlich zur vollkommenen Entlastung Fieselers von allen Anschuldigun- gen führten, werden Punkt für Punkt wiedergegeben und im ein- zelnen sorgfältig geprüft sowie kritisch untersucht. Thorsten Wiederhold eröffnet mit seiner Studie zu Gerhard Fieseler für die Schriftenreihe „Nationalsozialismus in Nordhessen“ insofern Neuland, als mit den Kasseler Fieseler Werken zum ersten Male unternehmens- und betriebsgeschichtliche Fragen näher ins Blickfeld treten. In den bisherigen Untersuchungen ging es über- wiegend um die Lebens- und Leidensgeschichte der vom NS-Staat verfolgten oder ermordeten Menschen. Es wurden Zeugnisse von ihnen und über sie zu bewahren gesucht. Ob es sich um Berichte ehemaliger niederländischer Zwangsarbeiter zum Lager Schäfer- bergI oder um solche ehemaliger ungarischer Zwangsarbeiterinnen in der Munitionsfabrik HirschhagenII handelte, um Briefe von nach Israel oder in die USA emigrierten SchülerinnenIII, um Lebensbilder [Bad] Arolser JudenIV oder um die Briefe Kurt FinkensteinsV – im- mer war das Motiv vorhanden, Spuren zu sichern, Lebensge- I Klaus Mosch-Wicke, Schäferberg. Ein