Anthroposophie Als Frühe Chronologiekritik

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Anthroposophie Als Frühe Chronologiekritik Andreas Ferch Anthroposophie als frühe Chronologiekritikund okkulte Geschichtsforschung (2) In diesem Beitrag geht es darum, die Frage nach Geschichte und ihrer Chronologie einmal mit der esoterischen Weltanschau- ung zu konfrontieren, wie sie Rudolf Steiner (1861-1925) begründet hat. Anthroposophie hat den Anspruch, okkulte Geschichts- wissenschaft zu sein und damit in Tiefen des Verständnisses einzudringen, wohinein die Schulwissenschaft nicht reicht. Folgende Fragen müssen behandelt werden: Was ist eigentlich Geschichte? Wie korrespondiert Geschichte mit dem menschlichen Bewusst- sein im Entwicklungsgang? Die Jungfrau von Orleans, Jeanne Symptom an anderem Ort in Europa, mit eigentlich) bildeten noch auf ihren Kathe- d´Arc (1412-1431), brachte durch ihren dem neue Lebensverhältnisse in die Men- dralen und Kirchen jene Wesenheiten ab, spirituell kämpferischen Einsatz den schen einziehen. Die sog. griechisch-latei- die keiner Phantasie entsprangen, sondern Keim der Unabhängigkeit Frankreichs nische Kulturepoche geht für Steiner, für dem um 1500 bereits weitgehend (Aus- und Englands voneinander. Was die Le- chronologiekritisches Denken bezeich- nahmen gibt es auch hier) erloschenen al- gende von engelhafter Weisung dieses nend, erst im 15. Jahrhundert zu Ende. ten Hellsehen des nordischen Menschen: Auftrages zu berichten weiß, bestätigte Beide den Feuertod erleidenden Neuerer, Greife, Faune, Nixen, Kobolde, Undinen, sich dem hellseherischen Blick Rudolf die Jungfrau wie der Tscheche, markieren Sphinxgestalten usw. Das römische Impe- Steiners, und zwar ohne jede Trübung sei- mit dem beginnenden 15. Jahrhundert die rium, das den christlichen Namen usur- nes Bewusstseins, geschweige denn durch von der geistigen Weltenführung (in etwa pierte, bekämpfte dieses abgelaufene Zeit- Hypnose, Trance oder andere Hilfstech- Hegels Weltgeist entsprechend) beabsich- alter der schauenden germanischen Religi- niken, mit denen heutzutage versucht tigte Entfaltung der „Bewusstseinsseele“ on, denn Ragnarök ist längst gewesen. wird, hinter die äußere Sinneswelt zu bli- für den nächsten Abschnitt des Tierkreises, Wir fragen nun aber: Wie soll der wie- cken, wobei mitunter die irreführendsten die wesentlich von den Völkern der alten derkommende Baldur heute gefunden Mitteilungen gegeben werden. Man las- „Wartekultur“, insbesondere Ländern werden? Wie ist er zu erkennen? Wer ist se einmal die Art und Weise auf sich wir- Mitteleuropas für die Erde impulsiert wer- Widar, der Schweigsame? Und so weiter. ken, wie Rudolf Steiner Geschichte anders den soll. Das Bewusstsein der neuzeitli- Tiefste Fragen harren der Antwort. Wenn darstellt: chen Kulturepoche mit der Bezeichnung man sich weigert, den tiefen Wesenszu- „Solche Jungfrauen von Orleans – das „Bewusstseinsseele“ steht dabei für eine sammenhang zwischen dem Germanen- heißt nicht mit der Tatkraft, aber mit der höhere Stufe als es reine Verstandesent- tum und dem Christentum in seiner wah- Seherkraft -, die hat es über ganz Europa wicklung bis dahin zum ausgehenden ren Gestalt, gerade auch in der deutschen gegeben in diesen Jahrhunderten. Und das Mittelalter war. Geschichte (die man ja sonst als einen ein- Fundament, auf dem die Jungfrau von Rudolf Steiner erkannte die moderne zigen Irrtum betrachten müsste) aus ide- Orleans baute, das war eben das über die Geschichtsschreibung als ein schwächli- ologischen Gründen zu erkennen, verbaut breite Bauernschaft und über die breite ches Kind des Todesbaumes der Erkennt- man sich gerade die Tür, die der Mensch- Masse des Volkes ausgebreitete Element. In nis des südlichen lateinischen Elementes, heitslehrer Rudolf Steiner vor hundert Jah- der Jungfrau kam es nur herauf. Man schil- ungeeignet, tiefere Hinweise oder gar Ent- ren einer im Materiewahn verirrten Völ- dert es nicht für die Leute. Man muss Lud- wicklungsgesetze der Menschheit aus ihr kerfamilie aufgestoßen hat. Aufgebrochen wig den Dummen – nein den Frommen – zu erkennen. Es war das lateinische Ele- in einer Weise, die heute keineswegs über- und seine Räte und all das Zeug, was da in ment, das dem Suchen der Völker nach ei- holt ist. Man studiere ihn nur! den Chroniken steht, was sie zusammenge- nem Verstehen des Christlichen stets nur schrieben haben, als „Geschichte“ kodifizie- den Leichnam am Kreuze als göttliches Das Jahr 1250 als Wendepunkt der ren und muss den Leuten vormachen, als Ideal vorhalten konnte. Das Nordische geistigen Entwicklung wenn diese Gutsbesitzer Verwalter von Staa- kommt vielleicht am Schönsten ins Bilde Chronologiekritiker neigen dazu, um ten gewesen wären und dergleichen. Aber durch Mathias Grünewalds Auferstande- 1350 eine gewaltige physische Weltkata- das steht doch im Grunde genommen au- nen, der in Colmar zu besichtigen ist. Die strophe zu vermuten, Gunnar Heinsohn ßerhalb des wirklichen konkreten Lebens. runde, helle Geistessonne – an Baldur und Christoph Marx sprechen seit mehr Das wirkliche konkrete Leben aber war bzw. die Sonnenkraft erinnernd -, die da als zwei Jahrzehnten vom „letzen großen durchsetzt, die Geschichte sagt nichts davon, erscheint, ist wie ein Bild für das kos- Ruck“, der exoterrestrisch verursacht wor- aber es war durchsetzt von dem, was dann misch-geistige Sternenleben - eben Über- den sei. Der These von Kataklysmen, die in dem Genius der Jungfrau von Orleans sinnliches - das Rudolf Steiner mit allem auf I. Velikovsky zurückgeht, schlossen an die Oberfläche trat und was hineintrat Irdischen verbinden möchte, wenn die sich dann Uwe Topper, K. Walter Haug, in das französische Wesen zu einer Zeit, als Menschheit noch eine humane Zukunft zuletzt auch Christoph Pfister u.a. an. eben die suggestive Sprachkraft ausgeübt haben will. Und diese ist sehr, sehr um- Rudolf Steiner erwähnt davon nichts, wurde. Und dadurch wurde von unten kämpft, da es viele andere Wesen als den weist demgegenüber aber auf einen gewal- herauf dasjenige hineingeflutet in das fran- Heiland gibt, die mit dem Menschen ganz tigen seelisch-geistigen Einschnitt hin, der zösische Wesen, was Volkskraft war. So ist andere Ziele verfolgen. genau 100 Jahre früher lag, im Jahre 1250. das zustande gekommen.“ (siehe z.B. GA 180 Die vorchristliche Religion, die Uwe Daher schieben wir hier einige Betrach- „Mysterienwahrheiten und Weihnachtsimpul- Topper und andere Chronologiekritiker tungen zu diesem Zeitpunkt ein: se. Alte Mythen und ihre Bedeutung“, erkennen und benennen wollen, ist das „Wenn wir die Eigentümlichkeit des 17.1.1918) nicht wesentlich jener nordische Strom, menschlichen Bewusstseins im dreizehnten An anderer Stelle nennt Rudolf Steiner der oben charakterisiert wurde? Die roma- Jahrhundert ins Auge fassen, so sehen wir, die reformatorische Tat des Jan Hus ein nischen Kirchen (ein unpassendes Wort dass das primitive Hellsehen allmählich ver- 38 EFODON-SYNESIS Nr. 1/2004 schwunden war. Wir wissen, dass alle Men- wie alle sichtbaren Sterne und Planeten istAnthroposophieschiedenen Völker spiegeln sich allerdings schen früher ein elementares Hellsehen hat- er in Wahrheit nur das Zeichen, die Wir- oft Teilsaspekte der oben genannten Aka- ten. In der Mitte des dreizehnten Jahrhun- kung, der Zentralpunkt geistiger Wesen- sha-Chronik, welche jedoch von Rudolf derts gab es in dieser Hinsicht einen Tief- heiten, und diese wirken. Konstellationen Steiner umfassend und exakt erforscht punkt. In der Mitte des dreizehnten Jahr- sind eine Art Zeitanzeiger, die – ähnlich wurde. Insofern lassen sich die Mythen hunderts war plötzlich kein Hellsehen mehr unseren Uhren – nichts erzeugen, sondern auch in der Regel organisch in die Anthro- da. Es trat für alle Menschen eine geistige eben anzeigen, offenbaren, was „aktuell“ posophie eingliedern (siehe Literaturliste). Finsternis ein. Sogar die erleuchtetsten Geis- geistig-übersinnlich geschieht. Die riesigen Zeiträume von „Milliarden ter, die höchstentwickelten Persönlichkeiten, Außerdem macht Rudolf Steiner auf- Jahren“ der heutigen Geologie erweisen auch die Eingeweihten, hatten damals kei- merksam auf eine gewisse Atempulsation sich aus der Akasha-Chronik heraus als Irr- nen Zugang mehr zu den geistigen Welten des gesamten Weltalls im Rhythmus von tum. Anthroposophie hat allerdings stets und mussten sich auf das beschränken, was etwa 700 Jahren. So standen die Sterne um betont, dass sie methodisch wie inhaltlich ihnen durch Erinnerung geblieben war, 1250 am nächsten beieinander und ent- mit einer wahren Naturwissenschaft wenn sie etwas über die geistigen Welten aus- fernten sich bis Ende des 19. Jahrhundert immer in Einklang stehen wird, jedoch oft sagten. ... Diese kurze Zeit der Verfinsterung von einander fort, so dass ihre Abstände, im schroffsten Gegensatz zu deren Hypo- musste damals sein, um das Charakteristi- wenn auch sehr geringfügig, sich stetig thesen und Theorien. Dies gilt insbeson- sche unseres jetzigen Zeitalters vorzubereiten: vergrößerten. Auf die „Ausatmung des dere in Bezug auf die Geologie. die heutige intellektuelle, verstandesmäßige Weltalls“ folgt ab etwa 1900 wieder eine Warnend ruft der Geistesforscher de- Kultur.“ („Das esoterische Christentum und die „Einatmung“. Dies hat im Menschen sei- nen zu, die meinen, aus Totem Aufschlüsse geistige Führung der Menschheit“, GA 130, ne Parallelerscheinung in der Bildung ei- über die lebendige Entwicklung des Men- 27.09.1911, sehr ähnlich am 9.2.1912) nes festeren oder sich auflösenderen Be- schengeistes zu gewinnen: Nach jener kurzen Zeit der Verfinste- griffnetzes, wie z.B. in der Entwicklung „Der menschliche Leib hat sich verfestigt; rung liegt der Ursprung der Rosenkreuzer-
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