Miteinander Und Gegeneinander Für Österreich-Ungarn Diplomarbeit
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Miteinander und gegeneinander für Österreich-Ungarn Ansätze und Überlegungen der jüdisch-nichtjüdischen Geschichtsforschung mit Fokussierung auf Kontakt, Interaktion sowie Kooperation und Konfrontation an Fallbeispielen der Streitkräfte der k.u.k. Monarchie während des Ersten Weltkriegs Diplomarbeit zur Erlangung des akademischen Grades eines Magisters der Philosophie an der Karl-Franzens-Universität Graz vorgelegt von Gregor SCHWEIGHOFER am Centrum für Jüdische Studien Begutachter: Univ.-Doz. Dr. Hödl, Klaus Graz, 2021 Danksagung An dieser Stelle möchte ich mich bei allen bedanken, die mich während des gesamten Studiums begleitet haben. Zuerst möchte ich meinen Eltern Dank aussprechen, die mich immer unterstützt haben. Ebenfalls danke ich Univ.-Doz. Dr. Klaus Hödl, der diese Arbeit betreut und mich auf die Thematik des jüdisch-nichtjüdischen Miteinanders überhaupt erst aufmerksam gemacht hat. Ohne ihn wäre die Arbeit in dieser Form nicht entstanden. Abschließend bedanke ich mich bei all meinen Freunden und Bekannten. Inhaltsverzeichnis 1 Einleitung ................................................................................................................................ 1 2 Grundfragen der jüdischen und nichtjüdischen Identität ........................................................ 4 2.1 Wer sind die Juden und die Nichtjuden? .......................................................................... 5 2.2 Die jüdische und nichtjüdische Identität von Gegenständen............................................ 9 3 Die Geschichte der jüdischen Geschichte ............................................................................. 11 3.1 Die jüdische Geschichtsschreibung im Zeichen der Großnarrative ............................... 13 3.2 Die jüdische Geschichte nach der Shoa ......................................................................... 17 4 Ansätze der Anpassung und Abgrenzung ............................................................................. 21 4.1 Ansätze der Abgrenzung ................................................................................................ 22 4.2 Ansätze der Anpassung (Assimilation und Akkulturation) ............................................ 25 5 Ansätze des Kontakts und der Interaktion ............................................................................. 44 5.1 ‚Hybride Konstruktionen‘ und performative Handlungen ............................................. 45 5.1.1 Der jüdische und nichtjüdische Anteil am Miteinander .......................................... 46 5.1.2 Die Intention der ‚hybriden‘ Geschichtsschreibung ................................................ 54 5.2 Jüdisch-nichtjüdische Begegnungsorte und Kontakte .................................................... 58 5.2.1 Theoretische Grundlagen der Begegnung und des Kontakts .................................. 59 5.2.2 Die Streitkräfte als jüdisch-nichtjüdischer Begegnungsort ..................................... 65 5.3 Jüdisch-nichtjüdische Kooperationen und Konfrontationen .......................................... 74 5.3.1 Theoretische Grundlagen des Zusammen- und Entgegenwirkens .......................... 75 5.3.2 Das jüdisch-nichtjüdische Miteinander im Ersten Weltkrieg.................................. 87 6 Zusammenfassung und Desiderate ...................................................................................... 108 Literaturverzeichnis ................................................................................................................ 110 1 Einleitung „How Do the jews fit into history?“ 1 Oder inwieweit ist die jüdische Geschichte ein Teil der allgemeinen Darstellung der Vergangenheit? Diese Grundfrage Moshe Rosmans zur Auseinandersetzung mit der jüdischen Geschichte bildet den Ausgangspunkt dieser Arbeit. Die dahingehenden Forschungen erleben eine Neuausrichtung. Bislang waren sie davon geprägt, dass die Geschichte der Juden entweder als eine isolierte oder als die einer Minderheit, die sich einer nichtjüdischen Gesellschaft anpassen musste, angesehen wurde.2 Die Ansätze, auf denen diese Geschichtsdarstellungen beruhen, sind nicht in der Lage, das komplexe Verhältnis zwischen Juden und Nichtjuden wiederzugeben, wodurch es zu einer verzerrten Betrachtung kommt. Inzwischen liegt der Fokus (auch) darauf, dass man die jüdische Geschichte als einen gleichwertigen Teil der Geschichte eines gesellschaftlichen Kollektivs darstellt.3 Diese Auffassung ist als ein jüdisch-nichtjüdisches Zusammenwirken 4 zu verstehen, welches sich aus dem Aufeinandertreffen verschiedener kultureller Systeme ergibt und welches die kollektive Geschichte mitbestimmt. Ein Hauptaspekt meiner Arbeit ist, aufzuzeigen, wie sich die jüdisch-nichtjüdische Beziehung und Geschichte ganzheitlich darstellen lässt, um das Ausblenden von Aspekten zu vermeiden. Als ein Ausschnitt dieses Verhältnisses ist der Erste Weltkrieg anzusehen, denn jüdische und nichtjüdische Soldaten kämpften gemeinsam in den Reihen der Streitkräfte der k.u.k. Monarchie. 5 Die Streitmacht der Habsburgermonarchie während dieses Konflikts fungiert als (historische) Grundlage, um die theoretischen Ausführungen zu veranschaulichen. Die grundlegende Leitfrage, die sich aus der Konkretisierung der Thematik ergibt, ist: Welche Ansätze gibt es, um das jüdisch-nichtjüdische Miteinander darzustellen und welcher eignet sich dafür, es möglichst ganzheitlich darzustellen? Diese zentrale Fragestellung geht mit 1 Vgl. ROSMAN Moshe, How Jewish is Jewish History? Oxford 2007, S.43. Im Folgenden zitiert als ROSMAN, How Jewish is Jewish History?, 2007. 2 Vgl. HÖDL Klaus, Das Verständnis von Judentum in der gegenwärtigen Historiographie. In: transversal 14 Jg. (2013) Nr.1, S.17. Im Folgenden zitiert als HÖDL, Das Verständnis von Judentum, 2012. 3 Vgl. HÖDL Klaus, Überlegungen zur Überwindung der jüdisch-nichtjüdischen Dichotomie in den Jüdischen Studien. In: VOGT Stefan/HORCH Hans/LISKA Vivian/MAKSYMIAK Malgorzata (Hgg.), Wegweiser und Grenzgänger. Studien zur deutsch-jüdischen Kultur und Literaturgeschichte. (= Schriften des Centrums für Jüdische Studien 30). Wien/Köln/Weimar 2018, S.45–58. Im Folgenden zitiert als HÖDL, Überwindung der jüdisch-nichtjüdischen Dichotomie, 2018. 4 Mit Zusammenwirken (obwohl die Begrifflichkeit auf rein ‚positive‘ Aspekte des Miteinanders schließen lässt) sind alle Phänomene gemeint, die durch Begegnungen und Interaktionen entstehen und sich auf unsere Lebenswelt auswirken. 5 Vgl. SCHMIDL Erwin, Habsburgs jüdische Soldaten. 1788–1918. Wien/Köln/Weimar 2014, S.115. Im Folgenden zitiert als SCHMIDL, Habsburgs jüdische Soldaten, 2014. 1 Miteinander und gegeneinander für Österreich-Ungarn weiteren einher. Die Auseinandersetzung mit der jüdisch-nichtjüdischen Beziehung in der Vergangenheit und Gegenwart erfordert die Erschließung einer Definition des ‚Jüdischen‘ und ‚Nichtjüdischen‘. Die angesprochenen Herangehensweisen basieren auf den verschiedenen Entwicklungen der modernen jüdischen (und nichtjüdischen) Geschichtsschreibung. 6 Wie entwickelte sich also die Forschung zur Darstellung der jüdischen Vergangenheit und in welchem Zusammenhang steht sie mit den vorgestellten Ansätzen? Die Schwerpunktlegung auf jüdisch-nichtjüdischen Kontakt, Interaktion sowie Kooperation und Konfrontation während des Ersten Weltkriegs bedingt diese Fragen: Welche konkreten oder abstrakten Begegnungsorte gab es während des Konflikts, in denen jüdische und nichtjüdische Angehörige der k.u.k. Streitmacht aufeinandertrafen? Zu welchen Interaktionen kam es dabei und sind diese eher im Sinne einer Kooperation oder Konfrontation zu werten? Das Ziel ist, die gestellten Forschungsfragen möglichst adäquat zu bearbeiten und zu beantworten. Zum Erreichen dieses Vorhabens bediene ich mich folgender Methoden: Zur Erläuterung der theoretischen Aspekte werden die bisherigen Forschungen in Form von Sekundärliteratur aufgegriffen. Es erfolgt eine kritische Auseinandersetzung. Hier ist anzumerken, dass die diversen Zugänge und Methoden der (jüdisch-nichtjüdischen) Geschichtsforschung an sich das Thema dieser Arbeit sind. Daher weise ich in diesem einleitenden Kontext lediglich darauf hin, wie der Umgang mit der Literatur erfolgt, die die Methoden enthält. Die theoretischen Ausführungen werden zur Veranschaulichung von Fallbeispielen begleitet. Zur Erschließung der Ausschnitte des jüdisch-nichtjüdischen Miteinanders während des Ersten Weltkriegs verwende ich ebenfalls Sekundärliteratur (sowie die darin vorkommenden Primärquellen). Dabei fokussiert er im Sinne eines ‚mikrohistorischen‘ Zugangs Ego-Dokumente (Dokumente, Tagebücher, Biographien, Briefe oder Ähnliches). 7 Diese bereits erschlossenen Quellen werden im Zuge einer Re-Analyse in den Kontext der jüdisch-nichtjüdischen Geschichte gesetzt.8 Zwar ist das zentrale Motiv die Darstellung der interkulturellen Beziehung, dennoch werden einige Abschnitte der jüdischen Geschichte isoliert dargestellt, die sich später in das Gesamtkonzept einfügen. Dies stellt keinen Widerspruch dar, da es sich um eine Schwerpunktlegung handelt. 6 Vgl. BRECHENMACHER Thomas/SZULC Michał, Neuere deutsch-jüdische Geschichte. Konzepte – Narrative – Methoden. Stuttgart 2017, S.193. Im Folgenden zitiert als BRECHENMACHER/SZULC, Neuere deutsch-jüdische Geschichte, 2017. 7 Vgl. ebda., S.157. 8 Vgl. ebda. Gregor Schweighofer 2 Miteinander und gegeneinander für Österreich-Ungarn Durch die verwendete Methodik erschließt sich, dass die gesamte Arbeit auf bereits getätigter Forschungsarbeit basiert. Deshalb ist es angebracht, dass ich mich mit einigen