Königsbergs Geistige Leistung
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®txtö £)fiprrußmWa!t Organ der Landsmannschaft Ostpreußen Hamburg 13, Parkallee 86 / 15. September 1962 Beitrag auf Seite 5 dieser Folge behandelt.) In jener Zeit der tiefsten Depression stählte der Königsbergs glaubensstarke evangelische Erzbischof Ernst B o r o w s k i den Lebensmut des gedemütigten Königs Friedrich Wilhelm III.; seine kraftvollen Predigten bewirkten eine seelische Aufrichtung geistige Leistung der Verzagenden Ernst Borowski gab auch für innere heutige politische Situation das große s-h. Man hat vielen Städten Beinamen ge• Vorbild eines Geistlichen, der im tiefsten Emp• geben, die ihr Wesen und ihren Charakter in finden der Not seines Volkes zum Erwecker von prägnanter Form kennzeichnen sollen. Manche Tugenden und geistigem Wegführer in die Zu• wirken freilich recht schablonenhaft und der kunft wird. In seiner Eigenschaft als Leiter des schmückende Hinweis „Metropole des Landes" Schulwesens hielt er enge Verbindung mit den wird nur zu oft einer Großstadt angehängt. Weit Professoren der Albertus-Universität. Nur einige treffender ist hingegen die Bezeichnung Königs• der einst an ihr lehrenden Wissenschaftler kön• bergs als „die Stadt der reinen Ver• nen wir hier nennen: den Altphilologen Chri• nunft". Sie stammt von dem Verfasser einer stian August Lobeck. dessen Schriften „dem deutschen Volke geweihten" Schrift über über das klassische Altertum auch heute noch Kant, Moritz Samuel Freystadt. Das Buch wurde geschätzt werden; den Anstronomen Fried• 1864 in Königsberg gedruckt Darin wird der rich Wilhelm Bessel. der die von ihm schnell populär gewordene Beiname Königsbergs erbaute Königsberger Sternwarte zur hohen von dem ersten Hauptwerk Immanuel Schule der Astronomie machte; seine Schüler, Kants „Kritik der reinen Vernunft" abgelei• vor allem der aus Memel stammende, später jn tet, das 1781 erschien und eine weltweite Wir• Bonn lehrende Friedrich Argelander, kung hatte. Es wies der Menschheit einen neuen setzten sein Werk fort. Mehr als vierzig Jahre Weg zum mündigen Denken, zur reinlichen ist der Hegelianer Karl Rosenkranz eine Scheidung von Glauben und Wissen. Sittliches Zierde der Universität gewesen und nahm auf Handeln, Erfüllung von Pflichten, Streben nach ihre Entwicklung bestimmenden Einfluß. Der wahrer Menschenwürde sind Grundgedanken Physiker Hermann vom Helmholtz er• seiner Philosophie. Das berühmte Bekenntnis fand in Königsberg den Augenspiegel In der. „der bestirnte Himmel über mir und das mora• Pregelstadt wurden der Mitbegründer der Ham• lische Gesetz in mir" aus dem Schluß der „Kritik burger Universität, der Geograph Siegfried der praktischen Vernunft" (1790) ist jedem Kö• Passarge, der Südpolforscher Erich von nigsberger geläufig. Er las es auf einer erzernen D r y g a 1 s k I und der später in Göttingen zu Tafel an der Steinmauer zu Füßen des Schlosses. Ruhm gelangte Mathematiker David Hil• Heute grüßt eine Nachbildung jener Tafel im bert geboren Der international anerkannte Brunnenhof des Rathauses von Duisburgs, Völkerrechtler Herbert Kraus — ein Groß• und als Bekenntnis zu den Forderungen des neffe des vorher erwähnten Staatswissenschafts• Philosophen, soll auch die Überreichung einer lehrers Christian Jacob Kraus — hat von 1920 Kantbüste an die Patenstadt durch die Königs• bis 1928 an der Albertina gelehrt berger Stadtvertretung im Rahmen der Feiern zum zehnjährigen Bestehen der Patenschaft ge• wertet werden. Fünf gebürtige Ostpreußen wurden mit dem Nobelpreis bedacht Nach 1945 lehren oder lehr• ten bis vor kurzem an westdeutschen Universi• Schon seine Zeitgenossen hatten den größten täten die ehemaligen Professoren der Königs• Sohn Königsbergs hoch geachtet. Sein Name berger Universität, die Historiker Hans Roth• drang in die entferntesten Länder und zu den fels (der in Duisburg bei der 700-Jahr-Feier von im Aufbruch befindlichen farbigen Völkern. Der Königsberg 1955 und der Gedenkfeier zum Präsident von Ghana, Dr. Kwame Nkrumah, hat 200. Geburtstag des Reichsfreiherrn vom Stein sich mit Kant beschäftigt, die Negerrepublik 1957 die Festreden hielt), Walter Hubatsch, Theo• Haiti gab eine Briefmarke mit dem Porträt des dor Schieder und'Kurt von Raumer, der'Geograph Philosophen heraus, in Nord- und Südamerika, Hans Mortensen, der Ideologe und Religions• in Indien und Japan erschienen bis in die jüngste wissenschaftler Helmuth von Glasenapp. der Zeit ausdeutende Schriften über die Lehre Kants. Gynäkologe Felix von Mickulicz-Radecki der So bewahrheitet sich die Prophezeiung Jo• Musikwissenschaftler Joseph Müller-Blattau, der hann Gottlieb Fichtes aus dem Jahre • r , . , , ,, . .Aufnahme: Ruth.'Hallensieben Literarhistoriker Erich Jenisch und viele andere. 1794: Die Dozentenschaft stand in einem freundschaft• lichen Verhältnis gegenseitig fruchtbringender .Die Philosophie Kants ist jetzt noch ein klei• »Einmal blick ich noch hinaus . ." Wechselwirkung zu der Königsberger Bürger• nes Senfkorn; aber sie wird und muß ein Baum schaft. Gerne berichten wir, daß einige der hier werden, der das ganze Menschengeschlecht be• Genannten auf Kursen der Volkshochschule in schatte. Sie muß ein edleres, würdigeres Men• Grüne Brücke! Grüne Brücke! Weht bis zur Magistergasse. — der Patenstadt Duisburg im Laufe des Winter• schengeschlecht hervorbringen." Höchstes Glück in Kinderzeiten Zieh' noch nicht die Kette ein semesters Vorträge halten werden. So wird auch War's im Wind von Halt und Meer Laß die Menschen oben stöhnen, — im geistigen Bereich der Bund zwischen den bei• Seit Kant ist der Name Königsberg mit dem Sieh den Blanken, sieh den Schönen, Begriff einer ganz bestimmten, festen Geistes• Uber dich hinwegzuschreiten den Städten gestärkt. Eh sich drohend, schwarz und schwer, Weißgeflügelt wie ein Schwan haltung verbunden. Nicht gerecht aber wäre es, Zögernd, noch als Letzten nahn. alles Licht auf ihn zu sammeln, denn zu glei• Deine dunklen Flügel breiten. Wie er bauscht die weißen Segel Bei der gastlichen Aufnahme der Historischen cher Zeit lebten die Männer, die mit ihm das Dann am Pleiler dort zu stehn (Ach sein Hochmut wird sich legen Kommission für Ost- und Westpreußen 1961 in „Königsberger Dreigestirn" bildeten Johann Eingeklemmt in banger Enge Bläst's bei Pillau ihm entgegen, — der Patenstadt überreichte der frühere Königs• GeorgHamann und sein Freund Johann Mit der ungeduldgen Menge Weiße Schäfchen zeigt der Pregel berger Stadtarchivar Dr. Fritz Gause Ober• Gottlieb Herder. Durch das Gitter rauszuspähn! Drüben schon am Roten Kran, —) bürgermeister August Seeling das Manu• Schnaubt und wölkt und tutet schrill Von der Köttelbrücke Bogen skript des ersten Bandes der von ihm verfaßten Sieh, schon schwimmt ein Dampier her! Kommt bescheiden nachgezogen Geschichte der ostpreußischen Hauptstadt. Die Erst ein winzges Ruderboot, Hauptquelle für die historische Forschung ist In der geistigen Führung haben sich einzelne Daß es hallt durch alle Gassen Dann der Namenlosen Troß; Greulich wie Dämonen rufen, — das heute in Göttingen befindliche Königsberger Städte im deutschen Sprach- und Kulturbereich Bernsteingelb und kiefernrot Staatsarchiv, das Dr. Kurt Forstreuter abgewechselt So verbinden wir mit Weimar. Von der Börse breiten Stufen Wabenbraune, feuchte, fange, mit ernsthafter Hingabe an seinen Auftrag Wittenberg, Berlin, München, Wien, Düsseldorf, Sehn ihm schweigend und gelassen Waldgeborne Riesenschlange mehrere Jahre geleitet hat. Zürich und Leipzig verschiedene Epochen Kö• Die ergrauten Löwen zu, Windet sich das breite Floß, nigsberg tritt nach einer kurzen Blüte während Wie er tief zum Deck sich beugend Das schon zu versinken schien, — des Dreißigjährigen Krieges — als sich Simon Herber Hauch von frischem Kien Die Verbreitung von Kenntnissen über die Jählings still, geistige Leistung Königsbergs ist mit eine der Dach mit seinen Dichterfreunden in der „Kür• Widerwillig Ehr bezeugend Weht wie Fiedellied empor, — bishütte" von Heinrich Albert zu gemeinsamer Neigen muß den dicken Schlot. Ach, schon schließt sich's, wie ein Tor! Aufgaben der Patenschulen, deren Zahl Besinnung traf — strahlend im 18. Jahrhundert Blank und schlank und voller Ruh Schwere Pierde, schwere Wagen, — in Duisburg demnächst auf acht steigen wird. hervor. Ein fruchtbarer Anreger war der in Ju- Mit der Fischersirau am Steuer Von der Menge fortgetragen Hierzu gehört auch die Beschäftigung mit der ditten bei Königsberg geborene Johann Wäschellatternd, tolgt ein neuer Einmal blick ich noch hinaus, — Dichtung und der Kunst. E. T. A. Hoffmann, Christoph Gottsched gewesen, der von Niedrungskahn, den Jung im Boot! Möwen schweben, Sturm wird's geben, — Sudermann, Arno Holz und Agnes Mie- Ach, was wird die Mutter sagen Leipzig aus der von Flottwell gegründeten „Kö• Breite Enten, kommen Lommen, gel sind Namen, die der gesamtdeutschen Lite• niglich deutschen Gesellschaft" die Richtlinien Komm ich heut so spät nach Haus! Bunt von Bug, ihm nachgeschwommen, ratur angehören, aus der großen Zahl der bil• gegeben und diese in Königsberg besucht hat. Leer sind Faß und Scheitelmaße Nein, gewiß ist's nicht gelogen Hamann (1730 in Königsberg geboren) und Doch ein Dult wie junger Wein Daß schon wieder aufgezogen denden Künstler ragen Lovis Corinth und Käthe Herder (geboren in Mohrungen 1744) haben viel Aus Succases Aplelhain War die Brücke, Grüne Brücke! Kollwitz, unter den Komponisten Otto Nicolai, Gemeinsames. Beide wandten sich gegen den Hermann Götz und Otto Besch hervor. — Rationalismus ihres Zeitalters. Entscheidend war Vielschichtig ist das geistige Antlitz Königsbergs ihre Einwirkung auf die deutsche Dichtung; es und nur einen Ausschnitt vermag