lebendiges rheinland-pfalz Zeitschrift für Wirtschaft, Wissenschaft und Kultur

Heft i/2006 Jahrgang 43 issn 0934-9294 usrad aufs des ersten industriemobils von dervergangenheit undzukunft Abbildung Titelseite: Jugendstil-Emailschild der INHALT Kayser AG, Kaiserslautern.

S. 2 ZWEI RÄDER STATT VIER HUFE Abbildung links: Katalogtitel von 1901 Homo automobilis in Rheinland-Pfalz der Kayser AG.

S. 19 DAS RHEINHESSISCHE FAHRRADMUSEUM GAU-ALGESHEIM heft i/2006 jahrgang 43 heft i/2006 jahrgang aufs Radaufs S. 20 INTERVIEW MIT RUDOLF SCHARPING

S. 23 RADSPORT UND ABITUR ZUGLEICH Heinrich-Heine-Gymnasium in Kaiserslautern

S. 24 INTERVIEW MIT UDO BÖLTS

S. 25 INTERVIEW MIT UTE ENZENAUER

S. 26 HI-TECH-SZENE RHEINLAND-PFALZ S. 31 DIE SPEZIALRADMESSE IN GERMERSHEIM Interview mit Roman Arnold, Schon elf Jahre auf Expansionskurs

lebendiges rheinland-pfalz 1/2006 rheinland-pfalz lebendiges Geschäftsführer GmbH in Koblenz S. 32 HISTORISCHE RADWEGEKARTE CYCLECRAFT in Pirmasens MÜSING in Freirachdorf S. 34 RADWANDERLAND RHEINLAND-PFALZ ENDORFIN in Hauenstein JUCHEM BIKE in Ulmen PICHLERRAD in Ludwigswinkel S. 36 DIE AUTOREN ABBILDUNGSNACHWEIS

S. 37 IMPRESSUM IM NÄCHSTEN HEFT

Diesem Heft liegt die Sonderveröffentlichung »Vorbilder, die nachwirken« bei. Sie dokumentiert ein Gespräch zwischen der Nachwuchsschriftstellerin Xenia Klinge und dem jungen Musiker Theo Plath. »AUFS RAD« Jürgen Pitzer Ihr Beiträge, dieausdemkomplexenLessing, fürihre Sache« gemacht Themaeine»runde haben. Ich danke allenAutoren, dem leidenschaftlichen insbesondere Technikhistoriker Professor Hans-Erhard wegenetzes. Günstige Voraussetzungen in Rheinland-Pfalz rollen. vermehrt also,dassdieRäder geschaffen sozumBeispieldurch denAusbauInfrastrukturen worden, eineszusammenhängenden Rad- sowie Radsportler Für wichtiger. sindindiesemLandoffensichtlich immer undFreizeitradler Trimm- frühzeitigvielfältige undaussichtsreiche wirtschaftlich werden Fahrrad-Tourismus im Angebote Gezielte Rolle –ablesbarandemImagewandel vom »Drahtesel« zum»Status-Bike«. eineimmerbedeutsamere spielenauch desRades FitnessundFreizeit fürdieZukunft in Koblenz. Sport, leichtestezungen, denndaszurzeit undweltweit ambesten beurteilte Rennrad kommt auseinerFabrik bestehen Fertigung offensichtlich Fürderen beste Vorausset-und damitteuren Spezialrädern. wach- hierzulande die und Profis der Anforderungen dieNachfrage Hobbyradler sende Zahlfitnessbewusster undsportbegeisterter nach hoch spezialisierten die durch auch steigt Andererseits Fabrikationsstandorte. über Für deninzwischen Fahrrad-Massenmarkt entscheiden globalisierten diegünstigsten Kostenstrukturen trachten sind. prägend, dieteilweise Strukturen alsVorläufertrielle desAutomobilbaus undExperimentierfeld zube- ner inVerbindung Handwerk imweiteren Verlauf sowurden dieRad-Szene, mitindustrialisiertem indus- lungsgeschichte auch Landesverknüpft. amAnfang Beherrschten unseres genialer Einzel- Erfindergeist 200Jahre. gut letzten der undallgemeinen Entwick- wirtschaftlichen Denn dieEntwicklung istengmitderIndustrie- desFahrrades Begleiterscheinungen gesellschaftlichen Entwicklungsgeschichte wie die technischen ihre durch und Zeitreise Mobilität komprimierte der eine gewisser Weise in beschreibt Heft Dieses Von derVergangenheit desersten undZukunft Industriemobils

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lebendiges rheinland-pfalz 1/2006 rheinland-pfalz lebendiges ZWEI RÄDER STATT VIER HUFE Homo automobilis in Rheinland-Pfalz

>>> Prof. Dr. habil. Hans-Erhard Lessing

Das heutige Rheinland-Pfalz war von Anfang an dabei, als Jahr in einem anderen Land tagt und 2006 in Toronto zu- der moderne Individualverkehr ohne Pferd geboren wurde. sammentritt. Erstmals sind nun gesicherte Fakten in deren Die seither verstrichenen rund 190 Jahre haben allerdings Tagungsbänden1 zugänglich. die Wurzeln derart verschüttet, dass man ein bisschen aus- Schon die Frage der Erfindung des Zweiradprinzips war holen muss, um die Ereignisse in ihrer ganzen Tragweite lange umstritten, denn die europäischen Nachbarn hatten zu ermessen. Dazu kommt, dass die Fahrradgeschichte bis- eigene Erfindungsmärchen aufgetischt, zuletzt Italien das lang ein Stiefkind der ohnehin an deutschen Universitäten sogenannte Leonardo-Fahrrad, die Fälschung eines unbe- kaum vertretenen Technikgeschichte war. Das neue Inte- kannten Spaßvogels, in den 1960ern, als der Codex Atlan- resse an der Kultur-, Sozial- und Designgeschichte des ticus zur Restaurierung komplett zerlegt wurde.2 Ange- Fahrrads manifestiert sich aber seit 16 Jahren in der Inter- fangen zu fälschen hatte Frankreich mit einem Comte de national Cycling History Conference (ICHC), die jedes Sivrac angeblich schon 1791, was England mit einem Kirchenfenster in Stoke Poges angeblich bereits aus Crom- wells Zeiten noch zu überbieten versuchte. Glänzend be- stätigt bleibt zur Überraschung vieler Deutscher der gebür- tige Karlsruher Karl Drais, damals noch Freiherr, der mit seiner Erfindung des Zweiradprinzips in nicht allein die Grundlage für Fahrrad und Motorrad gelegt, sondern damit den Siegeszug des mechanisierten Indivi- dualverkehrs ohne Pferd angestoßen hat, der motorisiert heute die Welt beherrscht. Nicht umsonst haben 2004 die Leser des britischen Magazins THE TIMES in einer Um- frage3 nach der wichtigsten Erfindung das Fahrrad auf Platz eins gesetzt! Der sich selbst bewegende Mensch – homo automobilis – setzte sich 1817 weltweit tausendfach auf zwei Räder und eroberte, allerdings durch obrigkeit- liche Verbote gehemmt, seine Umwelt. Diese 80 Jahre Auto- mobilität bis zur Motorisierung wurden hierzulande gern vergessen, wo man lediglich untersuchte, ab wann ein Ben- zinmotor in ein Fuhrwerk eingebaut wurde.

1 Cycle History, Band 1—16, Cycle Publishing Corp., San Francisco, 1990—2005

2 H. E. Lessing: Automobilität — Karl Drais und die unglaublichen Anfänge, Leipzig, 2003

Der Katalogtitel von 1910 zeigt Bad Münster am Stein. 3 THE TIMES (London), 27. November 2004 3 aufs radaufs

Daimlers Motorvierrad gilt 1895 noch als Fahrrad.

Was hat das Auto mit dem Fahrrad zu tun? trie entwickelte auch die spanlose Verfahrenstechnik der Se- Die Antwort, die man in den Zeitungen so nicht liest, lau- rienproduktion mittels spezieller Werkzeugmaschinen, Blech- tet: sehr viel, genau genommen mehr als die Kutsche! pressen und Lichtbogenschweißmethoden für die spätere Denn auf den Straßen war das Fahrrad das früheste indi- Automobilproduktion. Viele der bedeutendsten Autohersteller viduelle Verkehrsmittel, das ohne Pferde auskam und waren zuvor Fahrradfabrikanten. Doch der wichtigste Bei- somit Träger einer ganzen Fahrradkultur wurde, von der trag des Fahrrads war, einen enormen Bedarf nach indivi- die nachfolgende Autokultur nur zu erben brauchte. Zwar duellem Langstreckenverkehr geschaffen zu haben, der erst ist heute das Autodesign weder mit dem Fahrrad-Design durch das Aufkommen motorisierter Fahrzeuge befriedigt noch mit dem Kutschen-Design vergleichbar, doch hun- werden konnte.« Dies schrieb der amerikanische Automo- dertzehn Jahre zurück war die Sache eindeutig: Die ersten bilhistoriker James J. Flink in seinem Ende der achtziger 4 Automobile waren überwiegend motorisierte Fahrräder Jahre erschienenen Buch. »Fahrräder mit Kraft- und hießen auch amtlich so – nämlich Im Land von Rosé/Benz und Daimler/Maybach, wo betrieb« . Erst als die Kutschenbauer ihre Kundschaft spä- man dafürhält, dass alles mit dem Benzinmotor anfing, fand ter auf die neuen Automobile umsteigen sahen, übernah- diese Erkenntnis wenig Gehör, zumal vormals die deutsche men sie den Karosseriebau der Automobile und brachten Fahrradindustrie ohnehin die britische und amerikanische erst dann beim Auto die ganze Kutschen-Terminologie ein. kopierte. Doch gerade auch Flinks sozialhistorische Aus- Dieser technikgeschichtliche Zusammenhang war im sage, dass das Fahrrad als Auto des 19. Jahrhunderts den 20. Jahrhundert in Vergessenheit geraten, und erst die Öl- Bedarf für mühelose individuelle Fernfahrten weckte, lässt krise von 1972 hat einen frischen Blick auf die histori- das Motormobil als logische Fortsetzung des Fahrrads er- schen Verhältnisse werfen lassen: »Keine frühere Innova- scheinen, als Sohn des Fahrrads gewissermaßen. Und sie tion – nicht einmal der Verbrennungsmotor – war für die wäre noch zu ergänzen um den wichtigen Aspekt, dass die Entwicklung des Automobils so wichtig wie das Fahrrad. Erb- Fahrrad-Avantgarde dem Automobil auch buchstäblich den stücke der Automobiltechnik aus der Fahrradindustrie waren Weg bahnte, indem sie mit Hilfe ihrer Vereine die freie Stahlrohrrahmen, Kugellager, Kettenantrieb und Differential, Fahrt auf den Straßen gegen die Obrigkeit erkämpfte. Bei- sowie ganz besonders der Fahrradpneu. Die Fahrradindus- spielsweise war in Köln das Radfahren in der Stadt von 1870 bis 1895 rundweg verboten. In den Vereinigten Staa- ten betrieb die League of American Wheelmen (Liga der

4 James J. Flink: The Automobile Age, MIT-Press, Cambridge (MA), 1988 amerikanischen Radmänner) im Kongress erfolgreiche 4

Wilhelm von Drais im Alter von 55 und Sohn Karl Drais mit 35 Jahren. lebendiges rheinland-pfalz 1/2006 rheinland-pfalz lebendiges drais und kirchberg

chon vor der erfindung des Zweiradprinzips Shat der Erfinder Karl Drais ein paar Jahre seiner Kind- heit im Hunsrück verbracht, in Kirchberg, damals Sitz des Lobbyarbeit für mehr Straßenbau. Denn wegen des guten Obervogts der Grafschaft Sponheim in badischem Besitz. Eisenbahnnetzes endeten dort die Straßen am Ortsaus- Und auf diese Obervogtstelle war 1790 der Vater des Er- gang im Schlamm. Deswegen kam Amerika auch verhältnis- finders, der Geheime Hofrat Wilhelm von Drais, krankheits- mäßig spät zum Auto, und der mäßig erfolgreiche Auto- halber versetzt worden, weil er in der hektischen Resi- entwickler Hiram Maxim nannte in seinen Erinnerungen5 denz von epileptischen Anfällen heimgesucht als Grund: »weil das Fahrrad noch nicht in großer Zahl auf- worden war. Der Vater hat unter Pseudonym in einem getreten war und das Denken der Menschen noch nicht auf Buch später seine Selbstheilung akribisch beschrieben, unabhängige Langstreckenreisen auf der normalen Straße weshalb dieses Buch von Medizinhistorikern immer noch gelenkt hatte. Wir dachten, die Eisenbahn sei gut genug.« geschätzt wird. Daraus wissen wir, dass in Kirchberg ein Ende seiner Epilepsie noch nicht abzusehen war. Ver- Das Pferdefuhrwerk ist älter geblich versuchte der Vater, sich als Gegenmittel mit der Fußgänger und Reiter machten schon immer den Indivi- Schreinerei, dem Buchbinden und schließlich dem Holz- dualverkehr aus, bis dann die Kutsche zum – zwar kosten- sägen zu zerstreuen. Die Zeiten waren auch denkbar un- pflichtigen – Kollektivverkehr einlud, allerdings mit dem- günstig. In Frankreich war die Revolution ausgebrochen, selben Ziel und derselben Abfahrtszeit für alle Insassen. dann der französische König geköpft worden, und das fran- Mobilitätsgarant war auf dem Gebiet des heutigen Rhein- zösische Revolutionsheer näherte sich dem Hunsrück be- land-Pfalz wie überall das Pferd, dessen Erwerb und Hal- drohlich. Worauf der regierende Markgraf Karl-Friedrich tung eine beträchtliche Investition bedeutete, die nur seinen Beamten zur Erholung in den Schwarzwald beur- besser gestellte Städter aufbringen konnten. Ein britisches laubte, wo der Bruder als Oberforstmeister in Gernsbach Rechenexempel vom Anfang des 19. Jahrhunderts lautete eine Forstschule betrieb. Dort gab es nach acht Monaten folgendermaßen: »Ein Reitpferd kostet vielleicht 40 britische eine Feuersbrunst, wonach die sechsköpfige Drais-Familie Pfund und anschließend günstigenfalls 30 oder 40 Pfund wieder die sechs Tagesreisen mit der Kutsche in den im Jahr für die Haltung und mit den Ausgaben für einen Stall Hunsrück antrat. Kaum angekommen, musste die Familie und einen Mann, der nach ihm schaut, oft mehr als das vor den Franzosen nach Winningen fliehen. Im Frieden Doppelte dieser Summe. Wenn es dreißig Jahre lebt, belaufen von Basel 1795 verlor Baden allen linksrheinischen Besitz, sich diese Ausgaben zusammen mit den Anschaffungskosten also auch die Grafschaft Sponheim, und wir finden die auf mehr als 1.700 Pfund: so viel kostet ein Pferd von Anfang Drais-Familie in Durlach bei Karlsruhe wieder, wo der Vater, bis Ende.« Und das war nicht wenig, denn für 1.700 Pfund bei halbem Sold entlassen, nun schriftstellert und gesun- konnte man damals in London ein Haus kaufen. Der zitierte det. Sohn Karl war Mathematikprofessor der Militärakademie von Woolwich jetzt zehn Jahre alt. fuhr fort, womit er die Ablösung des Pferds durch das Zwei- rad befürwortete: »Wenn dieselbe Person statt eines Pferds eine Laufmaschine für dieselbe Zeitdauer gehalten hätte,

Badisches Oberamts- gebäude in Kirchberg, 1941. 5 Hiram Maxim: Horseless Carriage Days, Harper Bros., New York 1937 laufen wieimmer.« mit denerforderlichen Reparaturenwirdsieweiterhin sogut abereineMaschine immernoch eineMaschine, ja Herrn, 20 Pfundbetragen. Nach dieserZeitist dasPferd tot, meine undReparaturkostenwürden Anschaffungs- nicht mehrals Gastl 1777 aufderUmbach gegründeten Sattlerei war Manufaktur. Nach dervom bayrischen Anfängen Anton nerhandwerk gabesinMainzeinevorbildliche Wagen- älteren Dichterin Sophievon LaRoche. Huns- im Zeit der nach sonntagsvonrück Speyer Karlsruhe oft zur20Jahre vor ritt Vater bekannte Schöngeist als der Fürstbeamte natürlich reiten, hielten sich Pferde, und musste reiten können. Vater konnten undSohnDrais als junger Mann,deresbeiHofe zuetwas wollte, bringen gingen, wiedieWanderburschen aufderWalz. Aberein wennZiegen gezogenwurden, sienicht schlicht zuFuß bislang aufWägelchen auswichen, dievon Hundenoder aroe o atl,Miz Kutschenmanufaktur Gastell inderMainzerInnenstadt. Cabriolet von Gastell, Mainz. Neben dem in jeder größeren Stadt ansässigenWag-Neben deminjedergrößeren Kein Wunder, dassdiekleinenLeute für die arme Bevölkerung entwickeltefür diearme sich dramatisch, Kette von schlechten begonnen.DieHungersnot Ernten galt fürDeutschland, nurhatte hierschon 1812 eine schneiten verdorben war. dieErnte Sommers Dasselbe zeichnet, indemalsFolge einesverregneten undver- 1816Neuenglandstaaten dasHungerjahr Amerikas be- inden wurde »Eighteen andFroze to Hundred Death« 1817: Mobilität DerUrknall mechanisierter Gastellund sowurde zurersten deutschen Waggonfabrik. nach Wiesbaden Waggonsfurt bezogihre ausMainz, schen Hof.Die1840 Taunusbahn eröffnende von Frank- auch französischen undengli- andenrussischen, dern nisse gingennicht nuransämtliche deutsche Höfe, son- Erzeug- Deren in derLudwigstraße seineChaisenfabrik. sich JosefGastell dannfranzösisierend 1820 underöffnete Reich einverleibt DerSohnschrieb wurde. Kutschenbauder aufgenommenworden, alsMainzdem mit Drais’scher Lizenzmarke,mit Drais’scher 1817. Höhenverstellbare Laufmaschine

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Die Draisische Reitmaschine eines Mainzer Mechanicus, 1817. Laufmaschine im Historischen Museum der Pfalz, Speyer.

Pilgerschritt westwärts wandernde Cholera-Epidemie ver- ein mainzer antwortlich, die 1831 Westeuropa erreichte. laufmaschinenbauer Es gab einen denkenden Kopf in Mannheim, der den Appell des Ökonomen Adam Smith verinnerlicht hatte, dass ürs raubkopieren gab es damals kein Unrechts- es unmoralisch sei, Kutschpferde durchzufüttern, wäh- Fbewusstsein, und so wurde die Drais’sche Laufmaschi- rend Menschen verhungern. Der Beamtensohn Karl Drais ne sogleich überall nachgebaut, so auch in Mainz. Dies (1785—1851), eigentlich vom Großherzog und Paten zum geht aus einem Bericht6 des bayerischen Feinmechanik- Forstdienst bestimmt, hatte bei den Technologen der Uni- Pioniers Georg von Reichenbach hervor, den dieser über versität Heidelberg studiert und Feuer für die dort gelehr- die Frankfurter Herbstmesse von 1817 schrieb, betitelt: ten Ideen der Mechanik gefangen. Karl, damals noch Frei- »Die Draisische Reitmaschine. Die oben nach Erinnerung im herr von Drais, hat später als Demokrat während der ba- Profil abgezeichnete Reitmaschine wird in Frankfurt (Okt. dischen Revolution seine Adelstitel niedergelegt – er wollte 1817) von einem Mainzer Mechanicus, der sie für seine eige- nur noch Karl Drais heißen, weshalb er und seine Erfin- ne Erfindung ausgibt, gezeigt und für 6 Louisdor zum Ver- dung bis 1918 von badischen Monarchisten gezielt lächer- kaufe angeboten. Sie ist aber von dem Forstmeister v. Drais lich gemacht wurden. zu [!] erfunden.« Die Konstruktion zeigt ver- Ausgangspunkt für seine Überlegungen waren die da- schiedene Abweichungen vom Drais’schen Original: eiser- mals in herrschaftlichen Gärten schon benutzten Garten- ne Gabeln – ganz ungünstig mit instabilem Vorlauf, einen phaetons gewesen, kleine Fuhrwerke für den Gartenbesit- schwebenden Reitsitz und eine Laterne. Welcher Mainzer zer, die zur Schonung der Gartenwege und Vermeidung Mechaniker es war, konnte noch nicht festgestellt werden. von Pferdemist von einem Bedienten mit Fußhebeln ange- »Die Füße des Fahrenden Ein weiteres interessantes Detail: trieben wurden. Den komplizierten und kraftfressenden sind vorn nicht gar bis zur Hälfte mit einer Art Überschuhen Antrieb reduzierte Drais in seinen beiden vierrädrigen bedeckt, welche mit Riemen befestigt und deren Sohlen mit Fahrmaschinen auf ein Tretrad bzw. eine Kurbelwelle einer Art Eissporn bewaffnet sind.« Der schnelle Verschleiß zwischen den Hinterrädern. der Schuhsohlen war damals ein Argument gewesen. Der verschneite Sommer 1816 muss dann den ent- scheidenden Schub gebracht haben. Nach Pfingsten 1817 6 Deutsches Museum, Handschriftensammlung Nr. 8290 waren plötzlich die Zeitungen voll von Nachrichten über sein Zweirad, die sogenannte Laufmaschine, die bald im ganzen Abendland Draisine genannt wurde. Seine Basis- Pferde wurden abgeschlachtet, sodass der hastig in den innovation des Zweiradprinzips wurde von technisch Interes- Niederlanden eingekaufte Weizen vom Hafen Mainz kaum sierten weltweit als Ei des Columbus begrüßt und machte mehr ins Landesinnere transportiert werden konnte. Wir den Einsatz der Muskelkraft so ökonomisch, dass Pferde wissen heute, dass die Ursache dafür ein Vulkanausbruch entbehrlich wurden. Vor dem Hintergrund des Pferdeab- des Tambora nahe Bali gewesen war – schlimmer noch schlachtens wegen des unerschwinglichen Haferpreises als der spätere Krakatau und auch für die von Bengalen im 7

ein pfälzer in wien: anton burg & sohn aufs radaufs

arl drais’ antrag auf ein österreichisches Pa- Ktent wurde damals trotz Befürwortung durch den Gut- achter abgelehnt. Warum? Weil in Wien bereits jemand angefangen hatte, solche Laufmaschinen nachzubauen, und zwar ein Pfälzer namens Anton Burg. Dieser gelernte Tischler hatte seine Heimatstadt Sobernheim (heute: Bad) verlassen und sich 1790 in Wien niedergelassen. Er bau- te eine Manufaktur für landwirtschaftliche Geräte auf, die In Wien topaktuell: Komponist Schubert mit Kaleidoskop, Maler Kupel- sich seit 1811 als K.K.Hofackerwerkzeug- und Maschinen-- wieser mit Burgscher Laufmaschine, 1818. fabrik bezeichnen durfte. Im Frühjahr 1818 kann man lesen, dass Burg nicht nur Laufmaschinen baut und ver- erschien pferdeloses Fortkommen äußerst sinnvoll. Drais kauft, sondern auch vermietet. Außerdem hat er in Wien hatte den Kurbelantrieb des Hinterrads ganz aufgegeben eine Fahrschule eingerichtet. Interessanterweise haben zugunsten des Direktabstoßens vom Boden, schon allein seine Zweiräder, von denen vier im Technikmuseum von des ungewohnten Balancierens wegen. Es sollte ein halbes Wien erhalten sind, keine Unterarmstütze, sondern eine Jahrhundert dauern, bis jemand wagte, die Füße auf Dauer gepolsterte Bruststütze, wie sie die Schreiber auf ihren vom sicheren Boden zu nehmen und wieder auf Kurbeln zu Sitzböcken vor den Stehpulten verwendeten. Drais kriti- setzen. Die noch unsportlichen Zeitgenossen sahen es ganz sierte diese ergonomische Variante als schädlich. Sohn richtig, wenn sie das Fahren der Laufmaschine als Schlitt- Adam von Burg wurde wegen seiner Verdienste als Pro- schuhfahren auf der Straße beschrieben – allerdings durfte fessor und Leiter des Polytechnischen Instituts in Wien damals nur die männliche Jugend Schlittschuh fahren. geadelt und führte die Firma weiter, in deren Katalog von 1857 noch eine Kinderdraisine lieferbar war. Als Beamter, noch dazu bei vollen Bezügen beurlaubt, durfte Drais nicht unternehmerisch tätig werden. Mit sei- nem Juristen-Vater dachte er sich ein Lizenzmarken-System mit Planverkauf aus, sodass Interessenten ihre Laufma- schine beim lokalen Wagner anfertigen lassen konnten. Die minimalistische Konstruktion der Laufmaschine war denn auch ganz auf die Mentalität der Wagner zugeschnitten, mit der gewohnten Reibscheitlenkung, welche die Raubkopie- rer überall als Erstes wegließen. Die Räder mit nur acht Speichen waren ein Muster an Leichtbau, wie auch die Vermutlich Fabrikant Anton Burg aus Sobernheim und Sohn (rechts). ganze Maschine, die nur so viel wog wie ein Hollandrad heute. Im Laufe des Sommers hatte Drais bemerkt, dass er eine dosierbare Bremse benötigte, keinesfalls den blo- ckierenden Radschuh der Fuhrwerke, wie er heute noch spätere slowakische Klassiker Ján Kollár fuhr damit sonn- beim Rangieren im Güterbahnhof verwendet wird. Ansons- tags sechs Kilometer nach Lobeda zum Predigen und zu ten wurden damals die Fuhrwerke nur von den Tieren seiner Braut, der Pfarrerstochter. Dresden war Hochburg selbst gebremst. Dies ist das erste der nun rasch folgenden der Laufmaschinen-Nachbauer, von denen einer die 88 Beispiele, wie der Mensch durch Selbsterfahrung auf zwei Kilometer bis Leipzig auf »weniger guten Wegen« in sieben Rädern wichtige Erfindungen machte, die von den Fuhrleu- Stunden zurücklegte – immerhin 13 km/h Schnitt! 1820 ten nicht zu erwarten waren. Drais wurde vom fast gleich- fuhr ein britischer Ingenieur mit der Laufmaschine 500 km altrigen Großherzog Carl zum Professor der Mechanik er- vom französischen Pau über die Pyrenäen nach Madrid – nannt, mit den bisherigen Bezügen als Erfinderpension. eine Tour-de-France-ähnliche Leistung! In England kauften die stutzerhaften Dandys the velocipede, was Anlass zu Benutzer der Laufmaschinen waren Fürsten, wie Goe- einer Flut von ätzenden Karikaturen gab, die sich in erster thes Herrscher Karl-August von Sachsen-Weimar, Studen- Linie gegen den Müßiggang der Dandys richteten. ten, Handwerker und Posthalter. Der in Jena studierende 8 Veloziped-Karikatur auf Kaiserin Eugenie, die Kaiser III. zum Krieg gegen Preußen antrieb (um 1870). Die Mitra bedeutet, dass Eugenie es in Italien mit den Papisten hielt, und der angehängte Reifrock mit Stahlreifen (übrigens erstes Produkt von Peugeot) ihre Favorisierung der Krinolinenmode. Deren spätere Überwindung durch fahrradtaugliche Kleidung bedeutete den Aufbruch der Emanzipation durch das Fahrrad. lebendiges rheinland-pfalz 1/2006 rheinland-pfalz lebendiges

Faraday fuhr solch ein vierrädriges Sawyer-Veloziped. Und Sawyer belieferte auch das Ausland: Der französische Kronprinz erhielt ein Vierrad zum Geschenk, worauf die Höflinge weitere bestellten.

Andererseits hatte das Erscheinen der Laufmaschinen um 1820 mehrere Patente für Rollschuhe ausgelöst. Noch aber waren die Fußgängerwege nicht eben genug, um da- mit wirklich im Freien vorwärts zu kommen. Im Jahrhun- dert davor waren die Rollschuhe erfunden worden, um auf der Theaterbühne das Schlittschuhlaufen zu simulieren. In den USA fuhren die Studenten von Harvard und Yale Die 1849 in ganz Europa gespielte Meyerbeer-Oper »Le Pro- damit, aber auch der 78-jährige Präsidentenmaler Charles phète« mit einer auf Rollschuhen gespielten Eislaufszene W. Peale in Philadelphia. brachte dann den Durchbruch: Schlittschuhläufer probierten das Rollschuhfahren, und im Berliner Bierkeller »Korso- Mit der ersten ordentlichen Ernte im Herbst 1817 fiel halle« bedienten 1851 Kellnerinnen auf Rollschuhen. Mitt- allerdings der Haferpreis wieder, und die Pferdewirtschaft lerweile hatte sich der schwungvolle Eiskunstlauf durch- kehrte mit Macht zurück. Die Obrigkeit in Mannheim, Mai- gesetzt, den zu simulieren die Rollschuhe nicht geeignet land, London oder New York, ja sogar Kalkutta, verbot nun waren. Mit der Erfindung des durch Verkippen lenkbaren das allein praktikable Fahren auf den Seitenstreifen der Rollschuhs 1863 durch James Plimpton in Boston war auch Fußgänger. Doch die Fahrbahn der Fuhrwerke war für Zwei- dieses Problem gelöst. Plimpton gründete auf sein Patent radfahrer unpassierbar, weil völlig zerfurcht. Karl Drais ein weltweites Imperium von lizenzierten Rollschuhbahnen, wanderte nach Brasilien aus, und in der Folgezeit raubte wo seine Rollschuhe nicht verkauft, sondern ausschließ- die aufkommende Eisenbahn der mobilen Avantgarde für lich vermietet wurden. Seine erste europäische Rollschuh- fünfzig Jahre das Interesse. bahn wurde 1865 im Londoner Kristallpalast eröffnet.

1865: Neuer Schub für Mobilität Die Balancierangst auf Rädern war damit überwunden: Wer mit Rollen unter beiden Füßen überlebte, fürchtete Während des Siegeszugs der Eisenbahn experimentierten auch beim Zweirad nicht mehr den Verlust des rettenden in Europa und USA einzelne Mechaniker weiter mit Mus- Fußkontakts zum Boden. Just um diese Zeit tauchte in kelfahrzeugen, denen sie aber mit Rücksicht auf die Balan- Paris le vélocipède bicycle wieder auf, das zweirädrige Velo- cierangst der Leute meist drei oder vier Räder für Stand- ziped also, und zwar jetzt mit Kurbeln am Vorderrad, auf festigkeit gaben. Eine erfolgreiche Manufaktur solcher Vier- die man nach dem Aufspringen die Füße stellte und weiter- räder betrieb Willard Sawyer im englischen Dover und trat – ganz ohne Bodenkontakt! Wer der Erfinder eigent- stellte sie auch auf der Londoner Weltausstellung von 1851 lich war, ist immer noch umstritten: Es gibt ein US-Patent aus – im Todesjahr von Karl Drais also. Bis auf die Räder von 1866 für den just eingewanderten Pierre Lallement, waren diese Velozipede nun analog zur Kutschentechnik doch produzierten zu dieser Zeit in Paris die Brüder Aimé nicht mehr in Holz, sondern in Schmiedeeisen ausgeführt, und René Olivier zusammen mit dem Mechaniker Ernest wodurch sie eher schwerer wurden. Der Physiker Michael 9 aufs radaufs

Kurbelveloziped des Schmieds Johann Peter Schneider aus Gerolstein.

Michaux bereits solche Kurbelvelozipede aus Volleisen. nier Karl Benz gewesen sein, damals 1869 noch Zeichner Lediglich die Räder waren aus Gewichtsgründen noch aus und Konstrukteur bei Mohr & Federhaff in Mannheim. Holz. Die neu durch Paris geschlagenen Boulevards mit Hören wir ihn selbst im Interview (und nicht seinen un- Makadam-Belag begünstigten die Benutzung der neuen sportlichen Schwiegersohn Karl Volk, Geografielehrer Kurbelvelozipede, und die Pariser Weltausstellung von und Ghostwriter der sogenannten Benz-Autobiografie): »Ein 1867 machte sie der Welt bekannt (das französische bicycle guter Freund von mir hatte sich ein Veloziped gekauft ... blieb als Fremdwort im Englischen bestehen, übersetzt Da hatte ich ja mein Ideal, und sogar in vereinfachter Form. hätte es bicycular heißen müssen). In Frankreich und den Jetzt konnte ich pferdelos über die Landstraße dahineilen USA gab es eine Flut von Patenten, darunter bereits Kugel- und bedurfte ... nur meiner eigenen Kraft. Das heißt, vorläu- lager und Kettenantrieb aufs Hinterrad! Aus dem Gebiet des fig konnte ich es noch nicht. Mein Freund hatte es in Stutt- heutigen Rheinland-Pfalz ist kein Hersteller bekannt, da- gart erstanden und war mit dem gleichen Gefühl, das ich für gegen zwei im Württembergischen Stuttgart und Öhringen. das Fahrzeug hegte, nach Mannheim gekommen. Alle seine Außer dem Stuttgarter gab es auch den Mannheimer Velo- Versuche aber, fahren zu lernen, fanden ein schmähliches ciped-Club, dessen Clubanzeigen in der Tageszeitung die Ende. Es war also nicht pure Menschenfreundlichkeit, wenn Werbegrafik der Stuttgarter Vélocipède-Fabrik benutzten. er mir das Veloziped gab ... Aber nach vierzehn Tagen hatte Prominentestes Mitglied dürfte der spätere Automobilpio- ich es doch erlernt. Wer war stolzer als ich! War das eine

Kurbelveloziped der Michaux & Cie., 1869. 10 Britisches Paar auf Pedal-Tricycle, Anfang 1880er. lebendiges rheinland-pfalz 1/2006 rheinland-pfalz lebendiges

Sensation, als ich durch Straßen pedalierte, Speichenräder erfuhr den Wandel von der auf Druck be- und war das eine Sensation, wenn ich irgendwo auf der lasteten Holzspeiche zu der auf Zug belasteten Stahldraht- Straße in einem Gasthause einkehrte.« Der Übergang von speiche, d.h. das Gewicht des Zweirads hing nun an der je- der »Rauschmaschine« Veloziped zur »Rauschmaschine« weils nach oben zeigenden Speiche und diese an der Felge! Automobil war danach nur noch eine Frage der Zeit und Der amerikanische Designer und Architekt Buckminster eines befürwortenden Kapitalgebers. Fuller unserer Tage bezeichnete das Drahtspeichenrad als den Durchbruch zu einer neuen Ära des Denkens und In USA und Deutschland hat die Obrigkeit mit Verboten Entwerfens. Die Anfänge lagen noch in Paris bei Eugène den neuen Mobilitätsschub wieder abgewürgt, vielleicht Meyer, aber die industrielle Weiterentwicklung erfolgte war auch die mobile Avantgarde mit Maschinen komplet- in Coventry primär durch den Autodidakten James Starley, tiert. In Frankreich boten offenbar die wie Pilze aus dem dem die Stadt Coventry zu Recht ein Denkmal gesetzt hat. Boden schießenden neuen Rollschuhbahnen den kontakt- freudigeren Sport gemeinsam mit dem schönen Geschlecht, Jetzt konnten immer größere Vorderräder (bis zu zwei während die Velozipede eher »Junggesellenmaschinen« Meter Durchmesser) gebaut werden, um pro Kurbelum- blieben. Jedenfalls gab das runde Dutzend deutscher Velo- drehung eine größere Wegstrecke zurückzulegen und da- ziped-Hersteller schon Ende 1869 die Fertigung auf. mit bei gleicher Kadenz immer schneller zu werden. Der Heinrich Büssing in Braunschweig sattelte beispielsweise Sportsgeist der Engländer veranstaltete Wettrennen, wo- auf Eisenbahn-Signaltechnik um und kehrte erst im Alter rauf nun in die Rennmaschinen serienmäßig Kugellager mit seiner Omnibus-Produktion zur Straße zurück. Kott- eingebaut wurden. Vollgummibereifung und Rahmen aus mann in Öhringen machte mit Schulmöbeln weiter. Der Hohlmaterial zur Gewichtsersparnis waren Standard. Die Beginn des Deutsch-Französischen Kriegs 1870 brachte Angst vor gefährlichen Stürzen ließ daneben eine eindrucks- dann die französische Veloziped-Industrie endgültig zum volle Vielfalt von drei- oder vierrädrigen Maschinen ent- Stillstand. Doch anders als die USA machten die Briten in stehen, Tricycles und Quadricycles, die für Damen und ge- Coventry weiter. 1872 stellte der Schmiedemeister Jacob setzte Herren das Fahrzeug der Wahl wurden. So kaufte Reiling7 ein Velociped auf der III. Pfälzischen Industrieaus- Queen Victoria drei Exemplare des Dreirads Salvo von Star- stellung in Kaiserslautern aus. Mangels Abbildung ist ley, das danach als Royal Salvo beworben werden durfte. nicht mehr festzustellen, ob dieses bereits ein stark ver- Ab 1876 breiteten sich die Hochräder auch in den USA größertes Vorderrad besaß. aus, nachdem zur Hundertjahrfeier der Verfassung einige britische Hochräder ausgestellt waren. Colonel Albert Pope, 1883: Hochräder aus Frankfurt ein Bostoner Fabrikant, sah sie dort und fing an, sie zu Die schubweise Entwicklung der mechanisierten Mobilität importieren und dann eine eigene Produktion aufzuziehen, suchte sich immer neue Schauplätze: der Urknall der hölzer- worauf er dank des erworbenen Lallement-Patents ein nen Laufmaschine noch in Deutschland, die Schmiedetech- nik der Kurbelvelozipede dann in Paris und New York, und

jetzt die Hochrad-Enwicklung zunächst in Frankreich und 7 Bericht über die III. Pfälzische Industrie-Ausstellung, Kaiserslautern dann kriegsbedingt nur noch in Coventry. Das Design der 1873 11 Fahrrad-Anmutung: Karl Benz’ Ligroin-Tricycle. aufs radaufs

wahres Fahrrad-Imperium aufbaute. Dort sah der Darm- wie heute beim Heimrechner das ganze Vokabular eng- städter Fabrikantensohn Heinrich Kleyer die Hochräder, lisch war: man sagte auch in Deutschland statt Hochrad lernte fahren und brachte einige Exemplare nach Deutsch- Bicycle, zum Fahrer Bicyclist und bicyceln statt Rad fahren. land mit, wo er 1880 in Frankfurt einen Maschinenhandel Karl Benz in Mannheim hatte mittlerweile mit wech- gründete, 1883 das erste deutsche Hochrad produzieren selnden Kapitalgebern die Gasmotoren-Fertigung ange- ließ und bald selber produzierte – die späteren Adler- fangen und dachte eine Zeitlang ernsthaft daran, selbst Werke. Der nun 27-Jährige promotete im ganzen Reich das Hochräder zu fertigen. In dem Maschinenhändler Max Hochradfahren, gründete den Frankfurter Bicycle Club, Caspar Rosé, der in Mannheim das Depot der Kleyer-Bicyc- fuhr selbst Rennen und verkaufte seine Hochräder auch les und –Tricycles betrieb, fand er einen neuen Kompag- den fünf Söhnen des Nähmaschinenfabrikanten Adam non, der gegen seine Idee des Motorwagens nichts einzu- , der daraufhin selbst in die Produktion des neuen Sta- wenden hatte. Der Rest ist Geschichte: Sein Tricycle mit tussymbols einstieg. Dass diese neue Fahrzeugwelle kom- Leichtbenzin-Motor machte 1885 die ersten Fahrten und plett von außen kam, ist schon daran zu erkennen, dass

Hochrad Germania aus Neckarsulm, 1886. 12 lebendiges rheinland-pfalz 1/2006 rheinland-pfalz lebendiges

Kutschen-Anmutung: Dritter Prototyp mit Benz und Josef Brecht (links) nebst Kritik des »Radmarkt«.

erhielt 1886 ein Deutsches Reichspatent. Die Drahtspei- baute die britischen Erzeugnisse unverändert nach, nicht chenräder bezog er über Rosé von Kleyer in Frankfurt. Bis zuletzt weil viele Fertigteile hierzu aus Coventry bezogen auf den Motor stammte das gesamte Fahrgestell aus der wurden. Während einer kurzen, aber eindrucksvollen Ex- Technologie der Tricycles. Derweil erprobten in Cannstatt perimentierphase mit Rahmengeometrien hatte noch ein- bei Stuttgart Gottlieb Daimler und sein Mann fürs Kon- mal ein Starley, der Neffe John Kemp Starley, das Hochrad struktive, Wilhelm Maybach, den Prototyp ihres schnell mit seiner Vision des Niederrads mit Kettenantrieb aufs laufenden Motors in einem hölzernen Reitrad mit Stütz- Hinterrad abgelöst: Sein Modell Rover (Vagabund) setzte rädern – beide konnten nicht balancieren oder Rad fahren! schon 1885 den neuen Maßstab für die Welt! Schließlich mendelte sich weltweit die rautenförmige oder Diamant- Um diese Zeit begann dann auch hierzulande die Fer- Rahmenform (Raute = engl. diamond) heraus. tigung von Hochrädern, und zwar vor allem bei den Näh- maschinenherstellern: 1886 bei Dürkopp in Bielefeld, Seidel Muss man noch sagen, dass zwischen 1890 und 1900 & Naumann in Dresden, Opel in Rüsselsheim und später das Fahrrad zu dem wurde, was das Auto heute ist: Status- in der Neckarsulmer Strickmaschinenfabrik AG. Auch symbol, Wirtschaftsfaktor, Pferdersatz und Liebes-Beförde- Kleyer in Frankfurt produzierte nun selbst Bicycles, also rer? In den USA und auch bei uns gab es Umsatzeinbrüche Hochräder, der Marke »Herold«. Auch Tricycles mit Diffe- bei Theatern, Friseuren, Büchern, Zigarren, Korsetts, Maß- renzial in der Hinterachse wurden nach dem Vorbild des schneidern, Maßschustern, Pferdehaltern, Taschenuhren, Cripper-Dreirads aus Coventry produziert, sogar ein drei- ja sogar Pianos. Einfach weil Männer und Frauen, die sich rädriges Cripper-Tandem für Dame und Herr. Damit hatte die Räder leisten konnten, weniger ins Theater gingen, sich Deutschland Anschluss an die britische Hochtechnologie vorher nicht rasieren ließen, statt Bücher zu lesen Rad fuh- gefunden. ren, keine Zigarren dabei rauchten, das Korsett im Schrank ließen, Clubuniformen aus Maßkonfektion und billige 1886: Niederräder aus Kaiserslautern Strandschuhe trugen, keine Pferde mehr brauchten und sich statt Taschenuhren oder einem Piano lieber zwei Fahr- Andere Firmen wie die Eisenwerke Gaggenau oder die seit räder schenkten (woran man den horrenden Preis eines 1865 Nähmaschinen produzierenden Gebrüder Kayser in Fahrrads damals erkennen kann). Die Vereine hatten sich Kaiserslautern entschieden sich 1886, keine Hochräder wegen obrigkeitlicher Schikanen gebildet. Die jungen Pär- mehr zu produzieren, sondern gleich mit den zukunfts- chen flitzten den Anstandsdamen, die nicht so schnell die trächtigen Safeties oder Sicherheitsrädern zu beginnen, Fahrschule machen konnten, einfach davon. Selbst die für die bald die Sprachregelung »Niederräder« gefunden einzige Tochter Pauline des württembergischen Königs fuhr wurde. Leider sind von den ersten Maschinen keine Abbil- Rad, auf einer Luxusversion der sich nun NSU nennenden dungen erhalten –Vorbild war unter anderem das britische Neckarsulmer Fabrik. Der Münchener Verleger Paul von Humber-Design, doch wurden bald blaue und dann gene- Salvisberg brachte den rapiden Wandel auf den Punkt: rell bunte Emaillierungen entwickelt, die sich von dem ein- »Vor kurzem fragte man noch skeptisch: Was, Sie – radeln? tönigen Schwarz der Konkurrenz wohltuend abhoben. – Heute heißt es: Ja was, ist’s möglich, Sie radeln nicht? , Dass in Kaiserslautern zunächst keine Eigenentwick- und im Stillen zieht der mitleidige Frager bereits seine Schlüsse lungen stattfanden, darf nicht wundern: Die ganze Welt über die offenbar gestörte Gesundheit oder das Spießbürger- 13 Fahrrad-Anmutung: Benz-Velo unter französischer Flagge. aufs radaufs

tum des oder der Gefragten!« Den Frauen ermöglicht der Im Herbst 1888 konnte man im Familienblatt Gartenlaube Sachzwang beim Radfahren, manche Kleidungsvorschrift lesen, dass Gottlieb Daimler seinen Motor außer im Reit- umzustoßen, und eine kurze Zeit trugen sie dabei sogar rad mit Stützrädern inzwischen in ein vom Stuttgarter Hof- Hosen – ja, Hosen! wagner Wimpff & Sohn gebautes Fuhrwerk vom Typ Ame- ricaine eingebaut hatte. Mit dieser Optik wollte man die Wo ist die Zielgruppe? Zielgruppe der Kutschenhalter erreichen und ihr den Er- satz der Pferde schmackhaft machen. Hatte man in Mann- Benz und Daimler seien sich ein Leben lang nicht begeg- heim die Gartenlaube gelesen? Offenbar schon, denn die net, so geht die Mär, aber dass die nur zwei Eisenbahn- nächsten Prototypen des Benz-Motorwagens erhielten einen stunden voneinander entfernten Motoren- und dann Auto- Kutschaufbau vom Typ Victoria mit Holzspeichenrädern. mobilbauer in Mannheim und Cannstatt nichts vonein- Das nur wenige Jahre junge Branchenblatt Radmarkt aus ander wussten, ist ausgeschlossen. Jeder, der damals eine Bielefeld kritisierte diesen Gesinnungswandel hin zur Drehbank bedienen konnte, las die Patentzeitung, das Kutsche heftig. Polytechnische Journal oder zu Hause vielleicht das Fami- lienblatt Die Gartenlaube – und alle berichteten über die Ganz offensichtlich fühlte sich die Fahrrad-Avantgarde neuen Prototypen der beiden. Man muss sich vor Augen nicht länger angesprochen, während die Kutschenfraktion halten, dass beide Firmen mit ihren Motoren eigentlich gegen die Anbiederung wohl immun war. Benz selbst gab No-Name-Hersteller für den französischen Markt waren einmal die dort vorherrschende Meinung wieder: »Bevor und nun versuchten, das weniger progressive Inland für man sich auf einen Maschinenwagen setzt, kauft man sich Motorwagen zu interessieren. doch lieber Chaise und Pferde, das sieht viel feiner aus als

Vorbild für erste Kayser-Räder: das Kreuzrahmen-Safety von Bayliss & Thomas in Coventry von 1885. 14

verbote und schikanen überall– ein beispiel: lebendiges rheinland-pfalz 1/2006 rheinland-pfalz lebendiges

N0.15344 Darmstadt, 8. Juni 1897 Der Ford des Fahrrads: Chicagos Adolph AN DIE KAISERLICHEN Schoeninger mit Sohn. VERKEHRSANSTALTEN DES BEZIRKS

Es ist die Wahrnehmung gemacht worden, daß die Betheili- solch ein Fuhrwerk.« Auch die vierrädrige Victoria, für Benz gung der Beamten und Unterbeamten am Radfahrsport sehr der ultimative Motorwagen, wurde wenig nachgefragt. groß ist und noch täglich zunimmt. In Mannheim schlug dann die Stunde des Kaufmanns So wenig ich gegen eine vernünftige Benutzung des Zwei- Josef Brecht, gebürtig aus Durlach. Er analysierte die Lage rads seitens der Beamten und Unterbeamten einzuwenden richtig dahingehend, dass die Kutschenfraktion zu konser- habe, wenn ihnen ihre wirtschaftlichen Verhältnisse eine sol- vativ sei und als einzige mobile Avantgarde im Lande die che Liebhaberei gestatten, ebenso scharf muß ich es mißbil- Fahrradkundschaft infrage komme. Konsequent schlug er ligen, wenn namentlich minder gestellte Beamte und Unter- ein kleineres Vierrad mit Fahrrad-Anmutung und dem beamte, welche für ihren Unterhalt lediglich auf ihr Dienstein- Namen Velo vor – die Speichenräder kamen wieder von kommen angewiesen sind, sich zu ihrem Vergnügen Fahrrä- Kleyer in Frankfurt. Dieses Konzept Brechts wurde mit der anschaffen. Die Betreffenden lassen die Tragweite solch über 1.000 gebauten Exemplaren, später noch unter dem leichtfertigen Handelns offenbar ganz außer Acht. Da sie in Namen Comfortable, das erste erfolgreiche Serienauto der Regel nicht in der Lage sind, das gekaufte Rad sofort zu schlechthin. Viele davon fuhren in Frankreich unter anderem bezahlen, so entstehen ihnen durch die nicht geringen monat- Namen. Karl Benz allerdings bezeichnete es in einem lichen Theilzahlungen mitunter recht erhebliche Schwierig- Interview einmal abschätzig als »kleines Ding« und blieb keiten. Mit den Anschaffungskosten allein ist es auch nicht bis ins hohe Alter seiner vierrädrigen Victoria treu. gethan, die Instandhaltung des Rades, kleine Unfälle usw. verursachen weitere Ausgaben. Dazu tritt womöglich die Nei- gung, im Sportanzuge zu fahren, Radfahrvereinen sich an- Der Ford des Fahrrads: ein Chicago-Schwabe zuschließen u. dergl., was ebenfalls zu nicht unerheblichen In Europa war das Niederrad auch willkommenes Zusatz- Ausgaben nöthigt. Daß derartige, an sich völlig überflüssige geschäft vieler Waffenfabriken in Friedenszeiten geworden, Ausgaben die wirthschaftliche Zerrüttung unbemittelter Be- um nur einige zu nennen: Birmingham Small Arms Com- amten zur Folge haben müssen, liegt klar auf der Hand. pany, Fabrique Nationale in Belgien, Manufacture Fran- Aus diesen Erwägungen richte ich an die Herren Vorste- çaise d’Armes et Cycles in St. Étienne oder die Österreichi- her der Kaiserlichen Verkehrsanstalten die dringende War- sche Waffenfabriks-Gesellschaft Steyr. Die Fertigungs- nung, das oben Gesagte ggf. selbst zu beachten, wie auch technik entsprang auch weitgehend der Büchsenmacher- den nachgeordneten Beamten von der Beschaffung von Fahr- Tradition: Rohre aufbohren oder Naben aus Vollmaterial rädern abzurathen, wenn ihnen die Mittel hierzu nicht offen- drehen. Es entstanden handwerkliche Meisterstücke hoher kundig zu Gebot stehen. Individualität, die denn auch so viel wie ein halbes Piano Beamte pp., welche sich Fahrräder beschaffen, haben falls kosteten. sie später in Noth gerathen, auf Unterstützung seitens der Der Mann, der zusammen mit seinem Nachfolger Reuben Verwaltung in keinem Falle zu rechnen. Bezügliche Anträge L. Coleman dies Preisgebäude zum Einsturz brachte, war solcher Beamten sind überhaupt nicht hierher einzureichen. der 1854 eingewanderte Kaufmann Adolph Schoeninger. DER KAISERLICHE OBER-POSTDIREKTOR Im Bürgerkrieg hatte er als Freiwilliger unter den Gene- GEHEIMER OBER-POSTRATH rälen Franz Sigel und Carl Schurz gedient und danach CLAMT(?) 1869 in Chicago die Western Toy Company gegründet, die 15 Werbung für Crescent- Fahrräder aus Schoeningers Western Wheel Works. aufs radaufs

hölzerne Kinderwagen, aber auch Kinder-Bicycles und die viel teureren der Marke Columbia von Pope, aber vor -Tricycles herstellte. Die Feuersbrunst in Chicago 1871 legte allem konnte sich jetzt in den USA ein Arbeiter das Fahr- alles in Schutt und Asche, aber dank europäischer Ban- rad leisten. ken konnte er weitermachen. Auch er zahlte zunächst an In Deutschland übertraf die Nachfrage alle Erwartun- Pope Lizenzgebühren. Mit seinen Schwiegersöhnen Otto gen, also übernahm schließlich 1898 in Durlach bei Karls- Unzicker und Richard Böricke baute er dann eine ratio- ruhe auch die Nähmaschinen-Fabrik, 1872 von Max Gritz- nelle Fahrradfertigung auf, für deren Absatz das Verkaufs- ner gegründet, die Fahrradproduktion. Eine Besonderheit genie Coleman sorgte. Im Gegensatz zu Popes Büchsen- des Programms war das einzige kettenlose Fahrrad aus macher-Tradition kam die überwiegend deutsche Arbeiter- dem Südwesten, fälschlich oft als Kardanrad bezeichnet, schaft aus dem Schlosser- und Blechspielzeugmacher- obwohl anders als bei Motorrädern beim Fahrrad kein Handwerk. Mithilfe spanloser Press-, Stanz- und Tiefzieh- Kardangelenk in der Antriebswelle zum Hinterrad vorge- techniken ersetzten sie radikal fast alle spanabhebenden sehen ist. Vorbild war das Columbia Chainless, womit Arbeitsvorgänge und verbilligten dadurch das Fahrrad Pope nochmals eine Monopolstellung aufbauen wollte, in- enorm. Ein Branchenblatt schrieb: »Die Firma legt alles dem er alle Patente zusammenkaufte. Die Fahrradketten- auf die Stanzpresse und arbeitet nach deutschen Schlosser- Produktion hatte man damals noch nicht im Griff, sodass methoden mit regelmäßig Bier um 9 Uhr 30.« 1896 war die häufig Kettenbrüche vorkamen. Diesen Nachteil sollte nun Western Wheel Works genannte Fabrik unter Nach- das »Kettenlose« vermeiden. Die Fahrradproduktion in folger Coleman mit 1.200 Arbeitern und 200 produzierten Durlach erreichte 1910 im Jahr 2.400 Stück und endete Rädern pro Tag die größte Fahrradfabrik der Welt. Die erst 1960, nachdem die Firma Gritzner-Kayser von Pfaff Fahrräder der Marke Crescent fuhren kaum schlechter als übernommen worden war.

Das »Kettenlose« von Gritzner, Vorbild für Renaults Auto. 16 Einleuchtend: Schäferstündchen-Flucht dank de Dion-Bouton, 1899. lebendiges rheinland-pfalz 1/2006 rheinland-pfalz lebendiges

Motorisierung aus Frankreich maschinen- und Fahrradfabrik vormals Gebr. Kayser zu Während die ersten Kleinserien von Rosé/Benz in Mann- Kaiserslautern ein. Auf der I. Internationalen Motorwagen- heim und Daimler/Maybach in Cannstatt in Frankreich Ausstellung 1899 in Berlin wurde die Kayser-Voiturette unter dem Namen der Importeure liefen, hatte in einem viel beachtet, auch der Motor wurde anscheinend selbst Vorort von Paris Graf Albert de Dion mit dem Mechaniker gebaut oder war zumindest mit dem Schriftzug »KAYSER« Georges Bouton 1895 einen schnell laufenden Benzinmotor versehen. KAYSER ist somit ein typisches Beispiel dafür, ähnlich demjenigen von Daimler entwickelt, jedoch mit wie ein Fahrradfabrikant ganz selbstverständlich die Fer- elektrischer Zündung. Damit trieb er ein niederes, luftbe- tigung von Automobilen oder Fahrrädern mit Kraftbetrieb – reiftes Dreirad an, genannt Voiturette, wovon er bis 1901 so die amtliche Bezeichnung – aufnahm. Weitere Beispiele mehr als 15.000 Stück verkaufen konnte. Zum Vergleich: dafür waren Adler, Opel, NSU, und so fort.

Das vierrädrige Benz-Velo brachte es zwischen 1893 und Noch im selben Jahr 1899 zeigte Kayser auf der Frank- 8 1899 auf 1.200 Stück, wovon drei in die Pfalz nach Lam- furter Automobilausstellung ein vierrädriges Motorfahr- brecht, Landau und Ludwigshafen gingen. Der Graf hatte zeug mit fünf PS namens Primus (lateinisch: der Erste), das Voituretten wirkungsvoll Werbung für seine gemacht, in- eine gewisse Ähnlichkeit mit dem Benz-Velo nicht ver- dem er sie auf vier Plakaten als probates Mittel für den leugnen konnte, ebenso mit luftbereiften Stahlspeichen- Brautraub darstellte, was den französischen Männern rädern. Gelobt wurde seine einfache Bedienbarkeit ohne mächtig eingeleuchtet haben muss. Ab 1901 war dann de Chauffeur (Heizer), wie ihn nicht nur die Dampfautomobile Dion der größte Produzent von vierrädrigen Automobilen, erforderten. Damit eignete sich der Primus als Doktor- die sich optisch mehr an die Kutschenbesitzer richteten. wagen für den Landarzt. In der Folgezeit entwickelte die Auch im Deutschen Reich wurden die De-Dion-Bouton- AG eine ganze Palette von Personenwagen und drei Last- Voituretten in Lizenz gebaut oder eben einfach kopiert. wagen, Primus 2 bis Primus 14, von denen kaum Bilder er- Außer Cudell in Aachen stieg auch die Pfälzische Näh- halten sind. Doch damit kam die Absatzkrise, und die Autoproduktion wurde beendet.

Zur gleichen Zeit wie Kayser in Kaiserslautern stieg in Ludwigshafen die Firma Lux in den Automobilbau ein. Die von dem gebürtigen Mainzer Friedrich Lux 1880 ge- gründeten Lux-Werke fertigten Messgeräte für Elektro-, Gas- und Wasserinstallationen. 1898 warb Lux einen Inge-

8 Karl-Heinz Rothenberger: Auto und Motorrad – Der Kraftfahrzeugver- kehr in der Pfalz von den ersten Anfängen bis zum Ersten Weltkrieg, Mitteilungen des historischen Vereins der Pfalz 97 (1999), 505—554

9 Rothenberger, a.a.O.

Ein nicht erhaltenes KAYSER-Automobil. 10 Rohenberger, a.a.O. 17 aufs radaufs

Alte Fahrrad-Markenschilder aus Rheinland-Pfalz.

nieur von Benz & Co. aus dem benachbarten Mannheim ab Das zwanzigste Jahrhundert und wandelte seine Firma in die Lux’sche Industriewerke Von der Motorisierungsgeschichte überdeckt fand jetzt erst AG um, um Kapital für den Automobilbau zu erlangen. 1900 das Fahrrad seine größte Verbreitung, weil es durch radi- wurden die Ausstellungen mit recht modernen Fahrzeu- kale Serienfertigung erschwinglich geworden war. Die ab gen beschickt, zwei Lastwagen mit Benzin- bzw. Elektro- 1896 massiv einsetzenden Dumping-Importe amerikani- motor und eine dreisitzige Kopie des Benz-Velo. Zwei Jahre scher Fahrräder hatten ja das Preisgefüge total zerstört. Von später gab es dann Viersitzer mit bis zu neun PS entweder den fünf Mannheimer Fahrradfabriken überlebte zum Bei- mit Doppelphaeton- oder Tonneau-Karosserie (französisch spiel nach 1900 nur eine, wenn auch erst durch Diversifika- tonneau = Fass). Der Autobau entwickelte sich jedoch defi- tion auf andere Produkte. Die Fahrradteile waren jetzt so zitär, sodass Lux 1901 auf Drängen der Aktionäre aus- stark vereinheitlicht, dass Montagebetriebe aufkamen, die 9 schied und 1903 der Automobilbau aufgegeben wurde. nichts mehr selbst fertigten, sondern Fahrräder lediglich

Denn zwischenzeitlich gab es einen kleinen Boom für aus den zusammengekauften Einzelteilen montierten und das zweirädrige Fahrrad mit Kraftbetrieb, bald Motorrad ge- mit der eigenen Hausmarke versahen. Besonders Teilegroß- nannt. Kayser und Lux haben sich darauf nicht eingestellt, händler verkauften den Händlern dann gleich auch noch wohl aber Carl König in Speyer, von dem man nur aus den eigene Fahrräder. In Rheinland-Pfalz sind damals Fahrrad- Adressbüchern der Stadt etwas weiß. Er baute zweisitzige fabriken nachweisbar, von denen bestenfalls noch Marken- Motorwagen als »Doktorwagen«, aber 1905 auch ein Motor- schilder erhalten sind, jene Embleme, die am Steuerkopf rad und später auch Seitenwagen für Motorräder.10 des Fahrrads befestigt werden und heute eine Sammler- spezialität sind. In Mainz gab es seit 1890 die Joseph

KAYSER-Voiturette des Motorrad- museums Augustusburg. 18 Fahrerin mit wassergekühltem ARCO-Motorrad aus Speyer, 1920. lebendiges rheinland-pfalz 1/2006 rheinland-pfalz lebendiges

Goebel & Co. Fahrradfabrik, ab 1913 nur mehr Fahrrad- Trotz Weltwirtschaftskrise wurde 1932 in Köln nahe der handlung. In Ludwigshafen ist 1913 nachgewiesen die Pfäl- Sechstage-Rennbahn von Christian Schauff eine Fahrrad- zische Nähmaschinen- und Fahrradindustrie Bernhard fabrik gegründet, die nach Bombenschäden 1940 nach Geier. Kleinere Hersteller kamen nach 1900 durch die Ratio- Remagen umzog. Nach der Währungsreform geht es wieder nalisierung und Verbilligung zunehmend in Bedrängnis. bergauf: Sohn Hans Schauff fertigt Fahrräder, Mopeds und Motorräder und exportiert in den Nahen Osten. Aus Henry Ford kaufte 1912 eine Fahrradfabrik in Buffalo der Fahrradflaute 1960 erlöst der US-Boom, nachdem und verlegte sie nach Highland Park, um seine Serienfer- Präsident Eisenhower nach einem Herzinfarkt von seinem tigung des T-Modells zu rationalisieren. Die ganze Hinter- Arzt Dr. White das Radfahren verschrieben bekommt. achse mit Differenzialgehäuse wurde damals noch in meh- Das Versandhaus Sears, Roebuck & Co ordert Fahrräder in reren Teilen gegossen, entgratet, gefräst und ausgebohrt. Massen, ein Händler in Milwaukee 1.000 Tandems, die Die Leute der aufgekauften Fahrradfabrik Keim Company seither fester Programmbestandteil sind. In Europa kommt machten daraus ein Stahlblechteil, das unter den Ziehpres- die Klappradwelle, und Schauff beliefert Kaufhof. In den sen »rums-bums« in wenigen Schritten die endgültige Form 1970ern liefert Schauff Bonanza-Jugendräder in die ganze erhielt. So hat das Automobil noch einmal vom Vater Fahr- Welt und errichtet in zwei Bauabschnitten die modernen rad profitiert, als es schon längst von Mutter Kutsche den drei Werke für 600—700 Fahrräder pro Tag. Danach verlangt Regenschutz erhalten hatte. der Handel wieder mehr Rennräder. 1981 ist Schauff ers- Nach dem Ersten Weltkrieg lagen die Fertigungsbe- ter europäischer Hersteller eines Mountainbikes namens triebe der Rüstung brach und suchten nach verkäuflichen Wilderness. Die Kohlenfaser-Monocoque-Bauweise für Fahr- Produkten. Daimler in Berlin-Marienfelde baute Fahrrä- radrahmen wird entwickelt, und der Sohn und Designer der, und die Robert Bosch AG in Stuttgart hielt sich mit Axel Schauff räumt reihenweise Designpreise für damit ge- elektrischen Radlichtanlagen über Wasser, welche die baute Trekkingräder ab. Es folgen vollgefederte Mountain- wartungsintensiven Acetylengaslaternen ablösen sollten. bikes in dieser Bauweise, bald unter der separaten Marke Allenfalls Motorräder konnte sich der Mittelstand leisten. SOIL (wie Erdboden). Schweißroboter und Aluminium-Tech- Mangels Nachfrage gingen die verbliebenen Autohersteller nik hielten Einzug. Doch 2005 muss die Familie Schauff reihenweise in Konkurs. Benz & Cie in Mannheim und ihren deutschen Vorzeigebetrieb schließen. Gegen die Preis- die Daimler-Motorengesellschaft in Untertürkheim fusio- konkurrenz aus Fernost war kein Ankommen mehr. nierten. Wirtschaftliche Schwierigkeiten zwangen auch die Gebr. Kayser AG, die 10.000 Fahrräder im Jahr herge- stellt hatte, 1929 mit der Gritzner AG in Karlsruhe zur Gritzner-Kayser AG zu fusionieren (1957 von Pfaff über- nommen).

Fahrrad Wall Street der Fahrradfabrik Schauff in Remagen aus dem Jahr 1992. 19 aufs radaufs

DAS RHEINHESSISCHE FAHRRAD- MUSEUM IN GAU-ALGESHEIM

>>> Prof. Dr. Heinz-Egon Rösch

Die Museumslandschaft von Rheinland-Pfalz wurde um Das Fahrrad als Sportgerät eine weitere Attraktion bereichert: ein Fahrradmuseum! Hier kommt der Radsport der rheinhessischen Radsport- Wie kam es zu diesem Museum? Der Radsportverein Gau- vereine zur Geltung: Fahrräder zum Radballspiel, zum Algesheim feierte 1998 sein 100-jähriges Bestehen. Das Kunstradfahren und zum Reigenfahren, ebenso Einräder. war der Anlass, sich mit dem Fahrrad in der Geschichte, Zum Radballspiel gehören Radbälle, hier mit Unterschrif- in der Alltagskultur und im Sport zu beschäftigen. Ein ten von Weltmeistern. Die ältesten Rennräder stammen Förderverein und ein Trägerverein wurden gegründet und aus den 1950er Jahren, ein BAUER-Rad und ein italieni- man begann die ersten Ausstellungsobjekte zu sammeln. sches MAGNI-Rad aus Bergamo. Von Laurant Jalabert Die Stadt Gau-Algesheim stellte in dem gerade frei gewor- (Frankreich), dem zwölfmaligen Tour-de-France-Teilneh- denen und frisch renovierten Schloss Ardeck fünf Räume mer (zweimal Vizemeister), gibt es die Zeitfahrmaschine für das künftige Museum zur Verfügung. Ostern 2002 zu sehen, und zwei besonders feine Pinarello-Rennräder. konnte das Museum eröffnet werden. Besuchen wir nun Neben zwölf Renntrikots von Fahrern des Giro d’Italia die einzelnen Abteilungen des Museums. finden zwei Trikots besondere Aufmerksamkeit: Das Welt- meister-Regenbogentrikot von Werner Nesselhauf (Mainz), Informationen »Rund um das Rad« und zur Eröffnung wurde dem Museum das magenta- In kurzen Zügen wird die Geschichte des Fahrrades dar- farbene Trikot des Team Telekom mit den Unterschriften gestellt. Ein Nachbau der Draisine, die 1817 Karl Drais, von Jan Ullrich, Eric Zabel, Jens Heppner und anderen damals noch Freiherr, erfunden hat, ist ausgestellt, ein überreicht. Bilder der Weltmeister vom RSV 1898 Gau- originales Michaux-Veloziped (1864) mit Pedalen am Algesheim zieren diesen Ausstellungsraum. Vorderrad, das Michaux & Cie. zu Paris in Serie bauten. Weiter ein Crypto Cycle (um 1890) mit Planetengetriebe Das Fahrrad in der Kunst und ein Hochrad vom Ende des 19. Jahrhunderts. Zudem Zu diesem besonderen Schwerpunkt zeigt das Museum Fahrradgeschichte in Rheinhessen. Repliken von Picassos »Stierkopf« und von Duchamps’ Speichenrad auf Hocker, sowie Originale und Objekte. Das Fahrrad im Alltag In jedem Jahr wird eine Sonderausstellung gezeigt: Zu sehen sind hier alte und neue Frauen- und Männer- OPEL-Räder (2003), Kinderräder (2004), »Sie radeln wie räder, unter anderem zwei OPEL-Räder, die lange in ein Mann – Madame«, Frauenräder (2005), 40 Jahre Inter- Gau-Algesheim gefahren wurden, ein IRIS-Rad und Fahr- nationale Radrundfahrt Rheinland-Pfalz (2006). – Archiv räder aus den 1930er bis 1950er Jahren. Ein Bonanza- und Bibliothek des Museums befinden sich im Aufbau. Rad und ein erstes Klapprad dürfen nicht fehlen. Für fahr- radtechnisch Interessierte sind das DÜRKOPP-Rad mit »Kardanantrieb« und das ADLER-Rad mit Dreigangschal- Das Museum ist geöffnet sonn- und feiertags von Ostern bis tung im Tretlager besonders reizvoll. Zudem Steuerkopf- Mitte Oktober oder nach Vereinbarung, Tel. 0 6131-7 22 21. schilder und attraktive Fahrradplakate. www.fahrradmuseum-rheinhessen.de 20 lebendiges rheinland-pfalz 1/2006 rheinland-pfalz lebendiges INTERVIEW MIT RUDOLF SCHARPING, PRÄSIDENT DES BUND DEUTSCHER RADFAHRER

PITZER: Herr Scharping, wie oft fahren Sie noch Rad? Spitzensport mit außergewöhnlichen Erfolgen bei inter- nationalen Meisterschaften und Olympiaden sammelt der SCHARPING: Viel zu wenig wegen des derzeitigen Winter- Radsport nach den Kanuten die meisten Medaillen, und wetters und auch wegen der vielfältigen terminlichen In- im Breitensport gehören Nachwuchsarbeit und Spitzenleis- anspruchnahme. tung untrennbar zusammen. Insoweit sind unsere Ziel- PITZER: Ist es nicht das Problem des Rades als alternatives gruppen die sportlich Ambitionierten, aber auch diejeni- Fortbewegungsmittel, dass es nicht winter- und allwetter- gen, die von Gesundheit und Fitness getrieben sind. tauglich ist? PITZER: Sportliche Ambitionen in allen Ehren, aber die SCHARPING: Nein, denn die Leute auf den Mountain- Leistungen von Jan Ullrich werden die meisten Radfahrer bikes und auf dem Cross-Rad werden Ihnen sofort wider- nicht mehr erreichen können. Wäre es nicht auch sinn- sprechen. Ich fahre nach wie vor lieber Rennrad. Es gibt voll, das Rad als alltagstaugliches Verkehrsmittel noch wunderschöne Strecken und Gegenden in Deutschland und stärker ins Bewusstsein zu bringen? auch im übrigen Europa. SCHARPING: Ich weiß nicht, ob das nicht auch ein etwas PITZER: Das Rad hat ja jetzt eher ein Image bekommen verengter Blickwinkel ist, wenn ich mir überlege, dass als Sport-, Design- und Differenzierungsinstrument denn etwa 10 Millionen Menschen in Deutschland das Rad regel- als das eines Fortbewegungsmittels. mäßig benutzen. Breitensport und Freizeitvergnügen sind dabei zusammen. In Rheinland-Pfalz zum Beispiel wurde SCHARPING: Wenn man genau hinguckt, dann sind alle 1992 die Aktion »Tal Total« auf den Bundesstraßen am Rädertypen präsent. In deutschen Haushalten stehen Mittelrhein durchgeführt. Jetzt gibt es in Rheinland-Pfalz über 60 Millionen Räder. Die werden regelmäßig von Mil- mehrere solche autofreie Sonntage, und dieses Modell lionen Deutschen genutzt in einer großen Bandbreite: hat sich in ganz Deutschland durchgesetzt. Aktuell haben Da sind Familien, die am Wochenende eine Wandertour wir vom Bund Deutscher Radfahrer die Ministerpräsiden- unternehmen, da sind Leute, die mit dem Mountainbike ten gebeten, die Schirmherrschaften über die Breitensport- oder mit dem Rennrad etwas für ihre Fitness oder Gesund- aktivitäten des BDR zu übernehmen, und alle haben das heit tun wollen, und da sind sportlich Ambitionierte. Da sehr gern getan. Das hat einen Grund: Allein der Bund sind auch Menschen, die einfach – so wie in früheren Jah- Deutscher Radfahrer macht pro Jahr etwa 5.000 Breiten- ren – den Weg zur Arbeit zurücklegen, vielleicht sonn- sportveranstaltungen und wir haben dort weit über eine tagmorgens noch die Sonntagszeitung und die Brötchen Million Teilnehmerinnen und Teilnehmer. Es ist die ganze holen. Radsport ist die populärste Freizeitsportart in Breite des Lebens vertreten: vom ambitionierten Spitzen- Deutschland überhaupt – vor Laufen, vor Schwimmen sport bis zur gemütlichen familienorientierten Freizeit- und vor allen anderen. gestaltung. PITZER: Wo liegt der Schwerpunkt Ihres Verbandes? PITZER: Deutsche Fahrradhersteller spielen anders als SCHARPING: Der Bund Deutscher Radfahrer fördert bei- früher keine so bedeutende Rolle mehr. Wie ließe sich das des – nämlich den Spitzen- und den Breitensport. Als ändern? 21 aufs radaufs

SCHARPING: Die Fahrradhersteller in Deutschland sind Deutsche Straßenmeisterschaft für Männer, für Frauen und eher mittelständische oder kleine Unternehmen. Sie stehen für den Nachwuchs auszutragen. Und damit verbinden unter einem ungeheuren Wettbewerbsdruck, was Spezia- wir diese sehr prominenten und sehr attraktiven Rennen litäten angeht, wenn Sie an italienische Radhersteller den- zu einer Serie – und Sie haben am Ende dann einen ken, oder auch bei Massenprodukten, bei denen ein taiwa- Deutschen Meister bzw. eine Deutsche Meisterin stehen. nesischer Hersteller oder andere kostengünstig sehr große PITZER: Könnte Ihr Verband einen Preis für eine Art Stückzahlen mit sehr modernen Materialien produzieren Komfort- und Allwetterrad ausloben, bei dem Sicherheit können. Da kann man nur hoffen, dass die wirtschaftlichen und Alltagstauglichkeit optimiert werden? Chancen, die mit dem Rad außerordentlich groß sind, auf der Herstellerseite wie auf der Seite des Handels und von SCHARPING: Der Phantasie und den Ideen sind keine den Dienstleistern besser verstanden werden. Es ist im Grenzen gesetzt. Mit der Barmer Ersatzkasse und sehr Übrigen interessant zu beobachten, wie viele Manager, Un- phantasievollen Ärzten wurde zum Beispiel im Zusam- ternehmensführer und andere Prominente mittlerweile menhang mit Vorbeugung gegen Herz-Kreislauf-Erkran- mit dem Rad unterwegs sind. Kürzlich las ich auf der Wirt- kungen, Übergewicht und der Rehabilitation von Herz- schaftsseite einer großen deutschen Tageszeitung den Kreislauf-Erkrankungen ein entsprechendes Rad entwick- Hinweis, dass der Radsport zum Teil Golf ablöst, wenn es elt, mit dem man inzwischen gute Erfahrungen gemacht um die Pflege von Kontakten, gemeinsame Unterneh- hat. Der spannende Punkt ist genau dann erreicht, wenn mungen und Aktivitäten geht. Radsport ist mit milliarden- es von der Idee in die Produktentwicklung und die Ver- schweren Umsätzen in Deutschland ein durchaus be- marktung geht. Da wird es dann ein bisschen schwieriger, achtlicher Wirtschaftsfaktor. Bei den größeren Rennen in auch deshalb, weil wir es einerseits zu tun haben mit Deutschland hat der Radsport 25 Millionen Zuschauer. sehr gut situierten Menschen, für die die technische Aus- Das ist doppelt so viel wie sich in den Stadien der Fußball- stattung oder das Image einer Marke wichtig ist, und an- Bundesliga versammeln, und von den Medienreichweiten dererseits mit Millionen von Familien, die auf den Euro, her ist Radsport nach Fußball die Nummer zwei, also auch auf den Cent gucken müssen, wenn sie ein Rad anschaf- von daher ein beachtlicher Wirtschaftsfaktor und übrigens fen. Ein Sportverband muss seine Rolle klar definieren. Der auch Werbeträger. Das hat übrigens mitgeholfen bei der Bund Deutscher Radfahrer betrachtet sich als Anwalt, Überlegung, im Jahr 2006 erstmals eine Internationale 22 lebendiges rheinland-pfalz 1/2006 rheinland-pfalz lebendiges

Organisator bzw. Promoter des Spitzen- und des Breiten- sonders gut gelten, findet 2006 die Hallenweltmeister- sports und in der Nachwuchsarbeit. Es gibt in Rheinland- schaft in Chemnitz statt. Was den Breitensport und das Pfalz spannende Entwicklungen, zum Beispiel das Hein- eher an Gesundheit und Fitness orientierte Sporttreiben rich-Heine-Gymnasium in Kaiserslautern. Dort ist Radsport angeht, hoffe ich, dass wir weiter vorankommen mit Fra- ein Schwerpunkt in einem sportorientierten und sportför- gen zu Radwegen, zur Sicherheit des Radfahrens ein- dernden Gymnasium mit Schülern, die Vizeweltmeister im schließlich der Helme und zu Themen wie Zusammenar- Juniorenbereich sind, also durchaus auch ein sportlich er- beit mit Schulen. Zum Teil ist das noch Zukunftsmusik, folgreiches Gymnasium, begleitet von einem aufmerksa- freilich eine solche, über die wir mit vielen Partnern sehr men Radsportverband in Rheinland-Pfalz. Sportlich, öko- intensiv sprechen, um Millionen Rad fahrender Menschen nomisch usw. kann manches noch besser werden, aber die besser zu mobilisieren. Voraussetzungen sind eigentlich ziemlich gut, gerade, PITZER: Was fahren Sie denn selbst für ein Fahrrad? wenn ich nach Rheinland-Pfalz schaue. SCHARPING: Ein Pinarello, das mir vom damaligen Team PITZER: Wie international ist die Radsportgemeinde? Telekom und von Jan Ullrich zum 50. Geburtstag geschenkt SCHARPING: Es gibt in jedem europäischen Land einen wurde. Das Rad wird in hohen Ehren gehalten, weil es nationalen Radsportverband, die auch in einem Welt-Rad- Jan Ullrich bei seinem Sieg auf der Tour de France 1997 sportverband zusammengefasst sind. Diese internatio- begleitet hatte. nale Kooperation pflegen wir natürlich, auch weil Radsport PITZER: Und pflegen Sie das denn selbst? zunehmend ein internationaler Sport ist, wie die großen Rundfahrten zum Beispiel neuerdings in Australien oder SCHARPING: Ja klar. sogar in Katar beweisen. PITZER: Wie viel fahren Sie jährlich? PITZER: Was erwarten Sie für die kommende Saison. Was SCHARPING: Oh, ich hoffe, dass ich dieses Jahr wieder werden die Schwerpunkte Ihrer Arbeit sein? so in die Nähe der 5.000 Kilometer komme. Aber das ist SCHARPING: Sportlich hoffe ich auf ein erfolgreiches Rad- immer etwas abhängig von anderen Belastungen, die sportjahr 2006 mit der Tour de France und anderen klassi- man hat. Und vielleicht gelingt es mir auch mal wieder, schen Rennen. 2006 ist die Rad-Weltmeisterschaft in Salz- an einem Rennen teilzunehmen. burg unmittelbar vor der Haustür. 2007 haben wir die PITZER: Herr Scharping, vielen Dank für das Gespräch. Weltmeisterschaft im eigenen Land in Stuttgart und 2008 ist schon wieder die Olympiade. Damit sind die wesent- lichen Meilensteine der spitzensportlichen Entwicklung beschrieben. Es kommen andere Weltmeisterschaften auf der Bahn, in der Halle und dergleichen dazu. Zum Bei- spiel hatten wir im November 2005 die Hallen-WM in Freiburg und weil die Deutschen in dieser Hinsicht als be- art Cross Country (querfeldein) trainiert werden, fürdie trainiert (querfeldein) Country Cross art Schule. Hierkannfürdieolympische Mountainbike-Sport- gerichtete Mountainbike-Technikgelände beider direkt oderauf dasneuein- entweder ebensoinden Pfälzerwald hofen. Und oderMountainbike-Fahrten fürCross- geht’s vondie Radrennbahnen Schopp, oderDuden- Friesenheim lichen aufdemRennrad. geht’s auf FürdasBahntraining begleitet dieJugend- perMotorrad derTrainer Pfälzerwalds Auf Mountainbike. – Cross – Bahn – vertretenen Disziplinen:Straße allen dort bands BundDeutscher Radfahrer sich amNachwuchsprogrammtiert desRennsportver- gefährden. DasStaatlichegefährden. Heinrich-Heine-Gymnasium Schulbesuch nicht denspäteren unddarf Berufseinstieg beginnensollte.Jahren natürlich Dieskollidiert mitdem an dieSpitzezugelangen,weshalb esschon injungen ist intensives erforderlich,sport, überJahre um Training Bei denständig verbesserten Rekorden, auch imAmateur- Hans-ErhardLessing habil. Dr. >>> Prof. Heinrich-Heine-Gymnasium inKaiserslautern RADSPORT UNDABITURZUGLEICH (HHG) schulreife werden. erworben Reifedie mittlere oderderschulische Teil derFachhoch- betreuung nutzen.Statt desHauptziels Abiturkönnen auch als Teilinternat mitMensaundtäglicher Hausaufgaben- Einzugsbereich wohnende Schüler können dieSchule auch fürdiejugendlichen Freiraum gend privaten Sportler. Im Wettkämpfeende fürsportliche undlässt frei noch genü- werden.vermieden DieFünftagewoche hältdasWochen- wodurch Wege zeitraubende undAbstimmungsprobleme möglicht Wohnen dieEinheitvon Lernen, undTrainieren, unterstütztebund undderDeutschen Modeller- Sporthilfe Tennissport, undTischtennis. Badminton, Rad- Fußball, Judo,Leichathletik, Sportarten neue Wegedem Internat inden einerdualenFörderung Die Trainingskonzeption am fürRadsport Das von zwei Landesministerien, demLandessport- in Kaiserslautern geht mit seinen Sportklassen und gehtmitseinenSportklassen in Kaiserslautern den wenig verkehrsreichen Straßen des (BDR) . Trainiert wird in wird . Trainiert HHG orien- Max Erhardt und Raffael Freienstein.Max ErhardtundRaffael Benjamin Jost Deutscher Meister, kommende Talente sind Goldmedaille. BeidenMountainbikern war der16-jährige Benjamin Wittmann (rechts) ausWeilerbach mitjeeiner der17-jährigeein. Ebendaund2005inWien triumphierte ausOtterbach(links) zweimal SilberundeinmalBronze schaften inLosAngelesfuhrdie17-jährige Welte Miriam Weltmeisterschaft inHamilton. 2004beidenWeltmeister- Fischer beider ausHausenbeiHahneineBronzemedaille meisterschaft inZolder. 2003holte die17-jährige Sabine Claudia Stumpf beiderWelt- ausQueidersbach eineSilbermedaille 17-jährige die gewann 2002 lassen. sehen sich kann www.hhg-kl.de Einrichtung inDeutschland.Einrichtung union auch tätigsind.Diesist alsTrainer eineeinmalige dieinPersonal- alsoLehrern, bestritten, Lehrertrainern von Videoanalyse. mitLichtschrankenmesssystemanderem und unter werden, ausgebaut weiter soll tainbike-Technikgelände zugute. DasMoun- auch Radsport-Disziplinen denanderen techniken undAufbautraining kommt aber alsGrundlagen- »motorische mitseinenStand-, Hüpf-undSpring- Lernen« ein sehrintensives Technik-Training erforderlich ist. Das Die bisherige Leistungsbilanz des Die bisherige wird Ein Großteil desUnterrichts indenSportklassen HHG im Radsport

aufs rad 23 24 lebendiges rheinland-pfalz 1/2006 rheinland-pfalz lebendiges INTERVIEW MIT UDO BÖLTS, HELTERSBERG

Herr Bölts, Sie haben zwölfmal an der Tour de France teil- Und was machte der Beruf nebenher? genommen und sind jedes Mal in Paris angekommen, wobei Ich hatte als Berufswunsch etwas in der freien Natur, Sie Jan Ullrich und Bjarne Riis jeweils zum Sieg verholfen Landschaftsgärtner, aber auch Zimmermann, hatte auch haben. Aussicht auf eine Lehrstelle im Nachbarort. Doch mein ... den viermaligen Giro d’Italia nicht zu vergessen, der es Vater meinte, nach solch einem anstrengenden Beruf auch in sich hatte. könne ich das Radtraining vergessen, und besorgte mir eine Werkzeugmacher-Ausbildung bei einer Firma am Ort. Wer hat Sie für das Fahrrad gewonnen? Diese hatte ich fertiggemacht, bevor ich Radprofi wurde.

Es war eigentlich mein Vater. Bei der Einschulung war Und wie kam der Entschluss des Familienvaters Bölts, die ich sehr dick, sehr korpulent, außerdem Allergiker – hatte Rennen aufzugeben? Asthma – und nach der gesundheitsamtlichen Untersu- chung sagte der Hausarzt, die Eltern sollten mit mir ein Das ist eine längere Geschichte, die in meiner neuen Auto- bisschen Sport machen, das wäre auch gut für das Immun- biografie aufgeschrieben ist. Ich bin ja weiterhin sport- system. licher Leiter beim Team Gerolsteiner.

Da kann man sich ja viele gesunde Betätigungen vorstellen, Und wie kamen Sie zum Mountainbike? wieso dann gerade die auf dem Fahrrad? 1989 zum Training in Stuttgart brachte Wolfgang Renner Mit Fußball hatten wir nichts am Hut. Da wir in einer diese neuen Mountainbikes an. Da entdeckten wir das Region lebten, wo man nicht jeden Tag ins Schwimmbad als neue Trainingsmöglichkeit abseits der verkehrsreichen gehen kann, und mein älterer Bruder schon ein Fahrrad Straßen, auf die der Radrennfahrer ja angewiesen ist.

hatte, wurde beschlossen, dass ich auch eins bekomme. Und was tun Sie im Mountainbikepark Pfälzerwald? Und wann hat sich das zum Sport gewandelt? Zusammen mit Stephan Wagner, einem ausgewiesenen Ja gut, da mein Bruder beim Radsportclub Schopp gefah- Mountainbike-Marathoner, der schon im Auftrag der betei- ren ist, mit eigener Rennbahn, habe auch ich so mit drei- ligten Verbandsgemeinden das Streckennetz geplant hat, zehn angefangen, da mitzufahren auf die Rennen, und habe ich die Firma Udo-Bölts-Team gegründet. Wir pflegen dann in der Schülerklasse A einen neuen Freundeskreis das Streckennetz und bieten ein vielfältiges Programm gewonnen. im Pfälzerwald an, etwa »Mountainbike-Weekends nur für Frauen«. Wir haben ja im Pfälzerwald ein besonders schö- Auch gleich neue Herausforderungen gespürt? nes Wegweisungssystem mit Angabe des Schwierigkeits- Nein, das war es anfangs nicht so sehr. Der Leistungsge- grads (einfach: blau – mittel: rot – schwierig: schwarz) danke stand noch im Hintergrund, also mehr Spaß an der und Streckenkärtchen mit Höhenprofil zum Anstecken am Freud. Aber so im Alter von 14/15 Jahren stellten sich die Lenker (siehe Seite 34). (HEL)

ersten Erfolge ein, und dann wurde es eben für mich so www.mountainbikepark-pfaelzerwald.de ein bisschen zur Besessenheit. Schwindel bemerkten undmich nicht ließen.1978 starten manchmal,passierte dasssturköpfige den Funktionäre Junge zudenRennen an,als»Uwe Enzenauer«,aberes nicht vor. Inder Folge meldete ich mich liebergleich als überhaupt kamenMädchenSportordnung aufFahrrädern Nein, eswar damals.InderDeutschen schon eigenartig Gab esdennkeineWettkämpfe fürSchülerinnen? denJungenswohlgemerkt.Schülern, ich gleich damitaufdie Bahn undwurde Zweite unter den Die Schutzbleche abgenommen,unddannging wurden bekommen,Fahrrad somitSchutzblechen undallemdran. Das war 1973, alsomitacht Ich Jahren. hatte einneues Aber wann sindSieindenVerein eingetreten? ben mich trotzdem unterstützt, auch finanziell. waren nicht MeineEltern indieserSzene,aberha- derte. för- undmeinenRadsport führte Transportunternehmen meinOnkel,anderen derm mit Rennbahn vor direkt Haustür unserer lag.Und zum war, Friesenheim Mitglied imRadsportclub dessenAnlage Da war älterer Bruder, einmalmeinvierJahre derschon Und Sie zumSport? wiekamen Ecke, aberspäter fuhrich mitdemRadindieRealschule. warNein, inFriesenheim gleich dieGrundschule umdie Sind SiedamitzurSchule gefahren? hatteEin Fahrrad ich schon Jahren mitdrei schiedet. Wer oderwas gewonnen? hatSiefürdasFahrrad entschlossen verab- vonin Seoulsich kurz derSportbühne gen, dannabernach weiteren Erfolgen vor derOlympiade allerZeiten den Weltmeistertiteljüngste Radsportlerin errun- ager inrascher Folge dendeutschen Meistertitel undals Frau Enzenauer, Siehabeninden1980er JahrenalsTeen- LUDWIGSHAFEN INTERVIEW MITUTEENZENAUER, it meinemVater zusammen ein (HEL) mein alter Beruf am hiesigen Klinikum mirZeitdazulässt. amhiesigenKlinikum mein alter Beruf aberauch soweit perMotorrad, neuerdings Pfälzerwald, Nö, inden ich miteinerGruppe bleibderStraße fahre treu, Haben Siedanach dasMountainbikefürsich entdeckt? machen. Wettbewerb sollte allemit- aussuchen, gefälligst sondern bewogennäre Mankonnte aufzuhören. sich nicht einen hat mich dieAlles-oder-Nichts-Haltung derSportfunktio- der Entscheidung, zurOlympiade nach Seoulzufahren, bei derTour deFrance Feminin ich wurde 1987 Vor Dritte. fuhr ich mitgebrochenem Achte, Handgelenkundwurde Erst später. BeidenOlympischen SpieleninLosAngeles geben? Und der Entschluss wiekam zustande, dieRennenaufzu- nen gewonnen hatte. entschieden, dassich vor JeannineLongounddenRussin- DerApotheker starten. DasZielfoto gabmirfrei. dort hat erstsechzehn, Achtzehnjährige abereigentlich durften nehmigung zudenWeltmeisterschaften nach Ich Prag. war einer Apotheke anfangen,dagingesmiteinerSonderge- undwollteIch fertig war bei mitderBerufschule gerade Und was nebenher? machte derBeruf man ohnehinnicht werden. nommen. Ich wollte sein.Weiblicher frei konnte Radprofi habich durch nicht dieDeutscherung ange- Sporthilfe und war danngleich deutsche Meisterin. AberdieFörde- Ja, mitfünfzehnkamich dannindieNationalmannschaft Gab esdannirgendwann eineFörderung? publik. und 1979 war ich dannSchülerinnenbeste derBundesre-

aufs rad 25 26 lebendiges rheinland-pfalz 1/2006 rheinland-pfalz lebendiges HI-TECH-SZENE RHEINLAND-PFALZ Interview mit Roman Arnold, Geschäftsführer Canyon Bicycles GmbH in Koblenz

PITZER: Sie haben mit 3.550 Gramm das leichteste Rennrad Gabel einbauen, die deutlich sicherer als eine normale der Welt gebaut. Auch der Laie erkennt sofort das eigenwillige Gabel ist. Dafür haben wir einige Patente angemeldet. Design. Aber kann man darauf überhaupt fahren? Das Schalt- PITZER: Haben Sie auch die Schaltung selbst konstruiert? werk zum Beispiel sieht mit dieser einen Feder ja irgendwie ein bisschen schwach aus. ARNOLD: An diesem Rad sind fast alle Teile Eigenbau. Der meiste Teil unserer Entwicklungsarbeit findet allerdings ARNOLD: Man kann fahren, wenn auch nicht lange und nicht im Haus statt. Wir haben dafür Kooperationsverträge nicht unbedingt bequem. Denn alles ist auf minimales wie zum Beispiel mit dem IVW und einen Kooperationsver- Gewicht ausgerichtet. Wir hatten zum Beispiel ein Schalt- trag mit Prof. Kohmann von der Fachhochschule in Pforz- werk mit zwei Zügen, einen, um nach unten, und einen, heim. Der Entwickler dieses Rads ist Lutz Scheffer, ein um nach oben zu schalten. Aber das hat nicht richtig funk- freier Designer. Mit ihm haben wir einen Exklusiv-Vertrag, tioniert und war auch schwerer. Dass wir dieses Rad ent- ebenso mit Herrn Smolik, der diese Prototypen gebaut und wickelt haben, ist für die Serie wichtig. Zusammen mit dem exklusiv für uns entwickelt hat. Auch unsere umfangreiche IVW – Institut für Verbundwerkstoffe, einem der führen- Prüfmaschinerie steht an der Universität in Pforzheim. den Verbund- oder Hohlfaserinstitute der Welt, das der Uni Kaiserslautern angegliedert ist – haben wir zum Beispiel PITZER: Wenn Sie Prototypen sagen, denkt man automatisch den Rahmen entwickelt. Die Hilfe der Innovationsstiftung an hohe Kosten? Rheinland-Pfalz war ebenfalls wichtig. Den Innovations- ARNOLD: Die Entwicklung des F10 – unsere Räder sind alle antrag haben wir gestellt für zwei Besonderheiten, die wir mit Fact – F ist die Abkürzung – durchnummeriert, hat in- aufgenommen haben und die nachher in die Serie über- klusive Beratung, Forschung und Formkosten gut 500 Tau- nommen worden sind. Das eine ist das Sitzrohr, das nach send Euro plus noch ca. 50–60 Tausend Euro Selbstkosten unten sehr stark ausgeweitet und abgeflacht ist, eine Form, gekostet. Im Moment haben wir dafür aber auch ein ganz die deutlich mehr Tretlagersteifigkeit gibt. Tretlagerstei- einzigartiges Produkt. Man kann sagen, das Beste, was Sie figkeit ist gerade für Rennfahrer beim Sprint enorm wich- im Moment auf der Welt kriegen können. Den Prototyp – tig. Das andere ist das kegelförmige Steuerrohr, das wir also das leichteste Fahrrad der Welt – kann man nicht kau- auch zusammen mit dem IVW entwickelt haben. Durch er- fen, den F10 schon, und der Rahmen wird auch für andere heblich höhere Steifigkeit können wir eine trichterförmige Räder in Serie genutzt. Wir haben nicht nur den besten Rahmen überhaupt, sondern einen »red dot«, die begehr- teste Designauszeichnung, für das F10 bekommen.

PITZER: Wie sind Sie eigentlich auf die Marke Canyon ge- kommen? Das klingt eher nach Mountainbike als nach Rennrad?

ARNOLD: Für unsere eigene Marke haben wir nach einem Namen gesucht, der auch mit Emotionen verbunden ist. Canyon klingt nach Freiheit, Natur, ist einzigartig und Er- gebnis eines langen Prozesses – so wie unsere Räder. 27 aufs radaufs

PITZER: Sie bewegen sich – um bei der Automobilsprache den. Deswegen haben wir Lutz Schäffer, ein Industriede- mal zu bleiben, im Formel-1- respektive im Sportwagenbereich. signer, der für Porsche die ersten Räder entwickelt hat, Und da gibt es ja – wie wir zumindest von dort wissen – exklusiv als Fahrraddesigner engagiert. Das hat auch un- auch die besten Margen. Porsche ist auch deswegen ökono- seren Erfolg begründet, weil wir unverwechselbare Fahr- misch eines der erfolgreichsten Unternehmen. räder gemacht haben.

ARNOLD: Porsche ist auch als Marke Vorbild für uns. Die Mit Herrn Smolik haben wir eine weitere Koryphäe haben sich klar als Hersteller von Sportwagen positioniert verpflichtet. Er ist Physikingenieur, der viele Jahre bei der und sind deswegen so erfolgreich. Zeitschrift TOUR gearbeitet und der Kleinteile für uns entwickelt hat. Der nächste Schritt war dann, dass wir mit PITZER: Aber warum gibt es nicht von Ihnen ein völlig dem Prof. Kohmann eine Kooperation gemacht haben, neues Fahrrad. Die sehen ja alle doch fast so aus wie vor weil wir selbst testen wollten. Wir haben am Anfang auch 200 Jahren? nicht alles gemacht. Mittlerweile gibt es einige Firmen ARNOLD: Beim Rennrad ist das Regelwerk klar vorgege- mit Direktvertrieb. Außer uns gibt es aber kein Unterneh- ben. Im normalen Fahrradbereich gibt es aber auch neue men mit Innovation und Direktvertrieb. Wir können bei- Projekte bei uns, die den bisherigen Rahmen unserer des bieten. Und dadurch halt auch stark wachsen. sportlichen Bikes sprengen. Lassen Sie sich da mal von PITZER: Wie viele Arbeitsplätze sind das dann? uns überraschen. ARNOLD: Wir haben jedes Jahr 15—20 neue Leute einge- PITZER: Herr Arnold, mit Ihren Rädern sind Sie inzwischen stellt. Aktuell sind wir über 90 inklusive der Teilzeitkräfte. ganz oben in der Branche angekommen, war das Ihr Ziel? PITZER: Es sind eigenentwickelte Innovationen, die letzten ARNOLD: Vor fast 30 Jahren sind wir als normaler Fahr- Endes darüber entscheiden, ob Sie in Zukunft weiter vorne radhändler gestartet. Ich habe mit 14 angefangen, Rad- mit dabei sind. rennen zu fahren, und dann selbst geschraubt. Als ich 18 war, ist mein Vater ganz plötzlich gestorben. Ich habe ARNOLD: Ja, nach wie vor investieren wir dafür mehr dann nach dem Abitur Groß- und Außenhandelskaufmann Geld als andere. Ich glaube, was ich darüber hinaus ganz gelernt und auch noch eine Lehre als Fahrradmechaniker gut gemacht habe ist, dass ich ein gutes Team von Leuten gemacht. Aus unserem Fahrradgeschäft wurde ein Groß- zusammengestellt habe, die alle hoch qualifiziert und alle handel. Wir haben dabei die wachsende Konkurrenz ge- auch hoch motiviert sind. Weil Fahrrad auch ein Produkt spürt. Irgendwann haben wir gesagt, man müsste eigene ist, mit dem man sich gut identifizieren kann. Bei uns gibt Räder bauen. Dann haben wir damit angefangen. Wir hat- es kurze Wege, es ist alles ein bisschen unkomplizierter ten am Anfang kaum Innovationen. Die Innovation, die als in großen Konzernen. Wenn wir uns vom Wettbewerb den Durchbruch schaffte, war dann das direkte Vertriebs- unterscheiden wollen – und wir müssen uns unterschei- modell. Wir haben unsere Räder erst mal selbst konfektio- den, um dauerhaft erfolgreich zu sein –, müssen wir in niert und dann verkauft. Dabei waren wir deutlich billiger eine eigene Richtung gehen. als der Wettbewerb. Wir haben dann aber gesehen, dass PITZER: Vielen Dank, Herr Arnold, für das interessante wir damit – insbesondere angesichts der Konkurrenz mit Gespräch. den ganz Großen – dauerhaft unter Druck geraten wür- 28 lebendiges rheinland-pfalz 1/2006 rheinland-pfalz lebendiges

CYCLECRAFT in Pirmasens MÜSING in Freirachdorf

Die Marke CYCLECRAFT gibt es seit bald zwanzig Jahren, Die vor zehn Jahren gegründete Firma hat vor vier Jahren als in Deutschland die ersten Edelschmieden entstanden. die Marke MÜSING erworben – Bernd Müsing war ein Ent- Nach den turbulenten Pionierzeiten ist sie 2003 von der wickler der ersten Stunde. Bei den Straßenrennmaschinen, Firma Sympatel Telemarketing GmbH in Pirmasens über- Hardtails und dem Fully stellt der Kunde mittels eines nommen worden, wo Jürgen Steiner, ein Mann der ersten »Konfigurators« sein Wunschrad aus den Aluminiumrah- Stunde, seine Federungs-Entwicklungen vorantreibt. Steiner men in sieben Größen, drei Linien von Shimano-Kompo- hat die deutsche McAir-Doppelbrückengabel entwickelt, nenten und den weiteren Teilen zusammen. Aus bis zu die ein Elastomer-Federelement mit verstellbarer Luftdämp- neun Farben kann ausgewählt werden. Die Straßenrenn- fung verbindet. Dadurch wird selbst in extremen Fahrsitu- maschine »Onroad only pro« besitzt einen besonders leich- ationen ein Aufschaukeln der Gabel verhindert. Mit dieser ten Karbonfaser-Rahmen. Die Firma arbeitet mit Händ- innovativen Federgabel sind alle CYCLECRAFT-Mountain- lern zusammen, die beim Zusammenstellen für das im bikes ausgerüstet, auch das Hardtail »Joker«. Internet herunterladbare Bestellformular beraten, es an MÜSING weiterleiten und die Wunschmaschine dann an Die Fullys von CYCLECRAFT verwenden die Hinterrad- den Kunden ausliefern. federungen von Steiner. Einmal die aufwendige Vier-Ge- lenk-Federung sowohl beim Mountainbike »Floater« wie Das neue Spitzenmodell 2007 bringt die 14-gängige auch beim Trekkingrad »Slider« für die Straße. Die Kunst -Nabe in einem Hardtail mit Juchem-Rahmen. dabei besteht darin, das Hinterrad absolut verwindungs- Damit ist auch bei MÜSING ein Edel-Mountainbike made steif federn zu lassen. Eine Ein-Gelenk-Hinterradschwinge in erhältlich. Denn die Rohloff-Nabe kommt verwenden die Modelle »F1«, noch unterteilt in »F1-dirt« aus Kassel, die Scheibenbremsen von MAGURA aus Urach. und »F1-fighter«, je nachdem, ob sie mehr für Schlamm- Wenn man mit Bedacht die übrigen Komponenten wählt, fahrten oder das artistische Freeriding eingesetzt werden. etwa die Reifen von CONTINENTAL aus Korbach, erhält man Alle Rahmen sind zur Gewichtsersparnis aus doppelt kon- tatsächlich ein Bike komplett made in Germany. (HEL) ifizierten Aluminium-Rohren geschweißt. (HEL) www.muesing-bikes.de www.cycle-craft.de 29 aufs radaufs

ENDORFIN in Hauenstein JUCHEM BIKE in Ulmen

Schon von weitem liest man an einem Gebäude im waldum- Werner Juchem wird in den Mountainbike-Magazinen als gebenen Hauenstein die Aufschrift TESTCENTER, worin eine »Kult-Schweißer« gehandelt. Bei ihm ist man richtig, wenn Palette der Bikes – made in Germany – zu begutachten sind. man einen Rahmen nach Maß sucht. Tatsächlich baute er Doch wieso TESTCENTER? Dahinter steckt der Gedanke, schon seit 1979 Aluminium-Rahmen für Rennmotorräder. dass ein Edelfahrrad nicht vom Hochlager mitgenommen Er sorgte für eine ergonomische Sitzposition der Rennfah- wird, sondern der Kauf sorgfältig überlegt sein will. Des- rer, damit diese ihre Motorradrennen schmerzfrei fahren halb lädt die Firma ENDORFIN die Kunden zu einer Über- konnten. Seit 1988 bringt er seine Erfahrungen in den nachtung im Hotel ein, um zum Beispiel am Wochenende Mountainbike-Rahmenbau ein. Den gefederten Hinterbau die verschiedenen Fahrradtypen in der waldreichen Umge- seines ersten Fullys namens »BIG« entlehnte er denn auch bung Probe zu fahren. Kommt es zum Kauf, werden die dem Rennmotorradbau. Neben den Maßanfertigungen hält Hotelkosten angerechnet. Und die Wahl fällt hier in der Tat seine Firma auch eine Palette von preisgünstigeren Rah- schwer: entweder Straßenrennmaschinen namens »Speed men in Standard-Dimensionen bereit, die »Serie II«. Seine III« (darunter eine limitierte Edition mit auf den Rahmen nadelgelagerte Viergelenk-Schwinge am derzeitigen Fully kopierten französischen Tourberichten und der Signatur »FS« erhält für ihre Verwindungssteifigkeit hohes Lob. Jan Ullrichs) oder eben breit differenzierte Mountainbikes. Juchem verkauft auch die Aluminium-Rahmen allein zum Die Fullys mit der Viergelenkwippe zum Hinterbau heißen Selbstausrüsten, auch seiner Hardtails und Straßenrenn- »VP-4«, es gibt eine Damenversion. Zudem bietet die Firma maschinen. Die Fachpresse nennt eine Produktionszahl von ganz progressiv eine Variante mit der 14-Gang-Nabe von 100 Bikes pro Jahr. Rohloff an, welche anstelle der Kettenschaltung die Schmutz- Dieses Jahr baute Juchem ein Tandem-Fully mit der be- anfälligkeit drastisch reduziert. Dieses deutsche Hi-Tech- währten Hinterradschwinge aus dem Rennmotorradbau Wunder aus Kassel beginnt allmählich das Mountainbiking und der 14-gängigen Rohloff-Nabe. Damit fuhren Daimler- weltweit zu revolutionieren. Auch bei den Hardtails namens Chef Dr. Dieter Zetsche und Chrysler-Chef Thomas LaSorda »Speed II« gibt es bereits eine Version »Speed-R« mit der in die Pressekonferenz auf dem Genfer Automobilsalon. Bei Rohloff-Speedhub. Für eine neue minimalistische Subkultur dem Preis von 7.500 Euro verleiht es ja genug Status. (HEL) in der Mountainbike-Szene steht der »Singlespeeder«, ein ungefedertes Bike ohne jede Schaltung, welches auf Wunsch www.juchembike.de das historische Fahrgefühl ohne Freilauf vermittelt. (HEL) www.endorfinbikes.de 30 lebendiges rheinland-pfalz 1/2006 rheinland-pfalz lebendiges

PICHLERRAD in Ludwigswinkel

PICHLERRAD hat vor acht Jahren in Rheinland-Pfalz ein neues Domizil gefunden, in Ludwigswinkel mitten im Bio- sphärenreservat und dessen unberührter Natur. Begonnen hat alles 1982 in Heidelberg mit der Produktion der ers- ten Liegeräder in Deutschland, am neuen Standort Karls- ruhe kam das Pidersen-Fahrrad dazu, dessen Name aus Pichler und Pedersen zusammengezogen ist. Dieser Nach- bau der triangulierten Konstruktion des Dänen Mikael Pedersen vor 1900 hat dank Leichtbau und »Hängematten«- Sattel wieder viele Anhänger gefunden, die bundesweit Treffen organisieren.

Im Laufe der Jahre entstanden die ersten Einräder und Giraffen (das sind hohe Einräder mit Kettenantrieb) für die Kleinkunstszene, weil es die nicht zu kaufen gab. Es sprach sich schnell herum. Mittler- weile nach fast 20 Jahren werden PICHLER- RAD-Einräder in aller

Welt gefahren. Vor allem Aktive und Profis in ganz Euro- pa lieben die Qualität der Räder.

Daneben entwickelt Kurt Pichler laufend neue Geräte im Muskelkraftbereich, so eine leichte Schienendraisine mit bequemer Liegerad-Ergonomie, zusammenlegbare Tret- boote mit aufblasbaren Pontons und eine Laufmaschine für Erwachsene. Das Drais’sche Zweirad erlebt ja gegen- wärtig eine Renaissance als Kindergefährt zum mühelosen Balancierenlernen. Das gleiche Prinzip – im Sitzen absto- ßen mit den Füßen – ist die Patentlösung für gelenkge- schädigte Jogger. Eine weitere Spezialität sind Sonderkon- struktionen für Artisten. (HEL)

www.pichlerrad.de 31 aufs radaufs

DIE SPEZIALRADMESSE IN GERMERSHEIM Schon elf Jahre auf Expansionskurs

Im vergangenen Jahrhundert gab es bundesweit nur eine und sein neuer Kompagnon Wolfgang Lange für Presse- Messe, die Kölner Zweiradmesse IFMA, bei der das Fahr- vertreter eine geführte Tour durch die Messe anbieten. rad bloß ein Anhängsel der Motorräder bildete. Der un- Es sind aber auch klassische Fahrräder, Tandems und glaubliche Aufschwung des Fahrrads seit der Ölkrise hat Dreiräder ausgestellt. Doch die Diversifizierung der Aus- dies Kräfteverhältnis umgekehrt. Nicht nur hat sich in steller geht eindeutig in Richtung mehr Komfort für das Köln die Fahrradmesse von den Motorrädern getrennt, son- Fahrrad im Alltag. Der 112-seitige Katalog der SPEZI 2006 dern seit 1991 gibt es auch eine zweite Fahrradmesse, am 29./30. April weist allein fünf Aussteller auf, welche die Eurobike in Friedrichshafen. das Liegerad mit ultraleichten Karosserien wetterfest ma- Die Inhaber eines Germersheimer Fahrradhandels, chen. Und so sind sie denn alle da, die dem intensiven Hardy Siebecke und Wolfgang Lange, mussten allerdings Fahrradbenutzer das Leben leicht machen wollen und noch feststellen, dass ihre Angebotspalette auf diesen Messen als Startup-Unternehmen im Lande produzieren, statt aus nur eine Randerscheinung bildete. »Haasies Radschlag«, Fernost gelieferte Teile mit einem Label zu versehen. Ein wie sich die Firma nach den Namen der damaligen Kom- Beispiel ist Schmidts Original Nabendynamo, dank ständi- pagnons Haas und Siebecke heute noch nennt, hat sich ger Weiterentwicklung der beste der Welt. Weitere Beispiele nämlich von Anbeginn auf die innovativen Produkte der sind die blendenden Dioden-Schweinwerfer von Busch & jungen deutschen Konstrukteursszene spezialisiert: ergo- Müller, die sich bereits auf die StVZO-Änderung zu Fahr- nomische Sesselräder alias Liegeräder (keine Sattelpro- rad-Lichtanlagen mit 12 Volt statt 6 Volt einstellen. Inter- bleme!), Kinderanhänger (mehr als zwanzig am Lager) und essant auch das Einrad-Nabengetriebe der Firma Schlumpf, Dreiräder für Rehabilitation, um nur drei wichtige Kate- das erstmals eine Getriebenabe mit direkt angesetzten Kur- gorien zu nennen. Siebecke und Lange wollten sich nicht beln möglich macht. Langfristig könnte sie die Liegerad- länger am Rand der großen Messen herumdrücken, wo szene revolutionieren, indem sie das Pedalieren direkt am es nur um Rennräder oder Mountainbikes ging, und so kam Vorderrad und somit eine aufrechtere Sitzposition möglich ihnen die Idee zu einer Spezialradmesse – warum nicht macht. Doch den Charme der Messe machen die unzähli- vor der Haustüre in Germersheim? gen Variationen aus, wie der Mensch sich mit zwei oder drei Rädern ergonomisch arrangiert und dies auf dem Par- Schon die erste Messe 1996 zog gleich 23 Aussteller cours draußen gleich in die Tat umsetzt. (HEL) an, und das Wochenende in der Germersheimer Stadthalle wurde ein Erfolg. Die Besucher hatten Gelegenheit, auf www.spezialradmesse.de einem Testparcours im Freien die Fahrzeuge auszuprobie- ren. Es gab ein Bühnenprogramm und Fachgespräche mit den Herstellern. Mittlerweile ergänzen noch Fachvorträge und ein separater Parcours für jüngere Besucher das Kon- zept. Die zehnte SPEZI 2005 fand in drei Hallen mit über 80 Ausstellern und 7.000 Besuchern statt. Die SPEZI gilt nun als die europaweit größte Liegeradmesse überhaupt. Es herrscht dort eine solche Typenvielfalt, dass Siebecke

Die ersten nichtmilitärischen Kartenwerke wurden für das Fahrrad, das Auto des 19. Jahrhunderts, ge- druckt. Wandernde Handwerksburschen, Kutscher und Lokführer brauchten keine Karten. Die reichs- weiten Radfahrerbünde unterstützten ab 1890 das Konzept des Kartografen beim sächsischen Gene- ralstab, Robert Mittelbach in Dresden-Kötzschen- broda.

Hierbei sind die überhöhten Straßenprofile rot unterlegt in die Kartenebene geklappt. Der geringe Nachteil, dass nun zwischen zwei Orten nicht der Straßengrundriss zum Nachmessen zur Verfügung steht, sondern eben das Höhenprofil, wird durch Kilometerangaben ausgeglichen. Schatten spen- dende Alleen sind durch eingezeichnete Bäume vermerkt, ebenso gefährliche Steilkurven. Die Stra- ßenqualität wird durch drei unterschiedliche Rot- töne gekennzeichnet. Damals ging es noch nicht darum, verkehrsarme Nebenwege auszusuchen – die Radwanderer selbst waren der Verkehr!

Michelbachs Straßenprofilkarte erschien dann im Maßstab 1:300.000 in 82 Blättern in Millionen- Auflage* und verschwand erst nach dem Ersten Weltkrieg. (HEL)

* Wolfgang Lierz: Seit 100 Jahren auf Irrwegen? Karten für Radfahrer; in: Tritt für Tritt – Zehn Jahre ADFC, Bremen 1989 34

lebendiges rheinland-pfalz 1/2006 rheinland-pfalz lebendiges RADWANDERLAND RHEINLAND-PFALZ

>>> Hendrik Hering, Minister für Wirtschaft, Verkehr, Landwirtschaft und Weinbau des Landes Rheinland-Pfalz

Rheinland-Pfalz setzt konsequent und erfolgreich auf den Das dazugehörige Planungswerk, das Großräumige Rad- boomenden Radtourismus. Dazu ist die Initiative »Rad- wegenetz Rheinland-Pfalz, wurde 2003 fortgeschrieben. wanderland Rheinland-Pfalz« ins Leben gerufen worden. Dabei wurde dieses von Rheinland-Pfalz als erstem Bundes- Sie hat das Ziel, die Maßnahmen und Instrumente, die land überhaupt 1979 erstmalig erstellte und 1994 zuletzt für die Förderung des Radtourismus in Rheinland-Pfalz aktualisierte Planungswerk inhaltlich und methodisch voll- von Bedeutung sind, zu bündeln. ständig überarbeitet. Damit steht jetzt ein flächendecken- des, überörtliches Radwegekonzept für den Alltags- und An erster Stelle steht dabei der Ausbau eines leistungs- Freizeitverkehr zur Verfügung. fähigen Radverkehrsnetzes. Rad fahren wird erst dann zum ungetrübten Vergnügen, wenn sichere und attraktive Einen besonderen Schwerpunkt des aktuellen Groß- Radwegeverbindungen zur Verfügung stehen. Allein die räumigen Radwegenetzes bildet die Verbesserung der Radwege entlang von Bundes-, Landes- und Kreisstraßen Radverkehrsinfrastruktur unter radtouristischen Aspek- in Rheinland-Pfalz weisen inzwischen eine Länge von ten. Erstmals wurde mit dem Netz der sieben Radfern- mehr als 1.600 Kilometern auf. In den vergangenen fünf wege an Rhein, Mosel, Nahe, Lahn, Ahr, Saar und Kyll Jahren wurden für Radwege entlang klassifizierter Stra- eine eigenständige Kategorie touristisch bedeutsamer ßen insgesamt rund 32 Millionen Euro investiert. Trotz an- Radverkehrsachsen aufgenommen. Diese miteinander gespannter Bauhaushalte war 2005 zudem für die Radwe- verbundenen Achsen sind das Grundgerüst des rhein- geinvestitionen ein Rekordjahr. Hinzu kommen zahlreiche land-pfälzischen Radtourismuskonzeptes. Radwege in kommunaler Baulast, die mit hohen finan- Das Land betreibt den durchgängigen, vom Straßen- ziellen Aufwendungen gefördert werden. Allein in den ver- verkehr getrennten Ausbau der Radfernwege unter Ein- gangenen drei Jahren hat das Land die Kommunen beim satz erheblicher finanzieller Mittel. Einige Beispiele: Bau von Radwegen mit rund 15 Millionen Euro unterstützt. Linksrheinisch konnte im vergangenen Jahr das letzte Teilstück des Mittelrhein-Radwegs zwischen Mainz und Koblenz für den Verkehr freigegeben werden. Damit stehen in einer der schönsten Landschaften unseres Landes dem Radfahrer 90 Radwegekilometer an einem Stück zur Ver- fügung. Mit dem Bau des sieben Kilometer langen und sieben Millionen Euro teuren Abschnittes zwischen Brau- bach und Osterspai wurde Ende 2005 zudem der Start- schuss für die Vervollständigung des Radwegs auf der rech- ten Rheinseite gegeben. Auch an Lahn, Ahr und Mosel wurden weitere Radwegelücken geschlossen, wichtige Bau- steine auf dem Weg zu einem durchgängigen Radfern- wegenetz. Streckenkärtchen des Mountainbikeparks Pfälzerwald für den Lenker. 35 Grafische Richtungsweiser im Pfälzerwald. aufs radaufs

Das Radfernwegenetz bildet den infrastrukturellen Rahmen innerörtliche Orientierung. Für sein neues Beschilderungs- für die Weiterentwicklung des Radtourismus in Rheinland- konzept wurde Rheinland-Pfalz im vergangenen Jahr bei Pfalz. Weitere attraktive Radwege werden dieses Netz kom- dem alljährlich stattfindenden Radverkehrswettbewerb plettieren. Hierzu zählen unter anderem die Radwege an »best for bike«, dem bekanntesten und renommiertesten Sieg, Wied und Sauer, wo mittelfristig ebenfalls durchgän- Wettbewerb zum Thema Radverkehr in Deutschland, aus- gige Radwege vorgesehen sind. gezeichnet. Neu ist auch die Förderung der Radwegebe- schilderung im Rahmen der touristischen Infrastrukturför- Darüber hinaus wird die Vernetzung der Radfernachsen derung. Kommunen, die ihre Radwege nach dem landes- untereinander weiter vorangetrieben. Eine ganz besonde- einheitlichen Konzept beschildern, erhalten 50 Prozent re Rolle spielen hierbei die Radwege auf stillgelegten Bahn- Zuschuss. Gefördert werden Radwege mit besonderer rad- strecken. Aufgrund ihrer attraktiven Steigungsverhältnisse touristischer Bedeutung. ermöglichen sie auch dem ungeübten Radfahrer großen Fahrradspaß. Gerade bei der Zielgruppe der Rad wandern- Zum Erfolg eines radtouristischen Konzepts gehört den Familie haben diese Radwege einen regelrechten Nach- natürlich auch eine zeitgemäße Präsentation seiner Ange- frageboom ausgelöst. Vorzeigefunktion haben hier insbe- bote. Dabei kommt dem Internet heute eine immer wichti- sondere der Maare-Mosel-Radweg als Bindeglied zwischen gere Rolle zu. Seit 2002 verfügt Rheinland-Pfalz über einen Eifel und Moseltal sowie der Schinderhannes-Radweg im eigenen Internetauftritt. radwanderland.de ist die Platt- Hunsrück. Ein radtouristisch besonderes Highlight wird form des Landes für Informationen rund um das Fahrrad. der derzeit im Bau befindliche Ruwer-Radweg zwischen Parallel dazu wurden im Rahmen eines Pilotprojekts in Trier und Hermeskeil. Nach Fertigstellung können 50 Kilo- der Eifel Erfahrungen für die Online-Präsentation aller meter am Stück abseits von Straßen befahren werden. Tourismusregionen in Rheinland-Pfalz gesammelt. Auf- Rund 600 Kilometer umfasst das Landesnetz auf ehema- grund der sehr positiven Resonanz auf den Internetauf- ligen Bahntrassen inzwischen, mehr als 350 Kilometer tritt der Eifel wurde die landesweite Präsentation aller davon sind bereits fertig gestellt, weitere Projekte stehen Tourismusregionen auf den Weg gebracht. Mit finanzieller kurzfristig an. Unterstützung des Landes wurden inzwischen alle regio- nalen Auftritte freigeschaltet. Für alle Radwege, welche die Bereits im Jahr 2001 hat Rheinland-Pfalz als eines der vom Land festgelegten touristischen Qualitätskriterien ersten Bundesländer eine umfassende Regelung zur Be- erfüllen, erhält der Internet-Nutzer Informationen zu Ver- schilderung von Radwanderstrecken auf den Weg gebracht. lauf, touristischen Sehenswürdigkeiten, Anreise, Strecken- Diese Beschilderung wurde 2004 unter radtouristischen charakteristik, Pauschalangebote und vieles mehr. Darüber Aspekten wesentlich erweitert. Zum Angebot gehören unter hinaus kann sich unter radwanderland.de jeder Interes- anderem Informationstafeln an ausgesuchten Standorten, sierte darüber informieren, welche Strecken gebaut und mit denen der Radfahrer über die in der Region vorhande- welche Strecken geplant sind. nen Routen unterrichtet wird. Darüber hinaus erhält der Radfahrer Hinweise auf touristische Ziele abseits der Rad- wege, zudem verbessern spezielle Ortseingangstafeln die 36 Undatierte Laufmaschine der 2. Generation auf Schloss Molsberg. lebendiges rheinland-pfalz 1/2006 rheinland-pfalz lebendiges

DIE AUTOREN ABBILDUNGSNACHWEIS

Prof. Dr. Hans-Erhard Lessing (HEL) Fahrradhistorische Sammlung Alexander Kafitz, Sembach: Titelbild, Inhalt oben, S. 2, S. 16 unten Jahrgang 1938, Physikstudium TH Stuttgart, Promotion TU Archiv Prof. Lessing, Mannheim: S. 3, S. 4 oben rechts und unten, Berlin, Laserforschung am kalifornischen IBM-Forschungs- S. 9 unten, S. 10, S. 11 oben, S. 12 rechts, S. 13 oben, S. 14, S. 15 labor San José. Habilitation und Zeitprofessur Universität oben, S. 16 oben, S. 33 Inset Ulm. Seit 1985 am Landesmuseum für Technik und Arbeit Reiss-Engelhorn-Museen, Mannheim: S. 4 oben links in Mannheim, dann am Zentrum für Kunst und Medien- Museum Achse, Rad und Wagen, Wiehl: S. 5 oben links technologie in Karlsruhe als Hauptkonservator. Publikatio- Stadtarchiv Mainz: S. 5 oben rechts nen zur Zwei-Kulturen-Frage Deutsches Museum, München: S. 5 unten, S. 6 links

und zur Mobilitätsgeschichte, Historisches Museum der Pfalz, Speyer: S. 6 rechts darunter jüngst eine Drais- Wiener Stadt- und Landesbibliothek - Handschriftensammlung: Biografie und Frühgeschichte S. 7 links des Individualverkehrs. Technisches Museum, Wien: S. 7 rechts

www.fahrradbuch.de Collection M. M., Clamart: S. 8

Dieter Schneider, Gerolstein: S. 9 oben rechts Prof. Dr. Heinz-Egon Rösch Kreisheimatmuseum in Gerolstein, S. 9 oben links Jahrgang 1931, Pädagogikstudium Universität Mainz, NSU GmbH Traditionsges. der AUDI AG, Neckarsulm: S. 11 unten Promotion Universität Saarbrücken, Habilitation in DaimlerChrysler Archiv, Stuttgart-Untertürkheim: S. 12 links Sportpädagogik und Professur Universität Mainz, Lehr- stuhl für Sportwissenschaft an der Universität Düssel- Studio Graziella Pellicci, Mailand: S. 13 unten, S. 15 unten dorf. Publikationen zur Sporterziehung und Geschichte Sammlung Frank Papperitz, Pirna: S. 17 oben des Sports, sowie Radwanderbücher. Nach der Emeritie- Motorradmuseum Augustusburg: S. 17 unten

rung Initiator und Leiter des Rheinhessischen Fahrrad- Sammlung Roland Saberatzky, Zweibrücken: S. 18 oben museums in Gau-Algesheim. Hans Schauff, Remagen: S. 18 unten

Rheinhessisches Fahrradmuseum, Gau-Algesheim: S. 19 Hendrik Hering Andrea Enderlein, Ingelheim: S. 21, S. 27 Jahrgang 1964, 1983—1988 Studium der Rechtswissen- schaften an der Universität Mainz, 1992—2001 Selbstän- Frank Ziegler, Kaiserslautern: S. 23 diger Rechtsanwalt, 1996—2001 Mitglied des Landtags, Covadonga Verlag, Bielefeld: S. 24

2004 Stellvertretender Landesvorsitzender des SPD Lan- Ute Enzenauer, Ludwigshafen: S. 25 desverbandes RLP, 2001—2005 Staatssekretär im Minis- Canyon Bicycles GmbH, Koblenz: Inhalt unten, S. 26, Rücktitel terium für Umwelt und Forsten, 2005—2006 Staats- Sympatel Telemarketing GmbH, Pirmasens: S. 28 links sekretär im Ministerium des Innern und für Sport, seit 18.05.2006 Minister für Wirtschaft, Verkehr, Landwirt- MÜSING GmbH, Freirachdorf: S. 28 rechts schaft und Weinbau RLP. ENDORFIN GmbH, Hauenstein: S. 29 links 37 aufs radaufs

IMPRESSUM

JUCHEM Bike, Ulmen: S. 29 rechts Das Lebendige Rheinland-Pfalz ist als Forum für wichtige gesellschaftspolitische Themen aus den Bereichen Kul- PICHLERRAD, Ludwigswinkel: S. 30 tur, Wissenschaft und Wirtschaft unseres Landes im halbjähr- Siebecke & Lange GbR, Germersheim: S. 31 lichen Rhythmus konzipiert. Die Auflage von 5.000 Exemplaren Sammlung Wolfgang Lierz, Männedorf (Schweiz): S. 32/33 wird an die Freunde der LRP Landesbank Rheinland-Pfalz und

Büro für Touristik Kaiserslautern Süd: S. 35 des Landes Rheinland-Pfalz kostenlos verteilt. Die Hefte sind da- rüber hinaus in vielen öffentlichen Bibliotheken zugänglich. Maxime-Verlag, Leipzig: S. 36

Emanuel Graf von Walderdorff, Molsberg: S. 37

Lebendiges Rheinland-Pfalz Zeitschrift für Wirtschaft, Wissenschaft und Kultur

herausgegeben von der

LRP Landesbank Rheinland-Pfalz

IM NÄCHSTEN HEFT ANSCHRIFT Große Bleiche 54-56 55098 Mainz

Tel (0 6131) 13-2816 Fax (06131) 13-25 60 »DAS HEILIGE RÖMISCHE REICH DEUTSCHER E-Mail: [email protected] NATION« Modell für ein föderales Europa?

VERANTWORTLICH FÜR DEN INHALT Vielen ist – wenn überhaupt – das sogenannte »Heilige Römische Jürgen Pitzer, Mainz Reich Deutscher Nation« nur durch das als unrühmlich, in weiten Teilen auch mit Erleichterung empfundene Ende vor nunmehr 200 GESTALTUNG Jahren bekannt. Berücksichtigt man jedoch, dass dieses Gebilde Hilger & Boie GmbH, Büro für Gestaltung, Wiesbaden über 750 Jahre mitten in Europa Bestand hatte, die Wirren von Krie- gen, Katastrophen und religiösen Verwerfungen überstanden hat,

lohnt es sich allein schon deswegen, die besonderen Strukturen zu HERSTELLUNG beleuchten. Auch mit der Fragestellung, ob sich aus der Verfassung Universitätsdruckerei H. Schmidt GmbH & Co. KG, Mainz Anhaltspunkte für den entstehenden europäischen Staatenverbund ergeben könnten, ist das Thema interessanter geworden. Darüber ISSN 0934-9294 hinaus hat das heutige Rheinland-Pfalz in der Nachfolge als Kern- land des damaligen Reiches einen besonders umfangreichen Teil des Erbes zu tragen, woraus sich ein spezielles Interesse ergibt, das Thema im nächsten Heft aufzugreifen.

Erscheinungsdatum: Ende November 2006

Rot eloxierte 14-Gang-Nabe des ENDORFIN SPEED-R+ << Weitere Informationen zu den abgebildeten Radrouten in Rheinland-Pfalz

DAS RADWANDERLAND RHEINLAND-PFALZ

Das Radwegenetz an den Bundes-, Landes- und Kreisstraßen unseres Landes ist mittlerweile auf über 1.500 Kilometer angewachsen. Die sieben Radfernwege entlang der großen Flusstäler des Landes bilden das Grundgerüst für die weitere Entwicklung der touristischen Radwegeinfrastruktur. Die Radfernachsen werden untereinander Schritt für Schritt vernetzt.

Radweg Königswinter Puderbacher Land

Bad Neuenahr- Remagen A3 Ahrweiler Ahr-Radweg

Ahr Andernach Montabaur n Vulkanpark- Lah Radweg Koblenz Mayen Vulkan-Rad- Daun Route-Eifel ur Kyll O Kyll-Radweg A48 Gerolstein Boppard Lahn-Radweg

Maare-Mosel- Mosel Rhein Radweg A60 A1 A61 Wiesbaden

Schinderhannes- Wittlich Mainz Main Radweg Simmern Bitburg Bingen A60 Rhein-Radweg

Sauer Bad Kreuznach Mosel-Radweg Nahe Trier Nims-, Prüm-, Enz Alzey und Sauertal-Radweg Veloroute Alsenz Idar-Oberstein Rhein Konz Hermeskeil Alsenz- A63 A1 lan G Radweg Worms Nohfelden Saar-Radweg Grünstadt A6 r Glan-Blies- a a A62 Bad Dürkheim S Radweg Nahe- Ludwigshafen Radweg Kaiserslautern

Neustadt A61 Radweg Deutsche Weinstraße Speyer Zweibrücken

A8 Pirmasens Landau

A65 Eine besondere Rolle bilden dabei die Radwege ent- lang stillgelegter Bahnstrecken mit ihren moderaten Steigungsverhältnissen. Besonders herauszustellen Karlsruhe sind hier der Schinderhannes-Radweg über den Huns- rück sowie der Maare-Mosel-Radweg, der die Burgen und Maare der Eifel mit den Weinbaugemeinden der Mosel verbindet. DAS RADWANDERLAND RHEINLAND-PFALZ

DIE RADROUTEN PREMIUMROUTEN

Ahr-Radweg Alsenz-Radweg Länge: 46 km, Höhenmeter: 263 m hinauf, Länge: 31 km, Höhenmeter: 204 m hinauf, 64 m hinab; Start: Sinzig, Ziel: Schuld 302 m hinab; Start: Münchweiler, Ziel: Alsenz

Kyll-Radweg Glan-Blies-Radweg Länge: 130 km, Höhenmeter: 547 m hinauf, Länge: 73 km, Höhenmeter: 252 m hinauf, 915 m hinab; Start: Losheimer Graben, Ziel: Trier 381 m hinab; Start: Waldmohr, Ziel: Staudernheim

Lahn-Radweg Maare-Mosel-Radweg Länge: 58 km, Länge: 53 km, Höhenmeter: 161 m hinauf, Start: Limburg, Ziel: Lahnstein 449 m hinab; Start: Daun, Ziel: Lieser

Mosel-Radweg Nims-, Prüm-, Enz- und Sauertal-Radweg Länge: 238 km, Höhenmeter: 430 m hinauf, Länge: 67 km, Höhenmeter: 166 m hinauf, 560 m hinab; Start: Schloss Thorn, Ziel: Koblenz 449 m hinab; Start: Erdorf, Ziel: Trier

Nahe-Radweg Radweg Deutsche Weinstraße Länge: 120 km, Höhenmeter: 620 m hinauf, Länge: 97 km, 990 m hinab; Start: Nohfelden, Ziel: Bingen Start: Bockenheim, Ziel: Schweigen-Rechtenbach

Rhein-Radweg Radweg Puderbacher Land Länge: 119 km, Höhenmeter: 47 m hinauf, Länge: 45 km, Höhenmeter: 620 m hinauf, 79 m hinab; Start: Bingen, Ziel: Rolandseck/Unkel 620 m hinab; Start: Raubach, Ziel: Raubach

Saar-Radweg Schinderhannes-Radweg Länge: 33 km, Höhenmeter: 60 m hinauf, Länge: 37 km, Höhenmeter: 154 m hinauf, 60 m hinab; Start: Saarhölzbach, Ziel: Konz 264 m hinab; Start: Emmelshausen, Ziel: Simmern

Veloroute Rhein/Rheinradweg Vulkanpark-Radweg Länge: 93 km, Höhenmeter: 39 m hinauf, Länge: 31 km, Höhenmeter: 240 m hinauf, 46 m hinab; Start: Worms, Ziel: Bingen 34 m hinab; Start: Andernach, Ziel: Mayen

REGIOROUTEN

Vulkan-Rad-Route-Eifel Unter www.radwanderland.de finden Sie ausführliche Länge: 77,5 km, Höhenmeter: 1.300 m hinauf, Informationen zu den beschriebenen Radtourstrecken. 1.395 m hinab, Start: Dümpelfeld, Ziel: Bullay