Solarbrief Zeitschrift des 2. Ausgabe 2011 Solarenergie-Fördervereins Deutschland e.V. (SFV)

Karikatur: Gerhard Mester

Seite 3 ff Atomausstieg entwickelt sich zum Fossileinstieg Vergebliche Warnungen vor dem zweiten faulen Kompromiss Die Grünen werden ihrer Verantwortung nicht mehr gerecht

Seite 26 ff Weniger Solaranlagen als im Vorjahr Überlegungen zu Renditen und Risiken

Seite 39 Auswertung von Stromerzeugungsdaten zeigt: Schneller Ausbau der dezentralen Erneuerbaren und der dezentralen Stromspeicher ist vordringlich Impressum Solarenergie-Förderverein Deutschland e.V. Solarenergie-Förderverein Deutschland e.V. (SFV) • Unser Ziel ist die Umstellung der Energieversorgung auf 100 % Bundesgeschäftsstelle Erneuerbare Energien unter Schonung der natürlichen Umwelt und Frère-Roger-Str. 8-10, des sozialen Gefüges. 52062 Aachen • Umfassender Ansatz: Wir befassen uns mit dem Zusammenwirken Tel.: 0241 / 51 16 16 der verschiedenen Energietechniken und mit der Wirksamkeit der Fax: 0241 / 53 57 86 E-mail: [email protected] unterschiedlichen Markteinführungsverfahren. Internet: http://www.sfv.de • Lösungsvorschläge erarbeiten wir ohne Rücksicht auf Partikular– Bürozeiten: Mo-Fr 8.30 - 12.30 interessen. Kompromisse überlassen wir den Politikern. Solarbrief: • Energiesteuer: Wir verfolgen auch ein Konzept zur Schaffung von vierteljährlich, Einzelpreis 6 € Arbeitsplätzen durch Verlagerung der Steuerlast von der mensch- Für Mitglieder ist der Bezug des lichen Arbeitskraft auf die Energie. Solarbriefes im Mitgliedsbeitrag • Unsere Basis: Etwa 2800 Mitglieder tragen den Verein und sichern enthalten. Spender erhalten den seine finanzielle Unabhängigkeit. Solarbrief als Dankeschön.

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Beiträge von: Franz Bergen, Frank Busse, Wolf von Fabeck (WvF), Paul Goebbels, Rüdiger Haude, Petra Hörstmann- Jungemann (PHJ), Susanne Jung (SJ), Alfons Schulte (AS), Martin Unfried, Kerstin Watzke (KW)

Pressemitteilungen von BUND, Karikatur: Gerhard Mester Bund der Energieverbraucher, IPPNW, PIK Potsdam Der „Energiewenderechner“ ist ein Informations- und Optimierungsprogramm. Er hilft beim Vergleich unterschiedlicher Lösungsansätze, wie Deutschland seinen Verantwortlich: Energiebedarf vollständig und klimaschonend aus heimischen Erneuerbaren Ener- gien decken kann. Wolf von Fabeck (V.i.S.d.P.) • Das Programm hilft, die technischen Potentiale der verschiedenen Layout: Susanne Jung Erneuerbaren Energien realitätsnah abzuschätzen, • informiert über die Eckwerte der bisherigen Energieversorgung Auflage: 6200 Deutschlands, • zeigt, wo Möglichkeiten zur Effizienzsteigerung gegeben sind, Erscheinungsdatum: • unterstützt Politiker bei der Überlegung, welche energiepolitischen Juli 2011, Rahmenbedingungen geändert werden müssen. Redaktionsschluss: 08.07.2011 Die Relevanz der Ergebnisse hängt selbstverständlich von der Realitätsnähe der Eingaben ab, wie z.B. der verfügbaren Flächen, der angenommenen Wirkungsgra- Druckerei: de oder der erforderlichen Stromspeicherkapazitäten. Die notwendigen Werte sind Zypresse: gedruckt auf bereits grob abgeschätzt und voreingestellt, der Nutzer des Programmes kann und 100% Recyclingpapier soll sie jedoch durchaus nach eigenen Erkenntnissen korrigieren bzw. verändern. Besonders gedacht ist der Energiewenderechner für Umweltorganisationen, für ISSN 0946-8684 Technik-Journalisten, für Lehrpersonal an technischen Schulen, für Berater von Titelbild: Gerhard Mester Politikern, sowie für alle Menschen mit technischem Verständnis, die nach Argumen- ten und Fakten für eine rasche Umstellung der Energieversorgung auf Erneuerbare Energien suchen.

Solarbrief 2/11 2 Solarenergie-Förderverein Deutschland e.V. Editorial

In der allgemeinen Diskussion um den Solarstrategie öffentlich scharf kritisiert Atomausstieg wird die wichtigste Alternati- (http://www.sfv.de/artikel/gruene_wol- ve, die Solarenergie, kaum noch erwähnt. len_pv-wachstum_begrenzen_-_pro- Wie kommt es zu dieser bedenklichen test_des_sfv.htm) Entwicklung und was steckt dahinter? Be- Zwar gab es wegen der öffentlichen trachten wir einmal in diesem Zusammen- Kritik und wegen des gewählten Zeit- hang die Rolle der Bundestagsparteien. punktes erheblichen Unmut bei den Dass die schwarz/gelbe Koalition in Grünen. Ganz wirkungslos scheint der ihrer Mehrheit die Solarenergie noch nie Protest des SFV jedoch nicht gewesen zur Sprache gebracht hat, bedarf kaum zu sein. Am 9.6.2011 jedenfalls teilte der einer Erwähnung. Dass die SPD-Führung energiepolitische Sprecher der Grünen mit dem Tod von ihren in einem Newsletter mit, die Grünen hät- eindrucksvollsten Vorkämpfer für die solare Revolution ver- ten jetzt beschlossen, dass das Ausbauziel für die Photovoltaik loren hat, wird uns Woche für Woche von neuem schmerzlich von jährlich 3 GW auf 5 GW angehoben werden solle. bewusst. Bei der SPD bestimmt jetzt Sigmar Gabriel den Kurs Wer sich mit der Thematik nicht gut auskennt, freute sich - Richtung Kohlekraft. Die Befürworter der Solarenergie zählen über diese Meldung. Aber schauen wir genauer hin: Auch 5 bald bei der SPD genau wie bei den Unionsparteien, und wie GW jährlich ist weniger als im vergangenen Jahr installiert bei den Liberalen, eher zu den Außenseitern, und wir können wurde. Und eine Verringerung von 7,4 GW jährlich (im Jahr nur hoffen, dass sie mehr Einfluss gewinnen. 2010) auf 5 GW jährlich (ab 2011) ist nun einmal keine Be- Bleiben noch die Linkspartei und die Grünen. schleunigung, sondern ein klares Abbremsen. Die Grünen demonstrieren damit zwar, dass sie mehr Photovoltaik wollen Die Linkspartei steuert seit Jahren einen klaren Anti-Atom- als die Regierung, aber sie wünschen noch immer nicht so kurs, lehnt die Fortsetzung der fossilen Energienutzung ab und viele neue Solaranlagen, wie im vergangenen Jahr installiert fordert eine energische Wachstumssteigerung bei dezentralen wurden und erst recht kein weiteres Wachstum darüber hi- Solar- und Windanlagen. Aber warum hört man so wenig naus. davon? Es scheint so, als berichten die Medien lieber über ideologische Grundsatzdebatten in der Linkspartei. Stichhaltige Gründe, warum sie ausgerechnet mit der Pho- tovoltaik diejenige Technik bremsen wollen, die im Vorjahr Überraschend und schwer erklärlich ist das Verhalten der (2010) am meisten Zuwachs erbracht hat (fünfmal mehr als Grünen. Mit starken Worten kritisieren sie die Versäumnisse die Windenergie), nennen die Grünen bis heute nicht. In ihren der schwarz/gelben Bundesregierung bei der Förderung der Statements lassen sie jedoch zunehmend Zweifel erkennen, Erneuerbaren Energien. Doch wenn sie dann ihre eigenen ob es überhaupt möglich sei, eine dezentrale Energiever- Ziele nennen, stößt man auf merkwürdige Widersprüche: sorgung ohne Mitwirkung der Stromkonzerne aufzubauen. Die Grünen beklagen zwar, dass die schwarz/gelbe Regie- Immer wieder verweisen sie auf die Offshore-Windparks, die rung die Solarenergie ausbremst, selbst aber bremsen sie Großspeicher in Norwegen oder in den Alpen, den Desertec- ebenfalls. Es war sogar ihre Idee, ein zu schnelles Wachstum Wüstenstrom und - ach ja - den Ausbau der Stromfernleitun- der Solarenergie durch gezielte zusätzliche Absenkungen der gen. Damit aber machen sie sich abhängig vom guten Willen Einspeisevergütung (durch einen „marktorientierten atmenden und von den Planungen der Stromwirtschaft. Deckel“) zu verhindern. Noch ist völlig unklar, wie die Grünen mit dem von ihnen Der Solarenergie-Förderverein Deutschland warnt schon vorgesehenen Ausbautempo der Solarenergie eine Energie- seit Jahren vor solchen planwirtschaftlichen Experimenten lücke wegen des Wegfalls der Atomenergie vermeiden wollen, und davor, dass durch außerplanmäßige zusätzliche Vergü- oder wie sie verhindern wollen, dass vermehrt fossile Energien tungsabsenkungen die Nachfrage zusammenbrechen und genutzt werden müssen. das Vertrauen in die Investitionssicherheit verloren gehen Diese Frage ist eine Schicksalsfrage mit Auswirkungen für würde. die ganze Menschheit. Sie könnte außerdem zur Existenzfra- Aber nicht nur im Mai 2010, sondern auch im Februar 2011 ge für die Grünen werden, wenn es ihnen nicht gelingt, auf wollten die Grünen dennoch gemeinsam mit der Bundesregie- diese Frage bald eine überzeugende Antwort zu finden. Das rung durch zusätzliche Absenkungen der Solarstromvergütung Statement: „Wir waren schon immer gegen die Atomenergie“ den jährlichen Zubau an Solaranlagen auf 3,5 GW, d.h. auf genügt eben nicht mehr, wenn die Folgen des Klimawandels weniger als die Hälfte des Zubaus 2010 verringern. sichtbar werden. Als auch nach den Ereignissen in Fukushima keine Ände- rung des grünen Solarkurses absehbar war, hat der SFV kurz vor der Wahl in Baden-Württemberg diesen Mangel der grünen

Solarbrief 2/11 Solarenergie-Förderverein Deutschland e.V. 3 Atomausstieg - vergebliche 22.. SFV-Stellungnahme vor dem Umweltausschuss des Bundestages Warnungen vor dem zweiten Von Alfons Schulte und Wolf von Fabeck Atomkompromiss 23.. Diskriminierung von PV-Anlagen und Windanlagen an Land 3... Editorial Von Susanne Jung Die Grünen werden ihrer Verantwortung nicht mehr gerecht: Von Wolf von Fabeck 24.. EEG-Novelle 2012 Was ändert sich für Betreiber von PV-Anlagen: 6.... Atomausstieg wird zum Fossileinstieg Von Susanne Jung Umweltschutzvereine und Grünen-Basis warnen: Von Wolf von Fabeck und Alfons Schulte 25..Der entscheidende Unterschied zwischen dem ersten und dem zweiten Atomkompromiss 7.... Kein grüner Segen für diese Atompolitik! Von Wolf von Fabeck Offener Brief des BUND an die Delegierten der außeror- dentlichen Bundesdelegierten­versammlung von Bündnis 90/Die Grünen am 25. Juni 2011 in Berlin. 38.. EEG entlastet Großindustrie auf Verbraucherkosten 8.... Parteien droht Abstrafung durch Wähler Bund der Energieverbraucher: Pressemitteilung vom 16. Juni 2011 Entschädigungsklagen wegen schlechter Atomgesetz- begründung: Pressemitteilung des IPPNW

10.. Atomausstieg - was kann die Regierung tun? Von Rüdiger Haude Vorurteile, Irrtümer und Verleumdungen 15.. Atomausstieg im Grundgesetz Vorschlag der Opposition 26.. Kostenargumente im Streit um die Solarstromvergütung 16.. Katastrophenvorsorge bei einem Wenn wir in Diskussionen um die Höhe der Einspeisever- atomaren Supergau gütung für Solarstrom gehört werden wollen, müssen wir Behörden sind überfordert - Von Wolf von Fabeck uns mit Zahlen auseinandersetzen: Von Frank Busse

17.. Anti-Atom-Mahnwachen in über 370 Städten

18.. Ausblicke in Zeit und Raum Rede von Rüdiger Haude bei der Mahnwache in Aachen am 20.6.2011

EEG-Novelle 2012 - Verschlechterungen statt Verbesserungen 30.. Investitionsrisiko Solarstromanlage Anlagenbetreiber müssen zunehmend mit Zusatzausga- ben und Einnahmerisiken rechnen: Von Susanne Jung 20.. Das EEG-Problem Das Erneuerbare-Energien-Gesetz ist der Schlüssel zum 34.. Täuscht der Grüne Strom Label e.V. erfolgreichen Atomausstieg. Doch die Regierung stellt die die Ökostromkunden? Weichen falsch: Von Martin Unfried Grüner Strom Label e.V. nimmt Stellung zu einem Vorwurf des SFV 21.. Anschlag auf den „Volkswagen“ der 36.. Böswillige Behauptungen IPPNW kritisiert Solarstrom-Vergütungskürzungen: SFV-Kommentare zu Auszügen aus dem Artikel Pressemitteilung vom 30. Mai 2011 „Der große Solarschwindel“ in der Welt am Sonntag vom 26. Juni 2011: Von Wolf von Fabeck

Solarbrief 2/11 4 Solarenergie-Förderverein Deutschland e.V. 44.. Dezentrale Blockheizkraftwerke als Betreiberberatung Brückentechnologie entbehrlich Von Wolf von Fabeck 24.. Was ändert sich für Betreiber von PV-Anlagen 54.. Infraschall und Otto Waalkes ab 2012 Von Wolf von Fabeck Kurzinformation von Susanne Jung

54.. Kein wesentlicher Fortschritt für Windenergie im 30.. Investitionsrisiko Solarstromanlage? Bundesbaugesetzbuch Anlagenbetreiber müssen zunehmend mit Zusatzausga- Von Wolf von Fabeck ben und Einnahmerisiken rechnen: Von Susanne Jung

33.. Buchempfehlung: „Photovoltaik - Solarstrom vom Dach“ Was ist zu tun? Von Frank Busse

55.. Keine Vergütungskürzung zum 1. Juli 2011 39.. Stromerzeugungsdaten zeigen: Schneller dezentraler Ausbau der Erneuerbaren und der Stromspeicher ist vordringlich 55.. Wo ist der Netzanschlusspunkt? Auswertung von Daten der Webseite Neues Urteil des Oberlandesgerichts Hamm: www.transparency.eex.com: Von Alfons Schulte Von Susanne Jung

47.. Der Solarausbau muss nicht auf den Speicher- 56..Solarstrom-Direktverbrauch durch Dritte ausbau warten Welche Kosten sollten von einem „Dritten“ Von Wolf von Fabeck beglichen werden? Von Susanne Jung

48.. Drei Schwerpunkte für die Energiewende 58.. Asbest-Dachsanierung zur Installation Von Wolf von Fabeck einer PV-Anlage Zwei Gerichtsurteile zur steuerlichen Berücksichtigung: Von Petra Hörstmann-Jungemann 50.. Wenn der Staat versagt Solarstrom von kirchlichen Dächern - eine Not-Lösung: Von Wolf von Fabeck 59.. Vergütungsfestlegung bei Anlagenzubau Kurzinformation zu einem neuen Hinweisverfahren der Clearingstelle EEG: Von Susanne Jung

60.. Der SFV-Vergütungsrechner wurde erweitert! Mit dem SFV-Vergütungsrechner mehrere PV-Anlagen gleichzeitig abrechnen: Von Kerstin Watzke

61.. Sachmängelbezogener Austausch von Solarmodulen nach EEG 2004 Ergebnis des Empfehlungsverfahrens der Clearingstelle EEG: Von Susanne Jung

61..Entsorgungsmöglichkeiten für Altmodule Klimawandel Von Petra Hörstmann-Jungemann

52.. Kipp-Elemente im Klimasystem Pressemitteilung des Potsdamer Instituts für Klimafolgen- Internes forschung (PIK) vom 23.6.2011

2... Impressum, Programm des SFV 53.. Meeresspiegel steigt heute schneller als je zuvor Eine weitere Pressemitteilung des PIK vom 20.06.2011 62.. Leserbriefe 62.. Mitgliederversammlung des SFV 63.. Infostellen, Mitgliedschaft im SFV

Solarbrief 2/11 Solarenergie-Förderverein Deutschland e.V. 5 Warnungen vor dem zweiten Atomkompromiss Atomausstieg wird zum Fossileinstieg Ein fauler Kompromiss?

Der Atomkompromiss von Rot/Grün aus dem Jahr 2000 Klimaforscher zum Trotz steigen die CO2-Emissionen auch hatte keinen Bestand. Trotz vertraglicher Vereinbarungen, in Deutschland schon wieder stark an. trotz gesetzlicher Regelungen! Haben wir nichts daraus Das ist ein schrilles Alarmzeichen! gelernt? Neben einer ambitionierten Energieeinsparung, z.B. Inzwischen wurde ein neuer Atomkompromiss vorbe- durch Wärmedämmung im Wohnungsbereich, gibt es daher reitet. zum Ausbau der Erneuerbaren Energien keine Alternative, Die Unionsparteien, sowie die FDP haben sich festgelegt. wollen wir das Überleben der Menschheit sicherstellen. Die SPD hat bereits Zustimmung signalisiert und fordert Schnelleres Wachstum der dezentralen Erneuerbaren offen, die Kohlenutzung auszubauen [1]. Die Linken lehnen Energien braucht politische Unterstützung. Diese wird von den Kompromiss und die mit ihm verbundenen Gesetze Schwarz/Gelb derzeit ausdrücklich nicht gewollt und von zur Einschränkung der dezentralen Erneuerbaren Energien Rot/Grün viel zu verhalten eingefordert. Zwar drängen die ab [2]. Energiepolitiker der Grünen verbal auf eine Beschleuni- Alle Aufmerksamkeit richtete sich jetzt auf die Grünen, gung des Wachstums der Erneuerbaren Energien, doch die auf einem Sonderparteitag am 25. Juni in Berlin ihre die von ihnen bisher tatsächlich genannten Ziele bedeuten Position endgültig bestimmten. Ihrer Entscheidung kommt im Fall der Solarenergie kein Wachstum, sondern sogar besonderes Gewicht zu, da man den Grünen die höchste ein Schrumpfen des solaren Zubaus [3]. Insofern wird Kompetenz in Fragen des Atomausstiegs und des Ausbaus die Öffentlichkeit und die grüne Basis durch Schönreden der Erneuerbaren Energien zutraut. Eine Zustimmung der getäuscht. Grünen wird das Vertrauen der Bevölkerung in die schwarz/ Die Einspeisevergütungen von Solar- und Windenergie gelben Beschlüsse erhöhen. im Binnenland müssen auf attraktive, zuverlässig planbare Aber ist dieses Vertrauen wirklich gerechtfertigt? Ist es Werte eingestellt werden, die mehrjährige Investitionspla- sinnvoll, dem Gesetzespaket von Union und FDP zuzustim- nungen ermöglichen. Das wird von Schwarz/Gelb anders men, nur weil man den Atomausstieg auch will? gesehen. Wir alle wissen: in einer Regierungskoalition müssen Aber auch die grünen Energieexperten sind nicht gewillt, Kompromisse gemacht werden. Aber dürfen wir von den von dem in das EEG eingeführten demotivierenden planwirt- Grünen, einer in Energiefragen kompetenten Oppositions- schaftlichen Ansatz abzugehen, die Solarstromvergütung partei, nicht deutlichere Kritik an falschen Weichenstellun- immer dann besonders stark abzusenken, wenn sich das gen erwarten? Wachstum der Solarenergie schneller beschleunigt, als vorher geplant ("atmender Deckel") [4]. Im Einzelnen geht es um folgende Kritikpunkte: So wird das Vertrauen der Investoren in die kontinuierliche und vorhersehbare Unterstützung der Solarenergie durch Tempo und Unumkehrbarkeit des die Politik nachhaltig zerstört. Atomausstiegs Die Chancen, die sich durch den schnelleren Ausbau im Wenn das Restrisiko nicht hinnehmbar ist, müssen alle Jahr 2010 ergaben, wurden nicht genutzt. Atomanlagen sofort (!) abgeschaltet werden, selbst auf die Gefahr hin, dass es vorübergehend zu Stromsperren kommen wird. Wachstum der Windenergie wieder beschleunigen Leben und körperliche Unversehrtheit unserer Mitbürger, wie sie Artikel 2 Satz 2 unseres Grundgesetzes schützt, Der Ausbau der Windenergie im Binnenland ist bereits sind ein höheres Gut als wirtschaftliche Prosperität und der seit Jahren rückläufig. Im Jahr 2010 wurden nur noch Luxus unbegrenzter Energieverfügbarkeit. 1.500 MW installiert [5]. Im selben Jahr waren es bei der Solarenergie 7.400 MW. Der Atomausstieg muss in der Verfassung verankert werden (so wie in Österreich). Da Windenergie und Solarenergie sich jahreszeitlich gut ergänzen, muss auch die Windenergie besser gefördert werden. Weder von den Regierungsparteien noch von SPD Einstieg in die fossile Energiegewinnung oder Grünen hören wir hier Rufe nach eine Verbesserung verhindern der Einspeisevergütung für Windstrom im Binnenland [6]. Die Gefahren des Klimawandels für die menschliche Zivilisation sind keineswegs gebannt. Den Warnungen der

Solarbrief 2/11 6 Solarenergie-Förderverein Deutschland e.V. Warnungen vor dem zweiten Atomkompromiss

Schwerpunkt des Ausbaus auf dezentrale So- Ziele ein: Attraktive Vergütungen für Binnenland-Windenergie lar- und Windenergie und dezentrale Stromspei- und Solarenergie und die Einführung einer marktgerechten cher legen Strompreisgestaltung für alle Verbraucher. (WvF, AS) Die Gesetzentwürfe der Regierungsfraktionen sehen die Fußnoten stärkere Förderung von Erneuerbare Energien nur in zentra- listischen und zudem besonders teuren Großprojekten wie [1] 17.04.2011 Sigmar Gabriel in der ZDF-Sendung 'Berlin Offshore-Windparks vor, was große Ausbauten des Strom- direkt' fernleitungssystems notwendig macht. Die Projekte werden [2] 09.06.2011 – Gregor Gysi - Redebeitrag im Bundestag. vorwiegend in den Händen der Großkonzerne liegen, die Atomausstieg bis 2014 - Für eine erneuerbare und demokra- die Verbraucher schon jetzt mit überzogenen Strompreisen tische Energieversorgung belasten. [3] Am 9.6.2011 teilte Hans-Josef Fell (energiepolitischer Sprecher der Grünen) in einem Rundbrief mit der Überschrift Initiativen zur Einführung einer angebots- und 'Union stellt Ausbau Erneuerbarer Energien in Frage' mit: "Wir nachfrageabhängigen Strompreisgestaltung Grüne haben diese Woche hingegen beschlossen, dass das Schon jetzt ist vorhersehbar, dass bei vermehrter Nutzung Ausbauziel für die Photovoltaik von jährlich 3000 auf 5000 von Sonnen- und Windenergie Zeiten des Stromüberschusses MW angehoben werden soll. Eine Deckelung wird von uns und andererseits Zeiten des Strommangels auftreten werden. strikt abgelehnt." Dieses Problem ist lösbar: dezentrale Stromspeicher bei den Anmerkung des SFV: Im Jahr 2010 wurden 7.400 MW neu Verbrauchern. Speicher lohnen sich wirtschaftlich nur, wenn installiert. Die angestrebten 5.000 MW sind somit kein Wachs- der zu speichernde Überschussstrom billig zur Verfügung tum, sondern bedeuten ein Schrumpfen. Die Tatsache, dass gestellt wird und wenn zu Strommangelzeiten hohe Preise für Union und FDP das Wachstum der Solarenergie noch stärker den gespeicherten Strom gezahlt werden. Wir vermissen bei beschneiden wollen, darf keine Entschuldigung für den man- allen Parteien - auch den Grünen - Initiativen zur Einführung gelnden Ausbauwillen der Grünen Parteispitze sein. einer angebots- und nachfrageabhängigen Strompreisge- staltung. So könnten Aktivität und Erfindungsreichtum von [4] § 20 2a EEG 2009 Unternehmern und Ingenieuren angeregt werden, Strom, [5] Hermann Albers, BWE, bei der Anhörung im Bundestag wenn er billig ist, zu speichern (Entwicklung von dezentralen am 08.06.11 Speichern) und wenn der Strom teuer ist, den Stromverbrauch zeitlich hinauszuzögern (Lastmanagement). [6] Hans-Josef Fell (Bündnis 90 die Grünen) am 05.06.11 auf seiner Internetseite: "(...) Es ist ein erster richtiger Schritt, dass sich die Regierung bei der Onshore-Windkraft nun einsichtig Appell an alle verantwortlichen Mandatsträger zeigt und die Förderung - wie im Referentenentwurf für die Verweigern Sie diesem faulen Energiewendekompromiss EEG-Novelle vorgesehen - doch nicht verschlechtern wird. ihre Zustimmung! Setzen Sie sich stattdessen mit für unsere (...)"

Kein grüner Segen für diese Atompolitik! Offener Brief des BUND an die Delegierten der außerordentlichen Bundesdelegierten­ versammlung von Bündnis 90/Die Grünen am 25. Juni 2011 in Berlin.

„Liebe Delegierte, chern. So würde selbst das AKW Gundremmingen C, das fast baugleich mit Fukushima ist, bis 2021 weiterlaufen. Wieder die weiter andauernde Katastrophe von Fukushima hat ist der „Ausstieg“ nicht unumkehrbar. Die Sicherheitsauflagen in Deutschland und weit darüber hinaus zu einer starken für die Betreiber sind sogar noch schwächer als zu Zeiten des Anti-Atom-Bewegung geführt. Die schwarz-gelbe Bundes- rot-grünen „Atomkonsenses“. Zudem ist die angekündigte, regierung wurde dadurch gezwungen, die im letzten Herbst bundesweite Endlagersuche völlig unverbindlich. Fakten beschlossene Laufzeitverlängerung zurückzunehmen und werden weiterhin lediglich in geschaffen, indem der acht Reaktoren endgültig abzuschalten. Ein großer Erfolg, Ausbau des Salzstocks zum Endlager fortgesetzt wird. der ohne den unermüdlichen und breit getragenen Protest nicht möglich geworden wäre. Wir sind enttäuscht, dass der Bundesvorstand von Bünd- nis 90/Die Grünen dieser schwarz-gelben Mogelpackung im Doch die zweite Hälfte des „Ausstiegs“ wird im Wesentli- Bundestag und Bundesrat zustimmen und ihr damit einen chen auf die Jahre 2021/2022 vertagt. Wie schon nach dem grünen Segen verleihen will. Im März diesen Jahres, wenige rot-grünen Ausstiegsbeschluss sollen erneut zehn Jahre ver- Tage nach Fukushima, beschloss der Kleine Parteitag der gehen, die vor allem den Weiterbetrieb der Atomreaktoren si- Grünen mit breiter Mehrheit die Forderung, den Atomausstieg

Solarbrief 2/11 Solarenergie-Förderverein Deutschland e.V. 7 Warnungen vor dem zweiten Atomkompromiss

massiv gegenüber dem rot-grünen „Atomkonsens“ Die Grünen müssen in der Offensive bleiben und Quelle zu beschleunigen und alle Reaktoren stufenweise dürfen das Heft des Handelns nicht aus der Hand http://www.bund.net/offe- bis 2017 abzuschalten. Jetzt droht dieser Beschluss geben! Sie müssen mit der klaren Forderung nach nerbrief bereits wieder Makulatur zu werden. So entsteht einem Ausstieg innerhalb einer Legislaturperiode nicht Glaubwürdigkeit bei Wählerinnen und Wählern in den Bundestagswahlkampf 2013 ziehen – und – sondern der Eindruck, aus Angst vor Kampagnen gegebenenfalls mit dieser Bedingung in Koalitionsver- der politischen Konkurrenz grüne Kernpositionen zu handlungen über eine grüne Regierungsbeteiligung räumen. treten! Dazu gehört auch ein klares Nein zu einem Endlager in Gorleben. Es braucht ein Endlagersuch- Mit einer Zustimmung zum vorliegenden Atom- gesetz, das endlich ein vergleichendes Verfahren mit beschluss der Regierung würden Bündnis 90/Die Bürgerbeteiligung und –rechten ermöglicht. Grünen sich an einen Ausstiegsplan fesseln, der ihnen jeden relevanten atompolitischen Gestaltungs- Die Grünen müssen nicht über das Stöckchen spielraum im Falle einer Regierungsbeteiligung 2013 springen, das die Regierung hinhält! Sie müssen nicht raubt. Damit wären sie gezwungen eine Politik zu einen Konsens mit der Regierung eingehen, nur weil verteidigen, die in der nächsten Legislaturperiode diese damit das Thema Atomkraft von der politischen lediglich die Abschaltung eines Reaktors, des Kraft- Tagesordnung abräumen will. Sie müssen nicht ihren werks Grafenrheinfeld, vorsieht. politischen Spielraum einengen, nur weil die SPD dem Regierungsbeschluss vielleicht zustimmt. Sie Konsequentes Handeln gegenüber den Atomkon- müssen nicht einem Gesetz zustimmen, nur weil es zernen – etwa durch höhere Sicherheitsauflagen auch begrüßenswerte Elemente wie die Abschaltung und Haftungsansprüche – verlöre nach vorheriger von acht Reaktoren enthält. Diese werden auch Zustimmung zu einem Ausstieg im Schneckentempo stillgelegt, wenn sie aus den genannten Gründen mit die Plausibilität. Wenn die Grünen dem schwarz- "Nein" stimmen.“ gelben Beschluss zustimmen, dann ist atompolitisch die Kiste zu.

Parteien droht Abstrafung durch Wähler Entschädigungsklagen wegen schlechter Atomgesetz-Begründung

Quelle: Die atomkritische Ärzteorganisation IPPNW warnt „Spiegel-Online“ zufolge bereiten die Stromkon- Pressemitteilung der Deut- die im Bundestag vertretenen Parteien vor einer zerne mit Hilfe von namhaften Anwaltskanzleien schen Sektion der Inter- und „Top-Gutachtern“ bereits Verfassungsklagen nationalen Ärzte für die Abstrafung durch die Wähler, sollten sie die geplante Verhütung des Atomkrieges, Atomgesetz-Novelle nicht verfassungsfest und ent- gegen die Bundesregierung vor, um das Atomge- Ärzte in sozialer Verantwor- schädigungssicher machen. „Man muss kein Jurist setz zu kippen und anschließend milliardenschwere tung (IPPNW), vom 19.6.11 unter sein, um zu erkennen, dass in der Begründung des Schadensersatzforderungen stellen zu können. Die http://www.ippnw.de/start- Gesetzentwurfs keine Gründe für die Stilllegung IPPNW warnt schon seit Wochen vor den unnötigen seite/artikel/d1f9fd1d4d/ bzw. für die Befristung von Atomkraftwerkslaufzeiten Risiken für die Steuerzahler aufgrund eines nicht parteien-droht-abstrafung- durch-waeh.html geliefert werden“, so IPPNW-Atomexperte Henrik sauber begründeten Gesetzes. Paulitz. In einem Offenen Brief an die Vorsitzenden der „Damit bereiten CDU, CSU und FDP den Atomkon- Fraktionen der im Deutschen Bundestag vertretenen zernen eine Steilvorlage für Verfassungsklagen und Parteien vom 7. Juni 2011 belegt die IPPNW detailliert für milliardenschwere Schadensersatzforderungen die eklatanten Schwächen der Gesetzesbegründung zu Lasten der Steuerzahler, die leicht vermeidbar und liefert Begründungselemente, mit denen das Ge- wären. Auch SPD und Grüne erwägen eine Zustim- setz entschädigungsfest gemacht werden kann. Am mung. Sie scheinen den Ernst der Lage noch nicht vergangenen Freitag initiierte die Organisation eine erkannt zu haben. Damit riskieren diese Parteien, bei Kampagne, mit der jede und jeder Einzelne der 621 den nächsten Wahlen in einer Weise abgestraft zu Bundestagsabgeordneten in die Pflicht genommen werden, wie sie es noch nie erlebt haben.“ wird, das offenkundige Risiko für die Steuerzahler abzuwenden.

Solarbrief 2/11 8 Solarenergie-Förderverein Deutschland e.V. Warnungen vor dem zweiten Atomkompromiss Graphik SFV (PHJ) mit den ehemaligen Forderungen von Rot-Grün Vergleich der Laufzeitverlängerung im Atomgesetz 2011 Atomgesetz 2011 der Laufzeitverlängerung im Vergleich

Solarbrief 2/11 Solarenergie-Förderverein Deutschland e.V. 9 Warnungen vor dem zweiten Atomkompromiss

Atomausstieg - was kann die Regierung tun?

Zum Autor Am 17. März verkündete die Bundeskanzlerin, der acht Alt-Reaktoren nicht auf dem Wege der Ge- Rüdiger Haude (Wuppertal), Angela Merkel, vor dem Deutschen Bundestag an- setzgebung, sondern durch Anwendung des § 19 Privatdozent am Histori- gesichts der schrecklichen Ereignisse in Japan eine (3) Satz 2, Nummer 3 des deutschen Atomgesetzes schen Institut der RWTH Aachen (http://klio.histinst. Kehrtwende in der deutschen Atompolitik: (AtG) verfügt zu haben, weil die Maßnahme dadurch rwth-aachen.de/de/index. von den Kraftwerksbetreibern vor Gericht leicht an- „Die unfassbaren Ereignisse in Japan lehren uns, php?id=196), zahlreiche fechtbar sei. Veröffentlichungen zur Kul- dass etwas, was nach allen wissenschaftlichen Maß- turgeschichte, publizistische Tätigkeit, (http://home.wtal. stäben für unmöglich gehalten wurde, doch möglich Nach dem Ablauf des „Moratoriums“ und im Zuge de/haude/index.html) werden konnte. Sie lehren uns, dass Risiken, die für des Gesetzgebungsverfahrens für eine weitere absolut unwahrscheinlich gehalten wurden, doch Änderung des deutschen Atomgesetzes erscheint nicht vollends unwahrscheinlich waren, sondern Re- die Rechtslage in der Tat als sehr umstritten. Die alität wurden. Wenn das so ist, wenn also in einem vier Atomkonzerne pochen auf einen Schutz ihres in so hoch entwickelten Land wie Japan das scheinbar den Atomkraftwerken verkörperten Eigentums. Was Unmögliche möglich, das absolut Unwahrscheinliche sollte also eine Bundesregierung tun, die das Risiko Realität wurde, dann verändert das die Lage. […] des Betriebs von Nuklearanlagen erkannt hat und die Deshalb haben wir im Lichte der Ereignisse in Ja- nötigen Schlüsse daraus ziehen will, um die Bevöl- pan veranlasst, dass alle deutschen Kernkraftwerke kerung ihres Landes vor den Gefahren möglichst zu noch einmal einer umfassenden Sicherheitsprüfung schützen und zugleich die angekündigten, wenn auch unterzogen werden - im Lichte der neuen Lage! schamlosen, Schadenersatzforderungen der Betrei- Dazu setzen wir die Verlängerung der Laufzeiten berfirmen der deutschen AKWs zu vermeiden? der deutschen Kernkraftwerke aus, indem wir für den Zeitraum eines dreimonatigen Moratoriums alle Kern- 1. Atomgesetz und Verfassungsrecht- kraftwerke, die 1980 und früher in Betrieb gegangen sind, vom Netz nehmen.“ 1 sprechung ernst nehmen Zunächst möchte ich der Kritik gegen die Anwen- Weiter hieß es aus Kreisen der Bundesregierung, dung des § 19 AtG widersprechen. Zwar stimmt es, dass man die Laufzeit der deutschen Atomkraftwerke dass durch die Ereignisse in Fukushima die Sicher- spürbar verkürzen wolle. Der Weg, den die Bundes- heitslage in den deutschen AKWs sich nicht verändert regierung und die Regierungen der Bundesländer, in hat. Sie sind freilich nicht genauso sicher, sondern denen Atomkraftwerke stehen, für diesen Politikwech- genauso unsicher wie zuvor. Sie widersprechen sel zunächst wählten, ist - im Prinzip zu Recht - heftig daher, wie gleich noch näher zu begründen ist, den kritisiert worden. Dabei wurde noch nicht einmal auf Grundsätzen des Gesetzes und rechtfertigen nach § das logische Hauptproblem hingewiesen, dass ein 19 (3) Satz 1 die von der Bundesregierung verfügte „Aussetzen“ der wenige Monate zuvor beschlossenen Maßnahme. Denn der Paragraph bestimmt, dass „Verlängerung“ der AKW-Laufzeiten bei der geltenden die Aufsichtsbehörde 2 die Einstellung des Betriebs Rechtslage eine weitere Verlängerung dieser Laufzei- einer kerntechnischen Anlage verfügen kann, wenn ten bedeutet. (Strommengen, die jetzt nicht produziert deren Zustand „den Vorschriften dieses Gesetzes“ werden, durften demnach nämlich gemäß dem Prin- (oder z.B. auch einer „nachträglich angeordneten zip der Strommengen-Restkontingente später ‚nach- Auflage“) widerspricht. 3 Wenn die Regierung die geholt‘ werden.) Vielmehr wurde vor allem kritisiert, Einsicht in die Gesetzeswidrigkeit der Anlagen erst das Abschalten der Altmeiler und die angekündigte verspätet gewonnen hat, darf daraus nicht gefolgert Überprüfung der Sicherheit aller Reaktoren stelle im werden, dass dem Missstand nicht mehr abgeholfen Wesentlichen ein wahltaktisches Manöver mit Blick werden dürfte. auf die damals bevorstehenden Landtagswahlen in Rheinland-Pfalz und Baden-Württemberg dar. Frau Merkel hat nun am 9. Juni 2011, wiederum vor dem Bundestag, bekräftigt, „dass selbst in einem Ich möchte mich mit dieser Frage hier nicht be- Hochtechnologieland wie Japan die Risiken der Kern- schäftigen, sondern einfach davon ausgehen, dass energie nicht sicher beherrscht werden können“. 4 In die Worte der Bundeskanzlerin ernst gemeint und diesem Zusammenhang war es sicherlich ein Fehler, aufrichtig waren. Dann greift aber ein weiterer Kri- dass das Moratorium, mit dem sieben Reaktorblöcke tikpunkt der parlamentarischen Opposition, dass es vorübergehend stillgelegt wurden, nicht bis zum nämlich ein Fehler gewesen sei, die Abschaltung

1. http://www.bundesregierung.de/Content/DE/Bulletin/2011/03/27-1-bk-bt.html 2. Das sind jeweils die "obersten Landesbehörden" (Umweltministerien und dgl.), die "im Auftrage des Bundes" und aufgrund von dessen Weisungen handeln; AtG § 24, in Verbindung mit Grundgesetz Art. 85 (3). 3. AtG § 19 (3). Vgl. http://www.gesetze-im-internet.de/atg/__7.html 4. http://www.bundesregierung.de/nn_1272/Content/DE/Bulletin/2011/06/59-1-bk-regerkl-bt.html

Solarbrief 2/11 10 Solarenergie-Förderverein Deutschland e.V. Warnungen vor dem zweiten Atomkompromiss

Inkrafttreten der geplanten Neufassung des Atomgesetzes -Urteil - Hintergrundinformation verlängert wurde. Die Atomkonzerne, die nun Klagen gegen den Atomausstieg vorbereiten, könnten sich auf eine in diesem In Kalkar am Niederrhein wurde ein Kernkraftwerk gebaut, dass nie Verhalten liegende Inkonsequenz berufen. Glücklicherweise in Betrieb gegangen ist. Es handelte sich um einen Brutreaktor, Typ SNR-300 (Schneller Natriumgekühlter Reaktor). Der Bau wurde 1985 haben sie den Fehler durch ihr eigenes Verhalten pragmatisch fertiggestellt, das Land NRW verweigerte aber die Betriebsgenehmi- „geheilt“, indem sie auf das Wiederanfahren der Altmeiler in gung, bzw. verzögerte diese trotz Anweisung des Bundes. 1991 wurde der zeitlichen Lücke zwischen Moratoriumsende und Geset- ein Anfahren des "Schnellen Brüters" endgültig „ad acta“ gelegt. zesnovelle verzichteten. Der Baubeginn des Reaktors war 1973. Zunehmende Bedenken und Kritiken kamen Ende der 70er Jahre auf. Neben dem Argument, dass Im Atomgesetz heißt es im § 7 (2), dass die Genehmigung man mit dem im schnellen Brüter produzierten Plutonium Atomwaffen für den Betrieb einer Anlage, die Erzeugung, Bearbeitung, herstellen kann, wurden aber auch zunehmend Bedenken bezüglich Verarbeitung oder Spaltung von Kernbrennstoffen nur erteilt der Sicherheit geäußert: außer der schwierigeren Kontrolle der Kern- spaltungsprozesse, wurde auch das sehr reaktionsfreudige Natrium werden dürfe, wenn unter anderem „die nach dem Stand von angeführt. Blieben Proteste gegen den schnellen Brüter wie auch an Wissenschaft und Technik erforderliche Vorsorge gegen Schä- den anderen AKW-Standorten zu Beginn lokal begrenzt, führte die den durch die Errichtung und den Betrieb der Anlage getroffen Angst der Menschen vor einem möglichen atomaren Unfall aber zuneh- ist“. 5 Nach der Reaktorkatastrophe in Fukushima hat sich zwar mend zu bundesweiten Protesten. Neben Aufklärungsveranstaltungen, Verfahrenseinsprüchen und verfassungsgerichtlichen Klagen(z.B. das der Stand der Technik nicht verändert, sehr wohl jedoch der Kalkar-Urteil des Bundesverfassungsgerichts) gab es Protestkund- Stand der Wissenschaft, insofern nämlich neue Einsichten gebungen und Blockadeaktionen. Leider kam es bei Großdemons- über Eintritts-Wahrscheinlichkeiten, z.B. tektonischer Ereig- trationen (z.B. zum Kernkraftwerk ) zu einer zunehmenden nisse gewonnen werden mussten. Wie Frau Merkel im oben Radikalisierung der Proteste und gewaltsamen Auseinandersetzungen mit der Polizei. Die Planungen für eine Großdemonstration 1977 in wiedergegebenen Zitat formulierte, erwies sich, „dass etwas, Kalkar wurde von diesen Ereignissen überschattet. Sie erwies sich was nach allen wissenschaftlichen Maßstäben für unmöglich aber trotz der 40.000 Teilnehmer dann als eine friedliche, aber laute gehalten wurde, doch möglich werden konnte“, was ja dann Veranstaltung gegen die Atomkraft. nicht ohne Rückwirkungen auf die wissenschaftlichen Maßstä- Hatte der Bau 7 Milliarden Mark verschlungen, sollte der Abriss 75 be bleiben kann, wenn denn Wissenschaft etwas mit Wahrheit Millionen Mark kosten. Für fünf Millionen Mark kaufte der Niederländer Henny van der Most diese Investitionsruine 1995 und funktionierte sie zu tun haben soll. (Dabei sei ausgeklammert, dass Merkels in einen Vergnügungspark um. Neben Achterbahn, Riesenkarussell Berufung auf „alle wissenschaftlichen Maßstäbe“ anmaßend und vielen weiteren Attraktionen mehr, wurde sogar der Kühlturm ist und belegt, dass die Bundesregierung bis dato systematisch einbezogen und zu einer Kletterwand umfunktioniert. (PHJ) atomkraft-skeptische Stimmen ignoriert hatte. 6 Die Notwendig- Weitere Infos: keit einer Neubewertung der Risiken nach Fukushima hat Frau • www.heimat-kleve.de/geschichte/pressemitteilungen/nrz_24.09.2007.htm Merkel ja gleichwohl richtig benannt.) • http://de.wikipedia.org/wiki/Kernkraftwerk_Kalkar • http://commons.wikimedia.org/wiki/Category:Wunderland_ Hier ist die Frage des „Restrisikos“ angesprochen, das nun Kalkar?uselang=de zwingend neu eingeschätzt werden muss. Das Bundesver- fassungsgericht hat in seinem „Kalkar-Urteil“ 1978 prinzipiell festgestellt, dass die Gesellschaft ein solches "Restrisiko" § 7 (2) 3. des AtG gehe, so die Verfassungsrichter weiter, zu tragen verpflichtet sei und deshalb gegen den damals in mit der Bindung an den "Stand von Wissenschaft und Technik" Kalkar entstehenden „Schnellen Brüter“ keine prinzipiellen von folgender Erwägung aus: rechtlichen Bedenken bestünden. Der § 7 (2) 3 AtG lasse „Es muß diejenige Vorsorge gegen Schäden getroffen eine Genehmigung auch dann zu, „wenn die Wahrschein- werden, die nach den neuesten wissenschaftlichen Erkennt- lichkeit eines künftigen Schadens nicht mit letzter Sicherheit nissen für erforderlich gehalten wird. Läßt sie sich technisch 7 auszuschließen ist“. Die Richter hatten jedoch verschiedene noch nicht verwirklichen, darf die Genehmigung nicht erteilt Erwägungen daran angeschlossen, die heute relevant wer- werden; die erforderliche Vorsorge wird mithin nicht durch das den. So hatten sie bereits im Tenor des Urteils festgehalten, technisch gegenwärtig Machbare begrenzt.“ 9 dass eine Betriebsgenehmigung (bzw. ihre gesetzliche Grundlage) angesichts neuer Erkenntnisse auch widerrufen Es sei gerade der Sinn der fraglichen Regelung des werden könne: AtG, dass „die Wahrscheinlichkeit des Eintritts eines Scha- densereignisses, die bei einer Genehmigung hingenommen „Hat der Gesetzgeber eine Entscheidung getroffen, deren werden darf, so gering wie möglich sein muß, und zwar um Grundlage durch neue, im Zeitpunkt des Gesetzeserlasses so geringer, je schwerwiegender die Schadensart und die noch nicht abzusehende Entwicklungen entscheidend in Fra- Schadensfolgen, die auf dem Spiel stehen, sein können“. 10 ge gestellt wird, kann er von Verfassung wegen gehalten sein Konkret hieß das, dass bei der „Art und Schwere“ der Folgen zu überprüfen, ob die ursprüngliche Entscheidung auch unter des Gefahreneintritts bei einem Atomkraftwerk „bereits eine 8 den veränderten Umständen aufrechtzuerhalten ist.“ entfernte Wahrscheinlichkeit ihres Eintritts genügen“ müsse,

5. AtG § 7 (2) Nr. 3 6. Auch Merkels Formulierung von einer "absoluten Unwahrscheinlichkeit" in der zitierten Bundestagsrede befindet sich nicht unbedingt im Einklang mit gängigen Ein- sichten der Physik, sondern erweckt vielmehr den Eindruck einer contradictio in adiecto. Der britische Science-Fiction-Autor Douglas Adams hat aus einem ähnlichen Gedanken einen absurden Raumschiff-Antrieb entworfen, den "Unendlichen Unwahrscheinlichkeitsdrive". Vgl. Douglas Adams, Per Anhalter durch die Galaxis. München 1981. S.83 und öfter. – Das ist sehr amüsant, sollte aber nicht auf irdisches Regierungshandeln übertragen werden. – Vgl. zur Verwendung der Kategorie des Absoluten in der gegenwärtigen Atomkraft-Debatte ferner http://www.hintergrund.de/201103301468/globales/umwelt/rwe-vattenfall-und-das-absolute.html 7. BVerfG, Beschluss vom 8. 8. 1978 - 2 BvL 8/ 77. Ziffer 101 des Beschlusses. Vgl. link: http://lexetius.com/1978,2 8. BVerfG, Beschluss vom 8. 8. 1978 - 2 BvL 8/ 77. Ziffer 3 des Beschlusses. 9. BVerfG, Beschluss vom 8. 8. 1978 - 2 BvL 8/ 77. Ziffer 98 des Beschlusses. 10. BVerfG, Beschluss vom 8. 8. 1978 - 2 BvL 8/ 77. Ziffer 102 des Beschlusses.

Solarbrief 2/11 Solarenergie-Förderverein Deutschland e.V. 11 Warnungen vor dem zweiten Atomkompromiss

„um die Schutzpflicht auch des Gesetzgebers konkret aus- Übrigens könnte – und müsste bei verantwortungsvoller zulösen“. 11 Auslegung des Gesetzes – die Bundesregierung die Ge- Die Wahrscheinlichkeit des Eintritts einer Reaktorkatast- nehmigungsbehörden der Länder auch ohne Änderung des rophe mit Kernschmelze und immensen Freisetzungen von Atomgesetzes anweisen, im Zuge einer „nachträglich ange- Radioaktivität ist nach den Ereignissen von Tschernobyl ordneten Auflage“ gemäß § 19 (3) AtG diese Nachweise von 1986 und Fukushima 2011 keineswegs nur als „entfernt“ zu den AKW-Betreibern zu verlangen. betrachten. Nach den Grundsätzen des „Kalkar-Urteils“ von 1978 wären die zuständigen staatlichen Instanzen daher 3. Atomgesetz präzisieren: verpflichtet, die Betriebsgenehmigung der deutschen Atom- Umgang mit Atommüll kraftwerke zu widerrufen. Das AtG legt in § 9a fest, der Betrieb einer Anlage setze voraus, dass der Betreiber dafür sorgen muss, dass die entste- 2. Atomgesetz präzisieren: henden radioaktiven Reststoffe entweder „schadlos verwertet“ Stand von Wissenschaft und Technik oder „als radioaktive Abfälle geordnet beseitigt“ werden. 13 Im „Kalkar-Urteil“ wurde - im Prinzip nachvollziehbar - argu- Bekanntlich hat kein Betreiber irgendeiner deutschen Atom- mentiert, dass eine konkrete Benennung der Gefahren, gegen anlage in den vergangenen fünfzig Jahren jemals diese Sorge welche Atomanlagen gesichert sein müssten, im AtG nicht getragen. Die Betriebsgenehmigungen der Atomkraftwerke sinnvoll sei, weil die Gesetzgebung dann notwendig hinter der stehen schon deshalb mit jedem Jahr, mit jeder weiteren technischen und wissenschaftlichen Entwicklung herhinken produzierten Tonne Atommülls deutlicher im Widerspruch würde und der Sicherheits-Effekt des Gesetzes dadurch eher zu dem genannten Paragraphen, weil es ja weltweit keine abnehmen würde. Dennoch müsste es, meine ich, möglich Vorrichtung für die geforderte „geordnete Beseitigung“ gibt. sein, bestimmte Grundsätze zu normieren, die sich gerade Spätestens nach dem Skandal um das "Versuchs-Endlager" aus den Erfahrungen der jüngeren Vergangenheit ergeben. (eine Wortfügung, die mit der „ausgesetzten Laufzeitverlänge- So sollte, vor allem im Lichte der Terroranschläge in den USA rung“ auf einer Ebene steht!) in Asse hätte eine Anwendung am 11. September 2001, zwingend festgelegt werden, dass des § 9a AtG zum Widerruf der Betriebsgenehmigungen für eine Atomanlage im Sinne des § 7 AtG darauf ausgelegt sein die deutschen AKWs führen müssen. muss, den frontalen Aufprall des größten jeweils in Serie ge- Aber der Gesetzgeber hat an die Bestimmungen des oben bauten Flugzeugtyps auszuhalten, ohne dass es zu massiven zitierten Absatzes (1) inzwischen mehrere Krücken-Absätze Freisetzungen von Radioaktivität kommt. Das wäre zur Zeit angefügt, von denen der Absatz (1b) „die geordnete Besei- ein Airbus A380. Es ist bekannt, dass kein einziges deutsches tigung“ für erfüllt erklärt, wenn der Müll „in Zwischenlagern“ AKW auch nur den Aufprall des kleineren Jumbo-Jets Boeing untergebracht ist. Dabei wird stillschweigend von der keines- 747 aushalten würde. Das fortwährende Ignorieren des Risi- wegs selbstverständlichen Entwicklung ausgegangen, dass kos, das aus diesem Sachverhalt erwächst (das betrifft außer in absehbarer Zukunft nicht nur ein Endlager für Atommüll, Terror-Anschlägen auch Flugzeug-Unfälle), ist nach den in sondern insgesamt ausreichende Endlagerkapazitäten gefun- Abschnitt 1. wiedergegebenen Erwägungen nicht zulässig, den werden. Dies ist logisch (und deswegen vermutlich doch aber seit Jahrzehnten gängige Praxis. Eine ausdrückliche auch juristisch) widersinnig; deswegen sollte der Absatz (1b) Normierung wäre daher dringend erforderlich. des § 9a AtG eine Fassung bekommen, die den eigentlich Aus der Fukushima-Katastrophe folgt zudem, dass bei der eindeutigen Sinn des Absatzes (1) noch einmal ausdrücklich Auslegung eines AKW eine Berücksichtigung von Erdbeben formuliert: „Für die geordnete Beseitigung ist nachzuweisen, nur bis zu der Stärke, die im Baugebiet bereits registriert wur- dass auf dem Gebiet der Bundesrepublik Deutschland ein de, ein schlimmer Fehler ist. Hier wäre vielmehr festzulegen, nach den Maßgaben dieses Gesetzes genehmigtes Endlager dass die Erdbebensicherheit einer Atomanlage für ein Beben vorhanden ist, das die Aufnahme der radioaktiven Reststoffe ausgelegt sein muss, das wenigstens 1,5 Einheiten höher vertraglich zugesichert hat.“ auf der Momenten-Magnituden-Skala wäre als das größte Eine verantwortungsbewusste Bundesregierung würde im Beben, das bei Erteilen der Baugenehmigung am Standort bis Hinblick auf die sogenannte Entsorgung ein weiteres tun, dahin gemessen oder überliefert wurde. Dabei müssten auch nämlich die finanzielle Verantwortung für diesen Komplex historische Beben wie das Erdbeben von Basel 1356 (wahr- den Verursachern des Atommülls und jahrzehntelangen scheinlich 7 bis 8 gemäß der Momenten-Magnituden-Skala) Profiteuren der Atomtechnologie aufbürden. Ich weiß nicht, und nicht-seismische Beben, wie sie in Norddeutschland durch ob dies im AtG oder in einem eigens zu beschließenden Deckeneinsturz unterirdischer Hohlräume, z.B. in Salzstöcken, „Atommüll-Entsorgungs-Gesetz“ zu regeln wäre, aber die nach entstehen können, Berücksichtigung finden. 12 allen moralischen Maßstäben billigen Regelungen müssten mindestens folgendes umfassen: In den § 7 AtG sollte daher ein neuer Absatz (2a) eingefügt werden, der mindestens die beiden genannten Aspekte mit „(1) Die Kosten für die Erkundung, Erforschung und den der Wendung festlegt: „Die Genehmigung ist im Sinne des Betrieb von Endlagern sind auf alle im Inland tätigen Betreiber Absatzes (2) insbesondere dann zu versagen oder zu wider- von Atomkraftwerken entsprechend der von diesen Anlagen rufen, wenn keine Vorkehrungen gegen … nachgewiesen bisher (kumuliert) produzierten Strommengen umzulegen. werden können“.

11 BVerfG, Beschluss vom 8. 8. 1978 - 2 BvL 8/ 77. Ziffer 107 des Beschlusses. 12 http://www.geowiss.uni-hamburg.de/i-geogr/staff/grimmel/atomweb/atomkr.htm#anchor1151517 13. AtG, § 9a (1) Satz 1.

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(2) Dabei sind die voraussichtlichen Betriebs-, Bewa- Externe Kosten der chungs- und Haftpflichtkosten für zunächst eintausend Jahre zugrundezulegen, die vorab auf ein von der Bundesregierung Atomenergie anzulegendes Sondervermögen einzuzahlen sind.“ Bereits im Jahr 1992 führte Dr. Eberhard Moths (BMWi) in der Studie „Internalisierung der externen Kosten“ aus, 4. Atomgesetz präzisieren: Haftpflicht dass Stromkunden allein für die jährliche Risikoversiche- rung der externen Kosten eines Kernschmelzunfalls ca. Die Regelungen des AtG zur Haftpflicht im Falle von schwe- 3,60 DM/kWh (1,80 Euro/kWh) auf die Stromrechnung ren Unfällen sind für einen juristischen Laien nicht durchsichtig draufzahlen müssten. (§§ 14, 25 und 31). Es wird mehrfach auf das „Pariser Über- einkommen“ verwiesen, in dem die Mitgliedsstaaten der Euro- Quelle: Internalization of external costs during the crisis for economic policy or as a crisis for economic policy, Eberhard Moths, Bundesministerium für päischen Wirtschaftsgemeinschaft sich am 29. Juli 1960 über Wirtschaft, Bonn, 8.-11. September 1992, Racine, Wisconsin USA die „Haftung […] auf dem Gebiet der Kernenergie“ geeinigt haben. Nimmt man dieses Übereinkommen zur Hand, dann findet man schon in der Präambel das Ziel ausgesprochen, hoch. Aber wir wollen mit einem behutsamen Schritt in die „die notwendigen Maßnahmen zu treffen, um sicherzustellen, richtige Richtung beginnen. dass […] die Entwicklung der Erzeugung und Verwendung der Kernenergie für friedliche Zwecke nicht behindert wird“. Demzufolge wurden lächerlich niedrige Mindestgrenzen der 5. Grundgesetz präzisieren: Haftpflicht von Betreibern kerntechnischer Anlagen festgelegt, Atomspaltung verbieten die in der derzeitigen Fassung der Übereinkunft bei 700 Mil- Aus dem Grundrechtsschutz des deutschen Grundgeset- lionen Euro liegen, also nur wenige Promille des materiellen zes, insbesondere aus dem Recht auf Leben und körperliche Schadens, der bei Unfällen wie in Tschernobyl oder Fukushima Unversehrtheit (Art. 2 [2] GG) und dem Recht auf Eigentum zu regulieren ist. Im AtG ist festgelegt, dass die Betreiber mit (Art. 14 [1] GG) ergibt sich im Lichte der Ereignisse von Fu- ihrem gesamten Vermögen haften; aber damit kommt man im kushima eigentlich zwingend, dass eine Technologie mit dem Falle eines Super-GAU auch nicht sehr weit. unbeherrschbaren Gefahrenpotenzial der Atomkraft nicht Weit wichtiger als die Frage der Vermögenshaftung ist daher angewendet werden darf. Es ist aber vorauszusehen, dass die Frage, welche Haftpflichtversicherung Betreiber kerntech- mit wachsendem zeitlichen Abstand von der japanischen Ka- nischer Anlagen abschließen müssen. Hier regelt die „Ver- tastrophe wiederum entgegenstehende Argumente in der po- ordnung über die Deckungsvorsorge nach dem Atomgesetz“, litischen Arena platziert und mit beträchtlichen ökonomischen dass eine Obergrenze von 2,5 Mrd. Euro für die Haftpflicht- Machtmitteln gefördert werden. So wird heute bereits das versicherung von Reaktoren besteht.14 Auch dies heißt, dass Eigentumsrecht nicht im Hinblick auf Bauern oder Hauseigen- nicht die Betreiber oder die Versicherungen den Löwenanteil tümer, die durch eine Atomkatastrophe ihre Existenz verlieren des Unfallrisikos tragen, sondern die Bevölkerung (hier: als würden, in die Debatte gebracht, sondern im Hinblick auf Steuerzahler). Die Schäden der Fukushima-Katastrophe den ungeschmälerten Profit der Betreiber von Atomanlagen. z.B. wurden bereits am 23. März 2011 von der Zeitung Tokyo Es ist deshalb zu empfehlen, im Grundgesetz eine ähnliche Shimbun auf eine Billion Yen oder umgerechnet 8,5 Mrd. Euro Bestimmung zu verankern, wie sie seit 1999 als „Bundesver- geschätzt.15 Kalkulationen von Ende Mai 2011 rechnen mit dem fassungsgesetz für ein atomfreies Österreich“ normiert ist.18 Zwanzigfachen dieser Summe.16 Das Tschernobyl-Unglück hat So ließe sich im Abschnitt „Übergangsbestimmungen“ des nach einer Schätzung der weißrussischen Regierung Kosten in Grundgesetzes ein neuer Artikel einfügen, der etwa folgenden Höhe von 235 Mrd. US-Dollar (derzeit ungefähr 163 Mrd. Euro) Wortlaut haben könnte: verursacht – bei einem hinreichend strengen Strahlenschutz- „(1) Anlagen, die der Erzeugung, Bearbeitung, Verarbeitung regime dürfte diese Zahl noch um einiges höher liegen! oder Spaltung von Kernbrennstoffen dienen, dürfen in Deutsch- Da die Bundesregierung der „verfassungsrechtlichen Pflicht“ land nicht errichtet werden. Sofern solche Anlagen bestehen, unterliegt, „dem gemeinen Wohl zu dienen“ (um noch einmal ist ihr Betrieb schnellstmöglich zu beenden. Der Betrieb von das "Kalkar-Urteil" des Bundesverfassungsgerichts zu zitie- Anlagen gemäß Satz 1, die nicht der Stromerzeugung dienen, ren),17 wäre es einer der vordringlichsten Schritte, zumindest ist unverzüglich zu beenden. Eine Entschädigung findet in den den § 9 der „Verordnung über die Deckungsvorsorge nach dem Fällen der Sätze 2 und 3 nicht statt. Atomgesetz“ dahingehend zu ändern, dass die dort angege- (2) Anlagen gemäß Abs. 1 Satz 1 dürfen nicht von Deutschland benen Zahlen mindestens um dem Faktor 100 erhöht werden. aus in andere Länder exportiert oder von Firmen, die ihren Sitz Selbst dann ist das Risiko, dass das „gemeine Wohl“ durch in Deutschland haben, im Ausland errichtet werden. eine in Deutschland stattfindende Nuklearkatastrophe auch finanziell beträchtlich leidet, eigentlich noch unverantwortlich (3) Die Bundesrepublik Deutschland darf nicht Mitglied von Organisationen sein, zu deren Zwecken die Förderung der

14. AtDeckV, § 9 (1). Vgl. http://www.gesetze-im-internet.de/atdeckv_1977/__9.html 15. http://www.bloomberg.com/news/2011-03-23/nuclear-cleanup-cost-goes-to-japan-s-taxpayers-may-spur-liability-shift.html 16 http://www.marketwatch.com/story/japan-nuclear-disaster-tab-high-as-246b-report-2011-05-31 17. BVerfG, Beschluss vom 8. 8. 1978 - 2 BvL 8/ 77. Ziffer 86 des Beschlusses. 18. http://www.ris.bka.gv.at/GeltendeFassung.wxe?Abfrage=Bundesnormen&Gesetzesnummer=10008058

Solarbrief 2/11 Solarenergie-Förderverein Deutschland e.V. 13 Warnungen vor dem zweiten Atomkompromiss

Atomenergie gehört. Sie darf auch kein Geld an derartige 2001 keine Hermesbürgschaften mehr für Atomprojekte ge- Organisationen überweisen.“ währt werden durften. Die jetzige Bundesregierung hat diese Maßnahme zurückgenommen. Im Januar 2010 erteilte sie die Es versteht sich, dass bei Anwendung dieses Vorschlags „Grundsatzzusage“ für eine der größten Hermes-Bürgschaften einige der vorstehenden, insbesondere der in Punkt 2. wie- der Geschichte (1,3 Milliarden Euro) zugunsten des deutsch- dergegebenen, Erwägungen sich erübrigen würden. französischen Konzerns Areva/Siemens, um den Bau des Atomkraftwerkes Angra 3 in Brasilien abzusichern. Der AKW- 6. Internationale Vereinbarungen und Außen- Komplex Angra liegt an der brasilianischen Atlantikküste und handelsregelungen überprüfen ist daher tsunamigefährdet, zudem gilt der Baugrund in einer Bucht als erdrutschanfällig. Die endgültige Genehmigung Wenn Frau Merkel es ernst meint, dass „die Risiken der dieser Hermes-Bürgschaft stand im April 2011 an.20 Im Juni Kernenergie nicht sicher beherrscht werden können“ und dass 2011 hieß es aus Kreisen des Bundesfinanzministeriums, der dies „die Lage verändert“, dann kann dies selbstverständlich Antrag werde noch geprüft; es solle „im Rahmen der IAEO nicht nur für Deutschland gelten. Eine Bundesregierung, das internationale nukleare Sicherheitsrecht überprüft und die von dieser Einschätzung ausgeht, müsste daher, auch dynamisch fortentwickelt werden“. 21 Man geht also offenbar unabhängig von der unter 5. vorgeschlagenen Ergänzung noch immer davon aus, die Bürgschaft zu erteilen. des Grundgesetzes, auf der internationalen Ebene für einen Ausstieg aus der hochriskanten Atom-Technologie eintreten. Es sollte aber angesichts der neuen Einsichten der Bun- Tatsächlich geschieht bis heute in vielerlei Hinsicht das Ge- desregierung eine selbstverständliche Maßnahme sein, die genteil. Ich möchte hier nur auf einige Punkte hinweisen, die Angra-Bürgschaft zu verweigern und die von 2001 bis 2009 dringend in Angriff zu nehmen wären. geltende Restriktion für Hermes-Bürgschaften wieder in Kraft zu setzen. • Über das Abschalten der Atomkraftwerke dürfen die sonstigen kerntechnischen Anlagen in Deutschland nicht • Das Pariser Übereinkommen zur Haftpflicht von kern- vergessen werden, die wichtige Funktionen im internationa- technischen Anlagen wurde bereits erwähnt. Schon wegen len Brennstoffkreislauf erfüllen. Damit meine ich vor allem der zitierten Präambel sollte die Bundesrepublik Deutsch- die Urananreicherungsanlage in Gronau (NRW), sowie die land dieses Abkommen kündigen und alsdann energisch Brennelementefabrik in Lingen (Niedersachsen). Aus diesen versuchen, eine neue Übereinkunft auszuhandeln, die auch Anlagen wird Kernbrennstoff für Atomkraftwerke weltweit die Atomanlagenbetreiber in anderen Mitgliedsländern nicht (u.a. auch in Japan) geliefert. Es ist geradezu zynisch, durch länger fast vollständig von jeder Haftung befreit. solche Anlagen das Fortbestehen einer Technologie auf glo- • Die Bundesrepublik Deutschland ist Mitglied der "EURA- baler Ebene zu unterstützen, die man im eigenen Land als in TOM", die 1957 als Bestandteil der „Römischen Verträge“ ihren Gefahrenpotenzialen unbeherrschbar erkannt hat. Die gegründet wurde, aus denen dann die Europäische Gemein- Betriebsgenehmigungen der genannten Anlagen müssen schaft hervorging. In der Präambel des EURATOM-Vertrages umgehend widerrufen werden. heißt es auch heute noch im Tonfall besinnungsloser Tech- • Der Eigentumsschutz des Art. 14 (1) des Grundgesetzes nokratiegläubigkeit: kann sich nicht auf eine Verwendung des Eigentums erstre- „In dem Bewusstsein, dass die Kernenergie eine unent- cken, die unbeherrschbare Katastrophenrisiken hervorruft. behrliche Hilfsquelle für die Entwicklung und Belebung der Hiergegen spricht auch Art. 14 (2) GG, der die Verwendung Wirtschaft und für den friedlichen Fortschritt darstellt, […] des Eigentums an das „Wohl der Allgemeinheit“ bindet. Der entschlossen, die Voraussetzungen für die Entwicklung im Mai 2011 gefasste Entschluss der Firma RWE, sich mit einer mächtigen Kernindustrie zu schaffen, welche die Ener- 30% an dem niederländischen Atomkraftwerk Borssele zu gieerzeugung erweitert, die Technik modernisiert und auf beteiligen und dort die Errichtung weiterer Reaktorblöcke zahlreichen anderen Gebieten zum Wohlstand ihrer Völker voranzutreiben19, stellt einen Verstoß gegen den Art. 14 (2) beiträgt, […] in dem Wunsch, andere Länder an ihrem Werk GG dar, umso mehr, als er in Kenntnis der Atomkatastrophe zu beteiligen und mit den zwischenstaatlichen Einrichtungen von Fukushima gefällt wurde. Zum Wohle der Allgemeinheit zusammenzuarbeiten, die sich mit der friedlichen Entwicklung darf Eigentum enteignet werden (Art. 14 [3] GG). Als Antwort der Kernenergie befassen […]“. 22 auf die fortgesetzte Firmenpolitik der RWE, sich weltweit der Förderung der Atomkraft zu widmen – und damit Gewinnin- An die Stelle eines derartigen, völlig anachronistischen und teressen durch eklatante Verletzung des Gemeinwohls zu nach heutigen Einsichten gemeingefährlichen Vertrages sollte verfolgen – sollte die Bundesregierung daher eine Enteignung dringend ein europäisches Übereinkommen zur Förderung re- dieser Firma erwägen. generativer Energien gesetzt werden. Dies wäre eine wichtige Initiative deutscher Europapolitik. Als erster Schritt sollte die Es war eine der nicht sehr zahlreichen energiepolitischen deutsche Mitgliedschaft bei EURATOM gekündigt werden. Errungenschaften der rot-grünen Bundesregierung, dass seit

19. http://www.finanzwirtschafter.de/16724-akw-borssele-uebernahme-rwe-setzt-weiterhin-auf-die-atomkraft/ http://fd.nl/Archief/2011/05/17/kerncentrale-borssele-1-voor-30-naar-duitsers 20 http://www.hintergrund.de/201103141440/globales/umwelt/der-kernenergie-boom-und-seine-nutzniesser.html ; http://de.wikipedia.org/wiki/Kernkraftwerk_Angra 21 Email von Michael Leisinger (Bundesfinanzministerium) an den erfasser,V 7.6.2011. 22 http://europa.eu/legislation_summaries/institutional_affairs/treaties/treaties_euratom_de.htm

Solarbrief 2/11 14 Solarenergie-Förderverein Deutschland e.V. Warnungen vor dem zweiten Atomkompromiss

• Dasselbe gilt für die UNO-Unterorganisation IAEO Schwellenländern dabei zu helfen, auf den nuklearen (die Internationale Atomenergie-Organisation mit Sitz Irrweg zu verzichten. Dass hier so wenig geschah, in Wien). Die Bundesrepublik Deutschland ist Mitglied hat mich schon bei der rot-grünen Bundesregierung dieser Organisation seit deren Gründung im Jahre sehr gewundert (nicht zuletzt im Hinblick auf den 1956 und war ständig in deren Leitungsorganen notorisch erdbebengefährdeten Iran, dessen entste- vertreten. Die IAEO hat zweifellos Verdienste auf hende Atomindustrie immer nur unter dem Aspekt dem Gebiet der Nicht-Weiterverbreitung atomarer der Non-Proliferation kritisiert wurde, nie unter dem Waffen; dies wird aber durch eine massive För- Aspekt der Reaktorsicherheit). Nach Fukushima lässt derung der "friedlichen" Nutzung der Atomtechnik sich der Verzicht auf die Internationalisierung dieses entwertet. Insbesondere hat die IAEO sich durch Know-hows überhaupt nicht mehr rechtfertigen. ihre Desinformationspolitik im Hinblick auf die Fol- Die hier vorgeschlagenen Maßnahmen, die kei- gen der Reaktorkatastrophe von Tschernobyl völlig nen Anspruch auf Vollständigkeit erheben, mögen unglaubwürdig gemacht.23 Deswegen ist es für eine weitreichend klingen. Tatsächlich stellen sie nur das nationale Regierung, die die Risiken der Atomenergie Allermindeste dar, was eine verantwortungsvolle neu bewertet, nicht zu rechtfertigen, mit jährlich 25 Energiepolitik aus der furchtbaren Kette von Unglü- Millionen Euro als drittgrößter Beitragszahler diese cken in Japan lernen müsste. Es ist klar, dass jeder Organisation zu unterstützen.24 Mindestens müssten einzelne der hier vorgeschlagenen Punkte 1. bis 4., diese Mittel eingefroren werden, bis die IAEO einen konsequent angewendet, zum sofortigen Abschalten weltweiten Ausstieg aus der Atomenergienutzung zu aller Atomanlagen in Deutschland zwingen würde. ihren satzungsmäßigen Zielen gemacht hat. Mancher wird dies für überzogen halten oder auf Glücklicherweise ist die derzeitige Bundesregie- die Probleme hinweisen, die dies für die nationale rung noch nicht so lange im Amt, dass sie die in der Energieversorgung bewirken würde. Auf diesen Ein- Bundesrepublik bereits eingeleitete Energiewende wand mögen Ingenieure antworten; ich möchte nur zu regenerativen Energiequellen vollends hätte er- bemerken, dass, wenn die Stimme der Vernunft, der sticken können. Unser Land ist deshalb durchaus in Moral und des Rechts sich im Widerspruch zu vor- der Lage, und deshalb auch moralisch verpflichtet, herrschenden Logiken befindet, dies nicht unbedingt das hier angehäufte Know-how im Hinblick auf eine gegen Vernunft, Moral und Recht, und nicht unbedingt regenerative Energieversorgung in die internationale für die vorherrschenden Logiken sprechen muss. Debatte einzubringen und den energiehungrigen

23 http://www.spiegel.de/wissenschaft/mensch/0,1518,411839,00.html 24 http://www.wien-io.diplo.de/Vertretung/wienio/de/02/IAEO/text__IAEO.html

Opposition für Atomausstieg im Grundgesetz

Die Linke Grunde zustimmt und den Atomausstieg „wasser- dicht“ im Grundgesetz verankern will. (...)“ Die Linke legte den Entwurf eines Gesetzes zur Änderung des Grundgesetzes (Gesetz zur grund- gesetzlichen Verankerung des Ausstiegs aus der Grüne Basis bringt Parteispitze auf Kurs. Atomenergie) – Drucksache 17/5474 – http://dipbt. Bei der außerordentlichen Delegiertenversamm- bundestag.de/dip21/btd/17/054/1705474.pdf vor. lung der Grünen gab es von mehr als 20 ver- schiedenen Kreisverbänden Änderungsanträge SPD zögert noch? dahingehend, dass die Grünen eine Verankerung des Atomausstiegs im Grundgesetz fordern sollten Anlässlich der aktuellen Debatte zum Atom- (siehe http://www.gruene-partei.de/cms/files/dok- ausstieg und der Ankündigungen von Klagen der bin/384/384487.110623_erste_tischvorlage_bdkber- Stromkonzerne gegen die Ausstiegspläne der Bun- lin.pdf). desregierung erklärte die Vorsitzende der Partei DIE LINKE, Gesine Lötzsch: „Ich freue mich, dass SPD- Dies führte zu Drucksache 17/6302, vom Fraktionsgeschäftsführer, Thomas Oppermann, mit 28.06.2011 - Entwurf eines …Gesetzes zur Änderung seinen jüngsten Äußerungen einem Gesetzesentwurf des Grundgesetzes (Absicherung des Wiederaus- (DRUCKSACHE NR. 17/5474) meiner Fraktion im stiegs aus der Atomenergie in Artikel 20a) http://dipbt. bundestag.de/dip21/btd/17/063/1706302.pdf

Solarbrief 2/11 Solarenergie-Förderverein Deutschland e.V. 15 Warnungen vor dem zweiten Atomkompromiss

Katastrophenvorsorge bei einem atomaren Supergau

Behörden sind überfordert - Fragen nach Katastrophenvorsorge werden als Zeichen von Hysterie abgetan

Beispiel Kaliumjodid 65 mg Lannacher 65 mg so rechtzeitig, dass sie die Tabletten - wie Tabletten vorgeschrieben - noch vor dem Eintreffen der ra- dioaktiven Wolke schlucken können (bei mäßiger Es besteht derzeit kein Anlass, wegen des japa- Windgeschwindigkeit dürfte die radioaktive Wolke nischen Unglücks in Deutschland Kaliumjodid vor- innerhalb von drei Stunden in Aachen ankommen). beugend einzunehmen. Aber die Atomkatastrophe in Japan ist ein Anlass, die Katastrophenvorsorge • Die Tabletten Lannacher Kaliumjodid 65 mg (137 in Deutschland zu überprüfen. Millionen Tabletten) sind nach Informationen des Münchener Umweltinstituts e.V. an folgenden Orten Am 07.04.2011 habe ich der Feuerwehr in Aachen in der Bundesrepublik zentral gelagert: Neumünster, schriftlich folgende Fragen gestellt Schleswig-Holstein; Cloppenburg, Niedersachsen; • Wie erfahren die Einwohner Aachens bei einem Wunstorf, Niedersachsen; Würzburg, Bayern; Ro- Kernkraftunfall im Kraftwerk Tihange (Belgien, 60 ding, Bayern (Nähe Regensburg); Kempten, Bayern; km in west-südwestlicher Richtung), dass sie sich in Eggenstein-Leopoldshafen, Baden-Württemberg ihre Wohnungen begeben sollen, Türen und Fenster (Nähe Karlsruhe). geschlossen halten usw. ? • An welchem dieser sieben Orte liegen die Tabletten • Wer teilt ihnen das mit? Auf welche Weise geschieht für Aachen? das? • Wer holt die Tabletten von dort ab? • Wie bekommen die Einwohner Aachens die für sie • Wer gibt die Anweisung dazu? zentral gelagerten Lannacher Kaliumjodid-Tabletten • Wo sind die Ausgabestellen für diese Tabletten in Aachen? • Wie wird vermieden, dass sich vor den Ausgabe- Anweisung zur Einnahme stellen im Freien Schlangen bilden, in denen die von Kalium-Jodid-Tabletten Menschen dem radioaktiven Fallout besonders Der Beipackzettel der Tabletten in den Schachteln verwirrt eher. Des- ausgesetzt wären?" halb ein Vorschlag des Schilddrüsen-Spezialisten Prof. Dr. Klaus-Werner Wenzel, Berlin: Alarmierung der Bevölkerung? Jod-Tabletten Kalium-Jodid 65 mg sollten wegen möglicher Schild- drüsen-Komplikationen nur im Falle einer akuten Warnung vor radio- Bisher (bis zum 6. Juli 2011) habe ich trotz mehr- aktivem Jod-131 in der Atemluft oder Nahrungskette eingenommen facher Nachfrage nur erfahren: Die Stadt Aachen werden: würde im Katastrophenfall über eine ständige Tele- 1.) Personen mit akuter Schilddrüsen-ÜBERFUNKTION: Niemals fonverbindung umgehend informiert. Die Bevölkerung Jod-Tabletten! würde sodann über Sirenensignale gearnt. Welche 2.) ALLE ANDEREN: sofort 1 Tbl. Lannacher Kalium-Jodid 65 mg. das seien, ist der Bevölkerung allerdings unbekannt. Bei anhaltender Gefahr nach einer Woche noch 1 Tbl. (was dann für Nicht einmal unter dem Notruf 112 konnte man mir weitere 4 Wochen genug wäre). die Sirenensignale nennen! Die Bevölkerung solle DANACH FOLGENDES BEACHTEN: dann geschlossene Räume aufsuchen und das Radio 2a.) Personen mit BEREITS behandelter oder GERING AUSGEPRÄG- einschalten. Welchen Sender sie einschalten soll, TER Schilddrüsen-Überfunktion ODER mit bekanntem Kropf (vor und wie der örtliche Sender bei Stromausfall funkti- allem bei SOGENANNTEM Knoten-Kropf) sollten 2 Wochen NACH onieren soll, ist noch ungeklärt. Die Sirenen würden EINNAHME DER ERSTEN TABLETTE die Schilddrüsen-Hormone aber regelmäßig kontrolliert. (FT3, FT4) sowie TSH (das Schilddrüsensteuerungshormon der Hirnanhangdrüse) bestimmen lassen. Auch wenn die Werte dann ok sind, TROTZDEM nach weiteren 4 Wochen nochmals. Wo gibt es die Tabletten? 2b.) Personen ohne bekannte Schilddrüsen-KRANKHEIT sollten 6 Für die Ausgabe der Jodtabletten sei nicht die Wochen NACH EINNAHME DER ERSTEN TABLETTE TSH (das Feuerwehr zuständig, sondern das Gesundheitsamt. Schilddrüsensteuerungshormon der Hirnanhangdrüse) bestimmen Dort erfuhr icvh, die Jodtabletten würden nach bisher lassen.

Solarbrief 2/11 16 Solarenergie-Förderverein Deutschland e.V. Warnungen vor dem zweiten Atomkompromiss

bekannter Planung wohl in Depots in Krankenhausapotheken ruft und dann auf einige Messstellen klickt, lagern. In welchen Krankenhäusern, war nicht in Erfahrung zu die in Windrichtung liegen und dann bis zur zweituntersten bringen. Es sei aber auch nicht gut, wenn im Katastrophenfall Grafik mit den 2-Stunden-Messwerten nach unten scrollt. alle Menschen in Panik zu diesen Krankenhäusern stürzen Nur die Leute, die dicht an der Grenze, z.B. nach Belgien würden. (Kernkraftwerk Tihange, 60 km westlich von Aachen) wohnen, Hier noch einmal die Warnung: Die Tabletten stellen eine werden evtl. kurzfristig überrascht. Belastung des Organismus dar und sollen deshalb nur bei Ich wünsche uns allen, dass wir das Zeug nie nehmen radioaktivem Jod in der Luft oder der Nahrung eingenommen müssen! Deswegen 100 Prozent Erneuerbare Energien! werden. Anweisung finden Sie auf der linken Seite unten. Eine Packung (20 Tabletten) kostet ca. 3 Euro. Wogegen helfen die Jodtabletten nicht? Woran erkennt man die radioaktive Belastung? (Informationen von Wikipedia) Die Jodtabletten beugen nur einem Schilddrüsenkrebs vor. Sie helfen nicht gegen Ob sich etwas an der radioaktiven Belastung ändert bzw andere Gesundheitsschäden nach radioaktiver Einwirkung, ändern wird, kann man relativ zuverlässig erkennen, wenn man wie z.B. Knochenkrebs, Leberkrebs, Blutkrebs, Hirnschäden, die Deutschlandkarte mit der jeweiligen Ortsdosisleistung auf- genetischen Schäden, Totgeburten usw. usw. (WvF)

Anti-Atom-Mahnwachen in über 370 Städten

Seit der Fukushima-Katastrophe demonstrierten mehrere tausend Menschen jeden Montagabend regelmäßig für einen schnellen Atomausstieg. Der SFV beteiligte sich z.B. als Mitorganisator an den Aachener Mahnwachen bis Ende Juni 2011. Unter www.anti-akw-ac.de findet man viele Rede- und Musikbeiträge der Mitwirkenden und einige Fotos. Für alle, die sich noch an Mahnwachen beteiligen möchten: Die Anti-Atom- Organisation „Ausgestrahlt“ veröffentlicht auf http://www.ausgestrahlt.de/mitma- Aachener Mahnwache am 20.6., Auftritt des Chors chen/fukushima.html neue Termine zu Mahnwachen und Kundgebungen. „Andere Saiten“, Fotos: Petra Much, Aktionsbündnis gegen Atomkraft Aachen

Aachener Mahnwache am 18.4.11 Aachener Mahnwache am Elisenbrunnen am 20.6, ca. 200 Teilnehmer

Wolf von Fabeck auf der Aachener Mahnwache am 2.5.11

Solarbrief 2/11 Solarenergie-Förderverein Deutschland e.V. 17 Warnungen vor dem zweiten Atomkompromiss

Ausblicke in Zeit und Raum Rede von Rüdiger Haude bei der Mahnwache in Aachen am 20.6.2011

Zum Autor Liebe Freundinnen und Freunde, vielen heutigen Sprachen Warnungen enthalten und Einen weiteren Beitrag von darüber hinaus Abbildungen von schmerzverzerrten ich spreche zu euch als Historiker, weil ich davon Rüdiger Haude sowie eine menschlichen Gesichtern. 2 Das ist tatsächlich eine Autorenvorstellung finden überzeugt bin, dass die Fragen der Atomenergie nicht Sie auf Seite 10 „pharaonische Lösung“. Die Eingänge zu den Pha- nur die Expertise von Ingenieuren, Physikern oder Die Mahnwachen wurden raonengräbern waren übersät mit Warnhinweisen Geologen erfordern. Was macht ein Historiker? Er organisiert vom Aktions- und Flüchen, die das unbefugte Betreten verhindern bündnis gegen Atomenergie beschäftigt sich mit dem kollektiven Gedächtnis einer sollten. Bekanntlich hat gerade das Grabräuber an- Aachen (www.anti-akw-ac. Kultur. Ihr könnt auch sagen: Er fragt, ob vielleicht de) gezogen wie das Licht die Motten. etwas Wichtiges vergessen wird. Jede zusätzliche Tonne Atommüll verschärft dieses Im Moment bereite ich eine Vorlesung über die Problem, verschlimmert dieses beispiellose Hasar- Geschichte der Schrift vor. Die kühnsten unter meinen deurspiel mit der Zukunft der Menschheit! KollegInnen sagen, die Schrift ist 7000 Jahre alt. Sie meinen damit grafische Zeichen, die man im Donau- Historiker sind aber nicht nur für das „Langzeit- raum entdeckt hat. Kein Mensch kann diese „Schrift" Gedächtnis", sondern auch für das „Kurzzeit-Ge- lesen; man kennt noch nicht einmal die Sprache, in dächtnis" einer Kultur zuständig, wenn ich so sagen der sie verfasst sind. Aber 7000 Jahre sind ein Klacks, darf. In diesem Sinne möchte ich heute eine Frage wenn es um Atommüll geht! Die Kenntnis davon, aufwerfen. Unsere Bundeskanzlerin, Angela Merkel, dass in irgendeinem Berg hunderttausende Tonnen hat vor elf Tagen vor dem Bundestag noch einmal stark strahlenden und hochtoxischen Mülls liegen, ihre neue – und richtige! – Einsicht bekräftigt, dass muss über zehntausende von Jahren sicher bewahrt "selbst in einem Hochtechnologieland wie Japan die bleiben. Als Historiker kann ich euch versichern, dass Risiken der Atomkraft nicht beherrschbar" seien. diese Aufgabe völlig unlösbar ist. Wenn es jemals Schon im März hatte sie ja verkündet, man könne menschliche Hybris gegeben hat, also menschliche nicht so weitermachen wie bisher. Ihr wisst, was nach Selbstüberschätzung, dann hier. Wir handeln nach drei Monaten „Moratorium" herausgekommen ist. Wir der Devise: „Nach uns die Sintflut!" Das ist ein Ver- alle – hunderttausende Menschen – haben Woche für brechen an der Menschheit. Woche für einen sofortigen Atomausstieg gekämpft. Die Stromkonzerne warfen ihre Wirtschaftsmacht in Es ist nicht so, als hätte die Atomgemeinde dieses die andere Waagschale. Das Ergebnis ist sicher ein Problem ignoriert. In den 70er Jahren entwickelte der Teilerfolg, auch wenn die Gefahren des AKW-Betriebs führende Atomphysiker und US-Präsidentenberater (und die Atommüll-Produktion!) uns noch elf Jahre Alvin Weinberg den Plan, eine Art nuklearen Mönchs- erhalten bleiben sollen. Jedenfalls verkauft die Re- orden zu stiften, der das Wissen um die Gefahren gierung uns dieses Ergebnis als „Atomausstieg" und hüten solle. Er hatte nämlich beobachtet, dass re- als „Energiewende". ligiöse Orden zu den langlebigeren menschlichen Institutionen gehören. 1 Aber es hilft nichts. Weder Aber wenn nach Fukushima bei Frau Merkel die im Westen noch im Osten gibt es Orden, die z.B. Einsicht gereift ist, dass die Risiken der Atomkraft bis in die Zeit der Pyramidenbauer zurückreichen. nicht beherrschbar sind, wieso gilt das dann nicht – Aber Orden: das ist eine Lösung so recht nach international? Wieso ist die Regierung außenpolitisch Technokraten-Art: ein elitärer Geheimbund mit dem auf einem hundertprozentigen Pro-Atomkurs? nötigen technischen Wissen soll Ich will das an einigen Punkten zeigen. über unvorstellbare Zeiträume hin- weg der Menschheit sagen, was • Die Bundesregierung plant weiterhin, den Bau sie nicht tun darf. Fühlt ihr euch des Atomkraftwerks „Angra 3" an der brasilianischen bei diesem Gedanken wohl? Atlantikküste mit einer milliardenschweren „Hermes- Bürgschaft" zu fördern. Ich habe Anfang dieses Bei dem heute entstehenden Monats beim Bundesfinanzministerium nachgefragt unterirdischen Pilot-Atommüll- und die Antwort erhalten, „das internationale nukleare Lager in New Mexico verfol- Sicherheitsrecht" solle „überprüft und dynamisch gen die Amerikaner eine andere fortentwickelt werden". 3 Das heißt nichts anderes Strategie: Sie wollen dort große als: „so weitermachen wie bisher". Wie kommt die Beton-Obelisken aufstellen, die in

Rüdiger Haude zur 14. Anti-Atom-Mahnwache in Aachen Foto: Petra Much

Solarbrief 2/11 18 Solarenergie-Förderverein Deutschland e.V. Warnungen vor dem zweiten Atomkompromiss

Bundesregierung darauf, dass eine Technik, die in schaffen". Die Bundesregierung hat diesen Vertrag einem Hochtechnologieland nicht beherrschbar ist, bis heute nicht gekündigt. Sie hat überhaupt nichts in Brasilien sicher sein könnte? von dem getan, was auf internationaler Ebene getan • In Gronau, ungefähr 180 km nördlich von hier, werden müsste. Sie hat vor der Erkenntnis, dass betreibt der Urenco-Konzern eine Urananreiche- die Risiken der Atomkraft nicht beherrschbar sind, rungsanlage. Dort entsteht der Brennstoff für Atom- versagt. kraftwerke in der ganzen Welt (auch in Japan). Wie Als Historiker möchte ich aber zuletzt darauf hin- kann eine Bundesregierung, die den Betrieb von weisen, dass es auch ein weltweites „Gedächtnis Atomkraftwerken für nicht beherrschbar hält, eine von unten" gibt. Als die Bauern und Winzer vom solche Anlage noch dulden? Warum kommt die Uran- Kaiserstuhl 1975 den Bauplatz des geplanten Atom- anreicherungsanlage in keinem Ausstiegsszenario kraftwerks besetzten, verhinderten sie nicht nur vor? Und was tut die rot-grüne Landesregierung, um dieses spezielle AKW. Sie inspirierten u.a. auch zwei diesem Skandal abzuhelfen? Aktivisten aus den USA, die gerade in Europa waren, • Im Mai dieses Jahres, zwei Monate nach Beginn die Technik der Bauplatzbesetzung zuhause einzu- der Fukushima-Katastrophe, beschloss der deutsche führen. Die amerikanische Regierung unter Richard Atomkonzern RWE, bei dem niederländischen Atom- Nixon hatte damals den ernsthaften Plan, in kurzer kraftwerk „Borssele" einzusteigen. Das Kraftwerk Zeit 1000 Reaktorblöcke in den USA in Betrieb zu liegt in der Scheldemündung, in der Hauptwind- haben. Die Gruppe „Clamshell" hat – mit dem „deut- richtung liegt nach 40 Kilometern die Metropole schen Knowhow" der Platzbesetzungen – damals viel Antwerpen, und nach weniger als 200 Kilometern dazu beigetragen, diese Pläne zu stutzen – es blieb – Aachen; im Falle eines Super-GAU die Garantie bei 132 Blöcken. Wir müssen uns wieder klarwerden: für extreme Strahlenverseuchung. Wieso kann das Wir sind nicht allein. Und Atomkraftgegner in der deutsche Recht einer deutschen Firma erlauben, im ganzen Welt haben in den vergangenen Monaten Ausland in eine Technik zu investieren, die man als auf Deutschland geschaut und aus unserem Protest gefährlich und unbeherrschbar erkannt hat? Was ist Mut geschöpft. Vor einigen Tagen hat mir Sharon mit Artikel 14 (2) des Grundgesetzes, nach dem der Tracey von „Clamshell" geschrieben – und mit ihren Gebrauch von Eigentum „zugleich dem Wohle der Worten möchte ich enden und sie als Auftrag ver- Allgemeinheit dienen" soll, und mit Abs.3, wonach stehen, unseren Politikern endlich die internationale zur Förderung dieses Wohls auch eine Enteignung Dimension unseres Atomausstiegs aufzuzwingen. Sie erlaubt ist? Die Atomkonzerne, so lesen wir, bereiten schreibt: „Bitte lass die Leute in Deutschland, die so jetzt Verfassungsklagen gegen die Ausstiegspläne standhaft gegen die Atomkraft protestieren, wissen, vor, weil ihre Eigentumsrechte beeinträchtigt seien. dass euer Widerstand einen positiven Einfluss auf die In Wahrheit gehört die Frage auf den Prüfstand, ob Menschen und auf die Politik hier in den USA hat. Ich diese Konzerne selbst mit dem Grundgesetz verein- weiß, dass die atomkraftkritischen Menschen hier auf bar sind! Ich habe da ernste Zweifel. euch blicken, um Inspiration zu erlangen. Wenn die Titelseite unserer örtlichen Zeitung die Schlagzeile hat • Die Bundesrepublik ist der drittgrößte Beitrags- ‚Deutschland sagt Nein zur Atomkraft‘, dann erhebt zahler der UNO-Organisation IAEO. In deren Selbst- das unsere Herzen!" darstellung im Internet steht folgendes an erster Stel- le: „Die IAEO fördert weltweit die friedliche Nutzung Ich danke euch! der Kernenergie". 4 Und das tut sie bekanntlich vor allem durch Leugnung und Vertuschung der Folgen Fußnoten: von Reaktorkatastrophen, in Tschernobyl ebenso wie 1. 66 Erwiderungen, S.53. jetzt in Fukushima. Wie kann die Bundesregierung an eine solche Organisation jährlich 25 Millionen Euro 2. http://www.mentalfloss.com/blogs/archives/84797 Steuergelder überweisen, wenn sie die Risiken der (9.6.2011) Atomenergie als nicht beherrschbar erachtet? 3. Email von Michael Leisinger, 7.6.2011. • Noch toller ist es mit dem europäischen Vertrags- 4. http://www.wien-io.diplo.de/Vertretung/wienio/ werk „EURATOM". Dort heißt es in der Präambel, de/02/IAEO/text__IAEO.html man sei „entschlossen, die Voraussetzungen für die Entwicklung einer mächtigen Kernindustrie zu

Weitere interessante Redebeiträge, die im Rahmen der Aachener Mahnwachen gehalten wurden, finden Sie unter www.anti-akw-ac.de

Solarbrief 2/11 Solarenergie-Förderverein Deutschland e.V. 19 EEG-Novelle 2012 - Verschlechterungen statt Verbesserungen

Das EEG-Problem Das Erneuerbare-Energien-Gesetz ist der Schlüssel zum erfolgreichen Atom- ausstieg. Doch die Regierung stellt die Weichen falsch.

Atom durch Kohle und Gas ersetzen, Riesen- deswegen falsch, weil die Kosten der Energiewende Offshore-Parks bauen und dann beschleunigt die Kosten der schmutzigen Energien Kohle und Nord-Süd-Trassen aufstellen, die den Strom nach Atom sind. Ihre Kilowattstunden haben eben keinen Süddeutschland schaffen: das scheinen die Prioritä- längerfristigen ökonomischen Wert, weil sie nicht ten der Bundesregierung in Sachen Energiewende nachhaltig sind. zu sein. Die EEG-Horrorrechnungen sind aber auch fachlich Dafür sprechen die Anpassungen im Erneuerbare- falsch. Die angeblichen Mehrkosten pro Haushalt sind Zum Autor: Energien-Gesetz (EEG): Die Vergütung für Wind an nämlich plump die EEG-Umlage, multipliziert mit den Land wird stärker abgesenkt als geplant, der Sys- verbrauchten Kilowattstunden. Dabei ist diese Umla- MARTIN UNFRIED ist Autor der taz-Kolumne "Ökosex" temdienstleistungsbonus fällt ganz weg. Offshore ge lediglich eine technische Berechnungsgrundlage und arbeitet als Dozent am dagegen bekommt mehr Geld und wird als Priorität für Netzbetreiber, aber kein präziser Indikator für European Institute of Public Administration in Maastricht verkauft. Wer den dezentralen und kostengünstigen damit verbundene Strompreiserhöhungen. Unser im Bereich der EU-Umwelt- Ausbau der Windenergie im Süden, in Baden- Strompreis zu Hause wäre im Jahr 2011 eben nicht und Klimapolitik. Württemberg, Bayern und Hessen als große Chance 3, 5 Cent billiger, wenn es die Förderung der Erneu- www.oekosex.eu sah, reibt sich die Augen. Auch die im letzten Jahr erbaren nicht geben würde. Die Preisbildung auf dem boomende Photovoltaik (PV) wurde bereits so heftig deutschen Strommarkt ist schon etwas komplexer. gekürzt, dass der Zubau im ersten Halbjahr 2011 völlig eingebrochen ist. Beschleunigte Energiewen- de? Fehlanzeige. Schon die Vorgabe "35 Prozent Verbrauchsspitzen rasieren Erneuerbare bis 2020" erstaunt, ist doch das Aus- Matthias Kurth, Präsident der Netzagentur, hat bauziel mit und ohne Atomenergie gleich geblieben. immer wieder erklärt, dass die Steigerungen von Noch erstaunlicher: Merkel verkündete, dass die Anfang des Jahres nicht mit der EEG-Umlage zu EEG-Umlage nicht über 3,5 Cent steigen darf. Dabei erklären waren, sondern damit, dass preisdämpfen- ist die Ausgestaltung des EEG für das Gelingen des de Faktoren von den Konzernen nicht an Kunden Atomausstiegs wesentlicher als alles Gerede vom weitergegeben wurden. Denn die zunehmende epochalen Ereignis Fukushima. Menge an erneuerbarer Energie bewirkt zeitweise sinkende Großhandelspreise, weil teurere Kraftwer- ke aus dem Markt gedrängt werden. Selbst RWE Zentral oder dezentral? musste vor seinen Aktionären bekennen, dass die Das EEG ist der Schlüssel zur Energiewende. Erlöse gesunken seien, weil die Börsenpreise fielen. Hier werden Preissignale gesetzt, die entscheiden, Ausdrücklich wurde als Grund die Photovoltaik (PV) welche Erneuerbaren wie schnell wachsen können, genannt, die zu Spitzenlastzeiten einspeist. Gerade zentral oder dezentral. Die Offshore-Strategie der im Mai 2011 hat die PV eindrucksvoll gezeigt, dass Bundesregierung scheint dabei eine Art Kompen- sie Verbrauchsspitzen rasiert. sation für den Atomausstieg zu sein, ein Zuckerl für die großen Konzerne, die sich bereits die meisten Standorte und Projekte gesichert haben. Weite Teile In der 3,5-Cent-Falle der Medien finden dies schlüssig - immerhin wehe Diese Differenzierungen helfen im Mediengetöse der Wind auf See kräftiger. Dass Windenergie in nichts: Die Erneuerbaren sitzen in der 3,5-Cent- Baden-Württemberg wesentlich günstiger ist als in Kommunikationsfalle. Dabei bedeuten in der theo- der Nordsee, hat sich noch kaum rumgesprochen. retischen Welt der Berechnung Preissenkungen an Noch weniger ist bekannt, dass die Photovoltaik eine der Strombörse sogar eine höhere EEG-Umlage, Chance bietet für eine neue, dezentrale Netz- und weil die sogenannten Differenzkosten zur Vergütung Produzentenstruktur. höher sind. Da wird nämlich der Börsenpreis mit der Höhe der Einspeisevergütung verglichen. Die Immerhin geht es jenseits des abstrakten Kilowatt- Netzbetreiber haben dabei kein eigenes Interesse stundenpreises darum, wer die Märkte beherrscht. an hohen Verkaufserlösen des EEG-Stroms, da sie Aber die Erneuerbaren werden vor allem immer die höheren Kosten über die Umlage bequem durch- noch als teuer wahrgenommen, die EEG-Umlage reichen können. Und die Konzerne haben auch kein gilt als Gradmesser: Steigt sie rasant an, heißen Interesse an der Speicherung erneuerbaren Stroms: die Erneuerbaren Preistreiber. Auch in der taz las Noch haben diese keinen Speichervorrang. Es kann man schon, der Sonnenstrom fresse uns die Haare also sein, dass Windstrom vom Netz genommen vom Kopf, 140 Euro mehr müssten wir zu Hause für werden muss, weil keine Pumpspeicherkapazitäten die Erneuerbaren im Jahr hinblättern. Das ist schon

Solarbrief 2/11 20 Solarenergie-Förderverein Deutschland e.V. EEG-Novelle 2012 - Verschlechterungen statt Verbesserungen

frei sind. Die Stromkonzerne veredeln nämlich immer Stichworte sind regionale Wertschöpfung mit erneu- noch Atom- und Kohlestrom, um ihn als teure Spit- erbaren Kombikraftwerken, dezentralen Speichern zenlast zu verkaufen. Deshalb bedeutet Speicherbau und solider Selbstvermarktung. nicht automatisch Speicherung von erneuerbaren Gerade diese regionale Wertschöpfung hat zahlrei- Energien. che positive Effekte, die beim Starren auf die EEG- Umlage regelmäßig unter den Tisch fallen. Das wird Hier steckt ein weiteres Kommunikationsproblem, für jede künftige Regierung zum Problem, spätestens da den Erneuerbaren häufig die hohen Kosten der bei der nächsten Vergütungsdebattte. Denn in we- Netzintegration einseitig angelastet werden. Wind- nigen Jahren schon wird deutlich werden, dass die und Sonnenstrom seien nur mit riesigen und teuren EEG-Umlage nicht mehr als Indikator für die wahren Trassen einzubinden, da dezentrale Speicher zu Kosten der Erneuerbaren taugt; insbesondere wenn teuer seien, heißt es. Dahinter schwelt der Streit sie den Strombörsenpreis noch stärker drücken als zwischen zentraler und dezentraler Netz- und Spei- schon jetzt. cherarchitektur. Natürlich können PV und Wind auch Die Offshore-Strategie der Regierung scheint Kom- im großen Stil intelligenter in das Netz eingebettet pensation für den Atomausstieg zu sein - ein Zuckerl werden. Oder besser gesagt: in regionale Netze. für die Konzerne.

Anschlag auf den „Volkswagen“ der Energiewende IPPNW kritisiert Solarstrom-Vergütungskürzungen: Pressemitteilung vom 30. Mai 2011

Die atomkritische Ärzteorganisation IPPNW kriti- von ihr eingesetzten Ethikkommission. Diese stellte Wer ist der IPPNW? siert den Beschluss von Union und FDP zur dras- in ihrem Abschlussbericht vom 30. Mai fest, die Pho- IPPNW steht für "Interna- tischen Kürzung der Solarförderung als "Anschlag tovoltaik werde von vielen Menschen gewünscht und tional Physicians for the Prevention of Nuclear War". auf den Volkswagen der Energiewende". Medien- betrieben. Die Kommission plädiert für eine starke In Deutschland nennen wir berichten zufolge sollen die Vergütungssätze für Rolle der Photovoltaik in Verbindung mit dezentralen uns "IPPNW - Deutsche Sektion der Internationalen die Photovoltaik noch stärker abgesenkt werden als Energiespeichern und betont ausdrücklich die Vorteile Ärzte für die Verhütung des von Umweltminister Norbert Röttgen (CDU) ohnehin einer dezentralen Energiewirtschaft: "Im Hinblick Atomkrieges / Ärzte in sozi- schon geplant war. auf die Dezentralisierung sind Techniken wie die aler Verantwortung e.V." Photovoltaik gegenüber zentralen Einrichtungen im Statt den Ausbau der Photovoltaik als Ersatz für Vorteil, weil sie mehr Vernetzung (Retinität) erlau- Quelle der Atomkraftwerke zu beschleunigen, plant die Bundes- ben und diese in aller Regel fehlerfreundlicher und Pressemitteilung: regierung ein regelrechtes Bestrafungssystem zur regelbarer als zentrale Großanlagen sind. Die Ver- http://www.ippnw.de/start- Entschleunigung des Zubaus: So sollen die Vergü- seite/artikel/27c7e2a32f/ netzung von Technologien birgt neue Möglichkeiten tungssätze für im Jahr 2012 gebaute Anlagen umso anschlag-auf-den-volkswa- zum korrigierenden Eingriff und zur Vermeidung von gen-der-ene.html stärker gesenkt werden, je mehr Kapazität insgesamt Irreversibilitäten." neu entstehen wird. "Man weiß schon seit mehr als 30 Jahren, dass die "Das Motiv ist klar: Die Photovoltaik ist die Energie- Photovoltaik neben der Windenergie an Land eine quelle der Bürgerinnen und Bürger und den großen der wichtigsten Säulen der Energiewende ist. Hinzu Energiekonzernen deswegen seit jeher ein Dorn im kommt, dass sich die Photovoltaik erwartungsgemäß Auge, weil ihnen dadurch das Geschäft entgleitet", zur wichtigsten Nebenerwerbsquelle der Bevölkerung so IPPNW-Energieexperte Henrik Paulitz. "Und es entwickeln kann", so Paulitz. "Die in der Energiewirt- gibt natürlich einen eindeutigen Zusammenhang schaft Jahr für Jahr umgesetzten Milliardenbeträge zwischen dem politischen Willen, den Ausbau der fließen mit größter Wahrscheinlichkeit dann zu den Solarenergie in Bürgerhand zu verlangsamen und Verbrauchern wieder zurück, wenn ein Großteil von dem Interesse der Atomindustrie, ihre Konvoi- ihnen mit Hilfe der Photovoltaik auf Dächern und Atomkraftwerke möglichst noch bis zum Jahr 2022 Gebäudefassaden selbst zu Stromerzeugern wird. oder auch darüber hinaus als Gelddruckmaschinen Die Photovoltaik ist vermutlich der wichtigste Bau- betreiben zu können." stein für eine perspektivisch preiswerte und insofern Mit diesem Anschlag auf die Photovoltaik begibt sozial verträgliche Energiewirtschaft. Diese jetzt zu sich die Regierungskoalition in Widerspruch zu der beschneiden ist skandalös."

Solarbrief 2/11 Solarenergie-Förderverein Deutschland e.V. 21 EEG-Novelle 2012 - Verschlechterungen statt Verbesserungen SFV vor dem Bundestags- Umweltausschuss zur EEG-Novelle 2012

Hintergrund Sehr geehrte Frau Vorsitzende, und der Energieeinsparung ist in den nächsten Der SFV wurde von der sehr geehrte Damen und Herren Abgeordnete! 10 Jahren rein rechnerisch nur für den Ersatz der Bundestagsfraktion „Die Atomkraftwerke1 der Zubau von jeweils mindestens Linke“ als Sachverständiger Alle sind fixiert auf den Atomausstieg. Dieser darf zur öffentlichen Anhörung jedoch keineswegs zum Neubau fossiler Kraftwerke 7 GWp Solarstromleistung und 4 GW Binnenland- des Umweltausschusses Windenergieleistung erforderlich2! Bei Berücksich- zur EEG-Novelle 2012 ein- führen, wie dies zur Zeit geplant ist oder zumindest geladen. Alfons Schulte, hingenommen wird. Die Missachtung aller wis- tigung der unvermeidlichen Speicherverluste sind 2. Vorsitzender des SFV, es sogar noch mehr. Wir wollen aber nicht nur den trug die nebenstehende senschaftlichen Warnungen vor dem Klimawandel Stellungnahme auszugs- könnte sich in wenigen Jahren als ein nicht mehr Atomausstieg, sondern auch den Ausstieg aus den weise vor. rückholbarer Angriff auf die Überlebensfähigkeit der fossilen Energien. Das verlangt noch höhere Zubau- menschlichen Zivilisation herausstellen. raten bei PV und Wind, solche von jeweils über 10 GWp über mehrere Jahre sind dafür erforderlich. Deshalb: Keine weiteren fossilen Kraftwerke! Dies ist der Kern unserer Stellungnahme! Darüber hinaus Vor dem Hintergrund der vorherigen Ausführun- möchten wir folgende Punkte herausstellen: gen ist die im Gesetzentwurf der Fraktionen CDU/ CSU und FDP (17/6071) benannte Zielsetzung von • Vor dem Hintergrund der zu erwartenden klimabe- mindestens 35 Prozent Erneuerbaren Energien im dingten Ernteausfälle und dem zunehmenden Bedarf Strombereich bis 2020 absolut nicht ausreichend, an nachwachsenden Rohstoffen zur stofflichen Erdöl- bedeutet diese Forderung im Umkehrschluss doch, und Kohlesubstitution in der chemischen Grundstoff- dass 2020 noch 65 Prozent des Stroms aus fos- industrie darf es keine Ausweitung der energetischen silen (bzw. den restlichen atomaren) Kraftwerken Biomassenutzung geben. stammt. Heute beträgt unter der Annahme, dass

• Der gleichzeitige Ausstieg aus atomarer und fossi- die Kernkraftwerke weitgehend CO2-frei operieren, ler Energiegewinnung muss sich deshalb ganz auf der fossile Anteil der Stromerzeugung sogar einige einen stark beschleunigten Ausbau von Solar- und Prozentpunkte weniger. Binnenland-Windenergie abstützen. In der gegenwärtigen EEG-Novelle sind Verminde- • Der Einstieg in die Stromspeicherung muss umge- rungen der Einspeisevergütungen für Solarenergie hend erfolgen. und Binnenland-Windenergie vorgesehen, die eine Drosselung und keine Beschleunigung des zuvor be- Der beschleunigte Ausbau der Erneuerbaren Ener- gründeten beschleunigten Ausbautempos bewirken. gien muss mindestens in dem Tempo erfolgen, wie die Besonders der für die Photovoltaik vom Zubau ab- Erzeugungsleistung atomarer und fossiler Kraftwerke hängige Degressionsfaktor („atmender Deckel“) wird vom Netz geht. Die Potenzialstudien zeigen eindeu- eine starke Beschränkung erzwingen, das Gegenteil tig, dass Solarenergie im Verbund mit Binnenland- dessen, was für die Energiewende notwendig ist. Windenergie den mit Abstand größten Anteil an der Energiewende werden tragen müssen. Das Kostenargument, das im Zusammenhang mit einem beschleunigten PV-Ausbau immer wieder Zum Vergleich: Der jährliche Zubau von 7,4 GWp herangezogen wird, ist in diesem Zusammenhang bei der Photovoltaik (wie er 2010 in Deutschland nicht stichhaltig. Die Solarenergie ist notwendig erfolgte) erzeugt im Jahresdurchschnitt die Energie- für den Energiemix und hat große volkswirtschaft- menge, die ein 1 GW-Block eines Kernkraftwerks liche Vorteile, die bei einer reinen Betrachtung der jährlich erzeugt. Der jährliche Zubau von 3,25 GW EEG-Umlagekosten keine Berücksichtigung finden. Binnenland-Windenergieleistung (wie in 2002 re- Zudem wird die PV in absehbarer Zeit den Preis für alisiert und seitdem nicht mehr erreicht) bringt je Offshore-Windstrom erreichen. Sie ist „Energie in nach Jahr ebenfalls in etwa die Strommenge eines Bürgerhand“, die von weiten Kreisen der Bevölkerung 1 GW Kernkraftblocks. Ohne Berücksichtigung von bevorzugt wird. Überkapazitäten, möglichen Effizienzsteigerungen

1. Noch im Dezember 2010 waren über längere Phasen mehr als 17 GW Kernenergieleistung am Netz (Quelle: www.transparancy.eex.com ) 2. Basis: Stromertrag etwa 900 kWh/kWp Solarleistung sowie etwa 1600 kWh/kW Binnenland-Windleistung (Quelle: Bundesverband Windenergie, eigene Berechnungen des SFV)

Solarbrief 2/11 22 Solarenergie-Förderverein Deutschland e.V. EEG-Novelle 2012 - Verschlechterungen statt Verbesserungen

Wie wenig es den Autoren der EEG-Novelle • attraktive, langfristig berechenbare PV-Vergütungen, tatsächlich auf die Kosten ankommt, zeigt die aus • die Beseitigung von Hemmnissen für die Windener- Sicht des SFV völlig unakzeptable neue Bestim- gie im Baugesetz, insbesondere die Aufhebung der mung in § 6, wonach die Betreiber von Solaran- Ausschlusswirkung von Wind-Vorranggebieten3. lagen bis 30 kW zukünftig nur noch 70 Prozent der erzeugbaren Höchstleistung ihrer Anlagen Um die Wetterabhängigkeit von Solar- und Wind- einspeisen dürfen, selbst dort, wo es nur wenige energie auszugleichen, muss die Politik das Last- Solaranlagen gibt. Die Anlagen werden dadurch management und den Ausbau von Stromspeichern nicht billiger, aber ihre Stromerträge werden ge- auch bei den Endverbrauchern vorantreiben. Die ringer. Verfügbarkeit von Strom muss sich im Preis deutlich niederschlagen (Stromüberschüsse müssen den Verbrauchsnaher dezentraler Solar- und Binnen- Verbrauchern billig angeboten werden und bei Man- land-Windenergieausbau wird zudem einen weit gel muss es richtig teuer werden). Zusätzlich schlägt geringeren Ausbau der Übertragungsnetze notwendig der Solarenergie-Förderverein Deutschland vor, die machen (und damit Kosten sparen), als dies bei einer Regelung §118 Satz (7) EnWG durch zusätzliche einseitigen Konzentration auf Offshore-Windparks Zahlungen des Netzbetreibers an den Speicherbe- notwendig ist. 3) Bestimmung über treiber so auszuweiten, dass ein profitabler Betrieb Ausschlusswirkung in § Der Gesetzgeber muss für die Energiewende die von Stromspeichern bei allen Anschlussnehmern – 35 Baugesetzbuch erforderlichen Rahmenbedingungen schaffen: auch und gerade in der Industrie – an das Stromnetz gleichermaßen möglich ist. (AS, WvF)

Diskriminierung von PV-Anlagen und Windanlagen an Land

Bei einem verspäteten Netzanschluss (und gleich- angeschlossen, die mit hohem Aufwand errichtet EEG-Novelle 2012 zeitiger vorläufiger Inbetriebsetzung) oder einer kurz- werden und schwer zugänglich sind. Bei einer Regierungsentwurf des fristigen Netzabschaltung von PV-Anlagen auf Grund verspäteten Inbetriebnahme der Anschlussleitung Bundeskabinetts zum EEG 2012 unter http://www.clea- von Schadensereignissen und Reperaturen hat in der oder einem späteren Ausfall dieser Leitung können ringstelle-eeg.de/eeg2012/ Regel der Anlagenbetreiber alle Einnahme-Verluste schnell erhebliche Einnahmeverluste entstehen, die stand durch die Verringerung des Vergütungszeitraumes die Wirtschaftlichkeit des Projekts bedrohen. Dies zu tragen. Auch die schon seit Jahren von uns gefor- erhöht auch das Risiko und erschwert damit die Ka- derte Bereitstellungsgebühr für nicht abgenommenen pitalbereitstellung. Um den wirtschaftlichen Schaden Strom wurde immer wieder abgelehnt. zu begrenzen und gleichzeitig den Letztverbraucher nicht übermäßig zu belasten, sollen eventuelle Aus- In der EEG-Novelle 2012 möchte man dieses Inves- fallzeiten der Offshore-Anlage, die nicht im Einfluss- titionsrisiko nun ausräumen - allerdings nicht für alle bereich des Anlagenbetreibers liegen, weil sie durch Erneuerbaren Energien. Nur Offshore-Windmüller Störungen des Netzes verursacht werden und für die können sich zukünftig über einen Ausgleich des dieser auch vom Netzbetreiber keinen Schadenersatz entgangenen Stromertrags freuen. In § 31 (4) EEG erhalten kann, durch eine Verlängerung der Anfangs- 2012 soll stehen: vergütung aufgefangen werden." „Ist die Einspeisung aus einer Offshore-Anlage Wenn Offshore-Windanlagen vor dem 1.1.2018 in länger als sieben aufeinander folgende Tage nicht Betrieb genommen werden, kann auf Wunsche eine möglich, weil die Leitung nach § 17 Absatz 2a Satz Anfangsvergütung von 19 Ct/kWh für die ersten 8 1 des Energiewirtschaftsgesetzes nicht rechtzeitig Jahre gewährt werden. Im Vergleich dazu gibt es für fertig gestellt oder gestört ist und der Netzbetreiber neu installierte Windanlagen an Land (Onshore) für dies nicht zu vertreten hat, verlängert sich die Ver- die ersten 5 Jahre nur magere 8,93 Ct/kWh - also gütung nach den Absätzen 2 und 3, beginnend mit noch nicht einmal die Hälfte der Anfangs-Vergütung dem achten Tag der Störung, um den Zeitraum der für Offshore-Windkraft. Auch die Option, die Gewäh- Störung." rung der Anfangsvergütung für Onshore um weitere Als Begründung für diese Regelung weist der Monate verlängern zu können, wenn ein im Gesetz Gesetzgeber aus: festgelegter Referenzertrag unterschritten wird, hilft "Offshore-Anlagen werden bedingt durch ihre Lage wenig über diese Diskreminierung hinweg. Der Aus- über einzelne häufig Recht lange Anschlussleitungen bau von Windkraftanlagen an Land soll offensichtlich ausgebremst werden. (SJ)

Solarbrief 2/11 Solarenergie-Förderverein Deutschland e.V. 23 EEG-Novelle 2012 - Verschlechterungen statt Verbesserungen

EEG-Novelle 2012

Am 30.06.2011 nahm der Bundestag in zweiter und höchstwahrscheinlich eine Vergütungskürzung von Alle Dokumente zur EEG- dritter Lesung den Gesetzentwurf zur EEG-Novelle 15 bis18 Prozent geben. Novelle finden Sie auf der 2012 (BT-Drs. 17/6071) in der vom Umweltausschuss Seite der Clearingstelle Aber damit nicht genug: Sollte der Zubau der EEG unter geänderten Fassung (BT-Drs 17/6363) an. Photovoltaik nach Ansicht des Gesetzgebers noch http://www.clearingstelle- Am 8. Juli entschied der Bundesrat, den Vermitt- immer zu schnell gehen, wird es zum 1. Juli 2012 eeg.de/eeg2012/stand lungsausschuss nicht anzurufen. Das EEG 2012 eine weitere Degression geben. kann damit - nach der Unterzeichnung durch den Wir vermuten allerdings, dass bereits die erste Bundespräsidenten und der Verkündung im Bundes- Absenkung zum Jahresanfang der Photovoltaik den gesetzblatt - in der vom Bundestag beschlossenen Todesstoß versetzen wird. Immer weniger Investoren Fassung zum 1.1.2012 in Kraft treten. werden in diese Technik investieren, so dass die im Juli 2012 angesetzte Ausbauschwelle von 3500 MW Was ändert sich für Betreiber von PV- kaum noch erreichbar sein wird. Anlagen ab 2012 2. Förderung von Solaranlagen auf und 1. Degression der Vergütung an Dächern Am 1.Januar 2012 wird die Solarstrom-Einspei- Leider wurde der dringenden Notwendigkeit nicht severgütung nach § 20a Absatz 2 EEG 2012 um nachgekommen, kleinere Solarstromanlagen bis 5 mindestens 9 Prozent abgesenkt. Darüber hinaus kW stärker zu fördern. Somit wird es weiterhin eine ist festgelegt, dass diese Degression weiter erhöht Vergütungsstaffelung bis 30 kW, bis 100 kW, bis 1 wird, wenn im Zeitraum vom 1. Oktober 2010 bis 30. MW und über 1 MW geben. Die Vergütungen werden September 2011 mehr als 3500 MW PV-Leistung anteilig zur Gesamtleistung der Anlage berechnet. zugebaut wurde. Mit Hilfe dieses „atmenden Deckels“ Ebenso wurde die wichtige Forderung, die Entwick- soll verhindert werden, dass die Photovoltaik zu stark lung von Dach- und Fassadenintegrationen durch anwächst. (siehe Tabelle 1, unten) höhere Vergütungssätze anzukurbeln, noch immer Die bisher von der Bundesnetzagentur veröffent- nicht durchgesetzt. lichten Zahlen zum PV-Zubau erfassen die Monate Während der EEG-Novellierung gab es Bestrebun- Oktober 2010 bis Mai 2011. In diesem Zeitraum wur- gen, die Förderung des Eigenverbrauchs wieder auf den bereits knapp 3 GW Solarleistung errichtet. Da eine geringere PV-Gesamtleistung der Anlage (bis anzunehmen ist, dass der Zubau in den Sommermo- 100 kW) zu beschränken. Hier gab es eine Reihe naten Juni, Juli, August und September mindestens von Protesten. Der Umweltausschuss empfahl in weitere 2 GW beträgt, wird es zum 1. Januar 2012 seiner Sitzung vom 29.06. schlussendlich, die alten Regelungen in § 33 (2) EEG 2009 beizubehalten. Diese letzte Empfehlung wurde vom Bundestag in Degression der Vergütung nach zweiter und dritter Lesung angenommen. Somit bleibt § 20 a EEG 2012 es dabei: Alle Betreiber von Anlagen bis 500 kW er- halten auch dann eine Vergütung, wenn der erzeugte Installierte 1. 1. 2012 * ab 1.7.2012 ** Solarstrom selbst oder durch Dritte verbraucht wird. Leistung in MW im Vergleich zum Vor- im Vergleich zum jahr in % 1.1.2012 in % Die Höhe der Eigenverbrauchsvergütung richtet sich auch danach, welcher Anteil des gesamt erzeugten < 1500 1,5 0 Solarstroms in unmittelbarer Nähe zur Anlage ver- < 2000 4 0 braucht wird. Es wurde jedoch aufgezeigt, dass die < 2500 6,5 0 Eigenverbrauchsvergütung zunächst bis Ende 2013 < 3500 9 0 begrenzt sei. > 3500 12 3 > 4500 15 6 3. PV-Anlagen auf Freiflächen > 5500 18 9 Trotz erheblicher Proteste folgte man dem Vor- schlag nicht, ab 2012 Freiflächenanlagen auf Acker- > 6500 21 12 flächen wieder zu fördern. Somit gilt, dass nur dann > 7500 24 15 eine Vergütungspflicht besteht, wenn der Solarstrom *) maßgeglich ist der im Zeitraum 1.10.2010 bis 30.09.2011 von der Bundesnetzagentur erfasste Zubau in Anlagen erzeugt wird, die auf bereits versiegelten von PV-Anlagen Flächen, auf Konversionsflächen aus wirtschaftlicher, **) maßgeblich ist der im Zeitraum 1.10.2011 bis 30.04 2012 von der Bundesnetzagentur erfasste Zubau von PV-Anlagen, mit dem Wert 12 multipliziert und durch den Wert 7 geteilt verkehrlicher, wohnungsbaulicher oder militärischer

Solarbrief 2/11 24 Solarenergie-Förderverein Deutschland e.V. EEG-Novelle 2012 - Verschlechterungen statt Verbesserungen

Nutzung oder innerhalb eines 110 m-Abstands von Betreiber von Anlagen bis 30 kW haben die Wahl: Schienenwegen befinden. Freiflächenanlagen in Entweder müssen sie die Anlage ebenfalls mit den Naturschutzgebieten und Nationalparks werden nicht geschilderten technischen Vorrichtungen zur Redu- gefördert. zierung der Einspeiseleistung und zur Abfrage der IST-Einspeisung ausstatten oder aber sie müssen si- 4. Abschalteinrichtungen für PV-Anlagen cherstellen, dass am Verknüpfungspunkt ihrer Anlage mit dem Netz die maximale Wirkleistungseinspeisung Alle PV-Anlagen, die ab 1. Januar 2012 in Betrieb auf 70 Prozent der installierten Leistung begrenzt gesetzt werden, müssen die technischen Vorgaben wird. Eine Entschädigung des ergangenen Stromer- nach § 6 EEG 2012 zur Reduzierung der Einspeise- trages steht ihnen im zweiten Fall nicht zu. Dieser leistung bei Netzüberlastungen einhalten. Anlagen mit kann jedoch nach Hochrechnung von Experten ca. einer installierten Leistung von mehr als 30 Kilowatt 3 - 8 % der Jahresstromertrages betragen. müssen über eine technische Einrichtung verfügen, die die Einspeiseleistung bei Netzüberlastung fernge- Auch Altanlagen müssen nach § 66 EEG 2012 steuert reduzieren und die jeweilige Ist-Einspeisung nachgerüstet werden: Für Betreiber von Anlagen über abrufen kann. Sollte die Einspeiseleistung reduziert 100 KW gelten die Verpflichtungen nach § 6 EEG werden, steht diesen Anlagenbetreibern nach § 12 2012 ab 1. Juli 2012. Für Anlagen über 30 bis 100 KW, Absatz 1 EEG 2012 eine Entschädigung des ent- die nach dem 31.12.2008 in Betrieb genommen sind, gangenen Stromertrages zu. Sollte die Reduzierung müssen die technischen Vorgaben ab 1. Januar 2014 der Einspeiseleistung allerdings geringer als 1 % der eingehalten werden. Anlagen unter 30 kW müssen Jahresleistung betragen, steht Anlagenbetreibern nur nicht nachgerüstet werden. eine Entschädigung von 95 % der entgangenen Ein- Alle aus diesen Verpflichtungen entstehenden nahmen zuzüglich der zusätzlichen Aufwendungen Mehrkosten soll der Anlagenbetreiber tragen. Erfüllt und abzüglich der ersparten Aufwendungen zu. er diese Vorgaben nicht, erlischt die Vergütungspflicht des Netzbetreibers. (SJ)

Der entscheidende Unterschied zwischen dem ersten und dem zweiten Atomkompromiss

Der SFV fordert ein sofortiges Abschalten der EEG-Novelle die Bedingungen für die Solarenergie Hochrisikotechnologie Atomkraft, selbst dann, wenn und die Windenergie im Binnenland nicht verbessert, es zu Stromabschaltungen bei vorübergehenden sondern weiter verschlechtert wurden - genau für die Stromengpässen kommt. Wenn eine Technik nicht Techniken also, die in der Vergangenheit den größ- sicher ist, darf sie nicht mehr betrieben werden. Jeder ten Zuwachs an Erneuerbaren Energien gebracht Reisebus, bei dem die Bremsen nicht funktionieren, haben. wird sofort aus dem Verkehr gezogen. Rücksicht auf So läuft es stattdessen auf den Ausbau der fossilen die Rendite des Busunternehmers oder auf bereits Energien hinaus - eine andere hochgefährliche Tech- geplante Reiseveranstaltungen wird dabei nicht nik, wie wir spätestens seit Kopenhagen wissen. In genommen. einigen der besonders vom Klimawandel betroffenen Damit die Wirtschaft des Landes keinen Schaden Länder spricht man bereits von einem Verbrechen an erleidet, müssen von staatlicher Seite alle An- der Menschheit. strengungen unternommen werden, so schnell wie Vergleicht man die beiden Atomkompromisse, den möglich Ersatz für die wegfallende Atom-Energie des Jahres 2000 mit dem des Jahres 2011, so stellt bereitzustellen. man fest, dass der Kompromiss 2000 begleitet war Das jedoch geschieht nicht. Es ist völlig uner- von einer Aufbruchstimmung im Erneuerbare-Ener- findlich, wie mit den im neuen EEG vorgesehenen gien-Gesetz (EEG). Der Kompromiss 2011 dagegen Wachstumsraten der Erneuerbaren Energien ein wird begleitet von gesetzlichen Einschränkungen und rechtzeitiger Ersatz für die wegfallende Atomenergie Schikanen gegenüber den Erneuerbaren Energien. geschaffen werden kann (selbst dann, wenn man Unser Dank gilt allen Abgeordneten, die konsequent davon ausgeht, dass der Atomausstieg noch bis mit „Nein“ gegen das gesamte Gesetzgebungspaket 2022 hinausgezögert wird). gestimmt haben. (WvF) Besonders empört sind wir darüber, dass in der

Solarbrief 2/11 Solarenergie-Förderverein Deutschland e.V. 25 Vorurteile, Irrtümer und Verleumdungen

Kostenargumente im Streit um die Solarstromvergütung

Wenn wir in Diskussionen um die Höhe der Einspeisevergütung für Solar- strom gehört werden wollen, müssen wir uns mit Zahlen auseinandersetzen.

In Diskussionen um die Höhe der Einspeisevergü- Bild vom Zahnarzt machte die Runde, der dem tung für Solarstrom fallen seit einem Jahr Stichworte HartzIV-Empfänger für die Anlage auf dem Dach wie „Traumrenditen“, „goldene Nasen“ und „Sozial- seiner Villa zweistellige Renditen aus der Tasche schmarotzer“. zieht. Nachdem der Photovoltaik als Inbegriff der Energiewende in Umfragen zuvor regelmäßig gera- Zitat 1: "Die Grundtendenz [ist richtig], dass wir dezu sozialistische Zustimmungswerte sicher waren, gucken müssen, wenn sie [die PV-Anlagen] günstiger galt sie nun innerhalb weniger Monate aus Sicht werden, dann die Förderung sukzessive abzusenken, einer Mehrheit der Bevölkerung für genau dieselbe damit wir nicht überfördern: Also, die können eine Zielsetzung als Hemmschuh. Rendite haben, die Kollegen. Die kann auch sechs, sieben Prozent sein - aber wir müssen niemand über „15, 20 Prozent Rendite“ – So und ähnlich wird das Erneuerbaren-Gesetz 15, 20 Prozent Rendite auch noch nach den diversen Kürzungen der Einspei- garantieren!“ severgütung nach dem EEG in der Diskussion um deren zukünftige Höhe immer wieder gern auf die an- Wo wir in den vergangenen Monaten überrascht geblich mit den Modulpreisen ständig „verfallenden“ – und zunehmend entsetzt – Politiker nach den Investitionskosten für Photovoltaikanlagen verwiesen sachlichen Hintergründen ihrer Kostenargumente – und auf die „goldenen Nasen“ insbesondere der gefragt haben, erhalten wir noch im freundlichsten Betreiber kleiner Hausdachanlagen. Fall patzige Antworten wie die Suggestivfrage, ob es denn nicht richtig sei, derart hohe Renditen nicht zu garantieren.2 Im ungünstigeren Fall trafen unsere Wenn wir 100 % so schnell wie möglich Fragen nur noch auf nachhaltigen Widerwillen ge- erreichen wollen… gen unsere Position. – Und dieser Widerwillen ist verständlich. Als Solarenergie-Förderverein stehen wir für das Ziel, die vollständige Versorgung mit Erneuerbaren so Die Neidkampagne gegen Photovoltaik-Betreiber schnell wie möglich zu erreichen – ohne Wenn und war Anfang 2010 in vollem Gange, Politiker nahezu Aber. Die Einspeisevergütung für Solarstrom ist ein aller Parteien waren mit den Leitmedien einig: Das mächtiges Werkzeug, um dieses Ziel zu erreichen: Sie definiert für den Betreiber im Zusammenspiel mit den Anlagenkosten die Rentabilität seiner Investition: Wenn sein potenzieller Gewinn steigt, steigt bei den Installateuren die Nachfrage nach Anlagen, steigen deren erzielbare Preise und ihre Nachfrage bei den Herstellern nach Modulen, steigen wiederum deren erzielbare Preise und ihr Antrieb für Forschung und Entwicklung sowie zum Bau neuer Produktionsstät- ten. Mit der Zielsetzung „100 Prozent so schnell wie möglich!“ kann die Einspeisevergütung prinzipiell nie „zu hoch“ sein: Jede Erhöhung der Einspeise- vergütung steigert die Nachfrage und den Zubau an Photovoltaikanlagen und bringt uns schneller an unser Ziel, jede Verminderung lässt uns hinter unsere technischen Möglichkeiten zurückfallen - ein unverantwortliches Unterlassen. Die Diskussion um Solarsiedlung Freiburg: So sollte es überall aussehen! angeblich übermäßige Gewinne der Anlagenbetrei- Foto: Rolf Disch, SolarArchitektur ber erscheint angesichts der nicht abschätzbaren

1. Reiner Priggen, Energieexperte der GRÜNEN am 03.03.2010 im Deutschlandfunk in einem gemeinsamen Interview mit dem damaligen Bun- desumweltminister Norbert Röttgen (CDU) 2. So der oben zitierte Energieexperte der GRÜNEN. Für die Feststellung, dass sich diese Frage nur unter der Annahme stellt, dass solche Renditen realistisch sind – und dass wir genau diese Annahme infrage stellen – war der Befragte leider nicht mehr erreichbar.

Solarbrief 2/11 26 Solarenergie-Förderverein Deutschland e.V. Vorurteile, Irrtümer und Verleumdungen

Risiken der bereits deutlich sichtbaren Klimaverän- Solange auch wir (aus grundsätzlich richtigen derung völlig deplatziert. prinzipiellen Überlegungen) die sachliche Prüfung der Grundlagen der Kostenargumente verweigern, diskutieren und entscheiden Politikerinnen und Politi- … müssen wir die Kostendiskussion ker – auch solche, die der Photovoltaik grundsätzlich führen… positiv gegenüberstehen – selbstverständlich auf Gleichwohl ist unsere Zieldefinition bei weitem Basis solcher Empfehlungen. nicht gesellschaftlicher Konsens: In die politische Wenn wir dies ändern wollen, müssen wir uns mit Diskussion um die Höhe der Einspeisevergütung den zugrunde liegenden Zahlen auseinandersetzen fließen – wie bei praktisch jeder demokratischen und der Werbelyrik – wo sie sachlich falsch ist und Entscheidungsfindung – ganz wesentlich Kosten- insbesondere wo hieraus für politische Entschei- argumente ein. Zu Recht: Von verantwortlichen dungen sachlich falsche Schlüsse gezogen werden Politikerinnen und Politikern erwarten wir, dass sie – widersprechen. Dies gelingt, wie die folgenden jederzeit auch die Kosten ihrer Entscheidungen be- Beispiele zeigen, häufig schon auf der Grundlage rücksichtigen. In dieser Diskussion muss zwar unser frei verfügbarer Zahlen. Hinweis erlaubt sein, dass wir Kostenargumente aus grundsätzlichen Überlegungen für unsinnig halten. Zu den frei verfügbaren Zahlen fehlen häufig wich- Solange wir es aber bei diesem Hinweis belassen tige Grundlagen (wie schon die Grundgesamtheit und auf die zugrunde liegenden Zahlen nicht weiter und die eingesetzten mathematischen Modelle). eingehen, schließen wir nicht nur uns selbst von der Aussagen auf Basis solcher Zahlen sind daher mit Diskussion aus. Unsicherheiten behaftet und können im Extremfall sogar falsch sein. Es kann nicht unsere Aufgabe Wenn wir Einfluss auf demokratische Entscheidun- als kleiner Umweltverein sein, zunächst zu allen gen zur Höhe der Einspeisevergütung nehmen wol- möglichen Fragestellungen teures Zahlenmaterial len, reicht es nicht aus, unserem Gegenüber unsere (oder teure statistische Auswertungen) von Dritten zu grundsätzliche Position zu nennen. Die Erwartung, erwerben – aber wir können und sollten mögliche Ar- dass irgendeine verantwortliche Entscheidung die gumente gegen nach unserer Überzeugung falsche Berücksichtigung von Kosten rundweg ablehnen Aussagen nicht ungenutzt lassen. Das Widerlegen könnte, wäre schlicht naiv. Wir müssen ihm auch die dieser Argumente können wir getrost der Gegenseite Möglichkeit geben, über Kostenargumente sachlich überlassen! sinnvoll zu diskutieren. Unsere fehlende sachliche Auseinandersetzung mit Kostenargumenten wirkt wie das Eingeständnis, dass wir diesen inhaltlich Ein falsches Bild eigentlich zustimmen. Die Bundesnetzagentur veröffentlicht seit Januar 2009 monatsscharf zu den jeweils neu gemeldeten … und der Werbelyrik widersprechen! PV-Anlagen das Datum der Meldung, den Stand- ort der Anlage und die Anschlussleistung.4 Zum Die angeblichen Traumrenditen der Betreiber von 27.06.2011 liegen die Daten für Mai 2011 vor. Die kleinen Hausdachanlagen sind – bis heute – fester Bundesnetzagentur dokumentiert jeweils das An- Bestandteil der Hochglanzbroschüren aus der Pho- schlussdatum, nicht das Datum der Fertigstellung der tovoltaikwirtschaft. Das lässt sich kaum ernsthaft Anlage - beide Daten stimmen nicht immer überein: kritisieren: Jeder Verkäufer versucht, sein Produkt in Bei technischen oder rechtlichen Problemen erfolgt den leuchtendsten Farben darzustellen. Dass in der die Anschlussmeldung regelmäßig nach, bei anste- Werbung dabei nicht immer die reine Wahrheit – Was henden Kürzungen der Einspeisevergütung auch vor ist schon „wahr“? – als Richtschnur dient, ist uns so der Fertigstellung. Die Daten der Bundesnetzagentur selbstverständlich, dass wir sie schon per se nicht bilden gleichwohl einen wertvollen Fundus für ganz mehr ernstnehmen. unterschiedliche Fragestellungen. Nur ein Beispiel: In anderen Bereichen stehen den Werbetreibenden Seit Anfang vergangenen Jahres greifen die Presse Verbraucherverbände gegenüber, die die Werbe- und diejenigen, die eine ständig weitere Kürzung der aussagen hinterfragen und verlässliche, neutrale Einspeisevergütung fordern, immer wieder gern das Entscheidungsgrundlagen ausarbeiten – leider nicht Bild des angeblich typischen Zahnarztes auf, der mit so im Bereich der Photovoltaik: Hier übernehmen der Solaranlage auf dem Dach seiner Villa über die die einschlägigen Institutionen 3 die Werbelyrik der Stromrechnung den HartzIV-Empfänger schröpft und Photovoltaikbranche (teils in Ermangelung anderer sich dabei eine goldene Nase verdient. Unabhängig Daten) ungeprüft als wahr – und erstellen auf die- davon, ob der Hartz-IV-Empfänger tatsächlich ge- ser Grundlage Empfehlungen für Verbraucher und schröpft wird und unabhängig davon, ob der Zahnarzt Politik. sich eine goldene Nase verdient – dieser Zahnarzt wäre auch nicht typisch.

3. z.B. Stiftung Warentest: „Bis zu 7 Prozent Rendite im Jahr können Hauseigentümer mit einer Solarstromanlage auf dem Dach erzielen. Im Einzelfall sogar mehr.“ (www.test.de/themen/umwelt-energie/rechner, Stand 01.07.2011) 4. www.bundesnetzagentur.de/cln_1911/DE/Sachgebiete/ElektrizitaetGas/ErneuerbareEnergienGesetz/VerguetungssaetzePVAnlagen/Vergue- tungssaetzePhotovoltaik_Basepage.html

Solarbrief 2/11 Solarenergie-Förderverein Deutschland e.V. 27 Vorurteile, Irrtümer und Verleumdungen

100% 90% Solaranlagen (Leistung) > 50 kWp 80% monatlicher Zubau <= 50 kWp 70% <= 5 kWp 60% 50% 40% 30% Daten: Bundesnetzagentur Auswertung: SFV 20% 10% 0% 9 9 9 9 9 9 9 9 0 0 0 9 9 9 0 0 0 0 0 1 0 0 0 1 9 1 1 0 1 0 0 0 0 0 0 0 0 1 1 1 0 0 0 1 1 1 1 1 1 1 1 1 1 0 1 1 1 1

l l i i i t t r r r v z z v z z z n n n b g p n n b g p b u u a a a r k r k r p p p o e o e a u a e u e u a e u e e J J A A A J J O J J O J M M M M M M F N F N F D A S D A S

Figur 1: Anzahl und Leistung monatlich zugebauter Anlagen: Datenmeldungen der BnetzA, Stand 27.06.2011, http://www.bundesnetzagentur.de/cln_1911/DE/Sach- gebiete/ElektrizitaetGas/ErneuerbareEnergienGesetz/VerguetungssaetzePVAnlagen/VerguetungssaetzePhotovoltaik_Basepage.html

Hausdachanlagen auf Privathäusern kommen typischer eine durchschnittliche schlüsselfertige Solaranlage müssen weise nicht auf Anschlussleistungen über 5 kWp.5 Der Anteil diese Preise laut Solarserver in Deutschland für kristalline solcher Anlagen (die wohl auch nicht ausschließlich von Module mit 1,3 bis 1,7 und für Dünnschichtmodule mit 1,5 Zahnärzten betrieben werden) erreichten 2009 im Jahres- bis 2,2 multipliziert werden, wobei der jeweils obere Wert durchschnitt 2,05 % der insgesamt installierten Leistung, 2010 für Kleinstanlagen bis 5 kWp und der untere Wert für große nur noch 1,54 %. Im Dezember 2010 und Januar 2011 lag Anlagen anzusetzen ist.9 Vor Juli 2010 wurden für kristalline der Anteil sogar unter 1 %. In Figur 1 (oben) ist der Anteil der Module als Faktor 1,5 bis 1,9 und für Dünnschichtmodule 1,8 potenziellen Zahnarzt-Anlagen als Bodensatz (in dunkelgrau) bis 2 angesetzt. Damit lassen sich jeweils für Anlagen mit kaum zu sehen. kristallinen und mit Dünnschichtmodulen Spannbreiten der Das gehässige Bild vom bösen Zahnarzt ist also ausgespro- Endkundenpreise abschätzen. chen geschickte (und leider auch sehr wirksame) Propaganda, Zur Datenbasis und den statistischen Methoden, die ihren hat aber offensichtlich mit der Realität nichts zu tun. Preisindizes zugrundeliegen, geben BSW und Solarserver gleichermaßen öffentlich nur rudimentäre Informationen. Bodenlos? Zudem sind beide dem „Lager“ der Photovoltaikwirtschaft zuzurechnen, verfolgen also (auch) mit der Veröffentlichung Der Bundesverband Solarwirtschaft ermittelt im „Preisindex dieser Indizes primär eigene wirtschaftliche Interessen. Die Photovoltaik“ aus einer Umfrage unter 100 repräsentativ aus- hier dargestellten Zahlen sind daher grundsätzlich im Detail gewählten Installateuren den durchschnittlichen Endkunden- nicht verlässlich, liefern aber gleichwohl mindestens erste preis für fertig installierte Aufdachanlagen bis 100 kWp (ohne Anhaltspunkte für die Bewertung von Werbeaussagen – und Umsatzsteuer) und stellt hierzu quartalsweise eine einzelne von Begründungen für politische Entscheidungen. Übersichtsgrafik kostenlos zur Verfügung.6 Die massive Kürzung der Einspeisevergütung für Solarstrom Der Solarserver stellt im „Photovoltaik Preisindex“ basierend wurde zentral mit den angeblich "ins Bodenlose fallenden" auf Daten des Spotmarkts der Photovoltaik-Handelsplattform Anlagenpreisen begründet. Die in Figur 2 (nächste Seite) pvXchange7 mittlere Großhandelspreise von Dünnschicht- auf die Anlagenpreise normierten „Preisindizes“ zeigen einen und kristallinen Solarmodulen seit Mai 2009 monatsscharf für eine neue Technologie eher sanften Abfall innerhalb von aufgeschlüsselt und zusammengefasst nach zunächst fünf, zweieinhalb Jahren laut BSW im Schnitt auf 63 % und laut seit Beginn dieses Jahres sechs Modultypen bereit.8 Aktu- Solarserver für Kleinstanlagen mit kristallinen Modulen auf ell liegen die Daten bis Mai 2011 vor. Die vom Solarserver 44 %, mit Dünnschichtmodulen auf 49,9 %. dokumentierten Preise sind keine Endkundenpreise: Für

5. Bei Schrägdachmontage belegt eine PV-Anlage je kWp eine Dachfläche von 8 bis 12 qm (Quelle u.a.: www.westfalensolar.de/photovoltaik.html#flaecheprokwp). Eine Hausdachanlage mit 5 kWp benötigt damit eine Fläche von 40 bis -60 qm. 6. Preisindex Photovoltaik (BSW, www.solarwirtschaft.de/preisindex) 7. Photovoltaik-Handelsplattform pvXchange (www.pvxchange.de) 8. Photovoltaik Preisindex (Solarserver, www.solarserver.de/service-tools/photovoltaik-preisindex.html) 9. Auf Rückfrage erläutert der Solarserver, dass „Branchenkenner“ gebeten wurden, für das erste Halbjahr 2010 durchschnittliche Anlagenpreise für alle Anlagengrößen sowie separat für Anlagen unter 5 kWp („Kleinstanlagen“) und für „große Anlagen“ zu schätzen. Qualifikation und Anzahl der angesprochenen „Branchenkenner“, das Datum der Umfrage und ob in der Umfrage auch „große Anlagen“ leistungsmäßig näher spezifiziert wurden, ist nicht bekannt. Der Preisindex führt jeweils Mittelwerte der in dieser Umfrage genannten Zahlen auf.

Solarbrief 2/11 28 Solarenergie-Förderverein Deutschland e.V. Vorurteile, Irrtümer und Verleumdungen

7,00 € max (kristallin) 6,00 € Anlagenkosten [€/Wp] min (kristallin) max (Dünnschicht) 5,00 € min (Dünnschicht) BSW-Preisindex 4,00 €

3,00 €

2,00 €

1,00 € Daten: Photovoltaik-Preisindizes (solarserver.de, solarwirtschaft.de), Darstellung: SFV 0,00 € 9 0 9 0 9 0 9 9 0 0 9 0 1 9 9 0 0 1 9 0 1 9 0 1 9 0 0 1 9 0 1 0 1 0 1 0 0 1 1 0 1 1 0 0 1 1 1 0 1 1 0 1 1 0 1 1 1 0

l l i i i t t r r r v v z z z z z n n n n n b b b g p g p u u a a a r r r k k p p p o o e e a u a u a e e e u e u e J J A A A J J O J J O J M M M M M M F N F N F A S D A S D

Figur 2: Daten: Photovoltaik-Preisindizes (solarserver.de, solarwirtschaft.de), Grafik: SFV

Goldene Nasen? Für eine Anlage mit 5 kWp Anschlussleistung für 12550 € 12 , voll finanziert, Anschluss Juli 2011 (ansonsten Einstellungen Stiftung Warentest stellt einen „Solarstrom-Vergleichsrech- unverändert, also unter die Kosten schon beschönigender ner“ zur Verfügung, der einem potenziellen Anlagenkäufer Voraussetzungen) schätzt der Solarstrom-Vergleichsrechner eine Abschätzung der hiermit zu erzielenden Kapitalrendite von Stiftung Warentest eine negative Eigenkapitalrendite erlauben soll.10 "Rendite" ist der jährliche Gesamtertrag ei- (-3,26 %/a), gibt also eine Verlustwarnung aus. Bei Finan- nes angelegten Kapitals, meist in Prozenten des angelegten zierung vollständig aus Eigenkapital werden 4,53 % Rendite Kapitals ausgedrückt.11 Die Rendite des Betreibers einer ermittelt. Als „attraktiv“ wird für die Investition in PV-Anlagen Photovoltaikanlage ergibt sich aus den Einnahmen durch allgemein eine Rendite von 8 % angesehen.13 - Nein, der die Einspeisevergütung und den Ausgaben für Bau, Betrieb, so gern zitierte Zahnarzt (so es ihn gibt) würde sich auch Abbau und Entsorgung der Anlage. Warentest berücksichtigt keine „goldenen Nase“ verdienen. Eine Anfrage von Mitte Annahmen zu jährlichen Betriebskosten (anteilig der Anschaf- Juni, unter welchen Bedingungen für den Hauseigentümer fungskosten), eine jährliche prozentuale Steigerung dieser mit einer Solarstromanlage auf seinem Dach wenigstens die Betriebskosten und eine prozentuale jährliche Minderung genannten sieben Prozent Rendite im Jahr realistisch wären, des Stromertrags. Alle Zahlen sind frei wählbar, Vorgaben ist Warentest bisher keiner Antwort wert. sind eingestellt. Mindestens die Voreinstellungen berücksich- tigen nicht erkennbar Kosten für Zähleinrichtungen, für den Die vorliegenden (frei verfügbaren) Daten erlauben schon Netzanschluss und für die Versicherung sowie Rücklagen für eine nachlaufende Beurteilung, inwieweit die jeweilige Ein- Abbau und Recycling der Solaranlage. Und naturgemäß sind speisevergütung nach dem EEG im Schnitt ihren Zweck auch die im Beitrag von Susanne Jung (Seite 25) darüber (dem Betreiber den wirtschaftlichen Betrieb zu ermöglichen) hinaus genannten unvorhersehbaren Zusatzausgaben und erfüllen konnte – und für kleine Hausdachanlagen aktuell Risiken nicht berücksichtigt, die Kauf und Betrieb zu einer den Nachweis, dass sie diesen Zweck definitiv nicht erfüllt. klassischen „Risikoinvestition“ machen. Der von Warentest Anstelle wilder Spekulationen über Einsparpotentiale bei So- gewählte Kostenansatz ist daher als „Abschätzung nach un- larmodulherstellern weltweit, deren Reaktion auf Kürzungen in ten“ anzusehen: Die realen Kosten werden in der Regel höher Deutschland und die daraus sich ergebenden Kostenvorteile liegen. Was meint der Rechner von Warentest zur Werbelyrik für den Anlagenkäufer könnte die von ihm tatsächlich (im der Photovoltaikwirtschaft, wonach eine Anlage auf seinem Schnitt) erzielbare Rendite auch für die politische Diskussion Hausdach dem Betreiber Renditen bis zu sieben Prozent, um die Höhe der Einspeisevergütung eine sinnvollere – weil „im Einzelfall sogar mehr“ beschere? auf den Zweck der Maßnahme bezogene und leicht nachvoll- ziehbare – Grundlage bieten. (Frank Busse)

10. Solarstrom-Vergleichsrechner (www.test.de/themen/umwelt-energie/rechner/Solarstrom-Vergleichsrechner-Rendite-mit-Sonne-1391893-2391893/) 11. Gabler Wirtschaftslexikon. 16. Auflage, 2004 12. aus Auswertung des Photovoltaik-Preisindex (Solarserver) im Mai 2011: 2,51 €/kWp für eine Kleinstanlage mit Dünnschichtmodulen 13. Schlesinger et al.: Anpassung der Vergütungs- und Degressionssätze für solare Strahlungsenergie (Endbericht). prognos AG, Berlin, 10. Dezember 2009, S. 20 (Download unter www.bmwi.de)

Nachträgliche Information nach Drucklegung: In einer Pressemitteilung des Bundesverbands der Energie- und Wasserwirtschaft (BDEW) vom 11. Juli 2011 beziffert man notwendige Investitionsanreize der Energiewirtschaft zum Ausbau der Energienetze wie folgt: „Um Investitionen in Deutschland interessant zu machen, müsste (...) in Deutschland ein vergleichbarer nominaler Eigenkapitalzins zumindest in Höhe von 11,6 Prozent festgelegt wer- den.“ (Quelle: http://www.bdew.de/internet.nsf/id/C404DCAFDC0E22B9C12578CA00360603?open&WT.mc_id=Pressemeldung-20110711) Solarbrief 2/11 Solarenergie-FördervereinSolaranlagenbetreiber Deutschland e.V. sollten sich nicht mit weniger Investitionsanreizen zufrieden geben. 29 Vorurteile, Irrtümer und Verleumdungen

Investitionsrisiko Solarstromanlage? Anlagenbetreiber müssen zunehmend mit Zusatzausgaben und Einnahmerisiken rechnen

Noch immer hält sich hartnäckig das Gerücht, dass elle Belange. Wir sind deshalb sehr nah an der Praxis man mit Solaranlagen risikolos Geld verdienen kann. und über Möglichkeiten und Hürden beim Betrieb von Dies ist kein Wunder, denn Politik und Medien werden Solarstromanlagen gut informiert. nicht müde, von großen Renditemöglichkeiten beim Be- Der folgende Artikel soll nun aufzeigen, mit welchen trieb von Solaranlagen zu berichten. Die Solarmodule unerwarteten Problemen Solaranlagenbetreiber kon- müssten - so liest man - nur auf das Dach installiert frontiert werden können. Die Auflistung dieser Prob- werden und dann ginge das Geldverdienen wie von leme soll nicht zur Investitions-Abschreckung dienen. selbst. Risiken seien nahezu ausgeschlossen, denn Sie soll vielmehr verdeutlichen, in welcher Schieflage die Solarstromvergütung sei ausreichend hoch und die sich die derzeitige öffentliche Diskussion befindet. rechtlichen Randbedingungen sicher. Zudem liefen die Denn zu schnell wird übersehen, dass jede Anschluss- Solaranlagen nahezu wartungsfrei. Eine Option zum verzögerung, jeder Anlagenstillstand, jede verzögerte Gelddrucken? Vergütungsauszahlung und jede zusätzliche Ausgabe Nein! Die Realität sieht anders aus. Nutzt man zum den Anlagenbetreiber bei immer geringer werdenden Beispiel das Onlineangebot der Stiftung Warentest 1, Vergütungssätzen schneller als gedacht in rote Zahlen um die Rendite von Solarstromanlagen zu errechnen, treiben kann. kommt man relativ schnell zu dem Schluss, dass bei einer Finanzierung der Solaranlage mit Hilfe von Ei- genkapital kaum mehr als ein Inflationsausgleich des Planung der Anlage angelegten Geldes möglich wird. Der Grat zwischen Baugenehmigung: Ob auf dem Dach eines Hauses „schwarzen“ und „roten“ Zahlen am Ende der zwan- eine Solaranlage installiert werden kann, sollte vorab zigjährigen Einnahmen-Ausgaben-Bilanz wird durch nicht nur technisch, sondern vor allem auch baurecht- die Vergütungskürzungen der letzten Jahre immer lich abgeklärt werden. In vielen Bundesländern wie schmaler. Es kristallisiert sich heraus, dass der Betrieb z.B. Thüringen, Sachsen-Anhalt, Schleswig-Holstein, von kleineren Hausdachanlagen bis 5 Kilowatt aus wirt- Berlin und NRW sind Solarinstallationen seit einiger schaftlichen Gründen kaum noch zu empfehlen ist. Zeit nicht mehr grundsätzlich baugenehmigungsfrei 2. Viel schlimmer wird es aber, wenn die unvorher- Dies führt selbst bei Einfamilienhausbesitzern dazu, sehbaren Zusatzausgaben und Risiken der Anlagen- dass diese beim örtlichen Bauamt nachfragen und betreiber eingerechnet werden. Diese finden sich in ggf. eine Genehmigung einholen müssen. Verwal- keiner Renditebetrachtung. Viele Menschen sind ja tungskosten fallen an. Besonders problematisch wird durchaus bereit, auch mehr Geld für eine gute Sache es zum Beispiel, wenn eine Baugenehmigung an die auszugeben, von der sie überzeugt sind. Aber dass Bedingung geknüpft wird, den überwiegenden Teil des sie sich damit zusätzlichen Ärger und Ungewissheit, erzeugten Solarstroms im Haus selbst zu verbrau- möglicherweise sogar ein Gerichtsverfahren gegen den chen. Auch eine rein rechnerische Bilanzierung der Stromnetzbetreiber mit ungewissem Ausgang einhan- Solarstromerzeugung im Verhältnis zum Strombedarf deln, dazu fehlt ihnen dann doch die Bereitschaft. des Hauses dieser Grundanforderung kann dieses Problem nicht immer lösen, so dass einige Bauherren Seit vielen Jahren beraten wir Solaranlagenbetreiber im Zweifelsfall keine Baugenehmigung erhalten. Aber und -investoren über technische, rechtliche und finanzi- auch andere baurechtliche Problemstellungen müssen im Vorfeld gelöst werden (siehe Artikel im Solarbrief 1/11 Seite 45).

Bestimmung des Netzanschlusspunktes: Solarin- vestoren sind verpflichtet, den Netzbetreiber darüber zu unterrichten, an welchem Standort und mit welcher Leistung eine Solarstromanlage geplant ist. Der Netz- betreiber prüft die Unterlagen und bestätigt, wo und wann die Solaranlage angeschlossen werden kann. Leider ist die Bearbeitung solcher Netzanschluss- begehren nicht immer kostenfrei. Trotz bekannter Probleme wurde vom Gesetzgeber in § 5 (5) und (6) EEG 2009 3 nicht grundsätzlich festgelegt, dass der Mutige vor! Wer traut sich noch zu investieren? hier: Solaranlage auf denkmalgeschütztem Haus im innerstädtischen Netzbetreiber Informationen zum Verknüpfungspunkt Bereich, Foto BMU kostenlos erbringen muss. So obliegt es dem Netz-

Solarbrief 2/11 30 Solarenergie-Förderverein Deutschland e.V. Vorurteile, Irrtümer und Verleumdungen betreiber, ob und in welcher Höhe Bearbeitungs- gesetzes und der auf Grund von § 21i ergangenen gebühren anfallen. Wir erfuhren darüber, dass bei Rechtsverordnungen.“ Dies bedeutet u.a., dass der größeren Anlagen Zusatzkosten von z. B. 2000 € in Messtellenbetreiber die Messdaten so übermitteln Weitere Infos Rechnung gestellt wurden. Aber auch bei kleineren muss, wie dies der Netzbetreiber einheitlich für • (1) Renditerechner der Stiftung Warentest Anlagen erfolgt die Auskunft nicht immer zum Null- das Netzgebiet ausweist. Hierzu zählen technische http://www.test.de/themen/ tarif. Einige Netzbetreiber weisen zwar darauf hin, Mindestanforderungen und Mindestanforderungen umwelt-energie/rechner/ dass nach einem erfolgreichen Anschluss der Anlage in Bezug auf Datenumfang und Datenqualität. Sollte Solarstrom-Vergleichs- rechner-Rendite-mit-Son- die Zusatzkosten wieder erstattet werden. Dieses der Anlagenbetreiber hier Hilfe benötigen, müsste ne-1391893-2391893/ ) Angebot ist nicht gesetzlich verpflichtend, sondern er ggf. einen (kostenpflichtigen) Dritten beauftra- • (2) Baugenehmigungs- reine Kulanz. gen. Darüber hinaus schrecken diese rechtlichen pflicht für Solaranlagen? Anforderungen auch ab, eine eigene, kostengünstige - Solarbrief 1/11, Seite 45 Kosten für den Netzanschluss am festgelegten Zähleinrichtung zu nutzen. So ist zu erwarten, dass - Zusammenstellung der Verknüpfungspunkt: Der Anlagenbetreiber ist nach Landesvorschriften unter Anlagenbetreiber lieber höhere Zählermieten in Kauf § 13 EEG 2009 verpflichtet, die notwendigen Kosten http://sfv.de/artikel/geneh- nehmen, damit die reibungslose Abrechnung des migung_von_pv-anlagen. für den Netzanschluss am festgelegten Verknüp- htm Solarstroms nicht gefährdet wird. fungspunkt zum Netz zu tragen. Der Anschluss muss • (3) EEG 2009 nach § 5 (1) EEG 2009 an der Stelle erfolgen, die in vollständig unter http:// www.gesetze-im-internet. der Spannungsebene geeignet ist und sich in nächs- Installation und Inbetriebsetzung der de/eeg_2009/ ter Umgebung befindet. Und genau hier beginnen Anlage • (4) Gesetzestext EEG- die Probleme. Netzbetreiber sind oftmals bestrebt, Novelle 2012, BT 17/6071 den Aufwand für notwendige Netzkapazitätserwei- Kauf und Installation der Anlage: Nach Einholung terungen zu umgehen oder zumindest in Grenzen verschiedener Angebote und deren sorgfältiger zu halten, so dass nicht immer der nächstliegende Prüfung fällt die Kaufentscheidung des Investors. Er Verknüpfungspunkt zum Netz vorgeschlagen wird. legt den Schwerpunkt seiner Entscheidung entwe- Nun gibt es zunächst zwei Möglichkeiten: Entweder der auf die Qualität der Solarkomponenten und die akzeptiert der zukünftige Anlagenbetreiber die hö- Vertrauenswürdigkeit des Installateurs oder aber auf heren Kosten beim Netzanschluss am entfernteren den Preis. Je geringer die Renditemöglichkeiten des Punkt oder aber er setzt sich zur Wehr. Wir haben Anlagenbetreibers, desto wahrscheinlicher ist es lei- Kenntnis von vielen Rechtsauseinandersetzungen der, dass das jeweils preisgünstigste Angebot ausge- zu diesem Thema. Aber nicht immer haben Solarin- wählt wird. Darüber hinaus könnte versucht werden, vestoren den Mut und die finanziellen Möglichkeiten, beim Installateur den Preis weiter zu drücken. Viele den Rechsstreit auszutragen. Viele von ihnen werden bedenken nicht, dass nur ein relativ geringer Teil des ihre geplante Investition ad acta legen. Kaufpreises dazu dient, die Installateursleistung zu finanzieren. Eine technisch einwandfreie und unfall- Zähleinrichtungen: Ebenso in § 13 EEG 2009 steht, sichere Montage benötigt Fachpersonal, was nicht dass der Anlagenbetreiber die notwendigen Kosten zum Nulltarif zu haben ist. für eine Messeinrichtung tragen muss. Anlagenbe- treiber müssen sich deshalb entscheiden, ob die Die ständigen außerplanmäßigen Vergütungskür- Zähleinrichtungen vom Netzbetreiber gemietet oder zungen führen zudem dazu, dass der Arbeitsdruck von ihnen selbst gestellt werden sollen. auf Installateure enorm zunimmt. Fristgerechte Fer- tigstellungen bis zum Stichtag inklusive vorläufiger Entscheidet sich der Anlagenbetreiber für einen Inbetriebsetzungen ohne Netzanschluss erhöhen gemieteten Zähler, so muss er für einen einfachen den Arbeitsdruck auf Installateure. Jeder weiß, dass Ferrariszähler mit einer Miete von ca. 20 € / Jahr ein sehr knapper Zeitplan keinesfalls Wegbereiter rechnen. Wenn der erzeugte Solarstrom im Haus ei- für ausreichende Qualität und Sicherheit ist. Die genverbraucht werden soll (siehe § 33 (2) EEG 2009), Unfallgefahr steigt. dann verdoppelt sich die Zählermiete, da für dieses komplexe Abrechnungsverfahren zwei getrennte Weiterhin zu beachten ist, dass in Diskussionen Zähleinrichtungen zum Einsatz kommen müssen. zur brandschutztechnischen Absicherung von So- Wenn ein zusätzlicher Zähler zur Netzeinspeisung larstromanlagen immer wieder die Forderung erho- keinen Platz mehr im vorhandenen Zählerschrank ben wird, Anlagenbetreiber müssten zentrale oder findet oder dieser nicht mehr den DIN-Vorschriften modulare Abschalteinrichtungen einbauen. Sollte entspricht, muss ein neuer Zählerschrank (Kosten sich diese Forderung durchsetzen, sind Betreiber ca. 1000 Euro) käuflich erworben werden. zukünftig möglicherweise mit weiteren Zusatzkosten konfrontiert. Natürlich kann der Anlagenbetreiber die Zählein- richtung auch selbst stellen. Ein geeichter Ferraris- Netzanschluss der Anlage: Entweder führt der Ins- zähler kostet ca. 80 €. Allerdings wird vom Netzbe- tallateur (mit Konzession) oder aber der Netzbetreiber treiber zunehmend die Forderung aufgestellt, einen den Netzanschluss der Anlage durch. Die Kosten für Messtellenbetreiber zu bestimmen. Diese bisher diese Leistung liegen im Durchschnitt bei 150 €. Auch rechtsstrittige Forderung findet sich nun leider in der dieser Betrag wird oft in Wirtschaftlichkeitsbetrach- EEG-Novelle 2012 4 wieder. Dort steht in § 7 (1) „Für tungen vergessen. Messstellenbetrieb und Messung gelten die Vor- Der Netzanschluss der Anlage wird ab 2012 an schriften der §§ 21b bis 21h des Energiewirtschafts- die Bedingung geknüpft, dass der Anlagenbetreiber

Solarbrief 2/11 Solarenergie-Förderverein Deutschland e.V. 31 Vorurteile, Irrtümer und Verleumdungen

nach § 6 EEG-Novelle 2012 eine Abschalteinrichtung Vergütungszahlungen: Investoren sind in jedem Fall bei Netzüberlastung integriert. Für Anlagen über 30 darauf angewiesen, dass die Vergütungszahlungen kWp bedeutet dies, dass Zusatzeinrichtungen zur nicht nur regelmäßig - also ohne größere Verzöge- Weitere Infos ferngesteuerten Reduzierung der Einspeiseleistung rungen -, sondern auch ohne Gebührenforderungen • (5) Steuerliche Behand- lung von Solarstrom bei Netzüberlastung sowie eine ununterbrochene durch den Netzbetreiber ausgezahlt werden. Gibt es http://sfv.de/sachgeb/Steu- Abrufung der Ist-Einspeisung einzurichten sind. Die hier Probleme und Streitfälle (und davon erfahren erfr.htm Mehrkosten trägt der Anlagenbetreiber. Mehrfach for- wir leider regelmäßig), kann nicht nur eine fremdfi- • (6) Versicherung von PV- derten wir, dass die Sicherstellung der Netzstabilität nanzierte Solarstromanlage im Ernstfall - also ohne Anlagen Aufgabe des Netzbetreibers bleiben sollte und dem genügend Eigenkapitalrücklagen - zur Schuldenfalle http://sfv.de/sachgeb/Ver- siche.htm Netzbetreiber deshalb auch alle Zusatzaufwendun- werden. Aber auch der Anspruch, das angesparte • (7) Recycling gen dem Betrieb des Netzes zuzuordnen seien. Lei- Geld durch die Solarinvestition hinreichend verzinst http://sfv.de/stichwor/Re- der fand diese Forderung keine politische Mehrheit. zu bekommen, kann zunichte gemacht werden, wenn cyclin.htm Vergütungen nur unregelmäßig oder zeitlich verzögert Kleine Solaranlagen bis 30 kWp, die ab 1.1.2012 ausgezahlt werden. in Betrieb gesetzt werden, müssen die maximale Wirkleistungseinspeisung ihrer Anlage am Verknüp- Leider fehlte im Erneuerbaren-Energien-Gesetz fungspunkt auf 70 Prozent der installierten Leistung der eindeutige Hinweis, dass Abschlagszahlungen begrenzen. Dies bedeutet einen Ertragsverlust von verpflichtend zu leisten sind. Erst in der EEG-Novelle ca. 3 - 8 Prozent. Beispiel: Bei einer 5 kW Anlage, 2012 findet man nun in § 16 (1) den Hinweis, dass die 2012 in Betrieb geht, muss über 20 Jahre ein Ein- Abschläge ausgezahlt werden müssen. Ob an die nahmeverlust von bis zu 1800 € in Kauf genommen Erfüllung dieser Verpflichtung jedoch Gebühren ge- werden - und dies ohne Entschädigung! Nur dann, knüpft werden dürfen, bleibt weiterhin ungeklärt. wenn der Anlagenbetreiber freiwillig die bei größeren An dieser Stelle sei erwähnt, dass Auseinander- Anlagen geforderte Abschalteinrichtung und Ist- setzungen zu regelmäßigen Vergütungszahlungen Abfrage einbaut, könnte er eine Entschädigung des nicht selten die Unterstützung eines Rechtsanwaltes ergangenen Stromertrages fordern. Ob der Netzbe- bedürfen. Gerichtliche Mahnverfahren zur Einforde- treiber hier aber zeitnah agiert und dem geschädigten rung von Rechnungsbeträgen müssen vorbereitet Anlagenbetreiber schnellstmöglich die entgangenen und unterstützt werden. Vergütungsbeträge auszahlt, bleibt nur zu hoffen. Die Bank jedenfalls, die die Anlage finanziert hat, wird Steuerliche Behandlung der Solarstromanlage: sich sicher nicht zeitlich vertrösten lassen. Da die Einnahmen aus seiner Solarstromanlage beim Darüber hinaus regelt der neue § 12 EEG 2012, Finanzamt gemeldet werden müssen, ist der Anla- dass Anlagenbetreiber nur einmal im Jahr darüber genbetreiber zunächst in der Pflicht, sich mit diesem informieren müssen, ob eine Anlage abgeschaltet komplexen und zum Teil widersprüchlichen Thema werden musste, wenn die Abschaltzeit weniger als der steuerlichen Behandlung auseinanderzusetzen. 15 Stunden betrug. Problem: Bei größeren Anlagen Und besonders für all diejenigen, die den erzeugten könnte ein Tagesausfall durchaus zeitnah zu Buche Solarstrom nach § 33 (2) EEG 2009 eigenverbrau- schlagen. chen, ist die nachträgliche steuerliche Bearbeitung besonders komplex. 5 Auch die allgemeinen Hinweise Außerdem muss der Netzbetreiber nach § 12 von Vereinen und Onlineportalen helfen oft wenig, so EEG 2012 nur 95 % des entgangenen Stromer- dass zumindest in den ersten Jahren anzuraten ist, trages entschädigen. Erst wenn die entgangenen einen Steuerberater zu Rate zu ziehen. Die Kosten Einnahmen 1 Prozent der Vergütungseinnahmen für den Steuerberater sollten deshalb nicht unberück- des Jahres überschreiten, muss der Netzbetreiber sichtigt bleiben. zu 100 Prozent entschädigen. Warum? In der Begründung zu § 12 EEG 2012 steht: „Dies soll Gewährleistungsansprüche bei Ertragsausfällen: für die Anlagenbetreiber einen Anreiz setzen, Jedem ist anzuraten, die Ertragsdaten monatlich sich mit der Netzsituation auseinander zu setzen zu kontrollieren und mit den Einträgen in der SFV- und ihre Planungen ggf. anzupassen.“ Diese Ertragsdatenbank zu vergleichen. Auf diese Weise Begründung des Gesetzgebers ist keinesfalls können Anlagenfehler rasch erkannt und längere überraschend, zeigt sie doch, dass die Politik Ertragsausfälle verhindert werden. Gerade in den Netzbetreiber dabei unterstützt, auch zukünftig ersten zwei Jahren ist eine schnelle Fehlererkennung die neuen Anforderungen für ein dezentrales Unbedingt regelmäßig besonders wichtig, da ggf. Gewährleistungsansprü- Erträge kontrollieren! Energieversorgungssystem nicht zu leisten. che an den Installateur gestellt werden können. Man Foto: BMU sollte in diesem Fall nicht lange zögern, denn eine zu- Betrieb der Anlage nehmende Verschlechterung der Auftragslage kann dazu führen, dass der Bestand der Installateurfirma Ertragssicherheit: Eine Solarstromanlage beschert gefährdet wird. Bereits jetzt haben sich Anlagenbe- nur dann Einnahmen, wenn die Sonne ausreichend treiber mit der Sorge an uns gewandt, im Insolvenzfall scheint. Auf solche Einnahmeschwankungen sollte des Installateurs berechtigte Gewährleistungsforde- man vorbereitet sein. Unsere Solarstrom-Ertrags- rungen nicht mehr befriedigt zu bekommen. datenbank unter www.pv-ertraege.de belegt: Es gibt ertragreiche und ertragsärmere Jahre! Rechtsanwälte empfehlen, vor Ablauf der gesetzli-

Solarbrief 2/11 32 Solarenergie-Förderverein Deutschland e.V. Vorurteile, Irrtümer und Verleumdungen chen Gewährleistung (2 Jahre) eine umfassende Überprüfung gehen und an Rücklagen für den Abbau und möglicherweise der Anlage durch einen Solarsachverständigen durchführen auch für die Entsorgung der Solarmodule zu denken. Denn zu lassen. Nur so könne man ausschließen, dass Installati- die finanziellen Zusatzbelastungen können nicht unerheblich onsfehler und Defekte unentdeckt bleiben. Dass eine solche sein: Die Kosten des Abbaus der Module trägt in jedem Fall Überprüfung durch einen Sachverständigen für Betreiber der Anlagenbetreiber. Die kostenlose Abholung der Module zur kleinerer Solarstromanlagen wirtschaftlich unzumutbar ist, Sammel- bzw. Recyclingstelle wird derzeit nur von wenigen liegt auf der Hand, denn bei einer solchen Sachverständi- Unternehmen angeboten. Ansonsten muss der Anlagenbe- genprüfung kommen schnell Zusatzkosten von ca. 1000 € treiber auch diesen Aufwand tragen. Ob schlussendlich das zu Stande. Recycling der Module vom Anlagenbetreiber bezahlt werden muss, hängt vom Modulhersteller ab. Ist dieser Mitglied des Wartung der Solarstromanlage: Betreiber einer Solarstro- freiwilligen Rücknahmesystems PV-Cycle, ist dies kostenfrei. manlage kommen am Thema Wartung kaum vorbei, wenn Einen Rücknahmepreis für die im Solarmodul enthaltenen gleichbleibend zuverlässige Erträge erzielt werden sollen. Wertstoffe bietet derzeit nur ein Unternehmen, die Solar Sinnvoll wäre, die Anlage in festvereinbarten Prüfintervallen German Cells GmbH, an (ca 150 €/t Solarmodule - ca. 60 durch den Installateur überprüfen zu lassen. Darüber hinaus Stück).7 sollten Reinigungsfirmen kontaktiert werden, um hartnäckige Verschmutzungen von den Modulen zu entfernen. Fazit Es ist zu empfehlen, in der Wirtschaftlichkeitsbetrachtung Mit der derzeitigen Einspeisevergütung ist der wirtschaftliche für Wartungsarbeiten inklusive dem notwendigen Tausch Betrieb kaum mehr möglich. Vor allem bei kleineren Anlagen des Wechselrichters mindestens einen Betrag von 1 % der bis 5 kW kann unter Einbeziehung bisher üblicher Einfluss- Investitionssumme jährlich zu veranschlagen. Dieser Betrag faktoren wie z.B. dem Solarstromertrag, den Wartungs- und müsste sich aus unserer Sicht jedoch mit zunehmenden Alter Versicherungsausgaben und der Kapitalverzinsung der der Solarstromanlage deutlich erhöhen. Solaranlagen-Investition der wirtschaftliche Betrieb nicht mehr Versicherung der Anlage: Für die Versicherung von Solar- sichergestellt werden. Die nach 20 Jahren zu erwartenden Ein- stromanlagen werden im Allgemeinen Kosten in Höhe von nahmen entsprechen kaum den Renditemöglichkeiten sonst ca. 0,5 % der Gesamtinvestitionssumme pro Jahr angesetzt. üblicher Geldanlagen. Diese banküblichen Einnahmen über Bei fremdfinanzierten Anlagen ist darüber hinaus anzuraten, eine Geldanlage wären aber zumindest relativ sicher! eine Solarstrom-Ertragsausfallversicherung abzuschließen, Die vorangegangene Darstellung belegt, dass Anlagen- um Einnahmerisiken zu minimieren. 6 betreiber (zunehmend) mit weiteren erheblichen finanziellen Risiken rechnen müssen. Sollen künftig wieder nur Idealisten Abbau/Recycling von Solaranlagen: Diese Ausgaben wer- angesprochen werden, den Zubau von Solartechnik voran- den in der Wirtschaftlichkeitsberechnung in der Regel nicht zubringen? berücksichtigt, da man meist davon ausgeht, dass die Anlagen über die gesetzliche Vergütungslaufzeit von 20 Jahren hinaus Wir fordern, dass dringend die Einspeisevergütung erhöht noch Erträge bringen. Diese Überlegungen sind nachzu- und alle rechtlichen Hürden aufgehoben werden müssen, um vollziehen. Trotzdem ist anzuraten, auf „Nummer sicher“ zu das Investitionsrisiko Solarstromanlage zu minimieren. (SJ)

Buchempfehlung „Photovoltaik - Solarstrom vom Dach“

Seit zwanzig Jahren ist Thomas Seltmann Hausdächern. Angefangen bei den technischen fasziniert von Solartechnik, selbst Betreiber von Grundlagen der Photovoltaik und der verschie- Photovoltaikanlagen und überzeugt von deren denen Modultypen über Planung, Finanzierung Möglichkeiten. Nach seinem anerkannten, bereits und Ausführung bis hin zur Beantragung von 2000 erschienenen und erst vor zwei Jahren in staatlichen Fördermitteln informiert Seltmann der vierten Auflage vollständig überarbeiteten Rat- fundiert zu nahezu allen denkbaren Fragestel- geber „Photovoltaik: Strom ohne Ende“ (Verlage lungen. Seltmanns aktueller Ratgeber ist sowohl Solarpraxis und Beuth, Berlin) zum Bauen und ein flüssig lesbarer Einstieg für den interessierten Nutzen von netzgekoppelten PV-Anlagen macht Laien, als auch - mit klar strukturiertem Inhalt, er sich nun selbst Konkurrenz: Adress- und Literaturempfehlungen, Glossar und Stichwortregister - ein schönes Nachschlagewerk „Photovoltaik - Solarstrom vom Dach“, diesmal Photovoltaik: Solarstrom vom Dach für den Betreiber einer Anlage. Also rundum erschienen im Verlag der Stiftung Warentest, Autor: Thomas Seltmann: empfehlenswert? - Ja. Berlin richtet sich besonders an potenzielle Bau- 208 Seiten, 24,90 Euro herren und Betreiber kleiner Anlagen auf privaten ISBN: 978-3-86851-026-3 Und gar keine Kritik? - Doch, leider: Die Bewer-

Solarbrief 2/11 Solarenergie-Förderverein Deutschland e.V. 33 Vorurteile, Irrtümer und Verleumdungen

bung von Seltmanns Ratgeber durch die Stiftung Warentest mit Netzeinspeisung regele und damit „den wirtschaftlichen Betrieb dem Titelschlagwort „Solarenergie - eine lohnende Investition!“ dieser Anlagen“ ermögliche oder auf den Eigenverbrauch, der können wir nicht anders als grob irreführend bezeichnen. Dort sich „in der Regel“ lohne. wird als Thema unter anderem die Planung einer „rentablen“ Dass im klaren Gegensatz zur Bewerbung durch Stiftung Anlage aufgeführt und im Werbetext heißt es gar: „Trotz sin- Warentest Bau und Betrieb insbesondere kleiner Hausdach- kender staatlicher Zuschüsse lohnt sich die Investition in eine anlagen unter den aktuellen Bedingungen nur bei ausreichend eigene netzgekoppelte Solarstromanlage“. Idealismus - und insbesondere keinesfalls als Geldanlage - als Thomas Seltmann hält sich dagegen mit Aussagen zur „lohnende Investition“ zu empfehlen sind, macht Seltmann in Rentabilität von kleinen Hausdachanlagen auffallend zu- dem einzigen (mit ganzen fünf Sätzen) längeren Abschnitt zu rück. Er weist zwar im Geleitwort pauschal darauf hin, dass diesem Thema deutlich: die weitere Senkung der Einspeisevergütung dazu führen „Mit einem Sparbuch oder Festgeldanlagen und den dort könne, „dass größere und Großanlagen zeitweise weniger üblichen Renditen lässt sich die Investition in eine Solarstro- Rendite bringen und anonyme Beteiligungsmöglichkeiten an manlage trotzdem nicht gut vergleichen. Würde man sich den großen Photovoltaikanlagen weniger lukrativ sind als bisher“ gesamten Zeit- und Verwaltungsaufwand als Photovoltaikbe- und behauptet weiter, für private und gewerbliche Betreiber, treiber vergüten, wäre es mit der Wirtschaftlichkeit vieler klei- „die lieber in Sacheigentum als in abstrakte Geldanlagen... ner Anlagen schnell vorbei. ... Und schließlich bleiben gewisse investieren“ und „eher an Sicherheit als an hoher Rendite Risiken und Unsicherheiten, die man bei einer unternehme- interessiert sind“, seien „Photovoltaikanlagen aber noch immer rischen Investition nie hundertprozentig ausschließen kann. und mehr denn je interessant“. ... Von den zweistelligen Renditen, wie sie in der klassischen Vor dem Hintergrund der Bewerbung durch Stiftung Wa- Energiewirtschaft mit Stromerzeugung und -verkauf erzielt rentest könnte der Leser hieraus implizit schließen, dass werden, ist die Photovoltaik jedenfalls weit entfernt.“ Seltmann kleine Hausdachanlagen durch die Senkung der Aber diese aus praktischer - und bei allem Idealismus des Einspeisevergütung nicht betroffen sehe - aber jede konkrete Autors ohne Zweifel auch leidvoller - Erfahrung gewachsene Aussage des Autors zu diesem Thema fehlt, von klaren Zah- Warnung vor den üblichen Werbesprüchen aus der Solarwirt- len zur Rentabilität ganz zu schweigen. Im Ratgeber finden schaft passt wohl nicht so recht in das Konzept der Stiftung sich nur vereinzelte Bezüge zur Rentabilität, wie der Hinweis Warentest. (Frank Busse) auf die angeblich „lukrative Vergütung“, die das EEG für die

Täuscht der Grüne Strom Label e.V. die Ökostromkunden? Grüner Strom Label e.V. nimmt Stellung zu einem Vorwurf des SFV

Der Grüne Strom Label e.V. (GSL) hat den SFV gebeten, sei- den freiwillig Geld für den Umbau der Energieversorgung ne Stellungnahme zu einem Artikel des SFV zu veröffentlichen. leisten, denen die Umstellung der Energieversorgung ein Dieser Bitte kommt der SFV nach. Die GSL-Stellungnahme Herzensanliegen ist. findet sich in dem Kasten auf der nächsten Seite. Zunächst Einer der zahlreichen Einwände des SFV gegen den aber eine Hintergrundinformation: Ökostromhandel ist die Tatsache, dass Stromkunden aus technischen Gründen weder die genaue Herkunft des ih- Worum ging es in dem Artikel des SFV? nen gelieferten Stroms, noch den Geldfluss der von ihnen gezahlten Stromgebühren nachkontrollieren können. So ist Der Solarenergie-Förderverein Deutschland (SFV) sieht es z.B. denkbar, dass ein Stadtwerk Wasserkraftstrom aus den Ökostromhandel als ungeeignete Maßnahme an, den Norwegen kauft, während die Stromkunden rund um das Umstieg auf die Erneuerbaren Energien zu beschleunigen. norwegische Wasserkraftwerk mit Atomstrom aus Schweden Vielmehr sieht der SFV einen bedenklichen Widerspruch versorgt werden - möglicherweise sogar, ohne dass es ihnen des Ökostromhandelsprinzips zum Prinzip des Erneuerbare- bewusst wird. Energien-Gesetzes (EEG). Die Tatsache, dass der Ökostromkunde nicht nachprüfen Das EEG in seiner Idealform geht von der ordnungspoliti- kann, woher sein Strom kommt, und insbesondere, wohin sein schen Vorstellung aus, dass jeder Stromverbraucher entspre- Geld fließt, wird auch von den Ökostrombefürwortern einge- chend seiner Verbrauchsmenge verpflichtend seinen Beitrag räumt. Es haben sich deshalb einige Zertifizierungsvereine zur Umstellung auf Erneuerbare Energien leistet. gebildet, die den Ökostromkunden anbieten, die Vertrauens- Der Ökostromhandel in seiner Idealform geht hingegen von würdigkeit der Ökostromhändler zu überprüfen. Sogar der der liberalen Vorstellung aus, dass nur diejenigen Stromkun- TÜV, der gegen entsprechende Gebühren von A bis Z, vom

Solarbrief 2/11 34 Solarenergie-Förderverein Deutschland e.V. Vorurteile, Irrtümer und Verleumdungen

Atomkraftwerk bis zur Zugmaschine, alles prüft, an dessen Zertifizierung bestehen auch heute noch, bereits seit 10 bestimmungsgemäßer Funktionsweise Zweifel bestehen Jahren! Und in der gesamten Zeitspanne haben möglicher- könnten, beteiligt sich an solchen „Zertifizierungen“. weise Menschen im Vertrauen auf den GLS e.V. Ökostrom bei den Stadtwerken Bielefeld gekauft, von denen sie nicht Der SFV legt Wert auf die Feststellung, dass er keinem der wussten, dass sie Anteile an einem Atomkraftwerk halten. „Zertifizierer“ bewusste Täuschung unterstellt, dass er aber Diese Menschen fühlen sich vermutlich getäuscht, von wem eine Kontrolle aus vielerlei Gründen für unmöglich hält. auch immer. Der Zertifizierungsverein Grüner Strom Label e.V. hat zum Der SFV hat bereits vor neun Jahren im Jahr 2001 in gleich- Beispiel im Jahr 2000 das Ökostromprodukt der Stadtwerke lautenden Schreiben an alle drei damaligen Vorstandsmitglie- Bielefeld mit einem Label zertifiziert, obwohl die Stadtwerke der des GLS e.V. auf das Problem aufmerksam gemacht. Bielefeld einen Anteil von 16,5 Prozent am Atomkraftwerk Grohnde hielten. Die Atomkraftwerksbeteiligung und die Es folgt die Stellungnahme des GSL e.V. vom 29.06.2011

Auszug aus dem Artikel des Solarförderverein: Besonderes Ansehen genießt der Zertifizierungsverein Grüner Strom Label e.V., denn Träger dieses Vereins sind • BUND, Bund für Umwelt und Naturschutz Deutschland e.V. • EUROSOLAR • NABU, Naturschutzbund Deutschland e.V. • DNR, Deutscher Naturschutzring • IPPNW, Internationale Ärzte für die Verhütung des Atomkrieges • Die VERBRAUCHER INITIATIVE e.V. • NaturwissenschaftlerInnen-Initiative e.V. Doch selbst dieser Verein kann nicht vor Täuschung bewahren. So zertifiziert z.B. der Grüner Strom Label e.V. die Stromsorte „EnerBest Strom Green“ der Stadtwerke Bielefeld als Ökostrom, obwohl die Stadtwerke Bielefeld einen Anteil von 16,5 Prozent am Atomkraftwerk Grohnde halten. (Der IPPNW hat zugesagt, nach diesem Täuschungsversuch die weitere Trägerschaft des Grüner Strom Label e.V. zu überprüfen.) kompletter Artikel unter: http://sfv.de/artikel/oekostromhandel_bringt_die_energiewende_nicht_voran_-_ein_blick_hinter_die_kulis.htm

Stellungnahme: Zertifizierung wird überprüft In dem auf der Website und im Newsletter verbreiteten Artikel „Ökostromhandel bringt die Energiewende nicht voran - Ein Blick hinter die Kulissen“ unterstellt der Solarförderverein Deutschland e.V. dem Grüner Strom Label e.V. (GSL), Verbraucher zu täuschen, indem das Produkt „EnerBest Strom Green“ der Stadtwerke Bielefeld zertifiziert wurde, obwohl diese am Atomkraftwerk Grohnde beteiligt sind. Der GSL e.V. nimmt zu diesem massiven Vorwurf, zu dem er vom SFV vor der Veröffentlichung leider nicht befragt wurde, Stellung: Das Grüner Strom Label wird für Ökostromprodukte vergeben, die nachweislich zum Ausbau erneuerbarer Energien beitragen. Unternehmen, die direkt an Atomkraftwerken beteiligt sind, erhalten das Label nicht. Die Stadtwerke Bielefeld sind der einzige, historisch bedingte Ausnahmefall. Sie haben das Grüner Strom Label allerdings nicht direkt erhalten, sondern als Teil der über die Arbeitsgemeinschaft sparsame Energie- und Wasserverwendung im VKU (ASEW) zertifi- zierten Produktgemeinschaft von mehr als 60 Stadtwerken. Dies ist ein formaler Unterschied, gleichwohl gelten unsere strengen Kriterien auch hier. Die Stadtwerke Bielefeld erhalten seit 2000 das Grüner Strom Label für ihr Ökostromprodukt. Im Hinblick auf den damaligen Ausstiegsbeschluss der rot-grünen Bundesregierung wurde trotz der Grohnde-Beteiligung diese Ausnahme gemacht, weil das Unternehmen insgesamt eine auf Nachhaltigkeit und Ausbau der Erneuerbaren Energien ausgerichtete Unternehmenspolitik verfolgte. Anfang 2011 – also noch vor der Atomkatastrophe in Fukushima und vor der Veröffentlichung des SFV – hat der GSL e.V. Gespräche mit den Stadtwerken Bielefeld aufgenommen, um die Unter- nehmenspolitik und damit die Grundlage der Zertifizierung auf den Prüfstand zu stellen. Hierbei spielt deren Beteiligung von 16,7 Prozent am Atomkraftwerk Grohnde eine Ausschlag gebende Rolle. Der GSL e.V. geht mit der Zertifizierung des Produkts „EnerBest Strom Green“ seit jeher transparent um. Der Vorwurf eines „Täuschungsversuchs“ ist vor diesem Hintergrund ungerechtfertigt und überzogen. Der GSL e.V. hat gegenüber der Öffentlichkeit weder falsche Versprechen abgegeben noch Tatsachen vorsätzlich verschleiert. Diese Maxime der Transpa- renz werden wir nach wie vor beibehalten.

Bonn, den 29.06.2011 Rosa Hemmers, Vorsitzende Grüner Strom Label e.V.

Solarbrief 2/11 Solarenergie-Förderverein Deutschland e.V. 35 Vorurteile, Irrtümer und Verleumdungen

Böswillige Behauptungen SFV-Kommentare zu Auszügen aus dem Artikel „Der große Solarschwindel“ in der Welt am Sonntag vom 26. Juni 2011

Quelle In der Welt am Sonntag (WamS) vom 26.06.2011 giewende längst vollzogen und vertraut regenerativen „Der große Solarschwindel“ wurden die Leser mit einer konzentrierten Sammlung Energiequellen", lautet das Fazit des GPRA-Präsi- Welt am Sonntag vom von Falschbehauptungen und Vorurteilen zur Solar- diummitglieds Uwe Kohrs. Angesichts der derzeit 26.06.2011 und Windenergie überschüttet, die im folgenden diskutierten Kürzungspläne für Solarsubventionen Autor: Daniel Wetzel, Reto Beitrag aufgegriffen und richtig gestellt werden. müssten "Politik und Energieversorger aufpassen, Klar| dass sie nicht alles Restvertrauen verspielen." http://www.welt.de/print/ WamS: Die Deutschen glauben an die Sonnenener- wams/vermischtes/artic- le13450583/Der-grosse- gie, sie soll auch in Zukunft stark subventioniert wer- Wissenschaftler aber reiben sich verwundert die Solarschwindel.html den. Das gefährdet eine tatsächliche Energiewende Augen angesichts solcher Vorstellungen über die - denn die Kraft der Sonne ist teuer und ineffektiv. Struktur der deutschen Energieversorgung. Atom- und Kohlekraftwerke decken heute noch drei Viertel Der Tag, an dem Angela Merkel die Sonnenenergie des deutschen Strombedarfs. Solarmodule tragen tat- nach Nordvorpommern brachte, begann trübe und sächlich erst drei Prozent zur Bedarfsdeckung bei. wolkenverhangen. Die Bundeskanzlerin war trotz enger Terminlage in ihren Wahlkreis gefahren, um SFV: "Erst" drei Prozent? Weiter unten im selben im Orte Grimmen an der Trebel den Bau des größ- WAMS-Artikel kann man lesen: "Während die ten Solarparks von Mecklenburg-Vorpommern auf installierte Leistung der Solarmodule 2010 um den Weg zu bringen. Dass sich die Sonne bei dem 7500 Megawatt zunahm, wuchs die angeblich symbolträchtigen ersten Spatenstich im Oktober bevorzugte Windkraft lediglich um 1500 Mega- vergangenen Jahres partout nicht zeigen wollte, tat watt." Merkels guter Laune ebenso wenig Abbruch wie die Tatsache, dass die 30 480 Solarmodule auf der 19 Die Solarenergie wächst also derzeit schneller Hektar großen Fläche allesamt den Stempel "Made als die Windenergie. Daraus zieht die WAMS den in China" tragen sollten. Schluss, die Solarenergie dürfe nicht so schnell wachsen. Der SFV zieht daraus den umgekehr- SFV: Solarmodule liefern Leistung nicht nur, ten Schluss, nämlich auch die Windenergie im wenn die Sonne scheint, sondern auch, wenn der Binnenland solle zukünftig so schnell wachsen Himmel mit hellen Wolken bedeckt ist. wie im vergangenenen Jahr die Solarenergie.

Auch Solarmodule in China werden mit Werk- WamS: Schon der Beitrag der Windenergie übertrifft zeugmaschinen "made in " herge- den der Solaranlagen um ein Vielfaches - für einen stellt. Bruchteil der Kosten.

WamS: „Der Solarpark ist eine Zukunftsinvestition", SFV: "Für einen Bruchteil der Kosten"? Der Preis- sagte die Regierungschefin unverdrossen und stach unterschied zwischen Offshore-Windstrom und den rot lackierten Spaten in die bröckelige Tonerde: Solarstrom beträgt weniger als 30 Prozent. Und "Wir sind auf dem Weg in das Zeitalter erneuerbarer beim Offshore-Windstrom entstehen zusätzlich Energien." erhebliche Kosten für die Fernleitungsnetze von Bei ihrer Unterstützung für die Solarwirtschaft weiß der Nordsee bis nach Süddeutschland. die Bundeskanzlerin die Mehrheit der Bevölkerung hinter sich. Sonnenstrom ist die Wunschenergie WamS: Die Solarenergie kostet die Verbraucher Nummer eins für die Deutschen, das ergab in der Jahr für Jahr hohe Milliardenbeträge, verteuert den vergangenen Woche eine Umfrage, die der Wirt- Klimaschutz, lässt sich nicht wirtschaftlich speichern schaftsverband führender Public-Relations-Agentu- und fällt in mehr als der Hälfte des Jahres fast kom- ren in Deutschland (GPRA) mit den Marktforschern plett aus. von TNS Emnid veröffentlichte. Danach messen 99 Prozent der Befragten "der Sonnenenergie eine be- SFV: Der Solarstrombedarf eines durchschnittli- sonders hohe Wichtigkeit für die zukünftige Energie- chen Haushaltes lässt sich in wiederaufladbaren versorgung in Deutschland" bei. Die Sonne sei "aus Batterien speichern, die weniger Platz benötigen Sicht der Verbraucher die wichtigste Energiequelle als zwei Kühlschränke. der Zukunft - noch vor Wasserkraft und Windkraft", Es ist kurzsichtig und bequem, wenn die WAMS heißt es im Ergebnis der Umfrage. Weniger als die beklagt, dass die Speicherung noch unwirt- Hälfte der Befragten glaubten dagegen noch an eine schaftlich sei und es dabei bewenden lässt. Der wichtige Rolle der Kohlekraftwerke, nur ein Fünftel an Solarenergie-Förderverein Deutschland fordert Atomkraft. "Die deutsche Bevölkerung hat die Ener-

Solarbrief 2/11 36 Solarenergie-Förderverein Deutschland e.V. Vorurteile, Irrtümer und Verleumdungen

bereits seit Jahren spezielle Markteinführungsprogramme den Stromversorgern besonders unbeliebt. Hier geht es für dezentrale Stromspeicherung in den Haushalten. schlicht um einen Interessenkonflikt.

WamS: Auch industriepolitisch ist die Solarförderung ein WamS: Doch danach sieht es ganz und gar nicht aus: Die gewaltiger Schuss in den Ofen: Bereits mehr als 70 Prozent Fraktionen der Regierungsparteien wollen sich morgen über der in diesem Jahr in Deutschland verbauten Solarmodule die Novelle des Erneuerbare-Energien-Gesetzes verständigen stammen aus Asien. und dabei auch die Vergütungssätze für die unterschiedlichen SFV: Nahezu 100 Prozent der in Deutschland verbauten Ökostrom-Arten festschreiben. Schon jetzt ist absehbar, Solarmodule werden durch deutsche Handwerker instal- dass es zu keinen nennenswerten Abstrichen bei den Solar- liert. Und auf den Export deutscher Werkzeugmaschinen subventionen kommen wird. Vorgesehen ist im derzeitigen zur Produktion von Solaranlagen nach China haben wir Gesetzentwurf lediglich, dass die Einspeisevergütung um schon weiter oben hingewiesen. jeweils drei bis vier Prozentpunkte sinkt, wenn der Grenzwert von 3500 Megawatt um 1000 Megawatt überschritten wird. Dass dies ausreicht, die solare Kostenexplosion zu beenden, WamS: Die Nachteile der solaren Energieversorgung im glaubt kaum ein Marktbeobachter. schattigen Deutschland sind aus wissenschaftlicher Sicht so eklatant, dass der Sachverständigenrat für Umweltfragen, ein hochkarätiges Beratergremium der Bundesregierung, dazu SFV: Tatsächlich ist aufgrund der bisherigen Vergütungs- rät, den Ausbau der Fotovoltaik nicht mehr weiter zu forcie- absenkungen die Errichtung neuer Solarstromanlagen ren, sondern im Gegenteil in sehr engen Grenzen zu halten. im Vergleich zu den Vorjahresmonaten (leider) erheblich Der Flensburger Umweltwissenschaftler Olav Hohmeyer, ein zurückgegangen. Mitglied des Sachverständigenrats, fordert, die derzeitige solare Ausbaurate um mindestens 85 Prozent zurückzu- WamS: Der Wirtschaftsflügel der Unionsfraktion im Bun- schrauben, auf nur noch 500 bis 1000 Megawatt pro Jahr. destag ist dabei schon bereit, die richtigen Konsequenzen Dabei ist der Sachverständigenrat durchaus kein natürlicher zu ziehen: Er will den Fotovoltaik-Zubau in Deutschland Feind erneuerbarer Energien: In anderen Gutachten zeigt das - wie in anderen Ländern längst üblich - durch einen fes- Professorengremium Wege auf, wie Ökostrom bis 2050 den ten "Ausgabendeckel" begrenzen. Thomas Bareiß, der kompletten deutschen Energiebedarf decken kann, verzichtet die Energiepolitik der CDU/CSU-Fraktion koordiniert, will dabei aber lieber auf ein Übermaß an Sonnenenergie. mit dieser Forderung auch in die Koalitionsgespräche im Bundestag gehen, denn: "Was sich hier abzeichnet, ergibt SFV: Hier beruft sich die WAMS auf einen Appell von energiewirtschaftlich keinen Sinn und ist sozialpolitisch Wissenschaftlern aus dem Dezember des vergangenen verantwortungslos." Jahres, auf den der SFV bereits am 19.12.2010 geant- Doch Bareiß hat Zweifel, ob sich die Position des Wirtschafts- wortet hat. http://www.sfv.de/artikel/sfv-stellungnahme_ flügels der Union in den Koalitions- und Fraktionsgesprächen zum_appell_zur_rettung_des_eeg.htm noch durchsetzen wird. Auch die anderen Wirtschaftspolitiker WamS: Die Forscher stehen mit ihrer Meinung nicht allein. der Fraktion glauben nicht, dass sie bei der eigenen Parteifüh- Das Rheinisch-Westfälische Institut für Wirtschaftsfor- rung und beim Koalitionspartner FDP durchdringen. schung (RWI) sagt wegen des "Hype um die Fotovoltaik" Warum die Bundesregierung den Subventionsirrsinn jetzt nicht in Deutschland einen "weiter anschwellenden Kosten- beendet, ist offensichtlich. Zu groß ist die Sorge der Partei- Tsunami" voraus. Das RWI, das zu den renommiertesten und Regierungsspitzen, vor den anstehenden Landtags- und deutschen Wirtschaftsforschungsinstituten gehört, Bundestagswahlen vom ökologischen Mainstream der Be- völkerung abgestraft zu werden. Nach außen hin wolle die SFV: - und teilweise durch den Stromkonzern RWE Bundesregierung nach der Abschaltung der Kernkraftwerke finanziert wird - eben nicht nur als "Ausstiegspartei" wahrgenommen werden, formuliert es ein hoher Beamter des Bundeswirtschaftsminis- schlägt angesichts der deutschen Defizite bei Stromspei- teriums: "Ebenso wichtig ist es zu zeigen, dass man auch in chern, Stromleitungen und der mangelhaften Vernetzung etwas einsteigt." Und die Kappung von Solarsubventionen mit den europäischen Nachbarn deshalb sogar ein mehr- - wie sinnvoll sie inhaltlich auch immer sein mag - "passt da jähriges Moratorium für erneuerbare Energien vor, um "die eben nicht ins Bild". Förderanreize für diesen Zeitraum auszusetzen". Auch der Folge dieses politischen Populismus dürfte sein, dass auch in unabhängige Energieexperte Sven Bode vom Arrhenius In- den kommenden Jahren jeweils mehr als die Hälfte der vom stitut für Energie- und Klimapolitik in Hamburg stellt offen die Verbraucher zu zahlenden Ökostrom-Milliarden an die Solarin- Frage, "ob die Förderung der Fotovoltaik nicht bereits heute dustrie fließen wird - und hier wiederum zum weitaus größten vollständig eingestellt werden sollte". Teil an die asiatischen Modul- und Zellen-Hersteller.

SFV: Sven Bode weist nach, dass die Einspeisungen SFV: Eine nüchterne und vorurteilslose Betrachtung zeigt, von Solarstrom dazu führen, dass um die Mittagszeit dass das Geld der Stromkunden natürlich und selbstver- an sonnigen Tagen der Börsenstrompreis sinkt und die ständlich dorthin fließen muss, wo die meisten Stromer- konventionellen Kraftwerke dadurch weniger Geld ver- zeugungsanlagen errichtet werden und das ist derzeit die dienen. Damit macht sich die Photovoltaik natürlich bei Photovoltaik. Was soll daran verwerflich sein?

Solarbrief 2/11 Solarenergie-Förderverein Deutschland e.V. 37 Was ist zu tun?

WamS: Während die Solarlobby in der Öffentlichkeit behaup- Anteil erneuerbarer Energien bis 2020 von heute 17 auf tet, die Bundesregierung würde bei ihrer Energiewende die dann 30 Prozent zu erhöhen. Nach der Reaktorkatastrophe Windkraft bevorzugen, sprechen die Zahlen eine völlig andere von Fukushima und der Abschaltung mehrerer deutscher Sprache: Nach der offiziellen Statistik des Bundesumweltmi- Atomkraftwerke wurde der zu erreichende Ökostrom-Anteil nisteriums wurden im vergangenen Jahr rund 19,5 Milliarden jetzt auf "mindestens 35 Prozent" heraufgesetzt. So steht Euro für die Errichtung von Fotovoltaik-Anlagen in Deutsch- es im Entwurf des Erneuerbare-Energien-Gesetzes, das land ausgegeben, jedoch nur 2,5 Milliarden für die deutlich Ende kommender Woche vom Bundestag in zweiter und ergiebigere Windkraft. Während die installierte Leistung der dritter Lesung verabschiedet werden soll. Doch viele Öko- Solarmodule 2010 um 7500 Megawatt zunahm, wuchs die nomen und nicht wenige Bundestagsabgeordnete fragen angeblich bevorzugte Windkraft lediglich um 1500 Megawatt. sich inzwischen, wie die beschleunigte "Energiewende" Ein Missverhältnis, das sich nach den Zubauprognosen in innerhalb von zehn Jahren gelingen soll, wenn die Förder- diesem Jahr weiter verfestigen dürfte. politik für Ökostrom dem luxuriösen Motto "Vom Teuersten das Meiste" folgt. Müsste man angesichts des Zeitdrucks SFV: Nicht die Windkraft im Allgemeinen, sondern nur und der knappen Mittel nicht die effizientesten Techniken die Winkraft auf hoher See (offshore) wird durch die am stärksten fördern? Einspeisevergütung bevorzugt. Der Strom aus Offshore- Windanlagen wird mehr als doppelt so hoch vergütet, SFV: Hier stimmt der Solarenergie-Förderverein Deutsch- nämlich mit fast 20 cent/kWh wie Strom aus neuen land vollständig zu: Die Solarenergie weist derzeit das Windkraftanlagen an Land. schnellste Wachstum und die stärkste Preissenkung auf. Ihr folgt die Windenergie an Land. Diese beiden Techno- WamS: In ihrem "Energiekonzept" hatte sich die Bundes- logien treiben die Energiewende am effizientesten voran. regierung im vergangenen Jahr noch das Ziel gesetzt, den Sie gilt es deshalb am stärksten zu fördern. (WvF)

EEG entlastet Großindustrie auf Verbraucherkosten Bund der Energieverbraucher: Pressemitteilung vom 16. Juni 2011

Durch das Erneuerbare-Energien-Gesetz übernehmen Die EEG-Novelle will noch mehr Industriebetriebe von der Haushaltskunden einen Teil der Stromkosten der Großindus- EEG-Umlage befreien. Das ist ungerecht gegenüber den pri- trie. Mit der anstehenden Novelle, die morgen vom Bundesrat vaten Stromkunden. Es ist auch unvereinbar mit dem Gleich- beschlossen werden soll, wird diese skandalöse Umverteilung behandlungsgrundsatz des Grundgesetzes (siehe Stellungnahme noch ausgeweitet. Dagegen protestieren die betroffenen der Forschungsstelle Umweltenergierecht dee Uni Würzburg zur EEG-Anhörung des Umweltausschusses des Bundestags am 8.Juni 2011, Seite 8 sowie T.Müller Energieverbraucher. Derartige Industriesubventionen sind in M.Altrock ua. (Hrsg): EEG, 2. Auflage, 2008, § 16, Rn. 19). verfassungswidrig und auch nach Europarecht untersagt. Der Bund der Energieverbraucher e.V. wird deshalb mit allen Die geplante Ausweitung der EEG-Befreiung führt zu spür- rechtlichen Mitteln gegen diese Regelung vorgehen, zum Bei- baren zusätzlichen Belastungen der Haushaltskunden. Denn spiel mit Klagen, Verfassungsbeschwerden sowie Beschwerde die EEG-Zahlungen verteilen sich künftig auf weniger Schul- bei der EU in Brüssel oder vor dem EuGH. Nach § 40 EEG tern und steigen dadurch. Das Umweltministerium beziffert sind besonders stromintensive Betriebe von der Zahlung die Mehrbelastung zwar auf 300 Millionen Euro. Tatsächlich der EEG-Umlage weitgehend befreit, sie zahlen nur 0,05 Ct/ dürften die Mehrbelastungen aber weitaus höher liegen. kWh, Haushalte dagegen 3,5 Ct/kWh. Das EEG führt aber zu Der Bund der Energieverbraucher e.V. fordert, dass künftig einer Senkung der Strombeschaffungskosten der Industrie in auch stromintensive Betriebe eine EEG-Umlage bezahlen Höhe von mindestens 0,6 Ct/kWh (Merit-Order-Effekt). Unter müssen, die mindestens der Entlastung durch den Merit- dem Strich zahlen stromintensive Betriebe durch das EEG Order-Effekt entspricht. Auch muss der Kreis der begünstigten also einen um 0,55 Ct/kWh geringeren Strompreis. Im Jahr Betriebe verringert und nicht ausgeweitet werden. Die untere 2011 war von dieser Regelung der Bezug von 75 TWh, ein Grenze für die Befreiung muss von 10 GWh auf 20 GWh Drittel des Industriestromverbrauchs, begünstigt. Die Industrie Jahresstromverbrauch angehoben werden. "Die Großindu- hat dadurch Stromkosten in Höhe von vierhundert Millionen strie und der Gesetzgeber dürfen die Zahlungsbereitschaft Euro eingespart (0,55 x 75). Während die Strompreise der der Verbraucher für die Energiewende nicht missbrauchen", Haushalte durch die EEG-Umlage belastetet werden, spart die fordert Dr. Aribert Peters, Vorsitzender des Bundes der Ener- stromintensive Industrie Stromkosten in Höhe von mindestens gieverbraucher. vierhundert Millionen Euro jährlich ein. Quelle: http://www.energieverbraucher.de/de/Erneuerbare/Erneuerbare/Das- EEG__510/#con-11822

Solarbrief 2/11 38 Solarenergie-Förderverein Deutschland e.V. Was ist zu tun?

Stromerzeugungsdaten zeigen: Schneller dezentraler Ausbau der Erneuerbaren und der Stromspeicher ist vordringlich Eine Auswertung von Daten der Webseite www.transparency.eex.com

Um unseren Lesern einen besseren Einblick in die deutsche Energien die Viertelstundenwerte auf Stundenmittelwerte Stromerzeugung zu geben, hat der SFV die auf www.trans- umgerechnet2. parency.eex.com veröffentlichen Informationen zur deutschen Erst ab dem 02.07.2010 stehen neben der Windenergie Stromerzeugung in Großkraftwerken bis zum 27.05.2011 aus- auch die Daten der Solarenergie vollständig zur Verfügung. gewertet. Neben den Daten zu Großkraftwerken wurden auch Aus Gründen der Vergleichbarkeit beziehen sich die nach- die Erzeugungsdaten der Erneuerbaren Energien Wind und folgenden Auswertungen daher fast ausschließlich auf den Solar ausgewertet, die auf gleicher Webseite zu finden sind. Zeitraum vom 02.07.2010 bis 27.05.2011. Die veröffentlichten Daten der fossilen und atomaren Groß- Als fossile Kraftwerke werden nachfolgend solche bezeich- kraftwerke in Deutschland umfassen mehr als drei Viertel der net, die mit Braunkohle, Steinkohle, Erdgas oder Öl betrieben gesamten deutschen Stromerzeugung im Auswertezeitraum, werden. Als Erneuerbare werden in dieser Analyse nur Wind- nicht nur den an der Börse gehandelten Strom. und solare Strahlungsenergie (Photovoltaik) berücksichtigt. Unsere wichtigsten Fragestellungen waren: Die Stromerzeugung aus Biomasse, ohnehin aus Sicht des SFV aus ökologischen und versorgungstechnischen Gründen • Welches Bild zeigt die Erzeugungsstruktur in unterschied- nicht stark steigerungsfähig, bleibt unberücksichtigt, ebenso lichen Situationen (trüber Arbeitstag im Winter, sonniger wie andere Erneuerbare Energieträger (Geothermie, Meeres- Wochenendtag im Sommer)? energien, ..). • Wie wirken sich steigende Beiträge der Erneuerbaren auf die Energiebereitstellung aus konventionellen Kraftwerken aus? 1. Allgemeine Ergebnisse • Wie macht sich die Abschaltung der älteren Atommeiler nach Die gesamte betrachtete Erzeugungsleistung aus Großkraft- Fukushima bemerkbar? werken sowie Wind- und Solarenergie in Deutschland lag im • Welche Auswirkungen sind kurz- und mittelfristig für den Monatsmittel in den Sommermonaten (Mai bis September Atomausstieg anzunehmen? 2010) etwas über 40 GW, während sie in den Wintermonaten (November 2010 bis März 2011) um ca. 10 bis 12 GW höher Die Daten auf der Webseite sind jedermann öffentlich lag. zugänglich1. Zum Zweck der Veröffentlichung heißt es: „Auf der EEX-Transparenzplattform werden marktnah an zent- Die Erzeugungsleistung der Laufwasserkraftwerke schwankt raler und neutraler Stelle marktrelevante Erzeugungs- und im Jahresmittel zwischen knapp 300 und 700 MW, sie ist damit Verbrauchsdaten veröffentlicht, um die Transparenz auf dem – verglichen mit der Gesamtlast im deutschen Stromnetz – Großhandelsmarkt weiter zu erhöhen. Damit werden sowohl relativ gering und wird in den nachfolgenden Betrachtungen gesetzliche Veröffentlichungspflichten als auch freiwillige nicht weiter berücksichtigt. Selbstverpflichtungen der Branche umgesetzt.“ Die gesamte aus Speichern bezogene Leistung lag im Be- Die Daten werden auf der Webseite seit etwa November trachtungszeitraum bei nur max. 3,8 GW. Die Maximalwerte 2009 bereitgestellt, sind jedoch in der Anfangsphase noch (hohe Lastbereitstellung aus Speichern) wurden vorwiegend lückenhaft und unvollständig. Dies betrifft vor allem den Zeit- in den Sommermonaten des Betrachtungszeitraums abge- raum Herbst 2009. rufen. Wir beziehen uns in unserer Auswertung nur auf die Ist- Die in den EEX-Börsendaten unter ‚Andere Erzeuger‘ Erzeugung (ex post), die nach Kraftwerkstypen getrennt aufgeführten Kraftwerke mit jeweiligen Leistungen unterhalb stundenweise aufgeschlüsselt ist [1]. Die Werte der Erzeugung von 20 MW sind in den nachfolgenden Auswertungen nicht von Wind- und Solarenergie werden ebenfalls auf dieser Web- berücksichtigt. seite veröffentlicht [2], da bei diesen Erneuerbaren jedoch die Die Stromerzeugung aus Öl lag im Betrachtungszeitraum Ist-Werte im Viertelstundenraster aufgeschlüsselt sind, haben immer unterhalb von 1 GW. Ölkraftwerke wurden – das zeigen wir aus Gründen der Vergleichbarkeit mit den konventionellen die folgenden Auswertungen – temporär zur Spitzenlastabde- ckung herangezogen.

1. Da der Bezug der Daten in Tabellenform (XLS) nur gegen eine nicht unerhebliche Gebühr möglich ist und diese Gebühr im Fall einer Veröffentlichung von Auswerte- Ergebnissen noch deutlich höher ist, haben wir die Daten tageweise einzeln heruntergeladen und selbst zu Tabellen aggregiert. 2. Für die Datenqualität bzw. Verlässlichkeit der auf www.transparency.eex.com publizierten Daten kann der SFV keine Gewähr übernehmen, jedoch ergibt die Umrechnung der Leistungswerte auf die Gesamterzeugung plausible Gesamtwerte

Solarbrief 2/11 Solarenergie-Förderverein Deutschland e.V. 39 Was ist zu tun?

Tabelle 1 beinhaltet die Mittelwerte der Haupt-Energieträger Die nachfolgende Tabelle 3 zeigt die 10 Zeitpunkte der Mi- der Großkraftwerke. Im Zeitraum Juli 2010 bis Mai 2011 lie- nimalleistung der Erneuerbaren. Zu diesen Zeiten kam es zu ferten diese die aufgeführten Jahresmittelwerte: einer hohen Beanspruchung der fossilen und atomaren Groß- kraftwerke. Eine nahezu vollständige Flaute der Erneuerbaren trat am 06. und 07.12.2010 ein. An diesen Tagen trugen die Haupt-Energieträger Mittelwert in MW Anteil Erneuerbaren nur mit etwa 1 GW und damit sehr wenig zur Braunkohle 15.033,7 33,2 % Energieversorgung (knapp 60 GW Last) bei. Uran 14.557,7 32,1 % Kohle 7.242,0 16,0 % Datum, Stunde fossil ges. Erneuerbare Gesamt Gas 2.431,3 5,4 % 06.12.2010, 11 56.419,1 1.525,8 58.822,5 Wind 4.457,2 9,8 % 06.12.2010, 12 56.502,7 1.398,6 58.502,7 Solar 1.568,8 3,5 % 06.12.2010, 13 56.474,7 1.320,3 58.430,0 Tabelle 1: Hauptenergieträger der deutschen Stromversorgung 06.12.2010, 14 56.616,9 1.057,2 58.355,7 06.12.2010, 15 56.183,4 852,3 57.710,1 Der in Tabelle 1 angegebene prozentuale Anteilswert bezieht 06.12.2010, 16 56.144,6 871,5 58.026,5 sich nur auf die in dieser Auswertung berücksichtigten Groß- 06.12.2010, 17 56.308,9 961,0 58.567,7 kraftwerke, nicht auf die deutsche Gesamterzeugung. 06.12.2010, 18 56.212,2 988,2 58.195,7 Der Größenvergleich der Hauptenergieträger zeigt, dass zur 07.12.2010, 17 56.527,2 1.091,8 58.754,4 Erreichung einer 100-prozentigen Versorgung aus Erneuer- 07,12.2010, 18 56.598,3 1.254,5 58.636,8 baren ein massiver Ausbau notwendig ist, machen doch die Tabelle 3: Stunden maximaler fossile Last, alle Angaben in MW Erneuerbaren Wind und Solar zusammen nur etwa 13% der Leistung der Großkraftwerke aus. Erkennbar ist auch, dass nach der besonders klimaschädlichen Braunkohle die Atom- Zur Illustration der Verteilung der ganz überwiegend fossilen kraft bisher an zweiter Stelle rangierte. Kraftwerksleistung an einem derartigen Wintertag zeigt die nachfolgende Abbildung 1 (siehe nebenstehende Seite) den Tagesgang der Energieversorgung am 06.12.2010. 2. Minimal- und Maximalwerte der Stromerzeugung Gut zu erkennen ist, dass an diesem Tag die Braunkohle- und Atomkraftwerke praktisch konstant mit hoher Leistung Tabelle 2 zeigt die 10 Stunden mit Maximalwerten der gefahren wurden. Die Braunkohle hat mit etwa 16 bis17,4 Stromerzeugung (Spalte: Gesamt), die im Zeitraum Juli 2010 GW zur Stromerzeugung beigetragen, die Atomkraftwerke mit bis Mai 2011 unter Berücksichtigung der Erneuerbaren Wind gleichbleibend etwa 16,4 GW. Die Kohlekraftwerke wurden und Solar erreicht wurden. Die maximalen Lasten von ca. 66 ebenfalls fast gleichmäßig zwischen 17,2 und 18,9 GW gefah- bis 68 GW traten erwartungsgemäß im Winterhalbjahr auf. ren, die Gaskraftwerke zwischen 1,7 und 8,4 GW geregelt. Die maximal aus Speichern bereitgestellte Leistung betrug Datum, Stunde fossil ges. Erneuerbare Gesamt an diesem Tag nur 1,3 GW. Die ansonsten so charakteris- 01.12.2011, 17 49.186,6 15.887,6 66.306,0 tische Mittagsspitze der Last tritt an diesem Tag praktisch 04.02.2011, 12 42.024,5 23.854,8 66.233,3 nicht auf. 09.03.2011, 11 43.906,1 23.735,0 67.859,4 Bedenkt man, dass auch mehrere Tage wie der 06.12.2010 09.03.2011, 12 43.179,4 24.697,3 68.056,6 mit Wind- und Solarflaute im Winter in Folge auftreten können, 09.03.2011, 13 43.082,2 24.532,5 67.976,4 so lässt uns das die sehr großen Energiemengen erahnen, 09.03.2011, 14 43.027,4 22.667,1 66.362,7 die zukünftig zur Überbrückung solcher Phasen bei einer vollständigen Erneuerbaren Versorgung gespeichert werden 10.03.2011, 11 44.401,8 21.357,1 66.202,4 müssen. 10.03.2011, 12 43.658,9 22.624,6 66.873,5 10.03.2011, 13 43.064,7 23.167,5 66.880,3 3. Maximale Erneuerbare Energiebereitstellung 10.03.2011, 14 42.930,1 22.801,0 66.325,8 Im Gegensatz zum trüben und windarmen 06.12.2010 gab Tabelle 2: Stunden maximaler Gesamtlast der Großkraftwerke, (Angaben in MW) es aber auch Tage, an denen die klimaschädliche fossile Stromerzeugung aufgrund eines hohen Angebots an Erneu- erbaren bereits spürbar gedrosselt werden konnte. Ohne Betrachtung kleinerer Kraftwerke liegt die Last im Winter bei knapp 70 GW. Die Erneuerbaren lieferten zu den Da nachfolgende Tabelle 4 zeigt die 10 Werte mit der ma- Zeiten des Maximalbedarfs Beiträge zwischen 15 und 24,7 ximalen Erneuerbaren Leistung im Netz. Die Maximalwerte GW, somit knapp ein Viertel bis ein Drittel der Leistung der werden üblicherweise bei Tagen mit hohem Windanteil er- Großkraftwerke. reicht, jedoch ist aus den Aprilwerten erkennbar, dass auch die Solarenergie dieses sonnenreichen Frühlings sich im April Es gab aber auch Tage im Betrachtungszeitraum, an denen schon spürbar bemerkbar machte. die Erneuerbaren nur sehr geringe Beiträge lieferten. Die fossilen Kraftwerke liefen dann mit hoher Leistung.

Solarbrief 2/11 40 Solarenergie-Förderverein Deutschland e.V. Was ist zu tun?

Zu erkennen ist, dass bei gutem Datum, Stunde fossil ges. Wind Solar Gesamt Wind und hoher Sonneneinstrahlung 05.02.2011, 12 32.576,9 22.178,9 4.009,2 59.215,8 die Erzeugung aus den Erneuerbaren 05.02.2011, 13 32.346,7 21.909,6 4.515,6 59.216,6 sich der aller fossilen Kraftwerke 05.02.2011, 14 32.443,0 21.572,5 4.264,0 58.636,5 bereits annähert. Bei weiterem 07.04.2011, 12 36.214,7 14.799,0 10.866,5 63.299,4 Wachstum wird es hier demnächst 07.04.2011, 13 36.252,4 15.120,2 10.713,4 63.155,8 häufiger zu einem „Überholen“ durch 07.04.2011, 14 36.263,6 15.860,8 9.935,3 62.948,3 die Erneuerbaren kommen. 08.04.2011, 12 35.701,5 14.653,2 10.965,9 62.034,8 08.04.2011, 13 34.285,9 15.709,9 11.529,0 62.270,5 4. Beispiele von Tagesgän- 08.04.2011, 14 32.097,0 16.577,5 11.220,0 60.779,9 gen mit hoher EE-Leistung 08.04.2011, 15 31.918,0 17.432,7 9.845,5 59.945,5 Tabelle 4: Stunden maximale Erneuerbare Leistung, alle Angaben in MW Samstag, 05.02.2011, war der Tag im Betrachtungszeitraum mit der höchsten tagesdurchschnittlichen Erneuerbaren Kraftwerksleistung Tagesgang Mo 06.12.2010 (Abbildung 2). Maßgeblich wurde Tag minimaler EE-Leistung die regenerative Energie aus Wind bereitgestellt. An diesem Wochen- endtag betrug die durchschnittliche Tageslast 54,7 GW. (Abbildung 2) Aufgrund des starken Aufkommens standen zwischen knapp 14 und 22 GW allein aus Windenergie zur Ver- fügung. Kohle- und Gaskraftwerke waren vollständig heruntergeregelt, selbst Braunkohlekraftwerke muss- ten auf teilweise unter 10,5 GW ab- Abbildung 1 geregelt werden. Die Atomkraftwerke wurden ebenfalls geregelt (zwischen etwa 14 und 18 GW). Die Solarener- Tagesgang Sa 05.02.2011 gie hat an diesem Wintertag um die fossile und Erneuerbare Mttagszeit bereits mit bis zu 4,5 GW zur Versorgung beigetragen. Der Tag mit dem höchsten mittleren Solarstromaufkommen im Betrach- tungszeitraum war der 25.05.2011. Mit einem Tagesmittelwert von um- gerechnet 4,5 GW und einem Spit- zenwert von 12,7 GW wurde sehr viel Solarstrom erzeugt. An diesem Werktag haben die Braunkohlekraftwerke durchgängig Abbildung 2 etwa 13,5 GW geleistet, während (aufgrund des Atom-Moratoriums und geplanter Wartungsarbeiten) die Tagesgang Mi 25.05.2011 Atomkraftwerke mit nur 5,3 GW zur fossile und Erneuerbare Erzeugung beitrugen. Die Steinkohle hatte mit 5 bis knapp 11 GW aller- dings einen erheblichen Anteil. Nahezu der komplette mittägliche Spitzenlastbedarf konnte an diesem Werktag durch die Solarenergie aus- geglichen werden (Abbildung 3).

Abbildung 3

Solarbrief 2/11 Solarenergie-Förderverein Deutschland e.V. 41 Was ist zu tun?

Zum Vergleich folgt der Tagesgang Tagesgang Sa 07.05.2011 am Wochenende Sa 07.05.2011, fossile und Erneuerbare einem Tag mit ähnlich hoher Solarleis- tung wie am 25.05.2011 (Abb. 4). Die Gesamtlast ist am Wochenende etwas geringer, insbesondere Koh- lekraftwerke werden daher geringer in Anspruch genommen. Auch an diesem Tag wurde praktisch die ge- samte Spitzenlast zur Mittagszeit aus Solarenergie bestritten. Die beiden Tagesgänge belegen eindrucksvoll, welchen Einfluss die Solarenergie auf die Stromerzeugung Abbildung 4 hat. Da sie zur Mittagszeit ihr Maxi- mum erreicht, kompensiert sie damit die typische Mittagsspitze. Zu der Abdeckung dieser Lastspitze kommen insbesondere teure Kraftwerke zum AKW-Leistung und fossiler CO2-Ausstoß Vergleich 2010 und 2011 Einsatz. Deren Einsatzdauer und Leistung geht aber mit zunehmendem Solarstromangebot zurück, mit der Wirkung, dass der Börsenpreis sinkt.

5. Entwicklung der Strompro- duktion seit dem Atommora- torium nach Fukushima Kurz nach dem Erdbeben und der anschließenden Atomkatastrophe von Fukushima am 11.03.2011 hat die Bundesregierung einen Betriebsstopp Abbildung 5 für die ältesten sieben deutschen AKW sowie den Reaktor Krümmel verfügt. Die mögliche Leistung der restlichen Atomkraftwerke hat sich seitdem von Fossile Kraftwerke und Erneuerbare ca. 17 GW vor dem Betriebsstopp auf etwas unter 10 GW reduziert (Abbildung 5). Seit Anfang Mai 2011 befinden sich überdies AKW in ge- planter Revision, die Leistung aus Atomkraft ist seitdem auf etwa 6-7 GW gesunken. Die Braunkohlekraftwerke liegen ziemlich konstant bei ca. 15 bis 18 GW, während die Kohlekraftwerke vor- rangig zur Lastregelung herangezogen werden. Insbesondere ist die Bedarfs- reduktion an den Wochenenden in der Leistungskurve der Kohlekraftwerke erkennbar (Wochenzyklen). Abbildung 6

3. Die CO2-Äquvalente der fossilen Kraftwerke wurden anhand typischer Literaturwerte für unterschiedliche Kraftwerkstypen berechnet. Dabei sind folgende (niedrige) Emissionswerte pro erzeugte elektrische kWh angesetzt worden: Braunkohle: 980g, Steinkohle 790g, Gas 410g, Öl 890g. In der Realität dürften die realen Emissionen höher sein, da speziell bei der die Stromerzeugung dominierenden Braunkohle noch viele alte, besonders ineffiziente Kraftwerke gibt. Für die Auswertung kommt es uns jedoch primär nicht auf absolute Werte sondern auf das Verhältnis zum Vorjahr an.

Solarbrief 2/11 42 Solarenergie-Förderverein Deutschland e.V. Was ist zu tun?

Die gesamte erzeugte Leistung ist jahreszeitlich bedingt in der erkennbaren Tendenz mit konstant hoher Leistung und um ca. 10 GW gesunken. Die Reduktion entspricht erwar- werden nur in seltenen Fällen gedrosselt (wenn die Regel- tungsgemäß in etwa dem in den Sommermonaten geringeren kapazität von Kohle- und Gaskraftwerken erschöpft ist). Die Gesamtbedarf. Tatsache, dass zunächst Gaskraftwerke, dann Kohlekraftwer- 3 ke und zuletzt Atom- und Braunkohlekraftwerke abgeregelt Die CO2-Emissionen der Großkraftwerke liegen, das belegt Abbildung 5, in diesem Jahr nicht wesentlich über denen des werden, wenn ein hohes Angebot an Erneuerbaren Energien besteht, ist nicht nur in den guten Regeleigenschaften des Vorjahres. Deutlich an der Kurve CO2Ae11 (Jahr 2011) ist al- lerdings erkennbar, wie sie Ende März auf hohem Niveau (im Energieträgers Gas begründet. Vielmehr wird deutlich, dass Vergleich zum Vorjahr) verbleiben, während ein Teil der AKW die besonders klimaschädliche Braunkohle offensichtlich im gleichen Zeitraum abgeschaltet wurde. Dank des sehr son- trotz des Emissionshandels immer noch vorrangig verfeuert nigen Frühjahrs nähern sich jedoch die Kurven aus 2010 und wird. Ein weiteres Argument für die Nichtgenehmigung neuer 2011 wieder an. Zu erwarten ist jedoch, dass im Herbst dieses Braunkohlekraftwerke. Jahres mit dem typischen Wiederanstieg des Energiebedarfs (c) Die Reduktion der Leistung aus den Atomkraftwerken nach der endgültigen Abschaltung von acht alten Atommeilern seit Fukushima ist deutlich sichtbar. Während dies im Frühjahr verstärkt auf fossile Kraftwerke zurückgegriffen wird mit der durch den jahreszeitlich geringer werdenden Bedarf kompen-

Folge, dass im Winterhalbjahr die CO2-Emissionen deutlich siert wurde, stellt sich die Frage, welche Erzeugungskapazität über denen des vergangenen Winters liegen dürften. im Herbst 2011 zur Deckung des dann wieder steigenden Bedarfs aktiviert wird. Es werden vermutlich klimaschädliche 6. Sonnen- und Windenergieschwankungen fossile Kraftwerke oder Stromimporte sein. können auf mittlere Sicht nicht mehr durch (d) Nach dem Atomausstiegskonzept der Bundesregierung Abregeln fossiler Kraftwerke ausgeglichen sollen die ältesten Meiler nicht wieder in Betrieb gehen. Wenn werden. Deutschland seine CO2-Emissionen aus der Stromerzeugung nicht anheben, sondern weiter reduzieren will, dann ist der Die nebenstehende Abbildung 6 bezieht sich auf einen Ext- zügige und beschleunigte Zubau Erneuerbarer Energien un- remfall: sonniger Sonntag im Frühling. Die aus Sonnenenergie ausweichlich, damit nicht statt der Atomkraftwerke verstärkt bereitgestellte Leistung erreicht Werte nahe der Maximalwerte, bestehende oder neue fossile Kraftwerke laufen. die fossilen und atomaren Kraftwerke müssen wegen der geringeren Leistungsnachfrage an Sonntagen entsprechend (e) Kurzzeit-Stromspeicher – insbesondere im Zusammen- gedrosselt werden. hang mit einem weiteren Zubau an Photovoltaik-Anlagen – können einen Ausgleich in der Tagesnachfrage, insbesondere Deutlich erkennbar ist, wie bereits vor 9 Uhr morgens (mit zur Reduktion der zweiten Tagesspitze in den Abendstunden ansteigender Leistung der Solaranlagen) die Leistung der bewirken. Sie führen auch dazu, dass die Niederspannungs- fossilen Kraftwerke zurückgenommen werden muss. Die Ab- netze, in die die Photovoltaik vorwiegend einspeist, geringer regelung beträgt zwischen 8:30 und 14:30 Uhr ca. 3,1 GW. belastet werden und damit ein höherer solarer Zubau erfolgen Von einer Mittags-Spitze kann in diesem Extremfall keine Rede kann. sein, hier ist im Gegenteil eine Mittags-Delle erkennbar. (f) Zur Sicherstellung einer Erneuerbaren Stromversorgung Die Grafik belegt eindrucksvoll, wie wichtig es ist, dass für auch an windarmen, trüben Wintertagen sind mittel- bis lang- die zu erwartenden Werte aus Erneuerbaren Energien – neben fristig Speicher in erheblicher Größe und mit hoher Ausspei- Wind auch Solarenergie – exakte Prognosen erstellt werden, cherleistung erforderlich. Würde man diese Stromspeicher in die es erlauben, den immer kleiner werdenden fossilen Kraft- Norwegen oder in den Alpen installieren, so müssten sie mit werkspark entsprechend zu planen. Deutlich wird an der Grafik teuren Stromleitungen erheblicher Übertragungskapazität aber auch, dass im zukünftigen Netz mit wesentlich höheren angeschlossen werden - ein weiteres Argument für dezentrale Anteilen an Erneuerbaren Energien der Anteil an Stromspei- Speicher in Verbrauchernähe. (AS) chern drastisch erhöht werden muss, damit nicht Erneuerbare abgeregelt und damit CO -arme Energie verschenkt wird. 2 Quellen

7. Schlussfolgerungen [1] Die Daten werden für die konventionellen Kraftwerke unter dem Link http://www.transparency.eex.com/de/freiwillige-ve- Die vorgenannten Auswertungen lassen sich wie folgt roeffentlichungen-marktteilnehmer/stromerzeugung/tatsaech- interpretieren: liche-produktion nach Kraftwerkstypen sortiert bereitgestellt (a) Die am Netz angeschlossene Solarerzeugungskapazität und zeigen stundenweise nach Energieträgern getrennt die reduziert deutlich den Spitzenlastbedarf, an sonnigen Tagen erzeugte elektrische Leistung. sogar fast vollständig. Teure Spitzenlastkraftwerke kommen [2] Unter dem Link http://www.transparency.eex.com/de/daten_ daher seltener zum Einsatz. Durch den Merit-Order-Effekt uebertragungsnetzbetreiber/stromerzeugung/tatsaechliche- sinkt der Börsenstrompreis. produktion-wind sind die Windeinspeisewerte abrufbar, die für (b) Die konventionelle Stromwirtschaft nutzt zur Regelung die Solarenergie unter dem Link http://www.transparency.eex. der Leistung im Netz vorrangig Kohle- und Gaskraftwerke. com/de/daten_uebertragungsnetzbetreiber/stromerzeugung/ Die besonders klimaschädlichen Braunkohlekraftwerke laufen tatsaechliche-produktion-solar.

Solarbrief 2/11 Solarenergie-Förderverein Deutschland e.V. 43 Was ist zu tun?

Dezentrale BHKW als Brückentechnologie entbehrlich

Hintergrund Wir brauchen keine Brückentechnologie Anmerkung zu RECS Dieser Beitrag entstand für die Monatszeitung "Gras- Man hat sich mittlerweile an den anschaulichen Die Tatsache, dass Wasserkraftstrom ohne CO2- wurzelrevolution" (GWR), in deren voriger Ausgabe sich Begriff der Brückentechnologie gewöhnt. So wie man- Ausstoß und ohne radioaktive Rückstände erzeugt der Osnabrücker Politologe cher Süchtige nur mit Hilfe des Substitutionsmittels wird, wird den Herstellern des Wasserkraftstroms Mohssen Massarrat für den Methadon vom Heroin loskommt, so glauben manche durch RECS-Zertifikate bescheinigt. Diese Zertifikate flächendeckenden Einsatz von Blockheizkraftwerken Menschen, man könne den Umstieg auf Erneuerbare dürfen dann von dem dazugehörigen Wasserkraft- als "Brückentechnologie" Energien nur mit Hilfe einer "Brückentechnologie" strom getrennt werden und ohne den dazugehörigen ausgesprochen hat. „Lernen von Fukushima - Was be- schaffen. Diese Überlegung hat allerdings mehrere Strom (sozusagen wie Aufklebe-Etiketten) verkauft deutet das konkret für uns?“ Haken: werden. Eine Verpflichtung zum Bau neuer Anlagen Auf diesen Beitrag antwortet zur ökologischen Erzeugung von Strom ist damit Wolf von Fabeck. Der Bau von Brücken kostet Geld, und kurze Zeit nicht verbunden. später stehen die teuer errichteten Brücken nutzlos und hinderlich in der Gegend herum. "Nutzlos" des- Die Erwerber der RECS-Zertifikate dürfen diese halb, weil keiner den Weg über diese Brücken zurück zur Etikettierung von schmutzig hergestelltem Braun- ins Atomzeitalter gehen will. "Hinderlich" deshalb, kohle- oder Atomstrom verwenden. Dieser gilt dann

weil wir uns bereits im Zeitalter der Erneuerbaren als CO2-frei und strahlungsfrei hergestellter Strom. Energien befinden und weil die massiven Funda- Dies geschieht zum Beispiel in Kassel oder bei den mente der Brücken beim Aufbau der Erneuerbaren Stadtwerken Brühl und 40 weiteren Stadtwerken, Energien stören. die ihren an der Börse eingekauften Strom unter der Bezeichnung "Watergreen" verkaufen. Vorschläge, wie man auf Erneuerbare Energien umsteigen könnte, gibt es in großer Zahl. Aber die Zeit Nun in Gedanken zurück nach Norwegen: Der drängt, und wir wollen keine unnötigen Umwege und ursprünglich zu den Zertifikaten gehörende Strom Verzögerungen riskieren. Deswegen überlegen wir, aus Norwegens Wasserkraftwerken darf dann nicht welche Entwicklung wohl am zügigsten verwirklicht mehr als ökologisch korrekt hergestellter Strom, werden kann. sondern nur noch als unzertifizierter "Graustrom" ohne RECS-Zertifikate verkauft werden, z.B. an die Bewohner Norwegens, denen die raffinierten Erneuerbare Energien aus dem eigenen Feinheiten des Stromhandels vermutlich gleichgültig Land oder aus dem Ausland? sind. Aus Platzgründen kann auf diesen spannenden Die Mehrheit der Länder der Europäischen Gemein- „Rosstäuscher-Trick“ hier nicht näher eingegangen schaft will offensichtlich bei der Atomnutzung bleiben, werden, doch das Internet ist voll von begeisterten wie die Ablehnung des Atomausstiegs am 07.04.11 und ironischen Berichten. im Europäischen Parlament zeigte. Deutschland kann Völlig unterschätzt werden bei den Überlegungen deshalb bei der Energiewende auch in Zukunft nur zum norwegischen Wasserkraft-Strom die Strom- wenig Unterstützung aus den Nachbarländern erwar- Mengen, um die es geht. Die Wasserkraftstromer- ten. Um mit der Vorbereitung solcher internationaler zeugung in Norwegen lag im Jahr 2008 etwa bei 143 Absprachen - die nachher allenfalls in verwässerter TWh (von denen rund 14 TWh exportiert wurden). Form umgesetzt werden können - keine Zeit zu ver- Dagegen verbraucht Deutschland ca. 600 TWh, also schwenden, sollten wir uns vorläufig auf Maßnahmen 4 mal so viel. Man kann die in Norwegen erzeugten beschränken, die Deutschland auch ohne Absprache Strommengen sicherlich steigern, aber selbst wenn mit seinen Nachbarn selbständig durchführen kann. man sie verdoppeln würde, könnten sie künftig den Solche Absprachen wären besonders für das Deutschen Braunkohle- und Atomkraftstrom noch angedachte europaweite Gleichstrom-Höchstspan- nicht einmal zur Hälfte ersetzen. nungsnetz (Supergrid) und die Großprojekte Desertec Und es ist nicht davon auszugehen, dass Norwe- und Norwegisch-Deutsche Stromversorgung eine gens Naturschützer freiwillig innerhalb der nächsten notwendige Voraussetzung, können aber so bald zehn Jahre die Hälfte ihrer malerischen Bergseen nicht zu Stande kommen: in Pumpspeicherkraftwerke umwandeln lassen, zu Ein Ende der politischen Unruhe jenseits des Mit- deren Ober- und Unterbecken wegen des extrem telmeers ist derzeit noch nicht abzusehen, womit die rasch wechselnden Wasserstandes der Zutritt streng Variante Desertec auf mittlere Sicht wegfällt. Und be- untersagt werden muss. reits seit einigen Wochen entpuppt sich das scheinbar Damit zeigt sich, dass wir uns beim Ausbau der unbegrenzte Angebot an norwegischer Wasserkraft Erneuerbaren Energien lieber auf die Stromquellen für Deutschland als ein abrechnungstechnischer Bluff im eigenen Land verlassen sollten. Die Besinnung mit Hilfe so genannter "RECS-Zertifikate".

Solarbrief 2/11 44 Solarenergie-Förderverein Deutschland e.V. Was ist zu tun?

auf unsere eigenen Fähigkeiten würde uns auch die aufnehmen und fehlende Leistung liefern. Auf Deutsch, vom Wirtschaftsminister Brüderle angedrohten 3600 km wir brauchen Stromspeicher. Fernübertragungsleitungen ersparen. Aber Stromspeicher sind teuer, und deshalb schla- gen einige Freunde der Erneuerbaren Energien zur Die Erneuerbaren Energien mit dem höchs- Überbrückung des Mangels an Stromspeichern den ten Potential bestimmen die weitere Pla- Bau von erdgasgetriebenen Spitzenlastkraftwerken nung vor. Diese lassen sich - im Gegensatz zu Atom- und Braunkohlekraftwerken - sogar miniaturisieren und de- Natürlich gibt es eine große Zahl von Erneuerbaren zentralisieren und als Blockheizkraftwerke (BHKW) dem Energien, vom Kleinwindrad im Schrebergarten bis zum Zugriff der Stromwirtschaft entziehen. Die Ökostromfirma Unterwasserpropeller in strömendem Wasser, und alle Lichtblick hat z.B. bereits begonnen, erdgasgetriebene können und sollen ihren Beitrag liefern. Lediglich gegen VW-Motoren zum Antrieb von Stromgeneratoren in den den Anbau von Biomasse zur energetischen Nutzung Kellern ihrer Stromkunden zu errichten. Diese BHKW- erhebt der Solarenergie-Förderverein Deutschland mas- Generatoren sollen später immer dann Strom erzeugen, siv Einspruch. Biomasse (Ausnahme: Reststoffe, z.B. wenn Wind und Sonne schwächeln. Ein Gedanke mit Gülle und Klärschlamm) darf nicht zur Energiegewinnung genialen Detailüberlegungen - allerdings auch mit zwei verbrannt werden, denn sie hat wichtigere Aufgaben zu gedanklichen Fehlern. Auf die genialen Details werden erfüllen: Ernährung von Mensch und Vieh, Verbesse- wir weiter unten in anderem Zusammenhang zurückgrei- rung des Kohlenstoffgehalts der Böden, Speicherung fen. Zunächst aber müssen wir erläutern, warum das von Kohlenstoff in Wäldern, Gärten, Anlagen, Lieferung Lichtblick-Konzept in dieser Weise nicht die endgültige von Baumaterial an Stelle von Beton, Bereitstellung von Lösung darstellen kann. kohlenstoffhaltigen Rohstoffen für die Produktion von Textilien und Werkstoffen vom Legostein bis zum Koh- Von der Atomenergie würden wir uns auf diese Weise lefaser-Verbundwerkstoff als Ersatz für Erdöl. Zum Ver- relativ rasch lösen können, doch handeln wir uns damit brennen ist Biomasse zu wertvoll, und außerdem gibt es mehrere Nachteile ein! erheblich preiswertere und ökologischere Möglichkeiten, Erdgas ist ein fossiler Energieträger. Er besteht im Energie zu erzeugen - z.B. die Errichtung von Onshore- Wesentlichen aus Methan mit der chemischen Formel Windparks über Äckern, Wiesen und Wäldern. Bei der CH4. Methan ist ein Klimagas, dessen Klimaschädlichkeit Stromerzeugung mit Windenergie wird außerdem kein etwa 20 mal so groß ist wie die Klimaschädlichkeit des CO2 ausgestoßen. Die hier angedeutete Ablehnung der CO2. Undichtigkeiten in den Erdgasleitungen schädigen energetischen Biomassenutzung ist zum Verständnis des das Klima. Und Verbrennungsprodukte des Methans Folgenden wichtig. Wer sich in die Argumentation tiefer sind nicht nur harmloser Wasserdampf, sondern eben einlesen will, dem sei der Beitrag http://www.sfv.de/artikel/ auch klimaschädliches Kohlendioxid. Im Vergleich zu neue_kursbestimmung_des_sfv_zur_nutzung_der_bio- Braunkohlekraftwerken wäre das schon ein gewisser masse_-_vorstandsbeschluss.htm empfohlen. Fortschritt, doch das Ziel - die CO2-freie Stromversor- Wenn man die Energiewende am Beispiel Deutsch- gung - rückt wieder in die Ferne, denn die technisch lands quantitativ betrachtet, dann bleiben also nach heu- mögliche Betriebsdauer solcher BHKW liegt bei einigen tigem Kenntnisstand zwei Techniken, die den Löwenanteil 10 Jahren. der Energieversorgung tragen werden: Strom aus Wind- In diesem Zusammenhang wird oft die Möglichkeit energie und aus Solarenergie. Das Potential der übrigen erwähnt, dass man Erdgas später durch Biogas ersetzen Technologien ist um etwa eine Größenordnung geringer. könnte. Diese Hoffnung haben wir aber bereits weiter In den folgenden Überlegungen werden wir das Potential oben als illusorisch dargestellt, denn dessen Kapazität der übrigen Energien zur Straffung der Argumentation reicht niemals aus. vernachlässigen. (Tatsächlich macht dieses Potential etwa 10 Prozent aus, mit denen dauerhaft gerechnet Zwei weitere Negativpunkte müssen wir hier noch werden kann. Wir werden diese 10 Prozent aber im Sinne ansprechen: Die Befürworter der BHKW-Lösung führen einer leichter verständlichen Argumentation nicht immer gerne den hohen Wirkungsgrad der BHKW-Anlagen ins wieder erneut erwähnen.) Feld. Der hohe Wirkungsgrad von BHKW ergibt sich dadurch, dass man die erzeugte Wärme und den Strom Die beiden Erneuerbaren Energien, die den Löwenan- gleichzeitig nutzen kann, wenn man diese BHKW immer teil der Energieversorgung tragen werden, sind extrem dann betreibt, wenn die Wärme benötigt wird (wärmege- wetterabhängig. Wenn man ihren durchschnittlichen führter Berieb). Würde man diese Kleinkraftwerke aber Jahresbeitrag als 100 Prozent definiert, schwankt ihre zum Ausfüllen der Stromlücken einsetzen, wenn Sonne Leistung extrem und fast täglich zwischen Null und 800 und Wind nicht genügend Leistung bringen, (stromge- Prozent. führter Betrieb), wüsste man häufig - insbesondere im Solche extremen Unterschiede im Energieangebot Sommer oder nach erfolgreicher Wärmedämmung des kann man nicht durch Anpassung des Verbrauchs an das Gebäudes - mit der erzeugten Wärme nichts anzufangen. Angebot berücksichtigen, wie das bisweilen vorgechlagen Der schöne hohe Wirkungsgrad sinkt dann unter 30 Pro- wird. Industrie, Handel und Verkehr können nicht immer zent - d.h. der Klimagasausstoß steigt erheblich an. Pause machen, wenn die Sonne nicht scheint und der Mit BHKWs können Stromüberschüsse an sonnigen Wind nicht weht. Vielmehr ist hier der Einsatz einer neuen und windigen Tagen nicht gespeichert werden, die Technik gefragt, die Beides kann, Leistungsüberschüsse

Solarbrief 2/11 Solarenergie-Förderverein Deutschland e.V. 45 Was ist zu tun?

Überschüsse würden ungenutzt bleiben. Die Solar- oder Meter hoch pumpen. Vom Landschaftsverbrauch her Windanlagen müssten abgeregelt werden. gesehen, ist das ein unglaublicher Aufwand für eine recht kleine Strommenge! Soviel also zur Nutzung der Brückentechnologie der Erdgaskraftwerke. Und was käme dann? Dann käme doch Die gleiche Menge Strom (1 kWh) lässt sich in einer wieder der Bau von Stromspeichern. modernen aufladbaren Batterie von der Größe eines Schuhkartons speichern. Der Tagesbedarf eines Haus- In den 10 oder 20 Jahren bis dahin werden die Strom- halts ließe sich damit in einem großen Schrank im Keller speicher vielleicht etwas billiger geworden sein. Doch unterbringen. Dies führt fast zwangsläufig auf die Idee, die eigentliche Verbilligung beginnt erst dann, wenn die die Stromspeicher dorthin zu stellen, wo man den Strom Massenproduktion einsetzt. Und bis dahin sind 10 bis dann auch benötigen wird, und die technische und wirt- 20 weitere Jahre verloren - Jahre, in denen durch gezielt schaftliche Verantwortlichkeit denjenigen zu übertragen, geförderte Anreize die Massennachfrage und die Mas- die den Strom dann auch brauchen. senproduktion von Stromspeichern längst hätte in Gang gesetzt werden können. Wir ziehen daraus den eingangs erwähnten Schluss. Wir Verantwortlichkeit für die Speicher brauchen keine Brücken in das Zeitalter der Erneuerbaren Die ständige Verfügbarkeit von Strom stellt einen Energien, sondern wir müssen schon jetzt genau die Tech- wirtschaftlichen Wert dar. Dieser Wert ist je nach Anwen- niken ausbauen, die wir später auch im Endausbau noch dungszweck unterschiedlich hoch. Zwei Extrembeispiele gebrauchen können, Sonne, Wind und Stromspeicher. mögen das verdeutlichen Und dafür, dass diese Techniken sich möglichst rasch • Eine Notoperation darf auf keinen Fall durch den entwickeln, müssen die wirtschaftspolitischen Rahmen- Ausfall der Beleuchtung oder der notwendigen Operati- bedingungen richtig gestaltet werden. onshilfen unterbrochen werden. • Dagegen wird der Betrieb eines Kettenkarussells nicht Wo ist noch Platz für Stromspeicher? gefährdet, wenn der Strom ausfällt. Der derzeit noch hohe Preis der Stromspeicher ist ihr Im ersten Fall ist es eine Selbstverständlichkeit, dass erstes Problem, das nur durch Massennachfrage und Mas- die technische Leitung des Krankenhauses einen ausrei- senproduktion gelöst werden kann. Das zweite Problem chenden Notstromvorrat in einem geeigneten Speicher ist der absehbar ungeheure Bedarf an Speicherkapazität. bereithält und dafür eine große Geldsumme ausgibt. Wer mit wacher Aufmerksamkeit die Häufigkeit von Wind Im zweiten Fall wird der Betreiber auf die zusätzliche und Sonne beobachtet, der weiß, dass es sehr viele Tage Ausgabe für einen Notstromantrieb gerne verzichten. gibt, an denen weder Wind noch Sonne Energie liefern. Die Bei Regen und Windstille bleibt das Karussell zukünftig Menge der zu speichernden Energie ist also beträchtlich. dann eben stehen. Die bisher übliche Art, Strom in Pumpspeicherkraftwerken zu speichern, war auf die Verhältnisse der konventionellen Wie viel dem Verbraucher die ununterbrochene Ver- Energiewirtschaft zugeschnitten, bei der die Stromspeicher fügbarkeit von Elektrizität wert ist, kann er selbst am nur kurze Zeiten überbrücken mussten, bis ein bereitste- besten entscheiden. Diese Überlegung ist - neben der hendes Kohlekraftwerk auf volle Leistung hochgefahren Lösung des Platzproblems - ein Argument dafür, die Ver- war. antwortung für die Stromspeicherung nicht einer Zentrale sondern dem Verbraucher selber zu überlassen, und ihn Wenn der Einsatz dieser Speicher aber zur Regel werden dabei durch die notwendigen Rahmenbedingungen und soll und die ungeheuren Strommengen bereitstellen muss, Techniken zu unterstützen. Und damit kommen wir auf die bei Windstille und bedecktem Himmel zukünftig überall eine Variation des Lichtblick-Vorschlages zurück. benötigt werden, gibt es Probleme mit der räumlichen Unterbringung von Pumpspeicherkraftwerken. Diese Tech- nik hat sich bewährt, aber benötigt erhebliche Volumina, Ein Vorschlag mit weiterem Verbesserungs- genauer gesagt, sie hat einen gewaltigen Landschafts- potential verbrauch. Die beiden Becken des größten deutschen Die Firma Lichtblick hat vor einiger Zeit damit be- Pumpspeicherkraftwerks in Goldisthal z.B. nehmen eine gonnen, erdgasbetriebene VW-Motoren in den Kellern Fläche von weit über einem Quadratkilometer ein, können ihrer Kunden aufzustellen. Diese Motoren erzeugen aus damit aber nur soviel Strom speichern, dass Deutschland dem gelieferten Erdgas nicht nur Strom, sondern auch damit 8 Minuten lang versorgt werden könnte. (siehe http:// www.sfv.de/artikel/platzierung_von_speichern_mit_ruecksicht_auf_solar- Wärme und haben somit - wenn die Wärme gebraucht _u_windangebot.htm) wird - einen Wirkungsgrad von nahe 90 Prozent. Das Außerdem sind diese Becken nicht einmal als Erholungs- Verfahren wird von Lichtblick als "Schwarmstrom" oder oder Badeseen nutzbar, weil der Wasserspiegel extrem "Zuhausekraftwerk" beworben. schnell absinken oder ansteigen kann. Um die gleiche Oben hatten wir die Nachteile dieses Verfahrens Menge Strom zu speichern, mit der man ein Brot backen erläutert. Hier soll es nun darum gehen, seine Vorteile kann (1kWh), muss man etwa 4 Kubikmeter Wasser 100 im Zusammenhang mit einer anderen Technologie her- auszuarbeiten.

Solarbrief 2/11 46 Solarenergie-Förderverein Deutschland e.V. Was ist zu tun?

Marktwirtschaftlicher Anreiz zur Errichtung Morgenstunde bekommt er sogar noch Geld hinzu, wenn von Stromspeichern er Strom einkauft. Den an der Börse eingekauften Strom deponiert der Stromhändler in seinen eigenen Batterien Den wichtigsten Anreiz zur Errichtung von Stromspei- in den Kellern seiner Kunden. chern kann das Instrumentarium der Marktwirtschaft selbst liefern. Knappheit von Strom muss entsprechend Die Übertragung des Stromes dorhin kostet ihn kei- der Marktgesetze zu einem hohen Strompreis führen, nen Cent, denn die Netzgebühren für das Aufladen der Überschüsse an Strom hingegen zu extrem niedrigen Speicher entfallen für die Dauer von 10 Jahren nach § Strompreisen. Dieser Preis-Hub, der bisher nur am Spot- 118 Abs.7 EnWG. Sie betragen für Haushaltskunden im markt der Strombörse zu beobachten ist, sollte unbedingt Niederspannungsnetz ca. 6 cent/kWh. bis zum Endverbraucher durchgereicht werden. Einen Der Stromkunde entnimmt den Strom für seinen Tages- besseren Anreiz zum Betreiben von Stromspeichern kann bedarf aus der Batterie im Keller. Bei Strombezug aus man sich wohl kaum vorstellen. Stromspeichern mit einer Größe unter zwei Megawatt entfällt die Stromsteuer in Höhe von 2 Cent/kWh nach Schwarm-Speicher dem Stromsteuergesetz. Man stelle sich vor, ein Stromhändler würde eigene Man kann davon ausgehen, dass die Speicherung aufladbare Elektrobatterien in den Kellern seiner Kun- von Strom in modernen wiederaufladbaren Batterien bei den installieren. Als Stromhändler kauft er den Strom an zusätzlichen Kosten etwa von 30 Cent/kWh liegen wird. der Strombörse zu Zeiten ein, an denen der Strom dort Später werden die Kosten bei Massenproduktion vielleicht günstig ist. An manchen Sonntagen zu extrem früher auf 12 Cent/kWh sinken. (WvF)

Der Solarausbau muss nicht auf den Speicherausbau warten

Die öffentliche Diskussion zur Frage des Atomaus- es nur in Süddeutschland an einigen Stellen auf dem stiegs leidet darunter, dass alle im Bundestag vertrete- flachen Land kurzzeitige Solarüberschüsse. Im übrigen nenen Parteien den Atomausstieg fordern und dadurch Deutschland und insbesondere in den meisten großen in diesem Punkt ununterscheidbar werden. Städten wird jede erzeugte Kilowattstunde Solarstrom sofort verbraucht. An das Speichern von "Solarstrom- Auch bei der Frage, wie die Erneuerbaren Energien überschüssen" ist dort noch lange nicht zu denken. gefördert werden sollen, gibt es nur noch graduelle Und es besteht auch keine Notwendigkeit, die Netze zu Unterschiede (mit rühmlicher Ausnahme bei der Links- "entlasten". partei, die sich seit Jahren kompromisslos für den be- schleunigten Solar- und Windausbau und gegen fossile Und zweitens lohnt sich Speicherausbau überhaupt erst Energien einsetzt). dann, wenn es regelmäßig reichliche Solarüberschüsse gibt, mit denen man die Speicher preiswert befüllen Selbst die Grünen, die sich vehement für einen raschen kann. Atomausstieg und gegen fossile Energien äußern, sind unsicher, wie es weitergehen soll. Sie verlassen sich auf Die Speicherbauer warten deshalb auf lohnenswerte eine "Roadmap", die von dem (bei Schwarz-Gelb wohl- Solarüberschüsse. Zuerst Speicherausbau oder zuerst gelittenen) Institut Roland Berger für den Bundesverband Solarausbau? Jeder kennt die lustige Situation, wenn zwei Solarwirtschaft erstellt wurde. Dieser Roadmap folgend Personen vor einer engen Tür sich gegenseitig den Vortritt wollen die Grünen das Wachstum der Solarenergie von anbieten. Manchmal dauert es schier eine kleine Ewigkeit, 7,4 Gigawatt Neuinstallationen im Vorjahr (2010) auf 5 bis man sich geeinigt hat und den neuen Raum betritt. Gigawatt in den kommenden Jahren reduzieren. Hans- Doch bei der Energiewende ist das nicht im Geringsten Josef Fell in einem Schreiben an den SFV vom 19.04.11 lustig, denn jederzeit kann es zu einem neuen Atom- wörtlich: "Ob wir unser aktuelles jährliches Ausbauziel für Desaster kommen, und der Klimawandel schreitet er- die nächsten Jahre in Höhe von 5 GW im Jahr anheben, barmungslos fort und unterbricht die regelmäßige Folge wird u.a. davon abhängen, wie sich die Speichersituati- von Saat und Ernte, auf die die ganze zivilisierte Welt on in Deutschland entwickelt und wie schnell die Netze angewiesen ist. dadurch entlastet werden können." Deshalb müssen beide energisch vorangetrieben wer- den, das Solarwachstum und der Speicherausbau. Und Soll nun der Solarausbau auf den Speicher- beide brauchen in der Anfangsphase deutliche Gewinn- bau warten? anreize. (WvF) Dazu besteht nicht der geringste Anlass: Erstens gibt

Solarbrief 2/11 Solarenergie-Förderverein Deutschland e.V. 47 Was ist zu tun?

Drei Schwerpunkte für die Energiewende

1. Schwerpunkt: 2. Schwerpunkt: Windenergie überall, auch in der Nähe der Das Jahr 2010 hat gezeigt: Solarenergie kann Städte und Industriegebiete ausbauen schneller wachsen als geplant - Deshalb: Bürokratische Hindernisse beseitigen! Ergreifen wir die Chance! Gebietskörperschaften, also Gemeinden und Kreise, können Schon jetzt (Frühsommer 2011) liefert die Solarenergie an mit einem bürokratischen Trick den Bau von Windanlagen vielen Tagen um die Mittagszeit Leistungspitzen weit über 10 im gesamten Planungsgebiet verhindern, wenn sie eine so- Gigawatt (mehr als 10 Atomkraftwerksblöcke). Eine Erhöhung genannte „Windkonzentrationszone“ - auch „Windvorrangs- der Solarstromvergütung könnte das Tempo des solaren Aus- gebiet“ genannt - einrichten. Auf allen übrigen Flächen im baus noch steigern. Die Solarstromvergütung wurde deshalb sogenannten „Außenbereich“ dürfen dann automatisch keine bisweilen als „Gaspedal der Energiewende“ bezeichnet. Wenn Windanlagen mehr errichtet werden. man Vollgas gibt, nimmt das Ausbautempo zu, aber - keine Sorge - es wird nicht unendlich hoch, denn wenn die passen- Diese Bestimmung findet sich im Bundesbaugesetzbuch den Dach- und Fassadenflächen knapp werden, geht das unter § 35 Abs. 3 letzter Satz. Sie betrifft nicht nur Windan- Ausbautempo wieder von alleine zurück. lagen, sondern auch Gartenbau oder energetische Nutzung von Biomasse, sowie andere Vorhaben, die wegen ihrer Die Einführung neuer Techniken verläuft häufig in der Form nachteiligen Wirkung auf die Umgebung nur im Außenbereich einer sogenannten „Wachstumsfunktion“. So könnte es auch durchgeführt werden sollen. bei der Solarenergie gehen. Außerplanmäßige Vergütungs- absenkungen müssen dabei allerdings ausgeschlossen Diese Bestimmung auf Windanlagen anzuwenden wider- werden. spricht dem politischen Ziel einer raschen Energiewende, denn auf das große Potential der Windenergie kann nicht verzichtet werden. ~ 30% Anteil am Energieverbrauch Die Landeigentümer müssen das Recht erlangen, ihr eige- nes Land im Sinne des Klimaschutzes mit Windanlagen zu möglichst rasch nutzen, wenn sie dort von Naturschutzgebieten und Wohnge- Verknappung der (2020 ?) Flächen bäuden den notwendigen Abstand haben. Wir empfehlen den Betroffenen wegen dieser „Wertminderung“ ihres Grundbesit- zes, sich an ihre Interessenvertreter, z.B. ihre Abgeordneten Technik oder die Arbeitsgemeinschaft der Grundbesitzerverbände boomt oder den Deutschen Bauernverband mit der Bitte zu wenden, Wachstumsfunktion Windanlagen von der genannten gesetzlichen Einschränkung zu befreien. Aufbau der Infrastruktur

heute

Das städtische Solarpotential liegt brach. Jeder zweite Deutsche lebt in einer Stadt oder einem Stadteinzugsgebiet. Dort hat die solare Energiewende bis- her kaum Einzug gehalten. Ein Blick auf die städtischen Dachlandschaften bestätigt diese Feststellung auch ohne aufwendige Statistik. Das Zurückbleiben des städtischen Solarwachstums gegenüber dem ländlichen Bereich liegt nicht nur am erhöhten Aufwand für Planung, Einrüstung und Durchführung der Montage, sondern auch an den anderen Eigentumsverhältnissen im Stadtbereich: Eigentümer inner- städtischer Immobilien bewerten die Risiken einer solaren Investition offensichtlich vorsichtiger. Solarsiedlung Freiburg: So sollte es überall aussehen! Foto: Rolf Disch, SolarArchitektur Ohne Gewinnaussichten kommt die Energiewende nicht voran. Notwendig ist deshalb die Rückkehr zu einer profitablen Einspeisevergütung. Entscheidend ist, dass die Energiewen- de so schnell wie möglich vorankommt, bevor der nächste Atomunfall Millionen unglücklich macht oder der Klimawandel unbeherrschbar wird.

Solarbrief 2/11 48 Solarenergie-Förderverein Deutschland e.V. Was ist zu tun?

3. Schwerpunkt: Deshalb - Dezentrale Lösungen statt Großprojekte! Wir können nicht auf Solaranlagen in Afrika (Desertec), Dezentrale Stromspeicher gleichen das schwan- Offshore-Windparks in Nord- und Ostsee, Pumpspeicherkraft- kende Angebot von Wind und Sonne aus werke in Norwegen sowie die dazugehörigen europaweiten Fernleitungen (Supergrid) warten. Bei weiterem Solarausbau liefern die Solarstromanlagen mittags zunehmend mehr Energie als gleichzeitig verbraucht Solche zeitaufwändigen Großprojekte können nur von gro- werden kann. Netzausbau ist nicht die Lösung, denn in weni- ßen Energiekonzernen bewältigt werden. Doch die sind nicht gen Jahren wird es bei Sonnenschein fast überall Solarstrom- an schneller Umsetzung interessiert, weil sie ihren eigenen überschüsse geben. Deshalb brauchen wir zunächst Kurzzeit- Kraftwerken, Braunkohlegruben, Raffinerien, Tankstellen und Stromspeicher. Diese Speicher - nicht nur in den Häusern mit Gasleitungen keine Konkurrenz machen wollen. Solaranlagen, sondern auch in den Kellern der Nachbarhäuser Wir brauchen Akteure, die von den Großkonzernen unab- - können den Stromüberschuss aufnehmen, um ihn im Lauf hängig sind, und Interesse an schnell zu verwirklichenden, des Abends und der kommenden Nacht wieder ins Ortsnetz dezentralen Projekten haben. abzugeben (Strom dann speichern, wenn er billig ist, und ihn gewinnbringend abgeben, wenn er knapp und teuer ist). Hunderttausende von Solar- und Windanlagen sowie de- zentrale Stromspeicher überall im Land werden ein robustes Energieversorgungssystem bilden, das im Katastrophenfall Aktuell wird diskutiert: Sollen wir den Ausbau der regionale Funktionsfähigkeit behalten kann. Solarenergie vorübergehend bremsen, bis genü- gend Stromspeicher installiert sind?

Unsere Antwort: Nein, das wäre ein Fehler! Erst der schnel- Politische Forderungen le weitere Solarausbau schafft die regelmäßigen hohen • Gewinnbringende Solarstromvergütungen Stromüberschüsse, die zukünftig den Einsatz von Kurzzeit- Stromspeichern wirtschaftlich interessant machen. Es macht • Baurechtliche Privilegierung der Windenergie im keinen Sinn, wenn die Solaranlagenbauer auf die Speicher Außenbereich ohne Einschränkung warten, denn die Speicherbauer warten ihrerseits auf die • Stromspeichergesetz: Solarüberschüsse. Und die Zeit drängt! - Variable Strompreise im Ortsnetz, die jedem Stromkunden oder -verbraucher jederzeit Kurze Entfernungen zwischen Erzeuger, Spei- den örtlichen Überschuss oder Mangel cher und Verbraucher vermindern den Leitungs- signalisieren. bau und erhöhen die Versorgungssicherheit - Zum Anschub zusätzlich einen weiteren Die Zeit drängt, Schnelligkeit zählt! finanziellen Anreiz

ALLE sollten künftig einen wirtschaftlichen Anreiz erhalten, Stromspeicher in ihrem Haushalt zu integrieren. Diese Möglichkeit muss völlig unabhängig davon sein, ob sie Strom aus Erneuerbaren Energien erzeugen oder nicht.

Speicher Speicher

Ortsnetz

Diesen Artikel haben wir unserem neuen Flyer entnommen, den Sie - gern auch in größeren Stückzahlen - bei uns kostenlos bestellen können. Bestellungen bitte an [email protected] oder telefonisch unter 0241-511616

Solarbrief 2/11 Solarenergie-Förderverein Deutschland e.V. 49 Was ist zu tun? Wenn der Staat versagt Solarstrom von kirchlichen Dächern - eine Not-Lösung

Seit dem Ökumenischen Friedenskongress 1989 in Menschen die finanziell lohnende Möglichkeit, durch Basel [1] ist Bewahrung der Schöpfung eine wichtige Solarstromanlagen auf dem eigenen Dach mitzuhel- kirchliche Aufgabe. Die Kirche sollte ihren Mitgliedern fen, die Stromerzeugung aus Atomenergie und fossi- Gelegenheit einräumen, sich nicht nur mit Gebeten, len Energien Schritt für Schritt zurückzudrängen. sondern auch aktiv durch eigenes Handeln daran Allein im Jahr 2010 wurden in Deutschland neue zu beteiligen. Solaranlagen mit einer Gesamtleistung von 7,4 Giga- Derzeit ist die Schöpfung besonders bedroht watt neu installiert. Ein Gigawatt entspricht immerhin durch Atomenergie und durch Emissionen aus fos- der Leistung eines Atomkraftwerksblocks. silen Kraftwerken. Der Öffentlichkeit wird jedoch der Doch nun wurde und wird durch verschiedene Ge- unzutreffende Eindruck vermittelt, es würden alle setzesänderungen - insbesondere durch mehrfache Vorbereitungen getroffen, um eine Versorgung mit Er- Absenkung der Solarstromvergütung - der Bau und neuerbaren Energien aufzubauen. Im Gespräch sind der Betrieb von Solarstrom-Dachanlagen zu einem unrealistische Zukunftsvisionen wie Solaranlagen im Verlustgeschäft. Die unten abgebildete Graphik zeigt krisengeschüttelten Nordafrika, Offshorewindparks die verschiedenen Vergütungsabsenkungen und den in Nord- und Ostsee sowie Pumpspeicherkraftwerke jeweils danach einsetzenden Rückgang der Solarin- in Norwegen und dazu ein gewaltiger Ausbau von stallationen. Strom-Fernleitungen, die eigentlich keiner wirklich haben will. Zehntausende von Solarinstallateuren kämpfen inzwischen um das Überleben ihrer Betriebe, denn Faktisch jedoch führt der wiederbeschlossene Aus- die Nachfrage nach Solaranlagen ist gegenüber dem stieg aus der Atomenergie unter den gegenwärtigen Vorjahr erheblich zurückgegangen. Sie versuchen politischen Randbedingungen (unter kaum verborge- verzweifelt, Kunden mit großen Dächern davon zu ner Federführung der Stromwirtschaft) nur zu einer überzeugen, dass sich Solaranlagen auch noch Verstärkung der fossilen Emissionen. Die Warnungen heute finanziell lohnen, was leider immer häufiger der Klimawissenschaftler scheinen vergessen. nicht mehr zutrifft. Bis vor zwei Jahren gab es noch für interessierte

Absenkung der Einspeisevergütung Prozentzahlen geben die Absenkung für verschiedene Anlagentypen an Neu angeschlossen MWp / Monat 2500 8 % 2000 9 % 13 % 8 % 13 % 1500 11 % ~ 10% 3 % 1000

500

0 2009 2010

Solarbrief 2/11 50 Solarenergie-Förderverein Deutschland e.V. Was ist zu tun?

Die Werbeanstrengungen der Solarinstallateure sind verständlich. Der Solarenergie-Förderverein Deutschland, der bisher unter Privatleuten für den Bau von Solar-Haus- dachanlagen geworben hat, kann diese Werbeaussagen aber leider nicht mehr guten Gewissens bestätigen. Der Bau von Solarstromanlagen ist u.E. inzwischen ein finan- zielles Risiko und häufig ein Verlustgeschäft. Dennoch sehen wir beim Solarenergie-Förderverein die dringende Notwendigkeit, den Bau von Solarstromanlagen fortzusetzen, weil es kaum eine andere Möglichkeiten [2] gibt, schrittweise den Strom aus Atom- und fossilen Kraft- werken zu ersetzen. Die Installation einer Solardachanlage mit einem Preis von einigen zehntausend Euro ist allerdings ein finanziell zu aufwendiges Projekt, als dass wir es von einzelnen Idealisten erwarten können. Solaranlage auf dem Dach des Verwaltungsgebäudes der Evangelischen Kirche Aachen Wir suchen deshalb eine vertrauenswürdige Institution, Foto: Fladung Solar unter deren Dach (oder besser gesagt auf deren Dächern) sich Idealisten zusammentun können, um gemeinsam mit Die Einspeisevergütung für den Solarstrom aus den so vielen kleinen Anteilen einen insgesamt dann doch größe- errichteten Solaranlagen steht den Kirchengemeinden zu. ren Anteil zur Energiewende beitragen zu können. Sie wird zunächst in der Weise verwendet, dass damit Unser Vorschlag ist es, dass die Kirche geeignete eigene die getätigten Auslagen sowie die laufenden Kosten z.B. Dächer auswählt und aus ihren Mitteln die Infrastruktur Versicherungen, Wartungen, Reparaturen gezahlt, bzw. für eine Solarstromanlage, wie Stromnetzanschluss, zurückgezahlt werden. Wechselrichter und das Gestell bereitstellt und dann auf Überschüsse werden einem vorher von der Kirchenge- den Gestellen die von ihren Mitgliedern gespendeten So- meinde bekanntgegebenen Zweck gewidmet. Besonders larmodule installiert. Nach erfolgreichem Start des ersten sinnvoll erscheint die Unterstützung von Projekten, mit denen Projektes kann sofort das nächste Projekt beginnen. Die Klimaschäden in Entwicklungsländern gemildert werden. Planungen jedenfalls sollten sich sogleich auf eine Folge von Projekten erstrecken. Die Werbung für Spenden Das gesamte Projekt sollte seelsorgerisch als ein Anliegen kann natürlich erst beginnen, wenn ein genauer Plan für der gesamten Gemeinde behandelt werden. Das kann weit die erste Dachanlage vorliegt und auch die Preise für die darüber hinausgehen, dass nur am Erntedankfest Dank auch Solarmodule bekannt sind. für die gelieferte Sonnenenergie ausgesprochen wird. Die Spender erhalten eine steuerlich wirksame Spenden- Der Solarenergie-Förderverein Deutschland erhofft sich, quittung und die Mitteilung, auf welchem Dach, in welcher dass dieser Vorschlag nach einer ersten Erprobung im Reihe und an wievielter Stelle "Ihr Solarmodul" montiert Kirchenkreis Aachen als Anregung zu deutschlandweiter werden wird. Natürlich können Spender den Betrag für ein Nachahmung führt. (WvF) Solarmodul auch gemeinsam spenden. Außerdem wird an geeigneter Stelle, z.B. auf einer öffentlichen Schauta- Fußnoten fel, vermerkt, von wem die einzelnen Module gespendet [1] Im Jahr 1989 fand in der Pfingstwoche vom 15. - 21. wurden. Spender, die nicht namentlich genannt werden Mai die Europäische Ökumenische Versammlung "Frieden wollen, dürfen sich dazu ein individuelles Pseudonym in Gerechtigkeit" in Basel statt. Sie wurde von der Konfe- selbst zulegen. renz Europäischer Kirchen (KEK) und der Europäischen Der Sinn dieser Regelung liegt in der Transparenz des Bischofskonferenz (CCEE) getragen und führte erstmals Verfahrens. Jeder Spender kann erkennen, in welches seit der Reformation alle Kirchen Europas zusammen. Ein Bauteil seine Spende geflossen ist. Z.B. nach dem Motto: Versammlungsdokument mit den Anliegen der modernen "mein Solarmodul ist das Dritte in der obersten Reihe Kirche - im Vordergrund standen Gerechtigkeit, Friede und von Solarmodulen". Dies soll das Verfahren von anderen Bewahrung der Schöpfung sowie die politische Verantwor- Verfahren unterscheiden, bei denen eine anonyme Schar tung der Kirche - ging aus dem Kongress hervor. von Einzahlern die Verwendung ihrer Einzahlungen nicht [2] Die oft vorgeschlagene Alternative - Kauf von Ökostrom mehr überprüfen kann. durch die Kirchengemeinde - hilft der Solarenergie nicht, Ein weiterer wichtiger Unterschied vereinfacht das weil die Ökostromangebote üblicherweise keinen (teuren) vorgeschlagene gegenüber den üblichen Verfahren: Die Solarstromanteil enthalten. Einzahler erwarten außer der steuerlichen Entlastung durch Spendenquittungen keine Rückzahlungen.

Solarbrief 2/11 Solarenergie-Förderverein Deutschland e.V. 51 Klimawandel

Kipp-Elemente im Klimasystem Pressemitteilung des Potsdamer Instituts für Klimafolgenforschung (PIK) vom 23.6.2011

Quelle: Das Eisschild der West-Antarktis ist ein mögliches der Studie aufgelisteten Elementen als diejenigen Potsdam-Institut für Klima- Kipp-Element im Klimasystem, das teils bereits eingeschätzt, die am empfindlichsten auf die Erder- folgenforschung e.V. gekippt sein könnte. Wissenschaftler können nicht wärmung reagieren. Geht das arktische Meer-Eis Artikel: Levermann, A., ausschließen, dass die Eismassen nahe der antark- zurück, so kann dies Auswirkungen auf das System Bamber, J., Drijfhout, S., Ganopolski, A., Haeberli, tischen Amundsen See bereits instabil zu werden be- von Hoch- und Tiefdruckgebieten in der Atomsphäre W., Harris, N., Huss, M., ginnen. Dies ist eines der Ergebnisse einer jetzt in der über dem Nordatlantik haben – und hiermit auch Krüger, K., Lenton, T., Lind- Fachzeitschrift Climatic Change erschienenen neuen auf die vom Atlantik kommenden Stürme in Europa. say, R., Notz, D., Wadhams. P., Weber, S.: Potential Einschätzung des gegenwärtigen Zustands von Ein Schrumpfen der Gletscher in den Alpen hat climatic transitions with pro- sechs potenziell instabilen Regionen im Klimasystem Auswirkungen auf die Verfügbarkeit von Wasser in found impact on Europe, Review of the current state mit großen direkten Auswirkungen auf Europa. Die der Region, weil sich je nach Jahreszeit der Abfluss of six ‘tipping elements of Wahrscheinlichkeit des Kippens dieser Elemente von Schmelzwasser in die Flüsse verändert. Mit ei- the climate system’. Cli- matic Change (2011) [DOI steigt im Allgemeinen mit dem Anstieg der globalen ner Erwärmung von zwei Grad Celsius würden von 10.1007/s10584-011-0126- Mitteltemperatur, als Folge des von Menschen ver- den Gletschern nur kleine Reste bleiben. Ob es bei 5] ursachten Ausstoßes von Treibhausgasen. diesen zwei Kipp-Elementen eine Selbstverstärkung der Effekte gibt, ist unsicher. So könnte sich etwa der „Wir zeigen hier nur eine Momentaufnahme des Rückgang beim arktischen Meer-Eis wieder umkeh- Wissensstands, aber sie ist in mancher Hinsicht ren, wenn die globale Mitteltemperatur sinkt – auch schärfer als die zuvor gemachten“, sagt Anders wenn ein solches Szenario nicht sehr wahrscheinlich Levermann vom Potsdam-Institut für Klimafolgen- ist. Das Risiko, bei der Abnahme der Ozonschicht forschung. Zum ersten Mal hätten sich Experten über der Arktis einen Kipp-Punkt zu erreichen, wer- für die verschiedenen möglichen Kipp-Elemente de unbedeutend, wenn die Menge von Chlor in der als Ko-Autoren zusammen getan, um gemeinsam Stratosphäre unter das Niveau von 1980 sinkt, so einen Überblick zum Stand des Wissens über soge- die Einschätzung der Experten. Dies werde voraus- nannte klimatische Übergänge zu geben. Derartige sichtlich 2060 der Fall sein. Hohe Unsicherheit gibt Einschätzungen, das legt der Begriff schon nahe, es bei der großen Umwälzströmung im Atlantik, der entwickeln sich ständig weiter, wie Levermann betont. sogenannten thermohalinen Zirkulation. Ihr mögli- Allerdings werden die betreffenden Systeme immer cher Zusammenbruch könnte durch den Zustrom besser begriffen. „Diese Vorgänge zu verstehen von Süßwasser geschehen, der seine Ursache im ist von entscheidender Bedeutung als Grundlage Schmelzen der Eisdecke auf Grönland und in verän- künftiger gesellschaftlicher und wirtschaftlicher Ent- derten Niederschlagsmustern hat. Die Unsicherheit in scheidungen“, sagt Levermann. „Aus dem Blickwinkel der zukünftigen Veränderung dieser Größen spiegelt der Risiko-Abschätzung muss die Wissenschaft sich in einer starken Unsicherheit über das Kippen der – natürlich immer unter Hinweis auf Unsicherhei- Ozeanströmung. Entsprechend bleibt, im Gegensatz ten – Betroffene und Entscheider mit Informationen zu den anderen Kippelementen, die Unsicherheit über Wahrscheinlichkeiten und mögliche Wirkungen auch bei starker Erwärmung hoch. von klimatischen Übergängen unterstützen. Einfach Abwarten ist keine Alternative.“ Andere Kipp-Elemente wie die Gletscher des Himalaya, der indische Monsun oder das Tauen der Solch ein teilweiser Abbruch des westantarktischen sibirischen Permafrostböden werden in der Studie Inlandeises wäre zum Beispiel gleichbedeutend mit nicht im Detail untersucht, da sie keine direkten einem zusätzlichen Meeresspiegelanstieg von 1,5 Auswirkungen auf Europa haben, so die Autoren. Meter, wie frühere Forschung zeigt. Die meisten Allerdings sind indirekte Auswirkungen durchaus Deiche in Europa können um nicht mehr als einen wahrscheinlich. Meter erhöht werden, so die Studie. Danach muss das Hinterland verändert werden. Selbst wenn der Der Begriff ‚Kipp-Elemente’ ist dadurch definiert, vollständige Zerfall des Eisschildes der Westantark- dass hier kleine äußere Störungen eine starke Re- tis hunderte von Jahren dauern würde, wären die aktion auslösen. Dies könnte bei manchen so miss- Auswirkungen erheblich. Zusätzlich zum globalen verstanden werden, dass die Veränderung dieser Meeresspiegelanstieg durch das Schmelzwasser Elemente immer selbstverstärkend und unumkehrbar würde auch die Anziehungskraft in Richtung des sei. Zwar gehören zu den meisten Kipp-Elementen Südpols verringert – wo die Masse schrumpft, wird solche dynamischen Prozesse mit Selbstverstärkung, auch die Gravitation weniger. Hierdurch könnte der aber nicht zu allen. „Der entscheidende Punkt ist die Meeresspiegelanstieg in Europa sogar noch verstärkt hohe Empfindlichkeit gegenüber Veränderungen im werden. All dies fließt in die Schlussfolgerungen der globalen Klima”, erklärt Levermann. „Diese stellt ein Forscher mit ein. Das arktische Meer-Eis und die Risiko dar, dessen sich die Gesellschaft bewusst Gebirgsgletscher der Alpen werden unter den in sein muss.“

Solarbrief 2/11 52 Solarenergie-Förderverein Deutschland e.V. Klimawandel

Meeresspiegel steigt heute schneller als je zuvor

Weitere Pressemitteilung des PIK vom 20.06.2011

Seit Beginn der Industrialisierung steigt der untersucht - ein natürliches Archiv der Pegelstände Quelle Meeresspiegel schneller als je zuvor in den letzten des Ozeans. Menge und Art dieser Kalkschalen http://www.pik-potsdam.de/ zweitausend Jahren. Nach vielen Jahrhunderten mit zeigen den Wasserstand vergangener Jahrhunderte sealevel/ stabilen oder nur langsam steigenden Werten geht an, weil die Arten jeweils in einer ganz bestimmten Zu den Autoren der Studie zählen neben Rahmstorf die Kurve seit Ende des 19. Jahrhunderts steil nach Höhe im Gezeitenbereich leben. Die in North Carolina und Horton auch Andrew oben. Das zeigt eine Untersuchung von Ablagerungen gewonnenen Daten decken sich mit Hafenpegel- Kemp (Yale University), Jeffrey Donnelly (Woods an der US-Atlantikküste - die erste durchgehende daten, soweit diese zurückreichen, und sie wurden Hole Oceanographic In- Rekonstruktion der Veränderungen des Meeresspie- außerdem durch eine unabhängige Rekonstruktion stitution), Michael Mann (Pennsylvania State Uni- gels über einen solch großen Zeitraum. Zumindest in aus Massachusetts bestätigt. Obwohl Meeresspie- versity), Martin Vermeer den letzten tausend Jahren kann das Auf und Ab der gelschwankungen örtlich in gewissem Rahmen vom (Aalto University School of globalen Durchschnittstemperatur das Verhalten des Verlauf des globalen Meeresspiegels abweichen Engineering, Finland). Die Untersuchung wurde unter- Meeresspiegels erklären, schreibt ein internationales können, gehen die Forscher davon aus, dass ihre stützt unter anderem von der Forscherteam in der US-Fachzeitschrift Proceedings Daten im Großen und Ganzen die Veränderungen US-amerikanischen National Science Foundation. of the National Academy of Sciences. Die neuen im globalen Meeresspiegel aufzeigen. Daten erhärten die physikalisch begründete Annah- Die Daten zeigen vier Phasen. Von 200 vor Christus me, dass der Meeresspiegel umso rascher steigt, je bis 1000 nach Christus war der Meeresspiegel stabil. wärmer das globale Klima wird. Ab dem 11. Jahrhundert stieg er 400 Jahre lang um „Die neue Untersuchung bestätigt unser Modell etwa fünf Zentimeter pro Jahrhundert an. Diesen An- des Meeresspiegelanstiegs - die Daten der Vergan- stieg konnten die Forscher in Modellrechnungen mit genheit schärfen damit unseren Blick in die Zukunft“, der mittelalterlichen Warmperiode erklären. Gefolgt erklärt Stefan Rahmstorf vom Potsdam-Institut für war der Anstieg von einer weiteren stabilen Periode Klimafolgenforschung, einer der Autoren. Bislang war mit kühlerem Klima, die bis ins späte 19. Jahrhundert der enge Zusammenhang zwischen Lufttemperatur reicht. Seither ist der Meeresspiegel im Zuge der und Meeresspiegelanstieg nur für die vergangenen globalen Erwärmung um rund 20 Zentimeter ange- 130 statt wie nun für 1000 Jahre belegt worden. Das stiegen. Damit ist dieser Anstieg um ein Mehrfaches zeitliche Zusammentreffen der Beschleunigung des schneller als alles, was es in den vorangegangenen Meeresspiegelanstiegs mit dem Beginn der Industri- 2000 Jahren gegeben hat. alisierung sei, so Rahmstorf, ein deutlicher Hinweis: „Der Mensch heizt mit seinen Treibhaus- gasen das Klima immer weiter auf, daher schmilzt das Landeis immer rascher und der Meeresspiegel steigt immer schneller.“ „Der Anstieg des Meeresspiegels ist eine potenziell desaströse Folge des Klimawan- dels, weil steigende Temperaturen das Eis an Land schmelzen lassen und das Wasser der Ozeane erwärmen“, sagt Benjamin Horton von der University of Pennsylvania, auch er ist einer der Autoren. Wird Wasser erwärmt, dehnt es sich aus, und der Meeres- spiegel steigt. Die zweite wesentliche Ursa- che für den Anstieg ist das Abschmelzen von Gebirgsgletschern und großer Eismassen in Grönland und der Antarktis, wodurch zusätz- liches Wasser ins Meer gelangt. Die Forscher haben in Bohrkernen aus Salzwiesen an der nordamerikanischen Küste fossile Kalkschalen von Einzellern Aus der Erfassung verschiedener Daten zum Meeresspiegel-Anstieg lässt sich die Entwicklung bis 2300 abschätzen Quelle: www.pik-potsdam.de/sealevel/

Solarbrief 2/11 Solarenergie-Förderverein Deutschland e.V. 53 Vorurteile, Irrtümer, Verleumdungen

Infraschall und Otto Waalkes

Nach einer mehrstündigen ermüdenden Bürgeranhörung Und es gibt genügend warnende Beispiele für Infraschall: zur Windenergie in Aachen (dort gibt es erst 11 Windräder, Fährt man nach Ostfriesland, so findet man auf den Wiesen, aber mehrere hundert aggressive Windkraftgegner) entstand hinter dem Deich, Hunderte, nein Tausende von Windrädern, der folgende Beitrag: zwischen denen seit 1990 die Schafe und Kühe ruhig weiden. Bei den Diskussionen um die Genehmigung von Windan- Die hören den Infraschall wohl auch nicht. Aber die Menschen! lagen in Aachen ist der angebliche Lärm solcher Anlagen ein Die beklagen sich zwar nicht, aber ein bisschen merkwürdig wichtiger Diskussionspunkt. Doch nicht einmal ein Besuch sind die ja schon, die Ostfriesen. Manchmal schon auch ein bei den 9 modernen Windanlagen im Ortsteil Vetschau kann bisschen komisch, denkt man z.B. an Otto Waalkes... die Windkraftgegner überzeugen. Der erste Eindruck ist zwar, Da kann das Bundesgesundheitsamt lange behaupten, der dass diese großen Windräder selbst bei starkem Wind ausge- von Windanlagen ausgehende Infraschall sei unbeträchtlich sprochen leise laufen - in dreihundert Metern Entfernung hört und für den menschlichen Organismus völlig unschädlich. Wir man sie nur noch, wenn man sehr genau hinhört. halten uns an OTTO - und der ist ja nun wirklich und ganz Aber das macht die Sache ja gerade so unheimlich! Man offensichtlich dauergeschädigt!!! hört die Anlagen nicht, obwohl sie doch so groß sind! Also Kennen Sie z.B. schon den von Otto: "Vor vierzehn Tagen muss es unhörbarer Lärm sein, den sie erzeugen. Und richtig, ist in unserem Dorf ein Unglück passiert. Elf Männer sind beim solchen Lärm, den man nicht hören kann, den gibt es wirklich! Anschieben eines U-Bootes ertrunken." So etwas Absurdes Ja, ganz richtig, das ist "Infraschall"! kann man sich nur nach jahrelanger Infra-Beschallung aus- denken. (WvF)

Kein wesentlicher Fortschritt für die Windenergie an Land im Baugesetzbuch

Moderne Windräder an Land könnten rund zwei Drittel des Ein Persilschein also für bisherige und für zukünftige unzurei- deutschen Gesamtenergiebedarfs zu akzeptablen Preisen chende Konzentrationszonen. § 249 Absatz 1 BauGB decken. Es mangelt nicht an windgünstigen Flächen in aus- Außerdem erklärt der Gesetzgeber ein Verfahren für zu- reichender Entfernung von Wohn- und Naturschutzgebieten lässig, bei dem der Neubau von Windanlagen nur unter der und viele Eigentümer dieser Flächen sind investitionsbereit. Bedingung gestattet werden darf, wenn andere Windanlagen Außerdem hat der Gesetzgeber den Bau von Windanlagen vorher abgebaut werden. § 249 Absatz 2 BauGB. im Außenbereich privilegiert. Siehe auch www.sfv.de/artikel/ rechtsmissbraeuchliche_sperrwirkung_von_windkonzentra- Den Gesetzestext finden Sie im Kasten. tionszonen.htm Dennoch stockt der Ausbau der Windenergie seit Jahren. § 249 BauGB: Sonderregelungen zur Windenergie in der Bauleitplanung Gemeinden und Landkreise verweigern die Baugenehmigung, (1) Werden in einem Flächennutzungsplan zusätzliche Flächen für die indem sie die Privilegierung auf sogenannte Windkonzentra- Nutzung von Windenergie dargestellt, folgt daraus nicht, dass die vor- tionszonen beschränkt haben, außerhalb derer keine Wind- handenen Darstellungen des Flächennutzungsplans zur Erzielung der anlagen gebaut werden durften. (Diese Möglichkeit bietet § Rechtswirkungen des § 35 Absatz 3 Satz 3 nicht ausreichend sind. 35 , Absatz 3 Satz 3 BauGB). Satz 1 gilt entsprechend bei der Änderung oder Aufhebung von Darstellungen zum Maß der baulichen Nutzung. Die Sätze 1 und 2 Zwei Verbesserungen des Gesetzes wären hier möglich gelten für Bebauungspläne, die aus den Darstellungen des Flächen- nutzungsplans entwickelt werden, entsprechend. gewesen: Eine grundlegende: Die Sperrwirkung der Kon- zentrationszonen wird ersatzlos aufgehoben (Vorschlag des (2) Nach § 9 Absatz 2 Satz 1 Nummer 2 kann auch festgesetzt wer- den, dass die im Bebauungsplan festgesetzten Windenergieanlagen SFV). nur zulässig sind, wenn sichergestellt ist, dass nach der Errichtung der im Bebauungsplan festgesetzten Windenergieanlagen andere im Die zweitbeste Möglichkeit: Der Gesetzgeber hätte auch Bebauungsplan bezeichnete Windenergieanlagen innerhalb einer im festlegen können, dass die Konzentrationszonen mindestens Bebauungsplan zu bestimmenden angemessenen Frist zurückgebaut 10 Prozent des Plangebietes umfassen müssen. werden. Die Standorte der zurückzubauenden Windenergieanlagen können auch außerhalb des Bebauungsplangebiets oder außerhalb Stattdessen hat der Gesetzgeber den Planungsbehörden des Gemeindegebiets liegen. Darstellungen im Flächennutzungs- lediglich die Erlaubnis erteilt, weitere (möglicherweise wieder plan, die die Rechtswirkungen des § 35 Absatz 3 Satz 3 haben, viel zu kleine) Konzentrationszonen auszuweisen, ohne dass können mit Bestimmungen entsprechend den Sätzen 1 und 2 mit Wirkung für die Zulässigkeit der Windenergieanlagen nach § 35 irgendjemand daraus den Schluss ziehen darf, dass die ur- Absatz 1 Nummer 5 verbunden sein. sprüngliche Konzentrationszone unzulässig klein gewesen sei.

Solarbrief 2/11 54 Solarenergie-Förderverein Deutschland e.V. Betreiberberatung

Keine Vergütungskürzung zum 1. Juli 2011

Nach einer Meldung der Bundesnetzagentur vom Auf Druck der Stromwirtschaft hat die Regierungs- Quelle 16.6. wird es zum 1. Juli 2011 keine weitere Absen- koalition die Einspeisevergütungen im Zeitraum von Pressemitteilung der Bun- kung der Einspeisevergütung geben. Eine gute Nach- Januar 2009 bis Januar 2011 trotz der Warnungen desnetzagentur unter richt? Nein, nur auf den ersten Blick. Der Grund für des SFV insgesamt 5 mal außerplanmäßig abgesenkt http://www.bundesnetz- agentur.de/cln_1912/ diese Entscheidung ist ein dramatischer Einbruch des (siehe Graphik auf Seite 50). SharedDocs/Pressemittei- PV-Marktes in Deutschland. Im Zeitraum März bis lungen/DE/2011/110616_ Fukushima und der praktisch beschlossene deut- Mai 2011 wurden PV-Anlagen mit einer installierten PhotovoltaikZahlen. sche Atomausstieg machen aber einen schnellst html?nn=65116) Leistung von insgesamt etwa 0,7 GW (Gigawatt) in möglichen Zubau von Solar- und Windenergie (vor Betrieb genommen. Hochgerechnet auf zwölf Monate allem im Binnenland) notwendig. Auf Grund des dra- entspräche dies einem jährlichen Zubauwert von nur matischen Klimawandels darf es keine neuen fossilen ca. 2,8 GW. Kraftwerke geben. Im vergangenen Jahr 2010 wurde mehr als doppelt Der SFV hat in der Umweltausschusssitzung des so viel Solarleistung, nämlich 7,4 GW, neu installiert. Deutschen Bundestages am 8. Juni 2011 auf diese Dieses Jahr werden es wohl etwa halb so viele GW Problematik hingewiesen (siehe Seite 22) (WvF) sein. Dieser Einbruch des PV-Marktes war gewollt!

Wo ist der Netzanschlusspunkt?

Neues Urteil des Oberlandesgerichts Hamm

In einem im Mai 2011 verkündeten Urteil des OLG dige Verstärkung, Optimierung und Erweiterung der Urteil Hamm (Az.: I-21 U 94/10) stellten die Richter klar, Netzkapazität liegt im Verantwortungsbereich des OLG Hamm, AZ: I-21 U dass nach EEG 2009 Netzbetreiber grundsätzlich Netzbetreibers und darf nicht Ausschlusskriterium 94/10: „Bestimmung des Netzverknüpfungspunktes: zum Netzanschluss am nächstgelegenen Netzver- für diesen nächstliegenden Netzanschlusspunkt sein. Keine Betrachtung mehrerer knüpfungspunkt verpflichtet sind. Auf die Bestimmung Der Netzbetreiber trägt somit nach § 13 Abs. 2 EEG alternativer Verknüpfungs- punkte im selben Netz“ des wirtschaftlich günstigsten Verknüpfungspunktes, unabhängig von der Anlagengröße alle Mehrkosten, Das vollständige Urteil fin- wie es noch im EEG 2004 gefordert war, komme es die dem Anlagenbetreiber wegen der Zuweisung den Sie unter http://www. im selben Netz nicht mehr an. Der Netzbetreiber eines Verknüpfungspunktes in demselben Netz in clearingstelle-eeg.de/recht- sprechung/1371 könne nur die gesamtwirtschaftlichen Kosten an dem Abweichung des Verknüpfungspunktes in kürzester nächstgelegenen Verknüpfungspunkt mit den Kosten Entfernung vom Standort der Anlage entstehen. Kontakt von alternativen Verknüpfungspunkten in einem an- Frau Dr. Bönning, Rechtsanwältin, schilderte uns Rechtsanwältin deren Netz vergleichen. Dem Ziel der Minimierung hierzu folgenden fiktiven Fall:„Ein Anlagenbetreiber Dr. Bönning volkswirtschaftlicher Kosten werde nach Meinung Tel.: 02273-594881 möchte seine Anlage an seinem Hausanschluss des OLG Hamm dadurch Rechnung getragen, dass www.rechtsanwaelte- anbinden. Dieser ist technisch nicht geeignet. Der der Netzbetreiber gemäß § 5 Abs. 3 in Verbindung boenning.de Netzbetreiber weist ihm einen anderen Verknüp- mit § 13 Abs. 2 EEG 2009 zur Letztzuweisung be- fungspunkt in seinem Netz, z.B. die niederspan- rechtigt sei. nungsseitigen Anklemmungen an der Trafo-Station, Bei einer oder mehreren Anlagen mit einer Leistung zu. Die Kosten für die zusätzliche Leitung bis zu von insgesamt bis zu 30 Kilowatt, die sich auf einem diesem Anschlusspunkt sind vom Netzbetreiber zu Grundstück mit bereits bestehendem Netzanschluss erstatten.“ befinden, gilt laut § 5 Abs. 1 Satz 2 EEG 2009 der Das jüngste Urteil ist nicht nur für Neuanschlüsse Verknüpfungspunkt des Grundstücks mit dem Netz sondern auch für bereits abgeschlossene Anschluss- als günstigster Verknüpfungspunkt. Weist der Netz- vorgänge von großer Bedeutung. Denn das OLG betreiber einen anderen Verknüpfungspunkt zu, muss Hamm betont, dass der Netzbetreiber sich schadens- er nach § 13 (2) EEG 2009 die daraus erwachsenen ersatzpflichtig macht, wenn er die Anlage des Betrei- Mehrkosten tragen. Dies gilt auch für Anlagen, die bers an einen unzutreffenden Netzverknüpfungspunkt größer 30 kW sind. Der nächstliegende Verknüpfungs- anschließt. Anlagenbetreiber könnten daher prüfen, punkt (z.B. der bereits am Grundstück vorliegende ob ihre Anlage richtig angeschlossen wurde. (SJ) Verknüpfungspunkt im Niederspannungsnetz) erfüllt die Kriterien nach § 5 (1) EEG 2009. Die ggf. notwen-

Solarbrief 2/11 Solarenergie-Förderverein Deutschland e.V. 55 Betreiberberatung

Solarstrom-Direktverbrauch durch Dritte Welche Kosten sollten von einem „Dritten“ beglichen werden?

Vorwort Trotz dieser Einschätzung gibt es immer wieder Nachfragen, was beachtet werden muss, wenn der erzeugte Solarstrom Der Eigenverbrauch von Solarstrom nach § 33 (2) EEG 2009 durch Dritte verbraucht wird. Der folgende Text soll einen kur- trägt weder zu einer netztechnischen Entlastung (siehe unten- zen Überblick verschaffen, an was gedacht werden muss. Wir stehende Graphik) noch zu signifikanten Zusatzeinnahmen möchten jedoch klarstellen, dass wir dieses Abrechnungsver- bei. Nur dann, wenn die Strompreise in den nächsten Jahren fahren nicht empfehlen, da Anlagenbetreiber mit zusätzlichen erheblich steigen, könnte es interessant werden, seinen finanziellen Aufwendungen rechnen müssen. Strombedarf weitgehend durch selbst erzeugten Solarstrom abzudecken. Die gesetzliche Regelung zum Eigenverbrauch ist derzeit jedoch keine geeignete Maßnahme, eine schnelle Allgemeines Energiewende voranzubringen. Wir haben bereits in mehre- Der Gesetzgeber gibt in § 33 (2) EEG 2009 vor, dass Solar- ren Beiträgen darüber berichtet. (siehe z.B. Solarbrief 1/10, S. 26; strom auch dann vom Netzbetreiber vergütet werden muss, Solarbrief 2/10, S. 24). wenn er durch Dritte - also nicht durch den Anlagenbetreiber Eigenverbrauch des Solarstroms selbst - verbraucht wird. Bedingung hierfür ist, dass sich dieser Dritte in unmittelbarer räumlicher Nähe zur Solarstromanlage Der erzeugte Solarstrom wird zeitgleich im Haus verbraucht. befindet. Öffentliche Stromnetze zur Durchleitung des Solar- Nur eine kleine Menge Solarstrom (a) muss noch im öffent- stroms dürfen nicht genutzt werden. lichen Stromnetz transportiert werden. Diese Möglichkeit des Solarstromverbrauchs findet immer wieder Interessenten. Mietgenossenschaften oder Besitzer von Mietobjekten diskutieren darüber, ob die Bewohner/Nutzer des Hauses mit Solarstrom versorgt werden könnten. Aber auch Betreiber von PV-Anlagen auf fremden Dächern möchten = ihre Anlage so realisieren, indem sie Hausbesitzern anstelle ~ einer Dachmiete den Solarstrom zur Verfügung stellen. Damit die Einnahmen des Anlagenbetreibers durch einen solchen Eigenverbrauch durch Dritte nicht erheblich schrumpfen, muss der Solarstrom zu einem kostendeckenden Preis verkauft werden. Doch wieviel sollte man verlangen?

(a) Wie hoch sollte der Preis mindestens sein Öffentliches Stromnetz Zunächst ist festzuhalten, dass es über die Mindesthöhe des Solarstrompreises zur Abgabe an einen Dritten keine Volleinspeisung des Solarstrom gesetzlichen Bestimmungen gibt. Der Solaranlagenbetreiber Der erzeugte Solarstrom wird vollständig in das öffentliche kann also den Preis in Rechnung stellen, den er für kosten- Stromnetz eingespeist und zeitgleich im Haus wieder ver- deckend hält. braucht. Auch hier muss nur eine kleine Menge (a) Solar- Da der Solarstrom an Dritte regelmäßig in den Sonnen- strom im öffentlichen Stromnetz transportiert werden. stunden geliefert wird, sollte ein Stromlieferungsvertrag abge- schlossen werden, in dem u.a. Informationen zum Preis pro Kilowattstunde und Kündigungsmöglichkeiten enthalten sind. Hilfestellung kann hier ein Rechtsanwalt geben. Kostenlose = Musterverträge sind uns derzeit noch nicht bekannt. ~ Der allgemeine Strombezugspreis setzt sich in der Regel aus Grundpreis, Arbeitspreis, Netznutzungsentgelt, Strom- steuer, Konzessionsabgabe, EEG- und KWK-Umlage sowie Umsatzsteuer zusammen. An welche Rechnungspositionen muss der Anlagenbetreiber denken, wenn er den Solarstrom (b) (c) an einen Dritten verkauft?

Öffentliches Stromnetz (a) = (b) - (c) Nettopreis pro Kilowattstunde? Die Gesamteinnahmen aus Eigenverbrauchsvergütung Die „Belastung“ des öffentlichen Stromnetzes und Stromverkauf sollten mindestens genauso hoch sein wie ist in beiden Fällen gleich. die sonst üblichen Einnahmen aus der Volleinspeisung des Solarstroms in das öffentliche Stromnetz. Anlagenbetreiber

Solarbrief 2/11 56 Solarenergie-Förderverein Deutschland e.V. Betreiberberatung könnten somit den Nettopreis des verkauften Solarstroms aus Stromsteuer und Konzessionsabgabe? der Differenz der Netzeinspeisevergütung und der Eigenver- Die Stromsteuer muss nicht eingezogen werden, denn laut brauchsvergütung bilden. § 9 (1) StromStG ist Strom aus Erneuerbaren Energien von Wenn der allgemeine Strombezugspreis aus dem öf- der Stromsteuer befreit, wenn dieser aus einem ausschließlich fentlichen Netz geringer ist als die Differenz dieser beiden aus solchen Energieträgern gespeisten Netz oder Leitung Größen, werden jedoch wenig Stromkunden bereit sein, den entnommen wird. Auch eine anteilige Konzessionsabgabe teuren Solarstrom vom Anlagenbetreiber zu kaufen. Auch ein dürfte nicht anfallen, da öffentliche Verkehrswege in der Regel ökologischer Zusatzvorteil des Solarstrom-Eigenverbrauchs nicht genutzt werden. kann weder monetär noch energietechnisch beziffert werden, denn es ist völlig unerheblich, ob der Strom direkt im Haus EEG-Umlage? verbraucht wird oder erst unmittelbar nach der Einspeisung in das öffentliche Stromnetz wieder im Haus zur Verfügung Gemäß der Ausgleichsmechanismusverordnung (AusglMe- steht. Allein aus psychologischer Sicht könnten einige Strom- chV) müssen Elektrizitätsversorgungsunternehmen (EVU) für kunden bereit sein, ein paar Cent mehr zu zahlen, da sie es jede an Letztverbraucher gelieferte Kilowattstunde Strom eine als angenehm empfinden, Waschmaschine, Herd und Co. mit EEG-Umlage an die Übertragungsnetzbetreiber entrichten. Solarstrom zu betreiben. Diese EEG-Umlage wird auf den Strompreis aufgeschlagen. Damit soll die Differenz aus den Einnahmen und den Ausga- Grundpreis? ben der Übertragungsnetzbetreiber bei der EEG-Umsetzung beglichen werden. Wenn Solaranlagenbetreiber die Kosten für Verwaltung Da Solarstrom-Anlagenbetreiber aus unserer Sicht keine (Abrechnung, Steuerberatung, Rechtsberatung) sowie die Elektrizitätsversorgungsunternehmen sind, dürfte die Teilnah- Kosten für zusätzliche Zähleinrichtungen anteilig auf den me am EEG-Umlageverfahren nicht notwendig sein. Das führt Letztverbraucher des Solarstroms umzulegen wollen, können jedoch dazu, dass die Einnahmen im EEG-Umlageverfahren sie dies zum Beispiel über einen Grundpreis organisieren. sinken, je mehr Anlagenbetreiber sich dazu entschließen, den Informationen zum Zählerkonzept z.B. im Mehrfamilienhaus Solarstrom selbst oder durch Dritte verbrauchen zu lassen. finden Sie unter http://www.sfv.de/artikel/solarstrom-eigenver- Dieses Problem soll durch die nächste EEG-Novelle 2012 brauch_im_mehrfamilienhaus.htm zumindest teilweise gelöst werden. Hier beabsichtigt man, die EEG-Umlage auch bei einem Eigenverbrauch durch Dritte Umsatzsteuer? einzufordern. In § 37 (3) EEG-Novelle 2012 „Vermarktung und EEG-Umlage“ steht: „Letztverbraucherinnen und Letzt- Wenn der Anlagenbetreiber am Umsatzsteuerverfahren verbraucher stehen Elektrizitätsversorgungsunternehmen teilnimmt, muss er dem Solarstrom-Letztverbraucher die gleich, wenn sie Strom verbrauchen, der nicht von einem Umsatzsteuer in Rechnung stellen. Diese Umsatzsteuer muss Elektrizitätsversorgungsunternehmen geliefert wird, sofern dem Netzbetreiber im Gutschriftverfahren zurückerstattet dieser 1. von einer dritten Person geliefert wird...“ werden. Nähere Informationen zum steuerlichen Verfahren beim Eigenverbrauch finden Sie auf unserer Homepage Somit müssen nach unserer Rechtsauffassung nunmehr unter http://www.sfv.de/artikel/umsatzsteuerliche_behand- auch diejenigen Anlagenbetreiber die EEG-Umlage einziehen lung_bei_solarstrom-eigenverbrauch.htm und an das EVU entrichten, die den erzeugten Solarstrom einem Dritten anbieten. Netznutzungsentgelt? Das wird von den Netzbetreibern für den Transport und KWK-Umlage? die Verteilung der Energie erhoben. Da das allgemeine Ver- Bisher gibt es nach unserer Information keine gesetzlichen sorgungsnetz nicht genutzt wird, fallen auch keine Netznut- Regeln, dass der Anlagenbetreiber für den selbstverbrauchten zungsentgelte an. Solarstrom anteilig eine KWK-Umlage zu entrichten hat. >>

Zusammensetzung des Strompreises Strom- Konzessions steuer abgabe

Strombezug aus dem öffentlichen Netz Stromerzeugungskosten Netzgebühren Umsatz- steuer

KWK- / EEG-Umlage

Strombezug vom Solarstromerzeugungskosten Umsatz- Solaranlagenbetreiber steuer

Solarbrief 2/11 Solarenergie-Förderverein Deutschland e.V. 57 Betreiberberatung

Zusammenfassung anteilmäßige Umlage zusätzlicher Ausgaben z.B. für Zähler, höheren Abrechnungsaufwand, Steuerbera- Um keine finanziellen Verluste in Kauf nehmen zu tung, (c) die Umsatzsteuer und ab 1.1.2012 (d) die müssen, sollten Anlagenbetreiber einem Dritten (a) EEG-Umlage in Rechnung stellen. (SJ) mindestens den Differenzbetrag aus Netzeinspeise- vergütung und Eigenverbrauchsvergütung, (b) die

Asbest-Dachsanierung zur Installation einer PV-Anlage

Zwei Gerichtsurteile zur steuerlichen Berücksichtigung

Quelle: Die Installation einer PV-Anlage auf einem as- ein eigenständiges bewegliches Wirtschaftsgut dar Zeitschrift: ree - Recht der besthaltigen Dach eines Gebäudes ist nach der und sei nicht wie das Dach Bestandteil des Wohnge- Erneuerbaren Energien Gefahrstoffverordnung (GefStoffV) grundsätzlich bäudes. Auch bilde die Anlage keine wirtschaftliche 2/11 nicht möglich. In einigen Bundesländern gibt es Einheit mit dem Dach. Das Dach diene der Photo- unter bestimmten Umständen Ausnahmegenehmi- voltaikanlage nur als bloße Halterung in einer völlig gungen (siehe "Solaranlagen auf Asbestdächern", untergeordneten Funktion. Dies gelte auch dann, http://www.sfv.de/artikel/2007/Solaranl.htm). Beim wenn die Installation der PV-Anlage rechtlich ohne örtlichen Bauamt sollte man sich aber in jedem Fall die Sanierung nicht möglich gewesen wäre, da das dann noch einmal rückversichern. Dach funktional u.a. dem Witterungsschutz des privat genutzten Wohngebäudes diene. Wenn Investoren die Erneuerung eines asbest- haltigen Daches beabsichtigen, um eine PV-Anlage installieren zu können, können die Mehrkosten bei Urteil des Finanzgerichts Rheinland-Pfalz dieser Zusatzinvestition unter Umständen in der vom 10.2.2011 (6 K 2607/08) Steuererklärung berücksichtigt werden. Bezüglich der umsatzsteuerlichen Beurteilung der Ob die Dachsanierung als Betriebsausgabe in Aufwendungen für die Sanierung eines asbesthaltigen der steuerlichen Berücksichtigung der Photovolta- Daches vor der Installation einer Photovoltaikanlage ikanlage zugerechnet werden kann, wird jedoch kommt das Finanzgericht Rheinland-Pfalz zu einem strittig beurteilt. Aktuell gibt es zu dieser Thematik anderen Urteil: Die Vorsteuern aus der Neueinde- zwei Urteile, die zu unterschiedlichen Ergebnissen ckung des asbesthaltigen Daches seien abzugsfähig. geführt haben. Die Sanierung des Daches sei aus rechtlichen Grün- den eine zwingende Voraussetzung für die Installation und der beabsichtigten unternehmerischen Tätigkeit Urteil des Finanzgerichts Hessen vom und somit wirtschaftlich eindeutig dem Betrieb der 20.1.2011 (11 K 2735/08) Photovoltaikanlage zuzuordnen. Ohne die Photovol- Das Finanzgericht Hessen urteilte, dass die Auf- taikanlage wäre das Dach nicht sanierungsbedürftig wendungen für eine asbesthaltige Dacherneuerung gewesen. Es komme nur auf den Leistungsbezug für nicht steuermindernd als Betriebsausgaben dem das Unternehmen an, auch wenn die Photovoltaik- Gewerbebetrieb Photovoltaikanlage zugeordnet anlage kein Gebäudebestandteil sei. werden dürfen. Der Betrieb „Photovoltaikanlage“ Auch wenn die Dachsanierung möglicherweise in ist ertragssteuerlich getrennt vom Gebäude zu ertragssteuerlicher Hinsicht als Erhaltungsaufwand betrachten. zu betrachten sei, ist „dieser ertragssteuerliche As- Im Streitfall hatte der Kläger ein altes Asbestdach pekt für die umsatzsteuerliche Beurteilung irrelevant.“ vor der Montage einer Photovoltaik-Anlage erneuert Die umsatzsteuerliche und die ertragssteuerliche und wollte die Kosten dafür dem Gewerbebetrieb Beurteilung können voneinander abweichen. „Photovoltaikanlage“ zuordnen. Ohne eine Dachsa- In dem zu urteilenden Fall hatte ein Dacheigentü- nierung sei die Installation der Photovoltaikanlage mer ein nicht erneuerungsbedürftiges, asbesthaltiges aus rechtlichen Gründen nicht möglich gewesen, Dach saniert, um darauf eine Photovoltaikanlage also handele es sich um entsprechende Betriebs- installieren zu dürfen. ausgaben. Wegen der grundsätzlichen Bedeutung ist eine Die Klageabweisung begründeteten die Richter Revision beim Bundesfinanzhof zugelassen. (PHJ) u.a. folgendermaßen: Die Photovoltaikanlage stelle

Solarbrief 2/11 58 Solarenergie-Förderverein Deutschland e.V. Betreiberberatung

Vergütungsfestlegung bei Anlagenzubau

Kurzinformation zu einem neuen Hinweisverfahren der Clearingstelle EEG

Dieses neue Hinweisverfahren der Clearingstelle severgütung erhoben worden sein, erlischt der Vor- Quelle EEG ist ein weiterer Beleg dafür, dass Formulierun- behalt und somit auch der in § 812 BGB formulierte Die Clearingstelle EEG hat gen im Erneuerbaren-Energien-Gesetz völlig unter- „Herausgabeanspruch“ der gezahlten Vergütung. Im am 15. Juni 2011 den Hin- weis zu dem Thema „Anla- schiedlich interpretiert werden können. Zweifelsfall sollten Anlagenbetreiber sich an einen genzubau bei Degressions- Rechtsanwalt wenden. schritt“ beschlossen. Hier wurden zum wiederholten Mal die Vergütungs- Alle Informationen unter regeln für Strom aus mehreren Anlagen diskutiert. Wenn der Vorbehalt nicht ausgesprochen oder ggf. http://www.clearingstelle- Anlagenbetreiber und Netzbetreiber vertraten jeweils schon verjährt ist, könnte ggf. auch der Netzbetreiber eeg.de/hinwv/2011/11 unterschiedliche Rechtsauffassungen darüber, wie einen finanziellen Verlust erleiden, denn eine rück- die Vergütungshöhe bei mehreren, innerhalb von 12 wirkende Einbeziehung der zu hoch ausgezahlten aufeinanderfolgenden Kalendermonaten installierten Vergütungen in das EEG-Umlageverfahren stellt sich Solaranlagen, festzusetzen sei. Insbesondere ging es aus unserer Sicht fraglich dar. darum, ob für eine hinzugekommene Anlage jeweils Die Zusammenfassung zu dem von der Clearing- die vor oder nach einem Degressionsschritt festge- stelle EEG ergangenen Rechtshinweis finden Sie im schriebene Vergütung gewährt werden muss. untenstehenden Kasten. Wer sich für den vollständi- Die einen argumentierten, dass die Formulierungen gen Text der Clearingstelle EEG interessiert, der folge in § 19 EEG 2009 so auszulegen seien, dass für die dem angegebenen Internet-Link. (SJ) jeweils zuletzt hinzugekommene Anlage die Vergü- tungshöhe der auf dem Grundstück zuerst instal- lierten Anlage gewährt werden muss. Degressionen Hinweis 2011/11 der Vergütung zum Jahresende (oder letztes Jahr der Clearingstelle EEG zum 1.7.) sollten ihrer Ansicht nach für die jweilige Neuanlage nicht wirksam werden. Zusammenfassung Andere vertraten die Rechtsmeinung, dass die 1. Jedes PV-Modul ist eine Anlage i. S. v. § 3 Nr. Vergütungshöhe entsprechend des jeweiligen Inbe- 1 EEG 2009 (Anschluss an Empfehlung 2009/5 triebnahmezeitpunkts je Anlage festzusetzen sei. Man der Clearingstelle EEG vom 10.6.09). interpretierte, dass die Regelungen in § 19 (1) EEG 2. Die Vergütung für den in einer PV-Anlage 2009 nur zur Bestimmung der anteiligen Staffelver- erzeugten Strom richtet sich nach den zum gütung (größer 30 kW/100 kW usw.) des jeweiligen Zeitpunkt der Inbetriebnahme dieser Anlage Inbetriebnamejahres - also der dann geltenden Ver- jeweils geltenden Regelungen. Das gilt auch für gütungshöhe nach einer Degression - dienten. die Regelungen zur Degression der Vergütung Die Clearingstelle EEG bestätigte nun aus unserer in § 20 EEG 2009. Sicht folgerichtig die letztere Rechtsauffassung. Sie 3. Der Inbetriebnahmezeitpunkt einer PV-Anlage schreibt: „Die vergütungsseitige Zusammenfassung bestimmt sich nach dem Hinweis 2010/1 der von Anlagen nach dieser Regelung (Anm.: gemeint Clearingstelle EEG. ist § 19 (1) EEG 2009) hat allein zur Folge, dass die Vergütung hinsichtlich des jeweils zuletzt in Betrieb 4. Insbesondere führt eine vergütungsseitige gesetzten Generators so zu berechnen ist, als hande- Anlagenzusammenfassung gem. § 19 Abs. le es sich um eine einzige Anlage mit einer Leistung, 1 EEG 2009 nicht zu einer Modifikation des die der Summe der Leistungen der bisher in Betrieb Inbetriebnahmezeitpunktes eines PV-Moduls. genommenen einzelnen Anlagen entspricht.“ Maßgeblich für die Bestimmung des Vergü- tungssatzes bleibt der Inbetriebnahmezeitpunkt. Diese Rechtsauffassung der Clearingstelle EEG Ein Zubau von PV-Modulen innerhalb von zwölf wird jedoch nicht alle erfreuen. Diejenigen Anlagen- Kalendermonaten hat also nicht zur Folge, dass betreiber, die bereits zu hohe Einspeisevergütungen die zuletzt installierten Module den Inbetrieb- ausgezahlt bekommen haben, müssen ggf. mit nahmezeitpunkt der zuerst installierten Module Rückzahlungsforderungen rechnen. Dies dürfte aus zugeordnet bekämen oder umgekehrt. unserer Sicht jedoch nur dann gerechtfertigt sein, wenn die Vergütung vom Netzbetreiber unter Vor- Zwischenzeitliche Degressionsschritte sind behalt gewährt wurde. Nach § 195 ff BGB gilt eine damit aus schließlich für alle ab dem jeweiligen 3-jährige Verjährungsfrist. Sollte innerhalb dieser Degressions-Stichtag in Betrieb genommenen Frist keine Rückforderung der ausgezahlten Einspei- Module beachtlich.

Solarbrief 2/11 Solarenergie-Förderverein Deutschland e.V. 59 Betreiberberatung

Der SFV-Vergütungsrechner wurde erweitert!

Mit dem SFV-Vergütungsrechner mehrere PV-Anlagen gleichzeitig abrechnen

Vergütungsrechner Der Solarstrom-Vergütungsrechner, der allen der zuerst aufgeführten Anlage die Zählernummer, des SFV Interessierten die Abrechnung des privat erzeug- sowie die Zählerstände zu Beginn und am Ende zu finden unter ten Solarstroms erleichtert, wurde um wesentliche des Abrechnungszeitraums einzugeben. Die auf die www.sfv.de => Betreiber- Themen => Vergütungs- Funktionen erweitert. Nun ist es möglich, mehrere Einzelanlagen entfallenden Strommengen werden rechner Solarstromanlagen eines Anlagenbetreibers über entsprechend der Nennleistung der Einzelanlagen oder direkt unter eine Rechnung abzurechnen. automatisch vom Vergütungsrechner umgerechnet. http://www.sfv.de/rechner- eeg-verguetung/pv-vergue- Es können maximal drei Anlagen erfasst werden. Gilt für die gemeinsam abgerechneten Solar- tungsrechner.html Auch PV-Anlagen, die den produzierten Strom stromanlagen die 6- bzw. 12-Monatsfrist, so kann über einen gemeinsamen Einspeisezähler in das dies ebenfalls bei den Anlagen 2 und 3 ausgewählt öffentliche Netz einspeisen, können über den neuen werden. Der Rechner prüft anhand der entsprechen- SFV-Vergütungsrechner abgerechnet werden. Der den Angaben die Fehlerfreiheit der ausgewählten Gesamtstromertrag wird dann entsprechend der Ein- Verknüpfungen und kommentiert sie entsprechend. zelnennleistungen der PV-Anlagen aufgeteilt. Eben- Die Fehlermeldungen und kurzen Erläuterungen falls kann die Abrechnung unter Berücksichtigung der erscheinen dann im Textfenster (rechts). Eigenverbrauchsregelung durchgeführt werden. Wie auch bisher, wird die Gesamtrechnung automa- Der Vergütungsrechner funktioniert in folgender tisch erstellt. Diese kann dann im Bildschirm markiert, Weise: Man trägt neben dem Typ der Anlage (Dach- kopiert und dann in ein Textbearbeitungsprogramm und Fassadenanlage) und dem Abrechnungszeitraum (z.B. Editor, Word, OpenOffice) übertragen werden nun auch die Anzahl der Teilanlagen ein, wobei hier (erst Markieren und dann STRG C für Kopieren und maximal drei Anlagen ausgewählt werden können. Je STRG V für Einfügen). Dort können dann persönliche nach gewählter Anzahl werden entsprechend viele Angaben (Anschrift des Netzbetreibers, Standort der Abfragefenster generiert. Anlage, Bankverbindung) ergänzt, die Rechnung Für jede Anlage muss nun die Modul-Nennleistung nach eigenen Wünschen formatiert, später ausge- und das Inbetriebnahmedatum eingegeben werden. druckt und gespeichert werden. Auch die Eigenverbrauchsregelung kann hier für Die Programmierung unseres Rechners wurde wie jede Anlage getrennt ausgewählt werden. Darüber immer mit größter Sorgfalt durchgeführt. Beachten hinaus werden die Zählernummern und die jewei- Sie jedoch trotzdem, dass der SFV keine Gewähr für ligen Zählerstände abgefragt. Wird eine gemein- die errechneten Werte geben kann. (KW) same Messeinrichtung verwendet, so sind nur bei

Screenshot des Vergütungsrechners Solarbrief 2/11 60 Solarenergie-Förderverein Deutschland e.V. Betreiberberatung

Entsorgungsmöglichkeiten von Altmodulen

Die durchschnittliche Lebensdauer von Solarmo- Sammelstellen Anmerkung dulen beträgt in der Regel 25 Jahre. Nach Ablauf Grundlegende Informati- Ein etwas anderes Rücknahmsystem wird von PV dieser Zeit muss die Photovoltaikanlage abgebaut onen zum Thema wurden Cycle (2) aufgebaut: Modulmengen von bis zu 40 bereits im SB 2/10 in dem und fachgerecht entsorgt bzw. recycelt werden. Eine Artikel "Wohin mit ausge- Stück (außer Cadmium-Tellurid-Module) müssen zu gesetzliche Verpflichtung für Hersteller oder Installa- dienten Solarmodulen" aus- zertifizierte Sammelstellen von PV Cycle gebracht führlich erörtert. teure zur Rücknahme ihrer Module gibt es zur Zeit werden. Auf der Homepage www.pvcycle.org findet noch nicht. Auch wenn für viele Anlagenbetreiber man die nächstliegenden Sammelstellen. Zur Zeit das Thema Entsorgung erst in einigen Jahrzehnten Quellen: gibt es in Deutschland 60 Annahmestellen. Müssen aktuell wird: Bereits jetzt gibt es verschiedene Ent- (1) Solar German Cells größere Mengen entsorgt werden, kann eine Abho- GmbH, Schreiben vom 20. sorgungsmöglichkeiten für Altmodule. Mai 2011; Kontakt: www. lung vor Ort vereinbart werden. (3) solargermancells.de und Tel.: 0345-68235545 Eine kostenlose Rücknahme der Solarmodule, Vor-Ort-Abhol-Service (2) Hersteller und Händler dessen Hersteller Mitglieder von PV Cycle sind, ist von Solarmodulen haben Es gibt Entsorgungsunternehmen wie z.B. Solar gewährleistet. Ist der Hersteller des zu entsorgenden sich zusammengeschlos- sen, um ein europaweit German Cells GmbH (1), die einen kostenlosen Moduls kein Mitglied, sind eine Rücknahme und even- einheitliches freiwilliges Abhol-Service vor Ort anbieten. Das hier genannte tuell anfallende Kosten mit PV Cycle abzuklären. Rücknahme und Recycling- Unternehmen bietet zum Beispiel je nach Beschaffen- system aufzubauen. Eventuell besteht auch eine Entsorgungsmög- heit und Zustand der Module einen Pauschalbetrag (3) Kontakt PV Cycle: ope- lichkeit über Installateure oder Hersteller. So nimmt [email protected] oder für die Abgabe der Module an. Cadmium-Tellurid- Tel.: 0032-24001049. Sunicon GmbH, ein Tochterunternehmen von Solar- Module werden nicht entsorgt. Informieren Sie sich über World AG in 09599 Freiberg, kostenlos eigene Module Sonderbedingungen und FirstSolar, ein Hersteller von Cadmium-Tellurid-Mo- zurück. Die Kosten für den Transport müssen selbst Kosten! (4) Telefonische Mitteilung dulen, hat ein eigenes Entsorgungssystem aufgebaut getragen werden. Für die Annahme von Altmodulen von Frau Streiter, Suni- und gibt an, ab Demontage seine Module kostenfrei anderer Hersteller auf Siliziumbasis wird zur Zeit noch con GmbH 15.06.2011, Tel: zurückzunehmen. eine Gebühr erhoben (4). (PHJ) 03731-3013976

Sachmängelbezogener Austausch von Solarmodulen nach EEG 2004 Ergebnis des Empfehlungsverfahrens der Clearingstelle EEG

Die Clearingstelle EEG befasste sich in diesem Die Zuweisung dieses stets neuen Inbetriebnahme- Quelle: Empfehlungsverfahren mit der Frage, welches Inbe- datums führte leider zu wirtschaftlichen Belastungen Den vollständigen Text triebnahmedatum und damit welche Vergütungshöhe von Anlagenbetreibern. Denn im Falle eines Versi- des Empfehlungsverfah- rens finden Sie unter http:// ein auf Grund eines Sachmangels ausgetauschtes cherungsschadens erhält der Anlagenbetreiber für www.clearingstelle-eeg.de/ Solarmoduls erhalten muss. Dabei ging es ausdrück- die ausgetauschten Module nur noch die geringere empfv/2008/19 lich nur um die Solarmodule, die im Geltungsbereich Vergütung, allerdings wieder für 20 Jahre. Diese des EEG 2004 (also bis 31.12.2008) in Betrieb gesetzt Problematik führte dazu, dass Unsicherheit über die und ausgetauscht wurden. Die Clearingstelle EEG Höhe des von Versicherungen zu ersetzenden Scha- kam zu dem Schluss, dass für jedes ausgetauschte dens entstand und die Versicherbarkeit der Anlagen Solarmodul jeweils ein neues, durch die erneute erschwerte. Außerdem könnten Anlagenbetreiber Inbetriebsetzung festgeschriebenes Inbetriebnah- durch geringere Vergütungseinnahmen Probleme bei medatum gelten muss. Ihre Interpretation bezog sie der Rückzahlung von Bankdarlehen bekommen. vornehmlich auf den Anlagenbegriff. Demnach gilt Alle Anlagen, die nach dem 1. Januar 2009 in jedes einzelne Solarmodul als eine Anlage mit einem Betrieb gesetzt wurden, werden von dieser Rechts- eigenen Inbetriebnahmedatum. Wenn Solarmodule empfehlung nicht erfasst. Aber auch für diese Anlagen ausgebaut und durch fabrikneue Solarmodule ersetzt gibt es rechtlichen Klärungsbedarf, denn zur Nachfol- werden, erhalten die neu eingebauten Solarmodule geregelung zum Austausch von Solarmodulen (§ 21 zum Zeitpunkt ihrer individuellen Inbetriebnahme ihr (3) EEG 2009) gibt es ebenso Rechtsunsicherheiten. neues individuelles Inbetriebnahmedatum. (SJ)

Solarbrief 2/11 Solarenergie-Förderverein Deutschland e.V. 61 Leserbriefe / Internes

Leserbriefe

Absenkung der Solarstromvergütung: Risiko-Rücklagen und Versicherungen, Kosten für Transporte Brief an die Grünen und Endlagerung incl. Sanierung der Asse etc.) gerechnet würde, sähen die Preisverhältnisse anders aus. Die Verbrau- Ich bin Bezieher von Naturstrom und Mitglied im SFV, werde cher übersehen doch bei dem billigen Atomstrom, dass sie als aber wegen der suboptimalen baulichen Verhältnisse keine Steuerzahler die o.g. Kosten (und die Dividen für die E.on- und Solarstromanlage neben mein Solarthermie-Panel auf mein RWE-Aktionäre) mitbezahlen. Hausdach setzen können. Trotzdem halte ich die starke Ab- In diesem Sinne wünsche ich mir als langjähriger Grünen- senkung der Solarstromvergütung für nicht sinnvoll. Wähler ein kompromissloseres Engagement zugunsten der Hier wird doch nur zugunsten der Stromkonzerne gehandelt. dezentralen erneuerbaren Energie. Paul Goebbels, Aachen Seit wann ist in Deutschland das wirtschaftliche Wachstum nicht erwünscht? Die Energieriesen warnen vor einem zu schnellen Ausstieg aus der Stromerzeugung ihrer Großan- lagen. Und wenn es Subventionen aus der Brennelemente- Auszug eines Briefes an steuer gibt, werden sie bestimmt als Erste die Hände danach Umweltminister Röttgen ausstrecken. Dabei wäre doch die dezentrale Stromerzeugung sehr viel schneller zu generieren, da Machen Sie dieser „Schwafel-Runde“ Ethikkommission ein - dies keiner langen Planungen bedarf, Ende. (...) Zum Teufel mit Kernkraft, Desertec, Off-shore- Windanlagen, CCS-Kohlekraftwerken und viel zu langen - keine nennenswerten Widerstände durch Initiativen und Stromtrassen, zum Teufel mit den Energieoligopolisten. Ma- Kommunen (wie bei Großanlagen und Fernleitungen) zu chen Sie sich stark für verbrauchernahe Energieerzeugung erwarten sind, überall auf deutschem Boden. Die Politik sollte sich neue - die vielen kleinen Erzeuger flexibler gesteuert werden Finanzierungsquellen suchen. Zerschlagen Sie die Fesseln, können. Außerdem muss m. E. die Abhängigkeit von Importen die die Energieversorger der Politik angelegt haben. von Kohle, Uran, Gas, Öl (und auch Oekostrom) verringert Die entscheidende Energiewende ist der Wechsel von der werden. Bei aller Globalisierung schadet es sicher nicht, wenn zentralen zur dezentralen Energieerzeugung. Die erneuer- wir bei der Energieversorgung autarker werden. baren Energien sind das Mittel dazu. Wir brauchen endlich Statt dessen versucht man hier das Wachstum zu dosieren Energieautarkie auf möglichst allen Ebenen. und ermöglicht somit der ausländischen Solarindustrie (allen ... und vergessen Sie nicht den Wärmesektor! voran der chinesischen) weitere Wettbewerbsvorteile zu er- arbeiten. Natürlich investiert jeder nur bei Aussicht auf Profit. Das ist ethisch! Legen Sie die Energieversorgung zurück in Deshalb sollten die Grünen stärker in die Debatte bzgl. der die Hände der Bürger. Franz Bergen "nur durch das EEG höheren Strompreise" eingreifen. Wenn der "Atomstrom" mit den tatsächlichen Kosten (ausreichend

SFV-Mitgliederversammlung 2011

Termin: 12. November 2011, 19 Uhr Ort: Aachen, Bischöfliche Akademie - Für die ausschließliche Teilnahme an der Mitgliederversammlung ist keine Anmeldung erforderlich -

„Bausteine für eine rasche Energiewende“ Rahmenprogramm der Bischöflichen Akademie Aachen u.a. mit Beiträgen vom SFV, von Oliver Krischen (MdB, B90/Die Grünen) und Klaus Köln (Umweltfreundliche Energien [UfE] GmbH)

Termin: 12./13. November 2011 Anmeldung: Bischöfliche Akademie, E-Mail: [email protected], Tel: 0241/47996-29, Fax: 0241/47996-10, Leonhardstr. 18-20, 52064 Aachen, Tagungs-Nummer: A17235

Solarbrief 2/11 62 Solarenergie-Förderverein Deutschland e.V. Internes

Info-Stellen des SFV Wenn ein Vereinsmitglied zusätzlich einer der Info-Stellen zugeordnet sein möchte, so fließen seine Spenden und ein Drittel seines Beitrages dieser Info-Stelle direkt zu. Die Bundesgeschäftsstelle bleibt zentraler Ansprechpartner.

Amberg / Amberg-Sulzbach Vorsitz: Hans-Jürgen Frey, Lorenz Hirsch, Reichstr. 11, 92224 Amberg, Tel.: 09621-320057, Fax.: 09621-33193, http://www.solarverein-amberg.de, e-mail: [email protected], e-mail: [email protected]

Düsseldorf Vorsitz: Peter Köhling, Sebastiansweg 32, 40231 Düsseldorf, Tel.: 0211-227095 Fax: 0211-227076, e-mail: [email protected]

Nordbayern Vorsitz: Hermann Bähr, Thomas Biber, Hechlinger Str. 23, 91719 Heidenheim, Tel.: 09833-989255, Fax.: 09833-989257, e-Mail: [email protected], http://www.sfv-nordbayern.de, Bürozeit: Montags 17-19.00 Uhr

Würzburg Vorsitz: Manfred Dürr, Sascha Behnsen, Spessartstr. 10a, 97082 Würzburg, Tel.: 0931-4174488, Fax: 0931-4174489, e-Mail: [email protected], Treffen jeden 1. Montag im Monat: 20 Uhr, Gaststätte „Brückenbäck”, Zellerstr. 2, Würzburg.

Beitritt zum Solarenergie-Förderverein Deutschland e.V.

Ich will stimmberechtigtes Mitglied im SFV werden. Der Jahresbeitrag beträgt mind. 61,36 Euro, mind. 23,01 Euro (ermäßigt)

Meine Firma will Fördermitglied im SFV werden (nicht stimmberechtigt). Der Jahresbeitrag beträgt Euro (Höhe selbst bestimmen) Alle Mitglieder werden zentral von der Bundesgeschäftsstelle betreut. Wer mit seinem Mitgliedsbeitrag zusätzlich eine lokale Info-Stelle des SFV unterstützen möchte, findet oben die notwendigen Infos und Kontaktadressen.

Einzugsermächtigung: BLZ Kto-Nr.:

Name: ......

Straße: ......

PLZ/Ort: ......

Tel.: ...... Fax: ......

E-Mail:

(Bitte deutlich schreiben!)

Unterschrift:

Per Post, Fax oder E-Mail an: Solarenergie-Förderverein Deutschland e.V., Frère-Roger-Str. 8-10, 52062 Aachen Fax: 0241-535786, [email protected]

Solarbrief 2/11 Solarenergie-Förderverein Deutschland e.V. 63 G 8058 - Postvertriebsstück

Absender: Solarenergie-Förderverein Deutschland e.V. Bundesgeschäftsstelle, Frère-Roger-Str. 8-10 • D - 52062 Aachen

Karikatur: Gerhard Mester

Ergebnisoffener Stresstest für Atomanlagen?