Bio-Dynamische Landwirtschaft IV
Total Page:16
File Type:pdf, Size:1020Kb
Bio-dynamische Landwirtschaft IV Ausgewählte Vorträge aus Bildung und Weiterbildung 2012/2013 Seite 3 Bio-dynamische Landwirtschaft IV Eine Auswahl von Vorträgen aus Bildung und Weiterbildung 2012/2013 Herausgeber: Lehr- und Forschungsgemeinschaft für bio-dynamische Lebensfelder Dank für die finanzielle Unterstützung zur Herausgabe dieses Sammelbandes: Danksagung Die Lehr- und Forschungsgemeinschaft für bio-dynamische Lebensfelder bedankt sich bei den ReferentInnen für die wertvollen Vorträge. Die Ringvorlesung wurde durch die großzügige Unterstützung von Sponsoren er- möglicht. Wir danken folgenden Sponsoren: Lackner&Lackner GmbH. Deutschlandsberg, Lisa Dyk, Romana Prasser, Verein Vielfalt im Waldviertel und dem Österreichischen Demeterbund. Impressum Herausgeber: Lehr- und Forschungsgemeinschaft für bio-dynamische Lebensfelder In der Auen 543, 8583 Edelschrott; Tel: 03144 3545 Die Vorträge wurden aufgezeichnet, transkribiert, als Text gestaltet, den ReferentInnen vorgelegt und nach deren Zustimmung in den Sammelband aufgenommen. Aufnahmen: Willi Erian Transkription: Mag. Waltraud Neuper, Astrid Reisz, Doris Edler Lektorat: Oskar Grollegger Umschlag-Foto: Dr. Manfred Klett anlässlich des Vortrages an der Universität für Bodenkultur in Wien im Jänner 2012 Layout, Satz, Bildbearbeitung: Peter Polz Druck: Ferdinand Berger & Söhne Ges.m.b.H., Wienerstraße 80, A-3580 Horn Seite 2 Vorwort ben. Die menschliche und tierische Arbeitskraft wurde nach und nach durch die Maschine ersetzt. Parallel dazu konnte Mit dieser Ausgabe erscheint nun mittlerweile schon der 4. eine zunehmende Individualisierung der Menschen beob- Sammelband der Ausbildung zum biologisch-dynamischen achtet werden. Das menschliche Individuum wurde seiner Landwirtschaften. Abermals sind tiefgründige Beiträge von selbst immer mehr bewusst. Und damit einhergehend bra- Referenten aus unterschiedlichen Fachgebieten zusammen- chen auch die Fäden zum übergeordneten kulturellen Zu- gefasst, die eines gemeinsam haben: Sie vermitteln ein um- sammenhalt ab. Die Spezialisierung in einzelne Fachdiszip- fassendes Verständnis über Zusammenhänge, die schein- linen wurde auch in der Landwirtschaft unter gleichzeitiger bar weit über das eigentliche Fachgebiet „Landwirtschaft“ Vernachlässigung des Blickes auf größere Zusammenhänge hinausgehen. Gerade dieses Umfassende ist aber - wie forciert. Erst dadurch sind Missstände, wie wir sie beispiels- ich meine - das Charakteristische an der bio-dynamischen weise von der Massentierhaltung her kennen, möglich ge- Methode. Für eine Kultur, die den Menschen trägt, ist eben worden. Zusammenfassend gesagt, können wir also einen mehr nötig als bloßes Fachwissen. Und nur ein Bewusstsein, Zusammenhang beobachten zwischen dem allgemeinen das sich auch über unmittelbare Einzelheiten zu erheben Niedergang von Kultur, der Degeneration in der Landwirt- vermag, kann die kulturelle Degeneration überwinden. Wir schaft einerseits und der zunehmenden Individualisierung leben in einer Zeit, wo das Wort Krise allgegenwärtig ist. Ein des Menschen andererseits. Skandal wird vom nächsten abgelöst. Nun, wie sind wir in diese Situation geraten? Zur Erläuterung sei ein Rückblick ins Der individuell gewordene Mensch ist aber aufgerufen zur vergangene Jahrhundert mit persönlichen Erlebnissen ge- Selbsterkenntnis. „O Mensch, erkenne dich selbst“ stand stattet. schon über der Pforte des Tempels von Delphi. Rudolf Stei- ner hat sich als Lebensaufgabe gestellt, die uralt heiligen Ich hatte noch das Glück, meine Kindheit in einer primär von Mysterien so zu erneuern, dass der gegenwärtige Mensch Landwirtschaft geprägten bäuerlichen Kultur zu durchleben. daran anknüpfen kann. Das Resultat ist die Anthroposophie. Damals schien es, als gäbe es keine Grenze zwischen den Sie ist ja der Erkenntnisweg, der zum Ziel hat, das Geistige Belangen, welche die Landwirtschaft regelten und dem im Menschen mit dem Geistigen in der Welt zu verbinden. allgemeinen kulturellen Zusammenhang. Jahresfeste und Jede wahre Selbsterkenntnis führt naturgemäß zur Welter- Arbeitsabläufe standen in enger Beziehung zueinander, ja kenntnis. Denn der Mensch als Mikrokosmos unterliegt den gingen ineinander über. Der kulturelle Zusammenhalt wirk- gleichen Kräften und Gesetzen wie der Makrokosmos. Und te gleichsam wie von selbst durch Überlieferung von einer von hier aus kann eine Erneuerung der Kultur erfolgen. Und Generation auf die nächste. Erst später kam auch bei uns die die biologisch-dynamische Landwirtschaft ist genau jene, sogenannte „neue Zeit“, als die bisherige Ordnung zuneh- in welcher versucht wird, aus der Anthroposophie heraus mend an Tragkraft verlor. Nichts ging mehr wie von selbst. neue Kräfte und Mittel zu finden, welche die Landwirtschaft Die jüngere Generation konnte oder wollte nichts mehr au- aus ihrer misslichen Situation befreien können. tomatisch von der älteren übernehmen. Zugleich wurde die Wir können nicht mehr zurück zu der bäuerlichen Kultur der Mechanisierung in der Landwirtschaft massiv vorangetrie- vergangenen Jahrhunderte. Unser gegenwärtiges Selbst- Seite 3 bewusstsein ist aber die Frucht aus dem Herausfallen aus großem Interesse das Entstehen dieser Initiative, freue mich dieser. Und ausgehend von diesem Bewusstsein können über das schon Erreichte und wünsche alles Gute für die wir eine neue zukunftsweisende Kultur schaffen. Wir sehen Zukunft. also, dass die neue Ordnung eigentlich schon da ist. Aller- dings muss sie auch als solche erkannt und ergriffen werden. Das Gute muss auch getan und verwirklicht werden, nicht Hubert Winter nur gedacht und gefühlt. In diesem Sinne verfolge ich mit Dr. DI LEC-TU Graz Seite 4 Inhaltsverzeichnis Inhalt Danksagung, Impressum ................................................... 2 Elisabeth Stöger Tierhaltung im Spannungsfeld von Vernachlässigung und Vorwort ............................................................................ 3 Vermenschlichung … .................................................... 71 Einleitung . ........................................................................ 7 Doris Edler Manfred Klett Jahreszeitenbetrachtung - ............................................... 81 Das Organismus- und Individualitätsprinzip als Gestaltungsformen der bio-dynamischen Landwirtschaft Anton Rohrer, Barbara Scherbaum .......................................................................................... 9 Potenzieren und Dynamisieren - ......................................................................................... 89 Michael Kassner Ernährung in den Lebensaltern - Johannes Fetscher ......................................................................................... 31 Heilungsmöglichkeiten der Bodenprozesse in der bio- dynamischen Landwirtschaft - ......................................... 93 Harald Siber Auflösungs- und Verhärtungsprozesse Jürgen Friedel in Mensch und Natur auf Grundlage der Drei- und Vierglie- Bodengesundheit und Bodenfruchtbarkeit - derung - .......................................................................... 41 ..........................................................................................109 Manfred Klett Walter Cloos Der Mensch als Leiter und Begleiter der Tierwelt - Über die Bildung der belebten Erde ..............................127 ........................................................................................ 53 Doris Edler Oskar Anderl Das Hofentwicklungsgespräch - .....................................135 Der Bien - ......................................................................... 65 Wolfgang Eichinger CSA in Österreich - .........................................................131 Seite 5 Seite 6 Einleitung Waltraud Neuper Wie können wir Landwirtschaft so beschreiben, dass sich alle gut zur Leitschnur unseres Handelns werden kann: Bauern und Bäuerinnen darinnen wiederfinden? Die lange In einer Tierhaltung, welche das Tier wieder Tier sein lässt, wel- Zeit geltende Formulierung, dass die Landwirtschaft Nahrung che den Menschen in ein richtiges Verhältnis zum Tier bringt. für Mensch und Tier bereitstellt, taugt nicht mehr. Inzwischen Elisabeth Stöger zeigt in ihrem Vortrag auf, in welche Extreme produziert die Landwirtschaft auch Rohstoffe für die Energie- Tierhaltung sich auswachsen kann, wenn dieses Verhältnis nicht gewinnung. beachtet wird. Sie entwickelt dieses Thema an den Krankheits- Also müssen wir etwas bescheidener fragen: Woran könnte bildern von Sklerose und Entzündung. sich die Landwirtschaft heute in ihrem Handeln orientieren? Verhärtung und Auflösung als polare Endpunkte aller unserer Le- Einen Konsens zu finden wird auch hier nicht gelingen, zu un- bensprozesse liegen auch den Ausführungen von Harald Siber terschiedlich sind die Zielsetzungen der Bauern selbst und der über die Wesensglieder und die Dreigliederung des mensch- Interessenslagen außerhalb, welche aber massiv in die Land- lichen Organismus zugrunde. In einfühlsamer, durchaus aber wirtschaft hereinwirken. auch humorvoller Beobachtungs-Genauigkeit vermittelt er ein Bild über unsere Lebensprozesse und ihre angestammten Orte Für die biologisch-dynamische Landwirtschaft hat Rudolf Stei- in den verschiedenen Systemen des Organismus. Verlagert ner einen hilfreichen Hinweis gegeben, nach welchem sich sich ein Prozess an einen Ort im Körper, wo er nicht hingehört, diese in sinn- und respektvoller Weise gegenüber allem Leben- entsteht Krankheit. Der Vortragende bleibt aber nicht bei der digem ausrichten lässt: Krankheit stehen, sondern weist darauf hin, dass solch eine Die Landwirtschaft