Plenarprotokoll 15/164

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Plenarprotokoll 15/164 Plenarprotokoll 15/164 Deutscher Bundestag Stenografischer Bericht 164. Sitzung Berlin, Freitag, den 11. März 2005 Inhalt: Tagesordnungspunkt 17: Erwin Marschewski (Recklinghausen) (CDU/CSU) . 15360 D a) Zweite und dritte Beratung des von den Fraktionen der SPD und des BÜNDNIS- Petra Pau (fraktionslos) . 15362 A SES 90/DIE GRÜNEN eingebrachten Ent- Hermann Bachmaier (SPD) . 15363 A wurfs eines Gesetzes zur Änderung des Versammlungsgesetzes und des Strafge- setzbuches (Drucksachen 15/4832, 15/5051) . 15347 A Tagesordnungspunkt 18: b) Zweite und dritte Beratung des von den Abgeordneten Wolfgang Bosbach, Hartmut Große Anfrage der Abgeordneten Andreas Koschyk, Thomas Strobl (Heilbronn), Scheuer, Maria Eichhorn, Thomas Dörflinger, weiteren Abgeordneten und der Fraktion weiterer Abgeordneter und der Fraktion der der CDU/CSU eingebrachten Entwurfs ei- CDU/CSU: Jugend in Deutschland nes Gesetzes zur Änderung des Gesetzes (Drucksache 15/3396) . 15364 D über befriedete Bezirke für Verfas- Dr. Andreas Scheuer (CDU/CSU) . 15365 A sungsorgane des Bundes (BefBezÄndG) (Drucksachen 15/4731, 15/5069) . 15347 B Christel Riemann-Hanewinckel, Parl. Staatssekretärin BMFSFJ . 15367 A Sebastian Edathy (SPD) . 15347 C Klaus Haupt (FDP) . 15369 D Wolfgang Bosbach (CDU/CSU) . 15349 B Jutta Dümpe-Krüger (BÜNDNIS 90/ Silke Stokar von Neuforn (BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN) . 15371 B DIE GRÜNEN) . 15350 C Michael Kretschmer (CDU/CSU) . 15373 C Dr. Max Stadler (FDP) . 15351 C Sabine Bätzing (SPD) . 15375 A Dr. Cornelie Sonntag-Wolgast (SPD) . 15353 B Dr. Andreas Scheuer (CDU/CSU) . 15376 D Dr. Günther Beckstein, Staatsminister Julia Klöckner (CDU/CSU) . 15377 B (Bayern) . 15354 C Kerstin Griese (SPD) . 15379 A Hans-Christian Ströbele (BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN). 15356 C Ingrid Fischbach (CDU/CSU) . 15381 B Dr. Guido Westerwelle (FDP) . 15357 C Hans-Christian Ströbele (BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN) . 15357 D Tagesordnungspunkt 19: Dr. Jürgen Gehb (CDU/CSU) . 15358 A a) Zweite und dritte Beratung des von der Bundesregierung eingebrachten Entwurfs Otto Schily, Bundesminister BMI . 15359 C eines Siebten Gesetzes zur Änderung des II Deutscher Bundestag – 15. Wahlperiode – 164. Sitzung. Berlin, Freitag, den 11. März 2005 Gesetzes gegen Wettbewerbsbeschrän- Winfried Hermann (BÜNDNIS 90/ kungen DIE GRÜNEN) . 15406 A (Drucksachen 15/3640, 15/5049) . 15383 C Marie-Luise Dött (CDU/CSU) . 15407 B b) Beschlussempfehlung und Bericht des Ausschusses für Wirtschaft und Arbeit zu dem Antrag der Abgeordneten Rainer Tagesordnungspunkt 21: Brüderle, Gudrun Kopp, Daniel Bahr Antrag der Abgeordneten Sibylle Laurischk, (Münster), weiterer Abgeordneter und der Rainer Funke, Birgit Homburger, weiterer Fraktion der FDP: Für einen wirksamen Abgeordneter und der Fraktion der FDP: Ver- Wettbewerbsschutz in Deutschland und fahren der Vaterschaftstests vereinfachen Europa und Grundrechte wahren (Drucksachen 15/760, 15/3136) . 15383 C (Drucksache 15/4727) . 15408 B Dr. Ditmar Staffelt, Parl. Staatssekretär Sibylle Laurischk (FDP) . 15408 C BMWA . 15383 D Brigitte Zypries, Bundesministerin BMJ . 15409 C Hartmut Schauerte (CDU/CSU) . 15386 B Dr. Jürgen Gehb (CDU/CSU) . 15410 C Werner Schulz (Berlin) (BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN). 15390 A Irmingard Schewe-Gerigk (BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN) . 15412 C Rainer Brüderle (FDP) . 15391 D Christoph Strässer (SPD) . 15413 C Monika Griefahn (SPD) . 15394 A Hartmut Schauerte (CDU/CSU) . 15394 D Nächste Sitzung . 15415 C Ernst Hinsken (CDU/CSU) . 15395 C Berichtigungen . 15415 C Hubertus Heil (SPD) . 15398 A Hartmut Schauerte (CDU/CSU) . 15399 D Anlage 1 Jörg Tauss (SPD) . 15400 D Liste der entschuldigten Abgeordneten . 15417 A Ernst Hinsken (CDU/CSU) . 15401 C Anlage 2 Tagesordnungspunkt 20: Zu Protokoll gegebene Rede zur Beratung des Entwurfs eines Gesetzes zum Bürokratieab- Erste Beratung des vom Bundesrat einge- bau (Tagesordnungspunkt 20) brachten Entwurfs eines Gesetzes zum Büro- kratieabbau Ulrich Kelber (SPD) . 15417 D (Drucksache 15/4646) . 15403 C Ernst Pfister, Minister (Baden-Württemberg) 15403 C Anlage 3 Dr. Michael Fuchs (CDU/CSU) . 15404 D Amtliche Mitteilungen . 15418 C Deutscher Bundestag – 15. Wahlperiode – 164. Sitzung. Berlin, Freitag, den 11. März 2005 15347 (A) (C) Redetext 164. Sitzung Berlin, Freitag, den 11. März 2005 Beginn: 9.00 Uhr Präsident Wolfgang Thierse: Zum Gesetzentwurf der Fraktionen der SPD und des Guten Morgen, liebe Kolleginnen und Kollegen! Die Bündnisses 90/Die Grünen liegt ein Entschließungsan- Sitzung ist eröffnet. trag der Fraktion der FDP vor. Ich rufe die Tagesordnungspunkte 17 a und 17 b auf: Nach einer interfraktionellen Vereinbarung sind für die Aussprache eineinviertel Stunden vorgesehen. – Ich a) Zweite und dritte Beratung des von den Fraktio- höre keinen Widerspruch. Dann ist so beschlossen. nen der SPD und des BÜNDNISSES 90/DIE GRÜNEN eingebrachten Entwurfs eines Geset- Ich eröffne die Aussprache und erteile das Wort Kol- zes zur Änderung des Versammlungsgesetzes legen Sebastian Edathy, SPD-Fraktion. und des Strafgesetzbuches (Beifall bei der SPD sowie der Abg. Silke – Drucksache 15/4832 – Stokar von Neuforn [BÜNDNIS 90/DIE GRÜ- NEN]) (Erste Beratung 158. Sitzung) (B) (D) Beschlussempfehlung und Bericht des Innenaus- Sebastian Edathy (SPD): schusses (4. Ausschuss) Herr Präsident! Meine sehr geehrten Kolleginnen und – Drucksache 15/5051 – Kollegen! Sich über Rechtsextremismus berechtigter- weise zu empören reicht nicht; man muss ihn bekämp- Berichterstattung: fen. Die Demokratie ist wehrhaft. Die Bundesrepublik Abgeordnete Sebastian Edathy hat insofern ein Erbe von Weimar übernommen, als wir Erwin Marschewski (Recklinghausen) wissen: Ein einmal erreichter Grad an Zivilisierung einer Silke Stokar von Neuforn Gesellschaft ist nicht mit einer Ewigkeitsgarantie verse- Dr. Max Stadler hen, sondern wir müssen gemeinsam Tag für Tag und b) Zweite und dritte Beratung des von den Abgeord- Jahr für Jahr dafür arbeiten, dass demokratische Grund- neten Wolfgang Bosbach, Hartmut Koschyk, werte gelebt werden können. Thomas Strobl (Heilbronn), weiteren Abgeordne- Es sind in den letzten Wochen mehr oder minder ten und der Fraktion der CDU/CSU eingebrach- glückliche Vergleiche zwischen der Bundesrepublik ten Entwurfs eines Gesetzes zur Änderung des Deutschland heute und der Zeit der Weimarer Republik Gesetzes über befriedete Bezirke für Verfas- gezogen worden. Was wir von Weimar lernen können, sungsorgane des Bundes (BefBezÄndG) ist sicherlich, dass eine Demokratie durch hohe Arbeits- – Drucksache 15/4731 – losigkeit gefährdet wird. Ebenso wichtig ist aber, zur Kenntnis zu nehmen, dass Weimar letztlich daran ge- (Erste Beratung 158. Sitzung) scheitert ist, dass es zu wenig Demokraten und Demo- kratinnen gab, die zum Rechtsstaat gestanden haben, und Beschlussempfehlung und Bericht des Ausschus- somit die Demokratie selber nicht hinreichend verteidigt ses für Wahlprüfung, Immunität und Geschäfts- worden ist. ordnung (1. Ausschuss) (Beifall bei der SPD sowie bei Abgeordneten – Drucksache 15/5069 – des BÜNDNISSES 90/DIE GRÜNEN) Berichterstattung: Unsere Demokratie ist wehrhaft. Allein einige Mel- Abgeordnete Erika Simm dungen dieser Woche belegen das sehr eindrücklich: Thomas Strobl (Heilbronn) Volker Beck (Köln) Am Montag hat das Brandenburgische Oberlandes- Jörg van Essen gericht eine Reihe von jungen Männern wegen Bildung 15348 Deutscher Bundestag – 15. Wahlperiode – 164. Sitzung. Berlin, Freitag, den 11. März 2005 Sebastian Edathy (A) einer terroristischen Vereinigung verurteilt. Diese Bande „nicht zu kleiner Münze“ machen darf. Das ist wahr. In- (C) hatte den Vorsatz gefasst und auch konkret daran gear- sofern bewegen wir uns immer auf einem schmalen beitet, ausländischen Mitbürgern in Brandenburg durch Grat, aber – das sage ich zugleich sehr deutlich – auf ei- Brandanschläge die Existenzgrundlage zu nehmen. nem begehbaren Grat. Am Mittwoch hat der Berliner Innensenator, Herr Ich glaube, dass wir mit dem vorliegenden Gesetzent- Körting, zwei neonazistische Kameradschaften auf der wurf eine Antwort darauf bieten, wie man, ohne Grund- Grundlage des Vereinsrechts verboten. Ich begrüße das rechte zur Disposition zu stellen, im einfachgesetzlichen für die SPD-Fraktion ausdrücklich. Wer sich gegen die Bereich in einem stärkeren Maße als bisher sicherstellen Grundwerte unserer Verfassung richtet, der muss wissen, kann, dass bestimmte Handlungsweisen schlichtweg dass wir ihm dabei nicht tatenlos zuschauen, sondern nicht Ausdruck von Meinung sind, sondern ein Verbre- handeln. chen und damit unter Strafe gestellt werden können. (Beifall bei der SPD und dem BÜNDNIS 90/ (Beifall bei der SPD und dem BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN sowie bei Abgeordneten der FDP – Zuruf von der CDU/CSU: Das ist doch DIE GRÜNEN) selbstverständlich!) Ich will zunächst auf das Bezug nehmen, was wir für Am Donnerstag hat der Bundesgerichtshof erfreuli- den Bereich des Strafgesetzbuches vorschlagen. Wir ha- cherweise eine Entscheidung des Kammergerichtes von ben die Absicht, die bisherige Strafbarkeitsschwelle Berlin aus dem Jahre 2003 bestätigt, die darin bestand, für Volksverhetzungstatbestände abzusenken von der dass eine abscheuliche rechtsradikale Musikgruppe Strafbarkeit der Leugnung des Holocaust, bei der sie bis- als kriminelle Vereinigung eingestuft wurde. Auch diese her liegt, auf öffentliche oder in Versammlungen getä- Bestätigung ist wichtig. tigte Äußerungen, die darin bestehen, dass das national- sozialistische Gewalt- und Unrechtsregime gebilligt, Wir sind, liebe Kolleginnen und Kollegen, gleichwohl verherrlicht oder gerechtfertigt wird. dauerhaft gehalten, das
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