D E R W I L L E D a R F N I C H T E R L a H M E N
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Heute auf Seite 3: Politik mit Fragezeichen UNABHÄNGIGE WOCHENZEITUNG FÜR DEUTSCHLAND Jahrgang 34 — Folge 39 Erscheint wöchentlich Landsmannschaft Ostpreußen e. V. Postvertriebsstück.Gebühr bezahlt 24. September 1983 Parkallee 84/86, 2000 Hamburg 13 C5524C Deutsche Einheit: Der Wille darf nicht erlahmen Die Geschichte muß vom Willen zur Wahrheit getragen sein RENDSBURG/ECKERNFÖRDE - Als einen bleibe. Heute gelte es vor allem, die Ursachen, Tag des Bekenntnisses zu unserem politischen die die Feindschaft begründen, zu finden und sie Auftrag, in freier Selbstbestimmung die Einheit abzubauen. Es gelte, Abgrenzung und Isolierung und Freiheit Deutschlands zu vollenden, be• zu überwinden. zeichnete Bundesminister Heinrich Windelen „Wer den Willen der Menschen, die zusam• den „Tag der Heimat", aus dessen Anlaß er in mengehören wollen, unterstützt, wer für mehr Rendsburg sprach, wo zugleich in Erinnerung an Freizügigkeit und ein besseres Verständnis für• die 30jährige Patenschaft mit der ostpreußischen einander durch die Freiheit der Information ein• Stadt und dem Kreis Gerdauen ein Gerdauen• trete, vergrößere nicht die Spannung in der stein in den schon bestehenden Kreis der ost• Welt, sondern nütze dem Frieden. Das sei es, was deutschen Gedenksteine eingereiht wurde. unseren beharrlichen Bemühungen um die Ent• Der Bundesminister für innerdeutsche Bezie• wicklung besserer Beziehungen zu dem anderen hungen wies auf das Schicksal der Vertriebenen deutschen Staat in der gegenwärtigen Situation und Flüchtlinge hin und betonte, dieses Erlebnis den Impuls gebe. Deutschlandpolitik sei Frie• habe reif gemacht für eine Politik der Verständi• denspolitik" sagte der Minister. gung und des Ausgleichs. Die Vertriebenen be• Der Tag der Heimat, der in diesem Jahre zum kennten sich zu einer europäischen Friedens• 38. Male begangen werde, sei auch ein Tag des politik und wüßten, daß sich die deutsche Einheit Bekenntnisses zu unserem politischen Auftrag, nur in einer von unseren Nachbarvölkern ak• auf einen Zustand des Friedens hinzuwirken, in zeptierten europäischen Friedensordnung ver• dem das ganze deutsche Volk in freier Selbstbe• wirklichen lasse. stimmung seine Einheit wiedererlange. Besonders die junge Generation müsse sich wieder mit Geschichte und Schicksal unserer Ein schwieriger Weg Der Bundesminister für innerdeutsche Beziehungen, Heinrich Windelen, während Nation auseinandersetzen und sie müsse dabei Wenn wir auch wüßten, so sagte Windelen, seiner Festrede zum „Tag der Heimat 1983" im Ehrenhain der Vertriebenen von vom Willen zur Wahrheit getragen sein. Wenn daß es bis dahin noch ein schwieriger Weg sein Rendsburg in Schleswig-Holstein Foto Siegfried Gatz heute von Kontinuität gesprochen werde, so werde, so dürften wir doch nicht auf unser Recht gelte für die deutsche Politik, daßdiese Kontinui• verzichten, das allen Menschen und Völkern zu• tät unser nationales Anliegen bleibe. stehe, und dieses Ziel müsse mit friedlichen Mit• Innerdeutsche Beziehungen: teln erreicht werden. Mit Nachbarn verwoben Was aber nütze schon das Recht, wenn der Die Geschichte unseres Volkes sei wie die kei• Wille zur Einheit der Nation erlahme. Es sei die nes anderen Volkes in Europa mit der Geschichte besondere Pflicht der Deutschen, die nationale Noch mehr Geld nach Ost-Berlin? seiner Nachbarn verwoben. So müsse bei der Er• Frage immer wieder zu stellen, der Vergangen• H. W. — Folgt man den in diesen Tagen ver• Sozialdemokraten, die im Bonner Beamten• klärung unserer nationalen Interessen unser heit nicht auszuweichen, sich auf die Werte un• öffentlichten Presseberichten, so liegt etwas in apparat sitzen, mögen vielleicht von solchen Blick stets zugleich auf das ganze Europa gerich• serer Kultur und Geschichte besinnen und unse• der Luft, was man als Bewegung diagnostizie• Möglichkeiten ebenso wenig etwas hören tet sein. re klaren Vorstellungen von der Zukunft ren kann, die in die innerdeutschen Beziehun• wie davon, daß ein Gespräch zwischen Ho• „Aber der europäische Frieden kann nicht Deutschlands in Europa auch deutlich zu sagen. gen kommen soll. Man redet und dementiert necker und dem Regierenden Bürgermeister in dauerhaft begründet werden, wenn das Volk in Den in Eckernförde nun gestifteten neuen Ge• zugleich Ost-Berliner Wünsche nach einem Berlin, von Weizsäcker, stattgefunden hat. denkstein wolle er, so der Minister, als einen der Mitte des Kontinents gegen seinen Willen ge• weiteren und noch höheren Milliardenkredit Der Grund ihres Unmutes mag darin liegen, teilt bleibt Die deutsche Frage muß gelöst wer• Stein des Anstoßes zu einem Nachdenken über und deutet an, Honecker könnte — selbst daß es unter der sozialliberalen Regierung den, und sie wird im Einvernehmen mit unseren Deutschland, über unsere Vergangenheit und gegen anders rechnende Mitglieder des Polit• trotz des von Bahr erstrebten „Wandel durch Nachbarn gelöst werden müssen. Unsere Politik, unsere Zukunft werten, um auch auf diese Weise büros und des Zentralkomitees der SED — be• Annäherung" zu keinen solch weitgehenden die sich auf Freiheit, Recht und Selbstbestim• die Herausforderung anzunehmen, denen wir reit sein, in eine Wiederaufnahme der seit 1975 mung richtet, ist immer zugleich Friedenspoli• mit Blick auf die Zukunft und mit neuen Ideen Absprachen gekommen ist, wie sie jetzt nicht unterbrochenen Gespräche über ein Kultur• tik." begegnen wollten. ausgeschlossen erscheinen. abkommen einzutreten. Man hört von einer Niemand werde von der Illusion ausgehen, daß In Berlin verlieh aus Anlaß des Tages der Hei• Bereitschaft Ost-Berlins, im Bereich der Wis• Es bedarf dabei keines Hinweises, daß signa• alles wieder einmal so werden könne, wie es war, mat der Präsident des Bundes der Vertriebenen, lisierte Bereitschaft sich aus wirtschaftlichen sagte der Minister und fügte an, doch es könne Dr. Czaja MdB, die „Plakette für Recht und senschaft und Technik zu einem Vertrag zu kommen, sowie zu einer Zusammenarbeit im Notwendigkeiten ergibt, und es muß erwartet auch nicht so bleiben, wie es heute sei. Das bleibe Selbstbestimmung". Aus Raumgründen werden werden, daß Bonner Unterhändler bei Ver• wir über die Veranstaltung gesondert berichten. Umweltschutz und in Fragen der technischen der erklärte Standpunkt der Vertriebenen und handlungen unsere bekannten Erwartungen O.S. Sicherheit zu gelangen. Flüchtlinge. mit Nachdruck vertreten. Windelen erinnerte an die bereits 1950 be• schlossene „Charta der Heimatvertriebenen", Es ist höchst interessant, daß Probleme und die der damalige Bundespräsident Theodor Kirchensteuer: Fälle, um die sich die SPD/FDP-Bundesregie• Heuss ein Dokument des Mutes, der Weitsicht rung jahrelang bemüht hat, nunmehr lösbar und der Tapferkeit bezeichnet habe. geworden sind und selbst diejenigen, die in Mit Nachdruck erinnerte der Minister an den Gegen „hemmungsloses" Politisieren Bonn die Auffassung vertreten, Strauß habe entscheidenden Beitrag, den die Heimatvertrie• mit einer Reise in die „DDR" und seinem Be• benen zum wirtschaftlichen Aufbau der Bundes• Gross: Jungbärtige Beffchenträger gegen staatliche Politik such bei Honecker lediglich sein „Buhmann- republik Deutschland geleistet haben. Sie seien Image" abbauen wollen, fragen sich nunmehr, nicht zu einem sozialen Sprengstoff geworden, Hamburg/Köln — Nachdem bereits die und Fersehmoderator — zur '„ernsthaften ob dieser Besuch nicht doch einen Nutzen ge• wie manche befürchtet und andere gehofft hätten. seltsamen Ausführungen der Hamburger Frage, ob er mit Hilfe seiner Bürokratie den habt hat. Auch diese Leistung verdiene besondere Aner• Theologin Dorothee Solle anläßlich der Welt• Kirchenbürgern Gelder abpressen darf, die Unbestreitbar jedenfalls ist, daß eine Reihe kennung. kirchenkonferenz in Vancouver die Empörung von den Kirchen ungeniert als Personal- wie hoffnungsloser Fälle von politischen Häftlin• zahlreicher evangelischer Christen hervorge• als Sachausgaben zu politischen Zwecken gen, wie etwa der des 1977 wegen seines „Ma• Über den Tag hinaus rufen hat, fordert jetzt der bekannte Publizist eingesetzt werden, die keineswegs mit den In• nifestes eines Christen im Sozialismus" zu Gerade an diesem Tage sei es dienlich, daran Johannes Gross (Köln), Herausgeber des tentionen des Kirchenvolks übereinstimmen langjähriger Haftstrafe verurteile Rainer Bäu- zu erinnern, daß das Bewußtsein der Einheit der Wirtschaftsmagazins „Capital", in seinem müssen". Die Frage werde um so drängender, rich, nach dem Besuch von Strauß gelöst wur• Nation in allen Kreisen unseres Volkes wachge• Leitartikel das Ende der staatlichen Einzie• je mehr sich Tendenzen unter „jungbärtigen den. Oder etwa der Fall der Frau Elke Weiß, die halten werden müsse, um den Zustand der Tei• hung der Kirchensteuer. Die Kritik an den zu• Beffchenträgern manifestieren, die auf eine sich in Dresden auf offener Straße an Strauß lung für die Menschen drüben und hier zu er• nehmenden politischen Stellungnahmen von aggressive Desavouierung der amtlichen Poli• gewandt und deshalb vorübergehend festge• leichtern. evangelischen Pfarrern und Kirchenleitungen tik, der Politik der Verfassungsparteien und nommen worden war; auch sie befindet sich Es gelte, den Frieden zu sichern und Kriegsge• habe zur Ablehnung des bisherigen Kirchen• Gewerkschaften, ja von Verfassungszwecken inzwischen bereits in der Bundesrepublik. fahren zu begegnen. Noch lebten wir mit der steuersystems geführt. selbst hinauslaufen". Daß solche „Agitation als Gewiß, das alles mag noch nicht als der große Spaltung unseres Landes, noch immer stoßen wir sanftmütige Seelsorge dargeboten" und auch Durchbruch