Ausg. Nr. 174 • 2. Mai 2018 Unparteiisches, unabhängiges Monats - magazin speziell für Österreicherinnen und Österreicher in aller Welt in vier verschiedenen pdf-Formaten http://www.oesterreichjournal.at Salzburg hat gewählt

Mit 94.642 von 253.396 Stimmen haben die SalzburgerInnen die ÖVP zum 14. Mal seit 1949 auf Platz eins gewählt. Wilfried Haslauer wird mit 37,8 Prozent neuerlich Landeshauptmann. Foto: ÖVP / Christian Georgescu Foto: ÖVP Freuen sich am Wahlabend über die Ergebnisse der ersten Hochrechnung: Landeshauptmann Wilfried Haslauer (Mitte) mit seiner Ehefrau Christina und Bundeskanzler und ÖVP-Bundesparteiobmann Sebastian Kurz; im Hintergrund (v.l.) Landeshauptmann-Stellvertreter Christian Stöckl, Salzburgs Bürgermeister Harry Preuner, Landesrätin Brigitta Pallauf und, verdeckt, Landesrat Sepp Schwaiger

m 22. April hat in Salzburg die turnus- winn von 8,8 PP mit 37,8 seine Partei massiv beit und den inhaltlichen Standpunkten der Amäßige Landtagswahl stattgefunden. zu stärken und Position eins im Land klar zu Partei. In einer fiktiven Direktwahl würde Landeshauptmann Wilfried Haslauer (ÖVP) bestätigen. Haslauer mit 46 Prozent noch vor seiner Par- kann sich über einen wesentlichen Erfolg Wichtigstes Wahlmotiv für die ÖVP war tei liegen. freuen: Ausgehend von 29,0 % Prozent um mit großem Abstand Spitzenkandidat Wil- Lesen Sie ab der Seite 49 über die Ergeb- Jahr 2013 es ihm gelungen, mit einem Zuge- fried Haslauer gefolgt von der bisherigen Ar - nisse und Wahlmotive… Ø

Sie sehen hier die Variante US Letter mit 72 dpi und geringer Qualität von Bildern und Grafiken ÖSTERREICH JOURNAL NR. 174 / 02. 05. 2018 2 Die Seite 2

Liebe Leserinnen und Leser, liebe Landsleute,

mit der in dieser Ausgabe beschriebenen Landtagswahl in Salzburg ist die Reihe der Wahlen für rund ein Jahr unterbrochen, nämlich bis zu der zum Europäischen Parlament am 26. Mai 2019. Sie können als österreichische Staatsbürgerinnen und Staatsbürger daran teilnehmen – wie, erfahren Sie auf https://www.bmeia.gv.at/reise-aufenthalt/leben-im-ausland/wahlen/stimmabgabe/ des Außenministeriums.

In zwei Monaten, am 1. Juli, wird Österreichs EU-Vorsitz beginnen und bis Ehrendoktorwürde für Eric Kandel 17 Ende des Jahres die Geschicke der EU wesentlich mitgestalten. Wir werden Sie hier gerne darüber informieren! Liebe Grüße aus Wien Michael Mössmer Der Inhalt der Ausgabe 174

Die bisher größte Auslandsreise: Kräftige Impulse für die Wirtschaft 62 Die Staatsspitze war in China. 3 Tourismusforum 63 Staatsbesuch in Jordanien 14 Eisenstadt hat Vorreiterrolle in Bundespräsident empfing der Kinderbetreuung 64 NS-Herrschaft im Burgenland 57 Überlebende des Holocaust 15 Mattersburg: Leben und Vereinigte Arabische Emirate Wirtschaft im Einklang 65 wichtiger strategischer Partner 16 Berlakovich ist neuer LK-Präsident 66 Ehrendoktorwürde an Eric Kandel 17 Engagierte Frauen rütteln auf Botschafterkonferenz in Linz 20 und verändern! 67 Karin Kneissl in Moskau 24 Restaurierung im Haydn-Haus 68 Neue Kulturinstitution in Moskau 25 Jahresausstellung auf Burg EU-Erweiterung – Leicht steigende Forchtenstein 70 Zustimmungsraten 26 ——————————————— Besetzung von Leitungs- funktionen im Ausland 27 Konjunktur weiterhin stark 72 Weltweit modernstes Edelstahlwerk 76 Wie Gesandtenbriefe das Hochkonjunktur beflügelt Nachfrage 73 Türken-Stereotyp prägten 28 ABB investiert 100 Mio. Euro 74 Abgestürzt, verschollen, gelyncht… Weltweit modernstes Edelstahlwerk 76 Alliierte Piloten zwischen 1943 30 Größtes Umwelt- und Lebensmittel- Oö. Entwicklungszusammenarbeit 32 labor in Wiener Neudorf 79 Wie ist es in der EU um die 1948 – Internationale Gerechtigkeit bestellt? 33 Menschenrechte für die Republik 80 Teddy Kollek. Der Wiener Klagenfurt erzählt Geschichte 82 Bürgermeister von Jerusalem. 36 GROHAG: »Durchstich« geschafft! 86 »Verdrängte Jahre« – ÖBB Wander »Femme 2018« vergeben 87 H“FUTURE on track 94 ausstellung in Mauthausen 38 Türkisch-Österreichisches Ein Nachruf auf Paul Singer 88 Wirtschaftsforum 41 Ehrenzeichen an Hans Penz 88 BBT: 61 Meter in 24 Stunden 42 »Gold« für Polster und Spiegel 89 Doppelmayr Cable Car baut Portisch Ehrenbürger von Wien 90 Cable Liner in London 43 Vorarlbergs Literaturpreis 2018 91 Bundesländer und die Welt 44 Rosalia wird DAC-Gebiet 92 Salzburg hat gewählt »Mein Welschriesling«2017 93 Ergebnis der Landtagswahl H2FUTURE on track 94 am 22. April 2018 49 Quantenphysiker erzielen Günther Platter wurde zum Tiroler Verschränkungsrekord 96 Landeshauptmann angelobt 55 OÖ. Landesausstellung 2018 100 Das Hochleistungsmikroskop Peter Kaiser wurde zum Kärntner Landeshauptmann angelobt 55 am Bungee-Seil 98 Impressum: Eigentümer und Verleger: Österreich Wirtschaftsstandort stärken 56 7T-Scanner liefert präzise Journal Verlag; Postadresse: A-1130 Wien, Dr. Scho - Landkarte der Gehirnaktivität 99 ber-Str. 8/1. Für den Inhalt verantwortlicher Her - »Burgenland Journal« ausgeber und Chefredakteur: Michael Mössmer; Lek - OÖ. Landesausstellung 2018 100 Schicksalsjahr 1938 – torat: Maria Krapfenbauer. jede Art der Ver öffentli - NS Herrschaft im Burgenland 57 Von Abrogans und Nibelungen 106 chung bei Quellenangabe ausdrücklich erlaubt. Fotos S. 1: ÖVP / Christian Georgescu. S. 2: MedUni Wien / Sicherheitsgipfel 59 Artstetten – Durchs Schlüsselloch: Martin Hörmandinger; Burgenländischer Landes- Geschichte erzählt! 108 Land Burgenland beteiligtsich medienservice; voestalpine AG; H2FUTURE; Land an Joanneum Research 60 ÖJ-Kreuzworträtsel 110 OÖ / Sandra Schauer

In Zusammenarbeit mit dem Auslandsösterreicher-Weltbund und »Rot-Weiss-Rot« – http://www.weltbund.at ÖSTERREICH JOURNAL NR. 174 / 02. 05. 2018 3 Österreich, Europa und die Welt Die bisher größte Auslandsreise: Die Staatsspitze war in China.

Auf Einladung des Staatspräsidenten der Volksrepublik China, Xi Jinping, hat Bundespräsident Alexander Van der Bellen mit einer rund 250köpfigen Delegation der Volksrepublik China vom 6. bis 13. April 2018 einen Staatsbesuch abgestattet. Foto: HBF / Peter Lechner Foto: HBF Begrüßungzeremonie für Bundespräsident Alexander Van der Bellen durch den Staatspräsidenten der Volksrepublik China XI Jinping im Zhongnanhai, dem Regierungsitz, mit militärischen Ehren

ei keiner Auslandsreise bisher hat es Beine höherrangige Begleitdelegation gegeben“, sagte Bundespräsident Alexander Van der Bellen im Vorfeld der zwischen 7. und 12. April stattgefundenen Visite. Rund 170 Unternehmer, darunter WKÖ-Präsident Christoph Leitl, sowie 30 WissenschaftlerIn- nen und Kulturschaffende waren mitgereist. „Der Staatsbesuch soll dem weiteren Ausbau der bilateralen Beziehungen dienen, vor al - lem in den Bereichen Wirtschaft, Wissen- schaft, Kultur und Umwelt“, sagte der Bun- despräsident. So könne China etwa beim Um weltschutz oder Städtebau vom österrei- chischen Know-How profitieren. Auch Chi na wolle saubere Seen und Flüsse. „Viel zu bie- ten“ hätten österreichische Unternehmen auch im Hinblick auf die Olympischen Win- terspiele 2020 in Peking. Außerdem wolle Österreich im Forschungsbereich an der sehr dynamischen Entwicklung in China partizi- Foto: HBF / Peter Lechner Foto: HBF pieren. In Vorbereitung waren auch Verein- Herzliche Begrüßung von Bundespräsident Alexander Van der Bellen und seiner Frau Doris barungen zum Kulturaustausch. Schmidauer bei ihrer Ankunft in Peking

»Österreich Journal« – http://www.oesterreichjournal.at ÖSTERREICH JOURNAL NR. 174 / 02. 05. 2018 4 Österreich, Europa und die Welt Foto: HBF / Peter Lechner Foto: HBF Arbeitsgespräch mit Staatspräsident XI Jingping und Bundespräsident Alexander Van der Bellen im Beisein der Delegationen

„Mich persönlich interessiert besonders Überkapazitäten zu schützen“. Zum als ge- takte auf allen Ebenen zwischen beiden Län- das reiche Kulturerbe Chinas und der gewal- ring kritisierten österreichischen Engagement dern zu intensivieren, insbesondere in Form tige wirtschaftliche Aufschwung des Lan- beim chinesischen Milliarden-Infrastruktuk- von regelmäßigen Konsultationen zu bilate- des“, sagte der Van der Bellen. Neben Präsi- projekt „Neue Seidenstraße“ räumte Kurz ralen, internationalen und regionalen Themen dent Xi Jinping, Ministerpräsident Li Keqi- ein, daß es „immer Luft nach oben“ gebe. Ös- von beiderseitigem Interesse, um ge mein sa- ang und Parlamentspräsident Li Zhanshu terreich sehe die chinesischen Pläne „grund- me Positionen auszuarbeiten und das gegen- waren auch Treffen mit Menschenrechtlern sätzlich positiv“. Die schwarz-blaue Bun des - seitige politische Vertrauen zu festigen. geplant. „Das haben wir vor“, sagte er auf regierung wolle diesbezüglich besser abge- eine entsprechende Frage der APA. Er wollte stimmt vorgehen, versprach der Bundeskanz - 2. Die Strategische Partnerschaft dient da - es diesbezüglich ähnlich halten wie jüngst in ler. So werde in China das gemeinsame Auf- zu, die bilateralen Beziehungen ständig der Ukraine. Daß die kommunistische Füh- treten verschiedener Ministerien im Rahmen weiterzuentwickeln, aufbauend auf den be- rung in Peking verschnupft reagieren könn- des Besuchs „sehr positiv wahrgenommen“, reits bestehenden bilateralen Vereinbarungen te, glaubte der Bundespräsident nicht. „Das fügte er hinzu. und auf der Basis des gegenseitigen Re- sind keine Geheimtreffen. Die Schnupfenge- Begleitet wurde Bundespräsident Alexan- spekts, der Gleichheit und des Verständnis- fahr ist gebannt“, scherzte er. Alexander Van der Van der Bellen von Bundeskanzler Seba- ses für die Entwicklungen des jeweils ande- der Bellen räumte ein, daß Österreich und stian Kurz, Karin Kneissl, BM für Europa, ren Staates. In diesem Zusammenhang be- China in Menschenrechtsfragen unterschied- Integration und Äußeres, Elisabeth Köstin- kräftigt Österreich seine Anerkennung und liche Auffassungen haben und verwies dies- ger, BM für Nachhaltigkeit und Tourismus, Anwendung des Ein-China-Prinzips. bezüglich auf die Teilnahme Österreichs am Norbert Hofer, BM für Verkehr, In novation EU-China-Menschenrechtsdialog. und Technologie, und Margarete Schram- 3. Österreich begrüßt und unterstützt die Bundeskanzler Sebastian Kurz betonte, böck, BM für Digitalisierung und Wirt- chinesische „Ein Gürtel eine Straße“-Initiati- daß die UNO-Vetomacht China etwa beim schaftsstandort, begleitet. ve. Beide Seiten bekräftigen ihre Bereit- Kampf gegen den Klimawandel oder dem schaft, sich im Rahmen dieser Initiative über Nordkorea-Konflikt ein wesentlicher inter- konkrete Projekte auszutauschen und Pro- nationaler Player sei. Das Land sei aber auch Gemeinsame Erklärung jekte voranzutreiben, zur Unterstützung der wirtschaftlich „eine aufstrebende Super- Unternehmen und um daraus beiderseitigen macht“. Mit einem Wirtschaftswachstum von Um die Zusammenarbeit im Interesse Nutzen zu ziehen. Sie werden ebenso die heuer 6,5 Prozent zähle China zu den am beider Länder und beider Völker zu vertie- Möglichkeiten für Kooperationen mit Dritt- schnellsten wachsenden Volkswirtschaften, fen, haben Österreich und China beschlossen, ländern ausloten. Als Bereiche der Zu sam - und auch die dortige Mittelschicht wachse ihre Beziehungen auf die Ebene einer von menarbeit bieten sich zum Beispiel Infra- „extrem schnell“. China sei somit ein „Land Freundschaft getragenen Strategischen Part- struktur (Transport, Energie und Telekom- mit einem irrsinnigen Potential“ für österrei- nerschaft anzuheben. Mit dieser Strategischen munikation), Logistik, Technologie, Digita- chische Unternehmen, von denen schon jetzt Partnerschaft anerkennen Österreich und lisierung, Umwelt und Nachhaltigkeit, länd- über 900 im Land tätig seien. China die Bedeutung, Vielfalt und Intensität, liche Entwicklung, Kultur, Tourismus sowie Neben gemeinsamen Interessen gebe es die den bilateralen Beziehungen heute zu- Finanzdienstleistungen an. aber auch „heikle Themen“, räumte der kommt. Österreich und China sind bereit, die Koope- Bundeskanzler ein. Es gehe nämlich darum, 1. Im Rahmen der Strategischen Partner- ration im Rahmen der Asiatischen Infra- „die europäische und österreichische Wirt- schaft beschließen Österreich und China, struktur- und Investitionsbank weiter zu ver- schaft vor unlauterem Wettbewerb oder auch den hochrangigen Austausch sowie die Kon- stärken. China begrüßt die Teilnahme Öster-

»Österreich Journal« – http://www.oesterreichjournal.at ÖSTERREICH JOURNAL NR. 174 / 02. 05. 2018 5 Österreich, Europa und die Welt reichs als Beobachter an der Zusammenar- bei der Forschung, Aufzucht und Betreuung voranzutreiben. Dabei kommt dem Amtssitz beit zwischen China und den osteuropäi- von Pandabären. der Vereinten Nationen in Wien eine beson- schen Ländern (16+1). dere Bedeutung zu, insbesondere in den Be- 11. Die bestehende Zusammenarbeit in den reichen der Nonproliferation und der nukle- 4. Österreich und China betonen die Wich- Bereichen Umweltschutz und Bekämpfung aren Abrüstung sowie bei der Zusammenar- tigkeit von Kontakten auf Unternehmens- des Klimawandels wird von beiden Seiten beit im Rahmen der IAEO. ebene, inklusive auf Ebene der kleineren und gewürdigt und fortgesetzt. Beide Seiten wer- mittleren Unternehmen. Österreich steht chi- den verstärkt bei der Bekämpfung von Um- 16. Österreich und China werden gemein- nesischen Investitionen offen gegenüber, die weltverschmutzung, Förderung von erneuer- sam zur Vertiefung der umfassenden strate- beiden Seiten Vorteile bringen. baren Energien und nachhaltiger Urbanisie- gischen Partnerschaft zwischen der EU und rung zusammenarbeiten. China beitragen, in deren Rahmen die Wei- 5. Österreich und China begrüßen die Unter- terentwicklung der Handelsbeziehungen, der zeichnung eines bilateralen Rechtshilfeab- 12. Österreich und China sind Mitglieder Investitionen sowie der Konnektivität eine kommens in Strafsachen. Nach Evaluierung der Vereinten Nationen und streben danach, wichtige Rolle spielt. Während seines EU- des Rechtshilfeabkommens werden beide im Sinne der Zielsetzungen und Prinzipien Ratsvorsitzes in der zweiten Jahreshälfte 2018 Sei ten ein allfälliges Auslieferungsabkom- der Charta der Vereinten Nationen, dauerhaf- wird Österreich sich für eine konstruktive men prüfen. ten Frieden, allgemeinen Wohlstand, nach- und vertrauensvolle Zusammenarbeit zwi- haltige Entwicklung und Sicherheit in der schen der EU und China einsetzen. 6. Österreich und China haben das gemein- Welt zu fördern. Österreich und China wer- same Bestreben, ihre Märkte für Qualitäts- den weiterhin die Gedanken einer multipola- 17. Beide Seiten erklären sich bereit, im produkte gegenseitig zu öffnen, unter Be- ren Welt und eines Multilateralismus, der sich Rahmen des Asien-Europa-Treffens (ASEM) rücksichtigung der jeweiligen nationalen auf internationales Recht und universell an - ihre Koordination zu intensivieren, um ge - Sicherheits- und Qualitätskontrollen. Dies erkannte Normen stützt, fördern. Sie setzen meinsam die ergebnisorientierte Zusammen- trifft zum Beispiel auf den Export von öster- ihre Bemühungen fort, um gemeinsam inter- arbeit und die Konnektivität zu fördern. reichischem Schweinefleisch und Früchten nationale Beziehungen aufzubauen, die auf nach China zu. China begrüßt die Teilnahme gegenseitigem Respekt, Gerechtigkeit, Recht 18. Die positiven Beiträge der chinesischen Österreichs an der ersten Internationalen Im - und Zusammenarbeit zum gemeinsamen bzw. österreichischen Bürger und Bürgerin- portmesse in China im November 2018. Wohle begründet sind. Beide Seiten unter- nen im jeweils anderen Land zu wirtschaft- streichen die Bedeutung der Förderung und licher und gesellschaftlicher Entwicklung, 7. Im Hinblick auf die Ausrichtung der des Schutzes der Menschenrechte und der zu kulturellem Austausch und zur Stärkung Olympischen Winterspiele 2022 in China Grundfreiheiten im Sinne der Charta der Ver- der Freundschaft beider Länder werden an- bietet Österreich seine umfassende Erfah- einten Nationen. erkannt. Beide Seiten werden sich bemühen, rung und Expertise an. Beide Staaten werden die Integration im jeweiligen Gastland zu sich dazu in den kommenden Jahren noch 13. Österreich und China bekennen sich fördern. stärker austauschen. Das „EU-China Touris- zur Bekämpfung des Terrorismus in all sei- musjahr 2018“ soll genutzt werden, um die nen Formen und unterstützen die entspre- 19. Als Zeichen der intensiven und erfolg- Zusammenarbeit im Tourismusbereich zwi- chenden internationalen Maßnahmen unter reichen Zusammenarbeit zwischen Österreich schen China und Österreich zu intensivieren. der Schirmherrschaft der Vereinten Nationen. und China wurden folgende Kooperations- Auch bei der Bekämpfung von grenzüber- vereinbarungen unterzeichnet: 8. Österreich und China schließen, in Um - schreitender Kriminalität, Korruption und 1. Vertrag zwischen der Republik Öster- set zung des bestehenden Kulturabkommens, Cyberkriminalität werden beide Seiten ver- reich und der Volksrepublik China über die ein neues Kulturarbeitsprogramm für den stärkt kooperieren. Rechtshilfe in Strafsachen Zeitraum 2018 bis 2021 ab. Beide Seiten un - 2. Absichtserklärung zur Seidenstraße terstützen die Einrichtung eines chinesischen 14. Österreich und China werden sich zwischen BMVIT und Nationaler Entwik- Kulturzentrums in Wien. weiterhin für eine offene und inklusive Welt- klungs- und Reformkommission der Volks- wirtschaft, für die Bekämpfung von Protek- republik China 9. Beide Seiten wollen ihre Innovationszu- tionismus und für die Aufrechterhaltung des 3. Gemeinsame Absichtserklärung über sammenarbeit in den Bereichen Wissen- regelbasierten und multilateralen Handelsre- die Zusammenarbeit auf dem Gebiet der schaft und Technologie weiter verstärken und gimes, mit fairem Wettbewerb, einsetzen. angewandten Forschung und Innovation eine engere Kooperation zwischen Innova- Beide Seiten stimmen darüber ein, daß Welt- 4. Aktionsplan für die Zeitperiode 2018- tionsträgern wie Hochschulen und For- handel und Investitionen, unter Einhaltung 2020 zwischen BMVIT und Verkehrsmini- schungseinrichtungen beider Länder voran- der von der WTO aufgestellten Regeln, er - sterium der Volksrepublik China treiben. Die Zusammenarbeit betreffend leichtert werden sollen. 5. Memorandum of Understanding zur Quantenkommunikationstechnologien wird Vertiefung des Austauschs sowie der Zu sam- von beiden Seiten als vorbildhaft angesehen. 15. Im Rahmen von internationalen Orga- menarbeit im Bereich des modernen Handels nisationen, wie Vereinte Nationen, WTO und 6. Kulturaustauschprogramm zwischen 10. Im Sinne der Freundschaft zwischen IMF, werden beide Seiten verstärkt zusam- der Regierung der Volksrepublik China und beiden Völkern freuen sich Österreich und menarbeiten, um gemeinsam Prosperität und der Regierung der Republik Österreich für China auf eine weitere gute Zusammenarbeit Stabilität in der Welt zu gewährleisten und die Jahre 2018-2021

»Österreich Journal« – http://www.oesterreichjournal.at ÖSTERREICH JOURNAL NR. 174 / 02. 05. 2018 6 Österreich, Europa und die Welt

7. Memorandum of Understanding für Zusammenarbeit im Bereich des Sports 8. Memorandum of Understanding „In - tellectual Property Rights – Patents“ 9. Memorandum of Understanding über Mobilität der Forschenden 10. Memorandum of Understanding über die Zusammenarbeit im Bereich E-Commerce 11. Gemeinsame Erklärung betreffend Ausweitung des Memorandum of Under- standing „on the piloting of the Patent Prose- cution Highway“.

Wirtschaftsforum » Connect China 2018« Bundeskanzler Sebastian Kurz betonte im Rahmen des bilateralen Wirtschaftsforums „Austria Connect China 2018“ am 8. April, daß durch die Reise der Ausbau der wirt- oben: Bundeskanzler Sebastian Kurz mit dem Vorsitzenden der größten Bank der Welt, ICBC- schaftlichen Kooperation beider Länder ent- Chairman Yi Huima und unten beim bilateralen Wirtschaftsforum »Austria Connect China 2018« scheidend vorangetrieben werden könne. „Wir können Verträge im Ausmaß von 1,5 Milliarden Euro abschließen. China ist ein Wirtschafts-Turbo“, so Kurz, der am 9. April auch mit dem Vorsitzenden der größten Bank der Welt, ICBC-Chairman Yi Huima, zu - sammentraf. Dabei wurde Wien als mög- licher Standort des ICBC-Hauptquartiers für Mittel- und Osteuropa angesprochen. Der Bundeskanzler sah dabei vor allem die „Stär- kung des Finanzplatzes Österreich und unse- re Position als Tor zu Mittel- und Osteuropa“ als starkes Signal, das dadurch ausgesandt werden würde. Derzeit seien noch die Prü- fungen der österreichischen Finanzmarktauf - sicht und der Europäischen Zentralbank am Laufen. Zudem bekräftigte Kurz die Bedeutung eines fairen und freien Welthandels. Ein Han- Fotos: BKA / Dragan Tatic Fotos: v.r.: Verkehrsminister Norbert Hofer, Außenministerin Karin Kneissl, Bundespräsident Alexander Van der Bellen, Bundeskanzler Sebastian Kurz, Nachhaltigkeits- und Tourismusministerin Elisabeth Köstinger und Wirtschaftsministerin Margarete Schramböck

»Österreich Journal« – http://www.oesterreichjournal.at ÖSTERREICH JOURNAL NR. 174 / 02. 05. 2018 7 Österreich, Europa und die Welt

delskrieg müsse vermieden werden, da Han- delsbeschränkungen gerade für ein ex - portorientiertes Land wie Österreich negati- ve Auswirkungen haben können. Kurz be- tonte zudem, daß er jede Form von Protek- tionismus ablehne. Auch der chinesische Markt sei protektionistisch und nicht so frei zugänglich, kritisierte er. „Da würden wir uns mehr Rechtsstaatlichkeit und Planbar- keit wünschen.“ Er erwarte sich diesbezüg- lich eine weitere schrittweise Öffnung seitens der chinesischen Führung. Diese erkenne be- reits, daß bisherige Öffnungsprozesse für ihr Land förderlich seien. Auch Van der Bellen, Kneissl, Schram- böck, Köstinger, Hofer sowie Leitl nahmen an Gesprächspanels des Wirtschaftsforums teil. Foto: HBF / Dragan Tatic Foto: Bundespräsident Alexander Van der Bellen nach seinem Arbeitsgespräch mit dem chinesi- Staatspräsident XI: »Sie haben schen Ministerpräsidenten Li Keqiang den Frühlingswind gebracht!« Es war ein Empfang mit allen militäri- die Bäume. Wir freuen uns darüber.“ Xi Zuvor war die Delegation mit Regie- schen Ehren und einer jubelnden Kinder- nahm dies erfreut zur Kenntnis. So eine gros- rungschef Li Keqiang zusammengetroffen. schar: Bundespräsident Alexander Van der se Delegation aus Österreich habe es noch Ge nerell standen bei dem Staatsbesuch Wirt- Bellen und fünf Vertreter der schwarz-blau- nie gegeben. „Das ist ein Zeichen – ein Zei- schaftsfragen im Zentrum. Kritische Fragen en Bundesregierung sind am 9. April in Pe- chen, wie wichtig der Besuch ist.“ wie Menschenrechtsthemen würden nur in king mit der Staatsspitze Chinas zusammen- Österreich sei ein wichtiger Partner, Chi- persönlichen Gesprächen erörtert, hieß es getroffen. na bereit, die Freundschaft zu vertiefen, sag- bereits im Vorfeld der Treffen. „Sie haben den Frühlingswind gebracht“, te Chinas Staatspräsident. Daß die neue Bun - Gastgeber beim Bankett im Goldenen sagte Präsident Xi Jinping zur Begrüßung. desregierung den Ausbau der Seidenstraße in Saal der Großen Halle des Volkes war nach Alexander Van der Bellen nahm den Ball ihr Programm aufgenommen habe, sei be- den Delegationsgesprächen Staatspräsident auf: „Der März in Wien war kalt, hier grünen sonders erfreulich. Xi Jinping. Von Österreich wurde dabei eher Wert darauf gelegt, die „gegenseitige Affi- nität im Kulturbereich“ zu betonen. Eine be- sondere Note brachte daher Anna Cäcilia Pföß ins Spiel. Sie ist erst sieben Jahre alt und damit auch ein kleines Wunderkind wie der Komponist Wolfgang Amadeus Mozart. Sie spielte auf jenem aus Salzburg mitgebrach- ten Instrument, das schon „Wolferl“ als klei- ner Bub in Händen gehalten hatte. Sie trug Werke Mozarts sowie österreichische und chinesische Volksweisen vor. Am Klavier be gleitet wurde sie vom Präsidenten der Stif- tung Mozarteum, Johannes Honsig-Erlen- burg. Einen Bezug zur Musik hat auch Xis Frau Peng Liyuan. Sie war früher eine bekannte Sängerin. Ihren letzten Auftritt hatte sie dem Vernehmen nach vor rund zehn Jahren an der Wiener Staatsoper. Peng erhielt daher eine Mu sikedition der Wiener Philharmoniker so - wie eine Rose der Firma Swarovski. Der Prä - sident selbst wurde mit einem Teeservice von Augarten bedacht. Dazu bekam er eine Skijacke der Firma Sportalm und Alpinski (Fischer) geschenkt. Hintergrund: Peking

Foto: HBF / Dragan Tatic Foto: trägt 2022 die Olympischen Winterspiele Staatspräsident XI Jinping: »Sie haben den Frühlingswind gebracht!« aus.

»Österreich Journal« – http://www.oesterreichjournal.at ÖSTERREICH JOURNAL NR. 174 / 02. 05. 2018 8 Österreich, Europa und die Welt

Auftakt des Asien-Schwerpunkts der österreichischen Diplomatie „Ein Zeitenwechsel ist im Gange: vom transatlantischen zum pazifischen Zeitalter. Wir müssen den veränderten geopolitischen Gegebenheiten Rechnung tragen“, erklärte Außenministerin Karin Kneissl am Beginn des Staatsbesuchs. So sei China in den letzten Jahren nicht nur zur Wirtschaftsgroßmacht aufgestiegen, sondern habe sich auch zu einem global player entwickelt, der willens sei, auch bei Problemen, wie etwa dem Klimawandel, eine konstruktive Rolle zu spielen. „Öster- reich begrüßt auch die Seidenstraßeninitiati- ve. Sie eröffnet für China und Österreich wertvolle Möglichkeiten, auf Drittmärkten zu kooperieren“, so die Außenministerin.

„Der Staatsbesuch in China ist Auftakt HBF / Peter Lechner Foto: für den neuen Asien-Schwerpunkt der öster- Bundespräsident Alexander Van der Bellen mit seiner Frau Doris Schmidauer und Staats- präsident XI Jingping mit seiner Frau Peng Liyuan beim BOAO-Forum reichischen Diplomatie“, so Kneissl. Denn das beeindruckende Wachstum der aufstre- Seite zeigte sich dabei auch an der Nahost- dent hat bei seiner Rede eine Lanze für wirt- benden Schwellenländer mache Asien expertise der Außenministerin interessiert. schaftliche „Offenheit und Innovation“ ge- gleichzeitig zum attraktiven Handelspartner Als künftigem EU-Ratsvorsitz komme Ös- brochen. Das korrelierte mit der Ankündi- und zur begehrten Herkunftsregion für den terreich eine wichtige Brückenfunktion zu. gung von Chinas Präsidenten, China weiter Incoming Tourismus. „Mir geht es darum, in Beide Seiten betonten zudem ihr Interesse an zu öffnen. den nächsten Jahren in Asien vermehrt Ver- der vollen Aufklärung des Falles Skripal. Diese Begriffe dürften aber nicht zu trauen aufzubauen und Österreich als Ver- Schlagworten werden, sondern müßten eine mittler und Standort für Diplomatie und »Sogenannte Handelskriege sind hohe Qualität aufweisen, um sie zu einer Wirtschaft zu positionieren.“ das letzte, was wir brauchen!« Quelle des Wohlstands zu machen, sagte Van Kneissl nützte das Treffen mit ihrem chi- Bundespräsident Alexander Van der Bel- der Bellen. Handelskriege würden sich letzt- nesischen Amtskollegen Wang Yi auch, um len und Chinas Staatspräsident Xi Jinping lich „für alle“ schlecht auswirken, erklärte die Menschenrechtslage zu erörtern. „Die nahmen am 10. April am BOAO-Forum auf Van der Bellen vor dem Hintergrund weltpo- Wah rung und der Respekt der Menschen- der chinesischen Tropeninsel Hainan teil, wel- litischer Verwerfungen wie des Konflikts um und Bürgerrechte sind unabdingbare Voraus- ches nach dem Vorbild des World Economic die von den USA verhängten Strafzölle. Von setzung für eine stabile und nachhaltige Ent- Fo rum Davos 2001 von 26 asiatischen und diesen ist auch China betroffen, das seiner- wicklung und Gesellschaft“, betonte die pa zifischen Staaten gegründet wurde und die seits Maßnahmen setzte. Allerdings gebe es Außenministerin. Die beiden Minister be - wirtschaftliche Integration asiatischer Län - auch im Reich der Mitte noch zu viel Protek- sprachen auch die aktuellen Entwicklungen der fördern soll. tionismus sowie politischen und staatlichen in Rußland und internationale Krisenherde, „Sogenannte Handelskriege sind das letz- Einfluß auf die Wirtschaft, wodurch der freie wie zum Beispiel Syrien. Die chinesische te, was wir brauchen!“ – der Bundespräsi- Marktzugang eingeschränkt sei. Foto: HBF / Peter Lechner Foto: Bundespräsident Alexander Van der Bellen bei seiner Rede vor dem BAOA-Forum auf Hainan

»Österreich Journal« – http://www.oesterreichjournal.at ÖSTERREICH JOURNAL NR. 174 / 02. 05. 2018 9 Österreich, Europa und die Welt

und umgekehrt, so Alexander Van der Bellen sinngemäß. Solche Kontakte und Projekte müssten immer auf beide Seiten ausgerichtet sein und dürften nicht unilateral erfolgen, ließ Van der Bellen eine leise Mahnung durch- blicken. Zudem forderte Van der Bellen mit Nach- druck Nachhaltigkeit und „grüne Entwick- lung“ ein. Dieses Anliegen sei ihm immer sehr am Herzen gelegen. „Ich bin überzeugt, daß eine grüne Wirtschaft für mehr Wohl- stand sorgen wird, nicht nur für diese Gene- ration“, sagte der Bundespräsident, der am in Peking auch an einem Öko-Forum teilge- nommen hatte, bei dem Umwelt- und Nach- haltigkeitskonzepte für China vorgestellt wurden. „Wir müssen das Klimaschutzab- kommen von Paris und unser grünes Wachs-

tums aufrechterhalten und noch weiter tra- Foto: BKA / Dragan Tatic Dragan / BKA Foto: Bundeskanzler Sebastian Kurz wird von Staats präsident XI Jingping begrüßt. gen.“ Ein weiterer entscheidender Faktor für In Gegenwart seines Gastgebers, des chi- präsident in seiner kurzen Rede und brachte Offenheit und Innovation sei ein gut funktio- nesischen Staats- und Parteichefs, erinnerte Österreich als Beispiel. Der Außenhandel sei nierendes System eines effektiven Multilat- der Bundespräsident daran, daß China vor das Rückgrat der österreichischen Wirtschaft. eralismus, hielt Van der Bellen in seiner An- den von Deng Xiaoping eingeführten Refor- Sechs von zehn Euro würden durch Exporte sprache fest, ebenso die Gewährleistung men ein ökonomisch armes Land gewesen sei verdient. „Ein freies, faires und zuverlässi- einer regelbasierten multilateralen Ordnung. und gratulierte zu den seit damals erfolg- ges weltweites Handelsregime ist entschei- „Asien war seit Jahrzehnten der Motor des reich durchgeführten Reformen und Öff- dend für Österreich.“ Wachstums der Weltwirtschaft“, setzte der nungsprozessen. Von wirtschaftlicher Offenheit würden Bundespräsident fort. „In Verbindung mit der Auch Xi ging in seiner rund halbstündi- aber nicht nur kleine Länder wie Österreich Erholung der europäischen Wirtschaft waren gen Rede darauf ein, daß heuer der 40. Jah- profitieren, sondern „jede Volkswirtschaft in die Aussichten auf eine Welt größeren Wohl- restag des Beginns der Öffnung sei, die das Asien, Europa und darüber hinaus“. Die stands noch nie besser“, blickte Van der Bel- chinesische Volk aus der Armut geführt ha- Kontinente wüchsen technologisch wie wirt- len positiv in die Zukunft. Aus wenn es noch be. „Beim Durchschreiten des Flusses haben schaftlich immer enger zusammen und ver- einige Herausforderungen zu bewältigen wir aber auch die Steine gespürt.“ Diese netzten sich, erklärte der Bundespräsident und gebe. „zweite Revolution“ der Reformen einer so- erwähnte in diesem Zusammenhang die von Beim Boao-Forum waren unter anderen zialistischen Marktwirtschaft müßten nun China forcierte „Neue Seidenstraße“. Dieser auch UNO-Generalsekretär Antonio Guter- mit „Weisheit und Nachdruck“ und umfas- geplante Handelsweg soll künftig China nä - res und IWF-Chefin Christine Lagarde zuge- send fortgesetzt werden. Fortschritt könne her an Afrika und Europa heranbringen – gen. aber nur durch friedvolle Zusammenarbeit und integrativ erreicht werden. „Wir erleben einen Trend der wirtschaftlichen Globalisie- rung und Konnektivität.“ Die Welt sei ein globales Dorf geworden. „Wir müssen auch voneinander lernen.“ Die Entwicklung müsse aber auch nachhaltig und umweltschonend sein, betonte Xi und legte auch ein Bekenntnis zum Klimaschutz ab. Die Zukunft seines Landes liege „in einem modernen Sozialismus chinesischer Prä- gung“. Um erfolgreich zu sein, „müssen wir die Tore aber weiter öffnen“. Das heiße et - wa, das Investitionsumfeld zu verbessern. Xi kündigte auch an, Importe zu erleichtern und etwa die Zölle für Einfuhren von Autos zu senken. China werde jedenfalls ein neues „Gesicht der Offenheit“ zeigen.

Die geforderte „Offenheit“ müsse aber HBF / Peter Lechner Foto: auch umfassend sein, appellierte der Bundes - Der Bundespräsident im Gespräch mit der Provinzregierung von Sichuan

»Österreich Journal« – http://www.oesterreichjournal.at ÖSTERREICH JOURNAL NR. 174 / 02. 05. 2018 10 Österreich, Europa und die Welt Foto: BMEIA Feierliche Eröffnung des österreichischen Generalkonsulats in in Chengdu

Neues Generalkonsulat in Chengdu Am Nachmittag des 11. April eröffneten Bun despräsident, Bundeskanzler und Außen - ministerin Karin Kneissl ein österreichisches Generalkonsulat in in Chengdu, der Haupt- stadt der Provinz Sichuan. Mit einer Fläche von 485.000 km² und einer Bevölkerung von ca. 92 Millionen Einwohnern gehört Sichuan zu den vier bevölkerungsreichsten Provinzen Chinas. Mit Umland kommt die rasant wachsende Stadt auf rund 14 Millionen Ein- wohner, sie gilt als Wirtschaftsmotor und Tor zum westchinesischen Markt. Heftigen Applaus gab es für die Außen- ministerin, die ihrer Tradition treu blieb und die Anwesenden auf Chinesisch begrüßte. Das neue Generalkonsulat hat zwar noch kein eigenes Büro oder Gebäude, daher wur- de die Eröffnung in einem Hotel vorgenom- men. Unterbringung und Betrieb sollen in enger Kooperation mit dem ebenfalls neuen Außenwirtschaftszentrum der WKÖ in Chengdu erfolgen. „Mit dem neuen Generalkonsulat in Chengdu stärken wir das österreichische Vertretungsnetz in China“, erklärte Außen- ministerin Karin Kneissl. Mit dem General- Foto: BMEIA konsulat Chengdu ist Österreichs Diploma- Außenministerin Karin Kneissl: »Mit dem neuen Generalkonsulat in Chengdu stärken wir das österreichische Ver tretungsnetz in China«, tie, zusammen mit Peking, Shanghai und Hongkong, in bereits vier Millionenmetro- „Genau hier, in der pulsierenden Wirt- knüpften Netz an österreichischen Botschaf- polen Chinas präsent. Unterbringung und Be - schaftsmetropole Westchinas wollen wir ten, Generalkonsulaten und Kulturforen. Sie trieb des neuen Generalkonsulats erfolgen, präsent sein, vor allem für Österreichs Wirt- sind nicht nur die Augen und Ohren Öster- wie bereits an zahlreichen anderen Orten, in schaft, aber natürlich auch zur Stärkung der reichs in der Welt, sondern bleiben auch enger Kooperation mit dem ebenfalls neuen kulturellen und zwischenmenschlichen Kon- wichtige Hubs für die Unterstützung öster- Außenwirtschaftscenter Chengdu der Aus- takte“, so Kneissl. reichischer Unternehmen, Künstler und Rei- sen wirtschaftsorganisation der Wirtschafts- „Auch im Zeitalter der Digitalisierung sender in aller Welt“, so die Außenministerin kammer Österreich. führt kein Weg vorbei an einem eng ge- abschließend.

»Österreich Journal« – http://www.oesterreichjournal.at ÖSTERREICH JOURNAL NR. 174 / 02. 05. 2018 11 Österreich, Europa und die Welt

»First Block Train Ceremony« Wahrlich bewegende Momente und ein großer Bahnhof gab es am 12. April im Ging Baijiang nahe Chengdu. Bei einem Festakt verabschiedete der Bun despräsident den ersten ÖBB-Güterzug vom China-EU Rail- way Container Center nach Wien. Nach einer Reise über Kasachstan, Ruß- land, die Ukraine und die Slowakei war der Zug der ÖBB Rail Cargo nach 13 Tagen in der Bundeshauptstadt eingetroffen. Künftig soll die Route verstärkt befahren werden. Van der Bellen, der am letzten Tag seiner großen China-Reise wieder von Bundeskanz- ler Sebastian Kurz und Außenministerin Ka - rin Kneissl begleitet wurde, betonte in seiner Rede, daß der Güterverkehr per Bahn we- sentlich umweltfreundlicher sei als bei- spielsweise jener mit Lkw. „Das ist auch ein

Beitrag zum Kampf gegen den Klimawan- ÖBB / Nina Gou Xuang Feng Foto: del“, sagte er und erinnerte daran, daß Chi- Die Schienenverbindung zwischen der im Zentrum Chinas liegenden Stadt Chengdu und Wien nas Präsident Xi Jinping erst zwei Tage zu- liegt besonders im Fokus der Rail Cargo Group (RCG), da die Metropole über den größten Eisenbahn-Hub in China verfügt. vor beim Boao-Wirtschaftsforum in seinem Besein ein Bekenntnis zum Klimaschutz ab - gelegt habe. Für ÖBB-Generaldirektor Andreas Mat- thä ist es das Ziel, in weiterer Zukunft pro Woche sieben Züge zwischen China und Ös - terreich verkehren zu lassen. Mit einer Rei- sezeit von rund zwei Wochen von China nach Europa sei diese Transportroute deutlich schneller als jene mit Schiffen, die in der Re- gel bis zu 40 Tagen brauchen. Allerdings, so räumte Andreas Matthä während der „First Block Train Ceremony“ im Gespräch mit Journalisten ein, sei der Seeverkehr derzeit noch billiger. „Daran müssen wir arbeiten.“ Die Zugverbindung sei auch eine Chance für die österreichischen Exportwirtschaft, meinte Matthä. Derzeit sind die Kapazitäten vor allem auf der Retourroute noch nicht aus- HBF / Carina Karlovits Foto: Nach 9.800 Kilometern und einer Fahrzeit von 14 Tagen ist der erste direkte Güterzug zwi- gelastet. Bis 2020 soll die Zugfrequenz zwi- schen China und Österreich am 27. April in Wien eingetroffen (v.l.): ÖBB-Holding Vorstands- schen China und Europa auf circa 2000 pro vorsitzender Andreas Matthä, die RCG-Vorstände Thomas Kargl und Erik Regter, Bundesmini- Jahr gesteigert werden. Derzeit liegt sie etwa sterin Margarete Schramböck, RCG-Vorstand Clemens Först, Bundespräsident Alexander Van der Bellen und der Volksrepublik China in Österreich, Botschafter in Wien, Li Xiaosi begrüßen bei der Hälfte. Von China wird daher der Aus- den 600 Meter langen und mit 44 Containern beladenen Güterzug im Güterzentrum Wien Süd. bau der „Neuen Seidenstraße“ (Road-and- Belt-Initiative) forciert. Diese könnte letzt- Schwarzweiße Bären zum Abschluß wurden im Tiergarten Schönbrunn in Wien lich bis nach Parndorf im Burgenland rei- Bundespräsident, Bundeskanzler und Aus- geboren. chen, wo ein an die breitspurige Transsibiri- senministerin Karin Kneissl waren gegen Dort hofft man ja sehnsüchtig auf ein sche Eisenbahn angeschlossener Güterbahn- Ende der groß angelegten China-Visite am Pandamännchen. Auch der Bundespräsident hof entstehen soll. 12. April in der 1987 eingerichteten Station hatte diesen Wunsch am vergangenen Sonn- Beladen war die Gütergarnitur nach An - zur Aufzucht dieser bedrohten Tierart im Du tag bei seinem Treffen mit Präsident Xi Jin- gaben Matthäs mit Elektronikgeräten, Ma - Jiangyan Panda Parks zu Gast. Das Gebiet ist ping angesprochen. Dieser versprach, das schinenteilen und Schlafsäcken. Oder wie es dem speziellen Lebensraum der Tiere mit Anliegen prüfen zu wollen. die chinesische Seite etwas salbungsvoller Wäldern, Seen und Wiesen nachempfunden, Alexander Van der Bellen lud Xi auch zu formulierte, bevor sich die Lokomotive mit künstlicher Dampf sorgt für die nötige einem Gegenbesuch nach Wien ein. Chinas einem schrillen Pfiff in Bewegung setze: „Es Feuchtigkeit. Präsident könnte möglicherweise 2019 nach ist ein Zug voller Freundschaft und Hoff- In dem Park leben auch „Auslandsöster- Wien kommen. Ein pelziges Gastgeschenk nung.“ reicher“: Drei der insgesamt rund 30 Pandas würde sich da wohl anbieten.

»Österreich Journal« – http://www.oesterreichjournal.at ÖSTERREICH JOURNAL NR. 174 / 02. 05. 2018 12 Österreich, Europa und die Welt

Der China-Besuch war Außenministerin Karin Kneissl, Doris Schmidauer, Bundespräsident Alexander Van der Bellen ein»voller Erfolg« und Bundeskanzler Sebastian Kurz mit Panda Fu Bao, geboren im Tiergarten Schönbrunn Vor mitgereisten heimischen Journali- stInnen zogen Bun despräsident und Bundes- kanzler am Ende ihrer China-Reise Bilanz: „Wir haben einen großen Erfolg verbucht, alles richtig gemacht“, so Van der Bellen. Es sei richtig gewesen, „geballt aufzutreten“. Die Größe der Delegation habe „schon be - eindruckt.“ Neben zählbaren Erfolgen wie Vertrags- abschlüssen mit einem Volumen von 1,5 Mil- liarden Euro könne Österreich auch als EU- Mitglied prinzipiell stolz sein: „China nimmt uns ernst. Nicht nur in der Musik, die natür- lich immer zur Sprache kommt. Wir haben etwas anzubieten in Bereichen wie Industrie oder Hochtechnologie.“ Die Chinesen wüß- ten das, sagte Van der Bellen. „Wir müssen uns selbst eben auch etwas ernster nehmen.“ China sei immerhin eine der kommenden Weltmächte. „Da ist es wichtig, Verbindun- Doris Schmidauer besuchte das SOS Kinderdorf Chengdu gen aufzubauen.“ Österreich sei eine Exportnation. Daher sei auch das Interesse an einer Kooperation im Bereich der von China forcierten „Neuen Seidenstraße“ vorhanden. „Solange es in bei - de Richtungen geht.“ Diesbezüglich wurde der österreichischen Delegation am letzten Tag ihres China-Auf- enthalts das Stadtentwicklungsprojekt „Tian Fu New Area“ mit Videos und Baumodellen vorgestellt. Die Planer hätten dafür auch An - leihen an der Seestadt Aspern in Wien ge - nommen, hieß es. Der kleine Größenunter- schied: In Tian Fu sollen einmal sechs Milli- onen Menschen leben. Auch der Bundeskanzler sprach von einem „vollen Erfolg“. Österreich habe in

China „massive Interessen“, und China wer- HBF / Peter Lechner Fotos: den bald die größte wirtschaftliche Macht Besichtigung des Du Jiangyan Water Conservancy Project (UNESCO Welterbe)

»Österreich Journal« – http://www.oesterreichjournal.at ÖSTERREICH JOURNAL NR. 174 / 02. 05. 2018 13 Österreich, Europa und die Welt

der Welt sein. Allerdings gebe es neben allen positiven Aspekten auch Themen mit Ge- sprächsbedarf. Daß Präsident Xi beim Boao- Forum auf Hainan weitere wirtschaftliche Öffnungen angekündigt habe, sei „gut und richtig“. Nun müßten diese Ankündigungen aber auch umgesetzt werden. Etwa beim Frei- handel. „Wir haben ein Interesse daran, daß das Land die Standards erfüllt, die es erfül- len muß.“ Zudem habe China beim Thema Men- schenrechte einen starken Aufholbedarf, das sei vom Bundespräsidenten aber auch ange- sprochen worden. Viele Themen würden durchaus Sorge machen, so die zunehmende Überwachung der Gesellschaft in China, etwa über das Internet. Dies müsse bei künf- tigen Kontakten auf der Agenda bleiben. Auch Sightseeing konnte die österreichische Delegation genießen (v.l.): Wirtschaftsministerin Margarete Schramböck, Außenministerin Karin Kneissl, Bundespräsident Alexander Van der Außenministerin Karin Kneissl verwies Bellen, Doris Schmidauer und Nachhaltigkeits- und Tourismusministerin Elisabeth Köstinger darauf, daß die Bürgerrechte auch bilateral angesprochen worden seien. So sei ein Rechtshilfeabkommen abgeschlossen. Dabei habe man auch erörtert, wie es mit Ausliefe- rungen aussehe, wenn den Betroffenen in Chi - na die Todesstrafe drohen könnte. Im Ge- spräch mit ihrem Amtskollegen Wang Yi habe sie großes außenpolitisches Interesse gespürt. China sei es daran gelegen, sich über Brennpunkte wie den Syrien-Krieg, die Iran-Atomfrage oder die Entwicklungen in Südosteuropa auszutauschen. Wie schon Van der Bellen und Kurz zeig- te sich auch Kneissl zudem von den „kleinen Gesten“ beeindruckt, die das freundschaftli- che Verhältnis zwischen China und Österreich bei diesem Besuch unterstrichen hätten. n http://www.bundespraesident.at Foto: HBF / Peter Lechner Foto: HBF / Peter Lechner Foto: http://www.austria.gv.at Zogen Bilanz der Reise: Bundespräsident Alexander Van der Bellen und Bundeskanzler http://www.bmeia.gv.at Sebastian Kurz mit Außenministerin Karin Kneissl vor den mitgereisten JournalistInnen Foto: BKA / Dragan Tatic Besichtigung des Stadtentwicklungsgebietes Tian Fu New Area

»Österreich Journal« – http://www.oesterreichjournal.at ÖSTERREICH JOURNAL NR. 174 / 02. 05. 2018 14 Österreich, Europa und die Welt Staatsbesuch in Jordanien

Bundespräsident Alexander Van der Bellen war in Begleitung von Außenministerin Karin Kneissl bei König Abdullah – Genfer Friedensverhandlungen »neu beleben«

ur wenige Tage nach ihrer Rückkehr Naus China absolvierten Bundespräsident Alexander Van der Bellen und Außenmini- sterin Karin Kneissl am 18. April wieder einen gemeinsamen Besuch: Beide wurden vom jordanischen König Abdullah II. in Amman empfangen. Hauptgesprächsthema war der Sy rienkrieg, von dem Jordanien besonders betrof fen ist – und eine mögliche Rolle Wiens als Vermittler in dem Konflikt. Er habe dem jordanischen König für die Bewältigung des durch den Krieg im nörd- lichen Nachbarland bedingten Flüchtlings- ansturmes „meine volle Anerkennung ausge- sprochen“, sagte der Bundespräsident nach dem Treffen vor österreichischen Journali- stInnen. „Der Krieg dauert jetzt nun schon mehr als sieben Jahre und Jordanien hat in dieser Zeit mehr als eine Million syrische HBF / Peter Lechner Foto: Flüchtlinge im Land aufgenommen. Das ist v.l.: Präsidentengattin Doris Schmidauer, Bundespräsident Alexander Van der Bellen und für ein Land, das von der Größe in etwa mit Jordaniens König Abdullah II. mit Königin Rania Österreich vergleichbar ist, wirklich eine Rie - ohnehin bestehenden Schienen wie finan- senherausforderung, die bis jetzt – auch mit zielle Beiträge durch den Auslandskatastro- internationaler Unterstützung – sehr gut phenfonds oder die Arbeit österreichischer gemeistert wurde.“ NGOs in Jordanien – aber auch im Ausbau Jetzt seien für das Land aber „die Gren- der bilateralen Wirtschaftsbeziehungen be- zen erreicht“, Jordanien sei auf internationa- ste hen. le Unterstützung angewiesen: „Wenn wir in Für Alexander Van der Bellen, der vor Europa wollen, daß sich hier die Situation seiner Visite bei König Abdullah zuvor auch stabilisiert, dann müssen wir auch bereit sein, ein österreichisch-jordanisches Wirtschafts- dafür Geld in die Hand zu nehmen“, meinte forum in Amman eröffnete, sind die gegen- der Bundespräsident. „Österreich allein wird seitigen Wirtschaftsbande „um es milde aus- die Situation nicht entschärfen, aber die eu- zudrücken, stark ausbaufähig“. Mit gutem ropäische Union insgesamt hat, glaube ich, Beispiel geht dabei der oberösterreichische jedes Interesse daran, daß Jordanien poli- Feuerwehrausrüster Rosenbauer voran, der, tisch so stabil bleibt, wie es in den letzten wie der Bundespräsident berichtete, bereits Jahrzehnten de facto der Fall war.“ HBF / Peter Lechner Foto: am Flughafen von Amman engagiert ist und Eröffnung des österreichisch-jordanischen Was den Auslöser der Flüchtlingskrise, Wirtschaftsforums in Amman jetzt auch eine Assembling-Halle in der jor- den Krieg in Syrien, betrifft, „hofft man in danischen Hauptstadt errichten wird. Jordanien, daß auf allen Seiten wieder Ver- Spiel gebracht. Er schwächte zwar ab, es Nach ihrem Besuch bei König Abdullah nunft einkehrt und man sich wieder darauf handle sich dabei um eine „Idee“, die noch und dessen Frau Rania besichtigten der Bun - besinnt, an den Verhandlungstisch zurückzu- nicht zur Konkretheit gediehen sei. Man despräsident und seine Frau Doris Schmidauer kehren“, sagte Van der Bellen. „Sei es in der frage sich aber angesichts des Stillstandes noch die weltberühmte nabatäische Felsen- alten Fasson der Genfer Verhandlungen unter bei den Genfer Syrien-Verhandlungen, „auf stadt Petra. UNO-Leitung, sei es an einer neuen Loca- welche Weise man das neu beleben kann, sei Am 19. April stand als letzter Punkt ein tion mit neuen Teilnehmern. Vielleicht unter es durch einen Wechsel der Location – und Besuch des Flüchtlingslagers Zaatari auf dem Beteiligung von Staaten, die insofern neutral hier hat Wien natürlich einen hervorragen- Programm. Das nur wenige Kilometer von sind, als sie nicht an dem Konflikt beteiligt den Ruf –, sei es durch die zusätzliche Her- der syrischen Grenze entfernte Lager beher- sind.“ einnahme anderer Partner, die keine unmit - bergt rund 80.000 syrischen Kriegsflüchtlin- Wie auch schon Bundeskanzler Sebastian telbaren Interessen in der Region haben.“ ge und ist damit eines der größten Flücht- Kurz und Außenministerin Karin Kneissl hat Unterstützung für Jordanien aus Österreich lingslager der Welt. n auch der Bundespräsident dabei Wien ins kann für den Bundespräsidenten – neben den http://www.bundespraesident.at

»Österreich Journal« – http://www.oesterreichjournal.at ÖSTERREICH JOURNAL NR. 174 / 02. 05. 2018 15 Österreich, Europa und die Welt Bundespräsident empfing Überlebende des Holocaust

Empfang für ehemalige österreichische StaatsbürgerInnen und NachkommInnen, Jewish Welcome Service sowie des Chores »Vienna Jewish Boys« Foto: HBF / Carina Karlovits Foto: HBF Bundespräsident Alexander Van der Bellen bei seiner Begrüßung der Gäste in seinen Amtsräumen in der Wiener Hofburg

ch vermute, Sie alle haben ambivalente JüdInnen in zweiter Generation. Ein Gast, terin Talya Lador-Fresher und der britische IGefühle gegenüber Österreich.“ Mit die- Alice Malcolm aus Glasgow, hat die Vertrei- Botschafter Robert Leigh Turner. sen Worten hat sich Bundespräsident Ale- bung noch selbst erlebt. Sie wurde 1924 in Der Jewish Welcome Service wurde 1980 xander Van der Bellen beim Empfang des Wien geboren und ist erstmals seit ihrer vom Wiener Bürgermeister Leopold Gratz, Jewish Welcome Service an die Überleben- Flucht wieder in der Stadt ihrer Kindheit. dem Stadtrat Heinz Nittel sowie dem Publi- den des Holocaust und deren Nachkommen Der Empfang wurde vom „Vienna Jewish zisten und KZ-Überlebenden Leon Zelman gerichtet. Dennoch freue er sich, seine Gäste Boys“-Chor unter Leitung des Oberkantors gegründet. n in einem „anderen Österreich“ willkommen Shmuel Barzilai musikalisch begleitet. An- http://www.bundespraesident.at heißen zu dürfen, so der Bundespräsident in wesend waren auch die israelische Botschaf- https://jewish-welcome.at der Hofburg. Alexander Van der Bellen erinnerte in seiner Rede daran, daß Österreich sich „sei- ner Geschichte lange – zu lange – nicht ge - stellt“ habe. Heute, betonte der Bundespräsi- dent auch, bestehe jedoch ein „breiter Kon- sens in den Medien, in der Politik, in der Ge- sellschaft insgesamt, sich jeglichem Antise- mitismus vehement entgegenzustellen“. Wie jedes Jahr lud, der Jewish Welcome Service auch im Gedenkjahr 2018 aus Öster- reich vertriebene JüdInnen und deren Nach- kommen nach Wien ein. Die Stadt wolle damit die Anerkennung des Leides der Holo- caust-Überlebenden und deren Familien zum Ausdruck bringen, so die Generalsekretärin der Organisation, Susanne Trauneck, in einer Aussendung. Die diesjährigen Gäste kommen aus den Foto: HBF / Carina Karlovits Foto: HBF USA, Israel sowie Großbritannien und sind Ein Gast, Alice Malcolm aus Glasgow, hat die Vertreibung noch selbst erlebt. Sie wurde 1924 überwiegend Nachkommen österreichischer in Wien geboren und ist erstmals seit ihrer Flucht wieder in der Stadt ihrer Kindheit.

»Österreich Journal« – http://www.oesterreichjournal.at ÖSTERREICH JOURNAL NR. 174 / 02. 05. 2018 16 Österreich, Europa und die Welt Vereinigte Arabische Emirate wichtiger strategischer Partner

Bundeskanzler Kurz traf Kronprinz Scheich Mohammed bin Zayed al-Nahyan Foto: BKA / Dragan Tatic Foto: BKA Am zweiten Tag der Arbeitsreise traf Bundeskanzler Sebastian Kurz Kronprinz Muhammad bin Zayid Al Nahyan zu einem Gespräch.

undeskanzler Sebastian Kurz nutzte die dung als „Garant für eine niedrige Jugendar- in einem der weltweit führenden Öl- und Gas - BReise in die Vereinigten Arabischen Emi - beitslosigkeit“. Auch die Digitalisierung müs - länder vergrößert werde. rate von 27. auf 28. April zu einem Gespräch se in Zukunft einen Schwerpunkt bei den Im medizinischen Bereich war man durch über politische und geostrategische Fragen Kooperationen darstellen. Vamed vertreten – das Unternehmen sieht mit Kronprinz Scheich Mohammed bin Za- derzeit der Realisierung von drei Großpro- yed al-Nahyan. „Die Vereinigten Arabischen Offshore-Ölfelder – jekten in den VAE entgegen. Emirate sind ein wichtiger strategischer Vertragsunterzeichnung Sport und Kultur widmete man weitere Partner in der Golfregion. Sie sind federfüh- Von der hochrangigen Wirtschaftsdelega- Schwerpunkte im Rahmen der Reiseaktivitä- rend im Kampf gegen Terrorismus und Radi- tion machte unter anderem die OMV auf sich ten. So kam es etwa zu einer Einladung des kalismus“, erläuterte Kurz nach dem Tref- aufmerksam. Sie unterzeichnete einen Ver- Special Olympics Fußballteams der VAE fen, bei dem es auch um den Kampf gegen trag zum Erwerb von 20 Prozent an 2 Off- zum Training nach Österreich. Den Abschluß den IS gegangen sei. Außerdem unterstütze shore-Ölfeldern von der Abu-Dhabi-Ölgrup- bildete ein Besuch des neuen Louvre-Mu- der Kronprinz „unsere Position zur illegalen pe ADNOC. Das Unternehmen sprach von seums von Abu Dhabi. n Migration“, laut derer man bei Fehlentwik- einem Meilenstein, da dadurch die Position https://www.bundeskanzleramt.gv.at klungen gegensteuern müsse.

Investitionen in den VAE Wirtschaftsministerin Margarete Schram- böck zog ebenso eine zufriedene Bilanz in Bezug auf die Wirtschaftsthemen während des Aufenthalts in den Vereinigten Arabischen Emiraten (VAE). Sie betonte, daß „230 Un - ternehmen aus Österreich erfolgreich in den Vereinigten Arabischen Emiraten tätig“ sind. „Sie nützen die VAE als Brückenkopf zu an - deren Ländern in der Golfregion. Die Inve- stitionen Österreichs sind zuletzt um 23 Pro- zent gestiegen. Jetzt geht es um eine ver- mehrte Zusammenarbeit am Forschungs- und Entwicklungssektor sowie eine diesbe- zügliche Umsetzung in der Industrie“, so Crown Prince Court / Rashed Al Mansoori Foto: Bei der Unterzeichnung des Offshore-Konzessionsabkommens: Rainer Seele (CEO OMV) Schramböck. Von besonderem Interesse für und Seine Exzellenz Sultan Ahmed Al Jaber (VAE Staatsminister); Bundeskanzler Sebastian die VAE sei auch die duale Lehrlingsausbil- Kurz und Kronprinz Sheikh Mohamed bin Zayed Al Nahyan

»Österreich Journal« – http://www.oesterreichjournal.at ÖSTERREICH JOURNAL NR. 174 / 02. 05. 2018 17 Österreich, Europa und die Welt Ehrendoktorwürde an Eric Kandel

Bundeskanzler Sebastian Kurz: Wir haben Verantwortung gegenüber jenen, die vertrieben und nicht zurückgeholt wurden – Nobelpreisträger Eric Kandel erhält Ehrendoktorat der MedUni Wien – Gespräch mit Altbundespräsident Heinz Fischer Foto: MedUni Wien / Martin Hörmandinger Foto: MedUni Wien vl.: Wissenschaftsminister Heinz Faßmann, Unirätin der MedUni Wien Eva Dichand, Bundeskanzler Sebastian Kurz, Denise und Eric Kandel und MedUni Wien-Rektor Markus Müller nach dem Festakt

arkus Müller, Rektor der Medizini- Interesse an der Psychologie und den Thesen abhängig ist. Kandel konnte so nachweisen, Mschen Universität Wien, verlieh dem Sigmund Freuds. Kandel begann 1952 an wie geistige Vorgänge biologische Verände- Neu rowissenschaftler Eric Kandel am 24. der New York University Medizin zu studie- rungen produzieren und daß Lernen und April das Ehrendoktorat der MedUni Wien. ren, um ursprünglich Psychiater oder Psy - Gedächtnis molekulare und anatomische Kandel, der im November 1929 als zweiter choanalytiker zu werden, entschied sich dann Veränderung im Gehirn bewirken. Sohn eines Spielwarenhändlers in Wien ge - aber dazu, in der Grundlagenforschung tätig boren wurde, erhielt im Jahr 2000 den No- zu werden und sich der experimentellen Bundeskanzler Sebastian Kurz belpreis für Physiologie oder Medizin. Aus- Untersuchung biologischer und molekularer 80 Jahre nach dem „Anschluß“ hat es gezeichnet wurde er für seine Forschung auf Vorgänge im Gehirn zu widmen. sich die Bundesregierung im heurigen Ge - dem Gebiet des Gedächtnisses. Auch Bun- Im Jahr 2000 erhielt Kandel den Nobel- denkjahr zur Aufgabe gemacht, auch an die deskanzler Sebastian Kurz und Wissen- preis für Medizin für die Entdeckung, daß dunklen Seiten der Geschichte unseres Lan- schaftsminister Heinz Faßmann gratulierten Veränderungen in der Stärke von Verbindun- des zu erinnern. „Österreich hat lange ge - persönlich. gen zwischen Nervenzellen die Grundlage für braucht, um sich seiner Vergangenheit offen Nach dem „Anschluß“ Österreichs an das Lernvorgänge im Gehirn darstellen. Durch und ehrlich zu stellen. Wir müssen uns ein- nationalsozialistische Deutschland mußte seine Versuche in der Meeresschnecke konn- gestehen, daß sich Österreich seiner histori- Kandel mit seiner Familie im Jahr 1939 in te er weiters zeigen, daß die Veränderung exi- schen Verantwortung erst spät bewußt ge- die USA emigrieren. 1945 erhielt er die ame- stierender Proteine für das Kurzzeitgedächt- worden ist. Die Mehrheit der über 100.000 rikanische Staatsbürgerschaft. Sein Interesse nis notwendig ist, während das Langzeitge- vertriebenen Österreicherinnen und Öster- an der Erforschung physiologischer Vorgän- dächtnis von einer Veränderung der Genex- reicher wurden nach dem Zweiten Weltkrieg ge im Gehirn erwuchs zunächst auf seinem pression und der Synthese neuer Proteine nicht zurückgeholt. Bestohlen und beraubt,

»Österreich Journal« – http://www.oesterreichjournal.at ÖSTERREICH JOURNAL NR. 174 / 02. 05. 2018 18 Österreich, Europa und die Welt

ren Grundlagen der erlernten Sicherheit im Mausmodell beschäftigt.

Diskussionsabend in Hietzing Tags zuvor, am Abend des 23. April, lud der Kulturverein Hietzing zu einer Diskus- sionsveranstaltung im Rahmen „80 Jahre nach der nationalsozialistischen Machtergrei - fung – 100 Jahre Republik Österreich“ mit Altbundespräsident Heinz Fischer: „Bitte bleiben wir klar in der Unterscheidung zwi- schen rechts, auch sehr rechts, und dem ver- brecherischen Nationalsozialismus. Sonst geht es uns wie dem Bauern, der ständig vor dem Wolf warnt, und als der dann wirklich kommt, glaubt ihm keiner mehr“, appellierte Fischer „an einen wachen, sachlichen und be sonnenen Umgang mit den Gefahren des Rechtsextremismus.“ Er sei vom Funktionie - ren des Rechtsstaats Österreich überzeugt: „Wer sich nationalsozialistischer Wiederbe- tätigung schuldig macht, wird verurteilt und bestraft.“ Der Kulturverein Hietzing und LAbg. Prof. Gerhard Schmid hatten anläss- lich des Gedenkjahres 2018 Altbundespräsi- dent Heinz Fischer und Nobelpreisträger Eric Kandel zum Gespräch ins Kardinal König Haus in Hietzing geladen. Moderiert wurde der kurzweilige Abend, zu dem etwa 300 Gä- ste gekommen waren, von der Journalistin Conny Bischofberger. Er sei oft verprügelt worden, seine Fami- lie mußte beim Novemberprogrom die Woh- nung verlassen, die dann geplündert wurde, berichtete Eric Kandel seine Erfahrungen im nationalsozialistischen Wien. „Ich habe Angst gehabt, in Wien auf die Straße zu gehen, aber ich hatte keine Angst über den Atlantik zu reisen“, brachte er seine Erlebnisse auf den Foto: MedUni Wien / Martin Hörmandinger Foto: MedUni Wien Nobelpreisträger Eric Kandel zeigt sich sichtlich erfreut über die Verleihung. Punkt. Die Propaganda Hitlers sei in Öster- reich sehr erfolgreich gewesen, die Österrei- waren sie hier in Österreich nicht mehr will- USA führten, für uns ein Lehrer und Freund cherInnen hätten sich erhofft, daß es ihnen kommen“, so der Bundeskanzler: „Wir ha- geworden ist. Es ist uns eine große Freude, dann besser gehe. Und nach der Niederlage ben daher heute eine Verantwortung gegenü- daß er dieses Ehrendoktorat als Geste der habe sich Österreich als Opfer des National- ber jenen, die vertrieben wurden und die kei- besonderen Wertschätzung unserer Univer- sozialismus bezeichnet, aber, so Kandel: „Das ner mehr zurückgeholt hat. Eric Kandel ver- sität entgegennimmt.“ stimmte nicht“. Die Vergangenheitsbewälti- körpert als Mahner der Republik den Blick gung habe in Deutschland besser funktio- zurück und als erfolgreicher Wissenschaftler Laudatorin Daniela D. Pollak niert als in Österreich. Es habe lange gedau- und Vorbild den Blick nach vorne.“ „Wir alle werden entscheidend von unse- ert, bis Österreich die Opferrolle abgelegt ren Erinnerungen geprägt. Die Erkenntnisse, und sich offiziell zur Mitschuld an den Ver- MedUni Wien-Rektor Markus Müller die aus der jahrzehntelangen Forschung von brechen des Nationalsozialismus bekannt ha - „Als herausragender Forscher, Humanist Eric Kandel hervorgehen und Einblicke in be. Auch habe Deutschland nach dem Zwei- und Nobelpreisträger des Jahres 2000 hat die biologischen Fundamente von Lernen und ten Weltkrieg ausgewanderte Juden wieder Professor Kandel die moderne Medizin ge - Gedächtnis bis auf die Ebene einzelner Mo - zurückgeholt, in Österreich sei dies nicht ge - prägt“, sagte MedUni Wien-Rektor Markus leküle gewähren, sind ein Geschenk an die schehen. Auf die Frage von Conny Bischof- Müller. „Wir sind geehrt, daß er nach den Menschheit.“, sagte Laudatorin Daniela D. berger, ob er heute mit Österreich versöhnt traumatischen Erlebnissen seiner Kindheit Pollak. Sie war drei Jahre als Postdoktoran- sei, antwortete Kandel: „Ja, wegen Heinz im Wien der 30er-Jahre, die schließlich zur din im Labor von Eric Kandel tätig und hat Fischer“. Ihm attestierte er, sich als Bundes- Flucht der Familie mit Emigration in die sich dort mit der Erforschung der molekula- präsident sehr um eine Wiedergutmachung

»Österreich Journal« – http://www.oesterreichjournal.at ÖSTERREICH JOURNAL NR. 174 / 02. 05. 2018 19 Österreich, Europa und die Welt und um eine Aufarbeitung der schrecklichen Vergangenheit bemüht zu haben. Fischer verwies auf die Situation Öster- reichs nach dem Ersten Weltkrieg: Aus dem Riesenreich sei ein Kleinstaat geworden, die Menschen fühlten sich durch das Friedens- diktat gedemüdigt, es herrschte Hungersnot, eine Grippeepidemie zog über ganz Europa, die Arbeitslosigkeit war hoch. Die Propa- gan da des Nationalsozialismus sei hier auf frucht baren Boden gestoßen. Es habe aber nicht nur die Jubelnden gegeben, viele gin- gen in die Emigration, auch in die innere Emigration. Auf die Frage von Conny Bischofberger, was man jungen Menschen sagen könne, die meinen, sie könnten ja nichts dafür, daß all das geschehen ist, betonte Fischer: „Das Wich tigste ist Information. Durch Zeitzeu- Foto: http://w24.at Der Kulturverein Hietzing lud zu einer Diskussionsveranstaltung mit Eric Kandel und Altbundes - gen, durch Literatur, durch Veranstaltungen. präsident Heinz Fischer. Man kann sehr wohl aus Geschichte lernen. Und das heurige Gedenkjahr ist eine gute schieden.“ Auch heute gelte es wachsam zu Er vertraue aber auf den Rechtsstaat und Gelegenheit, zu informieren und auf die Ge - sein, so der Altbundespräsident: „Auch ich darauf, daß alles, was nach dem Verbotsge- fahren aufmerksam zu machen.“ sehe einen Rechtstrend, aber das kann man setz geahndet werden müsse, auch einer Stra - Auch Fischer verwies auf das lange Fest- nicht mit dem verbrecherischen Nationalso- fe zugeführt werde. n halten an der Opferrolle Österreichs: „Es hat zialismus vergleichen. Das wäre eine unzu- https://de.wikipedia.org/wiki/Eric_Kandel lange gedauert bis man bereit war, sich von lässige Verharmlosung des Nationalsozialis- https://www.oesterreich100.at diesem Verdrängungsphänomen zu verab- mus.“ http://www.meduniwien.ac.at

Working Holiday Programme Reise- und Arbeitserlebnis der besonderen Art

Österreich hat mit einer Reihe von Partnerländern sog. Working Holiday Programme (WHP) abgeschlossen, die jungen Menschen die einzigartige Chance bieten, Kultur, Sprache, Arbeitswelt sowie Land und Leute dieser Länder hautnah auf ganz besondere Art kennenzulernen.

Ein WHP erlaubt es jungen ÖsterreicherInnen im Alter zwischen 18 und 30 Jahren, während eines Urlaubsaufenthalts von bis zu 12 Monaten zur (Mit)Finanzierung ihres Aufenthalts einer frei gewählten und ordnungsgemäß entlohnten Beschäfti- gung nachzugehen, ohne daß dafür eine gesonderte Genehmigung erforderlich wäre.

Voraussetzung für die Teilnahme an diesen Programmen ist die österreichische Staatsbürgerschaft, nicht aber ein Haupt- wohnsitz in Österreich. Somit besteht auch für AuslandsösterreicherInnen die Möglichkeit, vom breitgefächerten WHP- Netz Österreichs zu profitieren. Mit Australien, Neuseeland, Republik Korea, Chinesisch Taipeh, Hongkong, Japan, Israel, Kanada und Chile als WHP-Destinationen liegt Österreich momentan quantitativ im EU-Spitzenfeld.

Weitere Informationen zu Österreichs Working Holiday Programmen können auf der Webseite des Außenministeriums http://www.bmeia.gv.at gefunden werden.

Ein Beitrag des Büros für AuslandsösterreicherInnen im Bundesministerium für Europa, Integration und Äußeres. Ú

https://www.bmeia.gv.at/reise-aufenthalt/leben-im-ausland/treffpunkt-auslandsoesterreicherinnen/ ÖSTERREICH JOURNAL NR. 174 / 02. 05. 2018 20 Österreich, Europa und die Welt Botschafterkonferenz in Linz

Auf Einladung von Außenministerin Karin Kneissl kamen die österreichischen BotschafterInnen am 4. April zur Botschafterkonferenz 2018 zusammen. Foto: BMEIA / Mahmoud Foto: BMEIA Außenministerin Karin Kneissl bei ihrer Begrüßungsrede bei der Botschafterkonferenz 2018 in Linz

ie mehrtägige Konferenz wird Jahr für DJahr genützt, um das kommende Ar - beitsjahr zu planen und über aktuelle Fragen und künftige Strategien der Außenpolitik zu beraten. Die Botschafterkonferenz wurde im Rah- men des „öffentlichen Teils“ durch Außen- ministerin Karin Kneissl eröffnet. Bundes- präsident Alexander van der Bellen und Bun- desminister a.D. Andrä Rupprechter, Sonder- beauftragter des Generalsekretärs des Rates der Europäischen Union für den österreichi- schen EU-Vorsitz, nahmen als Ehrengäste und Redner an der Eröffnung teil. Unter dem Motto „Neustart für Europa“ wurden vor allem die Herausforderungen und Gestaltungsmöglichkeiten Österreichs für dessen EU-Vorsitz in der zweiten Jahreshälf- / Mahmoud Foto: BMEIA Außenministerin Karin Kneissl und Bundespräsident Alexander Van der Bellen te 2018 thematisiert. In ihrer Rede betonte Kneissl: „Eine ver- Sehr geehrte Damen und Herren! heit möchte ich nützen, um Ihnen allen mei- antwortungsvolle Außenpolitik sollte den Erlauben Sie mir zu Beginn ein Wort des nen Respekt und Dank auszusprechen! Blick auf größere geopolitische Entwicklun- Dankes. Danke für die Möglichkeit, wieder Ich habe seit meinem Amtsantritt vor 14 gen werfen und faktenbasiert entscheiden.“ einmal das schöne Land Oberösterreich und Monaten die Unterstützung von 21 Auslands - Auch Bundespräsident Alexander van der besonders die Stadt Linz besuchen zu können. vertretungen in Anspruch genommen, ganz Bellen nützte die Eröffnung der Botschafter- Danke aber auch dafür, die Gelegenheit zu schweigen von der großen Unterstützung, konferenz um über aktuelle außenpolitische zu haben, an der heutigen Botschafterkonfe- die mir durch Ihre Zentrale, dem Außenmini- Herausforderungen zu sprechen: renz teilnehmen zu können. Diese Gelegen- sterium, zuteil wird.

»Österreich Journal« – http://www.oesterreichjournal.at ÖSTERREICH JOURNAL NR. 174 / 02. 05. 2018 21 Österreich, Europa und die Welt

Ihre fachliche Kompetenz, hat mich be - eindruckt. Und darüber hinaus haben Sie, die Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter des Außenministeriums, der Botschaften, Konsu- late, Kulturforen und Vertretungen mir stets das Gefühl vermittelt, ihrer Arbeit mit gros- ser Freude, mit Engagement und Elan nach- zukommen. Sie unterstützen dabei die Arbeit der ge- samten Bundesregierung und natürlich auch meine Arbeit als Bundespräsident auf ganz hervorragende Art und Weise. Sie leisten dabei einen großen Dienst für unser Land – oft unter schwierigen Rahmen- bedingungen. Dafür möchte ich Ihnen – aber auch ihren Partnerinnen und Partnern und Familien – ganz, ganz herzlich Danke sagen. Danke schön! Foto: BMEIA / Mahmoud Foto: BMEIA Dann ging der Bundespräsident auf die EU-Kommissar Günther Oettinger im Gespräch mit Außenministerin Karin Kneissl … zum Zeitpunkt der Botschafterkonferenz noch bevorstehenden Reisen nach China und Jordanien an, wo er ja auch von Außenmini- sterin Karin Kneissl begleitet wurde.

Meine Damen und Herren, Ihre Tätigkeit erscheint angesichts der aktuellen geopolitischen Parameter wichti- ger denn je. Ihre Präsenz und Ihr Einsatz gewinnen in dieser Zeit an Bedeutung. In einer Zeit, in der Abschreckung und Konfrontation in den internationalen Bezie- hungen Oberhand zu gewinnen scheinen, müssen Dialog, Mediation und Multilatera- lismus das Gebot der Stunde bleiben. Es genügt nur ein Blick an die Grenzen Europas: Der Konflikt in der Ukraine – eine offene Wunde in Europa; ein Krieg vor unserer Foto: BMEIA / Mahmoud Foto: BMEIA Haustür. … und mit Oberöstereichs Landeshauptmann Thomas Stelzer Syrien, millionenfaches Leid, das seit sie- ben Jahren einer Lösung harrt. quenzen unseres Handelns werden uns Euro- kehr der Gründung der Republik, sondern Der andauernde Konflikt im Nahen päer alle in gleicher Weise betreffen. auch dem sogenannten „Anschluß“ Öster- Osten. Das gravierende Ausmaß dieser Heraus- reichs an das Hitlerdeutschland vor 80 Jah- Das Leid in den nordafrikanischen forderungen macht unumgänglich, daß wir ren, ein Gedenktag, den wir vor wenigen Flüchtlingslagern und der vielfache Tod im sie gemeinsam, im Einklang mit unseren Wochen begangen haben. Mittelmeer. Und die dieser Entwicklung Partnern, zu lösen versuchen. Wir Europäer haben in zwei Weltkriegen zugrundeliegende Problematik – Bevölke- Einige dieser Fragen werden Österreich – erlebt, was aus Nationalismus, Rivalität, Auf- rungsdruck, Dürre, Krieg – auf dem afrika- und damit ganz besonders Sie – während des rüstung und aus blindem Hass erwachsen nischen Kontinent. bevorstehenden Vorsitzes im Rat der Euro- kann. Wir haben erlebt, wie aus Freunden päischen Union beschäftigen. Ich komme Feinde, aus Nachbarn Denunzianten aus Und darüber hinaus die zentrale Frage: noch darauf zurück. Span nungen Kriege wurden. Wie gehen wir, wie geht die Europäische Wir, die wir heute hier sind, wissen, daß Die Konsequenz aus diesen Erfahrungen Union, mit unseren nicht immer einfachen die Europäische Union nicht allein ein war die Erkenntnis und der Wille, der Partnern und Nachbarn um: Rußland, Glücksfall der Geschichte ist. Sie ist das Re- Wiederholung der kriegerischen Auseinan- China, den USA oder der Türkei? sultat aus einer Fülle von erfahrener dersetzungen auf unserem Kontinent ein Ich bin fest davon überzeugt, daß nur Geschichte. Ende zu setzen und eine Ordnung zu etablie- eine gemeinsame Antwort, eine europäische Österreich gedenkt in diesem wichtigen ren, die die Menschen verbindet und einan- Antwort zum Ziel führt. Denn die Konse- Gedenkjahr 2018 nicht nur der 100. Wieder- der näherbringt.

»Österreich Journal« – http://www.oesterreichjournal.at ÖSTERREICH JOURNAL NR. 174 / 02. 05. 2018 22 Österreich, Europa und die Welt

Aus dieser Erkenntnis und diesem Willen ist letztlich Europäische Union hervorge- gangen. Vieles von dem, was die Europäische Union und ihre Mitgliedsstaaten in den ver- gangenen 60 Jahren erreicht haben, kann als Erfolg gelten: ein gemeinsamer, grenzüber- greifender Raum der Bildung und Kultur, der Forschung und der Lehre, der Wirtschaft und des sozialen Wohlstands, der Bürger- rechte und persönlicher Freiheiten. Eine Europäische Union, die für Men- schenrechte, Demokratie, Solidarität, Rechts- staatlichkeit und Klimaschutz einsteht. Sie ist kein Garant, aber doch ein Instru- ment, wenn nicht das wichtigste, für die Sicherung von Frieden, Freiheit und Wohl- stand in Europa.

Meine Damen und Herren, die britische Entscheidung, die europäi- sche Union zu verlassen, war für die meisten von uns ein Schock. Wir alle bedauern sie. Ihr volles Ausmaß können wir derzeit kaum vollends einschät- zen. Diese bedauerliche Entscheidung hat aber auch zu einem Meinungsumschwung in der Bevölkerung geführt. Das konnte ich auch in meinem Präsidentschaftswahlkampf feststellen. Für Europa war das Brexit-Referendum ein wichtiger Weckruf. So gerne in europäischen Hauptstädten manchmal mit und über „Brüssel“ gehadert wird, so unwahrscheinlich erscheint es doch, daß sich weitere Mitgliedsstaaten den briti- schen Entschluß zum Vorbild nehmen. Fotos: BMEIA / Mahmoud Fotos: BMEIA

»Österreich Journal« – http://www.oesterreichjournal.at ÖSTERREICH JOURNAL NR. 174 / 02. 05. 2018 23 Österreich, Europa und die Welt

Gerade in Zeiten, wo von Handelskriegen und von völkerrechtswidrigen Eingriffen in die europäische Rechtsstaatlichkeit und Si- cherheitsordnung die Rede ist, ist es wichtig, sich auf die Solidarität und Partnerschaft der Mitglieder der Europäischen Union und ihrer 512 Millionen[1] EU-Bürgerinnen und Bürger verlassen zu können. Das zeigte sich auch in der Unterstüt- zung, die die Europäische Union dem Ver- einigten Königreich nach dem Giftanschlag von Salisbury zuteilwerden läßt. Die Europäische Union ist nicht unfehl- bar, sie soll auch nicht unveränderbar sein, ja, sie muß sogar weiterentwickelt werden. Kritik an Entscheidungen und Entschei- dungsprozessen ist wichtig und willkommen. Sie muß in die Diskussion über die Zukunft Europas eingebunden werden. Berechtigte Kritik sollte aber nicht mit Polemik verwech- / Mahmoud Foto: BMEIA selt werden. Außenministerin Karin Kneissl: »Eine verantwortungsvolle Außenpolitik sollte den Blick auf größere geopolitische Entwicklungen werfen und faktenbasiert entscheiden.« Meine Damen und Herren, der österreichische Ratsvorsitz steht in Ross dem Pakistani den Blick in eine andere, vor einigen Jahren etabliert um österreichi- wenigen Wochen bevor. Ich hoffe, daß wir fremde Welt zu: sche Wirtschaftstreibende mit Botschafterin- die bedauerliche Entscheidung des Vereinig- Wir Europäer machen uns nicht über nen und Botschaftern im Ausland zu vernet- ten Königreichs als Chance begreifen. Frankreichs Atomwaffen Gedanken, „son- zen. In diesem Jahr profitierten rund 300 Gä- Die Arbeit an der Gestaltung unseres dern über sein Kredit-Rating, und wir haben ste von dieser Möglichkeit. künftigen Verhältnisses zum Vereinigten Kö- nicht Angst davor, daß dieses Rating zu gut, Der zweite und dritte Tag der Konferenz nigreich ist ein wichtiges Projekt, gerade sondern daß es zu schlecht werden könnte. dienten vor allem dem internen Austausch. auch für den österreichischen EU-Vorsitz. Die Schicksale von Staaten in Europa Günther Oettinger, EU-Kommissar für Haus- Aber sie sollte uns nicht abhalten von der sind einmalig eng verknüpft, aber genau an- halt und Personal, reiste für die Botschafter- noch viel wichtigeren Arbeit der Gestaltung dersherum als in der klassischen Macht- und konferenz nach Linz. Nach einem bilateralen unserer gemeinsamen europäischen Zukunft. Geopolitik: Arbeitsgespräch mit Außenministerin Karin Ein geeintes Europa ist heute, wie zur Man profitiert von der Stärke des anderen Kneissl stand er anschließend den teilneh- Zeit seiner Entstehung, jede Anstrengung und leidet unter seiner Schwäche. Das stellt menden BotschafterInnen für weitere Ge- wert. Dieses Anliegen möchte ich Ihnen ans Jahrhunderte historischer Erfahrung auf spräche zur Verfügung. Herz legen. den Kopf“, so Ross. Dem ist wenig hinzuzu- Auch Landeshauptmann Thomas Stelzer Lassen Sie mich Ihnen dazu noch eine fügen! Vielleicht nur das: traf mit der Außenministerin und dem EU- Geschichte erzählen, die ich „ZEIT“-Redak- Kommissar zu einem Arbeitsgespräch zusam- teur Jan Ross verdanke. Sie, sehr verehrte Damen und Herren, men. Die erstmalige Abhaltung der Konfe- Ross entdeckte das spezifisch Europäi- werden im zweiten Halbjahr ganz maß- renz in Oberösterreich zeige vor allem den sche in einem Coffeeshop in der pakistani- gebliche Akteure in dieser europäischen Stellenwert der international stark aktiven schen Stadt Lahore. Sein Gesprächspartner, Union sein. oö. Industrie- und Wirtschaftsunternehmen: weder Militär noch langbärtiger Islamfana- Unser Land und auch die Europäische „Wir leben heute in einer Welt des ständigen tiker, sondern ein Geschäftsmann fragte Ross Union werden von Ihrem Wissen, Ihrer Ex - internationalen Wettbewerbs – nicht nur zwi- in gediegenem Englisch, warum Deutsch- pertise, Ihrem Geschick profitieren. Ich bin schen Unternehmen, sondern auch zwischen land keine Atombombe baue. Wo das Land überzeugt, daß Sie das erfolgreich bewälti- Wirtschaftsstandorten. Oberösterreich mit doch berühmt für seine Ingenieurskunst und gen werden. seinen Unternehmerinnen und Unternehmer Waffenschmieden sei. Für die verantwortungsvolle Aufgabe, die setzt seit jeher auf internationale Koopera- Ross‘ Antwort, daß Atomrüstung in vor Ihnen liegt, wünsche ich Ihnen alles tionen und Weltoffenheit. Dies hat uns bis Deutschland überhaupt kein Thema sei, und Gute und viel Erfolg. heute zu einem wirtschaftlichen Stärkefeld daß sich die Deutschen nicht von den Atom- gemacht und ist das Fundament für ein Land waffen anderer europäischer Staaten be - Soweit die Redes des Bundespräsidenten der Möglichkeiten beim Wirtschaften, Ar- droht fühlten, hörte sich für den pakistani- im Wortlaut. beiten und Forschen“, so Stelzer. n schen Geschäftsmann – den nuklearen Erz- http:/www.bmeia.gv.at feind Indien hinter der sehr nahen Grenze Die Gäste des öffentlichen Teils hatten an - Die Eröffnung der Botschafterkonferenz 2018 wissend – völlig unvorstellbar, absolut irre- schließend die Möglichkeit, persönlich mit in Linz kann übrigens auf YouTube nachge- al, ja „komplett fantastisch“ an. den anwesenden BotschafterInnen Kontakte sehen werden unter Mit seinen weiteren Ausführungen mutete zu knüpfen. „Meet the Ambassadors“ wurde https://youtu.be/wxepzkNuvjI

»Österreich Journal« – http://www.oesterreichjournal.at ÖSTERREICH JOURNAL NR. 174 / 02. 05. 2018 24 Österreich, Europa und die Welt Karin Kneissl in Moskau

Am 19. bis 20. April hielt sich die Außenministerin zu einem zweitägigen Arbeits- besuch in Rußland auf und traf mit ihrem Amtskollegen Sergey Lavrov zusammen. Foto: BMEIA Außenministerin Karin Kneissl mit Außenminister Sergei Lavrov bei der gemeinsamen Pressekonferenz in Moskau

uf dem Programm der ersten Reise von AKarin Kneissl in ihrer Funktion als Aus- senministerin stand unter anderem ein kurz- fristig anberaumtes Treffen mit dem UN- Son dergesandten für Syrien, Staffan De Mistura, und ein Arbeitsgespräch mit dem Außenminister der Russischen Förderation, Sergey Lavrov. Bei ihrem Treffen mit UN-Sondergesand- ten und Syrien-Vermittler Staffan De Mistu- ra wurde die aktuelle Lage in Syrien thema- tisiert. Außenministerin Karin Kneissl lobte das bisherige Engagement des UN-Sonder- gesandten. Der Konflikt in Syrien war auch Thema des Arbeitsgesprächs von Karin Kneissl mit ihrem russischen Amtskollegen Sergey Lav- rov. Die Außenministerin hat dabei erneut

die große Besorgnis Österreichs über den Foto: BMEIA Einsatz von Chemiewaffen in Syrien betont. Außenministerin Karin Kneissl und Österreichs Botschafter in Rußland, Johannes Eigner „Wir brauchen einen effektiven Multila- teralismus und eine Rückkehr an den Ver- jahr den Vorsitz innehatte und der bevorste- Nach dem Arbeitsgespräch und einer Pres - handlungstisch. Österreich ist weiterhin be - hende EU Ratsvorsitz Österreichs. sekonferenz im Außenministerium stattete die reit, im Rahmen seiner Möglichkeiten darauf Dabei betonte Kneissl die Notwendigkeit Außenministerin auch der Menschenrechts - hinzuarbeiten“, so Kneissl. des konstruktiven Dialogs und des gegensei- organisation Memorial einen Besuch ab und Weitere Themen des Gesprächs waren die tigen Verständnisses in allen bi- und multi- traf mit russischen Menschenrechtsverteidi- bilateralen Beziehungen, die Zusammenar- lateralen Belangen. Diesen Dialog werde man gern zusammen. n beit in der OSZE, bei der Österreich im Vor- auch künftig fortsetzen. http://www.bmeia.gv.at

»Österreich Journal« – http://www.oesterreichjournal.at ÖSTERREICH JOURNAL NR. 174 / 02. 05. 2018 25 Österreich, Europa und die Welt Neue Kulturinstitution in Moskau

Zur Unterstützung der kulturellen und wirtschaftlichen Beziehungen wurde am 19. April in Moskau ein Österreich Institut eröffnet.

Als Spezialist für den Deutschunterricht bietet das ÖI eine Palette an Kursen für jede Niveau- und Altersstufe, mit unterschiedli- chem Stundenumfang, Alltags- wie Fach- sprachenkurse sowie maßgeschneiderte Kurse für den Individual- und Firmenunter- richt an. Die ÖI GmbH ist seit 1997 als Unterneh- men des österreichischen Außenministeri- ums mit der Durchführung von Deutschkur- sen im Ausland für Privat- und Firmenkun- den und der Förderung des kulturellen Aus- tauschs mit den Partnerländern beauftragt. Mehr als 100.000 KursteilnehmerInnen haben in den letzten 20 Jahren an den bisher neun Standorten des ÖI im Ausland Deutsch gelernt. Der Eigenfinanzierungsgrad beträgt mehr als beachtliche 85 Prozent. Außenministerin Karin Kneissl mit ÖI-Geschäftsführerin Katharina Körner bei der Eröffnung Zu den bereits bestehtenden Standorten des neuen Österreich Instituts in der Moskauer Nikoloyamskaya ul. Belgrad, Budapest, Pressburg, Brünn, Mos - kau, Rom, Sarajevo, Warschau, Krakau und Breslau kam nun ein weiterer hinzu.

Zweites ÖI in Moskau Zur Unterstützung der kulturellen und wirtschaftlichen Beziehungen wurde nun am 19. April in Moskau ein ÖI unter Teilnahme von Außenministerin Karin Kneissl und zahlreicher russischer Pressever tretern eröff- net. Der offizielle Deutschkursanbieter des österreichischen Außenministeriums betreibt damit zehn Institute im Ausland. Es wird erwartet, daß das Angebot des ÖI, das als Spe zialist für den Deutschunterricht jede Niveau- und Altersstufe und den Individual- und Firmenunterricht abdeckt, in Moskau auf große Nachfrage stoßen wird. Foto: BMEIA /Angelika LauberFoto: BMEIA /Angelika Lauber Foto: Zur Eröffnung meinte Katharina Körner, v.l.: ÖI-Geschäftsführerin, ÖI-Institutsleiter Thomas Stiglbrunner, … und Österreichs Botschaf- Geschäftsführerin der Österreich Institut ter in Rußland, Johannes Eigner GmbH: „Mit dem ÖI Moskau möchten wir as Österreich Institut (ÖI) ist eine Ein- terreichische Sprachdiplom Deutsch (ÖSD). Beiträge zur Pflege der wertvollen Kulturbe- Drichtung der Republik Österreich zur Mit der Entwicklung von eigenen Lehr- ziehungen zwischen Rußland und Österreich Durch führung von Deutschkursen im Aus- materialien wird ein moderner Sprachunter- und dem wirtschaftlichen Austausch leisten. land so wie zur Förderung des kulturellen richt unterstützt und ein starker Bezug zur Die Eröffnung des ÖI Moskau ist uns gerade Austauschs. Es kooperiert mit Institutionen österreichischen Sprache und Kultur herge- in Zeiten der Anspannung ein besonderes der österreichischen Kultur- und Außenpoli- stellt. Dazu gehören beispielsweise der re- An liegen. Eine gemeinsam gepflegte Spra- tik sowie mit einer Reihe von Partnern im gelmäßig erscheinende „Österreich Spiegel“ che ist die Grundlage für die Verbindung zwi - In- und Ausland. – die Zeitung für den Deutschunterricht, die schen Völkern und Kulturen. Ohne Kommu- An den zehn Standorten des ÖI besuchen Fachsprachenmappen, wie etwa „Deutsch für nikation kann es keine Lösungen geben.“ jährlich ca. 11.000 Menschen Deutschkurse. JuristInnen“ oder „Deutsch im Gesundheits- Das neue Institut wird im sog. „Kärntner Alle acht Institute sind zertifizierte Prüfungs - und Pflegebereich“ sowie Filmdidaktisie- Haus“ der STRABAG untergebracht. n zentren für das international anerkannte Ös- rungen. http://www.oesterreichinstitut.org

»Österreich Journal« – http://www.oesterreichjournal.at ÖSTERREICH JOURNAL NR. 174 / 02. 05. 2018 26 Österreich, Europa und die Welt EU-Erweiterung

Leicht steigende Zustimmungsraten für potentielle EU-Beitrittswerber, wenn auch auf niedrigem Niveau – Ablehnung einzelner Länder des Westbalkans stark rückläufig – Kontinuierlich starke Ablehnung eines EU-Beitritts der Türkei

m 17. April präsentierte die EU-Kom- egowina begrüßen 31 % der Befragten, 36 % Dagegen könnten sich gegenwärtig nur Amission wieder ihr jährliches Erweite - lehnen ihn ab, 24 % ist es – nach eigenen An- 9 % die Türkei als EU-Mitglied vorstellen. rungspaket zu den Ländern des Westbalkans gaben – egal, ob das Land EU-Mitglied wird. Drei Viertel der Befragten lehnen einen EU- und zur Türkei. „Seit dem EU-Beitritt Kroa- (Rest auf 100 % = „weiß nicht/Keine Anga- Beitritt der Türkei jedoch ab (76 %), wäh- tiens vor fünf Jahren ist das Thema Erweite- be“ – gilt auch für folgende Werte) rend sich 13 % indifferent zeigen. rung für die Österreicher jedoch in den Hin- Im Fall von Serbien sind es 29 %, die Ein Blick auf eine seit dem Jahr 2010 tergrund gerückt. Die Zustimmung zu den eine EU-Mitgliedschaft des Landes begrüs- bestehende ÖGfE-Zeitreihe macht deutlich, einzelnen Beitrittskandidaten am Westbal- sen würden, während 45 % eine solche ab- daß die Werte der expliziten Zustimmung zu kan bewegt sich – trotz leichten Verbesserun - lehnen und 15 % sich indifferent zeigen. den einzelnen Beitrittskandidaten am West- gen im Zeitverlauf – auf niedrigem Niveau. Ähnlich gestaltet sich das Meinungsbild, balkan sich zwar auf niedrigem Niveau bewe- Interessant ist allerdings auch, daß nunmehr wenn es um einen möglichen Beitritt Maze- gen, jedoch ein leichter Trend nach oben die Ablehnung einzelner Länder teils stark doniens (FYROM) geht: 26 % würden ihn festzustellen ist, während die Ablehnung ein- rückläufig ist“, so Paul Schmidt, Generalse- begrüßen, 41 % ablehnen, 25 % ist es „egal“. zelner Länder teils stark rückläufig ist bzw. kretär der Österreichischen Gesellschaft für Nahezu ident ist die Einstellung zu einem die Indifferenz steigt. So im Fall von Alba- Europapolitik (ÖGfE), zu einer österreich- potentiellen EU-Zugang Montenegro: 27 % nien (minus 23 PP seit Herbst 2012), Bos- weiten ÖGfE-Umfrage. würden das Land an der Adria als neues EU- nien-Herzegowina (minus 22 PP seit Herbst Hinsichtlich der einzelnen (potentiellen) Mitglied begrüßen, 39 % jedoch ablehnen, 2012), des Kosovo (minus 20 PP seit Herbst Beitrittskandidaten herrscht unter den Öster- 24 % antworten „egal“. 2012) oder Serbiens (minus 17 PP seit reicherInnen ein zumeist recht einheitliches Ein etwaiger EU-Beitritt von Albanien Herbst 2013). Bei Mazedonien (FYROM) und Meinungsbild. Eine Ausnahme bildet die Tür - und dem Kosovo wird nahezu gleich beur- Montenegro schwankt das Meinungsbild kei, deren EU-Mitgliedschaft deutlich stär- teilt: Je 23 % würden einen solchen begrüs- etwas stärker, doch auch hier geht die expli- ker abgelehnt wird. sen, je 22 % wäre es „egal“, 45 % bzw. 46 % zite Ablehnung teils stark zurück. Im Fall der Einen EU-Beitritt von Bosnien und Herz- äußern sich ablehnend. Türkei zeigt sich hingegen in den letzten

begrüßen egal ablehnen weiß nicht/keine Angabe

»Österreich Journal« – http://www.oesterreichjournal.at ÖSTERREICH JOURNAL NR. 174 / 02. 05. 2018 27 Österreich, Europa und die Welt

Jahren ein Trend zu stärkerer Ablehnung den, auch wenn ein EU-Beitritt Ankaras der- der über die vergangenen Jahre merklich zu- eines EU-Beitritts. zeit keine realistische Perspektive darstellt.“ rückgegangen ist. Solange allerdings die „Kommissionspräsident Juncker hat na- Nur ein knappes Viertel (23 %) der Be - Neuordnung der EU nicht auf Schiene ist, mentlich Serbien und Montenegro einen fragten möchte, daß Österreich als Motor für wird die Zustimmung zu einer Erweiterung möglichen EU-Beitritt im besten Fall für das eine Aufnahme der Westbalkan-Länder in die der Union weiterhin verhalten bleiben. Jahr 2025 in Aussicht gestellt. Allerdings EU auftritt. Knapp sechs von zehn Befragten Gleich zeitig darf die Integration der West- müßten die beiden Länder bis dahin noch (58 %) halten das nicht für notwendig, wäh- balkan-Region nicht auf den Sankt-Nimmer- massive Anstrengungen unternehmen, soll rend ein Fünftel in dieser Frage keine Stel- leins-Tag verschoben werden, sondern muß dieses Datum einigermaßen erreichbar schei - lungnahme abgeben kann (19 %). Im Ver- stärker als bisher auf die europäische Tages- nen. Das betrifft im besonderen die Bereiche gleich zu Oktober 2016 ist das Meinungsbild ordnung rücken, um auch dem Reformpro- Grundrechte, Rechtstaatlichkeit und Regie- der ÖsterreicherInnen hierzu praktisch ident zess in Südosteuropa neuen Schwung zu ver- rungsführung und Steigerung der Wettbe- geblieben. leihen“, hält Schmidt fest. n werbsfähigkeit. Für alle Beitrittsaspiranten „Die EU-Annäherung der Länder am http://www.oegfe.at gilt zudem, daß bilaterale Streitpunkte noch Westbalkan wird seit langem auch von Ös - Die Umfrage wurde von der Sozialwis- vor einer potentiellen EU-Mitgliedschaft bei- terreich unterstützt. Die Tatsache, daß sich senschaftlichen Studiengesellschaft zwi- gelegt werden müssen, sodaß Konflikte nicht Österreich kontinuierlich als aktiver Partner schen 20. bis 28. März 2018 im Auftrag der in die Union importiert werden“, so Schmidt. des Beitrittsprozesses positioniert, könnte zu- ÖGfE durchgeführt (Tel SWS 273). Befragt „Was die Türkei anlangt, so sollten die Ge- mindest dazu beigetragen haben, daß die wurden österreichweit 514 Personen per Te- sprächskanäle jedenfalls offen gehalten wer- dezidierte Ablehnung einzelner Balkan-Län- le fon. Außenministerium: Beschluß des Ministerrates über die Besetzung von Leitungsfunktionen im Ausland

er Ministerrat hat in seiner Sitzung vom tierung als ao. u. bev. Botschafter in der Isla- tierung als ao. u. bev. Botschafter in der Isla- D25. April dem Vorschlag von Außenmi- mischen Republik Afghanistan, mischen Republik Mauretanien, nisterin Karin Kneissl zugestimmt, folgende Gesandte Mag.a Stella Avallone mit der Gesandten Mag. Georg Pöstinger mit Bedienstete des BMEIA mit der Leitung von Leitung der ÖB Lettland mit Sitz in Wien, der Leitung der ÖB Riyadh und Mitakkredi- österreichischen Vertretungsbehörden zu Botschafterin Dr.in Elisabeth Bertagnoli tierung als ao. u. bev. Botschafter in der betrauen: mit der Leitung der ÖB Liechtenstein mit Republik Jemen und im Sultanat Oman, Botschafter Mag. Roland Hauser mit Sitz in Wien, Gesandte Dr.in Ulrike Hartmann mit der Leitung der Österreichischen Botschaft Gesandten Mag. Dr. Gerhard Zettl mit der Leitung der ÖB Sarajewo, (ÖB) Addis Abeba und Mitakkreditierung der Leitung der ÖB Lima und Mitakkreditie- Gesandte Mag.a Andrea Wicke mit der als ao. u. bev. Botschafter in der Republik rung als ao. u. bev. Botschafter im Plurina- Leitung der ÖB Sofia, Dschibuti, der Republik Kongo, der Repu- tionalen Staat Bolivien, Gesandte Mag.a Dr.in Gudrun Graf mit blik Uganda und der Republik Südsudan, Gesandte Mag.a Yvonne Toncic-Sorinj der Leitung der ÖB Stockholm, Gesandten Mag. Peter Elsner-Mackay mit der Leitung der ÖB Litauen mit Sitz in Gesandten Dr. Alexander Wojda mit der mit der Leitung der ÖB Algier und Mitak- Wien, Leitung des ÖGK in Straßburg und kreditierung als ao. u. bev. Botschafter in der Gesandten Mag. Andreas Stadler mit der Gesandte Mag.a Dr.in Gabriela Sellner Republik Niger, Leitung der ÖB Malta mit Sitz in Wien, mit der Leitung der Ständigen Vertretung bei Botschafter Mag. Bernd Alexander Bay- Gesandte Mag.a Aloisia Wörgetter mit den Vereinten Nationen (Wien), IAEO, erl mit der Leitung der ÖB Baku, der Leitung der ÖB Minsk, UNIDO und CTBTO. Botschaftsrat und Konsul Dr. Martin Gesandten Mag. Dr. Christian Fellner Die Betrauung mit den genannten Bot- Allgäuer mit der Leitung des Österreichi- mit der Leitung der ÖB Nairobi und Mitak- schafterfunktionen erfolgt nach Einholung schen Generalkonsulates (ÖGK) Chengdu / kreditierung als ao. u. bev. Botschafter in der des erforderlichen Agréments des Empfang- Konsularabteilung ÖB Peking, Republik Burundi, der Union der Komoren, staates und nach Ausstellung des Beglaubi- Botschafter Mag. Klaus Kögeler mit der der Republik Malawi, der Republik Uganda, gungsschreibens durch den Bundespräsiden- Leitung der ÖB Havanna und Mitakkreditie- der Republik Sambia, der Republik Seychel- ten. rung als ao. u. bev. Botschafter in der Domi- len, der Republik Somalia, der Vereinigten Weiters betraute die Außenministerin nikanischen Republik und der Republik Republik Tansania und der Demokratischen Gesandten Dr. Michael Haider mit der Haiti, Republik Kongo, Leitung des Österreichischen Kulturforums Botschafterin Dr.in Franziska Honso- Generalsekretär Botschafter Dr. Mi - New York, witz-Friessnigg mit der Leitung der ÖB chael Linhart mit der Leitung der ÖB Paris Gesandten Dr. Robert Gerschner mit der beim Heiligen Stuhl und Mitakkreditierung und Mitakkreditierung als ao. u. bev. Bot- Funktion des Erstzugeteilten an der ÖB als ao. u. bev. Botschafterin in der Republik schafter im Fürstentum Monaco, Moskau und San Marino und beim Souveränen Malteser- Gesandte Mag.a Margit Bruck-Fried - Gesandte Mag.a Gabriele Gil-Feigl mit Ritter-Orden, rich mit der Leitung der ÖB Pressburg, der Funktion der Erstzugeteilten an der ÖB Gesandten Mag. Nicolaus Keller mit der Gesandten Dr. Johannes Wimmer mit Peking. n Leitung der ÖB Islamabad und Mitakkredi- der Leitung der ÖB Rabat und Mitakkredi- http://www.bmeia.gv.at

»Österreich Journal« – http://www.oesterreichjournal.at ÖSTERREICH JOURNAL NR. 174 / 02. 05. 2018 28 Österreich, Europa und die Welt Wie Gesandtenbriefe das Türken-Stereotyp prägten

In Texten ist viel Wissen versteckt, das Forscher mit den gängigen Analyse-Methoden bisher nicht sichtbar machen konnten.

it der digitalen Informationsverarbei- Mtung ist es nun möglich, verborgene Muster und Strukturen in Texten zu erschlies- sen und so zu neuen Erkenntnissen zu gelan- gen. Man spricht von „Digital Humanities“, wenn in den Geistes- und Kulturwissenschaf - ten computergestützte Verfahren zum Ein- satz kommen. Die Universität Salzburg setzt nun eine „Digital Humanities“-Initiative. Ein Muster- beispiel ist ein Projekt des Historikers Arno Strohmeyer zur habsburgisch-osmanischen Di- plomatie. Ziel dieses Projekts ist es, zu einem besseren Verständnis darüber zu gelangen, wie stark das in Europa vorhandene Wissen über die Osmanen von den Diplomaten brie - fen des 17. Jahrhunderts geprägt war und was das für das Verhältnis von Christen und Mus - limen heute bedeutet.

Historische Dimension von Problemen „Die diplomatische Korrespondenz ist gerade auch heute sehr interessant, weil wir so die historische Dimension von Problemen erkennen, die uns gegenwärtig sehr beschäf- tigen, wie ,Multikulti‘ oder das oft schwieri- ge Verhältnis von Muslimen und Christen“, sagt Arno Strohmeyer, Professor für Allge- meine Geschichte der Neuzeit an der Uni- versität Salzburg. Für bemerkenswert hält er etwa, daß die Muslime damals in Konstanti- nopel Christen und Juden duldeten und es keine Zwangsbekehrungen gab, während der Kaiserhof in Wien intolerant gegenüber Mus - limen war. „Heute ist es umgekehrt. Heute ist eher die christliche Gesellschaft die tole- rante. Dieses Wissen hilft uns aktuell zwar nicht weiter, aber es erweitert den Horizont © Österreichisches Staatsarchiv, Haus-, Hof- und Staatsarchiv und wir sehen, daß vieles einmal anders war Faksimile eines Briefs von Alexander von Greiffenklau zu Vollrads an Kaiser Ferdinand III., und nicht grundsätzlich ,wir‘ die Guten sind Konstantinopel, 15. September 1646 (die Zahlen sind chiffrierte Textstellen) und ,die anderen‘ die Bösen.“ in ihre Heimat. So hatte Mitte des 17. Jahr- Europa, ruhten zwischenzeitlich. Friedensi- hunderts der Kaiserhof in Wien großes Inter- cherung stand ganz oben auf der Agenda der Die internationalen Beziehungen in esse an den Vorgängen in der osmanischen Habsburger wie der Osmanen. Dazu beitra- Europa wurden völlig neu geordnet Hauptstadt. Es war die Zeit nach dem Dreis- gen sollten die regelmäßigen Briefe, in de- Konstantinopel, die Stadt auf zwei Konti- sigjährigen Krieg. Die internationalen Be- nen die Diplomaten, die der Kaiserhof in nenten, war viele Jahrhunderte eine der mäch- ziehungen in Europa wurden völlig neu Konstantinopel stationiert hatte, über die po- tigsten Metropolen der Welt. Gesandte aus geordnet. Die Türkenkriege, Kriegshandlun- litischen Verhandlungen, aber auch über das Asien, Afrika und Europa trafen sich hier, gen zwischen dem sich ausbreitenden Osma- Leben in der Stadt, die Kultur und Gesell- tauschten Informationen aus und berichteten nischen Reich und dem christlich geprägten schaft der Osmanen informierten.

»Österreich Journal« – http://www.oesterreichjournal.at ÖSTERREICH JOURNAL NR. 174 / 02. 05. 2018 29 Österreich, Europa und die Welt

Das Wissen entsprach sehr eingeschränkt der Realität „Das Wissen, das über die Osmanen nach Wien übermittelt wurde, entsprach jedoch nur sehr eingeschränkt der Realität“, betont Strohmeyer. Berichtet wurde oft das, was der eigenen Karriere förderlich war, was als Kli- schee weitverbreitet war oder was der Kai- serhof hören wollte – und das waren oft negative Stereotype wie das von den „barba- rischen“ Osmanen. „Man hat in den Briefen und in den Reiseberichten einen Beleg dafür, wie stark das europäische Wissen über die Osmanen damals medial geprägt war. Die heutige Macht der Medien über die Wahr- nehmung der Welt ist also nichts ganz Neues. Es gab damals zum Beispiel so eine Art Re - ferenz-Reiseberichte, die eine Meinung schafften, die von anderen immer wieder Universität Salzburg / Kolarik Foto: Univ.-Prof. Arno Strohmeyer übernommen wurde, ohne zu prüfen ob der Sachverhalt stimmt. Dazu gehörte das Feind - scheint – Eigennamen, die im Text vorkom- reichischen Akademie der Wissenschaften in bild Türke.“ men, wie zum Beispiel Maximilian Graf von Wien tätig ist. Trauttmansdorff, damals eine der einfluß- Stereotype in Diplomatenbriefen reichsten Personen am Kaiserhof, zu biogra- Tiefgreifender Strukturwandel Wie oft kommt in den rund 1000 Diplo- phischen Nachschlagewerken verlinken. Aus- Die „digitale Vermessung der Kultur“ matenbriefen das Stereotyp von den „barba- serdem können große Datenmengen visuali- bedeutet einen tiefgreifenden Strukturwan- rischen“, „gewaltbereiten“ oder „wollüsti- siert werden. „Ein besonderer Mehrwert bei del in den Geisteswissenschaften, deren Ver- gen“ Osmanen vor? Das ist eine von Stroh- der Anwendung modernster Methoden der fahren traditionell bisher eher die Textkritik meyers Forschungsfragen. Mit den neuen digitalen Editionstechnik und computerge- als das Rechnen war. Gerade aber in der Ge- computergestützten Textanalysen (text min- stützter Textanalyse besteht darin, daß die schichtsforschung hat sich die Computerwis- ing) läßt sie sich erstmals exakt beantworten Ergebnisse später open access, für alle frei senschaft inzwischen zu einer wichtigen und so kann das damals konstruierte Türken- zugänglich im Internet verfügbar sind,“ sagt Grundlagenwissenschaft entwickelt und sie bild präzise nachgezeichnet werden. Mit Hilfe der Salzburger Historiker, der auch als wis- werde in den nächsten Jahren noch wichtiger der Computerwissenschaft lassen sich auch – senschaftlicher Direktor des Instituts für Neu - werden, sagt Strohmeyer. was inzwischen als Selbstverständlichkeit er - zeit- und Zeitgeschichtsforschung der Öster- Kooperationspartner Kooperationspartner des vom Österrei- chischen Wissenschaftsfond FWF geförder- ten Projekts „Die Medialität diplomatischer Kommunikation: Habsburgische Gesandte in Konstantinopel in der Mitte des 17. Jahr- hundert“ sind das Austrian Centre for Digital Humanities der Universität Graz (liefert die IT-Kompetenz) und das Institut für Ge - schichte der Universität Szeged/Ungarn (Os- manistik-Expertise). Das Projekt läuft von 2017 bis 2021. Andere Digital Humanities Pro jekte an der Universität Salzburg sind bei - spielsweise eine historische Rezeptdaten- bank (Marlene Ernst), das Salzburger Kul- turlexikon (Christian Uhlir), die digitale Bild - datenbank REALonline (Ingrid Matschinegg) oder eine Briefsammlung von österreichi- schen Auswan dererInnen (Sylvia Hahn). n http://diploko.at/ http://www.uni-salzburg.at/

© Österreichisches Staatsarchiv, Haus-, Hof- und Staatsarchiv Das ÖJ dankt dem Österreichischen Staats- Faksimile eines Briefs von Alexander von Greiffenklau zu Vollrads an Kaiser Ferdinand III., archiv, Haus-, Hof- und Staatsarchiv, für die Konstantinopel, 15. September 1646 Zurverfügungstellung der Faksimile!

»Österreich Journal« – http://www.oesterreichjournal.at ÖSTERREICH JOURNAL NR. 174 / 02. 05. 2018 30 Österreich, Europa und die Welt Abgestürzt, verschollen, gelyncht…

Alliierte Piloten zwischen 1943 und 1945 – ForscherInnen des Hauses der Geschichte Österreich klären »Cold Cases« und verschaffen den Familien späte Gewißheit. Foto: Bundesheer / Gerhard Simader Auf dem Fliegerhorst Linz Hörsching (v.l.): Generalleutnant Franz Reißner, Oö. Landtagspräsident Viktor Sigl, der Geschäftsträger der US-Botschaft in Wien, Eugene Young, und der Generalsekretär des Bundesministeriums für Landesverteidigung, Wolfgang Baumann

m 3. April wurde am Fliegerhorst Vog- persönliche Mut angesichts von drohendem Abschuß am 1. April 1945 Aler in Linz Hörsching eine Gedenktafel Unrecht ist. Er erinnerte dabei an die Haager Walter P. Manning wurde 1920 in Phil- für den ermordeten US-Piloten Walter P. Landkriegsordnung, das Gebot des Schutzes adelphia geboren und war Kampfpilot der Man ning enthüllt. Mannings Maschine wur - von Kriegsgefangenen und der Zivilbevölke- amerikanischen 332nd Fighter Group der de gegen Ende des Zweiten Weltkrieges süd- rung. 15th US Army Air Force. Sein Flugzeug wur - lich von Linz abgeschossen. Der Kampfpilot de am 1. April 1945 bei Kematen an der konnte zwar noch mit dem Fallschirm lan- Krems abgeschossen. Als Manning mit sei- den, wurde dann aber am Boden von einer nem Fallschirm am Boden landete, veran- aufgebrachten Menge gelyncht. stalteten nationalsozialistische Funktionäre Hochrangige Vertreter des Österreichi- und Angehörige der Deutschen Luftwaffe schen Bundesheeres – unter anderem Gene- eine Hetzjagd, die schließlich mit der Erhän- ralsekretär Wolfgang Baumann, Generalma- gung Mannings endete. jor Karl Gruber (Kommandant der Luftstreit - Der US-Pilot ist eines von unzähligen Op - kräfte) sowie Generalleutnant Franz Reißner fern der sogenannten „Fliegerlynchjustiz“, (Kommandant der Landstreitkräfte) – nah- die das NS-Regime ab 1944 gegen alliierte men gemeinsam mit Oberösterreichs Land- Flugzeugbesatzungen initiiert hatte. 73 Jahre tagspräsident KR Viktor Sigl und den Wis- nach dem Verbrechen enthüllte der Zeitzeuge senschafterInnen Nicole-Melanie Goll und und ehemalige Kamerad von Man ning, der Georg Hoffmann des Hauses der Geschichte 93jährige Lieutenant Colonel Harry Stewart, (hdgö) an der Gedenkfeier teil. ein Mahnmal, um das tragische Er eignis ins Bewußtsein der Öffentlichkeit zu rufen. Generalsekretär betont Schutzgebot für Kriegsgefangene Schicksal vermißter alliierter Flugzeug- Generalsekretär Wolfgang Baumann be- besatzungen und »Fliegerlynchjustiz« Foto: Bundesheer / Pusch tonte bei seiner Ansprache, wie wichtig die Der 93jährige Harry Stewart, Flieger- Die Pionierarbeit der ForscherInnen Ni - Verteidigung der Rechtstaatlichkeit und der kamerad von Manning, vor dem Mahnmal cole-Melanie Goll und Georg Hoffmann des

»Österreich Journal« – http://www.oesterreichjournal.at ÖSTERREICH JOURNAL NR. 174 / 02. 05. 2018 31 Österreich, Europa und die Welt Foto: Bundesheer / Gerhard Simader Die hdgö-Wissenschafterin Nicole-Melanie Goll am Renderpult; links von ihr hdgö-Wissenschafter Georg Hoffmann hdgö und die damit verbundene Aufklärung des Schicksals Mannings hat nicht nur maß- geblich zur Errichtung des Gedenksteins bei- getragen, sondern beschäftigt sich auf bei- spielhafte Weise mit dem Schicksal vermiß- ter alliierter Flugzeugbesatzungen sowie dem NS-Gewaltphänomen der „Fliegerlynchju- stiz“ zwischen 1943 und 1945 im heutigen Österreich. Für die Pu blikation „Fliegerlynchjustiz“ wurde Hoffmann der renommierten Karl von Vogelsang-Staatsförderpreis für Geschichte der Gesellschaftswissenschaften verliehen.

Neue Sichtweise auf den Luftkrieg „Die Auseinandersetzung mit den abge- schossenen alliierten Flugzeugbesatzungen

eröffnet eine neue Sichtweise auf den Luft- Foto: Bundesheer / Gerhard Simader krieg des Zweiten Weltkrieges und rückt Die Gedenktafel am Fliegerhorst Vogler in Hörsching nach der Enthüllung. eine vergessene Opfergruppe des NS-Terror- regimes in den Fokus“, erklärt Historikerin und amerikanische Familien kaum Gewiss- andersetzung mit der wechselvollen Zeitge- Nicole-Melanie Goll die Einzigartigkeit ihres heit über das tatsächliche Schicksal ihrer An - schichte Österreichs ein. Anlass für die Forschungsprojektes, das sie, gefördert durch gehörigen, die im Kampf für die Befreiung Eröffnungsausstellung ist die 100. Wieder- die Österreichische Akademie der Wissen- Österreichs vom NS-Terror getötet wurden.“ kehr der Ausrufung der Republik im Novem- schaften und den Zukunftsfonds der Repu- Goll und Hoffmann leisten durch ihre ber 2018. Ausgehend von der Frage nach der blik Österreich, am hdgö in Wien voran- gemeinsame Arbeit wichtige Grundlagenfor- Demokratieentwicklung und ihren Brüchen, treibt. schung zur differenzierten Aufarbeitung des bietet die Ausstellung zweierlei: Eine span- Im Zuge des Forschungsprojekts „Dow- alliierten Luftkriegs. Das Projekt liefert da- nende Bildchronologie und Themenschwer- ned Allied Air Crew Database Austria“ sam- bei erstmals Daten zum Schicksal aller abge- punkte zu ausgewählten Themen, die Öster- melt Goll Daten zum Schicksal von rund schossenen westalliierten Flugzeugbesat- reich bewegten – und es heute noch tun. Als 9.000 amerikanischen und britischen Flie- zungen, stellt Familien erstmals Informatio- Diskussionsforum für ganz Österreich kon- gern, die über dem heutigen Österreich ab - nen zur Verfügung und unterstützt das US zipiert, legt das neue Museum besonderen geschossen wurden. Der Fall von Walter P. Department of Defense in der aktiven Suche Wert auf innovative Vermittlungsangebote, Manning ist nur einer von rund 150 Verbre- nach Vermißten. ergänzt um eine Webplattform und Publika- chen der „Fliegerlynchjustiz“, die bis heute tionen, die neue Perspektiven auf Geschichte in Österreich als unaufgeklärt gelten. Dazu Das Haus der Geschichte Österreich und Gegenwart Österreichs anbieten. n Goll: „Diese Verbrechen gegen die alliierten Im November 2018 ist es soweit: Das http://www.bundesheer.at Soldaten stehen in unmittelbarem Zusam - Haus der Geschichte Österreich, organisato- https://www.hdgoe.at menhang mit dem Luftkrieg. Diese Ge- risch in die Österreichische Nationalbiblio- Projektseite Forschungsprojekt: waltta ten wurden in der Nachkriegszeit ver- thek eingebunden, eröffnet in der Neuen https://daacda.acdh.oeaw.ac.at/ drängt und fanden keinen Eingang in die Burg am Heldenplatz. Zeitgemäß vermittelt Projektseite „Bombenkrieg in Graz“: Geschichtsbücher. Bis heute haben britische und pointiert erzählt, lädt es zur Ausein- https://on.uni-graz.at/de/detail/article/bombenkrieg-in-graz/

»Österreich Journal« – http://www.oesterreichjournal.at ÖSTERREICH JOURNAL NR. 174 / 02. 05. 2018 32 Österreich, Europa und die Welt Entwicklungszusammenarbeit

Oberösterreich setzt seit 2018 Schwerpunkte in Migrationsländern und im Bereich Klimaschutz Foto: Land OÖ / Denise Stinglmayr v.l.: Robert Zeiner, Botschafterin Désirée Schweitzer und Landeshauptmann Thomas Stelzer m 25. und 26. April fand erstmals eine Darüber hinaus werden Menschen, die bei reich erneuerbare Energien in Burkina Faso ABund-Länder-Tagung der VertreterInnen EZA-Projekten im Ausland mitarbeiten, so - 300.000 Euro zu Verfügung gestellt. Und im Bereich Entwicklungszusammenarbeit in wie oberösterreichische Schulen mit der „Ak - auch das Bündeln der Mittel aus mehreren Oberösterreich statt. Unter anderem sprachen tion Fair Play“ unterstützt. Das Budget für Bundesländern und der ADA für Wiederauf- Botschafterin Désirée Schweitzer, Leiterin Entwicklungshilfe liegt in Oberösterreich ak- bau-Projekte nach dem Erdbeben in Nepal der Sektion Entwicklung im Außenministe- tuell bei 2,1 Millionen Euro. 2015 lief sehr gut“, betont Robert Zeiner, rium, und Robert Zeiner, Leiter der Abtei- Leiter der Abteilung Programme und Projekte lung Programme und Projekte International in Außenministerium stellt International in der ADA. der Austrian Development Agency (ADA), Frauen in den Mittelpunkt Besonders hob Zeiner ein Projekt mit Be- der Agentur der Österreichischen Entwick - „Wir sind in den ärmsten Ländern tätig, zug zu Oberösterreich hervor: „Armut min- lungszusammenarbeit, in ihren Impulsstate- um den Menschen dort ein besseres Leben zu dern und landwirtschaftliche Entwicklung ments in den Redoutensälen in Linz über die ermöglichen. Ein Thema, das Bundesmini- fördern, das sind zwei Aspekte, die in der Ar- aktuellen Herausforderungen in der Entwick - sterin Karin Kneissl dabei besonders wichtig beit der Austrian Development Agency – be- lungshilfe. ist, sind die Anliegen von Frauen“, erklärte ziehungswiese der Entwicklungszusammen- „Entwicklungszusammenarbeit ist nach Botschafterin Désirée Schweitzer in ihrem arbeit insgesamt – oft Hand in Hand gehen. wie vor eine Daueraufgabe, die das Engage- Vor tag. „Aktuell stellen wir eine Million Eu - Und manchmal hilft auch die Wirtschaft mit: ment aller fordert. Nur durch eine Verbesse- ro zur Unterstützung von Aktivitäten gegen Die oberösterreichische Firma Saatbau Linz rung der Lebensverhältnisse vor Ort und durch weibliche Genitalverstümmelung (FGM) et wa, unterstützt in Georgien den Aufbau Hilfe zur Selbsthilfe kann der Landflucht und für Frauengesundheit und Familienpla- einer Weizen Saatgut-Produktion und die Er - und damit Migrationsbewegungen entgegen- nung bereit. Dies kommt Frauen und Mäd- höhung der Eigenversorgung des Landes mit gewirkt werden. Oberösterreich legt seit An - chen in verschiedenen afrikanischen Ländern Getreide.“ fang 2018 daher ganz bewußt einen Schwer- zugute, vor allem im Sahel und am Horn von Die Austrian Development Agency, die punkt auf Aktivitäten in Migrationsländern Afrika.“, so Schweitzer weiter. Schätzungen Agentur der Österreichischen Entwicklungs- und auf Projekte im Bereich Klimaschutz“, zufolge sind weltweit mehr als 200 Millio- zusammenarbeit, unterstützt Länder in Afri- so Landeshauptmann Thomas Stelzer, der im nen Mädchen und Frauen von weiblicher Ge- ka, Asien, Südost- und Osteuropa sowie die Land OÖ auch für Entwicklungszusammen- nitalverstümmelung betroffen, daher sei es Karibik bei ihrer nachhaltigen Entwicklung. arbeit zuständig ist. besonders wichtig, hier das Engagement zu Gemeinsam mit öffentlichen Einrichtungen, Das Land Oberösterreich arbeitet bei Ent- verstärken. Nichtregierungsorganisationen und Unter- wicklungshilfeprojekten seit jeher eng mit „Ich freue mich, daß die Zusammenarbeit nehmen setzt die ADA derzeit Projekte und den oberösterreichischen NGOs und Initiati- mit den Bundesländern so gut funktioniert Programme mit einem Gesamtvolumen von ven zusammen. Im Durchschnitt werden pro und hoffe, daß wir das gemeinsame Fördern 500 Millionen Euro um. n Jahr 100 Projekte im Bereich der Entwik- von Projekten in Zukunft noch weiter aus- http://www.oberoesterreich.at klungszusammenarbeit von NGOs und Or - bauen können. Das Land Vorarlberg hat uns http://www.bmeia.gv.at ga nisationen aus Oberösterreich gefördert. bereits für ein Fortbildungsprojekt im Be - http://www.entwicklung.at

»Österreich Journal« – http://www.oesterreichjournal.at ÖSTERREICH JOURNAL NR. 174 / 02. 05. 2018 33 Österreich, Europa und die Welt Wie ist es in der EU um die Gerechtigkeit bestellt?

Aktuelle Umfragen zeigen, daß die meisten EuropäerInnen der Ansicht sind, daß es im Leben im Allgemeinen gerecht zugeht; besorgt sind sie jedoch in bezug auf die Justiz, politische Entscheidungen und die Einkommensungleichheit. Wir Öster- reicherInnen sind glücklicher als EU-Durchschnitt!

ean-Claude Juncker, der Präsident der Europäischen Kommission, ihren ersten Bericht über die soziale Gerechtigkeit. Die Ergebnisse Jmachte Fairness in der EU zu einem der Eckpfeiler seiner politi- des am 23. April veröffentlichten „Eurobarometer Spezial“ leisten schen Prioritäten. Um diese Bemühung durch wissenschaftliche Daten einen Beitrag zur Behandlung weitergehender Fragen der empfunde- zu un ter mauern, erstellte der wissenschaftliche Dienst der Kommis- nen Ungerechtigkeit in den Bereichen Beschäftigung, Bildung, sion, die Gemeinsame Forschungsstelle (JRC), im vergangenen Jahr Gesundheit und in der Gesellschaft ins gesamt. ÖSTERREICH JOURNAL NR. 174 / 02. 05. 2018 34 Österreich, Europa und die Welt

Dieser Umfrage zufolge ist eine Mehrheit fragten glaubt, daß sich die Chancengleich- stolz darauf, daß die Arbeit der JRC unseren der EuropäerInnen der Auffassung, daß es in heit und ihr sozialer Status im Laufe der Zeit Kenntnisstand in diesen beiden Bereichen ihrem Leben überwiegend gerecht zugeht und verbessert hat. verbessert und damit einen wichtigen Bei- daß sie die gleichen Chancen haben, voran- Tibor Navracsics, EU-Kommissar für trag zu unseren Bemühungen zur Schaffung zukommen. Indessen sind sie weniger davon Bildung, Kultur, Jugend und Sport, der auch eines besseren Europas für die Zukunft lei- überzeugt, daß das Recht und politische Ent- für die Gemeinsame Forschungsstelle zu- stet.“ scheidungen – unabhängig von sozialem Sta - ständig ist, sagte dazu: „Gerechtigkeit ist ein Die wichtigsten Ergebnisse der Euroba- tus, Einkommens- und Vermögensverhältnis - wesentlicher Bestandteil beim Aufbau eines rometer-Umfrage betreffen Bildung, Ein- sen und Beziehungen – in ihren Ländern ein- widerstandsfähigeren, durch Zusammenhalt kommen, sozialen Status und Intergeneratio- heitlich und konsequent angewandt werden. geprägten Europas. Unsere Initiativen in die- nenmobilität. Weitere Aspekte sind die Die große Mehrheit ist außerdem der Mei- sem Bereich müssen sich auf fundierte Er - Wahrnehmungen von Migration und Globa- nung, daß die Einkommensungleichheit zu kenntnisse stützen, gleichzeitig aber auch die lisierung, wobei die Migration als eine der groß ist und daß die Regierungen hier tätig Werte und Wahrnehmungen der Europäerin- Ursachen zunehmender Ungleichheiten emp - werden sollten; weniger als die Hälfte der Be- nen und Europäer berücksichtigen. Ich bin funden wird und die Globalisierung für poli-

»Österreich Journal« – http://www.oesterreichjournal.at ÖSTERREICH JOURNAL NR. 174 / 02. 05. 2018 35 Österreich, Europa und die Welt tische Präferenzen steht, die u. a. die Einstel - lungen zu Gerechtigkeit und Ungleichheiten beeinflussen: m Mehr als die Hälfte der Befragten ist der Meinung, daß alle Menschen die gleichen Chancen haben, voranzukommen (58 %). Hinter dieser Zahl verbergen sich jedoch erhebliche regionale Unterschiede: Der Aussage stimmen in Dänemark 81 %, in Griechenland aber nur 18 % zu. m Die Befragten sind weniger optimistisch, was die Gerechtigkeit in bestimmten Be - reichen anbelangt. Nur 39 % sind zuver- sichtlich, daß die Gerechtigkeit stets die Oberhand über die Ungerechtigkeit ge- winnt, ebenso viele sind mit dieser Aus- sage nicht einverstanden. Noch pessimis- tischer sieht es bei der Frage aus, ob poli- tische Entscheidungen konsequent bei al - len BürgerInnen angewandt werden: Nur 32 % stimmen dieser Aussage zu, 48 % verneinen dies. Tendenziell haben besser ausgebildete, jüngere und wohlhabendere Menschen eher den Eindruck, daß Ge rechtigkeit herrscht. m Die große Mehrheit ist der Ansicht, daß die Einkommensunterschiede zu groß sind (84 %): Die Spanne reicht von 96 % in Portugal und 92 % in Deutschland bis zu 59 % in den Niederlanden. In allen Län- dern außer Dänemark sind mehr als 60 % Die JRC wird auf der Grundlage der Um- of Practice) zum Thema Gerechtigkeit ein- der Menschen der Meinung, daß die Re- fragedaten und der neusten wissenschaftli- gerichtet, die politische Entscheidungsträger gierungen Maßnahmen zur Verringerung chen Erkenntnisse die Wissensbasis ausbau- der EU mit Wissenschaftlern und Forschern, der Unterschiede ergreifen sollten. en, um die EU-Maßnahmen zur Schaffung die sich mit Fragen der Gerechtigkeit befas- m 98 % bzw. 93 % der Befragten zufolge einer gerechteren Gesellschaft zu unterstüt- sen, zusammenführt. sind gute Gesundheit und hochwertige zen. 2019 wird sie eine Reihe von Kurzbe- Im Rahmen der Europäischen Säule sozi- Bildung entscheidend oder wichtig, um im richten sowie die zweite Ausgabe des aler Rechte hat die Kommission einige legis- Leben voranzukommen. Mehr als 90 % Berichts über die soziale Gerechtigkeit ver- lative und politische Initiativen zu diesem sind der Meinung, daß harte Arbeit und öffentlichen. Thema vorgelegt, wie einen Vorschlag zur die richtigen Beziehungen ebenfalls ent- Verbesserung der Gleichstellung von Frauen scheidend oder wichtig sind. Ein wohlha- und Männern durch Verbesserung der Ver- bendes Elternhaus, politische Kontakte, Hintergrund einbarkeit von Beruf und Privatleben für er - die ethnische Herkunft oder das Ge- Der Eurobarometer Spezial 471 „Gerech- werbstätige Eltern, sowie Vorschläge zur schlecht werden als weniger ausschlagge- tigkeit, Ungleichheit und Intergenerationen- Schaffung transparenterer und verläßlicherer bend angesehen. mobilität“ wurde in Form persönlicher Be- Arbeitsbedingungen und zum Zugang zum m Weniger als die Hälfte der Befragten fragungen vom 2. bis 11. Dezember 2017 Sozialschutz für alle. (46 %) glaubt, daß sich die Chan cen - durchgeführt. Insgesamt wurden 28.031 Per- Um das volle Potential von Bildung und gleich heit im Vergleich zu vor 30 Jahren sonen in den 28 Mitgliedsstaaten der EU be- Kultur als Antriebskräfte für soziale Gerech- verbessert hat (mehr als 70 % in Malta, fragt. tigkeit, Teilhabe und Beschäftigung zu nut- Finnland und Irland, aber weniger als Im ersten Bericht der JRC wurden Daten zen, arbeitet die Kommission mit einer Rei- 25 % in Kroatien, Frankreich und Grie- und Statistiken daraufhin untersucht, welche he von Initiativen in den Bereichen Bildung, chenland). Auswirkungen Einkommensungleichheit, Jugend und Kultur darauf hin, bis 2025 einen m Insgesamt halten 47 % der Europäerinnen fa miliärer Hintergrund und Wohnort auf die Europäischen Bildungsraum zu schaffen. Ihr und Europäer die Globalisierung für eine Chancengleichheit in den Bereichen Bil- im Januar vorgelegtes erstes Maßnahmenpa- gute Sache, 21 % sind anderer Meinung. dung, Gesundheit und Arbeitsmarkt sowie ket umfaßte einen Vorschlag zur Stärkung 39 % stehen der Einwanderung in ihrem auf die Wahrnehmungen und Einstellungen der inklusiven Bildung, um eine hochwertige Land positiv gegenüber, 33 % lehnen sie der Menschen haben. Die JRC hat auch eine Bildung für alle SchülerInnen zu fördern. dagegen ab. praxisorientierte Gemeinschaft (Community http://europa.eu/

»Österreich Journal« – http://www.oesterreichjournal.at ÖSTERREICH JOURNAL NR. 174 / 02. 05. 2018 36 Österreich, Europa und die Welt Teddy Kollek. Der Wiener Bürgermeister von Jerusalem.

Kaum eine andere Persönlichkeit hat Jerusalem im 20. Jahrhundert so geprägt wie er. Das Jüdische Museum Wien zeigt die neue Ausstellung von 11. April bis 25. November 2018.

Vom Auswanderer zum Bürgermeister er aus Wien stammende Teddy Kollek D(1911–2007) war von 1965 bis 1993 Bürgermeister von Jerusalem. Nach dem Sechs-Tage-Krieg 1967 und der Wiederver- einigung führte er die vernachlässigte Stadt zu neuem Glanz und entwickelte sie zu einer modernen Metropole. So gründete er unter anderem das heute international herausra- gende Israel Museum. Teddy Kollek, dessen Eltern ihn als begeisterte Zionisten nach Theodor Herzl benannt hatten, war bereits 1934 nach Palästina ausgewandert, wo er seine politische Karriere im Büro des Staats- gründers David Ben Gurion begann. In den 28 Jahren seiner Amtszeit setzte er sich in Je rusalem für ein friedliches Zusammenle- ben seiner multireligiösen BewohnerInnen ein. Mit der Gründung der gemeinnützigen

Jerusalem Foundation legte er einen Grund- Foto: PID/Votava stein dafür. Als kulturelles und kommunal- Teddy Kollek, »der Wiener Bürgermeister von Jerusalem«, war am 18. November 1993 zur Eröffnung des Jüdischen Museums Wien angereist. politisches Vorbild galt ihm das Wien seiner Jugend. Auf Einladung des Wiener Bürger- ließen Teddy und Tamar Wien 1934, um als Genezareth. Schon hier kam Teddy Kollek meisters Helmut Zilk eröffnete Teddy Kollek PionierInnen in Israel ein neues Leben zu als „Ortsvorsteher“ mit den arabischen am 18. November 1993 das Jüdische Mu- beginnen. Sie gehörten zu den Mitbegrün- Nachbarn in Kontakt, wobei sich sein diplo- seum Wien. derInnen des Kibbuz Ein Gev beim See matisches Talent bewährte.

Jugend in Wien Teddy Kolleks Familie stammte aus Wien. Sein Vater Alfred arbeitete für das Bankhaus Rothschild und war in den Provin- zen der Monarchie tätig. So wurde Teddy Kollek, benannt nach Theodor Herzl, im un- garischen Nagyvaszony geboren. 1918 sie- delte sich die Familie wieder in Wien an, im dritten Bezirk, Landstraße 147. Teddy fand bei der zionistischen Jugendbewegung „Blau- Weiß“ eine neue Heimat und gehörte rasch zu den leitenden FunktionärInnen. Hier lern- te er auch seine spätere Frau Anna Helene (später Tamar) Schwarz kennen. Die ebenso kluge wie bescheidene Frau stammte aus der berühmten Rabbiner-Familie Schwarz: Ihr Großvater, Arye Schwarz, war Leiter der Is - raelitisch-theologischen Lehranstalt und ihr

Vater, Arthur Zacharias Schwarz, katalogi- Foto: PID/Votava sierte die hebräischen Handschriften in Altbürgermeister von Jerusalem Teddy Kollek war am 18. Npvember 2003 auch zu Gast bei Österreich. Als überzeugte ZionistInnen ver- Wiens Bürgermeister Michael Häupl im Rathaus.

»Österreich Journal« – http://www.oesterreichjournal.at ÖSTERREICH JOURNAL NR. 174 / 02. 05. 2018 37 Österreich, Europa und die Welt

prägt, womit man sich von den Verbrechen des Nationalsozialismus distanzieren konnte und keinerlei Verantwortung für die Mit- schuld übernahm. Diese Haltung stieß in Israel auf großen Mißmut. Auch Teddy Kol- lek hatte kein Verständnis dafür und lehnte daher Kontakte zu führenden österreichi- schen PolitikerInnen ab. Einen international renommierten Künstler wie Oskar Kokosch- ka lud er 1973 hingegen gerne zu sich ein. Der Reinerlös von Kokoschkas Serie „Jeru- salem Faces“ wurde schließlich auch der Jerusalem Foundation gespendet. Die internationale Debatte um die Kriegs - vergangenheit von Österreichs Bundespräsi- denten Kurt Waldheim führte zu Boykott- maßnahmen gegen die Republik Österreich, seitens israelischer und amerikanischer Insti- tutionen. Erst die bahnbrechende Rede von Foto: Jerusalem Foundation Helmut Zilk und Dagmar Koller zu Besuch bei Teddy Kollek in Jerusalem 1994 Bundeskanzler Franz Vranitzky im National- rat am 8. Juli 1991, in der erstmals die Mit- Karriere in Israel oder des Sheik Jarrach Spitals im östlichen verantwortung der ÖsterreicherInnen an den Während des Zweiten Weltkriegs war Teil der Stadt. Auch auf dem Gebiet des Verbrechen des Nationalsozialismus einge- Teddy Kollek in England, wo er erfolgreich Umweltschutzes wurde Pionierarbeit gelei- standen wurde, konnte das Eis brechen. Der Spenden für den jüdischen Überlebenskampf stet, indem Gärten angelegt und ein umfas- Wiener Bürgermeister Helmut Zilk bemühte in Palästina sammelte. Nach der Staatsgrün- sendes Aufforstungsprogramm durchgeführt sich sehr um Teddy Kollek, woraus auch eine dung Israels im Mai 1948 arbeitete Teddy wurden. KünstlerInnen, MusikerInnen, Film- enge Freundschaft entstand. Das von Helmut Kollek als Büroleiter von Ministerpräsident stars – sie alle lockte Teddy Kollek nach Zilk initiierte Jüdischen Museum Wien wur - David Ben Gurion. Als solcher initiierte er Jerusalem und mit ihnen avancierte die Stadt de am 18. November 1993 von Teddy Kollek den Bau des Israel Museums in Jerusalem. zu einer pulsierenden Metropole. eröffnet. Damit hatte Wien einen Ort erhal- Nach dessen feierlicher Eröffnung 1965 ten, an dem ein Bewußtsein für die österrei- wur de Teddy Kollek von Ben Gurion aufge- Geburtshelfer des chisch-jüdische Geschichte und Gegenwart fordert, sich um das Amt des Bürgermeisters Jüdischen Museums Wien Kultur und Religion und Geschichte ge- von Jerusalem zu bewerben, was ihm auch Das Österreich der Nachkriegszeit war schaffen wird und in historischer wie aktuel- auf Anhieb gelang. mehrheitlich von der These von Österreich ler Perspektive vermittelt wird. n Sein erstes Bestreben war es, die durch als erstem Opfer der Nationalsozialisten ge - http://www.jmw.at den Sechs-Tage-Krieg verursachten Zerstö- rungen zu beheben. Während historische Sub- stanz renoviert wurde, wuchsen neue Stadt- teile an der Peripherie heran. Die von ihm gegründete gemeinnützige Jerusalem Foun- dation verwaltete die in aller Welt gesam- melten Spenden und setzte diese für den Bau von Kindergärten, Schulen, Spitälern, Syn- agogen und kulturellen Institutionen ein. Hinzu kamen die Jerusalem Cinematheque oder auch das Teddy-Kollek-Stadion. Als Vor bild hatte Teddy Kollek immer das Wien seiner Jugend vor Augen, mit seinen großen Museen und Parkanlagen. Geprägt war Kolleks Ära als Bürgermei- ster vor allem durch einen unerschütterli - chen Glauben an eine friedliche religiöse Ko- existenz. Er suchte den Kontakt zu christ- lichen wie zu muslimischen Würdenträgern. Gemeinsam konnten bahnbrechende Projek- te realisiert werden. Dazu gehörte die Reno-

vierung der Grabeskirche sowie etwa die Er - David Rubinger, YEDIOTH AHARONOT Foto: richtung der arabischen Zentralbibliothek Teddy Kolleks erster Wahlkampf zum Bürgermeister von Jerusalem, 1965

»Österreich Journal« – http://www.oesterreichjournal.at ÖSTERREICH JOURNAL NR. 174 / 02. 05. 2018 38 Österreich, Europa und die Welt »Verdrängte Jahre«

ÖBB Wanderausstellung im Mauthausen Memorial – Die Rolle der Bahn im Nationalsozialismus von 1938-1945 wird umfassend beleuchtet. Foto: ÖBB / Andreas Röbl Foto: v.l.: Robert Vorberg vom Innenministerium/Mauthausen, Kuratorin Milli Segal, IRG-Präsident Oskar Deutsch, Direktorin des Mauthausen Memorial Barbara Glück, Bürgermeister Thomas Punkenhofer, Konstanze Breitebner, Generalsekretärin des Nationalfonds Hannah Lessing, dahinter Alfred Klein-Wisenberg von den ÖBB, ÖBB-Finanzvorstand Josef Halbmayr, Staatssekretärin Karoline Edtstadler, Historikerin Brigitte Halbmayr, Wilhelm Haberzettl vom ÖGB, Traude Kogoj (Konzeption) und Christoph Kerr vom Innenministerium/Mauthausen m Jahr 2018 feiert die Eisenbahn in Öster- der grausamsten Orte, die mit der Zeit des kriegszeit. Zum KZ-System Mauthausen ge- Ireich ihr 180jähriges Jubiläum. Dabei wer - Nationalsozialismus in Österreich verbunden hörte auch ein Feldbahnsystem, das zwi- den die enormen technischen Errungen- sind. In Mauthausen und seinen Nebenla- schen dem Bahnhof Mauthausen und den schaften und die Bedeutung der Bahn für die gern wurden zwischen 1938 und 1945 rund Bahnhöfen St. Valentin und St. Georgen an industrielle Revolution, für Erneuerung und 100.000 Menschen ermordet. der Gusen eingerichtet war und nicht nur das den wirtschaftlichen Aufschwung themati- KZ-System Mauthausen mit den Außenla- siert. Die ÖBB haben sich aber auch mit den Ausstellungseröffnung gern verbunden hat, sondern mit dessen Hil - dunklen Zeiten des Systems Schiene be- am Bahnhof Mauthausen fe die von den KZ-Gefangenen abgetragenen schäftigt. Ein Teil der umfassenden Ausstellung Steine zur Bahn gebracht worden sind. Die In der Ausstellung „Verdrängte Jahre“ wurde am 17. April am Bahnhof Mauthau- Steine wurden dann mit den Güterzügen ent- wurde jener Zeitraum thematisiert, in dem sen von ÖBB-Finanzvorstand Josef Halb- lang der normalen Bahnstrecke transportiert. die Österreichischen Bundesbahnen (damals mayr gemeinsam mit Barbara Glück, Direk- BBÖ) ein Teil der Deutschen Reichsbahn torin des Mauthausen Memorial, unter An - Bahn als Teil des Systems waren. Von 1938 bis 1945 war die Bahn eine wesenheit von Oskar Deutsch, Präsident der Für Talya Lador-Fresher, Botschafterin der wichtigsten Stützen des nationalsozialisti - israelitischen Religionsgemeinschaft IRG, Israels in Österreich ist „Mauthausen noch schen Staates. In sieben thematischen Schwer - Talya Lador-Fresher, Botschafterin des Staa- immer eine offene Wunde für die Bevölke- punkten werden verschiedenste Bereiche tes Israel in Österreich, Karoline Edtstadler, rung in Österreich, für die Menschen in Is- dieser dunklen Zeit eindrucksvoll und emo- Staatssekretärin im Bundesministerium für rael, und Jüdinnen und Juden weltweit“. Bot - tional gezeigt. Auch die Bahngeschichte in In neres, und Thomas Punkenhofer, Bürger- schafterin Lador -Fresher: „Daß sich ein so der NS-Zeit im Bundesland Oberösterreich meister von Mauthausen, eröffnet. schreckliches Lager, in dem unmenschliche wird dargestellt. Nach den bisherigen Statio- Am Bahnhof Mauthausen sind tausende Verbrechen begangen wurden, mitten in Ös- nen in Wien, Linz, Salzburg, Graz, Wiener spätere Ge fangene des KZ angekommen und terreich befindet, ist nur sehr schwer mit der Neustadt, St. Pölten und Tel Aviv wechselt mußten von dort aus den Weg zum mehrere schönen Landschaft und dem beschaulichen die Wanderausstellung nun ins das Mauthau- Kilometer entfernten KZ antreten. Der Bahn- Leben in der Region in Einklang zu brin- sen Memorial im ehemaligen Konzentra- hof ist zum Teil noch erhalten: So stammt gen.“ Dasselbe gilt für Lador-Fresher „auch tionslager Mauthausen – und damit an einen etwa das Stellwerk noch aus der Zwischen- für die Bahn als etwas Vertrautes, das jeden

»Österreich Journal« – http://www.oesterreichjournal.at ÖSTERREICH JOURNAL NR. 174 / 02. 05. 2018 39 Österreich, Europa und die Welt

Tag von tausenden Menschen genutzt wird. Und dennoch wurde sie in den Jahren 1938 bis 1945 in ein Werkzeug für furchtbare Ta- ten verwandelt – auch dies ist schwer zu be- greifen. Die Ausstellung ‚Verdrängte Jahre – Bahn und Nationalismus in Österreich‘ un - ternimmt den Versuch, diesen Widerspruch trotzdem zu vermitteln.“ Staatssekretärin Karoline Edtstadler er- klärte: „Die österreichische Bundesregierung bekennt sich im Regierungsprogramm klar zur historischen Verantwortung Österreichs. Mir ist es ein Herzensanliegen, ein inhaltlich breit aufgestelltes und würdiges Gedenken zu ermöglichen. Daher sind Ausstellungen wie diese, und vor allem die akribische wis- senschaftliche Arbeit dahinter, unendlich wertvoll für die Vermittlung dieser schreck - Am Bahnhof Mauthausen sind tausende spätere Gefangene des KZ angekommen und mus- lichen Zeit. Das zusammengetragene und auf bereitete Wissen wird uns helfen, weiter zu forschen und möglicherweise besser zu verstehen. Ich danke der ÖBB, daß sie so vorbildlich ihre historische Verantwortung wahrnimmt.“ Oskar Deutsch, Präsident der israelitischen Religionsgemeinschaft IRG sagte: „Bereits vor dem Novemberpogrom in Wien, nämlich am 8. August 1938, trafen die ersten Häftlin- ge für den Lageraufbau in Mauthausen ein. In den nächsten Jahren wurde das Konzen- trationslager Mauthausen zu einem der ge - fürchtetsten Lager im gesamten KZ System. Teil dieses Systems waren auch Österreichs Bahnen, in deren Zügen tausende ausgehun- gerte Häftlinge nach Mauthausen verbracht wurden. Die ÖBB-Themenausstellung ,Ver- drängte Jahre‘ zeigt in eindrücklicher Weise auf, wie dieses unfaßbare Verbrechen mög- vorne v.l.: Direktorin Barbara Glück, Israels Botschafterin in Österreich Talya Lador-Fresher lich gemacht wurde und was passieren kann, und Staatssekretärin Karoline Edtstadler; hinten: IRG-Präsident Oskar Deutsch, Bürgermei- ster Thomas Punkenhofer und ÖBB-Finanzvorstand Josef Halbmayr wenn aufkeimendem Antisemitismus und Rassismus nicht konsequent entgegengetre- ten wird“, sagte Deutsch. „Die Ausstellung zwingt zum Nachdenken und wird wohl kei- nen Besucher unberührt lassen.“ Barbara Glück, Direktorin des Mauthau- sen Memorial, erklärte, „die Deutsche Reichs- bahn war nicht nur entscheidend für die Kriegswirtschaft, sondern war auch das in- frastrukturelle Rückgrat der organisierten Massenmorde des Naziregimes. Der Bahn- anschluß des Ortes war mit ausschlaggebend für die Errichtung eines Konzentrationsla- gers in Mauthausen. Die Ausstellung ‚Ver- drängte Jahre‘ beschäftigt sich mit der Rolle der Bahn im Nationalsozialismus im Allge- meinen und im Zusammenhang mit der Ge- schichte des KZ Mauthausen.“

Thomas Punkenhofer, Bürgermeister ÖBB / Andreas Röbl Fotos: Mauthausen, sagte: „Vor rund 80 Jahren Direktorin Barbara Glück vor einer Tafel mit Fotos und Kurzbiographien einiger Opfer des KZ

»Österreich Journal« – http://www.oesterreichjournal.at ÖSTERREICH JOURNAL NR. 174 / 02. 05. 2018 40 Österreich, Europa und die Welt

Hitlerdeutschland und dem Ende des Zwei- ten Weltkriegs im Mai 1945 – Bedienstete der Deutschen Reichsbahn waren. Mehr als 200.000 ÖsterreicherInnen und fast die ge - samte jüdische Bevölkerung wurden ge zwun - gen, ihre Heimat zu verlassen oder in Kon- zentrations- und Vernichtungslager geschickt. Die Transporte erfolgten mit der Bahn.

EisenbahnerInnen im Widerstand Die nationalsozialistischen Machthaber versuchten ab März 1938 die Eisenbahnbe- diensteten an ihr Regime zu binden. Eisen- bahnerInnen hatten strengere Regeln als Be- Foto: ÖBB / Andreas Röbl Foto: rufsbeamte zu befolgen, mußten „jederzeit Ausstellungsansicht mit einem Besucher im Mauthausen Memorial rückhaltlos für den nationalsozialistischen mußten sich viele Menschen ungewollt auf m Der „Anschluss“ Staat eintreten“ und sie wurden flächendek- eine Reise begeben. Eine Reise in eine unge- m Die Bahnbediensteten kend einer politischen Untersuchung und wisse Zukunft. Diese Menschen haben alles m Emigration und Kindertransporte Überwachung unterzogen. Dennoch waren verloren, was sie sich in ihrem Leben aufge- m Die Sondertransporte Eisenbahnerinnen und Eisenbahner maßgeb- baut haben und wurden in das KZ-System m Der Widerstand lich am Widerstand gegen den Nationalsozi- Mauthausen verschleppt, mit dem Ziel der m Die Zwangsarbeit alismus beteiligt. So berichtet das Reichssi- Ausbeutung ihrer Arbeitskraft bis zum Tod. m Die Restitution cherheitshauptamt (RSHA) 1941 über den Lebensberechtigt war nur, wer auch lei- Ein Teil der Themenausstellung ist zu- Widerstand bei der Bahn, daß im Vergleich stungsfähig war – wer nicht mehr arbeiten dem eine filmische Dokumentation, die zum „Altreich … die Ostmark seit Ausbruch konnte, mußte sterben. Als Erben der Ge - ÖBB-Lehrlinge im Gespräch mit Zeitzeu- des Krieges 1939 in sabotagepolizeilicher schichte ist es unsere gemeinsame Aufgabe ginnen und Zeitzeugen zeigt. Hinsicht eine größere Rolle spielte, da hier dafür zu sorgen, daß wir das Gedenken an die fremdländischen Nachrichtendienste und diese Opfer der NS-Herrschaft bewahren und Die Eckpunkte der Themenausstellung die inländischen Gegnergruppen es bereits unsere Gesellschaft so beeinflussen, daß heu- Verdrängte Jahre früher verstanden hatten, Sabotageorganisa- te auch gut leben kann, wer nicht zu den Lei- Obwohl die Bahn in der Zeit des Natio- tionen aufzubauen…“. 154 EisenbahnerInnen stungsträgern zählt.“ nalsozialismus eine zentrale Rolle spielte, wurden wegen Ihres Widerstandes zum Tode blieb sie in der Geschichtsschreibung der Ös- verurteilt und hingerichtet, 135 starben in ÖBB leuchteten dunkle Kapitel aus terreichischen Bundesbahnen so gut wie un - Konzentrationslagern oder Zuchthäusern, Josef Halbmayr CFO der ÖBB-Holding erforscht und ausgeblendet. Die Österreichi- 1.438 wurden zu KZ- oder Zuchthausstrafen AG, erklärte: „Verantwortungsvolles Han- schen Bundesbahnen wurden 1938 sofort in verurteilt. deln zeigt sich, wenn Unternehmen bereit die Deutsche Reichsbahn integriert. Ohne sind, die dunklen Kapitel der eigenen Ge - Bahn als Transportmittel wäre die Kriegslo- Die Ausstellung kann bis zum schichte auszuleuchten. Dieser Verantwor- gistik der deutschen Wehrmacht nicht mach- 24. August 2018 besichtigt werden tung stellen wir uns. Mit der Ausstellung über bar gewesen. Wie und in welcher Form wird Die Dauerausstellung kann bis 24. Au- die ‚Verdrängten Jahre‘ leisten wir einen we- in der Ausstellung gezeigt. gust 2018 im Mauthausen Memorial wäh- sentlichen Beitrag zur historischen Aufarbei- rend der Öffnungszeiten – täglich von 09:00 tung und schaffen die notwendige Transpa- Züge in den Tod bis 17.30 besichtigt werden. Der Eintritt zur renz, um aus den Fehlern der Vergangenheit Ohne die logistische Kapazität der Bahn Ausstellung ist kostenlos. Schautafeln, die zu lernen.“ wäre der systematische Mord an den europä- über den KZ-Komplex Mauthausen, die Aus- Für Ausstellungskuratorin Milli Segal ischen Jüdinnen und Juden, an Roma und senlager und die Rolle der Bahn beleuchten, war es wichtig, die vielen Facetten in der Ge - Sinti, die Deportation von Sloweninnen und sind während der gesamten Ausstellungszeit schichte der Bahn in dieser Zeit aufzuzeigen. Slowenen, von Homosexuellen, Zeuginnen im Bahnhof Mauthausen, St. Valentin und Segal: „In der Ausstellung ist eine überdi- und Zeugen Jehovas und politisch Anders- St. Georgen an der Gusen zu sehen. mensionale Landkarte zu sehen, auf der die denkenden nicht möglich gewesen. Drei Für die Konzeption und Umsetzung der Entfernungen von Wien in die einzelnen KZ Millionen Menschen aus fast ganz Europa Themenausstellung zeigt sich Traude Kogoj und Ghettos eingetragen sind. Dadurch wird wurden im Zweiten Weltkrieg mit Zügen in als Projektleiterin sowie Univ. Prof. Oliver schmerzlich erkennbar und bewußt, ohne die Vernichtungs- und Tötungslager des NS- Rathkolb für die wissenschaftliche Beratung andauernde Mithilfe der Bahn hätte der Mas- Regimes transportiert. Die Deutsche Reichs- verantwortlich. Milli Segal und Alfred Klein- senmord an Jüdinnen und Juden, Roma und bahn war durch die Deportation zahlloser Wisenberg sind für die Ausstellungskonzep- Sinti, Politisch Andersdenkende, Homose- Menschen unmittelbar am Holocaust betei- tion zuständig. n xuellen usw. nicht stattfinden können.“ ligt und mit ihr auch die ehemals österreichi- http://www.oebb.at/verdraengte_jahre Die Themenausstellung gliedert sich in schen Bahnbediensteten, die während der https://www.mauthausen-memorial.org die Bereiche: Zeit – nach dem „Anschluß“ Österreichs an http://www.millisegal.at

»Österreich Journal« – http://www.oesterreichjournal.at ÖSTERREICH JOURNAL NR. 174 / 02. 05. 2018 41 Österreich, Europa und die Welt Türkisch-Österreichisches Wirtschaftsforum

Großer Andrang: Leitl plädiert für Modernisierung der EU-Zollunion mit der Türkei – Universität für Wirtschaft und Technik in Ankara verlieh Leitl das Ehrendoktorat

roßer Andrang herrschte beim Tür- Mit 76 Prozent spricht sich zudem die über- Gkisch-Österreichischen Wirtschaftsfo- wiegende Mehrheit der österreichischen rum, das am 16. April im Österreichischen Niederlassungen in der Türkei für eine Ver- Generalkonsulat in Istanbul stattfand: Wirt- tiefung der Zollunion zwischen der Türkei schaftskammer-Präsident Christoph Leitl und der EU aus. Die Unternehmen wün- Präsident Leitl betonte vor mehr als 150 Gä- schen sich aber auch ganz klar eine Verbes- sten aus der türkisch-österreichischen Busi- serung der Situation bezüglich politischer ness Community, daß Österreich in den letz- Stabilität, Berechenbarkeit der Wirtschafts- ten Jahren in der Türkei große Investitionen politik und der Rechtssicherheit. vorgenommen habe und zeitweise sogar der Leitl sagte zu, sich sowohl als Präsident größte Investor in der Türkei war. Auch im der Wirtschaftskammer als auch der Europä- Außenhandel gab es eine sehr positive Ent- ischen Wirtschaftskammer Eurochambres wicklung – das Gesamtvolumen im bilatera- für die Aufnahme der Gespräche zur Vertie- len Warenaustausch beträgt rund 3,8 Milliar- fung der Zollunion einzusetzen: „Die Wirt- den Euro, wobei seit 2016 allerdings eine schaft kann hier wieder als Brückenbauer Stagnation zu verzeichnen ist. Neue Investo- fungieren.“ Mit der Einbeziehung von Land- ren und Exporteure bleiben vor allem aus, wirtschaft und Dienstleistungen in die Zoll- weil sie sich aufgrund der politischen Ent- union würde es einen großen Schub für die wicklung verunsichert fühlen. wirtschaftliche Integration der Wirtschaften Interessante und sehr positive Ergebnisse der EU und der Türkei geben. Allerdings Wirtschaftskammerpräsident Christoph Leitl zeigt indes eine Umfrage des Außenwirt- machte er auch klar, daß es für Unternehmer schaftsCenters Istanbul vom Herbst 2017 un - unerläßlich ist, sich auf Rechtsstaatlichkeit treffens mit dem türkischen Zoll- und Han- ter den österreichischen Niederlassungen in und ein Umfeld ohne Ausnahmezustand ver- delsminister Bülent Tüfenkci. der Türkei: „Nur 22 Prozent der Befragten lassen zu können, um das vorhandene gute Ein weiterer persönlicher Höhepunkt für erwarten eine Verschlechterung der wirt- Potential wirklich auszuschöpfen. Hier gehe Leitl war die Verleihung des Ehrendoktorats schaftlichen Situation, mehr als ein Drittel es um den Aufbau von Vertrauen. durch die Universität für Wirtschaft und Tech- sehen eine Verbesserung. Knapp zwei Drittel Die Modernisierung der Zollunion zwi- nik in Ankara. n wollen in den nächsten Monaten weiter inve- schen der EU und der Türkei war auch einer http://www.advantageaustria.org stieren“, zitierte Leitl aus der Untersuchung. der zentralen Gesprächspunkte des Arbeits- https://wko.at/aussenwirtschaft/tr Fotos: Österreichisches AußenwirtschaftsCenter Istanbul Fotos: Österreichisches Großer Andrang beim Türkisch-Österreichischen Wirtschaftsforum: Leitl plädiert für Modernisierung der EU-Zollunion mit der Türkei.

»Österreich Journal« – http://www.oesterreichjournal.at ÖSTERREICH JOURNAL NR. 174 / 02. 05. 2018 42 Österreich, Europa und die Welt 61 Meter in 24 Stunden

Die Tunnelbohrmaschine im Brenner Basistunnel ist mit Weltrekordtempo im Berg unterwegs.

und 10.000 Meter Gestein konnte die RTunnelbohrmaschine (TBM) im Erkun- dungsstollen Ahrental in 2,5 Jahren ausbre- chen. Das ist neuer Weltrekord: 61 Meter Vortriebsleistung innerhalb von 24 Stunden! „Tunnelbohrmaschine sind hochtechno- logische Werkzeuge. Damit der Vortrieb effi- zient funktioniert, braucht es immer das har- monische und respektvolle Zusammenspiel von Berg, Werkzeug und Mensch“, so Kon - rad Bergmeister, Vorstand der Brenner Basis - tunnel BBT SE. „Wir sind sehr stolz die 10.000-Meter- Marke erreicht zu haben. Somit wurden zwei Drittel der vertraglichen Tunnellänge ohne schwere Arbeitsunfälle beim TBM-Vortrieb erfolgreich und unter schwierigsten Bedin- gungen aufgefahren“, ergänz Thomas Birtel,

Vorstandsvorsitzender der STRABAG SE. BBT SE / Kaltenböck Foto: „Durch den unermüdlichen Einsatz und die Großer Jubel bei den Tunnelbauern im Brenner Basistunnel: Die Tunnelbohrmaschine hohen Qualifikation der STRABAG-Arbei- erreichte die 10.000 Meter Marke im Erkundungsstollen Ahrental. ter ließ sich die TBM auf ihrem Weg zu die- sem Meilenstein auch nicht durch acht Groß- störzonen aufhalten. Im Gegenteil: mit der Spitzenleistung von 61,04 m an einem Tag wurde sogar ein Weltrekord aufgestellt.“ Seit September 2015 fräst sich die TBM durch den Berg. Diese offene Grippermaschi - ne bricht den Erkundungsstollenabschnitt zwischen dem Ahrental südlich von Inns- bruck und Pfons aus. Bis zum endgültigen Ziel in Pfons fehlen noch rund 5.000 Meter, im Frühjahr 2019 soll sie dort ankommen. Am 30. März 2018 wurde die 10.000- Meter-Marke geschafft. Für die Gesellschaft Brenner Basistunnel BBT SE und das bau- ausführende Konsortium, die ARGE Tulfes- Pfons (Strabag/Salini-Impregilo), war das Erreichen dieser Marke ein besonders erfreuliches Ereignis. Brenner Basistunnel BBT SE Foto: Der BBT ist das Kernstück der neuen Brennerbahn zwischen München und Verona. Im Bild ist der strategische Knotenpunkt Mauls zu sehen. Weltrekord mit 61 Metern Im Mai 2017 hat die Gripper-TBM welt- TBM – eine »Fabrik« im Berg Tage ist ihr Bohrkopf. Dieser hat einen weit erstmalig 61,04 Meter innerhalb von 24 Die Maschine mit der offiziellen Kenn- Durchmesser von knapp acht Metern, ist mit Stunden im Quarzphyllit ausgebrochen. Bei zeichnung „Hartgesteins Gripper BM S- 42 Schneidrollen und sechs Räumern ausge- der Vortriebsmannschaft war der Jubel über 932“ ist rund 200 Meter lang und wiegt rund stattet. Die Meißel zerbrechen den Fels in diese herausragende Leistung dementspre- 1.800 Tonnen. Ihre Anschlußleistung be trägt kleine Gesteinsstücke. Räumer befördern das chend groß, denn damit konnte das Team die 5.500 Kilowatt, das entspricht knapp 7.500 Gestein hinter den Bohrkopf. Von dort erfolgt bestehenden Rekorde der beiden Schweizer Pferdestärken. Sie frißt sich damit durch der Transport mittels Förderbänder automa- Bahnunnels – 52 Meter am Lötschberg und Phyllit und Schiefergestein Richtung Süden tisch aus dem Tunnel auf die Deponie. n 56 Meter am Gotthard Basistunnel – bre- zum Brenner vor. Der wichtigste Teil der https://www.bbt-se.com/ chen. hochtechnologischen Logistikfabrik unter http://www.tunnelwelten.com/

»Österreich Journal« – http://www.oesterreichjournal.at ÖSTERREICH JOURNAL NR. 174 / 02. 05. 2018 43 Österreich, Europa und die Welt Am Luton Airport entsteht eine neue Verkehrsverbindung

Doppelmayr Cable Car baut Cable Liner in London

m Zuge eines großen Erweiterungsprojek- Ites am London Luton Airport wird der Flughafen auch eine neue Verkehrsverbin- dung erhalten. Der London Luton Airport liegt knapp 50 Kilometer nördlich von Großbritanniens Hauptstadt. Um den Fluggästen die Reisezeit effektiv zu verkürzen und dabei den höchst- möglichen Komfort zu bieten, plant London Luton Airport Limited eine Investition in eine neue Verkehrsverbindung zwischen der Bahnstation Luton Airport Parkway und dem Flughafen. Der Direct Air to Rail Transit, kurz DART, wird ein Cable Liner Shuttle von Doppelmayr Cable Car sein. Der Luton DART wird auf einer knapp zwei Kilometer langen Strecke verkehren und zu Spitzenzei- ten für die Fahrgäste alle vier Minuten ver- fügbar sein. Doppelmayr Cable Car UK Li - Spatenstich am Luton Airport am 17. April 2018 mited wird außerdem in den ersten fünf Jah- ren für den Betrieb der Anlage verantwort- lich sein – mit Option auf Verlängerung für weitere fünf Jahre. Der Spatenstich des Großprojektes fand am 17. April 2018 statt. Der Cable Liner von DCC überzeugte aufgrund der Leistungsfähigkeit, Zuverläs- sigkeit und Energieeffizienz. „Diese Investi- tion wird als attraktive Transportlösung Flug - gäste dazu animieren, vermehrt mit dem Zug zum Flughafen zu fahren und damit einen wichtigen Beitrag leisten, das Verkehrsauf- kommen auf der Straße zu reduzieren. Wir setzen damit auch unser Vertrauen in Lutons Potential für Wirtschafts- und Beschäfti- gungswachstum“, so Councillor Andy Mal- colm, Chair, London Luton Airport Limited. Die Doppelmayr Gruppe kann auf zahl- reiche ähnliche Referenzprojekte verweisen.

In Großbritannien ist Luton der zweite Flug- Fotos: Doppelmayr hafen, der auf das Know-how des Welt- So wird er aussehen, der Cable Liner von Doppelmayr Cable Car für 170 Passagiere. marktführers aus dem Vorarlberger Wolfurt vertraut: der Air Rail Link in Birmingham ist Mit den Montagearbeiten vor Ort soll 2019 Fahrbahnen mit je 1.955m Streckenlänge; seit 2003 in Betrieb. begonnen werden, die Eröffnung für den öf - Anzahl Zuggarnituren: 2 Züge mit je 4 Wa - Doppelmayr Cable Car achtet bei diesem fentlichen Betrieb ist für 2021 vorgesehen. gen; Fassungsvermögen je Zug: 170 Passa- Projekt besonders auf die lokale Wertschöp- giere; Förderleistung: 2.720 Personen pro fung. Die Partnerschaft mit Ausbildungsein- Eckdaten Stunde und Richtung; Montagebeginn im richtungen in Luton ist bei der Realisierung Auftraggeber: London Luton Airport Limit - Herbst 2019; Öffentlicher Betrieb ab April des Projekts besonders wichtig. Beim Bau ed; Auftragnehmer: Doppelmayr Cable Car 2021; Betreibervertrag für 5 Jahre + des Luton DART werden lokale Unterneh- UK Limited; Anlagentype: Cable Liner 5 Jahre Option n men sowie junge Menschen miteinbezogen. Double Shuttle; Strecke: 2 unabhängige http://www.doppelmayr.com

»Österreich Journal« – http://www.oesterreichjournal.at ÖSTERREICH JOURNAL NR. 174 / 02. 05. 2018 44 Österreich, Europa und die Welt Besuch des Geschäftsträgers der US-Botschaft im Burgenland inen Besuch im Burgenland absolvierte Eder Geschäftsträger der US-Botschaft in Wien, Eugene Young, am 12. April. Beim Gespräch mit Landeshauptmann-Stellvertre- ter Johann Tschürtz standen internationale Themen, Wirtschaft und Politik im Mittel- punkt. „Dieses freundschaftliche Treffen ist ein weiteres in einer Reihe von Kontakten auf verschiedensten Ebenen, die die gute Kooperation zwischen den beiden Ländern dokumentieren“, so Tschürtz. Bei seinem Besuch im Burgenland hat der US-Diplomat große Sympathie zum öst- lichsten Bundesland bekundet, das seiner- seits aufgrund der vielen amerikanischen AuslandsburgenländerInnen seit jeher eine besondere Verbundenheit mit den Vereinig- ten Staaten hat und diese durch regelmäßige gegenseitige Besuche pflegt.

Eugene Young bedankte sich bei Landes- Foto: Bgld. Landesmedienservice hauptmann-Stellvertreter Tschürtz für die gu - LH-Stv. Johann Tschürtz (l.) mit dem Geschäftsträger der US-Botschaft in Wien Eugene Young te Zusammenarbeit und den herzlichen Emp - fang. Er drückte seine Bewunderung für die Tschürtz bedankte sich bei Youg, wünsch - dung des LH-Stellvertreters auf einen gute wirtschaftliche Entwicklung des Bur- te ihm alles Gute für die Zukunft und sprach freundschaftlichen Besuch im Burgenland genlandes aus und verlieh seiner Hoffnung eine Einladung für einen weiteren Besuch an und sprach gleichzeitig eine Gegeneinla- Ausdruck, daß die ausgezeichnete Koopera- ins Burgenland aus. Gerne nahm Young, der dung aus. n tion in gleicher Weise weitergeführt werde. sich hier sehr wohl gefühlt habe, die Einla- http://www.burgenland.at Moody’s hebt Kärntens Rating um drei Stufen auf Aa3 it einer Erfolgsmeldung wandten sich MLandeshauptmann Peter Kaiser, Fi - nanzreferentin LHStv.in Gaby Schaunig und Wirtschaftslandesrat Ulrich Zafoschnig am 27. April im Spiegelsaal der Kärntner Lan- desregierung an die Öffentlichkeit. Moody’s Investors Service habe in der Nacht zuvor das langfristige Rating Kärntens um drei Stu- fen von bisher A3 auf jetzt Aa3 angehoben. Außerdem habe das Bundesland die beste von vier der sogenannten „Outlook“-Stufen bekommen, nämlich positiv. Das bedeutet, daß bei Beibehaltung des erfolgreichen Kur- ses eine weitere Ratingverbesserung möglich ist. Auf Aa3 ist Kärnten bereits bei seiner ersten Bewertung durch Moody’s am 1. Juli 2011 gesetzt worden. Durch Hypo/Heta setz- te dann eine Abwärtsspirale bis hinunter auf Stufe B3 im August 2015 ein.

Kaiser präsentierte das neue Rating wört- Foto: Land Kärnten / Helge Bauer lich „voller Stolz“. Moody’s sei nämlich be - v.l.: LH Peter Kaiser, LR Ulrich Zaforschnig und LHStv.in Gaby Schaunig kannt dafür, „beinhart auf Herz und Nieren zu prüfen“. Aus der Fliegersprache entlehnte Länder“, verdeutlichte er. B3 habe laut Defi- eine gute Bonität stehe. „Das nunmehrige Up - der Landeshauptmann für das Land Kärnten nition der Ratingagentur mangelhafte Boni - grade um drei Stufen zeigt klar und unmiß- den Ausdruck „Steigflug“. Er erinnerte an tät und für Geldgeber eine hochspekulative verständlich, daß Kärntens Weg goldrichtig Ratingstufe B3. „Damit waren wir am selben Anlage bedeutet. Seit 19. Oktober 2016 sei ist.“ n Niveau wie Ghana und andere afrikanische Kärnten dann auf Stufe A3 gewesen, was für https://www.ktn.gv.at

»Österreich Journal« – http://www.oesterreichjournal.at ÖSTERREICH JOURNAL NR. 174 / 02. 05. 2018 45 Österreich, Europa und die Welt Niederösterreich: eljub E-Book Woche 2018 ereits zum sechsten Mal veranstalten die des ELit Literaturhaus Europa unterstützt. Die Europäischen Jugendbegegnungen Beljub Europäischen Jugendbegegnungen Der angeregte interkulturelle Austausch wer den vom Verein p&s melk in Kooperation eine eljub E-Book Woche mit etwa 60 Ju- setzt auf das Gemeinsame, auf Solidarität und mit dem NÖ Landesjugendreferat und ELit gendlichen aus elf europäischen Ländern. Kreativität europäischer Jugendlicher. Im um - Literaturhaus Europa organisiert. p&s melk Sie schreiben gemeinsam ein Buch über The - fangreichen Rahmenprogramm in Krems und wird dafür 2018 im EU-Programm „Eras- men, die sie selbst bestimmen dürfen. Es der Wachau lernen die Jugendlichen ein mo - mus+: Jugend in Aktion“ gefördert. geht um gemeinsame Erlebnistage, die vom dernes Österreich kennen. Die Webseite http://www.eljub.eu infor- 30. Juni bis 7. Juli 2018 in Krems an der Do- miert regelmäßig über Neuigkeiten, gibt nau und anderen Orten in Niederösterreich Einsichten in die Bildungs- und Kulturarbeit stattfinden. Jugendliche aus den Ländern des mit Jugendlichen und dient als Instrument der Donauraums werden in ihrer Vernetzung und Kommunikation zwischen den Jugendlichen, im Austausch unterstützt. Über die Beschäf- die an den Europäischen Jugendbegegnun- tigung mit Literatur und die Diskussion ge- gen teilnehmen. sellschaftspolitischer Themen erfahren sie das Ziele des Wochenprogrammes und der Gemeinsame in Europa. Gemeinsam wird ein Works hops sind das gegenseitige Kennenler- E-Book geschrieben. nen und das spielerische, gemeinsame Schrei - In der abwechslungsreich gestalteten Pro- ben eines E-Books in Teamarbeit. Dazu gibt jektwoche werden den Jugendlichen innova- es kulturelle Impulse, wie z.B. Museumsbe- tive Zugänge zum Lesen, Schreiben und suche, Vortrage und gemeinsame gemutliche Kommunizieren mit digitalen Medien eröff- Abende. Bei Gesprächen mit den ExpertIn- net sowie Einblicke in den journalistischen nen und BetreuerInnen können die Schreib- Alltag von international tätigen JournalistIn- teams ihre Themen und Texte zwischen- nen gewährt. In Workshops wird interkultu- durch be sprechen, verfeinern und eventuell rell zu selbst erarbeiteten Themenkreisen dis - neu justieren. n kutiert. Schließlich wird in bunt gemischten http://www.noel.gv.at/noe/Internationales-Europa/Auslandsniederoesterreicher2.html Arbeitsgruppen ein Buch geschrieben. Dabei Das komplette Programm zum Download (pdf) werden die Jugendlichen von ExpertInnen http://www.oe-journal.at/Aktuelles/!2018/0318/W2/31503Aeljub_2018.pdf Wertschöpfung: Fairness von Hiegelsberger bereits 2016 gefordert eim Arbeitsgespräch am 11. April dis- Bkutierte Oberösterreichs Agrar-Landes- rat Max Hiegelsberger in Brüssel mit den zu- ständigen MitarbeiterInnen der Generaldi- rektion Agri (zuständig für die Maßnahmen der EU-Kommission in den Bereichen Land- wirtschaft, ländliche Entwicklung und ge- meinsame Agrarpolitik) über die konkreten Maßnahmen zur Eindämmung der Markt- macht des Lebensmitteleinzelhandels. Tags darauf präsentierte Agrarkommissar Phil Ho - gan den Vorschlag einer europaweite Rege - lung, um die Verhandlungskraft der landwirt - schaftlichen Betriebe sowie kleiner und mitt- lerer Unternehmen zu stärken. Die Verord- nung wird nun vom Europaparlament und vom EU-Agrarministerrat beraten, bevor sie in ei - ner endgültigen Version in Kraft treten kann. Foto: Land OÖ / Fürtbauer Beim Arbeitsgespräch (v.l.): Oliver Sitar, EU-Kommission, Agrar-Landesrat Max Hiegelsberger „Dieser Entwurf bringt Fairness in die und HR Hubert Huber (Leitung Abteilung Land- und Forstwirtschaft, Land OÖ) Wertschöpfungskette Lebensmittel und setzt ein Gegengewicht zur Marktmacht der Super- ten, denn letzten Endes geht es um Fairness oder rückwirkende Vertragsänderungen und märkte. Wir erreichen nun eine gestärkte Po - und das wirtschaftliche Überleben kleiner erzwungene Zahlungen der LieferantInnen sition innerhalb der Wertschöpfungskette – Betriebe“, so Hiegelsberger. bei Verschwendung von Lebensmitteln. An– die von uns aufgezeigte Marktmacht des Le - Zu den unlauteren Handelspraktiken, die dere Praktiken sollen nur gestattet sein, bensmittelhandels ist in der gesamten EU verboten werden sollen, zählen: Verspätete wenn sie im Vorfeld klar und eindeutig zwi- bekannt. Die Landwirtschaft kann dieser Zah lungen für verderbliche Waren, Auftrags- schen den Parteien vereinbart wurden. n Marktkonzentration nun aktiv entgegentre- stornierungen in letzter Minute, einseitige http://www.land-oberoesterreich.at

»Österreich Journal« – http://www.oesterreichjournal.at ÖSTERREICH JOURNAL NR. 174 / 02. 05. 2018 46 Österreich, Europa und die Welt Pongauer und Pinzgauer Gemeinderäte in Brüssel ie Gemeinderätin Jasmin Fleissner aus DBad Hofgastein und die Gemeinderäte Rupert Fuchs aus St. Johann im Pongau und Josef Wimmer aus Mittersill nahmen am 13. April am 10. EU-Gemeinderätetreffen in Brüssel teil. Dort lernten sie die Institutionen und die Büros der heimischen Bundesländer kennen. „Von allen wurde unterstrichen, wie sehr Salzburg von der Mitgliedschaft profi- tiert und wie gut das Land seine Chancen in Brüssel nutzt“, berichtete Michaela Petz-Mi- chez, die das Landes-Europabüro Salzburg und das EU-Verbindungsbüro Brüssel leitet. Das von den drei EU-GemeinderätInnen absolvierte Europa-Programm wurde von der Ständigen Vertretung Österreichs bei der EU organisiert. Wichtige Themen der dreitä- gigen Reise waren auch die Mobilisierung der WählerInnen zur im Mai 2019 bevorste- henden Wahl zum Europäischen Parlament Foto: Land Salzburg / VBB Brüssel sowie die Mitwirkungsmöglichkeiten für die GR Josef Wimmer, LAbg. Rupert Fuchs, Michaela Petz-Michez (Leiterin EU-Verbindungsbüro Salz burger Gemeinden am Meinungsbil- und Landes-Europabüro) und GR Jasmin Fleissner dungsprozeß in Brüssel. ten, bei denen Interessen des Landes berührt sich jederzeit an das Salzburger Verbin- werden. Daher ist es erfreulich, daß es mehr dungsbüro Brüssel wenden können“, würdig- Einflußreiches Salzburg als 50 engagierte Europa-Gemeinderätinnen te Landeshauptmann Wilfried Haslauer die „Salzburg will und kann europapolitische und Gemeinderäte gibt, die sich bei salzburg- Initiativen. n Entscheidungen beeinflussen und mitgestal- spezifischen Fragen zur EU einbringen und http://www.salzburg.gv.at Vorbereitungen für EU-Katastrophenschutz-Übung »ModEX« om 24. bis 27. Mai werden Eisenerz Vund der Erzberg Schauplatz der größten Erdbeben- und Höhlenrettungsübung Euro- pas sein: Die Vorbereitungsarbeiten für die „ModEX“ laufen bereits seit mehreren Mo- naten. Von 3. bis 5. April fand nun im JUFA Eisenerz und an den Übungsschauplätzen die zentrale Vorbesprechung für die Großübung statt: VertreterInnen aus zehn Staaten mach- ten sich vor Ort ein Bild vom gerade im Ent- stehen begriffenen Trainingsgelände des Steirischen Roten Kreuzes am Erzberg, zu - dem wurde auch eine Feinabstimmung für die Übung im Mai vorgenommen. Hauptverantwortlich für die Organisation der Übung, bei der allein rund 150 Personen von internationalen Rettungsteams teilneh- men werden, ist Helmut Kreuzwirth, Leiter Foto: steiermark.at / Markus Scheiner des Referats Katastrophenschutz beim Land VertreterInnen aus zehn Staaten kamen zur Vorbereitung der »ModEX« auf den Erzberg. Steiermark. „Zu den internationalen Gästen kommen natürlich alle örtlichen Verantwort- und Höhlenrettung an der Übung beteiligt der jeweiligen Situation zu bergen. Der Erz- lichen und Mitwirkenden, von den Opferdar- sein“, sagt Kreuzwirth. berg eignet sich durch stillgelegte Stollen stellern bis zu den Versorgungstrupps. Ne- Aufgabe der Teams wird es sein, binnen oder vorhandene Industrieruinen, die derzeit ben dem Land Steiermark als Veranstalter 48 Stunden im Dauereinsatz alle verschütte- für die Übung adaptiert oder umgebaut wer- werden von österreichischer Seite die Poli- ten Personen unter Einsatz von Suchhunden, den, besonders gut als Austragungsort dieser zei, das Bundesheer, das Rote Kreuz, mehre- Horchgeräten, Kameras und dem mitge- europäischen Großübung. n re Freiwillige Feuerwehren sowie die Berg- brachten Spezialgerät schnellstmöglich aus http://www.steiermark.at

»Österreich Journal« – http://www.oesterreichjournal.at ÖSTERREICH JOURNAL NR. 174 / 02. 05. 2018 47 Österreich, Europa und die Welt Rad-WM 2018: Über 25 Mio. Euro Wertschöpfung für Tirol aut einer Studie des internationalen LWirtschaftsprüfungsbüros Ernst & Young wurde bei der letzten Rad-WM im norwegi- schen Bergen eine Wertschöpfung von 25,3 Millionen Euro erreicht. Insgesamt wurden 650.000 ZuschauerInnen verzeichnet. Von den ausländischen Gästen gaben 80 Prozent an, auf alle Fälle wieder nach Norwegen kommen zu wollen. „Ähnliche Wertschöpfungs- und Image- werte sind auch für die Rad-WM in Tirol zu erwarten. Zudem liegen wir für die Radfans geostrategisch noch wesentlich günstiger. Das gilt alleine schon für die Radnationen Italien, Deutschland, Frankreich, Holland, Belgien, Polen, Tschechien und Slowenien“, betonte Wirtschaftslandesrätin Patrizia Zoller-Fri- schauf. 1.000 RennfahrerInnen aus 90 Natio- nen werden in neun Tagen zwölf Radrennen fahren und von 2.000 BetreuerInnen begleitet. Foto: Land Tirol In der Studie wurde die durchschnittliche Patrizia Zoller-Frischauf: »Rad-WM ist ein starker Impuls für die regionale Wirtschaft Tirols.« Aufenthaltsdauer eines Radfans aus dem Aus - land mit 4,3 Tagen eruiert. Dabei hat der nur die Tourismusbranche, sondern vor allem Für die Region Bergen hat die Studie Rad-WM-Gast im Schnitt täglich 139 Euro auch die vielen kleinen Händler vor Ort ent- auch einen klaren Arbeitsmarkteffekt ausge- ausgegeben. „Das zeigt eindrucksvoll die Be- lang der gesamten Rennstrecke zwischen der wiesen. n deutung dieser Weltmeisterschaft für die re- Area 47 im Oberland bis Kufstein im Unter- https://www.tirol.gv.at gionale Wirtschaft auf. Davon profitiert nicht land“, erklärt die Wirtschaftslandesrätin. http://www.innsbruck-tirol2018.com Digitalisierung in der Bodenseeregion aktiv angehen ei ihrem Arbeitstreffen im Schlössli BWörth im Schweizer Kanton Schaffhau- sen haben sich die Regierungschefs und - vertreterInnen der Internationalen Bodensee Konferenz (IBK) am 27. April mit dem Digi- talen Wandel beschäftigt, der Gesellschaft und Wirtschaft in hohem Tempo verändert. Interessiert gaben sich die IBK-Mitglieder ge- genüber der vor kurzem präsentierten Digita- len Agenda für Vorarlberg, deren Eckpunkte Landeshauptmann näher er- läuterte: „Wir müssen die Bodenseeregion ge- meinsam für die Digitalisierung wappnen.“ In etwas mehr als einem Jahr wurde für Vorarlberg unter Einbindung von Arbeitge- ber- und Arbeitnehmerverbänden, der Vorarl - berger Start-up-Szene und ausgewiesenen

Ex pertInnen eine Digitalisierungsstrategie Foto: VLK / Klaus-Dieter Schnell entwickelt, mit der das Land den digitalen Arbeitstreffen in Schlössli Wörth (v.l.): Direktorin Sabine Seufert, Landammann Roland Inauen, Strukturwandel koordiniert und zielgerichtet Regierungsrat Benedikt Würth, Landeshauptmann Markus Wallner, Regierungspräsident Chri- stian Amsler, Regierungspräsidentin Carmen Haag, Stefan Bilger, Staatsrätin Gisela Erler, gestalten will. Dabei bündelt die Digitale Kathrin Arioli, Regierungsrat Alfred Stricker und Regierungschef Adrian Hasler Agenda die Vielzahl laufender Maßnahmen und stellt neue, agile Ansätze bereit. „Es geht und andererseits eine forcierte Vermittlung Ein spannendes Referat über Digitali sie - im Kern darum, den Zukunftsherausforde- von digitaler Kompetenz von der Volksschu- rung in der Bildung steuerte Sabine Seufert, rungen innovative und mutige Ideen und Stra - le über die Lehre bis hin zur Fachhochschu- Direktorin des Instituts für Wirtschaftspäda- tegien entgegenzusetzen. Wichtig ist einer- le“, verdeutlichte Vorarlbergs Landeshaupt- gogik an der Universität St. Gallen bei. n seits der Ausbau der digitalen Infrastruktur mann. http://www.vorarlberg.at

»Österreich Journal« – http://www.oesterreichjournal.at ÖSTERREICH JOURNAL NR. 174 / 02. 05. 2018 48 Österreich, Europa und die Welt Häupl: Wien ist europäisches Vorbild in guter Stadtpolitik

Bürgermeister zieht in Brüssel positive Bilanz zum europapolitischen Engagement der Stadt Wien.

ei einem Arbeitsbesuch in Brüssel zog BBürgermeister Michael Häupl am 26. April eine Bilanz über wesentliche Meilen- steine der Wiener Europapolitik seiner Amtszeit. „Wien ist europaweit Vorbild für andere Städte in Sachen Lebensqualität und integrierte Stadtpolitik“, so Häupl, „und das eine hat direkt mit dem anderen zu tun.“ Das Engagement Wiens in der EU – gemeinsam mit vielen PartnerInnen – hat dazu geführt, daß es heute endlich eine EU-Städteagenda gibt, so der Bürgermeister, “wir haben stets gefordert, daß die Städte, in denen etwa zwei Drittel der EU-BürgerInnen leben, stärker in den EU-Entscheidungsprozeß eingebunden sind. Das ist demokratiepolitisch unabding- lich und Zeichen von vernunftgetragener Ar- beit für die Menschen.“ Foto: Wien-Haus / Fred Beard Foto: EU-Städteagenda als Hebel für mehr Michael Häupl zog positive Bilanz zum europapolitischen Engagement der Stadt Wien. Lebensqualität in europäischen Städten „Die Lebensqualität in unseren Städten in den Institutionen angekommen, nun muß Wien es macht“, brachte sie die Vorbildfunk- hängt vom Grad des Bekenntnisses zu einer dies auch auf Ebene des Rats und der Euro- tion auf den Punkt. Ein Teil des Erfolgs sei starken öffentlichen Daseinsvorsorge ab“, so päischen Kommission umgesetzt werden“, sicher, daß der Wiener Bürgermeister immer Häupl. Es ist daher nicht nur wichtig, die Ge- mahnte er ein. wieder seinen AmtskollegInnen mit Rat und staltungs- und Entscheidungsspielräume zu Tat zur Seite steht, und dies auch in der Wie- sichern, sondern auch Zeichen eines geleb- »Häupl is a legend« – Bürgermeister ner Stadtverwaltung als selbstverständlicher ten, echten Subsidiaritätsprinzips. Als Bei- als Mentor seiner AmtskollegInnen Teil der Organisationskultur gelebt wird, der spiel nannte Häupl den sozialen Wohnbau in Neben Gesprächen mit dem Bürgermei- Austausch funktioniert auf allen Ebenen. Europa, zu dessen Sicherung er 2013 eine ster von Brüssel, Philippe Close, und EU- Resolution von 34 BürgermeisterInnen initi- Kommissar Johannes Hahn stand auch ein Meilensteine der EU-Aktivitäten Wiens iert hatte. Diese wurde von allen EU-Haupt- Empfang für langjährige Kooperationspart- Bürgermeister und Landeshauptmann städten, europäischen Städteverbänden, Eu- ner in Brüssel auch auf dem Programm. Dar - Michael Häupl ist Mitglied des Ausschusses ropaparlament und Ausschuß der Regionen an nahmen u.a. die Abgeordneten zum Euro- der Regionen der EU sowie des Exekutivko- aufgegriffen. Damals wie heute geht es um päischen Parlament Eugen Freund, Karoline mitees von Eurocities und war bis 2010 Prä- die Definitionshoheit: „soziale Durchmi- Graswander-Hainz, Evelyn Regner, Monika sident des Europäischen Städtebundes. Un- schung ist ein legitimes Ziel lokaler und Vana und Josef Weidenholzer teil. Ebenso mittelbar nach seinem Amtsantritt 1994 trat regionaler Wohnungspolitik.“ Häupl zeigte wa ren VertreterInnen des Ausschusses der Österreich der EU bei und das politische sich optimistisch: „hier haben wir gesehen, Regionen, des Städtenetzwerks Eurocities, Aktionsfeld für Wien als Stadt und Bundes- daß wir etwas bewegen können: die von Wien des Europäischen Städtebundes und zahlrei- land dehnte sich auf die EU aus. mitkoordinierte EU-Städtepartnerschaft hat cher Städte- und Regionalbüros sowie Ko - Unter Häupl als Bürgermeister wird 1996 das Thema aufgegriffen und auf den Boden operationspartnerInnen aus der Europäi- das Wien-Haus in Brüssel als „Antenne zur der Machbarkeit gebracht“. In der neuen schen Kommission und dem Ausschuß der EU“ eröffnet und 2003 die Europadeklara- Europäischen Säule sozialer Rechte ist die Regionen der Einladung des Wien-Hauses tion des Wiener Landtags, mit der wesentli- soziale Durchmischung als Ziel des sozialen zu einem „Urban Afterwork“ gefolgt. „Bür- che Ziele der Wiener Europapolitik, etwa die Wohnbaus angelegt, im Europäischen Seme- germeister Häupl ist in Europa eine Legen- Sicherung der Da seinsvorsorge und die Stär- ster (dem Verfahren der EU zur Einhaltung de, ,he is a legend‘ – das höre ich immer wie- kung der Position der Städte im Mittelpunkt der Budgetregeln) gibt es nun eine sozialpo- der,“ so Michaela Kauer, Leiterin des Wien- stehen. n litische Dimension. „Unsere Resolution ist Hauses, „alle wollen von uns wissen, wie http://www.wien.gv.at

»Österreich Journal« – http://www.oesterreichjournal.at ÖSTERREICH JOURNAL NR. 174 / 02. 05. 2018 49 Salzburg hat gewählt Foto: LMZ / Franz Neumayr ORF Salzburg-Chefredakteur Gerd Schneider (vorne links) erfragt die ersten Stellungnahmen : Landeshauptmann Wilfried Haslauer (ÖVP), Walter Steidl (SPÖ), Marlene Svazek (FPÖ), Astrid Rössler (Grüne), Sepp Schellhorn (NEOS), Karl Schnell (FPS) und Hans Mayr (SBG)

um vierten Mal in Folge wurden mit der ZWahl zum Salzburger Landtag die regie- Ergebnis der Landtagswahl am 22. April 2018 renden Landeshauptleute bestätigt, und das in einem Ausmaß, mit dem wohl kaum je - mand gerechnet hatte. Die erste Bestätigung erhielt Niederösterreichs Landeshauptfrau Johanna Mikl-Leitner und die ÖVP bei der Wahl vom 28. Jänner mit 49,63 % – womit sie mit der Absoluten Mehrheit ausgestattet wurde. 25. Feber: 141.691 TirolerInnen bestäti- gen Landeshauptmann Günther Platter und die ÖVP mit 44,26 %. Und am 5. März er hiel - ten Landeshauptmann Peter Kaiser und die SPÖ 140.994 Stimmen der KärntnerInnen und kamen somit auf 47,94 %. Nun folgte der Erfolg für Salzburgs Lan- Gegenüberstellung der Ergebnisse der LT-Wahl 2018 zu jenen vom 5. Mai 2013 deshauptmann Wilfried Haslauer und seine Grafik: Landesamtsdirektion Salzburg / Landesstatistik und Verwaltungscontrolling ÖVP: Er konnte einen Zugewinn von 8,8 PP erringen und kam auf 37,8 %. Auf Platz zwei landet – trotz weiteren Verlusts – die SPÖ 9,3 %. Die NEOS unter ihrem Spitzenkandi- Auch diesmal wurden zwischen zwischen unter ihrem Spitzenkandidaten Walter Steidl, daten Sepp Schellhorn traten erstmals in 19. und 22. April 1.231 Wahlberechtigte von die im Vergleich zu 2013 3,9 PP verlor und Salzburg an und erlangten 7,3 % – und wer- ORF/ SORA/ISA telefonisch interviewt und nun bei 20,0 % liegt. Marlene Svazek, Spit- den somit in den Landtag einziehen. FPS zu ihren Wahlentscheidungen zu befragt: zenkandidatin der FPÖ, kann 1,8 PP zule- unter Karl Schnell schafft mit 4,5 % die 5 %- gen und er reichte mit 18,8 % Platz drei. Die Hürde für den Einzug nicht, ebenso wenig Keine Wechselstimmung in Salzburg Grünen unter Landessprecherin Astrid Röss- wie die KPÖ (0,4 %), MAYR (1,7 %) und Bei der aufgrund des Salzburger Spekula- ler verloren 10,9 PP und kommen nun auf CPÖ (0,1 %). tionsskandals vorgezogenen Landtagswahl

»Österreich Journal« – http://www.oesterreichjournal.at ÖSTERREICH JOURNAL NR. 174 / 02. 05. 2018 50 Innenpolitik

2013 hatten die WählerInnen mit großer Mehrheit eine negative Entwicklung des Lan - des konstatiert und SPÖ und ÖVP große Ver- luste eingefahren. Im Jahr 2018 hat sich die Stimmung gewandelt: m Die Bevölkerung sieht überwiegend eine konstante (45 %) bis positive (34 %) Ent- wicklung Salzburgs. m Nur eine Minderheit von 19% beklagt Verschlechterungen. Personen, die eine positive Entwicklung sehen, haben insbesondere die ÖVP ge wählt, sie erhält in dieser Gruppe 62 % der Stim- men. Personen, die eine negative Entwicklung sehen, haben überdurchschnittlich FPÖ ge - wählt.

Wer hat wen gewählt? Die Wahltagsbefragung zeigt auch bei dieser Landtagswahl deutliche Unterschiede im Wahlverhalten unterschiedlicher soziode- mographischer Gruppen.

Unterschiede nach Alter und Geschlecht Wie bei der Landtagswahl 2013 erzielte die ÖVP bessere Resultate unter Älteren und erreichte in der Gruppe der Ab-60jährigen 52% der Stimmen. m SPÖ und Grüne wurden überdurch- schnittlich von jungen Frauen gewählt. m Die FPÖ erreichte ihr bestes Ergebnis hingegen unter jungen Männern.

Unterschiede nach formaler Bildung m Die ÖVP erzielt ihr bestes Ergebnis unter Personen mit Fachschul-Abschluß (BMS), die SPÖ unter Personen mit Pflichtschule als höchster abgeschlossener Ausbildung. m Die FPÖ ist unter Personen mit Lehrab- schluß besonders stark (29 %), liegt aber diesmal in dieser Gruppe deutlich hinter der ÖVP (41 %). m In der Gruppe mit Universitätsabschluß liegen die Grünen mit 29 % noch vor ÖVP und SPÖ. Insbesondere Frauen mit höhe- rer formaler Bildung (zumindest Matura) haben die Grünen gewählt.

Wahlmotive und Themen im Wahlkampf ÖVP überzeugt mit Spitzenkandidat Haslauer Wichtigstes Wahlmotiv für die ÖVP war mit großem Abstand Spitzenkandidat Wil- fried Haslauer gefolgt von der bisherigen Ar - beit und den inhaltlichen Standpunkten der Partei. In einer fiktiven Direktwahl des Lan- deshauptmannes würde Wilfried Haslauer

»Österreich Journal« – http://www.oesterreichjournal.at ÖSTERREICH JOURNAL NR. 174 / 02. 05. 2018 51 Innenpolitik mit 46 Prozent noch vor seiner Partei liegen. Eine Unterstützung der Bundesregierung war nur für 2 % der ÖVP-WählerInnen das wichtigste Wahlmotiv. Hinsichtlich der im Wahlkampf diskutier- ten Themen stach unter ÖVP-WählerInnen keines besonderes heraus; am häufigsten wurde noch über „Zuwanderung“ diskutiert (34 % „sehr häufig“).

SPÖ spricht KernwählerInnen mit sozialen Themen an Als wichtigstes Wahlmotiv nannten SPÖ- WählerInnen die inhaltlichen Standpunkte der Partei. Wie die abgefragten Wahlkampf- themen zeigen, ging es dabei vor allem um Gesundheit und Pflege sowie Sozialleistun- gen. Fünf Prozent der SPÖ-WählerInnen nannten als wichtigstes Wahlmotiv, daß sie ein „Gegengewicht zur Bundesregierung“ schaffen wollten.

FPÖ mit Themen Zuwanderung, Sicherheit sowie Spitzenkandidatin Für WählerInnen der FPÖ waren neben den inhaltlichen Standpunkten der Partei (für 21 % wichtigstes Wahlmotiv) auch Spitzen- kandidatin Marlene Svazek (13 %), der Wunsch, daß die Partei in die Regierung solle (13 %), sowie die Ansicht, die FPÖ sei „gut für die Zukunft Salzburgs“ (12 %) wich - tige Wahlmotive. Hinsichtlich der Wahlkampf-Themen standen für FPÖ-WählerInnen klar Zuwan- derung (von 57 % „sehr häufig diskutiert“) sowie Sicherheit (45 %) im Vordergrund.

Grün-WählerInnen diskutierten Umweltthemen und Bildung Für Grün-WählerInnen standen bei dieser Wahl mit großem Abstand die inhaltlichen Standpunkte der Partei im Vordergrund, d.h. vor allem Umweltschutz (von 61 % im Wahl- kampf „sehr häufig diskutiert“) sowie Bil- dung und Ausbildung (53 %). Im Vergleich der Parteien haben die Wäh- lerInnen der Grünen auch besonders häufig über die Maßnahmen der neuen Bundesre- gierung diskutiert (48 % „sehr häufig“). Separate Auswertungen für die anderen Parteien sind aufgrund der Stichprobengröße nicht möglich.

Welche Parteien in die nächste Regierung? Welche Parteien sollen nach Meinung der Befragten in der nächsten Landesregierung vertreten sein?

»Österreich Journal« – http://www.oesterreichjournal.at ÖSTERREICH JOURNAL NR. 174 / 02. 05. 2018 52 Innenpolitik m Rund vier von zehn ÖVP-WählerInnen wünschen sich die FPÖ als Partner, je rund ein Viertel aber auch die Grünen und die SPÖ. m Rund die Hälfte der SPÖ-WählerInnen würden sich neben der SPÖ die Grünen in einer Landesregierung wünschen, ebenso viele sprechen sich für eine Koa- lition mit der ÖVP aus. m Die FPÖ-WählerInnen wünschen sich mit großer Mehrheit (80 %) eine Zusam- menarbeit mit der ÖVP. m Die Grün-WählerInnen sind in dieser Frage gespalten: Jeweils rund die Hälfte bevorzugt eine Zusammenarbeit mit ÖVP bzw. SPÖ.

Wählerströme Die SORA Wählerstromanalyse, durch- geführt im Auftrag des ORF, beleuchtet die Wählerwanderungen ausgehend von der Landtagswahl 2013. Bei sinkender Wahlbeteiligung mobili- siert die ÖVP bei dieser Wahl am besten und kann fast neun von zehn WählerInnen von 2013 (88 %) wieder für sich gewinnen. Zugewinne erzielt die ÖVP mit 10.000 Stimmen insbesondere von der SPÖ, gefolgt von Grünen, FPÖ sowie Personen, die 2013 nicht gewählt haben bzw. noch nicht wahlbe- rechtigt waren (je 4.000 Stimmen). Verluste erleidet die ÖVP mit je 3.000 Stimmen an die FPÖ und die Nichtwahl. 2.000 ÖVP-Stimmen gehen an die NEOS und je 1.000 an Grüne und FPS. Die SPÖ mobilisiert 6 von 10 WählerIn- nen von 2013 erneut. Je 10.000 Stimmen verliert sie an die ÖVP sowie die Nichtwahl. Zugewinne kommen mit 7.000 Stimmen insbesondere von den Grünen. Die Grünen überzeugen nur rund jede/n dritte WählerIn von 2013 erneut. Sie verlieren 11.000 Stimmen an die Nichtwahl, 10.000 an die NEOS, 7.000 an die SPÖ und 4.000 Stimmen an die ÖVP. Kleine Zugewinne von je rund 1.000 Stimmen kommen von ÖVP, Stronach-Wäh- lerInnen von 2013 sowie ehemaligen Nicht- bzw. ErstwählerInnen. Die FPÖ mobilisiert 58% ihrer WählerIn- nen von 2013 erneut. Sie gewinnt insbesondere 10.000 Stim- men von ehemaligen Stronach-WählerInnen. Je 2-3.000 Stimmen kommen von ÖVP, SPÖ, Grünen und den NichtwählerInnen hinzu. Verluste erleidet die FPÖ mit 7.000 Stim- men insbesondere an Karl Schnells FPS

»Österreich Journal« – http://www.oesterreichjournal.at ÖSTERREICH JOURNAL NR. 174 / 02. 05. 2018 53 Innenpolitik sowie mit je 4.000 Stimmen an ÖVP und die Nichtwahl. Die FPS tritt erstmals bei einer Landtags- wahl an. Ihre Stimmen setzen sich wie folgt zusammen: 7.000 kommen von der FPÖ, 2.000 von der SPÖ und je 1.000 von ÖVP, Straonch und NichtwählerInnen von 2013. Die erstmals in Salzburg angetretenen NEOS erhalten 10.000 Stimmen von den Grü nen, je 2.000 von ÖVP, FPÖ und Stro- nach sowie je 1.000 von SPÖ und Nichtwäh- lerInnen von 2013.

Die Landtagswahl im Vergleich zum Bundestrend Das Wahlverhalten bei Landtagswahlen unterscheidet sich traditionell deutlich von Bundeswahlen. Eine Analyse von SORA im Auftrag des ORF beleuchtet, wie die Lan- desparteien im Vergleich zum Bundestrend abschneiden:

ÖVP und Neos verlieren am wenigsten an die Nichtwahl Mit rund 65 % liegt die Wahlbeteiligung bei der Landtagswahl deutlich unter jener vom 15. Oktober 2017. In absoluten Stim- men haben daher alle Parteien im Vergleich zur Nationalratswahl verloren. Bei ÖVP und Neos fallen diese Verluste an die Nichtwahl im Parteienvergleich am geringsten aus.

FPÖ und SPÖ unter ihrem Potential der Bundeswahl FPÖ und SPÖ bleiben hinter ihrem Wah- lergebnis vom 15. Oktober zurück. Dies liegt bei der SPÖ vor allem an einer mangelnden Mobilisierung: 25.000 SalzburgerInnen, die am 15. Oktober bei der SPÖ ihr Kreuz ge- macht haben, sind bei dieser Landtagswahl zuhause geblieben. Die FPÖ verliert mit 22.000 Stimmen ebenfalls vor allem an die Nichwahl; weitere 7.000 Strache-Stimmen gehen bei der Land- tagswahl an die ÖVP, 4.000 an die FPS und 3.000 an die NEOS.

Salzburger Grüne mit 5.000 Kurz-Stimmen Die Salzburger Grünen haben zwar im Ver gleich zu 2013 massiv verloren, im Ver- gleich zum 15. Oktober jedoch deutlich zu- gelegt. 5.000 Stimmen erhalten sie von Kurz-WählerInnen vom 15. Oktober, je 3.000 kommen von der Liste Pilz und den Sonstigen der Nationalratswahl 2017. n

Detailinformationen zum Wahlergebnis: https://www.salzburg.gv.at/pol/wahl/land Quelle: http://www.sora.at

»Österreich Journal« – http://www.oesterreichjournal.at ÖSTERREICH JOURNAL NR. 174 / 02. 05. 2018 54 Innenpolitik LH Wilfried Haslauer

In seiner ersten Reaktion nach Bekannt- werden der ersten Hochrechnung mit dem für ihn so erfreulichen Wahlergebnis sagte der alte und neuer Landeshauptmann Wik- fried Haslauer, „ich bin voller Dankbarkeit für das große Vertrauen, für diesen eindeuti- gen Auftrag, die nächsten fünf Jahre in Salz- burg die Landesregierung anzuführen, eine Regierung zu bilden, weiterzuarbeiten. So etwas gewinnt man nicht im Wahlkampf, sondern das gewinnt man in fünf Jahren intensiver Arbeit. Und auf diese haben wir uns konzentriert. Das ist das Ergebnis einer Teamarbeit und nicht das einer Einzelper- son“, so Haslauer, der sich bei seinem Team, den Regierungsmitgliedern, den Abgeordne- / Christian Georgescu vFoto: ÖVP Landeshauptmann Günther Platter in der ORF-Sondersendung am 28. Februar ten und bei allen, die mitgewirkt hätten, be - dankte – vor allem bei den vielen Freiwilli- Herausforderungen und Aufgabenstellungen die in den Landtag gewählt worden seien, gen, die sich in der Wahlauseinsanderset- der nächsten fünf Jahre in einem zuversicht- sprechen. zung engagiert hätten. lichen und konstruktiven Geist anzugehen.“ Zu Redaktionsschluß dieser Ausgabe „Ich habe da so eine Grundeinstellung: Das erste Ergebnis habe rund 18 Prozent hatte Haslauer zwar diese Gespräche ge- ,In der Niederlage aufrecht und im Erfolg Vorsprung auf die nächste Partei gezeigt, führt, sich aber noch nicht zu Koalitionsge- bescheiden‘. Und das bin ich heute, weil was die eindeutige Führungsposition der ÖVP sprächen mit einer der Parteien ausgespro- eine große Aufgabe vor uns steht, eine trag- bestätigt habe. Er, Haslauer, und sein Team chen. n fähige Regierung zu bilden, die Probleme, würden jedenfalls mit allen anderen Parteien, https://www.salzburg.gv.at Foto: ÖVP / Christian Georgescu Foto: ÖVP Ist mit dem Wahlergebnis sichtlich sehr zufrieden: Landeshauptmann Wilfried Haslauer feiert mit seinen MitstreiterInnen den Wahlsieg.

»Österreich Journal« – http://www.oesterreichjournal.at ÖSTERREICH JOURNAL NR. 174 / 02. 05. 2018 55 Innenpolitik Günther Platter wurde zum Tiroler Landeshauptmann angelobt er Tiroler ÖVP-Chef Günther Platter ist Dam 4. April von Bundespräsident Ale- xander Van der Bellen für eine weitere Amts- periode als Landeshauptmann von Tirol an- gelobt worden. Für Günther Platter war es bereits seine dritte Angelobung als Tiroler Landes-Chef. Zur Zeremonie begleitet wurde der 63jäh- rige von seinen beiden Landeshauptmann- stellvertretern Josef Geisler und Ingrid Feli- pe. Ebenso mit dabei beim Termin beim Bun- despräsidenten waren die neue Tiroler Land- tagspräsidentin Sonja Ledl-Rossmann sowie der Tiroler ÖVP-Klubobmann Jakob Wolf. Der im Tiroler Kaunertal aufgewachsene Alexander Van der Bellen erinnerte vor der Angelobung an einige seiner Treffen mit Lan - deshauptmann Platter in der Vergangenheit, unter anderem an jenes bei seiner eigenen Angelobung als Bundespräsident vor rund einem Jahr oder an seinen eigenen Antritts- besuch in Tirol. Vor der Verlesung der Gelöbnis-Formel wünschte Bundespräsident Van der Bellen seinem Gegenüber „von Her- zen alles Gute und gutes Gelingen“ für seine n Foto: HBF / Peter Lechner künftige Aufgabe. Bundespräsident Alexander Van der Bellen in seinen Amtsräumen in der Wiener Hofburg bei https://www.tirol.gv.at der Angelobung von Günther Platter zum Landeshauptmann von Tirol Peter Kaiser wurde zum Kärntner Landeshauptmann angelobt eter Kaiser ist am 16. April zum Landes- Phauptmann von Kärnten angelobt wor- den. Bundespräsident Alexander Van der Bel - len würdigte in einer kurzen Ansprache Kai- sers erste Amtszeit sowie das Bundesland an sich. Der SPÖ-Politiker habe dieses wieder „in ruhige Gewässer“ geführt. Der Wahlsieg seiner Partei sei sowohl eine Anerkennung für dessen Leistung, als auch ein Vertrauens- vorschuß. Peter Kaiser war in Begleitung seiner Fa - milie gekommen. Auch Landtagspräsident Reinhart Rohr befand sich im Troß. Aus sei- ner Liebe zum Süden machte der Bundesprä- sident zu Beginn der Angelobung in der Hof- burg kein Hehl: „Kärnten zählt ja zu einem meiner am häufigsten besuchten Bundeslän- der – ach ja, eigentlich das am häufigsten be- suchte.“ Positiv strich Van der Bellen vor al - lem die Zweisprachigkeit in Kärn ten heraus. Danach leistete Peter Kaiser die Gelöb- nisformel, bevor es zu einer kurzen Unterre- dung mit Bundespräsident Van der Bellen ging. Als Geschenk hatte der Landeshaupt- mann dem Bundespräsidenten einen Wasser- n Foto: HBF / Carina Karlovits krug mitgebracht. Bundespräsident Alexander Van der Bellen in seinen Amtsräumen in der Wiener Hofburg bei https://www.ktn.gv.at/ der Angelobung von Peter Kaiser zum Landeshauptmann von Kärnten

»Österreich Journal« – http://www.oesterreichjournal.at ÖSTERREICH JOURNAL NR. 174 / 02. 05. 2018 56 Innenpolitik Wirtschaftsstandort stärken Die Bundesregierung verabschiedete mehrere Maßnahmen Foto: BKA / Dragan Tatic Foto: BKA Ministerrat am 25. April: die Bundesministerinnen Elisabeth Kösteringer (l.) und Juliane Bogner-Strauß beim Pressestatement ir wollen die Wirtschaft in Österreich oder automatisches Fahren möglich. Es duktion führt zu einem besseren Mitteleinsatz Wwieder auf die Überholspur zurück schafft somit die Grundlage für ein moder- und zu einem erhöhten Nutzen für die Bür- bringen“, sagte Wirtschaftsministerin Mar- nes Land.“ Österreich wolle dafür Vorreiter gerinnen und Bürger.“ Die Regierung sei da- garete Schramböck beim Pressefoyer nach in Europa werden und müsse nun Rechtssi- für angetreten, Österreich neu zu gestalten. dem Ministerrat vom 25. April. Ein Bekennt- cherheit, etwa durch ein adaptiertes Tele- nis für einen wettbewerbsfähigen Wirt- kommunikationsgesetz, schaffen. Neue Tourismusstrategie schaftsstandort fehle aber bisher in den Jedenfalls solle bis zum Jahr 2020 in Bundesministerin Elisabeth Köstinger Staatszielen, was zu einem Ungleichgewicht allen Landeshauptstädten 5G nutzbar ge- wies auf den neuen Masterplan Tourismus geführt habe. „Das wollen wir nun ausglei- macht werden, bis 2023 sollen alle Haupt- hin: „Heute erfolgt der formelle Startschuß chen, ohne die Umweltziele auszuhebeln“, verkehrsadern folgen und bis 2025 5G in auf Ministerratsebene. Der Tourismussektor so Schramböck. Österreich flächendeckend verfügbar sein. ist ganzheitlich zu betrachten. Mit den Sta- Für die Aufbringung der hohen Kosten von keholdern möchten wir über die Dauer von Standortentwicklungsstrategie rund 5 Milliarden Euro bedürfe es eines zehn Monaten maßgebliche Schwerpunkte Ein Standortentwicklungsgesetz soll künf - nationalen Schulterschlusses und einer en - diskutieren.“ Es gehe darum, wie man den tig auch die Verfahren verkürzen. „Wir ha - gen Kooperation mit der Wirtschaft. Tourismus mit Themenbereichen wie Land- ben Investitionsprojekte im Wert von rund wirtschaft und bäuerliche Kulinarik vernet- 15 Milliarden Euro in der Warteschleife, dar- Rechtsbereinigung zen könne. „Heute kommt auch kein Touris- unter Vorhaben wie die Dritte Piste oder den Justiz- und Reformminister Josef Moser musbetrieb mehr ohne Digitalisierung aus. Stadttunnel in Feldkirch, aber auch Univer- berichtete, daß die Rechtsbereinigung Gegen - Deshalb wird auch dieser Herausforderung sitäten und andere Infrastrukturprojekte. Wir stand der Beratungen der Regierung sei: ein Schwerpunkt gewidmet“, betonte Köstin - müssen deutlich schneller werden“, betonte „Am Freitag beginnt die fünfwöchige Begut- ger. Und schließlich gehe es auch um „die die Wirtschaftsministerin. Das neue Gesetz achtungsphase: 2 500 von 5 000 Vorschriften Frage, wie man Erfolge im Tourismus besser solle es der Regierung künftig ermöglichen, sollen wegfallen, weil sie nicht mehr zeitge- messen“ könne. „Es soll ein Indikatorensy- die Verfahren für Projekte, die für den Wirt- mäß sind und damit den Zugang zum Recht stem erarbeitet werden, das Erträge, Ausla- schaftsstandort wichtig sind, per Verordnung beeinträchtigen.“ Jeder einzelne werde nun- stungstage und Gästezufriedenheit klarer zu beschleunigen. mehr schneller das finden, was er benötigt, ausweisen kann.“ es komme zur mehr Rechtsklarheit. Der Ab- Gemeinsam mit Familienministerin Julia- 5G-Strategie schluß der Rechtsbereinigung solle noch im ne Bogner-Strauß gab Köstinger bekannt, daß Infrastrukturminister Norbert Hofer stell- ersten Halbjahr 2018 erfolgen. In einem wei- Bogner-Strauß sie im Sommer, rund um die te die 5G-Strategie vor: „Das ist der neue teren Schritt würden etwaige Übererfüllun- Geburt ihres Kindes, im Ministeramt vertre- Mobilfunkstandard, der wesentliche techni- gen von EU-Normen überprüft werden. ten wird. Beide betonten, daß sie bereits gut sche Verbesserungen, erhöhte Energieeffi- Ebenso hält der Reformminister die Re- abgestimmt seien und daß sich diese Koope- zienz und eine 100prozentige Netzabdeckung duktion der Sozialversicherungsträger für ration in den nächsten Wochen noch verstär- verspricht. Nur mit 5G sind weitere wichtige notwendig: „Österreich ist zu klein, um 21 ken werde. n Digitalisierungsschritte wie ,smart cities‘ Sozialversicherungsträger zu haben. Eine Re - https://www.bundeskanzleramt.gv.at

»Österreich Journal« – http://www.oesterreichjournal.at ÖSTERREICH JOURNAL NR. 174 / 02. 05. 2018 57 »Burgenland Journal« Schicksalsjahr 1938 – NS Herrschaft im Burgenland

Der »Anschluß« im März 1938 und die politischen und gesellschaftlichen Prozesse, die dazu geführt haben, sind Thema einer Sonderausstellung in Eisenstadt.

m 26. April wurde die Ausstellung A„Schicksalsjahr 1938 – NS-Herrschaft im Burgenland“ im Landesmuseum Burgen- land von Landeshauptmann Hans Niessl und Bundespräsident a.D. Heinz Fischer, Regie- rungsbeauftragter für das Jubiläumsjahr 2018, eröffnet – eine gemeinsame Ausstel- lung des Landesmuseums mit dem Öster - reichischen Jüdischen Museum Eisenstadt. Die Ausstellung erzählt mittels Fotos, originalen Dokumenten und privaten wie of - fiziellen Filmaufnahmen die Ereignisse des schicksalhaften Jahres 1938 mit dem Ende des Ständestaates und dem Beginn der Nazi- herrschaft im Burgenland und somit den Weg des Burgenlandes in den „Anschluß“. Die Ausstellung bietet viel Raum für erzählte Ge- schichte sowie eine virtuelle Rekonstruktion der 14 burgenländischen Synagogen und Bet - Bundespräsident a.D. Heinz Fischer, Regierungsbeauftragter für das Jubiläumsjahr 2018 häuser der Zwischenkriegszeit. Sie ist ein Beitrag des Landes Burgenland zum öster- Niessl und Fischer verwiesen darauf, wie haben. Und auch auf die Fehler, die nach reichischen Gedenkjahr 1938 und soll an wichtig es sei, die Vergangenheit zu kennen Ende des 1. Weltkrieges gemacht wurden“, eines der dunkelsten Kapitel unserer Ge - und in Erinnerung zu halten, um die Gegen- so Fischer. Sich mit den Ereignissen im Jahr schichte erinnern und gleichzeitig Mahnung wart zu verstehen. „Die Gegenwart ist ge- 1938 auseinanderzusetzen „bedeutet etwas für die Zukunft sein. Ausstellungsorte sind prägt von der Vergangenheit und diese wie- Gutes für unsere Zukunft zu tun, für unsere das Landesmuseum Burgenland und das Ös- derum von der Vorvergangenheit. Die Ge - Demokratie. Denn für die Demokratie muß terreichische Jüdische Museum Eisenstadt. schehnisse im Jahr 1938 sind nur erklärbar, man etwas tun, die fällt einem nicht in den Ausstellungsdauer: 26. April 2018 – Novem- wenn wir auf die 1. Republik zurückschau- Schoß.“ ber 2019. en, und auf die Fehler, die wir dort gemacht Der Landeshauptmann erinnerte daran, daß es „bereits in der Nacht auf den 12. März 1938 es zu wilden antisemitischen Ausschrei- tungen kommt – Hausdurchsuchungen, Kon- fiszierungen von Bargeld und Schmuck so - wie Verhaftungen waren der Auftakt zur Ver- treibung der Juden, Roma und Sinti aus dem Burgenland.“ Der Großteil der burgenländi- schen Juden sei nach Wien geflüchtet. „Ende November 1938 haben an die 1.700 Juden aus dem Burgenland in Wien auf eine Aus- reisemöglichkeit gewartet. Anfang 1939 ha - ben sich nur mehr 12 Juden im Burgenland befunden“, so Niessl. „Auch 80 Jahre nach dem ,Anschluß‘ müssen wir uns dem dunkelsten Kapitel un- serer Geschichte stellen. Wir haben die Ver- antwortung des Erinnerns“, betont Niessl. Die Erinnerungspolitik und Gedenkkultur in

Fotos: Bgld. Landesmedienservice Österreich sei lange Zeit von Verschweigen, Landeshauptmann Hans Niessl und Bundespräsident a.D. Heinz Fischer Verdrängung und Bagatellisierung geprägt

https://www.burgenland.at ÖSTERREICH JOURNAL NR. 174 / 02. 05. 2018 58 »Burgenland Journal«

ge wesen. Das habe sich sehr geändert. Im Burgenland wurden Projekte wie „Erinne- rungszeichen“ (seit 2010) – dieses Projekt verbindet die Sanierung und Pflege jüdischer Friedhöfe und die Bewußtseinsbildung bei Jugendlichen, indem mit Schulen kooperiert wird – der Erinnerungsweg „Jüdisches Le - ben in Rechnitz“ (2015) oder die Gedenkstät - te „Garten der Erinnerung“ in Frauenkirchen (2015) umgesetzt. 2017 folgte die Eröffnung einer Gedenkstätte zur Erinnerung an die Jü- dische Gemeinde Mattersdorf/Mattersburg. Auch im Gedenkjahr 2018 wird im Bur- genland ein breites Spektrum an Initiativen im Sinne von Bewußtseinsbildung und Ge - denkarbeit gesetzt, um alle Bevölkerungs- gruppen zu erreichen und einzubinden – ganz besonders die Jugend. Der 9. Novem- ber 2018 steht an Schulen des Landes ganz Landeshauptmann Hans Niessl mit Claudia Prutscher, Vizepräsidentin der Israelitischen Kul- tusgemeinde Wien, und Kurator Dieter Szorger … im Zeichen des Jubiläumsjahres. Der Tag ist reserviert für die Präsentation und Umset- zung von Projekten, die von den Schülern er - arbeitet wurden. Niessl: „Wir sind gefordert, die Erinne- rung wach zu halten: an eine einst blühende jüdische Kultur im Burgenland, an die vielen Roma und Sinti im Burgenland und ebenso an das Schicksalsjahr 1938 und auch an das grausame Ende, an die Verfolgung, Vertrei- bung, Ermordung. Damit wir nicht Gefahr laufen, daß sich die Geschichte in irgendei- ner Form wiederholt.“ Nationalismus, Rechtsextremismus, Anti- semitismus, Rassismus, Gewaltverherrli- chung und Unmenschlichkeit dürften in un - serer Gesellschaft nie wieder einen Platz haben – weder in unserem Land noch in ei- n nem gemeinsamen Europa. Fotos: Bgld. Landesmedienservice http://www.1918-2018.at … und beim virtuellen Rundgang durch die burgenländischen Synagogen. Foto: KBB vlnr: LT-Abg. Regina Petrik, Michael Achenbach (Kurator), Claudia Prieber (Abt, Bildung, Kultur und Gesellschaft), Gert Polster (Dir. Landesmu- seum Burgenland), Eveline Rabold (Ausstellungsgestalterin), LH Hans Niessl, Dieter Szorger (Kurator), Johannes Reiss (Dir. und GF Österrei- chisches Jüdisches Museum), Claudia Prutscher (Vizepräsidentin der IKG, und Wolfgang Kuzmits (Geschäftsführer Kultur-Betriebe Burgenland)

https://www.burgenland.at ÖSTERREICH JOURNAL NR. 174 / 02. 05. 2018 59 »Burgenland Journal« Sicherheitsgipfel

Sicherheitsleitlinie zwischen Bund und Land Burgenland unterzeichnet – Engere Zusammenarbeit soll auch subjektives Sicherheitsgefühl der Bevölkerung stärken Foto: Bgld. Landesmedienservice LH Hans Niessl mit Innenminiser Herbert Kickl vor dem Burgenländischen Sicherheitsgipfel in der Landespolizeidirektion in Eisenstadt er burgenländische Sicherheitsgipfel Grenzkontrollen zu Slowenien und Ungarn ner sollten der Polizei zuarbeiten und Tätig- Dtagte am 9. April in der Landespolizeidi- auch weiterhin aufrecht zu erhalten. Vor die- keiten übernehmen, die der Polizei nicht in rektion Eisenstadtmit Innenminister Herbert sem Hintergrund habe man gemeinsam eine dieser Intensität möglich seien. „Dadurch Kickl, Landeshauptmann Hans Niessl, Lan- Sicherheitsleitlinie erarbeitet, „die wir auch wird das Sicherheitsgefühl enorm gestärkt“. deshauptmannstellvertreter Johann Tschürtz, eins zu eins abarbeiten werden“. Vertretern der burgenländischen Blaulichtor- Neue Sicherheitsleitlinie ganisationen, der Landesverwaltung und der Sicherheitsmaßnahmen, gestärkte, gut Grenzkontrollen, insbesondere die Schlep - Bezirksverwaltungsbehörden. Im Fokus der ausgerüstete Polizei und Prävention perbekämpfung, seien ein zentraler Punkt der Tagung stand eine engere Zusammenarbeit „Das Burgenland steht aufgrund seiner neuen Sicherheitsleitlinie. Um dieser Aufga- der Sicherheitspartner. exponierten Lage, insbesondere durch Tran- be nachzukommen, brauche es auch perso- sitrouten und weitläufige Grenzräume, vor nelle Ressourcen, ein weiterer Punkt der Leit - Enge Zusammenarbeit aller besonderen Herausforderungen. Unser Ziel linie. „Es geht hier nicht nur um das Burgen- Sicherheitspartner ist es, die öffentliche Sicherheit zu gewähr- land, es geht auch um die anderen Bundes- „Für ein Höchstmaß an Sicherheit für die leisten und das subjektive Sicherheitsgefühl länder, um die Republik, um die Europäische Bevölkerung braucht es permanente Anstren - der Burgenländerinnen und Burgenländer zu Union, für die das Burgenland in diesem gungen, den einen oder anderen Bereich zu stärken“, sagte auch Innenminister Kickl. Bereich Sicherheitsdienstleister ist“, mahnt verbessern, und eine enge Zusammenarbeit „Dabei setzen wir auf nachhaltige Sicher- Niessl. aller Sicherheitspartner“, stellte der Landes- heitsmaßnahmen, eine gestärkte und gut aus- In der Landespolizeidirektion soll ein Ein- hauptmann eingangs fest. Dazu diene auch gerüstete Polizei und Prävention. Im Hin- satztrainingszentrum errichtet und entspre- der Sicherheitsgipfel. Man verzeichne zwar blick auf die aktuellen Migrationsbewegun- chende Infrastruktur mit den dafür notwen- im Burgenland die wenigsten Straftaten, und gen im europäischen Raum muß illegaler digen Rahmenbedingungen für die Polizei ge - mit einer Aufklärungsquote von 54,6 Pro- Migration durch gemeinsame Maßnahmen schaffen werden. Die Kontrolle des Schwer- zent, der österreichische Durchschnitt liege von Bund und Land wirksam entgegengetre- verkehrs auf entsprechenden Kontrollplät- bei 50,1 Prozent, sei man sehr gut unter- ten werden“, so Kickl. zen ist ein weiteres wichtiges Thema. Ge- wegs. „Aber das subjektive Sicherheitsge- plant ist weiters eine Verschränkung der Ge- fühl der Bevölkerung ist nicht so ausgeprägt, Paarlauf bei der Sicherheit meinde-Sicherheitspartner mit dem Projekt wie es angesichts der realen Sicherheitslage Es gebe „einen Paarlauf bei der Sicher- „Gemeinsam Sicher“ des Innenministeriums. sein müßte“. heit“, sagte Tschürtz. „Die Zusammenarbeit Schließlich ist eine Kooperation im Hinblick Angesichts der noch offenen Balkanrou- in diesem Bereich wurde auf eine neue Basis auf die Prävention und die Be kämp fung von te, der nur unzureichend kontrollierten EU- gestellt. Wir haben einen Landessicherheits- Cyberkriminalität vorgesehen. Außengrenzen und dreier EU-Länder als un - rat installiert, die Landessicherheitszentrale „Durch die gegenseitige Unterstützung mittelbare Nachbarn sei es „für uns im Bur- wird neu aufgestellt, wo auch Sicherheits- soll insbesondere die öffentliche Sicherheit genland selbstverständlich, daß die Grenz- themen der Zukunft diskutiert werden, und und Ordnung gewährleistet und damit auch kontrollen aufrecht bleiben müssen“, so es wird eine virtuelle Zusammenarbeit zwi- das subjektive Sicherheitsempfinden der Be - Niessl. Deshalb unterstütze man auch die schen allen sicherheitsrelevanten Institutio- völkerung gesteigert werden“, so Niessl ab - Pläne der Bundesregierung, die be stehenden nen geben“. Die Gemeinde-Sicherheitspart- schließend. n

https://www.burgenland.at ÖSTERREICH JOURNAL NR. 174 / 02. 05. 2018 60 »Burgenland Journal« Land Burgenland beteiligt sich an Joanneum Research

Landeshauptmänner Niessl, Schützenhöfer und Kaiser besiegeln Zusammenarbeit Foto: Joanneum Research / Schwarzl Joanneum Research-GF Wolfgang Pribyl, Landesrätin Barbara Eibinger-Miedl, Landeshauptmann Peter Kaiser, Landeshauptmann Hermann Schützenhöfer, Landeshauptmann Hans Niessl, Landesrat Alexander Petschnig und JR-Aufsichtsratsvorsitzender Martin Wiedenbauer

as Land Burgenland, das Land Steier- schungsgesellschaft: „Von der Beteiligung Joanneum Research war eine wichtige Wei- Dmark und das Land Kärnten bekräftig- an der Joanneum Research und dem damit chenstellung für die Zukunftsorientierung ten am 20. April bei einer Pressekonferenz in verbundenen Aufbau und der Entwicklung unseres Bundeslandes und einer der Grund- Weiz die zukünftige engere Zusammenarbeit der neuen Forschungseinrichtung Pinkafeld pfeiler für die erfolgreiche Etablierung der im Bereich Forschung. Die Landeshauptleu- mit dem Schwerpunkt ,Smart Connected Forschungsachse Süd. Der 2015 begonnene te Hans Niessl, Hermann Schützenhöfer und Lighting‘ wird die burgenländische Wirt- Aufbau des Robotics-Instituts im Klagenfur- Peter Kaiser trafen einander am Joanneum schaft profitieren, der Wissenschafts- und ter Lakeside-Park ist bereits so erfolgreich Research-Standort in der oststeirischen Be- Forschungsstandort Burgenland weiter auf- fortgeschritten, daß wir heuer mit dem Bau zirksstadt, um die Kooperation zu besiegeln. gewertet und die Forschungsquote weiter eines zweiten Labor-Gebäudes beginnen. Ich steigen.“ freue mich, daß wir mit der Beteiligung des LH Hans Niessl Burgenlands die starke Forschungsachse Süd Das Land Burgenland beteiligt sich künf- LH Hermann Schützenhöfer noch einmal verbreiten und vertiefen.“ tig mit fünf Prozent an der Joanneum Re- Landeshauptmann Hermann Schützenhö- search (JR) und wird sich im zukunftsträch- fer betonte: „Miteinander statt nebeneinan- Barbara Eibinger-Miedl tigen Forschungsbereich „Smart Connected der, das schaffen wir mit der Forschungs- Die steirische Wissenschaftslandesrätin Lighting“ engagieren. Damit soll die For- kooperation im Süden Österreichs. For- Bar bara Eibinger-Miedl erklärte: „Joanneum schungsachse Süd von Kärnten über die schung und Innovation sichern Wohlstand Research hat sich längst zu einem Herzstück Steiermark bis ins Burgenland weiter gestärkt und Arbeit für die Zukunft. Durch die der österreichischen Forschungslandschaft und die in ternationaleSichtbarkeit der heimi- Zusammenarbeit der drei Bundesländer stär- entwickelt und trägt wesentlich dazu bei, schen Forschung erhöht werden. Das Land ken wir die Joanneum Research als Flagg- daß die Steiermark das Forschungsland Num - Burgenland möchte seine Forschungsakti- schiff der Innovation und damit auch die mer eins in Österreich und eine der innova- vitäten bündeln und sich als Wissenschafts- Rolle der Steiermark als Forschungseuropa- tivsten Regionen in Europa ist. Joanneum standort stärker positionieren und ist daher meister.“ Research ist federführend, wenn es darum an die Joanneum Research herangetreten, geht, Ergebnisse aus der Grundlagenfor- um einen erfahrenen strategischen Partner zu LH Peter Kaiser schung in die praktische Anwendung in Un- gewinnen. Landeshauptmann Hans Niessl Dazu Landeshauptmann Peter Kaiser: ternehmen zu bringen. Wir setzen aber nicht zum Ein stieg des Burgenlandes bei der For- „Die 15-Prozent-Beteiligung Kärntens an der nur auf die enge Zusammenarbeit zwischen

https://www.burgenland.at ÖSTERREICH JOURNAL NR. 174 / 02. 05. 2018 61 »Burgenland Journal«

Wissenschaft und Wirtschaft, sondern seit vielen Jahren auch auf bundesländerüber- greifende Kooperationen. Der Einstieg des Burgenlandes ist ein weiterer Meilenstein in diesem Bereich!“

Die neue Struktur Das Land Burgenland kauft um 1,865 Millionen Euro im Wege einer Kapitalerhö- hung fünf Prozent der Gesellschaftsanteile an der JR und verpflichtet sich, zusätzlich einen jährlichen Gesellschafterzuschuß in Höhe von 464.500 Euro zu leisten. Mit dem Kauf erhöht sich das Stammkapital der Gesellschaft um 180.000 Euro auf 3,6 Milli- onen Euro, die neue Verteilung der Eigen - tümerstruktur ist dann 80,75 Prozent Land Steiermark, 14,25 Prozent BABEG (Land Kärnten) und 5 Prozent Landesholding Bur- Foto: Joanneum Research / Schwarzl genland. Der Kaufpreis fließt in die JR und Gruppenfoto am Joanneum Research Weiz (v.l.): die Landeshauptmänner Peter Kaiser (Kärn- ten), Hermann Schützenhöfer (Steiermark) und Hans Niessl (Burgenland) wird für den Aufbau und die Entwicklung des neuen Standortes der Joanneum Rese- tigen, die einen Mehrwert für den Nutzer Die Joanneum Research Forschungsge- arch in Pinkafeld verwendet. darstellen und damit auch eine höhere Wert- sellschaft mbH entwickelt Lösungen und Im Rahmen der neuen Eigentümerstruk- schöpfung generieren können. Es ist ein star- Technologien für Wirtschaft und Industrie in tur wird im dritten Quartal 2018 eine neue ker Trend zu „vernetzter und funktioneller einem breiten Branchenspektrum und be- Forschungsgruppe „Smart Connected Ligh- Beleuchtung“ zu erkennen. Diese kann man treibt Spitzenforschung auf internationalem ting“ gegründet, die bei „MATERIALS“, dem zum Beispiel bei der Gebäudesteuerung Niveau. Mit dem Fokus auf angewandte For- Institut für Oberflächentechnologien und (Smart Buildings) einsetzen oder auch in schung und Technologieentwicklung nimmt Photonik der JR, eingegliedert sein wird. industrieller Umgebung, wie zum Beispiel die „INNOVATION COMPANY“ eine „MATERIALS“ forscht an den Standorten bei Produktionsstraßen. Viele der dafür not- Schlüsselfunktion im Technologie- und Wis- Weiz, Niklasdorf und Leoben; für die neue wendigen Sensoren und Kommunikations- senstransfer ein. Forschungsgruppe wird jedoch ein neuer JR- bausteine werden zunehmend direkt in die Das „MATERIALS“ – Institut für Ober- Standort in Pinkafeld eröffnet. In den kom- Lichtinfrastruktur integriert. Damit wird flächentechnologien und Photonik bietet un - menden fünf Jahren soll ein Team von 15 Mit- diese zur Schlagader von vernetzten Lebens- ter Einsatz moderner, auf Miniaturisierung, arbeiterInnen auf dem Gebiet „Smart Con- und Produktionswelten und zum Sprachzen- Integration und Werkstoffoptimierung beru- nected Lighting“ in Abstimmung mit den re- trum des „Internet of Everything“, das Men- hender Technologien und Verfahren interdis- gionalen Keyplayern forschen. „Die Be- schen, Objekte und Daten miteinander ver- ziplinare Lösungs ansätze für die gesamte leuch tungstechnik erlebt derzeit einen Para- netzen und kommunizieren läßt. Die Leitung Wertschöpfungskette. Dazu zählen großflä- digmenwechsel von der reinen Lichtquelle der Forschungsgruppe wird Franz-Peter chige Mikro- und Na nostrukturen, Bio- und hin zu umfassenden smarten Beleuchtungs- Wenzl übernehmen, der bisherige Leiter der Chemosensoren, Lichttechnologien, funktio- konzepten, die mit Sensorik, Steuerung, Re - Forschungsgruppe „Licht und Optische nalisierte Oberflächen oder Laserprozesse. n gelung, Vernetzung und Kommunikation Technologien“ bei „MATERIALS“. https://www.joanneum.at funktionieren. Mit ‚Smart Connected Ligh- ting‘ wollen wir eine Forschungseinheit auf- bauen, die auf nationaler und auch auf inter- nationaler Ebene eine führende Rolle sowohl in der Vorfeldforschung als auch im Techno- logietransfer zu Firmen einnehmen soll“, er - läutert JR-Geschäftsführer Wolfgang Pribyl.

Intelligentere Produkte, Mehrwert für den Nutzer, höhere Wertschöpfung Eine der Ursachen für diesen Paradig- menwechsel ist vor allem im Kostendruck zu sehen, der sich aus dem Wettbewerb mit Pro- dukten aus dem asiatischen Raum ergibt, ins - besondere im Billigpreissegment. Nur durch

entsprechende Funktionalisierung wird es Joanneum Research / Bernhard Bergmann Foto: möglich sein, intelligentere Produkte zu fer- Beschichtungsanlage am »MATERIALS« – Institut für Oberflächentechnologien und Photonik

https://www.burgenland.at ÖSTERREICH JOURNAL NR. 174 / 02. 05. 2018 62 »Burgenland Journal« Kräftige Impulse für die Wirt- schaft durch Bauprogramm

218 werden 115 Mio. Euro in Straßenbauprojekte und Maßnahmen zur Erhöhung der Verkehrssicherheit investiert.

traßenbaulandesrat Hans Peter Doskozil Sund Baudirektor Wolfgang Heckenast prä sentierten am 11. April das Bauprogramm 2018. Insgesamt werden heuer rund 115 Mio. Euro in Straßenbauprojekte und Maßnahmen zur Erhöhung der Verkehrssicherheit inve- stiert. Davon entfallen 23,4 Mio. Euro auf Landstraßen und ländliche Wege, 39 Mio. Euro auf Bundesstraßen und 45 Mio. Euro auf Wasser- und Umweltwirtschaft. 125 Bau- lose – 42 Projekte im Nord-, 23 im Mittel- und 60 im Südburgenland – werden umge- setzt. „Unser Ziel ist es, das Burgenland nach- haltig zu vernetzen und so verkehrssicher zu wie möglich zu gestalten“, betonte Doskozil. „Dafür werden im Jahr 2018 alleine in der Landesstraßenverwaltung 23,4 Millionen Eu ro, im gesamten Infrastrukturbereich etwa 115 Millionen Euro investiert. Das sind Foto: Bgld. Landesmedienservice wichtige Investitionen, die der Wirtschaft Straßenbaulandesrat Hans Peter Doskozil (l.) und Baudirektor Wolfgang Heckenast bei der Präsentation der Straßenbauprojekte für das Burgenland 2018 und der Bevölkerung zugutekommen und nicht zuletzt der Verkehrssicherheit dienen“. 200.000 Euro, voraussichtlich im Herbst Ihm sei es „wichtig, auch darauf zu schau- 2018 soll mit dem Bau begonnen werden, en, welche Bautätigkeiten wir mit eigenem Anfang 2019 Fertigstellung sein. Personal durchführen können“. Das sei auch Bereits für den Verkehr freigegeben ist ein klarer Auftrag an die Baudirektion. Ein der erste Teil der B61a als Verlängerung der großes Anliegen sei ihm, nicht zuletzt im S31. Der letzte verbleibende Kilometer bis Hinblick auf künftige Entwicklungen, in der zur ungarischen Staatsgrenze wird ab 2018 Baudirektion einen entsprechenden Mitar- als grenzüberschreitendes EU-Projekt umge- beiterstand zu haben. „Damit wollen wir im setzt. Die geplante Bauzeit ist von Mai 2018 Bereich der Bauabteilung Kompetenzen er- bis November 2019. Bauherr ist das Land, halten und aufbauen und die Ressourcen die Baukosten belaufen sich auf 5,2 Mio. auch während der Sommermonate effizient Euro. einsetzen.“ Für mehr Verkehrssicherheit an der Kreu- Bei Parndorf wird die im Zuge des Baues zung B63/L272 bei Großpetersdorf–Jabing der B50 1948 errichtete Brücke neu gebaut. soll ein Kreisverkehr geschaffen werden. Während der Bauzeit wird der Verkehr über Die Grundeinlöseverhandlungen laufen der- eine Behelfsbrücke, welche über der Bahn- zeit, nach der Ausschreibung soll im Juli strecke eingeschoben wird, geführt. Mit dem 2018 mit dem Bau gestartet werden. Die Fer-

Bau wurde bereits begonnen, Bauzeit ist bis tigstellung ist im November 2018 geplant. Foto: Bgld. Landesmedienservice Ende November 2018. Die Baukosten belau- Bauherr ist das Land Burgenland, Kosten: Peter Doskozil und Wolfgang Heckenast im fen sich auf 1,37 Mio. Euro. ca. 600.000 Euro. Bereich der neu zu errichtenden Brückeder B50 bei Parndorf Um Rückstau zu den Stoßzeiten zu ver- Investitionen von insgesamt rund 8 Mio. meiden, wird ebenfalls in der Businesszone Euro werden im Bereich der ländlichen Struk- sierung), und im Forststraßenbereich betra- bei Parndorf/Neusiedl am See, an der An - turen gemeinsam mit Gemeinden, Wegbau- gen die Investitionen 560.000 Euro. Im schlußrampe von der A4 auf die B50 in Rich - gemeinschaften mit Förderungen von Bund Hochwasserschutzbau und Siedlungswasser- tung Neusiedl ein zusätzlicher Rechtsabbie- und EU getätigt, weitere 250.000 Euro flies- bau werden mit Förderungen heuer 15 Mio. gestreifen errichtet. Die Baukosten betragen sen in die ländliche Neuordnung (Kommas- Euro umgesetzt. n

https://www.burgenland.at ÖSTERREICH JOURNAL NR. 174 / 02. 05. 2018 63 »Burgenland Journal« Tourismusforum Burgenland

»Strategie 2022+« – ein Kompaß für das Land der Sonne

m Abend des 12. April wurde rund 200 AGästen aus Politik, Tourismus, Kultur und der Medienbranche die „Tourismusstra- tegie Burgenland 2022+“ im Rahmen des Tourismusforums am Hannersberg präsen- tiert. Sie soll der burgenländischen Touris- musbranche in den kommenden Jahren als Kompass dienen. Im Anschluß referierte die renommierte Profilerin Patricia Staniek über das spannende Thema „Was mein Gast wirk- lich fühlt – Profiling im Tourismus“. „Wir sind zu jeder Zeit das begehrteste Urlaubsland für erlebnisintensive Aufenthal- te, um im sonnigen-sinnlichen Lebensgefühl des Burgenlandes Kraft und Inspiration für den Alltag aufzutanken!“ – So lautet die zen- trale Vision des aktuellen Strategiepapiers, das der burgenländischen Tourismusbranche ein umfassendes Bündel an Zielen zur Orientierung an die Hand gibt.

Unter anderem geht es um mehr Ganzjah- Foto: Bgld. Landesmedienservice restourismus, mehr Wiederholungsbesuche, v.l.: Tourismuslandesrat Alexander Petschnig, Landeshauptmann Hans Niessl und Burgenland Tourismus-Geschäftsführer Hannes Anton beim Tourismusforum am Hannersberg noch stärkere Betonung der emotionalen Sei - te eines Genußurlaubs sowie um die Positio- ohne dabei Konkurrenzfähigkeit und Wert- gerade für zwischendurch – darum muß es nierung des Burgenlands als „Kraft- und schöpfung aus den Augen zu verlieren. Das nun gehen. Der burgenländische Tourismus Ener gietankstelle“. Dahinter steckt wiede- können wir nur dann erreichen, wenn sich ist einer der bedeutendsten Wirtschaftsfakto- rum eine ganze Reihe strategischer Ziele – die Branche in den nächsten Jahren verstärkt ren des Landes. Seine Weiterentwicklung zur u.a. mehr Auslastung und Wertschöpfung zu gewinnbringenden Netzwerken zusam- Wellness- und Regenerations-Destination durch Steigerung von Angebotsstruktur und menfindet.“ Nummer 1 kann nur erreicht werden, wenn -qualität, mehr Arbeitsplätze im Tourismus alle am tourismuswirtschaftlichen Gesche- sowie die noch stärkere Bündelung touristi- Mit der Branche – für die Branche hen Beteiligten zusammenwirken.“ scher Organisationen und Initiativen. Erarbeitet wurde die umfassende Unterla- „Die vorliegende Strategie zeigt auf, daß ge im vergangenen Jahr bei Workshops mit Profilerin & Kriminologin einerseits die aktuellen Herausforderungen 85 Opinion Leadern der burgenländischen zog Gäste in den Bann enorm sind. Man denke an die immer ra- Branche. Begleitet wurde der Prozeß von der Patricia Staniek ist eine der renommierte- scher, immer mehr Lebensbereiche erfassen- Beratungsagentur conos gmbh. Und erstmals sten Expertinnen für Verhaltensanalyse des de Digitalisierung, den Trend zu Fernreisen, wurde ein derartiges Richtungspapier auch Menschen als Individuum und in der Grup- den sich verschärfenden Wettbewerb etc. An - von der Landesregierung beschlossen. pe. Mit ihren Körpersprache-, Mimik- und dererseits macht die Strategie 2022+ deut- Festgelegt wurden bei diesem Strategie- Verhaltensanalysen überzeugt sie nicht nur lich, daß wir große Chancen und enormes prozeß auch zahlreiche Maßnahmen, die man im Bereich Sicherheit, sondern auch in der Potential besitzen. Hier seien stellvertretend in einen Masterplan gegossen hat. So rücken Wirtschaft. Ihr „Profiling für die Wirtschaft“ etwa die Thermen als Leitprodukte, die Nähe künftig bei Werbung und Marketing die bis- hat neue Maßstäbe gesetzt. zu urbanen Ballungsräumen und das immer herigen Kernmärkte (Österreich, Deutsch- Beim Tourismusforum begeisterte Staniek stärker nachgefragte Genußangebot ge nannt“, land sowie urbane Räume im benachbarten die Gäste mit einer spannenden Keynote. Sie faßte Landeshauptmann Hans Niessl in sei- Ausland) noch stärker in den Fokus. Ab nun zeigte, was die Mimik eines Gastes zeigen nem Interview zusammen. gruppieren sich um das zentrale Thema soll und welche Emotionen tatsächlich ver- Tourismuslandesrat Alexander Petschnig „Therme – Wellness – Gesundheit“ die übri- borgen, kaschiert oder maskiert hinter der betonte: „Die Tourismusbranche und das gen, noch stärker vernetzten Angebotssäulen mimischen Fassade liegen. Land sind nun gefordert, die Vorteile unseres Naturgenuß, Wein und Kulinarik, inspirie- Bis in die späten Abendstunden diskutier- Angebots zu verdeutlichen und zugleich die- rende Kultur sowie Aktivität und Bewegung. ten die Gäste in angenehmer Atmosphäre ses Angebot stetig qualitativ zu verbessern Burgenland Tourismus-Geschäftsführer über die Tourismuswirtschaft und feilten sowie die damit verbundenen Arbeitsabläufe Hannes Anton dazu: „Das Burgenland als schon an Projekten für die nächsten Jahre. n kontinuierlich zu professionalisieren. Und das, Krafttankstelle zu positionieren, auch und http://www.burgenland.info

https://www.burgenland.at ÖSTERREICH JOURNAL NR. 174 / 02. 05. 2018 64 »Burgenland Journal« Eisenstadt hat Vorreiterrolle in der Kinderbetreuung

Frauen-, Familien- und Jugendministerin Juliane Bogner-Strauß zu Besuch

isenstadt ist im Bereich der Kinderbe- Etreuung Vorreiter: Insgesamt 103 Perso- nen kümmern sich in den städtischen Kin- dergärten, Kinderkrippen und Tagesheimen um die Anliegen der jüngsten Eisenstädter. Bei einem Lokalaugenschein machte sich Frauen-, Familien- und Jugendministerin Ju- liane Bogner-Strauß gemeinsam mit Bürger- meister Thomas Steiner am 23. April selbst ein Bild von der Kinderbildung und Kinder- betreuung in Eisenstadt. Die burgenländische Landeshauptstadt bietet in Sachen Kinderbetreuung ein umfas- sendes Angebot. Sechs Kindergärten, zwei Kinderkrippen und die Tagesheime der drei Volksschulen werden dabei von der Stadt selbst betrieben und mit Personal versorgt. Insgesamt sind allein in den städtischen Ein- richtungen 103 Personen beschäftigt und um Frauen-, Familien- und Jugendministerin Ju liane Bogner-Strauß und Bürgermeister Thomas das Wohl der Kinder bemüht. „Damit wird Steiner mit zwei der vorbildlich betreuten Kindergartenkinder nicht nur die beste Betreuung der jüngsten Gemeindebürger garantiert, sondern die Stadt stellt darüber hinaus über 100 sichere Ar- beitsplätze, vor allem für Frauen, bereit“, freut sich Bürgermeister Thomas Steiner.

Neuerrichtung am Krautgartenweg Die Kinderbildung und Kinderbetreuung wird in den kommenden Monaten in Eisen- stadt noch weiter wachsen, denn derzeit ent- steht am Krautgartenweg der siebte städtische Kindergarten inkl. Kinderkrippe. Aufgrund der aktuellen Bevölkerungsentwick lung und Magistrat der Landeshauptstadt Freistadt Eisenstadt Fotos: Der Spatenstich am Krautgartenweg erfolgte am 6. April mit Landeshauptmann Hans Niessl. des regen Wohnbaus in Eisenstadt ist der Aus- bau der Kinderbetreuungseinrichtungen not- Die Investitionssumme beträgt insgesamt oder die private Einrichtung in der Gölbes- wendig. Der Spatenstich fand am 6. April 1,8 Millionen Euro. Aus dem kommunalen zeile. An den derzeit sieben Standorten (inkl. statt – verlaufen alle Arbeiten nach Plan, wird In vestitionsprogramm des Bundes kommt Gölbeszeile) gibt es insgesamt 23 Kinder- das Objekt im Frühjahr 2019 fertiggestellt. eine Förderung in der Höhe von 289.000 gartengruppen und vier Kinderkrippengrup- „Um den notwendigen Bedarf für die Euro und seitens des Landes wird der Bau pen. Alle Betreuungseinrichtungen sind nächsten Jahre decken zu können, wird der des neuen Kindergartens mit 285.000 Euro ganztägig mit Mittagessen geführt. neue Kindergarten in der Größe von zwei unterstützt. Besonders in der Nachmittagsbetreuung Kinderkrippen- und zwei Kindergartengrup- in den Tagesheimen wurde in den letzten Jah - pen errichtet. Eine etwaige Erweiterung ist Kinderbetreuung auf höchstem Niveau ren ein starker Zuwachs verzeichnet. Waren ebenfalls Teil der Planung. Das ist eine wich - Aktuell werden 1001 Kinder in den Kin- es 2013 noch 312 Kinder, nehmen 2018 ins- tige stadtpolitische Maßnahme, um die Ver- dergärten und -krippen der Landeshauptstadt gesamt 466 Kinder das Angebot in An spruch. einbarkeit von Beruf und Familie garantie- und den Tagesheimen der drei Volksschulen, Besonders die Volksschule in der Bahnstraße ren zu können. Besonders erfreulich ist, daß der NMS Rosental und des Sonderpädagogi- sticht dabei hervor: 258 Mädchen und Bur- der Bund die Schaffung neuer Kinderbetreu- schen Zentrums betreut. Allein 535 Kinder schen sind im laufenden Schuljahr in der ungsplätze fördert und die Stadt dabei auch besuchen einen der sechs städtischen Kin- Tagesheimbetreuung. n finanziell unterstützt“, so der Bürgermeister. dergärten bzw. eine der zwei Kinderkrippen http://www.eisenstadt.at

https://www.burgenland.at ÖSTERREICH JOURNAL NR. 174 / 02. 05. 2018 65 »Burgenland Journal« Mattersburg: Leben und Wirtschaft im Einklang

attersburgs Wirtschaft befindet sich Mauf der Überholspur. Allein seit Juni letzten Jahres wurden mehr als 50 neue Ge- werbegenehmigungen ausgegeben. Darunter waren auch viele JungunternehmerInnen. Weitere Bürogebäude und Ärztepraxen sind in Planung. Die Stadtgemeinde unterstützt die UnternehmerInnen mit Förderungen und Präsentationsplattformen. „Wir freuen uns über jedes einzelne Un - ternehmen, das sich entschließt, sich in Mat- tersburg niederzulassen. Die Stadtgemeinde hilft wo sie nur kann. Wir bieten ein umfas- sendes Beratungsservice an, eine großzügige Wirtschaftsförderung sowie die Möglichkeit für Jungunternehmen, sich in unseren Stadt- nachrichten zu präsentieren“, erklärt Bürger - Das Juweliergeschäft Kröpfl hat seine Verkaufsfläche in der Innenstadt verdreifacht – Bürger- meisterin Ingrid Salamon. meisterin Ingrid Salamon (r.) im Bild Elisabeth und Vera Kröpfl …v Sowohl in der Innenstadt, als auch in der Peripherielage schießen immer wieder neue Betriebe aus dem Boden, welche die Wohl- fühlstadt Mattersburg weiter bereichern. Neueste Attraktionen sind der Ausbau des renommierten Juwelierfachgeschäftes Kröpfl sowie die Eröffnung des „Van Hagen Cafes“. Insgesamt gab es in den letzten zwei Jahren zehn Geschäftseröffnungen in der Innenstadt, darunter Mode-Fachgeschäfte, ein Schmink- Fachgeschäft, ein Tattoo- Laden, ein Schuh- Fachgeschäft und ein Fitness-Center.

Weiterer Impuls für die Innenstadt Jetzt entsteht mitten im Ortszentrum ein interessantes Wohnprojekt, das zu einer zu- sätzlichen Belebung der Innenstadt führen … in der neuen Konditorei in der Hauptstraße mit Vanessa Van Hagen … wird. Aufgeteilt auf zwei Gebäuden werden bis zu 17 Einheiten für Geschäfte, Wohnun- gen, Gastronomie und Büros entstehen. „Dieser Bau ist eine wichtige Investition in den Wirtschaftsstandort Mattersburg. Vor allem die Belebung des Ortszentrums spielt hier eine bedeutende Rolle“, so die Bürger- meisterin. Die bebaute Fläche beträgt 772 m². Der Gebäudekomplex bekommt ein Flachdach und paßt auch optisch gut ins Stadtzentrum. Die Fertigstellung ist für Herbst 2019 ge - plant. Bauträger ist die Polleres-Gruppe. n http://juwelier-kroepfl.at https://www.vanhagencakes.at https://www.daibau.at/polleres_bau_gmbh Fotos: Stadtgemeinde Mattersburg http://www.mattersburg.gv.at … und beim Spatenstich zum neuen Gebäudekomplex im Stadtzentrum

https://www.burgenland.at ÖSTERREICH JOURNAL NR. 174 / 02. 05. 2018 66 »Burgenland Journal« Berlakovich ist neuer LK-Präsident

Die Konstituierende Vollversammlung der Burgenländischen Landwirtschafts- kammer wählte Abg.z.NR Nikolaus Berlakovich zum neuen Präsidenten

ei der Konstituierenden Vollversamm- Blung der Burgenländischen Landwirt- schaftskammer wurde am 10. April in Eisen- stadt Abg.z.NR Nikolaus Berlakovich ein- stimmig zum Präsidenten gewählt. In Anwe- senheit von Ök.-Rat Hermann Schultes, Prä- sident Landwirtschaftskammer Österreich, Agrarlandesrätin Verena Dunst sowie weite- ren zahlreichen VertreterInnen aus Politik, Wirtschaft und Verwaltung wurde Berlako- vich von Landeshauptmann Hans Niessl an- gelobt. Berlakovich tritt damit die Nachfolge von Ök.-Rat Franz Stefan Hautzinger an, der dieses Amt 28 Jahre innehatte. Zum Vizeprä- sidenten der Landwirtschaftskammer Bur- genland wurde ebenfalls einstimmig Werner Falb-Meixner gewählt. „Die Landwirtschaftskammer Burgen- land ist im Rahmen der Sozialpartnerschaft ein wichtiger Interessenvertreter und ein we- Landeshauptmann Hans Niessl bedankt sich beim scheidenden Präsidenten Ök.-Rat Franz sentlicher Ansprechpartner des Landes. Mein Stefan Hautzinger (oben) und gratuliert seinem Nachfolger, Abg.z.NR Nikolaus Berlakovich. besonderer Dank gilt heute Ök.-Rat Franz Stefan Hautzinger für seinen Fleiß und sei- nen Einsatz – vor allem aber für seine Ver- läßlichkeit und Handschlagqualität. Unter der Präsidentschaft von Franz Stefan Haut- zinger ist es der Landwirtschaft des Burgen- landes, die er zu seiner Herzensangelegen- heit gemacht hat, durch strukturelle Verände- rungen und zukunftsorientierte Weichenstel- lungen erfolgreich gelungen, wesentliche Beiträge zum Aufstieg unseres Heimatlandes zu leisten. Ich wünsche der Landwirtschafts- kammer Burgenland, dem alten und neuen Präsidenten sowie dem Vizepräsidenten, dem Kammerdirektor und den Kammerräten eine weiterhin erfolgreiche Arbeit für die hei- mische Landwirtschaft und damit für unser Heimatland Burgenland“, erklärte dazu Lan- deshauptmann Hans Niessl. n

https://bgld.lko.at/ Fotos: Bgld. Landesmedienservice Foto: Bgld. Landwirtschaftskammer / Leitgeb Berlakovich wurde in der Vollversammlung des Ländlichen Fortbildungsinstitutes (LFI) Burgenland auch zu deren Vorsitzendem gewählt.

https://www.burgenland.at ÖSTERREICH JOURNAL NR. 174 / 02. 05. 2018 67 »Burgenland Journal« Engagierte Frauen rütteln auf und verändern!

Rosa Jochmann-Preis 2017 geht an Brigitta Novak aus Siegendorf Fotos: Bgld. Landesmedienservice v.l.: Siegendorfs Bürgermeister Rainer Porics, Preisträgerin Brigitta Novak, Landesrätin Verena Dunst und Landesrätin Astrid Eisenkopf

rigitta Novak aus Siegendorf erhielt den Welt ein kleines bisschen besser. Mir ist es kann auf eine lange Geschichte zurückblik- BRosa Jochmann-Preis 2017. Frauenlan- deshalb sehr wichtig, mit dem Frauenpreis, ken und hat im Jahr 2017 sein 20jähriges desrätin Verena Dunst überreichte die Aus- diese Vorbilder vor den Vorhang zu holen. Jubiläum gefeiert. Damit ist er der zweitälte- zeichnung am 25. April im Kulturzentrum Und genauso ein Vorbild ist Frau Brigitta No - ste Club beim Roten Kreuz Burgenland. Das Siegendorf im Beisein von Landesrätin vak aus Siegendorf. Ich freue mich und gra- freiwillige und ehrenamtliche Engagement Astrid Eisenkopf und Bürgermeister Rainer tuliere herzlich zu dieser Auszeichnung“, steht hierbei im Vordergrund Porics den Preis. Er war unter dem Motto sagte Dunst bei der Verleihung. „Frauen, die sich besonders für andere stark Auch Landesrätin Astrid Eisenkopf gra- Der Rosa-Jochmann-Preis machen und damit Zivilcourage beweisen“ tulierte der Preisträgerin und bedankte sich wird seit 2010 vergeben ausgelobt worden und wurde bereits zum bei der Obfrau des Vereins „Club Miteinan- Mit dem von Frauenlandesrätin Verena achten Mal vergeben. der“: „Durch Ihre Leistungen liefern Sie der Dunst und dem Referat Frauen, Antidiskri- „Eine Gesellschaft, in der sich Menschen Gesellschaft ein Beispiel gelebter Solidarität minierung und Gleichbehandlung verliehe- ehrenamtlich engagieren, kann auch die gros- und Menschlichkeit. Damit sind Sie ein gro- nen Preis soll eine Frau bzw. ein Unterneh- sen Herausforderungen der Zukunft bewälti- ßes Vorbild in unserer Gesellschaft. Herzlich men geehrt werden, die bzw. das sich Aner- gen“ Dank für Ihr soziales Engagement.“ kennung in ihrem speziellen Bereich durch „Das Motto des Frauenpreises 2017 soll besonderes Engagement verdient hat. Unter vor allem vermitteln, daß es Menschen Preisträgerin Brigitta Novak dem Motto „Frauen, die sich besonders für braucht, die sich dafür einsetzen, daß wir Die diesjährige Preisträgerin Brigitta No - andere stark machen und damit Zivilcourage gut, zufrieden und friedlich leben können. vak ist Obfrau des Vereines „Club Miteinan- beweisen“ sollten 2017 Frauen gewürdigt wer - Wer sich engagiert, tut etwas gegen seine der“ in Siegendorf. Der Seniorentreff „Club den, die Gutes für andere vollbracht haben Ohnmacht und auch wenn nicht alle Akti- Miteinander“ ist ein Verein, der sich älterer und damit Zivilcourage bewiesen haben und vitäten erfolgreich sein mögen, so erhalten Menschen annimmt und ihnen die Möglich- ihren und ihren Standort im Burgenland ha- wir etwas ganz Wichtiges durch unser Enga- keit gibt, sich mit Gleichgesinnten auszutau- ben. gement – und das ist Sinn. An den Proble- schen. Er bietet ihnen die Möglichkeit, ge- Der Rosa Jochmann-Preis, seit 2010 jähr- men unserer Zeit kann man verzweifeln, sellschaftliche Anknüpfungspunkte zu erhal- lich vergeben, wurde von Birgit Sauer künst- oder sich engagieren. Immer mehr Frauen ten und persönliche Kontakte zu pflegen. lerisch gestaltet. n helfen. Ihr Engagement macht Mut – und die Der „Club Miteinander“ in Siegendorf https://www.roteskreuz.at/burgenland

https://www.burgenland.at ÖSTERREICH JOURNAL NR. 174 / 02. 05. 2018 68 »Burgenland Journal« Ein »Großprojekt« findet seine Vollendung

Restaurierung der Wandmalerei im Haydn-Haus in Eisenstadt Foto: KBB / Wild Kulturlandesrat Hans Peter Doskozil (l.) und der Geschäftsführer der Kultur-Betriebe Burgenland, Wolfgang Kuzmits, bei der Besichtigung der Restaurierungsarbeiten im Haydn-Haus Eisenstadt ereits zum dritten Mal waren die Re - Museum mit wertvollen Exponaten zu erle- Und so nahm die Gestaltung der weiteren BstauratorInnen rund um Rudolfine See- ben ist. Hier fühlen sich die Gäste zurück- Räume seinen Lauf. ber in Kooperation mit dem Bundesdenkmal- versetzt in die Zeit des Barock und die Le- Anläßlich des Haydn-Jubiläumsjahres amt am Werk, um die originalen Wandmale- benswelt des Komponisten, hier lebte er, hier 2009, rund um die Ausstellung „Phänomen reien aus Joseph Haydns Lebenszeit freizu- komponierte er. Haydn“, wurde die erste Restaurierung von legen und sie in „alter“ Frische aufleuchten „Das Haydn-Haus Eisenstadt, ein Juwel Wandmalereien im Haydn-Haus vorgenom- zu lassen. Somit endet ein 15jähriges Projekt der burgenländischen Kulturgeschichte, zeigt men und so erstrahlte Haydns Schlafzimmer um den Zauber der Musikergedenkstätte mit dem Saisonstart 2018 neue freigelegte im schlichten Streifendesign. Es handelt sich Wandmalereien, die auf beeindruckende Wei - hierbei um eine freihändig gezogene Malerei »Haydn-Haus« erstrahlen zu lassen se in die Haydn-Zeit zurückversetzen. Mit in Form eines Streifenrapports in der Art einer Das Haydn-Haus Eisenstadt ist das ehe- dem Abschluß der Restaurierungsarbeiten im gemalten Tapete, wie sie auch für andere Räu - malige Wohnhaus des großen Komponisten Haydn-Haus ist es gelungen, ein wesentli- me des Obergeschoßes nachzuweisen ist. und damit ein historischer und authentischer ches Herzstück der Haydn-Pflege noch au- Um für das Liszt-Jubiläumsjahr 2011 den Schauplatz. Joseph Haydn erwarb das barok- thentischer präsentieren und den Gästen einen geeigneten Rahmen für die Ausstellung ke Haus 1766 als fürstlicher Kapellmeister gut bürgerlichen Eindruck eines großen Kom- „Lisztomania 2011“ zu schaffen, nutzte man am Esterházyschen Hof und bewohnte es mit ponisten vermitteln zu können“, freut sich die Winterpause davor um einen weiteren seiner Frau Maria Anna Theresia zwölf Jahre Kulturlandesrat Hans Peter Doskozil. Raum in seiner Wandfassung der Haydn-Zeit lang. Der genius loci wird durch die Darstel- wiederherzustellen. In Kooperation mit dem lung der original historischen Wandmale- Restaurierungen von 2003-2018 Bundesdenkmalamt hat die Restauratorin Ru - reien Joseph Haydns, die originalen Möbel Bereits 2003/04 wurde die ehemalige dolfine Seeber unter 27 Farbschichten erneut aus der „Haydnzeit“ und durch ausgewählte Küche Joseph Haydns von Mitarbeitern der eine tapetenartige Wandbemalung freigelegt. Ausstellungsobjekte für die BesucherInnen Kultur-Service Burgenland GmbH – nach Es handelt sich hierbei um eine Dekorations- in einer gut bürgerlichen Darstellungsform vorheriger Besichtigung einiger gut bürger- malerei aus dem letzten Drittel des 18. Jahr- versprüht. licher Referenzküchen in Sopron – gebaut hunderts mit typischen formalen Elementen So liegt der Schwerpunkt des Hauses in und nach Haydns Geschmack nachgestellt. des Barockklassizismus. der unmittelbaren Erlebbarkeit des origina- Dazu wurden historische Holzpfosten in den len Wohnambientes Haydns, als auch der Küchenbau verarbeitet, Naturbodensteine »Haydns Klavierzimmer« dichten Atmosphäre eines barocken Bürger- verlegt und der Ofenabzug nachgebaut, um Mit dem Saisonstart 2018 im Haydn-Haus hauses, das dennoch darüber hinaus auch als dem Haydn’schen Leben nachzuempfinden. folgt nun der Abschluß eines besonderen

https://www.burgenland.at ÖSTERREICH JOURNAL NR. 174 / 02. 05. 2018 69 »Burgenland Journal«

Groß projektes. Im Zuge der letzten Restau- rierung über die Wintermonate 2017/18 wur - de die Original-Wandmalerei im Klavierzim- mer, in der die Dauerausstellung „Haydn bür - gerlich“ zu sehen ist, freigelegt. Diese Malerei war am besten erhalten von allen bisher restaurierten Zimmern. Gut die Hälfte des Raumes war freizulegen, die andere Hälfte wurde durch den Brand im Jahre 1776 teilweise zerstört. 26 Farbschich- ten mußte die Restauratorin mit ihrem Team in feinster Arbeitsmanier freilegen, bis die originalen Ausmalungen aus der Haydnzeit zum Vorschein kamen. Unter diesen dicken Paketen von jüngeren Wandfassungen konn- te die nun wiederhergestellte Ausmalung in schichtweiser Abtragung den Jahren zuge- ordnet werden, in denen Haydn tatsächlich Foto: Heiling / Lorenz das Haus bewohnte. Das schlichte Streifen- Das Haydn-Haus in Eisenstadt design kennt man aus Haydns Schlafzimmer und Wohnzimmer, die bereits in den Jahren 2009 und 2011 freigelegt und restauriert wur - den. „Aus Sicht der Geschäftsführung freut es mich besonders, ein so langes Projekt mit der Restaurierung der Wandmalereien in Joseph Haydns Klavierzimmer zu Ende führen zu dürfen. Mit diesem Abschluß kann Haydns Wohnhaus als authentischer Schauplatz aus dem bürgerlichen Leben und Schaffen Joseph Haydns wahrgenommen und erlebt werden“, so der Geschäftsführer der Kultur-Betriebe Burgenland, Wolfgang Kuzmits. Nach Abschluß der Arbeiten wird dieser in seiner authentischen Wirkung nun deut- lich aufgewertete Raum wieder der Dauer- ausstellung über Joseph Haydn gewidmet

sein. n Foto: KBB / Wild http://www.kultur-burgenland.at Bereits zum dritten Mal arbeiteten die RestauratorInnen an den originalen Wandmalereien Foto: Heiling / Lorenz Ein Blick in die Dauerausstellung im ehemaligen Wohnhaus des großen Komponisten in Eisenstadt

https://www.burgenland.at ÖSTERREICH JOURNAL NR. 174 / 02. 05. 2018 70 »Burgenland Journal« Schatz und Schutz

Vom Keuschheitsgürtel bis zum Sargschlüssel – Jahresausstellung auf Burg Forchtenstein vom 12. April bis 4. November 2018 © Wikipedia / Cc-by-sa-3.0 Foto: Karl Gruber © Wikipedia Blick von der Rosalienkapelle in Neustift an der Rosalia zur Burg Forchtenstein und Richtung Neusiedler See

er einen Schatz besitzt, möchte diesen oder boshafte Geister versuchten ein letztes viel anders als im Märchen aus. Egal, wel- Wauch beschützen. Das eine bedingt Mal das Gute zu verhindern. chen Schatz jemand angehäuft hatte oder wel- hier das andere. Große Mühe muß aufge- Der Alltag der einfachen Leute, aber auch cher Reichtum jemanden zugefallen war – wandt werden um einen Schatz sein Eigen der reichen Bürger und des Adels, sah nicht neidische Mitmenschen, neugierige Dienst- zu nennen. Viele stellen sich unter einem Schatz etwas Kostbares vor. Zum Beispiel ein Objekt aus Gold, mit Diamanten bestückt, oder ein beachtliches Barvermögen. Und doch kann ein Schatz auch etwas Immaterielles sein, wie zum Beispiel die Ehre. Scheint die- se heute kaum noch schützenswert, wurden ihretwegen vor Jahrhunderten noch Duelle und Kriege entfacht. Im Märchen war ein Schatz fast immer in einer fest verschlossenen Truhe oder Kiste verborgen. Es oblag einem Helden, diese Truhe zu finden, was mit dem Bestehen vie- ler Abenteuer verbunden war. Waren alle Aufgaben erfüllt, konnte die Truhe geborgen werden, um schließlich den letzten Akt zu vollführen: das komplizierte Öffnen dieser Truhe. Auch hier konnte noch allerlei schief-

gehen: Das „Zauberwort“ war vergessen Esterházy / Lisa Schulcz Foto: worden, die Gier übermannte den Helden Ein Blick in die Ausstellung mit außergewöhnlichen Exponaten der Schell Collection.

https://www.burgenland.at ÖSTERREICH JOURNAL NR. 174 / 02. 05. 2018 71 »Burgenland Journal« boten, böse Verwandtschaft, sie alle versuch- ten ein Stück vom Schatz zu erhaschen. Und hier kamen die Schlosser auf den Plan. Schon früh versuchten sie, die Schlösser der Auftraggeber durch verschiedene zusätzli- che Verschlüsse noch sicherer zu machen. Neben dem eisernen Material, das kaum auf- zubrechen war, kam der Zeitverlust für das Suchen des Schlüsselloches hinzu.

Schatz & Schutz Schutz bot neben einem ordentlichen Schloss auch eine feste Behausung – im be - sten Fall eine Burg oder ein gut gesichertes Hochschloss – wie wir es hier in Forchten- stein sehen. Stehend auf einem Felsen mit schroffen Wänden und von einem Burggra- ben umgeben, zusätzlich gesichert durch eine Zugbrücke und verbarrikadiert durch mäch- Auch drei Schatzkammer-Schlüssel der Burg werden erstmals in einer Ausstellung gezeigt. tige hölzerne Tore, die mit Eisenbeschlägen gesichert sind, bot Burg Forchtenstein Schutz und Zuflucht. Das hatten auch die Fürsten Esterházy erkannt, die auf der Burg, gesichert durch einen geheimen Zugang, ihre Schatzkammer eingerichtet hatten. Besser konnte ein Schatz nicht geschützt werden! Die Ausstellung der Esterhazy Privatstif- tung gemeinsam mit der Sammlung Schell geht der Verbindung von Schatz und Schutz auf den Grund. Zu sehen sind mehr als 180 bedeutende Exponate aus allen Epochen und diversen Materialien wie Minnekästchen, Schatztru- hen, Vorhangschlösser, Sargschlüssel, vor allem auch Kunstkammerobjekte, aber auch der sagenumwobene Keuschheitsgürtel.

Die Burg Forchtenstein Der sagenumwobene Keuschheitsgürtel ist bis heute unter den Historikern umstritten. Die Ursprünge der mächtigen Anlage rei- chen bis in die Jahre um 1300 zurück, als die Mattersdorfer Grafen nach der Schleifung ihrer Burg im heutigen Mattersburg eine neue Wehranlage hoch über dem Wulkatal errich- teten. Im Bergfried, der die Anlage überragt und zum ältesten Mauerbestand der Burg zählt, ziert noch heute das Wappen der Mat- tersdorfer Grafen den Schlußstein des goti- schen Gewölbes. Im 20. und beginnenden 21. Jahrhundert kam es zu keinen entscheidenden Um- oder Ausbauten, jedoch sehr wohl zur Instandset- zung und Instandhaltung der historischen Kel- lergewölbe zur zeitgemäßen Nutzung als Ver - anstaltungsräume, zur Schaffung eines Aus- sichtssteges und zur behutsamen Restaurie- rung der Mauersubstanz und des Dachberei- ches. n Esterhazy Betriebe GmbH Alle Fotos: https://esterhazy.at/de/burgforchtenstein/ Sargschlüssel wie dieser wurden als letzte Erinnerung an die Verstorbenen aufbewahrt.

https://www.burgenland.at ÖSTERREICH JOURNAL NR. 174 / 02. 05. 2018 72 Wirtschaft Konjunktur zum Jahresauftakt weiterhin stark

Das österreichische Bruttoinlandsprodukt wuchs im I. Quartal 2018 um 0,8 Prozent gegenüber der Vorperiode.

emäß der aktuellen Schnellschätzung Mit der aktuellen Rechnung wurde auch welche Ausrüstungs- und Bauinvestitionen Gdes WIFO vom 27. April wuchs die ös- das IV. Quartal 2017 leicht nach oben revi- umfassen, stieg ähnlich wie im Vorquartal terreichische Wirtschaft im I. Quartal 2018 diert. Das Gesamtjahreswachstum beträgt nun um 0,8 %. gegenüber dem Vorquartal um 0,8 % (nach im Jahr 2017 nach aktueller Schätzung real Der Außenhandel stützte ebenfalls das 0,9 % im IV. Quartal 2017). Die Wachstums- 3,0 % (+0,1 % PP gegenüber der WIFO- BIP-Wachstum, die Ausweitung der Exporte impulse kamen auch zum Jahresauftakt so- Quartalsrechnung von Ende Fe bruar). lag mit 0,8 % über jener der Importe (+0,5 %), wohl von der inländischen Nachfrage (Kon- Die saison- und arbeitstagsbereinigte wobei sich das Wachstumstempo bei bei den sum, Investitionen) als auch vom Außenhan- BIP-Veränderungsrate (Kennziffer laut Euro - Komponenten im I. Quartal verlangsamte. del. Die Industriekonjunktur verlief weiter- stat-Vorgabe) stieg im I. Quartal um 0,7 % Der gute Verlauf in der Industriekonjunk- hin stark, auch die Dienstleistungsbereiche (IV. Quartal 2017: 0,9 % revidiert). tur setzte sich fort, wenngleich auch hier die expandierten abermals. Das Wachstum steht weiterhin auf breiter hohe Dynamik aus dem Vorjahr leicht an Das österreichische Bruttoinlandsprodukt Basis, sowohl die Binnennachfrage als auch Fahrt verlor. Die Wertschöpfung in der Sach- (BIP) wuchs im I. Quartal 2018 um 0,8 % der Außenbeitrag lieferten einen positiven gütererzeugung stieg um 2,0 % (IV. Quartal gegenüber der Vorperiode (nach 0,9 % im Wachstumsbeitrag. Im Konsum setzte sich 2017 +2,7 %). Auch in der Bauwirtschaft ver - IV. Quartal). Damit setzte sich die kräftige die robuste Konjunktur fort. Die privaten lief die Entwicklung gut, die Wertschöpfung Konjunktur aus dem Jahr 2017 fort. Im Vor- Kon sumausgaben (einschließlich privater stieg im I. Quartal um 0,4 %. Ebenso unter- jahresvergleich stieg das unbereinigte BIP Or ganisationen ohne Erwerbszweck) sowie stützten die Marktdienstleistungen das Wirt- im I. Quartal um 3,1 %, kalendermäßig wur- die öffentlichen Konsumausgaben wurden schaftswachstum. Im Handel wurde die Wert - de das Ergebnis sowohl von einem positiven um jeweils 0,3 % ausgeweitet. Auch die In- schöpfung um 0,3 % ausgeweitet, im Bereich Ostereffekt, als auch der Zahl der Arbeits - vestitionsdynamik verlief weiterhin gut: die Beherbergung und Gastronomie um 0,5 %. n tage (-0,5 Arbeitstage) beeinflußt. Nachfrage nach Bruttoanla geinvestitionen, http://www.wifo.ac.at

WIFO-Schnellschätzung zur vierteljährlichen Volkswirtschaftlichen Gesamtrechnung 2016 2017 2018 IV. Quartal I. Quartal II. Quartal III. Quartal IV. Quartal I. Quartal Veränderung gegen das Vorquartal in %, real Bruttoinlandsprodukt 1) + 0,7 + 0,9 + 0,8 + 0,9 + 0,9 + 0,8 Bruttoinlandsprodukt, gemäß Eurostat Vorgabe 2) + 0,6 + 1,2 + 0,7 + 0,8 + 0,9 + 0,7 Verwendung des Bruttoinlandsprodukts 1) Konsumausgaben Private Haushalte 3) + 0,4 + 0,3 + 0,4 + 0,4 + 0,4 + 0,3 Staat + 0,4 + 0,2 + 0,2 + 0,2 + 0,2 + 0,3 Bruttoinvestitionen + 1,2 + 1,3 + 2,5 + 1,7 + 1,1 + 1,7 Bruttoanlageinvestitionen + 1,0 + 1,5 + 1,5 + 1,1 + 0,9 + 0,8 Exporte + 1,4 + 2,1 + 1,5 + 1,1 + 1,7 + 0,8 Importe + 1,2 + 2,0 + 1,7 + 0,7 + 0,9 + 0,5 Bruttoinlandsprodukt nach Wirtschaftsbereichen 1) Herstellung von Waren + 1,3 + 1,9 + 1,9 + 2,6 + 2,7 + 2,0 Bauwesen + 0,4 + 0,7 + 1,1 + 0,9 + 1,0 + 0,4 Marktdienstleistungen 4) + 0,6 + 0,8 + 0,7 + 0,7 + 0,6 + 0,5 Handel + 0,9 + 1,0 + 0,9 + 0,8 + 0,4 + 0,3 Beherbergung und Gastronomie + 0,4 + 0,5 + 0,5 + 0,5 + 0,5 + 0,5 Veränderung gegen das Vorjahr in %, real Bruttoinlandsprodukt + 1,1 + 3,1 + 2,6 + 3,0 + 3,1 + 3,1 Quelle: WIFO-Berechnungen 1) Trend-Konkunktur-Komponente. 2) Saison- und arbeitstagsbereinigt 3) Einschließlich privater Organisationen ohne Erwerbszweck 4) Handel, Verkehr, Beherbergung und Gastronomie, Information und Kommunikation, Finanz- und Versicherungsleistungen, Grundstücks- und Wohnungswesen, Erbringung von freibe- ruflichen, wissenschaftlichen, technischen und sonstigen wirtschaftlichen Dienstleistungen (ÖNACE G bis N).

»Österreich Journal« – http://www.oesterreichjournal.at ÖSTERREICH JOURNAL NR. 174 / 02. 05. 2018 73 Wirtschaft Hochkonjunktur beflügelt Nach- frage nach Unternehmenskrediten ereits seit über einem Jahr steigt in im Euroraum steigen seit Anfang 2017 kon- die Richtlinien im langfristigen Vergleich be - BÖsterreich die Nachfrage nach Unterneh- tinuierlich und erreichten im Februar 2018 reits seit mehreren Jahren eher straff. menskrediten aufgrund der guten Konjunk- einen historischen Höchststand von 170 Mrd Der Zugang der Banken zu Refinanzie- tur. Der Ausblick ist ebenfalls positiv. Dieser Euro. Die Umfrageergebnisse signalisieren rungsquellen verbessert sich bereits seit meh - Trend ist bei den langfristigen Krediten am einen weiteren Anstieg der Kreditbestände reren Quartalen. Insbesondere die Refinan- stärksten ausgeprägt. Das zeigen die Ergeb- über die nächsten Monate. zierung über mittel- bis langfristige Anleihen nisse der vierteljährlichen Umfrage über das Die Konditionen für die Neukreditaufnah - ist seit Anfang 2017 leichter geworden. Kreditgeschäft im Euroraum. Die Unterneh- me verbessern sich für die Unternehmen seit Die an der Umfrage teilnehmenden Ban- men können Kredite zudem auch zu attrakti- Mitte 2016 kontinuierlich, da – hauptsächlich ken wurden diesmal auch zum erweiterten ven Konditionen aufnehmen. Aus Wettbe- aus Wettbewerbsgründen – die Margen für Programm des Eurosystems zum Ankauf von werbsgründen senken die Banken ihre Mar- durchschnittlich risikoreiche Kredite tenden- Vermögenswerten sowie zu den Auswirkun- gen tendentiell bereits seit Mitte 2016. tiell sinken. Die Kreditrichtlinien (interne gen des negativen Einlagenzinssatzes des Die an der Umfrage teilnehmenden Ban- Kriterien der Banken für die Kreditvergabe) Eurosystems befragt. Dem Ankaufprogramm ken begründen die verstärkte Nachfrage nach sind hingegen im langfristigen Vergleich schreiben die Banken zuletzt vor allem eine Unternehmenskrediten vor allem mit dem schon seit Jahren überdurchschnittlich straff. Verbesserung ihrer Liquidität sowie eine Ver - gestiegenen Finanzierungsbedarf infolge der Die österreichischen Banken sind also – besserung ihrer Finanzierungsbedingungen anhaltend starken Investitionstätigkeit der gemäß den Angaben der an der Umfrage teil- zu, aber auch eine Belastung ihrer Ertragsla- heimischen Unternehmen. Die Bruttoanlag- nehmenden Banken – bei der Kreditvergabe ge (infolge gesunkener Nettozinsmargen). einvestitionen legten 2016 und 2017 real um vergleichsweise vorsichtig. Der negative Einlagenzinssatz bringt gemäß 3,7 % bzw. 4,8 % zu, die Ausrüstungsinve- Das Kreditgeschäft mit privaten Haushal- den Ergebnissen der Umfrage einen anhal- stitionen sogar um 8,6 % bzw. 7,9 %. Die ak - ten entwickelt sich verhaltener als das Unter- tenden Abwärtsdruck auf die Kreditzinsen tuellen Wirtschaftsprognosen von WIFO (sie- nehmenskundengeschäft. Die Kreditnachfra- und die Margen mit sich und belastet die he vorhergehende Seite) und IHS erwarten für ge der Haushalte blieb im letzten halben Jahr Zinserträge der Banken. 2018 eine ähnlich starke Wachstumsdyna- weitgehend unverändert, nachdem sie in den Es bleibt anzumerken, daß die allgemeine mik wie im vergangenen Jahr. ersten drei Quartalen 2017 noch zugenom- Wirksamkeit der geldpolitischen Maßnahmen Die Einschätzung der Kreditnachfrage men hatte. Angebotsseitig kam es im letzten des Eurosystems (Ankaufprogramm, Einla- durch die an der Umfrage teilnehmenden Jahr – ebenfalls wettbewerbsbedingt – zu mo - genzinssatz), die auf den Euroraum insge- Banken deckt sich mit der Entwicklung der deraten Senkungen der Margen für durch- samt abzielen, nicht anhand der hier präsen- Be stände an Unternehmenskrediten bei ös - schnittlich riskante Wohnbaukredite. Ähn- tierten nationalen Effekte besprochen wer- terreichischen Banken gemäß Monetärstati- lich wie bei den Unternehmenskrediten sind den kann. n stik. Die Unternehmenskredite an Ansässige auch bei den Krediten an private Haushalte https://www.oenb.at

Anmerkung: Zeitreihenbrüche im Dezember 2014 und Oktober 2016 aufgrund von Methodik-Änderungen - mit deutlich sichtbaren Auswirkungen bei den Unternehmenskrediten. Quelle: OeNB / EZB

»Österreich Journal« – http://www.oesterreichjournal.at ÖSTERREICH JOURNAL NR. 174 / 02. 05. 2018 74 Wirtschaft ABB investiert 100 Mio. Euro

ABB tätigt größte organische Investition in die Industrieautomation am Stammsitz von B&R in Oberösterreich – 100 Millionen Euro-Investition stärkt ABBs führende Position in der Maschinen- und Fabrikautomation Visualisierung: B&R Industrial Automation Industrial Visualisierung: B&R ABB investiert 100 Millionen Euro in einen globalen Innovations- und Bildungscampus im oberösterreichischen Eggelsberg.

in Jahr nach der Ankündigung der Über- rund 1,4 Milliarden US-Dollar in Forschung Nach Fertigstellung wird der Standort Eggel- Enahme von B&R (Bernecker + Rainer und Entwicklung und beschäftigt rund sberg zu den größten ABB-Forschungs- und Industrie-Elektronik GmbH) wird der Schwei - 30.000 Mitarbeiter im F&E-Bereich und in Entwicklungszentren gehören. zer Technologiekonzern ABB 100 Millionen der Anwendungstechnik. Bei B&R sind be - Damit wird der weltweit zweitgrößte An- Euro in Österreich investieren. Damit wird reits heute mehr als 1.000 Mitarbeiter in die- bieter von Industrieautomationslösungen sei - am Stammsitz der B&R im oberösterreichi- sen Bereichen tätig. ne führende Position in der Maschinen- und schen Eggelsberg ein hochmoderner Innova- Fabrikautomation weiter ausbauen. Die Ent- tions- und Bildungscampus errichtet. Das Eine Reihe zukunftsweisender wicklung disruptiver Technologien wird da - Engagement ist die bisher größte organische Einrichtungen zu beitragen, dieses hochattraktive, jährlich Investition in die Industrieautomation in der Der neue Forschungs- und Entwicklungs- rund 20 Milliarden US-Dollar schwere Markt- mehr als 130jährigen Geschichte von ABB standort wird 35.000 m² umfassen und eine segment noch besser zu bedienen. und schafft die Grundlage für rund 1.000 Reihe zukunftsweisender Einrichtungen be- neue High-Tech Arbeitsplätze in Österreich. herbergen. Neben hochmodernen F&E- B&R Im neuen Innovations- und Bildungscam- Labors zur Entwicklung und Erprobung neu- Bis zur Übernahme durch ABB im Juli pus werden künftig Technologien für die Fa - ester Automationstechnologien, von indu- 2017 war B&R der größte unabhängige An- brik der Zukunft entwickelt, in der auf ABB striellen Steuerungssystemen bis hin zu ma - bieter von Produkt- und Software-basierten AbilityTM basierende, smarte und Cloud- schinellem Lernen und künstlicher Intelli- Lösungen für die Maschinen- und Fabrikau- vernetzte Maschinen und Roboter weitge- genz, wird eine „Automation Academy“ zur tomation. Inzwischen ist das Unternehmen hend autonom produzieren. Mit der Investi- Schulung und Einarbeitung von KundeIn- in die ABB-Division „Industrial Automation“ tion setzt ABB ihre Next-Level-Strategie kon - nen, PartnerInnen und MitarbeiterInnen in integriert und wird als globaler Geschäftsbe- sequent fort, die Innovation als den wesent- diesen Technologien dienen. Der Spatenstich reich „Machine & Factory Automation“ ge - lichen Motor für profitables Wachstum defi- ist bereits in diesem Sommer geplant, die führt. Mit den vereinten Portfolios ist ABB niert. Das Unternehmen investiert jährlich Inbetriebnahme im Laufe des Jahres 2020. heute der einzige Anbieter weltweit, der das

»Österreich Journal« – http://www.oesterreichjournal.at ÖSTERREICH JOURNAL NR. 174 / 02. 05. 2018 75 Wirtschaft

Bundesland. Diese Investition ist damit ein weiterer Beleg dafür, daß die Digitalisierung zwar manche Berufsbilder überflüssig macht, aber vor allem auch neue hochwertige Ar- beitsplätze schafft“, betonte Wirtschafts- und Forschungsreferent Landeshauptmann- Stv. Michael Strugl. „Die Herausforderung für Oberösterreich wird nun sein, die Anstren- gungen im Aus- und Weiterbildungsbereich noch weiter zu verstärken, um für genügend Fachkräfte zu sorgen, die diesen zusätzli- chen Bedarf decken können. Wobei es schon jetzt zahlreiche Kooperationen von B & R mit Forschungs- und Bildungseinrichtungen in Oberösterreich wie der Johannes Kepler Universität oder der FH OÖ gibt.“ Davon werden auch die Bildungseinrichtungen des

Foto: Land OÖ / Denise Stinglmayr Foto: Landes profitieren. v.l.: LH-Stv. Michael Strugl, Peter Terwiesch, Leiter der ABB Division Industrieautomation, LH Thomas Stelzer, Ulrich Spiesshofer, ABB-Vorstandsvorsitzender, Bundeskanzler Sebastian Wachstums- und Innovationsge- Kurz und Hans Wimmer, Geschäftsführer B&R schwindigkeit steigern gesamte Spektrum an Technologie- und Soft - Startschuß für eine Standortoffensive „Teil unserer Innovations- und For- warelösungen für alle Bereiche der Indu- „Mit einem klaren Bekenntnis zum Stand - schungsstrategie ist der weitere Ausbau strieautomation – vom Messen und Steuern ort hat sich ABB in Österreich als Marktfüh- unserer guten Beziehungen zu Universitäten, über Antriebe und Robotik bis zur Digitali- rer im Bereich Automation etabliert“, sagte Fachhochschulen, und höheren technischen sierung und Elektrifizierung – aus einer Hand Bundeskanzler Sebastian Kurz. „Das Unter- Bildungsanstalten. So können wir unsere anbietet. nehmen tätigt ein Investment, das gerade für Wachstums- und Innovationsgeschwindig- „B&R ist unter dem Dach von ABB her- Österreichs Standortpolitik und internationa- keit noch weiter steigern und unsere Techno- vorragend gestartet und übertrifft unsere Er- le Ausrichtung von besonderer Bedeutung ist. logieführerschaft zügig ausbauen“, betonte wartungen. Wir sind auf gutem Weg unser Damit wird der Startschuß für eine Standort - Hans Wimmer, B&R Geschäftsführer. Umsatzziel von 1 Milliarde US-Dollar schon offensive im Schlüsselsegment der digitalen bald zu erreichen“, sagte ABB CEO Ulrich Industrie gesetzt. Es ist ein wesentlicher Im - Ein großer Tag Spiesshofer am 6. April bei einer mit Bun - puls für die Schaffung hochqualifizierter „Das ist ein großer Tag für B&R“, sagt deskanzler Sebastian Kurz in Linz abgehal- neuer Arbeitsplätze und die Positionierung Josef Rainer, Mitbegründer der Bernecker + tenen Pressekonferenz. „Mit unserer 100- Österreichs als High-Tech Standort.“ Rainer Industrie-Elektronik GmbH. „Die rei - Millionen-Euro-Investition stärken wir diese bungslose Integration zeigt, daß sich das von Dynamik und die Eckpfeiler der B&R Er- Neuer Schub für oö. Wirtschafts- Erwin Bernecker und mir vor 39 Jahren ge- folgsgeschichte: Innovationen und Mitarbei- und Arbeitsplatzstandort gründete Unternehmen in guten Händen be- ter. Neben den neuen Forschungs- und Ent- „Die 100 Millionen-Investition von ABB fin det. Ich freue mich, daß ABB mit dieser hi - wicklungskapazitäten erweitern wir die B&R- und die geplanten 1.000 neuen Arbeitsplätze storischen Investition unsere Erfolgsge schich - Automation Academy, die Kunden, Partnern geben dem Wirtschafts- und Arbeitsplatz- te fortsetzen und weiter festigen wird“. und Mitarbeitern aus der ganzen Welt ein standort Oberösterreich einen neuen Schub“, einzigartiges Bildungs- und Trainingspro- so Oberösterreichs Landeshauptmann Tho- Der Standort Eggelsberg gramm anbietet.“ mas Stelzer. „Ich bin für das Vertrauen des Der Standort Eggelsberg gilt bereits heu - ABB-Konzerns in den Standort Oberöster- te als ABBs globales Zentrum für Maschinen- Bundes- und Landesregierung unter- reich sehr dankbar. Für mich ist es eine Be - und Fabrikautomation und wird künftig eine stützen Entwicklung modernster Pro- stätigung, daß wir mit unserem Reform- und noch größere Rolle bei der Entwicklung und dukte »Made in Austria« Zukunftskurs in Oberösterreich auf dem rich- Produktion zukunftsweisender Fertigungs- Zur Rolle der österreichischen und ober- tigen Weg sind. Und es ist auch ein klarer technologien spielen. „Mit dieser Investition österreichischen Regierung betont CEO Auftrag diesen neuen Weg weiterzugehen. wird B&R ein noch wichtigerer Teil von Spiesshofer: „Bundes- und Landesregierung Daran werden wir konsequent arbeiten, da - ABB“, sagt Peter Terwiesch, Leiter der Divi- unterstützen die Entwicklung modernster mit Oberösterreich zu einem Land der Mög- sion Industrieautomation. „Basierend auf Produkte ,Made in Austria‘. Es freut mich, lichkeiten wird.“ dem umfangreichen Erfahrungsschatz beider daß die politisch Verantwortlichen die Digi- Unternehmen, sowie dem sich ergänzenden talisierung der Industrie als Chance sehen 1000 neue Arbeitsplätze Technologieportfolio und Marktzugang, ar - und uns als wichtigen Partner unterstützen, „Der neue Innovations- und Bildungs- beiten unsere Teams mittlerweile überall auf der langfristig in den Standort und hochqua- campus von ABB in Eggelsberg schafft 1000 der Welt daran, gemeinsam neuen Kunden- lifizierte Arbeitsplätze in Österreich inve- neue Arbeitsplätze für hochqualifizierte Mit- nutzen zu schaffen.“ n stiert.“ arbeiterinnen und Mitarbeiter in unserem https://www.br-automation.com

»Österreich Journal« – http://www.oesterreichjournal.at ÖSTERREICH JOURNAL NR. 174 / 02. 05. 2018 76 Wirtschaft In Kapfenberg entsteht weltweit modernstes Edelstahlwerk

Voestalpine investiert bis zu 350 Millionen Euro – Internationale Benchmark bei Digitalisierung und Umweltschutz – Spatenstich in der Obersteiermark Foto: voestalpine AG Foto: voestalpine

ur rund ein halbes Jahr nach Bekannt- landesrätin Barbara Eibinger-Miedl an der Na tionalbank-Präsident Claus Raidl, Voest - Ngabe der Standortentscheidung mar- feierlichen Zeremonie teil, auch zahlreiche al pi ne-Vorstandsvorsitzender Wolfgang Eder, kierte der Spatenstich am 24. April den offi- weitere Ehrengäste, darunter Wirtschaftsmi- Kap fenbergs Altbürgermeister Landtagsprä- ziellen Beginn der dreijährigen Bauphase für nisterin Margarete Schramböck, der ehema- sident a. D. Manfred Wegscheider und Be- das neue Edelstahlwerk der voestalpine in lige Böhler-Uddeholm-Chef und nunmehrige zirkshauptfrau Gabriele Budiman. Kapfenberg. Ab 2021 wird das volldigitali- sierte Werk jährlich rund 205.000 Tonnen an anspruchsvollsten Hochleistungsstählen vor allem für die internationale Flugzeug- und Automobilindustrie sowie den Öl- und Gas- sektor produzieren und über 3.000 hochqua- lifizierte Arbeitsplätze in der Region langfri- stig absichern. Die Vorbereitungen für das Großprojekt mit einem Investitionsvolumen von bis zu 350 Millionen Euro sind bereits in vollem Gange: Derzeit wird an der Erstellung des Baufeldes sowie der Infrastruktur für Ener- gieversorgung und Logistik gearbeitet.

Der Spatenstich Seitens der Steirischen Landesregierung nahmen Landeshauptmann Hermann Schüt- steiermark.at / Streibl Foto: v.l.: Voestalpine-Vorstandsvorsitzender Wolfgang Eder, Landeshauptmann-Stv. Michael Schick - zenhöfer und Landeshauptmann-Stellvertre- hofer, Wirtschaftsministerin Margarete Schramböck, Landeshauptmann Hermann Schützen - ter Michael Schickhofer sowie Wirtschafts- höfer und Voeastalpine-Vorstand Franz Rotter beim Spatenstich in Kapfenberg.

»Österreich Journal« – http://www.oesterreichjournal.at ÖSTERREICH JOURNAL NR. 174 / 02. 05. 2018 77 Wirtschaft

Alleine die Eckdaten machen klar, was den Tag des Spatenstiches für die obersteiri- sche Industriemetropole so besonders macht und welch große Bedeutung dieses Datum für den Wirtschaftsstandort Steiermark ins- gesamt hat: „Heute ist ein echter Freudentag für die gesamte Steiermark“, ist sich die Landesspitze einig.

LH Hermann Schützenhöfer Landeshauptmann Hermann Schützenhö- fer erklärte beim Festakt: „Dieser Tag hat für Kapfenberg, für die Region und für die ge - samte Steiermark – ja ganz Österreich – ohne Frage eine historische Dimension. Ich erin- nere mich noch gut an die 1980er-Jahre, als mit der Krise der verstaatlichten Industrie eine ganze steirische Region zur Krisenre- gion wurde. Heute ist die Steiermark ein Land der Hochtechnologie, ein Land der Forschung und der Wissenschaft, die Obersteiermark ist AG voestalpine Visualisierung: Diese beiden Visualisierungen zeigen das künftige Edelstahlwerk in Kapfenberg und dessen die Heimat von pulsierenden und innovati- Innenraum – und die beeindruckenden Dimensionen dieses Projekts. ven Industriebetrieben, deren Produkte in die ganze Welt verkauft werden. Das neue Edelstahlwerk sichert und schafft Arbeit und damit Zukunftsperspektiven für die Men- schen in der Region. Diese Investition ist auch eine Bestätigung für die gute Arbeit der Landesregierung, denn wir haben partei- übergreifend gemeinsam alles daran gesetzt, die richtigen Rahmenbedingungen zu schaf- fen, um diese Investition in die Steiermark zu holen. Wir haben im Land, im Bund und in der Europäischen Union alle Hebel in Bewegung gesetzt, damit die offenen Punk- te, etwa im Bereich des Umweltschutzes, ge - löst werden konnten“, so Schützenhöfer.

LH-Stv. Michael Schickhofer Landeshauptmann-Stellvertreter Michael Schickhofer betonte: „Die Steiermark be- kommt ein neues Flaggschiff. Ein Flagg- schiff der Hochtechnologie und ein Flagg- schiff der steirischen Industrie. Seit mehr als AG voestalpine Visualisierung: 40 Jahren ist das der erste Spatenstich dieser Signal für die europäische Industrie mals seit Jahrzehnten wieder in ein völlig Art in Europa. Es macht uns froh und es Das neue High-Tech-Edelstahlwerk, das neues Stahlwerk investiert wird. Mit dieser macht uns stolz, daß dieses Stahlwerk in der nach seiner Inbetriebnahme die bestehende Investition verschafft sich die voestalpine Obersteiermark stehen wird“, so Schickho- Anlage der voestalpine Böhler Edelstahl einen weltweiten Technologie- und Kosten- fer in seiner Ansprache, der klarstellte: „Die GmbH & Co KG in Kapfenberg ersetzen vorsprung bei der Herstellung von Hochlei- Obersteiermark ist unsere industrielle Perle, wird, ist auf die Erzeugung von höchstquali- stungsstählen, der es uns ermöglicht, diese die damit zu neuem Glanz erstrahlt. Mein tativem Vormaterial für Flugzeugkomponen- Art der Produktion auch auf lange Sicht glo- großer Dank gilt Vorstandsvorsitzendem ten, Werkzeuge für die Automobilindustrie, bal konkurrenzfähig an einem traditionellen Wolfgang Eder und vor allem auch Vor- Equipment für die Öl- und Gasförderung europäischen Standort erhalten zu können“, standsmitglied Franz Rotter von der Voestal- oder für den 3D-Druck von hochkomplexen so Wolfgang Eder, Vorstandsvorsitzender der pine sowie der Stadtgemeinde Kapfenberg Metallteilen ausgelegt. „Der heutige Spaten- voestalpine AG. „Die Basis dafür ist das und allen Partnerinnen und Partnern der ge- stich für das neue Werk ist nicht nur ein Mei- umfassende Know-how unserer Mitarbeite - samten Region, die unterstützt haben, daß lenstein für unseren Konzern und den Stand- rinnen und Mitarbeiter in der Steiermark, das dieses Großprojekt realisiert werden kann. ort Kapfenberg, sondern auch ein positives letztlich auch den Ausschlag für die Stand- Ein steirisches Glück Auf.“ Signal für die europäische Industrie, da erst- ortentscheidung gegeben hat.“

»Österreich Journal« – http://www.oesterreichjournal.at ÖSTERREICH JOURNAL NR. 174 / 02. 05. 2018 78 Wirtschaft

Internationale Benchmark bei Digitalisierung und Umweltschutz Die hochmoderne Anlage wird hinsicht- lich digitalisierter Produktionsabläufe inter- nationale Standards setzen. Rund 8.000 Pro- zeßdaten sollen laufend parallel erfaßt und umgesetzt bzw. ausgewertet werden. „Der hohe Digitalisierungsgrad des neu - en Edelstahlwerkes ist die Voraussetzung da - für, unsere Kunden künftig mit noch höheren Werkstoffqualitäten versorgen zu können und so unsere globale Marktführerschaft bei Werkzeug- und Spezialstählen weiter auszu- bauen. Die entsprechende Entwicklungsar- beit sowie die Qualifizierung unserer Mitar- beiter in den Bereichen Robotik, Sensorik

oder Datenanalyse erfolgt über unser eigenes AG Grafik: voestalpine Kompetenzzentrum für Digitalisierung un - 1) Hocheffizienter Elektrolichtbogen als Herzstück der Anlage: Rohmaterial wird zu Stahl ge - mittelbar am Standort des Werkes“, erklärte schmolzen 2) Behandlungsöfen: Zugabe hochwertige Legierungen, Produktion besonders Franz Rotter, Vorstandsmitglied der voestal- fester, temperatur- oder korrosionsbeständiger Stahlgüten; Automatisierte Soll-Analyse 3) Gießen und Erstarren: Material wird robotergesteuert in Formen (=Kokillen) gegossen, Vor- pine AG und Leiter der High Performance bereitung zur Weiterverarbeitung 4) Entnahme und Abtransport: Entnahme der Stahlblöcke Metals Division. aus den Kokillen, Weiterverarbeitung durch eine voestalpine-Gesellschaft

Neue Maßstäbe Großprojekt mit signifikanten wie Titan. Wichtigste Kundensegmente sind Auch in Sachen Umweltschutz setzt das Wertschöpfungseffekten die Bereiche Automobil, Öl- und Gasexplo- Investment neue Maßstäbe: Das Kernstück Das an die 350 Millionen Euro schwere ration, Maschinenbau sowie die Konsumgü- der Anlage – ein Elektrolichtbogenofen, der Investitionsprojekt löst auch maßgebliche terindustrie und die Luftfahrt. Im Geschäfts- hochreinen Schrott in Kombination mit ver- volkswirtschaftliche Effekte aus: Wie eine jahr 2016/17 erzielte die Division einen Um- schiedensten Legierungsmetallen zu Edel- Studie des Industriewissenschaftlichen Insti- satz von rund 2,7 Mrd. Euro, davon etwa 50 stählen erschmilzt – wird zu 100 Prozent mit tutes vom September 2017 darlegt, wird al- Prozent außerhalb Europas, ein operatives Er- Strom aus erneuerbaren Energiequellen be - leine in der Bauphase (2018-2021) eine ös- gebnis (EBITDA) von 395 Mio. Euro und be- trieben. Zudem sorgt ein effizientes Rückge- terreichweite Bruttowertschöpfung von rund schäftigte weltweit rund 13.700 Mitarbeiter. winnungssystem dafür, daß die erzeugte Wär - 240 Millionen Euro generiert, 145 Millionen me werksintern weiterverwendet sowie in Euro davon entfallen auf die Steiermark. Der Der voestalpine-Konzern das öffentliche Fernwärmenetz eingespeist durch das Vorhaben ausgelöste Produktions- Die voestalpine ist ein in seinen Ge- wird. Was die Kühlung der Produktionsanla- wert beläuft sich auf alles in allem rund 575 schäftsbereichen weltweit führender Techno- gen betrifft, kann dank geschlossener Kreis- Millionen Euro (davon Steiermark: 375 Mil- logie- und Industriegüterkonzern mit kom- läufe eine Reduktion der benötigten Kühl- lionen Euro). Indirekt sichert das Projekt in binierter Werkstoff- und Verarbeitungskom- wassermengen um bis zu 90 Prozent erzielt der Errichtungsphase 3.500 nationale Arbeits - petenz. Die global tätige Unternehmensgrup - werden. plätze ab, davon mehr als die Hälfte allein in pe verfügt über rund 500 Konzerngesell- der Steiermark. schaften und -standorte in mehr als 50 Län- Bauliche Vorbereitungen dern auf allen fünf Kontinenten. Sie notiert schreiten voran High Performance Metals Division seit 1995 an der Wiener Börse. Bereits seit Herbst 2017 laufen die Vor- Die High Performance Metals Division Mit ihren qualitativ höchstwertigen Pro- feldarbeiten für den Bau der neuen Produk- des voestalpine-Konzerns ist auf die Produk- dukt- und Systemlösungen aus Stahl und an - tionsstätte, die auf einer an das bestehende tion und Verarbeitung von Hochleistungs- deren Metallen zählt sie zu den führenden Werksgelände angrenzenden Grundstücks- werkstoffen und kundenspezifische Services, Partnern der europäischen Automobil- und fläche in der Größe von sechs Fußballfeldern wie Wärmebehandlung, hochtechnologi sche Hausgeräteindustrie sowie weltweit der (rund 50.000 m²) entsteht. Dazu zählen etwa Oberflächenbehandlung und additive Ferti- Luftfahrt- und Öl- & Gasindustrie. Die voe- die Einebnung des Baufeldes, die Herstel- gungsverfahren fokussiert. Sie bietet ihren stalpine ist darüber hinaus Weltmarktführer lung der Energieversorgung in Form von zwei Kunden durch ihr einzigartiges Vertriebs- in der Weichentechnologie und im Spezial- Umspannwerken oder die Errichtung von Zu - und Servicenetzwerk an rund 160 Standorten schienenbereich sowie bei Werkzeugstahl und fahrtsstraßen und Montageplätzen. Bis zum weltweit Materialverfügbarkeit und -bear- Spezialprofilen. Im Geschäftsjahr 2016/17 Sommer dieses Jahres sollen die ersten Ver- beitung sowie lokale Ansprechpartner. Die erzielte der Konzern bei einem Umsatz von gaben für den Hallen- und Anlagenbau erfol- Division ist globaler Marktführer bei Werk- 11,3 Milliarden Euro ein operatives Ergebnis gen. Ab 2019 ist die Installation der Aggre- zeugstahl und einer der führenden Anbieter (EBITDA) von 1,54 Milliarden Euro und gate geplant. Während der dreijährigen Bau- von Schnellarbeitsstählen, Ventilstählen und beschäftigte weltweit rund 50.000 Mitarbei- tätigkeit werden vor Ort bis zu 1.000 tempo- anderen Produkten aus Spezialstählen, Pul- ter. n räre Arbeitsplätze geschaffen. verwerkstoffen, Nickelbasis-Legierungen so - http://www.voestalpine.com

»Österreich Journal« – http://www.oesterreichjournal.at ÖSTERREICH JOURNAL NR. 174 / 02. 05. 2018 79 Wirtschaft Größtes Umwelt- und Lebensmittellabor

Teschl-Hofmeister: Labor in Wiener Neudorf ist Bereicherung für heimische Wirtschaftslandschaft

m Standort Wiener Neudorf entsteht Ös- Aterreichs größtes privates Umwelt- und Lebensmittellabor. Die drei Firmen Eurofins water&waste, Eurofins NUA und Eurofins Lebensmittelanalytik haben beschlossen, ihre drei Laborstandorte zu einem hochmo- dernen Dienstleistungszentrum zusammen - zuführen. Die offizielle Grundsteinlegung er folgte am 26. April mit Niederös terreichs Landesrätin Christiane Teschl-Hofmeister, Eurofin-Geschäftsführer Michael Hupp- mann, ecoplus-Geschäftsführer Helmut Mier - nicki und Wiener Neudorfs Bürgermeister Herbert Janschka. „Es freut mich sehr, daß das größte priva- te Lebensmittellabor mit 170 Mitarbeiterin-

nen und Mitarbeitern Wiener Neudorf für NLK / Pfeiffer Foto: seine Ansiedlung auserwählt hat. Die Firmen v.l.: ecoplus-Geschäftsführer Helmut Miernicki, Eurofins-Geschäftsführer Michael Huppmann, machen derzeit einen Gesamtumsatz von Landesrätin Christiane Teschl-Hofmeister und Bürgermeister Herbert Janschka knapp 20 Millionen Euro“, so Teschl-Hof- der Grundsteinlegung in Vertretung von der Region eine besondere Wichtigkeit und meister. „Niederösterreich hat sich als at - Landeshauptfrau Johanna Mikl-Leitner. sind auch ein wichtiger Arbeitgeber für die traktiver Wirtschaftsstandort für moderne Geschäftsführer Michael Huppmann er- Bewohnerinnen und Bewohner des Bezirks Un ternehmen national und international her- klärte: „Aufgrund des großen Erfolgs haben Mödling“, meinte Bürgermeister Herbert vorragend positioniert. Unsere Anstrengun- wir uns entschlossen, ein eigenes Firmenge- Janschka. gen dienen vor allem dazu, den Betrieben die bäude in Niederösterreich zu errichten. Den „Als Geschäftsführer von ecoplus sehe ich bestmöglichen Rahmenbedingungen für eine richtigen Standort dafür haben wir in Wiener der Ansiedlung dieses einzigartigen Labors erfolgreiche Entwicklung bieten zu können. Neudorf gefunden. Das neue Laborgebäude mit großen Erwartungen entgegen. Ich bin Wie die Standortentscheidung von Eurofins wird insgesamt etwa 3.700 Quadratmeter davor überzeugt, daß künftig von Wiener Neu- beweist, sind wir auf einem sehr guten Weg. umfassen und ist nach den Richtlinien mod- dorf aus Impulse für die gesamte Branche Unser Standort lebt vor allem von geschik- ernster hochtechnologischer Planung konzi- gesetzt werden. Als Wirtschaftsagentur des kten Unternehmerinnen und Unternehmern, piert worden. Die Synergien, die durch die Landes Niederösterreich ist es unsere Haupt- tüchtigen und verläßlichen Mitarbeiterinnen räumliche Zusammenlegung der Fachberei- aufgabe, die Betriebe bei ihrer erfolgreichen und Mitarbeitern und innovativen sowie qua - che Umweltanalytik und Lebensmittelanaly- Zukunftsentwicklung zu begleiten“, erläu- litativ hochwertigen Produkten. Das neue tik entstehen, können somit voll genutzt wer- terte ecoplus Geschäftsführer Helmut Mier- Labor wird daher eine große Bereicherung den.“ nicki. n für die heimische Wirtschaftslandschaft“, „Betriebe, wie dieses Umwelt- und Le- http://www.ecoplus.at meinte Landesrätin Teschl-Hofmeister bei bensmittellabor, geben Wiener Neudorf und https://www.eurofins.at/ © 2018 Google Earth / Alndsat Kopernicus / CNES Airbus Alndsat Kopernicus / CNES © 2018 Google Earth /

»Österreich Journal« – http://www.oesterreichjournal.at ÖSTERREICH JOURNAL NR. 174 / 02. 05. 2018 80 Gedenkjahr 2018 1948 – Internationale Menschen- rechte für die Republik

Die Idee universeller Menschenrechte entstand in der Zeit der Aufklärung und fand ihren ersten Niederschlag in den amerikanischen und französischen Verfassungen am Ende des 18. Jahrhunderts.

nter dem Eindruck der nationalsoziali- Ustischen Verbrechen setzte sich nach dem Zweiten Weltkrieg die Einsicht durch, daß es zusätzlich zu dem verfassungsrecht- lichen Schutz der Grund- und Menschen- rechte auch einer Absicherung auf interna- tionaler Ebene bedarf.

Die Allgemeine Erklärung der Menschenrechte Mit der Annahme der Charta der Verein- ten Nationen im Juni 1945 wurde der ent- scheidende Anstoß gegeben. Artikel 1 ent- hält das Ziel der „Achtung vor den Men- schenrechten“, Artikel 68 den Auftrag zur Einsetzung einer Menschenrechtskommis- sion. Diese Kommission unter dem Vorsitz von Eleanor Roosevelt erarbeitete in den Jah ren 1947 und 1948 einen Entwurf für eine Men- schenrechtserklärung, die der UN-Ge ne - ralversammlung im September 1948 vorge- legt wurde. Nach intensiven Beratungen über zahlreiche Änderungsvorschläge wurde der 30 Artikel umfassende Entwurf am 10. Dezember 1948 ohne Gegenstimme ange- nommen. Die Allgemeine Erklärung der Men schenrechte (AEMR) nahm nicht nur zahlreiche Inhalte staatlicher Grundrechte auf. Sie führte die Ansätze weiter und beein- flußt bis heute die weitere Rechtsentwick - lung des internationalen, des europäischen und des einzelstaatlichen Schutzes der Grund- und Menschrechte. Als besonders bedeutsam ist die in Artikel 21 AEMR zum Ausdruck gebrachte Verbindung der Menschrechtsidee mit der Staatsform der Demokratie hervor- zuheben. © Wikipedia / Cc-by-sa-3.0 Zeitgenössische Darstellung der Erklärung der Menschen- und Bürgerrechte, Jean-Jacques- François Le Barbier, 1789 Die Europäische Menschenrechtskonvention arbeitete aufbauend auf die Ergebnisse der 1958: Internationale Menschenrechte Die Entwicklung des heutigen europäi- Beratungen im Rahmen der Vereinten Natio- für die Republik schen Grundrechtsschutzes begann unter nen einen Entwurf, den das Ministerkomitee Nach der Ratifikation durch zehn Staaten diesem Einfluß mit der Gründung des Euro- in revidierter Form im August 1950 annahm. trat die EMRK am 3. September 1953 für parates im Jahr 1949 und der Beratung eines Am 4. November 1950 wurde die Europäi- diese Staaten in Kraft. Österreich gehörte Textes für eine Menschenrechtskonvention sche Menschenrechtskonvention in Rom un - nicht zu den Gründungsmitgliedern, sondern in einem eigenen Ausschuß der Beratenden terzeichnet – unter ausdrücklichem Hinweis konnte die EMRK erst nach dem Abschluß (Parlamentarischen) Versammlung. Diese er - auf die AEMR. des Staatsvertrags von Wien auf den Tag

»Österreich Journal« – http://www.oesterreichjournal.at ÖSTERREICH JOURNAL NR. 174 / 02. 05. 2018 81 Gedenkjahr 2018 genau fünf Jahre später, am 3. September 1958 ratifizieren. Heute gehören der EMRK 47 Mitgliedsstaaten an, eine Mitgliedschaft der Europäischen Union ist zwar angestrebt (Artikel 6 EUV), scheiterte aber bisher an rechtlichen Einwänden. Im Jahr 1964 wurde die EMRK – angestoßen durch die Recht- sprechung des Verfassungsgerichtshofes – rückwirkend mit dem Tag der Ratifikation in Verfassungsrang gehoben. Mit dieser promi- nenten Verankerung der EMRK hat Öster- reich in Europa bis heute eine Alleinstellung. Gleichzeitig bildet die EMRK im österrei- chischen Verfassungsrecht als Ersatz für ei - nen eigenen Grundrechtskatalog die zentrale Grundlage für verfassungsgesetzlich ge- währleistete Rechte, die seit 2012 als Folge der Rechtsprechung des Verfassungsgerichts - hofes um die Rechte der Grundrechte-Charta Das Maison de l'Europe in Strasbourg, Frankreich – erster offizieller Sitz des Europarates der Europäischen Union ergänzt wurden.

Über den Beirat für das Gedenk- und Erinnerungsjahr 2018 Der Beirat für das Gedenk- und Erinne- rungsjahr 2018 wurde mit Verordnung des Bundeskanzlers BGBl. II Nr. 256/2016 ein- gerichtet. Dessen Mitglieder (Stand November 2017) sind Bundespräsident a.D. Heinz Fischer (Vorsitzender des Beirates), Univ.- Prof. Christoph Grabenwarter (Wirtschafts- universität Wien, VfGH), SCin Botsch.in Teresa Indjein (BMEIA), Alexander Klin- genbrunner (BKA), Hannah Lessing (Natio- nalfonds), Martina Maschke (BMB), Univ.- Prof. Oliver Rathkolb (Universität Wien), SCin Iris Rauskala (BMWFW), Mag.a Ulri- ke Ruprecht (BVwG), em. Univ.-Prof. Ro- man Sandgruber (Österreichische Akademie Im Palais de Chaillot wurde die Allgemeine Erklärung der Menschenrechte angenommen. der Wissenschaften), Monika Som mer- Sieghart (Haus der Geschichte Österreich) und MR Priv.-Doz. Helmut Wohnout (BKA). n Bundeskanzleramt – Österreich 100 https://www.oesterreich100.at Haus der Geschichte Österreich https://www.hdgoe.at Österreichische Nationalbibilothek http://www.onb.ac.at Wir danken den verantwortlichen Stellen dieser Institutionen für die Zurverfügung - stellung von Informationen und Bildern. © Österreichische Nationalbibliothek© Österreichische Nationalbibliothek © Foto: Parlement européen / Fourniture CVCE Generalversammlung der UNO am 10. Dezember 1948 im Palais de Chaillot in Paris.

»Österreich Journal« – http://www.oesterreichjournal.at ÖSTERREICH JOURNAL NR. 174 / 02. 05. 2018 82 Chronik Klagenfurt erzählt Geschichte

Landeshauptstadt feierte mit großem Festakt 500jähriges Schenkungsjubiläum – Landeshauptmann Peter Kaiser eröffnete die Ausstellung »Klagenfurt 500 – Ver- brannt, Verschenkt und Wachgeküsst« in der Klagenfurter Stadtgalerie Foto: StadtPresse / Fritz v.l.: Landeshauptmann-Stellvertreterin Beate Prettner, Landeshauptmann Peter Kaiser, Bundesministerin Elisabeth Köstinger, Bürgermeisterin Maria-Luise Mathiaschitz, Landtagspräsident Reinhard Rohr und Landesrat Martin Gruber beim großen Festakt im Wappensaal öhepunkt des Klagenfurter Jubiläums- se Stadt aufgebaut, neu geschaffen, weiter die Innenstadt zukunftsfit zu machen trotz Hjahres im Wappensaal: Mit einem Fest- entwickelt“, sagte die Bürgermeisterin in boomenden Onlinehandels, die Belebung von akt wurde am 24. April die Schenkung der ihrer Rede. „Wie nie zuvor und danach war Lendkanal und Lendhafen, das Hereinholen Stadt an die Landstände gewürdigt. Ehrengä - Klagenfurt in dieser Zeit von Optimismus des Sees in die Stadt, den Bau des neuen Hal - ste aus ganz Österreich und vielen Partner- geprägt“, zitierte die Stadtchefin die Histori- lenbades um auch Sport und Tourismus zu städten nahmen teil. kerin Claudia Fräss-Ehrfeld und wünschte stärken. Klagenfurts Bürgermeisterin Maria-Luise sich, daß mit solchem Mut, diesem Opti- „Wir sind selbstbewußt in der Gegenwart Mathiaschitz konnte für die österreichische mismus und solcher Beharrlichkeit Klagen- angekommen und wollen jetzt zuversichtlich Bundesregierung Ministerin Elisabeth Kö - furt in Zukunft weiter entwickelt wird. Das in die Zukunft gehen. Wir werden alles dafür stinger, gebürtige Kärntnerin, den höchsten gehe nur, wenn man offen ist für neue Ideen tun, die Stadt weiter aufzubauen und gemein - Repräsentanten des Landes, Landeshaupt- und da sei der Diskurs, der Dialog über die sam wird uns dies gelingen“, erklärte die mann Peter Kaiser, und das gesamte Kärnt- Grenzen hinweg besonders wichtig. Deshalb Bürgermeisterin. ner Regierungskollegium, sowie zahlreiche freue sie sich auch besonders, daß elf von Zum großen Schenkungsjubiläum der VertreterInnen des politischen, wirtschaftli– fünfzehn Klagenfurt Partnerstädten Delega- Stadt reisten aus ganz Europa die Gratulan- chen, kulturellen und gesellschaftlichen Le- tionen zur Jubiläumsfeier gesandt haben. ten an. Am Abend des 23. April gab es einen bens Kärntens begrüßen. „Das ist eine Auszeichnung für uns und Empfang im Schloß Maria Loretto. Die Bür- „Vor 500 Jahren waren andere Städte in ein schönes Zeichen gelebter Freundschaft“, germeisterin und die beiden Vizebürgermei- Kärnten wesentlich bedeutender als das klei- so Maria-Luise Mathiaschitz. Sie sprach auch ster Jürgen Pfeiler und Christian Scheider ne und durch Feuer zerstörte Klagenfurt. die Herausforderungen der Zukunft an wie konnten Bürgermeister und Delegationen Aber mit Beharrlichkeit und Mut wurde die - zum Beispiel den Ausbau der Digitalisierung, aus elf der 15 Klagenfurter Partnerstädte

»Österreich Journal« – http://www.oesterreichjournal.at ÖSTERREICH JOURNAL NR. 174 / 02. 05. 2018 83 Chronik

über die Grenzen stärken. Die Liebe zur Hei- mat muß Hand in Hand gehen mit Toleranz und Verständnis. Das geht umso leichter, wenn man den anderen kennt“, mahnte Gerich und schloß mit den Worten: „Wir müssen weiter am Ausbau der Kontakte arbeiten, das soll auch ein Signal an unsere Bürger sein, die Partnerstädte zu besuchen.“ Landeshauptmann Peter Kaiser sprach als überzeugter und stolzer Europäer, Österrei- cher, Kärntner, Klagenfurter und Waid- mannsdorfer (ein Stadtteil von Klagenfurt). Er ging auf die Vergangenheit mit der Schen- kung ein und meinte humorvoll „heute hat ein Kaiser nichts mehr zu verschenken“. Aber man werde Klagenfurt und seine Ent- wicklung nach besten Möglichkeiten weiter unterstützen. „Unsere Landeshauptstadt war schon oft Vorreiter sowie mit dem ersten Hochhaus Österreichs, dem ersten Fernheiz- werk Österreichs, der ersten Fußgängerzone, Foto: StadtPresse / Fritz Bürgermeisterin Maria-Luise Mathiaschitz mit dem Komponisten Günther Antesberger heute gibt es Innovation in Forschung und Entwicklung“, führte Kaiser aus. begrüßen, die am großen Festakt im Wap- gen von Kla genfurt in die Welt seien ausge- Als Vertreterin der Bundesregierung über- pensaal teilnahmen. Sie kamen aus Wiesba- zeichnet und es gelte Dank zu sagen, daß brachte Ministerin Elisabeth Köstinger die den, Gorizia, Nova Gorica, Gladsaxe, Des- Klagenfurt sein Jubiläum mit allen Partner- Grüße von Bundeskanzler Sebastian Kurz. sau-Roßlau, Dachau, Czernowitz, Sibiu, Tar- städten feiert. Ein Zeichen für die Weltoffen- Kla genfurt sei früher in Zeiten des Eisernen ragona, Zalaegerszeg und Rzeszow. heit für die Klagenfurt bekannt ist. 88 Jahre Vorhangs an einer Grenze gelegen, habe Stellvertretend für die Partnerstädte sprach sei die Städtefreundschaft nun alt und auch keine leichten Zeiten überwunden und der Wiesbadener Oberbürgermeister Sven Städtepartnerschaf ten sind kein Auslaufmo- liegt jetzt in einer zusammengewachsenen Gerich, der sich bei seinem ersten Besuch in dell, sondern im heutigen Europa wichtiger Region und dieses Zusammenwachsen brin- Klagenfurt beeindruckt von der Schönheit denn je, so der Oberbürgermeister. ge viele positive Aspekte in Wirtschaft und der Stadt und vor allem von der Herzlichkeit „In einer Zeit, wo wir gesellschaftliche Kultur. Die Alpen-Adria-Region ist eine Re - und Gastfreundschaft zeigte. Die Beziehun- Spaltungen erleben, müssen wir das Denken gion mit großen Chancen, so die Ministerin. Foto: StadtPresse / Fritz Die Partnerstädte-Delegationen wurden von Bürgermeisterin Maria-Luise Mathiaschitz und den beiden Vizebürgermeistern Jürgen Pfeiler und Christian Scheider im Schloß Loretto empfangen.

»Österreich Journal« – http://www.oesterreichjournal.at ÖSTERREICH JOURNAL NR. 174 / 02. 05. 2018 84 Chronik

Die Festredner bei der Feier im Wappen- saal waren die Historikerin und Geschichts- vereins- direktorin Claudia Fräss-Ehrfeld, Literat und Büchner-Preisträger Dr.h.c. Jo- seph Winkler und Konrad Paul Liessmann, Universitätsprofessor, Philosoph und Kultur- publizist. Claudia Fräss-Ehrfeld nahm die vielen Ehrengäste mit auf einen spannenden Spa- ziergang durch 500 Jahre Klagenfurter Ge - schichte, Joseph Winkler plädierte mit schar- fen Worten für eine Stadtbibliothek. Konrad Paul Liessmann führte in die Zukunft und skizzierte die schwierigen Auf- gaben von Stadtpolitik und Stadtplanung für die urbanen Zentren der Zukunft. Städte müßten neue Entwicklungen nicht nur zulas- sen sondern sie aktiv und dynamisch unter- stützen um attraktiv für die Jugend zu sein. „Eine Stadt muß mehr sein als ein Raum zum Wohnen und für Konsumation. Die Foto: StadtPresse / Fritz Mit dem Auftritt der Kinder im Landhaushof um dem Steigen der Luftballone fand der Festakt Bürger müssen sich eingeladen fühlen, Teil seinen Abschluß. einer Stadt zu sein, einer Stadt der Partizipa- tion“, so Liessmann. Eröffnung der Ausstellung in che Verbindung zu Klagenfurt darlegen und Landtagspräsident Reinhard Rohr, Haus- der Klagenfurter Stadtgalerie mein Innerstes ein klein wenig nach außen herr im Wappensaal, blickte auch anhand des Vor 500 Jahren – am 24. April 1518 – kehren“, sagte der Landeshauptmann in sei- Beispiels Landhaus, das ja damals von den schenkte Kaiser Maximilian I. Klagenfurt ner Eröffnungsrede. Kaiser betonte, daß seit Landständen errichtet worden ist, in die den Kärntner Landständen. Dieses Jubiläum dem Beginn der 500-Jahr-Feiern eine inten- Geschichte und in die Zukunft. Für letztere begeht die Landeshauptstadt heuer mit vie- sivere Beziehung zu dem Ort entstanden sei, gelte es jetzt die Herausforderungen gemein- len unterschiedlichen Veranstaltungen. So wo man lebe, wo man arbeite und von dem sam zu meistern und den zentralraum Kärn- wurde am 27. April die Ausstellung „Kla- man ein ganzes Leben lang begleitet werde. ten für die Zukunft zu rüsten. genfurt 500 – Verbrannt, Verschenkt und „Es stellt eine Verortung von Heimat dar, da- Berührend war der Auftritt von Kindern Wachgeküsst“ in der Klagenfurter Stadtgale- her ist es so wichtig, daß man die historische aus Kindergarten und Hort St. Ruprecht und rie von Kulturreferent Landeshauptmann Pe- Betrachtung und die gegenwärtige Situation „Haus des Kindes“ mit speziellen Wünschen ter Kaiser eröffnet. mit dem verbindet, was einmal sein wird“, an ihre Stadt (u.a. „alle Menschen sollen sich „Ich werde mich nicht historisch, nicht meinte Kaiser und zählte unter anderem auf: hier wohl fühlen und gerne hier wohnen“). numismatisch und nicht philosophisch der „Wird Klagenfurt wieder einmal einen Bun- Musikalisch gestaltet wurde der Festakt Ausstellung nähern, sondern meine persönli- desliga-Fußballverein haben, wird das Kon- vom Ensemble Musica claudiforensis und dem Doppelsextett des Kammerchors Kla- genfurt am Wörthersee. Der Chor brachte auch die Welturauffüh- rung einer „Hymne an Klagenfurt“, kompo- niert von Günther Antesberger, wofür es be - geisterte Dankesworte von Bürgermeisterin Maria-Luise Mathiaschitz gab. Der Festakt fand im Landhaushof mit viel Jugend und Optimismus seinen Abschluß. Die Kinder der Volksschule 11 St. Ruprecht, die Volksschule 24/Ljudska šola 24 und die Volksschule St. Ursula brillierten unter ande- rem mit einem fröhlichen Lindwurm-Boo- gie. Anschließend stiegen Luftballone mit Lie beserklärungen der Kinder an ihre Stadt in den Himmel. Von der Bürgermeisterin gab es ein ganz herzliches Dankeschön an die Kinder aber Foto: Stadt Klagenfurt / Helge Bauer Foto: auch an alle, die geholfen haben, den würdi- Bei der Eröffnung (v.l.): Igor Pucker, Beatrix Obernosterer, Landeshauptmann Peter Kaiser, gen Festakt vorzubereiten und zu gestalten. Bürgermeisterin Maria-Luise Mathiaschitz, Johannes Grabmayer und Martin Stermitz

»Österreich Journal« – http://www.oesterreichjournal.at ÖSTERREICH JOURNAL NR. 174 / 02. 05. 2018 85 Chronik

Klagenfurts Bürgermeisterin Maria-Luise Matthiaschitz bei ihrer Festrede im Landesmuseum. wie das Wörtherseemandl oder die Lind- Im Bild unten: der »Gabbrief« Kaiser Maximilian I. vom 24. April 1518 wurm-Sage“, berichtete Grabmayer von der Alpen Adria-Universität Klagenfurt. Beschrie - ben werde die Entwicklung Klagenfurts zur Landeshauptstadt. „In der Ausstellung sind erstmals die Münzen der Sammlung Dreer zu sehen“, berichtete Stermitz vom Landesmuseum für Kärnten. Der gebürtige Klagenfurter Franz Ritter von Dreer habe sie im 19. Jahrhundert seiner Heimatstadt geschenkt. „Man sagt ‚über Geld spricht man nicht‘, aber ich kann ihnen nur empfehlen, schauen Sie sich das an und sprechen Sie darüber“, so Stermitz. Für die musikalische Umrahmung sorgte Musica Claudiforensis, ein Ensemble für Alte Musik. Unter den vielen Gästen waren auch die beiden Literaten Anna Baar und Egyd Fotos: Stadt Klagenfurt / Helge Bauer Fotos: Gstättner. servatorium einmal zur Universität oder wel- furt. Grundstein der Ausstellung und auch che Naherholungsgebiete wird es geben?“ von Klagenfurt sei der Gabbrief. „Er ist auch Die Ausstellung All diese Dinge seien nicht festgeschrieben. das Prunkstück der Ausstellung – ohne ihn Die Ausstellung widmet sich in einer Jeder könne seinen Teil dazu beitragen, daß wäre Klagenfurt nicht das, was es heute ist.“ durchgängigen Präsentationsebene den er- es sich in die richtige Richtung entwickle. Die Landstände hätten die Stadt geschaffen, sten 150 Jahren und der Baukunst dieser „Vielen Dank für die gut aufbereitete Aus- was in der deutschen Rechtsgeschichte ein- noch heute die Stadt prägenden architektoni- einandersetzung mit meiner, Ihrer und unse- zigartig sei. Mathiaschitz verwies auch auf schen Manifestationen. Diese vermitteln sehr rer Stadt“, so der Landeshauptmann. die Texte der Literaten Anna Baar und Egyd eindrucksvoll eine Zeit beginnender wirt- Maria-Luise Mathiaschitz, Bürgermeiste- Gstättner, die durch die Ausstellung führten. schaftlicher Prosperität nach dem Großbrand rin und Kulturreferentin der Stadt Klagenfurt „Wir haben uns für Miniaturen entschie- von 1514 und der Übergabe der Stadt durch am Wörthersee, betonte, wie wichtig es auch den“, sagte der Direktor des Landesmu- Kaiser Maximilian I. im Jahr 1518. Der Ge - für die Zukunft sei, sich mit den Wurzeln zu seums. Die Ausstellung gebe Ausblicke so- staltungswille der Kärntner Landstände zeigt beschäftigen. Sie bezeichnete die Ausstellung wie Einblicke und es existiere nicht nur eine sich in der Errichtung des repräsentativen als besonderen Augenschmaus und bedankte Geschichte, sondern viele zum Teil wider- Landhauses und des Klagenfurter Doms als sich bei allen, die daran beteiligt gewesen sprechende bzw. überschneidende. Unter- vormals protestantische Kirche. Die archi- seien im Besonderen beim Kuratorenteam – stützt sei man durch Institutionen und priva- tektonischen und künstlerischen Äußerungen Igor Pucker, Direktor des Landesmuseums te Leihgeber. „Vielen Dank an alle, die mit- werden bildlich vermittelt und korrespondie- für Kärnten, Johannes Grabmayer, Ao. Univ.- gearbeitet haben“, so Pucker. ren mit Kunstwerken und eigens für die Aus- Prof. am Institut für Geschichte der Alpen „In fünf Modulen – ausgehend von der stellung verfaßten literarischen Texten der Adria-Universität Klagenfurt, und Martin Schenkung – wird die Geschichte der Stadt Gegenwart. n Stermitz vom Landesmuseum für Kärnten dargestellt, so beispielsweise Politik, Infra- http://www.klagenfurt500.at so wie der Kulturabteilung der Stadt Klagen- struktur, Religion, Menschen und Mythen http://www.stadtgalerie.net

»Österreich Journal« – http://www.oesterreichjournal.at ÖSTERREICH JOURNAL NR. 174 / 02. 05. 2018 86 Chronik »Durchstich« geschafft!

Am Großglockner herrscht seit 28. April wieder feie Fahrt. Foto: grossglockner.at / Franz Neumayr Foto: grossglockner.at Schneeräumung auf der Großglockner Hochalpenstraße in Salzburg/Kärnten – Durchstich vor der Verkehrsfreigabe mposante Schneewände nach einem stren- Neben den guten Wetterbedingungen der ter weit seitlich aus. Aufgrund ihrer Lei- Igen Winter in der Glocknergruppe der Ho- letzten Räumtage waren es vor allem aber stungsfähigkeit und ihrer Ausmaße können hen Tauern – und trotz der enormen Nieder- auch die „witterungsgeeichten“ Pflugfahrer sie eine bis zu 60prozentige Steigung bewäl- schlagsmengen des vergangenen Winters ge- der GROHAG mit den vier eingesetzten Ro- tigen. lang dem routinierten Räumungsteam der tationspflügen „System Wallack“, die unter Die Durchzugsstraße der Großglockner Großglockner Hochalpenstraßen AG (GRO- größten Anstrengungen und durch ihren Ein- Hochalpenstraße (Nord-Süd-Verbindung bzw. HAG) der Durchstich nach knapp drei Wo - satz bei jedem Wetter die Großglocknerstras- Salzburg-Kärnten) ist somit nach letzten chen. se – mit knapp 50 km Länge das größte Instandsetzungsarbeiten seit 28. April wie- Schneeräumungen im Hochgebirge waren Denkmal Europas – von den überwältigen- der offiziell befahrbar. Die beiden Stichstras- und sind seit jeher eine Herausforderung – den Schnee mengen befreiten. sen zur Edelweiß-Spitze (2.571m) und zur insbesondere dann, wenn es wie in diesem Die Rotationspflüge „System – Wallack“, Kaiser-Franz-Josefs-Höhe (2.367m) wurden Winter außergewöhnlich hohe Niederschlags- die seit über 60 Jahren bis heute treu ihren aufgrund der noch gegebenen Lawinenge- mengen (mehr als doppelt so viel Schnee wie Dienst verrichten, sind eine wahre Konstruk- fahr erst etwas später geöffnet. im Vorjahr) gab. „Um die wohl schönste und tionsleistung des Planers und Erbauers der In den ersten Wochen sind sicherlich bekannteste Panoramastraße Europas für Großglockner Hochalpenstraße, Franz Wal- auch noch die beeindruckenden Schneewän- ihre Besucher wieder passierbar zu machen, lack. Sie tragen den Schnee Schicht für de zu bestaunen. n mußten in den letzten Wochen rund 700.000 Schicht ab und werfen diesen bis zu 40 Me- http://www.grossglockner.at Kubikmeter Schnee geräumt werden – das entspricht einem bis oben hin mit Schnee be- füllten Zug von Wien bis Salzburg; eine un- faßbare Dimension was unsere ‚GROHAG- ler‘ hier leisten“, so Vorstand Johannes Hörl. „Wir hatten Schneehöhen von bis zu neun Metern auf der Straße – eigentlich ganz so, wie es vor 30 Jahren normal war“, berichtet Peter Embacher, Leiter der Schneeräumung. Man rechnete anfangs mit einem höheren Zeitaufwand für die diesjährige Räumung, al lerdings sorgten die warmen Temperaturen und die damit einhergehende Setzung der Schneedecke für Zeitersparnis, somit konnte Foto: grossglockner.at / Franz Neumayr Foto: grossglockner.at der „Durchstich“ heuer sogar um einen Tag v.l.: Kärntens LR Martin Gruber, GROHAG-Vorstand Johannes Hörl, Salzburgs LRin Brigitta früher als geplant erfolgen. Pallauf und Peter Embacher (Leiter Schneeräumung der GROHAG)

»Österreich Journal« – http://www.oesterreichjournal.at ÖSTERREICH JOURNAL NR. 174 / 02. 05. 2018 87 Personalia »Femme 2018« für drei besondere Kärntnerinnen

Frauenreferentin LHStv.in Beate Prettner und Frauenbeauftragte Michaela Slamanig kürten Vorbild-Frauen mit der Femme 2018. Foto: Büro LHStv.in Prettner / Wajand Foto: Büro LHStv.in Zum sechsten Mal wurden Frauen in drei Kategorien für ihre Leistungen im Bereich der Frauen-Gesellschaftspolitik ausgezeichnet.

nd die FEMME geht an…“ hieß es am Besondere Leistungen wir uns alle eine Stück abschneiden“, meinte UAbend des 5. April wieder im Konzert- Für „Besondere Leistungen“ ausgezeich- die Frauenreferentin. haus Klagenfurt: Zum sechsten Mal wurden net wurde Elisabeth Sagerschnig: Die Initia- Frauen in drei Kategorien für ihre Leistun- torin des Vereins „FamiliJa – Familienforum »100 Jahre Frauenwahlrecht« gen im Bereich der Frauen-Gesellschaftspo- Mölltal“ setzt sich seit 20 Jahren aktiv für Als ein weiteres Highlight des Abends litik ausgezeichnet. Frauen ein und ist ehrenamtlich in der Hos- zeigte sich der Auftritt der Poetry-Slamme- „Die nominierten und ausgezeichneten pizbewegung Kärnten tätig. „Elisabeth Sa- rin und Rapperin Mieze Medusa. Sie nahm Frauen sind wichtige Vorbilder. Sie gehen gerschnig hat nicht nur viel Mitgefühl, sie ist sich dem Thema des Abends an, „100 Jahre mutig ihren Weg, stehen ihre Frau auch in eine ‚Macherin‘, vor allem eine Mutmache- Frauenwahlrecht“ und begeisterte die Besu- männerdominierten Bereichen, überzeugen rin“, beschrieb Michaela Slamanig die Aus- cherInnen mit ihren Poetry Slams. Wie Prett- mit Tatkraft, Kreativität und Leidenschaft“, gezeichnete. ner erklärte, würde uns gerade das Thema zollte LHStv.in Beate Prettner der versam- „100 Jahre Frauenwahlrecht“ vor Augen füh - melten „Frauenpower“ Anerkennung. Lebenswerk ren, daß die Gleichstellung von Frauen und Die Auszeichnung für das „Lebenswerk“ Männern keine Selbstverständlichkeit sei: Kärntnerin des Jahres ging an Karin Achatz. Die österreichische „Jahrzehnte-, ja jahrhundertelang haben cou- Zur „Kärntnerin des Jahres“ wurde Romy Politikerin blickt auf eine lange Karriere zu- ragierte Frauen für das Wahlrecht gestritten. Kirchauer gekürt: Die 21jährige Klagenfur- rück, die von Kampfgeist für sozial Schwa- Es ist nicht vom Himmel gefallen. Es war terin hat als Eishockey-Trainerin bei der U8 che und für ihr Engagement für die Rechte das Resultat eines langen, zähen und muti- der Vienna Capitals in einer typischen Män- der Frauen geprägt war. Auch in ihrem unru- gen Kampfes“, so Prettner. „Gleichstellung nerdomäne Fuß gefaßt. Kirchauer wurde aus higen Ruhestand war und ist Achatz aktiv im müßteeigentlich für jeden Menschen eine zehn „Kärntnerinnen des Tages“, über die Einsatz für „mehr Gerechtigkeit“. „Als erste Selbstverständlichkeit sein: Doch sowohl die die „Kleine Zeitung“ im Vorjahr berichtet Landtagspräsidentin Kärntens im Jahre Geschichte als auch die Realität lehren uns, hatte, per Online-Voting zur diesjährigen 1989, als erste Landesrätin in der Kärntner daß dem nicht so ist. Auch heute noch müssen Preisträgerin gewählt. Antonia Gössinger, Regierung 1990 und als erste Frauenreferen- sich Frauen gemeinsam mit vernunftbegabten Chefredakteurin der „Kleinen Zeitung“ und tin Kärntens ist sie in vielerlei Hinsicht eine Männern für die Gleichstellung stark ma- Laudatorin, überreichte der zielstrebigen Pionierin"“, betonte Laudatorin Beate Prett- chen! Wir müssen lästig und hartnäckig blei- Studentin und Trainerin den „Kärntnerin des ner. „Von der Courage, der Tatkraft und der ben!“, appellierte die Frauenreferentin. n Jahres“-Preis. Dialogfähigkeit einer Karin Achatz können https://www.ktn.gv.at

»Österreich Journal« – http://www.oesterreichjournal.at ÖSTERREICH JOURNAL NR. 174 / 02. 05. 2018 88 Personalia Ehrenzeichen der Republik an LTP a. D. Hans Penz

Niederösterreichs Landeshauptfrau Johanna Mikl-Leitner überreichte die Auszeichnung – »Geradlinigkeit, Ehrlichkeit und Professionalität«

andeshauptfrau Johanna Mikl-Leitner Lüberreichte am 24. April das „Große Sil- berne Ehrenzeichen am Bande für Verdien- ste um die Republik Österreich“ an den ehe- maligen Präsidenten des Niederösterreichi- schen Landtags Hans Penz. Mit diesem, einem der höchsten, Ehrenzeichen wolle man dem Geehrten ein „herzliches Danke sagen“, be - tonte die Landeshauptfrau. Hans Penz könne heute „mit Stolz, Freu- de und Genugtuung“ auf seine Laufbahn zu- rückblicken, meinte Landeshauptfrau Johan- na Mikl-Leitner. In ihrer Laudatio blickte sie auf die politische Tätigkeit des Geehrten zurück. 20 Jahre lang hat Penz, der 1998 Dritter Landtagspräsident und 2008 Land- tagspräsident wurde, dem Präsidium des NÖ

Landtages angehört. NLK / Pfeiffer Foto: „In diesen 20 Jahren ist viel passiert“, Nach der Verleihungszeremonie im Landhaus (v.l.): die Gattin von Hans Penz, Luise Penz, nannte die Landeshauptfrau einige Zahlen: Landtagspräsident a. D. Hans Penz, Landeshauptfrau Johanna Mikl-Leitner und Landes- hauptmann a. D. Erwin Pröll. 240 Landtagssitzungen und über 1.000 Aus- schußsitzungen haben in dieser Zeit stattge- te Länder“, hob er auch die Bedeutung des Präsidenten des NÖ Landtages gewählt, ab funden, 5.800 Eingaben oder Geschäftsstük- Föderalismus hervor. dem 10. April 2008 bekleidete Penz das Amt ke wurden im Landtag diskutiert, bearbeitet Hans Penz wurde 1950 geboren und war des Landtagspräsidenten. Am 22. März 2018 und beschlossen. Penz habe auch viele Neu- von 1983 bis 2010 Direktor des NÖ Bauern- wurde Karl Wilfing zu seinem Nachfolger erungen gesetzt, erinnerte sie etwa an das bundes. Von 1987 bis 1998 war er Mitglied gewählt. n Online-Archivsystem, den Jugend-Landtag des Bundesrates. 1998 wurde er zum Dritten http://www.noel.gv.at oder die Initiative „Landtag im Land“. „Dein Wort wurde gehört und deine Mei- nung geschätzt“, sprach Mikl-Leitner auch Ein Nachruf auf Paul Singer die „Kompetenz und Expertise“ sowie die „Geradlinigkeit, Ehrlichkeit und Professio- n der Nacht vom 16. auf den 17. April Großen Silbernen Ehrenzeichens am Bande nalität“ des ehemaligen Landtagspräsidenten I2018 verstarb Paul Singer im Alter von 86 für Verdienste um die Republik Österreich. an. Penz habe sich „mit einer einzigartigen Jahren. „Wir verlieren mit ihm einen enga- Paul Singer wurde 1932 in Wien geboren Persönlichkeit ins Geschichtsbuch eingetra- gierten Vordenker und Förderer solidari- und mußte wegen seiner jüdischen Herkunft gen“, hielt sie fest: „Du hast das Land mitge- schen Wirtschaftens, der nicht nur in Brasi- mit seiner Familie vor den Nationalsoziali- staltet und mitentwickelt.“ lien, sondern auch international wichtige sten nach Brasilien flüchten. In Brasilien en- Von „einer besonderen Auszeichnung“ Beiträge zur Förderung einer menschenge- gagierte er sich seit seiner Jugend politisch sprach Hans Penz in seiner Dankesrede. Das rechten Entwicklung geleistet hat“, sagte und beteiligte sich schon in jungen Jahren an Vertrauen in die eigene Kraft, die Offenheit Marcus Strohmeier, Internationaler Sekretär Streiks und Kämpfen für bessere Arbeitsbe- gegenüber dem Neuen und der Mut zur Ent- im ÖGB. dingungen. Später, als sozial und politisch scheidung seien wichtige Grundsätze seiner Singer war Professor für Ökonomie an engagierter Wirtschaftswissenschafter, pro- politischen Arbeit, ebenso Werte wie Gerad- der renommierten Universidade de São Paulo pagierte er eine Wirtschaftspolitik, die wirt- linigkeit, Glaubwürdigkeit, Respekt und Lo - und engagierte sich zeitlebens politisch. Er schaftlichen Fortschritt durch soziale Um- yalität. In der Arbeit im Landtag sei es ihm war Gründungsmitglied der brasi lianischen verteilung und Armutsbekämpfung erreicht. stets wichtig gewesen, „über den Tellerrand Arbeiterpartei, 1989-1992 Planungs stadtrat in „Der ÖGB trauert um einen wichtigen hinauszublicken“, auch die politische Bil- São Paulo und zwischen 2003 und 2016 Bra- Mitstreiter für internationale Solidarität“, so dung sei ihm ein wichtiges Anliegen gewe- siliens erster Staatssekretär für Solidarische Marcus Strohmeier. n sen, betonte Penz. „Es braucht selbstbewuß- Ökonomie. Außerdem war er Träger des https://de.wikipedia.org/wiki/Paul_Singer_(Staatssekret%C3%A4r)

»Österreich Journal« – http://www.oesterreichjournal.at ÖSTERREICH JOURNAL NR. 174 / 02. 05. 2018 89 Personalia Wien: »Gold« für Toni Polster und Markus Spiegel

Zwei lebende Legenden des österreichischen Sport- und Musik- lebens wurden am 19. April im Wiener Rathaus ausgezeichnet.

oalgetter Toni Polster und Musikprodu- Gzent Markus Spiegel erhielten das Gol- dene Verdienstzeichen das Landes Wien. Zahlreiche Persönlichkeiten aus Politik und Kultur waren bei der Feierstunde dabei, dar- unter Sportminister H. C. Strache, Vizebgm. Maria Vassilakou, StR Michael Ludwig, BM a. D. Rudi Hundstorfer, Präsident des BSO, die Fußballgrößen Herbert Prohaska und Andi Herzog, Stadthallenchef Wolfgang Fischer, Metropolchef Peter Hofbauer sowie Rudi und Isabella Klausnitzer. „Sport ist wie Musik in der Lage, integra- tiv zu wirken“, betonte Wiens Kulturstadtrat Andreas Mailath-Pokorny im Rahmen der Ehrung. Toni Polster habe nicht nur in Öster- reich, sondern auch in Italien, Spanien und Deutschland Tore purzeln lassen. „Als Trai- ner vom FC Viktoria stellt er heute seine Pro- minenz, Erfahrung und Weisheit in den Vor - Fußball-Legenden im Rathaus: Andi Herzog (li.) und Herbert Prohaska (re.) mit Stadtrat dergrund, um sich um den Nachwuchs zu Andreas Mailath-Pokorny bei der Überreichung des Goldenen Verdienstzeichens des Landes kümmern“. Wien an Kicker-Kollegen und Goalgetter Toni Polster (2. v.l.)

„Wenn man von Musik in Österreich spricht, kommt man an Markus Spiegel nicht vorbei. Der große Erfolg der österreichi- schen Popgeschichte ist untrennbar mit ihm verbunden“, unterstrich Mailath. „Beiden gemeinsam ist, daß sie sich kein Blatt vor den Mund nehmen, manchmal auch gefürch- tet sind, jedoch immer wienerisch mit sehr viel Schmäh.“ Hans Huber, ehem. Sportchef des ORF, hielt die Laudatio auf Toni Polster, den er seit Kindheitstagen kennt: „Toni Polster war 13 Jahre im Ausland und wurde überall, wo er gespielt hat, Fanliebling. In Österreich hält er mit 44 Toren in 95 Spielen der Natio- nalmannschaft den Torschützenrekord. Alles, was er macht, macht er mit Ehrgeiz, egal ob Tennis, Karten- oder Mensch-ärgere-dich- Fotos: PID / C. Jobst Fotos: nicht-spielen. Toni Polster hat Wien, wo im - Stadtrat Andreas Mailath-Pokorny (Mitte) mit Toni Polster und Musikproduzent Markus Spiegel mer er sich aufgehalten hat, glänzend reprä- sentiert.“ Thomas Rabitsch erzählte, wie er als Band - Falco u. v. m. eingespielt, „auf voller Laut- Toni Polster dankte seiner Familie, seinen mitglied von „Drahdiwaberl“ Markus Spie- stärke“, ganz so wie es Markus Spiegel mag. Freunden und Weggefährten, denen er im - gel als „genialen, glucksenden, redenden und Die zweite Hälfte der Laudatio wurde mer Vertrauen konnte: „Erfolg ist ein großes auf und ab hüpfenden“ Musikproduzenten von Walter Gröbchen gehalten, „eine seiner Puzzle, wo alle Teile zusammenpassen müs- kennen lernte. Als Kostprobe wurde eine mu - besten Reden“, wie Spiegel launig zugestand: sen.“ sikalische Collage mit Bilgeri, Hansi Lang, Spiegel habe über Jahrzehnte eine Label-

»Österreich Journal« – http://www.oesterreichjournal.at ÖSTERREICH JOURNAL NR. 174 / 02. 05. 2018 90 Personalia

Laufbahn hingelegt wie sonst niemand in Einsatz und erzielte 44 Treffer; er gilt damit Chuzpe oder Drahdiwaberl, Reinhold Bilge- diesem Land. Das ha be er mit „striktem En - als bislang erfolgreichster Länderspiel-Tor- ri oder Falco unter Vertrag nahm. Spiegel thusiasmus, Kontinuität, mit Kompetenz, schütze in der österreichischen Fußballge- gestaltete Falcos Weg zum Weltstar bedeu- Mut, Fleiß, Beharrlichkeit, Esprit und Lust schichte. Er nahm an den Fußball-Weltmei- tend mit. Es folgten weitere Produktionen an der Musik“ bewirkt. sterschaften 1990 in Italien und 1998 in mit Wolfgang Ambros, Helmut Qualtinger, Die Auszeichnung komme gerade zur Frankreich teil. Rainhard Fendrich, Hansi Lang, Lukas rechten Zeit, in der Zielgeraden seines Da - Seit 2008 ist er staatlich ge prüfter Fuß- Resetarits, Stefanie Werger u.v.a. seins, so Spiegel. „Ich ha be die Ge wißheit, balltrainer; seit Herbst 2011 trainiert er den 1995 fusionierten GiG Records mit Up - alles produziert zu haben, was ich wollte – Wiener Viertligisten Wiener Viktoria. tight und Spray Records zur Reverso Musik- mit Feuereifer und großer Freude“. Darüber hinaus tritt Polster fallweise im produktionsgesmbH. Diese wurde 2002 von Fernsehen auf, so etwa 2005 in der ersten der BMG Ariola Austria GmbH übernom- Biographie Toni Polster Aus gabe des ORF-Formats „Dancing Stars“ men, die ihrerseits seit 2008 im Besitz von Anton Polster wurde 1964 in Wien gebo- und veröffentlichte zwei Musik-Alben (2006, Sony Music Entertainment ist. Dort ist Spie- ren und begann seine Fußball-Karriere 1973 2008). Zugunsten des österreichischen Fuß- gel im Bereich Artists and Repertoire tätig. in der Jugendmannschaft der Austria Wien. ballnachwuchses vertreibt Polster „Toni Daneben ist Markus Spiegel Juror beim Mit Wiener Austria wurde er drei Mal öster- Shirts“. Der Reinerlös aus diesem Verkauf Österreichischen Musikfonds. Als Executive reichischer Fußballmeister (1984, 1985, kommt kleineren Fußballvereinen zu, um Producer betreut er auch CD-Produktionen 1986) und österreichischer Cupsieger (1986). diese bei der Finanzierung von Nachwuch- der Vereinigten Bühnen Wien und der Stage Toni Polster spielte für Italien, Spanien strainer-Kursen zu unterstützen. Holding. 2004 gründete er gemeinsam mit und Deutschland beim 1. FC Köln, von 1998 Thomas Rabitsch das Label „serious enter- bis 2000 bei Borussia Mönchengladbach. Sei - Biographie Markus Spiegel tainment“, das Produktionen der Gruppe ne aktive Karriere beendete er im 1. Halbjahr Markus Spiegel wurde 1952 in Legnica „Slow Club“ (Thomas Rabitsch, Hansi Lang, 2000 als Leihspieler bei Austria Salzburg. in Polen geboren. Er gründete Ende der Wolfgang Schlögl) bis zum Tod von Hansi In der österreichischen Nationalmann- 1970er Jahre das Schallplattenlabel GiG Re - Lang im Jahre 2008 veröffentlichte. n schaft kam der Stürmer zwischen 1982 und cords, das verschiedene österreichische https://de.wikipedia.org/wiki/Toni_Polster 2000 bei insgesamt 95 Länderspielen zum Bands und Künstler der damaligen Zeit, wie https://de.wikipedia.org/wiki/Markus_Spiegel Hugo Portisch wurde Ehrenbürger der Stadt Wien

ürgermeister Michael Häupl überreichte Bdem namhaften Journalisten und Schrift - steller Hugo Portisch am 12. April die Ehren - bürgerurkunde der Stadt Wien. An der Eh - rung nahmen zahlreiche hochrangige Gäste aus Politik, Kultur, Wirtschaft und Medien teil, an der Spitze Bundespräsident a.D. Heinz Fischer mit Gattin Margit. Die Laudatio hielt Prof. Heinz Nußbaumer. Kulturstadtrat Andreas Mailath-Pokorny betonte, daß Portisch beispielgebend für kri- tischen und zugleich vermittelnden Journalis - mus stünde. Portischs Buch über China habe für ihn als Jugendlichen die „Öffnung der Welt“ bedeutet. Er zeichne auch ganz beson- ders seine Glaubwürdigkeit aus, mit der er in seinen lebendigen Reportagen aus aller Welt komplexe Sachverhalte vermitteln konnte. Foto: PID / C. Jobst Heinz Nußbaumer verwies in seiner Lau- Bürgermeister Michael Häupl (l.) überreichte dem namhaften Journalisten und Schriftsteller datio darauf, daß Portisch in ganz Österreich Hugo Portisch die Ehrenbürgerurkunde der Stadt Wien. bekannt sei und gewürdigt werde. Er habe aus mit seinen Eltern so gern von Preßburg aus und Künstler, die vor den Nazis geflüchtet seiner eigenen Geschichte heraus eine sehr gekommen sei. Trotzdem habe er bei der Be- waren, strömten eine enorme Sehnsucht enge Beziehung zur Stadt Wien. Nußbaumer völkerung eine so positive Stimmung ver- nach Wien und Liebe zur Stadt aus. Die Ver- berichtete einige interessante Fakten aus Por - spürt und Wien als großes Tor in die Freiheit söhnung zwischen Wien und der Welt, z.B. tischs spannendem Berufsleben. gesehen. Von einer weiteren besonderen Be - durch Kulturveranstaltungen aus Wien, wie Portisch erzählte ins seiner Dankesrede ziehung zu Wien erzählte er, die er in der Konzerte mit den Wiener Philharmonikern, darüber, daß er 1945 in das vom Krieg zer- Nachkriegszeit in New York bei den Emi- seien für ihn von enormer Bedeutung gewe- störte Wien gekommen sei und erschüttert granten erlebt habe. Die geistige und kultu- sen. n war, die Stadt so zu sehen, in die er als Kind relle „Elite“ – prominente Dichter, Denker https://de.wikipedia.org/wiki/Hugo_Portisch

»Österreich Journal« – http://www.oesterreichjournal.at ÖSTERREICH JOURNAL NR. 174 / 02. 05. 2018 91 Vorarlbergs Literaturpreis 2018 für Christina Walker

Carolyn Amann erhielt ein Arbeitsstipendium in Höhe von 1.500 Euro.

er mit 7.000 Euro dotierte Literatur- Dpreis des Landes Vorarlberg ist am 23. April von Landesrat Christian Bernhard vor 80 Gästen im Landhaus an die gebürtige Bregenzerin Christina Walker verliehen wor- den. Die Hohenemserin Carolyn Amann er - hielt ein Arbeitsstipendium in Höhe von 1.500 Euro. „Das spiegelt die vielfältige Li - teraturlandschaft Vorarlbergs“, würdigte der Landesrat alle Leistungen und gratulierte ge - meinsam mit Landesrat Johannes Rauch im Namen des Landes recht herzlich. Das spie- gelt die vielfältige Literaturlandschaft Vor- arlbergs“, würdigte Bernhard alle Leistun- gen. Mit ihren Texten haben sich die beiden Schriftstellerinnen Christina Walker und Ca- rolyn Amann heuer gegen 28 Einreichungen durchgesetzt. „Durch die große Zahl an Einreichungen ist klar erkennbar, welch großes Interesse und Foto: VLK / Werner Micheli Foto: wie viel Anerkennung mit der Auszeichnung Landesrat Christian Bernhard gratuliert der gebürtigen Bregenzerin Christina Walker verbunden ist. Zudem wird der Literatur- preis im Land als Chance und Anreiz begrif- Breuß am Vorarlberger Landeskonservato- um den eingereichten Text ‚Auto‘ weiter- fen“, hob Bernhard bei der feierlichen Ver- rium, bestehend aus Paul Moosbrugger (Kla- und fertigzuschreiben.“ anstaltung in seinen Grußworten hervor. Be - rinette), Julius Breuß (Kontrabass) und Ste- Die heute in Augsburg lebende Christina sonders erfreut zeigte er sich darüber, daß ven Moser (Perkussion). Walker ist seit 2006 als selbständige Autorin „sowohl arrivierte als auch junge, aufstre- und Texterin tätig. Sie schreibt Gebrauchs - bende Autorinnen und Autoren ihre Texte Preisträgerin Christina Walker texte für Kultur und Wirtschaft, sowie Kriti- eingereicht haben“. Ebenso erfreulich fand Die studierte Germanistin, Theater- und ken und Essays zu Literatur. 2007 wurde sie Bernhard, daß sich die Jury im anonymen Medienwissenschaftlerin Christina Walker mit dem Vorarlberger Landesstipendium für Verfahren in diesem Jahr für zwei weibliche hat den Literaturpreis 2018 für ihren Text Literatur ausgezeichnet. Walker ist Mitglied Literaturschaffende entschieden hat. „Auto“ erhalten. Sie erzählt darin die Ge - von Literatur Vorarlberg und der Grazer Auch der Leiter der Kulturabteilung des schichte eines Mannes, der Frau, Kind und Autorenversammlung. Landes, Winfried Nußbaummüller, lobte in Wohnung verlassen hat und in sein Auto ge zo - seiner Laudatio das große Potential der bei- gen ist. Im Selbstversuch reduziert er Eigen - Arbeitsstipendium an Carolyn Amann den Autorinnen. Als Kennzeichen von Lite- bewegungen auf das Nötigste. Sein Gefährt Carolyn Amann wird von der Jury eine raturpreisträgerin Christina Walker nannte er dient nicht mehr der Fortbewegung, sondern große Erzähllust und eine kraftvolle Sprache ihre „ausdrucksstarke, liebevolle Sprache“, wird zum Kokon. „In feinen ironisch gebro- attestiert. Die in Wien lebende Schriftstelle- von der sich die Anwesenden bei der Lesung chenen Bildern treibt Walker sowohl die Be - rin, Theatermacherin und freie Regieassisten- aus dem prämierten Text einen Eindruck ver- schleunigung des Lebens als auch den tin wurde bereits 2015 mit einem Arbeitssti- schaffen konnten. Der vom Land Vorarlberg Wunsch der Entschleunigung auf die Spitze pendium des Landes Vorarlberg ausgezeich- ausgeschriebene Literaturpreis wird jedes Jahr und lotet auf humorvolle Weise Kommuni- net. In ihrem aktuellen Text „Neu Amerika“ in einem anonymisierten Verfahren an eine kationssysteme zwischen Innen und Außen führt das Ausloten von Grenzen ins sprich- Schriftstellerin oder einen Schriftsteller ver- auf“, begründet Jurymitglied Frauke Kühn wörtliche Neuland. Die Protagonistin ist in liehen. Mit seinen Aktivitäten unterstützt das die Entscheidung für diesen Text. einem Raum ohne Fixpunkte eine getriebe- Land unter anderem auch das Literaturfesti- Der Literaturpreis sei „eine besondere ne, desorientierte Figur. Frauke Kühn dazu: val hardcover oder den Feldkircher Lyrik- Auszeichnung für sie und eine Bestätigung „Carolyn Amann stellt sich einem spannen- preis. ihres Weges“, sagt Christina Walker: „Natür- den Thema (…). Sie wagt es, die Grenzen bis Für die musikalische Unterhaltung sorgte lich bringt der Preis auch eine gewisse finan- ins Unerträgliche zu dehnen und zu über- das Ensemble der Jazzklasse Herbert Walser- zielle Freiheit mit sich. Ich werde sie nutzen, schreiten und macht sie dadurch sichtbar.“ n

»Österreich Journal« – http://www.oesterreichjournal.at ÖSTERREICH JOURNAL NR. 174 / 02. 05. 2018 92 Gastronomie & Kulinarisches Rosalia: aus Großlage wird DAC-Gebiet

Die ehemalige Großlage »Rosalia« südlich des Leithagebirges wird zu Österreichs nächstem DAC-Weinbaugebiet. Foto: seymann film.at Weingärten in der Rosalia

uf 297 Hektar Rebfläche entstehen im fränkisch und Zweigelt dürfen auf Basis der pisches Bukett sowie einen finessenreichen, Apolitischen Bezirk Mattersburg künftig nun unterzeichneten DAC-Verordnung rück - fruchtigen und würzigen Geschmack auf- regionstypische „Rosalia DAC“- und „Rosa- wirkend ab dem Jahrgang 2017 reinsortig zu weisen. lia DAC Reserve“-Rotweine sowie eigen- Rosalia DAC vinifiziert werden, sofern die Erst ab der Stufe Rosalia DAC Reserve ist ständige Rosé-Weine unter der Bezeichnung Weine einen Alkoholgehalt von mindestens die Angabe einer Riede auf dem Etikett zu- „Rosalia DAC Rosé“. 12 % vol. sowie einen Restzuckergehalt von lässig. Betreffend Alkoholgehalt gelten hier höchstens 4 g/l aufweisen. Der Ausbau muß die allgemeinen gesetzlichen Bestimmungen Rosalia DAC und Rosalia DAC Reserve im Stahltank oder Holzfass erfolgen, die Wei - für die Bezeichnung „Reserve“, er muß also Die gebietstypischen Rebsorten Blau- ne sollen ein vielschichtiges und regionsty- mindestens 13 % vol. betragen.

Rosalia DAC Rosé Die zweite Kategorie der Verordnung bil- det Rosalia DAC Rosé. Dieser muß aus einer oder mehreren roten Qualitätsweinrebsorten vinifiziert werden. Die Angabe einer Rebsor- te auf dem Etikett ist nicht erlaubt, jedoch jene einer Riedenbezeichnung. Trocken im Stahltank oder Holzfaß ausgebaut, ist Rosa- lia DAC Rosé durch sein Bukett nach roten Beeren und einen frischen, fruchtigen und würzigen Geschmack charakterisiert.

Das Weinbaugebiet Das Weinbaugebiet Rosalia verdankt sei- nen Namen dem Rosaliengebirge, das sich an der niederösterreichisch-burgenländischen Landesgrenze auf bis zu 750 m erhebt. Durch das pannonische Klima in Kombination mit fruchtbaren Braunerdeböden auf Lößunter- grund ist die Rosalia prädestiniert für den Anbau von Blaufränkisch und Zweigelt. n

Grafik: Österreich Wein http://www.oesterreichwein.at

»Österreich Journal« – http://www.oesterreichjournal.at ÖSTERREICH JOURNAL NR. 174 / 02. 05. 2018 93 Gastronomie & Kulinarisches »Mein Welschriesling« 2017 zeigt Klasse

Jahrgangspräsentation »Mein Welschriesling« in der Weinbauschule Eisenstadt Foto: Bgld. Landesmedienservice »Mein Welschriesling«-Produzent Jürgen Zechmeister, Kleinhöflein, Dir. Martin Burjan, Bundesamt für Weinbau, Weinkönigin Anna I., Projekt-Initiator Franz Ackerl, Kleinhöflein, LRin Verena Dunst und Direktor Markus Prenner, Landwirtschaftliche Fachschule Eisenstadt

m dem Welschriesling, einer der Haupt- Welschriesling‘ leistet dazu einen wichtigen übriggeblieben sind. Das Bundesamt für Usorten des Burgenlandes, in den letzten Beitrag“. Weinbau in Ei senstadt hat das Projekt in al - Jahrzehnten jedoch zunehmend in den Hin - Auf rund 1.400 ha wird im Burgenland len Produktionsstufen begleitet – von der tergrund getreten, wieder zu seiner ange- Welschriesling angebaut, damit etwa gleich Be stimmung des der physiologischen Reife stammten Bedeutung zu verhelfen, wurde viel wie Grüner Veltliner. Einst eines der Aus- und des idealen Lesezeitpunktes über Most- be reits in den 1990er-Jahren das Projekt hängeschilder im Burgenland, hat der Welsch- untersuchung und Analysen bis hin zu regel- „Mein Welschriesling“ gestartet. Ziel ist die riesling, nicht zuletzt durch die Konkurrenz mäßigen Verkostungen und zur Flaschenfül- Produktion und Vermarktung eines regional- international bekannter und stärker nachge- lung. typischen Welschrieslings. Im Beisein von fragter Sorten, in den letzten Jahren bei den „Feingliedrige Aromatik, Zitrus- und Agrarlandesrätin Verena Dunst, Bgm. LAbg. KonsumentInnen immer mehr an Gunst ein- Apfelfrucht und im Idealfall viel Frische und Thomas Steiner, LWFS-Direktor Markus gebüßt. Finesse“, so beschreibt Direktor Martin Bur- Prenner, Dir. Martin Burjan vom Bundesamt Sehr zum Leidwesen des Kleinhöfleiner jan vom Bundesamt für Weinbau die Charak- für Weinbau und VertreterInnen der Wein- Winzers und Welschriesling-Fans Franz teristika des spätreifenden Welschrieslings. bauschule, der Landwirtschaftskammer und Ackerl, der sich schon vor Jahrzehnten in - Einen solchen Typus, der perfekt für die Re- Wein Burgenland präsentierten die drei Pro- tensiv mit der Sorte beschäftigt hat. „Welsch- gion steht, habe man schließlich auch gefun- jektpartner am 17. April in der Weinbau- riesling kann bis in hohe Prädikatsweinstu- den, und seine Eigenschaften bringt auch der schule Eisenstadt den Jahrgang 2017. fen außerordentliche Qualität hervorbringen, Jahrgang 2017 wunderbar zum Ausdruck: „Bei allen Erfolgen, die das Burgenland eine Welschriesling Trockenbeerenauslese „Zitrusfruchtig, frisch, ein idealer Sommer- seit Jahren mit seinen Weinen auch interna- aus dem Burgenland wurde schon einmal mit wein und sehr gut auch zu Fisch“, so Direk- tional regelmäßig einfährt, dürfen wir den dem World Champion-Titel ausgezeichnet“, tor Ackerl. heimischen Markt und jene Sorten nicht ver- erinnert Ackerl. Auf sein Betreiben hin wur- Und das sind die Produzenten: gessen, die seit jeher für die burgenländische de schließlich in den 1990er-Jahren das Pro- Landesweingut Burgenland, Eisenstadt Weinidentität stehen“, betonte Dunst. „Der jekt „Mein Welschriesling“ ins Leben geru- http://www.weinbauschule.at Welschriesling als eine der ältesten und be - fen, das die Produktion eines regionaltypi- Kleinhöfleinerhof Familie Ackerl, Kleinhöflein liebtesten Weinsorten im Burgenland verdient, schen Welschrieslings zum Ziel hat. http://www.kleinhoefleinerhof.at wieder stärker ins Rampenlicht gerückt und Acht Partnerbetriebe waren anfangs Weingut Jürgen Zechmeister, Kleinhöflein wertgeschätzt zu werden. Das Projekt ‚Mein dabei, von denen schließlich drei Betriebe http://www.weinbauzechmeister.at n

»Österreich Journal« – http://www.oesterreichjournal.at ÖSTERREICH JOURNAL NR. 174 / 02. 05. 2018 94 Wissenschaft & Technik H2FUTURE on track

Baustart der weltgrößten Wasserstoffpilotanlage in Linz Foto: voestalpine AG Foto: voestalpine v.l.: Wolfgang Hesoun (Vorstandsvorsitzender der Siemens AG Österreich), Herbert Eibensteiner (Vorstandsmitglied der voestalpine AG und Leiter der Steel Division), Bart Biebuyck (Executive director, Fuel Cells and Hydrogen Joint Undertaking – FCH JU), Wolfgang Eder (Vor- standsvorsitzender voestalpine AG) und Wolfgang Anzengruber (CEO VERBUND)

in EU-gefördertes Leuchtturmprojekt in ESachen CO2-reduzierte Energiezukunft und Dekarbonisierung der Stahlproduktion nimmt Gestalt an: Das Projektkonsortium „H2FUTURE“ bestehend aus voestalpine, Sie mens, VERBUND sowie Austrian Power Grid und den wissenschaftlichen Partnern K1- MET und ECN gab am 16. April am voest- alpine-Standort Linz offiziell den Bau der weltweit größten Pilotanlage zur Herstellung von „grünem“ Wasserstoff frei. Mit sechs Megawatt Anschlußleistung ist es die wir- kungsvollste und modernste Anlage ihrer Art. Die Partner aus Industrie und Energie- wirtschaft wollen damit an künftigen „Break- through-Technologien“ forschen, um den globalen Klimazielen langfristig gerecht zu werden. Der Vollbetrieb der Anlage ist für Grafik: H2FUTURE Frühjahr 2019 geplant. Grafische Darstellung der H2FUTURE Wasserstoffpilotanlage Die CO2-Emissionen bis 2050 um rund 80 Prozent zu reduzieren, ist das zentrale geförderten 18-Millionen-Euro-Projekt wer- Klare Vision: Stahlerzeugung Klimaziel, für dessen Erreichung sich so- den künftig die Einsatzmöglichkeiten von mit minimalen Emissionen wohl Energieversorger als auch Industrie „grünem“ Wasserstoff in den verschiedenen Nach dem Projektstart zu Beginn 2017 bestmöglich rüsten und gemeinsam neue We - Prozessstufen der Stahlerzeugung sowie das schreitet der Bau der Pilotanlage am voestal- ge gehen müssen. Genau hier setzt das For- Zusammenspiel mit dem Regelenergiemarkt pine-Standort Linz inzwischen zügig voran. schungsprojekt H2FUTURE an. Weltweit des Stromnetzes getestet. Für die Bereiche Das Fundament steht und die Errichtung der

werden jährlich über 600 Milliarden Kubik- Industrie, Transport und Energie ist CO2- Hallenkonstruktion läuft. meter Wasserstoff verbraucht, von denen mehr freier Wasserstoff ein wichtiger Energieträ- In den Sommermonaten werden die

als 95 Prozent durch einen CO2-lastigen Pro- ger der Sektorkopplung und kann wesentlich Kernkomponenten zur Elektrolyse geliefert zeß hergestellt werden. Auf dem Werksge- zum Erreichen der Klimaziele beitragen. Die und noch binnen Jahresfrist soll die Inbe- lände der voestalpine in Linz entsteht nun die neue Anlage soll ein technologischer Mei- triebnahme beginnen. derzeit größte und modernste Elektrolysean- lenstein auf dem Weg zur Energiewende und Der Start des umfangreichen zweijähri- lage zur Erzeugung von „grünem“ – sprich damit zur schrittweisen Dekarbonisierung gen Versuchsprogramms ist für Frühjahr

CO2-freiem – Wasserstoff. Mit dem EU- der Stahlindustrie sein. 2019 ge plant.

»Österreich Journal« – http://www.oesterreichjournal.at ÖSTERREICH JOURNAL NR. 174 / 02. 05. 2018 95 Wissenschaft & Technik

„Mit der Errichtung der neuen Pilotanla- ge für die Herstellung von CO2-freiem Was- serstoff setzen wir einen weiteren Schritt in Richtung langfristiger Realisierung einer Technologietransformation in der Stahlindu- strie. Das Ziel dabei ist es, echte ‚Break - through-Technologien‘ zu erforschen, die in etwa zwei Jahrzehnten im großtechnischen Stil anwendbar sein könnten“, sagte Wolf- gang Eder Wolfgang Eder, Vorstandsvorsit- zender der voestalpine AG. Die Zukunftsvision des Technologie- und Industriegüterkonzerns sieht vor, von Kohle bzw. Koks über Brückentechnologien mit Erdgas (z. B. heute schon in der Direktre- duktionsanlage in Texas) letztlich zur mög- lichst umfassenden Anwendung von „grü- nem“ Wasserstoff zu gelangen. „Vorausset- zung dafür ist, daß erneuerbare Energie in ausreichendem Umfang und zu konkurrenz- Grafik: H2FUTURE Der H2FUTURE-Prozeß: Wasserstoff, gewonnen aus CO2-freiem Grünstrom, stellt ein ge - fähigen Bedingungen als Basis zur Verfü- waltiges Potential für den Einsatz als Industrierohstoff wie auch zur Energiespeicherung dar. gung steht“, erklärte Herbert Eibensteiner, Vorstandsmitglied der voestalpine AG und genden Projekt kommen wir dem globalen Beim H2FUTURE-Projekt liefert VER- Leiter der Steel Division. Dekarbonisierungsziel einen Schritt näher. BUND den Strom aus erneuerbaren Ener- Die Technologie unterstützt unsere Kunden gien und ist zudem für die Entwicklung von Herzstück mit enormem Wirkungsgrad dabei, den Wandel im Energiesektor und zu - netzdienlichen Services verantwortlich. Über „In der Anlage schlägt ein hochtechnolo- gleich den Klimaschutz voranzutreiben. Sie- Demand-Side-Management wirkt der PEM- gisches Herz von Siemens. Wir spalten mit mens selbst hat ehrgeizige Ziele: Bis zum Elektrolyseur als dynamische Regellastkom- Hilfe von grünen Elektronen Wasser in seine Jahr 2020 werden wir die CO2-Bilanz unse- ponente, um zum Ausgleich von Schwan- Grundkomponenten Wasserstoff und Sauer- res operativen Geschäfts halbieren und bis kungen im zunehmend volatileren Stromnetz stoff“, so Wolfgang Hesoun, Vorstandsvor- 2030 klimaneutral sein“, so Roland Busch, beizutragen. sitzender der Siemens AG Österreich. Chief Technology Officer von Siemens und Für die Forschungsanlage in Linz hat Sie- Mitglied des Vorstands von Siemens. Flaggschiffprojekt der EU-Kommission mens das derzeit weltweit größte PEM Das Projektvolumen für die neue Anlage („Pro ton Exchange Membrane“)-Elektrol y - Grünstrom für grünen Wasserstoff beläuft sich auf etwa 18 Millionen Euro für semodul entwickelt. Mit einer Anschlußlei- Erst durch die Elektrolyse von Wasser sechs Konsortiumspartner über eine Laufzeit stung von sechs Megawatt können damit mit Strom aus erneuerbaren Quellen entsteht von viereinhalb Jahren. Rund 12 Millionen 1.200 Kubikmeter „grüner“ Wasserstoff pro „grüner“ Wasserstoff. VERBUND, als Ös - Euro davon stammen aus Fördermitteln der Stunde produziert werden. Bei der Umwand- terreichs größtes Stromunternehmen und Europäischen Kommission, konkret dem lung von Strom in Wasserstoff wird ein Re - einer der führenden Hersteller von Strom aus Joint Undertaking für Fuel Cells & Hydro- kord-Wirkungsgrad von 80 Prozent ange- Wasserkraft in Europa, erzeugt mit seinen gen (FCH JU). „Das H2FUTURE-Projekt ist strebt. Der Wasserstoff kann gespeichert wer- 128 Wasserkraftwerken knapp 100 Prozent eines der Flaggschiff-Projekte des FCH JU, den und ist vielseitig einsetzbar: Als Grund- sei ner Stromerzeugung aus erneuerbaren die aus dem EU-Programm Horizon2020 stoff in der Industrie wie in Linz, aber auch Quellen. finanziert werden. Es zeigt, daß großindu- als Treibstoff in der Mobilität oder als Ener- „Um volatile erneuerbare Energie aus strielle Produktions prozesse wie die Stahl- gieträger bei der Strom- und Gasversorgung. Wind- und Sonnenkraft ins Energiesystem produktion auch nachhaltig umsetzbar sind „Die DNA von Siemens ist saubere Energie: integrieren zu können, brauchen wir in Zu- und in absehbarer Zukunft eine praktikable von Erzeugung über Verteilung bis zur An - kunft noch mehr Speichermöglichkeiten. Op tion darstellen. Dar über hinaus ist dieses wendung. Effiziente Technologien sind ein Neben unseren Pumpspeicherkraftwerken in Projekt ein eindrucksvolles Beispiel für er - wesentlicher Baustein, um den Klimawandel den Alpen und Batteriespeicher-Lösungen folgreiche Sektorkopplung. Beide Aspekte mit seinen dramatischen Folgen einzudäm- un terschiedlicher Dimensionen sehen wir belegen deutlich, daß Wasserstoff ein wichti- men“, erklärt Hesoun. Der globale Bedarf großes Potenzial in der Energiespeicherung ges Puzzleteil zur Erreichung der europäi- für Wasserstoff wird sich bis 2050 auf rund 6 mit grünem Wasserstoff. „Grüner“ Wasser- schen Klimaziele ist“, stellte Bart Biebuyck, Billionen Kubikmeter verzehnfachen. Anla- stoff ist für uns das perfekte Beispiel für die Executive director, Fuel Cells and Hydrogen gen, wie jene in Linz sind die Voraussetzung, Sektorkopplung, die zur Dekarbonisierung Joint Undertaking (FCH JU), fest. n um den steigenden Bedarf nahezu CO2-neu- von Energiewirtschaft, Industrie und Trans- http://www.voestalpine.com tral abdecken zu können. port dringend erforderlich ist“, erklärte http://www.siemens.at „Auch energieintensive Industrien kön- Wolfgang Anzengruber, CEO der VER- http://www.verbund.com nen klimaneutral sein. Mit diesem herausra- BUND AG http://www.fch.europa.eu

»Österreich Journal« – http://www.oesterreichjournal.at ÖSTERREICH JOURNAL NR. 174 / 02. 05. 2018 96 Wissenschaft & Technik Quantenphysiker erzielen Verschränkungsrekord

Quantenverschränkung ist eine zentrale Grundlage für die neuen Quantentech- nologien des 21. Jahrhunderts. Nun präsentiert ein deutsch-österreichisches Forschungsteam das bisher größte, verschränkte Quantenregister individuell kontrollierbarer Systeme aus insgesamt 20 Quantenbits.

as Potential der neuen Quantentechno- Dlogien reicht von extrem präzisen Sen- soren bis zum universellen Quantenrechner. Quanteninformationsverarbeitung benötigt eine große Anzahl von Quantenbits, um die Vorteile der Quantenphysik gegenüber klas- sischen Computern ausspielen zu können. Physiker in aller Welt arbeiten daher daran, verschränkte Systeme mit immer mehr Quantenbits zu realisieren. Den Rekord hält derzeit die Forschungsgruppe um Rainer Blatt am Institut für Experimentalphysik der Universität Innsbruck. Die Physiker verschränkten 2011 erst- mals 14 individuell manipulierbare Quanten- bits miteinander und realisierten so das größ- te vollständig verschränkte Quantenregister. Nun hat ein Team um Ben Lanyon und Rai- ner Blatt am Institut für Quantenoptik und Quanteninformation (IQOQI) der Österrei- chischen Akademie der Wissenschaften ind Wien ge meinsam mit Theoretikern der Uni- versität Ulm kontrollierte Vielteilchenver- schränkung in einem System aus 20 Quan- tenbits realisiert. Dabei konnten die Forscher echte Vielteilchenverschränkung zwischen allen benachbarten Gruppen von drei, vier und fünf Quantenbits nachweisen. Foto: IQOQI Innsbruck / Harald Ritsch Foto: Illustration der neuen exotischen Quantenzustände, die in Innsbruck erzeugt wurden. Zu Echte Vielteilchenverschränkung sehen ist die Erzeugung der Quantenverschränkung in einer Kette von 20 einzelnen Atomen. Verschränkte Teilchen können physika- Beobachtet wurde die Verschränkung zwischen benachbarten Atompaaren (blau), Atomdrillin- lisch nicht als einzelne Teilchen mit definier- gen (rosa), Vierlingen (rot) und Fünflingen (gelb), bevor das System zu komplex wurde, um es mit bestehenden Techniken zu charakterisieren. ten Zuständen beschrieben werden, sondern nur als Gesamtsystem. Besonders schwierig schränkt und dabei beobachtet, wie sich die versität Ulm und dem Team um Marcus Hu- wird es, Verschränkung zu verstehen, wenn Vielteilchenverschränkung in diesem Sy- ber am IQOQI Wien entwickelt. „Wir haben zahlreiche Teilchen im Spiel sind. Hier muß stem dynamisch ausbreitet. „Die Teilchen dazu einen MacGyver-Ansatz gewählt“, sagt zwischen der Verschränkung einzelner Teil- werden zunächst paarweise verschränkt“, Erstautor Nicolai Friis schmunzelnd. „Wir chen und echter, genuiner Vielteilchenver- schildert Lanyon. „Mit den von unseren Kol- mußten einen Weg finden, mit einer kleinen schränkung unterschieden werden. Genuine legen in Wien und Ulm entwickelten Metho- Anzahl von durchführbaren Messeinstellun- Vielteilchenverschränkung kann nur als Ei- den können wir dann die weitere Ausbrei- gen Vielteilchenverschränkung nachzuwei- genschaft des Gesamtsystems aller betreffen - tung der Verschränkung auf alle benachbar- sen.“ Die Forscher in Wien und Ulm be- den Teilchen verstanden werden und nicht ten Teilchendrillinge, die meisten Vierlinge schritten sich ergänzende Wege: Die Gruppe als Summe von Verschränkungen einzelner und einige Fünflinge nachweisen.“ um Huber und Friis nutzte eine Methode, die Quantenbits. nur wenige Messungen erfordert und deren Die Physiker am IQOQI in Innsbruck ha - Neue Methoden entwickelt Ergebnisse sich leicht auswerten lassen. Da- ben nun in einem Ionenfallen-Experiment 20 Diese Nachweismethoden wurden von der mit konnte im Experiment die Verschrän- Kalziumatome mit Hilfe von Laserlicht ver- Arbeitsgruppe um Martin Plenio an der Uni- kung von jeweils drei Teilchen nachgewie-

»Österreich Journal« – http://www.oesterreichjournal.at ÖSTERREICH JOURNAL NR. 174 / 02. 05. 2018 97 Wissenschaft & Technik Foto: IQOQI / M. R. Knabl Das Labor 1 der Arbeitsgruppe Rainer Blatt, Geschäftsführender und Wissenschaftlicher Direktor des IQOQI Innsbruck

Großer Schritt in Richtung Anwendung „Es gibt Quantensysteme wie ultrakalte Gase, in denen Verschränkung zwischen ei- ner großen Zahl von Teilchen nachgewiesen wurde“, betont Nicolai Friis. „Das Innsbruk- ker Experiment ist aber in der Lage, jedes einzelne Quantenbit individuell anzusprechen und auszulesen.“ Es eignet sich für konkrete Anwendungen wie Quantensimulationen oder Quanteninformationsverarbeitung. Da- für will das Team um Rainer Blatt die Zahl der Quantenbits im Experiment weiter stei- gern. „Unser mittelfristiges Ziel liegt bei 50 Teilchen“, sagt er. „Damit könnten wir Auf- gaben lösen, an denen die besten Supercom- puter heute noch scheitern.“ Die für das Ionenfallenexperiment in Innsbruck entwickelten Methoden zum Nachweis der Quantenverschränkung wer- den breitere Anwendung finden, sind die Phy - siker in Ulm und Wien überzeugt. „Wir wol- len die Grenzen unserer Methoden noch wei- ter ausloten“, sagen Friis und Marty. „Durch das Ausnutzen von Symmetrien und den Fo - kus auf bestimmte Observablen können wir diese Methoden weiter optimieren, um noch umfangreichere Vielteilchenverschränkung nachweisen zu können.“ Veröffentlicht wurde die Arbeit in der Fachzeitschrift Physical Review X. Die For-

Foto: IQOQI / C. Lackner Foto: schungen wurden unter anderem vom öster- Miniaturisierte Ionenfalle am IQOQI Innsbruck für den gleichzeitigen Einsatz verschiedener reichischen Wissenschaftsfonds FWF und Ionenstränge zur Quanteninformationsverarbeitung. der Europäischen Union finanziell unter- sen werden. Die Ulmer Theoretiker verwen- den Rechenaufwands auch an ihre Grenzen“, stützt. n deten eine komplexere Technik, die auf nu - sagt Oliver Marty aus der Forschungsgruppe https://quantumoptics.at merischen Methoden beruht. „Diese Technik von Martin Plenio. „Deshalb war auch mit https://www.iqoqi-vienna.at/research/huber-group/ ist zwar effizient, stößt aber aufgrund des dieser Methode beim Nachweis von echter http://qubit-ulm.com mit der Zahl der Quantenbits stark steigen- Fünfteilchenverschränkung Schluß.“ http://www.iqoqi.at

»Österreich Journal« – http://www.oesterreichjournal.at ÖSTERREICH JOURNAL NR. 174 / 02. 05. 2018 98 Wissenschaft & Technik Das Hochleistungs- mikroskop am Bungee-Seil

Wenn man einzelne Atome abbilden will, darf das Mikroskop nicht wackeln. Um das zu erreichen, entwickelte man an der TU Wien eine patentierte Schwingungsdämpfung, die höchste Bildqualität ermöglicht.

s gehört zu den präzisesten Meßgeräten, festigt, um verschiedene Schwingungsrich- Edie es heute gibt: Im Hochleistungsmi- tungen gleichzeitig dämpfen zu können. Die kroskop am Institut für Angewandte Physik Vorrichtung schwebt etwa zwei Millimeter der TU Wien erzeugt man Bilder einzelner über dem Boden, dort sind Abstandssensoren Atome, indem man eine extrem feine Nadel- angebracht. Ändert sich der Abstand, wird spitze über eine Oberfläche bewegt. Die Po- automatisch nachjustiert, indem einer von sition dieser Spitze muß dabei mit einer Prä- drei verschiedenen Elektromotoren an zu- zision im Bereich von Picometern kontrol- sätzlichen Bungee-Seilen zieht. „Das ist wich - liert werden – das sind Milliardstel eines tig, weil es während der Experimente zu Ge- Millimeters. „Es ist, als müßte man eine Na- wichtsverlagerungen kommt“, erklärt Mi chael del mit der Länge des gesamten Erddurch- Schmid. „Wir verwenden flüssigen Stick- messers mit einer Präzision im Millimeter- stoff, um unsere Proben zu kühlen. Der Stick- bereich steuern“, erklärt Prof. Michael stoffvorrat befindet sich direkt am Mi roskop, Schmid vom Institut für Angewandte Physik wenn er verdampft, wird er leichter – die Ge- der TU Wien. samtkonstruktion muß aber exakt horizontal Jede Art von Vibration kann das Meßer- bleiben.“ gebnis unbrauchbar machen, daher ist es Foto: TU Wien eine große technische Herausforderung, aus Perfekte Bilder Prof. Ulrike Diebold, Univ.-Ass. Martin einem solchen Mikroskop die optimale Lei- Setvin und Prof. Michael Schmid Mit dieser Spezialaufhängung gelang es stung herauszuholen. An der TU Wien ge- schließlich, die Möglichkeiten des Hochlei- lang das mit Hilfe einer speziellen Vorrich- Michael Schmid. „Kommerziell erhältliche stungsmikroskops voll auszunützen – trotz tung, die selbst Schwingungen mit sehr nie- Lösungen filtern zwar hochfrequente Schwin - des auf den ersten Blick ungünstigen Stand- driger Frequenz fast vollständig dämpft. Das gungen, aber die niedrigen Frequenzen wird ortes. „Wir hätten sonst in ein anderes Ge- ganze Mikroskop wurde auf Bungee-Seilen man damit kaum los.“ bäude ausweichen müssen, aber das hätte wie - aufgehängt, eine elektronische Steuerung ju- Michael Schmid versuchte zunächst also, derum andere Nachteile mit sich gebracht“, stiert die Aufhängung ständig nach, um das die auftretenden Schwingungen genau zu sagt Ulrike Diebold. „So hätten wir anders- Gerät gerade zu halten. Diese neuentwickel- analysieren: Das Gebäude selbst schwingt wo keinen so leichten Zugang zu flüssigem te Schwingungsdämpfung wurde nun paten- mit einer Frequenz von wenigen Hertz – an- Stickstoff und flüssigem Helium – die Infra- tiert. getrieben vom Wind. Auch die U-Bahn regt struktur für unsere Messungen ist eben ge- jedes Mal Schwingungen an, wenn sie unter nau hier im Freihaus der TU Wien mitten in Messen mitten in der Stadt dem Haus hindurchfährt. Manchmal war fast der Stadt optimal, wo aber eben die Vibra- „Andere Forschungsgruppen, die ähnliche Detektivarbeit nötig – etwa bei einer anfangs tionsverhältnisse alles andere als optimal Mikroskope betreiben, stellen sie im speziell mysteriös erscheinenden 20-Hertz-Schwin- sind.“ schwingungsgedämpften Kellern auf, oder gung, die sehr stark zu spüren war und Mes- Mit der speziellen Vibrationsdämpfung in eigens dafür vorgesehenen Gebäuden“, sungen unmöglich machte – allerdings nur wurden bereits zahlreiche wissenschaftliche sagt Prof. Ulrike Diebold. Sie wurde 2013 zu bestimmten Tageszeiten. „Es dauerte eine Messungen erfolgreich durchgeführt, mehre- mit dem Wittgenstein-Preis ausgezeichnet, Weile, bis wir erkannten, daß es sich dabei um re wissenschaftliche Publikationen wurden und ein Teil des Preisgeldes wurde in die An - die Schwingung der Kompressoren im Kel- überhaupt erst durch die Schwingungsdämp- schaffung eines besonders leistungsfähigen ler handelt, mit denen Helium verflüssigt fung möglich. Nun wurde die Erfindung mit Mikroskops investiert, das Rastertunnelmi- wird“, erzählt Michael Schmid. Unterstützung des Forschungs- und Trans- kroskopie mit Rasterkraftmikroskopie verbin - Gelöst wurde das Schwingungsproblem fersupports der TU Wien in Österreich pa- det. „Wenn ich dann erzähle, daß wir dieses schließlich, indem man das ganze Mikro- tentiert – eine internationale Anmeldung wur - Gerät in einem Hochhaus mitten in Wien skop und die Metallkonstruktion, auf der es de bereits durchgeführt. „Wir hoffen natür- betreiben, direkt über der U-Bahn, ernte ich montiert ist, an die Decke hängte – an Bun- lich, daß auch andere Institutionen unsere auf Konferenzen oft nur ungläubige Blicke“ geeseilen, deren elastische Eigenschaften be - Idee aufgreifen und ebenfalls ihre Ergebnis- „Uns war recht rasch klar, daß herkömm- sonders gut geeignet sind, niederfrequente se so drastisch verbessern können wie wir“, liche Schwingungsdämpfungen für unseren Schwingungen zu dämpfen. Sie wurden in sagt Michael Schmid. n komplizierten Fall nicht ausreichen“, sagt einer speziellen, verwinkelten Anordnung be - https://www.tuwien.ac.at

»Österreich Journal« – http://www.oesterreichjournal.at ÖSTERREICH JOURNAL NR. 174 / 02. 05. 2018 99 Wissenschaft & Technik 7T-Scanner liefert präzise Landkarte der Gehirnaktivität

Unterstützt vom Wissenschaftsfonds FWF wurden an der Medizinischen Universität Wien Methoden entwickelt, um Aufnahmen mit der neuen Generation von Magnetresonanz-Tomographen zu verbessern.

er im Zuge einer Operation in das Wmenschliche Gehirn schneiden muß, hat besser eine genaue Landkarte dabei. Das Denkorgan ist stark durchblutet, dicht in Fur - chen und Gräben gepackt und verdrahtet le - benswichtige Körper- und Geistesfunktionen in funktionellen Arealen. Um eine präzise Karte zu erstellen, werden PatientInnen mit funktioneller Magnetresonanz-Tomographie (fMRT) vermessen. Ihr Gehirn wird – verein - facht gesprochen – bei verschiedenen Aufga- ben in kurzen Abständen aufgenommen und die Aktivität entlang der drei Raumachsen verortet. So soll sichergestellt werden, daß beim Entfernen erkrankten Gewebes lebens- wichtige Areale für Motorik, Sprache und Gedächtnis verschont bleiben. Aus dem Zu - sammenspiel von Mensch und Maschine er- Centre for Advanced Imaging, The University of Queensland Foto: geben sich Verzerrungen, die korrigiert wer- Der 7-Tesla-Scanner zählt zu der neuesten Generation von MR-Tomographen, die derzeit noch erprobt wird. Er ermöglicht eine bis zu vierfach höhere Auflösung, was besonders in der den müssen, damit Gehirn-Anatomie und Neurologie enorme Erleichterungen schafft. -Funktion wie Schablonen zusammenpas- sen. ebenfalls zu. Das wirkt sich auf die funktio- Neuer Standard für nellen Bilder aus“, beschreibt der Projektlei- fMRT-Untersuchungen Hochempfindlich in jeder Hinsicht ter von der Universitätsklinik für Radiologie In fünfjähriger Forschung wurde ein dy- Aktuell kommen Tomographen zum Ein- und Nuklearmedizin im Gespräch mit scilog. namisches Bildkorrekturverfahren entwik- satz, deren Magnetfeld 3 Tesla stark ist. Die Ohne Bildkorrektur würden funktionelle kelt, das sich als internationaler Standard für nächste Generation Ultra-Hochfeld-Scanner Areale nicht genau genug in der Anatomie alle fMRT-Studien eignet: für die präoperati- mit 7 Tesla (7T) wird aber bereits erprobt: verortet. ve Planung, aber auch für Grundlagenfor- „7T-Scanner lösen Signale noch höher auf schung in der Neurowissenschaft. Vor Beginn und geben mehr Kontrast. Sie sind aber auch Individuelle Vermessung der funktionellen Messungen wird der Anteil anfälliger für Verzerrungen, welche die funk- In dem Projekt konnte die Kliniknähe als der Maschine an den Signalen genau be- tionelle Bildgebung verfälschen. Um also die Vorteil ausgespielt und über interne und ex- stimmt. Diese Korrekturfaktoren werden Vorteile von 7T auszuspielen, müssen wir zu- terne Projektpartner Expertise in Physik, Pro - nach den Messungen in der Bildberechnung nächst die Probleme von 7T lösen“, be - grammierung, klinischer fMRT und Neuro- abgezogen. schreibt Projektleiter Simon Robinson die logie eingebunden werden. Das Team um Si- Mithilfe von 7T entsteht so eine präzise Ausgangslage für ein Forschungsprojekt an mon Robinson arbeitete bei der Entwicklung 3D-Landkarte des individuellen Ge hirns, in der Medizinischen Universität Wien (MUW), einer Methode zur 7T-Bildkorrektur mit Men - der funktionelle Hirnareale genau mit der das vom Wissenschaftsfonds FWF unter- schen, die entweder Epilepsie oder einen Gehirnanatomie zusammenpassen. Neu ro- stützt wurde. Österreichs einziger 7T-Scan- Hirn-Tumor haben. Das fMRT reagiert dar- logInnen können dann entscheiden, ob eine ner, einer von weltweit 50 Stück, steht seit auf, daß körpereigene Moleküle (in diesem Operation sinnvoll und möglich ist, und wel- 2008 im High Field MR Centre der MUW. Fall Hämoglobin im Blut) das Magnetfeld che Teile des Gehirns um jeden Preis ge - Mit der höheren Magnet-Feldstärke kann im Gehirn verändern. In unzähligen Aufnah- schont werden müssen. die Gehirnfunktion schneller und mit höhe- men werden minimale Veränderungen regi- In einem Folgeprojekt will das Team die rer Auflösung abgebildet werden: „So kön- striert (z.B. Durchblutung, Sauerstoffver- Methode weiterentwickeln, um den best- nen wir etwa erkennen, ob sich das Sprach- brauch etc.) und so verortet, wo im Gehirn möglichen Einsatzort für Sonden zur Tief- zentrum durch einen Tumor verschoben hat. der Patientinnen und Patienten die Denk- hirnstimulation bei Parkinson-PatientInnen Leider nehmen Verzerrungen des Magnet- Aufgaben oder motorischen Übungen „ver- zu bestimmen. n felds durch Knochen, Gewebe oder Luft arbeitet“ werden. http://www.fwf.ac.at

»Österreich Journal« – http://www.oesterreichjournal.at ÖSTERREICH JOURNAL NR. 174 / 02. 05. 2018 100 Kultur Die Rückkehr der Legion. Römisches Erbe in Oberösterreich

In einem feierlichen Festakt wurde von Landeshauptmann Thomas Stelzer am 26. April die OÖ. Landesausstellung 2018 in Enns eröffnet. Foto: Land OÖ / Christoph Huemer Das 1892 gegründete Museum Lauriacum in Enns ist die drittälteste wissenschaftliche museale Institution in Oberösterreich. ie Landesausstellung 2018 führt die DBesucherinnen und Besucher auf Spu- rensuche in die Zeit des ‚Imperium Roma- num‘. Eine Mischung aus eindrucksvollen Funden und moderner Präsentationstechnik zeigt die Vielfalt der Siedlungsbauten und Bedeutung der Handelsstraßen in Oberöster- reich“, so Landeshauptmann Thomas Stelzer bei der Eröffnung im neugestalteten Mu- seum Lauriacum, das dabei erstmals den Gä- sten präsentiert wurde. Wichtig ist dem Lan- deshauptmann auch die nachhaltige Wirkung der Schau auf das Bundesland und die Re- gion: „Erstmals in der Geschichte der Lan- desausstellungen bleiben alle Standorte nach der Schau in vollem Umfang erhalten.“

»Die Rückkehr der Legion. Römisches Erbe in Oberösterreich«

500 Jahre lang prägte das Römische Reich Land OÖ / Sandra Schauer Foto: unser Land und hat dabei bleibende Spuren Landeshauptmann Thomas Stelzer bei der Eröffnung der Landesausstellung 2018

»Österreich Journal« – http://www.oesterreichjournal.at ÖSTERREICH JOURNAL NR. 174 / 02. 05. 2018 101 Kultur hinterlassen. Mit Schaugrabungen, eindrucks - vollen Originalfunden, Forschungs-Aben- teuern für Nachwuchs-ArchäologInnen, in - teraktiven Apps und virtuellen Welten gibt die Landesausstellung von 27. April bis 04. November 2018 einen vielschichtigen Ein- blick in das Leben der Römer vor 1.800 Jah- ren. Im Zentrum stehen die neu gestalteten Ausstellungen im Museum Lauriacum und in der Unterkirche der Basilika St. Laurenz in Enns, die sich dem vielfältigen Leben im Legionslager und der römischen Zivilsied- lung sowie dem frühen Christentum in Ober- österreich widmen. Entlang der alten römischen Straßen in Enns ergänzen Archäologie-Stationen die Aus stellungen und vermitteln die Dimension des römischen Legionslagers und der Zivil- siedlung sowie die Beziehung zur mittelal-

terlichen Stadt. Informationstafeln, Stereo- Plank Veit Aschenbrenner © ARGE skope und eine App lassen Enns zur Zeit der Visualisierung der Ausstellung im Museum Lauriacum Römer virtuell wiederauferstehen. Im Oberen Donautal wurden im Vorfeld gen werden auch ganz neue Aspekte zum Ein Rundgang durch die Ausstellung der Landesausstellung eine kleine römische Leben an der Donau vor 1800 Jahren präsen- Legio – das römische Heer Badeanlage in Schlögen (2015) und ein rö- tiert. Die Kombination von interaktiven Ver- Im ersten großen Ausstellungsraum wird misches Kleinkastell in Oberranna bei En - mittlungsstationen, Multimedia und klassi- das römische Heer anschaulich vor Augen ge - gelhartszell (2017) freigelegt. Die Ausgra- scher Objektpräsentation ermöglicht ein führt: Was ist eine Legion? Welche Truppen bungen werden mit Schutzbauten gesichert informatives, anschauliches und unterhaltsa- und Chargen hat es gegeben und wie sind die und sind als Nebenschauplätze ebenfalls Teil mes Erlebnis für Jung und Alt. Soldaten bewaffnet gewesen? Das Highlight der OÖ. Landesausstellung. Durch die Landesausstellung konnten die ist eine 6000 Mann starke, handbemalte Zinn- Der Schutzbau in Oberranna ist ab Juli Präsentationsflächen für die Römerzeit mehr figurenlegion „Mules of Marius“. 2018 geöffnet – Das neue Museum Lauria- als verdoppelt werden – von ursprünglich cum: interaktiv – anschaulich – unterhaltsam 600 m² auf 1300 m². Das Museum Lauria- Imperium Romanum cum wird damit zu einem der größten Rö- Im nächsten Bereich erfolgt die Veror- Museum Lauriacum mermuseen Mitteleuropas. tung von Lauriacum im Imperium Romanum Das 1892 gegründete Museum Lauria- cum ist die drittälteste wissenschaftliche mu- seale Institution in Oberösterreich. Die ersten Schauräume befanden sich im Meierhof des Schlosses Ennsegg, doch konnten die muse- alen Exponate schon 1898 durch das Ent- gegenkommen der Stadtgemeinde Enns im historischen Ratssaal im ehemaligen Rat- haus in würdigem Rahmen aufgestellt wer- den. 1971 wurden weitere großzügige Räum- lichkeiten im früheren Rathaus für das Mu- seum adaptiert. Für die Präsentation in den 1980er Jahren erhielt das Museum Lauriacum 1988 den Museumspreis. Das Museum, das eine der bedeutendsten Sammlungen zur Römerzeit in Österreich beherbergt, bildet das Herz der diesjährigen Landesausstellung. Durch die Einbindung jüngster Forschungsergebnisse von Ausgra- bungen, geophysikalischen Prospektionen,

al tertumswissenschaftlichen, anthropologi- © Mules of Marius schen und archäozoologischen Untersuchun- Das Highlight ist eine 6000 Mann starke, handbemalte Zinnfigurenlegion »Mules of Marius«.

»Österreich Journal« – http://www.oesterreichjournal.at ÖSTERREICH JOURNAL NR. 174 / 02. 05. 2018 102 Kultur

re von Caius Memmius Fidus Iulius Albius, eines Kommandanten der „Legio II Italica“, zeigt.

Dis Manibus – Sterben in Lauriacum Orpheus, der begnadete Musiker und Sän - ger der griechisch-römischen Mythologie bildet den Auftakt in jenem Bereich, der den Gräberfeldern von Lauriacum gewidmet ist. Das bedeutendste Objekt ist hier jedoch die Grabinschrift, die eine der beiden Leitfigu- ren der Ausstellung, Seccius Secundinus, für sich und seine Familie meißeln ließ. Die In- schrift wurde bereits um 1300 n. Chr. in der Lorcher Basilika wiederentdeckt und ist da - mit auch das wichtigste Exponat zur frühen Forschungsgeschichte zur Römerzeit in Oberösterreich.

Lebenszeichen aus Lauriacum – Anthropologie Die jüngsten anthropologischen For- schungen von Maria Marschler und Andrea Stadlmayr (Naturhistorisches Museum Wien) zum größten bekannten Gräberfeld von Lau- riacum, dem sogenannten Steinpaß, können als Meilenstein in der Erforschung des Le- bensraumes an der Donau in Oberösterreich vom 2. bis zum 4. Jahrhundert bezeichnet werden. Volkskrankheiten konnten ebenso diagnostiziert werden wie tödliche Verletzun- gen, Enthauptungen, aber auch erfolgreich © Hemmers / Traxler Familiengrabstein aus der Römerzeit behandelte Verletzungen, arbeitsbedingte Überbelastungen und vieles andere mehr. Be - und in der Provinz Noricum. Lauriacum wur- die einst über einem der Lagertore ange- sonders interessant ist die schlechte Zahnge- de mit der Stationierung der legio II Italica, bracht war. sundheit der damaligen Menschen. Beim der zweiten Italischen Legion, am Ende des Außerdem in diesem Bereich: Eine Mul- Großteil der am Steinpaß Bestatteten fanden zweiten Jahrhunderts n. Chr. einer von ca. 30 timedia-Station, die die unglaubliche Karrie- sich Hinweise auf Karieserkrankungen. Die- Legionsstützpunkten im Römischen Reich. Hier wird die Einbindung in den sogenann- ten „Donau-limes“ deutlich. Ab Mitte 2019 könnte Lauriacum/Enns einer der zentralen Orte des UNESCO Welterbes Donaulimes sein.

Legio II Italica Der unter Kaiser Marcus Aurelius im Vorfeld der Markomannenkriege in Nordita- lien ausgehobenen zweiten Italischen Legion ist ein eigener Raum gewidmet. Der „Philo- sophenkaiser“ wird hier ebenso thematisiert wie der historische Hintergrund, der zur Aus - hebung der Einheit geführt hat. Anhand von Abbildungen der Marcus-Säule in Rom wer- den die Feldzüge gegen die Markomannen und ihre Verbündeten skizziert. Die Höhe- punkte in diesem Raum sind das in 3D-Druck

gefertigte Modell des Legionslagers von Lau- © Museum Lauriacum riacum und eine monumentale Bauinschrift, Silberbecher mit Jagdszene aus dem Silbergeschirr aus Lauriacum

»Österreich Journal« – http://www.oesterreichjournal.at ÖSTERREICH JOURNAL NR. 174 / 02. 05. 2018 103 Kultur

Stadtgeschichte – von der Römerzeit ins Mittelalter Ausgehend von einer römischen Siedlung am Schnittpunkt wichtiger Verkehrswege entwickelte sich Lauriacum ab dem späten 2. Jh. n. Chr. durch die Stationierung der Legio II Italica zum größten militärischen Stütz- punkt der Provinz Noricum mit einem Le - gionslager und zivilen Siedlungsbereichen. Zur Zeit Kaiser Diocletians erlitt unser Lan- despatron, der Heilige Florian, am 4. Mai 304 den Märtyrertod durch Ertränken in der Enns. In der Spätantike war Lauriacum Bi - schofssitz und über den baulichen Resten einer frühchristlichen Kirche erhebt sich heu - te die Basilika St. Laurentius in Lorch/Enns. Durch die Verleihung des Stadtrechts durch Leopold VI. am 22. April 1212 ist Enns die älteste Stadt Österreichs, deren heute noch erhaltene Stadtmauer die Wieder- verwendung antiker Baumaterialien aus dem römischen Legionslager erkennen läßt. Im Stadtgeschichte-Raum wird die wech- selvolle Geschichte von Enns im Zeitraffer dargestellt. Neben ausgewählten Exponaten, die stellvertretend die verschiedenen Epo- chen repräsentieren, wird eine multimediale Präsentation auf einem großen Landschafts-

© Ortolf Harl modell die Entwicklung bis ins Heute be- Orpheus-Relief mit Tieren sonders anschaulich vor Augen führen.

se Zahndefekte stehen in unmittelbarem Zu - Wanddekoration und ihre stilistische Ent- Zweites Obergeschoß sammenhang mit der aufgenommenen Nah- wicklung. Bis zu vier übereinander liegende Numismatik – Bilderwelten rung, die primär auf Getreide basierte. Diese Schichten – also Belege für römerzeitlichen Im zweiten Stockwerk wird eine großar- und andere Themen rund um die anthropolo- „Tapetenwechsel“ – zeigen prachtvolle figu- tige Auswahl der ca. 40.000 dokumentierten gischen Forschungen werden in einer inter- rale und dekorative Elemente. Neben der an - Fundmünzen von Lauriacum gezeigt. Neben aktiven Station vermittelt. tiken Technik, dem Material und der Hand- verschiedenen Herstellungstechniken, den Erstes Obergeschoß werkskunst thematisiert die Ausstellung obli gaten Informationen zu Münzstätten, Die zivilen Siedlungsbereiche auch die moderne konservatorische Bearbei- Nominalien, Kaufkraft, Einkommen und von Lauriacum tung der sensiblen Objekte. Inflation kann das Publikum selbstverständ- Das erste Obergeschoß ist den zivilen Siedlungsbereichen gewidmet. Der Zuzug von circa 6.000 Soldaten und vielen weite- ren Menschen brachte einen enormen wirt- schaftlichen Aufschwung nicht nur für die Siedlung, sondern für die gesamte Region mit sich. Zur Blütezeit dürfte Lauriacum et - wa 25.000 EinwohnerInnen beherbergt ha - ben – also etwa doppelt so viele wie die heu- tige Stadt Enns.

Wand- und Deckenmalerei – römischer Tapetenwechsel Die österreichweit bedeutendsten römi- schen Funde von Wand- und Deckenmale- reien der letzten Jahrzehnte unterstreichen die Sonderstellung von Lauriacum und zeu-

gen vom Wohlstand der römischen Siedlung. Foto: Land OÖ / Christoph Huemer Sie vermitteln die Vielfalt der römischen Der Stadtplatz von Enns

»Österreich Journal« – http://www.oesterreichjournal.at ÖSTERREICH JOURNAL NR. 174 / 02. 05. 2018 104 Kultur Foto: Land OÖ / Christoph Huemer Die Basilika St. Laurenz in Lorch präsentiert das Thema der Landesausstellung aus verschiedenen Blick win keln.

lich auch in antike Bilderwelten eintauchen, rinnen und Besucher wie bei einer Ausgra- Architektur und denn die Münzen waren ein wichtiges Pro- bung zwischen den Vorgängerbauten. Die Ausstellungsgestaltung pagandainstrument für den Kaiser und seine neuen Beleuchtungselemente schaffen bes- Die Ausstellungen wurden von Arch Eli- Familie. sere Orientierungsmöglichkeiten. Die neu ge - sabeth Plank und Arch Susanne Veit- stalteten Vitrinen bieten mit Exponaten und Aschenbrenner (ARGE Plank Veit-Aschen- Alltag in Lauriacum Dokumentation eine zusätzliche, begleitende brenner) geplant. Für die Umbauarbeiten am Der großzügig gestaltete Themenbereich Information für das Führungspersonal. Das Gebäude und den neuen Zubau wurde Arch Alltag in Lauriacum lädt zur aktiven Beteili- gilt auch für die auf einem Bildschirm ablau- Christoph Haas beauftragt. gung ein. Die vielfältigen archäologischen fende Präsentation, die im zentralen Bereich Exponate des Museums gewähren tiefe Ein- der Unterkirche zu sehen ist, wo zusätzliche Museum Lauriacum blicke in die Lebensräume einer römischen Sitzmöglichkeiten eingerichtet sind. Ab 1971 wurde im ehemaligen Rathaus Garnisonssiedlung an der Außengrenze des In St. Laurenz steht man an der Wiege am Stadtplatz in Enns das Museum Lauria- Imperium Romanum. Im Fokus stehen das des Christentums in Oberösterreich, daher cum eingerichtet. Im Zuge der Landesaus- öffentliche Leben, die Glaubenswelten, die widmet sich ein zweiter Ausstellungsteil die- stellung 2018 wird das inhaltliche Konzept Ernährung und die Versorgung der Bewoh- sem Thema. Der Hl. Florian, Landespatron der bedeutenden antiken Sammlung ergänzt nerinnen und Bewohner durch lokales Hand- von Oberösterreich, wurde in Lauriacum am und neu positioniert. werk und überregionalen Handel. 4. Mai 304 wegen seines christlichen Glau- Die Gestaltung ist eine Komposition aus bens hingerichtet. Der Hl. Severin wirkte unterschiedlich erfahrbaren Räumen. Sie Basilika St. Laurenz hier um 480 n. Chr. in einer unruhigen und steht in keiner Konkurrenz zu den Räumen Die Basilika St. Laurenz in Lorch präsen- unsicheren Zeit, damals leitete Bischof Con- des Altbaus, sondern verbindet selbstver- tiert das Thema der Landesausstellung „Die stantius neben seinen kirchlichen Aufgaben ständlich die Zeitschichten des Bestandes, Rückkehr der Legion. Römisches Erbe in die Verteidigung der Siedlung im ehemali- der Ausstellungsobjekte und der neuen Prä- Oberösterreich“ aus verschiedenen Blick win - gen Legionslager. sentation. Für das Museum wurde eine neue keln. Sie bietet eine faszinierende Zeitreise Die Basilika St. Laurenz in Lorch ermög- Wegführung mit einem Wechsel aus engen durch 1800 Jahre Baugeschichte und 1600 licht einen faszinierenden Einblick in die Ge- und weiten Raumsituationen konzipiert. Na- Jahre Kirchengeschichte. schichte von Lauriacum und Enns. Sie bildet he und weite Blickbeziehungen und präzise In der Unterkirche, die nur mit Führung die Verbindung zwischen der römischen Sied - darauf abgestimmte Ausstellungshighlights zugänglich ist, bewegen sich die Besuche- lung und der mittelalterlichen Stadt. ermöglichen einen auf mehreren Ebenen span-

»Österreich Journal« – http://www.oesterreichjournal.at ÖSTERREICH JOURNAL NR. 174 / 02. 05. 2018 105 Kultur nenden Ausstellungsbesuch und gleichzeitig eine selbstverständliche Orientierung. Mit in die Ausstellung einbezogen ist der Arkaden- hof. Dessen neu gestaltete Oberfläche zeigt das Verhältnis der antiken römischen Stadt zur heutigen Altstadt Enns. Die Ausstellungsarchitektur trägt wesent- lich dazu bei, das neue inhaltliche Konzept erlebnisorientiert zu vermitteln. In die Aus- stellungsarchitektur integrierte Sitzmöbel mit medialer Ausstattung laden zu Ruhepau- sen und inhaltlichen Vertiefungsphasen ein. Da diese Landesausstellung als Dauer- ausstellung im Museum Lauriacum einge- richtet wird, sind besondere konservatorische Anforderungen bei den einzelnen Ausstel- lungsvitrinen zu berücksichtigen. Die Aus- wahl der einzelnen Materialien der Ausstel- lungseinbauten erfolgte auch hinsichtlich Römer Burgus Oberranna, Grabungsarbeiten der Firma Archeonova ihrer konservatorischen Eignung in Bezug auf die historischen Exponate. Eine neue, tech- nisch aktuelle Beleuchtung der Räume und Vitrinen hebt die Exponate hervor und ist wesentlicher Teil des Gestaltungskonzeptes.

Um- und Zubau Museum Lauriacum Für die Landesausstellung 2018 wurde ein Ideenfindungswettbewerb für die bau- lichen Maßnahmen unter Architekten ausge- schrieben. Haas Architektur konnte durch den sanften Umgang mit der historischen Bausubstanz, ergänzt mit einem modernen Zubau, die Jury von der hohen Architektur- qualität überzeugen. Wo bis jetzt eine bestehende Terrasse war, wurde zusätzlicher Ausstellungsraum ge- schaffen. Dieser Zubau lehnt sich in der Geo- metrie an den Altbestand an und berührt die- sen nur mit einem Glasgelenk, damit die Grabungsarbeiten am römischen Badegebäude von Schlögen Giebelmauern im Inneren zur Gänze in Erscheinung treten. Ebenso wurde ein Hauptaugenmerk bei der Ausarbeitung auf eine durchgehende be- stehende Firstlinie des Arkadengangs zur Münzstätte hin gelegt. Der Neubau wurde mittels Lamellen abgesetzt, um eine klare Trennung der Bausubstanzen zu erzielen. Ebenso wurde ein neues Fluchtstiegen- haus im Osttrakt implementiert. Die Ausfüh- rung einer Falttreppe wurde mit ultrahoch- festem Beton umgesetzt, welche vor einem zweigeschoßigen Kunstwerk frei schwebt. Im Zuge der Umbaumaßnahmen wurden sämtliche Dachstühle und Dacheindeckun- gen erneuert. Durchbrüche, Böden, Portale und Fenster wurden auf die Ausstellungs- architektur abgestimmt. n https://landesausstellung.at Foto: Baumgartner, TraxlerOÖ. Landesmuseum Foto: Foto: W. Klimesch http://mules-of-marius.com Das Römer Bad Schlögen und das Modell Römerbads Zülpich

»Österreich Journal« – http://www.oesterreichjournal.at ÖSTERREICH JOURNAL NR. 174 / 02. 05. 2018 106 Kultur Von Abrogans und Nibelungen

Ausstellung im Stift Admont bis 4. November 2018 – Medientechnik der FH St. Pölten präsentiert ältestes derzeit bekanntes deutschsprachiges Buch

ie Entdeckung der Fragmente des Ad- Dmonter Abrogans im Handschriftenma- gazin des Benediktinerstiftes Admont brach- te mehr als nur eine Schlagzeile. 1200 Jahre alte Schriftstücke, noch dazu beschriftet mit deutschen Wörtern, bislang unentdeckt in einem Karton? Da kann man beruhigt von einem Sensationsfund reden. Klöster sind auch heute noch wahre Schatzkammern, was altes und seltenes Schriftgut betrifft. Immer wieder kommt etwas Neues, Berichtenswertes zu Tage: das war ein willkommener Anlaß, Sensations- funde aus Österreichs Klöstern ineiner Aus- stellung zusammenzuführen. Wer kennt nicht die Geschichten von Sieg - fried und den Nibelungen, vom Drachen- kampf und einem wundersamen Schwert? Die drei ältesten Handschriften des ‚Nibe- Admont Foto: Stift lungenliedes‘, die sich in München, St. Gal- Die Gründung des Benediktinerstiftes Admont geht auf eine Stiftung der hl. Hemma von Gurk zurück und erfolgte im Jahre 1074 durch Erzbischof Gebhard von Salzburg. len und Karlsruhe befinden,wurden 2009 in das UNESCO Weltdokumentenerbe aufge- wahrt. Nicht nur die großen Helden wie Par- münster. Diese Stücke wären auf jeden Fall nommen; das Heldenepos steht somit auf zival, Willehalm, Iwein oder Alexander sind auch einen Sensationsbericht wert. einer Stufe mitden Märchen der Gebrüder vertreten, sondern auch die ältesten schrift- Walther von der Vogelweide, der große Grimm, Beethovens 9. Symphonie und der lichen Aufzeichnungen eines Minneliedes des Dichter und Sänger des Mittelalters! Wie Erfindung des Buchdrucks durch Johannes Walther von der Vogelweide, aufgeschrieben viel ist über ihn spekuliert worden, wie viele Gutenberg. in einem alten Psalterium des Stiftes Krems- Orte haben ihn für sich vereinnahmt? Hier Neufunde sind nicht allzu häufig, aber immer von großem Medieninteresse beglei- tet. Deshalb ist auch das 1998 im Stift Melk aufgefundene Fragment des Nibelungenlie- des eine der großen Sensationen dieser Aus- stellung. Die einige Jahre später in Zwettl aufgefundenen medial stark ausgeschlachte- ten „Nibelungen-Fragmente“ stellten sich nach näherer Überprüfung doch als frühe Überlieferung des „Erec“ heraus (ein Hel - den roman rund um einen Ritter aus dem Kreis König Artus‘) und wurden somit gleichsam auf ihren Platz verwiesen, obwohl sie sich in der Wissenschaft durchaus ihren Superlativ verdienen.

Die Bedeutung der österreichischen Klöster Diese Ausstellung soll aber auch die Be- deutung der heute noch lebendigen Klöster für das kulturelle bzw. literarische Erbe un - serer Gesellschaft aufmerksam machen. In den neun hier beteiligten Stiften werden Text -

stücke aus fast allen Bereichen der hoch- Marcel Peda Pedagrafie Foto: mittelalterlichen höfischen Literatur aufbe- Faksimile eines Fragments des Admonter »Abrogans«

»Österreich Journal« – http://www.oesterreichjournal.at ÖSTERREICH JOURNAL NR. 174 / 02. 05. 2018 107 Kultur finden Sie die ihm am nächsten stehenden schriftlichen Aufzeichnungender Welt.

Der Admonter »Abrogans« Im Jahr 2012 wurde in Admont durch Martin Haltrich ein teilweise deutschsprachi- ges Fragment entdeckt. Es handelt sich um zwei Pergamentschnipsel in der Größe von je ca. 12 cm x ca. 9 bis 10 cm, die Teile eines Blattes waren, das als Einband für ein Buch verwendet und dazu zerschnitten wur de. Das kommt uns heute barbarisch vor, war früher jedoch nicht selten: Man recycelte das stabile Pergament, weil man sich für den In- halt nicht mehr interessierte (oder ihn nicht mehr verstand). Dieses Fragment wurde 1963 bei der Restauration eines Buches abgelöst, fotografiert und in die Fragmentensammlung eingefügt – schon lange hätte man es lesen FH St. Pölten / Kerstin Blumenstein Foto: können, aber tat es bis zur Wiederauffindung BesucherInnen können in die hochaufgelösten Aufnahmen der Fragmente hineinzoomen und erhalten Hintergrundinformationen zu Details der Fundstücke. nicht. Als man dann aber las, war die Über- raschung groß: Die Wörter auf den Blattre- Handschriften vorhanden, die alle um 800 „Für eine zukünftige sinnvolle und inte- sten gehören nämlich zum ältesten deutsch- entstanden. grierende Verwendung von Smartphones, Ta- sprachigen Buch, zum „Abrogans“. Diese Handschriften werden heute in St. blets und Touchscreens oder moderner Me- Mit den benediktinischen Mönchen eta- Gallen (Stiftsbibliothek, Cod. 911), in Paris dientechnik wie Augmented und Virtual blierte sich die Kulturtechnik der Schrift im (Bibliotheque Nationale, Ms. lat. 7640) und Reality in halböffentlichen Bereichen wie et - heutigen deutschsprachigen Raum und diese in Karlsruhe (Landesbibliothek, Cod. Aug. wa Ausstellungen und Museen fehlen derzeit Schrift war wie selbstverständlich lateinisch. CXI) aufbewahrt. Mit dem Admonter Frag- noch erprobte Konzepte für das Gestalten Eine solche neue Schriftkultur eröffnete die ment gibt es nun ein weiteres sehr frühes der Interaktionen und das Nutzungserlebnis Möglichkeit, auch die deutsche Sprache in Stück aus der Zeit um 800, das ganz eigen- für Anwenderinnen und Anwender“, erklärt lateinischen Buchstaben aufzuschreiben und ständige Züge auf weist. Markus Seidl, Leiter des Projekts MEETeUX so begegnen uns seit dem 8. Jahrhundert sowie des Instituts für Creative\Media/Tech- deutsche Wörter, Sätze oder Kleintexte als Digitales und multimedialen Erlebnis nologies der FH St. Pölten. Dieses Wissen Gäste in lateinischen Handschriften. Bis da- Durch eine Multi-Me dia-Präsentation, sei jedoch wichtig, um die Technologien hin benutzte man für die Volkssprache vor die MitarbeiterInnen des Instituts für Creati- möglichst niederschwellig und für alle allem zu kultischen Zwecken die Runen als ve\Media/Technologies der Fachhochschule zugänglich einsetzen zu können. Schriftzeichen, aber mit Runen schrieb man St. Pölten gestaltet haben, werden die Kul- Genau hier setzt das Projekt MEETeUX keine Bücher, sondern meist nur Inschriften. turschätze nun digital zugänglich gemacht. an. Im Zentrum steht Forschung an der Literatur dagegen wurde mündlich vorgetra- BesucherInnen können in die hochaufgelösten Schnittstelle von Mensch und Maschine zum gen, nicht aufgeschrieben und so ist uns etwa Aufnahmen der Fragmente hineinzoomen, er - Interaktionsdesign und dem Erlebnis für Nut - die Tradition der Heldenlieder so gutwie ver- halten Hintergrundinformationen zu Details zerInnen. „Smartphones könnten etwa als loren gegangen. der Fundstücke, können sich Übersetzungen ‚Magic Lens‘ wie eine Lupe benutzt werden, Die sporadischen Anfänge deutschspra- ins Neuhochdeutsche anzeigen lassen oder bestimmte Informationen könnten – auch als chiger Schriftlichkeit am Rande lateinischer vor ab raten, welcher aktuelle Begriff zu wel- 360-Grad-Video oder -Audio-Vorführung – Handschriften entwickelten sich dann lang- chem althochdeutschen Original paßt. automatisch abgespielt werden, sobald man sam zu einem systematischen Interesse, das sich in der Nähe einer Station befindet. Oder schließlich zum ersten deutschen Buch führ- Digitales Museum Ausstellungsbesucherinnen und -besucher te, zum „Abrogans“. Bei diesem „Abrogans“ Die Präsentation des Abrogans ist ein er - können mit gesammelten Gegenständen und handelt es sich ursprünglich um ein latei- ster Prototyp aus dem von der FH St. Pölten Informationen gemeinsam an der Lösung nisch-lateinisches Wörterbuch. Indem man koordinierten Forschungsprojekt MEETeUX eines Rätsels arbeiten“, sagt Seidl. den dort versammelten lateinischen Wort- (Multi-Device Ecologies Towards Elaborate PartnerInnen im Projekt MEETeUX sind schatz danach ins Deutsche, genauer ins User Experience). Es entwickelt Ansätze für mehr als zehn Museen sowie AnbieterInnen „Althochdeutsche“ übersetzte, war es mög- digitale Formen der Ausstellungsgestaltung. von Museumsinstallationen. Ziel des Projekts, lich, erstmals auch ein deutsches Wörter- So könnten etwa auf Tablets Bücher durch- das noch bis Ende 2019 läuft, ist ein eigener buch herzustellen und auf diese sensationelle geblättert werden, die aus Schutzgründen von Prototyp für kreative, digitale Ausstellungs- Idee kam man in der Mitte des 8.Jahrhun- BesucherInnen nicht berührt werden dürfen. präsentationen. Derzeit laufen dazu konzep- derts im süddeutschen Sprachraum. Oder auf das Skelett eines Dinosauriers lies- tionelle und technische Vorarbeiten. n Das Original dieser Bemühungen ist lei- sen sich mit Virtual und Augmented Reality https://www.stiftadmont.at der nicht erhalten, aber immerhin sind drei Fleisch und Haut projizieren. http://meeteux.fhstp.ac.at

»Österreich Journal« – http://www.oesterreichjournal.at ÖSTERREICH JOURNAL NR. 174 / 02. 05. 2018 108 Kultur Durchs Schlüsselloch: Geschichte erzählt!

Die neue Dauerausstellung 2018 – Erzherzog Franz Ferdinand und der Erste Weltkrieg auf Schloß Artstetten Foto: Schloß Artstetten / D. Mayrhofer Foto: Schloß Artstetten – architektonisch reizvolle, von sieben charakteristischen Türmen flankierte Anlage hoch über der Donau. ackend und faktentreu ist die neue Dau- Perausstellung in Schloß Artstetten, die den BesucherInnen die Geschichte durch einen anderen Blickwinkel zeigt. Am Jahres- tag der Schlacht „auf dem Amselfeld“ (1389), am 28. Juni 1914, ermordet ein ser- bischer Nationalist den österreichischen Thronfolger. Genau den, der die Minoritäten der k.u.k. Monarchie stärken und (drohende) Kriege verhindern wollte! Der Lauf der Ge- schichte ist nach dieser Untat nicht mehr zu ändern – aus Freunden werden Feinde. Das Ergebnis: 17 Millionen Tote in Europa und drei vernichtete Kaiserreiche. Dennoch geht die Geschichte weiter. Aus der großen Liebe des Thronfolgers zu Gräfin Sophie Choteck entsteht eine neue Fa - milie: die Hohenbergs. Die Kinder des Thron-

folgers erleben aber weitere Tragödien. In Schloß Artstetten / D. Mayrhofer Foto: Tschechien werden sie für den Vater verant- Bei der Eröffnung (v.l.): Landesrätin Christiane Teschl-Hofmeister, Andreas Bardeau (Ehe- mann von Fürstin Anita), Fürstin Anita Hohenberg, Bundespräsident a.D. Heinz mit Ehefrau wortlich gemacht, 1918 entschädigungslos Margit, Alix d’Harambure-Fraye (Tochter der Fürstin und Schloß Artstetten-Geschäftsführerin), enteignet und kommen als Flüchtlinge nach Holger Bienzle (»die berater«) und Julia Walleczek-Fritz (Universität Krems)

»Österreich Journal« – http://www.oesterreichjournal.at ÖSTERREICH JOURNAL NR. 174 / 02. 05. 2018 109 Kultur Foto: Schloß Artstetten / D. Mayrhofer Foto: Auch der Werdegang des Erzherzogs, seine Ausbildung und sein Wirken bei Militär und Marine werden im Schloß Artstetten gezeigt.

Österreich. Als Gegner des „Anschlusses“ werden sie 1938 von den Nationalsozialisten ins Konzentrationslager Dachau interniert und wieder aller Güter enteignet. Von den Rus- sen am Ende des Krieges gerettet, stellt Schloß Artstetten fast eine Ausnahme in Ös - terreich dar. Und diese Geschichte machte im Lauf des vergangenen Jahrhunderts aus Artstetten ein Zentrum für Frieden. Die Ge- schichte Österreichs lebendig und mensch- lich zu zeigen, ist Anlaß zur Neugestaltung. Schloß Artstetten ist nicht nur die Gedenk- stätte des Thronfolgers, sondern auch ein Haus voller Leben: Der Aufbau der neuen Dauer-Ausstellung kehrt in einigen Bereichen der konservativen musealen Darstellung den Rücken. Hier wird die Geschichte durch das Schlüsselloch erzählt und konfrontiert den Besucher mit Foto: Schloß Artstetten / D. Mayrhofer Foto: Fragen: Warum bleibt das Auto des Thron- Totenmasken von Sophie von Hohenberg und Erzherzog Franz Ferdinand von Österreich-Este folgers in Sarajevo genau 2,5 Meter vor dem Attentäter stehen? Warum ist der Name Ho- GmbH im Rahmen des EU-Projektes NET- zog Franz Ferdinand einst das kleine Schloß henberg am Anfang und am Ende der Mon- WORLD kostenlos friedenspädagogische Chlumetz besaß, von dem aus er 1914 nach archie zu finden? Wodurch wurde ausnahms- Workshops für Jugendliche angeboten. Die Sarajevo aufbrach… und wo die drei Waisen weise in einem hoch herrschaftlichen Haus Entwicklung des Workshopkonzepts und die am 28. Juni die schreckliche Nachricht er- ein inniges, liebevolles Familienleben ge- Schulung der durchführenden Kulturvermitt- fuhren... führt? Weshalb wurde der Thronfolger schon lerInnen erfolgte in Zusammenarbeit mit Im Gedenkjahr 2014 gestaltete der tsche- als Kaiser dargestellt – allerdings nur auf dem Österreichischen Studienzentrum für chische Künstler Paul Franz Zaigla gemein- Skizzen? Was passiert mit den drei Waisen, Frie den und Konfliktlösung, Stadtschlaining. sam mit dem Historiker Václav Rame¹ und wovon sich ein Teil der Zukunft den Sudeten- Das EU-Projekt NETWORLD – Networ- dem Chlumer Bürgermeister Jiøi Hajek eben Deutschen anschließt der andere Teil in king in Preserving the First World War Mul- dort, in Schloß Chlum, eine bilinguale Aus- Dach au eingesperrt ist? ticultural Heritage in the Danube Countries – stellung rund um Franz Ferdinand. Eine mobile Ausstellungs-Applikation setzt sich zum Ziel, das baukulturelle Erbe Die Besitzer von Schloß Artstetten sind beschreitet neue Wege der Vermittlung von des Ersten Weltkrieges im Donauraum zu er- stolz und den Initiatoren mehr als dankbar, Geschichte – und ermöglicht es jedem Gast, fassen und zu sichern. die se zweisprachige Ausstellung – speziell daheim „seine Ausstellung“ wieder und wie- für die zahlreichen BesucherInnen aus der der zu besuchen… Die bilinguale Jahresausstellung 2018 Tschechischen Republik – nun als Dauer- Begleitend dazu werden in Kooperation 20 km von Gmünd entfernt liegt die klei- leihgabe zeigen zu dürfen. n mit „die berater“ Unternehmensberatungs ne tschechische Stadt Chlum, in der Erzher- http://www.schloss-artstetten.at

»Österreich Journal« – http://www.oesterreichjournal.at ÖSTERREICH JOURNAL NR. 174 / 02. 05. 2018 110 ÖJ-Rätsel

Der gesuchte Begriff ist der Name der Stadt, in der die OÖ. Landesaus- stellung 2018 stattfindet.

Waagrecht Senkrecht 2 Kleinbus, 7 frz. Weichkäse, 8 afrik. Tier, 11 Singvogel, 15 Herab- 1 milchig, 2 Vergeudung, 3 alkohol. Getränk, 4 nordamerik. Wild- setzung des Wertes, Tilgung, 16 essbare Geflügelinnerei, 17 österr. rind, Büffel, Tier Mz., 5 Abk.: Meterkilogramm, 6 aktuell, 9 afrik. Stadt/Tirol, 1. SOS-Kinderdorf, 18 arkt. Meeresvogel/Schwimmvo- Steppenschwein, 10 weibl. Vorname, 12 lat. männl. Vorname, gel/Seevogel, Vogel Mz., 21 Sterndeutung, 22 engl.-amerik. Längen- 13 junges Rind, 14 österr. Stadt/Salzburg, 19 Wünschelrutengänger, maß, Elle 0,914 m, 23 Deckel, 26 Gärstoff, 27 Bruder v. Abel, 20 Arbeitnehmer, Gehaltsempfänger Mz., 24 gewerbl. Verarbeitung 30 afrik. Kuhantilope, Huftier, Tier Mz., 31 tot, 32 russ. Stadt, v. Rohstoffen, 25 ital. Stadt, 27 fränk. Herrschergeschlecht 751-911, 33 österr. Schausp. Hans †1990, 34 Schiffs-Anlegeplatz, 37 Birken- 28 bayr. Fluß z. Donau, 29 Metronom, 35 Mitgeschöpf, 36 frz. gewächs, 38 Operette v. Zeller, 41 Mangel an Lebenserfahrung, Münze, 5 Centime, Kleinmünze, 39 desgleichen, 40 Vorwort, 43 Hülsenfrucht, 46 einfältiger Mensch, Narr, Tor, 47 oxydiertes 42 Insekt, 44 männl. Vorname, 45 Anrede Eisen Die Auflösung dieses Rätsels finden Sie auf der Seite http://www.oe-journal.at/Aktuelles/!2018/0518/W1/Raetsel_174.htm

»Österreich Journal« – http://www.oesterreichjournal.at