Tertiär

Profil der Tertiärsedimente im NE-Teil des Dietrichsberg-Maar

Abb. 113: Bohrprofil aus dem Dietrichsberg-Maar nach Seifert 2002 und Gümbel & Mai 2007 (erbohrt bei den Nacherkundungen im Jahr 1989)

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Abb. 114: Schalenreste von zwei kleinen Süßwasserschnecken (Gyraulus sp. /flaches Posthörnchen) ser ein Maarsee (Abb. 112c). Durch Regen wurden leuchteralgen (Chara) belegt (Gümbel & Mai 2007). die feineren vulkanischen Auswurfprodukte (Tuff, Insgesamt lässt diese Fossilgemeinschaft auf einen Aschen) und die Verwitterungsprodukte der Maar- vorhandenen Uferbereich im Dietrichsberg-Maar hänge wieder in den See gespült, wo dann mächtige schließen und deutet auf ein stehendes Gewässer hin. geschichtete Tuffit-Ablagerungen entstanden und in Jedoch lassen Hinweise auf Kieselgurschichten (Sei- Ruhephasen des Dietrichsberg-Vulkans lagerten sich fert 2002) in der ersten dysodilen Abfolge (Abb. feinschichtige Dysodile (Faulschlammgesteine) ab. 113), unterhalb des zweiten Tuffit-Lagers, auf eine So kam es zur Bildung einer Wechselfolge (Abb. 113) Seephase mit noch klarem Süßwasser schließen. von zum Teil mächtigen Tuffit-Lagern und dysodilen Bei dem feinschichtigen, weiß bis dunkelgrauen Ablagerungen im Maarsee. (Für die Schichtglieder Kieselgur handelt es sich wahrscheinlich um Diato- der dysodilen Ablagerungen gibt es in Publikationen meenschlamm, der vorwiegend aus Überresten von ein Vielfaches an Bezeichnungen: Dysodil, Papier- Kieselalgen und Süßwasserschwämmen besteht. Pa- schiefer, Algenlaminit, Blätterkohle, Blätterschiefer, läontologische Untersuchungsergebnisse über diese Tonstein, Karbonatgyttja oder Ölschiefer.) kieseligen Mikrofossilien liegen bisher noch nicht vor. Über das Leben am ehemaligen Maarsee Über dem fossilführenden Tuffit folgen wieder -dy sodile Sedimente, an deren Basis sich ein rot- bis Belege für eine erste Besiedelung des Maarsees wur- schwarzbrauner, kompakter Papierschiefer (Abb. den durch fossile Makroreste aus dem Basisbereich 115) mit einer Mächtigkeit bis zu 30 cm befindet. des zweiten Tuffit-Lagers (Abb. 113) erbracht. Hier- Hierbei handelt es sich um eine sehr feinschichtige zu gehören die Gehäuse der kleine Süßwasserschne- und brennbare Variation des Ölschiefers. Da zur Bil- cke „Gyraulus“ (Gyraulus sp. – flaches Posthörnchen, dung dieser Ölschiefervarietät vor allem die Grünal- Abb. 114), Muschelkrebse (Ostracoden) und Über- gen Tetraedron und Pediastrum beigetragen haben, ist reste von Fischen (Schlundzähne von kleinen Karp- die wissenschaftliche Bezeichnung „Algenlaminit“ fenfischen, Cypriniden). am zutreffendsten. Jedoch ist für diesen auf Grund Die fossile Flora aus dem Tuffit wird durch Pflan- seines markanten Erscheinungsbildes (Abb. 115) zenreste (Samen, Früchte und Blattreste) von Zimt heute die Bezeichnung Papierschiefer am gebräuch- (Daphnogene), Laichkraut (Potamogeton), Sauergrä- lichsten. Die Algenlaminitfazies gilt als eutrophes sern (Scirpus), Hartriegel (Swida, Cornus) und Arm- Stadium (Algenblüte) des Maarsees und ist der fossil-

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reichste Horizont der Maarsedimente (Böhme 1996, ner alten Sandgrube am „Hohen Rain“ (Bohnäcker, weitere Hinweise auf Fossilien bei Geyer et al. 1999 ca. 650 m über NN) zwischen Roßberg und Ump- und Müller 1989). Entsprechend der Mächtigkeit fen bei Kaltennordheim. Der Fund einer Fluss- bzw. der nachgewiesenen mesozoischen Gesteinsschich- Weichschildkröte Trionyx (Böhme 1995) bestätigt ten und der flächigen Ausbreitung des Papierschie- aber, dass es in unmittelbarer Nähe des Maares einen fers hatte der See einen Durchmesser von ca. 800 m Flusslauf gegeben haben muss. Der paläobotanische und könnte eine maximale Wassertiefe von bis zu Befund (Gümbel & Mai 2007) gibt ebenso keine 150 m erreicht haben. Fossile Belege für eine Tier- Bestätigung auf einen Gewässerzufluss in den Maar- und Pflanzenwelt am Boden des Maarsees (Benthos) see. Der überwiegende Teil der fossilen Pflanzenreste fehlen gänzlich, was für eine Ablagerung des Algen- wird durch flugfähige Pflanzenreste belegt (Flügel- laminit in der fast sauerstofffreien Tiefenzone des früchte und Fiederblätter). Die typischen Vertreter Sees spricht. Alle bisherigen Fossilfunde ermöglichen aus den Braunkohlemooren der Niederungen wie die nur eine Beurteilung der höheren sauerstoffreicheren Sumpfzypresse Glyptostrobus und die Aloeblättrige Wasserschichten und des näheren Maarumfeldes. Krebsschere Stratiotes, welche über einen Gewässer- Zudem hat es den Anschein, dass das Maar durch zulauf in den Maarsee hätten gelangen können, fehlen seine steilen Hänge und den Ringwall eher eine eigene völlig. Auch wenn es bislang keine direkten Hinwei- „Öko-Nische“ in der prähistorischen Landschaft dar- se auf einen Zulauf gibt, so muss es aber Zuwande- stellte. Ein direkter Anschluss an das tertiäre Fluss- rungsmöglichkeiten für Fische, wahrscheinlich über system ist ebenso auszuschließen, da es bislang keinen einen stärkeren Abfluss in Regenzeiten, gegeben ha- Nachweis für einen sedimentären Eintrag in das Maar ben. Die Fischfauna der Algenlaminitfazies wird nur gibt. Reste von Sand- und Kiesablagerungen dieses durch zwei Cypriniden-Arten belegt, Palaeoleuciscus Flusssystems findet man heute nach 22 km Luftlinie dietrichsbergensis (Elritze, Abb. 116) und untergeord- in südöstlicher Richtung vom Dietrichsberg, in ei- net (sehr selten) Palaeotinca egeriana (Schleie).

Abb. 115: Papierschiefer (Algenlaminit) vom Dietrichsberg

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Abb. 116: Palaeoleuciscus dietrichsbergensis (Karpfenfisch)

Fundstellen der Gattung Palaeoleuciscus sind vor al- pitel 2.4) sehr häufig waren, fehlen im Dietrichsberg- lem aus vulkanisch geprägten Gebieten Mitteleuro- Maar fast gänzlich (fragmentärer Beleg, Karl 1996) pas bekannt geworden. Die Gattung ist in fast allen – was darauf deuten könnte, dass der Maarsee am Lokalitäten des Braunkohlen-Tertiärs der Rhön ver- Dietrichsberg nur durch eine Population der Braun- treten (Böhme 1996, Gümbel 2006, 2007). Ihre An- frösche zum Laichen aufgesucht wurde und andere passungsfähigkeit an schlechtere Lebensbedingun- Maarseen, wie der im Klings-Maar, nur von Alt- gen ermöglichte ihnen auch eine Ansiedlung in dem fröschen als Laichgewässer genutzt wurde. Demge- durch sporadische und saisonale Algenblüte gepräg- genüber hatten sich die fossilen Altfrösche aber auch ten See des Dietrichsberg-Maars. Bei der Untersu- an ein Leben im Wasser angepasst, so dass ihre ext- chung der fossilen Fischfauna konnte nachgewiesen reme Seltenheit mehr für die schlechteren Lebensbe- werden, dass sich die Fischpopulation der Palaeo- dingungen im Maarsee des Dietrichsberges spricht. leucisceiden durch Veränderung ihrer Lebensweise Zur Nahrungsaufnahme sind die fossilen Braunfrö- ein Überleben im Maarsee sicherte. Sie reagierten sche wahrscheinlich, ähnlich wie ihre rezenten Ver- mit vorzeitiger Geschlechtsreife und Verringerung treter, nachts auf Insektenjagd gegangen. der Körpergröße (Pädomorphie, Böhme 1996). Da- durch wurde der Lebenszyklus zwar verkürzt aber Insekten sind bislang die artenreichste Faunengrup- die Überlebenschance der Population erhöht. Die pe des Dietrichsberg-Maars (Böhme 93a), welche u. Nahrungsaufnahme der Fische erfolgte hauptsäch- a. mit Prachtkäfern (Buprestidae), Blatthornkäfern lich von der Wasseroberfläche, wobei sich das Nah- (Scarabaeidae), Rüsselkäfern (Curculionidae), Blatt- rungsspektrum vor allem auf Pflanzenreste (Samen) käfern (Chrysomelidae, Abb. 117), Ameisen (Formi- und Insekten beschränkte. cidae, Abb. 118), Zweiflüglern (Diptera), Schmet- terlingen (Lepidoptera) und Libellen (Odonata) Für Amphibien hatte das Maar wohl ebenfalls genü- vertreten ist. Bei der Insektenfauna ist auffällig, dass gend Lebensraum zu bieten, was Funde von Frosch- bislang keine Funde von Wasserinsekten gemacht resten belegen. Bei den Froschresten handelt es sich wurden, was ebenfalls für eine schlechte Wasserqua- hauptsächlich um einen Vertreter aus der Gruppe lität im Maarsee spricht. Wahrscheinlich ist auch, der Braunfrösche, welcher als fossile Art (Rana cf. dass der Uferbereich des Maarsees als Lebensraum temporaria, Böhme 2001) den ältesten Vertreter des nicht ausreichte. Die hohe Anzahl von Käfern deutet heute lebenden Grasfrosches (Rana temporaria) re- darauf hin, dass die bewaldeten Maarhänge in ers- präsentiert. Die Palaeobatrachiden (ausgestorbene ter Linie als Lebensraum für die Insekten dienten. Altfrösche), welche im Kaltennordheimer Braun- Das reichhaltige Insektenangebot führte wohl auch kohlenbecken und im Maarsee bei Klings (siehe Ka- dazu, dass sich in den Hangwäldern des Maarkessels

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Fledermäuse aufhielten. Die Fledermausfunde vom Dietrichsberg werden zur Gattung Mausohr (Myotis) gestellt (Böhme, 1993a) und gelten bislang als ein- ziger Nachweis von Säugetieren am Dietrichsberg- maar. Bissspuren an einem fossilen Fledermausrest deuten aber darauf hin, dass die bewaldeten Maar- hänge auch von anderen Säugetieren als Jagdrevier genutzt wurden. Ebenso, nur durch indirekte Belege, konnten Vögel nachgewiesen werden. Der Fossilbe- stand aus dem Dietrichsberg-Maar enthält eine nicht unbeträchtliche Anzahl an kleineren Kothäufchen (Koprolithen), teilweise mit Fischresten, welche ne- ben der Weichschildkröte wohl Vögel beim Fisch- fang im Maarsee hinterließen.

An Pflanzen konnten für das Habitat Dietrichs- berg-Maar bei neusten Untersuchungen 29 Arten Abb. 117: Überreste eines Blattkäfers an Hand von Makroresten (Samen, Früchte, Blät- (Chrysomelidae) ter) nachgewiesen werden (Gümbel & Mai 2007). So gab es am Maarsee eine Flachwasserzone mit einer Sumpfgesellschaft von Weiderichgewächsen (Decodon, „Sapindus” bilinicus = Blätter von Deco- don) und einer fossilen Ingwerart (Spiremato- spermum). Dazu deuten die reichlichen Funde von Sauergräsern mit Cladiocarya europaea und schilfartige Blattreste (Monokotylen Abb. 119) auf eine Riedfazies bzw. das Vorhandensein eines Schilfgürtels hin.

Zudem erbrachten mi- kropaläobotanische Un- tersuchungen (Y. Kiesel 1993, unveröffentlicht) Sporen einer Farn-Flora mit Königsfarngewäch- sen, Tüpfelfarngewäch-

Abb. 119: schilf- Abb. 118: Überreste einer geflügelten Ameise (Formici- artiger Blattrest dae), Abdruck und Gegenabdruck (Monokotylen)

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sen (Polypodiaceae) und Sumpffarngewächsen (Thelypteridaceae).

Da die fossilen Pflanzenreste der Flachwasser-Ufer- Gemeinschaft zahlreicher als die Reste trockener Standorte sind, ist von einer größeren Verbreitung dieser Sumpfgesellschaft (bzw. Farn-Monokotylen- Ufergesellschaft) am Rand des Maarsees auszuge- hen. In den höhergelegenen trockenen Standorten der Maarhänge und des Ringwalls hatte sich ein warmtemperater Breitlaubmischwald (Mixed Me- sophytic Forest) entwickelt. Aus dessen mehrstö- ckiger Baumschicht wurden bislang Zimtbaum (Daphnogene, immergrünes Lorbeergewächs, Abb. 107), Ahorn (3 sommergrüne Arten Acer, Abb. 120), Kuchenbaum (2 Arten Cercidiphyllum), Göt- terbaum (2 Arten Ailanthus), Wasserulme (Zel- kova, Abb. 121 u. Abb. 122), Buche (Fagus), ein Walnussgewächs (Engelhardia, Abb. 123 u. Abb. 124) und ein zypressenartiger Nadelbaum (Tetra- clinis), an Sträuchern ein Ölbaumgewächs (Chio- nanthus, Schneeflockenstrauch), Stechpalme Ilex( ) und ein Heidekrautgewächs (Vaccinioides, Blätter einer Blaubeerverwandten) sowie die Lianenartigen Alangium und Parthenocissus (Wilder Wein) identi- fiziert. Belege für einen Sumpf- oder Auenwald im Abb. 121: Zelkova zelkovifolia, Blatt einer Dietrichsberg-Maar waren bisher nicht feststellbar. Wasserulme (Slg. Andreas Kaiser, Vitzeroda) Das Pollenspektrum der mikropaläobotanischen Untersuchungen belegt aber einen Sumpfwald mit Sumpfzypressen (Taxodium) und Tupelobäumen (Nyssa) in Nähe des Dietrichsberg-Maars.

Abb. 122: Zelkova zelkovifolia Abb. 120: Acer tricuspidatum (Ahornblatt) (Blattrest einer Wasserulme)

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(Algenlaminitfazies). Hierbei wurde die Fauna ins Untermiozän (Unteres bis Mittleres Burdigalium, MN 3, ca. 20 bis 19 Mio. Jahre) und die Flora zwi- schen die „Vulkanischen Floren“ von Rott (Sieben- gebirge, ca. 25 Mio. Jahre) und den untermiozänen Florenkomplex „Bílina – Brandis“ (Nordwest Böh- men/Leipziger Tieflandsbucht, 20,5 bis 18 Mio. Jahre) gestellt. Da der Basalt im Hangenden der Maarsedimente die Seephase am Dietrichsberg be- endete, entspricht sein radiometrisches Alter dem minimalen Alter des Maarsees von ca. 19 Millionen Jahren.

Abb. 123: Reste eines Fiederblattes von Engelhardia (Walnussgewächs), Abdruck und Gegenabdruck

Zum Alter der Fossillagerstätte Dietrichsberg-Maar

Der Rhönvulkanismus lässt sich heute durch ra- diometrische Datierungen an Basalten auf den Zeitraum von Oberoligozän bis tiefes Obermio- zän (26 bis 11 Mio. Jahre) eingrenzen. Da sich die Fossillagerstätte am Dietrichsberg als markanter Maar-Standort gut in die vulkanologische Abfolge des Basaltvulkanismus einfügt, ist sie nicht älter oder jünger als der obige Zeitabschnitt einzuord- nen. Neueste Untersuchungen in der thüringischen Rhön ergaben, dass die Magmen überwiegend im Untermiozän (20 bis 18 Mio. Jahre) gefördert wur- den. Die dabei untersuchten Basalte des Dietrich- berges erbrachten ein Alter von 18,9 und 18,3 Mil- lionen Jahre (Abratis et al. 2007). Diese neuesten geochemischen Ergebnisse bestätigen die bisheri- gen biostratigraphischen Einschätzungen (Böhme Abb. 124: Flügelfrucht von Engelhardia 1993b, Gümbel & Mai 2007) der Maarsedimente (Walnussgewächs), Abdruck und Gegenabdruck

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2.5.e Ergänzungen zur fossilen Insektenfauna und zur Aufschlusssituation am Dietrichsberg

Allgemein bekannt ist, dass es sich bei der Rhön durchgesehen und von Uta Kiel fotografiert wurden. um ein jüngeres tertiäres Vulkangebiet handelt. Die Ergänzend zu den älteren Arbeiten (Böhme 1993a, basaltischen Gipfel der heutigen Rhön sind nur die Gümbel & Mai 2007, Brauckmann et al. 2007, Überreste der vormaligen Vulkanlandschaft, sozu- Gümbel 2008b, 2010) kann die Insektenfauna aus sagen die Tiefbauten (erstarrte Lavaseen u. Schlot- dem Dietrichsberg-Maar mit zwei weiteren Gruppen füllungen) der ehemaligen Vulkane, sowie erstarrte der staatenbildenden Hautflügler: Bienen (Antho- Lavadecken und zum Teil ursprünglich unterirdische phila bzw. Apiformes) und Termiten (Isoptera) [frdl. Basaltintrusionen. In welchem Umfang sich aber in Mitt. S. Wedmann, Messel] erweitert werden. den einstigen Vulkanbauten wassergefüllte Maare entwickelten ist noch nicht ganz geklärt – was auch Folgende Insektengruppen konnten bisher nachge- nicht so einfach ist, da Basalteruptionen und inten- wiesen werden: sive Magmenförderung vor ca. 20 bis 18 Millionen Jahren die Maare größtenteils wieder völlig zerstört Insekten (Insecta) haben (siehe Klings-Maar, Kap. 2.4). Im thüringi- Käfer (Coleoptera) schen Teil der Rhön wurden im Zusammenhang mit – Prachtkäfer (Buprestidae) dem Basaltabbau, in den Steinbrüchen am Dietrichs- – Anthaxia berg und zwischen Klings und Diedorf, Seesedimen- – Buprestis te entdeckt wie auch Maar-Strukturen erkannt und – Buprestiae gen. et sp. indet. mitgeteilt (u. a. Müller 1989, Seifert 2002, Güm- – Rüsselkäfer (Curculionidae) bel & Mai 2007, Gümbel 2008a, 2008b, 2016). – Blattkäfer (Chrysomelidae) – Blatthornkäfer (Scarabaeidae) Bisher entdeckte Fossilien aus dem Dietrichsberg- – Osmoderma guembelorum n. sp. Maar stammen nur aus Sedimentresten, welche durch Hangrutschungen von Solifluktionsschutt Hautflügler (Hymenoptera) (größtenteils Basaltblockschutt) und Wegebau zu – Ameisen (Formicidae) Tage gefördert wurden. Da die Maarsedimente am – Myrmicinae Dietrichsberg noch im größeren Umfang erhalten – Termiten (Isoptera) geblieben sind, bieten diese für künftige Forschungs- – Bienen (Anthophila oder Apiformes) bohrungen und wissenschaftliche Grabungen ein ho- hes Potential. Insbesondere ist hier der Algenlaminit Zweiflügler (Diptera) (Papierschiefer an der Basis der zweiten bzw. höhe- ren dysodilen Sedimentfolge [sehr fein geschichtete Schmetterlinge (Lepidoptera) Faulschlammgesteine], siehe Kap. 2.5) für die unter- miozäne Insektenfauna (Abb. 125) aus dem Diet- Libellen (Odonata) richsberg-Maar von größerer Bedeutung. – Großlibelle (Anisoptera) – Celithemis cellulosa Sammlungsmaterial von fossilen Insektenresten des Dietrichsbergs (Slg. A. Kaiser u. F. Gümbel) befindet Für die Fossilisation der Insektenreste bot das tiefe, sich derzeit in der senckenbergischen Forschungssta- eutrophierende (Algenlaminitfazies) und stehende tion Grube Messel, wo sie in dankenswerter Wei- Gewässer des Dietrichsberg-Maar ideale Bedingun- se von der Paläoentomologin Dr. Sonja Wedmann gen. Im Allgemeinen deutet die Insektenfauna auf

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Abb. 125: Insektenreste aus dem Dietrichsberg-Maar, a) Osmoderma guembelorum (Brauckmann et al. 2007), b) Historische Darstellung von Osmoderma eremita (Scopoli 1763), c) Flügelrest einer Großlibelle (Anisoptera) (Gümbel 2010), d) Isolierter Flügel eines Hautflüglers (Isoptera, Termite), e) unbestimmter Käfer (Coleoptera, Slg. A. Kaiser), f) unbestimmte Bienenart (Anthophila oder Apiformes), g) Flügelrest der Großlibelle Celithemis cellulosa (Gümbel 2010), h) bis j) Ameisen (Formicidae), k) u. l) Rüsselkäfer (Curculionoidea), (a, c, d, f, g, h, i, j, k, l Slg. F. Gümbel), (Fotos: d, e, f, h, i, j, k, l Uta Kiel, Senckenberg Forschungsstation Grube Messel)

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einen Lebensraum mit trockenwarmem Klima im In Richtung Beckeninneres geht die Brekzie in eine Landesinneren hin. Eine detaillierte Bearbeitung pyroklastische Brekzie über, die ebenfalls noch gut der gesamten Insektenfauna ist noch nicht erfolgt. erhaltene Keuper-Klasten (Abb. 126) mit Kanten- längen bis 20 cm enthält. Zudem treten darin auch Neue Erkenntnisse zur Brekzie im Liegenden Basaltbomben und Klasten von geschichteten La- der Seesedimente am Maarrand pillituffen (Abb. 128c und f) auf. Im Hangenden folgt auf die pyroklastischen Brekzie eine ca. 10 cm Durch den Bau einer neuen Zufahrt (Ostzufahrt) mächtige helle grüngraue tonige Schicht (bzw. Tuf- für die tieferen Abbausohlen war die vulkanische fitschicht?), auf der wiederum hellbraune bis weiß- Brekzie im nördlichen Randbereich des Maares in graue dysodile Maarsedimente lagern (Abb. 127). den Jahren 2013 bis 2015 zeitweise gut aufgeschlos- Aus diesen dysodilen Ablagerungen, die bereits sen. Diese besteht am äußeren Maarrand aus einer stark zersetzt und tonig verwittert waren, konnten reinen Einsturzbrekzie (Unterer u. Mittlerer Keu- keine Fossiliennachweise erbracht werden. Der ca. per), welche der durch Seifert (2002) beschriebe- 1 m mächtige Sedimentabschnitt ist als basaler Teil nen Grobbrekzie vom westlichen Rand des Maares der älteren Seesedimente (dysodile Abfolge 1, Abb. entspricht. Im Aufschluss (Abb. 127a) lagert die 113, Kap. 2.5) am nördlichen Seebeckenrand zu Keuper-Brekzie im Niveau des basalen Oberen Mu- deuten, der hier noch in seiner ursprünglichen Lage schelkalks (Trochitenkalk/atavus-Zone). Die stark ansteht. Die höheren Schichten dieser Seesedimen- zersetzte, tonige Gesteinsmasse der Einsturzbrek- te wurden durch den darüber liegenden intrusiven zie enthält vereinzelt noch gut erhaltene Klasten Basalt zerstört bzw. lagern hier als Sedimentschol- (Trümmergestein) der Keuper-Gesteinsschichten, lenfragmente, die mit dem Basalt verzahnt sind die hier teilweise noch recht groß sind und eine (Abb. 128). Anzumerken ist noch, dass die vulkani- Kantenlänge bis 1 m erreichen (Abb. 128d). sche Brekzie, soweit diese aufgeschlossen war, keine Schichtung erkennen ließ.

Abb. 126: Keuper-Klasten mit Fossilien (Muschel u. Fischschuppe) (Fotos: F. Gümbel)

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Abb. 127: a) unterer Aufschluss (2014) am äußeren Maarrand, Übergang Keuper-Brekzie (Einsturzbrekzie)/ Oberer Muschelkalk, b) oberer Aufschluss (Januar 2014), Übergang pyroklastische Brekzie/Maarsedimente (Fotos: F. Gümbel)

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Abb. 128: a) dysodiles Sedimentstück, b) umgelagerte und bereits brekziierte Ölschieferscholle, Klasten: c) Lapilli- tuff, d) großer Keuper-Klast in der Einsturzbrekzie (siehe unterer Aufschluss), e) u. g) Keuper-Klast, f) Basaltbom- be (Fotos: F. Gümbel)

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2.6 Fossillagerstätte Bauersberg – Paläobotanisches Schaufenster im Braunkohlentertiär der Rhön und 500 Jahre Bergbautradition

Bei Bischofsheim a. d. Rhön, am südlichen Ende der erischen Teil der Rhön. Neben den wissenschaftlich Hohen Rhön, liegt der Bauersberg. Hier beginnt sehr bedeutsamen Fossilfundstellen bei Oberleich- bzw. endet die Hochrhönstraße und weiter über die tersbach und v. d. Rhön (vergl. Kapitel 2.2 Bauersbergstraße gelangt man hinunter zur Stadt und 2.9) ist der Bauersberg nun die dritte Tertiär- Bischofsheim. Die Straße führt am Bauersberg zwi- Lokalität aus dem bayerischen Teil des Biosphären- schen Rothsee, Basaltwerk und dem Schullandheim reservats Rhön, die in diesen Mitteilungen behan- Bauersberg durch ein altes Bergbaurevier, was beson- delt wird. Da die Thematik sehr umfangreich und ders für die Tradition des historischen Braunkohlen- der Zeitrahmen für die Ausarbeitung des Artikels bergbaus in der Rhön von großer Bedeutung ist. begrenzt war, kann in diesen Mitteilungen nur ein Sedimentäre Ablagerungen der Braunkohlenzeit, grober Überblick zur Fossillagerstätte Bauersberg verzahnt mit eruptivem Basalt, lagern hier auf den gegeben werden. Gesteinsschichten des Muschelkalks. Vor ca. 20 Mil- lionen Jahren entwickelten sich in diesem Gebiet ein Aufschlusssituation am Bauersberg größerer Süßwassersee und ein Braunkohlensumpf (Abb. 129), in denen es zur Ablagerung von Vulkan­ Hassenkamp und 100 Jahre später auch A. Elborg, aschen (Tuffite), Ton, Kohleton und Braunkohlen der 1953 als Geologe zur Braunkohlenerkundung in kam. Insgesamt erreichen diese tertiären Sedimente die Zeche Bischofsheim kam, hatten noch die Mög- am Bauersberg eine Mächtigkeit von über 50 m. lichkeit, die geologischen Verhältnisse der Braunkoh- lenablagerungen persönlich unter Tage zu studieren. Ab der zweiten Hälfte des 19. Jahrhunderts wurden Hassenkamp (1858) wollte mit seiner Publikation fossile Pflanzenreste aus den Braunkohlegruben vom über die Braunkohlenformation das Interesse der Bauersberg bekannt gemacht (Heer 1859, Has- Fachwelt für die Rhön anregen. Für das Vorkommen senkamp 1858 u. 1860). Somit gilt der Bauersberg am Bauersberg schrieb er: „Dieses Braunkohlenlager (Bischofsheim) wie Sieblos an der Wasserkuppe im ist sicher das Interessanteste der Rhön, und wollen wir hessischen und Kaltennordheim im thüringischen hier alle Geologen, welche dieses Gebirge besuchen, auf- Teil der Rhön, als klassische Fossilfundstätte im bay- merksam machen …“

Aus den Berichten des Bergbeamten Emil Leo er- fahren wir, dass es Anfang der 1850er Jahre im Be- reich der Zeche Einigkeit zu mehreren Tagbrüchen kam, da das Deckgebirge über den Abbaustrecken teilweise nur noch eine Mächtigkeit von 5 bis 8 Fuß (1 Fuß = ca. 29 cm) erreichte, was die Betreiber be- wog, einen Tagebau anzulegen. Eine weitere Ursache für die Aufgabe des östlichen Grubenfeldes dieser Zeche und den Beginn der Förderung der Braun- kohlen im Tagebau war wohl ein Grubenbrand von 1852 bis 1859. Dieser entstand durch eine chemische Abb. 129: Rekonstruktion der miozänen Landschaft Reaktion, bei der die Hitzeentwicklung so groß war, nach Funden vom Bauersberg (Zeichnung: Dr. F. dass sich die Braunkohlen selbst entzündeten. Mit Müller, Vonderau-Museum Fulda) der Bewetterung gelangte sauerstoffreiche Frischluft

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Abb. 130: Einfallende Braunkohlenschichten (mit Abbau­stollen in den Glanz- kohlen), die horizontal von einer geringmächtigen Sedimentfolge diskordant überlagert werden. Aufnah- me von 1996 in die Grube, was auch die Oxidation der schwefel- Aufschlüsse in den basaltüberlagernden Braunkoh- kiesreichen Ablagerungen mit sich brachte. Die Tag- lenschichten (Abb. 131), die auch heute noch, nach brüche verstärkten zudem die Luftzirkulation durch über 160 Jahren seit Beginn des Abbaus von Braun- die hangenden Schichten, wodurch sich die Reaktion kohle, im Tagebau zu weiteren Erkenntnissen führen. noch intensivierte und es zu diesem Brand kam (Leo 1857, Martini et al. 1994).

Mit dem Tagebau bot sich nun eine einmalige Auf- schlusssituation für geologisch Interessierte im Braunkohlentertiär. Seither sind auch die Ablage- rungen im Hangenden der Kohlenflöze angeschnit- ten. Im aufgeschlossenen Profil des Tagebaus war zu erkennen, dass über den Braunkohleflözen, getrennt durch eine ca. 1 Fuß mächtige Basalttuffablagerung, weitere geringmächtige Torf- bzw. Kohlenschichten folgten (Leo 1857c). Diese Besonderheit darf nicht gleichgesetzt werden mit der Wechsellagerung der Braunkohle- und Tuffitschichten, wie nachfolgend noch beschrieben wird. Hierbei handelt es sich um zwei zeitlich voneinander distanzierbare Ablage- rungsepochen, deren Ablagerungen diskordant über- einander lagern. Der Autor hat diese Diskordanz 1996 in der obersten Steinbruchsohle selbst noch erkennen können (Abb. 130).

Der fortschreitende Basaltabbau brachte einen riesi- gen Aufschluss im Basalt mit sich, wie wir das von anderen Basaltsteinbrüchen der Rhön auch kennen. Abb. 131: Basaltsteinbruch am Bauersberg, Am Bauersberg sorgten die Betriebserweiterungen mit Braunkohlentertiär im Hangenden, ca. 1984. des Basaltsteinbruches aber immer wieder für neue (Foto: Klaus-Peter Kelber, Würzburg)

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500 Jahre Bergbautradition leschichten samt den bergbaulichen Relikten sind großflächig abgetragen worden (Abb. 133). 2014 Wie es die Überschrift schon andeutet, geht es im wurde ein neuer künstlich angelegter Schaustollen folgenden Abschnitt nicht um die geologischen (Abb. 132c und 132d) eröffnet. Interessierte Besu- und paläontologischen Verhältnisse der Fossilla- cher können nun wieder ein Besucherbergwerk er- gerstätte, sondern um die Thematik Bergbau. Die leben und sich auf einem neugestalteten Lehrpfad Fischerhütte am Rothsee ist heute ein bekanntes mit Schautafeln über den Basalt- und historischen Ausflugsziel am Bauersberg, bis in die 1950er Jah- Braunkohlenabbau sowie die Geologie des Bauers- re des vergangenen Jahrhunderts schaufelten hier berges informieren. im Untergrund noch Bergleute im Abbaufeld der Aus montanarchäologischer Sicht war und ist der Zeche Bischofsheim nach Braunkohlen. Auch dass Bauersberg für die Geschichte des regionalen Berg- über dem bereits großräumig abgebauten Basalt im baus, insbesondere für die des Braunkohlenberg- Steinbruch der Basalt AG früher die Zeche Einig- baus von großer Bedeutung und einzigartig in der keit lag, in der Braunkohlen unter Tage wie auch Rhön. im Tagebau abgebaut wurde, ist nur noch zu erah- nen. 1972 wurde hier ein naturkundlicher Wander- Im 16. Jahrhundert scheint die Verhüttung von pfad eröffnet, auf dem der Besucher ein ausgebautes Eisenerz in verschiedenen Regionen der Rhön Teilstück eines originalen Stollens der Zeche Einig- nochmals kurzzeitig aufzublühen, wie z. B. der keit als Sehenswürdigkeit erleben durfte (Abb. 132a Eisenhammer an der Felda bei Neidhartshausen und 132b). (Mötsch 2012) in der thüringischen Rhön belegt. Aus älteren fränkisch-würzburgischen Chroni- Infolge von Erweiterungen des Basaltsteinbruchs ken zur Region und der Stadt Bischofsheim (u. a. verschwand nicht nur allmählich der bergbauliche Stumpf 1796, Denzinger 1811 u. 1851, Schumm Lehrpfad, auch die tertiären Sedimente und Koh- 1875) erfahren wir, dass im Süden der Rhön am

Abb. 132: a) u. b) Ehemaliger Stollen der Zeche Einigkeit (a: Portal Zeche Einigkeit, 1984, (Foto: Klaus-Peter Kelber, Würzburg), c) u. d) neues Besucherbergwerk am Rothsee

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Abb. 133: Der Aufschluss am Bauersberg im Mai 2011 (Foto: F. Gümbel)

Holzberg, westlich gegenüber dem Bauersberg, den waren, begannen die ersten bergbaulichen Ar- 1502 bereits eine Eisenhütte mit Schmelzofen exis- beiten im Jahr 1555 (Steckhan 1952) – was bedeu- tierte und 1503 vor dem Stadttor von Bischofsheim te, dass der aktenkundige Braunkohlenbergbau am ein weiterer Hüttenbetrieb mit Hammerwerk und Bauersberg zu den Ältesten gehört, möglicherwei- Schmelzöfen angelegt wurde. Im Jahr 1567 kam am se sogar der Älteste seiner Art in Deutschland ist. Holzberg ein weiterer Eisenhammer dazu und von 2021 könnten es schon „500 Jahre“ werden, als mit 1512 bis 1591 betrieb man dort zudem noch eine dem Braunkohlebergbau am Bauersberg begonnen Glashütte. Am Standort Bischofsheim wurde 1595 wurde. noch eine Eisengießerei errichtet. Eisensteine (min- derwertiges Erz in Form von Braun- und Roteisen- Meyer’sche Zeche Weisbach steinen, die aus vererzten Schichten des Muschel- kalks und des Bundsandsteins stammen) wurden Der Visionär Carl Joseph Meyer (1796–1856) war anfangs als Lesesteine oberflächlich abgesammelt. eine Persönlichkeit, die auf verschiedenen Gebieten Später kam es dann zu ersten Bergbauversuchen, Pionierarbeit geleistet hat. Er förderte zum einen den wie z. B. die Eisenlöcher bei Unterweißenbrunn Kohle- und Eisenerzabbau, sah die Notwendigkeit belegen (Albert 2010). Auf der Suche nach erz- des Ausbaus des Eisenbahnsystems und er hat zum haltigem Gestein waren wahrscheinlich auch die anderen auch mit der Gründung des Bibliographi- Tuffitschichten in den Braunkohleablagerungen schen Instituts in Gotha Großes erreicht. Betrachten Gegenstand bergbaulicher Untersuchungen. Mu- wir einige bedeutende Lebensstationen Meyers – die tungen, Schürf- und Bergbauversuche in den Jahren ihn von seinem Geburtsort Gotha aus nach Weilar in die 1521, 1535 und 1554 zeugen bereits für das Anle- nördlichen Rhön führten, wo er als 11- bis 13-Jähriger gen von Kohlebergwerken am Bauersberg (Albert von seinem späteren Schwiegervater, dem Pfarrer Johann 2010). Im Gegensatz zum oben erwähnten Feldatal Salomo Grobe (1770–1837, dieser legte den Grundstein in der nördlichen Rhön waren hier die Braunkohlen für Meyers Wissbegier und Weltoffenheit), unterrichtet bereits bekannt und man begann bei diesen frühin- wurde, über Maßbach in Oberfranken, wo er 1825 Her- dustriellen Ansätzen der Region um Bischofsheim, mine Friederike Henriette Grobe (1804–1874) heirate- die Braunkohlen als fossilen Brennstoff zu nutzen. te, wieder nach Gotha und 1828 mit der Verlegung des In Nordhessen am Meißner, wo unter ähnlichen Bibliographischen Institutes, das im Besitz seiner Frau geologischen Verhältnissen Braunkohlen entstan- war, nach Hildburghausen – so kann man erkennen,

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dass Meyer die Gegend kannte, in der er später sein zur Aufsuchung und zum Abbau nützlicher Mine- riesiges Montanunternehmen aufbaute. 1837 erhielt ralien in den Ämtern Eisfeld, Römhild, Hildburg- Meyer von der Meininger Regierung die Konzession hausen, Heldburg, Sonneberg und Salzungen (May

Abb. 134: Weisbachstollen (Meyer’sche Zeche), Aufnahmen von 2012, a) u. b) Stollenanschnitt im östlichen Teil des Basaltsteinbruchs in der Weisbacher Flur, c) Stollen im Basaltgestein an der nördlichen Abbauwand, d) ältere Kohlenabbaustrecke im Basalt über dem Weisbachstollen, e) Der Stollenabschnitt an der südlichen Abbauwand diente zeitweise als Fledermausquartier. f) Stollenmundloch, g) u. h) Stollenbruch und übertägige Pinge am Ende des in Trockenmauerbauweise mit Basaltsteinen ausgebauten Stollenteils (Fotos: F. Gümbel)

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1996). 1838 wurde Meyer Inhaber der Zeche Bi- die Tiefe. Das Gesenk schloss 16 m Basalt auf, was schofsheim, nachdem der Unternehmer Arnold aus letztlich eine Gesamtmächtigkeit des Basaltes von Würzburg im Sommer des Jahres ausgeschieden war 40 m im Bergwerksaufschluss ergab (Hirsch 1937). (die Gewerke Arnold und Hager waren seit 1833 am Zu einem nennenswerten Abbau von Braunkohle Bauersberg). Später ist er neben Hager aus Würz- ist es aber nicht mehr gekommen. Der Weisbach­ burg und dem Kaufmann Viehweg aus Meiningen stollen ging wohl in den 1920er Jahren, im Über- auch Mitgewerke der Zeche Einigkeit. Das östlich gangsbereich vom Basaltblockschutt zum massiven anschließende Abbaufeld wurde ihm ebenfalls ver- Basaltgestein, zu Bruch (Abb. 134h). Das bei der liehen, wo er ein neues Bergwerk anlegen ließ. Es letzten Kohlenerkundung 1904 nochmals durch- wurde ein Schacht abgeteuft, der im Profil unter 10 örterte Basaltvorkommen hingegen wurde ca. 100 Fuß Basaltgeröll ein stark einfallendes Kohlenflöz Jahre später bei der Erweiterung des Steinbruchs (Glanzkohlen) aufwies und bei 51 Fuß den Basalt in Abbau genommen. Reste des 2011 durch den erreichte. Als weitere Erschließungsmaßnahme Basaltabbau angeschnittenen Weisbachstollens folgte im Jahr 1842 der Bau des Weisbachstollen (Abb. 134) dienen heute den Fledermäusen als (Abb. 134). Quartier und sind zusammen mit dem Stollenein- gangsportal das letzte montanarchäologische Bo- Meyers bergbauliche Unternehmungen in der Rhön dendenkmal seiner Art in der Rhön. beschränkten sich nicht nur auf den Bauersberg. Im Eisgraben bei Hausen, Am Lettengraben bei Bischofsheimer Braunkohlenbecken Wüstensachsen und bei Sieblos an der Wasserkup- pe ließ er schürfen, erweiterte bestehende Gruben Wenden wir uns wieder dem eigentlichen Fossilien- oder legte neue an. Die neuen Aufschlüsse und das thema zu. Aus der Literatur (Hassenkamp 1860, fossilhaltige Material der frischen Abraumhalden Rutte 1974) ist zu entnehmen, dass die Zeche beflügelten den Forscherdrang der wissenschaftlich Weisbach nur geringfügig fossile Belege lieferte. In Interessierten jener Zeit, u. a. den Salineninspektor den Braunkohlen dieser Grube, die stark einfallen Ludwig, den Apotheker Hassenkamp oder den und einen Teil der liegenden Sedimentablagerungen Bergbeamten Leo. unter dem Basalt bilden, fand Hassenkamp (1860) die Reste von Sumpfzypressen (Glyptostrobus europa- 1857 berichtet Leo, dass die Zeche Weisbach durch eus). In jüngerer Zeit konnte W. Heck (Breitenbach) einen 200 Lachter (ca. 400 m) langen Stollen er- mit Neufunden aus dem Bereich der tiefsten Abbau- schlossen ist. Nach Hassenkamp (1858) verläuft sohle des Basaltsteinbruchs die Süßwasserschnecken der Weisbachstollen, der südlich vom Schacht an- Viviparus und Gyraulus nachweisen. Es zeigt sich, gesetzt wurde, zuerst 60 Lachter (ca. 120 m) durch dass die tertiären Ablagerungszeiträume im Gebiet Basalt, dann 8 Lachter (ca. 16 m) durch ein Kohlen- der Zechen Einigkeit und Weisbach in ihrer strati- lager und liegt dann weitere 80 Lachter (ca. 160 m) gaphischen Abfolge den escheri- bis Kaltennordheim- im Basaltgestein. Im Stollen teufte man dort in die Schichten (Knottenhof-, Schafstein- u. Kaltennord- Tiefe und erreichte nach 100 Fuß (ca. 29 m) wieder heim-Formation, Martini 2011) zuzuordnen sind. das Kohlenlager. Anfang des 20. Jahrhunderts er- Aus paläontologischer Sicht besteht kein Anlass, das kundete man nochmals das Vorkommen der Zeche obige Vorkommen von dem der Zeche Bischofsheim Weisbach. Ein 1904 angelegter Versuchsschacht er- auf Grund von fossilen Inhalten zu trennen. Es ist reichte nach dem Durchteufen der Ton- und Koh- wahrscheinlicher, dass es sich um ein ehemals zu- leschichten bei 21 m Tiefe den Basalt, den man vom sammenhängendes Braunkohlenbecken handelte. Stollenende aus zum Schacht hin nach oben durch- Nach Hassenkamp (1860) ist das Vorkommen der brach (Überhau). 161 m vom Mundloch entfernt, Zeche Bischofsheim die ungestörte Schichtenfolge arbeitete man sich vom Stollen aus nochmals in der tertiären Sedimente, welche sich in Richtung

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zum westlichen Beckenrand hin ablagerten. Im Ge- Betrachten wir das Gebiet des Bauersberges am süd- biet der Zeche Einigkeit werden die Kohleablagerun- lichen Rand der Hohen Rhön in der Gesamtheit sei- gen mächtiger, was für ein Beckenzentrum spricht. ner tertiären Ablagerungen, so können wir ähnlich Mit dem aufkommenden Vulkanismus kam es dann wie bei dem Kaltennordheimer Braunkohlenbecken zu tektonischen Störungen im Bauersberggebiet. Das hier vom Bauersberger bzw. in Bezug auf die nahe aufsteigende Basaltmagma intrudierte schließlich in Stadt Bischofsheim vom „Bischofsheimer Braunkoh- die Sedimentablagerungen im Beckenzentrum. lenbecken“ sprechen.

Abb. 135: a)-d) Rutschung am Bauersberg, d) Kontaktbereich zwischen dem intrusiven Basalt und den Braunkoh- lenschichten. Die Braunkohle, unmittelbar über der wellenförmigen Kontaktzone, wandelte sich im Kontakt mit der heißen Lava zu Glanzkohlen um. (Januar 2014, Fotos: F. Gümbel)

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Exkursionen zur Rutschungszunge eine Gesamtgröße von ca. 2 ha. Solche Rutschungen sind an den Berghängen der Als Hassenkamp auf den Bauersberg aufmerksam Rhön kein seltenes Phänomen. Besonders an den machte, ahnte er wohl nicht, dass dieser Berg auch Rändern der Basaltmassen, wo Basaltblockschutt weit über seinen Tod hinaus Vulkanologen, Geolo- über tertiären Sedimenten lagert, die wiederum auf gen, Paläontologen und geologisch Interessierte so in einer tonigen Verwitterungsrinde der Triasgesteine seinen Bann ziehen würde. Egal, mit welchem Fach- (Muschelkalk u. Keuper) lagern, treten solche Rut- gebiet man sich beschäftigt – Vulkanismus, Braun- schungserscheinungen auf. Bereits 1561 wurde ein kohlen, Altbergbau, Fossilien, Mineralien oder Ba- Bergrutsch bzw. eine größere Rutschung dieser Art saltabbau – der geologische Aufschluss hat zu jeder nahe dem Ort Klings aus dem thüringischen Teil der Thematik etwas zu bieten. Rhön beschrieben (vergl. Kapitel 2.4). Die Ursachen für die rezente Rutschung am Bauersberg sind nicht Auch lange nach dem Ende des Braunkohlenabbaus nur auf die natürlichen Gegebenheiten zurückzufüh- war der Bauersberg, u. a. für Paläontologen, ein be- ren. Vermutlich hatte auch die besondere Geländesi- sonderes Ziel. So wurden z. B. in den 70er, 80er und tuation, die bedingt durch den historischen Braun- 90er Jahren Rhönexkursionen auf den Bauersberg kohlenbergbau und den Basaltabbau unter wie auch von den Geologen und Paläontologen E. Rutte, K.- über Tage geschaffen wurde, dazu beigetragen. P. Kelber, E. Martini, H.-J. Gregor, D.-H. Mai und anderen durchgeführt. Fossilien

Erwin Rutte (1923–2007), der Professor für Geo- Paläontologische Forschungen gewinnen Mitte des logie und Paläontologie an der Universität Würzburg 19. Jahrhunderts in der Rhön zunehmend an Bedeu- war, schrieb zum Bauersberg: „Einige Aufschlüsse sind tung, nachdem man vorher meist nur auf dem Gebiet einmalig und Fachgenossen kommen von weit her, um der Geologie (Abb. 136) forschte. Neben geologi- die Beweise für das unterirdische horizontale Eindrin- schen Vorgängen und Phänomenen (z. B. Abb. 137) gen des Basalts in die Braunkohlen mit einer Fülle von wurden nun auch Fossilien zur Entschlüsselung und Nebenerscheinungen, aber auch wissenschaftlicher Aus- Rekonstruktion der erdgeschichtlichen Vergangen- sagen, zu besichtigen“ (Rutte 1974). heit intensiver genutzt. Der Autor selber kam, über den Kontakt zu den Fossiliensammlern Hugo Schubert aus Poppenhau- Der Bergtechniker Rudolph Ludwig (1812–1880), sen an der Wasserkuppe und Hubert Wohlfromm Salineninspektor zu Nauheim, teilte 1851 u. a. seine aus , Anfang der 1990er Jahre erstmals Erkenntnisse zum Braunkohlentertiär am Bauers- auf den Bauersberg. Später machte er u. a. mit den berg mit. Seinen Mitteilungen (Ludwig 1851) ist Paläobotanikern Hans Joachim Gregor (München) zu entnehmen, dass die tertiären Ablagerungen dem und Dieter Hans Mai (Berlin) Rhön-Exkursionen, Muschelkalk auflagern und die Tonschichten im Lie- bei denen der Aufschluss am Bauersberg immer ein genden der Kohlenflöze die Brackwasser­schnecke wichtiges Ziel war. Cerithium margaaritaceum und Abdrücke von Kasta- nienblättern enthalten. Der junge Apotheker Ernst Bei einem Ausflug im Januar 2014 staunte der Au- Conrad Hassenkamp (1824–1881), der nach sei- tor nicht schlecht, als er am Berghang im nördlichen nem Studium in Marburg und Würzburg 1847 die Randbereich des Basaltsteinbruchs eine große Rut- Apotheke in Weyers erwarb, beschäftigte sich zudem schung sah (Abb. 135). intensiv mit den geologischen Verhältnissen in der Rhön, wobei sein besonderes Interesse den Fossili- Die Rutschung, bei der ein ca. 0,5 ha großes Wald- en galt. Angeregt durch Ludwigs Mitteilung, suchte stück abgesackt war, hatte von der Abrisskante bis Hassenkamp am Bauersberg nach den angegebenen

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Abb. 136: Auszug der historischen geologischen Karte, Blatt Bischofsheim (Nathan 1935), mit dem alten Straßenverlauf von Bischofsheim bis zur Verladestation bei der Zeche Einigkeit.

Abb. 137: Kleinere wulstartig aufsteigende und gangartige Abzweigungen des Basaltes in die Braunkohlensedi- mente, Mai 2012, (Basaltapophysen, Fotos: U. Schmidt)

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Fossilien, konnte aber diese Art von Nadelschnecken len aber im Gegensatz zu Hassenkamp Gyraulus dort nicht auffindenHassenkamp ( 1852). Ange- nicht mehr auf). Elborg teilt in seiner Arbeit kei- spornt durch die reichhaltige fossile Flora aus der ne neuen Gastropoden mit, verweist aber auf zwei Zeche Bischofsheim, intensivierte er jedoch in den schneckenführende Horizonte in der Grube Bi- folgenden Jahren sein Studium über die Braunkoh- schofsheim. Wie bereits erwähnt, bekräftigen die lenformation der Rhön und trat mit namhaften Wis- Neufunde von W. Heck die Aussage von Fischer senschaftlern in Kontakt. Er leitete die Pflanzenfos- & Wenz über das Vorkommen von Gastropoden in silien zur genauen Bestimmung an den seinerzeit den Ablagerungen der Zeche Einigkeit. führenden Paläobotaniker Oswald Heer in Zürich weiter. Die damals untersuchten Pflanzenreste er- Neben den Knochenresten von Fröschen (Has- brachten 30 Arten für die Zeche Bischofsheim und senkamp 1858, Sandberger 1879) fand man auch 8 Arten für die Zeche Einigkeit (Herr 1859). Has- Skelettreste von Fischen (u. a. Martini et al. 1994, senkamp, der 1850 Mitglied der Physikalisch-Me- Kramm 2001), beide Fossilgruppen werden in der dizinischen Gesellschaft in Würzburg wurde, veröf- Literatur aber ohne genauere Art und Gattungszu- fentlichte 1858 und 1860 seine Forschungsergebnisse weisung erwähnt. Vom Autor selbst konnten zudem zum Braunkohlentertiär der Rhön. Damit gelangte noch Knochenplatten von Panzerechsen (vermut- auch der Bauersberg bzw. die Stadt Bischofsheim als lich Alligatoren) und Reste eines Schildkrötenpan- paläontologische Fundstelle in den Fokus der Wis- zers*, sowie Insektenreste in Form von noch farbig senschaft und gilt heute, neben Sieblos und Kalten- schimmernden Flügeldecken von Käfern (Abb. 138 nordheim (vergl. Kapitel 2.1 und 2.3), wie auch die und 145) aus den lignitischen Braunkohlen nachge- Tertiär-Vorkommen im Lettengraben bei Wüsten- wiesen werden. sachsen und dem Eisgraben bei Hausen, zu den his- torischen Fossil­lagerstätten der Rhön.

Leider gab es am Bauersberg nicht solche Sensa- tionsfunde wie an anderen Fundlokalitäten (z. B. Sieblos oder Kaltennordheim). Vielleicht ist auch das Fehlen dieser Sensationsfunde Grund dafür, dass das paläontologische Interesse am Bauersberg immer wieder nachließ und nur sporadische Erkun- dungen erfolgten. Aber für die Wissenschaft kön- nen auch kleine Funde und Nachweise von großer Bedeutung sein. Hassenkamp (1858), der als ers- ter die Fossilien des Bauersbergs erforschte, konnte, neben einer Vielzahl von Pflanzenfossilien für beide Zechen (Bischofsheim und Einigkeit), Froschreste und die kleine planorbe Süßwasserschnecke Gyrau- lus nachweisen. Weitere Belege zur Schneckenfau- na (Gastropoden-Fauna) mit Limax sp. (cf. Limax crossitesta), Cepaea sp. (cf. Patula lunula), Claussilien (cf. Clausilia vulgata), Viviparus inflexus (Paludina pachystoma) und Brotia escheri aquitanica (Melania escheri) wurden von Sandberger (1879), Lenk Abb. 138: Braunkohlenstück mit zwei Glyptostrobus- (1887), Fischer & Wenz (1914), Hirsch (1938) Samen und einer Flügeldecke eines Käfers (FO. Zeche und Elborg (1957) mitgeteilt (diese Autoren zäh- Einigkeit, Slg. u. Foto: F. Gümbel)

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* Als mich Anfang Mai 2011 eine meiner Rhönexkur- den. Neben den fossilen Makroresten wie Hölzern sionen wieder einmal auf den Bauersberg führte, war (Abb. 142), Blättern, Früchten und Samen wurden ich erstaunt – der Lehrpfad samt dem „Einigkeitsstol- auch die mikrobotanischen Fossilien erforscht. Im len“ war weg ... Es war wie Segen und Fluch zugleich, Rahmen der geologischen Untersuchungen durch El- als ich dann zwei Knochenreste und wenige Schritte borg erfolgte bereits eine Pollenanalyse zur besseren weiter noch eine größere Knochenplatte in den Braun- stratigraphischen Zuordnung der tertiären Bauers- kohlen entdeckte ... bergschichten (Rein in Elborg 1957). Diese bestä- tigte aber im Wesentlichen die älteren Forschungser- Eine Erweiterungsmaßnahme, wie schon erörtert, gebnisse und die Zuordnung der Lokalität aufgrund war bereits abgeschlossen und das Gelände im nord- der Schneckenfauna (Fischer & Wenz 1914) in das westlichen Randbereich des Basaltsteinbruchs flach Obermiozän. angeböscht (Abb. 133). Die in der Böschung ange- schnittenen Braunkohlen und tonigen Sedimente Die palynologischen Untersuchungen durch Hot- waren an der Oberfläche schon stark verwittert. tenrott (1992) untermauerten und ergänzten hin- Eine Bergung der bereits stark zerfallenen Kno- gegen die neueren Erkenntnisse und präzisierten die chenreste war nicht mehr möglich. Noch erkenn- stratigraphische Zuordnung in den höheren Bereich bare morphologische Merkmale ermöglichten aber des Unteren Miozäns (Kelber et al. 1988, Marti- eine grobe Bestimmung der Knochenreste vor Ort. ni et al. 1994). Unter den mikrobotanischen Resten konnten neben Pollen und Sporen auch Zysten von Paläobotanische Forschungen Dinoflagellaten identifiziert werden. Diese leben größtenteils im Salzwasser und sind Teil des pflanz- Pflanzenfossilen vom Bauersberg wurden, wie be- lichen Planktons in den Meeren. Zweifelte Hassen- reits erwähnt, schon früh wissenschaftlich bear- kamp (1852), auf der Suche nach Ludwigs Brack- beitet (Heer 1859, Hassenkamp 1858, 1860) wasserschnecke, noch an – ob in der Tertiärzeit das und sind in unregelmäßigen Abständen bis in die Meer wieder unser Gebiet bedeckt hat –, so macht der Gegenwart Gegenstand paläobotanischer Unter- Nachweis der neuen Mikrofossilien die Möglichkeit suchungen. Der guten Aufschlusssituation in den wahrscheinlich, dass Meer- bzw. Brackwasser da- Braunkohlenschichten am Bauersberg (im Gebiet mals bis in den Raum der heutigen Rhön vordrang. der ehemaligen Zeche Einigkeit) ist es zu verdan- Der schlechte bzw. verkümmerte Erhaltungszustand ken, dass über die Jahrzehnte hinweg bis heute im- der Dinoflagellaten-Zysten gegenüber den Pollen- mer wieder neues Fossilmaterial zu Tage gefördert funden spricht für einen geringeren Salzgehalt bzw. wurde. die sich verschlechternden Umweltbedingungen für Das Beleg- und Sammlungsmaterial ist weit verteilt Dinoflagellaten Hottenrot( 1992). Was auf einen und befindet sich u. a. in den Instituten, Landesäm- rascheren Rückgang der Salzwasserbeeinflussung tern und Museen von Würzburg, München, Berlin, schließen lässt. Die markanten Pollenproben stam- Marburg und Fulda sowie in Privatsammlungen. men aus dem Basisbereich einer stärkeren Vulkana- Anfang des 20. Jahrhunderts befand sich schon eine scheablagerung (Tuffit), welche über dem Kohlenton Kollektion in der Senckenbergischen Sammlung in folgt. Damit zeigen die Dinoflagellaten-Zysten eine Frankfurt (Engelhardt in Kinkelin 1903). brackische bis marine Beeinflussung des tuffitischen- Ho Weitere botanische Untersuchungen erfolgten rizontes an (Hottenrot 1992). durch Müller-Stoll 1936 und Knobloch 1971 (Abb. 139). Über der markanten Tuffitbank (Abb. 143) bilde- Neue Pflanzenfossilien (Abb. 140 und 141) teilten te sich allmählich ein Braunkohlensumpf, der aus Kelber & Gregor 1987 mit. Die Makroflora konn- paläobotanischer Sicht identisch mit dem aus dem te dabei als Unter- bis Mittelmiozän eingestuft wer- „Kaltennordheimer Braunkohlenbecken“ ist.

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Abb. 139: 1 Vitis strictum (Weinrebe) Bauersberg, 2 Acer sp. (Ahorn) Bauersberg, 3 Carya serraefolia (Flügelnuss) Bauersberg, 4 Dombeyopsis tridens (Malvengewächs) Eisgraben (Knobloch 1971)

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Abb. 140: Miozäne Pflanzenreste vom Bauersberg: Farnrhizom und Früchte und Samen aus dem Anstehenden im Han- genden des Basaltsteinbruchs nahe der ehemaligen Braunkohlenzeche Einigkeit. Geborgen in den Jahren 1984–1989, a) Spirematospermum wetzleri, b) Glyptostrobus europaeus, c) Acer sp., d) Cercidiphyllum helveticum, e) Osmundacites sp. (Farnrhizom), f) Nyssa ornithobroma, g) Zanthoxylon müller-stollii, (Slg. u. Fotos: K.-P. Kelber, Würzburg)

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Abb. 141: Miozäne Pflanzenreste vom Bauersberg: Blattabdrücke aus dem Anstehenden im Hangenden des Basalt- steinbruchs nahe der ehemaligen Braunkohlenzeche Einigkeit. Geborgen in den Jahren 1984–1989, a) Laurophyl- lum sp., b) Cyclocaya sp., c) Vitis strictum, d) Zelkova zelkovifolia, e) Ulmus pyramidalis (Slg. u. Fotos: Klaus-Peter Kelber, Würzburg)

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Abb. 142: Fossile Hölzer in unterschiedlicher Erhaltung (FO: Zeche Einigkeit, Slg. u. Fotos: F. Gümbel), a) teilverkieseltes – gefrittetes Holz (Härtung u. roter Farbton entstanden durch die Hitzeeinwirkung (Frittung) des Grubenbrandes), b–d) verkieseltes Holz, e) gagatisiertes Holz

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Abb. 143: Ausstreichende Braunkohlenschichten (Flöze) mit zwei Tuffitlagen über dem Basalt am Weisbachstollen, 2014, (Foto: F. Gümbel)

In diesen Sümpfen entstanden die mächtigeren on) der Zeche Einigkeit sind noch in Bearbeitung. lig­nitischen Braunkohlen (Abb. 144 und 147, Lig­ Fassen wir die Florenfunde der Zeche Bischofsheim nit wird in moderner Sichtweise auch als Xylit (Müller-Stoll 1936) und der Zeche Einigkeit bezeichnet). Grün- und Ölalgen (Pediastrum bo- (Gümbel & Mai 2002) zusammen, so ergeben sich ryanum, Botryococcus braunii, Hottenrot 1992) für den miozänen Florenkomplex Bauersberg sogar in den tonigen Ablagerungen im Hangenden der über 85 Pflanzenarten. Braunkohlen sprechen für eine reine Süßwasserfa- zies und zeigen die ökologischen Veränderungen im Vielleicht kann durch diese Arbeit ein kleiner An- Abschlussstadium der lignitischen Kohlenbildung. reiz gegeben werden, vorhandenes Sammlungsmate- Algenblüte führte zum Kippen des Gewässers am rial der Fossillagerstätte Bauersberg mit neuen For- Bauersberg und zu einer vermehrten Bildung von schungsmöglichkeiten nochmals auszuwerten. Faul­schlammablagerungen. Zu bedenken ist, dass es in Unterfranken generell Weiteres neues Fundmaterial aus den 1990er Jah- nur wenige Braunkohlevorkommen gibt und dass der ren und die Auswertung des historischen Beleg- Bauersberg schon aus diesem Grund einen besonde- materials erbrachten für den Bauersberg (Zeche ren Stellenwert einnimmt (Abb. 146). Einigkeit) 65 Arten (Gümbel & Mai 2002, Mai 2007). Jüngste Auswertungen von Früchten und Abschließend sei noch die Chronik von Bischofsheim Samen (Slg. Heck, Slg. Gümbel) aus den liegenden an der Rhön (Albert 2010) erwähnt, die u. a. aus- Schichten (escheri-Formation) und den Ligniten der führlich den historischen Altbergbau am Bauersberg Braunkohlenschichten (Kaltennordheim Formati- beschreibt.

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Abb. 144: Xylit (Lignite, Holzbestandteile, deren ursprüngliche Holzstruktur noch gut erhalten ist) aus den Braun- kohlenschichten der ehemalige Zeche Einigkeit (Aufschlusssituation 2011), a) u. c) Stamm- u. Stubben-Reste (wie auch der Kohlenton) zerfallen bzw. spalten sich mit der Austrocknung rasch auf, b) teilweise gagatisiertes Stammstück im Querschnitt und zerbrochene Lignitstücke (Fotos: F. Gümbel)

Abb. 145: Käferreste (Flügeldecken mit Farberhaltung, Maßstab: ca. 8 fache Vergr.) aus den Braunkohlen (Lig­ nite) der Zeche Einigkeit. (Slg. u. Fotos: F. Gümbel)

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Abb. 146: Braunkohlevorkommen in Nordbayern (Kartenauszug, Ammon 1911)

Abb. 147: Lignitlage, Braunkohle Zeche Einigkeit, Bauersberg. Foto ca. 1986; (Foto: K.-P. Kelber)

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2.7 Fossile Froschfunde aus der Rhön

Fundmaterial und wissenschaftliche Erwähnungen der wenigen Geologen, die noch zu Betriebszeiten der Braunkohlengrube Karl-August eine wissen- Fossile Froschreste aus den tertiären Ablagerun- schaftliche Sammlung anlegten. Insgesamt zählte die gen der Rhön sind seit Mitte des 19. Jahrhunderts Sammlung fossile Reste von ca. 100 Individuen, de- bekannt geworden. Bereits 1852 befinden sich im ren Erhaltungszustand zum großen Teil verschieden Großherzoglichen Mineralogischen Museum zu Jena ist. In seiner Arbeit zur Art Palaeobatrachus fritschii Überreste eines Frosches (Meyer 1859–1861), wel- beschreibt er 114 Belegstücke. Das Fundmaterial che aus den Kohlen, die in der Saline zu Creuzburg wurde im Mineralogischen Museum zu Halle und im bei Eisenach zum Heizen der Pfannen verwendet Museum für Naturkunde zu Magdeburg hinterlegt. wurden, stammten. Der Fundort wird später nach Kaltennordheim gestellt, da die Saline die Braun- Die fossilen Froschreste aus der Hassenkamp’schen kohlen von dort bezogen hatte. Wesentliches histo- Sammlung, welche dem Fundort Eisgraben entstam- risches Fundmaterial verdanken wir dem Apotheker men und im Museum Würzburg hinterlegt sind, zu Weyers Ernst Conrad Hassenkamp und dem Pa- ordnet Wolterstorff ebenso denPalaeobatrachiden zu, läontologen und Lehrer für Naturkunde an der Her- jedoch ohne eine genaue Artbestimmung. Im zweiten zoglichen Realschule zu Meiningen Hermann Fried- Teil seiner Arbeit über fossile Frösche behandelt Wol- rich Emmrich. Als Fundstellen gibt Hassenkamp terstorff (1887) auch die Funde aus Sieblos. Wie be- (1858) Kaltennordheim, Sieblos, Bischofsheim und reit schon v. Meyer kommt auch Wolterstorff bei sei- Eisgraben bei Hausen an. ner Überprüfung der Funde von Sieblos zum Schluss, dass es sich um mehrere Arten handelt. Für den Rest Schon in den Jahren 1855 bis 1857 leitet Hassenkamp eines wahrscheinlich noch nicht ganz ausgewachsenen sein Fundmaterial von Kaltennordheim und Sieblos Frosches, der sich aber dennoch von Palaeobatrachus an den renommierten Paläontologen C. F. Hermann gracilis unterscheiden lässt, schlägt er den Namen Pa- von Meyer weiter. In seiner Arbeit über fossile Frö- laeobatrachus sandbergeri (Abb. 149) vor. Als Nach- sche aus den Tertiär-Gebilden Deutschlands gibt v. trag zu einigen Funden von Kaltennordheim wurden Meyer (1859–1861) auch eine detaillierte Beschrei- die Variationen Palaeobatrachus fritschii var. Major bung zu den Funden aus der Rhön. An Arten wur- und Palaeobatrachus rarus beschrieben. den Palaeobatrachus gigas (Abb. 150) und Rana sp. für In den folgenden 100 Jahren ist nur wenig über fos- den Fundort Kaltennordheim sowie Palaeobatrachus sile Frösche bekannt geworden. 1972 wurden durch gracilis für den Fundort Sieblos genannt. Aus beiden Spinar einige historische Funde, welche sich in der Lokalitäten werden auch die fossilen Larven (Kaul- Sammlung des Paläontologischen Institutes von quappen) von Fröschen beschrieben. Würzburg befinden, revidiert. Er stellt einige Kno- chenreste vom Eisgraben bei Hausen und von Kal- Durch Willy Wolterstorff aus Magdeburg wird tennordheim zur Gattung Eopelobates und Funde 1886 die Art Palaeobatrachus fritschii (Abb. 149) von von Kaltennordheim, welche der Art Palaeobatrachus Kaltennordheim beschrieben und die von v. Meyer fritschii zugeordnet sind, bestimmt er als jüngeres aufgestellte Art Rana sp. revidiert. Wolterstorff stu- Synonym von Palaeobatrachus diluvianus. Gaudant re- dierte 1884–89 in Halle bei Karl W. G. von Fritsch vidiert 1985 die fossilen Anuren (Frösche) von Sieblos Geologie und war später im Magdeburger Museum und stellt die Arten zu Palaeobatrachus grandipes und für Naturkunde und Vorgeschichte tätig. Während Eopelobates sp. Durch Hans Hermann Schleich seiner Studienzeit sammelte Wolterstorff erfolg- (1988) werden wieder neue fossile Froschfunde aus reich in Kaltennordheim und ist somit auch einer Sieblos bekannt gemacht. Das neue Fossil­material

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stammt aus der Sammlung von Hugo Schubert, wel- durch Madelaine Böhme. Als Art wurde Rana cf. cher in Poppenhausen an der Wasserkuppe lebte. temporaria bestimmt (Abb. 150). Somit ist das Diet- Schubert sammelte seit 1980 Fossilien aus dem Hal- richsbergmaar Fundort des ältesten Repräsentanten denmaterial des längst untergegangenen Braunkoh- der Braunfrösche. lenbergbau von Sieblos. Durch seine Sammlung hat die paläontologische Forschung in der Rhön wieder Der zweite Fundort ist der Basaltsteinbruch zwi- einen hohen Stellenwert erlangt. schen Klings und Diedorf. Hier konnten 1998 aus einer Rutschung in der Schlotbrekzie ebenfalls fos- Neben den braunkohleführenden Tertiärschichten, silführende Sedimente sichergestellt werden. Der aus denen Froschreste durch Bergbau zu Tage geför- ehemalige Maarsee wurde hier durch das aufsteigen- dert wurden, hat die Rhön noch weitere Fundlokali- de Magma völlig zerstört. Die ehemaligen Seeablage- täten zu bieten. So werden aus den Füllsedimenten rungen sind nur noch als kleinste Reliktvorkommen des Erdfalls bei Kaltensundheim auch Amphibien- in der den Basalt umschließenden Brekzie erhalten reste bekannt (G. Böhme 1968). Diese Froschreste geblieben. Den Umständen entsprechend weisen die aus dem Erdfall Kaltensundheim werden aber erst Maarsedimente und die darin vorhandenen Fossilien 2002 in einer ausführlichen Bearbeitung durch Gott- einen sehr schlechten Erhaltungszustand auf. Den- fried Böhme vom Museum für Naturkunde in Berlin noch erbrachte das Fundmaterial Reste von mehre- publiziert. Die für diesen Fundort bestimmten Arten ren Frosch-Individuen und Larven (Abb. 151) unter- sind Bufo bufo, eine weitere, noch unbekannte Bufo- schiedlicher Entwicklungsstufen. Art und Rana temporaria. Eine vorläufige Bestimmung ermöglichte bislang nur 1998 wird eine fossilführende Dolinenfüllung nahe eine vage Zuordnung zu den Palaeobatrachiden. dem Ort Oberleichtersbach bei Bad Brückenau im südlichen Biosphärenreservat entdeckt. Ein erster Übersicht zu den fossil belegten Überblick zur Fossilgemeinschaft der neuen Lokali- Familien und zur Altersstellung tät durch Erlend Martini (2000) vom Senckenberg- Museum in Frankfurt ergibt neben Schildkröten, Das Fossilmaterial zeigt, dass Amphibien durch Eidechsen, Schleichen und Krokodilen auch fossile Froschreste aus fast allen tertiären Fossillagerstät- Reste von Fröschen. ten der Rhön bekannt geworden sind. Somit ergibt sich eine stratigraphische Reichweite (Abb. 148) vom Eine weitere besondere Form von Fossillagerstät- Unter-Oligozän bis zum Pliozän. Aus heutiger Sicht ten in der Rhön sind Maarseen. Die wassergefüll- wurden 7 Arten (plus einige Art-Variationen) aus 4 ten Spreng- bzw. Einbruchtrichter der ehemaligen Familien identifiziert. Vulkanbauten waren wohl auch ideale Laichplätze für die damals lebenden Frösche. In der nördlichen Palaeobatrachidae (Altfrösche) Rhön sind zwei Fundorte mit Maarsedimenten be- kannt geworden. Erste Hinweise auf den fossilen In- Die Familie gilt seit dem Altpleistozän als ausge- halt dieser Ablagerungen geben Müller & Johnson storben. Auf Grund der Skelettmorphologie wer- (1980). Bei einer Auswertung der Fossilgemeinschaft den die Palaeobatrachiden noch zu den primitiven vom Fundort Dietrichberg bei Vacha werden auch Fröschen gestellt. Sie stammen von landlebenden erstmalig Froschreste der Gattungen Rana und Bufo Fröschen ab und haben sich bereits im Jura wie- beschrieben (M. Böhme 1993). 1996 werden durch der an ein Leben im Wasser angepasst. Im See von Hans-Volker Karl einige Skelettfragmente aus den Sieblos, welcher bereits durch regionale Auslaugung Papierschiefern des Dietrichsbergmaar zu den Pa- der Rötschichten im Ober-Eozän entstand, fanden laeobatrachiden gestellt. Eine detaillierte Beschrei- diese Frösche optimale Lebensbedingungen vor. Ver- bung der bereits 1993 erwähnen Funde erfolgte 2001 gleichbare Funde sind aus den eozänen Ablagerun-

145 Tertiär

gen des Geiseltals und der Grube Messel bekannt. Ranidae (Echte Frösche) Auch in den Gewässern der miozänen Braunkohlen- sümpfe der Rhön müssen auf Grund einer Vielzahl Die Familie der Echten Frösche wird durch die von Froschfunden der Gattung Palaeobatrachus zeit- Gruppe der Braunfrösche (Rana) vertreten und hier weise optimale Lebensumstände für diese Frosch- speziell durch den Grasfrosch Rana temporaria fos- arten geherrscht haben. sil belegt. Das häufige Auftreten fossilerRana -Reste Der Maarsee bei Klings wurde von den Tieren als in den pliozänen Füllsedimenten des Erdfallsees von Laichgewässer genutzt, was durch fossile Kaulquap- Kaltensundheim deutet darauf hin, dass der See zum pen (Abb. 151) verschiedener Entwicklungsstadi- unmittelbaren Lebensraum dieser Art gehörte. Mög- en belegt wird. Der Nachweis von Ostracoden und licherweise stammen die fossilen Reste von Individu- Crustaceen ist ein weiterer Beleg für die hohe Was- en, die Ruhephasen im Schlamm des Gewässergrun- serqualität des Maarsees. Der Maarsee weist ähn- des verbrachten und dabei umkamen (Winterruhe? liche Lebensbedingungen auf, wie sie von der obe- G. Böhme 2002). roligozänen Fossillagerstätte Rott bei Hennef am Siebengebirge an einem subtropischen See beschrie- Aus den miozänen Papierschiefern (Dysodil) des ben werden. Dietrichsbergmaar sind die ältesten Vertreter dieser Art bekannt. Der Erhaltungszustand des fossilen Pelobatidae (Krötenfrösche) Belegmaterials macht aber eine eindeutige Zuord- nung nicht möglich, so dass die Rana-ähnliche Art Diese Familie wird durch Kaulquappen der Gattung aus dem Maarsee des Dietrichsberg als Rana cf. tem- Eopelobates aus den Ablagerungen von Sieblos belegt. poraria bestimmt wurde (M. Böhme 2001). Obwohl Die Tiere lebten auf dem Land und suchten lediglich die Ablagerungen des Dietrichsbergmaar mit den den See zur Laichzeit auf. Aus dieser Familie leiten Ablagerungen von Kaltennordheim und dem Klings- sich die heute einheimischen Knoblauchkröten ab. maar etwa gleichaltrig sind (Unter-Miozän), weisen Im Wesentlichen werden die Krötenfrösche nur als sie völlig unterschiedliche Lebensumstände auf. Der eine Übergangsform angesehen. auffällig niedrige Anteil fossiler Froschfunde in den Die Anwesenheit von Eopelobates in den miozänen Papierschiefern vom Dietrichsberg lässt auf die ex- Braunkohlebecken von Kaltennordheim wird durch tremen Lebensbedingungen, die in diesem Maarsee einen bestimmten Knochenrest belegt (M. Böhme geherrscht haben, schließen. 1993).

Bufonidae (Echte Kröten)

Echte Kröten werden in der Rhön erstmalig aus den Sedimenten des pliozänen Erdfall von Kaltensund- heim bekannt. In den lichten Wäldern und dem Offenland um den Erdfallsee lebten neben unserer einheimischen Erdkröte auch eine großwüchsige Erdkröte Bufo bufo sp. sowie eine noch unbekannte Krötenart. Nur zur Fortpflanzungszeit suchten diese Kröten den Erdfallsee auf.

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Abb. 148: Stratigraphische Übersicht der Tertiärgliederung der Rhön (Grafik: F. Gümbel)

147 Tertiär

Abb. 149: Ausschnitt aus Tafel V und VII nach W. Wolterstorff (1886/1887)

148 Tertiär

Erläuterungen zu Abb. 149: „Historische Tafeln“ aus der Arbeit von W. Wolterstorff (1886/1887) Tafel VII. über fossile Frösche, mit Abbildungen von Funden aus Kaltennordheim und Sieblos. Fig. 1 P alaeobatrachus gracilis v. Meyer (Mus. Würzburg) Ta f e l V. FO. Sieblos (Original heute im Paläonto- Palaeobatrachus fritschii logischen Institut Würzburg) W. Wolterstorff (alles Funde von Kaltennordheim) Fig. 2 Palaeobatrachus sandbergeri Wolterstorff (Mus. Würzburg) Fig. 1 Exemplar Nr. 1 (Mus. Halle) FO. Sieblos

Fig. 2 Exemplar Nr. 2 (Mus. Halle) Fig. 4 Palaeobatrachus bohemicus Fig. 1. u. 2. ziemlich vollständige v. Meyer (Mus. Halle) Exemplare. (kein Fund aus der Rhön; FO. Markersdorf) Fig. 3 Exemplar Nr. 3 (Mus. Halle) Fig. 6 Larve von Palaeobatrachus sp. Fig. 4 Exemplar Nr. 4 (Mus. Halle) (Mus. Halle) (Nr. 1 ... Nr. 19 sind in der Arbeit von FO. alte Halden der Grube Wolterstorff unter diesen Carl-August Kaltennordheim Nr. beschrieben) Fig. 7, 8 L arven von Palaeobatrachus sp. Fig. 5 Reste eines jungen Tiers, Nr. 11 Keilbein. (Mus. Halle) (Mus. Halle) FO. alte Halden der Grube Carl-August Kaltennordheim Fig. 6. Frontoparietale von unten gesehen. Nr. 19 (Mus. d. Naturwiss. Vereins Magdeburg)

149 Tertiär

Abb. 150: Maßstab ca. 1:1

150 Tertiär

Erläuterungen zu Abb. 150: „Historische Zeichnungen zu den wissenschaftlichen Bearbeitungen.“

Fig. 1. R ana cf. temporaria (Linnaeus) Fig. 4. Larve von Palaeobatrachus fritschii M. Böhme 2001 Wolterstorff (ACTA PLAEONTOLOGICA POLO- (Wolterstorff 1887 Teil I, Taf. IV, NICA, Vol. 46, No. 1, p. 121, Fig. 1) Fig. 1 a. untere Platte, b. obere Platte) Der Fund stammt aus dem Papierschie- Erste von Kaltennordheim beschriebene fer (Algenlaminite o. a. Dysodil) vom fossile Froschlarve (Kaulquappe). Späte- Dietrichsberg bei Vacha (Nordrhön) und re Aufbewahrung im Mineralogischen befindet sich heute, als Leihgabe aus der Museum Halle. Sammlung L. Haldenwang/Radebeul, im Naturhistorischen Museum Schloss Fig. 5. Palaeobatrachus fritschii Wolterstorff Bertholdsburg in Schleusingen. (Wolterstorff1886 Teil I, Taf. II, Fig. 8 a. untere Platte, b. obere Platte) Fig. 2. Palaeobatrachus gigas Meyer Der Fund wurde durch den damaligen (Palaeontographica, Bd. VII, Taf. Obersteiger Schurig, im März 1885, XXII, Fig. 8) Älteste Beschreibung eines in Kaltennordheim gemacht. Das Se- fossilen Froschrestes aus der Braun- diment, in dem sich die Knochenreste kohlengrube von Kaltennordheim. Das befanden, wurde w. f. beschrieben: Fundstück befand sich bereits 1852 in „Ein eigentümliches mergliges Gestein der Sammlung des Mineralogischen von bläulich-grüner Färbung, das unge- Museums zu Jena. schichtet ist und Muschelkalkbrocken, Landschnecken und Reste von Säuge­ Fig. 3. Palaeobatrachus gracilis tieren, doch in verschiedenen Verhältnis- Meyer 1857 (Palaeontographica, sen, führt.“ Spätere Aufbewahrung im Bd. VII, Taf. XX, Fig. 11) Mineralogischen Museum Halle. Der Fund stammt aus der Sammlung E. Hassenkamp/Weyers und wurde später Bemerkung: Die kleine Nummerierung wie Fig. 1b. im Museum der Universität Marburg oder 11. entspricht den original Tafeln. aufbewahrt. Gegenplatte zur Fig. 1 auf Der Maßstab entspricht ca. der Original- Taf. VII bei W. Wolterstorff 1887. größe.

151 Tertiär

Abb. 151: 1a), 1b), 3) Maßstab 5 mm und 2), 4), 5) Maßstab 10 mm (Fotos: F. Gümbel)

152 Tertiär

Erläuterungen zu Abb. 151: „Neufunde aus der thüringischen Rhön.“

Erste Beurteilungen der Fossilien erbrachte eine Fig. 1. F ast vollständiges Exemplar mit Haut- vage Zuordnung zu den Palaeobatrachiden (Pala- schattenerhaltung der ehemaligen eobatrachus sp.). Eine genaue Bearbeitung ist noch Weichteile. 1a Platte und 1b Gegen- nicht erfolgt. Das Material befindet sich in der platte. Der Skelettrest ist nur noch als Sammlung Frank Gümbel in Neidhartshausen. Der Abdruck erhalten. eingezeichnete Maßstab entspricht auf allen Abbil- dungen 5 mm. Die Funde 1 bis 3 und 5 stammen Fig. 2. T eile einer Hinterextremität. aus der Brekzie des Altvaters im Basaltsteinbruch zwischen Diedorf und Klings.* Die helle Färbung Fig. 3. Rest eines Schädels. (beige bis hellbraun) des dysodilen Sediments ist wohl auf die spätere Frittung zurückzuführen. Fig. 4. Gut erhaltener Rest eines Keilbeines. W. Wolterstorff beschreibt bereits Der Fund 4 stammt aus dem Haldenmaterial von 1887 zwei Funde von Kaltennnordheim Kaltennordheim (Boxküppel). (siehe Abb. 149, Taf. VII, Fig. 7 u. 8). Der Neufund ist in einem schwarzen pa- * Dieses Fossilmaterial befindet sich heute in der pierschieferartigen Sediment eingebettet. Sammlung des Naturhistorischen Museum Schloss Bertholdsburg in Schleusingen (siehe Kapitel 2.4 Fig. 5 Gut erhaltene Kaulquappe (Larve) mit Seite 103). sichtbaren Hautschatten. Ein Teil des Fossils ist noch mit einer dünnen Sedi- mentschicht bedeckt. Original 2,5 cm lang.

153 Tertiär

2.8 Die Fossilfunde von Kaltensundheim Paläontologische Fundstellen im Biosphärenreservat Rhön (Teil 1) Gunter Braniek, Kromsdorf

Im Ostteil der Hohen Rhön gelegen, birgt die Land- heim besondere Bedeutung beikam. Bekannte Wis- schaft um Kaltensundheim einige bemerkenswerte senschaftler wie der Berliner Säugetierpaläontologe geologische und paläontologische Schätze. Neben meh- Wilhelm Otto ­Dietrich eilten zur Fundstelle, um die reren interessanten Aufschlüssen im Unteren Muschel- einmalige Fundbergung mitzuerleben. Erstmals be- kalk und den miozänen Basalten der Bergkuppen hat vor stand die Möglichkeit, durch exakte Dokumentation allem die Aufdeckung der Fundstelle tertiärer Wirbeltie- bisher nicht Bekanntes über Skelettaufbau und Le- re im Tal des Lottebachs den Ort Kaltensundheim welt- bensweise dieser jungtertiären Mastodonten zu erfor- weit bekannt gemacht. schen. Die Mastodonten sind nahe Verwandte der Elefanten, unterscheiden sich aber von diesen u. a. Nichts deutete auf die spätere Sensation hin, als im durch ihren primitiveren Schädel- und Zahnbau. Zu- Dezember 1957 die Arbeiter Schmidt und Nass sätzlich zu den oberen Stoßzähnen besaßen die meis- beim Ausschachten eines Wasserleitungsgrabens zwi- ten Mastodon-Arten bis auf wenige Ausnahmen zu- schen dem Dorf und der Lottenmühle in nur 0,7 m sätzlich noch zwei kleine Stoßzähne im Unterkiefer. Tiefe die ersten Backenzähne (Molaren) vorzeitlicher Leider wurde der Schädel während der Bergung zer- Tiere entdeckten. Zuerst für Zähne eiszeitlicher Ele- stört. Die übrigen Skelettteile konnten erst nach einer fanten gehalten, gelangten die Funde in das ehemalige mühevollen Präparation in dem von Dr. Minna Lang Naturkundemuseum nach Meiningen. Die Fundstelle mit Funden aus Sülzfeld und Jüchsen begründeten wurde gesichert und bereits im April 1958 begannen „Mastodontensaal“ des Meiniger Museums ausgestellt Mitarbeiter des Museums, unterstützt durch Präpara- werden. Eine geplante Aufstellung des rekonstruierten toren des Geiseltalmuseums Halle, Schüler aus Mei- Skeletts aber kam nie zustande. Nach Auflösung der ningen, Kaltennordheim und Kaltensundheim sowie naturkundlichen Abteilung der Meininger Museen ortsansässige Landwirte mit systematischen Grabun- gelangte das Material nach Schleusingen ins Magazin gen bis in eine Tiefe von über 2 m (Schaarschmidt des Naturhistorischen Museums Schloss Bertholds- 1958). burg. Nach einer inzwischen d­ ringend notwendig ge- wordenen Neupräparation werden die Stücke ab 2001 Zu Tage kamen dabei Fossilien, deren Bedeutung für Teil der dortigen neu konzipierten Dauerausstellung den Fortschritt der Wirbeltierpaläontologie geradezu sein. sensationell waren und es auch heute noch sind. Neben Die Funde der Grabungen von 1958 und 1963 wurden dem kompletten Skelett eines spättertiären Hirsches durch die Ergebnisse der Forschungsgrabung des ehe- (im Zuge einer Nachgrabung durch das Museum Mei- maligen Instituts für Quartärpaläontologie Weimar ningen gelang später noch ein weiterer Fund dieser Art (jetzt ein Bereich des Forschungsinstituts Sencken- – Böhme 1963), Resten von Fischen, Amphibien und berg Frankfurt/Main) unter der Leitung von Dr. Dr. einer ausgestorbenen Hasenart (Hypolagus) konnte Hans-Dietrich Kahlke zwischen 1976 und 1978 das zu diesem Zeitpunkt weltweit vollständigste Ske- noch übertroffen: rund 25 m östlich der alten Gra- lett eines jungtertiären Mastodonten der Art Mammut bungsstellen konnte ein fast vollständiges Skelett eines borsoni geborgen werden. Frühere Funde aus Russland weiteren erwachsenen Mastodonten geborgen werden. und Frankreich waren inzwischen verloren gegangen Diesmal blieben auch der Schädel und die oberen oder sind in der Vergangenheit nur ungenügend be- Stoßzähne erhalten (Kahlke 1978, Kahlke & Uk- schrieben worden, so dass dem Fund von Kaltensund- rainzeva 1986).

154 Tertiär

Abb. 152: Herr G. Böhme stellte das präparierte Ske- lett im Meininger ­Museum auf. Foto: F.W. Seifert)

Abb. 153: Wie diese Rekonstruktion des engen nordamerikanischen Verwandten Mammut americanum mögen die Mastodonten von Kaltensundheim ausgesehen haben; ihre Schulterhöhe lag zwischen 3,0 m und 3,5 m, die Körperlänge betrug etwa 5,0 m!

155 Tertiär

Insgesamt wies das Skelett einen besseren Zusam- Sicher birgt die Doline von Kaltensundheim noch menhalt seiner einzelnen Teile auf und vereinfachte manches Geheimnis, doch weitere neue Grabungen durch seinen relativ ­guten Erhaltungszustand die Prä- sind vorerst zu kostspielig. Umfangreiche Schachtar- paration. Das Skelettmaterial ist heute wertvoller beiten im Zuge des Baues des Abwassersammlers zur ­Bestand­teil der bedeutenden Weimarer Sammlun- Kläranlage Kaltennordheim, die nahe der früheren gen von Resten pliopleistozäner Wirbeltiere Thürin- Grabungen vorgenommen wurden, brachten 1994 lei- gens. Damit hat allein die Fundstelle Kaltensundheim der keine neuen Befunde. innerhalb der letzten 40 Jahre die bisher weltweit besten Fossilnachweise der oberpliozänen Mastodon-Art Somit bleiben die monographische Bearbeitung und Mammut borsoni geliefert. Erst im Juli 1998 wurden Beschreibung der vorliegenden Funde, sowie ihre Kon- in Milia in Westgriechenland wieder ähnlich gut er- servierung die wichtigsten Aufgaben der thüringi- haltene und reichhaltige Skelettreste von Mammut schen Wissenschaftler und Präparatoren. borsoni geborgen. Literatur Wie kam es zur Entstehung der Fundstelle und zum Erhalt der Skelette? Im oberen Pliozän (der jüngsten Böhme, G. (1963): Über den Skelettfund eines Plio- Stufe des Tertiärs) vor etwa 2,6 bis 2,8 Mio. Jahren cerviden aus dem Pliozän von Kaltensundheim/Rhön. befand sich im heutigen Lottetal ein Flachmuldental, – Paläont. Abh. I (4): 353 – 372, Berlin. welches von einem Bach durchflossen wurde. Durch Auslaugung von Gipsen des Oberen Buntsandsteins Böhme, G. (1992): Pliozäne Erdfallbildungen in der im Untergrund und Nachbrechen der Gesteine des östlichen Vorderrhön und ihre Bedeutung für die Unteren Muschelkalkes bildete sich in der Talaue ein Morphogenese des Gebietes. – Zt. f. Geol. Wiss. 20 nahezu kreisrunder Erdfall von beträchtlicher Tiefe (5/6): 447 – 454, Berlin. mit einem Durchmesser zwischen 100 bis 120 m. Rasch füllte sich die Senke mit Regen- und Bachwäs- Kahlke, H.-D. (1978): Das Mastodon-Skelett von sern. Durch Eintrag von tonigen Sedimenten in diese Kaltensundheim. – Das Volk, Beil. Nr. 11 vom sogenannten „Doline“ bildete sich in der abflusslosen 13.1.1978, S. 4, Erfurt. Senke eine Faulschlammfüllung, was dann zur voll- ständigen Verlandung des Erdfalles führte. Durch die Kahlke, H.-D. & Ukrainzeva, V. V. (1986): Posd- eiszeitliche Taleintiefung sind etwa 10 bis 15 m der nepliocennovaja flora, rastitel’nost’ i fauna juga Tjurin- Dolinenfüllung randlich abgetragen worden (Böhme gii (Okrug Sul’, GDR) (Spätpliozäne Flora, Vegetation 1992). In dem ehemaligen Gewässer lebten Fische und und Fauna im Süden Thüringens (Bezirk Suhl, DDR). Amphibien, und viele Tiere der oberpliozänen lichten – Botan. Zurnal 71 (1): 16 – 22, Taf. I – IV, Lenin- Laub- und Nadelwälder kamen hierher zur Tränke. grad. Da der Rand der Doline instabil war, rutschten beim Trinken mehrfach verschiedene Tiere hinein, ohne Schaarschmidt, F. (1958): Fund eines Mastodon in sich wieder retten zu können. So kam es zur Einlage- der Rhön. – Neue Museumskd. 1: 290 – 292, Leipzig. rung der Hirsch- und Mastodonkadaver in die Sedi- mente des Erdfalles. Während die Hirsche auf der Seite liegend am Dolinenrand gefunden wurden, ruh- ten die Mastodonten, verursacht durch das hohe Ge- wicht des Schädels mit den Stoßzähnen, auf dem Rü- cken. Durch ausreichende Kalkzufuhr aus den umge- benden Gesteinen überstanden die Skelette der Tiere die lange Zeit bis zu ihrer Entdeckung.

156 Tertiär

2.8.e Arvernensiszeit (borsoni-Formation) – Zeit der Mastodonten

chen Familien der urzeitlichen Rüsseltiere, lebten also als gleichrangige Großsäugerarten nebeneinan- der und bevorzugten noch ein wärmeres Klima. Aus dem Befund der Fossillagerstätte Ostheim (einer re- präsentativen Schnittstelle zwischen dem endenden Tertiär und dem beginnenden Quartär [Eiszeitalter]) ist erkennbar, dass das Mammut borsoni neben Anan- cus arvernensis nur noch geringfügig auftritt. Näheres zur Plio-Pleistozänen Fossillagerstätte Ostheim wird im nachfolgenden Kapitel geschildert, welches auch Informationen zu den östlichen Mastodonfundstel- Abb. 154: Schematischer Schnitt durch den Erdfallsee len enthält. Im Folgenden dieser Berichterstattung geht es um Die in der Rhön erhalten gebliebenen Ablagerungen Ergänzungen zur Fossillagerstätte Kaltensundheim des Pliozäns (v. a. fluviatile Sedimentfüllungen in und um die Mastondon-Fossilien von Fulda. subrosionsbedingten Erdsenken, Abb. 154) werden aufgrund ihrer Fossilführung ins Oberpliozän da- Fossillagerstätte Kaltensundheim tiert und sind nach der markanten Fossillagerstätte in Ostheim (siehe Kap. 2.9) als Ostheim-Formation Der fossile Erdfall von Kaltensundheim (Abb. 155) definiert Martini( 2011). ist nicht nur eine Fossilfundstelle, sondern eine ein- Wegen den häufig darin gefundenen Belegen für malige und bekannte Fossillagerstätte mit hohem Anancus arvernensis und Tapirus arvernensis wird wissenschaftlichem Stellenwert. Mit einer Berichter- diese Zeitepoche am Ende des Tertiärs auch als „Ar- stattung zu dieser Lokalität begann die Artikelserie vernensiszeit“ bezeichnet (Rutte 1974). „Paläontologische Fundstellen im Biosphärenreservat Rhön“ in den „Mitteilungen aus dem Biosphärenre- Es ist die Zeit der Mastodonten, riesiger Urelefanten, servat Rhön“. Der erste Beitrag unter dem Titel „Die die damals auch das Gebiet der Rhön besiedelten. Fossilfunde von Kaltensundheim“ welcher durch Neben Anancus arvernensis ist noch das Mastodon den Geologen und Paläontologen Gunter Braniek Mammut borsoni aus der Rhön bekannt. Beide Arten (Kromsdorf) erstellt wurde, ist 2001 im Heft 6 der der tertiären Urelefanten gehören zu unterschiedli- „Mitteilungen …“ erschienen. Im vorherigen Kapitel

Abb. 155: Landschaftsre- konstruktion des Erdfallsees (Naturhistorisches Museum Schloss Bertholdsburg Schleu- singen)

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Abb. 156: Ausstellungen zum Erdfallsee von Kaltensundheim: a) Dorfmuseum Kaltensundheim, c) u. d) Naturhistorisches Museum Schloss Bertholdsburg Schleusingen

ist dieser Artikel in unveränderter Form wiedergege- dem Titel „Fossile Froschfunde aus der Rhön“, der ben. auch Hinweise zu den fossilen Froschresten von Erst fünf Jahre später wurde diese Berichterstattung Kaltensundheim enthält. Das Jahr 2006 wie auch zur Erdgeschichte der Rhön in der Publikationsrei- das Heft 12 stand ganz unter dem Motto der Mas- he der „Mitteilungen …“ durch den Autor wieder todonfundstelle Kaltensundheim (Abb. 156) und im aufgenommen und fortgesetzt (eine Dokumentation Dezember 2006 wurde im Dorfmuseum von Kalten- zu Fossilien und Fossillagerstätten, die er seither bis sundheim die Mastodon-Ausstellung eröffnet. Der zur Erstellung dieser Monografie konsequent weiter- Autor lernte dabei auch den Paläontologen Gottfried führte). Böhme persönlich kennen, der für die wissenschaftli- che Erkundung und Erforschung des fossilen Erdfalls 2007 folgte im Heft 12 der „Mitteilungen …“ der bei Kaltensundheim wertvolle Arbeit geleistet hat. zweite Teil der Paläontologische Fundstellen, mit Wissenschaftliche Grabungen (Abb. 157) erfolgten

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Abb. 157: Wissenschaftliche Grabungen in Kaltensundheim: a) u. b) Grabungen des Instituts für Quartärpaläon- tologie Weimar, 1977, c) Mammut borsoni (Zeichnung: F. Gümbel), d) Rekonstruierter Unterkiefer des Masto- donfundes von 1958, e) Grabung 1958, freigelegtes Mastodon-Skelett (Fotos: Gottfried Böhme), f) Fundplan der Grabung 1958 nach G. Böhme (farbig markierte Knochen sind als Duplikate in der Ausstellung Kaltensund- heim zu sehn)

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in den Jahren: 1958 unter Leitung von F. Schaar- Kleinsäugetiere schmidt, Museum Meiningen, 1962–1968 durch G. Hasenartige (Hypolagus sp.) Böhme, Museum Meiningen und 1976–1978 unter Leitung von H.-D. Kahlke, Weimar (Böhme 2007). Paläobotanische Untersuchungen erfolgten durch Über den fossilen Inhalt wissen wir heute folgendes: H.-D. Kahlke & Ukraintseva (1986), Mai & Die Grabungen haben zwei zum Teil vollständige Walther (1988), Krutsch (1988) und Gümbel & Skelette des Mastodon Mammut (Zygolophodon) Mai (2004). Die erhaltenen Pflanzenreste (Samen, borsoni (Schaarschmidt 1958, Böhme 1992, Früchte, Hölzer und Pollen) geben Auskunft zu den R.-D. Kahlke 1995, 1997) und das Skelett eines Wasser- und Sumpfpflanzen am Seeufer sowie den Hirschkälbchens der ausgestorbenen Hirsch-Gat- Aufbau der Waldpflanzengesellschaft in der Umge- tung Eucladoceros (Böhme 1963) hervorgebracht. bung des Sees. Vertreter der Waldgesellschaft (be- Wegen des schlechten Zustandes der durch die Ver- legt durch Früchte und Samen) sind u. a. Sumpfzy- witterung bereits sehr stark zersetzten Knochen war presse (Taxodium dubium), Korkbaum (Phellodendron eine Bergung bzw. Erhaltung aller Skelettteile leider elegans), Stechpalme (Ilex aquifolium), Birke (Betula nicht möglich. cholmechensis) Fichten (Picea abies u. Picea rotunde- Die fossilen Großsäugerreste sowie weiteres Fossil­ squamosa), Schlehdorn (Prunus spinosa), Hainbuche material befinden sich heute in den Sammlungsar- (Carpinus miocenica), Haselstrauch (Corylus avellana) chiven der Quartärpaläontologie in Weimar und des und Kiwi (Actinidia faveolata). Naturhistorischen Museums Schloss Bertholdsburg Nach der Überarbeitung der alten Sammlungsbe- in Schleusingen. An letzterem Standort sind auch stände sind heute aus karpologischer Sicht für Kal- die Skelettfunde der mastodonten Urelefanten und tensundheim 70 Pflanzenarten bekannt Gümbel( des juvenilen Hirsches Teil der Dauerausstellung & Mai 2004). (Abb. 156). Neben den bereits geschilderten fossilen Großsäu- Forschungsergebnisse zu Erdfallbildungen und gerresten wurden weiterhin folgende tierischen Fos- Morphogenese (der im geologischen Sinne reliefbil- silien identifiziert (u. a. Böhme 1992, 2002, 2007): denden Vorgänge) im Gebiet von Kaltensundheim (Böhme 1992) belegen, dass die Landschaftsform Weichtiere in der Arvernensiszeit mit ihren Tälern und Höhen Schnecken und Muscheln im wesentlichen schon so ausgeprägt war, wie wir sie heute in der Rhön noch vorfinden, nur dass sich Fau- Krebse na, Flora und Klima wieder stark verändert haben. Muschelkrebse (Ostracoden) borsoni-Formation Fische Hecht (Esox lucius) Auffällig ist, dass aus den Ablagerungen des fossilen Barsch (Perca fluvitilis) Erdfalls von Kaltensundheim bislang nur die Mast- Plötze (Rutilus rutilus) odon-Art Mammut (Zygolophodon) borsoni Gromov Rotfeder (Scardinius erythrophthalmus) et al. 1978 (Böhme 1992) bekannt ist, welche zu- Schleie (cf. Tinca) dem noch Stoßzähne im Unterkiefer aufweist und damit wohl zu den urtümlicheren Vertretern dieser Amphibien Gattung zählt. Grasfrosch (Rana temporaria) Erdkröte (Bufo bufo u. Bufo sp.) Biostratigraphisch sind diese Ablagerungen aus Erdkröte (Bufo sp. – ausgestorben Art) faunistischer wie botanischer Sicht gut zu datieren und als tieferes Oberpliozän (ca. 2,8 bis 2,6 Mio.

160 Tertiär

Abb. 158: Derzeit mögliche stratigraphische Abfolge der sedimentären bzw. fossilienführenden Tertiär-Ablagerungen der Rhön.

Jahre) einzustufen. Innerhalb der Arvernensiszeit Die Mastodon-Fossilien von Fulda (Oberpliozän) beinhaltet die Ostheim-Formation (Martini 2011) die jüngeren Schichtglieder (Abla- Auch zur Ausstellung „Die Rhön – Geschichte ei- gerungen von Ostheim, Sülzfeld, Jüchsen und Ful- ner Landschaft“, 2015 im Vonderau Museum Ful- da) und die borsoni-Formation die ältesten Ablage- da, waren die Mastodonten wieder ein Thema: rungen (Erdfallsee Kaltensundheim). Vom späten Pliozän bis zur beginnenden Eiszeit im Ansätze zur Definition der oberpliozänen Ablage- frühen Pleistozän, also vor ca. 2,6 bis 1,5 Millionen rungskomplexe der Rhön erfolgten bereits durch Jahren, lebten in der Rhön riesige Mastodonten. Diese Martini 1994 et al. (borsoni-Schichten). Als klar Urelefanten und Vorläufer der Mammuts, deren fossile definierte Borsoni-Formation wurde diese aber erst Reste in See- und Flussablagerungen erhalten blieben, durch Mai (2007) mitgeteilt. Damit kann die stra- erreichten eine Schulterhöhe von 3,50 bis 4 m und hat- tigraphische Gliederung der fossilienführenden, se- ten fast gerade Stoßzähne, die je nach Art eine Länge dimentären Tertiär-Ablagerungen der Rhön weiter bis zu 3 oder 4,50 m erreichen konnten. Aus dem regi- ergänzt werden (Abb. 158). onalen Raum Rhön und Rhön-Grabfeld sind zwei Gat-

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tungen der Mastodonten bekannt, wobei die ältere und Hand der Zähne bestimmte v. Meyer (1867) den größere mit der Art Mammut borsoni und eine jüngere Fund als Mastodon virgatidens (Abb. 159). Die Art mit der Art Anancus arvernensis vertreten war. Letz- wird später revidiert und dem Mastodon borsoni tere Großsäugerart ist namengebend für diesen Zeit- Hays zugeordnet (Vacek 1877, Speyer 1877). abschnitt der Erdgeschichte. Als Fundlokalitäten sind Neuere Funde aus dem Jahr 1871 wurden als Masto- Fulda seit 1865, Ostheim vor der Rhön seit 1870, Jüch- don arvernensis erkannt (Speyer 1877). Vonderau sen seit 1901, Sülzfeld seit 1949 und Kaltensundheim (1898) bemerkt, dass es sich bei dem ersten Fund um seit 1957 bekannt. ein Jungtier der Mastodonart handelt. 1904 hat man Die Funde aus Fulda sind nicht nur die regional ältes- weitere Mastodonreste in einer Tongrube, welche die ten, sie waren auch die ersten Nachweise der beiden ge- gleiche pliozäne Ablagerung aufschließt, gefunden nannten Mastodon-Arten in Deutschland. Die ersten (Vonderau 1909). Mastodontenzähne wurden beim Bau der Bahnstrecke Aus der gleichen Tongrube wird auch der Unterkie- Bebra–Fulda in der Nähe des heutigen Bahnhofs ent- fer eines Nashorns (Stephanorhinus etruscus) bekannt deckt und 1865 von Oscar Speyer (1827–1882) be- (Bücking 1916). Osborn (1936) stellt das erste kannt gemacht. Neben den Mastodonten-Fossilien fand Fundmaterial (Abb. 149), was durch v. Meyer (1867) man in Fulda auch Zähne des Nashorns Stephanorhi- bearbeitet wurde, nochmals zu Turicius virgatidens nus etruscus (Gümbel 2015). v. Meyer (einer wohl älteren bzw. Vorläuferart des Mammut borsoni). Speyer berichtete am 19. September 1865 auf der 40. Versammlung deutscher Naturforscher und Die Großsäugerfunde aus den pliozänen Ablagerun- Ärzte in Hannover über die Mastodon-Fossilien, gen von Fulda, die heute als Mammut borsoni, Anan- welche man im Sommer des gleichen Jahres in Fulda cus arvernensis und Stephanorhinus etruscus bezeich- gefunden hatte. Die betreffenden Fossilien umfassen: net werden, entsprechen der Mastodontenfauna von drei wohlerhaltene und mehrere zertrümmerte Backen- Ostheim, was zugleich eine Zuordnung der Ablage- zähne, zwei Stosszähne und eine Reihe von Kopf- und rungen in die Ostheim-Formation ermöglicht. Extremitäten-Knochen, … (Speyer 1866). Für einen der beiden fast geraden Stoßzähne gibt Speyer eine Länge von 5¼ Fuß (ca. 1,75 m) an. An

Abb. 159: Mastodon-Zähne von Fulda: a) Abbildung in Osborn 1936, b) Zahn eines juvenilen Mammut borsoni, (Slg. Vonderau-Museum Fulda)

162 Tertiär

2.9 Fossillagerstätte Ostheim Eine besondere Fundstelle von Mastodonten und Mammuts – Schnittstelle zwischen Tertiär und Quartär vor ca. 2,5 Millionen Jahren

Klimawandel – ein Thema, über das man heute die bereits im 17. und Anfang des 18. Jahrhunderts weltweit diskutiert, mit dem Bewusstsein, dass wir existierten, zeugen von der langen Existenz einer den Prozess der Klimaerwärmung noch beschleu- Sandgrube am Sulzweg. Die Grube war vermutlich nigen. Wir leben in einer Warmzeit, die vor etwa zeitweise Gemeindeeigentum der Stadt Ostheim 12.000 Jahren begann und mit einer allmählichen und wurde an verschiedene Betreiber verpachtet Klima­erwärmung gekoppelt ist, die zur Folge hat, (frdl. Mitt. W. Jahn, Ostheim). dass wir Menschen uns explosionsartig ausgebreitet haben. Nur wenige Grad Erhöhung der jährlichen Fossilfunde: Sensationen – Grabungen – Durchschnittstemperaturen werden künftig dras- Schicksale – Ausstellungen tische Veränderungen unseres Lebensraumes mit sich bringen. Um 1870 bemerkte der Grubenbetreiber Chr. Klee Klimawandel ist aber kein neumodisches Phäno- Fossilien in den Ablagerungen. Diese Funde blie- men, sondern gehört zu den natürlichen Abläufen ben nicht die einzigen. In den folgenden Jahren in der Erdgeschichte, die wiederum zur Folge hat- wurden immer wieder Fossilien zu Tage gefördert. ten, dass Tierarten verschwanden oder ausstarben. Das anfängliche Fundmaterial, soweit es erhalten So hat der Wechsel von Warm- zu Kaltzeiten oder blieb, gelangte in den Besitz interessierter Privat- umgekehrt von Kalt- zu Warmzeiten zum Unter- personen, was dazu führte, dass in dieser Zeit keine gang von Arten, u. a. der Mastodonten und Mam- wissenschaft­lichen Dokumentationen zu beson- muts, geführt. Funde aus einer Fossillagerstätte bei deren Funden oder über die Lagerstätte selbst er- Ostheim vor der Rhön (Lkr. Rhön-Grabfeld) deu- folgten. Erst Anfang des 20. Jahrhundert rückte die ten auf einen solchen Klimawandel an der Schnitt- stelle zwischen Tertiär und Quartär vor rund 2,5 Millionen Jahren hin.

Etwa einen Kilometer nordöstlich des Ortsrandes der Stadt Ostheim passiert man auf der Straße in Richtung (Sulzweg) die ehemaligen Ost- heimer Sandgruben. Vom einstigen Aufschluss, der hier zwischen der Straße und dem Bachlauf der Sulz lag, ist heute nichts mehr zu sehen. Der Sandabbau kam in den 1950er Jahren zum Erliegen. Die große Grube (Abb. 160) östlich der Straße ent- wickelte sich zur Müllkippe und später wurde sie als Bauschutt- und Erddeponie genutzt. Bis etwa 1990 war sie gänzlich verfüllt. Seitdem unterliegt das Ge- lände der Renaturierung. Die Sandgrube westlich der Straße ist renaturiert und seit Jahren Schieß- platz des Ostheimer Schützenvereins. Flurnamen „über der sant grube“ und „unter der Sandgruben“, Abb. 160: Sandgrube Ostheim (nach Marquart 1937)

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Abb. 161: Landschaftsrekonstruktion zur Arvernensiszeit (Anancus arvernensis Herde links und Mammut borsoni rechts im Bild), Ausstellung Museum Kaltensundheim (Panoramabild: M. H. Kroniger/BR 2006)

Lokalität bei Ostheim in den Fokus der Wissen- mente eines Mammutbackenzahns, die er dem Mu- schaft. Im Sommer 1901 untersuchte der Geolo- seum der Preußischen Geologischen Landesanstalt ge Max Blanckenhorn im Auftrag der Preußischen in Berlin übergab. Letzterer Backenzahnrest konn- Geologischen Landesanstalt Berlin das Gebiet von te dem Steppenmammut Mammuthus trogontherii Ostheim und erkannte den Wert der Fossilien, die (Elephas trogontherii, Abb. 163) zugeordnet werden für die Stratigraphie der dortigen Ablagerungen von (Blanckenhorn 1902). großer Bedeutung waren. Er beschrieb die geologi- sche Situation und machte die Sandgrube als ober- Damit konnte Blanckenhorn die beiden Schicht- pliozäne Fossilfundstelle mit Mastodon arvernensis komplexe der Ostheimer Sandgrube, die diskordant (Abb. 161) bekannt (Blanckenhorn 1901, 1902). übereinander lagern, auf Grund dieser markanten

Bei seinen Nachforschungen zu den fossilen Resten stieß er auf Bezeich- nungen wie „vollständiges Gebiss“, „Elefantenstoßzahn“, „Hirschge- weih“, „Schweinsklaue“, „Knochen“ und „versteinerte Schildkröten“. Bei den zwei zuletzt genannten Fossili- en handelt es sich um röhrenförmige und ellipsoide Hohlkörper, die auf Inkrustation von Holzreste zurück- zuführen sind. Ursprünglich ver- festigten sich Sand und Kies durch Brauneisen als Krusten um die Höl- zer, die im Laufe der Zeit zerfielen, so dass nur die Hohlkörper mit Holzabdrücken heute die eigentli- chen Fossilien bilden (Abb. 162).

Blanckenhorn besuchte 1902 noch zweimal Ostheim und erwarb vom damaligen Betreiber der Sandgrube, Benkert, drei gut erhaltene Zähne Abb. 162: Holzabdrücke in Eisensandstein (Slg. Walter Baumann, von Mastodon arvernensis und Frag- Bad Neustadt; Foto: F. Gümbel)

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Zwischen 1932 und 1935 bekam L. Hirsch, der in dieser Zeit das Tertiär der Rhön untersuchte, vom Grubenbetreiber Otto Schulz mehrere Bruchstü- cke von Backenzähnen. Darunter eine vollständige Schmelzkappe von einem Backenzahn des Masto- donten Mammut borsoni (Abb. 165) und einen Zahn- rest, der später durch den Paläontologen F. Heller in Heidelberg den Nashörnern zugeordnet wurde (Hirsch 1937).

Im Frühjahr 1936 entdeckte der Grubenbetreiber Schulz in dem pleistozänen Grobschotter der süd- östlichen Grubenwand einen großen herausragenden Knochen. Die zu Tage tretenden Fossilien erkannte der Meininger Studienrat und Bodendenkmalpfle- ger E. Maquardt als Skelettreste eines Mammuts. Marquardt meldete den Fund an Hugo Rühle von Lilienstern (Arzt und Paläontologe aus Bedheim), unter dessen Leitung die Skelettreste des Mammuts im Juli 1936 ausgegraben wurden (Abb. 166). Abb. 163: Mammuthus trogontherii (Gemälde: Zdeněk Burian) Zehn Tage Dauerregen sowie der schlechte Erhaltungs- zustand der Knochen erwiesen sich als großes Problem Fossilfunde zeitlich gut gliedern. Der tiefere Schicht- bei der Bergung. Bergungs- und Präparationsmetho- komplex mit Zähnen von Mastodonten konnte ins den waren damals für solche empfindlichen Fossil­ Oberpliozän (Tertiär) gestellt werden und der obere funde noch nicht ausgereift, was das spätere Schicksal Schichtkomplex durch den Nachweis des Steppen- des Fundes schon vorprogrammierte. Der Fund wurde mammuts (Mammuthus trogontherii) ins Pleistozän nach Bedheim gebracht und später dort in Rühle von (Quartär, Eiszeitalter; Abb. 164). Liliensterns Museum ausgestellt (Abb. 167).

Abb. 164: Eiszeitszenario – Pleistozänlandschaft im Norden von Spanien mit Wollhaarmammuts, Wildpferden, Wollhaarnashorn und erlegtem Rentier durch Höhlenlöwen (Illustration: Mauricio Anton)

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Abb. 165: Backenzahn von Mammut borsoni (Foto: K.-P. Kelber, Würzburg)

1969 erlaubte man seiner Witwe, in die BRD auszu- bestimmt wurde (Rühle von Lilienstern 1938). reisen, das Museum in Bedheim wurde aufgelöst und Der Fund kam damals in die prähistorische Samm- die Sammlung kam in das Naturkundemuseum nach lung nach Meiningen und befindet sich heute im Na- Berlin. Die Mammutknochen wurden auf Grund turhistorischen Museum Schloss Bertholdsburg in des sehr schlechten Allgemeinzustandes verworfen Schleusingen. (Kahlke 1997), so dass sie wohl letztlich entsorgt Der Grabungsbericht zur Bergung dieses Mammuts wurden. Im Naturkundemuseum Berlin befinden (Rühle von Lilienstern 1938) gibt auch Hinweise sich heute noch 4 Molaren (Schmelzkappenreste) über die Fossilien aus den Sanden der tieferen plio- von Anancus arvernensis (Abb. 168) und die 11 Zäh- zänen Ablagerungen. So erwähnte er in seiner Pu- ne von Tapirus arvernensis (frdl. Mitt. Dr. G. Böhme, blikation neben Zähnen von Mastodon arvernensis Berlin; Abb. 169). ein fast vollständiges Unterkiefergebiss eines Tapirs (Tapirus priscus), Zähne eines Nashorns (Rhinoceros Blanckenhorns Fundmaterial, welches nach Berlin in antiquitatis), Holzteile und Zapfen von Nadelhöl- die Sammlung der Preußischen Geologischen Lan- zern. Von Minna Lang (1955) werden die Funde, desanstalt gelangt war, ist den Bombenschäden des die Rühle von Lilienstern in den pliozänen Sanden 2. Weltkrieg zum Opfer gefallen. machte, präziser und mit korrigierter Bestimmung Marquardt fand 1936 noch die Reste eines größe- angegeben: fünf wenig gut erhaltene Backenzähne ren Knochens, der als Schienbein von Elaphas pri- der Gattung Anancus arvernensis, eine fast vollstän- migenius (Mammuthus primigenius, (Kahlke 1997) dige Zahnreihe des Tapirus-Unterkiefers und Zähne

Abb. 166: Ausgrabung 1936 (nach Rühle von Abb. 167: Skelettreste des Mammuts, Ausstellung im Lilienstern 1938) Museum Bedheim 1938 (Foto: Meffert)

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Abb. 168: Backenzähne von Anancus arvernensis (Schmelzkappen von M1 Molaren, Blick auf die stark abge- kauten Kauflächen), Sammlungen des Museums für Naturkunde Berlin, ehemals Sammlung Hugo Rühle von Lilienstern, Bedheim (Fotos: G. Böhme)

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Abb. 169: Tapirus arvernensis (Milchzähne), Paläontologische Sammlung des Museums für Naturkunde Berlin, ehemals Sammlung Hugo Rühle von Lilienstern, Bedheim (Foto: G. Böhme), rechts: Mittelamerikanischer Tapir (Tapirus barirdii) im Zoologischen Garten Wuppertal (Foto: Peter Emmert)

des Nashorns Dicerorhinus etruscus. Bei diesem Nas- Finder und Entdeckungszeitraum zu diesen Funden horn handelt es sich um eine frühe Art, die bereits konnten nicht ermittelt werden. Der Nachweis für im ausgehenden Pliozän auftrat, im Gegensatz zum das Wollhaarnashorn (Coelodonta antiquitatis) steht Wollhaarnashorn (Rhinoceros antiquitatis), das in Eu- im Einklang mit dem 1936 ausgegrabenen Mammut, ropa erst ab dem Mittelpleistozän erschien. In einer das als Wollhaarmammut (Mammuthus primigenius) neueren Arbeit (Braniek 1995) werden die Funde bestimmt wurde. Haben wir es hier doch mit zwei dieser Grabungskampagne als Anancus arvernensis, Großsäugern zu tun, die als typische Vertreter einer Tapirus arvernensis, Stephanorhinus (Dicerorhinus) et- Kaltzeitfauna ab dem mittleren Pleistozän gemein- ruscus und für den hangenden pleistozänen Komplex sam in Europa auftraten. Da die Bestimmungen der mit Mammuthus (Elephas) trogontherii angegeben. fossilen Belege bis in die 1950er Jahre erfolgten und Eine kleine Kollektion von Zahnfragmenten, die aus Minna Lang aus gesundheitlichen Gründen ihre For- der Sandgrube Schulz stammt und sich ehemals im schungstätigkeit nicht vollenden konnte und spätere Bestand der naturwissenschaftlichen Sammlung in Untersuchungen zu den Ostheimer Fossilien wohl Meiningen befand, wird heute in der Senckenberg nicht erfolgten, wäre eine moderne Überarbeitung Forschungsstation für Quartärpaläontologie in Wei- wünschenswert. mar aufbewahrt. Die Kollektion beinhaltet Belege Bemerkt sei an dieser Stelle kurz, warum archäo- für Mammut borsoni, Dicerorhinus etruscus und Tapi- logische und paläontologische Aktivitäten damals rus arvernensis (frdl. Mitt. J.-A. Keiler, Senckenberg von Thüringen ausgingen. Ostheim vor der Rhön Weimar). war eine thüringische Exklave. Ursprünglich zum Zwei weitere interessante Funde aus den Sandgruben Henneberger Land gehörig, kam diese später an das von Ostheim, die ursprünglich in der archäologischen Großherzogtum Sachsen-Weimar-Eisenach und von Sammlung von Meiningen aufbewahrt wurden, sind 1920 bis zum Ende des 2. Weltkrieges gehörte die heute im Naturhistorischen Museum Schloss Bert- Stadt zum Landkreis Meiningen. holdsburg in Schleusingen ausgestellt. Es handelt sich dabei um ein Fragment des linken Unterkiefers „Bei den Nachforschungen zum Verbleib der Ostheimer (Abb. 170) eines jugendlichen Wollhaarnashorns mit Fossilien, die ich gemeinsam mit meiner Frau Carola Milchgebiss und um einen einzelnen größeren Zahn durchführte, erfuhren wir eine durchweg positive Reso- (Abb. 171), der ebenfalls dieser Art (Rhinoceros anti- nanz von Ostheimer Bürgern. Wer nicht weiterhelfen quitatis, heute als Coelodonta antiquitatis bez.) zuge- konnte, vermittelte uns gleich an andere Personen weiter, ordnet ist. die vielleicht etwas mehr wissen könnten. Wir trafen zwei

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Abb. 170: Unterkieferfragment des Wollhaarnashorns Coelodonta antiquitatis

sehen, wie der Mammutfund … auf einen mit Matten ausgelegten Lastwagen von einem Ostheimer Unterneh- mer verladen wurde“. Ihr Mann Friedbert, der 1950 bis 1954 in der Sandgrube arbeitete, fand auch noch Fossilien, u. a. einen kleinen, ca. 30 bis 40 cm langen Stoßzahn. Dieses Material kam in das Museum nach . Im Dezember 2014 stießen wir bei der Einsichtnahme der ausgelagerten Museumsbestände im Depot des Rhönmuseums in Fladungen auf ein ca. 30 cm langes Stoßzahnfragment. Bei diesem Fund könnte es sich um den Stoßzahnrest von Ostheim handeln, den Herr Zirk an das Museum Fladungen übergab. Die Recherchen brachten auch sehr lustige Informationen, wie die mehrseitige Karikatur-Schrift zur Grabung und Bergung des Mammuts von Ost- heim von Alfred Schochardt (Abb. 162), der zum Abb. 171: Coelodonta antiquitatis (Backenzahn) Grabungsteam von Hugo Rühle von Lilienstern gehörte. Zeitzeugen, die die Grabung im Jahr 1936 miterlebten. Elfriede Herda ist heute 91 Jahre und Marie Zirk 84 Dr. Hugo Rühle von Lilienstern (1882–1946) Jahre. Beide erzählten von der Bergung des Mammuts, war Arzt und ein engagierter Paläontologe. Seine als wäre es gestern erst gewesen. Frau Herda, die sich Heimat war Sammel- und Forschungsgebiet zugleich. als 14-jährige für den Fund interessierte, bekam später, Am 1. 8. 1934 eröffnete er in Bedheim ein Paläonto- als die Mammutknochen im Bedheimer Museum prä- logisches Heimatmuseum. Es war nicht nur als Prä- sentiert wurden, eine private Führung durch Dr. Hugo sentationsort seiner Schausammlung gedacht, son- Rühle von Lilienstern. Frau Zirk, Enkelin des Sandgru- dern vor allem als Bildungs- und Forschungsstätte. benbetreiber Otto Schulz, durfte als junges Mädchen zu- Als er durch Erich Marquardt die Meldung über

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Abb. 172: Karikatur zur Grabung, Alfred Schochardt 1936

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den Fund eines Mammuts in der Ostheimer Sand- grube erhielt, war er sehr begeistert, endlich konnte er ein Fossil aus einem Abschnitt der jüngeren Erd- geschichte bergen. Trotz anhaltend schlechten Wet- ters und erschwerten Bergungsbedingungen beende- te Rühle von Lilienstern die Grabungskampagne im Juli 1936 erst, als alle fossilen Reste geborgen und auf dem Weg nach Bedheim waren. Er legte großen Wert darauf, dass der Fund in der Ausstellung mög- lichst so präsentiert wurde, wie man ihn bei der Aus- grabung insitu vorgefunden hatte. Seine Sammel- und Forschungstätigkeit wurde viel zu früh beendet. Nach einem langen Leiden starb Hugo Rühle von Li- lienstern im Juli 1946 in russischer Gefangenschaft. Sein Museum, dessen Wiedereröffnung im Dezem- ber 1949 erfolgte, litt später unter der deutsch-deut- schen Grenzentwicklung und wurde 1969 geschlos- sen. Bis zur Schließung war das Ostheimer Mammut Bestandteil der Ausstellung (Abb. 173).

In einem interessanten Gedankengang verwies Rüh- le von Lilienstern auf die Möglichkeit einer an- Abb. 173: Skelettreste des Mammuts im Museum thropogenen Ursache für diesen Mammutfund. Das Bed­heim in den 1960er Jahren (Foto: Stadtarchiv Profil der umgebenden Ablagerungen am Ausgra- Hildburghausen, Nachlass Rühle von Lilienstern) bungsort ließ eine gruben- bzw. muldenartige Form erkennen, in der sich das Mammutskelett befand. Stoßzähnen) zeigt neben Zähnen mit völlig intak- „Zweifellos handle es sich um einen Fall, bei dem ein ter Zahnkrone viele abgenutzte Zähne, die unter- Mammut in eine Grube hineinstürzte und hier verende- schiedlich, oft stark abgekaut sind (Abb. 168 und te“ (Rühle von Lilienstern 1938). Ob das Mam- 175) – was Rückschlüsse darauf zulässt, dass es mut auf natürliche Weise in die pleistozänen Sedi- sich um Tiere unterschiedlichen Alters handelt, mente gelangte, welche später durch einen partiellen die wahrscheinlich in Herden auftraten. Für die ca. Nachbruch der Dolinenfüllung in die tieferen ober- 9 km nordöstlich von Ostheim gelegene oberpliozä- pliozänen Ablagerungen versenkt wurde oder ob Eis- ne Fossilfundstätte bei Sülzfeld in Thüringen konn- zeitjäger möglicherweise einen kleinen Erdfall, der te M. Lang auf Grund der dortigen Schotterabla- bei diesem Nachbruch entstand, als Fanggrube für gerungen und dem darin reichhaltig enthaltenen das Mammut nutzten, lässt sich nicht mehr klären. Fossilmaterials zur Typusart Anancus arvernensis Eine frühe Anwesenheit von Menschen im Rhönvor- folgende Aussagen treffen: land vor ca. 1 Million Jahren belegen Artefakte aus „Das Vorkommen von stark und schwach angekauten Großenbach bei Hünfeld (Fiedler 1994). Zähnen, die von Alt- und Jungtieren stammen, leich- te Unterschiede der Molaren nach Länge und Breite, Das Spektrum der in der Ostheimer Sandgrube die möglicherweise als Geschlechtsunterschiede zu deu- gefundenen Mastodon-Zähne (das heutige Fossil­ ten sind, die Funde eines Keimzahns und der beiden material besteht größtenteils nur aus unvollständigen Milchzähne deuten an, dass wahrscheinlich eine ganze Zähnen und einer Vielzahl kleinerer Zahnscher- Herde auf katastrophale Weise – wie etwa durch gewal- ben von Schmelzkappen der Backenzähne und von tige Wildwassereinwirkung – zu Tode gekommen ist“

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(M. Lang 1955, K. Lang 1960). Oberpliozäne Fos- Neben diesen Stücken liegen noch 3 Pferdezähne silien treten hier in Schottern auf, die zum großen und ein Rinderzahn vor, bei denen es sich wohl um Teil aus scharfkantigem Buntsandstein mit zum Teil subrezente Funde handelt, die vermutlich aus den zentnerschweren Blöcken bestehen und nur noch historischen Deckschichten der Sandgrube stammen gelegentlich Anteile an Thüringer-Wald-Gesteinen (frdl. Mitt. G. Braniek, Kromsdorf). enthalten (Lang 1955). Die Sülzfelder arvernensis- Nach einer Fundmeldung des Ostheimer Pfarrers Ablagerungen sprechen dafür, dass das einstige plio- Adolf Löser an den Geo- und Paläontologen Erwin zäne Flusssystem am südöstlichen Rand der Rhön Rutte wurde im Sommer 1954 das fast vollstän- im Oberpliozän zur eigentlichen Arvernensiszeit dige Skelett eines Steppenmammut (Mammuthus nicht mehr existierte. Das seltenere Auftreten von trogontherii) ausgegraben (Rutte 2000). Im Juni Tapirzähnen in den Fundstellen von Jüchsen, Sülz- 1955 kamen erneut Funde zu Tage – „Durch die feld und Ostheim führt M. Lang (1955) darauf zu- Aufmerksamkeit der beschäftigten Arbeiter und des rück, dass diese Tiere Waldbewohner waren und der derzeitigen Inhabers der Städtischen Sandgrube, Mau- Urwaldboden denkbar ungünstig für die Fossilbil- rermeister Reinhold Sporck, konnte dort in den letzten dung war. Heutige Vertreter der Tapire, wie der Mit- Tagen wertvollstes wissenschaftliches Material der Ur- telamerikanische Tapirus bairdii (Abb. 169), leben geschichte gesichtet und gestern Nachmittag geborgen vorwiegend in tropischen Wäldern. Aktennotizen werden … Die Arbeiten wurden an der Stelle …“ wo im Rhönmuseum Fladungen belegen, dass um 1925 im anstehenden Basisbereich der pleistozänen Ab- und 1951/52 Fossilien aus der Ostheimer Sandgru- lagerungen, etwa 6 Meter unter der Oberfläche„… be nach Fladungen gelangten. 1993 existierten im ein rund 40 cm langes und fast 16 cm im Durchmes- Sammlungsbestand des Rhönmuseums in Fladun- ser aufweisendes versteinertes Knochenstück festgestellt gen noch vier zum Teil vollständigere Schmelzkap- werden konnte, sofort eingestellt“ (Löser 1955a). Unter pen der Mastodonten Mammut borsoni und Anancus Leitung von Dr. Rutte, der wiederum sofort durch arvernensis (Braniek 1995, Abb. 174 und 175), die Löser alarmierte wurde, konnten Reste eines kom- in der Senckenberg Forschungsstation für Quartär- pletten, aber schlecht erhaltenen Schädels mit Teilen paläontologie in Weimar untersucht wurden (frdl. der Stoßzähne und des Oberkiefergebisses geborgen Mitt. G. Braniek, Kromsdorf). werden, die Rutte ebenfalls als Mammuthus trogon-

Abb. 174: Fragmente von Backenzähnen des Mastodon arvernensis (Anancus arvernensis, Blick auf die kaum abgenutzten Kauflächen) (Fotos: G. raniekB , Kromsdorf)

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Abb. 175: Backenzahnfragmente: a Anancus arvernensis, Slg. H. Wohlfromm, Niederlauer; b Mammut borsoni (Foto: G. Braniek, Kromsdorf); c Zeichnungen: Museum Fladungen, rechts Mammut borsoni, Zeichnung zum vorgenannten Belegstück b, links Anancus arvernensis (der Fund war nicht mehr auffindbar). therii identifizierte Rutte( 1974, Kahlke 1997). „Ungeklärt bleibt, weshalb die Kochen noch während „Leider ist das kostbare Stück ob seiner Dimensionen der Zeit des Austrocknens spurlos verschwanden.“ Ob und der damaligen Präparationstechnik wegen vor der diese Funde wirklich einfach verschwanden, ist frag- Einleitung geplanter Restaurationsprozesse zerfallen“ lich, aller Wahrscheinlichkeit nach sind diese Mam- (Rutte 1974). Zu dem Fund des Mammuts aus der mutreste auf Grund der zu spät eingeleiteten Kon- 1954er Grabung bemerkt Rutte (2000) folgendes: servierungsarbeiten bereits in Ostheim zerfallen und

173 Tertiär

verworfen worden. Aufmerksame Arbeiter hatten schon etwas früher Milchzähne von Tapiren (Abb. 176) sichergestellt und dem 1950 gegründeten Ost- heimer Heimatmuseum zugeführt. Nachdem Rutte das wissenschaftliche Interesse an den Funden be- kundet hatte, kamen 1955 kleinere Fundstücke, u. a. die Tapirmilchzähne aus der Ostheimer Samm- lung, nach Würzburg. Diese verblieben aber dort und kamen nicht mehr nach Ostheim zurück. Mit Verlagerung des Geologischen Instituts der Uni- versität Würzburg an andere Universitätsstandorte und der damit verbundenen Auflösung der Paläon- tologischen Sammlung kam das dortige Ostheimer Material vor einigen Jahren nach München, wo es heute in der Bayerischen Staatssammlung für Palä- ontologie und Geologie aufbewahrt wird. Abb. 177: Dicerorhinus cf. etruscus (Backenzahnfrag- ment) (Foto: W. Jahn, Ostheim) Der Sandabbau kam im Jahr 1956 zum Erliegen und die große Grube östlich der Straße wurde ab 1957 Im Rathaus von Ostheim, wo sich einst die städtische zur Entsorgung von Müll und Schrott genutzt. Da Sammlung befand, wurden schon 1901 zwei vollstän- am Anfang dort viel Blechschrott entsorgt wurde, digere Zahnreste ausgestellt, die der Paläontologe wird die ehemalige Sandgrube von Ostheimer Bür- Henry Schröder (Berlin) dem Mastodon arvernensis gern heute auch als „Blechlesgrube“ bezeichnet. (Anancus arvernensis) zuordnete (Blanckenhorn 1901). Von 1950 bis ca. 1974 war eine kleine Kollekti- Vermutlich schon Anfang der 1930er Jahre fand on an Fossilien aus der Sandgrube im Heimatmuseum man in den pleistozänen Ablagerungen der Sand- der Stadt zu sehen. Nach dessen Schließung ging ein grube einen fünf Meter langen Stoßzahn eines Teil der Sammlung an das Rhön-Museum in Fladun- Steppenmammuts. „… beim Hochheben sei er jedoch gen. Den schwierigen Umständen der Museumskultur wie Mehl auseinandergefallen“ (Rühle von Lilien- im ländlichen Raum ist es wohl geschuldet, dass einige stern 1938). Wie die Literaturhinweise erkennen Funde verloren gingen. Dennoch haben in Ostheim lassen, waren auch Mammut-Fossilien keine Selten- und in Fladungen einige Funde die Zeit überstanden heit. Der schlechte Erhaltungszustand dieser Fos- bzw. wurden gerettet. Einige Mitarbeiter des Vereins silien führte jedoch dazu, dass die meisten Funde „Freunde der Kirchenburg e. V.“ kümmerten sich um oft schon kurze Zeit nach der Bergung im Abfall die Fossilien in Ostheim. Seit 2010 werden diese im landeten. Museum der Kirchenburg aufbewahrt. Das Fossil­

Abb. 176: Tapirus arver- nensis (Milchzähne) (Fotosammlung: K.-P. Kelber, Würzburg)

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material besteht aus einer Vielzahl an Zahnfrag- Im Jahr 2012 waren die Fossilen aus der Sandgrube menten und einer kleinen Anzahl diverser ungenau während einer Ausstellung in Ostheim zu sehen. Die bestimmter Fossilien (Knochenreste und ein Horn- Kirchenburgfreunde hatten diese Ausstellung, wel- zapfen). Bei den Zahnresten handelt es sich vor allem che unter dem Motto „Steine, die Geschichte erzäh- um Zahnscherben unterschiedlicher Schmelzkappen len“ stand, organisiert. Mit zwei Artikeln von Wer- der beiden Mastodonarten und kleinere Fragmente ei- ner Zeise in der Ostheimer Zeitung wurde 2012 nes Stoßzahnes. Beachtenswert ist ein Zahnrest (Abb. an die Fossilfundstelle und die Forscherin Minna 177), der dem Nashorn Dicerorhinus cf. etruscus zuge- Lang, Meiningen, erinnert. ordnet werden kann.

Abb. 178: Mammut borsoni (Backenzahn, Blick auf die Kaufläche und von der Seite) (Foto: F. Gümbel)

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Ein besonders schöner, fast vollständiger Zahn des der Ostheimer Erdfall in etwa der erst im Holozän Mastodons Mammut borsoni (Abb. 178) wird ge- entstanden Bernshäuser Kutte in der thüringischen genwärtig im Rathaus aufbewahrt. Der Tradition Rhön, die einen Durchmesser von 250 m hat. Diese verbunden sollte auch künftig im Rathaus ein Mas- Kutte hat keine Anbindung an ein Fließgewässer und todon-Zahn öffentlich als Beleg für die besondere wird somit nur langsam mit Sedimenten gefüllt. Die Ostheimer Fossillagerstätte präsentiert werden. fossilführenden oberpliozänen Sandablagerungen bei Ostheim sprechen dagegen für einen rascheren Geologische Situation – vergleichbare Lokalitäten – Sedimenteintrag durch einen größeren Fluss eines äl- Hinweise zur Klimaentwicklung teren, heute nicht mehr existierenden Flusssystems. Dass schon am Ende des Miozäns im südöstlichen Als Ursache für die Ostheimer Fossilfundstätte ist Vorland ein größerer Fluss die Rhön tangierte, zei- wohl ein großer pliozäner Erdfall mit einem Durch- gen die Ablagerungen bei Wollbach. Darin gefun- messer von ca. 240 m anzunehmen. Auf dem Satel- dene Pflanzenfossilien ermöglichten eine Datierung litenbild ist an dieser Stelle eine kreisrunde dunkle der Wollbacher Schichten in das Obermiozän (Kel- Verfärbung des Bodens erkennbar. ber 1988) und sprechen noch für ein absolut warmes Klima. Die durch die Mastodontenzähne datierten Am Ostrand der Rhön sind solche größeren Erdfall- Ostheimer Sande beweisen, dass ein aus nordöstli- Phänomene keine Seltenheit. Die erdgeschichtlich cher Richtung kommender Fluss noch bis ins Ober- jüngeren Erdfälle dieser Art zeigen sich heute als pliozän existierte. Nach Rutte (1957) sprechen Por- wassergefüllte Seen, wie die Kutten in der thürin- phyr-Gerölle aus dem Rotliegenden des Thüringer gischen Rhön, oder als Moore (z. B. das Stedtlinger Waldes dafür, dass das Einzugsgebiet des pliozänen Moor). Gut vergleichbar ist die geologische Situation Flusses in Thüringen lag. Er bezeichnet diesen Fluss, der Ostheimer Lokalität mit dem etwa 7,5 km süd- der zum Main entwässerte, als „Ostheimer Neben- lich gelegenen Frickenhäuser See. Über Störungszo- fluss“ (Rutte 1987). nen, sprich Risse in der Erdkruste, verursacht durch die Auffaltung der Alpen (germanotype Bruchtekto- Ausführliche Hinweise zur geologischen Situation nik) seit der oberen Kreidezeit, gelangte Wasser in und zum Aufbau der Sedimente geben Blancken- tiefere Erdschichten und es begann ein Prozess, der horn (1910, 1939) und Duphorn (1961). als Subrosion bezeichnet wird. Salzhaltige Gesteins- Da der Erdfall bzw. die Einbruchsstruktur (Doli- schichten im Oberen Buntsandstein (Röt) und die ne) im Bereich eines alten Flusssystems lag, das vom Steinsalzlager des tiefer liegenden Zechsteins wur- Obermiozän bis Oberpliozän hier existierte, mit Se- den durch das zutretende Wasser gelöst und abge- dimenten gefüllt wurde und somit eine Dolinenfül- laugt. Gesteinsschollen des Muschelkalks, wie auch lung entstand, kann die Lokalität auch als „Doline im Ostheimer Gebiet, sanken dann allmählich in die Ostheim“ bezeichnet werden. Klaus Duphorn, der so entstanden Hohlräume ein und befinden sich heu- im Frühjahr 1960 noch ein Profil in der Sandgrube te im Niveau des Röts. Die anhaltende Ablaugung aufnehmen konnte, vermerkt, dass die oberpliozänen der mächtigen Salzsteinlager im Zechstein führte Sedimente bis zu 30° einfallen und diskordant von letztlich zu lokalen Einbrüchen bis an die Erdober- pleistozänen Schottern überlagert werden. Letzte- fläche. Bereits Siegert (1921) vermutete, dass die re enthalten stark angewitterte Basaltgerölle, die im pliozänen Sedimente bei Ostheim als Füllung eines Kern noch frisch und schwarz sind (Duphorn 1961). Erdfalls erhalten blieben und im Pleistozän durch Die pleistozänen Schotter bzw. Ablagerungen, die als die Sulz angeschnitten und mit Schottern überlagert Schotterterrasse zu deuten sind, bilden nicht nur das wurden. Solche Einbruchstrukturen wie hier bei Ost- Hangende der oberpliozänen Sedimente, sondern rei- heim werden auch als Subrosionsschlote bezeichnet chen weit über den eigentlichen Dolinenrand hinaus (Schröder 1998). Im Größenvergleich entspricht und lagern im Osten auf Röt und in westlicher Rich-

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tung auf Unterem Muschelkalk. Letzteres Vorkom- in der näheren Umgebung lag. Für Oberzella kommt men wurde in der alten Sandgrube westlich des Sulz- das Einzugsgebiet der Felda und für Ostheim das der weges (Standort Schützenhaus) noch in ca. 200 m Sulz in Betracht. Beide Gewässer führten damals Entfernung vom Dolinenrand abgebaut. Hier wurde zeitweise gewaltige Wassermassen. Beachtlich dabei der Mammutschädel gefunden, den Rutte 1955 ge- ist, dass die flutartigen Wassermassen aus der Rhön borgen und als Mammuthus trogontherii bestimmt hat kamen. Da die pleistozänen Grobschotter in Ober- (Duphorn 1961). zella oberhalb ihrer Basis wieder gut abgerundete Da wir heute in der Ostheimer Sandgrube keinen Gerölle aufweisen, was auf einen weiteren Trans- Aufschluss mehr vorfinden, können an dieser Stelle portweg deutet, scheint es sich bei der Basisschicht neuere Beobachtungen des Autors aus einer Sand- um die Ablagerung eines initialen Flutereignisses grube bei Oberzella weiterhelfen. Diese Lokalität zu handeln, von dem auch die Rhön betroffen war. liegt an der Werra bei Vacha im nördlichen Vorland Die ursprünglichen Dolinenfüllungen in Oberzella der Rhön. Dort befindet sich ebenfalls eine Sub- wie auch in Ostheim wurden wahrscheinlich wäh- rosionssenke (Ellenberg 1968, Gümbel & Mai rend dieser Flutereignisse angeschnitten und mit 2004). Die Ablagerungen bestehen hier ebenso wie Schottern des Pleistozäns überlagert. Für Ostheim bei Ostheim aus pliozänen und pleistozänen Sedi- wurden durch Siegert (1921) und Blanckenhorn menten, die diskordant übereinander lagern. Wie (1939) gleichartige Beobachtungen geliefert. Blan- die Ostheimer Sandgrube ist auch die Lokalität bei ckenhorn (1939) führt die größeren Wassermas- Oberzella ein markanter geologischer Aufschluss sen auf erhöhte Niederschläge der Eiszeiten zurück. und Fossilfundpunkt für den im regionalen Raum Wie bereits Siegert (1921) bemerkt, blieb das der Rhön fassbaren Pliozän-Pleistozän-Grenzbe- Ostheimer Plio-Pleistozän-Vorkommen von der reich. Die Fossilfundstätte bei Oberzella lieferte Erosion verschont, da sich das Tal der Sulz in der zwar keine Tierfossilien wie bei Ostheim, dafür aber Folgezeit etwas nach Osten verlagert hat. Das Ein- eine pliozäne Flora der Arvernensiszeit mit 103 Ar- fallen der oberpliozänen Sedimente deutet Siegert ten (Gümbel & Mai 2004). Pliozäne Sedimente, (1921) als eine Bruchstruktur, wie im Folgenden die hier eine lokal begrenzte Braunkohlenbildung geschildert, deren Ursache aber nicht eindeutig enthalten, sind durch einen Staffelbruch in größe- geklärt ist. Ob die oberpliozänen Sedimente, die re Schollen zerbrochen und fallen bis zu 45° nach als primäre Ablagerung auf die Größe des Erdfalls Westen ein. Sie werden diskordant von pleistozänen begrenzt waren, durch einen Nachbruch im Sub- Grobschottern (Zersatz-Grobschotter nach Ellen- rosionsschlot weiter eingesunken sind, oder ob sie berg 1968) überlagert. Im Basisbereich der Grob- erst bei der Entstehung des Erdfalls aus einem grö- schotter (Diskordanz) treten grobkantige Buntsand- ßeren Vorkommen in diesen versenkt wurden, ist steingerölle (vereinzelt mit einer Kantenlänge bis 40 für die Ostheimer Lokalität noch unklar. Die gut cm) und stark angewitterte Basaltgerölle auf, wie sie erkennbare Bruchstruktur im zitierten Aufschluss Duphorn (1961) auch von Ostheim erwähnt. Im ei- bei Oberzella, wie mit großer Wahrscheinlichkeit gentlichen Zersatzgrobschotter bei Oberzella sind auch die bei Ostheim, belegen, dass der geologische diese Buntsandstein- und Basaltgerölle nur noch Charakter dieser Ablagerungen eindeutig sekundär gering oder gar nicht mehr vertreten. Erst im hö- ist. Die Fossillagerstätten beider Lokalitäten sind heren Hangenden nimmt der Buntsandsteinanteil hiergegen primärer Natur und entstanden bereits wieder extrem zu. Hier treten in tonigen, feinsan- lange vor dem Nachbruch. Schon Blanckenhorn digen Schichtbereichen wellenförmige Verfaltungen (1939) kam bei den Ostheimer Funden zur glei- (Kryoturbation) als fossile Marker für Permafrost chen Schlussfolgerung, dass es sich um die primäre auf. Die kantigen kaum abgerundeten Buntsandstei- Lagerstätte der Fossilien handelt. Ihr relativ guter ne und die Basalte im Geröllspektrum des Basisbe- Erhaltungszustand schließt einen weiten Transport reichs lassen darauf schließen, dass deren Herkunft im Wasser aus.

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Die fossilen Floren der Dolinen bei Oberzella und vernensis“ (Löser 1955c). Da sich die innerdeutsche Kaltensundheim (Gümbel & Mai 2004) lassen er- Grenze immer mehr schloss, brachen die Kontakte kennen, dass sich das Klima gegenüber dem Flo- nach Meinigen später ab. renbefund aus den Wollbacher-Schichten (Kel- ber 1988) deutlich in einer Phase der Abkühlung Als Klaus Duphorn im Rahmen seiner Doktorar- befand. Neben subtropischen Pflanzen (z. B. Kiwi, beit 1960 die Ostheimer Sandgruben am Sulzweg Feigen und Magnolien) treten nun auch holarkti- untersuchte, waren diese bereits stark verrollt und sche Pflanzen, wie z. B. Sauergräser und Hahnen- teilweise zugeschüttet. Bei dieser Gelegenheit fand fußgewächse oder Baumarten wie Fichte, Kiefer, Duphorn auf einer Abraumhalde noch zwei Zähne Pappel und Weide auf. von Tapirus arvernensis. In der Folgezeit verschwand die Ostheimer Sandgrube wieder aus dem Fokus Mastodonten werden ein regionales der Wissenschaft. Die Naturwissenschaftliche Ab- Forschungs-Highlight teilung des Museums in Meiningen blieb aber bis 1985 noch erhalten. Einen Aufschwung bekam die- Am 23.2.1945 wurde die naturwissenschaftliche se 1957 durch die Entdeckung der pliozänen Do- Sammlung des Meininger Realgymnasiums bei line bei Kaltensundheim im oberen Feldatal. Wis- einem Bombenangriff teilweise zerstört. Die Leh- senschaftliche Grabungen der Staatlichen Museen rerin Minna Lang rettet mit ihrer Kollegin Anna Meiningen brachten vollständige Skelette von Mas- Mey, was noch zu retten war. Damit legte sie den todonten und Hirschen zu Tage (Schaarschmidt Grundstein für eine naturwissenschaftliche Mu- 1958, G. Böhme 2007). Die Ausgrabungen in der seumsabteilung in Meiningen (K. Lang 1960, G. Füllung des Kaltensundheimer Erdfalls wurden in Böhme 1967). Minna Lang, die sich auch sehr für den 1970er Jahren durch das 1962 in Weimar ge- die Paläontologie interessierte und schon mit Rüh- gründete Institut für Quartärpaläontologie weiter- le von Lilienstern in Verbindung stand, machte geführt (Kahlke 1997). Mit dem Jahr 2000 wurde Meiningen nach ihrer Entlassung aus dem Schul- dieses thüringische Institut Teil von Senckenberg dienst ab 1947 zum Zentrum für die regionale und agiert heute weltweit als renommierte For- Mastodon-Forschung. Aufbauend auf dem geret- schungsstation für Quartärpaläontologie. teten Fossilmaterial, u. a. Stücke aus Ostheim und einem Zahnfund von Meiningen, gehören zum For- Bedeutsamkeit in der Wissenschaft schungsgebiet noch die Fundstellen Jüchsen und ab 1949 Sülzfeld. Höhepunkt war die Eröffnung Der Fossilfundpunkt ist Typlokalität für die Ar- des Meininger „Mastodonsaales“ am 9.7.1953 zur vernensiszeit und die Arvernensisschotter (Rutte 800-Jahrfeier der Stadt. Zierde der neuen Ausstel- 1974). Für die Stratigraphie des Rhön-Tertiärs ist lung war ein großes Wandgemälde des Maler Hans sie namengebend für deren jüngste Abteilung, die Hattop, worauf ein Landschaftsbild zur Zeit der „Ostheim-Formation“ (Martini 2011). Die Sand- Mastodonten zu sehen war. Kontakt hielt Min- grubenbereiche am Sulzweg lieferten von ca. 1870 na Lang auch weiter nach Ostheim, so war sie am bis 1960 beständig Fossilien. Der Abbau hat wahr- 19.9.1955 nochmals in der Stadt, um die Mastodon- scheinlich nur einen Teil der „Doline Ostheim“ funde im Heimatmuseum zu inventarisieren. Pfar- erfasst, so dass die Lokalität künftig eine potenti- rer Löser hielt dabei folgende Aussage von M. Lang elle „Fossillagerstätte“ für wissenschaftliche For- fest: „Was die Bedeutung der hier getätigten Funde an- schungsgrabungen sein könnte. Die Lagerstätte langt, so bedingen sie einen Wandel in der bisherigen weist zwei Fundkomplexe auf, die den plio-pleistozä- wissenschaftlichen Auffassung. Nahm man bis dato an, nen Übergangsbereich markieren und deren geolo- daß Mastodon borsoni sozusagen das Leittier sei, über- gische sowie paläontologische Befunde markant für wiegen jetzt bei weitem die Funde von Mastodon ar- eine allmähliche Klimaabkühlung sowie eine Kli-

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Abb. 179: Wollhaarmammut Mammuthus primigeni- Abb. 180: Wollhaarnashorn Coelodonta antiquitatis, us, Gemälde: Zdeněk Burian Gemälde: Zdeněk Burian maerwärmung sind. Der ältere Komplex zeigt eine Dank jungpliozäne Fauna, in der bei den Mastodonten die Art Anancus arvernensis vermehrt und Mammut Einen herzlichen Dank all denen, die zu diesem Ar- borsoni nur noch vereinzelt auftreten (Abb. 161), ne- tikel, sei es durch fachliches bzw. heimatkundliches ben Tapiren (Tapirus arvernensis) und dem Etruski- Wissen oder durch Korrekturlesen, beigetragen ha- schen Nashorn Stephanorhinus (Dicerorhinus) etrus- ben. cus, einer Nashornart, die noch im Unterpleistozän existierte. Der Pleistozän-Komplex ist charakte- risiert durch das Auftreten des Steppenmammuts Mammuthus trogontherii. Literaturhinweise und einige Fossilien (Abb. 170 und 171) deuten darauf hin, dass der Ostheimer Aufschluss möglicherwei- se sogar Belege für eine jüngere Pleistozänfauna mit Wollhaarmammut Mammuthus primigenius (Abb. 179), Wollhaarnashorn Coelodonta antiquita- tis (Abb. 180) und Pferden Equus sp. lieferte.

Ostheimer Fossilien, die zwar bei ihrer Entdeckung oft durch einen schlechten Erhaltungszustand ge- kennzeichnet waren (nur noch wenige sind erhalten, zudem in unterschiedlichen Instituten und Museen hinterlegt), haben jedoch eine große wissenschaft- liche Bedeutung und das nicht nur für die Region. Wünschenswert wäre es für die Zukunft, wenn es gelänge, im Areal der Ostheimer Doline noch ein- mal wissenschaftliche Grabungen durchzuführen.

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3.e Paläobotanische Forschungen im Tertiär und Pleistozän der Rhön Im Gedenken an den Paläobotaniker Dieter Hans Mai (1934–2013)

Ohne Zweifel ist es wohl die Fossillagerstätte Sieb- so entwickelte sich im 20. Jahrhundert die Paläo- los (siehe Kap. 2.1), deren Entdeckung gewisserma- karpologie als besondere Fachrichtung der Paläo- ßen der „Urknall“ für intensive paläontologische botanik zur Entschlüsselung der prähistorischen Forschungen im Tertiär der Rhön war. Der Entde- Pflanzengesellschaften heraus. In moderner Sicht- cker E. C. Hassenkamp teilte als erster umfangrei- weise arbeitet man heute sogar überwiegend im mi- chere Forschungsergebnisse zu Sieblos und der ge- krobotanischen Bereich (Pollen, Sporen usw.). Da samten Rhön (Hassenkamp, 1856b, 1858, 1860) diese botanischen Mikroreste nicht nur in Kohlen- mit. ablagerungen, sondern als fast unverwüstliche Mik- Anfang der 1980er Jahre bekamen die tertiären rofossilien auch in anderen sedimentären Gesteins- Forschungen durch den Sammler und Hobby-Palä- schichten auftreten, ist die Pollenanalyse heute eine ontologen Hugo Schubert (1914–2005) erneut ei- Standardmethode an den geologischen Landesäm- nen enormen Aufwind. Wieder wurde Sieblos der tern und Instituten. Zitate zu dieser Fachrichtung zentrale Punkt von Forschungsaktivitäten. Wert- sind jedoch nicht Bestandteil dieses Berichtes. Es volle Forschungsarbeit leistete hierbei Professor sei hier aber des Paläobotanikers und Palynologens Erlend Martini aus Frankfurt, der nicht nur selber (Pollenforscher) Martin Hottenrott (1956–2013) aktiv die Region erforschte, sondern auch die we- gedacht, der mit seinen mikrobotanischen For- sentlichen Forschungsaktivitäten in der Rhön ko- schungen auch für die Rhön Großes geleistet hat. ordinierte. Aufbauend auf dem Fundmaterial von Hugo Schubert fand die Sieblosforschung im Jahr Kommen wir nun zu den paläokarpologischen For- 1988 mit der Publikation der neusten Forschungs- schungen, die streng genommen sogar die ältesten ergebnisse im Heft 24 der „Beiträge zur Naturkun- der Rhön sind, die lange vor dem oben geschilder- de in Osthessen“ ihren Höhepunkt. ten „Urknall“ begonnen hatten. Schon Ende des 18. Jahrhunderts beschäftigten sich Gelehrte und Wis- Wenden wir uns nun der Erforschung fossiler senschaftler mit den rätselhaften fossilen Früchten, Pflanzenreste zu. Wichtige Standardwerke zur ter- die Zenker 1833 als Folliculites Kaltennordheimen- tiären Flora der Rhön aus historischer Sichtwei- sis beschrieb und deren tatsächliche botanische se sind: Heer 1855–1859, Müller-Stoll 1936, Herkunft erst 1896 durch Keilhack geklärt wurde Knobloch 1971 und Jähnichen & Rüffle 1988. und den Artnamen Stratiotes kaltennordheimensis Wie man bereits erkennen kann, gehören die paläo- bekam (siehe Kap. 2.3). botanischen Forschungen in der Rhön nicht nur zu In jüngerer Zeit arbeiteten auf dem Gebiet der Pa- den ältesten, sondern tragen bis in die Gegenwart läokarpologie renommierte Wissenschaftler wie die auch ihre Früchte – was im wörtlichen Sinne für die Paläobotaniker Hans-Joachim Gregor und Dieter Forschungen zutrifft, die im Folgenden behandelt Hans Mai mit autodidakten Forschern wie Klaus- werden sollen. Peter Kelber (der heute als Paläobotaniker ein Ex- Es geht um paläokarpologische Untersuchungen – perte für die Keuperpflanzen ist) oder dem Autor Forschungen die sich mit den fossilen Samen und dieser Monografie selbst zusammen. Ergebnisse zu Früchten der einstigen Pflanzen befassen. Beruh- neuem karpologischen Fundmaterial vom Letten- ten die anfänglichen Forschungen im Wesentlichen graben bei Wüstensachsen und vom Bauersberg bei auf den morphologischen Merkmalen von Blättern Bischofsheim teilten Kelber & Gregor 1987 mit. (später zudem mit Kutikularanalyse) und mit dem Aber auch in alten Sammlungen konnten karpolo- bloßen Auge noch gut erkennbaren Pflanzenresten, gische Neufunde gemacht werden, so der Erstnach-

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weis von Mastixien für Kaltennordheim mit einem haltigen miozänen Karpoflora vom Lettengraben bei Fruchtkern der Art Eomastixia hildegardis (Gregor Wüstensachsen (Gümbel & Mai 2006). 1990). Die pliozäne Flora von Kaltensundheim und Ober- zella (damals nur mit zwei bestimmten Arten) wurde Mit der Öffnung der innerdeutschen Grenze wur- bereits 1988 erstmals durch Mai & Walther unter- den die historischen Braunkohlenbergbaugebiete der sucht. Zusammen mit den neueren Auswertungen thüringischen Rhön wieder zugänglich und die alt- (Gümbel & Mai 2004) werden diese Fluss- und Do- bekannte Fossillagerstätte Sieblos war endlich auch linensedimente ins Oberpliozän (Arvernensiszeit) für den Autor erreichbar. Über die Bekanntschaft gestellt. Flussablagerungen bei Wollbach im Süden zu Hugo Schubert wurde seine Begeisterung für das der Rhön konnten auf Grund identifizierter Floren- Tertiär der Rhön gestärkt und auf dessen Anraten elemente noch ins Obermiozän datiert werde (Kel- nahm er Kontakt zu den genannten Paläobotanikern ber 1980, 1988). auf. Mitte der 1990er Jahre boomte die Sieblosforschung Im vierten und abschließenden Teil zu neuen Pflan- ein weiteres Mal; Forschungsbohrungen förderten zenfunden aus dem Tertiär der Rhön (Gümbel & neues Material für erneute geologische und paläon- Mai 2007) geht es um die fossile Karpoflora vom tologische Forschungen zu Tage. Die Untersuchung Dietrichsberg. Eigentlich war diese Berichterstattung der karpologischen Reste erfolgte durch D. H. Mai., als erste geplant, wurde dann aber zurückgestellt, da der die identifizierte Karpoflora aus dem tiefen Teil die Karpoflora mit weniger als 30 Pflanzenarten kei- der Sieblosablagerungen als Mittel- bis Obereozän ne sichere Zuordnung oder Vergleichsmöglichkei- einstufte (Mai 1998). Damit zeigte sich, dass das ten erlaubte. Für die Fossilien aus der Papierkohle Liegende der eigentlichen Sieblosformation auch (Algenlaminit) vom Dietrichsberg interessiert sich biostratigraphisch über die Florenreste ins Eozän ge- der Autor bereits über 35 Jahre. Die Karpoflora aus stellt werden konnte. dem Dietrichberg-Maar wird auffällig durch Flügel- D. H. Mai, der bereits während seiner Jenaer Studi- früchte bestimmt und enthält keine Belege für einen enzeit in den 1950er Jahren für mehrere Tage in der Sumpfwald, der jedoch aus dem Umland des Maares Rhön verweilte und auf Exkursionen die Orchideen durch Pollen z. B. von Taxodium und Nyssa nachge- und Wiesenflora studierte, blieb zeitlebens dieser wiesen ist. Region treu – wahrscheinlich auch aus dem Grund, Damit sollte die Auswertung und Überarbeitung äl- dass diese der Landschaft seiner ursprünglichen Hei- terer und neuer Sammlungsbestände abgeschlossen mat in der Oberlausitz sehr ähnlich war. Ab 1996 in- werden, jedoch sorgte zu diesem Zeitpunkt eine neue tensivierte sich die Zusammenarbeit zwischen Pro- Fossilfundstätte schon lange wieder für Arbeit, wie fessor D. H. Mai und dem Autor mit dem Ziel, das man im Folgenden lesen kann: karpologische Material aus den Neuaufsammlungen und den alten Sammlungsbeständen neu zu bearbei- Ein weiterer Superlativ für paläontologische For- ten. Unterstützung bekam der Autor auch von Elmar schungen war die durch Walter Heck 1998 entdeckte, Kramm (VNO Fulda), der bei Geländearbeiten eini- oberoligozäne Dolinenfüllung bei Oberleichtersbach ger Fundstellen und der Aufbereitung (schlämmen u. (siehe Kap. 2.2). 2008 erfolgten die ersten umfang- auslesen) der karpologischen Reste (eine zeitintensive reichen Mitteilungen zu den Forschungsergebnissen Vorarbeit) tatkräftig half. Erste Untersuchungsergeb- im Band 260 der monographischen Schriftenreihe nisse (Gümbel & Mai 2002) erfassten die miozänen „Courier Forschungsinstitut Senckenberg“. Florenfundpunkte Bauersberg, Kaltennordheim und Im Vergleich zu den noch tropischen Verhältnis- Hochrain. Danach folgten die Mitteilungen zu den sen der Sieblos-Formation zeugen die nachgewiese- pliozänen Fundpunkten Kaltensundheim, Oberzella nen Pflanzen aus der Doline Oberleichtersbach für und Barchfeld (Gümbel & Mai 2004) und der reich- warmgemäßigte Klimaverhältnisse und mäßig feuch-

181 Tertiär

te Standorte, was auf einen Wechsel von Regen- und legen seit Ende der 1970er Jahre in Berlin aufbauten, Dürrezeiten schließen lässt. erfolgte nach Bestandsaufnahme einer artenreichen Über die hohe Diversität der Pflanzengesellschaft Bergwiese in der Rhön. (130 identifizierte Pflanzenarten) mit neuen Arten und Pflanzen, die auf offene Standorte mit Vegeta- Abschließend noch ein paar Worte zu den Fossilen tionsperioden schließen lassen, konnte ein komplett der pliozänen Fossillagerstätte Oberzella: Neben ei- neuer Florenkomplex (Florenkomplex-Oberleichters- nigen Käferresten erbrachte diese Ablagerung keine bach) definiert werden (Mai 2008). weiteren fossilen Faunenreste. Für die Paläobotanik Mit den über die Jahre neu gewonnenen Erkenntnis- war sie mit 103 identifizierten Pflanzenarten hinge- sen war es aus paläobotanischer Sicht nun möglich, gen einmalig. Aus der Lokalität wird die neue Art die gesamten tertiären Florenfundpunkte der Rhön Löwenzahn – Leontodon rhoenensis – beschrieben trotz ihrer zum Teil recht großen zeitlichen und (Gümbel & Mai 2004). Der Artname geht aus der räumlichen Unterbrechungen in ihrer biostratigra- gemeinsamen Begeisterung und Liebe der beiden phischen Abfolge gut zu erfassen und alle gleicharti- Autoren zur Rhön hervor. gen Vorkommen zu korrelieren. 2007 gibt Mai in seiner Übersicht „The floral change in the Tertiary of the Rhön mountains“ eine zusam- menfassende Darstellung über den Florenwechsel bzw. die Veränderungen der Flora über die gesamten tertiären Zeiträume und fossilführenden Ablagerun- gen, die bisher in der Rhön erfasst sind. Erstmalig wurde damit eine komplette biostratigraphische Gliederung auf der Basis von Pflanzenfossilien er- stellt, die alle stratigraphischen Tertiär-Formationen (Martini 2011) erfasst und vom Eozän bis ins Plio- zän (ca. 39 Mio. bis 2,5 Mio.) reicht.

Prof. Dr. rer. nat. habil. Dieter Hans Mai hat als Pa- läobotaniker Außerordentliches bei der Erforschung der tertiären Pflanzenwelt geleistet und bedeutende Publikationen hinterlassen, wie das umfangreiche Lehrbuch zur tertiären Vegetationsgeschichte von Europa (Mai 1995). Für die Rhön war D. H. Mai ein Glücksfall. Mit seinem Fachwissen konnten die paläobotanischen Untersuchungen in der Region vorerst einen würdigen Abschluss finden. Neben sei- nen Forschungen im Tertiär untersuchte er u.a. auch die fossilen Pflanzenreste aus den quartären Ablage- rungen Thüringens. Diesem Umstand verdanken wir das heutige Wissen über die pleistozänen Floren von Rosa und Kaltenlengsfeld (Mai 1961, 1974, 2000; Gümbel 2017, 2019). Auch die rezente Flora der Rhön war für Mai stets von Bedeutung. Das Anlegen einer Wiesenfläche im Botanischen Garten, den D. H. Mai und seine Kol-

182 Quartär

4. Quartär

Pleistozän (Eiszeitalter) und Holozän (Jetzt-Zeit) vor 2,6 Millionen Jahren bis in die Gegenwart kaltes und trockenes, teils warmes und gemäßigt-feuchtes, kontinentales Klima festländisch geprägt: Eiswüsten, Dauerfrostböden, Steppentundra und Taigawälder; Flüsse, Laubwälder und Moore

4.1 Die Rhön im Eiszeitalter (Quartär) – pleistozäne und holozäne Fossilfundstellen

Abb. 181: Kalktuff mit Blattabdruck, FO. Dubloch/Dermbach, Koll. K. Schwarz/Slg. Gümbel (Foto: F. Gümbel)

Zu den Fossillagerstätten der erdgeschichtlich jüngs- zurück bis zum Beginn der natürlichen Waldent- ten Epoche, dem Holozän, gehören in der Rhön ne- wicklung nach der letzten großen Eiszeit, kann aber ben den Seesedimenten der Kutten auch Moor- und je nach Lokalität auch nur bis ins Mittelalter zurück- Kalktuffbildungen. Alle drei Formen der Lagerstät- gehen. Ausnahmen bilden Moorrelikte, wie die Torfe tenbildung sind rein terrestrischer Natur und meist und Mudden (organischer Seeschlamm) bei Kalten- sehr kleinflächig. Es sind rezente Fossillagerstätten, lengsfeld und Rosa in der thüringischen Rhön, die da deren Bildungsprozesse bis in die Gegenwart ak- bereits im Pleistozän gebildet wurden und ein Alter tiv sind. Ihre gegenwärtigen Habitate sind gut abge- von mehreren 100.000 Jahren haben. grenzte, der Bildungsform entsprechende Lebensräu- Neben Informationen zur Erforschung der Moore und me, wie z.B. die „Bernshäuser Kutte“ (Erdfallsee), das Kutten-Seesedimente sind die regionalen Kalktuffab- „Schwarze Moor“ (Hochmoor) oder das Kalktuff- lagerungen der Rhön und deren Fossilien (Abb. 181) Niedermoor bei Geblar und gehören zu den Natur- wesentlicher Bestandteil dieser Mitteilung. schätzen im Biosphärenreservat Rhön. Der fossile In- halt dieser Ablagerungen und Sedimente, besonders Die Rhön, deren wesentliche Aufwölbung zum Mit- deren pflanzlichen Überreste, zeigen uns ein Entwick- telgebirge bis ins Oberpliozän erfolgte, war in der lungsbild der vergangenen 12.000 Jahre, geprägt von darauf folgenden quartären Entwicklungsgeschichte der immer stärker werdenden Beeinflussung durch besonders durch lange Kaltzeiten und durch Frost­ uns Menschen. Das Alter einiger Lagerstätten reicht bodenklima geprägt. In den plio-pleistozänen Fos-

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Abb. 182: Zeitliche Übersicht zum Quartär (nach P. Rothe 2000) und stratigraphische Reichweiten von Fossil- fundstellen in der Rhön. OZ = Oberzella, OH = Ostheim v. d. Rhön, Ro/KLF = Rosa u. Kaltenlengsfeld, SRM = Schwarzes u. Rotes Moor, ST = Stedtlinger Moor, BK = Bernshäuser Kutte, KT = Kalktuffablagerungen, blaue Spalte (f) = Eiszeiten, N/S = Nord-/Südpol = Paläomagnetismus – Umpolungen des Erdmagnetfeldes. (Grafik: F. Gümbel)

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sillagerstätten und Fossilfundpunkten wie die bei Dagegen sind fossile Reste pleistozäner Großsäuger Ostheim im südlichen Rhönvorland und in der nörd- im Gebiet der Rhön so gut wie unbekannt. Über lich an die Rhön grenzenden Auslaugungssenke von das Fundmaterial aus den angrenzenden Tälern von Oberzella finden sich Belege, die den Übergang vom Werra und Streu lässt sich aber die Anwesenheit eini- Zeitalter des Tertiärs zum Eiszeitalter (Abb. 182), ger Großsäugetiere des Pleistozäns für unsere Region dem Quartär, dokumentieren (vergl. Kapitel 2.9). erschließen. Aus den oberpleistozänen Flussablage- Gekennzeichnet durch einen starken Klimawandel, rungen bei Barchfeld, Breitungen und Immelborn an bei dem sich das noch subtropisch (warm-gemäßigt) der Werra sind Mammut (Mammuthus primigenius), geprägte Pliozän am Ende der Tertiärzeit in einen Rothirsch (Cervus elephus), Steppenbison (Bison pris- durch den Wechsel von extremen Kaltzeiten (Gla- cus), Auerochse (Bos primigenius), Fellnashorn (Coleo- zial) und kürzeren Warmzeiten (Interglazial) be- donta antiquitatis) und Wildpferd (Equus sp.) bekannt stimmten Zeitabschnitt, dem Pleistozän, wandelte, geworden (Kahlke 2002, Schmidt 2008). In der ist dieser Übergang auch von einem starken Floren- Sandgrube von fand man im Herbst und Faunen-Wechsel geprägt. Im Pliozän hatten sich 1990 ein Oberkieferfragment eines Wildpferdes hier, subrosionsbedingt, Erdsenken und Erdfälle (Equus cf. przewalskii) sowie den Rückenwirbel eines gebildet, in denen sich Fluss-Sedimente ablagerten Auerochsen (Bos primigenius) und im Frühjahr 1992 und kleinere Sümpfe entstanden. Die sandigen und wurde noch ein Oberschenkelknochen vom Vorder- braunkohleartigen Ablagerungen enthalten tierische bein eines pleistozänen Nashorns gefunden (Oehm und pflanzliche Fossilien der Mastodontenzeit (Ar- 2001). Einen besonderen Einblick in die Tierwelt je- vernensiszeit) und werden diskordant von pleistozä- ner Zeit gibt die altpleistozäne Fossillagerstätte bei nen Ablagerungen überlagert. In manchen Schichten Untermaßfeld, die von Mitarbeitern der Senckenberg der pleistozänen Ablagerungen bei Oberzella deuten Forschungsstation für Quartärpaläontologie in Wei- unregelmäßige, wellenförmige Sedimentstrukturen mar unter Leitung von Prof. Dr. Ralf-Dietrich Kahl- (vermutlich periglaziale Kryoturbationen) auf Kli- ke erforscht wird. Viele bedeutende Fossilien wurden maeinwirkungen durch Permafrost hin und belegen schon aus dieser Fundstelle geborgen, so konnten als geofossile Marker, dass hier Dauerfrostböden mit u. a. Raubtiere wie Puma, Jaguar, Gepard, Säbel- Auftau- und Gefrierzyklen existierten. Funde fast zahnkatzen und große Hyänen sowie riesige Fluss- vollständiger Mammutskelette in den pleistozänen pferde und Südelefanten nachgewiesen werden. Grobschottern, Kiesen und Sanden bei Ostheim sprechen für eine Deutung als Hochflutsedimente, Die mittelpleistozänen Fossilfundpunkte welche wahrscheinlich bei gewaltigen, interglazialen Kaltenlengsfeld und Rosa Flutkatastrophen im Bereich von Streu und Sulz die ältere pliozäne Dolinenfüllung anschnitten und Auf dem Gebiet der Rhön und in deren Vorland kam überschotterten. Die exponierte Hochlage dieser es auch im Pleistozän zur Bildung von subrosionsbe- Flussablagerungen scheint bereits im Altpleistozän dingten Erdsenken, in denen sich Seen und Flach- bestanden zu haben, so dass sie später durch die Flüs- moore entwickelten. Im thüringischen Rhön-Gebiet se selbst nicht wieder erodiert wurden. Aufgrund der waren in der Auslaugungssenke von Rosa (Ellen- unterschiedlichen Großsäugerfossilen können Rück- berg et al. 2006) bis zu über 7 m mächtige Sedimente schlüsse auf mindestens zwei altpleistozäne Flut- fluvialer und limnischer Herkunft in einer alten Zie- katastrophen gezogen werden: einer älteren, deren geleigrube aufgeschlossen und bei Kaltenlengsfeld Sedimente die fossilen Reste des Steppenmammuts entdeckte man 1974 beim Bau einer Rinderstallanla- Mammuthus trogontherii enthalten und einer jün- ge die Reste eines pleistozänen Niedermoores. Beide geren, aus deren Ablagerung die Funde von Woll- Lokalitäten waren im 20. Jh. Gegenstand paläobo- haarmammut Mammuthus primigenius und Woll- tanischer Untersuchungen: Mai 1961, Majewski haarnashorn Coelodonta antiquitatis stammen. 1961, Mai 1974, Prager 1987, Mai 2000 (Abb. 183).

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Über den paläobotanischen Befund lässt sich aus Gebiet auch intensiv mit der Rhön beschäftigte, be- dem Profil von Rosa eine Abfolge von Klimastufen arbeitete hier neben den tertiären Karpofloren des ableiten, in der sich die Klimabedingungen von einer Obereozän, Oligozän, Miozän und Pliozän auch die Vorwärmezeit (boreal) über eine Wärmezeit (boreo- Samen und Früchte der quartären Flora aus den pleis- meridional) zu einer feuchten Warmzeit (atlantisch) tozänen Vorkommen von Rosa und Kaltenlengsfeld. veränderten, was der Abfolge im tiefsten Teil eines Aus den torfigen, moorkohleartigen Schichten der Interglazials entspricht. Aus geologischer Sicht ten- Fossilfundstätte von Rosa identifizierte er 55 Pflan- diert man dazu, die Lagerstätte bei Rosa in die frühe zenarten und aus den pleistozänen Moorresten bei Holstein-Warmzeit zu datieren (Ellenberg et al. Kaltenlengsfeld 46 Pflanzenarten Mai( 1961, 1974). 2006). Paläobotanisch werden beiden Florenfund- Südlich von Kaltenlengsfeld bildete sich im frühen stellen dem mittelpleistozänen Cromer-Komplex zu- Pleistozän eine Erdsenke, in der sich anfangs ein geordnet (Mai 2000), so dass wir nach den paläobo- See bildete, der wiederum in ein Verlandungsmoor tanischen Befunden sogar ein Mindestalter von über überging. Die Lokalität befindet sich zwischen zwei 400.000 Jahren annehmen können. Störungszonen, die man auf die westliche Bruch- tektonik der Hahnberg-Mulde zurückführen kann, Dieter Hans Mai, der als Paläobotaniker die terti- so dass hier durch Auslaugung von Steinsalzen und ären Floren Europas erforschte und sich auf diesem Gips in den Röt-Schichten eine kleinere Erdsenke im

Abb. 183: Übersichtskarte mit Pflanzenfundstellen und Eisrandlagen im Pleistozän (nach Mai 2000). Elst = Elster-Glazial (Feuersteinlinie), Sa1 = Saale 1-Glazial (Fuhne), Sa2 = Saale 2-Glazial (Drenthe), Sa3 = Saale 3-Glazial (Warthe), Wei1 = Weichsel 1-Glazial (Brandenburger Stadium)

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Muschelkalk entstand. Aus paläobotanischer Sicht Zähne und Knochen von Pferden identifiziert wur- tendiert Mai (1993) dazu, dass Vorkommen bei den. Bei aktuellen Recherchen, zusammen mit Frank Kaltenlengsfeld in eine Präelster-Warmzeit einzu- Hössel aus Kaltenlengsfeld, war von anderen Bewoh- ordnen. Die durch die Erosion tiefer gelegte Entwäs- nern des Ortes noch zu erfahren, dass man die Kno- serung im südlichen Talbereich von Kaltenlengsfeld chenreste beim Bau des Bergeraums (Heulager) fand und die damit verbundene Abtragung der Erdsenke und dass in jüngerer Zeit beim Anlegen eines Gra- dürfte somit erst ab der Elster-Kaltzeit erfolgt sein. bens um das Gebäude herum wieder eine kohlige, Reste bzw. der westliche Randbereich des ehemali- etwa 30 cm mächtige Schicht angeschnitten wurde. gen Moors sind periglazial (im gletscherfreien Gebiet Bei den Probenentnahmen für die paläobotanischen einer späteren Eiszeit) mit Solifluktionsschutt (Fließ­ Untersuchungen, welche am 28. und 29. Mai 1974 im boden) überlagert worden. damaligen Aufschlussprofil am Rinderstall erfolgte, wurden aber keine tierischen Reste von Großsäugern Aus der paläokarpologischen Untersuchung (Mai festgestellt (frdl. Mitt. Dr. Gottfried Böhme, Berlin). 1974) ergibt sich folgendes Bild: Im See existierte eine Der pleistozäne Fundhorizont wird im nördlichen Wasserpflanzengesellschaft mit mehreren Arten an Teil durch eine größere holozäne Erosionsrinne an- Laichkräutern (Potamogeton; P. fryerii, P. acutifolius, geschnitten. Weil der Flurbereich dieser Rinne auch P. trichoidis, P. natans, P. densus und P. alpinus). Die als „Schindgraben“ bezeichnet wird, stellt sich die Pflanzenfossilien in den Ablagerungen (Mudden) Frage, ob die tierischen Reste eventuell von der histo- der Seefazies zeigen eine deutliche Vorherrschaft von rischen Entsorgung von Kadavern oder Schlachtab- Fichten im damaligen Waldbild, so werden die nahen fällen herrühren könnten. Wälder von Picea abies (Gemeine Fichte) dominiert. Untergeordnet tritt in diesen Fichtenwäldern noch Bernshäuser Kutte – ein rezenter Datenspeicher Picea omoricoides auf. Diese Fichtenart war im Quar- tär weit verbreitet und ist der Vorläufer der rezenten Die Seesedimente der Bernshäuser Kutte sind ein Art Picea omorika (Serbische Fichte), deren heutiges Datenspeicher, welcher wichtige Informationen zur Verbreitungsgebiet sich nur noch auf eine kleine Re- Klima- und Landschaftsentwicklung unter Entwick- gion am Balkan beschränkt. Das häufige Auftreten lung und Einwirkung menschlicher Siedlungstätig- von Myriophyllum spicatum (Ähriges Tausendblatt) keit enthält, die wahrscheinlich mehrere Jahrtausen- in der Mudde deutet auf ein stehendes Gewässer mit de zurückreichen. eher eutrophem Charakter hin und das ebenso häufi- ge Auftreten von Scirpus radicans (Wurzelnde Simse) Dass es sich bei dem geologischen Phänomen der spricht für wärmere und niederschlagsarme Sommer. Kutte um einen subrosionsbedingten Erdfallsee han- Der See verlandete allmählich und ging in einen Er- delt, ist seit dem 19. Jh. bekannt (Bücking 1889). len-Bruch (sumpfiger Wald mit Schwarz-Erlen –Al - Die Seesedimente selbst sind aber erst seit etwa nus glutinosa, Moor-Birken – Betula pubescens, Win- zwanzig Jahren Ziel wissenschaftlicher Untersu- kel-Segge – Carex remota und Brombeeren – Rubus chungen. Bisherige Forschungsergebnisse (Daut et fruticosus) über. Außerdem enthält die fossile Flora al. 2002, 2009) beziehen sich bislang nur auf den noch tertiäre Relikte wie Swida gorbunovii (Hartrie- obersten Abschnitt der Sedimente. Sedimentkerne, gelgewächs) und Eleocharis microstylosa (Sauergras­ die mittels Schwerelot entnommen wurden, erreich- gewächs), die heute ausgestorben sind. ten eine Bohrtiefe von 130 cm. Sedimentechogra- phische Messungen deuten auf eine Mächtigkeit der Nach einer Notiz des ehemaligen Kaltenlengsfelder Sedimente von mindestens 4 m im Seetiefsten, die in Ortschronisten Egon Kümpel wurden bei den dama- Zusammenhang mit dem paläobotanischen Befund ligen Baumaßnahmen auf dem LPG-Gelände auch und Erkenntnissen zu den Sedimentationsraten aus tierische Reste in ca. 2 m Tiefe gefunden, welche als der Analyse der bisher erbohrten rhythmisch ge-

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schichteten Seesedimente für ein Mindestalter der Moor, das Stedtlinger Moor und das Rote Moor Bernshäuser Kutte von 4.000 Jahren und älter spre- hervorzuheben. Wie es u. a. Arbeiten von Grosse- chen (Daut et al. 2002). Erste Pollenuntersuchun- Brauckmann (1987, 1996), Beug (1957), Hahne gen legten ein mögliches Alter der Schichten an der (1991) und Lange et al. (2001) zeigen, sind die ho- bislang erbohrten Kernbasis von 1.500 Jahren (etwa lozänen Moore der Rhön heute gut erforscht. Der 5. Jh.) nahe, wobei durch das häufige Auftreten von fossile Datenspeicher dieser Moore lieferte viele Roggen-Pollen ein eher jüngeres Alter in Betracht ge- Informationen zur regionalen Vegetations- und Be- zogen wurde. Spätere Radiokarbondatierungen die- siedlungsgeschichte. ser Schichten (Enters et al. 2006) ergaben nur ein Alter von ca. 200 Jahren (etwa um 1800). Aus diesen Untersuchungen wissen wir, dass es nach der letzten Vereisung in der Rhön vor gut 11.000 Jahren Ein paläozoologischen Befund zu dieser Kutte ist mir erstmals zu einer weitgehend geschlossenen Bewaldung, nicht bekannt, der See wird aber seit dem Mittelalter als und zwar mit Kiefern und Birken, gekommen ist und Fischgewässer genutzt. Aus Urkunden der Staatsarchive dass dann, vor rund 10.000 Jahren, die Hasel in großer Marburg und Meiningen lässt sich erschließen, dass die Menge in die vorhandenen Wälder eingedrungen ist. Kutte samt der Wüstung Berlshausen, ursprünglich im Eichen, die ebenfalls schon vor rund 10.000 Jahren im Besitz der Herren von Frankenstein, als Lehen an die Gebiet vertreten waren, haben, zusammen mit Ulmen, Ritter von Bernshausen kam, die das Fischgewässer wie- Linden und Eschen, in dem Zeitabschnitt vor 9.000 derum an die Ritter von Pferdsdorf (an der Ulster bei bis vor 3.000 Jahren die Wälder beherrscht und wur- Unterbreizbach) verkauften, welche den See im 14. Jh. den dann von einer Zeit der Buchenherrschaft abge- für mindestens drei Generationen besaßen. löst, die vor etwa 1000 Jahren, mit Beginn der ausge- dehnten Rodungen in der Rhön, ihr Ende fand. Von Die Bernshäuser Kutte gehört zu den Perlen im dieser Zeit an zeigen die Pollendiagramme vor allem Biosphärenreservat Rhön, ein ganz besonderes Na- reichlich Pollen von Getreide (vor allem Roggen) und turschutzobjekt und Ausflugsziel zugleich. Aus geo- Getreideunkräutern sowie von (Wild-)Gräsern und logischer, hydrologischer, biologischer und paläoar- sonstigen Grünpflanzen – eindeutige Hinweise auf die chäologischer Sicht ist die Kutte ein Naturphäno- Besiedlung und landwirtschaftliche Nutzung des Ge- men von nationaler Bedeutung. Bereits 1942 wurde biets (Grosse-Brauckmann 1996). Die verstärkte dieser Erdfallsee mit seinem mittlerweile sehr sen- landwirtschaftliche Nutzung führt letztlich zu der siblen Wasserkörper zum Naturschutzgebiet erklärt Landschaftsform, wie wir sie heute wahrnehmen – (siehe auch b. Görner et al.). Heute gehört die Kut- dem „Land der offenen Fernen“. te zu den überregional bedeutendsten Geotopen in Deutschland. In den untersten, tonigen Torfschichten des Roten und Schwarzen Moores sind jüngere vulkanische Holozäne Moorbildungen Aschen (Tuff, nicht zu vergleichen mit den nach- folgend geschilderten Kalktuffablagerungen) einge- Moore sind Habitate und Refugialräume, die als oa- lagert, was sich als Hilfe bei der Datierung dieser senartige Naturgebiete ihre eigenständige natürliche Moore erwies. Die Tuffschicht wurde 1957 erstmals Entwicklung im durch Menschen stark veränderten nachgewiesen und als Tuff des Laacher-See-Vulkans Umfeld größtenteils beibehalten haben. Daher ge- gedeutet (Beug 1957). Über diesen Vulkan der Ei- hören die Moore heute aufgrund ihrer charakteris- fel wissen wir heute, dass seine gewaltige Eruption tischen Flora und Fauna sowie ihres geologischen vor etwa 13.000 Jahren erfolgte, die Magmakam- Aufbaus nach zu den besonderen Schutzgebieten mer unter dem Vulkan einbrach und sich danach die im Biosphärenreservat Rhön. Unter den holozä- Caldera mit dem Laacher See bildete. Der spätglazi- nen Mooren der Rhön sind vor allem das Schwarze ale Laacher Tuff (Bimstuff) ist auch noch im Moor

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bei Rappershausen im unterfränkischen Landkreis z. B. Steine, Laub oder Schneckengehäuse sowie Rhön-Grabfeld nachgewiesen worden. Mit Hilfe auch Moose und Algen, die im Wasser wachsen. des Laacher Tuffs konnte dieser Schichtbereich in Pflanz­liche und tierische Reste werden im Quell- die Allerödzeit gestellt und die darunter liegenden kalk letztlich als Abdruck oder Einschluss konser- Basisschichten der Moore stratigraphisch in die Äl- viert und sind somit schon echte Fossilien ihrer ge- tere Tundrenzeit (Ältere Dryas) eingeordnet werden genwärtigen Art. Quellkalke sind Fossillagerstätten (Hahne 1991). Es zeigt sich anhand der Forschungs- und Archive für Klima- und Landschaftsentwick- ergebnisse, dass die Vegetationsgeschichte dieser lung. Größere Lagerstätten, wie z. B. die Travertine beiden Rhön-Moore noch im Pleistozän (Weichsel- von Bilzingsleben, Ehringsdorf oder Burgtonna in Spätglazial) begann und bis heute anhält. Thüringen (Abb. 183), wurden seit dem Mittelalter gelegentlich abgebaut. Aus diesen Lokalitäten sind Der Quellkalk (Kalktuff/Travertin) und seine bedeutende Fossilfunde bekannt geworden, u. a. Fossilien – ein bis heute offenes Schaufenster Belege für Waldelefanten, Höhlenlöwen, Waldnas- im jüngsten erdgeschichtlichen Zeitabschnitt hörner und Urmenschen, die hier vor über 100.000 des Quartärs Jahren lebten.

Holozäner Süßwasserkalk an Kalktuffquellen ist Quellkalkvorkommen in der Rhön waren in der Ver- ein fossilienhaltiges Gestein unterschiedlichster gangenheit keine Seltenheit. Größere Vorkommen Natur, das aufgrund der hohen Vielfalt von synony- wurden überwiegend abgebaut. Kleinere und sehr men Begriffen, die man dafür verwendet, durchaus junge Kalktuffbildungen sind auch gegenwärtig nicht für Verwirrung sorgen kann. In der Geologie als selten in der Rhön (Abb. 184). Alle Quellkalkvor- Kalktuff, Travertin, Sinterkalk und Quellkalk be- kommen der Rhön sind wesentlich jünger als die vor- zeichnet, wird dieses Gestein regional auch als Tuff- genannten thüringischen Travertinvorkommen, da stein, Tubstein oder nur als Dub (o. Tup) bezeich- deren Entstehung fast ausnahmslos erst nach der net. Je nach Beschaffenheit des Steinmaterials, dem letzten Eiszeit begann und bis heute anhält. Die Ort und den Umständen seiner Entstehung, die von Kalktuffvorkommen sind an starke Quellen gebun- Tropfsteinbildungen in Höhlen bis zum Kalkabsatz den, wo Grundwasser aus den zerklüfteten Gestei- am Wasserhahn reicht, kann das neuentstandene nen des Unteren Muschelkalk über den tonigen Gestein unterschiedlich angesprochen werden, ob- Schichten des Röt (Oberer Buntsandstein) austritt. wohl der Prozess seiner Entstehung identisch ist. Mit der Bezeichnung Quellkalk bzw. Kalktuff sind Weichere Kalktufflagen wurden im 19. und 20. Jh. aber nur die Kalkbildungen gemeint, welche unmit- u. a. zum Mergeln (Kalken) von sandigen Böden, telbar nach dem Austritt des Quellwassers in der Feldern und Wiesen auf Buntsandstein genutzt. freien Natur entstehen. Je nach Festigkeit und Si- Die härteren Schichten waren auch in der Rhön ein tuation der Entstehung wird das Kalkgebilde auch beliebtes Baumaterial. Wie kleinere Fundstücke an Travertin genannt. Nachdem das Grundwasser, Kalktuff vom Burghügel der „Alten Burg“ am Neu- das reich an gelöstem Kalk (Ca(HCO3)2 (aq)) ist, an berg bei Neidhartshausen zeigen, wurde dieser wahr- Quellen zu Tage tritt, geht infolge von Druckmin- scheinlich bereits im Mittelalter hier als Baustein derung, Erwärmung und durch Photosynthese der verwendet. Im sogenannten Schloss in Diedorf fin- im Wasser lebenden Pflanzen Kohlenstoffdioxid den sich einige größere bearbeitete Kalktuffblöcke in

(CO2) verloren, wodurch festes Calciumcarbonat den Gemäuern des Gewölbekellers, der etwa im 16.

(CaCO3 (s)) in Form von Kalk wieder ausgeschie- Jh. erbaut wurde, und in einigen Dörfern trifft man den wird und als sekundäres Kalkgestein aushär- noch Fachwerkgebäude aus dem 19. Jh. an, z. B. in tet. Dabei umkrustet der ausgefällte Kalk alles im Dermbach und Klings, deren Gefache mit Kalktuff unmittelbar nachfolgenden Gewässerabschnitt wie ausgemauert sind (Abb. 185 und 186).

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Abb. 184: Kalktuffbildungen im Langen Tal bei Neidhartshausen (Fotos: F. Gümbel)

Bei Abrissarbeiten von Nebengebäuden an unserer al- wurden sie danach größtenteils aus Ziegelsteinen und ten Scheune in Neidhartshausen stieß ich Anfang der mit Brandmauern errichtet und der Dubstein hatte 1990er Jahre in einer älteren Schicht mit Bauschutt un- dann zum Bauen keine Bedeutung mehr. ter diesen Gebäuden immer wieder auf Kalktuffbrocken Die beim Abriss gefundenen Steine waren durch den mit zum Teil noch sägeglatten Flächen. Mein Schwie- feuchten Boden sehr weich und bröselig. Manche zerbra- gervater erzählte mir damals, die Scheunen wären 1868 chen schon beim Abtragen der Bodenschicht. Im Inneren abgebrannt und die neue Fachwerkscheune ist damals hatten sie aber noch ihre natürliche gelbliche bis gräulich- mit Dubsteinen ausgemauert worden und dass irgendwo weiße Farbe und an manchen Bruchstellen schöne Ab- noch eine alte Dubsäge seiner Vorfahren liegen müsse. Er drücke von Blättern (Abb. 187 und 188), was mich als sagte mir, dass der Dubstein zum Bauen oberhalb vom Fossiliensammler besonders erfreute. Ort, zum Neuberg hin, gebrochen wurde. Als die Scheu- nen entlang der Hauptstraße 1911 wieder abbrannten,

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Abb. 185: Lagergebäude der ehemaligen Korkfabrik Dittmar & Ries in Dermbach, erbaut um 1872, das Fachwerk ist an den Giebelseiten mit Kalktuff ausgemauert und die nordöstlichen Gebäudeseite mit einer Mauer aus Kalktuff- steinen verkleidet; (Fotos: F. Gümbel)

Kalktuffquellen waren schon immer Anziehungs- Quellenstandorten der Rhön. Den frühen Rastplät- punkte für Tiere und Menschen. Mikrolithen-Arte- zen folgten später Siedlungen bis hin zu den heutigen fakte von und aus dem mittleren Uls- Dörfern, die fast ausschließlich an den Bächen oder tertal belegen die Anwesenheit von Menschen zur Rinnsalen direkt unterhalb der Kalktuffablagerun- Mittelsteinzeit vor mehr als 8.000 Jahren an solchen gen angelegt worden sind. Mit dem Abbau der lo-

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Abb. 186: Mit Kalktuffsteinen ausgemauertes Fachwerk in Klings. (Fotos: F. Gümbel)

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Abb. 187: Gewöhnlicher Schneeball (Viburnum opulus, Giftpflanze), mit ahornähnlichen Blättern, rechts unten: Blattabdruck (Viburnum cf. opulus) aus dem Kalktuff von Neidhartshausen (Fotos: F. Gümbel) ckeren und festeren Kalktuffe, Fassung der Quellen natürlichen Entwicklungsform noch erkennbar sind, sowie der Weiterleitung des Wassers mittels Rohren gegenwärtig Gefahr laufen, zerstört zu werden. Dass und durch Meliorationsarbeiten sind in den letzten das Phänomen der Kalktuffbildungen aus Regionen 200 Jahren die meisten Kalktuffquellen erschlossen der Rhön schon lange bekannt war, zeigt eine Bemer- bzw. deren Kalktuffbildungen stark ausgebremst kung von G. C. Sartorius in seiner geognostischen worden, so dass diese heute als solche gar nicht mehr Beobachtung zum Basalt (Sartorius 1821). erkennbar sind. Man kann sogar davon sprechen, „In der Schlucht, welche sich von Sünna, nach dem Ro- dass noch existierende Areale, in denen Kalktuff- denberge hinauf ziehet, entspringen mehrere Quellen, quellen oder Kalktuffmoore in ihrer urtypischen welche sehr viel Kalktuff absetzen, die alles damit über-

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Abb. 188: Kalktuff mit Blattabdrücken, FO. Neidhartshausen – a) Blätterlage aus grobgeschichteten Kalktuff; b) juveniles Eichenblatt (Fotos: F. Gümbel)

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Abb. 189: Kalktuffaufschluss am Spring im Sommertal bei Fischbach. Der stufige, kaskadenartige Wasserfall über die Kalktuffbarre erreicht eine Höhe von ca. 9 m; Rechts: Kalktuff-Fels an der südöstlichen Abbauwand des ehema- ligen Steinbruchs (Fotos: F. Gümbel) ziehen, selbst den daselbst frey liegenden Basalt, in eine tierung der Rhön ab der zweiten Hälfte des 19. Jh. Kalktuff-Rinde hüllen.“ bis Anfang des 20. Jh. noch in Betrieb. In den Be- schreibungen zu den geologischen Blättern finden Noch im 19. Jh. erfolgte der Abbau festerer Bänke in sich Hinweise zu den Kalktuffvorkommen, die da- dem kleinen Kalktuffvorkommen am südwestlichen mals auch noch als Alluvialkalk (Alluvium alte Bez. Fuß des Öchsenberges. Im letzten Jh. wurde darüber f. das Holozän, also Holozänkalk) bezeichnet wur- hinaus der kleinstückige Muschelkalk (Rutschmas- den. Im nördlichen Gebiet der Rhön konnten solche sen, die hier im Quellgebiet zusammen mit größeren alten Abbaue u. a. bei Morles, Ketten, Wiesenfeld, Muschelkalkblöcken lagern) abgebaut und die Quel- Bermbach, Sünna, Oechsen, Oberalba, Dermbach, le für Trinkwassernutzung gefasst. Neidhartshausen, Fischbach (Abb. 189) und Klings Ich erinnere mich an ein Gespräch im Jahr 1982 mit ermittelt werden. Aus der südlichen Rhön sind be- Herrn Mosebach aus Sünna, der mir damals berichtete, sonders die großen Vorkommen bei Oberelsbach dass sie früher dort als Jugendliche noch Kalksteine auf- und Weisbach hervorzuheben. Zum Kalktuff von schlugen und darin schöne Blattabdrücke fanden. Weisbach gibt Bücking (1916) noch eine Mächtig- keit von 6 m an und dass dieser neben der Verarbei- Viele kleine Gruben und Brüche, in denen Kalktuff tung zu Bausteinen auch Verwendung für chemische abgebaut wurde, waren bei der geologischen Kar- Zwecke fand.

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Das Kalktuffvorkommen von Weisbach bei Bi- dessen Bildung in eine ältere Epoche des Quartärs. schofsheim ist auf Grund von Fossilfunden wohl das Zu den häufig auftretenden Formen führt er Wein- bedeutendste der Rhön und deswegen zeitweise in bergschnecken, Vielfraßschnecken und Schließ- den Fokus paläontologischer Betrachtungen ge- mundschnecken an. Friedrich Nies, der in seiner rückt. Der Apotheker E. C. Hassenkamp verweist Arbeit zum Kalktuff von Homburg am Main Nies( bereits 1853 auf die Kalktufflager bei Oberelsbach 1873) auch das Vorkommen von Weisbach in der und Weisbach. Hassenkamp, der sich später um die Rhön behandelt und dieses als reich an Petrefakten tertiären Fossilien von Sieblos verdient machte (siehe bezeichnet, gibt in seiner Fossilienliste zu Weisbach Kapitel 2.1), geht in seinem Beitrag zu den jüngsten 22 Arten an. Neben 3 Pflanzenarten und 18 Schne- Gebirgsbildungen der Rhön auch kurz auf die Fossi- ckenarten führt er noch Geweihfragmente von Hir- lien der Kalktuffbildungen ein, dass diese neben den schen (Cervus) auf. Nies war damals Assistent bei häufig auftretenden Konchylien (o. a. Conchy­lien, Professor Sandberger in Würzburg, von dem er auch veraltete Bezeichnung für Kalkschalen von Tieren das dort vorhandene Fossilmaterial aus den Kalk- bzw. die Gehäuse von Schnecken) auch Abdrücke von tuffen von Weisbach zur Verfügung gestellt bekam. Gräsern, Moosen und Baumblättern enthalten. Res- Gemeinsam machten beide zusammen mit weiteren te von Säugetieren seien darin noch nicht gefunden Kollegen Exkursionen nach Weisbach. worden. Die reichhaltige Schnecken-Fauna diagnos- Fridolin Sandberger, der ab 1863 an der Universi- tizierte er komplett als fossile Reste rezenter Arten. tät Würzburg als Professor tätig war und sich u. a. Aus der hohen Anzahl der Schneckengehäuse in den intensiv mit den fossilen Schalen von Weichtieren tieferen Schichten des Kalktuffs stellt Hassenkamp beschäftigte, identifizierte aus dem Kalktuff von

Abb. 190: Helix sp. – Weinberg- schnecke, FO. a Langes Tal/Neid- hartshausen, b Spring/Fischbach (Fotos: F. Gümbel)

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Weisbach 38 Arten an Schnecken (Sandberger er erforscht. Der Kalktuffabbau im sogenannten 1886). Bei den Pflanzenabrücken wurden Schwarz­ Dubloch war schon seit längerer Zeit nicht mehr erle (Alnus glutinosa), Haselstrauch (Gemeine Ha- in Gang und bereits stark verschüttet, als Boeckel sel/Corylus avellana), Hirschzungenfarn (Scolopend- 1932 und 1935 den Fundort aufsuchte, um fossile rium officinarum), Gewöhnliche Pestwurz (Petasites Schneckengehäuse zu bergen. Eine Profilaufnahme officinalis), Süßgras (Glyceria spectabilis), Moos (Hyp- war nicht mehr möglich. Der Aufschluss erfasste in num) und Grünalgen (Fadenalgen/Konferven) be- etwa die gesamte 10 bis 15 m Breite der Kalktuff- stimmt. Sandberger gibt für das alluviale (holozäne) ablagerung, deren Mächtigkeit Boeckel noch auf 7 Kalktuffprofil von Weisbach eine Mächtigkeit von bis 8 m schätzte. Es wurden 55 Arten identifiziert über 8 m an und bemerkt, dass es sich beim Lie- (Boeckel 1937). Bis auf zwei Wasserschnecken genden der Kalktuffablagerungen um Röt handelt. wird die Fauna durch Landschnecken bestimmt. Des Weiteren findet sich bei Sandberger 1886 Bei den im Wasser lebenden Schnecken handelt es ein interessanter Hinweis zu einem anthropogenen sich um Galba truncatula (Kleine Sumpfschnecke) Fund: Er gibt an, dass Anfang der 1870er Jahre ein und Bythinella compressa (Rhön-Quellschnecke), die menschlicher Unterkiefer in den conchylienreichen rezent in diesem Gebiet nicht nachgewiesen ist. Die Kalktuff von Weisbach gefunden wurde, der durch fossilen Belege der Rhön-Quellschnecke an diesem Professor Karl von Fritsch an die Senckenberg- Standort zeigen aber, dass es im Weißen-Born-Tal Sammlung in Frankfurt kam. bei Dermbach Habitate gegeben hat, welche die hohen Lebensansprüche dieser Art einst erfüllten. Auch bei den Kalktuffvorkommen auf dem Gebiet Nach Boeckel stammen die Bythinellen-Funde der thüringischen Rhön erfolgte eine Auswertung aus den höher gelegenen Basaltgebieten und sind der fossilen Schneckenfaunen (Abb. 190). In seinen in die Kalktuffe hineingeschwemmt worden. Ers- Studien zu fossilen Schließmundschnecken (Clau- te Fassungen dieser Kalktuffquelle zur Trinkwas- silien/Clausilidae) führt Oskar Boettger 1877 sernutzung erfolgten bereits im frühen 18. Jh., als auch Funde aus den Kalktufflagern bei Dermbach Dermbach unter fuldischer Regierung stand. Boe- und Oechsen bzw. Geblar an. Das Sammlungsma- ckel nimmt aufgrund seines Befundes an, dass sich terial aus diesen Lokalitäten, was er dabei verwen- das Landschaftsbild dieser Kalktuffablagerung be- dete, stammte von Professor A. von Koenen, der reits im Laufe seiner Entstehung wesentlich geän- 1874 und 1875 die geologische Erstkartierung in dert hat. Schon damals fand Boeckel für mehrere diesem Gebiet ausführte. Boettger zählt folgende der fossil belegten Arten keine rezenten Nachwei- Arten der Clausilien auf: Clausilia (Marpessa) lami- se mehr im Weißen-Born-Tal. Einige der identifi- nata Mnt. sp (FO. Oechsen), Clausilia (Kuzmicia) zierten Arten (Clausilia pumila sejuncta, Ruthenica parvula Stud. var. minor A. Schm. (FO. Geblar), filograna, Orcula doliolum, Vertigo substriata, Vertigo Clausilia (Kuzmicia) dubia Drap. (FO. Dermbach), pusilla, Vallonia excentrica) konnten damals in der Clausilia (Kuzmicia) pumila Ziegl. (FO. Dermbach), Rhön nicht lebend gefunden werden, worauf man Clausilia (Pirostoma) plicatula Drap. (FO. Oechsen), vermutete, dass diese hier bereits ausgestorben sind. Clausilia (Pirostoma) ventricosa Drap. (FO. Oechsen Die vier Arten Clausilia pumila sejuncta, Ruthenica u. Geblar). Die Kalktufflager dieser Lokalitäten -da filograna, Orcula doliolum, Vertigo substriata haben tiert Boettger noch ins Oberpleistozän. Für das seit dem Pleistozän an Verbreitungsgebiet verloren Vorkommen bei Dermbach werden für den Fund- (Boeckel 1937). Aus der fossilen Schneckenfauna horizont torfige Schichten angegeben. schließt Boeckel auf ein altholozänes Alter der Kalktuffablagerung im Weißen-Born-Tal. 60 Jahre später wurde die Schneckenfauna aus den Kalktuffablagerungen südwestlich von Dermbach Trotz einiger markanter Funde und Befunde bleibt im Weißen-Born-Tal von Werner Boeckel genau- es aber bei kurzen sporadischen Informationen, die

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Abb. 191: Formatierte Kalktuffsteine aus einer Bauschutt- und Brandschicht von 1911 in Neidhartshausen (Fotos: F. Gümbel)

wir in der Literatur zu fossilen Resten, pflanzli- heute Daten aus holozänen Ablagerungen im Bezug cher und tierischer Herkunft, aus den Kalktuffen auf die gegenwärtige Landschafts- und Klimaent- der Rhön finden. Vorwiegend ist es nur der Hin- wicklung von Bedeutung. weis, dass darin Abdrücke von Pflanzen oder Ge- häuse von Landschnecken auftreten und alle samt Stehen uns heute auch keine geologischen Aufschlüs- von rezenten Arten entstammen. Über die in dieser se in Kalktuffablagerungen mehr zur Verfügung, so Mitteilung zitierten Werke hinaus sind dem Autor können dennoch Kalktuffsteine, wie die aus dem bisher keine größeren zusammenhängende Studi- historischen Bauschutt von Neidhartshausen (Abb. en oder Arbeiten über Kalktuffablagerungen der 191), aufgrund ihres Aufbaus oder Gefüges und de- Rhön und deren fossile Inhalte bekannt geworden. ren fossiler Inhalt interessante Daten liefern, womit Gegenüber der Vielfalt an wissenschaftlichen Mit- auch im Nachhinein einige Rückschlüsse zur land- teilungen zu den Mooren der Rhön sind Berichte schaftlichen Entwicklung und dem ursprünglichen und Hinweise über Kalktuffvorkommen in der Li- Aufbau eines ehemaligen Kalktuffvorkommens teratur schon sehr selten. Selbst in heimatkundli- möglich sind. chen Schriften findet man kaum Hinweise zur his- torischen Nutzung und dem Abbau des Kalktuffs. Die Kalktuffsteine von Neidhartshausen sind wie Gegen Ende des letzten Jahrhunderts ist selbst das Kalktuff im Allgemeinen ein poröses und leichtes mündliche Wissen über die einstigen Abbaue und Gestein, das nach dem Austrocknen eine gewisse Kalktuffgruben oder die ursprüngliche Form der Härte erlangt. Einerseits sind manche Steine sehr Kalktuffquellen vor der Quellfassung weitestge- löchrig und unregelmäßig strukturiert (Abb. 191), hend verloren gegangen. andererseits zeigen sie durchweg eine gut erkennbare Es mögen das zu junge Gestein, die Fossilien von Schichtung (Abb. 191) und einen körnigen, sandigen rezenten größtenteils noch regional existierender Aufbau (Travertinsande). Aus anfänglich kleinen Arten oder ein gewisser Mangel an wissenschaftli- kaskadenartigen Kalktuffterrassen, wie sie gegen- chem Interesse in den früheren Abbauzeiten gewe- wärtig im regulierten Bachlauf im „Langen Tal“ ge- sen sein, was eine genauere paläontologische Erfor- bildet werden (Abb. 184), entstanden ursprünglich schung der Kalktuffablagerungen in Zeiten guter größere dammartige Gebilde (Kalktuffbarren) mit Aufschlusssituationen ausbremste. Dennoch sind dahinterliegenden Wasserbecken, in denen es durch

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Gräsern oder Hölzern sind darin nicht selten, aber größtenteils nur fragmentär erhalten, bis auf Blätter von Weiden (Salix), von denen öfters schöne Abdrü- cke (Abb. 192) zu finden sind. Bei den geschichteten Kalktuffen des Wasserbeckens wechseln körnig- sandige Lagen, die nur geringen oder gar keinem An- teil an Abdrücken größerer Pflanzenteile aufweisen, mit Blätter-Lagen, die eine hohe Anzahl an schönen Blattabdrücken (Abb. 193) führen. Auch ist die Ar- Abb. 192: Salix sp. – tenvielfalt der durch Blattabdrücke belegten Flora an Weidenblatt, FO. Gehölzen in diesen Schichten wesentliche höher. Es Neidhartshausen treten u. a. Blätter von Eichen, Hasel, Ulmen, Erlen, (Foto: F. Gümbel) Buche und Nadeln von Kiefern auf. Der fossile Be- fund zeigt eine klare Dominanz der Eichen und einen die Kalkausscheidung zur Bildung von geschichteten geringen Anteil an Buchen. Heute dominieren Bu- Travertinsanden kam. Betrachtet man den fossilen chen die Standorte bei Neidhartshausen und Eichen Inhalt im Bezug auf den mutmaßlichen Bildungsort existieren hier gar nicht mehr. Es deutet sich an, dass des Gesteins, so zeigt sich, dass das Gesteinsmaterial die Befunde aus Kalktuffablagerungen sich durchaus der Kalktuffbarre hauptsächlich aus den Umkrus- mit denen aus den Mooren decken und diese sogar tungen von Moosen besteht. Abdrücke von Blättern, auf Grund von Makrofossilien ergänzen können.

Abb. 193: Kalktufflage mit Blattabdrücken, FO. Neidhartshausen (Foto: F. Gümbel)

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Abb. 194: Quercus robur – Stieleiche, „Hohle Eiche“ in Eckardts (regional ältester Eichenbaum), oben rechts: fossiler Blattabdruck aus dem Kalktuff von Neidhartshausen (Fotos: F. Gümbel)

Bei der Klärung der Altersfrage der Kalktuffe kann sem Standort eine intensive Nutzung des Quellwas- das häufigere Auftreten von Eichen als Indiz her- sers seit dem 8. Jh. belegt. Eine frühe Verwendung angezogen werden. Da im Zeitraum der mittelal- des härteren Kalktuffs zu Bauzwecken, etwa im 12. terlichen Rodungen vom 6. bis 11. Jh. die Eiche als und 13. Jh., ist wahrscheinlich. Zudem kam es ab Mastbaum geschont wurde, ist auch hier bei Neid- dem 14. Jh. zu einer Klimaverschlechterung, die hartshausen für diese Zeit die Existenz noch guter bis ins 19. Jh. anhielt, welche heute unter der Be- Eichenbestände denkbar (Abb. 194). zeichnung „Kleine Eiszeit“ erfasst wird. Nach den genannten Fakten kann bereits ein höheres Alter der Man kann davon ausgehen, dass die Kalktuffbildun- Kalktuffe vermuten werden. Es ist also anzunehmen, gen seit dem Mittelalter hier keinen starken Zuwachs dass die im 19. Jh. abgebauten Kalktuffsteine einem mehr hatten. Durch den Siedlungsausbau ist an die- Zeitabschnitt entstammen, der deutlich älter ist und

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Abb. 195: Fossilien aus jungen Ablagerungen von Talsohlen: a) Schädelbruchstück/Hausrind, Bos sp. (wahrscheinlich von einer kleineren Rindervariation aus der spätkeltischen Epoche, schriftl. Mitt. H.-J. Barthel Museum für Früh- u. Urgeschichte Weimar 1983) FO. Unteralba (aus fluvia- tilen Ablagerungen in ca. 2 m Tiefe, aufgeschlossen durch eine ehemalige Baugrube in Ortslage), Koll. K. Schwarz/ Slg. Gümbel; b) Backenzahn eines Auerochsen (M3, Bos cf. primigenius) Slg. Gümbel; c) Fersenbein eines Bison (Calcaneus dex., Bison cf. priscus) Slg. Gümbel – b) und c) Neufunde März 2017/Baugrube einer Kläranlage in Neidhartshausen; d) aus sandig-tonigen Ablagerungen in etwa 2,40 m Tiefe, im obersten Bereich eines groben ca. 1 m mächtigen Schotters, der im Aufschluss die Röt-Schichten diskordant überlagert. (Fotos: F. Gümbel)

201 Quartär

die Kalktuffbildungen unter wesentlich wärmeren Recherchen zu den Kalktuffvorkommen dieser Regi- Klima­bedingungen entstanden. Die fossilen Belege on und deren fossilen Inhalte letztlich mehr Fragen aus dem Kalktuff-Material von Neidhartshausen als Antworten ergeben haben, ist es auch zukünftig deuten auf eine Dominanz von Eichen, häufigeres wünschenswert, dieses Thema aus paläontologischer Auftreten von Weiden, einen geringeren Anteil an Sicht weiter im Blickfeld zu behalten. Zu erwähnen Ulme, Hasel und Kiefer sowie ein untergeordnetes sind hier auch noch tierische Reste aus natürlichen, Auftreten von Buchen. Vergleicht man diese fossile jungquartären Ablagerungen in Talsohlen sowie aus Blätter-Flora mit den pollenanalytischen Befunden holozänem Auenlehm und pleistozänem Lößlehm, der Rhön-Moore, wie z. B. aus dem Stedtlinger Moor die man früher beim Haus-, Straßen- und Bahnbau (Lange et al. 2001), kann sogar das jüngere Atlanti- oder beim Lehmabbau gefunden hat (Abb. 195). kum in Betracht gezogen werden, somit käme auch Ausführlichere Informationen zu diesen Ablagerun- ein Alter von 5.000 Jahren und älter infrage. gen und deren fossilen Inhalten waren im Rahmen Da sich bei dieser kleinen Zeitreise in die jüngste erd- dieser Mitteilung nicht möglich. geschichtliche Entwicklungsphase der Rhön und den

10. Monografie – Zusammenfassung der 13 Artikel „Paläontologische Fundstellen im Biosphärenreservat Rhön“ und Ergänzungen Teil 1 Die Fossifunde von Kaltensundheim Heft 6 (2001) Kapitel 2.8 Teil 2 Fossile Froschfunde aus der Rhön Heft 12 (2007) Kapitel 2.7 Teil 3 Das Dietrichsberg-Maar … Heft 13 (2008) Kapitel 2.5 Teil 4 Saurierspuren in der Rhön … Heft 14 (2009) Kapitel 1.1.1 Teil 5 Muschelkalk-Fossilien, Nautilus & Co. … Heft 15 (2010) Kapitel 1.2.1 Teil 6 Der Keuper und seine Fossilien … Heft 16 (2011) Kapitel 1.3.1 Teil 7 Fossillagerstätte Sieblos … Heft 17 (2012) Kapitel 2.1 Teil 8 Das „Kaltennordheimer Braunkohlenbecken“ … Heft 18 (2013) Kapitel 2.3 Teil 9 Die Doline Oberleichtersbach … Heft 19 (2014) Kapitel 2.2 Teil 10 Fossillagerstätte Ostheim … Heft 20 (2015) Kapitel 2.9 Teil 11 Das Klings-Maar … Heft 21 (2016) Kapitel 2.4 Teil 12 Die Rhön im Eiszeitalter (Quartär) … Heft 22 (2017) Kapitel 4 Teil 13 Fossillagerstätte Bauersberg … Heft 24 (2019) Kapitel 2.6 … e Ergänzungen (neue Artikel in diesem Buch) Kapitel ... e

202 DANK

Als ich im Kindesalter die ersten Versteinerungen Dank gilt den Mitarbeitern der Senckenbergischen sah, dachte noch keiner daran, dass diese Fossilien Forschungsstationen „Quarterpaläontologie Wei- mich später so faszinieren und zu so einem geliebten mar“ und „Grube Messel“ sowie weiteren Mitgliedern Hobby werden würden. des Thüringischen Geologischen Vereins. Dank auch an Dr. Hans-Volker Karl, der sich der Bestimmung Bei all denen, die mich unterstützt haben, möchte und Publikation eines Käfers (Brauckmann et al. ich mich bedanken – und hoffe auf Verständnis, dass 2007, Osmoderma guembelorum) annahm und diesen hier nicht alle benannt werden können. nach dem Finder benannte. Zunächst aber Dank an meine Eltern, die schon, als ich noch ein Kind war, mit dem Kopf schüttelten, Vor allem möchte ich mich bei den Mitarbeitern wenn ich wieder Steine mit nach Hause brachte, sie der Verwaltung des UNESCO-Biosphärenreservats aber dann doch nicht wegwarfen und von denen ich Rhön, allen voran Karl-Friedrich Abe, bedanken. meinen ersten Geologenhammer bekam. Herr Abe ermöglichte mir die Publikationen in den Ein ganz besonderes Dankeschön gilt meiner lieben Jahresheften der „Mitteilungen aus dem Biosphären- Frau Carola, die mich seit Anfang unserer Beziehung reservat Rhön“ und auf seine Hilfe und Unterstüt- mit Literatur versorgt, meine Sammelleidenschaft zung konnte ich mich immer verlassen. tatkräftig unterstützt und für mich viele Recherchen und Telefongespräche übernimmt. Ohne sie hätte ich All denen, die mir beim Erstellen der Publikationen, mein Hobby nicht so ausleben können. sei es mit dem Bereitstellen von Material, beim Kor- Weiterhin möchte ich mich bei all denen bedanken, rekturlesen und mehr geholfen haben, gilt ebenso die mich bei meinen Erkundungstouren oder beim mein Dank. Sammeln und Bearbeiten von Fossilien über all die Jahre hinweg unterstützten. Alle können hier nicht namentlich erwähnt werden, Frank Gümbel aber ein besonderer Dank gilt Hugo Schubert†, Vol- Neidhartshausen (2019) ker Goschenhofer, Manfred Schulz, Elmar Kramm, Roland Geyer† und Andreas Kaiser. Auch all den vielen Geologen und Paläontologen, von denen ich durchweg positive Unterstützung bekam, möchte ich danke sagen. Ein paar besonders prägende und för- dernde Personen waren Prof. Dr. Dieter Hans Mai†, Dr. Hans-Joachim Gregor, Dr. Ralf Werneburg, Hendrik Klein (Paläoichnologe), Prof. Dr. Lothar Viereck, Dr. Jürgen Ellenberg, Dr. Gottfried Böhme, Klaus-Peter Kelber (Paläobotaniker), Prof. Dr. Ma- delaine Böhme und Siegfried Rein (Paläontologe).

203 LITERATUR

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220 Erdgeschichte im Biosphärenreservat Rhön im Biosphärenreservat Erdgeschichte Fossilien der Rhön der Fossilien

Impressum Erdgeschichte im Biosphärenreservat Rhön

Herausgegeben vom Biosphärenreservat Rhön / Verwaltung Thüringen Propstei, Goethestraße 1 Fossilien der Rhön 36452 Zella/Rhön Telefon: +49 (0) 361 57392 3330 Fax: +49 (0) 361 57392 3355 E-Mail: [email protected] 10. Monografie Internet: www.brrhoen.de

Das Biosphärenreservat Rhön gehört zu den „Nationalen Naturlandschaften“,

der Dachmarke der deutschen Nationalparks, Biosphärenreservate und Naturparks, 10. Monografie getragen von EUROPARC Deutschland e.V.: www.europarc-deutschland.de