Ausgabe 1.08

Denkmalpfle ge in Westfalen-

Der letzte lippische Landeskonservator Zum 50. Todestag von Karl Vollpracht (1 87 6–1957) Eine spätmittelalterliche Madonna in Wilnsdorf aus der Werkstatt des Kölner Bildschnitzers Meister Tilman Turmhelmverankerung in Zeiten Kyrills Kirchturmsanierung der ev.-ref. Kirche in Kalletal-Hohenhausen Impressum: © 2008 Ardey-Verlag Münster Alle Rechte vorbehalten Lith o/ Druck: DruckVerlag Kettler, Bönen Printed in ISSN 094 7-8299 14. Jahrgang, Heft 1/08

Erscheinungsweise 2mal jährlich zum Preis von 4,50 Euro (Einzelheft) zuzüglich Versand über den Ardey-Verlag Münster, An den Speichern 6 48157 Münster

Herausgegeben vom LWL-Amt für Denkmalpflege in Westfalen im Auftrag des Landschaftsverbandes Westfalen-Lippe

Redaktion: Dr. Jost Schäfer (Leitung) Dr.-Ing. Roswitha Kaiser Dr. Thomas Spohn Dr. Dirk Strohmann

Anschrift: LWL-Amt für Denkmalpflege in Westfalen Fürstenbergstr. 15 48147 Münster [email protected]

Die Autoren Aus dem LWL-Amt für Denkmalpflege in Westfalen: Peter Barthold Wiss.-Bibl. Sabine Becker M.A. Anne Herden-Hubertus M.A. Dr. Christoph Heuter Dr.-Ing. Roswitha Kaiser Dr. Oliver Karnau Dr. Fred Kaspar Meike Scharlemann M.A. Dr.-Ing. Barbara Seifen Dipl.-Ing. Uwe Siekmann Dr. Dirk Strohmann Dr. Thomas Spohn Dr. Iris Tillessen Dipl.-Ing. Danae Votteler

Prof. Dr. Uwe Lobbedey Auf dem Draun 66a 48149 Münster

Dr. Heinrich Stiewe Istruper Str. 31 32825 Blomberg-Wellentrup Inhalt

Seite 3 Editorial

Aufsätze

Seite 4 Der letzte lippische Landeskonservator Zum 50. Todestag von Karl Vollpracht (1876 –1957) Heinrich Stiewe

Seite 12 Eine spätmittelalterliche Madonna aus der Werkstatt des Kölner Bildschnitzers Meister Tilman in Wilnsdorf Dirk Strohmann

Seite 15 Turmhelmverankerung in Zeiten Kyrills am Beispiel der Kirchturmsanierung der evangelisch-reformierten Kirche in Kalletal-Hohenhausen Peter Barthold/Roswitha Kaiser

Seite 21 Ein An-Bau-Denkmal: Am Baukey 1 in Hagen Thomas Spohn/Danae Votteler

Berichte aus der Praktischen Denkmalpflege

Seite 25 Altena: Lutherkirche – Bielefeld: „Kiekstattrondell“ – Herten: Schlosspark – Marienmünster: Ackerhaus – Menden: Fachwerkhaus – Nordkirchen: Schlosspark – Rüthen: Haus Buuck – Schieder-Schwalenberg: Schlosspark Schieder – Schloss Neuhaus: Speichergebäude

Aus dem Bildarchiv

Seite 30 Das Derkertor in Brilon – 1932 und heute

Mitteilungen

Seite 32 Termine 3. Westfälischer Tag für Denkmalpflege 2008 in Warburg 3. Studentenworkshop des Deutschen Nationalkomitees für Denkmalschutz

Seite 34 Aktuelles Treffen der ev. Landeskirche mit dem Denkmalamt am 29. Oktober 2007 Großinventar Minden fand am 29. November 2007 seinen feierlichen Abschluss

Seite 36 Personalia Dr. Dorothee Boesler ist neue Leiterin der Inventarisation Dirk Stöver im Ruhestand In memoriam : Prof. Dr. Dietrich Ellger

Buchvorstellungen

Seite 40 Bettina Heine-Hippler/Melanie Mertens, Paderborn und Höxter um 1900 in Aufnahmen der Königlich Preußischen Messbildanstalt. Paderborn 2007

Seite 40 Fred Kaspar u.a., Gräflicher Park Bad Driburg. Tradition und Moderne 1782 –2007. Mainz 2007

Seite 41 Fred Kaspar u.a., Bauten in Bewegung. Mainz 2007

Seite 42 Neuerscheinungen des Amtes

Seite 43 Veröffentlichungen von Mitgliedern des Denkmalamtes im Jahr 2007

Seite 47 Neuerwerbungen der Bibliothek in Auswahl

Seite 48 Verkäufliches Baudenkmal

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Editorial

Unsere Arbeit für die Denkmalpflege in Westfalen- Das LWL-Amt für Denkmalpflege in Westfalen ver - Lippe hat unlängst ein großes Lob erfahren: Das steht sich ausdrücklich als Partner für die Kollegin - Deutsche Institut für Urbanistik (Difu) stellte jüngst nen und Kollegen in den kommunalen Denkmalbe - eine Untersuchung zur Organisation von Denkmal - hörden. Auch 2008 werden wir wieder eine Reihe schutz und Denkmalpflege vor, die das Difu im Auf - von einschlägigen Veranstaltungen und Vorträgen trag des Städtetags sowie des Städte- und Gemein - organisieren oder unterstützen. Ein Höhepunkt wird debundes Nordrhein-Westfalen unternommen hat. dabei der 3. Westfälische Tag für Denkmalpflege am Ziel dieser auf Vollständigkeit angelegten Befragung 19./20. Juni 2008 in Warburg sein, der unter dem aller 396 Denkmalbehörden in NRW war es, einen Motto steht erkennen – erforschen – erhalten: Denk - Überblick über den Stand der Denkmalpflege in den malpflege in Westfalen-Lippe . Als Mitveranstalter nordrhein-westfälischen Städten und Gemeinden zu wird die Stadt Warburg auftreten. erhalten. Die Beiträge des vorliegenden Heftes unserer Zeit - Indirekt wird in diesem Zusammenhang auch die schrift Denkmalpflege in Westfalen-Lippe spiegeln Wertschätzung der Arbeit der Denkmalpflegeämter die täglichen Anforderungen an ein Denkmalfach - bei den Landschaftsverbänden deutlich. So wird die amt wider und vermitteln einen Eindruck dessen, Zusammenarbeit zwischen den kommunalen Denk - was unsere Kolleginnen und Kollegen – seien es Ar - malbehörden und den Denkmalpflegeämtern der chitekten, Kunsthistoriker, Volkskundler, Baufor - Landschaftsverbände weit überwiegend positiv be - scher, Restauratoren oder Fotografen – zur Kenntnis urteilt. Eine Reihe von Gemeinden fordert sogar eine (und damit ursächlich zum Erhalt) der westfälischen spürbare personelle Verstärkung der Fachämter, um Denkmallandschaft beitragen. die Präsenz der praktischen Denkmalpfleger zu er - Dr. Markus Harzenetter höhen, die fachliche und juristische Beratung zu in - Landeskonservator tensivieren, kurzfristigere Ortstermine zu ermögli - chen und mehr Öffentlichkeitsarbeit zu leisten. 4

Heinrich Stiewe Der letzte lippische Landeskonservator Zum 50. Todestag von Karl Vollpracht (187 6–1957) Mit dem Anschluss an das Land Nordrhein-Westfalen endete 1947 die staatliche Selbstständig - keit des früheren Fürstentums (bis 1918) und späteren Freistaates Lippe. Seit 1888 gab es in die - sem deutschen Kleinstaat auch eine staatliche Denkmalpflege, die allerdings äußerst dürftig aus - gestattet war und nur von einem leitenden Baubeamten ehrenamtlich betreut wurde. Als letzter lippischer Landeskonservator amtierte von 1925 bis 1950 der aus Hilchenbach im Siegerland stammende Regierungsbaurat Karl Vollpracht. Unermüdlich engagierte sich Vollpracht für die In - ventarisation, Bewahrung und Pflege von Kirchen, Burgen und Schlössern sowie Bürger- und Bauernhäusern in Lippe – von der Weimarer Republik über die Herrschaft des Nationalsozialis - mus bis in die frühen Wiederaufbaujahre der Bundesrepublik. An diesen Mann, dem zahlreiche lippische Baudenkmäler ihre Erhaltung verdanken und dessen Todestag sich am 3. Oktober 2007 zum 50. Mal jährte, soll im Folgenden erinnert werden.

tors für die geschichtlichen und Kunstdenkmäler eingerichtet und mit einer Dienstanweisung nach dem Vorbild der preußischen Instruktion für das Amt des Konservators der Baudenkmäler vom 24. Februar 1844 versehen. Als ersten Konservator be - rief die Regierung 1888 den Regierungsbaurat Over - beck, der aber schon nach zwei Jahren verstarb. Ihm folgte 1890 der Kammerbaumeister und spätere Domänenbaurat Bernhard Meyer, der bis zu seinem Tod 1925 als Landeskonservator amtierte. Zu sei - nem Nachfolger wurde schließlich der Regierungs - baurat Karl Vollpracht berufen, der dieses Amt bis 1950 – über den Zweiten Weltkrieg und das Ende der staatlichen Selbstständigkeit Lippes hinaus – aus - üben sollte (Abb. 1). Eine starke öffentliche Unterstützung erfuhr der Denkmalschutz durch die um 1900 aufkommende Heimatschutzbewegung; nicht zufällig fand die Gründungsversammlung des deutschen Bundes Hei - matschutz 1904 während des Tages für Denkmal - pflege in Dresden statt. In wurde am 2. Ja - nuar 1908 der Lippische Bund für Heimatschutz und Heimatpflege gegründet, der sofort begann, mit Aus - stellungen, Vorträgen und Publikationen für eine moderne, heimatliche Bauweise , aber auch für die 1 Karl Vollpracht (187 6–1957), lippischer Landeskonservator Erhaltung historischer Bauten und Ortsbilder zu von 1925 bis 1950. werben. Ein wichtiges Anliegen des Vereins war ein lippisches Heimatschutzgesetz , das Verunstaltungen Denkmal- und Heimatschutz in Lippe von Dorf- und Stadtbildern verhindern und den Na - Die Anfänge des Denkmalschutzes in Lippe liegen in tur- und Denkmalschutz auf eine gesetzliche Grund - der zweiten Hälfte des 19. Jahrhunderts. 1862 be - lage stellen sollte. Ein entsprechender Entwurf auftragte der Detmolder Justizrat und Bibliothekar wurde 1913 in den lippischen Landtag eingebracht, Otto Preuß (1816–1892) den Kandidaten der Theolo - konnte aber erst nach dem Ersten Weltkrieg, am gie und begabten Zeichner Emil Zeiß (1833–1910) 17.1.1920, verabschiedet werden. Es war eines der mit einer zeichnerischen Bestandsaufnahme von wenigen einschlägigen Gesetze, die das auch an - historisch bedeutsamen Gebäuden und Baudetails derswo in Verunstaltungsgesetzen geregelte Anlie - (Wappensteine, Inschriften usw.) in Lippe. Das Er - gen des Heimatschutzes mit dem Denkmalschutz gebnis publizierte Preuß 1873 unter dem Titel Die kombinierten. Mit diesem Gesetz wurden alle Bau- baulichen Alterthümer des Lippischen Landes ; eine und Naturdenkmäler in Lippe, die in Denkmallisten zweite erweiterte Auflage folgte 1881. Das Werk ent - zu erfassen waren, unter staatliche Aufsicht gestellt. hielt zwar keine Abbildungen, kann aber als erster Eine erste Liste der Baudenkmäler wurde 1924 im Versuch eines Bau- und Kunstdenkmälerinventars Staatsanzeiger für das Land Lippe publiziert; eine für Lippe gelten. 1888 wurde schließlich im Fürsten - aktualisierte Fassung erschien 1939. Die Verände - tum Lippe das Amt eines ehrenamtlichen Konserva - rung oder Beseitigung von Denkmälern war nun ge - 5

2 Burg Blomberg, Innenhof mit Ostflügel von 1567, um 1920. Hier befand sich bis 1932 das Bauamt Blomberg sowie eine geräumige Dienstwohnung, die Karl Vollpracht von 1908 bis ca. 1935 bewohnte. nehmigungspflichtig; bei geplanten Umbauten oder und Neidenburg (Ostpreußen) sowie in Osterode Restaurierungen war eine Stellungnahme des Lan - (Harz) bewarb er sich schließlich als Landbaumeis - deskonservators einzuholen. Das Heimatschutzge - ter am fürstlich-lippischen Bauamt Blomberg. Die setz sah zwar Entschädigungen für betroffene Denk - Ernennung durch Fürst Leopold IV. zur Lippe er - maleigentümer vor (bis hin zur Verpflichtung des folgte am 22. Oktober 1908 und am 2. November Staates, ein Denkmal zu erwerben, wenn ein Besit - wurde er in den lippischen Landesdienst eingestellt. zer es nicht erhalten konnte), krankte allerdings von Das Bauamt befand sich im Ostflügel der Blomber - Anfang an daran, dass es keine Strafbestimmungen ger Burg; hier bezog Vollpracht auch eine geräumige für die ungenehmigte Beseitigung oder Veränderung Dienstwohnung (Abb. 2). Aufgaben der drei Bauäm - von Denkmälern enthielt. Voraussetzung für einen ter Detmold, und Blomberg waren Planung funktionierenden Denkmalschutz war also eine auf und Bauleitung von staatlichen Hochbauten, Stra - Verhandlungen und Konsens gerichtete Vorgehens - ßen- und Wegebauten sowie wasserbaulichen Anla - weise des Landeskonservators – eine äußerst kraft - gen. Am Ersten Weltkrieg nahm Vollpracht als Bau - raubende und mühevolle Tätigkeit, der sich Karl fachmann teil, zunächst bei der mobilen Straßen - Vollpracht bis 1950 mit großem Engagement wid - bau-Inspektion der VIII. Armee in Posen und ab men sollte, obwohl sie nur mit einer winzigen Auf - 1915 als Regierungsbaumeister bei der Baudivision wandsentschädigung vergütet wurde. der 10. Armee am Etappenstandort Osten . Ab 1920 war er für den Freistaat Lippe wieder am Bauamt Karl Vollpracht: Landbaumeister, Blomberg als Regierungsbaurat tätig; seine Vereidi - Regierungsbaurat und Landeskonservator gung auf die neue Reichsverfassung erfolgte am 6. Karl Vollpracht wurde am 14. Februar 1876 in Hil - September 1921. Am 13. Januar 1925 wurde Karl chenbach (Kreis Siegen) geboren; nach dem Abitur Vollpracht zum ehrenamtlichen lippischen Landes - am Realgymnasium in Iserlohn studierte er Archi - konservator berufen. tektur und Kunstgeschichte in München und Berlin. Über Vollprachts Bau- und Entwurfstätigkeit als Hier legte er die für den preußischen Staatsdienst Landbaumeister und Regierungsbaurat ist nur we - notwendigen drei Prüfungen im Hochbaufach ab und nig bekannt. Einige wenige Entwürfe, die im Staats - wurde im April 1906 zum Regierungsbaumeister er - archiv Detmold erhalten blieben, zeigen schlichte nannt. Schon seit 1902 war er als Regierungsbau - Bauten in Formen des Heimatstils (Arbeiterhaus der führer bei der Königlichen Ministerial-Baukommis - Domäne Falkenhagen, 1913, Abb. 3) oder eines ge - sion in Berlin beschäftigt und u.a. für mehrere Mo - mäßigt modernen Reformstils (unausgeführter Ent - nate nach Soest (Westfalen) abgeordnet, wo er erste wurf zum Amtsgericht Alverdissen, 1922). Schließ - Erfahrungen auf dem Gebiet der Denkmalpflege lich versuchte Vollpracht auch, im Sinne des Hei - sammeln konnte. Nach Vertretungstätigkeiten als matschutzes beratend auf private Bauvorhaben ein - Regierungsbaumeister in Johannisburg, Allenstein zuwirken, die ihm zur Prüfung und Genehmigung 6

4 Falkenhagen, früheres Pächterwohnhaus der Domäne, 1930. Der stattliche, 1581 als Priorat des Klosters erbaute Fachwerk - 3 Karl Vollpracht, Entwurf zu einem Arbeiterhaus für zwei bau wurde 1929 auf Vorschlag Vollprachts zum katholischen Familien auf der Domäne Falkenhagen, 1913. Pfarrhaus umgebaut. vorgelegt wurden. Dabei war ihm an der ästhetisch schutz und Baupflege gab er Ratschläge zum Um - einwandfreien Gestaltung selbst einfacher ländli - gang mit Farbe im Stadtbild (1925) und stellte einige cher Bauten gelegen – so überarbeitete er etwa 1927 damals farbig neu gefasste Fachwerkhäuser in Bad den schlichten Entwurf zu einem Landarbeiterhaus Salzuflen vor. Mit Hilfe von Zeichnungen von Emil eines Hofes in Wellentrup bei Blomberg im Sinne des Zeiß und Ludwig Menke erinnerte er an verschwun - Heimatstils. dene lippische Bauwerke (1926, 1927), u.a. die im Schließlich engagierte sich Karl Vollpracht auch als 19. Jahrhundert abgebrochenen Stadttore in Lemgo Kunstfreund und Mäzen: Seit 1915 pflegte er eine oder die 1899 abgerissene mittelalterliche Kirche enge Freundschaft mit dem Berliner Maler Magnus von Hillentrup. Um so deutlicher mahnte er die Er - Zeller (1888–1972), der dem späten Expressionis - haltung der noch bestehenden Baudenkmäler an mus zuzurechnen ist. Neben eindringlichen Alltags - und brachte seine Sorgen bei aktuellen Gefährdun - szenen und religiösen Motiven malte Zeller auch Bil - gen zum Ausdruck, so etwa 1928, als die Auflösung der, die den preußischen Militarismus und den Hit - der Landesmeierei (Domäne) Falkenhagen bevor - lerstaat (so der Titel eines Gemäldes von 1938) offen stand. Hier gelang es Vollpracht, das frühere Päch - anprangerten. Vollpracht verschaffte Zeller 1919 terwohnhaus zu retten: Der eindrucksvolle, 1581 als eine günstige Wohnung mit Atelier auf der Blomber - Priorat des Klosters Falkenhagen errichtete Fach - ger Burg und unterstützte ihn durch regelmäßige werkbau wurde 1929 auf Betreiben des Landeskon - Ankäufe von Gemälden. Auch sorgte er wie ein servators als Pfarrhaus der katholischen Kirchenge - Kunstagent für den Absatz weiterer Bilder Zellers in meinde eingerichtet (Abb. 4). Auch das evangelisch- Lippe. Daneben förderte Vollpracht auch andere reformierte Pfarrhaus von 1509, ehemaliges Dormi - Künstler etwa in der Malerkolonie Schwalenberg. torium des Klosters und ältester inschriftlich datier - ter Fachwerkbau in Lippe, konnte 1933 unter der Natur- und Denkmalschutz in der Leitung Vollprachts instandgesetzt werden. Weimarer Republik Das Alltagsgeschäft des Landeskonservators reichte Nach seiner Berufung zum Landeskonservator be - vom Kampf gegen Auswüchse von Reklame im Orts - gann Vollpracht, sich öffentlich für den Heimat- und bild, den er gemeinsam mit dem Lippischen Bund Denkmalschutz zu engagieren: In zahlreichen Vor - Heimatschutz führte, bis zur fachlichen Aufsicht trägen und Veröffentlichungen in den Jahresberich - über archäologische Ausgrabungen (z.B. 1927 in ten des Lippischen Bundes Heimatschutz warb er Oesterholz und 1932 an der Ruine in Kohlstädt). immer wieder für den Gedanken des Natur- und Seine Hauptaufgabe bestand aber in der Begutach - Denkmalschutzes – zwei Anliegen, die für Vollpracht tung von Baudenkmälern und der notwendigen fach - eng zusammengehörten. Ganz im Sinne von Heimat - lichen Beratung bei Umbau- oder Restaurierungsar - 7 beiten. Häufig zog Vollpracht dabei auswärtige Ex - perten, zu denen er gute Kontakte hatte, als Planer oder Berater hinzu, so etwa August Dauber aus Mar - burg, Albrecht Haupt aus Hannover oder Wilhelm Heilig aus Langen bei Darmstadt. Daneben arbeitete er aber auch mit örtlichen Architekten wie Gustav Meßmann aus Lage zusammen, etwa bei der Erwei - terung der romanischen Kirche in Meinberg (1927– 1929). Die Naturdenkmalpflege hatte für Vollpracht eben - falls einen hohen Stellenwert. 1925 verfasste der Landeskonservator eine ausführliche Denkschrift zum Schutz der Externsteine. Er sah in dem natur - geschichtlich und kulturgeschichtlich gleich bemer - kenswerten Naturdenkmal, der altehrwürdigen Stätte vorchristlichen und christlichen Kultes mit dem bedeutende[n] Kunstdenkmal des Kreuzabnah - mereliefs […] ein einzigartiges Denkmalsgebilde auf deutschem Boden , das der Nachwelt ungeschmälert zu erhalten sei. Vollpracht beanstandete die Beein - trächtigung der Steine durch benachbarte Bebauung (Gaststätte und Logierhaus), Verkaufsbuden und Verkehrseinrichtungen wie die damals noch zwi - schen den Steinen hindurchführende elektrische Straßenbahn. Um die Externsteine dauerhaft zu schützen, forderte Vollpracht die Einrichtung eines Naturschutzgebietes; erste Teilflächen wurden 1926 ausgewiesen. Ein von ihm 1925 vorgeschlagener, zwölfköpfiger amtlicher Beirat für Naturschutz wurde von der Re - gierung abgelehnt; daraufhin konnte Vollpracht zu - nächst nur ein kleineres, informelles Gremium mit sieben Mitgliedern etablieren. Schließlich gelang es 5 Schloss Varenholz, Innenhof mit Auslucht von 1599, 1920. ihm aber 1931, in Lippe ein Netz von 17 ehrenamtli - Für die große Vierflügelanlage der Renaissance, die um 1925 chen Pflegern für Naturdenkmalpflege und Vorge - zum großen Teil leer stand, suchte Karl Vollpracht eine neue schichte aufzubauen. Nutzung.

Ich ging mit lippischen Burgen und Schlössern liefen aber im Sande. 1931 wurde die Burg schließ - hausieren… lich als Ausflugsgaststätte verpachtet. Für den Lan - Zu den größten „Sorgenkindern“ des Landeskonser - deskonservator folgten ärgerliche Auseinanderset - vators gehörten die zahlreichen lippischen Burgen zungen um ungenehmigte und nicht denkmalver - und Schlösser. In jahrelangen Briefwechseln und trägliche Umbauten. Verhandlungen versuchte Vollpracht, für diese gro - Auch an dem bedeutenden Renaissanceschloss Va - ßen und in der Unterhaltung aufwendigen Bauwerke renholz an der Weser (Abb. 5) zeigte der Jugendher - neue Nutzungen zu finden, um sie auf Dauer erhal - bergsverband wenig Interesse. Immerhin bot dessen ten zu können. Ein wichtiger Ansprechpartner war Bauberater, der Architekt Wilhelm Heilig aus Lan - hier der Deutsche Jugendherbergsverband, der an gen bei Darmstadt, seine Unterstützung bei der Su - geeigneten Burgen als Jugendherbergen interessiert che nach möglichen Investoren an. Heilig, der das war. Verhandlungen liefen seit 1926/27 über die Bur - Schloss besichtigt hatte, zeigte sich begeistert von gen Horn und Sternberg und das Schloss Varenholz, dem schönen alten Sitz und wurde 1928 von der lip - doch scheiterten sie am Ende an zu hohen Umbau - pischen Regierung als künstlerischer und techni - kosten oder Mietforderungen. Vollpracht nutzte jede scher Berater engagiert. Erste Versuche, die Städte Möglichkeit, potentielle Interessenten anzusprechen Hannover, Düsseldorf, Duisburg oder Essen für eine – so schrieb er 1928 an einen Kollegen in Lübeck : ich Nutzung als Schullandheim o.ä. zu gewinnen, schei - [ging] mit lippischen Burgen und Schlössern hausie - terten, da ihnen Varenholz für ihre wanderlustige ren, für die ich Verwendung suche . Auch der Ham - Jugend zu weit entfernt lag . In einem bebilderten Ar - burger Künstlerclub Altona-Blankenese und dessen tikel in der Deutschen Bauzeitung vom 27. Juni 1928 Bauberater, der bekannte expressionistische Archi - appellierte Heilig an die deutsche Industrie, sich tekt Fritz Höger, interessierten sich 1929 für eine dieses stolzen Zeugen unserer Geschichte anzuneh - Pachtung der Burg Sternberg als Erholungsheim für men. Über vielfältige Kontakte nach Berlin bemühte Künstler und Schriftsteller, die Verhandlungen ver - er sich, prominente Großindustrielle der Weimarer 8

6 Die Burg Horn, ein mittelalterlicher Steinbau von 1388 mit einer barocken Erweiterung von 1655–59, befand sich 1932 in einem wenig attraktiven Zustand. 1930 konnte die Burg durch Vermittlung Vollprachts vor dem drohenden Abbruch gerettet werden.

Republik wie den deutschnationalen Reichstagsab - Denkmalschutz im Dritten Reich geordneten, Zeitungsverleger und Medienunterneh - Im März 1932 wurde das Landesbauamt Blomberg mer Alfred Hugenberg, der in Rohbraken (- aufgelöst und Vollpracht zum Kreis Detmold ver - Kükenbruch) wohnte, den Siemens-Konzern oder ei - setzt, wo er für die Überprüfung von Bauzeichnun - nige Herren der Schwerindustrie für das Schloss zu gen und sonstigen baupolizeilichen Angelegenheiten interessieren – jedoch ohne Erfolg. Immerhin er - des Kreises zuständig war. Etwa 1935 zog er von reichte Vollpracht 1927 die Bewilligung von 19.500 Blomberg nach Detmold in die Gartenstraße 14. Zum Mark durch den lippischen Landtag für dringend 1. Januar dieses Jahres wurde er zum Oberregie - notwendige Instandsetzungsarbeiten an Dächern, rungs- und Oberbaurat befördert; als Baureferent Dachrinnen und Steinmetzarbeiten des Schlosses der Landesregierung übernahm er die Leitung des Varenholz. Staatlichen Hochbauamtes in Detmold. Weiterhin Besonders prekär war die Situation der Burg Horn war er ehrenamtlich als Landeskonservator tätig. (Abb. 6): 1928 drohte die Domänenabteilung der lip - Der wirtschaftliche Aufschwung in den ersten Jah - pischen Regierung, sie müsse die Burg zum Abbruch ren des Dritten Reiches ermöglichte es Vollpracht, ausschreiben, falls sich die Stadt Horn nicht zur einige lang gehegte denkmalpflegerische Ziele um - Übernahme und Instandsetzung des Gebäudes be - zusetzen. So wurde die Burg Sternberg 1934/35 im reitfinde. In der Folge schaffte es Vollpracht, den Ab - Rahmen eines Arbeitsbeschaffungsprogramms von riss hinauszuzögern und Zeit für weitere Verhand - Baum- und Strauchwerk befreit und zumindest äu - lungen zu gewinnen. 1929 bot der bekannte Berliner ßerlich instandgesetzt, während für Schloss Varen - Architekt und Burgenforscher Bodo Ebhardt als Vor - holz 1934 eine Nutzung als Führerinnenschule des sitzender der Vereinigung zur Erhaltung deutscher BDM ( Bund Deutscher Mädel ) gefunden wurde. Bei Burgen (der späteren Deutschen Burgenvereinigung ) der Restaurierung gelang auch die Wiederherstel - seine Hilfe bei der Suche nach einem privaten Lieb - lung des reizvollen Innenhofes mit seinem auffälli - haber für die Burg Horn an. Letztlich blieben seine gen Streifenputz aus der Zeit der Weserrenaissance. Bemühungen aber erfolglos. Schließlich gelang es Der jahrelange Kampf Vollprachts um die Erhaltung Vollpracht und der Ortsgruppe Horn des Lippischen des „Wendtschen Hofes“ in Heiligenkirchen bei Bundes Heimatschutz, die ev.-ref. Kirchengemeinde Detmold belegt sein Engagement auch für „einfa - Horn als Interessenten zu gewinnen. Am 1. Juli 1930 che“ ländliche Fachwerkbauten: Das Anwesen, nach übernahm die Kirchengemeinde die Burg als Ge - Meinung Vollprachts ein außerordentlich reizvolles meindehaus, stellte aber auch Räume für ein Hei - Idyll , bestand aus einem ungewöhnlichen zwei - matmuseum zur Verfügung. Bis 1932 erfolgte die stö ckigen Fachwerkbau mit Querdiele und Walm - Wiederherstellung der Burg und ihres barocken dach von 1696 (Abb. 7) und einem Vierständer-Leib - Treppenhauses; das Heimatmuseum wurde 1933 er - zuchtshaus von 1689. Seit 1927 setzte sich Voll - öffnet. pracht für eine Instandsetzung der vom Verfall be - 9

7 Heiligenkirchen, ehem. Hof Wendt am Krugplatz, um 1930. Der bemerkenswerte, 1696 von dem Amtsvogt Alexander Meyer erbaute Fachwerkbau wurde von Karl Vollpracht in mehr als 20-jährigen Bemühungen vor dem Abriss gerettet. drohten Hofanlage ein, doch waren die Besitzer trotz und anderen Stellen in Berlin bestimmt. Die engen angebotener Zuschüsse nicht zu Reparaturen bereit. Grenzen seiner Kompetenzen bekam Vollpracht 1937 plante die Gemeinde Heiligenkirchen, die eine etwa im Falle des Dorfes Haustenbeck schmerzlich Anerkennung als nationalsozialistisches Musterdorf zu spüren, das 1938 für die Erweiterung des Trup - anstrebte, den Erwerb oder auch die Enteignung des penübungsplatzes in der Senne geräumt werden Hofes, um ihn zu einem Dorfmittelpunkt mit Appell - musste: Noch 1935 hatte der Landeskonservator der platz, Dorfgemeinschaftshaus und Hitlerjugendheim Kirchengemeinde einen bescheidenen Zuschuss zur umzugestalten. 1939 entstanden erste Planungen, Restaurierung und Neuaufstellung des Grabsteines doch kam der Ausbau infolge des Krieges nicht zu des ersten Haustenbecker Pfarrers Joachim Winand Stande und die Leibzucht wurde abgebrochen. Den - an der Außenwand der Dorfkirche vermittelt, deren noch gelang es Vollpracht, wenigstens das bedeu - 250-jähriges Gründungsjubiläum im Dezember des - tende Hauptgebäude von 1696 zu retten; 1948 selben Jahres gefeiert wurde. Nur zwei Jahre später wurde es schließlich für Zwecke der Gemeindever - musste Vollpracht resigniert feststellen, Hausten - waltung ausgebaut. beck werde in absehbarer Zeit verschwinden . Alles, In wenigen Einzelfällen traf Vollpracht aber auch was er noch tun konnte, war ein Appell an die Pflicht Entscheidungen, die aus heutiger Sicht schwer nach - des Landes , das alte Dorf wenigstens im Bilde fest - vollziehbar sind; ein Beispiel ist der Schliepsteiner zuhalten und einige bewegliche Gegenstände, die Turm in : Zum Entsetzen der örtlichen kunstgeschichtlich und geschichtlich wertvoll sind, Heimatfreunde genehmigte der Landeskonservator vor dem Untergang zu retten . Tatsächlich bewilligten 1935 den Abbruch des unter Denkmalschutz stehen - Landesregierung und Kreis jeweils 100 RM, wovon den Gebäudes – mit der Begründung, die durch den Fotoaufnahmen durch den Haustenbecker Lehrer Bau verursachte Verengung der Straße bedeute eine Hans Sprenger sowie die Überführung ausgewählter Gefahrenquelle , die beseitigt werden müsse. Der Kunstgegenstände aus der Kirche ins Detmolder 1825 anstelle des alten Schliepsteiner Tores errich - Landesmuseum finanziert werden konnten. tete Uhrenturm aus Fachwerk mit seinem ge - schwungenen Dach entsprach eben nicht dem da - Die Inventarisation der lippischen Bau- und maligen Denkmalverständnis, das Bauten des Kunstdenkmäler 19. Jahrhunderts, auch wenn sie malerisch anmute - Ein von Vollpracht seit langem gehegtes Vorhaben ten, keinen hohen Denkmalwert zubilligte. war die Inventarisierung der lippischen Bau- und Insgesamt musste Vollpracht aber erleben, dass Kunstdenkmäler. Dieses anspruchsvolle Projekt, das seine Einflussmöglichkeiten als lippischer Landes - er schon 1927 bei der lippischen Regierung angeregt konservator mehr und mehr beschnitten wurden: hatte, konnte nun dank einer Förderung durch Reich Seine Arbeit wurde zunehmend vom Reichsministe - und Land in Angriff genommen werden: Am 1. Okto - rium für Wissenschaft, Erziehung und Volksbildung ber 1935 wurden der Kunsthistoriker Dr. Otto Gaul 10

bringung von Kunstwerken aus den Kirchen und dem Museum hergerichteten Schutzraum im Turm von St. Marien splitter- und feuersicher einzulagern. Im gleichen Jahr berichtete Vollpracht dem Finanzmi - nister, die vier geplanten Inventarbände lägen im Manuskript fertig vor, könnten aber erst nach Been - digung des Krieges erscheinen. Tatsächlich sollte sich die Publikation noch erheblich länger verzö - gern: Der von Gaul bearbeitete Teilband „Stadt Det - mold“ erschien erst 1968 und der von Ulf-Dietrich Korn umfangreich erweiterte Band „Stadt Lemgo“ folgte 1983 (Gaul war 1975 verstorben). Die beiden Inventare für die Landkreise Detmold und Lemgo blieben bis heute unveröffentlicht.

Kriegs- und Nachkriegsjahre Nachdem Vollpracht schon 1938 aus gesundheitli - chen Gründen um seine Versetzung in den Ruhe - stand gebeten hatte, wurde er schließlich zum 1. April 1939 pensioniert. Bei dieser Gelegenheit be - scheinigte ihm der Kreisleiter der NSDAP und Stell - vertreter des Chefs der lippischen Landesregierung, Adolf Wedderwille, er habe sich als Beamter und Landeskonservator in jeder Hinsicht bewährt – ob - wohl er keiner Partei angehört habe und politisch […] nicht hervorgetreten sei. Nach eigenen Angaben war Vollpracht aber von 1919 bis 1923 Mitglied der rechtsliberalen Deutschen Volkspartei. Trotz seiner angegriffenen Gesundheit wurde Vollpracht am 26. August 1939 reaktiviert – kurz vor dem Ausbruch des Zweiten Weltkrieges. Als Ruhestandsbeamter musste er seinen zum Wehrdienst eingezogenen Nachfolger, Kreisbaurat Wilhelm Bruno, während des gesamten Krieges vertreten. Schwerpunktmäßig war Vollpracht jetzt mit Kriegs- und Luftschutzbau - maßnahmen beschäftigt. Erst am 31.12.1945 wurde er, im Alter von fast 70 Jahren, endgültig in den Ru - hestand versetzt. Als ehrenamtlicher Landeskonser - 8 Restaurierung des Hermannsdenkmals unter der Leitung vator war Vollpracht dagegen noch bis Ende 1950 tä - des pensionierten Landeskonservators Karl Vollpracht, 1952. tig. Da seine behördliche Zuordnung nach dem 1947 Zur Beseitigung der deutlich sichtbaren Einschusslöcher waren erfolgten Anschluss Lippes an Nordrhein-Westfalen spektakuläre Abseil- und Rüstarbeiten notwendig. ungeklärt war, ließ (man) den lippischen Landeskon - servator wohl einfach im Amt, war der eigentlich zu - und der Architekt Dipl.-Ing. Fritz Bette als Stipen - ständige Konservator in Münster doch mit der Wie - diaten eingestellt; hinzu kam der Kunsthistoriker derherstellung kriegsbeschädigter Denkmäler noch und Fotograf Dr. Horst Sauer (lt. BKW Lemgo, S.V). stark belastet (Krüger 1985, S.349). Erst 1949 ging Unter der Leitung Vollprachts begannen die Fach - die Zuständigkeit für den Denkmalschutz in Lippe leute, die lippischen Baudenkmäler (Burgen, Schlös - endgültig an den Landschaftsverband Westfalen- ser, Kirchen sowie ausgewählte Bürger- und Bau - Lippe (LWL) in Münster über. ernhäuser) zu beschreiben, zu fotografieren und Im Frühjahr 1946 hatte Karl Vollpracht sein neu er - zeichnerisch zu dokumentieren. Im April 1938, als bautes Haus am Papenbergweg 2 in Detmold bezo - Vollpracht um seine Pensionierung ersuchte, über - gen, ein bescheidenes, eingeschossiges Kleinwohn - nahm der westfälische Provinzialkonservator in haus mit Steildach ganz im „heimatlichen“ Stil eines Münster die Leitung der Inventarisierungsarbeiten, Siedlerhauses der Vorkriegszeit. Wegen der Bauma - für die nun ein Büroraum im Arbeitsamt Lemgo an - terialknappheit nach dem Krieg war das Gebäude gemietet wurde. Nach der Einberufung der beiden fast ausschließlich aus gebrauchten Baustoffen er - Mitarbeiter zur Wehrmacht im Sommer bzw. Herbst richtet worden. 1940 ruhten die Arbeiten während des Krieges. Im Nach dem Ende des NS-Regimes wirkte Karl Voll - Juni 1943 wurde Bette kurzzeitig beurlaubt, um Fo - pracht, der nachweislich nicht der NSDAP angehört tos, Zeichnungen und Manuskripte vor dem drohen - hatte, in zwei Entnazifizierungsausschüssen für den den Luftkrieg zu sichern und in einem für die Unter - Regierungsbezirk Detmold mit. Vor und nach dem 11

Krieg hatte Vollpracht neben seiner Tätigkeit als Quellen und Literatur Landeskonservator zahlreiche Ehrenämter. Als Mit - Landesarchiv NRW, Staatsarchiv Detmold: D 99 Nr. 1454 (Per - glied im Kuratorium der Hermannsdenkmal-Stiftung sonalakte Karl Vollpracht); L 104 (Lippischer Landeskonserva - erhielt er noch 1952 als Pensionär den ehrenvollen tor); Landeskirchliches Archiv Detmold, Konsistorialregistratur Auftrag, die spektakuläre Wiederherstellung des Nr. 2853 (Kirche in Meinberg); Unterlagen und Fotos in Privatbe - durch Tieffliegerbeschuss beschädigten Hermanns - sitz von Herrn Dipl.-Betriebswirt Karl Vollpracht, Hilchenbach denkmals zu betreuen (Abb. 8) – hatte er doch schon und Herrn Dipl.-Ing. Hans-Joachim Vollpracht, Stahnsdorf. – 1931 Restaurierungsarbeiten am Denkmal geleitet. Heimatschutzgesetz vom 17. Januar 1920, in: Gesetzsammlung Noch in seinen letzten Lebensjahren setzte sich der für den Freistaat Lippe Bd. 19, Nr. 4 (1920), S.1 5–19. – Liste der pensionierte Landeskonservator mit Nachdruck für Baudenkmäler, in: Staatsanzeiger für das Land Lippe Nr. 15 vom zwei bedeutende lippische Fachwerkbauten ein: Als 21. 2.1924, S.57 –64. – Liste der im Lande Lippe vorhandenen das Kornhaus der Domäne Schieder (erbaut um Baudenkmäler, in: Staatsanzeiger für das Land Lippe, Nr. 35 1590) und die Zehntscheune aus Sabbenhausen vom 6. 5.1939, S.11 0–120. – Beiträge von Karl Vollpracht in: (1555) ab 1955 abgetragen und als Museumsge - Jahresberichte des Lippischen Bundes für Heimatschutz und bäude des Lippischen Landesmuseums auf dem ehe - Heimatpflege, ab 1925. maligen fürstlichen Waschhof am Detmolder Burg - Carsten Doerfert, Denkmal- und Naturschutz in der Weimarer graben wiedererrichtet werden sollten, wurde in ei - Zeit. Das lippische Heimatschutzgesetz von 1920, in: Lippische nigen Leserbriefen polemisiert, man wolle kein Det - Mitteilungen aus Geschichte und Landeskunde 71 /2002, molder Scheunenviertel . Gemeinsam mit dem Lan - S. 33 3– 345. – Otto Gaul (Bearb.), Stadt Detmold (Bau- und deskonservator in Münster und lippischen Honora - Kunstdenkmäler von Westfalen, Bd. 48, Teil I). Münster 1968. – tioren verteidigte Vollpracht das ambitionierte, von Otto Gaul (†)/Ulf-Dietrich Korn (Bearb.), Stadt Lemgo (Bau- und Wilhelm Hansen vorangetriebene Museumsprojekt Kunstdenkmäler von Westfalen, Bd. 49, Teil I). Münster 1983. – nachdrücklich gegen jede öffentliche Diffamierung. Wilhelm Heilig, Dringende Kulturaufgaben! In: Deutsche Bauzei - In einem 1958 veröffentlichten Diskussionsbeitrag tung 51/1928, S.43 3– 436. – Roswitha Kaiser, Hermann: Denk - legte er nüchtern und ohne das zeitübliche Pathos mal, Pflege und Inszenierung, in: Denkmalpflege in Westfalen- die museumstechnischen, städtebaulichen, denk - Lippe 1 /2007, S.1 3–18. – Dieter [Walter] Krüger, Ein Wahrer des malpflegerischen und wirtschaftlichen Argumente kulturellen Erbes: der Lippische Landeskonservator, in: Heimat - für den Wiederaufbau der historischen Museumsge - land Lippe 10, 1985, S.34 8– 350. – Burkhard Meier/Vera Scheef/ bäude dar. Heinrich Stiewe, Emil Zeiß 183 3–1910. Ein lippischer Pfarrer und Vollpracht genoss ein hohes Ansehen in Lippe und Künstler. Detmold 2001. – Willi Oberkrome, „Deutsche Heimat“. darüber hinaus; als hervorstechende Eigenschaften Nationale Konzeption und regionale Praxis von Naturschutz, wurden seine außerordentliche Tüchtigkeit und Be - Landschaftsgestaltung und Kulturpolitik in Westfalen-Lippe und scheidenheit hervorgehoben. Am 3. Oktober 1957 Thüringen (190 0–1960). Paderborn/München u.a. 2004. – Otto starb Karl Vollpracht im Alter von 81 Jahren in Det - Preuß, Die baulichen Alterthümer des Lippischen Landes. Det - mold und wurde in seinem Geburtsort Hilchenbach mold 1873 (2. erw. Aufl. 1881). – Heinrich Stiewe, Der Architekt beigesetzt. Die Landesregierung ließ einen Kranz und der Landeskonservator. Gustav Meßmann, Karl Vollpracht niederlegen und Regierungspräsident Heinrich und die Anfänge des Heimat- und Denkmalschutzes in Lippe, in: Drake hielt eine Gedenkrede. Burkhard Meier/Stefan Wiesekopsieker (Hg.): Lippe 1908 – 2008. Beiträge zur Geschichte und Gegenwart der Heimat - Resümee pflege. Bielefeld 2008 (im Druck). – Andreas Teltow, „Dann Karl Vollpracht hat durch sein Wirken als ehrenamt - werde ich Ihnen zum Trost Ihr Bildchen malen“. Karl Vollpracht – licher Landeskonservator in der Kulturlandschaft Zellers Vertrauter, Mäzen und Sammler seiner Werke, in: Domi - Lippes nachhaltige, bis heute sichtbare Spuren hin - nik Bartmann (Hg.), Magnus Zeller – Entrückung und Aufruhr. terlassen: In enger Zusammenarbeit mit dem Lippi - Berlin 2002, S.8 6– 95. schen Bund für Heimatschutz (ab 1937: Lippischer Heimatbund) trat Vollpracht entschieden für die Be - Bildnachweis lange des Natur- und Denkmalschutzes ein. Auch en - Privatbesitz: 1, 2, 8; Landesarchiv NRW, Staatsarchiv Detmold: gagierte er sich als Förderer zeitgenössischer Künst - 3; Lippische Landesbibliothek Detmold: 4 (Wilhelm Pecher), 5, ler, etwa des Berliner Malers Magnus Zeller. Zu sei - 6, 7 (Ferdinand Düstersiek). nen bleibenden historischen Leistungen gehören die Schaffung eines öffentlichen Bewusstseins für den Heimat- und Denkmalschutz in Lippe und die mühe - volle Rettung zahlreicher Baudenkmäler über die Krisenzeiten der 1920er Jahre hinweg. Als Vertreter einer bürgerlich-wertkonservativen, aber zugleich weltoffenen Geisteshaltung stand Karl Vollpracht den modernen Entwicklungen seiner Zeit aufge - schlossen gegenüber und erwies sich als weitgehend immun gegen völkisch-nationalistische Ideologien, für die gerade die Heimatschutzbewegung beson - ders anfällig war. 12

Dirk Strohmann Eine spätmittelalterliche Madonna aus der Werkstatt des Kölner Bildschnitzers Meister Tilman in Wilnsdorf

Die katholische Pfarrkirche St.Martin in Wilnsdorf im Siegerland ist ein 1972 eingeweihter Neubau, der nicht unter Denkmalschutz steht. Im Inneren des modernen Bauwerks befinden sich zwei wertvolle alte Ausstattungsstücke, die aus der neuromanischen Vorgängerkirche von 1891 übernommen wurden, von der im übrigen auch der Turm erhalten blieb. Das eine ist das barocke Hochaltarretabel vom Anfang des 18. Jahrhunderts aus der Werkstatt des Giershagener Bild - hauers Heinrich Papen. Bei dem anderen Ausstattungsstück handelt es sich um eine spätgoti - sche Holzplastik der stehenden Muttergottes mit Kind, die im Dehio-Handbuch Westfalen (S.602, Stand von 1969) um 1475 datiert wird.

Anlässlich der Vorbereitung der mittlerweile abge - Auf dem Kopf trägt Maria eine flache, heute zum Teil schlossenen Restaurierung des barocken Hochaltar - beschädigte Krone (fehlende Spitzen des Kronreifs). retabels nahm Amtsrestauratorin Brigitte Vöhringer Das offene Haar fällt, über beiden Ohren bauschig auch die Madonna in Augenschein. Wegen kleinerer nach hinten gewellt, bis über die Schultern in lan - Schäden an der Farbfassung wurde daraufhin die gen, dicken Strähnen herab. Ihr Blick richtet sich Holzplastik im Frühjahr 2007 zur Untersuchung und nicht auf das Kind, sondern geht eher etwas unbe - konservatorischen Behandlung in die Arbeitsräume stimmt in Richtung des Betrachters. Der Gesichts - des LWL-Amts für Denkmalpflege in Westfalen in schnitt ist länglich, aber nicht besonders schmal, mit Münster überführt. Zuvor hatte bereits David Gropp kräftig ausgebildeten Einzelformen. von der Inventarisationsabteilung des Amtes im Der nackte Jesusknabe sitzt mit aufrechtem Ober - Rahmen einer ersten Beurteilung für die inzwischen körper auf der linken Hand Mariens, fast völlig ins erfolgte Eintragung in die Denkmalliste (Gutachten Profil gewendet und mit gestreckten Beinen. Mit der vom 16.03.2006) auf die mutmaßliche Kölner Her - rechten Hand umfasst seine Mutter seinen linken kunft der Muttergottes hingewiesen und ihre Datie - Fuß. In der erhobenen Rechten hält der Knabe die rung nach 1500 angesetzt. Diese zutreffende Ein - Weltkugel mit dem Kreuz. Sein linker Arm ist erneu - schätzung konnte der Verfasser jetzt durch die Zu - ert. weisung an die Kölner Bildschnitzerwerkstatt des Die Rückseite der Figur ist abgeflacht, aber nicht Meisters Tilman präzisieren. ausgehöhlt und weitgehend plastisch ausgearbeitet. Die 100cm hohe, farbig gefasste Holzfigur steht in An Kopf und Oberkörper hat man offenbar die Ober - kontrapostischer Körperhaltung auf einer nach hin - fläche in späterer Zeit etwas abgeschnitzt, so dass ten polygonalen, nach vorne offenbar nachträglich ein Großteil der über den Rücken herabfallenden abgerundeten Plinthe. Ihr rechtes Bein ist als Spiel - Haare verloren ist. bein vorangestellt, die beschuhte Fußspitze ragt weit Die bestehende Farbfassung der Muttergottes ist re - über die Plinthe hinaus. Der Kopf Mariens ist der lativ jung und erst nach 1936 als Neufassung oder Ponderation entsprechend zu ihrer linken Seite ge - Überarbeitung der auf einem Archivfoto belegten neigt. Es ergibt sich ein insgesamt gemäßigter S- Fassung vermutlich des 19. Jahrhunderts entstan - Schwung der eher statuarisch empfundenen Körper - den. Unterliegend finden sich Reste älterer Farbfas - haltung. sung. Maria trägt ein in parallelen vertikalen Faltenröhren Die Zuordnung der Wilnsdorfer Muttergottes an die lang fallendes Kleid mit V-förmigem Ausschnitt, der Kölner Bildschnitzerwerkstatt des Meisters Tilman mit einer Perlenborte besetzt ist. Im Ausschnitt wird ergibt sich aus zahlreichen formalen, motivischen ein kleines Stück des Untergewandes mit einer senk - und stilistischen Übereinstimmungen mit gesicher - rechten Mittelfalte sichtbar. Der lose über die Schul - ten Werken Tilmans, die in ihrer Deutlichkeit kaum tern gelegte Mantel wird vor dem Bauch gerafft und einen Zweifel zulassen. Aufbauend auf den umfang - durch die angewinkelten Arme Mariens sowie das reichen älteren Forschungsergebnissen bietet die quer vor ihrem Körper angeordnete Jesuskind ge - Zusammenfassung Reinhard Karrenbrocks von halten. Durch die Raffung gibt der hochgezogene 2001 den bisher jüngsten Überblick über das Schaf - Mantel auf der linken Seite den Blick auf das Kleid fen dieser äußerst produktiven und mit mehreren frei. Vor dem Körper bildet der Mantel diagonal ge - Schnitzern besetzten Werkstatt, die vom Niederrhein staffelte und langgestreckte Vertikalfalten aus, die über Köln bis Koblenz und in den angrenzenden Ge - scharf umbrechend in dreieckigen Faltenkissen en - bieten eine Vielzahl von Einzelbildern wie z.B. Kru - den, die wiederum vom bogenförmigen Schwung des zifixe, Madonnen, Vesperbilder, weniger aber Altar - Mantelsaums begrenzt werden. Ein Mantelzipfel ist retabel hinterlassen hat. Haupt der Werkstatt war über den rechten Unterarm gelegt. nicht – wie lange vermutet – der Kölner Steinmetz 13

1–4 Wilnsdorf (Kreis Siegen-Wittgenstein), kath. Pfarrkirche St. Martin. Madonna, Werkstatt Meister Tilman, 1500/1505. 14

Kölner Diözesanmuseum und in der Pfarrkirche in Grevenbroich-Noithausen sowie die trauernde Ma - ria, ehemals im Germanischen Nationalmuseum in Nürnberg (kriegszerstört). Alle diese Figuren haben mit der Wilnsdorfer gemeinsam den Kontrapost mit dem rechtsseitigen Spielbein, den linksseitig hochge - rafften und vom angewinkelten Arm gehaltenen Mantel, die darunter sichtbar werdenden Röhrenfal - ten des Kleides. Von unverwechselbarer Charakte - ristik ist aber vor allem die Drapierung des Mantels mit lang durchgehenden Vertikalfalten, die oberhalb des schräg hochgezogenen Mantelsaumes, seinem Verlauf gemäß gestaffelt, umbrechen und dreieckige Kissen ausbilden. Weitere verbindende Merkmale sind das charakteristische Motiv des V-förmigen Halsausschnitts mit Perlenborte und erkennbarem Untergewand sowie der schlaufenförmige Faltenan - satz des Kleides unter der Borte des Ausschnitts. Fortfahren ließe sich mit der Durchbildung der Haare, den Formen des Gesichts oder den birnenför - mig konturierten Ärmelausschnitten, die bei allen genannten Werken von großer Übereinstimmung sind. Eine wesentliche Abweichung der Wilnsdorfer Madonna ergibt sich nur in der Haltung des Jesus - knaben mit den gestreckten Beinen, während das Motiv des Abstützens eines Beines des Kindes mit der rechten Hand auch bei der etwas älteren Ma - donna in der Dortmunder Propsteikirche im Werk Meister Tilmans belegt ist. Dort findet man auch den über den rechten Unterarm gelegten Mantelzipfel. 5 Breitscheid (Kreis Neuwied), Annenkapelle, Madonna aus Im direkten Vergleich mit den ansonsten wohl am dem Altarretabel, Werkstatt Meister Tilman, um 1490. ähnlichsten ausgebildeten Tilman-Madonnen in Nie - derwerth und Breitscheid, die Karrenbrock gegen Tilman van der Burch, sondern der von 1489 bis 1490 datiert, wirkt der Faltenstil der Wilnsdorfer 1515 in Köln belegte Bildschnitzer Tilman Heysacker Muttergottes verhärtet, weniger organisch, eckiger, genannt Kranendonck, der seine Ausbildung offen - die Körperhaltung insgesamt steifer. Die Frage ist, bar am Niederrhein in Kalkar und Zwolle bei Meis - ob man die Wilnsdorfer Figur deshalb als Arbeit ei - ter Arnt erfahren hatte. 1487 erhielt Meister Tilman nes weniger begabten Bildschnitzers der Tilman- den Auftrag für die Grabfiguren des Grafen Gerhard Werkstatt einschätzen muss, oder ob nicht auch eine II. von Sayn und seiner Ehefrau Elisabeth von Sierck zeitlich spätere Ansetzung des Werks geraten er - in der Klosterkirche Marienstatt im Westerwald, scheint. Denn der Spätstil der Tilman-Werkstatt 1505 arbeitete er an einem Altarretabel für die We - zeigt bereits 1505 etwa am Grablegungsrelief der seler Kalvarienbergkapelle (jetzt in St.Martini) und Weseler Kalvarienbergkapelle, heute in der Martini - 1509/10 schuf er eine Apostelfolge in der Pfarrkirche kirche in Wesel, ähnliche Merkmale, die dann bei von Siegburg. Diese drei archivalisch für Tilman be - den Siegburger Aposteln noch stärker ausgeprägt legten und erhaltenen Werkkomplexe unterschiedli - sind. Von daher hat wohl die zeitliche Ansetzung der cher Stilstufen bilden das tragfähige Gerüst für zahl - Wilnsdorfer Muttergottes im ersten Jahrfünft des reiche Zuschreibungen weiterer, um 1475 einsetzen - 16. Jahrhunderts die größte Wahrscheinlichkeit für der Werke auf stilkritischem Wege. sich. Ein eigenhändiges Werk des Meisters Tilman Engste stilistische Verwandtschaft besteht zwischen wird man in dem Bildwerk bei der fast seriellen der Wilnsdorfer Madonna und einer Reihe von Mut - Werkstattproduktion wohl nicht festmachen können, tergottes- bzw. Heiligenfiguren der Tilman-Werk - dazu fehlen auch die nötigen genauen Kenntnisse statt, die einen eigenen, besonders für das Jahrzehnt der Arbeitsprozesse und der Arbeitsverteilung in der von 1490 bis 1500 charakteristischen Grundtypus unzweifelhaft großen und weit ausstrahlenden Köl - bilden. Dazu gehören eine weibliche Heilige im Lie - ner Tilman-Werkstatt. bighaus in Frankfurt, zwei Madonnen in der Pfarr - Im Rahmen des bisher bekannten Verbreitungsge - kirche von Niederwerth (Kreis Mayen-Koblenz) und bietes der Werke der Tilman-Werkstatt wäre es der Annenkapelle in Breitscheid (Kreis Neuwied), durchaus vorstellbar, dass die Madonna ursprüng - die hl. Barbara in Rheinbrohl (Kreis Neuwied), die lich für einen spätmittelalterlichen Vorgänger der Muttergottesfiguren der Kölner Sammlungen Kasi - heutigen Wilnsdorfer Kirche geschaffen wurde. An - mir Hagen und Marx, die Verkündigungsmarien im ders als der für die Ausstattung des Kirchenneubaus 15 von 1891 geschenkte barocke Papen-Altar gehörte einträchtigten Werk kölnischer Bildschnitzerkunst die spätgotische Madonna bereits zum Inventar der der Spätgotik wieder die seiner Qualität und Bedeu - seit 1852 im ehemaligen Wilnsdorfer Zollhaus einge - tung adäquate Erscheinung zurückzugeben. richteten katholischen Kirche (Dango, S.96f., 115). Diese „Notkirche“ löste das Simultaneum mit der re - Literatur formierten Gemeinde in der barocken Pfarrkirche Reinhard Karrenbrock, Kölner Bildschnitzerwerkstätten des des Ortes ab. Da die Madonna aber nicht schon in ei - späten Mittelalters (1400–1540). Zum Forschungsstand, in: Mu - ner 1828 aufgestellten Inventarliste der katholi - seum Schnütgen: Die Holzskulpturen des Mittelalters II, 1. 1400 schen Gemeinde (Pfarrarchiv, Akte I) genannt ist, bis 1540. Teil 1: Köln, Westfalen, Norddeutschland. Bearb.von könnte sie auch erst für die Ausstattung der Zoll - Reinhard Karrenbrock. Köln 2001, S.9–80, hier S.28–52. (Herrn hauskirche erworben worden sein. Nach dem Kir - Karrenbrock danke ich für seine mündlich geäußerte Bestäti - chenneubau 1891 lagerte die Holzplastik laut Dango gung meiner Zuschreibung der Wilnsdorfer Madonna an die Til - (S.115) bis 1931 auf dem Kirchenspeicher, bevor sie man-Werkstatt). – Holger Kempkens, Das Hochaltarretabel des dann an der linken Seite des Chorraums aufgestellt Kölner Bildschnitzers Meister Tilman in der Weseler Heilig-Grab- wurde. 1936 brachte man sie in einer eigens ange - Kapelle, in: Jutta Prieur/Reinhard Karrenbrock/Holger Kemp - legten Nische an einem Schiffspfeiler der neuroma - kens, Jerusalem in Wesel – Die große Kalvarienbergstiftung des nischen Pfarrkirche unter (Chronik B 43 im Pfarrar - Kaufmanns Hermann Saelen. Wesel 1998, S.88–137. – Ulrich chiv, S.103), von wo sie in den jetzigen Kirchenbau Schäfer, Kunst in Zeiten der Hochkonjunktur. Spätgotische gelangte. Holzfiguren vom Niederrhein um 1500, 2 Bde. Münster-New Nach der Durchführung kleinerer Konservierungs - York 1991. – Elisabeth Heitger, Zwei Heiligenfiguren des Bild - arbeiten ist die Wilnsdorfer Muttergottes inzwischen hauers Tilman in Rheinbrohl. Ein Beitrag zur spätgotischen Plas - auf Wunsch der Kirchengemeinde aus Anlass der tik in Köln, in: Wallraf-Richartz-Jahrbuch XXXXII, 1981, S.107– Neuweihe des restaurierten Papen-Altars und über 114. – Hans Peter Hilger, Ein Altarschrein des Kölner Bildhauers Weihnachten wieder in die Martinskirche zurückge - Tilman van der Burch in Breitscheid, in: Festschrift für Franz Graf kehrt. Die weitere Planung sieht jedoch vor, die spät - Wolff-Metternich zum 80. Geburtstag. Neuss 1973 (= Jahrbuch gotische Holzplastik zu einer ausgiebigen restaura - des Rhein. Vereins für Denkmalpflege und Landschaftsschutz torischen Befunduntersuchung, die bisher aus zeitli - 1974), S.142–149. – Hans Peter Hilger, Zum Werk des Kölner chen Gründen verschoben werden musste, erneut Bildhauers Tilman van der Burch, in: Zeitschrift des deutschen nach Münster zu holen. Die Fassungsabfolge und der Vereins für Kunstwissenschaft 23, 1969, S.61–78. – Franz Erhaltungsumfang der ursprünglichen Farbigkeit Dango, Geschichte des Kirchspiels Wilnsdorf. Siegen 1934. der Madonna sind noch genauer festzustellen. Am Ende der Untersuchungen soll ein Restaurierungs - Bildnachweis konzept stehen, das darauf abzielt, dem im Augen - LWL-Amt für Denkmalpflege: 1 –4 (Nieland). Rheinisches Bildar - blick durch die jüngste Farbfassung doch etwas be - chiv, Köln: 5.

Peter Barthold und Roswitha Kaiser Turmhelmverankerung in Zeiten Kyrills Am Beispiel der Kirchturmsanierung der evangelisch-reformierten Kirche in Kalletal-Hohenhausen Wenn historische Turmhelmkonstruktionen von Kirchen heute saniert werden müssen, stellt sich die Frage, ob bis dato frei aufstehende Holzdachwerke im Turmschaft verankert werden müssen oder ob sie aufgrund ihres eigenen Gewichtes dem Winddruck standhalten können. Mit eben die - ser Problemlage sah sich die Denkmalpflege im Jahr 2006 bei der notwendigen statischen In - standsetzung des Turmhelmes der evangelisch-reformierten Kirche in Kalletal-Hohenhausen konfrontiert.

Baugeschichte 2. Hälfte des 12. bzw. frühen 13. Jahrhunderts zu - Die kleine Hohenhauser Dorfkirche weist eine kom - rückzureichen. Das Chorjoch wird dem 14. Jahrhun - plexe Baugeschichte auf (siehe: Quednau 1983). Hin - dert zugeordnet. Die Kirche selbst mit ihrem Paulus - weise auf einen kleineren Vorgängerbau ergaben patrozinium wird urkundlich erstmals 1410 ge - sich 1979/1980 anlässlich einer Notgrabung im Kir - nannt. In der 2. Hälfte des 15. Jahrhunderts erhielt cheninneren (Quednau/Borgmann). Demnach han - sie ein neues Chorjoch, der Turmschaft wurde auf - delte es sich bei dem ergrabenen Vorgänger um ei - gestockt und das Gewölbe im Schiff erneuert nen ungewölbten einjochigen Saal mit westlichem (Schlusssteindatierung 1496). Erst gegen Ende des Vorbau und leicht eingezogenem rechteckigem Chor - 19. Jahrhunderts, im Jahr 1887, wurde ihr Grund - joch. Der heute bestehende Kirchenbau scheint im riss kreuzförmig durch den Detmolder Hofzimmer - Turmbereich und Teilen des Schiffes noch in die meister Christian Beneke erweitert. Eine Zeichnung 16

1 Blick auf die Westseite der Kirche vor der Sanierung, 2002. von Emil Zeiss aus dem Jahr 1874 zeigt den Bau 13,35 m Höhe. Das Fundament des Pyramidenhelms noch ohne Erweiterung mit eingezogenem Turm, bildet eine Schwellkonstruktion, die aus drei De - leicht aus der Mittelachse nach Süden verschoben, ckenbalken in ostwestlicher Richtung besteht. Wäh - zwischen jüngeren pultdachgedeckten seitlichen An - rend auf dem nur noch in Ansätzen vorhandenen bauten und im Unterbau gestützt durch massiven mittigen Balken ursprünglich der Kaiserstiel fußte, Strebepfeiler an der Westseite. Ursprünglich stand zweigen von den 40cm vor der Wand verlaufenden der Turm ab dem zweiten Geschoss frei. Der aus seitlichen Balken jeweils drei Stichbalken quer zu Bruchstein errichtete Turmschaft ist in beiden Un - der Nord- bzw. Südseite ab. In Nordsüdrichtung tergeschossen romanisch, wurde später über dem sind, im Abstand von etwa 45cm zu der Ost- und der Eingangsgeschoss eingewölbt und im 15. Jahrhun - Westtraufe, zwei weitere Balken mit den drei restli - dert in einer Mauerstärke von nur 0,65 m aufge - chen überblattet. Von diesen beiden Balken gehen stockt. Die Öffnungen des Glockengeschosses zeigen die Gratstichbalken zu den Turmecken ab. Balken, Spitzbogen und einbeschriebenen Kleeblattumriss Stich- und Gratstichbalken liegen auf den umlaufen - gotischen Stils. den doppelten Mauerlatten an der Traufe des Schaf - Den Turmhelm erreicht man von einer alten Holz - tes. Die Mauerlatten lagern auf der grob in Bruch - stiege aus der Zeit um 1830 aus, die auf dem von ei - stein geschichteten Mauerkrone. ner Steintreppe an der Ostseite des südlichen Turm - Den Kern der Turmhelmkonstruktion bildet der anbaus zugänglichen Gewölbe über dem Eingangs - heute nicht mehr in seiner gesamten Länge vorhan - geschoss steht. Hier auf dem Gewölbe befindet sich dene Kaiserstiel (20/20cm). Die Sparren des Pyrami - auch die alte Turmuhr, die leider nicht mehr in dendachs sind an ihren Fußpunkten in die Balken, Funktion und in schlechtem Zustand ist. Auf dem Stich- und Gratstichbalken der Schwellkonstruktion Weg in den engen Helm betritt man zwei in das gezapft. Am gemeinsamen Firstpunkt der Eck- und Turmmauerwerk eingelassene Balkenlagen, wovon Mittelsparren in der Pyramidenspitze schmiegen die obere 3,40 m unterhalb der Traufe den Glocken - diese sich an den mittigen Kaiserstiel an. stuhl mit einer der ältesten Glocken in Lippe von Wegen der gewaltigen Knicklänge der Sparren sind 1446 trägt. Das genaue Alter des Pyramidenhelms diese durch eine innenliegende, umlaufende Stuhl - war bis zur Sanierung nicht näher zu bestimmen. konstruktion unterstützt, die den Sparren auf etwa 6,40 m Höhe ein Auflager bietet. Die vier Stuhlstän - Konstruktion des Turmhelms der sind am Fußpunkt in die beiden in Nordsüdrich - Auf einem quadratischen Grundriss von 5,20 m Sei - tung liegenden Balken, jeweils direkt neben den ho - tenlänge erhebt sich der Turmhelm mit einer Nei - rizontal einbindenden Gratstichbalken, gezapft und gung von etwa 80 Grad ab Traufe bis auf etwa sind umlaufend horizontal durch einen ebenfalls ge - 17

2 Vorzustand der Balkenebene des Helms auf der Mauerkrone, 2005. zapften Riegel auf halber Höhe verbunden. Innen chenhölzern an jeder Seite flankiert und verdübelt angeblattete Kreuzstreben zwischen Fußpunkt der und dieses Pfostenbündel – soweit erkennbar – einen und Kopf der gegenüberliegenden Strebe so - durch einen eisernen Ring unbekannten Alters un - wie über die Riegelkette hinweg stabilisieren die vier terhalb des Firstes miteinander verklammert wor - trapezförmigen Außenflächen der Stuhlkonstruktion den war. Neben diesen gravierenden Schäden waren gegenüber den angreifenden Windlasten. Etwa auch eine Reihe anderer Knotenpunkte am Streben - 2,20 m oberhalb des Stuhls waren alle Mittel- und bock schadhaft, Ecksparren geschwächt und einige Gratsparren durch Riegel und gekehlte Kopfbänder Fußpunkte von Sparren und weitere Balkenenden ursprünglich nochmals mit dem in diesem Bereich an der Helmtraufe stark feuchtegeschädigt. achtkantig bearbeiteten Kaiserstiel verbunden. Vor der Sanierung waren diese durch behelfsmäßige Bauforschung Latten ersetzt. Im Vorfeld der für das Jahr 2006 projektierten Sa - Bauzeitlich gab es keine Treppen, Leitern oder Zwi - nierung des Turmhelms entfachte sich eine Diskus - schenböden im Turmdachwerk. Stattdessen befan - sion um die Frage der Reparaturfähigkeit der Holz - den sich im Kaiserstiel, in regelmäßigen Abständen konstruktion oder alternativ der Möglichkeit der Er - von etwa 35cm, lange 3,5cm dicke Holznägel unbe - neuerung und der damit verbundenen Kosten. kannter Länge, die als Kletterhilfe in die Turmspitze Eine baugeschichtliche und dendrochronologische dienten. Nach dem späteren Entfernen der Holznä - Untersuchung des Turmdaches durch die Baufor - gel verblieben lediglich die Bohrlöcher als Bauspu - schung des LWL-Amtes für Denkmalpflege sollte ren. Ein gleicher Befund ergab sich auch an dem nicht nur Klarheit über das Alter des Turmhelms er - Kaiserstiel des dendrochronologisch 1371 datierten bringen. Durch ein analytisches Aufmaß und Studien Turmhelms der Margarethenkirche in Kamen-Meth - im Pfarrarchiv der Kirchengemeinde war es zudem ler. möglich, die bauzeitliche Konstruktion zu erfassen und die späteren Reparaturen zu bestimmen. Schadensbild Die dendrochronologische Untersuchung der aus Im Jahr 2003 vom Architekten und Statiker festge - zwei Sparren und einer Stuhlstrebe entnommenen stellte Schäden am Holzwerk gaben Anlass zur drin - Holzproben (Auswertung: Hans Tisje, Neu-Isen - genden Sanierung des Turmhelms. Der Kaiserstiel burg), ergab in zwei Fällen ein übereinstimmendes als Kernstück der Konstruktion war am Fußpunkt Fälldatum der Bauhölzer im Winter 1440/41. Da frü - sehr instabil; sein Auflagerbalken war bis auf we - her im Regelfall das Bauholz im Winter eingeschla - nige Reste an der Ost- und Westwand des Turmes gen und im Frühjahr verzimmert wurde, kann als entfernt worden. Stattdessen war oberseitig der his - Bauzeit des Turmdachwerks das Jahr 1441 ange - torischen Balkenlage eine neue Deckenkonstruktion nommen werden. Damit handelt es sich nach bishe - eingeschoben worden, mit der der Kaiserstiel durch rigem Kenntnisstand bei dem Hohenhauser Turm - eiserne Laschen verbunden worden war. Der First dach um das zweitälteste bekannte seiner Art in des Pyramidenhelms schien vor längerer Zeit durch Westfalen. eindringende Feuchtigkeit bereits so abgängig gewe - Die Option des Ersatzes der damit 565 Jahre alten sen zu sein, dass der Mittelstiel mit zusätzlichen Ei - historischen Konstruktion aus Kostengründen 18

3 Turmhelmverankerung des Barock nach Christian Gottlob Reuß. konnte daher seitens des Fachamt und der unteren der Stadt Lemgo vom Sturm heruntergeweht und auf Denkmalbehörde der Gemeinde Kalletal der Kir - das Kirchenschiff geworfen, wo die aufschlagenden chengemeinde nicht zugestanden werden. Zudem Trümmer Gewölbe durchschlugen und an der Dach - konnten die Reparaturen in der Turmspitze archiva - konstruktion und Eindeckung erhebliche Schäden lisch und inschriftlich in die Jahre 1907/1908 datiert hinterließen. Weil sich im Winter des damaligen Jah - werden. Die Arbeiten wurden damals im wesentli - res keine Dachziegel beschaffen ließen, um die Kir - chen von Zimmermeister August Kampmeier, dem chendächer nach erfolgter Holzreparatur wieder Schlossermeister Wilhelm Krügermeier, dem Klemp - eindecken zu können, ließ der Kirchenprovisor pi - nermeister August Frohne (alle aus Hohenhausen) kanterweise kurzerhand die Dächer der umliegen - und den Schieferdeckern Gebrüder Hesse (Lüde - den Bürgerhäuser zu Gunsten der wertvollen Kirche kings Nachfolger) aus Detmold ausgeführt. abdecken, was durch einen in Detmold geführten Prozess des betroffenen Hausbesitzer Michael Peters Turmhelmverankerung contra den Kirchenprovisor Bernhard Sutholt akten - Weiterhin strittig stellte sich die Frage der statischen kundig geblieben ist. (Staatsarchiv Detmold L29 B. Notwendigkeit, den bislang frei auf der Krone des Num. XVI 1, Lemgo Kirche S.Nicolai) Schaftes aufsitzenden Helm im Mauerwerk inge - Trotz dieses speziellen und anderer Unglücksfälle nieurtechnisch zu verankern zu müssen. Nach Auf - blieb die Frage nach der Verankerung der Helmkon - fassung des Statikers sollte außerdem eine Horizon - struktionen mit den Turmschäften unter Fachleuten talaussteifung in Form eines Ringankers auf die umstritten. So berichtet Schmitt 1911: „Längere Zeit Mauerkrone betoniert werden. galt es als ausgemacht, daß man eine Verankerung Der Frage nach der gebotenen Verankerung eines des Turmhelms im Mauerwerk vermeiden müsse, Turmhelms gegenüber den Windkräften geht man in weil durch eine solche das Mauerwerk gezwungen Lippe mit besonderer Gründlichkeit nach, wurde würde, an den Bewegungen des Turmdaches teilzu - doch im Dezember Anno 1660 der südliche Turm - nehmen; dadurch aber müsse das Mauerwerk über helm der prachtvollen St.Nikolai-Kirche mitten in kurz oder lang geschädigt werden.“ (S.163) Der Au - 19

4 Statisches Sanierungskonzept mit Verankerung des Turm - helms in der Deckenbalkenebene des Mauerschaftes. tor verwies auf diesbezügliche wissenschaftliche Be - richte von G. Moller aus den Jahren 1832–1844. „Andererseits muß aber doch verlangt werden, daß das Bauwerk unter allen Umständen standfest sei. Genügt hierzu das Eigengewicht nicht, so verankere man oder vermindere die Höhe so weit, bis das Ge - wicht für die Standfestigkeit ausreicht“, so Schmitt. Der Ingenieur empfahl bei Neubauten von Türmen ein Verhältnis der Turmhöhe zur Schaftbreite von 3 bis 4,5 einzuhalten. (Schmitt S.164) Welch ausgeklügelte und zugleich einfache Möglich - keiten die Baumeister der vergangenen Jahrhun - derte zur Helmverankerung entwickelten, zeigt ein Konstruktionsbeispiel aus dem Werk des Christian Gottlob Reuß „Anweisung zur Zimmermannskunst“, gedruckt 1764 in Leipzig. Die Buchabbildung zeigt einen barocken Helm mit 5 Grundriss und Schnitt des Turmhelms (Rekonstruktion). geschweifter Haube, Laterne und Kuppelabschluss, der im achteckigen Schaft mittels eines tief in das Mauerkrone im kleinteiligen Mauerwerk der Turm - Schaftinnere hinabreichenden Mauerstuhls veran - wände sollte verzichtet und stattdessen das auflas - kert ist. tende Gewicht oberhalb der Glockenebene gegen die Unter Verweis der Denkmalpflege auf diesen in der Windlasten genutzt werden. Vergangenheit geführten Diskurs wurde nach einer passenden Lösung für den Kirchturm in Hohenhau - Bauausführung sen gesucht. Diese ergab sich durch eine Veranke - Im Sommer 2006 wurde der gesamte Hohenhause - rung des Pyramidenhelms durch Zugstangen zwi - ner Kirchturm bei großer Hitze bis oberhalb der schen der Turmdachkonstruktion und der 3,40 m tie - Spitze eingerüstet. Die kupferne Helmbekrönung mit fer liegenden Balkenebene des Glockenstuhls. Auf Wetterhahn wurde für die Restaurierung abge- die ursprünglich projektierten Bohrungen und Ver - nommen und darunter zum Vorschein kam die be - pressungen für die geplanten Anker entlang der reits in Nadelholz teilverstärkte Firstkonstruktion 20

7 Turmschmuck in der Werkstatt, 2006.

Außer an der Turmspitze musste die Bleieindeckung des Pyramidenhelms nur noch an der Traufe geöff - net werden. Die Sanierung der Fußpunkte und des Balkenrostes wurden teils vom Gerüst aus und teils vom beengten Turminneren aus vorgenommen. Die Sparrenauflager erhielten passgenaue stählerne Balkenschuhe wegen des zu geringen Vorholzes für 6 Freigelegte Turmspitze nach der Einrüstung, 2006. die Schubkräfte. Die verzinkten und mit Gewindetei - len bearbeiteten Zugstangen mit einem Durchmes - des Helmes. (Foto) Der Kaiserstiel war – anders als ser von 16mm verbinden Balkenlage der Traufe und bei der Inspektion im Turminneren vermutet – in der 3,40 m tieferliegende, in das Bruchsteinmauerwerk Grundsubstanz gesund, so dass auf eine großflächi - einbindende Decke des Glockengeschosses. Lastver - gere Öffnung der Bleieindeckung und Dachschalung teilende Unterlegscheiben und Sechskantmuttern verzichtet werden konnte. Neben der zimmermanns - sorgen für die Verspannung. Wo sich im aufgehen - mäßigen Reparatur der Holzspitze, die wohl 1908 den Turm instabile Knotenpunkte zeigten, wurden mit dem eisernen Ring versehen worden ist, stand diese zusätzlich durch Bolzen verstärkt. Fehlende die Restaurierung des Turmschmucks an, bestehend Hölzer wurden wieder ergänzt, Schwächungen im aus geschmiedetem Vierkantvollprofil der Stangen - Querschnitt durch Laschen verstärkt. Im März 2007 halterung mit horizontalem Kreuzarm zwischen konnte die denkmalpflegerische Schlussabnahme er - zwei Hohlkugeln und figürlichem Abschluss an der folgen. Durch diese sensible, im statischen System Spitze in Form eines Wetterhahns. bleibende Restaurierung mit Erhalt der historischen Gemeinsam mit dem Restaurator für Metallobjekte Substanz konnten nach Auskunft des verantwortli - Herrn Brunnert vom LWL-Museumsamt nahm das chen Architekten Herrn Busse statt der befürchteten Denkmalpflegeamt im August 2006 einen Werkstatt - Mehrkosten gegenüber einem Neubau letztendlich termin im Kreis Minden-Lübbecke wahr, bei dem zur Zufriedenheit aller Beteiligten 26 % der ur - Maßnahmen zur Sicherung und langfristigen Erhal - sprünglich geplanten Kosten eingespart werden. tung des Turmschmucks besprochen wurden. Auf Empfehlung des Metallrestaurators sollte nach der Unser Dank gilt Herrn Klaus Dippel, der über die recherchierten Entfernung der losen Korrosionsschichten eine Be - Quellen zusätzliches Material erschloss und zur Verfügung handlung des Eisenkreuzes mit einer Grundierung stellte. aus Öl-Bleimennige und einer Endbeschichtung mit einem eisenglimmerhaltigen Ölanstrich erfolgen. Literatur Wegen vorhandener starker Materialverluste durch Christian Gottlob Reuß, Anweisung zur Zimmermannskunst, Kontaktkorrosion zwischen den Kupferhohlkugeln den Anfängern und Liebhabern der Baukunst, besonders den und dem Eisen waren Bleimanschetten an den ge - Zimmerleuten, zum Besten aufgesetzt, und mit nöthigen Kup - fährdeten Stellen einzulegen. Die Kugelprofile wa - fern erkläret. Leipzig 1764. RP Hannover 1989. – E. Schmitt, Th. ren durch Weichlot wieder zusammenzufügen, not - Landsberg, Die Dächer. Dachformen und Dachstuhl-Konstruk - wendige Verstärkungen des Materials konnten bei tionen. In: Handbuch der Architektur. Dritter Teil, 2. Band, Heft 4. den oberen Kugelhälften durch Aufnietung von Ver - Leipzig 1911. – Ursula Quednau, Die evangelisch-reformierte stärkungsblechen durchgeführt werden. Kondensat Pfarrkirche (ehem. St.Paulus) in Hohenhausen. Grabungsbe - und Regenwasseransammlungen in den Kugeln soll - richt und Anmerkungen zur Baugeschichte. In: Westfalen Band ten über rezente Bohrlöcher in den unteren Schei - 61/I 1983, S.92 –99 telpunkten der Kalotten abgeführt werden. Auf die Erhaltung der Kupferpatina im Gesamtbild des Bildnachweis Turmschmucks legte die Denkmalpflege besonderen LWL-Amt für Denkmalpflege: 1 (Austrup), 2 (Brockmann-Pe - Wert. Neu eingefügte Kupferbleche wurden daher in schel), 5 (Barthold), 6, 7 (Kaiser), 3: Christian Gottlob Reuß, An - herkömmlicher Vorgehensweise mit Natriumpoly - weisung zur Zimmermannskunst…, 4: Statikbüro Lange/Wes - sulfid patiniert. terhaus. 21

Thomas Spohn und Danae Votteler Ein An-Bau-Denkmal: Am Baukey 1 in Hagen

Die Stadt Hagen, eigentlich eher bekannt für ihren Bestand an (groß-) städtischen Baudenkma - len, bewahrt in den Randbezirken dennoch eine bemerkenswerte Zahl auch an Relikten der weit - gehend untergegangenen ländlichen Baukultur. Die meisten von ihnen – Bauernhäuser, Kotten, Reidemeistersitze – sind Baudenkmale, da sie in besonderer Deutlichkeit die Bau-, Wohn- und Lebensweisen einer bestimmten Epoche vorindustrieller Zeit dokumentieren. Ganz anders das in den beiden vergangenen Jahren sanierte kleinbäuerliche Anwesen nahe dem Schloss Werdrin - gen: Das ständige Bestreben nach einer Verbesserung der Lebensverhältnisse lässt sich hier durch eine besonders klar erhaltene Um- und vor allem Anbaugeschichte ablesen.

1 Hagen, Am Baukey 1; Ansicht von Nordwesten im Zustand 2006. Rechts der Speicher von 1721, links das Hauptgebäude mit seinem Wirtschaftsgiebel der Zeit um 1800, überragt von dem an dieser Seite verschieferten Erweiterungstrakt der Zeit um 1850.

2 Fachwerkgefüge der nördlichen Traufwand; ursprünglicher Bestand der einzelnen Bauphasen.

Der Kernbau entstand im Jahr 1705 als Nebenge - Der Kernbau von 1705 (d) bäude eines großes Hofes, vermutlich als Wohnsitz Das geschossig abgezimmerte Gerüst von sechs Ge - für die alte Generation. Der Haupthof selbst ging in binden zeigt die charakteristischen Merkmale des dem seit 1924 aufgestauten Harkortsee unter, und Fachwerkbaus der Region. Das Gerüst ist durch das spätestens um 1800 abgetrennte kleinbäuerliche Kopfstreben ausgesteift. Wandöffnungen zeichnen Anwesen liegt heute unmittelbar an dessen Gestade, sich durch Fasen und Falze in den Hölzern der Ge - was ihm seine Attraktivität für und die Bewahrung füge ab. Kopfbänder über der kleinen Wirtschafts - durch den hier ansässigen Yachtclub sichert. diele sind einfach gekehlt und mit Diamantquadern 22

3 Erdgeschossgrundriss in seinen Hauptentwicklungsphasen; die Zustände von links (S. 22) nach rechts (S. 23): 1705, um 1720, um 1800, um 1850.

5 Feuerstelle der ehemaligen Küche; aus dem Jahr 1705 stammen die beiden seitlichen Herdwangen aus Sandstein, während die einstige Feueröffnung nachträglich verschiedene 4 Blick auf die Wirtschaftsdiele während der Sanierung 2007. Zubauten erfuhr. Zustand während der Sanierung 2007. verziert. Die Giebeldreiecke mit Karniesprofil der und in einen Wohnteil getrennt. Allerdings zeigt Schwellen kragen zweifach über Balkenköpfchen diese Wand in ihrem rechten Teil (zwischen den Räu - vor. men V und III in den Grundrisszeichnungen) einen Der Keller unter dem linken Seitenschiff ist in schol - prägnanten Versprung, in dem dielenseitig wohl ligem Bruchstein mit Tonnengewölbe ausgeführt. schon ursprünglich eine Treppenanlage (Wendel - Das Sparrendach weist zwei Kehlbalkenlagen auf treppe?) vorhanden war. und blieb ursprünglich ohne stützende Stühle. Im Wirtschaftsteil liegt die haushohe Diele leicht Der Grundriss des Kernbaus war ehemals durch eine aussermittig zwischen den zweigeschossig unterteil - Quer-Trennwand unmittelbar am Kaminblock im ten Seitenschiffen. Diese Wirtschaftsdiele (I) war ur - Verhältnis von 3:2 Gefachen in einen Wirtschafts- sprünglich nicht durch ein Tor, sondern durch eine 23

ca. 1,3 m breite Tür erschlossen. Die Stube links der Das rechte Seitenschiff diente in der Erweiterung als Wirtschaftsdiele (II) erhebt sich leicht über dem ton - Stallung, wie ein erhaltener Kuhnackenriegel belegt, nengewölbten Keller. Für das rechte Seitenschiff (III) der sich über die ersten 1¹⁄ ³ Gefache erstreckt. Das ist eine ursprünglich landwirtschaftliche Nutzung linke Seitenschiff erhielt einen weiteren, von der durch eine separate Tür im erhaltenen Teil der alten Diele aus betretbaren Wohnraum (II a), für den auch Giebelwand zu erschließen. der alte tonnengewölbte Keller nach Westen hin ver - Der Wohnteil wird durch einen parallel zum First längert wurde. Wohl im selben Zuge erhielt die Kü - stehenden, mächtigen Bruchsteinblock für das Herd - che (IV) dadurch eine Erweiterung, dass die ur - feuer und eine daran anschließende schmale, fach - sprüngliche Trennwand zwischen Wohn- und Wirt - werkene Wandscheibe zweiräumig gegliedert. Im schaftsteil im Bereich des Erdgeschosses entfernt größeren der beiden Räume (IV) haben sich die bzw. um ein Gebinde verschoben neu errichtet sandsteinernen Wangen der einstigen Küchenherd - wurde (Bereich IV a). Gleichzeitig wurde die Küche stelle mit bescheidenem Dekor (jeweils eine Blume in der Höhe zweigeschossig unterteilt. In dieser Zone über einem Diamantquader) erhalten. Die Küche (IVa) entstand nun eine Treppenanlage, von der die war bis in die Zeit um 1720 haushoch. Raum V – be - oberen Räume des Wohnteils sowie – über eine Ga - reits ursprünglich zweigeschossig unterteilt – hatte lerie mit gesägten Geländer-Balustern – des rechten einen unregelmäßigen Zuschnitt, indem er sich teil - Seitenschiffes (und insbesondere der Raum über weise in das rechte Seitenschiff hinein erstreckte. dem Stall) erschlossen werden. Wie die restauratorische Befunduntersuchung ge - Um die selbe Zeit des Jahres 1721 (d) wurde das An - zeigt hat, waren alle Wände mit einem rotfarbigen wesen auch um einen separat stehenden Speicher bzw. eisenoxidfarbigen Kalkanstrich gefasst. Dieser ergänzt. Dieser erhebt sich mit einem bruchsteiner - Anstrich fehlte jedoch in der Raumausbuchtung (Va), nen Erdgeschoss und einem fachwerkenen Oberge - so dass der Verdacht nahe liegt, sie habe ursprüng - schoss über nahezu quadratischem Grundriss. lich ein Wandbett als fest eingebaute Schreinerar - Wohl etwas später im 18. Jahrhundert entstand an beit aufgenommen. der rechten Traufwand des Hauptgebäudes ein fach - werkener Anbau unter Pultdach (VI a), der jedoch Erste Erweiterung um 1720/22 (d) bereits nach wenigen Jahrzehnten im Zuge der zwei - Im Zuge der ersten Erweiterung um zwei Gebinde ten Erweiterung wieder entfernt wurde. am Wirtschaftsgiebel entstand eine um zwei Gefache verlängerte Diele, die nun mit einem (erhaltenen) Zweite Erweiterung um 1800 Dielentorgestell auch befahrbar war. Der neue Wirt - In ganzer Länge wurden Kernbau und erste Erwei - schaftsgiebel ist – wie schon der Kernbau – durch ein terung an der rechten, südlichen Traufwand sowie Karniesprofil in der Schwelle des Giebeldreiecks ge - am Wirtschaftsgiebel im Bereich des rechten Seiten - schmückt. schiffes erweitert. Dabei sind die ergänzenden 24

Wandteile am westlichen Wirtschaftsgiebel einheit - eine Fortführung des Fachwerkgerüstes vorbereitet. lich in Fachwerk abgezimmert, während die nied - Dazu ist es freilich – aus unbekannten Gründen – rige Traufwand aus einer unterschiedlich breiten nicht gekommen. Während die Wohnräume allesamt Bruchsteinmauer besteht. Überwiegend war die Er - in diesem Neubauteil untergebracht wurden, blieb weiterung mit der Schaffung größerer Räume im die Küche an alter Stelle im Altbau erhalten. Die üb - rechten Hausteil verbunden, wozu die ehemalige rigen Räume des Altbaus freilich wurden nun sämt - rechte Traufwand im Erdgeschossbereich entfernt lich der landwirtschaftlichen Nutzung zugewiesen. und die Wände im oberen Bereich durch mächtige Es war diese Vermehrung an landwirtschaftlich ge - Unterzüge abgefangen wurden. Diese Erweiterung nutzten Räumen, die für die Erweiterungen des Hau - betraf sowohl den Stallteil (III b, VII) als auch den ses bis ins frühe 19. Jahrhundert maßgeblich gewe - Raum hinter der Küche (V b). Hier blieben im Wohn - sen waren. Eine deutliche Verbesserung der Wohn - giebel zwei (nachträglich zugesetzte) Fenster dieser standards wird dagegen erst mit der letzten Erwei - Bauphase mit innenseitiger Holzbekleidung erhal - terung um 1850 erreicht. ten. Die Zukunft Dritte Erweiterung um 1850 Die jüngste Geschichte und die Zukunft des Anwe - Mit deutlichem Abstand zum Altbau wurde ein zwei - sens bestimmt die attraktive Lage am Harkortsee. stöckiger Fachwerkbau unter relativ flach geneig - Das Areal wird im Rahmen des EU-Projektes tem Dach errichtet, der in beiden Etagen beiderseits „Artery – Flusslandschaften der Zukunft“ zu einem eines Längsflures (VIII) mit zweiflügeliger Tür in der Sport- und Freizeitbereich mit regionaler Bedeutung östlichen Giebelwand jeweils einen Wohnraum über ausgebaut. Ergänzt um einen separat stehenden nahezu quadratischem Grundriss (IX, X) enthält. Neubautrakt sollen hier in Kooperation mit dem Das Fachwerkgerüst ist mit haushohen Eckständern „Yachtclub Harkortsee“ als Eigentümer auf dem Se - stöckig abgezimmert, wobei am östlichen Giebel ein gelsportareal eine Fahrradverleihstation, ein Touris - durchgehender Geschossriegel als Rähm der unte - musbüro und eine Gastronomie betrieben werden. ren und Schwelle der oberen Wand dient. Die Stän - Die zwar behutsame, an manchen Bauteilen jedoch der stehen nicht im Gebinde, sondern nehmen Bezug – durch schlechten Bauzustand bedingt – tiefgrei - auf die achsiale Gliederung von – am östlichen Gie - fende Wiederherstellung wird mit Denkmalförder - bel – fünf Achsen mit seitlich gekuppelten Fenstern. mitteln der Stadt Hagen und des Landes von der Zur Aufnahme der Fenster verspringen die beiden „Wittener Gesellschaft für Arbeit und Beschäfti - einfach vernagelten Riegelketten. Gekrümmte gungsförderung mbH“ ins Werk gesetzt. Schwelle-Rähm-Streben dienen der Aussteifung. Mit dieser Erweiterung war ein kompletter Neubau Quellen des gesamten Hauses, d. h. der Abriss des Altbaus Dendrochronologische Untersuchung: Hubert Michel, Arns - mit allen seinen Erweiterungen, beabsichtigt. Da - berg-Müschede; restauratorische Untersuchung: Christoph rauf deuten sowohl der Abstand des jüngsten Bau - Hellbrügge, Ascheberg. körpers vom Altbau sowie seine ganz andere Dach - neigung hin, vor allem aber die Bauspuren an der Bildnachweis nördlichen Traufwand: An deren Eckständer sind LWL-Amt für Denkmalpflege in Westfalen: 1, 2, 3 (Spohn); 4, 5 bereits sämtliche Zapfenschlitze und Nagellöcher für (Votteler). 25

Berichte aus der Praktischen Denkmalpflege

Altena – Lutherkirche Die Lutherkirche in Altena kann auf eine lange Ge - schichte zurückblicken. Ihr Vorgängerbau, ehem. St. Katharina, von der noch der Turm und der Altar - block erhalten sind, entstand um 1318. 1738 wurde die dreischiffige Halle errichtet, möglicherweise von Johann Michael Moser aus Unna, der in der ersten Hälfte des 18. Jahrhunderts als Kartograph und Bau - meister in der Grafschaft Mark vielfach tätig war. Als Kartograph verfertigte er für die Städte Schwelm, Unna, Hagen, Lüdenscheid, Breckerfeld und Pletten - berg die Grundrisspläne. Als Architekt ist er unter anderem für die ev. Kirche in Velbert-Langenberg (Entwurf 1724), und die Lutherkirche in Hamm (1734–1739 errichtet) bekannt. 1729 war Johann Michael Moser mit dem Bau und der Reparatur der Lennebrücke in Altena beschäftigt, die durch star - Altena, ev. Lutherkirche, Gewölbemalerei. 2007. ken Eisgang beschädigt war – er kannte also Altena. Sein gesamtes Schaffen ist noch nicht abschließend chen und Gurtbögen vom beteiligten Kirchenmaler erforscht. mit einem mineralischen Neuanstrich überarbeitet. Die neubarocke Raumfassung des Innenraumes der Dank der guten Zusammenarbeit von Restauratorin Lutherkirche entstand 1938/1939 und wurde von und Kirchenmaler ist das Ergebnis sehr gelungen Paul Thol, Professor für angewandte Malerei an der und die Kirchengemeinde kann sich wieder an ei - Berliner Hochschule für Bildende Künste, entwor - nem lichten Raum erfreuen. Die dreiseitige hölzerne fen. Es handelt sich bei dieser besonders qualitätvol - Empore des Kirchenschiffs wurde durch eine zusätz - len Ausmalung um eines der wenigen erhaltenen liche Stahlkonstruktion, die unterhalb der Holzdie - Beispiele der Kirchenmalerei aus der Zeit zwischen len verdeckt eingebaut werden konnte, stabilisiert den beiden Weltkriegen in Westfalen. Der Erhalt die - und für die Benutzung hergerichtet. Am zweiten Ad - ser Malerei stand deshalb bei der Innenraumsanie - ventsonntag im Dezember 2007 wurde der Kirchen - rung im Vordergrund. Die Reinigungs- und Konser - raum mit einem Festgottesdienst für die Gemeinde vierungsmaßnahmen an der stark verschmutzten wieder eröffnet. und von Mikroorganismen befallenen Leimfarben - Barbara Seifen malerei wurden von einer Diplom-Restauratorin Bildnachweis ausgeführt, die monochrom gefassten Gewölbeflä - LWL-Amt für Denkmalpflege (Seifen).

Bielefeld – Entdeckung des „Kiekstattrondells“ auf der Sparrenburg Im Rahmen einer erneuten, groß angelegten und über Jahre hinaus mit insgesamt 7.500.000 Euro kalkulierten Instandsetzungskampagne der denk - malgeschützten Festungsanlage Sparrenburg, deren bauliche Ursprünge weit vor der Mitte des 13. Jhs. angenommen werden und die als Bielefelds Wahr - zeichen gilt, stieß man im Oktober 2007 zunächst auf den Ausgang einer verschütteten 6 m langen Trep - penanlage. Ihr Ausgang führte aus den Kasematten, die in diesem Burgbereich vom Umweltschutz Fle - dermäusen als beschützt gepflegter Lebensraum zur Verfügung gestellt werden, hinauf auf das oberirdi - Bielefeld, Kiekstattrondell, Sparrenburg. 2007. sche, archäologisch bis dahin noch nicht sondierte „Kiekstattrondell“. nutzte, flache und hier in den nordwestlichen Eck - Das Kiekstattrondell (= Kuck-Stadt-Rondell) ent - turm der Sparrenburg eingebundene Fortifikation stand wohl um 1535. Hierbei handelt es sich um eine ohne Dach, die nach den damals modernsten und artilleristisch für die Aufstellung von Kanonen ge - von Albrecht Dürer (147 1– 1528) entwickelten Maß - 26 gaben für Festungsbau und Verteidigungsanlagen land einzigartig. Im Moment ist die Ausgrabung in errichtet wurde und somit einen hohen Bedeutungs - Abstimmung zwischen der Unteren Denkmalbe - rang hat. hörde und der ISB (Stadt Bielefeld) und dem LWL- Die Entdeckung der historischen Oberfläche der re - Amt für Denkmalpflege sowie der LWL-Archäologie naissancezeitlichen „bastion plat“ fällt in den Okto - für Westfalen winterfest hergerichtet. ber 2007: Auf der Aussichtsplattform des Kiekstatt- 2008 wird die denkmalpflegerisch schwierige Frage rondells musste eine Lärche im Zuge der Instandset - zu beantworten sein: „Wie kann der Grabungsbe - zungsmaßnahmen (neues Entwässerungssystem fund konserviert und restauriert werden, um ihn u.a.) gefällt werden. Bei den Ausschachtungsarbei - möglicherweise sogar begehbar der Öffentlichkeit ten zur Entfernung der Baumwurzeln stieß man völ - präsentieren zu können?“ Konservatorisch betrach - lig unerwartet zunächst auf die Stufen des o.g. Trep - tet wäre für die gesicherte Erhaltung der „bastion penabgangs und weiterführend in der Umgebung plat“ nach erfolgter Dokumentation eine Verfüllung des Treppenlochs in 3 m Tiefe auf steinmetzmäßig die beste Lösung, man kann aber kaum davon aus - ganz hervorragend zugerichtete Sandsteinplatten, gehen, dass dieser fachlich richtige Vorschlag in der Schießscharten, profilierte Werksteine u.a. – Das Öffentlichkeit auf Freude oder Verständnis stoßen war der Anfang eines überraschenden und noch ori - würde. Die Zielsetzung wird also erfahrungsgemäß ginal erhaltenen Befundes, nicht voraussehbarer zu - sein, dass dieses Deutschland weit hochkarätige Do - sätzlicher Kosten und eines wissenschaftlich diffizi - kument der Festungsbaukunst der Renaissance – len denkmalfachlichen Fragenkomplexes. jetzt wieder klimatischen Schwankungen an der 1000 t Erdlast sind inzwischen unter fachlicher Be - freien Luft und möglicherweise touristischer Nut - gleitung der LWL-Archäologie für Westfalen, Außen - zung ausgesetzt – für die Zukunft und auf Dauer we - stelle Bielefeld und von Frau Dipl.-Ing. Justen, ISB nig Schaden nimmt durch Begehung und Witte - (Stadt Bielefeld) entfernt und das Rondell, dessen rungseinflüsse. Brüstungsmauern ebenfalls erhalten sind, ist jetzt Iris Tillessen freigelegt worden: Der archäologische Befund ist Bildnachweis nicht nur für Bielefeld, sondern für ganz Deutsch - Untere Denkmalbehörde Stadt Bielefeld (Dopheide).

Herten – Schlosspark stellt wurde. In seiner Arbeit, die kein Parkpflege - Das Schloss Herten wird von einem weitläufigen werk im klassischen Sinn ist, sondern die Bearbei - Park umgeben. Der ursprünglich barocke Garten tung von Teilaspekten eines umfassenden Parkpfle - wurde in den Jahren 181 4–1817 landschaftlich gewerks beinhaltet, stehen Aussagen für eine zu - gestaltet. Er zeichnet sich heute besonders durch kunftsorientierte, denkmalgerechte Entwicklung des seine Alleen, den artenreichen Baumbestand, ausge - Gehölzbestandes, des Wegesystems und der überlie - dehnte Wälder und große Parkwiesen aus. Seit 1988 ferten Sichtbeziehungen im Vordergrund. Die kon - steht der Schlosspark unter Denkmalschutz. kreten, praxisbezogenen Aussagen zur aktuell und Wie bei vielen denkmalgeschützten Parkanlagen be - künftig erforderlichen Pflege berücksichtigen gar - steht auch im Schlosspark Herten die Gefahr, dass tendenkmalpflegerische, funktionale und ökologi - durch unterlassene oder nicht denkmalgerecht aus - sche Aspekte. geführte Pflegemaßnahmen wichtige Zeitzeugnisse Mit der Umsetzung des Entwicklungs- und Pflege - verloren gehen oder zumindest ihre Bedeutung im konzeptes kann die Stadt Herten den hinsichtlich Zusammenhang mit der Geschichte des Parks kaum seiner noch vorhandenen historischen Strukturen noch zu verstehen ist. Deshalb wurde von der Stadt aus dem 18. und 19. Jahrhundert im Ruhrgebiet ein - Herten ein Entwicklungs- und Pflegekonzept für den zigartigen Park langfristig als Gartendenkmal erhal - Schlosspark in Auftrag gegeben, das von dem Land - ten. schaftsarchitekten Achim Röthig kürzlich fertig ge - Uwe Siekmann

Marienmünster – Ackerhaus des Klosters mäne betrieben und dann in mehrere private Besit - Nach umfassenden Sanierungsmaßnahmen konnte zungen aufgeteilt. Seit der Säkularisation 1803 ist es das Ackerhaus des Klosters Marienmünster, ein gro - den Eigentümern erfolgreich gelungen, die Erhal - ßes Bruchsteingebäude aus dem Jahr 1712, am tung des umfangreichen Bestandes sicher zu stellen. 5. September 2007 für seine neue Nutzung geöffnet Die Gebäude wurden kontinuierlich in ähnlicher werden und steht nun mit einem großen Saal für kul - Weise wie vor 1803 genutzt: Landwirtschaft im Wirt - turelle Veranstaltungen und Musikaufnahmen zur schaftshof des Klosters, Wohnen in den Konvents - Verfügung. bauten, überwiegend Gartennutzung auf den Freiflä - Das im Jahr 1128 gegründete ehemalige Benedikti - chen. Die Klosterkirche blieb wie schon vor 1803 die nerkloster Marienmünster, in der gleichnamigen Pfarrkirche der Gemeinde Marienmünster. Derzeit Stadt Marienmünster im Kreis Höxter gelegen, ist steht ein neuer Umnutzungsprozess an, da die land - eine weitgehend erhaltene Klosteranlage. Sie wurde wirtschaftliche Nutzung, die hier den baulichen Be - 1803 säkularisiert, wenige Jahre als staatliche Do - stand lange gut gesichert hat, nicht mehr stattfindet. 27

1999 erarbeiteten die Eigentümer und Bewohner des Klosters gemeinsam mit ihrem Architekten, der Stadt Marienmünster, dem Regierungspräsidium Detmold und dem LWL-Amt für Denkmalpflege in Westfalen ein Konzept für eine kulturelle Nutzung der Klosteranlage, das seitdem schrittweise umge - setzt wird. Der Qualitätsstandard von Planung und Ausführung dieses Projektes ist ausgesprochen hoch. Zum ersten Bauabschnitt gehören drei ehema - lige Wirtschaftsgebäude des Klosters, das Ackerhaus von 1712, der Reisestall von 1717 und der Schafstall von 1726. Das Ackerhaus besaß ursprünglich eine dreischiffige Struktur mit mittlerer Dreschtenne und beidseitig Marienmünster, Ackerhaus des Klosters. 2007. Pferdeställen, dazu gab es Schlafkammern für den Hofmeister, den Förster, für die Tagelöhner, außer - die Schlafkammer des Schmiedes und eine Kohlen - dem eine Küche, Kammern und Schlafstellen für die kammer befunden haben, ein neuer, leicht und Knechte sowie einen großen Speckboden, darüber transparent wirkender Verbindungsbau – als Ge - der Dachboden, auf dem Korn und anderes Erntegut bäude auch wieder in der historischen Tradition, das gelagert werden konnten. Über Jahrzehnte diente „Gerät“, in diesem Fall die Tontechnik, für die Nut - das Gebäude nur noch als Schweinestall, für den die zung des Ackerhauses bereitzuhalten. Dieses Ge - Innenwände entfernt worden waren. So konnte in bäude wurde wie der Vorgängerbau vor die barocke diesem ehemaligen Ackerhaus, ohne erneut denk - Klostermauer gesetzt, die seine Rückwand bildet, malwerte Substanz herauszunehmen, der große und weist sich als zeitgemäße Ergänzung der histo - Saal Platz finden, der für eine vielfältige kulturelle rischen Architektur aus. Nutzung notwendig ist. Zwischen dem Ackerhaus Barbara Seifen und dem Reisestall steht jetzt anstelle des kleinen Bildnachweis Nebengebäudes, in dem sich um 1803 die Schmiede, LWL-Amt für Denkmalpflege (Seifen).

Menden – Fachwerkhaus An der Stadtmauer 5 Als das sehr kleine Fachwerkgebäude An der Stadt - mauer 5 im Jahr 1986 in die Denkmalliste der Stadt Menden eingetragen wurde, war es ungenutzt und stand bereits über einen langen Zeitraum leer. Im - mer wieder wurde ohne Ergebnis über eine mögli - che neue Nutzung und die notwendige Instandset - zung des Hauses nachgedacht. Jetzt zeichnet sich endlich eine tragfähige neue Perspektive für dieses „Schmarotzerhaus“ ab. Es handelt sich um ein Kleinhaus aus dem 18. Jahrhundert (1709 dendro - chronologisch ermittelt), das direkt an der Stadt - mauer errichtet wurde. Der Zustand des Hauses zeigt die bescheidenen Lebensverhältnisse der armen Bevölkerungsschichten im 19. und frühen 20. Jh. Durch die lange Phase des Leerstandes sind allerdings erhebliche Schäden entstanden. Das Ge - bäude An der Stadtmauer 5 ist eines von wenigen er - haltenen Beispielen dieses Typs und besitzt für die Stadt Menden und darüber hinaus hohen Zeugnis - wert durch seine noch intakte innere Struktur und die vorhandenen Ausstattungsdetails. Es wurde von einem denkmalbegeisterten Mendener Bürger er - Menden, An der Stadtmauer 5. 2007. worben und in die neu gegründete „Mendener Stif - tung Denkmal und Kultur“ eingebracht. Der Stif - statt eines Schusters. Im Herbst 2007 wurde eine tungszweck beinhaltet, dass das Haus An der Stadt - umfassende Bestandsaufnahme und Schadensana - mauer 5 restauriert und anschließend dem Mende - lyse des Gebäudes durchgeführt. Die Instandsetzung ner Museum als Außenstelle zur Verfügung gestellt soll im Jahr 2008 beginnen. wird. Das städtische Museum wird darin voraus - Barbara Seifen sichtlich einen Handwerker-Hausstand des 18. Jahr - Bildnachweis hunderts einrichten, z.B. den Hausstand mit Werk - LWL-Amt für Denkmalpflege (Seifen). 28

Nordkirchen – Schlosspark malgerechte Erneuerung der Alleen nicht zuletzt an Ein charakteristisches Gestaltungselement des einer fehlenden Finanzierung. denkmalgeschützten Nordkirchener Schlossparks Ermöglicht wird die Nachpflanzung nun durch die sind die Alleen aus Rosskastanien, Linden, Rotbu - Hochzeitspaare, die sich in Nordkirchen trauen las - chen, Ahornen und Platanen. Sie prägen das Bild so - sen und aus diesem Anlass einen Alleebaum spen - wohl der aus dem 18. Jahrhundert als auch der aus den, der dann im Rahmen einer gemeinsamen dem frühen 20. Jahrhundert stammenden Parkteile. Pflanzaktion im Frühjahr oder Herbst gepflanzt Die Alleen sind heute noch weitgehend vorhanden, wird. wenn auch vielfach erneuert oder verändert. Mit dem Projekt „Hochzeitsbäume“, das von der Ge - Seit Jahrzehnten schon befinden sich manche der meinde Nordkirchen initiiert wurde und von der Alleen in einem schlechten Erhaltungszustand, der Fachhochschule für Finanzen des Landes NRW als sowohl durch unsachgemäße Behandlung über Eigentümerin von Schloss Nordkirchen unterstützt lange Zeiträume (z.T. seit über 200 Jahren) als auch wird, konnten bereits manche der sanierungsbe - durch natürliche Alterung bedingt ist und eine Er - dürftigen Alleeabschnitte nachgepflanzt werden. neuerung notwendig macht. Gescheitert ist die denk - Uwe Siekmann

Rüthen – Haus Buuck Haus Buuck ist in der Stadt Rüthen ein auffallend stattliches und imposantes Fachwerkhaus. Laut In - schrift ( 1609, den 17ten (…) haben wir elude als Cas - par Buuck und Dorotea Hotke dis haus uns und un - sern kindren zu nutz und der stadt Ruden zu from - men gebawet ) wurde es 1609 errichtet. In diesem Jahr zahlte die Stadt Rüthen zum letzten Mal ihren Mitgliedsbeitrag an die Hanse. Die Dreigeschossigkeit des Gebäudes, seine Länge (16,17 m), Breite (12,22 m), Höhe (16,00 m) und das sehr hohe mehretagig zum Speichern genutzte Krüppelwalmdach beeindrucken in Größe und Volu - men. Am 7.3.1984 wurde Haus Buuck in die Denk - malliste der Stadt Rüthen eingetragen. Seit mehr als 10 Jahren verfällt das Baudenkmal ungenutzt. 1739 überstand es unbeschädigt – als eines von ganz Rüthen, Haus Buuck 2007. wenigen Häusern in Rüthen – den großen Stadt - brand. Wissenschaftliche, sozialgeschichtliche, sich über dem Deelentorbogen jagenden Tieren und städtebauliche, volkskundliche und ortshistorische einem B als Signatur (Monogramm für Buuck oder Gründe sowie unversehrt überlieferte bauhistori - für den Baumeister bzw. Bildschnitzer?) in singulä - sche Spuren, der Bautypus in Abhängigkeit seiner rer Weise hervorgehoben. Die zwischen den Füllhöl - einstmaligen ersten Nutzung (= Kaufhaus) und sein zern vorkragenden Stirnenden der Geschossbalken Standort dokumentieren, dass Haus Buuck einen sind mit Grauen erregenden Fratzengesichtern be - einzigartig hohen Bedeutungsrang hat im Vergleich schnitzt. Die Trotzköpfe oder auch Neidköpfe ge - zu der großen Vielzahl von Fachwerkhäusern in Rü - nannt, sollen symbolisch bewertet im apotropäi - then und auch überregional. schen Sinn das Übel in jedweder Gestalt von diesem Das Erbauerehepaar, Caspar Buuck und seine Frau Haus abwehren. Dorotea Hotke, waren Kaufleute. Sie ließen ihr Kauf - Das Äußere dieses Baudenkmals, die Raumdisposi - haus am Hauptverkehrsknotenpunkt der Stadt Rü - tion mit ihren ursprünglichen Funktionen und die then errichten: An der Kreuzung Niedere Straße, Raumausstattungen sind bis heute erhalten. Beson - Hachtorstraße, Mittlere Straße, im städtebaulichen ders beeindruckt das monumentale eichene Auf - Kontext die beste Lage. Denn betritt man durch das zugsrad im obersten Speichergeschoss mit einem bis denkmalgeschützte mittelalterliche Hachtor die zur Deele geführten riesigen Holzschacht. Stadt von Norden, so erreicht man auf dem Weg zum Die Instandsetzung und Wiedernutzung von Haus historischen Rathaus auf halber Strecke nach Süden Buuck, das ein hochbedeutendes Zeugnis für die His - Haus Buuck. Deswegen ist auch seine nördliche und torie der Hansestadt Rüthen und als ein früh in Han - geschossweise mehrfach überkragende hohe Giebel - del und Wirtschaft eingebundenes Kaufhaus auch wand als augenfällige Schaufassade konzipiert mit Dokument für die Wirtschaft ganz Westfalens ist, künstlerisch und gestalterisch sehr aufwändigem hätten schon seit langem realisiert werden müssen. spätrenaissancezeitlichen Schnitzwerk auf allen Deswegen kann es gar nicht hoch genug gewürdigt Balkenoberflächen und auf dem Deelentorgestell. werden, dass sich am Ort ein Verein zur Erhaltung Die kostspielige Dekoration ist nicht nur verspielt dieses Baudenkmals gegründet hat, der mittlerweile floral, sondern auch mit Rollwerk, kleinen Hermen, schon 200 Mitglieder mit steigender Tendenz zählt, 29 und die Stadt Rüthen ein Architekturbüro in Brilon nahme. Inzwischen wurde auch ein Förderantrag mit der Ausarbeitung eines Nutzungskonzepts be - bei der Deutschen Stiftung Denkmalschutz gestellt. auftragte. Das Ergebnis ist sehr überzeugend: Es Herr Minister Oliver Wittke hat sich am 23.12.2007 stellt die zukünftigen Erhaltungskosten dieses Bau - vor Ort persönlich über das Projekt informieren las - denkmals durch seine Nutzung und die Einbindung sen, denn auch Landesmittel sollen beantragt wer - in die Wirtschaft und den Tourismus als gesichert in den. Aussicht. An den Kosten dieses Nutzungs-, Instand - Iris Tillessen setzungs- und Vermarktungskonzepts beteiligte sich Bildnachweis der LWL ebenso wie an der Notsicherungsmaß - LWL-Amt für Denkmalpflege (Tillessen).

Schieder-Schwalenberg – Schlosspark Schieder Nachdem zunächst die barocken Kaskaden- und Die seit dem 22.12.1999 denkmalgeschützte Schloss - Treppenanlagen instand gesetzt wurden, hat die anlage veranschaulichte die Gartengestaltung und Stadt Schieder-Schwalenberg auch die Wiederher - Pflanzenverwendung im Schiederaner Schlosspark stellung von Teilen der Parkanlage beschlossen. Weil von der ersten Hälfte des 18. Jahrhunderts bis ins die Reste der landschaftlichen Überformung des ausgehende 20. Jahrhundert. Die baulichen und ehemaligen Barockgartens nicht mehr zu halten wa - pflanzlichen Strukturen eines regelmäßig angeleg - ren, jedoch mit dem Parterre, den Terrassen, der ten Barockgartens des 18. und die Gestaltungen ei - Mittelachse, dem Schlossgraben, den Kaskaden und nes Landschaftsgartens des 19. Jahrhunderts waren den rahmenden Hecken noch wesentliche Struktu - trotz zahlreicher Änderungen und Vereinfachungen ren aus dem frühen 18. Jahrhundert vorhanden erhalten, verfielen in den letzten Jahrzehnten jedoch sind, wurde die Wiederherstellung des Gartens in zunehmend. Um den voranschreitenden Auflösungs - zeitgemäßer Formensprache beschlossen. Mit den prozess zu unterbrechen, sind fach- und denkmalge - Arbeiten an den Terrassen ist 2007 nach Plänen des rechte Pflege- und Instandsetzungsarbeiten drin - Landschaftsarchitekten Halke Lorenzen begonnen gend erforderlich. Besonders notwendig waren res - worden. Sie sollen im nächsten Jahr mit der Neuge - taurative Maßnahmen an den noch aus der Barock - staltung des Parterres fortgesetzt werden. zeit stammenden Kaskaden- und Treppenanlagen Uwe Siekmann sowie an dem Brunnen auf dem Parterre.

Schloss Neuhaus – Ehemaliges Speicherge - bäudes an der Neuhäuser Kirchstraße Das kleine Speichergebäude an der Neuhäuser Straße gehört aufgrund seines Alters zu den ältesten Baudenkmälern im Ortsteil Schloss Neuhaus. Drei Bau- und Erweiterungsphasen prägen den kleinen Speicher, der um 1640 als Nebengebäude auf dem rückwärtigen Teil des Wohnhauses Residenzstraße 31 errichtet wurde. Der Speicher selbst wurde als dreigeschossiger, giebelständiger Fachwerkbau über einer Grundfläche von 5,3 x3,9 m mit vier Ge - binden verzimmert. Um 1880 wurde das nunmehr von der Kirchstraße aus erschlossene Gebäude durch einen seitlichen Anbau wesentlich erweitert und als Dielenhaus kon - zipiert, der um 1900 um einen weiteren 3,5 m brei - ten fachwerkenen Anbau ergänzt wurde. Die Erwei - terungen dienten der Unterbringung dringend benö - Schloss Neuhaus, Speicher nach der Restaurierung. 2008. tigter Wohn- und Wirtschaftsräume. Gleichzeitig wurde die um 1800 neu geschaffene Diele aufgeteilt In zweijähriger Bauzeit wurden in einem Bauab - und zweigeschossig zu Wohnräumen durchgebaut. schnitt das Dach mit alten Ziegeln neu gedeckt, der In den 1920er Jahren mussten Teile der Außen - Giebel und die Ortgänge repariert. Im zweiten Bau - wände durch ein Ziegelmauerwerk ersetzt werden. abschnitt wurden die Fenster, Türen, Fußböden, Zu diesem Zeitpunkt diente das im Volksmund als Wände mit Lehmputz ergänzt und ein kleiner mit „Villa duck dich“ bekannte Gebäude nur noch zu Buchsbäumen eingefasster Bauerngarten zwischen Wohnzwecken. den Baudenkmälern Neuhäuser Straße 14 und 16 Seit 1986 wird das ehem. Speichergebäude in der angelegt. Denkmalliste geführt. Nach dem Auszug des Vorbe - Bettina Heine-Hippler sitzers im Jahr 2005 begann die notwendige Restau - Bildnachweis rierung des Fachwerkhauses. LWL-Amt für Denkmalpflege (Heine-Hippler). 30

Aus dem Bildarchiv

1 Brilon, Derkertor, Landseite 1930.

Das Derkertor in Brilon – 1932 und heute Seine heutige Gestalt erhielt das Derkertor um 1750, In Westfalen gibt es nur noch wenige historische als das damals baufällige mittelalterliche Tor durch Stadttore. In Brilon führte der Weg durch das Der - einen Neubau ersetzt wurde. Wegen seiner geringe - kertor nicht nur weiter in Richtung Korbach und ren Bedeutung verzichtete man auf Bauzier und ver - Marsberg, sondern auch zu dem vor der Stadt lie - wendete das abgebrochene Altmaterial. Im Oberge - genden jüdischen Friedhof und zum Stadtwald, in schoss wurde ein Gefängnisraum eingerichtet, der dem sich die Briloner Bürger mit Holz versorgen über eine Treppe des anschließenden Nachbarhau - konnten. Bis 1932 war das Derkertor einziger Süd - ses zugänglich ist. An der Feld- und an der Stadtseite ausgang der Stadt. Sein Name geht zurück auf den sieht man in der Mitte des Obergeschosses kleine nahegelegenen Weiler Dederinghausen, der aber be - Nischen mit zwei darüber liegenden, kleinen Öffnun - reits seit dem späten Mittelalter nicht mehr existiert. gen. 31

2 Brilon, Derkertor, Landseite 2007.

Beide Bilder zeigen die Landseite des Derkertores weichen mussten. So steht das Derkertor heute et - und sind etwa vom gleichen Standort aufgenommen. was isoliert im Stadtraum, nicht zuletzt deshalb, weil Im Hintergrund sieht man den mächtigen Turm der auch die Straßenführung verändert worden ist. Über Propsteikirche St. Petrus und Andreas. Am Derker - der Tordurchfahrt wurde in den 1970er Jahren das tor und in seiner Umgebung scheint sich nicht viel Stadtwappen angebracht und in die Nische ein verändert zu haben, aber bei genauer Betrachtung Standbild des Heiligen Petrus gesetzt. erkennt man doch Unterschiede. Wie im rechten Teil Oliver Karnau der historischen Aufnahme von 1930 zu sehen ist, Bildnachweis gab es in der Nähe des Tores noch bis ins 20. Jahr - LWL-Amt für Denkmalpflege: 1 (Schnautz), 2 (Karnau). hundert Reste der alten Stadtmauer, die aber nach dem Zweiten Weltkrieg dem Neubau einer Schule 32

Termine

3. Westfälischer Tag für Denkmalpflege 2008 Durch die intensiven Forschungen zur Warburger in Warburg Neustadtkirche St. Johann Baptist, die ein herausra - Unter dem Motto „erkennen – erforschen – erhalten: gendes Beispiel für die Kooperation aller Abteilun - Denkmalpflege für Westfalen-Lippe“ veranstaltet gen des Amtes darstellt, lag es nahe, die Tagung in das LWL-Amt für Denkmalpflege in Westfalen ge - Warburg stattfinden zu lassen. Doch nicht nur an meinsam mit der Stadt Warburg am 19. und 20. Juni diesem Beispiel werden in den Vorträgen und in Ex - 2008 den 3. Westfälischen Tag für Denkmalpflege. kursionen direkt am Objekt interessante und gewiss Im Mittelpunkt der Vorträge und Exkursionen stehen auch überraschende Einblicke geboten. die weit gefächerten Aufgabenfelder und Kompeten - Zum Auftakt lädt die Stadt Warburg am Donnerstag, zen der Denkmalpflege, die im Fachamt gebündelt dem 19. Juni 2008 zu einem Festabend ein, der mit sind und für alle Städte und Gemeinden Westfalens einem musikalisch aufgelockerten Rahmen Gelegen - angeboten werden. heit für Begegnung und Gespräche gibt. Der Fest - Der 3. Westfälische Tag für Denkmalpflege wendet vortrag von Dr. Dirk Strohmann über die Warburger sich ausdrücklich an Interessierte aus ganz Westfa - Neustadtkirche führt in die Thematik der Tagung len und angrenzenden Regionen: Angesprochen sind ein. Denkmaleigentümer und Denkmalpfleger, Architek - Das detaillierte Programm finden Sie auf der Inter - ten und Ehrenamtliche, Mitarbeiter von öffentlichen netseite www.denkmalpflege-westfalen.de. Verwaltungen und kirchlichen Institutionen sowie erkennen – erforschen – erhalten: Denkmalpflege in alle, die sich für denkmalpflegerische Themen inte - Westfalen-Lippe ressieren. 3. Westfälischer Tag für Denkmalpflege in Warburg, An prägnanten Beispielen wird die Zusammenarbeit Gymnasium Marianum, am 19./20. Juni 2008 der Teildisziplinen innerhalb der Denkmalpflege ver - Donnerstag, 19. Juni 2008: deutlicht. Die Inventarisation bedarf zur Bestim - ab 17 Uhr: Möglichkeit zur Besichtigung der kath. mung des Denkmalwertes mitunter ebenso einer Pfarrkirche St. Johannes Baptist – Erläuterungen der gründlichen Bauforschung wie die Praktische Denk - bauhistorischen Befunde (Peter Barthold/Dr. Marion malpflege , die über Pflegemaßnahmen und Verände - Niemeyer-Tewes); Vorstellung der Wandbefunde (Dr. rungswünsche zu urteilen hat. Die Referate Techni - Dirk Strohmann, Dipl.-Rest. Leonhard Lamprecht). sche Kulturdenkmale, Gartendenkmalpflege und 19.3 0– 22 Uhr: Festlicher Auftakt – Grußworte (Bür - Restaurierung widmen sich besonderen Aufgaben - germeister Michael Stickeln, Warburg; LWL-Landes - feldern. Das „Gedächtnis“ des Amtes sind die Zen - rätin für Kultur Dr. Barbara Rüschhoff-Thale; Dr. Bir - tralen Dienste mit über Jahrzehnte gewachsenen, gitta Ringbeck, Ministerium für Bauen und Verkehr für ganz Westfalen ungemein ergiebigen Plan- und des Landes NRW; Landrat Hubertus Backhaus, Kreis Bildarchiven, der Bibliothek und der Fotoabteilung. Höxter; Pastor Heinz Eickhoff, Kath. Pfarrgemeinde Und zur Klärung der Möglichkeiten und Grenzen St. Johannes Baptist). Festvortrag: Denkmalpflege denkmalpflegerischen Handelns berät die Juristin und Forschung im Team: Das Beispiel Neustädter Amtsmitglieder und Untere Denkmalbehörden in al - Pfarrkirche in Warburg (Dr. Dirk Strohmann). Musi - len Rechtsangelegenheiten . kalisches Rahmenprogramm (Die Frackophoniker).

Panorama von Warburg. Im Vordergrund die Altstadt mit der Pfarrkirche Mariä Heimsuchung, darüber die Silhouette der Neustadt mit Rathaus zwischen den Städten, ehem. Dominikanerkirche, Gymnasium Marianum und St. Johann Baptist. 33

Freitag, 20. Juni 2008: ab 13.30Uhr: Führungen/Exkursionen – Stadtfüh - ab 9Uhr: Fachvorträge – Einführung (Landeskonser - rung in Warburg (Stud.Dir. a.D. Rudolf Bialas, Stadt vator Dr. Markus Harzenetter); Gärten, Parks und Warburg); Klöster Wormeln und Dalheim (Dr. Wasser (Dipl.-Ing. Uwe Siekmann, Dipl.-Ing. Chris - Richard Borgmann); Kirche und Steinernes Haus in tian Hoebel); Denkmalpflege und Recht – Wie läuft Borgentreich sowie Synagoge in Borgholz (Elvira das im Alltag ab? (Justitiarin Almuth Gumprecht); Tewes, Stadt Borgentreich, Dipl.-Ing. Hartmut Ochs - Einrichtung eines Cafés in den Gewölbekellern von mann); Historismus in Calenberg, Sachlichkeit in Schloss Berleburg (Dr. Barbara Pankoke, Dipl. R. BSC Scherfede (Dr. Christoph Heuter). Ende der Bus- chem. John Farnsworth); Archive, Bibliothek, Werk - exkursionen ca. 18.30 Uhr, Bahnhof Warburg stätten – kulturelles Gedächtnis der Denkmalpflege Weitere Informationen: Anne Herden-Hubertus M.A., (Dr. David Gropp); Bauforschung im Netz denkmal - Tel. 0251/591-4683, eMail annegret.herden-huber - pflegerischer Fragen und Anforderungen (Dr. Fred [email protected]; Dr. Christoph Heuter, Tel. 0251/591- Kaspar). 5516, eMail [email protected] Blitzlichter: Berichte zu Querschnittsthemen – Selte - Anmeldung: Monika Henn, eMail monika.henn@lwl. ner Befund in Kamen-Methler (Dr. Ulrich Reinke/ org; Katja Lammen, eMail [email protected] Peter Barthold); Energieeinsparpotential beim Bau - Christoph Heuter denkmal (Dr.-Ing. Roswitha Kaiser); Fragen der Kon - Bildnachweis servierung und Restaurierung von historischen LWL-Amt für Denkmalpflege (Heuter). Farbverglasungen (Dr. Oliver Karnau).

3. Studentenworkshop des Deutschen National - komitees für Denkmalschutz Das Deutsche Nationalkomitee für Denkmalschutz wird auch 2008 wieder einen Studentenworkshop in Verbindung mit dem „Tag des offenen Denkmals“ durchführen. Dieser dritte Workshop findet in Zu - sammenarbeit mit dem LWL-Amt für Denkmalpflege in Westfalen vom 14. bis 20. September 2008 in Wil - lebadessen im Eggegebirge statt. Unterstützt wird das LWL-Amt für Denkmalpflege in Westfalen von der TU Cottbus/Lehrstuhl Denkmalpflege, die durch die Betreuung der beiden vorhergehenden DNK- Workshops wertvolle Erfahrungen einbringen kann. Die Stadt Willebadessen am Fuße des Eggegebirges im südlichen Teutoburger Wald blickt auf eine lange Geschichte zurück. 1065 erstmals genannt, erhielt der Ort 1318 Stadtrechte und eine Befestigung. Seine Willebadesseen, Benediktinerinnenkloster. 2007. Bedeutung verdankt Willebadessen vor allem dem 1149 gegründeten Benediktinerinnenkloster; die Städtebau, Landschaftsplanung und Archäologie als Klosterkirche des 12. Jahrhunderts mit Chor des spä - der Denkmalpflege verbundene Disziplinen. ten 15.Jahrhunderts zeugt von dieser frühen Blüte. Teilnahmegebühr: 100 Euro, Unterkunft und Ver - Unfangreiche Baumaßnahmen in der 1. Hälfte des pflegung frei. 18.Jahrhunderts verliehen der Kirche und beson - Anmeldung: Bewerben können sich Studierende des ders der weiträumigen Klosteranlage ihre Gestalt, 3. bis 6. Semesters, die großes Interesse an Fragen die bis heute mit einigen Veränderungen erhalten ist. der Denkmalpflege haben und interdisziplinär und Im ehemaligen Hochstift Paderborn gibt es eine praxisnah miteinander arbeiten wollen. Bitte senden große Anzahl historisch und kunsthistorisch bedeu - Sie Ihre Bewerbung mit einem kurzen Motivations - tender Klosteranlagen. Die meisten von ihnen sind schreiben und einem Lebenslauf bis zum 15. Mai heute denkmalgerecht genutzt. Kloster Willebades - 2008 (Datum des Poststempels) an: Deutsches Natio - sen als eine der beeindruckendsten Anlagen dieser nalkomitee für Denkmalschutz, Graurheindorfer mit Strukturproblemen kämpfenden Region wartet Straße 198, 53117 Bonn. dagegen noch auf ein sinnvolles Konzept, das das Weitere Informationen beim LWL-Amt für Denkmal - große Raumangebot nutzt und somit hilft, das Bau - pflege in Westfalen: Dr. Christoph Heuter, Tel. 0251/ denkmal dauerhaft zu erhalten. 591-5516, eMail [email protected]; Dr. Oli - Die Teilnehmer des Workshops werden den bauli - ver Karnau, Tel. 0251/591-4068, eMail oliver.kar - chen Bestand und die künstlerischen Details der [email protected], unter www.nationalkomitee.de, und Klosteranlage analysieren, bewerten und zukunfts - dort unter „Pressemitteilungen“. trächtige Konzepte für den denkmalpflegerischen Christoph Heuter Umgang mit dem überlieferten Erbe erarbeiten. Bildnachweis Hierbei ergänzen sich Kunstgeschichte, Architektur, LWL-Amt für Denkmalpflege (Heuter). 34

Aktuelles

einem grundsätzlichen Austausch mit dem Denk - malamt in Münster. In großer Runde wurden die ak - tuellen Probleme der Festlegung denkmalpflegeri - scher Standards in Zeiten knapper Mittel, die Unter - schutzstellung von Gebäuden, insbesondere Kirchen der Nachkriegszeit sowie die Verbindlichkeit denk - malpflegerischer Beratung und Abstimmung im Ver - fahren rege diskutiert. Abhängig vom Einzelfall und mit Rücksicht auf die finanziellen Möglichkeiten sol - len auch in Zukunft denkmalpflegerische Maßstäbe angelegt werden. Die Beteiligten der Diskussions - runde waren sich darüber einig, dass die Zusam - menarbeit und der Austausch zwischen Bauamt der Landeskirche und Denkmalamt in Zukunft intensi - viert werden sollen u.a. durch gemeinsame Berei - sungen, durch gegenseitige Information und Abstim - Von links: Dr. Borgmann, R. Miermeister, Landeskonservator mung im Vorfeld sowie durch einen Zugang für das Dr. Harzenetter. Bauamt der Landeskirche zu der Denkmalpflegeda - tenbank KLARAweb. Allgemeine Zustimmung fand Treffen der ev. Landeskirche von Westfalen mit auch der Vorschlag, das Treffen jährlich zu wieder - dem Denkmalamt holen. Das Bauamt der Evangelischen Kirche von Westfalen Meike Scharlemann unter Leitung von Landeskirchenbaudirektor Rein - Bildnachweis hard Miermeister traf sich am 29. Oktober 2007 zu LWL-Amt für Denkmalpflege (Votteler).

Großinventar Minden fand am 29. November vator Dr. Markus Harzenetter gab es dreizehn Vor - 2007 seinen feierlichen Abschluss träge zu drei Themenblöcken. Zum Abschluss des Projektes „Großinventar Min - Unter der Überschrift „Rahmenbedingungen und den“ veranstaltete das LWL-Amt für Denkmalpflege Konzept des Inventars Minden“ sprach Dr. Paul im November 2007 eine Arbeitstagung zum Thema Memmesheimer über das Zustandekommen des „Inventare – Grundlagenforschung in der Denkmal - Großinventars vor dem Hintergrund der damaligen pflege: Konzepte, Ziele und Möglichkeiten“. Am Erfahrungen bei den Stadtsanierungen. Dr. Birgitta Gro ßinventar Minden haben von Mai 1992 bis April Ringbeck hob die Bedeutung des Großinventars Min - 1997 insgesamt 23 Autoren unter der Federführung den für die Wahrnehmung der Denkmalpflegeämter von Dr. Fred Kaspar, Peter Barthold, Dr. Ulf-Dietrich als Kompetenzzentren hervor. Das Großinventar Korn, Dr. Roland Pieper und Kevin Lynch M.A. gear - werde in seiner Methodik als Vorbild für die Erar - beitet. Das zehn Bücher umfassende Großinventar beitung von Managementplänen zu Welterbestätten wurde als Band 50 der Reihe „Bau- und Kunstdenk - dienen. Dr. Kaspars Vortrag gab wichtige Einblicke mäler von Westfalen“ zwischen 1998 und 2007 pu - in das Konzept des Großinventars, welches aufgrund bliziert. Finanziert wurde es durch das Ministerium seines interdisziplinären Ansatzes innovativ sei. Es für Stadtentwicklung, Kultur und Sport des Landes seien die Stadt als funktionale Einheit erfasst – Nordrhein-Westfalen, durch die Stadt Minden, den Denkmäler und Nicht-Denkmäler wurden betrachtet Landschaftsverband Westfalen-Lippe (LWL) und ver - – und dabei verschiedene Disziplinen miteinbezogen schiedene Sponsoren. Im Rahmen der Abschlussver - worden: Bauforschung, Volkskunde, Archäologie, anstaltung der Stadt Minden am 29. November 2007 Wirtschafts- und Sozialgeschichte. Somit wäre das wurde der letzte Band dem stellvertretenden Bür - Inventar ein möglicher Anfang, die Institution Denk - germeister von Minden, Harald Steinmetz, über - malpflege als Teil eines Netzwerkes historischer reicht; es sprachen Staatsminister a.D. Dr. Christoph Wissenschaften zu begreifen. Das Denkmalschutzge - Zöpel, Dr. Monika Schulte und Peter Barthold. Zu der setz unterstütze diesen interdisziplinären Ansatz, so anschließenden Arbeitstagung am 30. November anschließend Almuth Gumprecht, aufgrund der brei - 2007 kamen rund 50 Teilnehmer in den historischen ten Fächerung der gesetzlichen Merkmale, die bei Sitzungssaal des alten Kreishauses Minden: Denk - der Ermittlung des Denkmalwertes geprüft werden malpfleger aus dem gesamten Bundesgebiet, Mitar - müssen. beiter der Stadt Minden, der Fachhochschule Köln, Dass das Großinventar Minden eine reiche Fund - der Universität Münster, Museumsmitarbeiter und grube für verschiedene Nutzer und Forschungs - Freiberufler. Nach Einführung durch Landeskonser - zweige ist, ging aus den Vorträgen des zweiten 35

Von links: Dr. Korn, Dr. Ringbeck, Dr. Zöpel, Prof.Dr. Teppe, Dr. Kaspar, Stellv. Bürgermeister Steinmetz, Barthold.

Themenblockes „Nutznießer des Inventars“ hervor. Das Inventar sei ein täglicher Begleiter der UDB Minden, so Dieter Bommel, zugleich diene es der Vorinformierung von Architekten und Bürgern, trage so zur Konfliktminimierung bei und sei darü - Im Anschluss an die Vorträge entwickelte sich eine ber hinaus wichtige Informationsquelle für den Tou - lebhafte Diskussion u.a. um die Fortschreibung der rismus. Ein Modell für die intensive Zusammenar - Inventare, die Einbeziehung der Nachbarwissen - beit von Bau- und Bodendenkmalpflege nannte Dr. schaften sowie Wirkung und Zukunft des Großinven - Gabriele Isenberg das Mindener Inventar. Auch die tars. Es wurde mehrfach darauf hingewiesen, dass Kooperation zwischen Universität und Denkmalamt sich Denkmalforschung nicht nur auf die eingetrage - werde durch das Werk gestärkt, das, nach Prof. Dr. nen Denkmäler beschränken könne, sondern auch Werner Freitag, viele Fragestellungen der Städte - Nicht-Denkmäler einbeziehen müsse, wie es bei - forschung beantwortbar mache. Nutznießer des In - spielhaft das Großinventar Minden zeige. Diskussi - ventars sind auch die volkskundliche Hausfor - onsbedarf bestehe allerdings nach wie vor. Einig war schung und die freie Bauforschung, vertreten durch man sich aber darüber, dass das Großinventar Min - Dr. Georg Waldemer bzw. Ulrich Klein M.A. Letzte - den in seinem vorbildhaften interdisziplinären An - rer wies darauf hin, dass Großinventare in Zukunft satz große Bedeutung für die Inventarisation habe auch von freien Bauforschern erarbeitet werden und dass solche angewandte Forschung insbeson - könnten. Zur Abrundung des Themenkomplexes dere für die Denkmalbewertung, aber auch für das und zum Vergleich schilderte Ursula Schneeberger Bewahren von wissenschaftlicher Kompetenz in den lic. phil. hist. aus Bern am Beispiel des Kantons Denkmalämtern unerlässlich sei. Bern die Situation der Inventare in der Denkmal - Das Gesamtwerk ist nun abgeschlossen. Es umfasst pflege der Schweiz. Nach Abschluss des zweiten folgende Bände: Themenblockes plädierte Dr. Zöpel dafür, auch in Teil I.1 Einführungen und Darstellung der prägen - Zukunft an dem Instrumentarium Großinventar den Strukturen, 2003 festzuhalten. Teil I.2 Einführungen und Darstellung der prägen - Im dritten Themenblock „Lernfall Minden: Inventare den Strukturen – Festung und Denkmäler, 2005 – Möglichkeiten, Ziele und Konzepte“ charakteri - Teil I.3 Einführungen und Darstellung der prägen - sierte Dr. Thomas Nitz das Inventar aus Sicht der den Strukturen – Register, 2007 Bauforschung als Lernfall aufgrund der Darstellung Teil II.1 Altstadt 1 – Der Dombezirk, 1998 der Bauten im historisch-räumlichen Kontext. Nitz Teil II.2 Altstadt 1 – Der Dombezirk, 2000 bedauerte die zu geringe Anzahl beigefügter Karten Teil III. Altstadt 2 – Die Stifts- und Pfarrkirchen, und das Fehlen einer digitalen Version. Möglichkei - 2003 ten von Geoinformationssystemen, die bei jetziger Teil IV.1 Altstadt 3 – Die Profanbauten, 2000 Bearbeitung eines Großinventars wie Minden von Teil IV.2 Altstadt 3 – Die Profanbauten, 2000 hohem Wert seien, zeigte Dr. Thomas Gunzelmann Teil V.1 Minden ausserhalb der Stadtmauern, 1998 aus Sicht der städtebaulichen Denkmalpflege am Teil V.2 Minden ausserhalb der Stadtmauern, 1998 Beispiel Bamberg auf. Demgegenüber betonte Dr. Das Werk kann bezogen werden über den Klartext- Ralph Paschke aus Sicht der Inventarisation die Un - Verlag Essen zu einem Preis von 298,00 Euro verzichtbarkeit des Buches, das, anders als elektro - Meike Scharlemann nische Fachinformationssysteme, nicht auf be - Bildnachweis stimmte Personenkreise beschränkt sei und somit LWL-Amt für Denkmalpflege (Nieland). Öffentlichkeit gewährleiste. 36

Personalia

schen-Friedrich-Wilhelms-Universität 1994 in Bonn zur Dr.phil. promoviert. Beruflich führte sie der Weg zuerst nach Schleswig-Holstein, wo sie am Landes - amt für Denkmalpflege ein zweijähriges wissen - schaftliches Volontariat absolvierte, später zum Stadtkonservator nach Köln, die Untere Denkmalbe - hörde der Stadt. Hier arbeitete sie vornehmlich in der Inventarisation und in der Öffentlichkeitsarbeit. Am Landesdenkmalamt im Saarland, eine weitere Station, war sie in der praktischen und städtebauli - chen Denkmalpflege tätig. Zuletzt baute sie am Lan - desamt für Denkmalpflege in Kiel ein digitales geo - graphisches Denkmalkataster in Zusammenarbeit mit den Unteren Denkmalschutzbehörden auf. Seit ihrem Studium beschäftigt sich Dorothee Boes - ler mit Fragestellungen der Denkmalkunde und Denkmalpflege. Schwerpunkte ihrer Arbeit sind die Architektur des 20.Jahrhunderts, z. B. die zwischen 1933 und 1945 entstandenen Bauten, und histori - sche Gärten. Aus der Beschäftigung mit Wirkungs - räumen von Denkmalen sowie Denkmale, die große Flächen umfassen (z. B. historische Ortskerne), und deren frühzeitige Berücksichtigung in der räumli - chen Planung erwuchs eine intensive Auseinander - setzung mit Fragestellungen zur historischen Kul - turlandschaft. Grundlage ihrer Tätigkeit ist, nach ei - genen Angaben, die Überzeugung, dass eine gründ - liche Forschung, die Denkmalwerte erkennt und be - Dr. Dorothee Boesler ist neue Leiterin der nennt sowie diese in Texten, Bildern und Karten zeit - Inventarisation gemäß darstellt, unerlässlich ist. Zum einen ist sie Seit Ende November ist Dr. Dorothee Boesler die unentbehrlich für den professionellen Umgang mit neue Leiterin des Referates Inventarisation und Do - den Denkmalen in Veränderungsprozessen und sie kumentation. Zu diesem Referat gehören die Erfas - verfolgt die Absicht viele Menschen dafür zu gewin - sung und Erforschung der Denkmäler, die Baufor - nen, sich für den Erhalt der Denkmale für nächste schung, die Gartendenkmalpflege, das Bildarchiv, Generationen als wichtige gesellschaftliche Aufgabe die Bibliothek, das Planarchiv, die Fotowerkstatt so - einzusetzen. Zum andern trägt Denkmalkunde als wie die Redaktion der Publikationen des Amtes. angewandte Forschung maßgeblich dazu bei, der Dorothee Boesler studierte Kunstgeschichte, Mitt - kulturellen Verortung der Menschen die geschichtli - lere und Neuere Geschichte mit dem Schwerpunkt chen Bezüge zu verleihen. geschichtliche Landeskunde des Rheinlandes sowie Dorothee Boesler freut sich sehr auf die Tätigkeit für Städtebau an den Universitäten in Mainz, Bonn und die westfälische Denkmalpflege und darauf, ihr neue Köln und wurde bei Prof. Hiltrud Kier an der Rheini - Impulse geben zu können.

Auch mit 65 Jahren noch Arbeit in der Denkmal - mierte. Nach Ablauf seines Baureferendariats bei pflege der heutigen Bezirksregierung Münster trat er 1974 Ende Oktober 2007 ist Architekt Dipl.-Ing. Dirk Stö - als Landesbaurat z. A. in den Dienst der damaligen ver aus Altersgründen aus dem aktiven Dienst beim Hochbauabteilung des Landschaftsverbandes West - LWL-Amt für Denkmalpflege in Westfalen ausge - falen-Lippe. 1979 wurde er zum Landesoberbaurat schieden. befördert und ließ sich zum 1.5.1981 aus Neigung Dirk Stöver wurde am 17.10.1942 in Schapen (Ems - zum heutigen LWL-Amt für Denkmalpflege in West - landkreis) geboren und ist dennoch ein echter Müns - falen als Oberkonservator versetzen. Mit dem teraner. Denn in Münster besuchte er die Grund - Schwerpunkt Städtebauliche Denkmalpflege war schule und das Gymnasium, wo er 1965 das Abitur Dirk Stöver auch Vertreter des Amtes in der Arbeits - ablegte. Wie viele Architekten/innen des Amtes stu - gruppe Städtebauliche Denkmalpflege der Vereini - dierte er an der Rheinisch-Westfälischen Techni - gung der Landesdenkmalpfleger in der Bundesrepu - schen Hochschule in Aachen, wo er 1972 diplo - blik Deutschland. Er hatte dort wesentlichen Anteil 37 an der Entwicklung von Arbeitsunterlagen für die Vereinigung. Seit 1996 arbeitete er als Objektdenk - malpfleger und übernahm nach Ausscheiden seines Vorgängers die Leitung des Gebietsreferates Süd bis zur Umstrukturierung des Amtes im Jahr 2003. Seine bewährte Arbeit für die Vereinigung der Lan - desdenkmalpfleger setzte er auch als Objektdenk - malpfleger in der Arbeitsgruppe Bautechnik fort, welcher er bis zu Beginn seiner Altersteilzeit im Jahre 2000 angehörte. Neben anderen Veröffentli - chungen stechen besonders die Arbeitsunterlagen zur Instandsetzung und Wärmedämmung von Fach - werkbauten heraus, für die er als fachkundiges Mit - glied einer internen Arbeitsgruppe den Text lieferte. Als Bericht zur Forschung und Praxis der Denkmal - pflege in Deutschland wurde er von der Vereinigung der Landesdenkmalpfleger veröffentlicht. Darüber hinaus hatte er sich als Sachverständiger des Amtes in Zusammenhang mit dem Vorantreiben des unter - irdischen Kohleabbaues nach Norden in Bezug auf die möglichen Auswirkungen auf den Denkmälerbe - stand profiliert. Dirk Stöver war und ist ein enga - gierter Denkmalpfleger, der seine Kraft für den All - tag sicherlich auch durch seine künstlerische Tätig - keit in seiner Freizeit schöpfte. Sein Rat war intern und außerhalb des Hauses gefragt. Durch seine be - sonnene und auch kritisch vermittelnde Art hatte er stets Sinn für das real denkmalpflegerisch Erforder - liche und zugleich Machbare bewiesen. Das Amt ver - bewährter Weise zeitgemäße Planung und Denkmal - liert mit ihm einen sehr professionellen und geach - pflege verbinden. teten Denkmalpfleger. Wir wünschen ihm weiter viel Freude und Erfolg bei Er bleibt aber nun als freier Architekt und als Mit - seiner Tätigkeit und grüßen ihn mit einem Tschüss glied der Architektenkammer NRW tätig und wird in und Glückauf.

In memoriam Dietrich Ellger wurde am 30. 3. 1922 in Wiednitz Prof. Dr. Dietrich Ellger (Hoyerswerda) geboren. Am städtischen Gymnasium Als Dietrich Ellger 1972 die Nachfolge von Hermann Augustinum in Görlitz legte er 1940 das Abitur ab. Busen antrat, soll er eigentlich – so wird überliefert Nach kurzer Tätigkeit im Reichsarbeitsdienst konnte – nur schweren Herzens dem Ruf nach Münster an er noch 1940 das Studium der Kunstgeschichte, der das damalige Landesamt für Denkmalpflege gefolgt klassischen Archäologie und der Geschichte an der sein. Hilde Claussen hatte ihn damals bewegt, Friedrich-Wilhelms Universität in Berlin aufnehmen. Schleswig-Holstein zu verlassen, um in Westfalen die Wie viele junge Männer seiner Generation wurde er Geschicke des Amtes in die Hand zu nehmen. So bald zum Wehrdienst eingezogen. Sein späteres nahm er die damals noch staatliche Stellung als Lan - Handeln war immer auch mitbestimmt durch die Er - deskonservator durch das Land Nordrhein-Westfa - fahrungen im Kriege, den er als schwer verwundeter len an, dessen Mitarbeiter/innen des Landesamtes Offizier durchlebt hatte. Nach dem Verlust seiner durch den Landschaftsverband Westfalen-Lippe ge - schlesischen Heimat musste er in den ersten Nach - stellt wurden. Zu der hübschen Amtslegendenbil - kriegsjahren als Arbeiter seinen Lebensunterhalt si - dung trug Dietrich Ellger selbst mit dem Ausspruch chern. Erst 1948 konnte er in Kiel sein Studium wie - bei, mit dem er in den Dienstbesprechungen bei der aufnehmen. Im Februar 1951 promovierte Die - Fachdiskussionen nicht selten seinen Standpunkt trich Ellger mit einer Arbeit über die Marienkirche verdeutlichte: „Bei uns in Schleswig-Holstein“. Wer in Lübeck und erhielt im gleichen Jahr ein Stipen - ihn jedoch näher kannte, wusste, dass es bei dieser dium mit anschließendem Forschungsauftrag am Bemerkung nicht um einen qualifizierenden Ver - Landesamt für Denkmalpflege Schleswig-Holstein. gleich dieser Ämter ging, sondern um die Entwick - Ab 1956 wurde er Leiter der Inventarisation und lung einer einheitlichen Methodik und Ordnung nach 1969 Stellvertreter des Landeskonservators. wissenschaftlichen Kriterien in der Denkmalpflege Zum 1. 1. 1972 wechselte Dietrich Ellger in das da - über die Grenzen beider Ämter in NRW hinaus. Hier - malige Landesamt für Denkmalpflege als Landes - für war ihm seine langjährige Erfahrung im nördli - konservator von Westfalen-Lippe. In seiner Dienst - chen Bundesland zweckdienlich. zeit gehörten seine besonderen Interessen der 38

Inventarisation und dem geschriebenen Wort. Den - hin wesentliche Impulse in der Forschung ver - noch verzichtete er konsequent auf große eigene dankte. Sie wurde nun in das neu gegründete West - Forschungen, um seiner Führungsverantwortung fälische Amt für Bodendenkmalpflege eingegliedert. für alle Bereiche des Amtes nach zu kommen. So ge - Die vermehrte Aufgabenflut machte auch die Neuor - lang es ihm als äußerst gewissenhafter und kommu - ganisation der Gebietsdenkmalpflege erforderlich. nikativer Leiter – trotz Verständigungsschwierigkei - So fand er es sinnvoll, dass alle fünf Gebietsreferate ten zwischen einzelnen Kolleginnen und Kollegen jeweils mit einer Architekten-, Kunsthistoriker- und untereinander – ihre fachliche Verantwortung als einer weiteren Architektenstelle für die städtebauli - Mitarbeiter/innen herau⁄szufordern und damit eine che Denkmalpflege ausgestattet wurden. Ihnen hohe Qualität in den Sachdiskussionen zu erzielen. wurde im Laufe der Zeit je eine eigene Verwaltungs - In vieler Hinsicht war Dietrich Ellger ein voraus - kraft zugeordnet. Den Referent/Innen der Gebietsre - schauender Mann. So unterstützte er schon frühzei - ferate wurden auch jeweils InventarisatorInnen als tig eine Schnellinventarisation der Stadtkerne West - feste Ansprechpartner für das Gebiet zugeordnet. falens gerade im Hinblick auf die Gebietsreform in Darüber hinaus konnte Ellger über die ihm persön - NRW zur Mitte der siebziger Jahre und als Grund - lich zugeordnete Referentin für Bauforschung zügig lage für die denkmalpflegerische Beurteilung und und besonders kompetent auf neue oder besonders Beantwortung der Flächennutzungspläne. Die Ein - schwierige Fragestellungen reagieren. Seinerzeit bindung der städtebaulichen Fragestellungen in das wurde diese Amtsstruktur als beispielhaft von vielen Amtsgeschäft verstand er als wesentliches Instru - Denkmalämtern bewertet. Von kleineren Modifika - ment für eine bewahrende Stadtentwicklung. Mit tionen abgesehen, ist dieses Modell in Westfalen er - den ersten Anzeichen einer tiefgreifenden struktu - halten und funktionstüchtig geblieben. rellen Veränderung in der Industrieregion Westfalen Bei seiner Personalauswahl achtete er darauf, dass reagierte er schnell mit dem Aufbau eines eigenen außer der erforderlichen Qualifizierung zur Wahr - Referats für Technische Kulturdenkmäler. Entgegen nehmung der allgemeinen oder besonderen Aufga - gängiger Praxis in der Denkmalpflege wurden In - ben auch ein breites Spektrum an erworbenem Spe - ventarisation und praktische Denkmalpflege zusam - zialwissen für das Amt gewonnen werden konnte, mengefasst. Diese Konstruktion führte zu einer gro - um dem Fachamt ein wertvolles, für alle zugängli - ßen Effizienz des Referates, welches bis heute so be - ches Fundament zu geben. steht. Viele der Kolleginnen und Kollegen, die damals mit In der Vorbereitung auf ein Denkmalschutzgesetz für ihm zusammen arbeiteten, haben sich häufig ge - NRW kam er mit dem damaligen zuständigen fragt, woher er die Kraft für sein Amt nahm. Neben Ministerium überein, ab 1977 eine flächendeckende seinem Refugium in der Familie – er gab unumwun - Schnellinventarisation einzusetzen, deren Ergeb - den zu, auch seine Frau in Fachfragen einzubezie - nisse und Hochschätzungen u.a. Anhaltspunkte zum hen – war auch seine Lehrtätigkeit an der Universi - richtigen Umgang mit dem Kulturgut geben sollten. tät eine ihn belebende Quelle für das Alltagsge - In seinem Vorwort zu diesen Verzeichnissen sprach schäft. Die wissenschaftliche Tätigkeit an der Uni - er bewusst nicht von Denkmälern, sondern lediglich versität verstand er jedoch immer zugleich als Auf - von zu schützendem Kulturgut, für dessen Schutz er gabe, junge Menschen mit den Zielen von Denkmal - ein Minimum einforderte, nämlich den Schutz vor schutz und Denkmalpflege vertraut zu machen und achtlosem Umgang. Noch vor Abschluss der Aktion von ihrer Bedeutung zu überzeugen. Seine Ernen - wurde 1980 das Denkmalschutzgesetz für Nord - nung zum Honorarprofessor an der Westf. Wilhelms- rhein-Westfalen erlassen. Universität in Münster im Jahr 1975 honorierte sein Auch auf die praktischen Folgen des erweiterten großes Engagement auch nach außen. Denkmalbegriffs reagierte Ellger umgehend und mit Dietrich Ellger war ein friedliebender Mensch und Bedacht. Während seiner Amtsleitung stockte die setzte sich aktiv dafür ein. Sicherlich bedingt durch Kulturabteilung des LWL den Personalbestand auf, die bitteren Erfahrungen des 2. Weltkrieges stand er damit die aus dem Gesetz sich ergebenden Aufgaben so auch der damals sich bildenden Friedensbewe - gemeistert werden konnten. Wenngleich nach dem gung nahe. Gegenüber seinen Mitarbeiter/innen Europäischen Denkmalschutzjahr 1975 in vielen zeigte er stets einen hohen Grad an sozialer Kompe - Ämtern ein personelles Wachstum zu verzeichnen tenz. So vertraute er auf das Können seiner Refe - war, so stiegen die Planstellen im westfälischen Amt rent/innen und ließ ihnen in der Ausübung ihrer Tä - bis zu seinem Ausscheiden vergleichsweise überpro - tigkeit einen möglichst großen Gestaltungsspiel - portional gegenüber anderen Ämtern. Hatte das Amt raum. Auch sein Nachfolger Eberhard Grunsky be - Mitte der 70er Jahre nur eine Stammbesetzung von hielt dieses erfolgreiche Führungsprinzip weiterhin 36 Mitarbeiter/innen, so hatte sich diese Anzahl bis bei. Der Landeskonservator Prof. Dr. Dietrich Ellger in die zweite Hälfte der 80er Jahre nahezu verdop - gab sich im persönlichen Anspruch bescheiden und pelt. Um das neue Gesetz präzise umsetzen zu kön - lieber zurückhaltend. Für die Sache setzte er sich je - nen, erhielt das Amt eine Justiziarstelle zur qualifi - doch redegewandt und überzeugend ein. Bei aufkei - zierten Beratung für die Referent/innen. menden Konflikten führte er durch die Klarheit sei - Hinnehmen musste Ellger allerdings die Abkoppe - ner Argumente und seine Integrität immer wieder zu lung der Mittelalterarchäologie, der das Amt bis da - einem von seinen Mitarbeiter/innen willig mitgetra - 39 genen Konsens. Auch in seiner gewissenhaften Ar - beitsweise war er Vorbild für alle. So hat er z. B. im - mer wieder die Berichterstattung für die Denkmal - pflegeberichte in der Zeitschrift Westfalen als Nach - weis geglückten denkmalpflegerischen Handelns in Westfalen-Lippe seinen Mitarbeitern abgerungen. Obwohl er mit ganzem Herzen seinen Beruf aus - füllte, dürfte von ihm eine Last genommen worden sein, als er Ende März 1987 in den Ruhestand trat. Jedenfalls freute er sich, sich nun wieder freier der Wissenschaft und der Lehre in Münster widmen zu können. Mit einer Unterbrechung nahm er wieder für einige Semester seine Lehrtätigkeit auf, bis ihn seine schwere Erkrankung zur Aufgabe zwang. Landeskonservator a. D. Professor Dr. Dietrich Ellger verstarb am 18. 10. 2007 im Alter von 85 Jahren in Münster. Als Steuermann des Schiffes „Denkmalamt“ – vor dem Erlass des Gesetzes und mit dem Gesetz bis 1987 – war er der richtige Mann, zum richtigen Zeit - punkt und am richtigen Ort. Er wird einen wichtigen Platz unter den Leitern des Amtes und seiner Ge - schichte der Denkmalpflege einnehmen. 40

Buchvorstellungen

Bettina Heine-Hippler/Melanie Mertens, Pader - teilweise unter Zugabe von Grundrisszeichnungen. born und Höxter um 1900 in Aufnahmen der In einem großen Teil dieser Texte wird hauptsäch - Königlich Preußischen Messbildanstalt. Unter lich auf denkmalgeschichtliche Fragen eingegangen, Mitarbeit des LWL-Amtes für Denkmalpflege. was bei der Unmöglichkeit, Bauten wie dem Pader - Studien und Quellen zur westfälischen borner Dom auf einer Druckseite baugeschichtlich Geschichte, herausgegeben im Auftrag des gerecht zu werden, angemessen ist. Für manchen in - Vereins für Geschichte und Altertumskunde teressierten Nutzer ist der völlige Verzicht auf wei - Westfalens von Friedrich Gerhard Hohmann, terführende Literaturangaben vielleicht schmerz - Bd. 59. Paderborn 2007, 139 S., zahlr. Abb., lich, denn die so eindrucksvoll fotografierten Bauten ISBN 978-3-89710-392-3. regen zu weiterer Beschäftigung an. – Der Irrtum, dass Bischof Meinwerk sich 1014 mit Kaiser Hein - Der Band dokumentiert eine Ausstellung von Groß - rich II. in Apulien aufgehalten habe (so lieb dies auch fotos aus den Jahren um 1900 aus dem Bestand der den Kunsthistorikern gewesen wäre) oder die auf die ehemaligen Königlich Preußischen Messbildanstalt. Publikation von Giefers (1854, S. 10) zurückgehende Diese wurde 1885 auf Initiative von Albrecht Mey - Bemerkung, dass die Grundform der Bartholomäus - denbauer (1834–1921) gegründet – dem Urheber der kapelle der einer frühchristlichen Basilika entspre - Architekturfotogrammetrie, d. h. des Verfahrens, che (beides hier S.86), hätten durch ein Lektorat aus fotografischen Aufnahmen, die unter kontrol - wohl vermieden werden können. Die ottonischen lierten Bedingungen entstanden sind, maßgenaue Fenster der Bartholomäuskapelle wurden bei der Zeichnungen zu erstellen. In ihrer weiterentwickel - Restaurierung nicht nach Zeichnungen, sondern ten Form ist sie heute eines der wichtigsten Hilfsmit - nach Befund wiederhergestellt, wie Hermann Busen tel bei der Dokumentation von Denkmälern, findet in seinem Aufsatz (Westfalen 41, 1963) ausführlich aber auch in der Kartographie und in technischen dargelegt hat. Bereichen Anwendung. Meydenbauer konnte ein Fo - Der Verlag hat es mit Erfolg unternommen, den toarchiv mit rund 12.000 Aufnahmen von mehr als Band ansprechend zu gestalten und vor allem die 1000 Denkmälern in Preußen zusammentragen. Na - Messbildfotos in angemessener Qualität zu reprodu - türlich sind diese in den Jahrzehnten um 1900 ent - zieren. – Nicht nur interessierte Einwohner von Pa - standenen, sehr detailreichen Fotografien eine ganz derborn und Höxter dürften sich angesprochen füh - vorzügliche Quelle für die aufgenommenen Denkmä - len, vielmehr sollte der Band auch ferner Wohnende ler, die in der Zwischenzeit durchweg erhebliche anlocken, die vor mehr als hundert Jahren gemach - Veränderungen, in vielen Fällen auch Teilzerstörun - ten Aufnahmen mit dem jetzigen Bild zu vergleichen. gen erlitten haben oder gar nicht mehr existieren. Uwe Lobbedey Die Idee, die in der wieder bestehenden Messbild - stelle oder in den Archiven der Denkmalämter ru - henden Schätze zumindest in einem Ausschnitt einer Fred Kaspar u.a., Gräflicher Park Bad Driburg breiteren Öffentlichkeit zugänglich zu machen, ist 1782–2007. Tradition und Moderne. Arbeitsheft sehr zu begrüßen, zumal, wie Landeskonservator des LWL-Amtes für Denkmalpflege in Westfalen Markus Harzenetter im Vorwort bemerkt, „die Mess - Petersberg 2007. 295 S., zahlr. Abb., bilder auch eine eigene ästhetische Qualität“ zeigen. ISBN 978-3-86568-247-5 Mit dieser Feststellung sind vielleicht weniger die in dieser Publikation mit einigen Beispielen vertrete - Das gräfliche Bad Driburg wurde vor 225 Jahren nen stimmungsvollen Altstadtensembles nach Art durch den weltoffenen Unternehmer Caspar Hein - der etwa in den dreißiger Jahren beliebten Publika - rich von Sierstorpff begründet und befindet sich bis tionen zum Thema „Schöne Alte Stadt“ gemeint. heute im Besitz seiner Nachfahren. Durch aufwän - Vielmehr scheinen die von der technischen Darstel - dige Hotelbauten und Badeeinrichtungen, die auch lungsabsicht her gebotenen ungeschönten, orthogo - technisch auf der Höhe der Zeit waren sowie nicht nalen Frontalaufnahmen, extremen Weitwinkel oder zuletzt durch den steten Ausbau gepflegter Parkan - sonst überraschenden Perspektiven, dazu der vom lagen gelang es, in der dichten Bäderlandschaft des großen Negativformat bewirkte eindringliche „Foto - Weserberglandes einen bis heute florierenden Kur-, realismus“ heutige Tendenzen der künstlerischen Bäder- und Hotelbetrieb zu etablieren und zu erhal - Fotografie vorweg zu nehmen. ten. Zum Jubiläum wurde das einzigartige Ensem - Der Band wird eingeleitet von einer aufschlussrei - ble, das etwa 20 denkmalgeschützte Bauten in ei - chen biographischen Skizze zu Albrecht Meyden - nem einzigartigen Park umfasst, einer behutsamen bauer von Bettina Heine-Hippler. Es folgen 104 Auf - Verjüngung unterzogen und mit verschiedenen Neu - nahmen von 11 Einzelobjekten und drei Ensembles. bauten ergänzt, um vor dem Hintergrund der „Kur- Die abgebildeten Bauten werden jeweils durch und Bäderkrise“ der Einrichtung eine Zukunft zu ge - knappe Texte der beiden Verfasserinnen erläutert, ben. 41

In zahlreichen Beiträgen wird die Geschichte des Fa - milienunternehmens, des zugehörigen Bades und der Kliniken sowie die Entwicklung der einzelnen Bauten und ihrer Einrichtungen dokumentiert. Fer - ner werden die Wandlungen und Neubauten der letzten Jahre durch die Architekten, Planer, Hotel - fachleute, Bauherren und Denkmalpfleger von den verschiedensten Seiten beleuchtet, in welch komple - xem wirtschaftlichen, architektonischen und gesell - schaftlichen Spannungsfeld der denkmalpflegeri - sche Alltag stattfindet. Fred Kaspar

Fred Kaspar u.a., Bauten in Bewegung – Von der Wiederverwendung alter Hausgerüste, vom Verschieben und vom Handel mit gebrauchten Häusern, von geraubten Spolien, Kopien und wiederverwendeten Bauteilen (= Denkmalpflege und Forschung in Westfalen, Band 47). Mainz 2007, 411 S., zahlr. Abb., ISBN 978-3-8053-3856-1, 45 Euro Daneben veränderte sich der Begriff der Versetzung Das Bewegen von Bauten ist ein Thema, das für die unter dem Einfluss einer sich entwickelnden Denk - denkmalpflegerische Praxis aus zwei Gründen Auf - malpflege, die entsprechend den Grundlagen der Ge - merksamkeit verdient: Zum einen sind Versetzungen schichtswissenschaft davon ausgeht, dass Quellen bisweilen wesentlicher Teil der Geschichte einzelner immer materieller Natur sind. Kopien, Nachformun - Baudenkmäler. Zum anderen wird die Versetzung gen oder Neubauten unter Verwendung von alten immer wieder als eine Möglichkeit gesehen, den dro - Bauteilen (sog. Spolien) wurde damit ihre Zeugnis - henden Verlust von historisch bedeutsamen Gebäu - kraft für geschichtliche Zusammenhänge weitge - den zu verhindern. In der Regel schwierig und oft hend abgesprochen. Infolge dessen wurde die öffent - auch strittig ist die Abgrenzung zwischen den Fällen, liche Diskussion zum Phänomen der Versetzung zu - in denen das Versetzen eines Denkmals seine letzte nehmend auf das Spannungsfeld von Baugeschichte Rettung vor dem endgültigen Untergang ist, und sol - und überlieferter Materie reduziert, wobei die wei - chen, in denen das Versetzen nur die Verschleierung terreichenden Vorstellungen zum Thema außerhalb eines tatsächlichen Verlustes bedeutet. des Blicks der mit der Aufgabe beauftragten Institu - Nicht nur rechtlich gelten Bauten heute als unbe - tionen, das kulturelle Erbe zu bewahren, blieben. weglich. Auch in unserer Vorstellung sind sie ortsge - Hier sind neben der Denkmalpflege die im Laufe des bunden. Dennoch wurden Bauten zu allen Zeiten 20.Jahrhunderts entstandenen Freilichtmuseen und ganz oder in Teilen versetzt, aber auch kopiert, architekturgeschichtlichen Museen und Sammlun - nachempfunden oder unter Verwendung alter Bau - gen zu nennen. teile neu errichtet. Die Darstellung der vielfältigen im Laufe der Zeit Bis in die erste Hälfte des 20.Jahrhunderts hinein entstandenen Phänomene und ihrer Ursachen ist wurde der Großteil der Versetzungen von Bauten vor wesentliches Ziel des umfangreichen Sammelban - allem von materiellen Überlegungen zur Einsparung des, an dem insgesamt 35 Autoren mitgewirkt ha - von Baumaterial und davon bestimmt, dieses mög - ben. Die Beiträge gehen zurück auf eine Tagung, die lichst umfassend wieder zu verwenden – also von im Jahre 2004 auf Initiative der Interessengemein - solchen Überlegungen, die heute unter dem Begriff schaft Bauernhaus e.V. (IGB) zusammen mit Vertre - der Nachhaltigkeit diskutiert werden. Andere tern der Denkmalpflege stattfand. Das LWL-Amt für Gründe zur Versetzung von Bauten oder Bauteilen Denkmalpflege in Westfalen hat es vor diesem Hin - waren Legitimation durch Geschichte und Tradition tergrund übernommen, die Vorträge der Tagung und oder Ehrfurcht vor künstlerischen Leistungen der einige ergänzende Beiträge in einem Band zusam - Vergangenheit. menzufassen und mit einer umfassenden Einleitung Heute spielen materielle Gründe der Wiederverwen - zu versehen, um damit zu einer differenzierteren Be - dung so gut wie keine Rolle mehr. Sie wurden weit - trachtung des zumeist viel zu pauschal behandelten gehend durch antiquarische und kunstgeschichtli - Themas beizutragen. che Intentionen abgelöst. Fred Kaspar 42

Neuerscheinungen des Amtes

Neben den oben vorgestellten Werken und dem Ab - schluss des Großinventars Minden (s.S.34 ff.) sind im vergangenen Jahr 2007 erschienen:

Hilde Claussen/Anna Skriver, Die Klosterkirche Corvey. Band 2: Wandmalerei und Stuck aus karolingischer Zeit. (= Denkmalpflege und Forschung in Westfalen Bd. 43.2) Mainz 2007, 522 S., 650 zumeist col. Abb., 4 col. Falttafeln. ISBN 978-3-8053-3843-1, 98,00 Euro. Gemeinsame Wurzeln – Getrennte Wege? – Verbundprojekte. Dokumentation der Jahres - Die Klosterkirche Corvey wuchs im 9.Jahrhundert ta gung der Vereinigung der Landesdenkmal - zu einem bedeutenden Zentrum abendländischer pfle ger in der BRD 2005: Gemeinsame Wurzeln – Kultur heran. Aus dieser Blütezeit hat sich eine Viel - Getrennte Wege? Über den Schutz von gebauter zahl an Malereifragmenten im karolingischen West - Umwelt, Natur und Heimat seit 1900, am 28. Juni werk erhalten. So der aus der antiken Mythologie – 1. Juli 2005; und: 73. Tag für Denkmalpflege: entlehnte Kampf des Odysseus mit dem Meeresunge - Verbundprojekte-Stiftungen zum Schutz von heuer Skylla, der christlich umgedeutet eine singu - gebauter Umwelt, Natur und Heimat (= Arbeits - läre Bildschöpfung darstellt. Den mehrere Jahr - heft des LWL-Amtes für Denkmalpflege 5). zehnte währenden interdisziplinären Forschungsar - Bönen 2007, 434 S., zahlr. s/w-Abb., beiten gelang eine weitgehende Rekonstruktion der ISBN 978-3-939825-70-8, 32,00 Euro. überwiegend ornamentalen malerischen Ausstat - tung. Bei einer Grabung unter der barocken Kirche Außenhaut und Innenleben – Restaurierung von wurden bemalte Putzstücke gefunden, die zu hölzer - Architekturoberflächen und historischer Aus - nen Decken einer doppelgeschossigen Außenkrypta stattung. Dokumentation des 2. Westfälischen gehörten – ein für das frühe Mittelalter einzigartiger Tages für Denkmalpflege am 19. Mai 2006 in Fund. Ebenso sensationell war die Freilegung von le - Soest (= Arbeitsheft des LWL-Amtes für Denk - bensgroßen figürlichen roten Pinselzeichnungen (Si - malpflege 4). Bönen 2007, 100 S., zahlr. col. Abb., nopien) im Jahre 1992 im Westwerk, denen Stuck - ISBN 978-3-939825-72-2, 10,00 Euro. fragmente zugeordnet werden konnten. Das Grund - lagenwerk mit seinen 13 Aufsätzen und acht Kata - Carsten Vorwig, Gast- und Schankstätten im logteilen (Grabungsbefunde von 1974/75; Ausma - Sauerland. Eine Untersuchung für die Zeit von lungsreste; Altfunde von 1959/60; Grabungsfunde 1870–1930 (= Denkmalpflege und Forschung in von 1999; Stuckfragmente; Holzkeile und Keillöcher; Westfalen Bd. 39). Mainz 2007, 207 S., zahlr. s/w- Mörtelgruppen) ist aufwändig gestaltet und reich be - Abb., CD-Rom, ISBN 978-3-8053-8, 45,00 Euro. bildert. Es handelt sich um den zweiten Band über die Klosterkirche Corvey, deren erster zur Bauge - schichte für das Jahr 2010 geplant ist. 43

Veröffentlichungen von Mitgliedern des Denkmalamtes im Jahr 2007

David Gropp, Das Kriegerdenkmal in Lüdenscheid, in: Denkmalpflege in Westfalen-Lippe 1/07, S.3 4–37. — Sakrale Ausstattung wird zu Kunstgut. Auswirkun - gen der Säkularisation auf den Kunsthandel – Eine gattungsgeschichtliche Betrachtung, in: Westfalen 82. Münster 2007, S.17 9–197.

Eberhard Grunsky, La storia dell’arte e la valutazione dei monumenti (Übersetzung eines Aufsatzes von 1991 in der Zeitschrift Deutsche Kunst und Denkmalpflege), in: Donatella Fiorani, Il restauro architettonico nei paesi di lingua tedesca. Fondamenti, dialettica, attualità (= Strumenti / Scuola di Specializzazione per lo Studio ed il Restauro dei Monumenti vol. 21). Roma 2006, S. 89–101. —„Denkmalpflege“ e architettura degli anni venti. Il perdurare degli equivoci (Übersetzung eines Aufsatzes Christoph Heuter, (Buchbesprechung:) Holger von 1986 in der Zeitschrift Denkmalpflege in Baden- Reimers/Jürgen Scheffler (Hg.), Das Hexenbürger - Württemberg), in: Donatella Fiorani, Il restauro architet - meis terhaus in Lemgo. Bürgerhaus – Baudenkmal – tonico nei paesi di lingua tedesca. Fondamenti, dialet - Museum (= Schriften des Städtischen Museums tica, attualità (= Strumenti / Scuola di Specializzazione Lemgo Band 5). Bielefeld 2005, in: Denkmalpflege in per lo Studio ed il Restauro dei Monumenti vol. 21). Westfalen-Lippe 2/07, S.92 –93. Roma 2006, S.15 9–168. — /Adrian von Buttlar (Hg.), denkmal!moderne. — Denkmalpflege und Industriearchitektur der NS-Zeit. Architektur der 60er Jahre – Wiederentdeckung einer Beispiele aus Westfalen, in: Erbe verweigert. Österreich Epoche (= Referate der Sektion „Die Bauten der und NS-Architektur (Tagungsband), in: Österreichische 1960er Jahre – schon veraltet aber noch nicht Zeitschrift für Kunst und Denkmalpflege 61, 2007, historisch? auf dem XXVIII. Deutschen Kunsthistoriker - Heft 1, S.9 6–105. tag „Zeitgenossenschaft als Herausforderung“. Bonn, — Der Westfälische Preis für Denkmalpflege, in: 16. – 20. 3. 2005. Hg. in der Reihe „Forschungen zur Heimatpflege in Westfalen 20, Heft 2, 2007, S.1 5–17. Nachkriegsmoderne“ für das Schinkel-Zentrum für — Ferdinand von Quast und einige Grundsätze der Architektur, Stadtforschung und Denkmalpflege der frühen Denkmalpflege in Preußen, in: Denkmalpflege Technischen Universität Berlin, in Kooperation mit dem in Westfalen-Lippe 2/07, S.5 3– 58. Verband Deutscher Kunsthistoriker e.V.). Berlin 2007. — Zu nahe dran? Bauten der 1960er Jahre als Heraus - Hans H. Hanke, Bronzeglocke vom Bochumer forderung für die Denkmalpflege, in: Christoph Heuter/ Rathaus, in: Ingrid Wölk (Hg.), Sieben und Neunzig Adrian von Buttlar (Hg.): denkmalmoderne. Architektur Sachen. Bochum 191 0– 2007 (= Katalog zur Ausstel - der 60er Jahre – Wiederentdeckung einer Epoche. lung des Zentrums für Stadtgeschichte). Essen 2007, Berlin 2007, S.2 8– 35. S.162 f. — Dehio-Handbuch einst und jetzt: Zwischen Denk - malverzeichnis und Kunstreiseführer, in: Gemeinsame Bettina Heine-Hippler/Melanie Mertens, Pader - Wurzeln, getrennte Wege. Über den Schutz von gebau - born und Höxter um 1900. Paderborn 2007. ter Umwelt, Natur und Heimat seit 1900 (= 5. Arbeits - heft des LWL-Amtes für Denkmalpflege in Westfalen). Anne Herden-Hubertus, …wie sie früher von Anfang Münster 2007, S.7 0–78. an gewesen… Fenster, Chorwände und Altar im Geiste der Mittelalterrezeption, in: Die katholische Pfarrkirche Christian Hoebel, Denkmalpflegerische Aspekte zur St. Johannes Baptist in Warburg. Neue Erkenntnisse Umnutzung von Bauten der Eisenindustrie an Hand zur Baugeschichte und Ausstattung (= 4. Arbeitsheft westfälischer Beispiele, in: Karl Kiem (Hg.), Konversio - des Westfälischen Amtes für Denkmalpflege). Münster nen. Zum Umgang mit Bauten der Eisenindustrie in 2006, S.7 4– 89. Europa. Universität Siegen, Bd. 1. Siegen, S.30– 42. — Ein Künstlerdenkmal in Warburg: Der Eisenhoit- — Die Almetalbahn ist eine der schönsten Bahn - Brunnen, in: Denkmalpflege in Westfalen-Lippe 1/07, stre cken in Westfalen, in: Wilhelm Grabe (Hg.), Unter S.2 8– 30. Dampf und Diesel bei Tag und Nacht, Lebendige — Das sog. Solmsche Denkmal in Ahaus, Kreis Bor - Geschichte der Almetalbahn. Wewelsburg, Bd. 6. ken, in: Denkmalpflege in Westfalen-Lippe 1/07, S.3. Paderborn 2007, S.10 9–115. 44

— Auch westfälische Gedenksteine erinnern an die Geschichte der Luftfahrt, in: Westfälischer Heimatbund (Hg.), Heimatpflege in Westfalen 6/2007. Münster 2007, S.21 –23.

Roswitha Kaiser, Die Novellierung der Energieein - sparverordnung 2007 und die Folgen für die Denkmal - pflege, in: Denkmalpflege in Westfalen Lippe 2/07. S. 13–18. — EnEV 2007 und die (positiven) Folgen für die Denk - malpflege, in: Deutsches Nationalkomitee für Denkmal - schutz (Hg.), Denkmalschutzinformationen 2/3, 2007, S.111f. — Hermann: Denkmal, Pflege und Inszenierung, in: Denkmalpflege in Westfalen Lippe 1/07, S.1 3–18. — Beschreibung der ehemaligen Klosteranlage Brede - lar und Dokumentation der laufenden Maßnahmen, in: Westfalen 82. Münster 2007, S.8 5– 93. — Analoge Entwurfsmethoden im 20. Jahrhundert. Von Friedrich Ostendorf bis Christopher Alexander, in: Gemeinsame Wurzeln, getrennte Wege. Über den Schutz von gebauter Umwelt, Natur und Heimat seit 1900 (= 5 Arbeitsheft des LWL-Amtes für Denkmal - — Lärmschutz und Kirchenfenster. Zu einer Folge der pflege in Westfalen). Münster 2007, S.271 –276. zusätzlichen Nutzung der Jakobikirche in Lippstadt, in: —/Danae Votteler/Thomas Spohn, Berichte aus der Denkmalpflege in Westfalen-Lippe 2/07, S.67–70. Denkmalpflege der Jahre 1999 bis 2004 (Arnsberg, — Kriegergedächtnisfenster in Kirchen. Überlegungen Hochsauerlandkreis, Klosterstraße 11: Westflügel des zu Denkmalwert und Denkmalpflege, in: Denkmal - ehem. Klosters Wedinghausen), in: Westfalen 81. pflege an Grenzen – Patrimoine sans Frontières? Münster 2007, S.42 8– 443. Jahrestagung und 74. „Tag für Denkmalpflege“ der —/Thomas Spohn, Berichte aus der Denkmalpflege Vereinigung der Landesdenkmalpfleger in der Bundes - der Jahre 1999 bis 2004 (Erwitte, Kreis Soest, Posthof republik Deutschland. Saarbrücken 2007, S.8 4– 94. 1, Haupthaus des „Posthofes“ von 1766), in: Westfalen — Das Kriegergedächtnisfenster von St. Agatha in 81. Münster 2007, S.451 –459. Dülmen-Rorup, in: Denkmalpflege in Westfalen-Lippe — … und sie werden als Ruine vielleicht noch lange für 1/07, S.3 0– 33. die Kunstgeschichte von Interesse sein. Die Stiftsruine — Kloster Paradiese bei Soest. Zum Umgang mit Lippstadt als Zeugnis historischer Denkmalpflege und einer ehem. bedeutenden Klosteranlage im 19. und ihre aktuelle Restaurierung, in: Westfalen 81. Münster 20. Jahrhundert, in: Westfalen 82. Münster 2007, 2007, S.291 –326. S.211 –222. — Die Kirche hatte aber ursprünglich nur den vierten — Berichte aus der Denkmalpflege der Jahre 1999 bis Theil ihrer jetzigen Größe . Denkmalpflege und 2004 (Lippstadt, ev. Pfarr- und Marktkirche St. Marien; Forschung in der Alten Kirche St. Petrus in Padberg, Lippstadt, Privatfriedhof Gallenkamp; Lippstadt, in: Westfalen 81. Münster 2007, S.327 –368. historisches Rathaus; Soest, Wohnhaus Markt 11; Soest, ev. Pfarrkirche St. Petri; Warendorf, kath. Pfarr - Oliver Karnau, Rechnet sich Denkmalpflege? kirche St. Laurentius; Welver-Borgeln, ev. Kirche), Zur Ökonomie von Denkmalschutz und Denkmal - in: Westfa len 81, 2007, S.47 5– 480; S.49 5– 498; pflege, in: Johann Konrad Eberlein (Hg.), Erbschaft S. 51 3– 516. Altstadt. Fassade und Dach in der Kulturhauptstadt Graz – Restaurierung, Denkmalpflege und Kunstge - Fred Kaspar (u.a.), Gräflicher Park Bad Driburg 1782 schichte (= Akten des Internationalen Kongresses des – Tradition und Moderne 2007 (= Arbeitsheft des LWL- Instituts für Kunstgeschichte der Karl-Franzens- Amtes für Denkmalpflege in Westfalen). Petersberg Universität Graz zum Programm „Kulturhauptstadt 2007. Graz 2003“ am 14. –16. 11. 2003). Wien-Berlin 2007, — Vom Fideikommiss zur Unternehmensgruppe S. 121–136. UGOS, in: Gräflicher Park Bad Driburg, 2007, S.5 9– 66. — Exkursionen: Ev. Pfarrkirche St. Maria zur Höhe – — Das Gräfliche Bad. Geschichte und Entwicklung als Hohnekirche (Glasmalerei); Ev. Pfarrkirche St. Maria zur Spiegel von Gesellschaft, Medizin und wirtschaftlichen Wiese – Wiesenkirche (Glasmalerei) in: Außenhaut und Möglichkeiten, in: Gräflicher Park Bad Driburg, 2007, Innenleben – Restaurierung von Architekturoberflächen S.7 3– 295. und historischer Ausstattung. (= 4. Arbeitsheft des — Kreisbaumeister Stegemann und Freckenhorst, in: LWL-Amtes für Denkmalpflege in Westfalen). Münster Freckenhorst. Schriftenreihe des Freckenhorster 2007, S.77 u. 79. Heimatvereins, Heft 18, Juli 2007, S.47 –56. 45

— Saline Gottesgabe in Rheine (Mitarb. Christiane Ulrich Reinke, Klosterkirchen in Westfalen – Kerrutt) (= Technische Kulturdenkmale in Westfalen). Ihr Schicksal nach der Säkularisation, in: Westfalen 82. Münster 2007. Münster 2007, S.223–238. — Feuerstelle oder Herd? – Herstellung von fester und — Evangelische Dorfkirche und Dorffriedhof Bochum- flüssiger Nahrung für den Haushalt: Kochen und Bier - Stiepel, in: Historische Friedhöfe in Deutschland. brauen, in: Küche – Kochen – Ernährung. Archäologie, Hg. BHU. Rheinbach 2007, S.12 0–121. Bauforschung, Naturwissenschaften. Paderborn 2007, — Jüdischer Friedhof Dülmen, in: Historische S.23 3– 246. Friedhöfe in Deutschland. Hg. BHU. Rheinbach 2007, — Wer bestimmt, was gut ist und was nicht? Interview, S. 12 4–125. in: Wandlungen, Dritter Teil: Von Tradition und Moderne, Gräflicher Park Bad Driburg. April 2007, Jost Schäfer, Schinkel in Iserlohn? Das Eiserne Kreuz S. 20– 23. auf dem Düsing, in: Denkmalpflege in Westfalen-Lippe — (u.a.), „Bauten in Bewegung“. Von der Wieder - 1/07, S.8–13. ver wendung alter Hausgerüste, vom Verschieben und vom Handel mit gebrauchten Häusern, von geraubten Barbara Seifen, Denkmalpflegerische Konzepte nach Spolien, Kopien und wiederverwendeten Bauteilen 1945 – Zielvorstellung Rückführung und Re-Sakralisie - (= Denkmalpflege und Forschung in Westfalen, Band rung?, in: Westfalen 82. Münster 2007, S.23 9– 259. 47). Mainz 2007. — Berichte aus der Denkmalpflege der Jahre 1999 bis — Von der Casa Loreto zur denkmalpflegerischen 2004 (Höxter-Brenkhausen, Kreis Höxter, kath. Kirche Rettungsaktion – Begriffe, Ursachen und Gründe für St. Johann Bapt., ehem. Klosterkirche; Kalletal-Lüden - das Bewegen von Bauten, Bauteilen und Bauformen, hausen, Kreis Lippe, Bösingfelder Str. 10: Umnutzung in: „Bauten in Bewegung“, 2007, S.2–62. und Sanierung eines Fachwerkhauses mit Mikwe), in: — Dokumentation versetzter Bauten in Westfalen- Westfalen 81. Münster 2007, S.46 6– 470; S.471 –475. Lippe in: „Bauten in Bewegung“, 2007, S.29 8– 395. — Zu irgendeinem anderen Geschäfte einzurichten und — Antpöhlers „Gastliches Dorf“ in Delbrück, in: zu benutzen . Umnutzung westfälischer Klöster im Zuge „Bauten in Bewegung“, 2007, S.40 8– 411. der Säkularisation. Zur Baugeschichte ausgewählter — Der Kirchhof als religiöser und sozialer Ort. Bau - Beispiele, in: Dalheimer Kataloge. Band 2: Säkularisa - his torische Überlegungen an westfälischen Beispielen, tion und Neubeginn – Die Kultur der Klöster in West - in: Jan Brademann/Werner Freitag (Hg.), Leben bei den fa len. Regensburg, 2007, S.111–143. Toten. Kirchhöfe in der ländlichen Gesellschaft der Vormoderne. Münster 2007, S.29 3– 32 8. Thomas Spohn, Über das Baden im Freien und über — (zus. mit Peter Barthold), Register (= Bau- und Freibäder in Westfalen. Zusammengestellt aus Unter - Kunstdenkmale von Westfalen. Band 50: Stadt la gen des Westfälischen Amtes für Denkmalpflege, Minden). Teil I, Teilband 3. Essen 2007. in: Westfalen 81. Münster 2007, S.187 –216. —/Roswitha Kaiser, Berichte aus der Denkmalpflege Kristina Krüger, Orden und Klöster. Zweitausend der Jahre 1999 bis 2004 (Erwitte, Kreis Soest, Posthof Jahre christliche Kunst und Kultur (mit einem Beitrag 1), in: Westfalen 81. Münster 2007, S.451 –459. zum östlichen Mönchtum von Rainer Warland). — Zur Einleitung: Die baulichen Folgen der Säkularisa - Königswinter 2007. tion westfälischer Kirchen, Klöster und Stifte, in: West - falen 82. Münster 2007, S.9– 35. Barbara Pankoke, Nordfriedhof Minden, in: Histori - — Über die „Lourdes-Grotten“, in: Denkmalpflege in sche Friedhöfe in Deutschland. Hg. BHU. Rheinbach Westfalen Lippe 1/07, S.2 2– 23. 2007, S.134/135. — Märkisch-Bergische Wechselbeziehungen im — Berichte aus der Denkmalpflege der Jahre 1999 bis Profanbau des 16. bis 19.Jahrhunderts, in: Rheinische 2004 (Rheine, Kreis Steinfurt, Tiefe Str. 22, Falkenhof- Heimatpflege 44, 2007, S.91–109. Museum, Senden, Walskamp 237), in: Westfalen 81, —/Barbara Seifen, Bestand und Wandlungen des Münster 2007, S.49 0–493, S.49 3–495. ehem. Schmidtmannschen Hauses von 1571/1715 am — Wiederbesiedlung und Neugründungen von Kirchplatz in Menden, in: Denkmalpflege in Westfalen Klöstern im 19.Jahrhundert, in: Westfalen 82, Münster Lippe 2/07, S.7 0–74. 2007, S.197 –209. — Imker Schmidt seine Zwillinge, in: Der Holznagel 33, 2007, Heft 5, S.2 2– 27. Ursula Quednau, Cappenberg: Burg – Kloster – — Gebäude für die Translozierung ab Fabrik – der Schloss, in: Westfalen 82. Münster 2007, S.127–146. Fertigbau im 20.Jahrhundert, in: Fred Kaspar (u.a.), — Reflexionen zum Denkmalbegriff und zum Wandel „Bauten in Bewegung“. Mainz 2007, S.15 5–169. seiner Auslegung, in: Gemeinsame Wurzeln, getrennte — (Mitarbeit)/Landschaftsverbände Westfalen-Lippe Wege. Über den Schutz von gebauter Umwelt, Natur und Rheinland (Hg.), Erhaltende Kulturlandschafts - und Heimat seit 1900 (= 5. Arbeitsheft des LWL-Amtes ent wicklung. Grundlagen und Empfehlungen für die für Denkmalpflege in Westfalen). Münster 2007, Landesplanung. Münster-Köln 2007. S.27 –35. — Das „Stracken-Gut“ in Endorf, in: Sunderner Heimatblätter 15, 2007, S.12–14. 46

Dirk Strohmann, Bemalte Holzbalkendecken, — Der Hochaltar der Paderborner Gaukirche in Wandmalerei und Kamine – Zur Innenausstattung des Münster – Chronik einer Translozierung, in: Westfäli - Falkenhofs, in: Westfalen 81. Münster 2007, S.5 5–113. sche Zeitschrift 157, 2007, S.61–79. — Befundbeobachtungen bei der Fassadensanierung — Barocker Stuck im Haus Neustadt 4 in Detmold, in: von Schloss Cappenberg, in: Westfalen 81. Münster Lippische Mitteilungen 76, 2007, S.221 –227. 2007, S.36 9– 396. — Hl.Christophorus und Totentanz – Entdeckungen in — Berichte aus der Denkmalpflege der Jahre 1999 bis der Warburger Neustadtkirche, in: Jahrbuch Kreis 2004 (Marienmünster-Vörden, Kreis Höxter, Kath. Pfarr - Höxter 2008. Höxter 2007, S.20 0– 204. kirche St. Kilian, Konservierung und Restaurierung des — Das Restaurierungsreferat stellt sich vor: Dirk Stroh - Hochaltars 2004 und 1899–1902), in: Westfalen 81. mann, in: Außenhaut und Innenleben – Restaurierung Münster 2007, S.48 0– 490. von Architekturoberflächen und historischer Ausstat - — Berichte aus der Denkmalpflege der Jahre 1999 bis tung (= 4. Arbeitsheft des LWL-Amtes für Denkmal - 2004 (Steinfurt, Kreis Steinfurt, Konzertgalerie, pflege in Westfalen). Münster 2007, S.1 2–13. Konservierung der Grotten und Rekonstruktion des — Naturstein, Schlämme oder Putz – Sanierungs - Apollonofens im Bagno), in: Westfalen 81. Münster kon zepte für westfälische Natursteinfassaden im 2007, S. 49 8– 513. historischen Überblick, in: Außenhaut und Innenleben – — Die Industriegeschichte des Klosters Bredelar und Restaurierung von Architekturoberflächen und ihre baulichen Folgen nach den Archivquellen, in: historischer Ausstattung. Münster 2007, S.2 0– 27. Westfalen 82. Münster 2007, S.5 3– 84. — Exkursion Soest: Adelshof von Friesenhausen, — Ein neu entdecktes Werk des Coesfelder Malers Steingraben 10, in: Außenhaut und Innenleben – Hermann Veltmann (1661–1723) und die barocke Restaurierung von Architekturoberflächen und Altarausstattung von St. Felizitas in Lüdinghausen, in: historischer Ausstattung. Münster 2007, S.7 2–73. Westfalen 82. Münster 2007, S.321 –334. —/Oliver Karnau, Exkursion Soest: Ev. Pfarrkirche — (Buchvorstellung:) Die katholische Pfarrkirche St. Maria zur Höhe (Hohnekirche), in: Außenhaut und St. Johannes Baptist in Warburg – Neue Erkenntnisse Innenleben – Restaurierung von Architekturoberflächen zur Baugeschichte und Ausstattung. Münster 2006, in: und historischer Ausstattung. Münster 2007, S.7 6–77. Denkmalpflege in Westfalen-Lippe 1/07, S.47 –48. —/Oliver Karnau, Exkursion Soest: Ev. Pfarrkirche — Dekorationsmalerei des Historismus – Ein ländlicher St. Maria zur Wiese (Wiesenkirche), in: Außenhaut und Neufund, in: Denkmalschutz-Informationen 2/3, 2007, Innenleben – Restaurierung von Architekturoberflächen S.77–78. und historischer Ausstattung. Münster 2007, S.7 8–79. — Raumdekorationen des 18.Jahrhunderts in den — Der Restaurierungsbericht als Beitrag zur Denkmal - Schlössern Hovestadt und Burgsteinfurt und ihre kunde, in: Gemeinsame Wurzeln – getrennte Wege? Restaurierung, in: Denkmalpflege in Westfalen-Lippe Über den Schutz von gebauter Umwelt, Natur und 2/07, S.7 5– 81. Heimat seit 1900. (= 5. Arbeitsheft des LWL-Amtes für — (Buchbesprechung:) Roland Pieper, Carl Ferdinand Denkmalpflege in Westfalen). Münster 2007, S.88– 92. Fabritius. Veduten und Altargemälde für den Pader - bor ner Fürstbischof Ferdinand von Fürstenberg 166 4– Iris Tillessen, Exkursion Soest: Ev. Brunsteinkapelle, 1667 (= Studien und Quellen zur westfälischen in: Außenhaut und Innenleben – Restaurierung von Geschichte, Bd. 55). Paderborn 2006, in: Denkmal - Architekturoberflächen und historischer Ausstattung pflege in Westfalen-Lippe 2/07, S.91 –92. (= 4. Arbeitsheft des LWL-Amtes für Denkmalpflege in Westfalen). Münster 2007, S.70 f. 47

Neuerwerbungen der Bibliothek in Auswahl

Cramer, Johannes·: Architektur im Bestand : Planung, Stiewe, Heinrich·: Fachwerkhäuser in Deutschland : Entwurf, Ausführung / Johannes Cramer ; Stefan Breitling. – Konstruktion, Gestalt und Nutzung vom Mittelalter bis heute / Basel [u.a.] : Birkhäuser, 2007. – 221 S. : zahlr. Ill., graph. Heinrich Stiewe. – Darmstadt : Wiss. Buchges, 2007. – 160 S. : Darst. ISBN ·978-3-7643-7751-9· – ISBN ·3-7643-7751-8· zahlr. Ill. ISBN ·978-3-534-18443-9·

Nach aktuellen Schätzungen entfallen heute 50 % bis Als bekannteste Erscheinungsform historischer Ar - 70 % aller Bauaufgaben auf die Architektur im Be - chitektur in Deutschland prägen Fachwerkhäuser stand. Planungen und Entwürfe müssen die bauli - bis heute das Bild vieler Städte und Dörfer. Heinrich chen Gegebenheiten als komplexe Sachverhalte be - Stiewe gibt einen anschaulichen Überblick über die rücksichtigen. Entwicklung des Fachwerkbaus in Deutschland vom Die Autoren beschreiben Strategien für den Umbau 13. bis zum 20.Jahrhundert. denkmalgeschützer Häuser. Dazu thematisieren sie die einzelnen Phasen vom Planungsablauf, der Grundlagenermittlung, dem Entwurf, der Ausfüh - Bad Salzuflen : Epochen der Stadtgeschichte / hrsg. von rungsplanung bis hin zur nachhaltigen Realisierung. Franz Meyer. – Bielefeld : Verl. für Regionalgeschichte, 2007. – 30 internationale Fallbeispiele erläutern themenbe - 568 S. : zahlr. Ill., graph. Darst., Kt. – (Beiträge zur Geschichte zogen die Darstellung mit vielen Abbildungen. der Stadt Bad Salzuflen·; 6). ISBN ·978-3-89534-606-4·

Die Stadtgeschichte Bad Salzuflens wird in zehn Maier, Josef·: Putz und Stuck : Materialien, Anwendungs - Epochen erzählt. In den reich illustrierten Beiträgen techniken, Restaurierung / Josef Maier. – Stuttgart : Fraun - vermitteln die Autoren ein facettenreiches Bild von ho fer-IRB-Verl., 2007. – 376 S. : Ill., graph. Darst. ISBN ·978-3- der ur- und frühgeschichtlichen Besiedlung im Raum 8167-7157-9· – ISBN ·3-8167-7157-2· Bad Salzuflen bis zur Gegenwart. Deutlich werden die geschichtlichen Besonderheiten Ein spezielles Thema bei der Sanierung und Restau - auf die der Ort verweisen kann: Bad Salzuflen zählt rierung von Bauten im Bestand ist der Umgang mit zu den ältesten Salzgewinnungsstätten Deutsch - Putz und Stuck. Um dem ursprünglichen Material lands. Von Anfang an hatte die Salzproduktion eine gerecht zu werden, ist ein schonender und nachhal - große Bedeutung für Salzuflen. Mit der Gründung tiger Umgang mit der vorhandenen Bausubstanz er - des Bades 1817/18 konnte ein neuer Erwerbszweig forderlich. Dies kann sowohl mit alten Handwerks - etabliert werden, der die wirtschaftliche Bedeutung techniken als auch mit modernen Techniken und der Saline bald übertreffen sollte und den Aufstieg Materialien erreicht werden. des Ortes zum größten deutschen Heilbad ermög - Nach einem Überblick über die Zusammensetzung lichte. Mit der Gründung von Hoffmann’s Stärkefa - historischer Putze beschreibt das Buch Schritt für briken im Jahr 1850 wurde Salzuflen zum Motor der Schritt alle Phasen einer Putzsanierung. Darüber- Industrialisierung in Lippe. hinaus erleichtert das ausführliche Sach- und Perso - Ausführlich dargestellt ist auch die Zeit des Natio - nenregister und eine Auflistung aller relevanten nalsozialismus, wird doch hier erstmals versucht, DIN-Normen die Handhabung. die Geschichte dieser Zeit im Überblick darzustellen. Sabine Becker

Hähnel, Ekkehart·: Holzbau und Holzschutz von A bis Z / Umfassende Informationen über unsere Neuerwerbungen erhal - Ekkehart Hähnel. – Berlin : Huss-Medien, 2007. – 355 S. : zahlr. ten Sie durch unsere aktuelle Neuerwerbungsliste, die wir mo - Ill., graph. Darst. ISBN ·978-3-345-00878-8· – ISBN ·3-345- natlich per Email verschicken. Sie können die Liste abonnieren: 00878-5· [email protected] Öffnungszeiten der Bibliothek: Von Abbund über Drudenfuß, Eulenloch, Fachwerk - Montag – Freitag 8.30 – 12.30 Uhr und bauten, Schwalbenschwanzverbindung, Thermoholz Montag – Donnerstag 14.00 – 15.30 Uhr. und Weißfäule bis Zylinderbalkenkopf erläutert das Anmeldung erbeten. Buch ca. 2000 Begriffe, die beim Bauen mit Holz und im Umgang mit der historischen Bausubstanz von Bedeutung sind. Neben einem umfangreichen Glos - sar enthält es zusätzlich zahlreiche Verweise auf die wichtigsten relevanten Vorschriften und Merkblät - ter. 48

Verkäufliches Baudenkmal

Stattliches Wohnhaus über zwei Geschosse im inner - Ort: 57271 Hilchenbach städtischen Bereich von Hilchenbach. Die Hanglage Adresse: Stollenhalde 9/ 11 fängt ein hoher Bruchsteinsockel ab, der Zugang er - Kreis: Siegen-Wittgenstein folgt traufseitig über eine Treppe. Das Obergeschoss Baujahr: 1857 ist landschaftstypisch verschiefert, das Schieferdach Grundstück: 464m² ein Walmdach. Das Haus steht seit 1986 unter Denkmalshutz. Es Ansprechpartner: eignet sich zum Aus- oder Umbau für zwei Doppel - Stadt Hilchenbach haushälften. Es ist teilunterkellert. Frau Driehaus Tel.: 0 27 33 /28 82 44