Rnestiner in Der Stadt
Total Page:16
File Type:pdf, Size:1020Kb
RNESTINER IN DER STADT Ein Spaziergang durch Gotha und Weimar zur Landesausstellung „Die Ernestiner. Eine Dynastie prägt Europa“ WEIMAR ➐ . L P A R SBACHSTRA SSE A M I E W SSE TRA NSS FRIEDE B 7 S CH WA NS EE ST RA SSE GRABEN . L P E H T E O G ➋ ➌ E RFURT ER ST RAS SE ➍ R. ➏ M ARKTST ➊ STE UBE NST R. ND RWA ACKE B 85 M A R I E N S T R . ➎ ➑ ROUTENVORSCHLAG ➊ MARKT → ➌ Stadtschloss, 210 m ➌ STADTSCHLOSS → ➍ Bastille ➍ BASTILLE UND TORHAUS → ➎ Park an der Ilm, 550 m ➎ TEMPELHERRENHAUS IM PARK AN DER ILM → ➋ Stadtkirche St. Peter und Paul, 750 m ➋ STADTKIRCHE ST. PETER UND PAUL → ➏ Deutsches Nationaltheater, 260 m ➏ DEUTSCHES NATIONALTHEATER UND STAATSKAPELLE → ➐ Neues Museum, 700 m ➐ NEUES MUSEUM → ➑ Schloss und Park Belvedere, Buslinie 1* ➑ SCHLOSS UND PARK BELVEDERE * Richtung Weimar, Ehringsdorf Kippergasse, ab Goetheplatz immer zur vollen Stunde EINE KULTURLANDSCHAFT ERBLÜHT Unsere Zeitreise beginnt im Jahr 1485: Kaum eine andere Dynastie prägte damals den mitteldeutschen Raum so sehr, wie es die Wettiner taten. Nach ihrem Aufstieg zu sächsischen Kurfürsten teilten die Brüder Ernst und Albrecht 1485 die Gebie- te ihrer Dynastie. Somit wurden sie die Stammväter der nach ihnen benannten Zweige der Ernestiner und Albertiner. Die Ernestiner erklärten sich in Thüringen zu Schutzherren der Reformation. Das kostete sie letztendlich zwar ihre Kurwürde, jedoch nicht ihr Ansehen. Ab Mitte des 17. Jahrhunderts zersplitterte Thüringen in mehrere Kleinstherzogtümer. Jedes von ihnen war auf seinen Status im Reich bedacht. Auf engstem Raum ließen die Herrscher Schlösser mit Garten- und Park- anlagen erbauen, wurden fürstliche Sammlungen zu Grundstöcken für öff entliche Museen, entstanden Theater- und Opernhäuser, wurden mittelalterliche Kirchen zu Orten barocker Prachtentfaltung. So erblühte eine einzigartige Kunst- und Wis- senschaftslandschaft. Bis heute prägen die städtebaulichen Programme der Groß- herzöge und Herzöge das Gesicht der thüringischen Städte wie Gotha und Weimar. ➊ GOTHA Hauptmarkt EIN PLATZ, DER VERBINDET Quer über den unteren Hauptmarkt führt die Via Regia: Gotha liegt an der be- rühmten Handelsstraße, die von Spanien und den Niederlanden ins Russische Reich führte. Dank Handel und Gewerbe entwickelte sich Gotha bis ins 13. Jahrhun- dert zu einer blühenden Stadt. Der Hauptmarkt befi ndet sich im Herzen Gothas, umrahmt von Wohn- und Geschäftsbauten aus dem 16. bis 19. Jahrhundert. Die prunkvollen Gebäude zeigen, dass die Gothaer Bürger nicht arm waren. In her- vorgehobener Lage liegt das Rathaus. Der Grundstein für das historische Gebäude wurde 1566/67 gelegt. Der Turm, die prächtigen Giebel und die rot gestrichene Fassade heben das Gebäude besonders hervor. Herzog Ernst I. von Sachsen-Gotha, genannt Ernst der Fromme, hielt es sogar für so repräsentativ, dass er in den ersten Jahren seiner Regierung hier wohnte. Blickt man vom Rathaus Richtung Schloss Friedenstein, fällt einem der kunstvoll angelegte Wasserfall ins Auge, der vom Schloss über mehrere Ebenen Richtung Rathaus herabfl ießt. Die Wasserkunst aus dem Jahr 1895 wird vom Leinakanal betrieben, den einst die Landesherren zur Wasserversorgung der mittelalterlichen Stadt bauen ließen. Am oberen Ende des Marktes steht ein ein- drucksvolles Bürgerhaus, über dessen Portal ein Doppelwappen angebracht ist – links eine stili- sierte Tasche, rechts eine gefl ügelte Schlange. Es ist das Wappen des sächsischen Hofmalers Lucas Cranach des Älteren, dessen Frau Barbara Der Gothaer Hauptmarkt mit historischem in dem Haus geboren wurde. Rathaus noch vor dem Bau der Wasser- kunst, um 1850, Lithographie, © Stiftung Schloss Friedenstein Gotha Erster Herzog in Gotha war Ernst I., der seit 1640 das Herzogtum von Sachsen-Gotha regierte. Er baute das Land zu einem Musterstaat hinsichtlich Verwaltung, Finanzen und Wirt- schaft aus. Seine Nachfolger machten Gotha zum Mittelpunkt der Kunst- und Wis- senschaftsszene. Weltruf erlangte beispielsweise die geographisch-kartographische Anstalt, die sich aus der Verlagsbuchhandlung von Justus Perthes entwickelt hatte. Durch geschickte Heiratspolitik pfl egte man nicht nur ins britische Königshaus familiäre Kontakte, sondern auch nach Belgien, Portugal und Bulgarien. Selbst Queen Victoria besuchte die malerische Stadt im grünen Herzen Deutschlands. Tourist-Information: Hauptmarkt 33, 99867 Gotha / Öff nungszeiten: Montag – Freitag 10 – 18 Uhr, Samstag 10 – 15 Uhr, Sonntag 10 – 14 Uhr ➊ WEIMAR Markt AUFSTIEG UND WOHLSTAND So wie in Gotha war auch das Weimarer Bürgertum bemüht, den Wohlstand seiner Stadt zu zeigen. Ein Beispiel dafür ist das Doppelhaus am Markt 11/12, das im 16. Jahrhundert erbaut wurde. Besonders die Türen und Fenster im Erdgeschoss sind aufwändig gestaltet. In der linken Haushälfte hat vermutlich der sächsische Hofmaler Lucas Cranach d. Ä. gewohnt. Darauf verweisen das Wappen und die Inschrift über der Tür. Das Nachbarhaus, in dem sich heute die Touristeninforma- A. Schenk: Weimar, Rathaus. Um 1845/50, Kolorierte Lithographie, © Klassik Stiftung Weimar tion befi ndet, war damals ein Kaufh aus. Es wurde im Auftrag von Großherzog Carl August ab 1803 für gesellschaftliche Anlässe und Vergnügungen umgebaut. Im Zweiten Weltkrieg wurde das Gebäude allerdings zerstört und nach 1945 wieder aufgebaut. Die Marktfront mit dem großen Giebel ist also eine Rekonstruktion. Auf der gegenüberliegenden Seite steht das Rathaus. Es wurde ab 1837 anstelle des abgebrannten Vorgängerbaus neu errichtet. Geschmückt ist es mit neogotischen Zierelementen, wie besonders gut an den spitzbogigen Fenstern zu erkennen ist. Der Brunnen, der im Mittelalter in der Mitte des Marktes stand, wurde im 18. Jahr- hundert an dessen nördlichen Rand verschoben. Seit 1774 schmückt ihn der Mee- resgott Neptun. Die Steinfi gur gilt als erstes Werk des Bildhauers Martin Gottlieb Klauer in Weimar. Mit der Landesteilung von 1485 fi el Weimar an die ernestinische Linie der Wettiner. Ab 1546 war die Stadt ständige Residenz der sächsischen Herzöge. Sie zog Handel- und Gewerbetreibende an, die zum Aufb lühen Weimars beitrugen. Höhepunkt der höfi schen Kultur war zweifelsohne die Zeit der Weimarer Klassik unter Herzogin Anna Amalia und ihrem Sohn Carl August. An diese Zeit, die nicht zu Unrecht als Goldenes Zeitalter Weimars bezeichnet wird, schloss sich Mitte des 19. Jahrhunderts ein erneuter Aufschwung an: das sogenannte Silberne Zeitalter. Die Ernestiner ver- halfen Weimar besonders mit der Berufung von Franz Liszt zum Hofk apellmeister und der Gründung der Großherzoglich-Sächsischen Kunstschule zu neuem Glanz. Tourist-Information: Markt 10, 99423 Weimar / Öff nungszeiten: Montag – Donnerstag 9 – 19 Uhr, Freitag – Samstag 9.30 – 19 Uhr, Sonntag 9.30 – 15 Uhr ➋ GOTHA Margarethenkirche GRABLEGE UND HIMMELSLEITER Die Margarethenkirche auf dem Gothaer Neumarkt fand das erste Mal 1064 Erwähnung. Nach einem Stadtbrand wurde sie ab 1636 wieder aufgebaut, verfi el aber im Zuge des Dreißigjährigen Krieges erneut. Mit Unterstützung von Herzog Ernst I. von Sachsen-Gotha konnte die Kirche 1652 neu geweiht und eine Fürstengruft eingerichtet werden. Herzog Ernst I. ließ hier sechs seiner Kinder bestatten. Ihnen zur Erinnerung wurden Gedenktafeln aus rotem Mar- mor im Kirchenchor angebracht, von denen noch drei erhalten sind. Auch der Herzog sowie seine Gemahlin Elisabeth Die Margarethenkirche auf dem Gothaer Neumarkt, Sophie wurden hier bestattet. Ihnen zu um 1930, Schwarz-Weiß-Fotografi e, © Stiftung Schloss Ehren stiftete Herzog Friedrich II. einen Friedenstein Gotha Gedenkstein aus verschiedenfarbigen Marmorarten. Als Letzte der Herzöge von Sachsen-Gotha-Altenburg wurden hier 1767 Luise Dorothea und 1772 ihr Gemahl Friedrich III. beigesetzt. In Gotha etablierte sich erst mit der Landesteilung von 1640 eine stetige Hofh al- tung. Daher fi nden sich hier keine prächtigen Renaissance-Grabdenkmäler zu Ehren verstorbener Fürsten. Vielleicht war das der Grund, warum Herzog Ernst I. in der Margarethenkirche eine Grablege für sich und seine Nachkommen einrichten ließ.Früh aber zogen sich die Herzöge aus der Stadtgemeinde zurück. Schon der Sohn Ernst des Frommen, Friedrich I. von Sachsen-Gotha-Altenburg, ließ 1680 die Kirche auf Schloss Friedenstein zur Grablege umbauen. Das an der Nordwand des Kirchenchors hängende Gemälde „Jakobs Traum“ aus dem frühen 17. Jahrhundert zeigt Herzog Johann von Sachsen-Weimar, seine Ge- mahlin und die gemeinsamen zwölf Kinder. Der Traum von der Himmelsleiter des biblischen Patriarchen Jakob symbolisiert die Verbindung zwischen Himmel und Erde, also zwischen Gott und den Menschen, die zu jeder Zeit und an jedem Ort möglich ist – ein Bild mit protestantischer Symbolkraft. Margarethenkirche: Neumarkt, 99867 Gotha / Die Gruft ist für die Öff entlichkeit nicht zugänglich. ➋ WEIMAR Stadtkirche St. Peter und Paul ORT DES GLAUBENS UND GEDENKENS Bereits in den Jahren um 1500 erhielt die Stadtkirche St. Peter und Paul ihr heutiges Aussehen. Unter Herzog Wilhelm Ernst von Sachsen-Weimar wurde der Innenraum ab 1726 im Stil des Barock neu gestaltet und die zweigeschossigen Emporen einge- baut. Ab 1776 hatte Johann Gottfried Herder die Aufsicht über die Gemeinde. Des- halb heißt die Stadtkirche im Volksmund auch „Herderkirche“. Ihm zu Ehren wurde 1850 ein Denkmal vor der Kirche aufgestellt, das bis heute an sein Wirken erinnert. Von der Mitte des 16. Jahrhun- derts bis 1807 diente die Stadtkir- che – mit Unterbrechungen – als fürstliche Grablege. Die Herzöge und Großherzöge stifteten zum eigenen Andenken prachtvolle Denkmäler. Am bekanntesten ist wohl das im Chor freistehende Grabmal für