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Föderalismusreform Zwischenbilanz Kultur-Enquete Zeitung des Deutschen Kulturrates Nr. 05/04 • September - Oktober 2004 www.kulturrat.de 3,00 € • ISSN 1619-4217 • B 58 662 Föderalismusreform Halbzeitbilanz Kulturenquete Arbeitsmarkt Kultur Deutsche Welle Bildungsreform Die Debatte um die Entflechtung Die Vorsitzende Gitta Connemann Welche Bedeutung die Künstlersozi- Welche Anforderungen sind an die Dass kulturelle Bildung für alle Be- der Kompetenzen von Bund und sowie die Obleute Siegmund Ehr- alversicherung für freiberufliche Reform des Deutsche Welle-Geset- völkerungsschichten sein muss, Ländern geht weiter. Franz Mün- mann, Günter Nooke, Ursula Sowa Künstler hat, streicht Angelika Krü- zes zu richten, welcher Nachbesse- unterstreicht Michael Sommer. tefering stellt die Handlungsfelder und Hans-Joachim Otto ziehen eine ger-Leißner heraus. Wie verändert rungsbedarf besteht am vorgeleg- Welche Bedeutung das Freiwillige der Föderalismuskommission dar. Zwischenbilanz der Enquete-Kom- sich der Arbeitsmarkt Kultur und wie ten Gesetzesentwurf und wie soll Kulturelle Jahr für Jugendliche ha- Es werden Vorschläge zur Kultur- mission „Kultur in Deutschland“. kann eine Alterssicherung für Kul- sich die Deutsche Welle künftig po- ben kann, schildern Kerstin Hüb- förderung des Bundes und der Olaf Zimmermann fragt nach dem turberufler aussehen? Autoren: Ca- sitionieren. Damit setzen sich Erik ner und Brigitte Schorn. Eske Nan- Länder, der Bildungsentwicklung Nutzen von Kommissionen und Hel- roline Dangel, Sigrid Betzelt, Bernd Bettermann, Heinrich Bleicher-Na- nen stellt die Kunsthalle Emden und der Vertretung deutscher Inte- ga Boldt nach kultureller Bildung als Fesel, Michael Recker, Christian Hel- gelsmann, Monika Griefahn und vor. Birgit Dankert will Schulbib- ressen in Europa debattiert. Lebensmitte(l). menstein und Michael Hennig. Bernd Neumann auseinander. liotheken zukunftsfähig machen. Seiten 1 – 5 Seiten 6 - 11 Seiten 20 - 24 Seiten 13 - 18 Seiten 27 - 29 Editorial Die Weichen richtig stellen Wegducken Für eine moderne Gesellschaft und ein zukunftsfähiges Land • Von Franz Müntefering er Leitartikel von Edmund Stoi- soll, gibt ihnen eine erfreuliche neue Schon am Anfang der Kommissions- den. Jeder in der Kommission muss staat darstellt, da habe ich meine Dber zur Föderalismusreform in Qualität. Bislang verhandelten die arbeit im November 2003 war klar, für jede Seite des Tisches mitden- Zweifel. Ob es so etwas wie ein der letzten Ausgabe von politik und Chefs der Staatskanzleien der Län- dass unsere bundesstaatliche Ord- ken. materielles Zugriffsrecht der Län- kultur hat die Diskussionslage ge- der und die Kulturstaatsministerin nung zeitgerecht modernisiert wer- Wir haben jetzt nur noch wenige der in bestimmten Bereichen ge- klärt. Kulturpolitik und Kulturförde- hinter verschlossenen Türen, be- den muss. „Zuviel Verflechtung, zu Monate. Dann muss die Entschei- ben kann, weil wir uns in diesen rung sind Thema der noch bis Ende kanntermaßen ohne Erfolg. Jetzt be- wenig Transparenz der politischen dung fallen über den Vorschlag, den Gebieten über eine Kompetenz- des Jahres tagenden gemeinsamen steht die Chance, in einer öffentli- Verantwortlichkeiten“ waren häufig wir an Bundestag und Bundesrat trennung nicht einigen können, ist Kommission von Bundestag und chen Debatte die strittigen Fragen zu hörende Klagen. Ziel war und ist, richten. Ich bin sicher, die Voraus- noch ungeklärt und bleibt Gegen- Bundesrat zur Modernisierung des zu erörtern. Es muss doch möglich dies bald zu ändern und die Hand- setzung für eine Entscheidung ist stand der Diskussion. Föderalismus. Alle, die geglaubt ha- sein zu klären, ob und unter wel- lungs- und Entscheidungsfähigkeit dann gegeben. Ich gehe davon aus, • Die Mischfinanzierungstatbestän- ben, man könnte sich wegducken, chen Bedingungen der Bund in der auf der Bundes- wie auf der Landes- die Mitglieder in dieser Kommission de werden modernisiert und flexi- wurden eines Besseren belehrt. Ge- Zukunft die Deutsche Schillergesell- ebene zu verbessern. wollen das alle so. bilisiert oder abgeschafft. Die Auf- rade die Kultur ist im Fokus der Fö- schaft, das Deutsche Literaturarchiv, deralismuskommission, da zentrale die Bayreuther Festspiele oder die ut ein halbes Jahr nach Beginn Entscheidungen auf anderen Felder, documenta fördern darf. Und es Gder Kommissionsarbeit ist die die nur mit einer grundgesetzän- muss auch möglich sein, die unsin- Antwort auf die Frage nach dem dernden 2/3-Mehrheit gefällt wer- nige Trennung der Kulturstiftung „Wie?“ dieser Veränderungen noch Platz schaffen zum Gestalten den können, an dem von Franz der Länder und der Kulturstiftung nicht gefunden – zumindest noch Müntefering in dieser Ausgabe be- des Bundes zu beenden. Edmund nicht schriftlich fixiert. Das irritiert braucht Zeit schriebenen „achteckigen Tariftisch“ Stoiber hatte in der letzten Ausgabe einige im Land, die unsere Arbeit öf- nur schwer zu erreichen sind. Doch von politik und kultur bereits seine fentlich begleiten. eine Kommission, deren Vorsitzen- grundsätzliche Zustimmung zur Fu- Die Gewissheit, dass gut Ding de, Ministerpräsident und CSU-Vor- sion der beiden Stiftungen angekün- Weile haben will, ist abhanden ge- Immerhin lässt sich heute schon gaben jedenfalls bleiben und es sitzender Stoiber und SPD-Partei- digt. Jetzt müssen die Bedingungen kommen im Lande. Man will sehen, einiges feststellen: müssen Regeln für deren Erledi- und Bundestagsfraktionsvorsitzen- für eine solche Fusion besprochen wie mit einem einzigen genialen • Art. 84 GG (Landeseigenverwal- gung gefunden werden. Wir müs- der Müntefering, und deren Mitglie- werden. Streich entschlossen der Knoten tung) soll in einen zustimmungs- sen die Möglichkeit nutzen, darü- der Ministerpräsidenten, Chefs der Doch noch wichtiger als die Klä- durchgeschlagen wird, man hat kei- freien Tatbestand umformuliert ber sachlich zu diskutieren. Auch Staatskanzleien und Politiker der rung dieser Einzelfälle, ist die Beant- ne Geduld, diesen Knoten aufzudrö- werden. Die Länder können dann unkonventionell. Für die SPD-Sei- ersten Reihe des Deutschen Bundes- wortung der grundsätzlichen Frage seln. Genau das muss aber sein, da- verfahrens- und organisations- te der Kommission äußert sich Vol- tages sind, wird nicht ohne ein Er- nach der Bedeutung der Kultur für mit Platz ist zum Gestalten. Seit No- rechtliche Regelungen selbst ab- ker Kröning, MdB, zu dieser The- gebnis abgeschlossen werden. Wenn unsere Gesellschaft. Franz Münter- vember 2003 haben wir eine ziem- weichend vom Bundesrecht re- matik auch in diesem Heft gründ- die unterschiedlichen Interessenla- fering beschreibt als Ziel der Födera- lich gründliche Analyse der Situati- geln. Dafür entfällt die Zustim- licher. gen schon den große Wurf, also eine lismuskommission, „diese Gesell- on und der Handlungsmöglichkei- mung des Bundesrates. Ob es hier Jedenfalls gilt: Der Solidarpakt II, umfassende Änderung des Grundge- schaft, dieses Land zu modernisie- ten gemeinsam erarbeitet. Die Fra- noch zu einer Sperrbefugnis des der vor drei Jahren von Bundestag setzes, nicht zulassen, dann sollen ren und zukunftsfähig zu erhalten gen – die richtigen Fragen – sind kla- Bundes für den Ausnahmefall und Bundesrat beschlossen wurde doch wenigsten einige deutliche und gerade im Bereich Bildung, In- rer geworden. Bekanntlich ist das kommen muss oder nicht, darüber und im nächsten Jahr in Kraft tritt, Kurskorrekturen angebracht werden. novation und Kultur“. Dieses Ziel die Chance, wenn nicht gar die Be- kann noch geredet werden. Im wird voll erfüllt! Und selbstver- Der Erste Parlamentarische Ge- muss auch in unserer Verfassung dingung, die richtigen Antworten zu Grundsatz sind wir aber in diesem ständlich ist ohnehin: Der Länder- schäftsführer der SPD-Bundestags- deutlich sichtbar sein. Nach der finden. Punkt ziemlich nahe beieinander. finanzausgleich behält seine fraktion, Wilhelm Schmidt, be- Wiedervereinigung scheiterte der Dabei wissen alle: Leicht ist die • Bei der Frage der Zustimmung bei Funktion. schreibt in dieser Ausgabe, was das Versuch ein Staatsziel „Bildung und Aufgabe nicht. Die Kommission ist Bundesgesetzen mit „erheblichen • Die Europafähigkeit des Grundge- besonders für die Kulturförderung Kultur“ im Grundgesetz zu veran- ein achteckiger Tariftisch. A gegen- Kostenfolgen“ – sozusagen als „Er- setzes bzw. des bundesstaatlichen des Bundes bedeuten kann. Die un- kern. Mit der Föderalismuskommis- über B. Länder gegenüber Bund. satz“ für die wegfallende Zustim- Handelns muss verbessert wer- geschriebenen Förderkompetenzen sion und der Enquete-Kommission Kleine Länder gegenüber große Län- mungsmöglichkeit bei Artikel 84 – den: Ob dazu eine Änderung des des Bundes müssen endlich geklärt „Kultur in Deutschland“ des Deut- der. Alle quer zu Europa. sehe ich eine konstruktive Ent- Art. 23 GG (Europäische Union) werden. Wilhelm Schmidt geht da- schen Bundestages erhalten wir eine Keine Tischseite allein hat die wicklung in der Debatte, noch kei- nötig ist (so tendenziell der Bund) von aus, dass die Föderalismuskom- zweite Chance, Versäumtes nachzu- 2/3-Mehrheit, die sie für die zentra- ne Lösung. oder nicht (so die Länder) ist strit- mission den Kulturverantwortlichen holen. Wegducken gilt dieses Mal len Entscheidungen brauchte. Wenn • Die Rahmenkompetenz des Art. 75 tig. Es könnten auch unterverfas- von Bund und Ländern einen klaren aber nicht. wir uns in diesem Stadium zu defini- GG (Rahmengesetzgebung des sungsrechtliche (gesetzliche oder Verhandlungsauftrag erteilen wird. tiv an ganz bestimmten Seiten des Bundes)