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MainSeite 41.144 BALSTHAL 3 Seiten, 1'667 Wörter, 12'099 Zeichen

Wappen der Amtei Balsthal. Balsthal, Amtei des Kantons Solothurn. Sie besteht aus den Bezirken (Wahlkreisen) Balsthal-Thal und Balsthal-Gäu. Ersterer wird gebildet durch die Weissenstein-, Hauenstein- und Passwangkette des Juragebirges und durch zwei lange, schmale Thäler. Aus dem Balsthaler-Thal gelangt man durch Klusen in das Guldenthal, in das Gäu und ins Münsterthal. [Karten in der Umgebung].Amtei Balsthal. Auf den Höhen liegen schöne Sennberge (Brunnersberg, Sangetel, Güggel, Tannmatt, Roggen, Passwang, Limmern, Hauberg, Breiten, Fahrnisberg, Schwengimatt etc.), an den Abhängen ausgedehnte Waldungen, zerstreute Höfe und grosse Allmenden. In den Thälern ist das Land, obschon zum grossen Teil uneben, gut angebaut und ertragreich. Durch Korrektion der Dünnern und des Augstbaches (vollendet 1868; Kosten 356519 Fr.) ist viel Kulturland gewonnen worden. Der Bezirk umfasst 13900,55 ha, nämlich 4246,94 ha Wies- und Ackerland, 814,82 ha Allmend, 2707,8 ha Weideland, 6025,14 ha Waldboden und 105,84 ha unkultiviertes Land. Der Wald teilt sich in 135,95 ha Staatswald, 3722,45 ha mehr Gemeindewald, 77,26 ha Korporationswald und 2089,48 ha Privatwald. In der Thalmulde des Balsthaler-Thales liegen fast in gerader Linie die Dörfer Gänsbrunnen, Welschenrohr, , , , , Balsthal und, östlich auf erhöhter Thalstufe, Holderbank. Im Guldenthal sind Mümliswil und Ramiswil. Zu Laupersdorf gehört der Weiler Hönggen. Die Ortschaft Klus hat eine besondere Schule und besonderes Korporationsvermögen, gehört aber, wie auch St. Wolfgang, zur politischen Gemeinde Balsthal. Ramiswil ist seit 1859 eine besondere Kirchgemeinde und hat eine eigene Schule, gehört jedoch politisch zu Mümliswil. Aedermannsdorf und Matzendorf bilden zusammen eine Kirchgemeinde. In einsamer Gegend, im Horngraben, an rauschendem Bergbache, in der Einung (Gemeinde) Aedermannsdorf, steht die Kapelle St. Antonius. Da lebte im 15. Jahrhundert der Waldbruder Heinrich Bischof. Vom Kloster Isenheim im Elsass (Orden des h. Antonius des Grossen) war er ins Gebiet der freien Reichsstadt Solothurn gekommen. Wohlthäter der Armen, 1485. Die Schenkungen an Wald und Weiden, die «Bruder Heini» erhalten, verlieh das Kloster 1494 der Gemeinde Matzendorf. Die Waldbruderhütte ist längst zerfallen, und auch die Kapelle befindet sich in etwas verwahrlostem Zustande; gleichwohl besuchter Wallfahrtsort. Nach der Zählung vom 1. Dezember 1900 beträgt die Zahl der Einwohner 8431; diese wohnen in ca. 1000 Häusern und verteilen sich auf 1678 Haushaltungen (742 im Jahre 1779). 7333 Personen sind katholisch, 1122 reformiert. In Balsthal wird seit 1869 ein regelmässiger reformierter Gottesdienst gehalten, den anfänglich der Pfarrer von Langenbruck leitete. 1893 wurde die reformierte Kirchgemeinde Balsthal gegründet. Fast die Hälfte der Bevölkerung beschäftigt sich mit Landwirtschaft und Viehzucht. Es gibt (laut Zählung vom 20. April 1896) 972 Viehbesitzer, von denen 402 sich ausschliesslich mit Landwirtschaft befassen. Es werden 362 (im Jahre 1722 laut Zählung durch den Landvogt 320) Pferde, 4534 Stück Rindvieh, 551 Schafe, 1447 Ziegen, 1943 Schweine und 941 Bienenstöcke gehalten. Dorfkäsereien gibt es in Balsthal, Mümliswil, Laupersdorf, Matzendorf und Aedermannsdorf. Von grosser Bedeutung ist die Industrie. Welschenrohr besitzt seit 1890 eine Uhrenfabrik, die auch im benachbarten Dorfe Herbetswil viele Leute beschäftigt; Aedermannsdorf eine Thonwarenfabrik (Topfwaren und besonders Kachelöfen; erbaut am Ende des vorigen Jahrhunderts durch den Ratsherrn Ludwig von Roll, von Solothurn, Aktiengesellschaft seit 1884); Matzendorf eine Kalk- und Ziegelbrennerei; Mümliswil eine Kammfabrik und eine Bandweberei; Balsthal eine Fabrik zur Herstellung von Papierstoff und Papier, (eine Seidenzwirnerei ist im Jahr 1900 eingegangen); Klus eine Eisen- und Metallgiesserei und eine mechanische Werkstätte (700-800 Arbeiter). Der Bezirk ist reich an weissem Thon oder Hupererde (besonders Matzendorf, Aedermannsdorf und Herbetswil) und Eisenerz. Schon 1302 und 1330 wurden in Urkunden Erzgruben erwähnt. 1539 wurden ältere Erzgruben wieder geöffnet; in der Klus eine Schmelze und eine Hammerschmiede eingerichtet und 1630 erweitert. 1803 erbauten Ludwig von Roll und Cie. in Gänsbrunnen einen Hochofen und 1810 auch in der Klus. In fast allen Dörfern des Bezirks wurde damals Erz gegraben, besonders aber in Balsthal (Erzmatt) und im Hohl bei Laupersdorf. An letzterem Ort waren etwa 50 Arbeiter beschäftigt. Die Massel wurde im uralten Hammerwerk bei Aedermannsdorf und in Gerlafingen (hier seit 1813) in Stab- und Schmiedeisen umgeschafft oder in der Kluser Giesserei in Maschinenstücke umgewandelt. Gegen die Mitte dieses Jahrhunderts ging das Hammerwerk in Aedermannsdorf ein, dasjenige in Gerlafingen nahm an Bedeutung zu. 1877 wurde in der Klus der Hochofen

Seite 1 / 3 eLexikon Bewährtes Wissen in aktueller Form BALSTHAL | Solothurn Internet: https://peter-hug.ch/lexikon/balsthal abgebrochen und die Giesserei erweitert. Die Eisenbahn -Balsthal, eröffnet am 16. Juli 1899, wird die Industrie «im Thal» fördern. Im Mittelalter gehörte der Bezirk Balsthal als Herrschaft Falkenstein zur Landgrafschaft Buchsgau. Die niedere Gerichtsbarkeit wurde von den Freiherren von Bechburg ausgeübt, deren Geschlecht 1386 erlosch. Hans von Blauenstein, der Pfandherr von Schloss und Herrschaft Falkenstein geworden war, verkaufte diese Besitzungen 1402 an Solothurn. Von da bis 1798 regierte auf Falkenstein im Namen der Obrigkeit ein Landvogt. Der Bezirk Balsthal-Gäu wird im Norden von der ersten Jurakette, im Süden von der Aare begrenzt. Im Juragäu liegen Oensingen, , Egerkingen; im Mittelgäu Kestenholz, Niederbuchsiten, Neuendorf, Härkingen; im äussern Gäu liegt Wolfwil. Jedes dieser Dörfer bildet eine eigene Pfarrei. Der Bezirk umfasst 6215 ha und zwar 3183 ha Wies- und Ackerland, 588 ha Allmend, 153,5 ha Weideland, 2148 ha Waldboden und 142,5 ha unkultiviertes Land. Nach der Zählung von 1900 beträgt die Bevölkerung 5915 Seelen, nämlich 5176 Katholiken und 744 Reformierte. Neue reformierte Kirche in Egerkingen. Hauptbeschäftigung ist die Landwirtschaft; in allen Gemeinden finden sich Käsereien. Kestenholz, Niederbuchsiten und Wolfwil besitzen grosse und fruchtbare Allmenden. In Neuendorf wird von einer Genossenschaft eine Brennerei betrieben. Viehbesitzer gibt es (lt. Zählg. von 1896) 798. Es werden Pferde 214, Rindvieh 2741, Schweine 1479, Schafe 68, Ziegen 1045, Bienenstöcke 850 gehalten. Die Industrie hat erst in Oensingen und Oberbuchsiten festen Fuss gefasst. In der zu Oensingen gehörenden äussern Klus befindet sich eine Kammfabrik, in Oensingen selbst eine grössere Mühle und eine kleinere Bausteinfabrik. In Oberbuchsiten, in der ehemaligen Schälismühle, ist seit 1899 eine grosse Ziegelei und Backsteinfabrik in Betrieb. Als Hausindustrie verdienen einige Zweige der Schuhfabrikation Erwähnung; die Arbeiter und Arbeiterinnen arbeiten für die Schuhfabriken in Olten. Viele Arbeiter finden in Olten Beschäftigung (Werkstätten der S. C. B., Schuhfabriken, u. s. w.); der zwischen Olten und Oberbuchsiten jeden Morgen und Abend zirkulierende «Arbeiterzug» leistet hiebei gute Dienste. Das in den 60er Jahren erbaute Kurhaus Fridau ob Egerkingen erfreut sich eines wachsenden Zuspruchs. Härkingen, Werd und Egerkingen bildeten 1080 eine besondere Grafschaft; später wurden sie mit der Landgrafschaft Buchsgau vereinigt. 1402 kamen diese Dörfer an Solothurn und bis 1798 bildeten sie das äussere Amt Falkenstein. Der übrige Teil des Bezirkes Gäu, genannt Herrschaft Neu-Bechburg, wurde 1415 Eigentum der Städte Bern und Solothurn. 1463 kam Solothurn in den alleinigen Besitz dieser Herrschaft. Bis 1798 residierte auf Neu-Bechburg ob Oensingen ein Landvogt. Das auf einer Bank senkrecht stehender oberer Jurakalke gelegene Schloss Bechburg ist prachtvoll restauriert worden. Schweres Unglück brachte dem Buchsgau 1375 der Einfall der Gugler. Die Ortschaften Klus, Oberkappel, Waldkirch, Wil, Werd und Fridau wurden zerstört. An der Stelle von Werd und Oberkappel stehen jetzt Neuendorf und Kestenholz. Wappen der Gemeinde Balsthal. Balsthal (Kt. Solothurn, Amtei Balsthal). Gemeinde und Hauptort des Bezirks gleichen Namens, Marktflecken. 495 m, 55 m höher als Solothurn, 17 km nö. dieser Stadt. Umgebung mannigfaltig: starre Felsen, liebliches Mattengrün, dunkler Tannenwald und grüne Bergweiden. Der Steinenbachfall am Nordende des Dorfes, über den eine eiserne Brücke führt, ist eines Besuches wert. Häuser 340; Einwohnerzahl (1900, mit Klus) 2444. Davon sind 1838 Personen kathol., 617 reform. Schöne Pfarrkirche. Das Dorf besitzt saubere, breite Strassen, schmucke Häuser, grosse Gasthöfe, komfortabel eingerichtete Restaurationen, schöne Schulhäuser und stattliche Fabrikgebäude. Vier Primar-, eine Sekundar-, eine Haushaltungs- und (gemeinsam mit Klus) eine gewerbliche Fortbildungsschule. ^[Note:] Gut geleitete Vereine. Gemeinnützige Gesellschaft, Turn-, Schützen-, Gesangvereine; letztere gehören zu den besten im Kanton. Schon 1580 zwei Märkte. Post- und Telegraphenbureau. Bahnhof. Bedeutende Industrie. An der Stelle einer alten Twingmühle steht eine Fabrik zur Herstellung von Papierstoff und (seit 1884) Papier. Das Wasser, als die treibende Kraft, wird (seit 1888) auf der Höhe von Holderbank in eisernen Röhren gefasst und auf eine Entfernung von 4000 m zur Fabrik geleitet. Sägerei, Zimmerei, mechanische Schreinerei. Druckerei, Herausgabe des «Jura-Boten». Viele Arbeiter (700-800) finden Beschäftigung im Eisenwerk Klus. mehr Balsthal ist ein geschichtlich bekannter Ort. Oberhalb der Ziegelhütte fand sich ein gallischer Münzschatz; bei der Kirche, in den Heidenäckern und auf den Ergmatten kamen römische Ansiedlungsreste zum Vorschein, ein Topf voll röm. Münzen wurde gefunden und endlich wurden auf dem Schulhausplatz zahlreiche frühgermanische Gräber entdeckt. Im Mittelalter und bis zur Erbauung der Eisenbahn Basel-Olten hatte die alte Hauensteinstrasse grosse Bedeutung. 1480 und 1740 wurden an ihr grössere Korrektionen ausgeführt, und 1830 die jetzige Strasse erbaut (Kosten 400000 Fr.). Jetzt ist sie zwar immer noch gut erhalten, aber im Vergleich zum frühern Verkehr vereinsamt.

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Bemerkenswert für jeden Fremden sind die Schlossruinen. Die Burgen Alt- und Neu-Falkenstein zeichnen sich durch ihr hohes Alter aus. Schon im Jahre 1145 nannten sich die Brüder Wolf und Ulrich aus dem Hause Bechburg «von Falkenstein». Neu-Falkenstein auf hohem Felsenkamm bei St. Wolfgang war der Sitz der Freiherren von Bechburg. Von Hermann, dem letzten Bechburger, wurde das Schloss 1380 an Rutschmann von Blauenstein verkauft, und von Hans von Blauenstein, dem Sohne Rutschmanns, kam es im Jahre 1402 an die Stadt Solothurn; bis 1798 wohnten hier 85 solothurnische Landvögte. Am 1. Juni 1798 ging das Schloss in Flammen auf. Ansicht von Balsthal. Alt-Falkenstein, auch Kluserschloss genannt, ist der Stammsitz des Geschlechts von Falkenstein. 1420 kam dieses Schloss durch den Freiherrn Hans von Falkenstein an Solothurn. Von da an enthielt es die Landschreiberei bis zum Einfall der Franzosen. Beide Falkenstein gehören zu den grössten und schönsten Ruinen des Kantons. Balsthal ist wegen seiner zentralen Lage für grössere kantonale Volksversammlungen am besten geeignet. Ende BALSTHAL Quelle: Geographisches Lexikon der SCHWEIZ, 1902; Autorenkollektiv, Verlag von Gebrüder Attinger, Neuenburg, 1902-1910;1. Band, Seite 131 [Suche = 41.144] im Internet seit 2005; Text geprüft am 29.3.2017; publiziert von Peter Hug; Abruf am 29.9.2021 mit URL: Weiter: https://peter-hug.ch/41_0145?Typ=PDF Ende eLexikon.

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