Holzpfahl Aus Keutschach. Datierung Anhand Der Jahresringe. © Landesmuseum Für Kärnten; Download Unter
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ZOBODAT - www.zobodat.at Zoologisch-Botanische Datenbank/Zoological-Botanical Database Digitale Literatur/Digital Literature Zeitschrift/Journal: Rudolfinum- Jahrbuch des Landesmuseums für Kärnten Jahr/Year: 2014 Band/Volume: 2014 Autor(en)/Author(s): Gleirscher Paul Artikel/Article: Ur- und Frühgeschichte 119-129 © Landesmuseum für Kärnten; download unter www.zobodat.at Holzpfahl aus Keutschach. Datierung anhand der Jahresringe. © Landesmuseum für Kärnten; download unter www.zobodat.at Ur- und Frühgeschichte LEITER: UNIV.-DOZ. DR. PAUL GLEIRSCHER UR- UND FRÜHGESCHICHTE 119 © Landesmuseum für Kärnten; download unter www.zobodat.at Abb. 1: Der Burgstall in Rietschach über Dellach im Drautal. Die Zugangsseite im Nordwesten wird von einem Wall geprägt. Vier Suchschnitte wurden angelegt. Aufn. St. Eichert Ausgrabungen und Forschungen Auf Initiative und unter der Leitung von Stefan Die beiden, seit längerem laufenden Groß- Eichert wurden zwischen dem 7. und 25. Juli vom projekte der Abteilung wurden weiter betrieben. Institut für Mittelalterforschung an der Österrei- Zum einen wurde an der Drucklegung der chischen Akademie der Wissenschaften und Forschungsergebnisse der Ausgrabungen auf dem Institut für Urgeschichte und Historische der Gurina im Gailtal gearbeitet, die nunmehr Archäologie an der Universität Wien in Ko ope - 2015 tatsächlich zum Abschluss kommen soll, ration mit der Abteilung für Ur- und Frühge - zum anderen wurde in Zusammenarbeit mit dem schichte am Landesmuseum für Kärnten Aus- Römisch-Germanischen Zentralmuseum in Mainz grabungen am Burgstall in Rietschach in der die Veröffentlichung des keltischen Waffen- Gemeinde Dellach im Drautal durchgeführt weihe fundes vom Förker Laas-Riegel bei Nötsch (Abb. 1). Das lag insofern auch im Interesse des im Gailtal betrieben. Beide Publikationen haben Landesmuseums, als das obere Drautal zwischen sich zwischenzeitlich aus verschiedenen Grün - Spittal/Drau und Oberdrauburg eine verkehrs- den verzögert. geographisch gesehen relevante und deshalb 120 LANDESMUSEUM KÄRNTEN | RUDOLFINUM 2014 © Landesmuseum für Kärnten; download unter www.zobodat.at Abb. 2: Der Pfahlbau auf der einstigen Insel inmitten des Keutschacher Sees, rekonstruierte Ansicht durch 7reasons nach Angaben von Otto Cichocki, dem langjährigen Erforscher der Pfahlbausiedlung von Keutschach. zweifellos seit Jahrtausenden besiedelte Gegend mittlere Bronzezeit und damit rund 3500 Jahre ist, unsere Kenntnis dazu aber gering ist, vor zurück. Zur Diskussion stehen derzeit außerdem allem was die Ur- und Frühgeschichte anbelangt. eine spätantike sowie eine frühmittelalterliche Die Sondierungsgrabungen, die nicht nur mit Nutzung des Burgstalls als Wehranlage, außer- Zustimmung, sondern auch mir großer Unter- dem ein Erdwall aus der Zeit der Bedrohung stützung seitens der Eigentümer, Fam. Obernos - Kärntens durch die Ungarn im 10. oder durch die terer vulgo Möldner, sowie seitens der Gemeinde Türken im 15. Jahrhundert. Stefan Eichert ist Dellach im Drautal (Bgm. Johannes Pirker) sowohl für sein Engagement zum Zustande- durchgeführt werden konnten, erbrachten denn kommen der Ausgrabungen als auch für eine auch erfreuliche Ergebnisse, deren Vertiefung erste Einschätzung der vorläufigen Grabungs- auch eine derweil nicht zu leistende, größer ergebnisse zu danken. angelegte Grabungsaktivität erfordern würde. Um das markante, dreiecksförmige, hoch über Die Aktivitäten in Dellach im Drautal ergänzen im dem Talboden gelegene Plateau zieht sich ein Übrigen Forschungen des Instituts für Archäo- Wall, dessen Untersuchung mehrere Nutzungs- logien an der Universität Innsbruck, die im phasen erkennen ließ. Deren zeitliche Einord- Sommer unter der Leitung von Harald Stadler nung wird im Rahmen der Aufarbeitung nach am Burgstall in Leisach bei Lienz eingesetzt Möglichkeit festzulegen sein. Die Siedlungs- haben. Hier zeichnet sich ein aussagkräftiger spuren am Burgstall reichen jedenfalls bis in die Kultplatz ab, der während der jüngeren Eisenzeit UR- UND FRÜHGESCHICHTE 121 © Landesmuseum für Kärnten; download unter www.zobodat.at eingerichtet und auch während der frühen jektes zwischen dem Landesmuseum und der Römischen Kaiserzeit in Benützung stand. Die HAK/Rennerschule (24. Februar). vorliegenden Funde sind auch für das Ver - ständnis der spätkeltischen Kulturverhäl t nisse in Der Leiter der Abteilung besorgte auch im Jahre Kärnten relevant, zumal Osttirol und das 2014 die wissenschaftliche Beratung des archäo- Südtiroler Pustertal damals zum keltischen reg- logischen Parks „Keltenwelt Frög-Rosegg“ sowie num Noricum gehört haben. Deshalb wurde auch die Durchführung von Sonderausstellungen. eine Zusammenarbeit für die Aufarbeitung der Unter dem Titel Frauen an der Macht wurden im Funde ins Auge gefasst, was in der Bearbeitung Archäologiepark „Keltenwelt Frög-Rosegg“ wie einer keltischen Kampftrompete (carnyx) bereits schon in den Jahren zuvor die Tracht- und einen ersten Niederschlag gefunden hat (vgl. Schmuckelemente aus dem im Jahre 2002 Literaturliste, unten). ergrabenen Grabhügel 120 von Frög gezeigt. Außerdem war erneut ein Tongefäß mit Bild - Im Zuge der Teilnahme an verschiedenen geschichte aus demselben Grabhügel zu sehen. Tagungen (vgl. unten) wurden mehrere Vortrags - Am 5. Juli fand im archäologischen Park „Kelten- manuskripte erstellt. Aus Anlass der 150. Wieder- welt Frög-Rosegg“ einmal mehr ein Keltenfest kehr der Entdeckung des Pfahlbaus im Keut- statt, das sich guten Zuspruchs erfreuen durfte. schacher See wurde vom Leiter der Abteilung ein Büchlein verfasst (Abb. 2) und dazu am Die Sonderausstellung im „Rundbau“ in Frög war Jahrestag der Entdeckung, dem 29. August, in dem Thema „150 Jahre Pfahlbau im Keut - Keutschach ein Vortrag gehalten. Den Sommer schacher See. UNESCO-Welterbestätte“ gewid- über war in diesem Zusammenhang außerdem in met. Der niedrige Wasserstand des Jahres 1853 der Keltenwelt Frög-Rosegg eine Sonderaus- hatte dazu geführt, dass man in der Bucht von stellung zu diesem Thema zu sehen. Die Obermeilen am Zürichsee morsche Pfähle, Klagenfurter Firma wdw-Film hatte bereits im Tierknochen und altertümliches Geschirr beob- Herbst 2012 damit begonnen, für 3sat-Österreich achtet und der Antiquarischen Gesellschaft in einen Film zum Thema „Ertauchte Geschichte“ Zürich zur Kenntnis gebracht hat. Ferdinand über das UNESCO-Welterbe „Pfahlbauten um Keller bezeichnete diese neue Art von Fund- die Alpen“ zu produzieren. Weitere Dreharbeiten stätten als Pfahlbauten. Als Folge davon wurden fanden im April 2013 statt. Der Film wurde am 18. auch die Ufer anderer Seen in und um die Alpen September 2013 erstmals ausgestrahlt. Der abgesucht und dabei eine Reihe weiterer Leiter der Abteilung hatte die wissenschaftliche Pfahlbauten entdeckt. Zehn Jahre später war in Beratung übernommen. Österreich-Ungarn noch immer kein Pfahlbau gefunden. Andreas von Baumgartner, Präsident Beratungstätigkeit und Sonderausstellungen der Kaiserlichen Akademie der Wissenschaften Der Leiter der Abteilung nahm an zwei Treffen in Wien, rief daher eindringlich zum Handeln auf. der „Österreichischen MuseumsarchäologInnen“ So wurden 1864 der Gardasee, das Salzkammer - in St. Pölten (24. Juni) und in Asparn/Zaya (29. gut und Kärnten samt Krain gezielt nach Pfahl- Oktober) teil. Er besuchte die Sitzung des Fach- bauten abgesucht. beirates am Südtiroler Archäologiemuseum in Bozen (11. November) sowie mehrere Vorträge Der Geologe Ferdinand von Hochstetter (Abb. 3) und workshops zur Entwicklung von Strategien wurde zuerst fündig. Am 29. August 1864 ent- im Umgang mit der UNESCO-Welterbe-Station deckte er inmitten des Keutschacher Sees in „Pfahlbau Keutschacher See“ in Keutschach (24. Kärnten den ersten Pfahlbau in Österreich(-Un- Jänner, 2. Juli und 28. September). Er nahm am garn)! Von Hochstetter in einem Brief an seine Pfahlbaufest in Keutschach (2. August) teil und Frau Georgine: ... Am zweiten größeren See, den referierte im Rahmen eines Kooperationspro - Keutschacher See, ein Pfahlbau ganz in der Mitte 122 LANDESMUSEUM KÄRNTEN | RUDOLFINUM 2014 © Landesmuseum für Kärnten; download unter www.zobodat.at Abb. 3: Ferdinand von Hochstetter (1829–1884), der Entdecker des Pfahlbaus im Keutschacher See. Aufn. Kuratorium Pfahlbauten, Wien UR- UND FRÜHGESCHICHTE 123 © Landesmuseum für Kärnten; download unter www.zobodat.at des Sees auf einer Untiefe. Hier stehen auch Fälschlich meinte Graf Wurmbrand, dass der Reihen von Pfählen, zwischen ihnen wahrschein- Pfahlbau im Keutschacher See nicht jungstein- lich ein Einbaum. Die Fischer am See sagen, ein zeitlich zu datieren wäre, sondern erst aus der Einsiedler habe am See gelebt. Freilich kann sich Bronzezeit stamme. niemand des Einsiedlers erinnern. Ich zog das Schleppnetz über die Stelle und bekam Kohle Am 9. und 10. September 1886 wurde der und Haselnußschalen. Die Klagenfurter Herren Kärnthnerische Geschichtsverein ein letztes Mal werden weitere Nachforschungen veranstalten in Keutschach tätig, diesmal unter der Leitung und ich bin überzeugt, daß man eine grössere von Karl Baron Hauser. Sein negatives Resümee Menge Sachen hier finden wird. ... Und er endete erstaunt: Dagegen ist es auffallend, dass trotz mit der frohen Botschaft, daß der erste Pfahlbau der vielen und großen Seen Kärntens noch keine in Kärnten entdeckt sei. Am 27. Juni 2011 wurde sicheren Spuren einer Pfahlbau-Niederlassung die Pfahlbausiedlung im Keutschacher See nachgewiesen werden konnten. Die Pfähle auf gemeinsam mit 110 anderen Pfahlbauten aus einer Untiefe im Keutschacher See sind allerdings dem zirkumalpinen Raum – darunter vier weite-