Medienwissenschaft: Berichte und Papiere 166, 2016: Musik in DDR-Filmen.

Redaktion und Copyright dieser Ausgabe: WolfgangThiel, Hans J. Wulff. ISSN 2366-6404. URL: http://berichte.derwulff.de/0166_16.pdf. Letzte Änderung: 3.5.2016.

Inhalt: Musikland DDR in Bild und Ton / Wolfgang Thiel Musikfilme, Musikdokumentationen, Opern- und Operettenfilme, Musicals, Revuefilme der DDR / zusammengestellt von Wolfgang Thiel u. Hans J. Wulff

Wolfgang Thiel: Musikland DDR in Bild und Ton

Die nachfolgende Filmographie weist über 150 und Weimar sowie ein flächendecken- musikbezogene Lang- und Kurzfilme, Opern- des Netz aus (Volks-) Musikschulen. Für ein le- und Ballett-Adaptionen, Spiel-, Dokumentar- bendiges Musiktheater verbürgten sich die vier und Animationsfilme, Komponisten- und Inter- renommierten Opernhäuser in , Leipzig preten-Porträts von DEFA und ostdeutschem und . Aber auch auf den 70 Bühnen der Fernsehen aus, die das vielfältige Musikleben in Drei-Sparten-Theater wurden Opern und Ope- der DDR sowohl dokumentieren als auch nach retten auf gutem Niveau aufgeführt. den ideologischen Vorgaben und politischen Er- wartungen im Sinne einer „sozialistischen Mu- Weitgehend ausgespart in der filmischen Doku- sikkultur“ interpretieren und modellieren. Unter mentation blieb allerdings der große Bereich der statistischem Aspekt ist davon auszugehen, dass (vornehmlich evangelischen) Kirchenmusik mit künftig noch weitere Funde (speziell im Bereich ihrer reichen Chorlandschaft sowie hervorragen- des Kurzfilms und aus der Anfangszeit der ost- den Kantoren und Organisten. Dieses Faktum deutschen Filmproduktion) zu erwarten sind. verweist neben den bisher erwähnten Vorzügen Aber schon jetzt widerspiegelt diese filmische auf ideologisch und politisch bedingte Defizite Chronologie, die mit der Verfilmung von Wolf- hin. Wurde von den Regisseuren der sichere Be- gang Amadeus Mozarts Oper „Die Hochzeit des reich der Adaption von Repertoire-Opern und Figaro“ 1949 beginnt und 1990 mit einem histo- Operetten verlassen und der Versuch unternom- rischen Porträtfilm über denselben Komponisten men, originäre Werke im Bereich des Musik- schließt, wichtige Aspekte der DDR-Musikkul- films zu schaffen, begleitete diese Vorhaben oft tur mit ihrer sorgfältigen Erbe-Pflege, dem Leis- eine in puncto Parteilichkeit und volksfremden tungsvermögen international bekannter Klang- Formalismus nörgelnde Kritik. Gefragt war ge- körper, Chöre und Solisten, dem Bemühen um diegenes filmisches Handwerk ohne formale eine eigen geprägte Gegenwartsmusik und den Experimente und Innovationen. Versuche in Möglichkeiten und Grenzen einer dem Kom- diese Richtung zogen wie im Falle der Fernseh- merz weitgehend enthobenen, aber durch öko- filmoper FETZERS FLUCHT (1962) eine von Par- nomische und kulturpolitische Zwänge regulier- tei und Regierung gelenkte wütende Pressekam- ten Musikszene. Ein auch für europäische Maß- pagne nach sich, die auch zu persönlichen Kon- stäbe reiches Musikleben gestalteten in diesem sequenzen im Berufsleben der Autoren führte. kleinen Land über 80 staatliche Sinfonie- und Rundfunkorchester, viele Berufschöre und zahl- Schwer hatte es auch der heitere Musikfilm, der reiche professionelle Kammerensembles. Hinzu oft schon im Vorfeld der Produktion mit ideolo- kamen angesehene Ausbildungsstätten wie die gischen Vorgaben überfrachtet wurde, sodass Musikhochschulen in Ost-Berlin, Dresden, Leichtigkeit, Frohsinn, Eleganz und Witz bereits Musik in DDR-Filmen // Medienwissenschaft, 166, 2016 /// 2 im Drehbuch auf der Strecke blieben. Schwer der Filmemacher. Einheimische Rockgruppen hatte es ebenfalls der Jazz in den 1950er Jahren. und populäre aus dem sozialistischen Ausland Erst seit dem Spielfilm AUF DER SONNENSEITE sowie westdeutsche Agitprop-Sänger und Kaba- (1962) mit Manfred Krug in der Hauptrolle wur- rettisten wurden auf ihren Konzertreisen beglei- de zumindest der Dixieland als musikdramatur- tet und porträtiert. Zu einem eigenen Sub-Genre gische Möglichkeit für eine fröhliche Vertonung entwickelten sich seit 1975 die DISCO-FILME des „sozialistischen Alltags“ zunehmend einge- mit ihren nur wenige Minuten langen Porträts setzt. und Titel-Präsentationen von Jazzern, Rockern, aber auch mit nicht-musikalischen Themen. Im didaktischen Bereich gab es in den vier Jahr- zehnten eine Vielzahl von Komponisten-Por- Das mannigfaltige Spektrum der Sujets und träts. Bach, Beethoven, Händel waren hierbei Genres sei abschließend am Produktionsjahr mehrfach vertreten. Hinsichtlich der zeitgenös- 1980 demonstriert: ein Kabarett-Film mit der sischen DDR-Komponisten fehlte Hanns Eisler, Musik von Gerd Natschinski, Konrad Wolfs und die Auswahl ging mit Ausnahme von Paul SOLO SUNNY, vertont von Günther Fischer, ein Dessau (1974) – als einem auch fachlich hervor- weiterer Spielfilm rund um eine Neuinszenie- ragenden Vertreter neuer Musik – hauptsächlich rung von Mozarts dramma giocosa DON GIO- vom Vorhandensein kommunistischer Biografi- VANNI, Animationsfilme als grafische Interpre- en und staatstragender kulturpolitischer Ansich- tation bekannter Musikstücke, die Fernsehfas- ten wie im Falle von Ernst Hermann Meyer sung einer zeitgenössischen Kammeroper, ein (1975; 1985) aus. Dokumentarfilm über einen 72jährigen Musik- automatensammler und eine TV-Reportage über Nach dem Kurswechsel der Kulturpolitik in den das Kindermusiktheater in Leipzig: eine Palette 1970er Jahren – hin zu mehr Unterhaltung mit unterschiedlicher film-musikalischer Zeugnisse leicht eskapistischem Touch – gerieten nunmehr über das Musikland DDR, das für den Nutzer neben klassischen Künstlern und Künstlerinnen des folgenden Verzeichnisses keine terra incog- wie Gisela May oder Peter Schreier (beide nita bleiben wird. 1977) auch vermehrt Rockmusiker ins Visier

Musikfilme, Musikdokumentationen, Opern- und Operettenfilme, Musicals, Revuefilme der DDR Zusammengestellt von Wolfgang Thiel und Hans J. Wulff

Inhalt: Die Texte der folgenden chronologischen Filmo- – Filmographie graphie der musikbezogenen Filme aus allen Gattun- – Verzeichnis der Discofilme gen wurden entweder nach Autopsie der Filme ge- – Bibliographie schrieben oder den üblichen Quellen entnommen. Besondere Erwähnung verdient die Datenbank der DEFA-Stiftung (http://www.defa-stiftung.de/defa- Filmographie stiftung-home), die detaillierteste Angaben zugäng- lich macht. Nur im Ausnahmefall haben wir die TV- Das folgende Verzeichnis der musikbezogenen Fil- Produktionen des Deutschen Fernsehfunks (DFF) me der DEFA verzeichnet neben Lang- auch eine bzw. des Fernsehens der DDR aufgenommen – hier große Anzahl von Kurzfilmen. Nur im Ausnahmefall ist die archivalische Erschließung der Bestände noch haben wir Produktionen des DDR-Fernsehens aufge- ganz in den Anfängen. nommen, die mit den üblichen Hilfsmitteln kaum Wir haben nicht nur Musikfilme und -dokumen- dokumentierbar sind. tationen im engeren Sinne in die Liste aufgenom- men, sondern auch Spielfilme, für die zwar (außer Musik in DDR-Filmen // Medienwissenschaft, 166, 2016 /// 3 der Begleitmusik) nur je ein Lied komponiert wurde, (Claus Holm) hat nur Essen, Trinken und Frauen im das jedoch signifikant populär wurde. Kopf. Er ist Stammgast im Wirtshaus von Windsor, ohne jemals die Zeche zu bezahlen, und von den Bür- Für Hinweise danken wir Jonas Menze. gersfrauen des Ortes ist keine vor ihm sicher. Diesmal hat er es gleich auf zwei abgesehen, Frau Fluth (Sonja Ziemann) und Frau Reich (Camilla Spira). Bei den beiden ist er allerdings an die falschen geraten. Zu- 1949 sammen mit den Dorfbewohnern schmieden sie einen Plan, den dicken Tunichtgut für immer davonzujagen. Figaros Hochzeit; DDR 1949, Georg Wildhagen. 105 min. Adaption der Mozart-Oper Le nozze di 1951 figaro. Die Schauspieler wurden in den Gesangsparts von Tänze und Lieder aus aller Welt; DDR 1951, professionellen Sängern synchronisiert. Im Einzelnen: Bruno Kleberg. Susanna = Angelika Hauff / Erna Berger; Gräfin Rosi- 14 min. Dokumentarfilm. ne = Sabine Peters / Tiana Lemnitz; Marcellina = Elsa Ausschnitte aus den Kulturprogrammen der Jugendde- Wagner / Margarete Klose; Dr. Bartolo = Victor Jan- legationen der Nationen Brasilien, Frankreich, Bulga- son / Eugen Fuchs; Basilio = Alfred Balthoff / Paul rien, Deutschland, China, Nordkorea und der Sowjet- Schmidtmann; Don Curzio = Franz Weber / Kurt Rei- union (UdSSR) während der III. Weltfestspiele in Ost- mann; Antonio = Ernst Legal / Willi Sahler; Cherubi- Berlin. no = Willi Puhlmann / Anneliese Müller; Barbarina = Katharina Mayberg / Elfriede Hingst. 1954 Kammerdiener Figaro möchte die Zofe Susanna heira- ten. Graf Almaviva, als Herr der beiden, will sein Recht auf die erste Nacht geltend machen. Figaro Einmal ist keinmal; DDR 1954/55, Konrad Wolf. kommt durch ein früher gegebenes Heiratsversprechen 98 min. Heimatfilm. Musik: Günter Kochan. an die alte Haushälterin Marzelline in Bedrängnis. Die Der Film gilt als Wolfs Hommage an den sowjeti- Gräfin ist eifersüchtig auf Susanna. Und der Page schen Musical-Regisseur Grigori Alexandrow, bei Cherubin ist unsterblich in die Gräfin verliebt. Die dem Wolf am WGIK gelernt hatte. vielen Verwicklungen und Intrigen bringen die Hoch- Die Erlebnisse eines von seiner ernsten Musik über- zeit in Gefahr. Doch Figaro rettet sie mit List und Ge- zeugten Düsseldorfer Komponisten (Horst Drinda), schick, trägt zur Versöhnung von Graf und Gräfin bei der einen Onkel (Paul Schulz-Wernburg) im ostdeut- und bringt letzteren dazu, endlich auf das unmenschli- schen Klingenthal besucht. Dort verliebt er sich in che „Recht auf die erste Nacht“ zu verzichten. Anna Hunzele (Brigitte Krause) und lernt nicht nur die Vorzüge der Tanzmusik, sondern auch den Sozialis- 1950 mus schätzen.

Johann Sebastian Bach; DDR 1950, Ernst Dahle. Ludwig van Beethoven; DDR 1954, Max Jaap. 34 min. Dokumentarfilm. Es singt: Der Thomaner- 94 min. Dokumentarfilm. chor Leipzig unter Thomaskantor Günter Ramin. Es Ein Film über das Leben und Schaffen eines der geni- spielen: Mitglieder des Gewandhausorchesters der alsten Meister des deutschen klassischen Kulturerbes. Stadt Leipzig unter der Leitung von Franz Kon- Anhand von alten Stichen und Dokumenten, Filmauf- witschny sowie Mitglieder des Sinfonieorchesters nahmen von den Wirkungsstätten Beethovens und des Mitteldeutschen Rundfunks Leipzig unter der Aufzeichnungen von Konzerten lässt der Film Leben Leitung von Hermann Abendroth und Generalmu- und Werk des großen deutschen Komponisten vor un- sikdirektor Gerhard Pflüger. seren Augen entstehen und versucht die Beziehung von Leben und Werk des Künstlers zu ergründen. Die Ein Beitrag zum Bach-Jahr 1950: Darstellung des Le- musikalische Bearbeitung ermöglicht einen unmittel- bens und Wirkens von Johann Sebastian Bach (1685– baren Zugang zu Beethovens Werken, dargeboten von 1750), erläutert durch Originalstiche und andere Zeit- verschiedenen Orchestern (Berliner Staatskapelle, dokumente. Es werden die verschiedenen Stationen Dresdner Staatskapelle, Leipziger Gewandhausorches- seines Wirkens chronologisch abgearbeitet. ter, Sinfonieorchester Leipzig des Staatlichen Rund- funks, Staatliche Moskauer Beethoven-Quartett) unter Die lustigen Weiber von Windsor; DDR 1950, Dirigenten wie Hermann Abendroth, Heinz Bongartz, Georg Wildhagen. Franz Konwitschny und Rudolf Kempe. 90 min. Adaption der komisch-fantastischen Oper in Literatur: Pischner, Hans: Ludwig van Beethoven. drei Akten von Otto Nicolai. Musik-Bearb.: Paul Zum Beethoven-Film der DEFA. In: Musik und Ge- Schmitz. sellschaft. Eine Monatsschrift 4, 1954, S. 285-288. Der vergnügungssüchtige Adlige Sir John Falstaff Musik in DDR-Filmen // Medienwissenschaft, 166, 2016 /// 4

1955 Erika Engel, Musik: Heinz-Friedel Heddenhausen), das zu einem bekannten DDR-Kinderlied wurde. Es Fidelio; DDR 1956, Walter Felsenstein. wird im Film in einer Fassung für Kinderchor und 87 min. Filmische Adaption der Beethoven-Oper. kleines Orchester mit der Mundharmonika als Soloin- strument aals Vorspannmusik eingesetzt. Die weitere Gegenüber der Partitur stark gekürzt, obgleich der Filmmusik besteht aus Paraphrasen über diese eigene Komponist Hanns Eisler Felsensteins musikalischer Liedmelodie. Das Lied fand sogar Aufnahme in die Partner war. DDR-Schulbücher. Rollen, Darsteller, Sänger: Don Fernando: Erwin Ein Kinderfilm über Ferienerlebnisse auf dem Lande: Gross/Alfred Pöll; Pizarro: Hannes Schiel/Heinz Reh- Toni darf mit seiner kleinen Schwester ganz alleine fuß; Florestan: Richard Holm; Leonore: Claude Nol- mit der Bahn zu seinen Großeltern nach Bamsdorf rei- lier/Magda László/Grete Zimmer; Rocco: Georg Wie- sen. Er muss seiner Mama fest versprechen, besonders ter/Wolfgang Hebenstreit; Marzelline: Sonja Schöner; gut auf seine vierjährige Schwester zu achten. Aber es Jaquino: Fritz Berger. kommt natürlich wie befürchtet – Toni steigt am fal- Chor der Wiener Staatsoper, Wiener Symphoniker, schen Bahnhof aus, während Rita im Abteil sitzen Dirigent: Fritz Lehmann. bleibt und alleine weiterfährt. Nun beginnt für die Ge- Im Gefängnis von Sevilla wird Florestan von Don Pi- schwister eine turbulente und abenteuerliche Reise. zarro widerrechtlich festgehalten. Als eine Inspektion Der Film hat eine Fortsetzung: Abenteuer in Bamsdorf droht, will Don Pizarro den Gefangenen beseitigen. (DDR 1958, Konrad Petzold; 60 min): Die Geschwis- Doch Leonore, die Frau von Florestan, verkleidet sich ter haben wieder zueinander gefunden und sind glück- als Mann und schmuggelt sich unter dem Namen “Fi- lich in Bamsdorf angekommen. Tonis Freund Klaus delio” im Kerker ein, um ihn zu retten hat in der Umgebung eine verborgene Höhle entdeckt, die sie nun gemeinsam erforschen wollen. Für alle Rauschende Melodien; DDR 1955, Ernst W. Fälle legen sie auf ihrem Weg ins dunkle Labyrinth Fiedler. einen Bindfaden, der ihnen den Rückweg weisen soll. 86 min. Adaption der Johann-Strauß-Operette Die Doch der Einschlupf der Höhle bricht zusammen und Fledermaus. gemeinsam suchen die Kinder nach einem Ausweg. Ein Maskenball beim Prinzen Orlofsky! Willkommene Singen, tanzen, fröhlich sein; DDR 1956, Heinz Gelegenheit für Eisenstein (Erich Arnold), sich vor Antritt seiner Haftstrafe noch eine ordentliche Sause Fischer. zu gönnen. Er gibt sich als französischer Marquis aus 25 min, 687 m. Tanz: Sowjetisches Ensemble. und versucht, mit seinem Glücksbringer – einer kost- baren Damenuhr – eine maskierte Unbekannte zu ver- Vom Lebensweg des Jazz; DDR 1956, Wolfgang führen. Im Walzerrausch entgeht ihm, dass es sich bei Bartsch, Peter Ulbrich. der schönen ungarischen Gräfin um die eigene Frau 19 min. Dokumentarfilm. (Jarmila Ksirova) handelt und die vermeintliche Eska- Rückblick auf die Geschichte des Jazz, der seinen Ur- pade dem Rachekalkül einer Fledermaus gehorcht. sprung in der Musik der vor 300 Jahren nach Nord- amerika versklavten Schwarzafrikaner hat. 1956 Zar und Zimmermann; DDR 1956, Hans Müller. Danz mit mi; DDR 1956, Gerhard Jentsch. 97 min. Adaption der komischen Oper in drei Akten 22 min. Farb-Dokumentarfilm. von Albert Lortzing. Dokumentarfilm, der völlig ohne Kommentar aus- Lortzings Oper führt ins holländische Saardam, wo kommt, berichtet über die Kindertanzgruppe Fritz sich Peter I. inkognito aufhält, um die Kunst des Reuter aus Greifswald. Mit großer Freude und unter Schiffsbaus zu erlernen. Auf der Werft allerdings ar- der guten Führung ihres Tanzlehrers Hannes Draeh- beiten zwei Russen namens Peter (Bert Fortell = Peter paehl erlernen die Kinder spielerisch neue Tänze. Ein Michailow, Günther Haack = Peter Iwanow), und die Auftritt im Fischerort Wieck wird gut einstudiert und den Zaren suchenden Abgesandten aus England und geplant, man will die Einheimischen mit dem Tanz Frankreich haben Mühe, den richtigen zu finden. Auch Eldenaer Kegel überraschen. Mit bunten Trachten Marie (Lore Frisch), der beide den Hof machen, kennt wird der Tanz schließlich vorgeführt und begeistert ihn nicht. Der Zar, der auf Anraten seines Vertrauten beteiligen sich zum Schluss die Einheimischen daran. Admiral Lefort (Walther Süssenguth) die Heimreise vorbereitet, verbündet sich mit seinem Namensvetter. Die Fahrt nach Bamsdorf; DDR 1956; Konrad So regelt er geschickt die politischen wie die persönli- Petzold. chen Angelegenheiten. Zar Peter verabschiedet sich, 1074 m, 39 min. Musik: Heinz-Friedel Heddenhau- und der Zimmermann Peter bekommt seine Marie. Zu- sen. rück bleibt Saardams aufgeplusterter Bürgermeister van Bett (Willy A. Kleinau), der extra für den Zaren Mit dem Lied Es wollen zwei auf Reisen gehn (Text: Musik in DDR-Filmen // Medienwissenschaft, 166, 2016 /// 5

ein Choral verfasst hatte. In: Festschrift Werner Felix zum 70. Geburtstag. Hrsg. v. Torsten Fuchs u. Michael Zock,. Frankfurt/ 1957 Oder: Frankfurter Oder Editionen 1997, S. 38–48.

Die deutsche Staatsoper; DDR 1957, Peter Ul- Tanz in der Galerie (aka: Besuch in der Galerie; brich. aka: Vom Menuett zum Rock’n’Roll); DDR 1957, 33 min. Gottfried Kolditz. Zur 200 jährigen Geschichte des Knobelsdorff- 511 m. schen Operngebäudes und über den Wiederaufbau Ein Paar will ein Kunstkabinett besichtigen. Zwischen nach dem II. Weltkrieg. ihm und dem Pförtner entspinnt sich ein turbulentes Verstecks- und Verfolgungsspiel. Indessen Verlauf Fridolin im Varieté; DDR 1957, Heinz Fischer. tanzen die beiden vor entsprechenden Stildekorationen 18 min. Dokumentarfilm. Menuett, Mazurka, Tango, Charlston, Mambo, Rock’ n’roll, Rixdorfer, Blues und Walzer. Mazurka der Liebe (aka: Der Bettelstudent – 1958 Mazurka der Liebe); DDR 1957, Hans Müller. 86 min. Adaption der Operette Der Bettelstudent Der junge Engländer; DDR 1958, Gottfried Kol- von Carl Millöcker. Musik-Bearb.: Gerd Natschin- ditz. ski. 69 min. Komödie. Tanzfilm, Pantomime. Der Film beginnt mit der Begegnung Simons (Bert Fortell) und des polnischen Freiheitskämpfers Jan Ein als Mensch verkleideter Affe wird in einem süd- (Eberhard Krug) – in der Kutsche der gräflichen Fami- deutschen Spießerstädtchen für einen jungen Englän- lie Kowalska. Simon zieht mit der Gitarre durchs der gehalten (dargestellt von Jean Soubeyran). Die Land, um sich sein Studium zu verdienen, Jan ist auf korrupten Bürger, die den vermeintlichen Ausländer der Flucht vor sächsischen Besatzungs-Soldaten. Sie hofieren und seine Manieren nachahmen, erfahren am verlieben sich in die beiden Kowalska-Töchter Laura Schluss eine heilsame Kritik ihrer Lebenshaltung. (Susanne Christian) und Bronislawa (Katharina May- berg) und fahren mit ihnen zum Fest des Adligen Ol- Hoffmanns Erzählungen; DDR 1958, Heinz lendorf (Albert Garbe), des von August dem Starken Fischer. eingesetzten Gouverneurs. Als Ollendorf Laura zu 33 min. nahe tritt, versetzt deren Mutter ihm einen Schlag mit Vom internationalen Echo der Offenbach-Inszenie- dem Fächer. Simon und Jan werden aufgrund ihres rung Hoffmanns Erzählungen von Walter Felsenstein höhnischen Lachens von Ollendorf eingesperrt. Aus sah sich Heinz Fischer veranlasst zu dieser Aufzeich- Rache an Mutter Kowalska will er den armen Studen- nung. Einführend sagt Felsenstein selbst ein paar Wor- ten Simon als Fürsten verkleiden und mit Laura ver- te zu der Oper. heiraten. Doch Jan und Simon überrumpeln Ollendorf und jagen ihn mit Hilfe politischer Häftlinge davon. 1959 Meine Frau macht Musik; DDR 1957; Hans Sie nannten ihn Amigo (aka: Man nannte ihn Heinrich. Amigo); DDR 1959; Heiner Carow. 90 min. Revuefilm. Musik: Gerd Natschinski. 1721 m, 63 min. Musik: Kurt Schwaen, Text: Wera Interpreten: Klaus Gross, Das große DEFA-Orchester, Küchenmeister. Hanhausen-Sextett, Hemmann-Quintett, Gitta Lind, Ping-Pongs, das Rundfunktanzorchester (unter der Der Film und das Buch schildern die Erlebnisse des Leitung von Kurt Henckels; Solist: Horst Fischer), 15-jährigen Jungen Rainer Meister (Ernst-Georg Trio Harmonie. Schwill), dessen Spitzname „Amigo“ lautet, in Ber- lin im Jahr 1939. Amigo findet in einem Hinterhofkel- Gerda Wagner (Lore Frisch), die Frau eines Waren- ler den aus einem Konzentrationslager entflohenen po- hausleiters, entschließt sich auf Anraten eines Sängers, litischen Häftling Peter „Pepp“ Grosse („Pepp“). Ami- ebenfalls ihre Stimmkünste zu erproben. Der biedere go hilft Pepp, obwohl er aufgrund der kommunisti- Gatte Gustl Wagner (Günther Simon) findet daran gar schen Einstellung seiner Eltern und einer vorherigen keinen Gefallen, ehe ihn ihr Erfolg eines Besseren be- Verhaftung seines Vaters weiß, in welche Gefahr er lehrt. sich damit begibt. Sein Bruder Horst Meister, „Hotta“ Literatur: Thiel, Wolfgang: Vom schweren Leben der und dessen Freund Axel Sinewski, „Sine“ erfahren Leichten Muse. Meine Frau macht Musik (1958) – der von Pepp und dessen Unterstützung durch Amigo, erste Revuefilm der DEFA. In: Filmblatt (Cinegraph schweigen jedoch zunächst aufgrund von dessen Babelsberg) 20,57, Sommer 2015, S. 17–27. – Zock, Drängen. Sine erzählt jedoch später seinem Vater von Michael: Wenn Kulturpolitik über Trivialität stolpert. Amigos Hilfe für den flüchtigen Häftling. Der Vater Musik in DDR-Filmen // Medienwissenschaft, 166, 2016 /// 6

gibt dies an die entsprechenden Behörden weiter. Silvesterpunsch; DDR 1960, Günter Reisch. Amigo stellt sich, um seinen Vater und Pepp zu retten, 91 min. Komödie. Eisrevue (im Finale). Musik: Hel- und wird daraufhin verhaftet und selbst in einem Kon- mut Nier. zentrationslager eingesperrt. Dennoch wird sein Vater Brigadier Michel Lehmann (Achim Schmidtchen) ist von der festgenommen und zwei Jahre später von Kopf bis Fuß auf Sport eingestellt. Vor lauter in Plötzensee hingerichtet. Am Ende des Films tritt Training hat er gar keine Zeit für eine Freundin, und Amigo noch einmal auf – er ist Panzersoldat der Nati- von Musik und Tanz will er nichts wissen. Bei der onalen Volksarmee geworden. Kultur hat dagegen Brigadier Franz Lehmann (Heinz Mit dem Lied Wer möchte nicht im Leben bleiben, das Draehn) die Nase vorn. Die Verliebten Knispel (Ernst- Aufnahme in die DDR-Schulbücher fand. Georg Schwill) und Suse (Christel Bodenstein) bei- Literatur: Thiel, Wolfgang: Gestische Filmmusik. Kurt spielsweise sehen sich deshalb kaum. Und Ruth (Ka- Schwaens Kompositionen für das Kino. In: Kurt rin Schröder) findet keinen Zugang zu Michels Herz ... Schwaen zum 90. Geburtstag. Hrsg. v. Peter Schwein- Nun steht das Silvesterprogramm vor der Tür, und die hardt. Frankfurt a. M. [u.a.]: Lang 2000, S. 67–77. beiden Brigaden sollen sich möglichst sportlich und kulturell an diesem Höhepunkt zum Jahresausklang 1960 beteiligen. Sogar der Fernsehfunk ist eingeladen und wird das Ganze übertragen. Großvater Wilhelm Leh- Georg Friedrich Händel; DDR 1960, Wernfried mann (Erich Franz) hat zu tun, seine beiden Söhne Hübel. Michel und Franz zur Einsicht zu bringen, während die Brigademitglieder sich bereits heimlich verbündet 65 min. Dokumentarfilm. haben. Bei der großen Eisrevue stellt sich heraus, dass Der Film folgt der Linie eines biografischen Films und auch Michel nicht völlig unmusikalisch ist, und auch beginnt nach dem 30jährigen Krieg. Der Lebenslauf Ruth hat es schließlich geschafft, ihn mit Sinn für Händels und die gesellschaftlichen Zustände werden Sport zu beeindrucken. in Werken der bildenden Kunst lebendig. Die Werke des Komponisten kommen in klassischen und zeitge- 1961 nössischen Inszenierungen und Interpretationen zu Gehör. Der Italienaufenthalt Händels und die Grün- dung der Opernakademie in England sind Höhepunkte Don Giovanni (aka: Wolfgang Amadeus Mozart: des Films, der im Schlussteil eine sowohl künstleri- Don Giovanni); DDR 1961, Carl Ebert. sche wie wissenschaftliche Deutung des Messias und 176 min. Mitschnitt der Eröffnungsvorstellung. Or- anderer Kompositionen Händels vornimmt. chester, Chor: Chor und Orchester der Deutschen Oper Berlin; Dirigent: Ferenc Fricsay. Zum Zeit- Die Legende von der weißen Schlange (aka: Set- punkt der Premiere wurde eine Aufzeichnung der schuan-Oper); DDR 1960, Heinz Fischer. Generalprobe (vom 23.9.1961) deutschlandweit im 19 min. Dokumentarfilm. Fernsehen ausgestrahlt. Am 24. September 1961, nur wenige Wochen nach Die schöne Lurette; DDR 1960, Gottfried Kolditz. dem Mauerbau, wurde die neue Deutsche Oper Berlin 82 min. Komödie. Nach der Operette von Jacques eröffnet. Als Eröffnungsoper wurde Mozarts Oper Offenbach. Don Giovanni in der Inszenierung von Carl Ebert ge- wählt. Ihm stand ein unvergleichliches Sängerensem- Karneval in Paris zur Zeit Ludwig XV. Die reizende ble zur Verfügung. Darunter Dietrich Fischer-Dieskau Wäscherin Lurette (Evelyn Cron) will das bunte Trei- als Don Giovanni, Elisabeth Grümmer und Pilar Lo- ben nutzen, um den etwas schwerfälligen Zimmer- rengar als Donna Anna und Donna Elvira, sowie Wal- mann Campistrel (Jirí Papez) eifersüchtig zu machen, ter Berry in der Rolle des Leporello und Erika Köth damit er ihr endlich seine Liebe gesteht. Der aber ist als Zerline. Die musikalische Leitung lag in den Hän- mit der Fertigung der Spottfiguren für den Umzug be- den von Ferenc Fricsay. schäftigt. Lurettes Wege kreuzen die des Herzogs von Marly (Otto Mellies) und ihre Pläne die seinen. Mit ei- ner fingierten Hochzeit will er die hübsche Lurette für Händel und wir (aka: Musik aus dem Archiv: ein amouröses Abenteuer gewinnen und sie danach Händel und wir); DDR 1961, Peter Ulbrich. dem König als neue Mätresse zuführen. Durch das 14 min. Es spielen: Die Deutsche Staatsoper Berlin Eingreifen der couragierten Wäscherin Marcelline und das Händel-Festspielorchester des Waggonbau (Marianne Wünscher), des endlich aktiv werdenden Ammendorf. Campistrel sowie der anderen kann die ahnungslos Zusammenstellung aus verschiedenen Filmen mit flirtende Lurette vor der schändlichen Intrige des Her- Ausschnitten aus Walzer aus der Serenade für Strei- zogs gerettet werden. Der Karneval erlebt mit der cher (Peter Tschaikowski), Giselle (Adolphe Adam), glücklichen Umarmung von Lurette und Campistrel Acic und Galathea (Friedrich Händel) sowie aus dem seinen Höhepunkt. Eröffnungskonzert Die Meistersinger von Nürnberg (Richard Wagner) der Deutschen Staatsoper 1955. Musik in DDR-Filmen // Medienwissenschaft, 166, 2016 /// 7

Eine Handvoll Noten; DDR 1961, Otto Schneide- Revue um Mitternacht; DDR 1962, Gottfried reit / Helmut Spieß Kolditz. 80 min. Musikfilm im Berliner Bäckereimilieu; Mu- 2876 m. Musik: Gerd Natschinski. Choreographie: sik: Martin Hattwig. Gisela Walter. Im Film sind zahlreiche Musikinterpreten zu hören, Vier Personen – ein Dramaturg, ein Komponist, ein darunter die 4 Pico-Bellos, 4 Teddies, die Colibris, Autor und ein Architekt – werden vom Produktionslei- das DEFA-Sinfonieorchester unter der Leitung von ter Kruse, der sich etwas leichtfertig verpflichtet hat, Karl-Ernst Sasse, Fred Frohberg, die Martin-Möhle- einen Revuefilm zu drehen, zur Realisierung des küh- Combo, das Tanzorchester des Berliner Rundfunks nen Vorhabens zusammengerufen. Der einzige, der unter der Leitung von Günter Gollasch, das Tanzor- sich hemmungslos an die große Aufgabe herantraut, chester Fips Fleischer sowie das Vineta Trio. Heinz ist der kleine Komponist Ritter. Die Produktionsassis- Quermann hat einen Gastauftritt als Verkäufer in ei- tentin Claudia ist nicht die einzige, die dem unerfahre- nem Musikgeschäft. nen, aber enthusiastischen Mann mißtraut. Ritter je- doch gelingt es nicht nur, die Bedenken der anderen Musikalisches Rendezvous (aka: Opernquer- zu zerstreuen und ihre Kreativität zu aktivieren, er ge- schnitt); DDR 1961, Gottfried Kolditz. winnt am Ende auch Claudia. Und selbstverständlich 83 min. Kompilation aus bekannten DEFA-Opern- gelingt das Werk zu einer flotten mitreißenden Revue, und Operettenfilmen. deren musikalische, tänzerische und artistische Num- mern sich sehen lassen können. 1962 Literatur: Rinke, Andrea: Film musicals in the GDR. In: Conrich, Ian / Tincknell, Estella (eds. ): Film’s Musical Moments. Edinburgh: Edinburgh University Auf der Sonnenseite; DDR 1962; Ralf Kirsten. Press 2006, pp. 183–194. 2719 m. Musik: André Asriel. Da Stahlschmelzer Martin Hoff (Manfred Krug) neben Rotkäppchen; DDR 1962, Götz Friedrich. seiner Arbeit begeisterter Musiker und Laienschau- 72 min. Märchenfilm nach Motiven des Grimm- spieler ist, delegiert ihn sein Betrieb zur Schauspiel- Märchens. Musik: Gerhard Wohlgemuth. schule. Doch Martin Hoff, selbstbewusst und aufmüp- fig, zeigt derart wenig Ernsthaftigkeit beim Lernen, Einzige Kinoarbeit des Opernregisseurs Götz Fried- dass er bald darauf fliegt. Bei seiner Abschiedsfeier rich, der bei der Gestaltung der Tierfiguren auch Büh- begegnet er Ottilie Zinn (Marita Böhme), einer zau- nenerfahrungen mit dem Prokofjew-Singspiel Peter berhaften Frau, die den Draufgänger abblitzen lässt. und der Wolf und der Felsenstein-Inszenierung Das Um zehn Flaschen Sekt wettet Martin mit Freunden, schlaue Füchslein einfließen lies. dass ihm die Eroberung doch gelingt. Auf der Suche Ein kleines, liebenswertes Mädchen, das wegen seiner nach der Unbekannten heuert er auf einer Großbau- roten Mütze von allen nur Rotkäppchen genannt wird, stelle an und findet dort zu seiner Verblüffung die Ge- lebt mit seinen Eltern am Rande eines großen Waldes. suchte als Bauleiterin. Martin, mittlerweile ernstlich Die Großmutter des Kindes lebt tief im Wald und freut verliebt, muss alle Register ziehen und wird schließ- sich immer sehr, wenn ihre Enkelin sie besucht. In sei- lich nicht nur von seiner Angebeteten erhört, er darf ner Gutmütigkeit ahnt das Rotkäppchen, das mit allen auch erneut die Schauspielschule besuchen. Tieren gut befreundet ist, nicht, dass es jemanden ge- ben könnte, der ihr nach dem Leben trachtet. Tatsäch- Fetzers Flucht; DDR 1962 (Text: Günter Ku- lich haben der böse Wolf und sein Gehilfe, der listige nert). Fuchs, es auf das Mädchen abgesehen. Als das Rot- käppchen eines Tages seine kranke Großmutter besu- 39:46 [53] min. Fernsehfilmoper. Sd.: 13.12.1962 chen will, geht es den beiden in die Falle. Der Wolf Musik: Kurt Schwaen. verschlingt das Kind und scheint damit sein Ziel er- Die Handlung des Stücks umriss Geschehnisse um reicht zu haben. Zum Glück aber holen die anderen einen Mann, der aus der DDR in den Westen flüchtete, Tiere Hilfe, und so gelingt es, das Mädchen lebend aus dann aber in Folge negativer Erfahrungen in “seinen dem Bauch des bösen Wolfs zu befreien. Staat” zurückkehrt. Als politisch-ideologisch positiv daran – im Sinne der Staatspartei SED – war zu kon- Das Stacheltier – Gisela May singt und spricht statieren, dass es zwei souveräne deutsche Staaten gibt Kurt Tucholsky; DDR 1962, Georg Honigmann. und, wie das Beispiel zeigt, die DDR dabei der bessere 8 min. 213 m. Kurzfilm aus der DEFA- Produktions- ist. gruppe Satirischer Kurzfilm. Literatur: Matthies, Ludwig: Kurt Schwaens Funkoper Fetzers Flucht. In: Musik und Gesellschaft 9, 1959, S. Gisela May singt in einem Tonstudio – vor dem Mi- 560-564. – Wolfgang Thiel: Fetzers Flucht – vielum- krofon stehend – Augen der Großstadt; spricht – zu stritten, verboten, vergessen… In: Kieler Beiträge zur Bildern in einer Arbeiterwohnung mit agierenden Filmmusikforschung 11, 2014, S. 222–234. Online: Händen einer älteren Frau beim Wischen, Kaffeeko- www.filmmusik.uni-kiel.de/KB11/KB11-Thiel.pdf. chen, Stopfen, Bügeln, Kartoffelschälen und Eintragen Musik in DDR-Filmen // Medienwissenschaft, 166, 2016 /// 8

in ein Kostgeld-Heft – Muttern’s Hände und singt – zu 1964 Aufnahmen von kämpfenden, ausgezeichneten oder verzweifelten Soldaten des 1. und 2. Weltkrieges bzw. Adamshoffnung; DDR 1964, Harry Hornig. von Begegnungen deutscher und russischer Soldaten 19 min. Dokumentarfilm. an der Ostfront 1918 – Der Graben. Zeit der Kartoffelernte. In das Dorf Adamshoffnung Vom König Midas; DDR 1962, Günter Stahnke. im Bezirk Neubrandenburg, 160 Einwohner, kommen fünf Studenten der Berliner Musikhochschule. Der Zu- 51 min. Filmoper. Musik: Kurt Schwaen. Interpre- schauer lernt zunächst einige Dorfbewohner etwas nä- tiert vom Kinderchor des Deutschlandsenders (unter her kennen, sie erzählen von ihren Problemen, spre- der Leitung von Manfred Roost). chen von ihrer Zukunft. Im kleinen Kultursaal der Ge- Die Pioniere einer Kleinstadt führen auf einer Frei- meinde stellen sich die Studenten vor, erklären die Be- lichtbühne die Geschichte vom sagenhaften König Mi- sonderheiten ihrer Instrumente und beginnen, ein Mo- das auf: die Goldgier des griechischen Königs ist zart-Konzert für Oboe zu spielen. Die Einwohner las- grenzenlos. Da entschließt sich Bacchus (Stephan sen sich von der Musik gefangennehmen. Vorbehalte Meyer), der Gott des Weines, ihm eine Lehre zu ertei- gegenüber der sogenannten „schweren“ Musik werden len. Bei seiner Ankunft wird Bacchus von Midas überwunden. Die Studenten ernten dankbaren Ap- (Dietrich Heilmann) mit aller Zuvorkommenheit emp- plaus. fangen, denn er erhofft sich vom mächtigen Gott noch mehr Reichtum. Zum Abschied gewährt dieser ihm Der fliegende Holländer; DDR 1964, Joachim auch die Erfüllung eines Wunsches. Midas wünscht Herz. sich, dass alles, was er berührt, zu Gold werden soll. 98 min. Adaption der Oper Richard Wagners glei- Diesen Wunsch bereut er bald zutiefst, denn alles, chen Titels. auch die Nahrung wird zu Gold. Und er fleht Bacchus um Rücknahme an. Das geschieht, aber als Erinnerung Gesang: Gerda Hannemann (Senta), Rainer Lüdecke an die Geschichte wachsen Midas lange Eselsohren, (Der Holländer), Hans Krämer (Daland), Katrin Wölzl die er ein Leben lang behalten muss. (Mary), Rolf Apreck (Erik); Chor der Leipziger Oper, Gewandhausorchester Leipzig. Literatur: Agde, Günter/Iske, Ina: Dokumentation und Recherchen zum DEFA-Spielfilm „Vom König Mi- Senta, die Tochter eines reichen Reeders, versucht aus das“. Ein Materialbuch. Berlin: DEFA-Stiftung 2009. der Enge ihres Alltags in das Reich der Phantasie zu entfliehen. Dort erscheint ihr jener sagenhafte, kühne 1963 Seefahrer, der die Weltmeere bezwang und doch durch nichts Befriedigung fand, so dass er dazu ver- dammt wurde, als „Fliegender Holländer“ ruhelos Ballett-Solisten der Lindenoper; DDR 1963, über die Meere zu irren. In ihrem Traum erlöst Senta Heinz Fischer. ihn durch die Liebe. Und dieser Traum gibt ihr die 15 min. Dokumentarfilm. Kraft, in der Realität ihr Leben sinnvoll zu gestalten. Über die künstlerische Arbeit des Balletts unter der Der Film kombiniert die romantische Sage mit einer Leitung der Ballettmeisterin Lilo Gruber, seit Wieder- realen Handlung. Um den Unterschied zwischen den eröffnung nach dem Wiederaufbau der Berliner Deut- beiden Erzählebenen zu verdeutlichen, wechseln die schen Staatsoper Unter den Linden im Jahre 1955. Bildformate: In Sentas Traumsequenzen weitet sich das Bild zur Totalen, für die reale Handlung verengt Das SHOK-Ensemble tanzt; DDR 1963, Heinz es sich. Fischer. Literatur: Thiel, Wolfgang: Opernverfilmungen der 10 min. Dokumentarfilm. DEFA; In: Oper heute. Ein Almanach der Musikbüh- Der Film berichtet über den Auftritt des Volkstanz- ne (hrsg. von Horst Seeger) 9, Berlin 1986, S. 276– Ensembles der Moldauischen SSR in der Deutschen 290 [darin S. 285–287]. Demokratischen Republik (DDR). Geliebte weiße Maus; DDR 1964, Gottfried Pazifik 1960; DDR 1963. Kolditz. Fernsehfassung der Oper in 10 Bildern. Libretto: 80 min. Musical-Komödie. Musik: Conny Odd. Hubertus Methe. UA der Oper: Döbeln 1964. Der Dresdner Verkehrspolizist Fritz Bachmann (Rolf Vier sowjetische Matrosen kämpfen in einem Ret- Herricht) trifft jeden Morgen die hübsche Helene tungsboot ums Überleben. Bräuer (Karin Schröder), die mit ihrem Motorroller über seine Kreuzung fährt. Er traut sich nicht, sie an- Literatur: Wolf, Werner: Pazifik 1960. Bemerkungen zusprechen. Schließlich ergreift sie die Initiative und zur Oper von Kurt Dietmar Richter und Hubertus Me- fingiert einen kleinen Unfall, um mit ihm ins Gespräch the. In: Musik und Gesellschaft 15, 1965, S. 66–71. zu kommen. Anschließend wird sie zur Verkehrsschu- lung bei ihm eingeladen. Letztlich finden beide dann den gemeinsamen Weg zum Standesamt. Musik in DDR-Filmen // Medienwissenschaft, 166, 2016 /// 9

Das musizierende Dorf; DDR 1964, Heinz zu Ärger Anlass geben. Das soll anders werden und Fischer. dazu muss der Bootsmann in feste Hände geraten. Zu 9 min. Dokumentarfilm. diesem Zweck wird für die Tour nach Leningrad die reizende Journalistin Eva (Anna Prucnal) an Bord ge- 1965 nommen. Es lässt es sich auch gut an – bis ein blinder Passagier auftaucht. Marylou von der Haifischbar (Eva-Maria Hagen) ist ihrem angebeteten Bootsmann Nichts als Sünde (aka: Was ihr wollt); DDR 1965, gefolgt. Als die beiden Frauen herausfinden, was ge- Hanus Burger. spielt wird, verbünden sie sich gegen die Männer. 101 min. Musical, frei nach Shakespeares Was ihr wollt. Musik: Klaus Fehmel. 1967 Der liebestrunkene Herzog von Illyrien (Arno Wyz- niewski) sendet seinen Pagen als Boten zur angebete- Die Ballade vom Glück; DDR 1967. ten Gräfin Olivia (Annekathrin Bürger), die sich der Dokumentarfilm über die Proben zum Ballett Werbung des Herzogs schon lange entzieht und nun in (1967). Aus der DEFA-Fernseh-Reihe Bitte nicht dessen Pagen verliebt. Der aber ist ein Mädchen: Vio- stören. la (Helga Cocková), die nach einem Schiffbruch an Il- lyriens Küste strandete und sich in Männerkleidern als Das Ballett Die Ballade vom Glück von Kurt Schwaen ihr verschollener Bruder ausgibt. Sie wiederum ist in wurde am Montagabend, dem zweiten Tag der XI. ihren Herrn, den Herzog verliebt. Ein turbulentes Ver- Berliner Festtage, in der Deutschen Staatsoper urauf- wechslungsspiel beginnt, in dessen Verlauf Violas geführt. Die Gestaltung eines Themas der jüngsten Bruder wieder auftaucht. Am Ende bekommen beide Vergangenheit in der Inszenierung von Lilo Gruber Frauen den Mann ihres Herzens. war ein wichtiges Ereignis auf dem Gebiet des realisti- schen Tanztheaters (Neues Deutschland, 3.10.1967). Janacek, Leos – Das schlaue Füchslein (aka: Das schlaue Fückslein); DDR 1965, Walter Felsen- Dornröschen; DDR 1967, Heide Draexler-Just. stein. 74 min. Märchenfilm, Tanzfilm. TV-Produktion. Solisten: Werner Enders, Irmgard Arnold, Manfred Aufgenommen nach einer Inszenierung der Berliner Hopp. Orchester, Chor: Chor und Orchester der Ko- Staatsoper Unter den Linden. mischen Oper Berlin. Dirigent: Václav Neumann. Nach der Geburt Dornröschens (Anita Hütter) wird die böse Fee nicht zur Taufe eingeladen. Sie versetzt des- „Das Füchslein ist ein Werk, in das ich mich auf selt- halb den gesamten Hof und das Reich in einen Tief- same Art verliebt habe“, sagte Felsenstein und schuf schlaf. Prinz Goldmund (Norbert Thiel) erlöst mit sei- eine Fabel mit einem ganz unverkennbaren Charakter. nem Kuss Dornröschen und die anderen von ihrem Das schlaue Füchslein stammt vom tschechischen Schicksal. Komponisten Leoš Janáček und basiert auf der Novel- le von Rudolf Těsnohlídek. Felsensteins Inszenierung soll die philosophische Tief und poetische Dichte des Frau Venus und ihr Teufel; DDR 1967, Ralf Stücks durch eine dramaturgisch klar gegliederte Kirsten. Handlung verdeutlichen. Die charakterlichen Paralle- 95 min. Liebeskomödie. Musik: André Asriel. Ge- len zwischen Mensch und Tier werden aus diesem sang: Ruth Homann, Manfred Krug und Reimar J. Grund mit ein und derselben Person dargestellt. Die Baur. Die Musik wurde unter anderem von den 6 Oper blieb in Deutschland zunächst erfolglos. Erst die Jazz-Optimisten eingespielt. neue Inszenierung von Felsenstein brachte mit insge- Hans Müller (Manfred Krug) aus Berlin befindet sich samt 218 Vorstellungen den gewünschten Erfolg. Die mit seinem alten EMW auf Reisen im Thüringischen, Premiere von Das schlaue Füchslein war am 30. Mai begleitet von dem ihn liebenden Fräulein Moritz (Ur- 1956. Die vorliegende Aufzeichnung fand 1965 im sula Werner). Von Treue hält Hans nicht viel, was Studio Adlershof während der Umbauten der Komi- zwischen den beiden immer wieder zu Streit führt. Bei schen Oper statt. einem Besuch der Wartburg greift Frau Venus (Inge Keller) empört ein und versetzt den Leichtfuß kurzer- 1966 hand ins Mittelalter – zwecks Erkennung des wahren Wesens der Liebe. Als Tannhäuser muss er sich nun Reise ins Ehebett (aka: Getrennt von Tisch und am Hofe des Landgrafen von Thüringen (Wolfgang Bett); DDR 1966, Joachim Hasler. Greese) in einer illustren Schar von Minnesängern be- 86 min. Komödie. Musik: Gerd Natschinski. haupten. Natürlich kommt es zu allerlei Zusammen- stößen seines aufgeklärten Geistes mit den strengen Der Bootsmann (Claus Jurichs) eines 5000-Tonners Liebes- und Lebensbräuchen der Zeit. Sogar lebensge- der Handelsmarine ist ein guter Seemann, aber ein Fi- fährlich wird es – doch zum Glück gibt es den Knap- lou. Die zahlreichen Landgänge sind mit ebenso zahl- pen Moritz (Ursula werner), in dessen Wams ein lie- reichen Frauengeschichten verbunden, die nicht selten bend Herz steckt und die allgegenwärtige Frau Musik in DDR-Filmen // Medienwissenschaft, 166, 2016 /// 10

Venus ... die Songs vom Tanzorchester des Berliner Rundfunks unter Leitung von Günter Gollasch begleitet. Hallo, Du altes Spreeathen; DDR 1967, Wern- Lieder: Heißer Sommer / Das darf nicht wahr sein / fried Hübel. Männer, die noch keine sind / Wir / Tanz am Strand / 60 min. TV-Film. Musikalische Revue. Woher willst du wissen, wer ich bin? / Was erleben / Einen wahrhaft kunterbunten Reigen an Berliner Gas- Ein Sommerlied / Fang doch den Sonnenstrahl (Frank senhauern bringt die musikalische Revue unter dem Schöbel mit Gerti Möller) / Ich fand die eine / Es war Titel Hallo, du altes Spreeathen zum Erklingen. In mal ein Mädchen (Ingo Graf) / Einmal muß ein Ende dem 1967 unter der Regie von Wernfried Hübel gefer- sein / Finale „Heißer Sommer“. tigten ca. 60 Minuten laufenden TV-Film begrüßt der Soundtrack: AMIGA (AMIGA 8 55 009) [1968]. Schauspieler Walter Richter-Reinick den Zuschauer Zwei Gruppen von Oberschülern trampen in den Som- als Leierkastenmann und lädt ein zu einer musikali- merferien an die Ostsee und kommen sich auf der Au- schen Reise zu Frau Luna ein. Zweifelsohne ein be- tobahn in die Quere. Die elf Mädchen aus Leipzig ge- sonderes Highlight in diesem Film dürfte die damals ben den zehn Jungen aus Karl-Marx-Stadt das Nachse- noch sehr junge Ingeborg Krabbe als singendes Berli- hen. An der See trifft man sich wieder. Die Jungen ner Unikum sein. An ihrer Seite sind u.a. Helga Piur, sind auf Vergeltung aus, führen die Mädchen in eine Peter Dommisch, Helga Dürr und Horst Histermann Mückenhölle. Der Spaß ist größer als der Ärger, und sowie Mitglieder der Ballettgruppe des Metropol- man kommt sich näher. Stupsi (Chris Doerk), die die Theaters Berlin zu sehen. Reise ihrer Gruppe organisierte, hat ein Auge auf Kai (Frank Schöbel) geworfen. Der jedoch ist hinter der Hochzeitsnacht im Regen (aka: Liebe im Ga- flotten Brit (Regine Albrfecht) her und kommt deshalb lopp); DDR 1967, Horst Seemann. mit Wolf (Hanns-Michael Schmidt) ins Gehege. Aber 100 min. Komödie. Komponisten: Wolfram Hei- auch die kleinen Rivalitäten und so mancher Unfug cking, Jürgen Hermann, Klaus Hugo, Klaus Lenz, stören den letztlich gelungenen Urlaub nicht, in dem Thomas Natschinski, Gerhard Siebholz. Interpreten: einige neue Freundschaften geschlossen werden. Das Estradenorchester des Deutschlandsenders, Literatur: Raundalen, Jon: A Communist Takeover in Klaus-Lenz-Sextett, Orchester Günther Kretschmar, the Dream Factory. Appropriation of Popular Genres by the East German Film Industry. In: Slavonica 11,1, Tanzorchester des Berliner Rundfunks. April 2005 , S. 69–86. – Thiel, Wolfgang: Jazz im Die junge Friseuse Gabi von der Ostseeküste möchte DEFA-Film; In: Jazz im Film. Beiträge zur Geschich- unbedingt Jockey werden. Sie packt ihre Sachen, fährt te und Theorie eines intermedialen Phänomens. Hrsg. nach Hoppegarten – und bekommt vom Cheftrainer v. Willem Strank u Claus Tieber. Wien/Berlin: Lit eine Absage. Aufgeben will sie nicht, und um wenigs- 2014, S. 89–98. tens ein Dach über’m Kopf zu haben, heiratet sie über- stürzt den sympathischen Freddy. Zweiter Reinfall. 1969 Freddy kampiert auf dem Zeltplatz, und dass sie Jockey werden will, gefällt ihm auch nicht. Erster Lichtblick: der Stallmeister in Hoppegarten hat ein gu- Eros und Psyche; DDR 1969. tes Herz und lässt sie heimlich trainieren. Nun zeigt TV-Ballett-Film nach Apuleius; Musik: Wilhelm auch Freddy Einsicht, verkauft sein Motorrad, um Neef. Gabi die Teilnahme an einem internationalen Nach- wuchsrennen in Budapest zu finanzieren. Natürlich Hier bin ich Mensch; DDR 1969, Joachim Hell- siegt sie, und aus Freude darüber findet die nachträgli- wig. che Hochzeitsfeier in Budapest statt. 34 min. „Filmsinfonie“. Musik: Wolfgang Hohen- see. 1968 Der Film widmet sich dem 100. Geburtstag von Wla- dimir Iljitsch Uljanow Lenin. Es wird eine Sinfonie in Elegie für Liebende; DDR 1968. vier Sätzen präsentiert. Die Staatskapelle Dresden TV-Film. Ballett-Film nach Oscar Wilde; Musik: spielt unter der Leitung von Generalmusikdirektor Wilhelm Neef. Herbert Kegel.

Heißer Sommer; DDR 1968, Joachim Hasler. Othello; DDR 1969, Georg F. Mielke. 97 min. Musical. Musik: Gerd Natschinski, Thomas 94 [120] min. Für das DDR-Fernsehen produzierte Natschinski. Verfilmung der gleichnamigen Oper in vier Akten Neben Frank Schöbel und Chris Doerk singen im Film von Giuseppe Verdi in einer Inszenierung der Komi- Gerti Möller, die die Gesangspassagen für Regine Al- schen Oper Berlin (Regie: Walter Felsenstein). Dar- brecht übernahm, und Ingo Graf in den Gesangspassa- steller: Hanns Nocker. Christa Noack von gen für Hanns-Michael Schmidt. Musikalisch werden Kamptz, Vladimir Bauer, Hanna Schmoock, Hans- Musik in DDR-Filmen // Medienwissenschaft, 166, 2016 /// 11

Otto Rogge. Restauriert 2008. cher, die das Werk angeregt durch Ihre Fantasie In seiner Inszenierung spürt Felsenstein mit großem vollenden und immer wieder neu inszenieren. Felsen- Einfühlungsvermögen der musikalischen Aussage der stein besorgte sich aus der Pariser Bibliothèque Natio- Partitur nach und entwickelt daraus ein dramatisch nale Kopien des Klavierauszuges von der Urauffüh- dichtes, in jedem Moment erfülltes Bühnengeschehen. rung, sowie das Libretto von Jules Barbier und des Ein Blitz zuckt mit dem ersten Orchesterschlag druch gleichnamigen Schauspiels von Jules Barbier und Mi- die stürmische Nachtszene und erhellt die Gesichter chel Carré. Daraus entwickelt er seine eigene deutsche der Männer und Frauen auf der Bühne. Mit diesem ex- fünfaktige Fassung. Felsenstein kann sich eindeutig plosiven Auftakt, gespielt und gesungen von den mit Offenbach identifi zieren, da auch er „eine drama- Chorsolisten des Komischen Oper, beginnt die erre- tisch überzeugende Folge von gesprochenem Wort, gende Inszenierung des realistischen Musiktheaters Musik und Gesang erstrebt und nicht eine durchkom- Verdis Oper „Othello“ in der Regie von Professor ponierte Oper.“ Die Aktfolge des Schauspiels nimmt Walter Felsenstein. Wie bei anderen Aufführungen in er als Grundlage für seine Inszenierung und fügt den der Komischen Oper wird der Zuschauer wohl auch Giulietta-Akt folgerichtig an die dritte Stelle der Er- vor dem Bildschirm mit unwiderstehlicher Gewalt zählungen ein. Die Bühneninszenierung und der Film hineingerissen werden in den Sog dieses Dramas der haben unterschiedliche Schlüsse. Während die Büh- Leidenschaften, der Liebe, der Eifersucht in einem be- neninszenierung mit der 4. Strophe des „Klein-Zack“- stimmten historisch-sozialen Milieu. Liedes schließt, beendet die Muse hingegen den Film, indem sie Hoffmann an seine wahre Berufung erin- nert. 1970 1972 Ein Jahr voll Musik; DDR 1970, Ulrich Rulf. 63 min. TV-Film („musikalischer Kalender“). Mu- Der Mann, der nach der Oma kam; DDR 1972, sikredaktion: Heinrich F. Müller. Roland Oehme. Gesang: Gilbert Becaud, Etta Cameron, Edith Haas, 89 min. Musik: Gerd Natschinski. Komödie mit Karin Heyn, Gabriele Kluge, Liesbeth List, Thomas Chansoneinlagen. Lück, Karin Maria, Jörg Martin, Beauty Milton, Harry Nicolai, Margareta Paslaru, Edita Pjecha, Vera Bei Piesolds gibt es ein Problem: Die Oma, die bisher Schneidenbach, Frank Schöbel, Klaus Sommer. den florierenden Haushalt der in einem großzügigen Heim wohnenden Künstlerfamilie geschmissen hat, Tanz: Mitglieder des Balletts des Friedrichstadt-Palas- tritt selbst wieder in den Stand der Ehe und quittiert tes Berlin, des Balletts des Deutschen Fernsehfunks den Dienst. Da Günter Piesold als erfolgreicher Fern- (DFF) und der Tanzgruppe des VEB Starkstrom- sehkomiker und Gudrun Piesold als vielbeschäftigte Anlagenbau Halle (Saale). Schauspielerin keine Zeit haben, den Haushalt allein Musiker: Die Vedbaek Garde, Die Scherbelberger zu führen, und die vielen Kinder schnell ein großes Musikanten, Die fröhlichen Sänger und eine Kinder- Chaos anrichten, muss schnellstmöglich Ersatz für gruppe des Philharmonischen Chores Dresden. Oma Piesold her. Auf die aufgegebene Annonce mel- Auf der Suche nach den besten Motiven für einen neu- det sich ein junger, attraktiver und auch noch intelli- en Reisekalender fahren die Fotoreporter Rolf (Rolf genter Mann namens Erwin Graffunda (Winfried Glat- Herricht) und Karin (Heidrun Polack) durchs Land. zeder). Schnell bekommt Graffunda den Haushalt in Als sie zufällig bei den Dreharbeiten von Ein Jahr den Griff und wird von den Piesoldschen Kindern ge- voll Musik vorbeikommen, ist das Motto für den Ka- mocht. Die Nachbarn jedoch fangen zu tratschen an, lender gefunden. Im Laufe der Jahreszeiten knipsen kann doch so ein schöner Mann unmöglich nur das sie beliebte Musikinterpreten wie Gilbert Bécaud, Kindermädchen der Familie sein. Die Gerüchte gehen Thomas Lück oder Etta Cameron an den schönsten so weit, dass Graffunda nicht nur als geheimer Liebha- Orten des Landes, von der Ostsee über Berlin bis zum ber von Gudrun gilt, sondern ihm auch die Vaterschaft Thüringer Wald. der jüngsten Piesoldschen Tochter angedichtet wird. Es kommt zum Eklat und Graffunda geht. Am Ende Hoffmanns Erzählungen; DDR 1970, Georg F. stellt sich jedoch heraus, dass er an seiner Dissertati- Mielke, Walter Felsenstein. on zur Emanzipation der Frau arbeitet und bei Pie- 131 min. TV-Aufzeichnung einer Aufführung von solds praktische Erfahrung sammeln wollte. Er ist zu- Offenbachs Hoffmanns Erzählung an der Komischen dem verheiratet und seine Frau erwartet ihr erstes Kind – so werden am Ende alle Gerüchte widerlegt. Oper Berlin. Solisten: Rudolf Asmus, Melitta Muszely, Hanns Nocker. Orchester, Chor: Chor und Nicht schummeln, Liebling; DDR 1972, Joachim Orchester der Komischen Oper Berlin. Dirigent: Hasler. Karl-Fritz Voigtmann. Restauriert 2008. 88 min. Musikkomödie. Musik: Frank Schöbel, Ger- Die unvollendete Oper Les Contes d‘Hoffmann von hard Siebholz. Jacques Offenbach steht oft im Visier der Theaterma- Im kleinen Städtchen Sonnethal dreht sich alles um Musik in DDR-Filmen // Medienwissenschaft, 166, 2016 /// 12

Fußball – nach dem Willen des Bürgermeisters (Karel György Garay. Ferner: Das Lied von der Äppelfrau, Fiala). Er will die Mannschaft in die Bezirksliga und gesungen von Angelica Domröse und den Kunden in sich selbst ins Licht der Öffentlichkeit bringen. Um der Kaufhalle. dem einseitigen Treiben Einhalt zu gebieten und den Paula (Angelica Domröse) sorgt als Kassiererin für Bau eines Jugendclubs durchzusetzen, beschließt die sich und ihre zwei Kinder. Glücklich ist sie nicht. Paul neue Fachschuldirektorin Dr. Barbara Schwalbe (Dorit (Winfried Glatzeder) ist ein zielstrebiger Genosse; Gäbler), ihn mit den eigenen Mitteln zu schlagen. Sie auch er hat sein Liebesglück nicht in der Hand. Die gründet eine Mädchen-Mannschaft, die die Jungen in beiden begegnen sich in einer Tanzbar, die Funken den Schatten stellt. Vorerst ist der Bürgermeister auf springen. Hartnäckig kämpfen sie gegen individuelle Barbara nicht gut zu sprechen. Auch zwischen den Schwierigkeiten, geltende Normen und Anpassungs- beiden Mannschaftskapitänen Brigitte (Chris Doerk) ideologien. Für ein bisschen Glück. Für die Freiheit, und Bernd (Frank Schöbel) gibt es Reibereien. Mit innerhalb der sozialistischen Gemeinschaft als eman- weiblicher List setzen die Mädchen den Bau des Ju- zipierter Mensch zu existieren. gendclubs durch, die Jungen beteiligen sich am frei- willigen Arbeitseinsatz, und zwei glückliche Paare fin- Orpheus in der Unterwelt; DDR 1973, Horst den sich: Brigitte und Bernd, Barbara und der Bürger- Bonnet. meister. 84 min. Operfilm, Ausstattungsfilm. Adaption der Wieviel Erde braucht der Mensch?; DDR 1970. Oper Orpheus in der Unterwelt von Jacques Offen- TV-Ballett-Film nach Leo Tolstoi; Musik: Wilhelm bach. Der Film war eine der letzten 70-mm-Produk- Neef. tionen der DDR. Der Gesang der Darsteller wurde in den meisten Fäl- 1973 len synchronisiert: Orpheus: Horst Hiestermann; Eury- dike: Ingrid Czerny; Jupiter: Siegfried Vogel; Juno: Gertraude Prenzlow. Weitere Sänger im Film waren Aus dem Leben eines Taugenichts; DDR 1973, Elisabeth Ebert, Ingrid Eickstädt, Sigrid Schild, Gu- Celino Bleiweis. drun Wichert und Jochen Arndt. Gerry Wolff, Achim 87 min. Musikfilm, Liebesfilm. Die Frauen der Ge- Wichert und Fred Düren übernahmen ihre Gesangs- schichte: Anna Dziadyk, Gudrun Jochmann, Monica parts selbst. Gesanglich unterstützt wurde der Film Bielenstein, Hannelore Elsner, Monika Woytowicz. vom Chor der Deutschen Staatsoper Berlin. Musik: Reiner Hornig. An den Tanzszenen waren Mitglieder des Berliner Auf der Suche nach dem Glück durchstreift ein junger Metropoltheaters sowie das Ballett der Komischen Mann (Dean Reed) die Lande – kein Geld in den Ta- Oper Berlin beteiligt. Die Choreografie erarbeitete schen, aber die Violine im Arm und den Kopf voller Tom Schilling. Der musikalische Leiter des Films Ro- Lieder. Zwei schöne Frauen nehmen ihn mit aufs bert Hanell hatte im Film einen Cameo-Auftritt als Schloss, wo er sich als Gärtner verdingt. Doch die Leierkastenmann. Schlossgesellschaft behagt ihm nicht, und er zieht Orpheus ist Musikprofessor zu Theben und hocher- weiter. Die Tätigkeit als Zolleinnehmer, die er an- freut, als Pluto ihm die untreue Ehefrau Eurydike schließend ausübt, lässt ihn trübsinnig werden. Von ei- stiehlt. Schließlich glaubt er sich endlich beim Fremd- ner schönen Frau aus der Lethargie geweckt, zieht er Liebesspiel ungestört. Doch da taucht Jaques Offen- abermals weiter. In Italien schließt er sich der Bande bach höchstpersönlich auf und setzt dem nunmehr von Rinaldo Rinaldini an und will fortan nur noch für wirklich bestürzten Orpheus die Waffe der Erpressung sie seine Lieder spielen. Da begegnet ihm wieder ein an die leidende Brust: Entweder soll er die Götter um Schöne, und diesmal ist es die große Liebe – mit ihr die Herausgabe Eurydikes bitten oder er muss auf sei- will er das Land seiner Wünsche suchen. ne zahlreichen Geliebten verzichten! Orpheus gibt schließlich nach und macht sich auf dem Götter- Die Legende von Paul und Paula; DDR 1973, Hei- Olymp vorstellig. Jedoch auch die Götter wollen bei ner Carow. diesem ‚Theater‘ nicht recht mitspielen ... 105 min. Buch: Ulrich Plenzdorf. Musik: Peter Gott- hardt. Peter und der Wolf; DDR 1973, Günter Rätz. Mit den populär gewordenen Titeln Wenn ein Mensch 407 m. Puppentrickfilm. Märchenfilm. Nach Sergei lebt und Geh zu ihr, gesungen von der Rock-Gruppe Prokofjews musikalischem Märchen gleichen Titels. Puhdys. Weitere von den Pudhys gesungene Titel: Es Das Märchen erzählt, wie Peter mit Hilfe des kleinen sind die Zeiten nicht zum Schlafen da; Manchmal im Vogels den gefräßigen Wolf überlistet, der zum Schlaf find ich ein Lied; Bin ich wie ein Segel leicht. Schluß im Triumphzug in den Zoo gebracht wird. Außerdem erklingen in einem Freiluftkonzert mit dem DEFA-Sinfonieorchesters (Leitung: Manfred Rosen- Ritter Blaubart; DDR 1973, Walter Felsenstein, berg) vier Ausschnitte aus dem 1. Satz des Violinkon- Georg Mielke. zerts D-Dur op. 61 von Ludwig van Beethoven. Solist: 139 min. Restauriert 2008. Verfilmung der Operette Musik in DDR-Filmen // Medienwissenschaft, 166, 2016 /// 13 von Jacques Offenbach. Basierend auf der Auffüh- Chilenische Lieder werden in eine direkte Verbindung rung der Komischen Oper Berlin, die nach der Pre- zu den politischen Ereignissen in Chile gebracht. miere am 24.9.1963 dort 163 Mal aufgeführt worden war. Solisten: Werner Enders, Hanns Nocker, Anny Paul Dessau; DDR 1974, Gitta Nickel. Schlemm. Orchester, Chor: Chor und Orchester der TV-Film. 925 m, 31 min. Musik: Paul Dessau und Komischen Oper Berlin (unter der Leitung von Karl- Friedrich Goldmann. Fritz Voigtmann). Bild des Künstlers Paul Dessau wird auf drei einander Ritter Blaubart – ein für Deutschland eher unbekann- ergänzenden Ebenen vorgestellt: den von Dessau ge- tes Werk – hatte am 24. September 1963 seine Pre- leiteten Proben zu den von ihm 1963 komponierten miere an der Komischen Oper, in der Neuinszenierung Bachvariationen; den von Paul Dessau geleiteten Mu- von Walter Felsenstein. Nach 163 erfolgreichen Auf- sikunterricht, den er Schülern der 6. Klasse der Poly- führungen entschied sich Felsenstein, die Oper technischen Oberschule in Zeuthen erteilt und seinen schließlich zu verfilmen. „Anfangs zweifelte ich an vor der Kamera geäußerten Auffassungen. den Möglichkeiten zur filmischen Gestaltung gerade dieses Werks, doch im Laufe der Dreharbeiten fand Dmitri Schostakowitsch – Leningrader Sinfonie; ich immer mehr Freude an diesem Projekt und ent- DDR 1974, Heide Gauert. deckte Chancen, meine Konzeption im anderen Medi- 596 m; Musik: Dmitri Schostakowitsch. um zum Teil unmissverständlicher umzusetzen“. Unterrichtsfilm für das Fach Musikerziehung, Klasse 10. Wie füttert man einen Esel?; DDR 1973, Roland Oehme. 1975 91 min. Roadmovie. Musik: Günther Fischer (Titel- musik, gesungen von Manfred Krug). Annäherung an E.H.M.; DDR-Fernsehen 1975, Musiker: Klaus Renft Combo (Aber ich kann‘s nicht Eduard Schreiber. verstehen), Viktor Sodoma und Shut up, Phönix, Im- 1200 m; TV-Film. Musik: Ernst-Hermann Meyer. puls 73, die Gruppe Illés. Ein Porträt über den Komponisten, Musikwissen- Fernfahrer Fred (Manfred Krug) hat entlang der wei- schaftler und Parteifunktionär anlässlich seines 70. ten Straßen zahlreiche Liebesverhältnisse, die er im- Geburtstages. mer wieder gerne auffrischt. Bei einer Tour nach Bul- garien wird er in Prag in einen Unfall verwickelt, und Bei Manfred Krug; DDR 1975, Uwe Belz. sein Beifahrer Orje, der dabei seine Mundharmonika 254 m; Musikberatung: Günther Fischer. verschluckt, fällt aus. Die Tschechin Jana (Karla Cha- dimová) setzt durch, dass Fred sie an Orjes Stelle mit- Der Kurzfilm zeigt die Vielseitigkeit und Wandlungs- nimmt. Ihr gefällt der Mann, und sie plagt sich redlich fähigkeit des Künstlers in einem abwechslungsreichen mit dem Schwerlaster und damit, Freds Aufmerksam- Porträt. keit zu gewinnen. Doch Fred ist mehr daran interes- siert, sein Adressenbüchlein Station für Station „abzu- Floh de Cologne; DDR 1975, Peter Voigt. arbeiten“. Jana mangelt es nicht an Einfällen, ihn da- 181 m; Musikberatung: Günther Fischer. bei zu stören. Langsam schwindet sein Ärger darüber, Mit diesem Disco-Film wird die Polit-Rock-Gruppe und auf der Rückfahrt, im Prunkbett eines ungarischen Floh de Cologne aus der BRD einem breiten Publi- Schlosses, finden sie endlich zusammen. kumskreis vorgestellt.

1974 Hostess (aka: Hallo Hostess); DDR 1975, Rolf [Peter] Römer. Das Sinfonieorchester; DDR 1974, Gottfried Kol- 98 min. Beziehungsdrama. Komponisten: Franz ditz. Bartsch, Rainer Böhm, Günther Fischer, Wolfgang 590 m; Musik: Originalton. Amadeus Mozart, Stern Combo Meißen. Unterrichtsfilm für das Fach Musik, Klasse 6. Interpreten: Veronika Fischer, Günther-Fischer-Quar- Aufbau eines Sinfonieorchesters und das Zusammen- tett, Nina Hagen, Kapelle Kiesant, Stern Combo Mei- wirken seiner Instrumente sowie deren Klangspezifik. ßen, Christiane Ufholz. Entstehen musikalischer Strukturen durch das Zusam- Seit zwei Jahren leben Jette und Johannes zusammen, menspiel. da schlägt Johannes ganz prosaisch vor, das Verhältnis auf dem Standesamt zu „legalisieren“. Jette liebt ihn, Erinnere dich mit Liebe und Hass; DDR 1974, aber die Art des Heiratsantrages verletzt ihre Gefühle. Jürgen Böttcher / Rolf Liebmann. Es kommt zu Spannungen, sie zieht aus. Das Nach- 1084 m; Musik: Chilenische Originalmusik und Pas- denken darüber, was sie von der Ehe erwartet, lässt sie torale von Bach. die Beziehungen anderer mit schärferen Augen sehen Musik in DDR-Filmen // Medienwissenschaft, 166, 2016 /// 14

– die Ehekrise ihres Bruders Robert, bei dem sie Zeu- Beethoven (Donatas Banionis) steht auf der Höhe sei- ge einer schweren Auseinandersetzung wird, und auch nes Ruhmes. Seine Lebensverhältnisse aber sind eher die Probleme ihrer jüngeren Kollegin Conny, deren bescheiden und bedrückend, denn er leidet unter stän- erste Liebe in die Brüche geht. Die Stärke ihrer eige- digem Geldmangel. Die permanente Bevormundung nen Liebe überprüft sie bei einem Flirt mit dem frühe- durch seine Brüder, nervenraubende Streitereien mit ren Freund Peter. Gegenseitige Annäherungsversuche der Haushälterin, die Bespitzelung wegen seiner de- von Jette und Johannes enden mit Missverständnissen, mokratischen Gesinnung und seine zunehmende Taub- die schließlich ausgeräumt werden, so dass einem neu- heit führen zu immer stärkerer Vereinsamung. Den- en Anfang nichts mehr im Wege steht. noch ist Beethovens schöpferische Kraft ungebrochen. Er sammelt Ideen für ein neues großes Werk: die be- Konzert für Bratpfanne und Orchester; DDR rühmte Neunte Sinfonie, zu deren Klängen er im 1975, Hannelore Unterberg. Schlussbild in die Gegenwart schreitet. 78 min. Kinderfilm. Musik: Rainer Hornig, Karl- Ernst Sasse. Dieter Süverkrüp; DDR 1976, Dieter Raue. 216 m; Disco-Film; Musik: Günther Fischer. Bum und seine Freunde haben sich zu einem Krach- Orchester zusammengetan. Die Instrumente stammen Die Entwicklung Dieter Süverkrüps vom Jazzgitarris- vom Schrottplatz. Die Großen sind entsetzt, aber einer ten zum Politsänger. zeigt ihnen, wie man Flaschen und Pfannen richtige Töne entlocken kann. So wird der erste Auftritt ein Le nozze di Figaro; DDR 1976, Walter Felsen- voller Erfolg. stein. 166 min. Aufzeichnung einer Aufführung der Mo- Suse, liebe Suse; DDR 1975, Horst Seemann. zart-Oper an der Komischen Oper Berlin im Juli 2349 m. Musik: Ullrich Swilms, Henning Protz- 1976. mann, Gruppe Panta Rhei sowie die Kapelle Dixis Solisten: József Dene (Figaro), Ursula Reinhardt-Kiss unter der Leitung von Manfred Beyer, Kapelle Beat. (Susanna), Uwe Kreyssig (Graf), Magdelena Falewicz Es singt: Veronika Fischer. (Gräfin), Ute Trekel-Burgkhardt (Cherubino), Ruth Wegen Republikflucht sitzt Manne (Jaecki Schwarz) Schob-Lipka (Marcellina), Rudolf Asmus (Bartolo), in Haft. Er hat seine Frau Suse (Traudi Kulikowsky) Frank Folker (Basilio), Werner Enders (Curzio), Hel- sitzen gelassen, die als Findelkind aufgewachsen ist mut Völker (Antonio), Barbara Sternberger (Barbari- und sowieso Zeit ihres Lebens gezwungen war, für na). sich allein zu sorgen. Nun kümmert sie sich allein um Chor und Orchester der Komischen Oper Berlin (unter die Erziehung des gemeinsamen Kindes und arbeitet der Leitung von Geza Oberfrank). auf einer Großbaustelle als Dumperfahrerin. Dort fes- selt der sowjetische Ingenieur Boris (Bosris Saiden- Die Omegas; DDR 1976, Dieter Raue / Jürgen berg) ihre Aufmerksamkeit, scheint aber ihre Gefühle Rümmel. nicht zu erwidern. Erst auf dem Faschingsball kom- 239 m; Disco-Film; Musik: Omegas. men sich die beiden näher, und sie schöpft Hoffnung. Als Manne, aus der Haft entlassen, zu Suse und dem Die Omegas werden auf Reisen gemeinsam mit ihrem Kind zurückkehren will, weist sie ihn zurück und jugendlichen Publikum und bei Vorbereitungen zum bricht zu einem Studienaufenthalt in die Sowjetunion Auftritt vorgestellt. auf. Sie ist sich sicher, ihren Weg ohne ihn gehen zu müssen. Doch ob ihre Gefühle für Boris eine Chance Puhdys; DDR 1976, Jürgen Steinheisser. haben, will sie nun herausfinden. 259 m; Disco-Film; Musik: Puhdys. Die bekannteste und beliebteste Beatgruppe der DDR Zu Gast bei Bisser Kirow; DDR 1975, Uwe Belz. wird mit vier Titeln vorgestellt. 26 min. Farb-Dokumentarfilm. Musikalisches Porträt des bulgarischen Sängers Bisser Rock mit Skorpio; DDR 1976, Uwe Belz. Kirow. Zu den vom ihm vorgetragenen sechs deut- 175 m; Disco-Film; Musik: Günther Fischer. schen und bulgarischen Liedern werden Familienmit- Der Film stellt die in der DDR schon bekannte ungari- glieder, Spezialitäten des Landes und historische Ge- sche Rock-Gruppe Skorpio vor und beobachtet sie bei bäude unterlegt. einem Auftritt.

1976 Wir machen ein Lied; DDR 1976, Konrad Weis. 475 m; TV-Film. Musik: Reinhard Lakomy. Beethoven – Tage aus einem Leben (aka: Der Sieben Vorschulkinder haben ein Lied erdacht, das Compositeur); DDR 1976, Horst Seemann. Lied von der Tankstelle. Der Film zeigt die einzelnen 104 min. Biopic, Künstlerdrama. Musik: Ausschnitte Phasen der Entstehung des Textes und der Vertonung. aus Beethoven-Stücken. Musik in DDR-Filmen // Medienwissenschaft, 166, 2016 /// 15

1977 Freundin seiner Frau, mit der er gerade einen Monat verheiratet ist, geantwortet. Eine komplizierte Intri- Bewährung über den Wolken; DDR 1977, Georg gen- und Verwechslungsgeschichte beginnt. Chris Mielke. Doerk singt den Schlager Käfertango über einen In- sektensammler. Es folgt die Gruppe Karat mit dem Ti- Fernsehoper („Sekundenoper“). Musik: Kurt Diet- tel Abendstimmung (Trag mich fort). mar Richter; Libretto: Hubertus Methe. V: Maler und Modell. Ein Modell kommt zu einem Literatur: Thiel, Wolfgang: Bewährung über den Maler und zieht sich hinter einer Trennwand aus. Als Wolken – Versuch einer Fernsehoper. In: Musik sie nur mit einem Laken bekleidet vor ihm steht, meint und Gesellschaft, 1, 1977, S. 49–52. sie, in Wirklichkeit gar kein Modell zu sein. Er gibt zu, dass er auch kein Maler ist. Die Gruppe Kreis singt El Cantor; DDR 1977, Dean Reed. in Badewannen sitzend Du machst mich müd. Rein- 90 min. TV-Film. Biographischer Film. Musik: Ka- hard Lakomy präsentiert den Titel Liebe im Wald am rel Svoboda. Klavier; parallel zum Lied sieht man, wie der Sänger eine Frau im Barockkleid im Wald vergeblich zu ver- Der Sänger Victor Jara (Dean Reed), im Chile der Un- führen versucht. idad Popular als El Cantor gefeiert. Er komponiert mit dem Song Venceremos die Hymne der Bewegung. VI: Vater und Tochter. Ein Vater versucht, seine Nach dem Sturz der Allende-Regierung durch Pino- Tochter aufzuklären, bis sie ihm wortlos einen Kinder- chet und seine Soldaten wurde er ein Opfer der Put- wagen samt Baby entgegenschiebt und ruft „Da – schisten: Er trat den versteckten und offenen Angrif- Opa!“. Dorit Gäbler und Wolfgang Wallroth singen fen der Reaktion entgegen und konnte trotz aller Vor- am Ende den Titel Es wird bald Frühling sein und sit- sichtsmaßnahmen seiner Genossen der tödlichen Be- zen dabei unter anderem wahlweise im Regen oder drohung nicht entgehen. Schnee.

DEFA Disko 77; DDR 1977, Heinz Thiel (Sket- Gala unter den Linden; DDR 1977, Georg F. che), Werner W. Wallroth (Musikeinlagen). Mielke. 77 min. Episodenfilm. 98 min, 2681 m. I: Im Friseursalon. Ein Friseur einen Indianer rasieren, Vorgestellt wird die Deutsche Staatsoper Unter den doch schreit der jedes Mal auf, wenn der Friseur ihm Linden nebst einigen ihrer besten und populärsten mit seinem Rasiermesser zu nahe kommt. Zunächst Sänger und Sängerinnen. Ein Programm berühmter will der Friseur den Indianer mit einem Beil er- Opernarien und -szenen: unter anderem singt Theo schlagen, beginnt dann jedoch, ihn mit der Beilklinge Adam die Arie des Philipp aus Verdis Don Carlos, Pe- zu rasieren und der Indianer zeigt sich angesichts der ter Schreier die Cavatine des Almaviva aus Rossinis scharfen Klinge zufrieden. / Angelika Mann liegt im Barbier von Sevilla. Ute Trekel-Burkhardt und Isabel- Bett und singt den Schlager Bei den sieben Zwergen. la Nawe präsentieren eine Szene aus dem Rosenkava- Dazu gibt es Szenen mit ihr als Schneewittchen und lier von Richard Strauss. Auch Chor und Ballett be- sieben Zwergen, die deutlich größer sind als sie. Paral- kommen ihre Auftritte. Zwischen den Nummern ge- lel dazu werden Szenen der Herstellung von Garten- ben die Künstler vor dem Hintergrund der Oper und zwergen gezeigt. Kurt Demmler singt den Titel Verse ihrer prächtigen Innenräume Bekenntnisse zum Anlie- auf sex Beinen. Das Video wird begleitet von Szenen gen des Hauses ab. einer Marionettenstripperin und zusammengeschnitte- nen Sequenzen einer nackten Frau. Der Lebendige – Georg Friedrich Händel; DDR II: Eheleute! Ein Mann nach Hause und bringt seiner 1977, Peter Roche. Frau Blumen mit. Sie glaubt, die Blumen seinen ein 520 m; TV-Film. Musik: Originalmusik. Eingeständnis eines Ehebruchs und zweifelt so lange Ein Film über die Rezeption des klassischen musikali- an den Intentionen des Mannes, bis der die Blumen zu schen Erbes, ein Beleg über die Händel-Renaissance Boden wirft und wütend geht. Die Frau gibt Entwar- in der DDR. nung und aus dem Schrank steigt ihr versteckter Lieb- haber in Unterwäsche. Veronika Fischer und Band Die May; DDR 1977, Gitta Nickel singen Die Liebe ist gegangen. 870 m; TV-Film. Musik: Originalmusik. III: Liebe, Lust und Leidenschaft. Der Mann erklärt Ein Jahr im Leben der Gisela May. Der Film folgt der seiner Frau, er habe erfolgreich einen Bauchredner- Chronologie eines Arbeitsjahres, bestimmt durch The- kurs absolviert. Er präsentiert seine Bauchrednerpuppe aterarbeit, Solo-Abende, Lehrtätigkeit, Auslandsgast- und kann sogar mit einer Zitrone im Mund so perfekt spiele und gesellschaftliche Verpflichtungen. bauchreden, dass die Frau am Ende der Puppe den Mund zuhält. Peter Schreyer – Wege und Stationen eines Welt- IV: Spätere Heirat nicht ausgeschlossen. Der Mann stars; DDR 1977, Peter Roche. () hat auf eine Heiratsannonce der besten 695 m; DDR-Porträt. Musik: Ausschnitte aus Beet- Musik in DDR-Filmen // Medienwissenschaft, 166, 2016 /// 16 hovens Missa solemnis, Bachs H-Moll-Messe, aus doch glücklich ist er nicht. Immer wieder greift er zum der Matthäus-Passion und dem Weihnachtsoratori- Alkohol und nimmt Tabletten. Und am Tag des wich- um sowie aus Opern von Händel und Paul Dessau. tigsten Auftritts erscheint Bonny dann nicht. Er liegt tot in einem Hotelzimmer. Unfall, Selbstmord oder Leben und Entwicklung des Künstlers, dessen Famili- Mord? Auf diese Frage sucht Oberleutnant Hübner enname „Schreier“ üblicherweise nicht mit „y“ ge- (Jürgen Frohriep) eine Antwort. schrieben wird. Sterncombo Meißen; DDR 1978, Jürgen Stein- Von Elbflorenz zum Königstein; DDR 1977, Peter heißer. Milinski. Disco-Film. Musik: Sterncombo Meißen und deren 440 m; TV-Film. Musik: Volkslieder. Interpretation des Titels Kampf um den Südpol. Eine musikalische Dampferfahrt mit prominenten Gästen wie Peter Schreier (Tenor), Kreuzchor Dres- Über sieben Brücken mußt du gehen; DDR 1978, den, Thomanerchor Leipzig, Rockgruppe Kreis. Hans Werner. 2317 m. Musik: UIrich Swillms. 1978 Die Gruppe Karat singt in diesem vom Fernsehen pro- De Geyter – Geschichte eines Liedes; DDR 1978, duzierten Spielfilm ihren Erfolgstitel Über sieben Brü- cken mußt du gehen. Karlheinz Mund. 516 m. Musik: Wolfgang Schoor. 1979 Der Film erinnert anhand ergänzender Fotodokumente und historischer Musikzitate an das Leben von Pierre Holger Biege; DDR 1979, Jürgen Steinheißer. De Geyter, der erst im Alter von 75 Jahren vor aller Welt die Melodie der Internationale als die seine aus- 180 m; Disco-Film. Musik: Holger Biege geben durfte. Porträt von Holger Biege, der durch seine Titel Nimm mich so und Zuweilen kommt es vor seine originelle Electra; DDR 1978, Jürgen Steinheißer. kompositorische Fähigkeit sowie sein pianistisches 237 m. Disco-Film. Musik: Gruppe Electra, deren und gesangliches Können beweist. Lied Bach 75 auf besondere Weise filmisch adaptiert wird. Karat; DDR 1979, Jürgen Steinheißer. 240 m; Disco-Film. Musik: Gruppe Karat. Ist Komponieren erlernbar; DDR 1978, Peter Mit der Gruppe Karat wird die seinerzeit führende Rocha. Rockgruppe der DDR vorgestellt. Konzert im Stadt- 510 m. Musik: diverse Komponisten theater Hildburghausen mit dem Titel Albatros. Vierundzwanzig Kinder und Jugendliche zwischen 6 Die Thomaner; DDR 1979, Hans-Jürgen Hoh- und 18 Jahren erhalten eine Spezialausbildung in der mann. Komponistenklasse des Bezirkes Halle. 914 m. Musik: Original Polizeiruf 110: Bonnys Blues; DDR 1978, Peter Musik-Reportage aus der Arbeit des Thomanerchores Vogel. unter der Leitung von Thomaskantor Hans-Joachim 79 min. TV-Kriminalfilm (Folge 52 der Serie Poli- Rotzsch. zeiruf 110). Musik: Hermann Anders. Der Musik- 1980 wettbewerb wurde in der Burgruine Gleichen ge- dreht. Don Juan, Karl-Liebknecht-Str. 78; DDR 1980, Der Fensterputzer Bonny (Kurt Goldstein) singt in ei- Siegfried Kühn. ner Amateurjazzband, die sich auf einen wichtigen Auftritt vorbereitet. Seine Freundin Annemarie (Jenny 2706 m, 99 min. Musik: Wolfgang Amadeus Mozart Gröllmann) sieht Bonnys besessene Liebe zur Musik (Don Giovanni), Joseph Haydn (Die Schöpfung), Al- mit Beunruhigung. Ihr wäre es lieber, wenn Bonny bert Lortzing (Zar und Zimmermann), Karl-Ernst sich für ein geordnetes ruhiges Familienleben mit ihr Sasse. und ihrem 10jährigen Sohn entscheiden könnte. Bon- Der Berliner Opernregisseur Andrej Wischnewsky ny aber will Beides. Doch Annemarie stellt die Ent- (Hilmar Tate) inszeniert in der Provinz den Don Gio- scheidungsfrage: „Entweder die Musik oder ich.“ und vanni. In seinem Bestreben, eingefahrene Arbeitswei- verliert Bonny, der sich durch diese absolute Forde- sen zu überwinden, stößt er auf Schwierigkeiten – vor rung eingeengt fühlt. Verständnis und Liebe findet allem bei dem Interpreten der Titelrolle. Das führt zu Bonny bei der Musiklehrerin Christa (Babara Schnitz- Streit, aber letztlich doch zu einer Einigung. Mit sei- ler). Und Bonny singt und hat Erfolg, wird geliebt, nem Liebesleben kommt der Regisseur allerdings we- Musik in DDR-Filmen // Medienwissenschaft, 166, 2016 /// 17

niger gut zurecht. Vera (Ewa Szykulska), die Sängerin Solo Sunny; DDR 1980, Konrad Wolf. der Donna Anna, ist eine alte Liebe Andrejs, die sich 102 min. Musik: Günther Fischer. neue Hoffnungen macht. Andrej stellt dagegen Beate Sunny ist eine Berliner Schlagersängerin, die mit ihrer (Beata Tyszkiewicz) nach, der Sängerin der Donna El- Band durch Dörfer und Kleinstädte tourt. Sie sehnt vira. Diese jedoch erklärt sich mit Vera solidarisch, so sich nach Anerkennung und der großen Liebe. Diese dass der moderne Don Juan es bei der Soubrette ver- glaubt sie in Ralph, einem Philosophen, gefunden zu sucht – nebenbei ist er auch noch verheirateter Famili- haben. Aber Ralph erwidert ihre tiefen Gefühle nicht. envater. Die Inszenierung jedenfalls wird ein Erfolg. Der Taxifahrer Harry, der Sunny anhimmelt, ist finan- ziell sehr gut gestellt und könnte ihr ein bequemes Le- Im Spiel sich erkennen; DDR 1980. ben bieten, aber für sie ist er nicht der Richtige. Wäh- 35 min. TV-Reportage über das Kindermusiktheater rend einer Tournee muss sie sich ständig den Nach- Leipzig mit dem künstlerischen Leiter Kurt Schwaen stellungen des Musikers Norbert erwehren. Nach einer und der musikpädagogischen Leiterin Ina Iske. Sen- handgreiflichen Auseinandersetzung mit ihm fliegt sie dung: 14.9.1980. aus der Band. Renate Krößner gewann für ihre Rolle der Sunny 1980 Komödianten-Emil; DDR 1980, Joachim Hasler. den ‘Silbernen Bären’ auf der Berlinale. 95 min. Historischer Kabarettfilm. Musik: Gerd Nat- Literatur: Bisky, Lothar [u.a.]: Solo Sunny: Ein Film schinski. von Wolf und Kohlhaase. In: Weimarer Beiträge: Der Film nimmt deutlich Bezug auf Cabaret (USA Zeitschrift für Literaturwissenschaft, Ästhetik und Kul- 1972, Bob Fosse). turwissenschaften 26,9, 1980, S. 90-110. – Heidusch- ke, Sebastian: „The Women’s Film, Konrad Wolf, and Berliner Kabarettmilieu, Anfang der 1930er Jahre: Defa After the „Biermann Affair“: Solo Sunny (Kon- Zwei junge Komödianten (Ida = Zsuzsa Palos,Emil = rad Wolf, 1980). In: East German Cinema. DEFA and Gunter Sonneson) versuchen, in einem zweitklassigen Film History. New York: Palgrave Macmillan 2013, Etablissement ihre Träume von einem Kabarett für die S. 115–121. – Rinke, Andrea: In Pursuit of Individua- kleinen Leute zu verwirklichen. Das Kabarett geht lity. Solo Sunny (K. Wolff and W. Kohlhaase, 1980). pleite, Emil rutscht in die Kriminalität ab. Nach seiner In ihrem: Images of Women in East German Cinema, Entlassung geht Emil ins Kabarett zurück, das jüdi- 1972–1982: Socialist Models, Private Dreamers and sche Betreiber übernommen haben, die aber bald Rebels. Lewiston [u.a.]: Mellen Press 2006, S. 173– Deutschland verlassen. Die Mitarbeiter gründen eine 204. – Streckfuß, Uta/Bartling, Thomas: Solo Sunny – Genossenschaft, werden aber von Verbrechern mit ein Plädoyer für das „Solo“ im Leben oder die Absage Schutzgeldforderungen erpresst. Ida wird von einem an die Ideale des Sozialismus? In: Politik und Mythos. Nazi vergewaltigt und ermordet, Emil des Mordes be- Partei und Kader, Arbeit und Aktivisten im DEFA- schuldigt. Film. Hrsg. v. Klaus Finke. Oldenburg: BIS-Verlag 2002, S. 299–313. Lerchenlieder; DDR 1980, Jochen Kraußer. 32 min. Farb-Dokumentarfilm. Der verlegene Magistrat; DDR 1980. Über die besondere Freundschaft zwischen dem 72- Fernsehfassung der Kammeroper in zwei Akten. Li- jährigen Musikautomatensammler Johann Bartisch bretto nach Heinrich von Kleist v. Karlheinz Rahn. und dem 12jährigen Bauernjungen Gerd aus dem Ort UA der Oper: Cottbus 1978, Fernsehfassung 1980. Arnsgereuth. O sole mio spielte der Rumäne Johann als Kind am Klavier, während sein Bruder ihn auf der Literatur: Rienacker, Gerd: Kammeroper-intensiver Geige begleitete. Schon in dieser Zeit war er fasziniert Dialog mit dem Publikum. Zur Kurt Dietmar Richters von Musikautomaten, die es auf Rummelplätzen, im Der verlegene Magistrat. In: Musik und Gesellschaft Kino oder in der Eisenbahn gab. 29, 1979, S. 204-210.

Musikalische Arabesken; DDR 1980, Heinz Na- 1981 gel. 93 m. „Dixie-Linien“. Animationsfilm als grafische Busch singt – Sechs Filme über die erste Hälfte Interpretation des von den Jenaer Oldtimer des 20. Jahrhunderts; DDR 1981/82, Konrad gespielten Dixieland-Titels. Wolf, Reiner Bredemeyer, Erwin Burkert, Lud- wig Hoffmann, Peter Voigt. Träumerei; DDR 1980. 325 min. Dokumentarfilm. 76 m. Animationsfilm. Musik: Robert Schumann. Von Konrad Wolf begonnener, nach seinem Tod von Mit den Mitteln der freien Zeichnung wird das be- Kollegen und Freunden vollendeter sechsteiliger Do- kannte musikalische Klavierstück von Robert Schu- kumentarfilm über das politische Leben des Sängers mann interpretiert. Ernst Busch. Für die Verhältnisse in der DDR Ende der 1970er Jahre eine erstaunliche Arbeit, weil sie As- pekte der Geschichte (Westemigration, Abweichler- Musik in DDR-Filmen // Medienwissenschaft, 166, 2016 /// 18

tum etc.) erwähnt, die sonst nicht thematisiert werden Daraufhin behauptet Dave, die beiden Cowboys hätte durften. Ein Film von großem epischem Atem, der das Mädchen entführt. Joe und Beny müssen fliehen. noch einmal, mit fast beschwörendem Unterton, die Sie schließen sich einer Farmerfamilie an, die eben- Kraft und Siegeszuversicht der sozialistischen Revolu- falls zu Daves Opfern gehört. Gemeinsam vertreiben tion betont und indirekt das kommunistische Ideal ge- sie den Schurken. Auch Maria sieht nun ein, dass ein gen die Kleingeistigkeit der DDR-Gegenwart in gutes Herz wichtiger ist als eine dicke Geldbörse. Schutz nimmt. Literatur: Steinborn, Anke: Sing, Cowboy, sing. Wie Einzelfilme / Kapitel: 1. Aurora – Morgenrot; 2. Nur der Osten den Western rockt. In: Populäre Musikkul- auf die Minute kommt es an; 3. 1935 oder Das Faß der turen im Film: Inter- und transdisziplinäre Perspekti- Pandora; 4. In Spanien; 5. Ein Toter auf Urlaub; 6. ven auf Formen, Inhalte und Rezeptionen des fiktiona- Und weil der Mensch ein Mensch ist. len und dokumentarischen Musikfilms. Hrsg. v. Cars- Literatur: Schieber, Elke: Sein Lied zieht den Jahrhun- ten Heinze u. Laura Niebling. Wiesbaden: Springer dertweg: die gefürchtete Stimme. In: Film und Fern- VS 2016, S. 213–229 (Film und Bewegtbild in Kultur sehen 10,11, 1982, S. 18–23. und Gesellschaft.).

Dixieland – Dixieland; DDR 1981, Peter Petersen. 1982 505 m, 18 min. Musik: Originalmusik mit Papa Bin- ne´s Jazz-Band, Dixielandgruppe des HdJT. Canto General (aka: Canto General: Der große Alljährlich fand in Dresden ein internationales Dixie- Gesang von Pablo Neruda und Mikis Theodora- landfestival statt. Der Film versucht die fröhliche At- kis); DDR 1982, Joachim Tschirner. mosphäre, die Geselligkeit und die Freude am gemein- 40 min. Dokumentarfilm. samen Musizieren einzufangen. 1981 erlebte die endgültige Fassung der Kantate vom Großen Gesang von Mikis Theodorakis nach Texten Musikanten – Das Gewandhausorchester Leip- von Pablo Neruda ihre Uraufführung im Palast der Re- zig; DDR 1981, Gitta Nickel. publik. Während der Proben zu dieser Aufführung 1016 m; TV-Film. Musik: Originalmusik. lernte Joachim Tschirner Mikis Theodorakis kennen. Aus seiner Begegnung mit dem Komponisten entstand Der Film zeigt die berufliche Spezifik von Musikern. der Film Canto General.

Volkslieder; DDR 1981, Uwe Belz. Femini – Rockband aus Berlin; DDR 1982, Petra 535 m; Musik: Volkslieder. Tschörtner. Der Film beschäftigt sich mit Volksliedern, mit ihrer 20 min. Dokumentarfilm. Sammlung durch Johann Gottfried Herder, mit ihrer Vier junge Frauen aus Ost-Berlin wollen eine Rock- Pflege heute. Bilder reizvoller Landschaften und Kul- band gründen. Der Film begleitet sie auf der Suche turstätten aus dem Wirkungskreis Herders und aus ein- nach ihren musikalischen Vorbildern, gibt Einblicke in zelnen Bereichen unserer Arbeitswelt versuchen Ein- die Probenarbeit und zeigt sie in ihrem Alltag. blicke in das stimmungsmäßige und soziale Umfeld für die Entstehung dieser Lieder zu geben. Lieder der Solidarität; DDR 1982, Regina Thiele- Sing, Cowboy, sing; DDR 1981, Dean Reed. mann. 89 min. Indianerfilm, Abenteuerfilm, Musikfilm. 25 min. Dokumentarfilm. Musik: Karel Svoboda. Dean Reed singt im Film die Über das alljährlich in der Hauptstadt der Deutschen Lieder Thunder and Lightning und Susan. Václav Demokratischen Republik stattfindende Festival des Neckár singt den Titel A Cowboy. politischen Liedes. Gezeigt werden Gesangsgruppen und Liedermacher aus vielen Regionen der Welt. Die Die beiden Cowboys Joe (Dean Reed) und Beny (Vác- Kamera begleitet sie bei einer Besichtigungstour lav Neckár) ziehen als Duo durch den Wilden Westen durch Berlin, bei ihren Auftritten im Palast der Repu- und verdingen sich als Rodeoreiter, Schweinefänger, blik und in einer LPG, sowie bei einem Solidaritätsba- Musiker und Clowns. Sie leben von der Hand in den sar während einer Veranstaltungspause. Künstler aus Mund und hängen ihren Träumen nach: Joe sieht sich den Ländern USA, Kampuchea, Mexiko, Südafrika, als edlen Kämpfer für das Gute und Beny strebt eine Äthiopien, Kuba, Vietnam, Chile und der DDR zeigt Karriere als erfolgreicher Clown an. Immerhin gelingt dieser Film, die vorgetragenen Liedtexte handeln oft es ihnen, die kleine Susann (Kerstin Beyer) zu beein- von Unterdrückung, Kampf, Rassismus, Imperialis- drucken, die in Joe ihren zukünftigen Vater sieht. Ihre mus, Solidarität und Frieden. Mutter Maria (Violeta Andrei) jedoch denkt pragmati- scher und will lieber den finsteren, aber reichen Far- Zille und ick (aka: Der Maler von Berlin); DDR mer Dave (Jurie Darie) heiraten. Susann möchte das um jeden Preis verhindern und schleicht sich in den 1982/83, Werner W. Wallroth. Wagen von Joe und Beny, um sie um Hilfe zu bitten. 117 [119] min. Musicalartiges Biopic. Musik: Peter Musik in DDR-Filmen // Medienwissenschaft, 166, 2016 /// 19

Rabenalt. für die Jugend. Hrsg. v. Georg Maas, Constanze Rora DEFA-Musical, das sich in seinen Gruppenarrange- u. Christopher Wallbaum. Mainz: Schott 2008, S. 92– ments sichtlich an Hollywood-Klassikern wie Hello, 111. Dolly! orientiert. Zu Beginn unseres Jahrhunderts in Berlin, Heinrich Gewandhaus zu Leipzig; DDR 1983, Peter Peter- Zille (Kurt Nolze) ist um die vierzig. Die Anstellung sen. bei der Photographischen Gesellschaft, für die er seit 25 min. Farb-Dokumentarfilm. dreißig Jahren arbeitet, ist ihm hinderlich. Er möchte Bericht über das 3. Neue Gewandhaus in Leipzig, das lieber Tag und Nacht malen. Als er jedoch entlassen am 8. Oktober 1981 mit Siegfried Thieles Gesänge an wird, ist das ein harter Schlag für ihn, er steht mittel- die Sonne und Ludwig van Beethovens Sinfonie Nr. 9 los da. Er will sich mit den Armen seines Viertels soli- feierlich eröffnet wurde. Foto-Rückblicke zeigen au- darisieren, doch sie mögen den komischen Kauz nicht, ßerdem die Entstehungsgeschichte des 1. Gewandhau- der ständig mit Skizzenblock und Bleistift hinter ihnen ses im Jahre 1743 und den Neubau des 2. Gewandhau- her ist. Es dauert einige Zeit, bis sie merken, daß er es ses des Jahres 1884 und dessen Vernichtung im Zwei- ehrlich meint. Eine besonders freundschaftliche Bezie- ten Weltkrieg. hung verbindet ihn mit der Hinterhofsängerin Jette (Daniela Hoffmann), die aus dem Milieu heraus will, Johann Sebastian Bach – Stationen seines Le- beim Tingeltangel unterkommt, von einem Fabrikan- bens; DDR 1983, Peter Milinski. tensohn verführt und sitzengelassen wird. Schließlich DDR-TV. 5 Folgen, je Folge: 330 m. Musik: Archiv. erkennt sie, dass der Schlafbursche Ede (Thomas Zie- Erstsendung (Folge 1): 13.1.1985. ler) in der elterlichen Wohnung, der sie schon lange liebt, doch der Richtige ist. Ein Lied für die Menschen; DDR 1983, Rolf Literatur: Thiel, Wolfgang: „Zille und ick“ – Bemer- kungen zu einem DEFA-Musical; In: Aus Theorie und Schnabel. Praxis des Films, 1, 1986 (hrsg. v. d. Betriebsschule 12 min. Festival-Dokumentarfilm. des VEB DEFA Studio für Spielfilme, Berlin-Adlers- Farb-Dokumentarfilm über das Musikfestival Rock für hof), S. 117–123. den Frieden, deren Veranstalter von 1982 bis 1987 der Zentralrat der Freien Deutschen Jugend (FDJ) und das 1983 Komitee für Unterhaltungskunst der DDR war. Der Film gibt Impressionen von den Friedensmärschen der Frühlingssinfonie; BRD/DDR 1983, Peter Scha- Jugend in Potsdam, Dresden, Karl-Marx-Stadt, Ro- stock und Erfurt und von den Auftritten bekannter moni. Rockgruppen der DDR wie Berluc, Karat, Pudhys, 103 min. Biographischer Liebesfilm. Erste BRD- Silly und Elefant. Ausschlaggebend für diesen Kurz- Produktion, die an Originalschauplätzen in der DDR film waren der NATO-Doppelbeschluss von 1979 und realisiert wurde. Musik: Robert Schumann. die weltweiten Proteste gegen die Aufrüstung. Clara Wieck (Nastassja Kinski) lebt mit ihrem Vater Friedrich Wieck, der Klavierlehrer ist, in Leipzig. Paule in Concert; DDR 1983, Lew Hohmann. Wieck ist überzeugt vom Talent seiner Tochter im 916 m. Musik: Gruppe . Klavierspiel und tut alles, um das junge Mädchen groß Ein Rockkonzert der Gruppe Pankow in einer Werk- herauszubringen. Unerbittlich zwingt er das Wunder- halle. Die Lieder erzählen vom Alltag des Lehrlings kind zu Proben und Konzerten. Vom Erfolg des Mäd- Paule Panke. Der Film zeigt den Alltag der Lehrlinge chens und überzeugt von den Methoden ihres Vaters des Berliner Schwermaschinenbaukombinats „7. Ok- als Klavierpädagoge werden auch andere junge Pianis- tober“. ten wie der junge Pianist und Komponist Robert Schu- mann (Herbert Grönemeyer) angelockt. Jahre später verliebt sich Clara in Robert, der zwar talentiert, aber Sieben Jahre eines Lebens – Richard Wagner in noch ein erfolgloser Komponist ist. Vater Wieck ist Dresden; DDR 1983, Thomas Kuschel. gegen die Beziehung und schickt seine Tochter nach 650 m. Produktion des DDR-TV. Erstsendung: 22. Dresden zum Gesangsunterricht, um die beiden zu 5.1983. Musik: Archiv. trennen. Das junge Liebespaar gibt jedoch nicht auf. Der Film versucht die sieben Dresdner Jahre von Ri- Robert reist Clara nach und sie beschließen zu heira- chard Wagner unter besonderer Berücksichtigung der ten. Dafür jedoch benötigen sie die Erlaubnis des Va- Lohengrin-Komposition und der Revolutionsereignis- ters. Diese klagen sie 1840 vor einem Gericht in Leip- se nachzuvollziehen. zig ein und bekommen die Erlaubnis. Dies führt zum Bruch zwischen Tochter und Vater und Schüler und Lehrer. Literatur: Maas, Georg: Frühlingssinfonie – Robert und Clara Schumanns im Film. In: Robert Schumann Musik in DDR-Filmen // Medienwissenschaft, 166, 2016 /// 20

1984 nes Lebens.

Ein Denkmal für Johann Sebastian; DDR 1984, 1985 Peter Milinsky. 19 min. Dokumentarfilm. Ab heute erwachsen; DDR 1985, Gunther Scholz. Über die Entstehung den neuen Denkmals von Johann 87 min. Coming-of-Age-Film. Musik: Gerhard Sebastian Bach in der Stadt Arnstadt. Begeisterte Laartz. Bach-Interpreten wie der Gewandhausorganist Matthi- Songs und Konzerte mit Silly und Tamara Danz, der as Eisenberg und der Rockmusiker und Violinist Hans Modern Soul Band sowie der Gruppe Enno. Wintoch mit der Gruppe Electra spielen Bach-Kom- Stefan (David C. Bunners), Sohn einer alleinerziehen- positionen, jeder nach seiner eigenen Interpretation. In den, übertrieben fürsorglichen Mutter (Jutta Wachowi- aufgefangenen und eingeschnittenen Originaltönen äu- ak), beschließt an seinem 18. Geburtstag, zuhause aus- ßern sie sich über ihre Haltung zu Johann Sebastian zuziehen und sein Leben selbst zu organisieren. Für Bach und dessen Barockmusik und ihre heutige Um- den Maurerlehrling gestaltet sich dieses Vorhaben setzung. schwieriger als gedacht. Der Vermieter eines möblier- ten Zimmers, Empfangschef in einer Bar, versucht ihn Erschallet, Trompeten! – Begegnungen mit Lud- übers Ohr zu hauen. Die Mädchen, denen er begegnet, wig Güttler; DDR 1984, Thomas Kuschel. haben ihre eigenen Erwartungen, die sich nicht unbe- 640 m. Musik: Archiv. dingt mit seinen Ambitionen decken. Die aparte Ceci- Ein Porträtfilm über den Trompetenvirtuosen Prof. lia (Beatrice Phohleli) lässt ihn für eine Nacht in ihrer Ludwig Güttler. Frauen-WG schlafen, interessiert sich aber sonst nicht für ihn, während die Briefzustellerin Christel (Sabine Mit Mundstück, Rohr und Stürze; DDR 1984, Steglich) ihn sofort vereinnahmen möchte für ein Le- ben nach dem Motto „Trautes Heim, Glück allein“. Gerhard Scheunert. Doch Stefan muss erst einmal mit sich selbst klarkom- 641 m. Musik: Archiv. men. Zum Musikantentreff in trafen sich viele Ju- gendblasorchester, die ganz unterschiedlich ihre Claire Berolina; DDR 1985/86, Klaus Gendries. Blechblasinstrumente zum Einsatz brachten, vom 90 min. Historischer Dokumentarfilm. TV-Produkti- Blues bis zur böhmischen Blasmusik. on. Aus Anlass des 750. Jahrestages . Musik: Jürgen Ecke. Und am Abend das Konzert; DDR 1984, Joachim Tschirmer. Über die Sängerin und Kabarettistin Claire Waldoff (1884—1957) von den goldenen Zwanzigern bis hin 789 m. Musikberatung: Karin Schöning. in die 1930er mit deren politischen Wirrungen und Der Film macht mit den jüngsten Beteiligten bekannt, den in Deutschland erstarkenden Nazis. Dabei schafft die an der Uraufführung der 7. Sinfonie von Mikis es Maria Mallé in der Rolle der Claire Waldoff, deren Theodorakis im Mai 1984 in Dresden mitwirken. An legendäre Art und die von ihr gesungenen Liedern mit vielen Nachmittagen davor verlangt ihnen der Musik- „Herz und Schnauze“ wiederzugeben, für die sie von lehrer und Chorleiter komplizierte Chorpassagen ab. den einfachen Leuten so sehr geliebt wurde. Am Abend der Uraufführung, mit der der Film be- ginnt, dirigiert Christian Hauschild drei Chöre, nam- … Eure Träume gehen durch mein Lied – Ernst hafte Solisten und die Dresdner Philharmonie. Herrmann Meyer, Komponist, Musikwissen- schaftler, Kulturpolitiker; DDR 1985, Thomas Vom Schwingen zum Klingen; DDR 1984, Ellen Kuschel. Richardt. 1672 m. DDR-TV-Produktion, Erstsendung: 7.12. 680 m. DDR-TV-Produktion, Erstsendung: 2.11. 1985. Musik: E.H. Meyer. 1985. Musik: Archiv. Der Komponist E.H. Meyer gibt Auskunft über seinen Eckart Haupt, Soloflötist an der Staatsoper Dresden, Weg vom wohlsituierten Bürgersohn bis zum Kom- stellt die wichtigsten Holzblasinstrumente vor. munisten. Er berichtet über seine kompositorische Ar- beitsweise, seine wissenschaftliche Forschung und Von der Kraft des Liedes – Entscheidungen im kulturpolitischen Überzeugungen. Peter Schreier Leben des Komponisten Eberhard Schmidt; DDR spricht über seine Beziehung zu den Liedern E.H. 1984, Heinz Brinkmann. Meyers. 1297 m. DDR-TV-Produktion, Erstsendung: 4.11. 1984. Musik: Eberhard Schmidt, Jürgen Ganzer. Das Porträt eines Mannes, der als Spanienkämpfer auf eine Karriere als Komponist verzichtete. Stationen sei- Musik in DDR-Filmen // Medienwissenschaft, 166, 2016 /// 21

Ich bin eine rufende Stimme – Heinrich Schütz Tango-Traum; DDR 1985, Helke Misselwitz. zum 400. Geburtstag; DDR 1985, Thomas Ku- 20 min. Experimental-Dokumentarfilm. schel. Eine Frau sitzt an ihrer Schreibmaschine und denkt 1638 m. DDR-TV-Produktion, Erstsendung: 13.10. nach, sie raucht, erinnert sich, hört Musik, Tango na- 1985. Musik: Archiv. türlich, und weiß, „Buenos Aires und Montevideo sind Der Film geht den Wurzeln von Heinrich Schütz nach, weit weg“. Doch dann nimmt sie uns mit auf ihre Rei- von dessen Leben nur wenige Dokumente erhalten ge- se ans andere Ende der Welt, in jene weit zurücklie- blieben sind. gende Zeit der Jahrhundertwende, als in den Hafen- kneipen Argentiniens der Tango entstand. Was ist Johann Sebastian Bach; DDR/Ungarn 1983–85, ein Tango? Helke Misselwitz befragt Bücher und alte Filme und sogar einen Argentinier. „Ein Tango pas- Lothar Bellag. siert oder er passiert nicht, und auch wenn er nicht 415 min. Vierteilige TV-Produktion. Künstler-Bio- passiert, ist das ein Tango“, lautet dessen rätselhafte graphie des Komponisten J.s. B. Antwort. Der Zuschauer reist in die Welt und in die Teile: 1. Die Herausforderung; 2. Bist du bei mir ...; 3. Zeiten. Und bleibt doch in dem kleinen Zimmer. Ein Stürme und Jahre; 4. Die Ordnung der Sterne. Blick auf das Leben hinter unübersteigbaren Mauern. Der Film schildert die frühen Erfolge und den Auf- Und zugleich ein Traum vom Versinken in Tanz und stieg des bis dato unbekannten Johann Sebastian Bach Musik, von Fremdheit und Vertrautem, vom Sich-fal- (1685–1750) zum Hofkapellmeister von Anhalt-Kö- len-lassen und Aufgefangen-werden – ein Tango- then, die Berufung des Musikers zum Thomas-Kantor Traum eben. in Leipzig, das Ringen um musikalische Perfektion, die sich in Werken wie die „Matthäuspassion“ und die 1987 „Kunst der Fuge“ ausdrückt, sowie das fieberhafte Ankämpfen gegen die drohende Erblindung. Johann Strauß – Der König ohne Krone (aka: Jo- Literatur: Phantasie in Bildern, Reichtum an Musik. hann Strauß – Der ungekrönte König); Öster- Gespräch mit Lothar Bellag zu seinem vierteiligen reich/DDR 1986, Franz Antel. Fernsehfilm Johann Sebastian Bach. Aufgezeichnet 115 [120] min. Kolportageartiges Biopic. Musik: Jo- von Wolfgang Thiel, In: Film und Fernsehen, 13,3, hann Strauß (Vater), Erwin Halletz. 1986, S. 13–17. Eine „Fledermaus“-Aufführung an der Wiener Oper ein Jahr nach dem Tod von Johann Strauss (1825– Neongott; DDR 1985, Christian Klemke. 1899). Doch seine Witwe Adele (Mary Crosby) muss 7 min. Darsteller: Gruppe City. die Oper eilends verlassen, um in letzter Minute den Die Gruppe City gehört zu den bekannten Rockforma- Druck einer Strauss-Biografie zu verhindern. Ge- tionen der DDR. Der Film erzählt bildlich einen Titel schrieben hat sie Bruder Eduard (Mathieu Carrière), der LP Neongott. Gleichzeitig stellen sich die einzel- der stets im Schatten von Johann stand. Rückblenden nen Bandmitglieder vor. erzählen Episoden aus Johanns Leben: Verheiratet mit Henriette (Karin Dor), Jetty genannt, die ihn treu um- Saitenspiele; DDR 1985, Hartmut Göhling. sorgt, hat er Liebesaffären mit der schönen Olga (Bea- 741 m. DDR-TV-Produktion, Erstsendung: 15.10. trix Kopf) und der verheirateten Französin Yvonne 1985. Musik: Archiv. (Mijou Kovacs), die ihn zur „Fledermaus“ inspiriert. Seine Einsamkeit nach dem Tode Jettys nutzt die jun- Studenten der Musikhochschule „Felix Mendelssohn ge ehrgeizige Soubrette Lily (Audrey Landers) aus, Bartholdy“ berichten von sich und ihren Instrumenten, wenig später wird sie seine zweite Frau. Doch sie ist ihren Lehrern, von den Hoffnungen und Wünschen an ihm weder treu noch hat sie Interesse an seiner Musik. die Zukunft. Er lässt sich scheiden und trifft im Gerichtsflur auf Adele Strauss (Mary Crosby), eine Bankierswitwe. Semperoper Dresden; DDR 1985, Wernfried Hü- Die ebenso schöne wie kluge Adele wird zu seiner Se- bel. kretärin, bald auch zu seiner Muse und Geliebten. 23 min. Dokumentarfilm. Doch Johann ist trotz Scheidung noch immer in katho- Nach zweimaliger Zerstörung wird die Semperoper in lischer Ehe mit Lily verbunden. Um Johann nicht zu Dresden ein drittes Mal aufgebaut. Mit Hilfe der weni- schaden, flieht Adele zu ihrer Tante Baronin Amalie gen erhaltenen Wand- und Deckenverzierungen wird (Zsa Zsa Gabor) ins Herzogtum Sachsen-Coburg- sie restauriert. Es werden Aufnahmen der Sempero- Gotha. Johann folgt ihr und setzt damit seine Karriere per vor der Zerstörung im 2. Weltkrieg gezeigt ebenso aufs Spiel. Mit Hilfe von Herzog Ernst II. von Sach- wie Szenen des Opernbetriebs nach dem Wiederauf- sen-Coburg-Gotha (Rolf Hoppe) wird Strauss zum bau 1985. sächsischen Staatsbürger. Außerdem treten er und Adele zum evangelischen Glauben über, nun steht ei- ner Heirat nichts mehr im Wege. Der österreichische Kaiser sieht ein, dass Strauss den Wienern gehört und Musik in DDR-Filmen // Medienwissenschaft, 166, 2016 /// 22

ruft ihn zurück. feldern und Subkulturen. Die porträtierten Musiker und Bands waren Teil einer Musikbewegung in der Maxe Baumann aus Berlin; DDR 1987, Günter DDR, die unter dem Titel „Die anderen Bands“ be- Stahnke. kannt wurde. 80 min. TV-Musikfilm, Filmmusical. Buch- und Literatur: Wagenknecht, Andreas: Die Suche bleibt. Liedtexte: Goetz Jaeger. Musik und Arrangements: Die ostdeutsche Punk- und Independent-Szene vor Gerhard Siebholz. und nach der Wende in den Rockumentaries flüstern und SCHREIEN (DDR 1988) und flüstern und Der Film entstand anlässlich der 750-Jahr-Feier Ber- SCHREIEN – 2. Teil (BRD 1994). In: Populäre Mu- lins. Sieben Mal gab es an Silvesterabenden Maxe sikkulturen im Film: Inter- und transdisziplinäre Per- Baumann (alias Gerd E. Schäfer) auf den Bildschir- spektiven auf Formen, Inhalte und Rezeptionen des men der DDR-Fernsehzuschauer zu sehen, von Ferien fiktionalen und dokumentarischen Musikfilms. Hrsg. v. ohne Ende (1976) bis Max bleibt am Ball (1982); es Carsten Heinze u. Laura Niebling. Wiesbaden: Sprin- waren höchst populäre Schwänke im Sinne von Volks- ger VS 2016, S. 353–369 (Film und Bewegtbild in theater, witzig und spritzig, mit viel Herz und „Berli- Kultur und Gesellschaft.). ner Schnauze“. Fritz Baumann, seines Zeichens der jüngere Bruder 1989 von Max, ist mit Maxe seit Jahren sehr zerstritten, wo- bei das Umfeld der Baumann-Brüder findet, dass mit dieser Fehde nun endlich Schluss sein soll. Doch wie Zum Sehen geboren (aka: Barbara Thalheim); kann man die beiden Streithähne wieder versöhnen? DDR 1989, Joachim Tschirner. Erna Mischke (Helga Hahnemann) will zumindest bei 28 min. Dokumentarfilm. Komponisten: Jürgen diesem Ansinnen kräftig mitarbeiten, erreicht mit ih- Ecke, Fritz-Jochen Kopka, Barbara Thalheim. rem Vorgehen aber gerade das Gegenteil. Erna und Porträt der Liedermacherin Barbara Thalheim. Zwi- Maxe zanken sich zudem noch wegen eines mit einem schen die Lieder der Barbara Thalheim in Konzerten, Strafzettel geahndeten Parkvergehens! Das hat zur auf Tournee und bei Proben montiert Tschirner Passa- Folge, dass Erna den Maxe nun auch nicht für die Rol- gen aus Interviews, die er mit ihrem Vater geführt hat. le des Hauptmanns von Köpenick gewinnen kann, die Werner Thalheim, Kommunist, Antifaschist und Häft- selbiger beim großen Festumzug zur 750-Jahr-Feier ling im KZ Dachau, äußert Gedanken über Disziplin von Berlin interpretieren sollte. Also geht sie auf des- und geistige Anpassung in diesem Jahrhundert. sen Bruder Fritz zu und versucht, diesen dafür zu in- teressieren – was Maxe nun wieder zur Weißglut 1990 bringt. Wolfgang Amadé Mozart - Dokumente seines Le- Judith; DDR 1987, Annelies Thomas. bens; DDR 1990, Werner Kohlert. 109 min. Konzertfilm und Musikfilm mit Christiane 56 min. Historischer Porträtfilm. Röhr, Eva-Maria Bundschuh und Werner Haseleu. Stätten und Dokumente des Wirkens Mozarts kommen ins Bild, begleitet von Musik, die in Verbindung mit 1988 ihnen entstand. flüstern & SCHREIEN – Ein Rockreport; DDR 1985–88, Dieter Schumann. 120 min. Dokumentarfilm. Die Disco-Filme Der Film hatte zwei Fortsetzungen: flüstern & SCHREIEN – Ein Rockreport (BRD 1994) mit einem 40minütigen Zusammenschnitt aus dem Ursprungs- Disco-Filme 1–41, DDR 1975–1981 film und der Entwicklung von Feeling B und Sandow Produktion: DEFA-Studio für Dokumentar- nach der Wende sowie der Gründungsphase der Band filme Rammstein und Achtung wir kommen. Und wir krie- gen Euch alle, eine Art Flüstern und Schreien – Teil 3 Disco-Filme sind eine kleine Gruppe von Produktio- (BRD 2008), die neben Feeling B, Rammstein und nen des DEFA-Studios für Dokumentarfilme aus Die Skeptiker werden auch jüngere Bands wie In Ex- tremo portraitiert. den Jahren 1975-1981, die Musikgruppen porträtier- ten/präsentierten. Die 41 Kurzfilme der Reihe „Dis- Musiker: Silly, Sandow, Feeling B und Chicoree (Dirk Zöllner/Die Zöllner). cofilm-Filmdisco“ waren zwischen 5 und 10 Minu- ten lang. Die Initiative zu der Serie geht auf den Interviews und Live-Ausschnitte von Konzerten, unter Jazzmusiker Günter Fischer zurück. Die „jugendge- anderem von sehr unterschiedlichen DDR-Bands. Der Film zeigt neben den Musikern auch die Fans der mäßen Filme“ waren für den Einsatz in Diskotheken Bands und Jugendliche aus verschiedenen Lebensum- gedacht. Das Spektrum der Mittel war groß – es Musik in DDR-Filmen // Medienwissenschaft, 166, 2016 /// 23 wurde die Musik bis zur Benutzung experimenteller von Tjumen, der seit Jahren als einer der Pioniere bei Mittel visualisiert, es gab Konzertausschnitte und der Erschließung Sibiriens gilt. Interviewpassagen. Neben DDR-Gruppen wie City, Electra, Karat, die Puhdys, Silly und die Sterncombo In Sowjet-Mittelasien; DDR 1976, Ursula Walter. Meißen wurden auch Künstler aus sozialistischen Disco-Film 8. 8 min. Auslandsreportage. Ländern vorgestellt. Titel wie Im Zentrum der Reise nach Usbekistan. Der Film berichtet über die US-Militärspionage (1975) oder Südafrika (1979) Pflege der Traditionen, von der orientalischen Archi- belegen zudem die starke propagandistische Aus- tektur Samarkands, von einem Basar, von der usbeki- richtung dieser Reihe. Vorgestellt wurden auch linke schen Fladenbäckerei, von Bauvorhaben des Fergana- westdeutsche Gruppen, Kabarettisten und Sänger Kanals. wie Floh de Cologne, Dieter Süverkrüp und Dittrich Kittner, die in klassischer Agitprop-Manier gegen F.J. Strauß; DDR 1976, Dieter Raue. das kapitalistische System auftraten. (Jean-Paul Disco-Film 9. 4 min. Darsteller: Dieter Süverkrüp. Goergen) Mit seinem Bayrischen Heimatslied setzt sich Dieter Süverkrüp auf satirische Weise mit F.J. Strauß ausein- ander. Die Filme: Dieter Süverkrüp; DDR 1976,Dieter Raue. Disco-Film 10. 8 min. Darsteller: Dieter Süverkrüp. Bei Günther Fischer; DDR 1975, Uwe Belz. Disco-Film 1. 9 min. Musiker: Günther Fischer. Die Entwicklung Dieter Süverkrüps vom Jazzgitarris- ten zum Politsänger. Portrait über den Jazzmusiker Günther Fischer. Václav Neckar; DDR 1976, Jürgen Steinheisser. Damals in Sosa; DDR 1975, Uwe Belz. Disco-Film 11. 8 min. Künstlerportrait. Darsteller: Disco-Film 2. 9 min. Musiker: Siegfried Graupner. Václav Neckar. Porträt über den Abenteurer und Funktionär Siegfried Porträt des 1943 in Prag geborenen Unterhaltungs- Graupner. künstlers aus der ČSSR Václav Neckar. Zu sehen ist auch eine Autogrammstunde mit Dean Reed. Nach- Bei Manfred Krug; DDR 1975, Uwe Belz. dem durch dessen Einfluss das für Neckar in der Disco-Film 3. 9 min. Darsteller: Manfred Krug. ČSSR geltende Berufsverbot aufgehoben wurde, ist Der Film zeigt Krug in seinen großen Rollen, in den der tschechische Sänger und Schauspieler Dean Reed DEFA- Filmen, als Sportinglife in der Porgy and in Freundschaft verbunden, tritt mit ihm gemeinsam Bess-Inszenierung der Komischen Oper, während ei- auf und spielt in Dean Reeds Film Sing, Cowboy, sing nes Auftritts als Jazz- Sänger und als Privatperson. mit.

Floh de Cologne; DDR 1975, Peter Voigt. Brüder im All; DDR 1976, Joachim Hellwig. Disco-Film 4. 7 min. Musiker: Floh de Cologne. Disco-Film 12. 7 min. Dokumentarfilm. Mit diesem Disco-Film wird die Polit-Rock-Gruppe Bilder aus der Entwicklung der Astronomie bis hin zu Floh de Cologne aus der BRD einem breiten Publi- Aufnahmen des Starts von Sojus-Apollo zeugen von kumskreis vorgestellt. den Anstrengungen, die Geheimnisse des Weltraumes zu enträtseln Im Zentrum der US-Militärspionage; DDR 1975, Jo- achim Hellwig. Rock mit Skorpio; DDR 1976, Uwe Belz. Disco-Film 5. 9 min. Spionagefilm. Disco-Film 13. 6 min. Darsteller: Gruppe Skorpio. Porträt des Kundschafters Hesse, der das Grundlagen- Der Film stellt die in der DDR schon bekannte ungari- material für den DEFA-Spionagefilm Film For Eyes sche Rock-Gruppe Skorpio vor und beobachtet sie bei Only lieferte. einem Auftritt.

Bei Laky; DDR 1975, Uwe Belz. Die Omegas; DDR 1976, Dieter Raue, Jürgen Rüm- Disco-Film 6. 9 min. Darsteller: Reinhard Lakomy. mel. Porträt über Reinhard Lakomy mit neuen Plänen und Disco-Film 14. 9 min. Darsteller: Gruppe Omega. Titeln. Die 1962 in Budapest gegründete Gruppe Omega galt bald als Rockband Nummer 1 in Ungarn. Die Disco- In Sibirien; DDR 1976, Karlheinz Mund. Filmemacher zeigen die Omegas auf Reisen, während Disco-Film 7. 10 min. Auslandsreportage. ihrer Konzertvorbereitungen und gemeinsam mit ih- rem jugendlichen Publikum. Vorstellung des Chefgeologen der Hauptverwaltung Musik in DDR-Filmen // Medienwissenschaft, 166, 2016 /// 24

Gruppe Aparcoa; DDR 1977, Jürgen Steinheisser. Melomani; DDR 1978, Jürgen Steinheisser. Disco-Film 15. 6 min. Künstlerportrait. Darsteller: Disco-Film 24. 6 min. Darsteller: Gruppe Melomani. Gesangsgruppe Aparcoa. Die Amateur-Beat-Band aus Jerewan Melomani inter- Porträt der Gruppe Aparcoa. Der Film zeigt die Ver- pretiert einen ihrer bekanntesten Titel Lullabay. bundenheit der fortschrittlichen Menschheit mit dem Chile der Unidad Popular und ruft auf zu Solidarität. Sterncombo Meißen; DDR 1978, Jürgen Steinheis- ser. Puhdys; DDR 1976, Jürgen Steinheisser. Disco-Film 25. 9 min. Darsteller: Gruppe Stern- Disco-Film 16. 9 min. Darsteller: Puhdys. Combo Meissen. Die Puhdys, die bekannteste Beat-Gruppe der DDR, Mit einer Performance des Songs Der Kampf um den 1969 gegründet, stellt sich mit vier Titeln vor. Südpol der Band Stern Combo Meißen aus Sachsen.

Kundschafter in München; DDR 1977, Dieter Raue. Electra; DDR 1978, Jürgen Steinheisser. Disco-Film 17. 11 min. Dokumentar-Spionagefilm. Disco-Film 26. 9 min. Darsteller: Gruppe Electra, Darsteller: Pavel Minarik. Eberhard Kube. Das Radio Freies Europa in München und seine „ent- Filmische Adaption des Titels Bach 75 der 1969 in spannungsfeindliche Tätigkeit“. Dresden gegründeten, sächsischen Rockband Electra.

Berlin; DDR 1977, Uwe Belz, Sigrid Geerdts Reise nach Tadshikistan; DDR 1979, Jürgen Stein- Disco-Film 18. 6 [8] min. Dokumentarfilm. heisser. Die Hauptstadt der DDR Mitte der 1970er Jahre: Ein Disco-Film 27. 8 min. Dokumentarfilm. buntes Portrait Berlins mit einem neu erbauten Stadt- Eine Gruppe Jugendlicher aus der Deutschen Demo- zentrum, das stolz vorgeführt wird. Der Soundtrack kratischen Republik (DDR) besucht mit „Jugentourist“ stammt von Günther Fischer, einem der bekanntesten das Land Tadschikistan. Im Zentrum steht die Begeg- ostdeutschen Jazz-Musiker. nung mit der Andersartigkeit von Kultur, Geschichte und örtlichen Gegebenheiten. Die Jugendlichen besu- Vera Spinarova; DDR 1977, Jürgen Steinheisser. chen die Städte Taschkent und Alma-Ata mit ihren Disco-Film 19. 8 min. Darsteller: Vera Spinarová. zahlreichen Teestuben und Basaren. Porträt der tschechoslowakischen Jazz- und Balladen- sängerin Vera Spinarová. City-Rock-Band; DDR 1979, Jürgen Steinheisser. Disco-Film 28. 7 min. Künstlerportrait. Darsteller: Maria Rottrová; DDR 1977, Jürgen Steinheisser. Gruppe City. Disco-Film 20. 9 min. Darsteller: Maria Rottrová. Eine Performance der Berliner Hard-Rock-Band City, Porträt der tschechoslowakischen Sängerin Maria Rot- mit psychedelischer Koncert-Footage. Der Song Träu- trová. me demonstriert den Stand der Erforschung musika- lisch-visueller Expressivität durch die Band. Modern Soul und Rugby; DDR 1977, Jürgen Steinheisser. Südafrika; DDR 1979, Jürgen Steinheisser. Disco-Film 29. 8 min. Dokumentarfilm. Auslandsre- Disco-Film 21. 7 min. Künstlerportrait. Darsteller: DDR-Rugbymeister „Stahl Hennigsdorf“, Modern portage. Soul Band. Apartheid in Südafrika. Der Film ist eine Anklage ge- gen Kolonialismus und Neokolonialismus. Durch süd- Puhdys II; DDR 1977, Jürgen Steinheisser. afrikanische Folklore, kombiniert mit Stimmen der Disco-Film 22. 6 min. Musikfilm. Animationsfilm. Unterdrückung und des Kampfes, wird durch Nutzung filmischer Formen zum Kampf gegen Rassismus und Darsteller: Puhdys. zur Solidarität aufgerufen. Schon ein Jahr nach dem ersten Disco-Film über die Puhdys liegt nun eine filmische Interpretation der Titel Dittrich Kittner; DDR 1979, Jürgen Steinheisser. Sturmvogel und Reise zum Mittelpunkt der Erde vor. Disco-Film 30. 9 min. Künstlerportrait. Darsteller: + Dittrich Kittner. Olle Kamellen (aka: Fermata: Olle Kamellen); DDR 1978, Dieter Raue. Der progressive Kaberettist Dittrich Kittner aus der BRD wird in drei Szenen mit den Themen „die Mani- Disco-Film 23. 6 min. Darsteller: Gruppe Fermata. pulation in der BRD“, „die Faschisierung der BRD“ Der Film stellt die tschechoslowakische Gruppe Fer- und „die BRD als Kulturstaat“ vorgestellt. mata mit einem Titel ihres Folk-Rock-Repertoires vor. Musik in DDR-Filmen // Medienwissenschaft, 166, 2016 /// 25

Karat; DDR 1979, Jürgen Steinheisser. und Ulk. Die Verkleidungen und Pantomime des Disco-Film 31. 9 min. Künstlerportrait. Darsteller: Frontmanns sind das Markenzeichen. In diesem Gruppe Karat. Disco-Film trifft die Popmusik auf das Zirkusmilieu. Die führende Beat-Band Karat, die sich 1975 gründe- te, präsentiert ihren Hit Albatros in einem Konzert im Wir; DDR 1980, Christian Klemke. Stadttheater Hildburghausens, untermalt von Aufnah- Disco-Film 37. 5 min. Künstlerportrait. Darsteller: men vom Schwarzen Meer, einer Küstenstadt, Alt- Gruppe Wir. stadtgassen, den Fischern und den Möwen. Die 1970 von dem Sänger und Keyboarder Wolfgang Ziegler und dem Lyriker Jens Gerlach gegründete Holger Biege; DDR 1979, Jürgen Steinheisser. Gruppe Wir interpretiert für diesen Disco-Film den Disco-Film 32. 7 min. Künstlerportrait. Darsteller: 1980 entstandenen Titel Und sie dreht sich doch: Holger Biege. “Und sie dreht sich doch, sie bewegt sich noch, und wir geben darauf acht, dass sie noch lange macht.“ Der Singer-Songwriter Holger Biege wurde als der DDR-Interpret der Jahre 1978 und 1979 bezeichnet. Der Film demonstriert sein Talent als Sänger und Pia- Silly; DDR 1981, Christian Klemke. nist mit den Liedern Nimm mich so und Zuweilen Disco-Film 38. 5 min. Künstlerportrait. Darsteller: kommt es vor. Gruppe Silly, Tamara Danz. In einer heiteren Interpretation des Titels Tanzt keiner War einmal („Lady“); DDR 1980, Christian Klem- Boogie wird durch die Gruppe Silly und ihre Sängerin ke. Tamara Danz das Tanzverhalten von Jugendlichen Disco-Film 33. 6 min. Künstlerportrait. Darsteller: aufs Korn genommen Dagmar Gelbke. Kleeblatt; DDR 1981, Christian Klemke. Der Film interpretiert den Titel War einmal von Enter- tainerin und Sängerin Dagmar Gelbke mittels Gemäl- Disco-Film 39. 5 min. Künstlerportrait. Darsteller: den, Stichen, Grafiken und Fotos. Gruppe Kleeblatt. Der Film, dem der Titel Drachenflug der Gruppe Bayon; DDR 1980, Jürgen Steinheisser. Kleeblatt zugrunde liegt, erzählt von zwischen- Disco-Film 34. 7 min. Künstlerportrait. Darsteller: menschlichen Beziehungen. Gruppe Bayon. Originalmusik der Gruppe Bayon. Locomotiv GT; DDR 1981, Christian Klemke. Der Film demonstriert in erster Linie den Musikstil der Gruppe Bayon mit den Titeln Suite Nr. 4 und Mei- Disco-Film 40. 7 min. Künstlerportrait. Darsteller: ne Liebe. Gruppe LGT, Katalin Reimaan. Die ungarische Rockgruppe Locomotiv GT wird mit Gruppe Magdeburg; DDR 1980, Christian Klemke. zwei Titeln vorgestellt. Gleichzeitig erleben wir Buda- Disco-Film 35. 6 min. Künstlerportrait. Darsteller: pest und seine Bewohner im Alltag. Gruppe Magdeburg. Passion; DDR 1981, Christian Klemke. Die Gruppe Magdeburg besingt in ihrem melodischen Hardrock-Titel Verkehrte Welt das historische Experi- Disco-Film 41. 4 min. Künstlerportrait. Darsteller: ment des Naturwissenschaftlers Otto von Guericke. Gruppe Passion. „Zu Kreuze kriechen das war ewig so, in Magdeburg Die Berliner Rockgruppe Passion singt und spielt. Ihr wie anderswo. Doch einer fragte, wer die Götter sind, Lied, eine Mischung aus rockiger Folklore, erzählt ob denn das Bild der Welt so stimmt.“ Von Guericke von der Apfelernte, von reifen und noch grünen demonstrierte Mitte des 17. Jahrhunderts die „Kraft Früchten. Die Bandmitglieder agieren humorvoll dazu des Luftdrucks“. Zwei große Kupferhalbkugeln, die so und geben der Geschichte damit einen doppelten Sinn. genannten Magdeburger Halbkugeln, legte er mittels U.a. das Apfellied. einer Dichtung zusammen und pumpte die Luft aus dem Inneren heraus. Mehrere vor jede Halbkugel ge- spannte Pferde sollten diese wieder entzweien, was je- Discofilme: DVD-Ausgabe doch nicht gelang. „Man schlug die Pferde, trieb sie grob und scharf, weil nicht sein kann, was nicht sein darf.“ Videoclips made in GDR (DDR-Rockmusik in DEFA-Discofilmen). Neumis Rockzirkus; DDR 1980, Christian Klemke. Icestorm Entertainment GmbH. Erscheinungster- Disco-Film 36. 7 min. Künstlerportrait. Darsteller: min: 25.1.2010. Neumis Rock Circus. 106 min. ASIN: B0031MC3EK. Die 1979 von Joachim Neumann gegründete Band Inhalt: [Die eckigen Klammern verweisen auf die Dis- Neumis Rockcircus besticht durch Klamauk, Comedy co-Filme in der obigen Zählung. Andere Auftritte sind Musik in DDR-Filmen // Medienwissenschaft, 166, 2016 /// 26

dem Film DEFA-Disco 1977 entnommen.] Ehe im Schatten (Musik: Wolfgang Zeller), Der Fall 01 Puhdys – Steine, Kinder, Sonntagsfahrer, Lebens- Gleiwitz (Musik: Kurt Schwaen), Die Leiden des jun- zeit [16] gen Werthers (Musik: Siegfried Matthus), Tecumseh 02 Karat – Albatros [31] (Musik: Günther Fischer) nähert sich der vorliegende 03 Silly – Tanzt keiner Boogie [38] Band dem komplexen kulturhistorischen Thema an. 04 Veronika Fischer – Ich bin die Fischer und das ist Dabei geht es sowohl um zeitgeschichtliche Aspekte die Band als auch um grundsätzliche Fragen einer Ästhetik der 05 City – Träume [28] Filmmusik. [Verlag] 06 Magdeburg – Verkehrte Welt [35] Enthält u.a.: Wolfgang Thiel: Klänge aus Babels- 07 Stern Combo Meissen – Kampf um den Südpol berg – eine kurze Geschichte der Musik zu DE- [25] FA-Spielfilmen (19–48). 08 Wir – Und sie dreht sich doch [37] 09 Passion – Apfellied [41] Grützner, Vera: Musik in DEFA-Gegenwartsfilmen. 10 Neumis Rockzirkus – Zirkus und Popmusik [36] 11 Omega – Auftritt von 1976 [14] Die dramaturgische Funktion der Musik in DDR- 12 Puhdys – Reise zum Mittelpunkt der Erde [22] Fernsehfilmen. In: Musik und Gesellschaft 22,4, 13 Holger Biege – Zuweilen kommt es vor [32] 1972, S. 193–204., Bd. 22.1972, 4, S. 193–204. 14 Karat – Trag mich fort 15 Electra – Bach Variationen [26] Grützner, Vera: Untersuchungen über den drama- 16 City – Neongott turgisch wirkungsvollen Einsatz der Musik in neue- Bonustrack: City: Am Fenster. ren Gegenwartsfilmen der DEFA. Potsdam: Hoch- schule für Film und Fernsehen der DDR (HFF) 1972, 38 S. (Aus Theorie und Praxis des Films. 1972,2.). Bibliographie Grützner, Vera: Traditionen, Stationen und Tenden- Das folgende kleine Verzeichnis von Publikationen zen der Musikdramaturgie. Aufgezeigt anhand von zur Filmmusik im DEFA-Film sowie zu den Musik- Spielfilmen des DEFA-Studios für Spielfilme. Phil. filmen der DDR-Zeit führt nur solche Titel auf, die Diss., Universität Halle 1975, 171 S. von allgemeinerem Interesse sind. Arbeiten zu den einzelnen Filmen finden sich im obigen filmograph- Hanisch, Michael: Wo bleibt das Heitere? Quadratur ischen Verzeichnis in der Annotation der einzelnen des Kreises: Musikfilme aus Babelsberg. In: Film- Filme. Dienst, Sonderheft 10, 2006, S. 47–49.

Hermand, Jost: Attempts to Establish a Socialist Agde, Günter: Musiktheater für Kinder im DEFA- Musical Culture in the and Dokumentarfilm. Dem Komponisten Kurt Schwaen the Early German Democratic Republic, 1945–1965. zum 95. Geburtstag. In: Filmblatt 9,25, Herbst 2004, In: A Sound Legacy? Music and Politics in East S. 48–51. Germany. Ed. by Edward Larkey. [Washington, D.C.]: American Institute for Contemporary German Felsmann, Klaus-Dieter (Hrsg.): Klang der Zeiten. Studies 2000, S. 4–19 (Harry & Helen Gray Huma- Musik im DEFA-Spielfilm. Eine Annäherung. Ber- nities Program Series. 8.). lin: Bertz + Fischer 2013, 270 S. URL: http://www.aicgs. org/site/wp- Etwa 145 Komponisten waren zwischen 1946 und content/uploads/2011/11/gdrmusic.pdf. 1990 im DEFA-Spielfilmstudio in Babelsberg an der Produktion der rund 950 dort entstandenen Filme be- Hoberman, J.: The Communist Musical. In: Film teiligt. Auch wenn sie alle einem Auftraggeber ver- Comment 33,4, July/Aug. 1997, S. 32–37. pflichtet waren – der ihnen recht komfortable Arbeits- bedingungen bot –, führte das nicht zu einem einheitli- Maas, Georg: Vom Umgang der DEFA mit populä- chen DEFA-Sound. Die individuellen kompositori- rer Musik. Oder: Wie ‚Die Wilde Mathilde‘ doch schen Handschriften spiegeln über den gesellschaftli- chen Entstehungskontext hinaus sowohl die musikäs- noch die Leinwand erobern konnte. In: Heißer thetischen als auch die zeitpolitischen Strömungen der Sommer – coole Beats. Zur populären Musik und zweiten Hälfte des 20. Jahrhunderts wider. Durch Ge- ihren medialen Repräsentationen in der DDR. Hrsg. spräche mit den Komponisten Peter Rabenalt, Wolf- v. Sascha Trültzsch & Thomas Wilke. Frankfurt a. gang Thiel, Bernd Wefelmeyer, Christian Steyer, An- M. [u.a.]: Peter Lang 2009, S. 179–192. dré Asriel, Peter Michael Gotthardt sowie Reiner Bre- demeyer und Analysen von DEFA-Filmen wie u.a. Musik in DDR-Filmen // Medienwissenschaft, 166, 2016 /// 27

Piel, Victoria: Dissonante Repräsentation – Tenden- Rinke, Andrea: Eastside Stories. Singing and Danc- zen der DEFA-Filmmusik der 70er Jahre. In: Musik ing for Socialism. In: Film History: An International in der DDR. Beiträge zu den Musikverhältnissen ei- Journal 18,1, 2006, S. 73–87. nes verschwundenen Staates. Hrsg. v. Matthias Ti- Unlike West German film studios, which produced scher. Berlin: Kuhn 2005, S. 166–184 (Musicologica Schlagerfilme (popular music films) in abundance du- Berolinensia. 13.). ring the 1960s, the East German DEFA studios relea- sed only about a dozen musical films during the entire Oehme, Roland: Komödie, Lustspiel, Musical. Ro- 45 years of its existence. These ranged from stage ad- land Oehme: Herausfinden, was in den komischen aptations, such as opera and operetta, musicalpantomi- Genres bei uns machbar ist. Roland Oehme [im Ge- me (Der junge Engländer, Gottfried Kolditz, 1958), backstage musical (Meine Frau macht Musik, Hans spräch mit] Erika Richter. / Prochnow, Christoph: Heinrich, 1958), and musical revue (Revue um Mitter- Musicalstrukturen im Spielfilm. Potsdam: Hoch- nacht, Gottfried Kolditz, 1962) to youth musical (Hei- schule für Film und Fernsehen der DDR (HFF) ßer Sommer, Jo Hasler, 1968). In this essay I will dis- 1976, 65 S. (Aus Theorie und Praxis des Films. cuss musicals set in the GDR with pop-music style tu- 1976,6.). nes specially composed for the film (rather than pre- existing opera or operetta melodies), focusing on three Raundalen, Jon: A Communist Takeover in the domestic box office hits that span the period from the Dream Factory. Appropriation of Popular Genres by erection of the to the . the East German Film Industry. In: Slavonica 11,1, 2005, S. 69–86. Thiel, Wolfgang: Ansichten zur gesellschaftlichen During the 1960s the East German state-controlled Bedeutung und Wirkung der DEFA-(Spiel-)Filmmu- film studio DEFA drastically increased their produc- sik von 1946 bis 1990. In: Musikforum 37,94, Juni tion of popular genre films. This development was 2001, S. 18–22. propelled by the competition from an unrelenting flow In den europäischen Diktaturen des 20. Jahrhunderts of western radio- and television signals transgressing erfreuten sich die Künste, sofern den ideologischen the Berlin Wall. These East German genre films took Ziel der Regimes dienlich, im Allgemeinen hoher their iconographical cues from the commercial genres Wertschätzung als Mittel zum Zwecke der Huldigung, of Western Europe and Hollywood, but filled the staatstragender Präsentation, Agitation und Propagan- forms with appropriate socialist content. In this article da. Beispielhaft dargestellt wird dies an den DEFA- I investigate this appropriation of internationally es- Filmen in der DDR. (Schöner, Oliver) tablished film genres in the GDR as a point of conver- gence between the transsystemic discourse of popular Thiel, Wolfgang: Jazz im DEFA-Film. In: Jazz im culture and the strong isolationist efforts of the GDR Film. Beiträge zu Geschichte und Theorie eines state. Through empirically informed close analysis of intermedialen Phänomens. Hrsg. v. Willem Strank the musical Heißer Sommer and the western Spur des u. Claus Tieber. Wien/Münster 2014, S. 89–98 Falken, I aim to show how these very awkward nego- tiations between isolation and integration led to a rein- (Filmwissenschaft. 16.). vention of the genres in question, and how this process can be traced in the films’ narratives. Trültsch, Sascha / Wilke, Thomas: Heißer Sommer – coole Beats. Zur populären Musik und ihren media- Rinke, Andrea: Film musicals in the GDR. In: Con- len Repräsentationen in der DDR. BERLIN – ECKE rich, Ian / Tincknell, Estella (eds. ): Film’s Musical SCHÖNHAUSER (DDR 1957); HEISSER SOMMER (DDR Moments. Edinburgh: Edinburgh University Press 1968); DIE LEGENDE VON PAUL UND PAULA (DDR 2006, pp. 183–194. 1973); SOLO SUNNY (DDR 1980); FLÜSTERN UND This chapter will focus on two musicals directed by SCHREIEN (DDR 1989). Frankfurt a. M. [u.a.]: Peter two East German filmmakers who specialised in enter- Lang 2015, 215 S. tainment films – Gottfried Kolditz’s Revue um Mitter- Sascha Trültzsch / Thomas Wilke: Populärkultur und nacht (Midnight Revue, 1962) and Joachim Hasler’s DDR. Phänomenologische Präliminarien aus medien- Heißer Sommer (Hot Summer, 1968) – both of which wissenschaftlicher Perspektive. – Bernd Lindner: Pos- were domestic box office hits. – Situating my examp- ter, Poster an der Wand ... Zum (Ab)Bild von Rock- les in the historical and generic context of East Ger- musik und -musikern in DDR-Zeitschriften (17–34). – man cinema, I will investigate the reasons for the scar- Edward Larkey: Von Basar zu RUND: Die Inszenie- city of musicals in GDR film production and explore rung von Jugendkultur im DDR-Fernsehen (35–66). – the explanations for their ‘acceptability’ to the film Sascha Trültzsch: Zu Popmusik und Jugendkultur in authorities and their popularity with contemporary au- Familienserien des DDR-Fernsehens (67–84). – Rai- diences. ner Bratfisch: Schrille Töne in der Zwischenwelt. Jazz im Rundfunk der DDR bis zum Bau der Mauer (85– Musik in DDR-Filmen // Medienwissenschaft, 166, 2016 /// 28

104). – Uwe Breitenborn: Bombenhagel und Eiserner tungen von Popmusik im DDR-Rundfunk (1962– Vorhang. Heavy-Metal-Subkultur im Staatsradio 1973) (159–178). – Georg Maas: Vom Umgang der (105–118). – Thomas Wilke: Die Disko im Äther. Zur DEFA mit populärer Musik. oder: Wie Die Wilde Ma- Legitimation und Distribution populärer Westmusik in thilde doch noch die Leinwand erobern konnte (179– der Podiumdiskothek bei DT64 (119–138). – Christian 192). – Thomas Wilke: Diskotheken im Vergleich. Könne: Schlagerrevue und Schlager-ABC: Hörfunk- Abendunterhaltung im Rampenlicht des sozialisti- sendereihen zwischen Partei und Publikum (139–158). schen Wettbewerbs (193–212). – Heiner Stahl: Sozialistischer Pop. Über die Einarbei-