Wir stiften Zukunft Mit gezielten Investitionen in For- schung, Bildung sowie Gesellschaft und Kultur setzen wir uns für ein lebenswertes Baden-Württemberg ein und schaffen nachhaltige Werte für die Menschen im Land. Besuchen Sie unsere Zukunftswerkstatt. Die folgende Fotostrecke ist auf der Bau- stelle unserer neuen Wirkungsstätte entstanden, die wir ab 2013 beziehen werden. Menschen aus Baden-Würt- temberg zeigen, was ihnen und uns wichtig ist. Werte, die für die Baden-Württemberg Stiftung gelten: Von A wie Aktualität bis Z wie Zukunft.

Inhalt

003/. Wertvoll: Die Arbeit der Baden-Württemberg Stiftung Interview mit Christoph Dahl

006/. Wesentlich: Strategie & Leitbild

008/. Wirksam: Projekte & Programme

010/. Weitsichtig: Vermögensverwaltung Statement von Walter Leibold

Unsere Aktivitäten

012/. Expedition N: Die Zukunft beginnt heute 016/. Kinder 032/. Schulische und außerschulische Projekte 058/. Forschung 080/. Leben und Kultur

Unsere Bilanz

093/. Bericht des für den Vermögensbereich zuständigen Geschäftsführers 094/. Bestätigungsvermerk 095/. Zahlenteil 102/. Lagebericht 105/. Anhang

115/. Schriftenreihe der Baden-Württemberg Stiftung 119/. Impressum

Hinweis:

Bei allen Bezeichnungen, die auf Personen bezogen sind, meint die gewählte Formulierung beide Geschlechter, auch wenn aus Gründen der leichteren Lesbarkeit nur die männliche Form erwähnt ist.

– interview – Baden-Württemberg Stiftung 2011 . / 003

unsere arbeit wertvoll Christoph Dahl Geschäftsführer

„Bundespräsident Joachim Gauck sagt: ‚In Baden-Württemberg sehe ich Zukunft.‘ Genau hier setzt die Baden-Württemberg Stiftung an – wir verstehen uns als Zukunftswerkstatt des Landes.“

Herr Dahl, 2011 war ein ereignisreiches Optimierungspotenziale ausgelotet. Was verändert sich durch die neue Jahr für ganz Baden-Württemberg. Unter Die Baden-Württemberg Stiftung hat strategische Ausrichtung nun konkret anderem haben die Bürgerinnen und die Absicht, sich kontinuierlich zu ver- bei der Baden-Württemberg Stiftung? Bürger das erste Mal in der Geschichte bessern; auch im Hinblick auf aktuelle des Landes eine grün-rote Regierung Herausforderungen. Wir sind zu dem Wir werden unsere Kräfte noch stär- gewählt. Damit wechselte auch der Ergebnis gekommen, dass sich unsere ker bündeln. Unser Ziel ist, Baden- Aufsichtsrat der Baden-Württemberg grundsätzliche Linie bewährt hat, Württemberg auf seinem Weg als Stiftung. Welche Änderungen haben weshalb wir auch in Zukunft an unse- fortschrittliches, erfolgreiches und sich hierdurch für Sie ergeben? rem Drei-Säulen-Modell festhalten. lebenswertes Land zu unterstützen. Das heißt, wir investieren ausschließ- Daher setzen wir auf Programme und Der neue Aufsichtsrat hat sich der lich in die drei Bereiche Forschung, Projekte, die eine große Strahlkraft Baden-Württemberg Stiftung zunächst Bildung und Gesellschaft und Kultur. besitzen und sich gegenseitig ergän- einmal – was völlig verständlich ist – Gleichzeitig wollen wir unser Profil noch zen. In einigen Bereichen – wie etwa mit einem konstruktiv-kritischen weiter schärfen. Wir sind uns jetzt der Denkmalschutz, Entwicklungshilfe Blick genähert. Im Rahmen einer Unterstützung über alle Parteigrenzen oder Sport – werden wir uns zukünf- Strategiediskussion haben wir des- hinweg sicher und können unsere tig nicht mehr engagieren, da sie halb gemeinsam über die zukünftige Stiftungsarbeit auf diesem breiten von unseren Kernthemen zu weit Ausrichtung der Stiftung beraten und Fundament erfolgreich fortführen. entfernt sind. Überdies gibt es – interview – 004 / . Baden-Württemberg Stiftung 2011

andere Organisationen, die sich auf Gemeinsam mit dem Bundesverband Wie reagiert die Baden-Württemberg die Förderung dieser Bereiche spe- Deutscher Stiftungen haben Sie 2011 den Stiftung eigentlich auf aktuelle politi- zialisiert haben. Außerdem werden Stiftungsreport 2011/2012 vorgestellt, in sche und/oder gesellschaftliche Trends? wir in Zukunft noch stärker auf die welchem das Thema „Nachhaltigkeit“ Beratung durch externe Experten­ im Vordergrund stand. Was macht Der Austausch mit unseren Koope­ gremien zurückgreifen. die Baden-Württemberg Stiftung rationspartnern und Experten­ so nachhaltig? gremien garantiert uns einen Dieses Jahr feiert Baden-Württemberg guten Überblick. So haben wir sein 60-jähriges Bestehen. Was macht Zunächst einmal erhält die Baden- 2010 die mobile Bildungsinitiative das Land für Sie so einzigartig? Württemberg Stiftung über Gene­ „Expedition N – Nachhaltigkeit für rationen hinweg Kapital und Werte, Baden-Württemberg“ ins Leben Baden-Württemberg ist in vielerlei denn das Stiftungskapital bleibt unan- gerufen, um die Bürgerinnen und Hinsicht einzigartig: Neben reiz- getastet. Dann planen wir mit Weitsicht: Bürger zu nachhaltigem Handeln im vollen Landschaften, zahlreichen Unsere Programme und Projekte Alltag anzuregen. Unser Programm Unternehmen mit Weltruf und einer basieren auf Empfehlungen von „Umwelttechnologieforschung“ soll hohen Innovationskraft sind es insbe- Expertengremien und Studien, die den indessen die Entwicklung neuer sondere die hier lebenden Menschen, besonderen Handlungsbedarf ermit- Methoden, Verfahren und Produkte die sich durch Weltoffenheit, teln. Nach der Laufzeit werden viele ermöglichen, die einen Beitrag zum Toleranz, Fleiß und Kreativität aus- Programme weiter fortgeführt, weil Klima- und Ressourcenschutz leis- zeichnen. Im Land herrschen ideale sich andere Organisationen als Träger ten. Eine andere Herausforderung, Bedingungen vor, ein erfülltes Leben gefunden haben. Die wissenschaftli- der wir uns noch ausgiebiger wid- mit guten Zukunftsperspektiven che Begleitung unserer Programme men wollen, ist Integration: Mit zu führen. garantiert zudem, dass wir unsere unserem neuen Programm „60 Orte Erfahrungswerte der Öffentlichkeit der Integration“ unterstützen wir Und was hat die Stiftung Ihrer Meinung zugänglich machen können. den Dialog und das gegenseitige nach dazu beigetragen? Verständnis von Menschen aller In diesem Zusammenhang betonen Alters- und Bildungsstufen mit und Vor einiger Zeit war Bundespräsident Sie immer wieder die Bedeutung von ohne Migrationshintergrund. Joachim Gauck in Baden-Würt­ Kooperationen. Warum sind diese so temberg zu Gast und sagte: „In die- wichtig für die Baden-Württemberg Hier im Geschäftsbericht präsentieren sem Bundesland sehe ich Zukunft!“ Stiftung und ihre Arbeit? Bürger aus Baden-Württemberg das Genau hier setzt die Baden- „Stiftungs A – Z“. Wie sind Sie auf diese Württemberg Stiftung an: Wir ver- Durch Kooperationen mit zahlrei- Idee gekommen? stehen uns als Zukunftswerkstatt des chen namhaften Institutionen errei- Landes. Mit unseren Programmen chen wir eine breite Hebelwirkung In der heutigen Technologiegesellschaft,­ und Projekten investieren wir in der eingesetzten Mittel. So verviel- die von Leistungsdruck und einer nicht Forschung, um Innovationen, wirt- fachen wir die Chancen auf Teilhabe enden wollenden Informationsflut schaftlichen Erfolg und Arbeitsplätze in der Gesellschaft und fördern geprägt ist, kann die Besinnung auf langfristig zu sichern. Mit unseren bürgerschaftliches Engagement. das Wesentliche sehr hilfreich sein. Bildungsprogrammen möchten Kooperationen schaffen jedoch auch Im Nachgang unserer Neuausrichtung wir individuelle Lernchancen und eine Hebelwirkung nach außen. Durch haben wir uns Gedanken über die internationalen Austausch för- die Zusammenarbeit mit anderen Werte unserer Stiftung gemacht: Wofür dern und durch gesellschaft­liches Institutionen werden wertvolle stehen wir ein? Welche Themen liegen Engagement die Gemeinschaft Partner gewonnen. Dadurch werden uns am Herzen? Was zeichnet uns stärken sowie die hiesige Kultur­ nicht nur zusätzliche Mittel generiert, aus? Den Geschäftsbericht haben wir landschaft unterstützen. Das macht sondern auch der Wissenstransfer als willkommenen Anlass genommen, die Arbeit der Baden-Württemberg wird gefördert. Unterm Strich diese Fragen anschaulich zu beantwor- Stiftung wertvoll. steht ein erheblicher Mehrwert für ten – und zwar mit unserem „Stiftungs Wissenschaft, Wirtschaft und die A – Z“. Aber verschaffen Sie sich selbst Gesellschaft insgesamt. einen Eindruck! – Interview – Baden-Württemberg Stiftung 2011 . / 005

mit unserer strategischen neuausrichtung konzentrieren wir uns auf das wesentliche. mit gezielten investitionen in forschung, bildung sowie gesellschaft und kultur engagieren wir uns für drei wichtige bereiche, die baden-württemberg auch in zukunft wettbewerbsvorteile verschaffen werden.

– christoph dahl – – strategie – 006 / . Baden-Württemberg Stiftung 2011

Baden-Württemberg Stiftung Sicherung und Stärkung der Zukunftsfähigkeit des Landes Leitbild

Wirtschaftlicher Wohlstand und ökologische Modernisierung, Lebendige Bürgergesellschaft, Soziale und kulturelle Teilhabe, Nachhaltigkeit

Gesellschaftlicher Wandel & Kultur, Forschung Bildung Soziale Verantwortung

strategische zielsetzung

– Förderung von Innovationen – Förderung – Stärkung der in Schlüsselbereichen von gleicher Bildungschancen Zivilgesellschaft und Wissenschaft, Wirtschaft – Sicherung des der Bürgerbeteiligung und Gesellschaft Fachkräftebedarfs – Stärkung von sozialer Kohäsion und Teilhabe – Interkulturelle & internationale Kompetenz – Förderung von Innovation in Kunst und Kultur

operative schwerpunkte

– Soziale und ökologische – Frühkindliche Bildung – Bürgerschaftliches Engagement Modernisierung der Wirtschaft – Jugend und Technik – Neue Planungs- und – Klimawandel, Energiewende – Baden-Württemberg-Stipendium Beteiligungskultur und Ressourcenschonung – Bildung für – Inklusion und Integration – Nachhaltige Mobilität nachhaltige Entwicklung – Donauraumstrategie – Lebenswissenschaften – Kunst- und Kulturprojekte und Gesundheit – Demografischer Wandel – Informations- und – Wandel in der Arbeitswelt Kommunikationstechnologien

Praxisorientierte Forschung zur Begleitung des ökologischen, gesellschaftlichen und demografischen Wandels, gesellschaftliche und kulturelle Aspekte, Werte und Einstellungen, Bildung.

Förderkriterien innovation und neuartigkeit – qualität und profilierung – gender mainstreaming beispielhafte lösungsansätze – vernetztes denken – alltagstauglichkeit und übertragbarkeit nachhaltigkeit – baden-württemberg bezug

Qualitätssicherung

Externe fachliche Expertise

Kulturunterausschuss gremien Aufsichtsrat – strategie – Baden-Württemberg Stiftung 2011 . / 007

strategie & leitbild wesentlich Zukunft stiften

Die Baden-Württemberg Stiftung ist anders: Ihr Auftrag, die Zukunftsfähigkeit des Landes zu stärken und zu sichern, unterscheidet sie von anderen Stiftungen in Deutschland. Sie ist die einzige, die ausschließlich und überparteilich in die Zukunft Baden-Württembergs investiert – und damit in die Zukunft der Bürgerinnen und Bürger. Doch was macht ein Land eigentlich zukunftsfähig? Die Baden-Württemberg Stiftung konzentriert sich auf entscheidende Faktoren: wirtschaftlichen Wohlstand, ökologische Modernisierung, eine lebendige Bürgergesellschaft sowie soziale und kulturelle Teilhabe.

Damit jetzige und künftige Generationen im Land all dies vorfinden, engagiert sich die Baden-Württemberg Stiftung auf drei Kerngebieten: Forschung, um Innovationen in Schlüsselbereichen von Wissenschaft, Wirtschaft und Gesellschaft voranzutreiben, Bildung, um gleiche Bildungschancen zu ermöglichen, den Fachkräftebedarf zu sichern sowie interkulturelle und internationale Kompetenzen zu vermitteln, und Gesellschaft & Kultur, um die Zivilgesellschaft und Bürgerbeteiligung zu stärken, soziale Kohäsion und Teilhabe zu schaffen und Innovationen in Kunst und Kultur zu fördern. Für alle Aktivitäten der Stiftung gilt, dass sie die Anforderungen der Nachhaltigkeit erfüllen.

Dreifach positive Wirkung

Dass sich das Drei-Säulen-Modell in mehr als zehn Jahren Stiftungsarbeit bewährt hat, bestätigte auch der neue Aufsichtsrat der Baden-Württemberg Stiftung; hat es doch eine zugleich dreifach positive Wirkung: Erstens wird eine thematische Breite bedient, die von frühkindlicher Bildung bis zur Stärkung des Ehrenamts reicht. Zweitens wirkt die Baden-Württemberg Stiftung – etwa mit Programmen der Spitzenforschung – in die Tiefe. Drittens wird durch die kluge Vernetzung einzelner Projekte die Wirkungskraft noch gesteigert. Mit dieser Herangehensweise stellt sich die Baden-Württemberg Stiftung zentralen Herausforderungen und bleibt dennoch flexibel genug, um Trends aufzuspüren und darauf zu reagieren.

Als operativ agierende Einrichtung beschränkt sich die Baden-Württemberg Stiftung nicht darauf, bestehende Projekte finanziell zu fördern, sondern initiiert eigene Programme. Die einzelnen Schwerpunkte sind dabei vielfältig und reichen von Klimawandel, Lebenswissenschaften und Gesundheit über die frühkindliche Bildung bis hin zu bürgerschaftlichem und kulturellem Engagement. Der übergreifende Fokus liegt dabei auf praxiso- rientierter Forschung zur Begleitung des ökologischen, gesellschaftlichen und demografischen Wandels sowie gesellschaftlichen und kulturellen Aspekten, Werten, Einstellungen und Bildung.

Expertise zur Qualitätssicherung

Ein strenger Kriterienkatalog garantiert bei der Entwicklung neuer Konzepte stets Exzellenz: Die Programme der Baden-Württemberg Stiftung sollen unter anderem innovativ, neuartig und qualitativ hochwertig sein, beispielhafte Lösungsansätze hervorbringen, durch Alltagstauglichkeit und Übertragbarkeit überzeugen sowie einen klaren Bezug zu Baden-Württemberg haben. Zukünftig soll hier noch stärker ein externer Expertenpool zum Tragen kommen, den der Aufsichtsrat der Baden-Württemberg Stiftung als Beratungsressource heran- ziehen kann. – projekte – 008 / . Baden-Württemberg Stiftung 2011

Baden-Württemberg Stiftung transparentes verfahren – definierter projektablauf – projektablauf

01) 02) 03) 04) 05)

konzepte Projekte Projekte Projekte Projekte entwickeln initiieren begleiten evaluieren dokumentieren

Konzeptentwicklung Am Anfang jeder neuen Programmlinie und jedes Projekts steht ein von der Baden-Württemberg Stiftung entwickeltes Konzept. Die neuen und auch weiter- zuführenden Programme und Projekte werden auf Vorschlag des Geschäftsführers vom Aufsichtsrat beschlossen und gemäß den Verfahrensrichtlinien mit einem finanziellen Budget ausgestattet.

Ausschreibung und Entscheidungsfindung Im Rahmen der Programmlinien werden in der Regel landesweit Ausschreibungen veröffentlicht und einem geeigneten Teilnehmerkreis zugänglich gemacht. Fachlich kompetente und unabhängige Gutachterinnen und Gutachter aus dem In- und Ausland beraten die Baden-Württemberg Stiftung bei der Entscheidungsfindung.

Durchführung, Begleitung und Dokumentation Alle Programme und Projekte werden von Beginn der Durchführungsphase an durch Experten wissenschaftlich begleitet. Die gewonnenen Erkenntnisse werden nicht nur von den unterstützten Partnern zur Weiterentwicklung ihrer Ziele genutzt, sondern insbesondere auch der interessierten Öffentlichkeit zugänglich gemacht.

projekte & programme – projekte – Baden-Württemberg Stiftung 2011 . / 009

projekte & programme wirksam Forschung, Bildung, Gesellschaft & Kultur

Die Baden-Württemberg Stiftung versteht sich als Zukunftswerkstatt des Landes: Seit ihrer Gründung im Jahr 2000 – damals noch unter dem Namen „Landesstiftung Baden-Württemberg“ – setzt sie sich für ein fortschrittliches und lebenswertes Baden-Württemberg ein. Operativ tätig und überparteilich investiert sie dabei gezielt in drei Bereiche:

Forschung: Ressourcenknappheit und Klimawandel sind nur zwei der großen Herausforderungen unserer Zeit. Ein Schlüssel zur Lösung dieser Aufgaben liegt in innovativer Forschung. Die Baden-Württemberg Stiftung treibt mit ihren Forschungsprogrammen die Entwicklung innovativer Ideen, Technologien und Produkte voran. Im Fokus stehen dabei stets gesellschaft- lich, wirtschaftlich und ökologisch bedeutsame Themen. Investitionen in die Forschung ermöglichen auch kommenden Generationen Wohlstand und Sicherheit – weit über das Bundesland hinaus.

Bildung: Der Erfolg Baden-Württembergs liegt in der Qualifikation, Kreativität und im Talent seiner Bürgerinnen und Bürger. Ein großes Anliegen der Baden-Württemberg Stiftung ist es, jedem Einzelnen Zugang zu unserem Bildungssystem zu ermöglichen – unabhängig von Herkunft, Geschlecht, Alter oder anderen Kriterien. Unsere Programme und Projekte eröffnen Lebenschancen und erweitern Zukunftsperspektiven: Sie reichen von der Förderung im Kinder- und Jugendalter über die beruf- liche und Erwachsenenbildung bis hin zur gezielten Unterstützung herausragender Talente.

Gesellschaftlicher Wandel & Kultur, Soziale Verantwortung: So vielfältig­ wie Baden-Württemberg, so vielfältig sind auch die Menschen, die hier leben. Eines aber haben sie gemeinsam: Das Streben nach einem friedlichen und zufriedenen Leben. Auf Bürgerinnen und Bürger, die dafür besondere Unterstützung benötigen – seien es Kinder, Familien, Senioren, Menschen mit Migrationshintergrund oder Menschen mit Behinderungen – legt die Baden-Württemberg Stiftung ein besonderes Augenmerk. Daneben gilt ein weiterer Schwerpunkt der herausragenden Kulturlandschaft im Land. – vermögensverwaltung – 010 / . Baden-Württemberg Stiftung 2011

erfolg im niedrigzinsumfeld weitsichtig Walter Leibold Geschäftsführer im Vermögensbereich

„Prognosesicherheit, Weitblick und Verständnis für die komplexen Zusammenhänge an den Kapitalmärkten schaffen die Voraussetzungen für unsere erfolgreiche Arbeit und eine solide finanzielle Basis.“

Das Jahr 2011 war gekennzeichnet von fallenden Zinsen, großen Unsicherheiten an den Kapitalmärkten und den anhaltenden Diskussionen um die europäische Staatsschuldenkrise. In einem Umfeld wachsender Risikoaversion war es nicht leicht, strategisch und taktisch richtige Entscheidungen zu treffen. Dennoch ist es uns auch im Jahr 2011 gelungen, über alle Sparten unserer Vermögensverwaltung hinweg das Vermögen in seiner Substanz zu erhalten, einen nennenswerten Überschuss zu erwirt- schaften und die Baden-Württemberg Stiftung im Hinblick auf das geän- derte Marktumfeld für die Zukunft optimal aufzustellen. Vor allem die Investitionen im Grundstücksbereich werden zu einer Stabilisierung der Jahresergebnisse beitragen und den Anteil der regelmäßig anfallenden Erträge deutlich erhöhen.

Den umfassenden Bericht des für den Vermögensbereich zuständigen Geschäftsführers lesen Sie auf Seite 093. –> –> . / 011

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Zukunft braucht Nachhaltigkeit Nachhaltigkeit ist die Grund- lage unseres Wirkens. Mit Weitblick, Verantwortungs- bewusstsein, Expertise und Ideenreichtum machen wir Baden-Württemberg auf lange Sicht zukunftsfähig.

013/. Expedition N – Nachhaltigkeit für Baden-Württemberg –> – expedition n – –> Baden-Württemberg Stiftung 2011 . / 013

Ein Projekt aus dem Bereich – Bildung –

00 Nachhaltig überzeugend 05 – Expedition N zieht positive Bilanz –

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Wertvoll für die Zukunft / : Nachhaltigkeit findet im Alltag statt – wer das erkennt, wird vom Teil des Problems zum Teil der Lösung. Wichtig zu wissen / : 100 Standorte steuerte das Expeditionsmobil im ersten Jahr seiner Tour durch Baden-Württemberg bereits an. 15

Aufklärungsarbeit mit Spaß statt mit erhobenem Zeigefinger

20 Woher stammt das Papier, auf dem diese Zeilen gedruckt sind? Wie wird der Strom für die Lampe produziert, die möglicherweise gerade brennt? Wie groß ist der ökologische Fußabdruck, den jeder Einzelne von uns am Ende dieses Tages hinterlassen hat? All dies sind Fragen von großer Brisanz, und doch werden sie noch immer viel zu selten gestellt. Sie kreisen um ein Schlagwort, von dem die meisten schon einmal gehört

haben und das dennoch für viele nebulös bleibt: Nachhaltigkeit. Der Begriff beschreibt einen Lebenswandel, 25 der die Bedürfnisse der heutigen Generation nicht über die der künftigen Generationen stellt. Er ist das Gegenteil des Ausspruchs „Nach mir die Sintflut“, und sich mit ihm zu beschäftigen, ist ebenso notwendig wie spannend. Eben diese Botschaft möchte die Baden-Württemberg Stiftung unter den Bürgerinnen und Bürgern verbreiten – und zwar auf eine Weise, die Jung und Alt gleichermaßen anspricht und sie nachhaltig

für Klima- und Umweltschutz sensibilisiert. 30

Zum Mitmachen animieren

Vor diesem Hintergrund startete im Herbst 2010 die „Expedition N – Nachhaltigkeit für Baden-Württemberg“.

Die europaweit einmalige Bildungsinitiative bringt die Botschaft von der Bedeutung der Nachhaltigkeit dorthin, 35 wo sie auf nahezu grenzenloses Aktivierungspotenzial trifft: direkt zu den Bürgerinnen und Bürgern des Landes. Möglich wird das mithilfe eines geradezu futuristisch anmutenden zweistöckigen Expeditionsmobils: Hinter den Türen der mobilen Ausstellungsplattform erwartet die Besucher auf rund 100 Quadratmetern eine Wunderwelt der Technik. Vom Miniatur-Passivhaus, bei dem mittels Knopfdruck die vielen verschiedenen Möglichkeiten zum

Energiesparen sichtbar gemacht werden, über die noch teuren, aber extrem energieeffizienten organischen 40 Leuchtdioden bis hin zum geheimnisvoll vor sich hinblubbernden Algenreaktor gibt es viel auszuprobieren, zu entdecken und zu bestaunen – alleine oder in Begleitung fachkundiger Wissenschaftler, die stets mit an Bord sind. Im oberen Stockwerk regen Filme oder Vorträge zum Nachdenken und Diskutieren an.

Fachwissen frei Haus 45

Station macht das Expeditionsmobil überall dort, wo Gemeinden, Schulen, Universitäten oder Betriebe vom gebündelten, spielerisch vermittelten Wissen profitieren wollen – kostenlos und mit abwechslungsreichen Zusatzangeboten, bei denen sich zum Beispiel neugierige Schülergruppen durch praktische Versuche in die

Geheimnisse organischer Solarzellen einweihen lassen können. Dank des abwechslungsreichen Konzepts, 50 das selbst Wissenschafts- und Technikmuffel begeistert, sie Knöpfe drücken, Kurbeln drehen und das Thema Nachhaltigkeit wortwörtlich begreifen lässt, wurde bereits das erste Jahr der Expedition N ein voller Erfolg:

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 expeditionn.de – expedition n – –> 014 / . Baden-Württemberg Stiftung 2011 –>

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Rund 100.000 Bürgerinnen und Bürger haben sich bereits auf die „Expedition N“ begeben. An rund 100 Orten war das Expeditionsmobil zu Gast, unter anderem auf der „didacta 2011“, Europas bedeutendster Bildungsmesse,

05 und beim Nachhaltigkeitskongress 2011 in Stuttgart.

Bundesweit für gut befunden

Sogar über die Landesgrenzen hinaus hat das Expeditionsmobil bereits für Aufsehen gesorgt. Die weiteste

10 Entfernung legte es auf seinem Weg nach Berlin zurück, wo es im Rahmen der Stiftungswoche zahlreiche Besu- cher anlockte. Das Obergeschoss des Expeditionsmobils war auch der passende Ort, um den „StiftungsReport 2011/12“ der Öffentlichkeit vorzustellen. Der vom Bundesverband Deutscher Stiftungen unter Mitwirkung der Baden-Württemberg Stiftung vorgestellte Bericht beleuchtet die Stiftungen in ihrer Rolle als Agenda-Setter und Themenanwälte, als Förderer von Wissenschaft und Umwelttechnologie und zeigt bereits umgesetzte

15 und künftige ökologische Ansätze, mit denen Stiftungen einen nachhaltigen Beitrag zum Klimaschutz leisten können. Betont wird darin auch die maßgebliche Rolle der Zivilgesellschaft. Sie für den Klima- und Umweltschutz zu begeistern, sei eine der großen Aufgaben unserer Zeit.

Ausblick mit Weitsicht: „Expedition N @school“

20 Im Jahr 2012 soll das Angebot der Expedition N erweitert und noch stärker auf Jugendliche als eine der wich- tigsten Zielgruppen zugeschnitten werden: Mit zusätzlichen mobilen Experimentiermodulen, die ihren Platz im oberen Stockwerk des Tourbusses oder im Freien finden, sollen bis zu 30 Schülerinnen und Schüler gleichzeitig das Expeditionsmobil als externen Lernort nutzen können. Ziel von „Expedition N @school“ ist es, die Jugend-

25 lichen durch die in Kleingruppen durchgeführten Experimente dazu zu bringen, selbstständig Fragestellungen und darauf aufbauende Hypothesen zu entwickeln und zu überprüfen – denn selbst erarbeitetes Wissen bleibt nachhaltig im Gedächtnis. Das passende didaktische Konzept für diese Lernzirkel erarbeitet die Pädagogische Hochschule Heidelberg in Kooperation mit der Baden-Württemberg Stiftung.

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35 Expedition N: Mehrfach ausgezeichnet

Unter 2.600 Bewerbungen wurde die Expedition N im Jahr 2011 zum „Ausgewählten Ort“ 40 im bundesweit ausgetragenen Wettbewerb „365 Orte im Land der Ideen“ gekürt. ------Ausgehend von der Initiative „Deutschland – Land der Ideen“ werden dabei Projekte ausgezeichnet, deren innovativer und nachhaltiger Charakter die Wettbewerbs- und Zukunftsfähigkeit Deutschlands eindrucksvoll unter Beweis stellt.

45 ------Eine weitere Auszeichnung erhielt die Baden-Württemberg Stiftung vom von der Bundesregierung im Jahr 2001 eingesetzten „Rat für Nachhaltige Entwicklung“: Unter den 100 Preisträgern, denen der Rat jährlich das Qualitätssiegel „Werkstatt N“ verleiht, befand sich 2011 zur großen Freude aller Beteiligten auch die Expedition N – auch dies eine Auszeichnung, die verpflichtet und ein Ansporn für 50 noch mehr Einsatz auf dem Weg zu einer nachhaltigeren Gesellschaft ist.

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Zukunft braucht Kinder Wir schaffen die Möglichkeit, Talente und Kreativität zu entwickeln, und setzen mit gezielter Förderung bei den Kleinsten an. Mit einem Bewusstsein für Umwelt und Mitmenschen werden Kinder später ein wertvoller Teil der Gesellschaft.

017/. Komm mit in das gesunde Boot 020/. Nachhaltigkeit lernen – Kinder gestalten Zukunft 021/. Gartenland in Kinderhand 024/. Stiftung Kinderland Baden-Württemberg 025/. Ein Kind an die Hand nehmen / Kulturlotse für Kinder 027/. LiSe-DaZ ® – Sprachstandserhebung –> – kinder – –> Baden-Württemberg Stiftung 2011 . / 017

Ein Projekt aus dem Bereich – Gesellschaft & Kultur –

00 Rezept für ein gesundes Leben 05 – Kindergärten und Grundschulen an Bord des Gesunden Boots –

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Wertvoll für die Zukunft / : Wer lange fit und gesund bleiben will, setzt dafür am besten schon in jungen Jahren die Segel. Wichtig zu wissen / : Über 65.000 Kinder hat das Grundschul- 15 und Kindergartenprogramm des „Gesunden Boots“ bislang erreicht.

Schleichende Bedrohung

20 Mal eben eine Pause vom Fangenspielen machen, um nach kurzer Kletterpartie einen knackigen Apfel vom Baum zu pflücken: Was früher für viele Kinder eine selbstverständliche Art der Freizeitgestaltung war, ist heute eine Seltenheit. Besonders in den dichtbebauten, von vielbefahrenen Straßen zerschnittenen Städten ist das Rumtoben an der frischen Luft längst zum Luxus derjenigen geworden, deren Eltern in Parknähe wohnen,

einen Garten besitzen oder es zeitlich und finanziell ermöglichen können, mit ihren Kindern raus ins Grüne 25 zu fahren. Wo das nicht der Fall ist, geben Jungen wie Mädchen häufig Fernsehen und die Beschäftigung mit Spielekonsolen als Hobbys an. Wer zwischendrin Durst bekommt oder wen es nach Süßem gelüstet, der bedient sich in der Küche selbst an Brause und fetthaltigen Nasch- und Knabbersachen.

Kurswechsel einleiten 30

Die Folgen lassen bei Medizinern und Krankenkassen die Alarmglocken schrillen: Selbst Kindergartenkinder leiden hierzulande mitunter schon an den Wohlstandskrankheiten Übergewicht, Typ-2-Diabetes und Herz- Kreislauf-Erkrankungen. Das Rezept dagegen ist simpel: Ein gesünderes Ernährungsverhalten und eine aktive,

mit viel Bewegung verbundene Freizeitgestaltung trägt nachhaltig zur körperlichen Gesundheit und Fitness 35 bei – doch es hapert an der Umsetzung. Dagegen möchte die Baden-Württemberg Stiftung aktiv ansteuern: Mit dem Programm „Komm mit in das gesunde Boot“ hielten seit dem Jahr 2006 bereits in über 1.600 Kinder- tagesstätten und über 500 Grundschulen mehr Bewegung und eine intensive Auseinandersetzung mit dem Thema Ernährung Einzug.

40 In Geschichten verpacktes Fitnesstraining

Angeführt von geschulten Fachkräften als Kapitäne schlüpfen die Kinder dabei in die Rolle furchtloser und ganz schön sportlicher Piraten, die beim Schiffsaufbau, auf hoher See, bei Landgängen oder dem

Aufführen des eindrucksvollen Piratentanzes oft außer Atem, aber niemals in Seenot geraten. Von 45 Beutezügen in den Supermarkt bringen sie viel frisches Obst und Gemüse mit, das sie anschließend gemeinsam verarbeiten. Die kleinen Geschichten rund um das Piratenleben sind das verbindende und motivierende Element, an das die Erzieherinnen und Erzieher selbst ein halbes Jahr nach Abschluss des „Gesunden Boots“ noch erfolgreich anknüpfen können, wie die wissenschaftliche Auswertung des

Teilprogramms Kindergarten nun zeigte: Im Rahmen der wissenschaftlichen Tagung „Gesunde Kinder in 50 Baden-Württemberg“ stellten Experten im September 2011 die Ergebnisse der in Umfang und Intensität deutschlandweit einzigartigen Evaluation vor.

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 gesunde-kinder-bw.de – kinder – –> 018 / . Baden-Württemberg Stiftung 2011 –>

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Eltern mit an Bord holen

05 Ihr Fazit: Die zwei Bewegungsstunden pro Woche, die über einen Zeitraum von fünf Monaten in den Kita- Alltag eingeflochten werden, und die über 15 Wochen laufenden Ernährungsmodule sind langfristig von umso größerem Nutzen, je erfolgreicher die Eltern mit ins „Gesunde Boot“ geholt werden. Eine Auftakt- und eine Abschlussveranstaltung sowie einige Termine, an denen Kinder und Eltern beispielsweise kochten, standen für alle teilnehmenden Gruppen auf dem Programm. Einigen nach dem Zufallsprinzip verteilten Kitas wurden jedoch

10 zusätzliche Module angeboten, bei denen Eltern, Erzieherinnen und Erzieher beispielsweise eine Wanderung, einen Badetag oder einen Fahrradparcours organisierten und gemeinsam mit den Kindern erlebten.

Erschöpft, aber glücklich

15 Kinder, Eltern und Erzieher berichteten während des Programms übereinstimmend, dass die Jungen und Mädchen mehr Obst und Gemüse verzehrten und sich auch in ihrer Freizeit mehr bewegten und weniger Zeit im Sitzen, vor allem vor dem Fernseher, verbrachten. Und dass sich die Kinder nach einer Bewegungseinheit besser konzentrieren konnten und nach einem aktiven Tag besser schliefen, das fanden – natürlich nicht ganz uneigennützig – auch die Erwachsenen piratenmäßig gut.

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25 Anteil Prävalenz von Adipositas übergewichtiger nach Body-Mass-Index (BMI) Kinder (in %) der Mutter (in %) 25 25 BMI der Mutter < 25 25–30 22 30 >/= 30 20 20 18 17 15 15 15 15

35 11 9 10 10 9,5 9,6 6,8 5,0 5 5 3,8 3,5 4,0 40 1,7

0 0 3–6 7–10 14–17 3–6 7–10 11–13 14–17 Jahre Jahre Jahre Jahre Jahre Jahre Jahre

45 nformation

I der 3- bis 17-jährigen kinder 15% leiden unter übergewicht 50

Infografik / Quelle: KiGGS-Studie, Robert Koch-Institut, 2007 55 –> – kinder – –> Baden-Württemberg Stiftung 2011 . / 019

Interview Komm mit in das gesunde Boot

00 quarkbrot für die eltern 05 Nachgefragt bei Else Birnstill und Luzia Wolf 10

DAS GESUNDE BOOT ERZIELT MIT GERINGEM AUFWAND NACHHALTIGE ERFOLGE 15

Möhren und Paprika, Äpfel, Bananen in Erinnerung, was sie bei Fantasiereisen Erinnerung geblieben, zumal bei dieser

und Birnen: Jeden Tag schneiden Else wie der zur Piratenwasserquelle Aktion auch viele Väter dabei waren. 20 Birnstill und ihre Schützlinge im gelernt haben. Und bei aufregenden Katholischen Kindergarten St. Peter echten Ausflügen, von denen sie und Paul in Karlsruhe fleißig Obst und voller Begeisterung berichten: „Am Gemüse, richten es appetitlich an und besten hat mir der Obsthof gefallen“, „Ich fand es sehr gut, dass Frau decken liebevoll den Tisch. Haben alle erzählt Melissa mit glänzenden Augen, Wolf keine Nahrungsmittel verteufelt hat, sondern immer 25 die Hände gewaschen? Dann dürfen „da gab es Mini-Äpfel und frischen erklärt hat, warum man manches die Vitaminbomben vernascht werden. Apfelsaft und wir haben ein Hotel nicht zu oft essen sollte.“ Dazu gibt es Leitungswasser – Pardon, für Insekten gesehen.“ „Und einen Sandra Weißmann Piratenwasser, wie Emelie, Mario und Riiiiesenkühlschrank, in dem konnte Mutter von Lukas

Lukas gleich korrigieren. „Piraten trinken man sogar rumlaufen“, ergänzt Elli. 30 nämlich gerne Wasser, weil das am besten hilft, wenn man Durst hat“, erklärt Lukas und schiebt den Pfeil auf seinem „Natürlich ist unser Anspruch nicht, selbstgebastelten Trinkeinheitenzähler „Ich habe zu Hause schon mal dass zu Hause jeden Tag frisch ge- Quarkbrot mit einem Schnitt- um einen Strich nach oben. lauchfisch obendrauf für meine backen wird, da muss man realis- 35 Eltern gemacht.“ tisch bleiben“, sagt Luzia Wolf. „Bei Kindern, die bislang jeden Tag Toast Alexia 5 Jahre mit Nussnugatcreme dabei hatten, „Die Kinder erziehen sich sogar kann es schon ein Erfolg sein, wenn gegenseitig, da muss man manch- mal schon aufpassen, dass sie künftig Vollkorntoast mitbringen, 40 niemand zu hart angegangen wird.“ möglicherweise sogar mit Frischkäse „Der Ausflug zum Obsthof war für viele darauf.“ Oft sind es die Kinder selbst, Luzia Wolf Ernährungsfachkraft Kinder ein echter Höhepunkt, denn die Veränderungen bewirken, denn viele, die in der Stadt aufwachsen, kom- mit der Zeit fordern sie etwa frisches

men sonst so gut wie nie in die freie Obst und Gemüse aktiv von ihren 45 Natur“, erklärt Luzia Wolf. „Und wenn Eltern ein, hat Erzieherin Else Birnstill Luzia Wolf nickt zufrieden. Obwohl sie wie dort hinter die Kulissen gucken schon festgestellt. „Deshalb finde ich nun schon einige Monate vergangen dürfen, prägen sich viele Dinge viel bes- das Konzept des ‚Gesunden Boots‘ sind, seit die Ernährungsfachkraft aus ser ein, zum Beispiel, welches Obst und auch so überzeugend: Es macht natür-

dem Team des „Gesunden Boots“ regel- Gemüse besser nicht im Kühlschrank lich zusätzlich Arbeit, aber es erzielt 50 mäßig mit ihrer Piratenpuppe Nino zu aufgehoben werden sollte.“ Auch der auch mit vergleichsweise geringem Besuch kam, haben die Kinder bestens gemeinsame Backtag ist allen in guter Aufwand nachhaltige Erfolge.“

55 – kinder – –> 020 / . Baden-Württemberg Stiftung 2011 –>

Ein Projekt aus dem Bereich – Gesellschaft & Kultur –

00 Die Zukunft 05 beginnt heute – Kinder für Nachhaltigkeit sensibilisieren –

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Wertvoll für die Zukunft / : Freude an der Natur und Verständnis für komplexe Zusammenhänge sorgen dafür, dass Nachhaltigkeit zum selbstverständlichen Bestandteil des Lebens wird. 15 Wichtig zu wissen / : 14 Modellprojekte machen Kinder zu wertvollen Multiplikatoren.

Hoffnungsträger mit Kuscheltier

20 Wir leben in einer Zeit, in der Nachrichten über Umweltverschmutzung allgegenwärtig sind, wir die Auswir- kungen von Klimawandel und zunehmender Ressourcenknappheit bereits am eigenen Leibe erfahren und sich bereits jetzt Konflikte um Lebensgrundlagen wie den Zugang zu sauberem Trinkwasser abzeichnen. Doch wir leben auch in einer Zeit, in der langsam, aber sicher ein Umdenken einsetzt, in der Warnsignale ernst

25 genommen und Ansätze zur Verbesserung der gegenwärtigen Lage gesucht und auch gefunden werden. Von Erfolg werden derartige Maßnahmen jedoch nur gekrönt sein, wenn sie von einer breiten Masse von Menschen getragen werden. Die Hoffnung ruht dabei auf den Weltbürgern von morgen: den Kindern. Die kommenden Generationen werden mit den ökologischen und den damit verbundenen sozialen Herausforderungen leben und ihnen mit ebenso viel Kreativität wie Entschlossenheit entgegentreten müssen – das Handwerkszeug dazu

30 müssen wir ihnen heute schon mit auf den Weg geben.

Spannende Entdeckungstouren

„Nachhaltigkeit lernen – Kinder gestalten Zukunft“ lautet daher auch der Name einer neuen Programmlinie, die

35 die Baden-Württemberg Stiftung im Sommer 2011 gemeinsam mit der Heidehof Stiftung auf den Weg brachte. Über 650.000 Euro stellen die beiden Kooperationspartner über einen Zeitraum von drei Jahren für insgesamt 14 Modellprojekte zur Verfügung, die Kindern im Alter von drei bis acht Jahren auf spielerische Weise die Bedeu- tung von Umweltschutz, Artenvielfalt und eines nachhaltigen Lebensstils nahebringen sollen. MdL, Minister für Umwelt, Klima und Energiewirtschaft in Baden-Württemberg, und seine fünf hochrangigen

40 Kolleginnen und Kollegen aus dem Programmbeirat freuten sich über die vielen wegweisenden Projekte, wie etwa das Projekt „Streuobst-MÖK“, bei dem ein umgebauter Kleinbus zum mobilen ökologischen Klassenzimmer wird. Mit Klapptischen und -bänken, Mikroskopen, Ferngläsern und einer mobilen Saftpresse ausgestattet, können Schulklassen und andere interessierte Gruppen das abwechslungsreiche Biotop Streuobstwiese entdecken.

45 Positive Emotionen wecken

Im Rahmen der Auftaktveranstaltung zur neuen Programmlinie fand am 24. November 2011 im GENO-Haus in Stuttgart der wissenschaftliche Kongress „Erziehung für nachhaltige Entwicklung“ statt. Dabei betonten promi- nente Redner wie der Soziologe Professor Dr. Ortwin Renn, der das Programm über einen Zeitraum von drei Jahren

50 wissenschaftlich begleitet, der Neurobiologe Professor Dr. Gerald Hüther und der Erziehungswissenschaftler und Vorsitzende der UN-Dekade „Bildung für nachhaltige Entwicklung“ Professor Dr. Gerhard de Haan, wie wichtig es ist, derartige Inhalte jenseits starrer Strukturen in einem erlebnisorientierten Rahmen vermitteln zu können: Wer sich einer Sache positiv verbunden fühlt, wird sich umso engagierter für sie einsetzen – nicht aus Pflichtgefühl, sondern aus Überzeugung.

55 –> – kinder – –> Baden-Württemberg Stiftung 2011 . / 021

Ein Projekt aus dem Bereich – Gesellschaft & Kultur –

00 Wo die wilden Beeren wachsen 05 – Kinder schaffen ihr eigenes Gartenland –

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Wertvoll für die Zukunft / : Wer die Natur lieben lernt, wird sie schützen. Wer erfahren hat, wie gut Salat schmecken kann, wird sich gerne gesund ernähren. Wichtig zu wissen / : Bereits über 200 Kindertageseinrichtungen kamen in den Genuss von „Gartenland in Kinderhand“. 15

Natur erleben

20 Wie wachsen eigentlich Erbsen? Sitzen sie wie kleine Beeren an einem Strauch? Essen wir beim Blumenkohl wirklich die Blütenstände? Und gibt es tatsächlich gestreifte Tomaten? Wer sich da nicht so sicher ist, der sollte vielleicht einmal einen Besuch in einer der über 200 Kindertageseinrichtungen machen, die seit Herbst 2009 am Programm „Gartenland in Kinderhand“ teilgenommen haben. Die Initiative der Stiftung Kinderland

Baden-Württemberg ist ein herausragendes Beispiel dafür, wie man mit wenig Aufwand große Wirkung 25 erzielen kann, wenn man nur früh genug ansetzt: Kinder haben von sich aus ein positives Verhältnis zur Natur, sie toben gerne im Grünen herum, klettern in Kirschbäume, entdecken die Pflanzen- und Tierwelt und finden, dass auch Butterblumen, Taubnesseln und andere „Unkräuter“ prima für Blumensträuße geeignet sind. Doch insbesondere in der Stadt geht diese natürliche Unbefangenheit oft verloren, ebenso wie das Wissen, woher

Obst und Gemüse eigentlich stammen, die auf dem Markt oder im Supermarkt so appetitlich ausschauen. 30

Spannende Einblicke in die Pflanzenwelt

Die kleinen Projektteilnehmerinnen und -teilnehmer hingegen wissen nicht nur das, sie können sogar erklären,

was Pflanzen zum Leben brauchen, wie lange es dauert, bis Kresse keimt, und welche Zutaten man für einen 35 leckeren gemischten Salat benötigt. Denn all das haben sie beim Erlebnis „Gartenland in Kinderhand“ selbst herausgefunden. Die Kindertageseinrichtungen, die sich für die Teilnahme am Programm qualifiziert hatten, erhielten eine Anschubfinanzierung von 1.000 Euro, von der sie die Grundausstattung für ein eigenes kleines Beet erwerben konnten, beispielsweise Spaten und Handschuhe, Gießkannen und Schäufelchen, Anzuchttöpfe

und Blumenerde, Beerensträucher, Erdbeerpflanzen und Gemüsesamen. Mit Feuereifer und gemeinsam mit 40 ihren Erzieherinnen und Erziehern machten sich die Kinder dann daran, die Beete für ihren kleinen Garten anzulegen. Es wurde eifrig gepflanzt, gesät und angegossen – und gespannt darauf gewartet, wann sich die ersten kleinen Pflänzchen aus der Erde wagen würden.

Verantwortung übernehmen 45

Mit schnellwachsenden Pflanzen wie Radieschen und Möhren dauerte das zum Glück nicht allzu lange, und die ersten Erfolgserlebnisse stellten sich rasch ein. Spätestens nach dem ersten Butterbrot mit frisch geernteter Kresse kannte die Begeisterung keine Grenzen mehr, und die Kinder nahmen ihre Verantwortung für das Wohl-

ergehen ihrer Schützlinge sehr ernst. Oftmals wurden auch die Familien, Freunde und Anwohner eingeladen, 50 das Erlebnis „Garten“ mit den Kindern zu teilen. Auf kleinen Festen präsentierten sie stolz ihre selbstgezogenen Zucchini oder führten vor, wie man Buschbohnen pflückt.

55 – kinder – –> 022 / . Baden-Württemberg Stiftung 2011 –>

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Nahrungsmittel wertschätzen lernen

05 Natürlich wollte das selbstgeerntete Obst und Gemüse auch verarbeitet werden, und so konnten sich die Nachwuchsgärtner aller teilnehmenden Einrichtungen auch im Waschen und Schälen, Schnippeln und Kochen üben. Selbst gezogen und dann auch noch selbst zubereitet schmeckten Obst und Gemüse gleich noch mal so gut. Für einen solchen Genuss nahmen die eifrigen Gartenzwerge selbst das langweilige Unkrautzupfen in Kauf, sammelten allzu gierige Schnecken und schleppten ihre kleinen Gießkannen zu durstigen Salatpflanzen –

10 und lernten dadurch ganz nebenbei, wie viel Arbeit auch in gekauftem Obst und Gemüse steckt.

Große Einsatzbereitschaft auf allen Seiten

Die Entstehungsgeschichten der kleinen Gärten und ihre Erfahrungen und Erlebnisse hielten die gartenbe-

15 geisterten Jungen und Mädchen auf fantasievolle Art und Weise fest, etwa in liebevoll gestalteten Garten­ tagebüchern und anderen Bastelarbeiten oder auf Fotos, die sie anschließend bei zwei programmbegleitenden Wettbewerben der Stiftung Kinderland Baden-Württemberg einreichten. Der Jury fiel die Auswahl nicht leicht, doch schließlich entschied sie sich für 16 Kindertageseinrichtungen, deren Nachwuchsgärtner sich besonders viel Mühe gegeben und eine Belohnung redlich verdient hatten: Mitte März 2012 lud die Stiftung Kinderland

20 Baden-Württemberg pünktlich zur Saisoneröffnung im Blühenden Barock Ludwigsburg zum großen Kinder- und Gartenfest.

Kinderfest zur Saisoneröffnung im Blühenden Barock Ludwigsburg

25 Rund 300 Kindergartenkinder und ihre Betreuer vernahmen zunächst lobende Worte, unter anderem von Christoph Dahl, dem Geschäftsführer der Baden-Württemberg Stiftung, und dem Geschäftsführer des Blühenden Barock, Volker Kugel, der meinte: „Kindergartenkinder spielerisch an das Thema Garten und Gärtnern heranzuführen, ist genau der richtige Weg, um Naturerfahrung und das Wissen der Zusammenhänge in der Natur zu vermitteln.“ Anschließend durften die kleinen Pflanzenprofis das Gelände erkunden, wo die

30 erwachsenen Gärtner ganze Arbeit geleistet hatten, durch den Märchengarten streifen und sich von Clown Beppo verzaubern lassen. Das Fest war der krönende Abschluss eines überaus erfolgreichen Programms, das die Wahrnehmung von Natur und Lebensmitteln bei allen Beteiligten nachhaltig verändert hat – und das aus diesem Grund im Jahr 2012 neu aufgelegt wird.

35 Das Buch zum Programm

Gärtnern und eine gesunde Ernährung sind zwei Themen, die eng miteinander verknüpft sind. Als die Idee entstand, die Erfahrungen aus dem Programm „Gartenland in Kinderhand“ in einem Buch zu sammeln und die vielen wertvollen Tipps und Anregungen mit ebenso einfachen wie schmackhaften und gesunden Rezepten

40 zu ergänzen, fanden sich daher rasch prominente Unterstützer ein: In „Gartenland in Kinderhand. Das Kinder- Garten-Koch-Buch“ verraten berühmte Sterneköche wie Eckart Witzigmann, Vincent Klink oder Jörg Sackmann allerlei leckere Rezepte, während Carlo Petrini, der Begründer der Slow-Food-Bewegung, und Charles, Prince of Wales, als langjähriger Verfechter des biologischen Landbaus den nachhaltigen Charakter des Programms in einem Grußwort würdigen.

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55 –> – KINDER – –> Baden-Württemberg Stiftung 2011 . / 023 : Rainer Kwiotek Fotografie 00

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35 Gartenland 40 in Kinderhand 45 – baden-württemberg stiftung – 50

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Info – Stiftung Kinderland –

00 Stiftung Kinderland 05 Baden-Württemberg – für Nachwuchs mit Zukunft –

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Wertvoll für die Zukunft / : Mit der richtigen Förderung wachsen die Kleinen über sich hinaus. Wichtig zu wissen / : Seit 2005 setzt sich die Stiftung Kinderland für ein kinderfreundliches 15 Baden-Württemberg ein.

Kindliche Tugenden erhalten und fördern

20 Wenn unsere Welt so aussehen würde, wie von Kindern erdacht, wäre sie in vielen Bereichen eine bessere: Mit ihrer Neugier und ihrem Einfallsreichtum, ihrer Empathie und ihrem unbestechlichen Sinn für Gerechtigkeit sind die jungen Erdenbürger uns Erwachsenen in vielen Fällen einen großen Schritt voraus. Umso

25 bedauerlicher ist es, wenn die Hoffnungsträger von morgen ihre Kreativität nicht entfalten und ihren Wissensdurst nicht stillen können, weil sprachliche, soziale oder finanzielle Hürden der Teilnahme am Bildungssystem und an kulturellen Angeboten im Wege stehen.

30 Individueller und Breitenförderung gleichermaßen Rechnung tragen

Um derartige Hindernisse aus dem Weg zu räumen, gründete die Baden-Württemberg Stiftung am 20. Juli 2005 gemeinsam mit der ehemaligen baden-württembergischen Kultusministerin Dr. Marianne Schultz-Hector als erster Stifterin die „Stiftung

35 Kinderland Baden-Württemberg“. Mittlerweile ist die unselbstständige Unterstiftung der Baden-Württemberg Stiftung mit einem Stammkapital von über 50 Millionen Euro ausgestattet. Bis heute wurde bereits eine Vielzahl unterschiedlicher, innovativer Programme und Projekte entwickelt und realisiert, die alle ein Ziel verfolgen: das gesellschaftliche Umfeld familienfreundlicher zu gestalten und dem Nachwuchs eine

40 optimale Entwicklung zu ermöglichen. Die Hilfestellungen dazu beginnen bei der Unterstützung junger Familien und reichen über die gezielte Sprachförderung im frühkindlichen Alter bis hin zu Freizeitangeboten sowie Projekten in Kindertageseinrichtungen und Schulen.

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 stiftung-kinderland.de –> – kinder – –> Baden-Württemberg Stiftung 2011 . / 025

Ein Projekt aus dem Bereich – Gesellschaft & Kultur –

00 Generationen und Kulturen verbinden 05 – patinnen und Paten nehmen „ein Kind an die Hand“ –

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Wertvoll für die Zukunft / : Wer im richtigen Moment an die Hand genommen wird, entwickelt genügend Vertrauen, um später loslassen und auf eigenen Beinen stehen zu können. Wichtig zu wissen / : 15 Projekte nehmen am Programm „Kulturlotse für Kinder“ teil. 15

Ehrenamtliches Engagement für die Schwächsten der Gesellschaft

20 2011 war das Europäische Jahr des Ehrenamtes und auch in Deutschland richtete sich der Fokus der Öffentlichkeit zwölf Monate lang auf einen Bereich, der oft als selbstverständlich hingenommen wird – und es doch bei Weitem nicht ist. Schließlich geben Menschen, die sich freiwillig für andere engagieren, viel von einem Gut, das heute besonders knapp ist: Zeit. Zeit und Aufmerksamkeit sind wiederum vor allem für diejenigen besonders wichtig,

die sich gerade in einer der prägendsten Phasen ihres Lebens befinden: Kinder und Jugendliche. Jeder Tag bringt 25 für sie Neues, darunter manches, was Angst machen kann, aber auch viele Chancen, die man jedoch erkennen muss, um sie zu nutzen. Die Eltern sind dabei aus Kindersicht nicht immer die bevorzugten Ansprechpartner.

Kulturlotsen eröffnen neue Welten

30 Dieser Problematik begegnete die Stiftung Kinderland im Jahr des Ehrenamtes mit einem neuen Programm: Im Mittelpunkt von „Ein Kind an die Hand nehmen“ stehen Patenschaftsprojekte für Kinder und Jugendliche mit einem besonderen Förderbedarf. Dabei geht es zum einen darum, bereits bestehende regionale Paten- schaftsprojekte unter einem Dach zu vereinen und miteinander in Austausch zu bringen. Zum anderen sollen

neue, innovative Initiativen entstehen. Eine erfreulich große Zahl von Bürgerinnen und Bürgern engagiert sich 35 beispielsweise als Vorlesepaten oder in der Hausaufgabenbetreuung. In anderen Initiativen helfen Senioren Jugendlichen, die die Hauptschule besuchen, beim Einstieg ins Berufsleben. Sie schreiben mit ihnen gemeinsam Bewerbungen oder üben so lange für ein Vorstellungsgespräch, bis ihre Schützlinge genügend Selbstvertrauen für die reale Begegnung entwickelt haben. Neu ins Leben gerufen wurden Projekte, die neben der schulischen

Bildung auch den kulturellen Horizont von Kindern und Jugendlichen erweitern möchten: Durch Paten, die 40 sich zu „Kulturlotsen“ ausbilden lassen, erhalten junge Menschen Zugang zu einer Welt, die vielen bislang verwehrt blieb – aus finanziellen Gründen, mangelnder Zeit der Eltern oder auch aus Scheu. An der Seite ihrer Paten erleben sie nun spannende Theaterbesuche, erkunden Museen und Ausstellungen oder lernen die Welt der Musik kennen.

45 Unabhängig davon, in welchem Bereich sich die Paten engagieren, eines haben sie alle gemeinsam: Gegenseitiger Respekt und ein hohes Maß an Verlässlichkeit, insbesondere von Seiten der Paten, sind notwendig, damit aus Fremden mit der Zeit Freunde werden können. Davon profitieren stets beide Seiten, denn auch die Patinnen und Paten gewinnen spannende neue Einblicke, etwa in andere Kulturen oder jugendliche Lebenswelten, und

blicken oft mit Stolz auf „ihre“ Kinder. Damit die Beziehung vom ersten Kennenlernen an auf einer guten Basis 50 steht, vermittelt „Ein Kind an die Hand nehmen“ nicht nur Patenschaften, sondern bringt auch Projektpartner zusammen und bietet mannigfaltige Unterstützung bei allen Fragen rund um ein Projekt.

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 an-die-hand-nehmen.de / kulturlotse-bw.de – kinder – –> 026 / . Baden-Württemberg Stiftung 2011 –>

Interview Kulturlotse für Kinder

– LINDA PRIER –

00 ein königliches 05 vergnügen Interview Linda Prier, Staatliche Schlösser und Gärten Baden-Württemberg

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„Unsere Paten denken jetzt schon über eigene Anschlussprojekte nach“ 15

Beim Kulturlotsen-Projekt „Abenteuer Was können die Jungen auf Schloss Konzept begeistert, gerade weil es die

20 Leben – Jungen dürfen wieder Jungen Ludwigsburg erleben? Möglichkeit bietet, thematisch auch mal sein“ in Schloss Ludwigsburg können in die Tiefe zu gehen. Jede teilnehmende Jungen aus allen gesellschaftlichen Sie können sich an einem Nachmittag Gruppe umfasst maximal 15 Jungen im Schichten seit Mai 2012 hinter die zum Beispiel im Theaterfechten üben Alter von acht bis zwölf Jahren und soll höfischen Kulissen blicken. Durch das und an einem anderen im Wald auf die von dem Kooperationspartner, zwei Paten

25 gemeinsame Bewältigen von kniffligen Pirsch gehen, sie dürfen sich an der und ein bis zwei Betreuungspersonen Aufgaben entwickeln sie ein beson- Lederverarbeitung versuchen oder ler- aus dem schulischen Umfeld begleitet deres Zusammengehörigkeitsgefühl. nen das handwerkliche Arbeiten des werden, wenn möglich ausschließlich Kunsthistorikerin Linda Prier verrät Barock kennen – natürlich alles in pas- von Männern. erste Details. senden Kostümen und im historischen

30 Kontext. Langfristig soll es sieben bis Das Programm ist inhaltlich durchaus Wie sind Sie denn auf die Idee für Ihr acht verschiedene Bausteine geben. anspruchsvoll. Wird es Ihre Zielgruppe Projekt gekommen? auch erreichen?

Wir haben im Schloss Ludwigsburg ja Als wir die Details zur ersten Proberunde „Die Jungs sollen sich hautnah bereits spezielle Kinderführungen und veröffentlicht hatten, haben sich 35 mit der Lebensweise vergangener das Kinderreich im Programm, bei dem Jahrhunderte auseinandersetzen.“ interessanterweise ganz von alleine die Kinder als Hofdamen und Lakaien vor allem Haupt- und Realschulen verkleidet das Schloss erkunden können. Linda Prier, gemeldet, bei denen der Anteil sozial Staatliche Schlösser und Gärten In diesem Zusammenhang hatten wir benachteiligter Schüler in der Regel

40 2010 eine Evaluierung mit 400 Kindern höher ist als auf Gymnasien. Langfristig und Eltern gemacht, deren Auswertung möchten wir das Angebot auch über ergab, dass die bisherigen Angebote Wer übernimmt denn die Betreuung Schülergruppen hinaus öffnen und „mädchenlastig“ sind und wir uns bei der Jungen? zielen dabei beispielsweise auf Kinder der Programmgestaltung noch mehr mit Migrationshintergrund: Viele

45 auf Jungen fokussieren sollten. Deshalb Vor allem dank der wertvollen Kontakte Migrantenfamilien sind untereinander haben wir überlegt, welche Aufgaben von Herrn Fuchs konnten wir viele sehr gut vernetzt, da kommen schnell gewöhnliche Jungen bei Hofe früher Fachleute als Paten gewinnen, bei- 15 Jungen zusammen. Und dass unsere übernommen haben, welche Berufe es spielsweise von den Ludwigsburger jugendlichen Teilnehmer begeistert von gab. Daraus haben wir dann gemeinsam Torhäusern und dem Garnisonsmuseum dem Tag im Schloss erzählen werden,

50 mit dem Theaterpädagogen Torsten Ludwigsburg. Sämtliche Beteiligten hat- davon bin ich überzeugt: Unsere Paten Fuchs das Konzept für „Abenteuer ten bis dato noch keine Erfahrungen mit sind mit so viel Freude und Leidenschaft Leben“ entwickelt. Patenschaften, aber alle waren von dem dabei, das muss sich einfach übertragen.

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Ein Projekt aus dem Bereich – Bildung –

00 MEHRSPRACHIGKEIT ALS CHANCE – für Sprachenvielfalt 05 – dEutsch als Zweitsprache erforschen und fördern –

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Wertvoll für die Zukunft / : Je früher Kinder in ihrer Sprachentwicklung gefördert werden, desto höher sind ihre Chancen für eine erfolgreiche Teilnahme am Bildungssystem.

Wichtig zu wissen / : Insgesamt werden über 500 Erzieherinnen und Erzieher durch einen 15 LiSe-DaZ®-Kurs der Baden-Württemberg Stiftung geschult.

Sprache öffnet Türen

20 Wer kommt denn da zur Tür herein? Was macht da so laut Tatütata? Wie fühlt sich ein Telefon an, und wie schmeckt es? Wenn Kleinkinder beginnen, ihre Umgebung zu entdecken, sind sie mit allen Sinnen auf Empfang ausgerichtet. Jeden Tag wird ihre Lebenswelt ein bisschen reicher und bunter – und mit jedem Tag und jedem neuen Eindruck rückt der Punkt näher, an dem sie nicht länger nur Empfänger sein, sondern auch kommunizieren

wollen. Dafür müssen Kinder ihre Umwelt sowohl begreifen als auch benennen können: Mama, Papa, Puppe, 25 Hund, welche Laute gehören zu welchen Dingen – und welche Laute muss ich aneinanderreihen, damit Mama mir die Puppe gibt? Es sind erstaunliche Leistungen, die das kindliche Gehirn beim Spracherwerb erbringen muss – für die es allerdings auch auf entsprechende Anregungen von außen angewiesen ist. Insbesondere Kinder, die Deutsch als Zweitsprache erlernen, haben es diesbezüglich oftmals schwer: Ihre Eltern beherrschen die

neue Sprache meist selbst noch nicht gut genug, um ihnen beim Spracherwerb als Vorbild dienen zu können. 30

Besuchen die Kinder frühzeitig eine Kindertageseinrichtung, steigen ihre Chancen, die sprachlichen Rückstände zu ihren Altersgenossen mit Deutsch als Muttersprache vollständig aufholen zu können – umso mehr, je mehr Jungen und Mädchen in ihren jeweiligen Gruppen Muttersprachler sind. Dennoch gelingt das sprachliche

Aufholen nicht immer gut. Bleibt dies zu lange unbemerkt, kann es langfristig fatale Folgen haben, denn 35 der Grundstein für das Sprachverständnis wird in den ersten sieben Lebensjahren gelegt. Danach werden Korrekturen immer mühsamer. Vor allem jedoch verpassen Kinder mit sprachlichen Defiziten in der deutschen Sprache häufig den erfolgreichen Einstieg ins Bildungssystem.

Wissenschaftliche Bestandsaufnahme 40

Spätestens seit der ersten PISA-Studie im Jahr 2000 haben Gesellschaft und Politik die Brisanz mangelnder Sprachförderung erkannt, der Versuch, der beschriebenen Entwicklung gegenzusteuern, ist jedoch ein langer und steiniger Weg. Als sich die Baden-Württemberg Stiftung im Jahr 2003 als eine der ersten Institutionen des

Themas annahm und das Programm „Sag’ mal was“ im Umfang von rund 40 Millionen Euro auflegte, stand 45 daher schnell fest, dass zusätzlich zu umfangreichen Sprachfördermaßnahmen auch eine wissenschaftliche Bestandsaufnahme erforderlich ist, auf deren Grundlage eine Beurteilung und falls notwendig auch eine Weiterentwicklung bereits bestehender Fördermaßnahmen erfolgen kann.

Groß war die Unsicherheit, wie dieses Handeln aussehen sollte, scheiterte man doch häufig schon an der 50 Frage, ob ein Kind tatsächlich Förderbedarf hat oder nicht. Für Kinder mit Deutsch als Erstsprache gibt es bereits seit vielen Jahren Sprachstandserhebungen, die auf wissenschaftlich fundierte Vergleichsdaten zurückgreifen können.

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 sagmalwas-bw.de – kinder – –> 028 / . Baden-Württemberg Stiftung 2011 –>

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Deutsch als Zweitsprache blieb lange unerforscht

05 Für Kinder mit Deutsch als Zweitsprache waren derartige Vergleichsdaten schlicht nicht vorhanden. Entspre- chend schwierig gestaltete es sich, eine Aussage darüber zu treffen, wann ein im Vergleich zu Muttersprachlern vorhandenes Sprachvermögen noch im akzeptablen Rahmen lag – immer unter Berücksichtigung der Tatsache, dass zwei Sprachen parallel gelernt wurden – und wann nicht mehr damit zu rechnen war, dass ein Kind ohne Förderung zu seinen Altersgenossen mit Deutsch als Erstsprache aufschließen kann. Um hier Abhilfe und eine

10 solide Ausgangsbasis für die Sprachförderung zu schaffen, entwickelten Professor Rosemarie Tracy von der Universität Mannheim und Professor Petra Schulz von der Universität Frankfurt/Main im Auftrag der Baden- Württemberg Stiftung die bundesweit erste Sprachförderdiagnostik für Kinder mit Deutsch als Zweitsprache. Für „LiSe-DaZ® – Linguistische Sprachstandserhebung – Deutsch als Zweitsprache“ verglichen sie den Sprach- schatz und die Sprachentwicklung von 609 Kindern mit Zweitsprache Deutsch und von 303 Kindern, die mit

15 Deutsch als Muttersprache aufwuchsen, und berücksichtigten dabei sowohl das Alter der Kinder als auch die Kontaktdauer mit der deutschen Sprache. Dadurch gibt es nun die Möglichkeit, die Fähigkeiten einzelner Kinder mit Deutsch als Zweitsprache mit denen der ermittelten Normstichprobe zu vergleichen.

Darauf aufbauend schufen die beiden Wissenschaftlerinnen im zweiten Schritt einen recht einfach anzuwen-

20 denden Test, mithilfe dessen Pädagogen seit Juni 2011 die sprachlichen Fähigkeiten von Kindern mit Deutsch als Zweitsprache auf spielerische Art und Weise, aber dennoch umfassend abfragen können. Um die Geduld und die Konzentrationsfähigkeit der Kinder sowie die ohnehin knapp bemessene Zeit der Erzieherinnen und Erzieher nicht über die Maße zu strapazieren, wurde er so konstruiert, dass der komplette Test 25 bis 30 Minuten in Anspruch nimmt. Neben einer Handpuppe kommen u. a. verschiedene Bilderkarten zum Einsatz, auf denen

25 einfach zu verstehende Situationen abgebildet sind. Die Kinder werden zu den Bildern befragt und geben durch ihre Antworten Auskunft über ihren Sprachstand.

Sprachvermögen bei Kindern erkennen

30 Ist auf einer Karte beispielsweise ein kleiner Hund zu sehen, dem zwei Kinder aus einer Mülltonne heraushelfen, lautet eine Frage dazu: Wem helfen die Kinder aus der Tonne? Jede von der zutreffenden Antwort („dem Hund“) abweichende Aussage verrät Details darüber, auf welchem Sprachentwicklungsstand sich das Kind befindet: Lautet die Antwort etwa „den Hund“, hat das Kind die Frage richtig verstanden, beherrscht allerdings den Unter- schied zwischen Dativ und Akkusativ noch nicht. Dennoch ist es damit in seinem grammatikalischen Verständnis

35 schon einen deutlichen Schritt weiter, als ein Kind, das nur mit „Ja“ antwortet und damit anzeigt, dass es den Unterschied zwischen einer Ja/Nein-Frage und einer W-Frage noch nicht begriffen hat. Anhand des Tests kann zudem immer wieder überprüft werden, ob bereits ergriffene Sprachfördermaßnahmen erfolgreich verlaufen.

Wo deren Grenzen liegen, zeigt die wissenschaftliche Evaluation des Programms „Sag’ mal was – Sprachförde-

40 rung für Vorschulkinder“, die 2011 von der Baden-Württemberg Stiftung veröffentlicht wurde. Der geringe Erfolg, den Fördermaßnahmen in Kindertageseinrichtungen häufig nur erzielen, geht unter anderem auf ungünstige Grundvoraussetzungen zurück: In großen Gruppen von etwa zehn Kindern können pädagogische Fachkräfte kaum auf die individuellen Lücken einzelner Jungen oder Mädchen eingehen, in einer lauten Umgebung ist ein effektives Lernen ebenso wenig möglich. Auch die Durchmischung der Gruppen, bei denen der Anteil von

45 Kindern mit Deutsch als Zweitsprache oft deutlich überwiegt, erschwert es zweisprachig aufwachsenden Kindern, ihre eigene Sprache zu festigen.

Erwartungen nicht zu hoch ansetzen

50 Die an der Evaluation beteiligten Wissenschaftler fordern allerdings auch eine realistischere Betrachtungs- weise dessen, was überhaupt als Erfolg zu bezeichnen ist: Lautet das Ziel, dass selbst Kinder mit Deutsch als Zweitsprache, die erst verhältnismäßig spät in Kontakt mit der deutschen Sprache kamen, diese pünktlich zur

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: Baden-Württemberg Stiftung Baden-Württemberg : 00 Fotografie

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LiSe-DaZ 45 SPRACHSTANDSERHEBUNG

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Einschulung perfekt beherrschen sollen, so sei das ein an und für sich unrealistisches Ziel und das Scheitern somit vorprogrammiert. Von Fünftklässlern, die gerade erst beginnen, Englisch zu lernen, werde schließlich

05 auch nicht erwartet, dass sie die Sprache zwei Jahre später fließend sprechen.

Worauf sich allerdings im Gegensatz zu vielen äußeren Rahmenbedingungen recht gut Einfluss nehmen lässt, ist die Ausbildung der pädagogischen Fachkräfte, die in den Kindertageseinrichtungen für die Umset- zung der Fördermaßnahmen verantwortlich sind. Die Baden-Württemberg Stiftung bietet daher spezielle

10 Schulungen an, bei denen man sich zum Beispiel in der Anwendung von LiSe-DaZ® üben kann. Aufgrund der großen Nachfrage wird dieses Angebot über den ursprünglich geplanten Zeitraum von Oktober 2011 bis Juni 2012 hinaus aufrechterhalten.

Dialoge mit Kindern führen

15 Grundsätzlich ist es bei der Durchführung von Sprachfördermaßnahmen zentral, möglichst früh mit der Sprach- förderung zu beginnen. Darin waren sich die an der Evaluation Beteiligten einig. Außerdem ist es besonders wichtig, die betroffenen Kinder in ihren Lebenswelten abzuholen: Möglichst alle erwachsenen Bezugspersonen müssen in alltäglichen Situationen sprachliche Vorbilder sein: In vollständigen Sätzen zu sprechen, auf eine

20 abwechslungsreiche Sprache zu achten, Kinder durch offene statt geschlossene Fragen zum Reden anzuregen und darauf zu achten, welche Themen die Kinder in welcher Lebensphase besonders interessieren, all das müssen häufig auch Erzieherinnen und Erzieher erst trainieren.

Unterstützung dabei bietet das 2011 von der Baden-Württemberg Stiftung herausgegebene Buch „Dialoge mit

25 Kindern führen. Die Sprache der Kinder im dritten Lebensjahr beobachten, entdecken und anregen“. Die Publi- kation entstand aufgrund der Schlussfolgerungen der Evaluation, noch früher mit Sprachfördermaßnahmen anzusetzen. Sie gibt zunächst einen Überblick zum frühkindlichen Spracherwerb, erläutert das Zusammenspiel zwischen verbaler und non-verbaler Kommunikation und zeigt, wie man beides gemeinsam nutzen kann, um Kinder zum Sprechen anzuregen. Zahlreiche Beispiele zeigen die praktische Umsetzung in täglich wiederkeh-

30 renden Situationen wie beispielsweise dem Wickeln. Je höher der Stellenwert der Sprache im Kita-Alltag ist, desto höher wird die Zahl derer sein, für die der Schulbeginn nicht etwa den Beginn eines langen Leidenswegs markiert, sondern den Weg in eine hoffnungsvolle Zukunft.

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Zukunft braucht Bildung Nicht für die Schule, fürs Leben lernen wir! Unsere Projekte ermutigen junge Menschen dazu, über sich hinauszuwachsen. Mit unseren Stipendienprogrammen ermöglichen wir den Blick über den Tellerrand.

033/. Kulturakademie Baden-Württemberg 037/. Schülerpreis Baden-Württemberg 039/. kicken&lesen 040/. Talent im Land Baden-Württemberg 041/. beo – Wettbewerb Berufliche Schulen 045/. BoriS – Berufswahl-SIEGEL Baden-Württemberg 046/. Baden-Württemberg-STIPENDIUM

MINT-Programme 052/. BioLab Baden-Württemberg on Tour 053/. MINT-Box 054/. COACHING4FUTURE 055/. mikromakro 056/. Artur Fischer Erfinderpreis –> – Schulische und ausserschulische projekte – –> Baden-Württemberg Stiftung 2011 . / 033

Ein Projekt aus dem Bereich – Gesellschaft & Kultur –

00 Markt der Möglichkeiten für kreative Köpfe 05 – die Kulturakademie geht in die zweite Runde –

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Wertvoll für die Zukunft / : Die Kulturakademie setzt kreative Impulse und verleiht jungen Talenten Selbstvertrauen in das eigene Können. Wichtig zu wissen / : Über 160 Kinder konnten bislang ihre besonderen Fähigkeiten vertiefen und erweitern. 15

Richtungsweisende Impulse

20 Man findet sie an Hauptschulen und Gymnasien; auf den Gängen von Realschulen sind sie ebenso anzutreffen wie in Förderschulklassen – und leider bleiben sie viel zu oft unentdeckt: Junge Menschen mit besonderen Bega- bungen können ihr Talent meist nur dann vollständig entfalten, wenn es rechtzeitig entdeckt und entsprechend gefördert wird. Unter dem Motto „Talente schlummern. Talente versiegen nicht. Talente werden entdeckt.“ hat

die Stiftung Kinderland Baden-Württemberg darum im Jahr 2010 die „Kulturakademie Baden-Württemberg“ 25 gegründet. Sie bietet jungen Talenten die Möglichkeit, ihre jeweiligen Fähigkeiten in den Bereichen Musik, Literatur, Bildende Kunst oder MINT (Mathematik, Informatik, Naturwissenschaft und Technik) in zwei Krea- tivwochen unter Anleitung umfassend auszubauen.

Kreativität wecken, Selbstvertrauen stärken 30

Lehrerinnen und Lehrer, denen außerordentliche Fähigkeiten einzelner Kinder meist am ehesten auffallen, werden dabei zu Talentscouts: Jede Schule kann pro Bereich bis zu zwei begabte Schülerinnen und Schüler der Klassenstufen sechs bis acht für die Kulturakademie nominieren. Diese Chance wurde auch beim zweiten

Jahrgang der Kulturakademie intensiv genutzt: Ein Fachgremium aus Künstlern, Wissenschaftlern und Bildungs- 35 experten hatte die schwierige Aufgabe, aus den Talentproben von über 600 Jungen und Mädchen für jeden Bereich 20 junge Talente auszuwählen. Diese durften dann in den Sommer- und Faschingsferien an den Krea- tivwochen bei den vier Partnereinrichtungen der Kulturakademie teilnehmen.

Von Klang- und anderen Spuren 40

Für ambitionierte Musikerinnen und Musiker hielt die Landesakademie für die musizierende Jugend in Ochsen- hausen ein ebenso anspruchsvolles wie abwechslungsreiches Programm bereit, das neben Einzel- und Grup- penunterricht auch Gehörbildung, Stimmschulung, Improvisations- und Rhythmusworkshops sowie Übungen

im Songwriting unter Anleitung erfahrener Dozenten und internationaler Künstler umfasste. Im Deutschen 45 Literaturarchiv Marbach nahmen junge Wortakrobaten hingegen Spuren ganz anderer Art unter die Lupe: Die in einer Dauerausstellung gezeigten Manuskripte berühmter Dichter und Schriftsteller wie Rainer Maria Rilke und Erich Kästner dienten den Nachwuchsautoren als Inspirationsquelle für eigene Geschichten. Unter fachkundiger Anleitung, unter anderem durch die Autoren Lena Gorelik und Matthias Göritz, konzipierten die

Jungen und Mädchen aus den selbst verfassten Geschichten eine Audioführung zu den Exponaten, die sie auch 50 selbst im Tonstudio einsprachen.

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 kulturakademie-bw.de – Schulische und ausserschulische projekte – –> 034 / . Baden-Württemberg Stiftung 2011 –>

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Erlebnis Kunst, Abenteuer Wissenschaft

05 Kreativ zur Sache ging es auch an der Landesakademie Schloss Rotenfels. Unter Anleitung von Kunstprofessor Walter Dohmen lernten die Jungen und Mädchen, mittels der Drucktechnik Collagrafie mit der Vielfalt unter- schiedlicher Oberflächenstrukturen zu spielen oder ließen sich von Künstler Martin Mohr in die Geheimnisse der Malerei nach digitaler Vorlage einweihen. Währenddessen waren im Europa-Park die Roboter los: Helle Köpfe und ausgefuchste Tüftler hatten sie mit Unterstützung durch Wissenschaftler und Ingenieure des

10 Fördervereins Science und Technologie e. V. selbst konstruiert, nachdem sie zuvor bereits spannende Einblicke in die Forscherwelten unter anderem am Institut für Nanoscience in Basel erhalten hatten. An diesen ließen sie auch die Gäste der feierlichen Abschlussveranstaltung im Theaterhaus Stuttgart teilhaben, bei der alle vier Bereiche der Kulturakademie die Ergebnisse ihrer Arbeit während der Kreativwochen vorstellten. Auch die Präsentation der 2011 neu eingeführten Projektklasse wurde mit viel Begeisterung aufgenommen: Insgesamt

15 24 Teilnehmer aus dem ersten Jahrgang der Kulturakademie hatten hierbei die Gelegenheit bekommen, in einem interdisziplinären Kurs mit dem Künstler Pipo Tafel ihren Horizont noch einmal zu erweitern, und eine spannungsgeladene Tanz-Video-Performance zum Thema Farben erarbeitet. So bunt und fröhlich wie auf der Bühne ging es auch bei der anschließenden Feier zu, bei der die glücklichen Gesichter der Teilnehmer die ausgestellten Kunstwerke noch überstrahlten.

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I Vier Bereiche – unzählige Talente: die Kulturakademie Baden-Württemberg 50

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Die folgende Seite zeigt eine Übersicht der Kulturakademie-Standorte –> – schulische und ausserschulische projekte – –> Baden-Württemberg Stiftung 2011 . / 035

Förderverein science und Landesakademie Technologie e. v. Ochsenhausen

Das Konzept des Fördervereins Science Vor rund 25 Jahren wurde die „Landes- 00 und Technologie e. V. in Rust stützt akademie für die musizierende Jugend sich auf eine wissenschaftliche Er- in Baden-Württemberg“ in Ochsenhausen kenntnis: Wir lernen besonders gut, gegründet, doch entgegen ihrem Namen wenn wir uns einen Stoff anhand eines bietet sie längst nicht nur Jugend-

Problems oder eine Fragestellung selbst lichen ein breites Spektrum an Fort- 05 erarbeiten können. Je mehr Sinne dabei bildungsmöglichkeiten: Die Angebote beteiligt sind, desto nachhaltiger ist reichen von Themen der musikalischen der Lerneffekt – und in Gruppen lernt Früherziehung über Musiktherapie bis es sich umso leichter, weil man mit hin zu Instrumental- und Meisterkursen anderen über seine Überlegungen dis- sowie Familien-Musizierwochenenden. kutieren kann. Entdecken, experimen- Die direkte Arbeit mit Kindern und 10 tieren und staunen sind daher die Jugendlichen stellt allerdings auch Maximen, an denen sich die Erlebnis- heute noch einen wichtigen Schwer- welten – denn Ausstellungen sind es punkt dar: In Workshops lernen die eben gerade nicht – im Förderverein jungen Musiker, ihre Spiel- oder Science und Technologie e. V. orientie- Gesangskunst zu verbessern oder sich 15 ren. Hier wird Naturwissenschaft zum auf die Aufnahmeprüfung an einer Abenteuer, dem sich niemand entziehen Musikhochschule vorzubereiten. kann.

 science-house.de  landesakademie-ochsenhausen.de 20

Landesakademie deutsches 25 Schloss Literaturarchiv rotenfels marbach

30 Ob Pantomime oder Maler mit Pinsel Johann Wolfgang von Goethe, Heinrich hinterm Ohr, Schauspieler mit Masken Mann oder Stefan Zweig, im Deutschen oder Bildhauer in Arbeitskitteln, auf Literaturarchiv Marbach (DLA) haben dem Gelände der „Landesakademie für sie alle ihre Spuren hinterlassen. Schulkunst, Schul- und Amateurtheater Zahlreiche wertvolle Schriften, Schloss Rotenfels“ begegnen einem die Briefwechsel und Notizen werden hier 35 unterschiedlichsten Persönlichkeiten, aufbewahrt, katalogisiert und die eines teilen: ihre Faszination Institutionen und Einzelpersonen zu für Kunst. In Workshops, Ferienkursen Forschungszwecken zugänglich gemacht. oder Sommerakademien können sich 1895 als Museum für Friedrich

Kinder, Jugendliche und junge Erwachsene Schiller in seinem Geburtsort Marbach 40 in den vielen verschiedenen Spiel- gegründet, hat sich die seit 1955 als arten der bildenden und darstellenden Deutsches Literaturarchiv von der Kunst versuchen, während Erzieher und Deutschen Schillergesellschaft Pädagogen in Lehrgängen und bei betriebene Institution längst zu Tagungen wertvolle Anregungen für den einer der weltweit bedeutendsten Kunstunterricht oder die Theater-AG ihrer Art gewandelt – und gewinnt 45 erhalten. dankt zahlreicher Vor- und Nachlässe, etwa von Martin Heidegger und Marcel Reich-Ranicki, stetig an Einfluss.

50  akademie-schloss-rotenfels.de  dla-marbach.de

55 – schulische und ausserschulische projekte – –> 036 / . Baden-Württemberg Stiftung 2011 –>

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00 Stiftung Baden-Württemberg : Fotografie

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50 kulturakademie baden-württemberg

1 / : Acrylfarbe, Siebdruck und Collage: viel Raum für Phantasie 2 / : Junge Technikfans beim Tüfteln 55 3 / : Die Teilnehmer bei der großen Abschlussveranstaltung –> – Schulische und ausserschulische projekte – –> Baden-Württemberg Stiftung 2011 . / 037

Ein Projekt aus dem Bereich – Gesellschaft & Kultur –

00 Kreativität und Soziales Engagement: 1+ 05 – dEr Schülerpreis würdigt Haupt-, Sonder- und Werkrealschüler –

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Wertvoll für die Zukunft / : Die Erfahrung, mit dem eigenen Können anderen eine Freude zu bereiten, stärkt das Selbstbewusstsein. Wichtig zu wissen / : 155 Schülerinnen und Schüler wurden 2011 mit dem Schülerpreis für ihr Engagement geehrt. 15

Helden des Alltags

20 Noch werden hierzulande keine Zensuren für Fantasie und Hilfsbereitschaft vergeben. Doch wenn es so wäre, könnten sich viele Schülerinnen und Schüler in Baden-Württemberg über Bestnoten freuen. Denn Anerken- nung muss nicht zwangsläufig über Zensuren erfolgen. Deshalb würdigt die Stiftung Kinderland mit dem „Schülerpreis Baden-Württemberg“ gute Ideen und die Bereitschaft, sich für andere Menschen einzusetzen.

Im Mittelpunkt stehen dabei Hauptschulen, Werkrealschulen und Sonderschulen; Schulformen also, die in der 25 öffentlichen Wahrnehmung leider unterrepräsentiert sind und wenig mit sozialem Engagement in Verbin- dung gebracht werden – und die im Wettbewerb um die mit 20.000 Euro dotierten Preise schon so manchen Skeptiker überrascht haben.

Nicht nur die Jurymitglieder zogen den Hut vor den Leistungen der Schülergruppen, die sich im Jahr 2011 mit 30 ihren Projekten am vierten Schülerpreis beteiligt hatten: Von den Einfällen und Aktivitäten der engagierten Fünft- und Sechstklässler profitieren nämlich stets auch andere Menschen. Beim Projekt „Immer wieder donners- tags … miteinander statt nebeneinander“ der Astrid-Lindgren-Schule für Sprachbehinderte in Ulm beispielsweise übernimmt jedes Mädchen und jeder Junge Verantwortung für ein jüngeres Kind, spielt und bastelt mit ihm

und schlüpft dabei in die Rolle eines „großen Bruders“ oder einer „großen Schwester“. Wohlgemerkt nach dem 35 eigentlichen Unterricht, denn Voraussetzung für die Teilnahme am Schülerpreis ist, dass das Engagement auf freiwilliger Basis in der Freizeit stattfindet.

Fantasievolle Ideen tatkräftig umgesetzt

40 Und in dieser freien Zeit brachten die Teilnehmer des Schülerpreises 2011 Erstaunliches zustande: Es entstand unter anderem eine Ausstellung über das alte Ägypten, für die die Schülerinnen und Schüler eigens eine Grabkammer bauten und mit viel Geschick aus Gips, Holz und Farben die Mumie des berühmten Pharaos Tutanchamun nachbildeten. Andernorts wurde eine Bahnhofsunterführung in Schulnähe verschönert, für ein

Behindertenzentrum ein Schwimmbadzaun repariert und künstlerisch aufgewertet oder ein Rollstuhl- und 45 Inklusionsparcours entworfen, der Menschen mit und ohne Behinderung einander näherbringt

Die Aufregung aller Teilnehmer war groß, als sie erfuhren, dass ihr Einsatz auch öffentlich gewürdigt werden sollte, und so fuhren sie am 14. Juli voller Vorfreude zur Preisverleihung ins Stuttgarter Porsche Museum. Im Vorfeld

des Wettbewerbs hatte bereits ein Radiospot des Senders bigFM für zusätzliche Aufmerksamkeit gesorgt. Zwei 50 Schüler einer jeden Schule durften zudem – dank Sponsoring der Fluggesellschaft Germanwings – einen Tag in Berlin verbringen. Die Botschaft des Wettbewerbs kam bei allen gut an: In jedem steckt ein Superheld.

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 schuelerpreis-bw.de – Schulische und ausserschulische projekte – –> 038 / . Baden-Württemberg Stiftung 2011 –>

Reportage zum Schülerpreis

00 BERÜHREN 05 ERWÜNSCHT – das Schülerpreis-Projekt „Berührungspunkte“ der Albert-Schweitzer-Förderschule Kehl –

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„Die kinder erzählen voller selbstbewusstsein und begeisterung von ihren kunstwerkeN“ 15

Kunst wortwörtlich „begreifen“

20 Das Erste, was die Finger ertasten, ist trotz verbundener Augen recht einfach zuzuordnen: ein Stück Schmir- gelpapier, die körnige Struktur ist eindeutig. Dann wird es schon schwieriger: Wunderbar weich fühlt sich die Oberfläche an, über die Florian vorsichtig die Hand der Besucherin führt, aber für Schaffell ist es zu seidig. „Das war Kaninchenfell“, verrät der 12-Jährige. Schade, nicht drauf gekommen, ob ein blinder Mensch das wohl

25 erfühlt hätte? „Ja, denn wer nichts sehen kann, muss sich ja auf seine anderen Sinne verlassen, dadurch werden die besser“, erklärt Timo, der ebenfalls am Sinnesturm mitgearbeitet hat, einem eindrucksvollen Holzturm auf Rädern, der mit vielen verschiedenen Materialien verkleidet und mit integrierten Fühlkästen, Duftproben und einer Glocke ausgestattet ist.

30 Sinnvolle Beschäftigung am Nachmittag

Ebenso wie die Handschmeichler aus Speckstein und die dreidimensionalen Bilder, die David, Ann-Kathrin, Erika und ihre Mitschüler aus unterschiedlichen Materialien wie Pappmaché, Muscheln, Schnüren oder aus Holzdü- beln auf Steckplatten hergestellt haben, soll auch der Sinnesturm einen kleinen Eindruck davon vermitteln, wie

35 Menschen mit Sehbehinderungen die Welt wahrnehmen. „Dafür haben die Kinder monatelang gemeinsam mit unserer Kunsttherapeutin Britta Meinke und dem ehrenamtlichen Lehrbeauftragten Hans Hörterer in ihrer Freizeit gesägt, gehämmert und gebastelt“, berichtet Schulleiter Wolfram Fuchs voller Anerkennung. „Eine Schülerin gab die Anregung dazu“, erinnert sich Britta Meinke. „Sie hatte auf ein Bild die Farbe so dick aufgetragen, dass es eine richtige Struktur bekam, und erklärte, das Bild hätte sie auch für Blinde gemalt. Daraus

40 entstand die Idee für die Wanderausstellung ‚Berührungspunkte‘.“

Offenheit und Toleranz erfahren und leben

Die Teilnehmerinnen und Teilnehmer der Kunst-AG ließen sich schnell für das Projekt begeistern und setzten

45 sich auf diese Weise spielerisch, aber intensiv mit dem Thema Behinderung auseinander, etwa als die Ausstel- lung im Epilepsiezentrum Kehl-Kork zu Gast war: „Am Anfang hatte ich ein bisschen Angst, weil manche da rumgeschrien oder uns angefasst haben“, erzählt Erika. „Aber dann haben wir gelernt, dass die dafür ja nichts können und eigentlich genauso sind wie wir.“ „Indem die Kinder Patienten durch die Ausstellung geführt haben, haben sie aber nicht nur gelernt, wie wichtig Toleranz ist, sondern auch ihr Einfühlungsvermögen

50 und ihre Kommunikationsfähigkeit verbessert“, berichtet Britta Meinke. Und Florian bringt die vielleicht wichtigste Erkenntnis auf den Punkt: „Ich habe mich gefreut, weil die sich gefreut haben.“ Besser kann man es nicht formulieren.

55 –> – schulische und ausserschulische projekte – –> Baden-Württemberg Stiftung 2011 . / 039

Ein Projekt aus dem Bereich – Bildung –

00 Aufstieg in die Bildungsbundesliga 05 – „kicken&lesen“ bringt Jungs vom Ball zum Buch –

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Wertvoll für die Zukunft / : Im Team trainieren Jungs neben Fußball auch ihre Lese- und Sozialkompetenz. Wichtig zu wissen / : Mehr als 850 Jungen konnten bereits von „kicken&lesen“ profitieren. 15

Lesevorbilder gesucht!

20 Der Versuch, Jungs die Freude am Lesen zu vermitteln, gleicht oft einem Dribbling durch eine gut aufge- stellte Verteidigungslinie: Lesen ist anstrengend, Lesen ist langweilig, Lesen ist uncool. Eine denkbar schlechte Ausgangssituation, denn gerade die Lese- und Sprachkompetenz sind für die Teilnahme am deutschen Bildungs- system und damit auch für die späteren Aussichten am Arbeitsmarkt von entscheidender Bedeutung. Wer dem

männlichen Nachwuchs jedoch mit derartigen Argumenten kommt oder gar mit dem Hinweis zu punkten 25 glaubt, dass Lesen schließlich auch vielen Mädchen Spaß mache, schießt damit in der Regel ein Eigentor. Was fehlt, sind Lesevorbilder und eine Strategie, die mit den Vorurteilen gegenüber Büchern aufräumt.

Bildungsoffensive in der Fankurve

30 Fußball ist ein Thema, das nahezu alle Jungen interessiert, unabhängig von ihrer Herkunft und ihrem Bildungs- stand. Vor diesem Hintergrund taten sich im Jahr 2007 die Baden-Württemberg Stiftung und der VfB Stuttgart für ein ebenso einfaches wie geniales Projekt zusammen: Bei „kicken&lesen“ üben sich fußballbegeisterte Jungen im Alter von 10 bis 14 Jahren nicht nur im Umgang mit dem Ball, sondern auch im Lesen – und zwar auf

abwechslungsreiche Art und Weise und natürlich immer mit direktem Bezug zu ihrem Lieblingsthema. Spannende 35 Fußballkrimis, unterhaltsame Ratespiele rund um den VfB und lange Lesenächte gehören ebenso zum Programm wie das tägliche Konditions- und Geschicklichkeitstraining auf dem Platz und Besuche ehemaliger Profifußballer, von denen die Jungen lernen, dass im Fußball nicht nur Kopfball, sondern auch Köpfchen gefragt ist.

Gelungener Hattrick 40

Über 150 Jungen, vorwiegend aus lesefernen Familien oder mit Migrationshintergrund, nahmen 2011 an zehn regionalen „kicken&lesen“-Projekten teil. Als besondere Belohnung winkte der gemeinsame Besuch des letzten VfB-Heimspiels der Saison samt feierlicher Verleihung der Urkunden. Wer sich sowohl fußballerisch als auch beim

Lesen besonders hervorgetan und dabei stets Teamgeist bewiesen hatte, durfte zudem am „kicken&lesen“- 45 Camp in der VfB Fußballschule teilnehmen. Diese zu Beginn der Projekte oft ausschlaggebenden Anreize hätte es später freilich oft gar nicht mehr gebraucht, denn viele Teilnehmer entwickelten rasch auch beim Lesen einen geradezu sportlichen Ehrgeiz, tauschten sich intensiv über ihre Bücher aus und erzählten später an ihren Schulen so begeistert von den Projekttagen, dass vielerorts bereits Wartelisten für die nächste Runde

geführt werden. Spaß, Integration und eine verbesserte Lese- und Sozialkompetenz, dieser Hattrick gelang 50 „kicken&lesen“ auch im Jahr 2011 wieder. Weil sich baden-württembergische Jungs nicht sehr von denen aus Hessen unterscheiden und auch diese schneller zum Ball als zum Buch greifen, wird „kicken&lesen“ seit 2011 auch von der „hessenstiftung – familie hat zukunft“ und dem FSV Frankfurt durchgeführt.

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 kickenundlesen.de – schulische und ausserschulische projekte – –> 040 / . Baden-Württemberg Stiftung 2011 –>

Ein Projekt aus dem Bereich – Bildung –

00 Integration 05 durch Bildung – mit „Talent im Land“ fördern zwei groSSe Stiftungen begabte Jugendliche –

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Wertvoll für die Zukunft / : 291 Stipendiatinnen und Stipendiaten haben dank „Talent im Land“ Baden-Württemberg das Abitur erreicht. Sie bereichern jetzt unsere Hochschulen und Unternehmen

15 mit ihren Ideen und engagieren sich als Alumni im Netzwerk von „Talent im Land“. Wichtig zu wissen / : 164 junge Talente mit Zuwanderungsgeschichte werden aktuell gefördert.

International erfolgreich – in Deutschland

20 Sie sind klug, ehrgeizig und sozial engagiert, eigentlich gehören sie zur Elite des Landes. Doch für Jugendliche mit Migrationshintergrund ist es oft sehr schwer, ihre besonderen Talente und ihr Engagement zur Entfaltung zu bringen: Sprachbarrieren und Vorurteile erschweren die Teilnahme am deutschen Bildungssystem und die Suche nach einem Arbeits-, Ausbildungs- oder Studienplatz. Ihre Eltern können ihnen zum Teil nur bedingt

25 helfen. Gleichzeitig gehen Deutschland auf diese Weise zahlreiche vielversprechende Talente und zukünftige Leistungsträger verloren.

Fachhochschulreife oder Abitur als Sprungbrett

30 Dieser Entwicklung gilt es nach Ansicht der Baden-Württemberg Stiftung und der Robert Bosch Stiftung früh- zeitig gegenzusteuern. Gemeinsam vergeben die beiden Stiftungen im Rahmen ihres Programms „Talent im Land Baden-Württemberg – Schülerstipendien für begabte Zuwanderer“ jährlich 50 Stipendien an Jugendliche, um ihnen durch finanzielle, ideelle sowie personelle Unterstützung den Weg zum Abitur oder zur Fachhoch- schulreife zu erleichtern. Das Stipendium richtet sich an Schülerinnen und Schüler mit Zuwandergeschichte,

35 die eine Schule in Baden-Württemberg besuchen und hier ihren Wohnsitz haben. Bei der Auswahl geeigneter Kandidatinnen und Kandidaten bewertet eine unabhängige Jury sowohl die schulischen Leistungen als auch das soziale, gesellschaftliche oder politische Engagement.

Bildungsbotschafter in Baden-Württemberg

40 Auch im Jahr 2011 wurden 50 junge Talente ausgewählt, denen ihre Lehrer hohe Leistungsbereitschaft und Ziel- strebigkeit attestierten und die sich als Schulsprecher, in Jugendorganisationen oder in sozialen Einrichtungen trotz ihrer eigenen schwierigen Situation in bewundernswerter Weise für ihre Mitmenschen einsetzen. Neben der finanziellen Unterstützung, die für schulische Zwecke, Bücher und Sprachkurse verwendet werden kann,

45 aber auch für Instrumentalunterricht oder Museumsbesuche, runden außerschulische Bildungsangebote das Programm ab. In regelmäßigen Treffen mit anderen Stipendiatinnen und Stipendiaten können sich die begabten Jugendlichen zudem untereinander austauschen und wertvolle Netzwerke knüpfen. Ihrer vielleicht wichtigsten Mission gehen sie bereits in ihren Schulen nach: Als Bildungsbotschafter und Vorbilder für eine erfolgreiche Integration machen sie anderen begabten Jugendlichen, gleich welcher Herkunft, Mut, es ihnen gleichzutun.

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 talentimland.de –> – Schulische und ausserschulische projekte – –> Baden-Württemberg Stiftung 2011 . / 041

Ein Projekt aus dem Bereich – Bildung –

00 Fachlich versiert, menschlich engagiert 05 – BEo – Wettbewerb Berufliche Schulen –

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Wertvoll für die Zukunft / : Vertrauen in die eigenen Fähigkeiten, Kreativität und Teamgeist sowie ein selbstbewusstes, professionelles Auftreten bilden eine gute Grundlage für einen erfolgreichen Start ins Berufsleben. Wichtig zu wissen / : 24 Projekte wurden 2011 ausgezeichnet. 15

Mit Hand und Herz

20 Manche Schlüsselqualifikationen helfen nicht nur dabei, sich neues Wissen und besonders gute Chancen am Arbeitsmarkt zu erschließen, sie öffnen auch die Herzen der Menschen: Beim „beo – Wettbewerb Berufliche Schulen“ haben zahlreiche Auszubildende sowie Schülerinnen und Schüler beruflicher Schulen aus Baden- Württemberg auch im Jahr 2011 wieder gezeigt, dass sie neben ganz schön viel Köpfchen auch das Herz am

rechten Fleck haben. Stolze 84 Projektgruppen aus 70 beruflichen Schulen und Ausbildungsbetrieben bewarben 25 sich um einen der mit bis zu 12.000 Euro dotierten Preise – mit innovativen Projekten, die neben erheblichem Fachwissen oder handwerklichem Können mindestens eben soviel Kreativität und Leistungsbereitschaft erforderten und stets auch den gesellschaftlichen Nutzen im Blick hatten.

Mit dem im zweijährigen Rhythmus stattfindenden Wettbewerb möchte die Baden-Württemberg Stiftung die 30 Aufmerksamkeit auf die großartige Leistung der beruflichen Schulen und Ausbildungsbetriebe im Land lenken. Der „beo – Wettbewerb Berufliche Schulen“ bestärkt die Schulen darin, als Institution eine innovative Kultur zu entwickeln oder auszubauen, auf Eigenständigkeit und partnerschaftliche Leistungsfähigkeit der jungen Menschen zu setzen. Lehrpersonen begleiten die Projektgruppen, vermitteln Know-how in Sachen Projekt­

management, vermitteln Standards für Dokumentation und Präsentation und ermutigen zu dem Wagnis, sich 35 bei einem Wettbewerb zu zeigen.

Ein Forum für die Experten von morgen

Und es ist ein gewaltiges Potenzial, das in vielen der jungen Männer und Frauen schlummert, wie diese in ihren 40 Präsentationen eindrucksvoll unter Beweis stellten: Wenn im Stuttgarter Haus der Wirtschaft professionelle Messeatmosphäre herrscht, aber die Erwachsenen deutlich in der Minderheit sind, wenn Lehrer und Meister stolz vor den Werken des Nachwuchses stehen und staunend beobachten, wie fachmännisch dieser auftritt, Interviews gibt und der Jury die Projekte erläutert – dann ist der Tag der „beo“-Preisverleihung gekommen.

45 21 der eingereichten Arbeiten und Beiträge hatte die Jury ausgewählt und ihre Entwicklerinnen und Entwickler zum Festakt in die Landeshauptstadt eingeladen. Die Anwesenden hatten allen Grund, auf sich stolz zu sein, denn die Kriterien, nach denen die Preise verliehen werden, sind streng: Die Schülerinnen und Schüler bezie- hungsweise die Auszubildenden sollen selbstständig eine Idee von gesellschaftlicher, wirtschaftlicher oder

technischer Relevanz entwickeln und umsetzen. Lehrer und Ausbilder stehen dabei zwar als Ansprechpartner 50 zur Verfügung, doch die Jugendlichen müssen selbst in der Gruppe ihre Ideen diskutieren und abstimmen, wie sie Konflikte lösen, sich organisieren und anfallende Arbeiten aufteilen – eine harte Schule, zumal die Projekt­ arbeit überwiegend in der Freizeit stattfindet.

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 beo-bw.de – Schulische und ausserschulische projekte – –> 042 / . Baden-Württemberg Stiftung 2011 –>

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Über sich selbst hinauswachsen

05 Pluspunkte gibt es zum einen für besonders originelle und innovative Ideen sowie für eine qualitativ hochwertige Umsetzung. Doch auch eine gelungene Dokumentation des Entwicklungsprozesses von der Ideenfindung bis zur Abschlusspräsentation kann zum Erfolg des Projekts beitragen, beispielsweise in Form eines Videotagebuchs, eines kleinen Imagefilms oder eines bebilderten Entwicklungsprotokolls. Einigen Mut und viel Überzeugungs- kraft erfordert die Aufgabe, sich externe Kooperationspartner für das Projekt zu suchen – eine Herausforderung,

10 die 2011 alle teilnehmenden Gruppen annahmen und mit Bravour meisterten. Und eine Aufgabe, die sich im Nachhinein als gute Übung für die Präsentation im Haus der Wirtschaft erwies, denn schließlich will selbst das beste Produkt auch angemessen angepriesen und beworben werden, soll es sich am Markt behaupten.

Preisverleihung in fünf Wettbewerbsgruppen

15 Die Jury zeigte sich am Tag der Preisverleihung am 1. April 2011 von allen vorgestellten Projekten äußerst beein- druckt. Dabei wurden in den einzelnen Wettbewerbsbeiträgen sehr unterschiedliche Schwerpunkte gesetzt. Um der großen Vielfalt der beruflichen Schulen gerecht zu werden, wurden die mit 12.000, 8.000 und 3.000 Euro dotierten Preise sowie lobende Anerkennungen in Höhe von je 1.000 Euro daher in fünf Gruppen verliehen:

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Gruppe 1 Berufsschule/Duales System

25 Gruppe 2 Einjährige Berufsfachschule und Berufsvorbereitungsjahr

Gruppe 3 Berufskolleg und Zweijährige Berufsfachschule

30 Gruppe 4 Berufliches Gymnasium, Berufsoberschule und Fachschule

Gruppe 5

35 Schulartenübergreifende Projekte

Selbstbewusst in die Zukunft

40 Mit viel Offenheit und gegenseitigem Respekt vor der Leistung anderer begegneten sich auch die Teilnehmer untereinander: So mancher ließ sich bei einem Rundgang durch die Ausstellung den Solarladekoffer der Gertrud- Luckner-Gewerbeschule Freiburg erklären, begutachtete die von der Gewerblichen Schule Schwäbisch Gmünd entworfene Berufskleidung oder probierte das imposante Lauschofon der Robert-Mayer-Schule Stuttgart aus,

45 das selbst leise Umgebungsgeräusche so verstärkt, dass sie auch für Menschen mit eingeschränktem Hörver- mögen wahrnehmbar sind. Einige Gruppen hatten bereits öffentliche Auftritte mit ihrem Projekt hinter sich, etwa die Kaufleute für Dialogmarketing der Max-Weber-Schule Freiburg: Sie hatten für ihr Projekt „JAM – Join and Move“ einen Dance Contest organisiert, der Menschen unterschiedlicher sozialer und kultureller Herkunft miteinander in Kontakt bringen sollte und dank ausgeklügelter Werbemaßnahmen ein voller Erfolg wurde.

50 Die Preisverleihung im Haus der Wirtschaft war dennoch der unbestrittene Höhepunkt: Strahlende Gesichter und glänzende Augen sprachen Bände und zeugten nicht zuletzt vom neuen Selbstbewusstsein, das viele der jungen Fachleute im Laufe der Projektarbeit gewonnen haben.

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: Baden-Württemberg Stiftung Baden-Württemberg : 00 Fotografie

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8. be0 – wettbewerb berufliche schulen 50

1 / : Zwei stolze Preisträger der Gewerblichen Schule Bad Saulgau 2 / : Mit ihrer Hobelbank überzeugten die Schüler die Jury 3 / : Schüler der Robert-Mayer-Schule entwickelten sogenannte „Guckkästen“ 55 – Schulische und ausserschulische projekte – –> 044 / . Baden-Württemberg Stiftung 2011 –>

Interview beo-wettbewerb

00 schüler helfen schülern

05 ein bus für togo Interview Peter Hohloch, Elisabeth Schreibmüller, Svenja Hinrichs Schüler der Friedrich-Schiedel-Schule in Wangen 10

Angehende KFZ-Mechatroniker unterstützen Partnerschule in Afrika 15

Zu den Preisträgern des beo- Elisabeth Schreibmüller: Von der Idee bis

20 Wettbewerbs 2010 zählt auch die zur fertigen Beschriftung hat es drei Friedrich-Schiedel-Schule Wangen. Monate gedauert. Das ging aber nur so Dort restaurierten die Schüler schnell, weil alle engagiert bei der Sache nformation und Schülerinnen der einjährigen I waren und jeder jedem geholfen hat. Berufsfachschule Kfz-Technik in 58% 25 ihrer Freizeit den alten VW-Bus ihres aller Jugendlichen Svenja Hinrichs: Seit es unseren Bus Klassenlehrers und spendeten ihn ihrer möchten sozial gibt, sind die Schulanmeldungen tat- Partnerschule in Bassar im westafrika- Benachteiligten sächlich schon gestiegen. In Zukunft nischen Togo – den Bus wohlgemerkt, werden es hoffentlich noch mehr der Lehrer erfreut sich allgemeiner HELFEN werden, denn mittlerweile haben alle 30 Beliebtheit und durfte bleiben. Klassen der Friedrich-Schiedel-Schule Patenschaften für Schüler in Bassar Wie seid Ihr denn auf die Idee mit dem übernommen und sammeln regelmä- Bus gekommen? ßig Spenden, von denen das Schulgeld „Seit es unseren Bus gibt, bezahlt wird. sind die Schulanmeldungen Peter Hohloch, 21 Jahre: Während der 35 gestiegen.“ Fußball-WM 2006 war die Mannschaft Dann wird das Projekt also auch noch aus Togo in Wangen einquartiert, und Svenja Hinrichs weiterlaufen, wenn Ihr demnächst dadurch haben sich viele Wangener Euern Abschluss gemacht habt? zum ersten Mal mit dem Land

40 beschäftigt. Svenja Hinrichs, 19 Jahre: Da kam dann Peter Hohloch: Es sieht ganz danach unser Klassenlehrer Dieter Renner ins aus. Wir spenden auch einen Teil unse- Elisabeth Schreibmüller, 21 Jahre: In der Spiel. Der wollte seinen uralten VW-Bus res Gewinns an die Schule in Bassar Folge hat sich der Verein „Togo- eigentlich verschrotten. Stattdessen – genau zum richtigen Zeitpunkt: Hilfe Wangen“ gegründet, und über haben wir dann beschlossen, den Bus Die meisten Togolesen kennen

45 den haben wir erfahren, mit wel- zusammen mit Fachbetrieben aus nämlich nur Automatikgetriebe, chen Problemen die Berufsschule Wangen wieder fahrtüchtig zu machen und nachdem der Bus ein paar in Bassar zu kämpfen hat. Neben und ihn dem Institut Arnold Janssen in Monate lang nur im dritten Gang den Schulgebühren von 50 Euro im Bassar als Schulbus zu schenken. gefahren worden ist, braucht er Jahr, die nur wenige Familien zah- schon wieder dringend eine neue

50 len können, ist die Entfernung zur Das klingt nach einer Menge Arbeit, wie Kupplung. Inzwischen wissen die Schule für viele ein Hindernis, denn lange habt Ihr denn für die Reparatur Fahrer aber, wie die Bedienung eines ein Fahrzeug haben die wenigsten. gebraucht? Schaltgetriebes funktioniert.

Infografik / Quelle: Shell Jugendstudie 2010 55 –> – Schulische und ausserschulische projekte – –> Baden-Württemberg Stiftung 2011 . / 045

Ein Projekt aus dem Bereich – Bildung –

00 Nachhaltige Hilfe beim Einstieg ins Berufsleben 05 – BORIS – Berufswahl-SIEGEL Baden-Württemberg –

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Wertvoll für die Zukunft / : Von einer positiven Konkurrenz der Schulen um die beste Berufsvorbereitung profitieren sowohl Schülerinnen und Schüler als auch Betriebe und Unternehmen. Wichtig zu wissen / : 154 Schulen konnten sich 2011 zertifizieren oder rezertifizieren. 15

Herausforderungen annehmen

20 Die Zeiten, in denen Kinder beruflich automatisch in die Fußstapfen ihrer Eltern traten, sind lange vorbei, ebenso die Wirtschaftswunderjahre, in denen die Berufswahl dank annähender Vollbeschäftigung zweitrangig war. Die heutige Generation von Schülerinnen und Schülern ist sich deutlich bewusst, wie wichtig es ist, persönliche Neigungen und Stärken frühzeitig zu erkennen und auszubauen, Defizite ausfindig zu machen und möglichst

zu beheben, um sich schließlich für einen Beruf zu entscheiden, der gleichermaßen Erfüllung bringt, wie auch 25 die finanzielle Unabhängigkeit ermöglicht. Je umfassender und intensiver die Vorbereitung ist, desto besser stehen dabei die Chancen, von Anfang an den richtigen Weg einzuschlagen und somit einen Studien- oder Ausbildungsplatzwechsel zu vermeiden. Umso wichtiger ist es, Schülerinnen und Schülern bei ihrer Persön- lichkeitsentwicklung zu unterstützen und ihnen frühzeitig eine berufliche Beratung anzubieten, damit sie sich

unter Berücksichtigung ihrer individuellen Bedürfnisse auf einem zunehmend globalisierten Arbeitsmarkt mit 30 sich stetig wandelnden Berufsbildern orientieren können.

Bildungspartnerschaft mit vielfältigem Nutzen

Um all diese Herausforderungen aktiv anzugehen, Anreize für qualitativ hochwertige berufsorientierende 35 Angebote zu schaffen und besonderes Engagement sichtbar zu machen, hat die Baden-Württemberg Stiftung mit dem „BoriS – Berufswahl-SIEGEL Baden-Württemberg“ ein starkes Bündnis engagierter Partner ins Leben gerufen. Mit Vertretern aus Politik und Wirtschaft, Arbeitgeberverbänden, Industrie- und Handelskammern und Experten aus der Jugendarbeit bringt die Baden-Württemberg Stiftung die unterschiedlichen Akteure im

Bereich der Berufsorientierung an einem Tisch zusammen. Die Stiftung selbst versteht sich dabei als Mode- 40 ratorin dieser vielbeachteten Zusammenarbeit, die den Fachkräften von morgen einen erfolgreichen Start ins Berufsleben ermöglichen soll.

Zertifikat als Aushängeschild

45 Das drei Jahre gültige Berufswahl-SIEGEL wird an Schulen verliehen, bei denen das Thema Berufsberatung fest im Schulalltag verankert ist und die ihren Schülerinnen und Schülern durch externe Kooperationspartner wie berufsbildende Schulen, Hochschulen, Arbeitsagenturen und Betriebe und Unternehmen häufige und umfas- sende Einblicke in die unterschiedlichsten Arbeitswelten ermöglichen. Berufsinformationstage und Messebe-

suche, Planspiele, Projekttage und Einzelgespräche helfen den Jugendlichen, aus der Vielzahl an Möglichkeiten 50 Berufsbilder herauszufiltern, die zu ihnen passen, während sie bei Betriebsbesichtigungen und durch Praktika erste praktische Erfahrungen sammeln und wichtige Kontakte knüpfen können.

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 berufswahlsiegel-bw.de – Schulische und ausserschulische projekte – –> 046 / . Baden-Württemberg Stiftung 2011 –>

Ein Projekt aus dem Bereich – Bildung –

00 Den Mutigen gehört 05 die Welt – 10 Jahre Baden-Württemberg-Stipendium –

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Wertvoll für die Zukunft / : Über die Jahre entstand ein riesiges Netzwerk, das Baden-Württemberg mit der Welt verbindet. Wichtig zu wissen / : 13.000 Stipendiatinnen und Stipendiaten profitierten 15 schon vom Baden-Württemberg-STIPENDIUM.

Blaue Flecken von der rumpelnden Pferdekutsche und Rückenschmerzen vom ewigen Sitzen waren noch die

20 harmlosesten Begleiterscheinungen, die Reisende noch vor wenigen Jahrhunderten in Kauf nehmen mussten, wenn sie die Welt erkunden wollten – und wer gar den Sprung nach Amerika wagte, musste sich auf monatelange kräftezehrende und oft gefahrvolle Schiffsreisen einstellen. Dennoch gab es immer begeisterte Weltreisende, Menschen voller Entdeckerdrang, die aus Neugier, Geschäftssinn oder im Dienste der Völkerverständigung Kontakte mit Menschen unterschiedlichster Kulturen knüpften. Ihre Erfahrungen waren oft nicht nur für sie

25 selbst eine Bereicherung, sondern auch für ihre Umgebung.

Baden-Württemberg: Global Player mit Bodenhaftung

In ihren Grundzügen sind die Anlässe für das Reisen bis heute gleich geblieben, nur die Rahmenbedingungen

30 haben sich vorteilhaft verändert. Reisen bildet, lässt die eigene Persönlichkeit reifen und erhöht die Wert- schätzung für andere Kulturen – und zwar umso mehr, je intensiver der Kontakt ist, je mehr der Reisende sich mit der fremden Sprache und Kultur auseinandersetzt. Auch viele Unternehmen bevorzugen daher Bewerber, die den Mut und die Offenheit für einen längeren Auslandsaufenthalt aufgebracht und dabei viele wertvolle Kompetenzen erworben und Netzwerke geknüpft haben. Das größte Hindernis für eine solch

35 wichtige Qualifikation ist oft die Finanzierung. Mit dem Baden-Württemberg-STIPENDIUM möchte die Baden- Württemberg Stiftung sowohl Menschen aus Baden-Württemberg ermöglichen, einige Zeit im Ausland zu verbringen, als auch ausländische Stipendiatinnen und Stipendiaten einladen, Baden-Württemberg kennen und schätzen zu lernen.

40 Grund zum Feiern

Auf diese Weise wird das Profil Baden-Württembergs im internationalen Wettbewerb nachhaltig gestärkt – und das nun schon seit guten zehn Jahren: Rund 13.000 Stipendiatinnen und Stipendiaten wurden in diesem Zeitraum zu Botschaftern der Völkerverständigung und halten über die „Regional Chapters“ bis heute Kontakt

45 zu vielen Freunden und Gleichgesinnten. Grund genug, im Jubiläumsjahr 2011 auf die Erfolgsgeschichte anzu- stoßen. Unter dem Motto „10 Jahre Baden-Württemberg-STIPENDIUM. Unendlich viele Geschichten“ kamen am 14. Oktober 2011 in der Neuen Universität Heidelberg rund 400 Stipendiaten, Alumni und Ehrengäste zusammen, um sich auszutauschen und gemeinsam zu feiern. An verschiedenen Ständen mit fantasievollen Aktionen, die zum Mitmachen einluden, präsentierten sich zudem die insgesamt sechs Programmlinien des

50 Baden-Württemberg-STIPENDIUMs. Sie ermöglichen es, den teils sehr unterschiedlichen Zielsetzungen der Stipendiatinnen und Stipendiaten gerecht zu werden.

55 –> – Schulische und ausserschulische projekte – –> Baden-Württemberg Stiftung 2011 . / 047

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Auslandsaufenthalte machen Schule

Die jüngste Zielgruppe sind Schülerinnen und Schüler zwischen 15 und 18 Jahren. Gute bis durchschnittliche 05 Schulleistungen vorausgesetzt, können sie betreut von der gemeinnützigen Schüleraustauschorganisation AFS ein Schuljahr lang in Gastfamilien in den Partnerregionen von Baden-Württemberg in der Rhone-Alpes-Region (Frankreich), der Lombardei (Italien), in Katalonien (Spanien) sowie in den mittel- und osteuropäischen Staaten Kroatien, Ungarn, Tschechien, Lettland, Polen oder Russland leben. Umgekehrt erleben aus diesen Ländern

kommende Stipendiaten ein Schuljahr lang die baden-württembergische Gastfreundlichkeit und entdecken 10 auf Exkursionen mit den Gastfamilien sowie mit anderen Austauschschülern und Stipendiaten die Vielfalt des Landes, in dem die Menschen nach eigenem Bekunden alles können außer Hochdeutsch.

Der Karriere auf die Sprünge helfen

15 Geht es bei der Schülerlinie vor allem noch um den Mut, sich erstmals fernab von Familie und Freunden zu behaupten, verbinden die Teilnehmer der Studierenden-Linie bereits konkrete berufliche Erwartungen mit ihrem Auslandsaufenthalt. Sich durch den Erwerb einer Fremdsprache für internationale Tätigkeiten zu qualifizieren, gehört ebenso dazu, wie wertvolle Netzwerke zu knüpfen. Auch bietet sich die Gelegenheit, den

wissenschaftlichen Betrieb in anderen Ländern kennenzulernen und für Abschlussarbeiten unter zahlreichen 20 Forschungseinrichtungen eben jene ausfindig zu machen, die für das jeweilige Thema die besten wissenschaft- lichen Rahmenbedingungen bereithält.

Europa stärken

25 Einen besonderen Schwerpunkt auf Mittel- und Osteuropa legt die Baden-Württemberg Stiftung mit zwei weiteren Programmlinien: dem Walter-Hallstein-Programm und der Kooperation mit der „Andrássy Gyula Deutschsprachige Universität Budapest“ (AUB). Hervorragende Studierende des Studiengangs „Europäisches Verwaltungsmanagement, Master of Arts“ der Hochschule für öffentliche Verwaltung und Finanzen Ludwigs-

burg und anderer europabezogener Aufbaustudiengänge erhalten durch das Walter-Hallstein-Programm die 30 Gelegenheit für ein Auslandssemester, beispielsweise in Albanien, Estland, Polen oder Weißrussland. Umge- kehrt sind neben Studierenden auch Verwaltungsexperten aus Mittel- und Osteuropa eingeladen, sich um europabezogene Praktika zu bewerben.

Bei der Programmlinie der AUB stammt jeweils ein Drittel der Stipendiaten aus Ungarn, deutschsprachigen 35 Ländern und von mittel- und osteuropäischen Universitäten. Die AUB ist ein Gemeinschaftsprojekt der Repu- blik Ungarn, der Bundesrepublik Deutschland, der Republik Österreich, der Schweiz, des Freistaats Bayern, des Landes Baden-Württemberg und der Baden-Württemberg Stiftung. Aus Baden-Württemberg stammende Studierende, die für einen europabezogenen Aufbaustudiengang oder ihre Promotion an die AUB wechseln,

werden dabei mit einem zehnmonatigen Stipendium unterstützt. Studierende der AUB, die aus Ungarn oder 40 anderen mittel- und osteuropäischen Ländern stammen, können indessen zu einem bis zu dreimonatigen Aufenthalt an eine baden-württembergische Universität wechseln.

Zu neuen Ufern aufbrechen

45 Exzellente Köpfe, die von den im Ausland gesammelten Erfahrungen nachhaltig profitieren können, gibt es natürlich längst nicht nur unter Studierenden, auch in Ausbildungsberufen und ohne akademischen Abschluss kann sich ein Auslandsaufenthalt bei der Karriereplanung als ausgesprochen wertvoll erweisen. Berufstätigen mit überdurchschnittlich gutem Abschluss hat die Baden-Württemberg Stiftung daher eine eigene Programm-

linie gewidmet, die spannende Einblicke in Arbeitsweise, Betriebsstrukturen und Führungskonzepte verwandter 50 Branchen in anderen Ländern bietet.

55 – schulische und ausserschulische projekte – –> 048 / . Baden-Württemberg Stiftung 2011 –>

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Welcome to Hollywood

05 Kamera läuft, heißt es bei der wohl spektakulärsten Programmlinie des Baden-Württemberg-STIPENDIUMs: Studierende der Filmakademie Baden-Württemberg können sich um ein Stipendium bewerben, das sie in die Filmstadt schlechthin bringt: Los Angeles. In intensiven Unterrichtseinheiten, Workshops und Praktika erhalten die zukünftigen Filmemacher Einblick in die Welt Hollywoods und lernen die Arbeitsweise großer Studios von der Stoffentwicklung und Produktion bis zur Vermarktung eines Films kennen. Im dritten Studienjahr können

10 sich die Filmstudenten zudem für einen der begehrten Plätze im Programm „fiction 35“ bewerben: Rund drei Monate lang produzieren die Stipendiaten mit Unterstützung der kooperierenden französischen Filmhoch- schule la fémis in Paris einen professionellen zehnminütigen Kurzfilm im 35-Millimeter-Format – ein besseres Empfehlungsschreiben dürfte nur schwer zu bekommen sein.

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20 – brandneu – Baden-Württemberg-stipendium plus

mit einem zusätzlichen angebot möchte die 25 baden-württemberg stiftung innovative internationale hochschulkooperationen anstoßen – und folgt dabei selbst einem innovativen konzept

Bei „BWS plus“ werden die Mittel erstmals nach einem projektbezogenen 30 Ausschreibungsverfahren vergeben. Beim Baden-Württemberg-STIPENDIUM orien- tiert sich im „Normalverfahren“ die Höhe des Budgets für Stipendien unter anderem an der Studierendenzahl einer Universität, wodurch kleinere Hochschulen entsprechend kleinere Budgets erhalten. ------35 Durch die projektbezogene Ausschreibung haben nun auch kleinere Hochschulen die Möglichkeit, sich zusätzliche Mittel zu sichern. Das hilft beispielsweise der Musikhochschule Trossingen: Sie bekam für die Kooperation mit der University of Nanchang in China insgesamt 100.000 Euro zur Verfügung gestellt. Beim Projekt „Early Music East and West“ tauschen sich die Studierenden beider

40 Hochschulen beispielsweise über die historische Aufführungspraxis aus, die in China infolge der Kulturrevolution bis heute nahezu brachliegt. Umgekehrt sind die chinesischen Studierenden ihren deutschen Kollegen etwa in der elektro- akustischen Musik eine Nasenlänge voraus, wovon die Trossinger Studierenden beim Projekt „Global Musicdesign“ profitieren.

45 ------Beide Projekte gehen mit gegenseitigen Besuchen von Studierenden und Dozenten und zahlreichen gemeinsamen Kursen, Konferenzen und natürlich Konzerten einher. Darüber hinaus wurden 2011 neun weitere Projekte baden- württembergischer Hochschulen ausgewählt, die im Rahmen von

50 „BWS plus“ realisiert werden.

55 –> – Schulische und ausserschulische projekte – –> Baden-Württemberg Stiftung 2011 . / 049

Interview baden-württemberg- stipendium

– AARON BUTLER –

00 philosophieren und surfen 05 Interview Aaron Butler, Stipendiat des Baden-Württemberg-stipendiums 10

„Ich war der einzige, der geklatscht hat“ 15

Der 35-jährige Incoming-Stipendiat Welche Unterschiede zwischen Ihrer

Aaron Butler studiert in den USA Heimat und Deutschland sind Ihnen 20 Philosophie und Theologie an der renom- am Anfang besonders aufgefallen? mierten Yale University. Seit Juli 2011 heißt nformation seine neue Heimat Tübingen, wo er seine I Deutschland ist viel dichter besiedelt als Studien an der Evangelisch-theologischen die USA – und natürlich sind auch einige

Fakultät der Eberhard Karls Universität praktische Dinge ganz anders. In den 25 fortsetzt. Zum Stipendiatentreffen hatte USA klatschen wir zum Beispiel am Ende er sich bereits gut eingelebt, wie er im einer Vorlesung, während die Studenten Interview berichtet. in Deutschland mit den Fingerknöcheln auf die Tische klopfen – da ich das nicht

Aaron, wieso haben Sie sich für Ihren wusste, war ich plötzlich der einzige, der 30 Auslandsaufenthalt ausgerechnet geklatscht hat, aber das nimmt einem ja Deutschland ausgesucht? niemand übel. Und einmal habe ich im Supermarkt nach dem Einkaufen nach Für meine Fächerkombination spielt einer Tüte gegriffen – ohne zu ahnen,

Deutsch eine große Rolle, und ich würde dass man die hierzulande – was ich sehr 35 es schon allein deswegen sehr gerne flie- 65% sinnvoll finde – bezahlen muss. Der Arbeitgeber halten ßend sprechen. Darüber hinaus finde ich Auslandsaufenthalte Deutschland kulturell sehr interessant. oder Auslandserfahrung Was vermissen Sie am meisten? Als ich an der Universität vom Baden- für eine erforderliche

Württemberg-STIPENDIUM erfuhr, habe Zusatzqualifikation bei Ich stamme ursprünglich aus Kali­ 40 ich daher die Gelegenheit genutzt und Absolventen fornien, daher fehlen mir die Berge mich um ein Stipendium beworben. und das Meer. Aber vielleicht fahre ich ja mal zum Surfen nach Bremerhaven. Haben Sie sich denn schon gut in

Tübingen eingelebt? Können Sie sich vorstellen, später nach 45 Deutschland zurückzukommen? Ja, da ich mit anderen Theologiestu- denten in einem Studentenwohnheim Auf jeden Fall! Ich möchte jetzt erst wohne, habe ich schon viele Bekannt- einmal in den USA meinen Doktortitel

schaften geschlossen. Tagsüber treffen machen und habilitieren, aber danach 50 wir uns zum Lernen und abends auch kann ich mir durchaus vorstellen, hier mal zum Feiern. zu lehren – und zu Besuch werde ich ohnehin wiederkommen.

Infografik / Quelle: Staufenbiel JobTrends Deutschland 2011 55 – schulische und ausserschulische projekte – –> 050 / . Baden-Württemberg Stiftung 2011 –>

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00 : Baden-Württemberg: Schütz Stiftung Viola /

05 Fotografie

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50 NEUGIERIG AUF DIE ZUKUNFT

1 / : Mit spannenden Vorträgen begeistern die Coaching-Teams junge Menschen für den MINT-Bereich 55 2 / : Junge Tüftler überzeugten mit ihrem „Fukushima-Roboter“ beim Artur Fischer Erfinderpreis –> – schulische und ausserschulische projekte – –> Baden-Württemberg Stiftung 2011 . / 051

BILD 3

00 : Baden-Württemberg: Schütz Stiftung Viola /

05 Fotografie

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FREUDE AM EXPERIMENTIEREN 50

3 / : Im BioLab können Kinder und Jugendliche MINT hautnah erleben 4 / : Das Programm „mikromakro“ unterstützt junge Erfinderinnen und Erfinder 55 – schulische und ausserschulische projekte – –> 052 / . Baden-Württemberg Stiftung 2011 –>

Ein Projekt aus dem Bereich – Forschung –

00 Rollendes Hightech-Labor 05 auf MINT-Mission – BioLab begeistert Jugendliche für Biotechnologie und moderne Lebenswissenschaften –

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Wertvoll für die Zukunft / : Die Baden-Württemberg Stiftung trägt mit ihren MINT-Programmen dazu bei, den Nachwuchs in Mathematik, Informatik, Naturwissenschaft und Technik zu sichern. 15 Wichtig zu wissen / : Bereits mehr als 42.000 Schüler machten ein Praktikum im BioLab.

Trillerpfeifen im Schulgebäude, draußen eine große Party. Die letzten Prüfungen sind gelaufen, heute steht

20 der Abi-Scherz auf dem Programm. Ernster, aber mindestens ebenso spannend geht es ein paar Meter weiter in einem blau lackierten LKW zu. In dem Truck mit den ausgefahrenen Seitenwänden befindet sich ein High - tech-Labor, in dem gerade 20 Schülerinnen und Schüler Bakterienerbgut isolieren und mittels genetischem Fingerabdruck einen fiktiven Mörder überführen. „BioLab“, das rollende Labor der Initiative „BioLab Baden- Württemberg on Tour – Forschung, Leben, Zukunft“, ist seit neun Jahren in ganz Baden-Württemberg unter-

25 wegs, um Jugendlichen die modernen Lebenswissenschaften und Biotechnologie näherzubringen und sie zu ermuntern, einen Beruf in dieser Branche zu ergreifen.

Heute ist das BioLab an der Mildred-Scheel-Schule in Böblingen, einer Schule mit starkem Biologie-Schwerpunkt. Unter einem Dach vereint sind hier ein biotechnologisches Gymnasium und ein Berufskolleg, in dem unter

30 anderem ehemalige Hauptschüler, die die mittlere Reife machen wollen, in Labortechnologie unterrichtet werden. Die projektbegleitende Wissenschaftlerin Liane Ludwig hält ein Plastikmodell einer bunten, spiralartig gedrehten Leiter hoch. Noch bevor sie fragen kann, was das ist, schnellen schon die Hände hoch. „DNA“, sagt eine Schülerin und ergänzt ganz ohne Versprecher „Desoxyribonukleinsäure“. Liane Ludwig und ihr Kollege Dr. Andreas Horschinek sind positiv überrascht über die Vorkenntnisse der Praktikanten. Kein Wunder: Die

35 Schule besitzt ein ähnliches Labor wie der BioLab-Truck. Den Umgang mit den 500 Euro teuren Pipetten muss Ludwig gar nicht mehr erklären, jeder der Schüler hat so etwas schon benutzt.

Feuer und Flamme für Biotechnologie

40 Am Ende wird auf dem Bewertungsbogen, den die BioLab-Mitarbeiter nach jedem Einsatz ausfüllen müssen, ein ziemlich gutes Urteil stehen. Auch die Schüler verlassen den Truck begeistert. Obwohl sie manche Hand- griffe schon kannten, sind sie dankbar für den guten Überblick über das Berufsfeld Lebenswissenschaften und Biotechnologie. Einige wissen schon jetzt, dass sie eine Ausbildung als Technischer Assistent machen wollen, manche streben auch ein Biologiestudium an. Und vielleicht kommt der eine oder die andere in zehn Jahren

45 wieder – als projektbegleitender Wissenschaftler im BioLab.

Genau diese unglaubliche Geschichte ist Liane Ludwig passiert. Die 26-Jährige war im Juni 2003 als Schülerin im BioLab, kurz nachdem der Truck von der Baden-Württemberg Stiftung auf Reisen geschickt worden war. „Wegen BioLab habe ich Biologie studiert“, sagt Ludwig. Kurz vor Ende des Studiums kam dann die Stellenausschreibung,

50 und seit 2010 gibt die einstige Praktikantin ihr Wissen an die nächste Generation weiter.

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 biolab-bw.de –> – schulische und ausserschulische projekte – –> Baden-Württemberg Stiftung 2011 . / 053

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Auch neun Jahre nach dem Projektstart ist das Interesse der Schulen im Land ungebrochen. Die Warteliste ist lang, die Mildred-Scheel-Schule musste nach dem ersten Gastspiel 2004 acht Jahre auf einen zweiten Termin

warten. Schulen, an denen das BioLab noch nie zu Gast war, warten indessen „nur“ mehrere Monate. Das 05 Projekt wurde schon mehrfach verlängert, derzeit bis 2013.

Die Initiative „BioLab Baden-Württemberg on Tour“ will Schüler nicht nur für das Fachgebiet interessieren, der Truck leistet auch einen wichtigen Beitrag für den Biologie-Unterricht an den vielen Schulen, die nicht so

privilegiert sind wie die Mildred-Scheel-Schule. Die drei BioLab-Wissenschaftler halten Themen und Ausstat- 10 tung stets auf dem neuesten Stand und speisen aktuelle Erkenntnisse der Wissenschaft in den Unterricht ein. Irmgard Karl, diplomierte Biochemikerin und Lehrerin für Labortechnologie an der Böblinger Schule, bereitet ihre Schülerinnen und Schüler intensiv auf den BioLab-Tag vor und bespricht das Gelernte nachträglich. Karl: „Neue Erkenntnisse aus dem BioLab bauen wir sofort in den Unterricht ein.“

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– coole kisten – 25 mit der mint-box den wissensdurst stillen

30 freude am experimentieren wecken – dieses ziel haben die neuen mitmachkästen, die von der baden-württemberg stiftung im programm „mint-box“ entwickelt wurden.

Experimentierkästen zu insgesamt zehn spannenden Projekten sollen junge 35 Entdecker für naturwissenschaftliche und technische (MINT-)Berufe begeistern. Schulen können die Mitmachkästen ausleihen. Bei der Vorstellung der Boxen am 17. Oktober 2011 im Naturkundemuseum Stuttgart informierten die Projektteams über Inhalt und Lernziele ihrer Boxen.

------40 Bei den Experimentierkästen kommen alle Altersgruppen auf ihre Kosten: Mit dem Ideenkoffer Umwelt lernen schon Vierjährige, wie man schmutziges Wasser mit Kiessand filtert. Kinder ab acht können mit dem Ideenkoffer Bionik an Ahorn- und Löwenzahnsamen das Geheimnis des Fliegens ergründen. Spannung für

ältere Jugendliche bietet der Fahrsimulator, den Ingenieure des Karlsruher 45 Instituts für Technologie entwickelt haben.

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55 – Schulische und ausserschulische projekte – –> 054 / . Baden-Württemberg Stiftung 2011 –>

Ein Projekt aus dem Bereich – Forschung –

00 Neues 05 vom Netzwerk – coaching4FUTURE: neue Themen, mehr Austausch –

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Wertvoll für die Zukunft / : Coaching4Future informiert Jugendliche über Ausbildungs- und Studienmöglichkeiten im MINT-Bereich. Wichtig zu wissen / : Trotz steigender Studierendenzahlen 15 fehlen derzeit deutschlandweit mehr als 200.000 MINT-Fachkräfte.

Rund 640 Schulbesuche und mehr als 1150 Informationsveranstaltungen mit nahezu 47.000 Schülerinnen und

20 Schülern – das Bildungsnetzwerk COACHING4FUTURE hat seit seinem Start im November 2008 Beeindruckendes geleistet. Zwei Teams mit je zwei Nachwuchswissenschaftlern touren durch die Schulen Baden-Württembergs und begeistern ihre jungen Zuhörer für MINT-Berufe, also Berufe in Mathematik, Informatik, Naturwissenschaft und Technik. Die Nachfrage der Schulen ist ungebrochen: Die Wartezeiten betragen mehrere Monate.

25 Die Live-Coaching-Veranstaltungen, die seit 2010 auch an Haupt- und Werkrealschulen stattfinden, sind indes nur ein Baustein. Der Netzwerkgedanke stand seit Beginn besonders im Vordergrund. Die Idee: Das Online-Portal von COACHING4FUTURE dient als Plattform, auf der sich Schüler, Studierende und Lehrer mit Unternehmen und Hochschulen austauschen können. So finden die jungen Interessenten leichter einen Praktikumsplatz in den 350 beteiligten Betrieben oder einen von rund 1.000 Studiengängen an 52 Hochschulen des Landes; auch

30 63 Berufskollegs sind beteiligt.

Vernetzung über soziale Medien

Dem Vernetzungsgedanken trägt auch die Nutzung sozialer Medien Rechnung. Nachdem Mitte 2010 eine

35 Facebook-Seite startete, die bereits über 2.200 Fans hat, kam 2011 ein eigener YouTube-Kanal dazu, der regel - mäßig neue Clips zu aktuellen MINT-Themen bringt. So spricht der renommierte Klimaforscher Mojib Latif vom Institut für Meereswissenschaften der Universität Kiel über die Folgen des Klimawandels. Solche Themen fließen wiederum in die Schulshows ein. Neben der Klimaforschung sind Erneuerbare Energien und Elektromobilität als neue Themen im Schuljahr 2011/2012 mit dabei, und mit Dr. Agnes Heinemann wurde eine Klimaexpertin

40 für das Team gewonnen.

Damit jedoch das Netzwerk dauerhaft die Jugendlichen erreicht, arbeiten die Macher von COACHING4FUTURE bereits wieder an einer neuen Idee: einer Online-Lehrerhandreichung für die MINT-Berufsorientierung. Diese soll auch die Schüler erreichen, die nicht in den Genuss eines Besuches eines der Coaching-Teams kommen

45 und Lehrern im Downloadbereich der Plattform www.coaching4future.de kostenlos zur Verfügung stehen.

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 coaching4future.de –> – Schulische und ausserschulische projekte – –> Baden-Württemberg Stiftung 2011 . / 055

Interview mikromakro

– SEBASTIAN KRAUS –

00 kleine forscher, große ideen 05 Interview Sebastian Kraus, Teilnehmer am Programm „mikromakro“ 10

mikromakro beflügelt junge erfinder 15

Kreativität ist keine Frage des Alters – Supermarkt findet. Man erstellt zu

das beweist mikromakro. Die Baden- Hause wie in einem Onlineshop eine 20 Württemberg Stiftung unterstützt mit Einkaufsliste und lädt sie auf einen diesem Programm Schülerteams, die USB-Stick. Im Laden bekommt man ein nformation eine Idee in eine Erfindung umsetzen I Touchpanel, das man am Einkaufswagen wollen. Schülerinnen und Schüler, befestigt. Dort lädt man die Einkaufsliste die noch auf der Suche nach einer und wird zu den Regalen gelotst. r 25 zündenden Idee sind, dürfen an einem Kreativitätsworkshop teilnehmen. Was war die größte Herausforderung?

Bei der Umsetzung, die zwei Jahre N 1 Die Positionsbestimmung des Ein­ BADEN-WÜRTTEMBERG dauern darf, lernen die Teams in kaufswagens. Wir haben verschiedene 30 weiteren Workshops alles Notwendige IST SPITZENREITER Methoden getestet, unter anderem zu den Themen Projektmanagement, BEI ANGEMELDETEN GPS, doch diese haben nicht funktio- Marktwirtschaft, Technik, Recherche PATENTEN niert. Jetzt nutzen wir Funketiketten, und Patentrecht. Am Ende stehen die auf den Boden geklebt werden. Das

innovative Prototypen, über die sogar ist sehr genau. Darauf haben wir auch 35 Unternehmen staunen – wie im 14.355 ein Patent angemeldet. Fall des Einkaufsnavigators, den ein patente im Jahr 2011 mikromakro-Team der Gewerblichen DAS SIND 31 prozent Wie geht es weiter? Aller in Deutschland angemeldeten Schule Crailsheim entwickelt hat. Patente Das achtköpfige Team durfte seinen Wir suchen einen Supermarkt zum 40 Supermarktlotsen mit Unterstützung Testen, noch interessanter wäre ein der Baden-Württemberg Stiftung Baumarkt. Wir sind in Kontakt mit 2011 auf der Erfindermesse iENA der Kauflandstiftung, die Interesse in Nürnberg präsentieren. Team- Kreativitätsworkshop teilnehmen. hat. Auch die Resonanz auf der

sprecher Sebastian Kraus über seine Dort haben wir uns Alltagsprobleme Erfindermesse war sehr gut. Da wir 45 Erfahrungen: überlegt und kamen so auf die Suche jetzt Abitur gemacht haben, ste- im Supermarkt. hen bei den Teammitgliedern erst Wie ist das Team auf die Idee des mal Ausbildung und Studium im Einkaufsnavigators gekommen? Wie hat das Team das Problem gelöst? Vordergrund, eine Firma gründen kön-

nen wir nicht. Deshalb wäre es uns am 50 Wir haben uns bei mikromakro Wir haben eine Software entwickelt, liebsten, wenn wir unsere Erfindung an beworben und durften an einem die den kürzesten Weg durch den ein Unternehmen lizenzieren könnten.

Infografik / Quelle: Deutsches Patent- und Markenamt, 2012 55

 mikromakro-bw.de – Schulische und ausserschulische projekte – –> 056 / . Baden-Württemberg Stiftung 2011 –>

Interview artur fischer erfinderpreis

– SEBASTIAN MURGUL –

00 alles 05 selbst beigebracht Interview Sebastian Murgul, Teilnehmer am Artur Fischer Erfinderpreis 10

der Erfinderkönig beim Artur Fischer Erfinderpreis 15

Alle zwei Jahre wird der von Professor mit elektronischen Effekten. Dafür Bekommst Du Hilfe bei der Umsetzung

20 Artur Fischer und der Baden-Würt­ habe ich eine Anerkennung bekom- der Ideen? temberg Stiftung gestiftete und mit men. Zwei Jahre später habe ich 36.000 Euro dotierte Artur Fischer den zweiten Platz erreicht mit Ich habe mir alles selbst beigebracht, zum Erfinderpreis Baden-Württemberg einem Musikinstrument, das man Beispiel das Programmieren, ich recher- verliehen. Prämiert werden Erfin­ mit Wasser spielt. Dann kam die chiere auch viel im Internet. Meine Eltern

25 dungen privater Erfinder und im Frühstücksmaschine, ein Roboter, der sind nicht besonders technikinteressiert, Rahmen des Schülerwettbewerbs Tee oder Kaffee kocht und einen Toast sie unterstützen mich aber sehr. Ich bin die Erfindungen von Schulklassen, mit Butter und Marmelade zuberei- auf einem musischen Gymnasium, Schüler-AGs und einzelnen Schülern, tet. Damit habe ich den dritten Platz da gibt es nur einen Informatiklehrer. die besonders innovativ und von erreicht, auch bei Jugend forscht. Und Deshalb helfe ich dort mit. Ich leite zum

30 großem gesellschaftlichem Nutzen 2011 habe ich dann den Vorratschecker Beispiel die Informatik-AG und im Java- sind. Die Stiftung Artur Fischer gebaut, einen Roboter, der mit einer Programmierkurs bin ich Co-Leiter. Erfinderpreis Baden-Württemberg Kamera und einer Datenbank zu wurde im März 2001 gegründet. Hause den Inhalt des Vorratsregals Hast Du auch schon Aufträge, für die Du Ihr Stiftungskapital beträgt aktuell prüft und per SMS eine Einkaufsliste Honorar bekommst?

35 1,5 Mio. Euro. aufs Handy schickt. Ja, ich arbeite für Dr. Thomas Ney. Viermal teilgenommen, viermal ausge- Woher kommen die Ideen für Deine Er hat 2011 mit seiner hydraulischen zeichnet: Sebastian Murgul ist der Erfindungen? Zahnspange den ersten Preis beim fleißigste und erfolgreichste Tüftler Artur-Fischer-Erfinderpreis gewon-

40 im Schülerwettbewerb des Artur Meistens sehe ich etwas und überlege nen. Für ihn entwickle ich drahtlose Fischer Erfinderpreises, den die Baden- mir, wie ich das verbessern kann. Auf Sensoren und eine Auswerteelektronik, Württemberg Stiftung unterstützt. die Idee zur Frühstücksmaschine kam die Kaukraft, Temperatur und Muskel­ Im Interview spricht der 16-Jährige ich, weil mein Großvater mir einen aktivität in der Spange messen. über seine Motivation und seinen Wecker geschenkt hat. Da habe

45 ersten Auftrag. ich mir überlegt, wie man beim Was möchtest Du mal werden? Wecken auch gleich automatisch das Du hast 2011 bereits zum vierten Mal Frühstück zubereiten kann. Und auf Ich würde gerne Elektrotechnik oder am Artur Fischer Erfinderpreis teil­ den Vorratschecker kam ich, weil wir Informatik studieren und später in der genommen. Das ist Rekord. Was hast beim Einkaufen mit meinem Vater angewandten Forschung arbeiten, zum

50 Du schon alles erfunden? immer etwas vergessen, wenn wir Beispiel bei einem Fraunhofer-Institut. keine Einkaufsliste machen. Und 2013 nehme ich natürlich noch ein- Mit zehn war ich zum ersten Mal dabei mal am Artur Fischer Erfinderwettbewerb mit einem verrückten Kartenspiel, für Schüler teil. Da entwickle ich etwas mit einer Art Mensch-ärgere-Dich-Nicht Künstlicher Intelligenz.

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Zukunft braucht Forschung Wer forscht, ist einen Schritt voraus. Daher unterstützen wir Forschungsteams bei ihrer Suche nach Antworten. Über Fachdisziplinen hinweg und gut vernetzt wollen wir die großen Herausforderungen unserer Zeit meistern, die Innovationskraft Baden-Würt- tembergs stärken und den wirtschaftlichen Erfolg sichern.

059/. Forschungstag 2011 064/. Funktionelle Nanostrukturen 066/. optische Technologien 068/. Umwelttechnologieforschung 071/. organische Photovoltaik 072/. Produktionsforschung 074/. Dienstleistungsforschung 076/. Netzwerk Bildungsforschung 077/. Eliteprogramm für Postdoktorandinnen und Postdoktoranden –> – FORSCHUNG – –> Baden-Württemberg Stiftung 2011 . / 059

Ein Projekt aus dem Bereich – Forschung –

00 Highlight im Wissenschaftskalender 05 – dEr Forschungstag 2011 dreht sich um die Lebenswissenschaften –

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Wertvoll für die Zukunft / : Der Austausch über Fachdisziplinen und Organisationen hinweg gibt Impulse für neue Forschungsansätze und eine erfolgreichere Vermarktung der Ideen.

Wichtig zu wissen / : Die Baden-Württemberg Stiftung richtet den Forschungstag alle zwei Jahre aus, 15 2011 zum Thema Lebenswissenschaften.

Alle zwei Jahre ist er eines der Highlights im Kalender der wissenschaftlichen Tagungen: der Forschungstag

der Baden-Württemberg Stiftung. 500 bis 700 Wissenschaftler und Industrievertreter treffen sich dort zum 20 Erfahrungsaustausch. Die Strahlkraft der Veranstaltung reicht weit über das Bundesland hinaus – auch hoch- karätige Gäste aus dem Ausland werden angezogen. 2011 war der Forschungstag zu Gast an der Universität Heidelberg anlässlich der Feierlichkeiten zum 625-jährigen Bestehen von Deutschlands ältester Universität.

Heidelberg steht für Tradition – und für Spitzenforschung in den Lebenswissenschaften. Auch für die Baden- 25 Württemberg Stiftung sind die Lebenswissenschaften ein wichtiger Pfeiler ihrer Stiftungstätigkeit. Und so drehte sich am 29. Juni 2011 alles um adulte Stammzellen, Allergologie, Proteomforschung und Biomaterialien, aber auch um technische Entwicklungen in angrenzenden Fachgebieten wie dem Höchstleistungsrechnen oder der Mikrosystemtechnik.

30 Der Forschungstag glänzte mit illustren Rednern: Professor Paul Kirchhof, Steuerrechtler an der Universität Heidelberg, referierte über ethische und rechtliche Aspekte der lebenswissenschaftlichen Forschung. Und Professor Erwin Neher, Medizinnobelpreisträger von 1991, berichtete aus seiner aktuellen Forschung zu Neuro- transmittern. Der Nachmittag war dem fachlichen Austausch vorbehalten. Mit Workshops und rund 100 Postern

informierten Dutzende Wissenschaftlerteams aus Baden-Württemberg über aktuelle Forschungsergebnisse. 35

Über den Tellerrand blicken

Wohl auf keiner Tagung für Lebenswissenschaften sind so viele Physiker und Ingenieure vertreten wie beim

Forschungstag 2011 der Baden-Württemberg Stiftung – ein Zeichen dafür, wie interdisziplinär die Veranstal- 40 tung und das Programm „Lebenswissenschaften“ angelegt sind. Während die Biologen im Programm „Adulte Stammzellen II“ weitgehend unter sich sind, tummeln sich in den Programmen „Methoden für die Lebenswis- senschaften“ und „Mikrosystemtechnik“ jede Menge Wissenschaftler anderer Disziplinen.

Einer von ihnen ist Dr. Andreas Seifert vom Institut für Mikrosystemtechnik der Universität Freiburg. Der 45 Physiker entwickelt mit seiner Gruppe einen Sensor für Blutdruck und Sauerstoffsättigung, der in den Körper implantiert wird. Mediziner der Freiburger Uniklinik hatten bei ihm angeklopft, weil sie händeringend ein Dauermonitoring des Blutdrucks benötigen. Die Armmanschette zum Aufpumpen liefert immer nur einen Momentwert, Katheter oder Fingerclip sind ebenso nicht alltagstauglich. Für die vielen Hunderttausend Risiko­

patienten, die es in Deutschland gibt, wäre ein implantierter Blutdrucksensor, der bei Unregelmäßigkeiten per 50 Mobilfunk Hilfe anfordert, ein echtes Sicherheitsplus. Die Krankenkassen geben jedes Jahr 40 Milliarden Euro für Herz-Kreislauf-Erkrankungen aus – „da wird das Gerät bestimmt ein Erfolg“, verspricht Seifert, zumal der Sensor aus einfachen Bauteilen besteht.

55 – FORSCHUNG – –> 060 / . Baden-Württemberg Stiftung 2011 –>

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Der Sensor ist eine kleine Manschette, die in einem chirurgischen Eingriff um eine Arterie gelegt wird. Er schickt Licht durch die Arterie und bestimmt aus den ankommenden Pulsen die Zeit, die das Blut vom Herz bis zum

05 Sensor benötigt. Das erlaubt Rückschlüsse auf die Steifigkeit der Blutgefäße – und damit auf den Blutdruck. Schickt man verschiedenfarbiges Licht durch die Arterie, kann man auch gleich noch den Sauerstoffgehalt des Blutes messen.

Das Projekt Opt4Life, das von der Baden-Württemberg Stiftung mit 350.000 Euro über drei Jahre unterstützt

10 wurde, ist Anfang 2012 ausgelaufen. In weiteren drei Jahren soll der Blutdrucksensor nun zur Marktreife gebracht werden. Was noch fehlt, sind Versuche zur Körperverträglichkeit sowie eine Kalibriersoftware, die Schwankungen der Gefäßsteifigkeit ausgleicht. Das Team peilt eine Genauigkeit von zwei Millimeter Quecksilbersäule an – das wäre zehnmal genauer, als es der Arzt mit der Armmanschette misst. Und dann wird noch ein Industriepartner gesucht, der das Gerät baut und vermarktet. Der Forschungstag sei eine gute Gelegenheit, um die eigene Arbeit

15 zu präsentieren und mit potenziellen Partnern in Kontakt zu kommen. Andreas Seifert: „Außerdem hilft der Forschungstag, den eigenen Horizont zu erweitern.“

Zellen im Wackelpudding

20 Das sieht auch Dr. Brigitte Angres so, eine von zahlreichen Unternehmensvertreterinnen auf dem Forschungstag. Angres ist Mitgründerin der Cellendes GmbH in Reutlingen. Das Unternehmen stellt Hydrogele für drei­ dimensionale Zellkulturen her – ein boomender Markt in der Biotechnologie. Bisher waren Zellkulturen immer zweidimensional. Doch in einem lebenden Organismus wachsen Zellen dreidimensional und besitzen dadurch Eigenschaften, die man nur in dreidimensionalen Zellkulturen nachbilden kann. Die Hydrogele von Cellendes

25 sind wie ein Wackelpudding, der den Zellen eine Art Gerüst bietet, in dem sie wie im Körper in alle Richtungen wachsen können. Das Hydrogel selbst ist – im Gegensatz zu früheren 3-D-Kulturen beispielsweise mit Collagen – eine für die Zellen neutrale Umgebung, die der Anwender aber mit biologischen Funktionen ausstatten kann. So können die Biologen die zelluläre Umgebung flexibel gestalten, um sie an die Ansprüche des jeweils kultivierten Zelltyps anzupassen.

30 Zwei Projekte unterstützte die Baden-Württemberg Stiftung an der Forschungseinrichtung, dem Naturwissen- schaftlichen und Medizinischen Institut an der Universität Tübingen (NMI), aus dem die Firmenausgründung von Angres und ihren Partnern 2009 hervorging. Auf dem Forschungstag 2011 hielt Angres einen Vortrag zu ihrer Forschung vor fast hundert Zuhörern. Auch wenn viele auf ganz anderen Fachgebieten arbeiteten, komme

35 es doch immer wieder zu interessanten Gesprächen, so Angres: „Ich habe eine Kollegin wiedergetroffen, die unsere Hydrogele schon nutzt und mit der ich mich über unsere Arbeit austauschen konnte.“

Die richtige Würze

40 Innovationen entstehen heute vor allem an den Grenzen von Fachdisziplinen. Diese wichtige Erkenntnis der Inno- vationsforschung beherzigt die Baden-Württemberg Stiftung in vielen ihrer Programme, indem sie bevorzugt Projekte unterstützt, die ihren wissenschaftlichen und wirtschaftlichen Mehrwert aus der interdisziplinären Zusammenarbeit schöpfen. Gleich mehrere Projekte im Programm „Methoden der Lebenswissenschaften“ sind hier vorbildlich. Eines von ihnen beschäftigt sich mit der Entwicklung neuer mikroskopischer Verfahren

45 zur Untersuchung von Mikro-RNAs in lebenden Zellen. Beteiligt sind gleich sechs Forschungsgruppen aus verschiedenen Disziplinen.

Sie haben eines gemeinsam: Sie sitzen alle in Heidelberg, einem der weltweit führenden Forschungsstandorte für Lebenswissenschaften. Beteiligt sind sowohl theoretische Gruppen wie Bildverarbeiter und Modellierer,

50 die Biologie am Computer betreiben, als auch experimentelle Biologen und Physiker. „Genau das ist die Würze unseres Projekts“, sagt Koordinator Dr. Holger Erfle vom Bioquant-Zentrum der Ruprecht-Karls-Universität Heidelberg, wo allein vier der Gruppen arbeiten. „Im Umfeld der Universität Heidelberg trifft man ständig

55 –> – FORSCHUNG – –> Baden-Württemberg Stiftung 2011 . / 061

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Leute mit spannenden Ideen“, so Erfle. Schon vor diesem Projekt habe es eine Zusammenarbeit in diversen Konstellationen und Projekten gegeben.

05 Solche groß angelegten Projekte mit hohem Erkenntnisgewinn bedürfen einer besonders guten Unterstützung. Die Baden-Württemberg Stiftung investiert über eine Laufzeit von fünf Jahren 1,1 Millionen Euro in das Projekt. Ohne diese Unterstützung wäre das Vorhaben in dieser Güte nicht möglich gewesen“, sagt Holger Erfle. Das Projekt ist in vier Stufen angelegt, drei Jahre sind für die technische Entwicklung des bildgebenden Verfahrens

vorgesehen, zwei Jahre für dessen Anwendung auf biologische Fragestellungen. 10

Am Ende wird der Forschungsverbund eine komplett neue Technologie entwickelt haben, die bereits jetzt Aufsehen erregt. Der Forschungstag sei eine gute Kontaktbörse. Man sehe, was andere machen und was man davon nutzen könne. Und man könne sich Unternehmen präsentieren. Erfle: „Es gibt bereits Anfragen von

Pharmafirmen, für die unsere Entwicklungen von großem Interesse sind.“ 15

Krebs abschalten

Ärzte und Biologen waren auf dem Forschungstag 2011 natürlich auch vertreten. Im Programm „Adulte Stamm-

zellen II“ unterstützt die Baden-Württemberg Stiftung Projekte, die einen langen Atem benötigen, um neue 20 Methoden in der Medizin zu entwickeln. Eine heiße Spur verfolgt Professor Hanno Glimm vom Nationalen Centrum für Tumorerkrankungen und Deutschen Krebsforschungszentrum. Sein Team hat herausgefunden, dass in Krebsgeschwulsten nur ein kleiner Teil der Tumorstammzellen unsterblich ist und damit Metastasen bilden kann. Der größte Teil der Zellen bläht den Tumor zwar auf, hat aber ein endliches Leben. Um den Tumor

zu bekämpfen, muss eine Therapie bei den unsterblichen Zellen ansetzen. Doch welche Eigenschaften sind 25 es, die diese Zellen am Leben halten? Dieser Frage geht das Team von Hanno Glimm nach. Ziel ist es, Gene zu identifizieren, mit denen man die Fähigkeit zur Selbsterneuerung abschalten kann. Wie lange es bis zu einem klinischen Einsatz dauert, sei völlig offen, so Glimm. Entsprechend langfristig ist die Unterstützung der Baden- Württemberg Stiftung angelegt: Für fünf Jahre gibt es 750.000 Euro, derzeit ist das Projekt im zweiten Jahr.

„Ohne die Baden-Württemberg Stiftung wäre das Projekt nicht möglich gewesen“, sagt Glimm. Doch auch die 30 ideelle Unterstützung schätzt der Mediziner. „Die Projektgruppen des Programms treffen sich regelmäßig“, so Glimm, „auch den Forschungstag 2011 haben wir zu neuen Kontakten genutzt.“

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Nach dem Forschungstag ist vor dem nformation I forschungstag. der nächste findet 2013 statt, 45 2013 dann zum thema hochtechnologien.

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Info – Forschungstag –

– DR. GITTE NEUBAUER –

00 fokussierung statt 05 sammelsurium Drei Fragen an Dr. Gitte Neubauer, Teilnehmerin am Forschungstag 2011 10

Die Forschungsdirektorin von Cellzome, ein Unternehmen zur Entwicklung 15 von Wirkstoffen gegen Entzündungskrankheiten, im Gespräch

01 20 Was hat Sie am Forschungstag 2011 besonders beeindruckt? Zunächst dachte ich: „Was für ein Sammelsurium an Themen“, aber dann war ich beeindruckt, was die Stiftung für den Forschungsstandort Baden-Würt- temberg tut. In den Lebenswissenschaften ist das Bundesland hervorragend

25 aufgestellt. Gut finde ich, dass die Baden-Württemberg Stiftung nicht nach politischem Kalkül oder nach dem Gießkannenprinzip fördert, sondern gezielt dort, wo für das Land großes Potenzial erkennbar ist.

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Wie kann die Baden-Württemberg Stiftung ihre Förderung noch verbessern? Ich würde noch mehr den Technologietransfer fördern, speziell bei 35 Projekten, wo eine kommerzielle Verwertbarkeit bereits absehbar ist. Gerade in den Lebenswissenschaften haben wir da ein Problem, in ganz Deutschland.

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03 Was hat Ihnen der Forschungstag 2011 gebracht? 45 Gute Kontakte. Ich habe Frau Angres von Cellendes kennengelernt. Ihre 3-D-Zellkulturen könnte einer unserer Partner gut gebrauchen. Und über ein Poster bin ich auf eine Heidelberger Gruppe aufmerksam geworden, die etwas Ähnliches wie wir in der Leukämieforschung macht. Das habe ich gar nicht gewusst. Die Kontakte werde ich auf jeden Fall weiterverfolgen. 50

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: Baden-Württemberg Stiftung Baden-Württemberg : 00 Fotografie

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forschungstag 2011 50

1 / : Zellkulturplatten zur Erforschung von Tumorstammzellen 2 / : Prof. Paul Kirchhof, Direktor des Instituts für Finanz- und Steuerrecht 55 der Universität Heidelberg 3 / : Prof. Randy W. Shekman, UC Berkeley, Moderator Rudy C. Meidl, Prof. Flossie Wong-Staal, University of San Diego und Prof. Erwin Neher, Nobelpreisträger für Medizin (v.l.n.r.) – FORSCHUNG – –> 064 / . Baden-Württemberg Stiftung 2011 –>

Ein Projekt aus dem Bereich – Forschung –

00 Winzige Strukturen 05 mit groSSer Wirkung – nEtz für Nanotechnologien sorgt für Innovationen –

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Wertvoll für die Zukunft / : Nanometerkleine Strukturen verleihen neuen Materialien maßgeschneiderte Eigenschaften. Sie zu verstehen und zu beherrschen, entscheidet über den

15 Erfolg dieser Technologien. Wichtig zu wissen / : Die Baden-Württemberg Stiftung hat das Kompetenznetz mit bisher 21 Millionen Euro unterstützt.

Stents retten Leben. Die Implantate weiten verstopfte Gefäße und sorgen für ungehinderten Blutfluss – jeden-

20 falls meistens. Denn bei etwa einem Drittel der Patienten überwuchert das Gewebe des operierten Blutgefäßes bei der Wundheilung den Stent und verschließt die Öffnung wieder. Heute gibt es beschichtete Stents, die Wirkstoffe freisetzen, mit denen das verhindert werden soll. Das Max-Planck-Institut für Intelligente Systeme in Stuttgart, das KIT in Karlsruhe und die Universität Ulm gehen in einem Kooperationsprojekt einen anderen Weg. Er beruht darauf, dass Zellen empfindlich auf ihre Umgebung reagieren. Auf rauem Untergrund wachsen

25 sie zum Beispiel nicht so gerne. Das kann man nutzen, um Implantate mit speziellen Oberflächen herzustellen, die das Wachstum der wuchernden Zellen stoppen.

Das Projekt, das die Baden-Württemberg Stiftung im Kompetenznetz „Funktionelle Nanostrukturen“ unter- stützt, soll Designprinzipien für nanostrukturierte Oberflächen finden. Eine zentrale Frage, die bisher noch

30 weitgehend unerforscht ist: Wie verhalten sich die Zellen unterschiedlich alter Spender und wie verändert die Alterung der Zellen die Wechselwirkung mit dem Implantat?

Unterschiedliche Implantate für jüngere und ältere Patienten

35 Erste Versuche haben gezeigt, dass Zellen von älteren Spendern weicher sind und weicheres Bindegewebe bilden. Das hat Konsequenzen für ihre Anpassungsfähigkeit an künstliche Oberflächen. Bei einem Experiment haben die Forscher Zellen auf einer elastischen Membran kultiviert. Beim Dehnen der Membran dehnen sich die Zellen mit – bis es ihnen zu viel wird und sich das Gewebe durch Umbau entlastet. Zellen von älteren Spendern verkraften weniger Dehnung, auch auf nanostrukturierten Oberflächen verhalten sie sich weniger anpassungs-

40 fähig als Zellen von jungen Menschen. Für die Entwicklung nanostrukturierter Implantate ist das kein Nachteil. Wichtig ist aber die Erkenntnis, dass es künftig nicht ein Implantat für alle geben wird, sondern dass junge und alte Patienten möglicherweise unterschiedliche Ausführungen benötigen. „Ohne die Unterstützung der Baden- Württemberg Stiftung wäre das Projekt kaum möglich gewesen“, sagt Dr. Ralf Kemkemer, Leiter der zentralen wissenschaftlichen Einrichtung für Biomaterialien am Max-Planck-Institut. Die Zusammenarbeit mit Kollegen

45 der Universität Ulm und am KIT in Karlsruhe sei hier von großer Bedeutung. Und genau dieses Zusammenspiel verschiedener Disziplinen an unterschiedlichen Standorten möchte die Baden-Württemberg Stiftung fördern.

Strom aus der Zelle

50 Unser Körper ist ein Kraftwerk: 30 bis 50 Prozent der Energie, die wir über die Nahrung aufnehmen, wandeln unsere Zellen in ein elektrisches Potenzial um; bei Nervenzellen sind es sogar 70 Prozent. Dieses Potenzial nutzen sie unter anderem für Transportvorgänge etwa von Ionen oder bei der Entstehung und Weiterleitung

55 –> – FORSCHUNG – –> Baden-Württemberg Stiftung 2011 . / 065

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von Nervenimpulsen. An der Zellmembran herrscht eine Spannung von minus 70 Millivolt, außen positiv, innen negativ. Vielleicht könnte man damit Strom erzeugen, wenn man Millionen von Zellen zusammenschaltet,

dachte sich Dr. Amin Rustom als Student in einer Zoologie-Vorlesung, bei der es um elektrische Fische wie den 05 Zitteraal oder den Zitterrochen ging und ihre erstaunliche Fähigkeit, elektrische Spannungen bis zu 600 Volt und Ströme bis zu zwei Ampere zu erzeugen. Heute arbeitet Rustom als Postdoc für das Max-Planck-Institut für Intelligente Systeme in Stuttgart; gleichzeitig arbeitet er am Institut für Biophysikalische Chemie der Universität Heidelberg. Dort versucht er mit Mitteln der Baden-Württemberg Stiftung, seine Idee umzusetzen. Mit im Boot

sind die Professoren Joachim Spatz vom Max-Planck-Institut für Intelligente Systeme und Thomas Schimmel 10 vom KIT in Karlsruhe sowie das Institut für Neurobiologie der Universität Heidelberg.

Fakir auf dem Nagelbrett

Um die Spannung an der Membran abzugreifen und einen winzigen Strom fließen zu lassen, nutzt Amin Rustom 15 eine martialisch klingende Methode: Er sticht nadelförmige Elektroden aus Gold in die Zellen. Die Nadeln erzeugen die Teams in Stuttgart und Heidelberg mit einem mehrstufigen Verfahren, bei dem 100 Nanometer dünne Zylinder auf Goldoberflächen abgeschieden werden. Wie ein Fakir auf das Nagelbrett legen sich die Zellen auf die Spitzen und verletzen dabei ihre Membran. Erste Tests zeigen, dass die Zellen dadurch nicht

beeinträchtigt werden; doch wie viel Energie sie abgeben können, ohne dass die Zellfunktionen leiden, ist noch 20 völlig unbekannt. Auf jeden Fall muss die Ausbeute für technische Anwendungen künstlich erhöht werden, etwa durch Steigerung der Produktion von spezifischen Proteinen wie Ionenpumpen oder Ionenkanälen in der Zelle, die zu einem höheren Membranpotenzial führt.

Anwendungen für die zellulären Kraftwerke gibt es zuhauf. So könnten Herz- und Hirnschrittmacher, aber auch 25 Gehörprothesen ganz ohne Batterie und damit auch ohne Operationen zum Batteriewechsel auskommen. Ihre Energie würden sie aus einem Chip beziehen, der in der Nähe des Schrittmachers zum Beispiel im Muskel- gewebe implantiert wird und der den Strom von Hunderttausenden Zellen zapft – so zumindest die Vision. Ein Spannungswandler – der ebenfalls noch zu entwickeln wäre – würde die kleine Spannung auf einige Volt

transformieren – genug für kleine elektronische Geräte. 30

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Ein Projekt aus dem Bereich – Forschung –

00 Licht 05 als Werkzeug – optische Technologien sind der Klassiker im Programm der Baden-Württemberg Stiftung –

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Wertvoll für die Zukunft / : Optische Messtechnik und Laserbearbeitungsprozesse sind wichtige Schlüsseltechnologien, die unter anderem in der Medizintechnik eingesetzt werden.

15 Wichtig zu wissen / : Die Baden-Württemberg Stiftung finanziert im Programm „Optische Technologien 2010“ zwölf Projekte mit insgesamt 3,8 Millionen Euro.

Beim Mikroskopieren ist viel Licht gut, weil es kontrastreiche Bilder etwa aus dem Inneren von Gewebeproben

20 liefert. Gleichzeitig ist zu viel Licht schlecht, weil die Fluoreszenzfarbstoffe rasch ausbleichen, mit denen Biologen das Gewebe einfärben.

Der Ausweg: Das Objekt wird scheibchenweise beleuchtet, und die Linse des Mikroskops stellt auf diese dünne Ebene scharf. Das ist das Prinzip der Lichtscheibenmikroskopie, die etwa zur Langzeitbeobachtung embryonaler

25 Entwicklung verwendet wird, weil der Embryo so nur geringem Lichtstress ausgesetzt ist. Das Licht kommt dabei von der Seite, und der Detektor sitzt im rechten Winkel unter dem Objekt. Ihr Nachteil: Das Licht wird in der Probe geschwächt, sodass die Gewebescheibe nicht gleichmäßig hell ist. Dadurch lassen sich Details – etwa Zellen – nicht gut erkennen.

30 Selbstheilender Lichtstrahl

Eine raffinierte Lösung erforscht der Lehrstuhl für Bio- und Nano-Photonik der Universität Freiburg im Projekt NiMiSeSt, das die Baden-Württemberg Stiftung im Programm „Optische Technologien 2010“ finanziert. Das Kürzel steht für „Nichtlineare Mikroskopie mit selbstrekonstruierenden Strahlen“. Anstatt auf herkömmliche

35 Lichtstrahlen, die im Zentrum hell sind und nach außen dunkler werden, setzt das Team um ProfessorAlexander ­ Rohrbach auf sogenannte Besselstrahlen. Sie werden holografisch erzeugt und tragen ein ringartiges Hell- Dunkel-Muster um ihr helles Zentrum. Ihr Geheimnis: Nur die 20 Prozent des Lichts im Zentrum des Strahls dienen zur Beleuchtung des Objekts, die restlichen 80 Prozent sind gewissermaßen der „Proviant“, aus dem sich der schwächer werdende Strahl neuen Nachschub an Photonen (Lichtquanten) verschafft. Die Forscher spre-

40 chen von einem selbstrekonstruierenden oder selbstheilenden Strahl, der sich selbst immer wieder auffrischt.

Experimente mit Tausenden winzigen Plastikkügelchen als künstliche, lichtstreuende Hindernisse zeigen: Der herkömmliche Laserstrahl kommt stark geschwächt und verzerrt hinter den Kugeln an, der Besselstrahl dagegen erhält seine Helligkeitsverteilung weitgehend, dringt wesentlich tiefer in das Objekt ein und zeigt mehr Details.

45 Damit die unterstützenden Anteile im Ringsystem des Strahls nicht ebenso das Objekt beleuchten und das Bild verwaschen machen, nutzt das Team energiearmes Infrarotlicht. So sind immer zwei Photonen gleichzeitig nötig, um den Fluoreszenzfarbstoff anzuregen, und das ist nur im hellen Zentrum des Besselstrahls der Fall.

Noch ein bis zwei Jahre werde es dauern, bis die Zwei-Photonen-Lichtscheibenmikroskopie mit Besselstrahlen

50 anwendungsreif sei, schätzt Alexander Rohrbach. Einige Forschergruppen hätten schon Interesse; ein zukünf- tiger Einsatz des Verfahrens auch für den Routineeinsatz in Kliniken erscheint reizvoll. Dann werden Unter- nehmen in Baden-Württemberg von diesem neuen Mikroskopie-Verfahren profitieren können.

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Sanfte Schnitte

Autos müssen leichter werden, u. a. um weniger Kraftstoff zu verbrauchen. Deshalb werden künftig immer mehr 05 Bauteile aus Stahl durch kohlefaserverstärkten Kunststoff (CFK) ersetzt. Das Material ist leicht und zäh – und leider so spröde, dass Werkzeuge beim Bohren oder Schneiden viel schneller verschleißen als bei der Bearbei- tung von Stahl. Ein Ausweg könnte der Laser sein, der in der Industrie immer häufiger zum Bohren, Schneiden oder Schweißen zum Einsatz kommt. Was genau passiert, wenn der Laser in den Faserverbund eindringt, ist

weitgehend unbekannt. Bekannt ist dagegen das Resultat: Wenn ein Laser CFK schneidet, ist an der Oberfläche 10 eine Wärmeeinflusszone sichtbar, die bis zu zehnmal breiter ist als der Lichtstrahl.

Das Projekt Carecut soll der Ursache auf den Grund gehen. Man weiß, dass die Energie des Lasers den Kunst - stoff so erhitzt, dass er schlagartig verdampft und die Fasern frei liegen. Übeltäter sind die Fasern, weil ihre

Wärmeleitfähigkeit sehr hoch ist. Wie das genau abläuft, soll eine Simulation zeigen, die Projektleiterin Margit 15 Hafner programmiert hat. Sie modelliert die Wärmeausbreitung in einer Faser und vergleicht sie mit Daten von Hochgeschwindigkeits-Aufnahmen. Ein wichtiger Aspekt ist die Lichtausbreitung im Material, denn der Strahl geht keineswegs gerade durch, sondern wird darin kompliziert gestreut. Das untersuchen Kollegen an der Universität Ulm.

20 Ideen, wie man CFK sanfter bearbeiten kann, gibt es auch schon. So sind Laser mit extrem kurzen, nur wenige Pikosekunden dauernden Lichtpulsen geeigneter, weil sie weniger Energie im verbleibenden Material hinter- lassen. Auch beim Strahlprofil gibt es Optimierungsbedarf. Die meisten Laser sind in der Mitte des Strahls am intensivsten, nach außen nimmt die Intensität in einem Glockenprofil ab. Besser ist aber ein Rechteckprofil: Die

Intensität des Laserstrahls ist dann über den gesamten Lichtfleck gleich. Lösungen wie diese soll das Projekt 25 noch bis Februar 2014 zum Ende der Projektlaufzeit finden.

Runde sieben

Optische Technologien sind der Klassiker im Programm der Baden-Württemberg Stiftung. Als wichtige Schlüssel- 30 technologie werden sie seit 2001 mit bisher 21 Millionen Euro unterstützt, Projektträger ist das Kompetenznetz Photonics BW. Die beiden vorgestellten Projekte stammen aus der sechsten Förderrunde. Bis Mai 2012 läuft die Ausschreibung zur siebten Runde, die bewilligten Projekte sollen mit einem Finanzvolumen von insge- samt 4 Millionen Euro dann 2013 starten. Mit dem Programm unterstützt die Baden-Württemberg Stiftung

anwendungsnahe Forschung, die auch der baden-württembergischen Industrie nützt, wie zahlreiche Beispiele 35 der Kommerzialisierung der Forschungsergebnisse zeigen: 24 Erfindungsmeldungen gingen bisher aus dem Programm hervor, zwölf davon wurden zum Patent angemeldet, vier Patente sind bereits erteilt.

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50 umwelttechnologieforschung

1 / : Wissenschaftler des Karlsruher Instituts für Technologie und des Fraunhofer- Insituts für Optronik, Systemtechnik und Bildauswertung produzieren Waschsubstanzen 55 durch biologische Verfahren 2 / : Rhamnolipide haben gute Wascheigenschaften und sind sehr umweltverträglich –> – FORSCHUNG – –> Baden-Württemberg Stiftung 2011 . / 069

Ein Projekt aus dem Bereich – Forschung –

00 Der Natur auf der Spur 05 – Effizient und nachhaltig: Umwelttechnologieforschung –

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Wertvoll für die Zukunft / : Baden-Württemberg soll auch weiterhin Spitzenstandort für Umwelttech­ nologien bleiben. Wichtig zu wissen / : Die zehn Projekte im Programm „Umwelttechnologieforschung“ leisten einen wichtigen Beitrag zum Klima- und Ressourcenschutz. 15

Aus Supermarktregalen sind sie nicht mehr wegzudenken: Waschmittel oder Shampoos aus nachwachsenden

Rohstoffen, die biologisch abbaubar sind. Doch wirklich „bio“ sind die Inhaltsstoffe nicht. Denn die Tenside, 20 die den Produkten ihre Waschkraft verleihen, werden chemisch hergestellt. Außerdem gibt es nur begrenzte Varianten dieser Tenside; neue Produkte etwa mit anderen Schaumeigenschaften lassen sich daraus schwer entwickeln. Anders bei der Herstellung von Waschsubstanzen mit biologischen Verfahren: In Bioreaktoren lassen sich diverse Tenside herstellen. Der Nachteil hier: Bisher hat man die Erbanlagen dafür aus natürlichen

Bakterienstämmen entnommen und in das Erbgut leistungsfähiger Bakterien eingebaut. Das ist Gentechnik 25 und nicht jedermanns Sache.

Bedarf an Biotensiden wächst

Biologen des Karlsruher Instituts für Technologie KIT wollen zurück zur Natur. Sie produzieren Biotenside allein 30 mit gentechnisch nicht modifizierten Bakterienstämmen der Gattung Pseudomonas. Diese Bakterien gibt es überall in der Natur: auf der Haut oder nach Tankerhavarien im ausgelaufenen Erdöl. Die Mikroorganismen produzieren sogenannte Rhamnolipide, die sehr gute Wascheigenschaften haben und zudem sehr umweltver- träglich sind. Die Bakterien lösen damit Fett, das sie als Nahrung aufnehmen. Leider ist die Ausbeute noch zu

gering. Trotzdem hat die Industrie großes Interesse, weil ihr Bedarf an Biotensiden aufgrund der gewachsenen 35 Nachfrage der Konsumenten enorm gestiegen ist.

„Dieses Henne-Ei-Problem können wir nur durch öffentliche Forschung durchbrechen“, sagt Professor Rudolf Hausmann vom Institut für Bio- und Lebensmitteltechnik des KIT. Dank der Unterstützung der Baden-Württem-

berg Stiftung kann ein kleines Team an den Rhamnolipiden weiterforschen. Die Forscher suchen systematisch 40 nach Stellschrauben, um die Tensidproduktion anzukurbeln. Dabei hilft ein Computermodell, entwickelt vom Karlsruher Fraunhofer-Institut für Optronik, Systemtechnik und Bildauswertung. Es berechnet das Verhalten der Bakterien im Bioreaktor und kalkuliert, wie sich Wachstumsrate, Substratverbrauch oder Kohlendioxid- aufnahme verändern, wenn man bestimmte Parameter – zum Beispiel die Temperatur im Reaktor – ändert.

Dieses Modell für die Rhamnolipide könnte dabei helfen, in Zukunft auch andere Bioprozesse zu optimieren. 45

Das KIT-Team ist schon weit gekommen. Ein Liter Bakteriensuspension erzeugt 40 Gramm Rhamnolipide – tausendmal mehr als in der Natur. Bekannt ist, dass die Bakterien theoretisch noch 20 Mal mehr Tenside produzieren könnten. Schon eine zehnmal höhere Ausbeute würde vermutlich genügen, um Rhamnolipide

für industrielle Zwecke wirtschaftlich zu machen. In fünf Jahren könne es die ersten Waschmittel aus diesen 50 Biotensiden geben, so Rudolf Hausmann, es könne aber auch schneller gehen. Etliche Firmen verfolgten die Arbeiten in Karlsruhe aufmerksam. Hausmann: „Wir haben bereits jede Menge Anfragen aus der Industrie.“

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Feinste Fasern

05 10.000 Meter lang, 0,1 Gramm leicht: Ein Ding der Unmöglichkeit? Mitnichten, denn Dr. Frank Hermanutz hält das gesuchte Objekt in seiner Hand: eine Faser, die so unvorstellbar dünn ist, dass man sie mit dem bloßen Auge kaum noch sehen kann. Dass der golden schimmernde Faden auf der Spule dennoch sichtbar und extrem reißfest ist, liegt daran, dass tausend Einzelfasern zu einem Faden vereint sind. Supermikrofasern mit diesen Eigenschaften, dazu noch endlos auf Spule gewickelt, gibt es weltweit nur am Institut für Textilchemie und

10 Chemiefasern in Denkendorf. Und sie sind heißbegehrt. Denn so dünne Fasern lassen sich zu Vliesstoffen und Filtern verarbeiten, die besonders gut Partikel anziehen. Die Industrie könnte damit Abgase reinigen, und im Haushalt würde das Abstauben oder Aufsaugen von Flüssigkeiten zum reinen Vergnügen.

Versuche, solche Supermikrofasern herzustellen, gibt es immer wieder. Alle bisherigen Konzepte verwenden

15 Lösungsmittel und künstliche Ausgangsstoffe. Die Faser aus Denkendorf wird mit einem Direktspinnverfahren hergestellt, also ohne Umwege aus einer Düse gespritzt. Die hat es in sich: Tausend winzige Löcher sitzen in einer Art Fingerhut, nur wenn man sie gegen das Licht hält, kann man sie erahnen. Die einzigartige Multidüse verdankt ihre Existenz dem Institut für Strahlwerkzeuge der Universität Stuttgart. Die Spezialisten des IFSW haben einen Laser entwickelt, der 20-Mikrometer-feine Löcher in Metall sticht, auch in relativ dicken Edelstahl,

20 sodass die Textilchemiker des ITCF mit hohen Drücken arbeiten und damit Fasern mit hohen Geschwindigkeiten herausschießen können.

Eine weitere Besonderheit: Mit dem Direktspinnverfahren lassen sich erstmals Supermikrofasern aus Zellulose oder Zelluloseazetat herstellen. Das sind nachwachsende Rohstoffe, umweltfreundlich und biologisch abbaubar.

25 Und sie brechen nicht in scharfe Nadeln – gesundheitliche Risiken wie einst bei Asbest sind ausgeschlossen.

Für die Düse und das Produktionsverfahren der Fasern sind inzwischen Patente angemeldet. Frank Hermanutz rechnet mit vielfältigen Anwendungen, Anfragen gebe es viele. Weil die superdünnen Fasern sehr weich und saugfähig sind, eignen sie sich beispielsweise für Tampons oder Wundauflagen – mit Produzenten ist das

30 Institut bereits im Gespräch. Auch nach Ende des Projekts 2013 wird die Forschung weitergehen. Dann sollen die Fasern mit funktionellen Oberflächen ausgerüstet werden, also zum Beispiel mit Medikamenten oder mit Ionen, die bestimmte Stoffe aus Luft oder Flüssigkeit filtern.

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Ein Projekt aus dem Bereich – Forschung –

00 Strom aus Plastik 05 – organische Photovoltaik hat groSSes Potenzial, aber es Gibt auch Herausforderungen –

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Wertvoll für die Zukunft / : Organische Solarzellen haben trotz derzeit geringer Wirkungsgrade großes Potenzial, da sie mit hohen Durchsatzraten aus kostengünstigen Ausgangsstoffen

hergestellt werden können. Wichtig zu wissen / : Jeder zweite deutsche Photovoltaikforscher 15 arbeitet in Baden-Württemberg.

Solarzellen aus Silizium sind robust, ihre Stromausbeute ist gut, und die Preise fallen seit Jahren. Anders organische

Solarzellen: Sie sind noch teuer, weil ihr Wirkungsgrad derzeit mit rund zehn Prozent bescheiden ist. Trotzdem 20 gehört ihnen vielleicht die Zukunft. Denn diese Solarzellen werden aus billigem Kunststoff hergestellt, sie sind flexibel und lassen sich sogar rollen. Doch damit solche Solarzellen ihre Trümpfe wirklich ausspielen können, sind erhebliche Fortschritte und Kosteneinsparungen bei der Fertigungstechnologie erforderlich. Mit dem Programm „Organische Photovoltaik und Farbstoffsolarzellen“, das 2011 gestartet ist, will die Baden-Württemberg Stiftung

den Entwicklungsprozess beschleunigen und Forschungsergebnisse im Land schneller zur Anwendung bringen. 25

Eines der weltweit führenden Forschungsinstitute auf diesem Gebiet ist das Fraunhofer-Institut für Solare Energiesysteme in Freiburg. Dort beschäftigen sich die einzelnen Arbeitsgruppen mit den verschiedensten Möglichkeiten, Solarenergie zu nutzen. Die Gruppe „Farbstoff- und Organische Solarzellen“ arbeitet an der

Weiterentwicklung dieser neuen Solartechnologie, während die Gruppe „Beschichtung, Technologie und 30 Systeme“ sich mit der Abscheidung dünner Schichten mittels Sputter-Technik beschäftigt. Das Sputtern ist ein physikalischer Vorgang, bei dem Atome aus einem Festkörper herausgelöst werden, in die Gasphase übergehen und sich als dünne Schicht auf einem Substrat niederschlagen.

Durch die Bündelung der Kompetenzen dieser beiden Gruppen will man ein wichtiges Problem lösen: Bisher 35 wird als transparente Elektrode für organische Solarzellen zumeist Indium-Zinnoxid, kurz ITO, verwendet. Dieses Material lässt einerseits Licht auf die photoaktiven Schichten durch und sorgt andererseits für den Transport des elektrischen Stroms. Allerdings ist zum einen die Leitfähigkeit von ITO nicht besonders hoch und leidet zusätzlich beim Biegen der Folien, zum anderen ist es vergleichsweise teuer.

40 Billigere Herstellung mit Silber

Das Fraunhofer ISE entwickelt in dem Projekt eine ITO-freie organische Solarzelle, die auf einer eigens ange- schafften Maschine auf Folie aufgebracht werden soll. Der entscheidende Fortschritt ist, dass die teure ITO-

Elektrode durch eine kostengünstige transparente Silberelektrode ersetzt wird. Um nun zwei gesputterte 45 Elektroden verwenden zu können, wollen sich die Forscher eines Tricks bedienen: „Wir stellen zwei Halbzellen her und laminieren sie hinterher zusammen“, erläutert Projektleiter Dr. Uli Würfel. Die eine Halbzelle besteht aus einer Folie mit einer hauchdünnen transparenten Elektrode aus Silber und Zinkoxid sowie den organischen Schichten, die das Sonnenlicht in Ladungsträger umwandeln. Die zweite Halbzelle ist spiegelbildlich aufgebaut –

dann ist die Solarzelle völlig transparent und zum Beispiel zur Beschichtung von Fensterscheiben geeignet. 50 Unter Druck sollen sich die beiden Halbzellen ganz ohne Klebstoff verbinden, „doch das ist Neuland“, schränkt Uli Würfel ein. Wenn das Projekt im Sommer 2014 ausläuft, sollen diese Hürden überwunden sein. Damit wäre das Tor offen für sehr preisgünstige organische Solarzellen, die ganz neue Einsatzgebiete erschließen würden.

55 – forschung – –> 072 / . Baden-Württemberg Stiftung 2011 –>

Ein Projekt aus dem Bereich – Forschung –

00 Agenten- 05 austausch – informationstechnologie für bessere Produktionsprozesse –

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Wertvoll für die Zukunft / : Informations- und Kommunikationstechnologien erschließen Effizienzpotenziale und stärken die Wettbewerbsfähigkeit der heimischen Industrie.

15 Wichtig zu wissen / : Die Baden-Württemberg Stiftung unterstützt das Programm „Effiziente Produktion durch IKT“ mit 4,25 Millionen Euro.

Hochproduktiv, aber unflexibel – so waren Werkzeugmaschinen noch vor zehn Jahren. Inzwischen wandelt sich

20 das Bild: Weil immer mehr Produkte in immer mehr Varianten auf den Markt kommen und die Lebenszyklen der Produkte immer kürzer werden, müssen die Maschinen flexibler werden – ohne die kostengünstige Massenfer- tigung zu vernachlässigen. Immer häufiger bestellen die Anwender deshalb – etwa in der Automobilindustrie – sogenannte Transfer- oder Inversmaschinen. Das sind Anlagen, bei denen die Werkzeuge in Kassetten ausgetauscht werden. Das Werkstück, das früher fest in der Mitte der Maschine positioniert war, bewegt sich in diesen neuen

25 Maschinen auf die Werkzeuge zu. Vorteil: Die gleiche Maschine lässt sich schnell für neue Aufgaben umrüsten.

Softwareagenten stimmen sich ab

Diesen Vorteil können die Betreiber aber nur nutzen, wenn das Werkstück nach einem ausgeklügelten Plan bearbeitet

30 wird – nicht nur in einer Maschine, sondern koordiniert über alle Maschinen einer Produktionsstraße hinweg. Hier setzt das Projekt EffiPro an. Sein Ziel ist die „Effizienzsteigerung in der Produktion durch agentenbasierte Fertigungs- systemplanung“. Software-Agenten – autonome Programme, die untereinander kommunizieren und ihr Verhalten abstimmen – planen die beste Strategie zur Bearbeitung eines Werkstücks. An EffiPro beteiligt sind das Institut für Werkzeugmaschinen IfW und das Institut für Automatisierungs- und Softwaretechnik IAS der Universität Stuttgart.

35 Die automatische Fertigungsplanung erfolgt durch verkettete Agenten über mehrere Hierarchiestufen:

Werkstückagent

40 analysiert das Werkstück und wählt geeignete Fertigungsverfahren

Arbeitsgangagent wählt die passenden Werkzeuge und fasst Arbeitsgänge zusammen

45 Spindelagent sucht die optimale Einbauposition der Werkzeuge und Mehrspindelköpfe im Transferzentrum

Transferzentrumsagent optimiert die Konfiguration des Transferzentrums

50 Produktionslinienagent konfiguriert die Produktionslinie und stimmt Taktzeiten der Transferzentren ab

55 –> – forschung – –> Baden-Württemberg Stiftung 2011 . / 073

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Normal sitzen Ingenieure mehrere Wochen oder gar Monate an so einer Aufgabe. Die Agenten sollen die Planung in deutlich kürzerer Zeit erledigen. Die Einführung wird erwartungsgemäß zwar noch etwas Zeit benötigen,

so Dr. Thomas Stehle, Projektleiter und stellvertretender Institutsleiter am IfW. Aber er ist überzeugt, dass die 05 Agententechnologie in der Industrie Fuß fasst, wenn das Projekt aus dem Programm „Effiziente Produktion durch IKT“ der Baden-Württemberg Stiftung Mitte 2013 endet. Insbesondere die Automobilhersteller machten Druck bei der Einführung von Transferzentren, und so sei es gut möglich, dass die Maschinenhersteller die Entwicklung weitertreiben, so Stehle.

10 Stählerne Helfer

Wenn Mensch und Maschine zusammenarbeiten, ist Vorsicht geboten. Industrieroboter müssen meistens hinter Gittern arbeiten, damit sie ihre Kollegen aus Fleisch und Blut nicht verletzen. Das bremst das Produktionstempo,

weil Werkstücke zwischen dem Arbeitsplatz des Werkers und der Roboterzelle hin- und herfahren müssen. 15

Eine Lösung, die Sicherheit und Geschwindigkeit unter einen Hut bringt, entwickeln das Karlsruher Institut für Technologie und das Fraunhofer-Institut für Produktionstechnik und Automatisierung in Stuttgart. Im Projekt „Sichere und leistungsfähige Industrieroboter-Assistenten für den Mittelstand (Silia)“ entwickeln sie

eine Roboterzelle mit festen Kooperationsräumen. Sie enthält zwei kleine zusätzliche Zellen, in denen die 20 Werkstücke bearbeitet werden. Der Roboter steht in der Mitte und arbeitet in einer der beiden Zellen, während jeweils die andere für den Werker frei ist. Das Handling der Werkstücke wird vereinfacht, und die Flexibilität steigt. Entscheidet sich der Werker, die Reihenfolge der Bearbeitung zu ändern, kann er in der einen Zelle auf das Werkstück zugreifen, der Roboter macht sich dann in der anderen Zelle nützlich.

25 Lichtschranken und Kameras erhöhen die Sicherheit

Das erfordert eine adaptive Steuerung mit einem ausgeklügelten Sicherheitskonzept. Dazu gehören Licht- schranken, die den Roboter stoppen, wenn der Werker in denselben Kooperationsraum greift. Eine Kamera an der

Decke erkennt, ob der Werker eine Änderung des Arbeitsablaufs plant, und steuert den Roboter blitzschnell um. 30

Von Silia profitieren vor allem Mittelständler, die Kleinserien oder Spezialbauteile anfertigen. Sie benötigen eine hohe Flexibilität bei den Arbeitsabläufen und eine enge Verzahnung von Mensch und Maschine. Das Fraunhofer IPA baut derzeit einen Demonstrator, der bis zum Projektende im Sommer 2012 auf Messen vorgestellt werden

soll. Dann rechnet Stephan Puls, Projektleiter am Institut für Prozessrechentechnik, Automation und Robotik des 35 KIT, mit Anfragen von Unternehmen, die komplette Industrieautomationslösungen anbieten. Dann muss auch das Sicherheitskonzept stehen. Stephan Puls: „Wir müssen vor allem die Berufsgenossenschaften überzeugen.“

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55 – forschung – –> 074 / . Baden-Württemberg Stiftung 2011 –>

Ein Projekt aus dem Bereich – Forschung –

00 Dienstleistung 05 in der Praxis – Kleine und mittlere Unternehmen wettbewerbsfähig machen –

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Wertvoll für die Zukunft / : Dienstleistungen tragen 60 Prozent zur Wertschöpfung in Baden-Württemberg bei, zwei Drittel aller Arbeitsplätze hängen davon ab – Tendenz steigend.

15 Wichtig zu wissen / : Die Baden-Württemberg Stiftung unterstützt das Programm „Wissenstransfer Dienstleistungsforschung“ mit 1,5 Millionen Euro.

Aus der Forschung in die Praxis – dieses Ziel verfolgt das Programm „Wissenstransfer Dienstleistungsforschung“,

20 das die Baden-Württemberg Stiftung 2008 gestartet und 2011 abgeschlossen hat. Die Wissenschaft hat in den letzten 20 Jahren überzeugend nachgewiesen, dass Dienstleistungen – etwa produktbegleitende Wartungs- oder Schulungsangebote – für die Wettbewerbsfähigkeit immer wichtiger werden. In Baden-Württemberg hängen bereits zwei Drittel der Arbeitsplätze von Dienstleistungen ab – Tendenz steigend. Doch vor allem kleine und mittlere Betriebe tun sich schwer, die Erkenntnisse in konkrete Angebote für die Kunden umzusetzen. Sie

25 bieten zwar schon lange Dienstleistungen wie Schulungen oder Instandhaltung an, doch es gelingt ihnen noch zu selten, damit neue Märkte zu erschließen oder Umsatz zu erzeugen.

Vier Transferprojekte mit unterschiedlichen Schwerpunkten wurden im Programm ausgewählt und mit insge- samt 1,5 Millionen Euro unterstützt. Unter Beteiligung namhafter Forschungseinrichtungen und Transferinstitu-

30 tionen lernten mehr als 30 Pilotbetriebe, wie sie Potenziale für neue Dienstleistungen erkennen und entwickeln. Eigens entworfene Fragebögen, Checklisten, Workshops, Software und vieles mehr dienten der Umsetzung. Ein wichtiges Ziel war dabei die schnelle und unkomplizierte Implementierung, da die meist kleinen Betriebe nur wenig Zeit für die strategische Planung haben.

35 Spürbar von der Forschungsinitiative profitiert

„Den meisten Betrieben ist gar nicht bewusst, wie viele Dienstleistungen sie schon anbieten“, wundert sich Ewald Heinen, Geschäftsführer des Instituts für Technik und Betriebsführung im Deutschen Handwerkerinstitut in Karlsruhe. Das ITB hat gemeinsam mit dem Fraunhofer-Institut für Arbeitswirtschaft und Organisation die

40 Stuttgarter Transferinitiative konzipiert und mit 12 Betrieben neue Dienstleistungen entwickelt. Ein ähnliches Konzept verfolgte die Wissenschaftliche Hochschule Lahr im Projekt EDDI (Erfolg durch Dienstleistungen). Ein anderes Thema haben die Projekte WiTal unter Leitung des KIT in Karlsruhe und OpTiMA unter der Leitung der Hochschule für Technik, Wirtschaft und Gestaltung in Konstanz aufgegriffen: Die Betriebe lernten hier, wie man Verträge nach dem Prinzip „Total Cost of Ownership“ kalkuliert, das alle Kosten wie Wartung, Ersatzteile und

45 Hotline über den gesamten Lebenszyklus berücksichtigt. Solche All-inclusive-Dienstleistungen sind heute vor allem in der Automobilindustrie üblich, doch kleinere Betriebe haben mit den komplizierten Kosten­rechnungen häufig Schwierigkeiten.

Das Programm ist Ende 2011 ausgelaufen – mit beeindruckenden Erfolgen. Alle Betriebe der Stuttgarter

50 Transferinitiative hätten profitiert, so Heinen, Aufträge und Umsätze seien spürbar gestiegen. Durch Unter- nehmerabende, Workshops und Seminare wurden über die 30 Pilotbetriebe hinaus schon mehr als 480 KMUs aus Baden-Württemberg erreicht. Eine Publikation soll das Programm und die darin erarbeiteten Methoden einem noch größeren Kreis von Betrieben bekannt machen.

55 –> – forschung – –> Baden-Württemberg Stiftung 2011 . / 075

Interview dienstleistungs- forschung

– DIETMAR VOLLMER –

00 theaterworkshops für die mitarbeiter 05 Interview Dietmar Vollmer, Teilnehmer am Programm „Dienstleistungsforschung“ 10

„Das Feedback war hervorragend“ 15

Dietmar Vollmer, Geschäftsführer der viel mehr mit den Kunden sprechen.

Emil Vollmer Gebäudereinigung GmbH, Der Schwerpunkt bei der Umsetzung 20 über die Lehren aus der Transferinitiative der Transferinitiative lag deshalb bei „Erfolg mit neuen Dienstleistungen“. der Schulung des Personals. Das kam nformation I in den sehr guten Workshops her- Ihr Unternehmen hat sich für die aus, die das Institut für Technik und

Teilnahme an den Workshops der Betriebsführung organisiert hat. 25 Transferinitiative beworben. Was haben Sie sich davon versprochen? Wie haben Sie die Erkenntnisse um- gesetzt? Erst dachte ich: Das ist nichts für

uns. Aber dann habe ich mit einem dienstleistungen Wir haben professionelle Schauspieler 30 Vertreter der IHK darüber gesprochen tragen engagiert, die mit den Mitarbeitern und bin zu dem Schluss gekommen, typische Szenen beim Kunden dass wir doch neue Dienstleistungen durchgespielt haben, auch was alles anbieten können. Früher waren schiefgehen kann. Dabei haben die

unsere Hauptkunden aus dem Kollegen viel mehr gelernt als bei 35 gewerblichen Bereich, jetzt kommen einem Frontalunterricht, zumal viele immer mehr private Kunden dazu, Mitarbeiter nicht so gut Deutsch kön- die ihre Wohnung professionell rei- 60% nen. Das Feedback war hervorragend. zur wertschöpfung in nigen lassen wollen. Das sind häufig baden-württemberg bei Doppelverdiener, aber auch ältere Was haben Ihre Mitarbeiter gelernt? zwei drittel aller arbeitsplätze 40 Menschen, da macht sich der demo- hängen davon ab grafische Wandel bemerkbar. Zum Beispiel, auf die Persönlichkeits­ struktur der Kunden einzugehen. Und Was ist anders bei der Dienstleistung dann eigentlich ganz banale Dinge

für private Kunden? wie freundlich und offen zu sein, sich 45 beim ersten Termin ausführlich vor- Wenn wir Gewerbegebäude reini- zustellen und den Ablauf der Arbeit gen, sind die Nutzer meist nicht zu erklären. So kam auch heraus, was anwesend, weil sie schon Feierabend man vermeiden sollte, zum Beispiel

haben. In Privatwohnungen sind die vorher rauchen, wenn man in einen 50 Bewohner aber häufig da, da muss Nichtraucherhaushalt geht, oder man anders auftreten, zum Beispiel schmutzige Kleidung tragen.

Infografik / Quelle: Statistisches Landesamt Baden-Württemberg, 2008 55 – forschung – –> 076 / . Baden-Württemberg Stiftung 2011 –>

Ein Projekt aus dem Bereich – Bildung –

00 Netzwerk 05 Bildungsforschung – grundlagen für erfolgreiche Bildungskonzepte schaffen –

10

Wertvoll für die Zukunft / : Wer Forschungslücken mit Erkenntnissen füllt, kann langfristig auch Bildungslücken schließen. Wichtig zu wissen / : Dem Programm stehen zunächst 1,5 Mio. Euro 15 an Forschungsmitteln zur Verfügung.

Hintergründe kennen

20 Wie kann der Übergang von der Schule in die berufliche Ausbildung erleichtert werden, und was müssen Schulen und andere Bildungseinrichtungen leisten, damit Schülerinnen und Schüler auf die schnellen Veränderungen am Arbeitsmarkt reagieren können? Wie lassen sich die beruflichen Erfolgsaussichten insbesondere für Jugend- liche mit Migrationshintergrund oder aus sozial schwachen Haushalten verbessern? Welche außerschulischen

25 Faktoren haben Einfluss auf die schulische Leistung und die Berufswahl, und wie lassen sich diese Erkenntnisse nutzen? All diese Fragen und noch viele mehr sind von hoher gesellschaftlicher und wirtschaftlicher Relevanz, doch ihnen nachzugehen kostet Zeit und Geld, und die Suche nach Antworten ist umso erfolgversprechender, je mehr Forschungseinrichtungen sich daran beteiligen und sich untereinander austauschen.

30 Interdisziplinäre Herangehensweise

Mit dem Aufbau eines „Netzwerks Bildungsforschung“ will die Baden-Württemberg Stiftung Forschergruppen aus unterschiedlichen Bereichen der empirischen Bildungsforschung zusammenbringen und bietet ihnen die Möglichkeit, sich interdisziplinären Fragestellungen von hoher wissenschaftlicher und praktischer Relevanz

35 zu widmen. Das Programm „Netzwerk Bildungsforschung“ stellt eine Fortsetzung und Weiterentwicklung des von 2007 bis 2011 laufenden Programms „Bildungsforschung“ der Baden-Württemberg Stiftung dar und kann auf ein Gesamtvolumen von 1,5 Millionen Euro an Forschungsmitteln zurückgreifen. Die Vision ist, dass das „Netzwerk Bildungsforschung“ langfristig auch unabhängig von einer Finanzierung durch die Baden- Württemberg Stiftung auf festen Beinen stehen kann und etwa auch durch nationale Förderprogramme

40 gestärkt werden könnte.

45

50

55 –> – forschung – –> Baden-Württemberg Stiftung 2011 . / 077

Ein Projekt aus dem Bereich – Bildung –

00 Sprungbrett für die Hochschulkarriere 05 – unterstützung für innovative Forschungsprojekte –

10

Wertvoll für die Zukunft / : Wer exzellente Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftler gewinnen möchte, muss für exzellente Forschungsbedingungen sorgen – von Anfang an. Wichtig zu wissen / : 99 herausragende Bewerbungen zeigten 2011 die große Relevanz des Programms. 15

Von der Promotion zur Professur

20 In einer Zeit, in der exzellente Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftler in der freien Wirtschaft, besonders in den Bereichen Informatik, Technik und in den Naturwissenschaften, oft hohe Summen verdienen können, muss sich die deutsche Hochschullandschaft über jeden herausragenden Kopf freuen, der ihr langfristig erhalten bleibt. Dennoch ist der Weg bis zu einer Professur meist lang und steinig: Wer nach einer mehrjährigen Promo-

tionsphase endlich den ersehnten Doktortitel verliehen bekommen hat, muss sich anschließend in der Regel 25 durch eine aufwändige Habilitationsarbeit sowie durch möglichst aufsehenerregende Forschungsprojekte erst einen Namen machen, ehe realistische Aussichten auf eine Professur bestehen.

Vorbereitung auf die Hochschullaufbahn

30 Sich einen Namen zu machen, ist selbst mit brillanten Ideen jedoch leichter gesagt als getan, wenn eine feste Anstellung fehlt, oder Mittel, mit denen sich die Forschungsvorhaben finanzieren ließen. An dieser Stelle setzt die Baden-Württemberg Stiftung mit ihrem „Eliteprogramm für Postdoktorandinnen und Postdoktoranden“ an: Vielversprechende Nachwuchswissenschaftlerinnen und -wissenschaftler werden dabei unterstützt, innovative

Ansätze in reale Forschungsprojekte zu verwandeln. Zu diesem Zweck stellt sie bereits seit 2002 fast jedes 35 Jahr rund 20 von einem Expertengremium ausgewählten Postdocs finanzielle Mittel von bis zu 100.000 Euro zur Realisierung eines eigenen Forschungsprojekts zur Verfügung – über einen Zeitraum von in der Regel zwei Jahren. Voraussetzung ist, dass die Bewerber an einer baden-württembergischen Hochschule tätig sind und in Baden-Württemberg ihren Lebensmittelpunkt haben.

40 Profitabel für Forschungseinrichtungen und Bewerber

Das Programm zielt darauf ab, den Postdocs den Weg zu einer Festanstellung als Hochschullehrerin oder als Hochschullehrer zu ebnen. Die Baden-Württemberg Stiftung geht deshalb mit der jeweiligen Universität oder

Forschungseinrichtung eine Kooperation ein: Die Hochschule sichert den jungen Forscherinnen und Forschern 45 einen Arbeitsplatz. Die Stiftung finanziert Sachmittel, Reisekosten und auch Personalkosten. Mit der Teilnahme am Eliteprogramm verpflichten sich die Postdocs zudem, an Netzwerktreffen des Eliteprogramms teilzunehmen und aktiv in der Lehre und akademischen Selbstverwaltung mitzuwirken. In ihrem eigenen Interesse: So umfassend qualifiziert haben sie beste Chancen auf eine erfolgreiche Hochschullaufbahn, und nicht wenige

aus dem Eliteprogramm für Postdocs der Baden-Württemberg Stiftung haben das Ziel einer Professur erreicht 50 und wurden zudem für ihre Projekte mit Preisen und Auszeichnungen bedacht.

55 – FORSCHUNG – –> 078 / . Baden-Württemberg Stiftung 2011 –>

Interview Eliteprogramm für Postdoktoranden

– DR. SABINE GABRYSCH –

00 hilfe für mütter 05 und neugeborene Interview Dr. Sabine Gabrysch, Postdoktorandin 10

„Wir haben 86 Kliniken und Geburtshäuser in Ghana besucht“ 15

Vom Postdoc-Programm profitiert flächendeckende Versorgung anstre-

20 auch die Epidemiologin Dr. Sabine ben und dafür eine schlechtere Qualität Gabrysch. Nachdem sie an der London in Kauf nehmen? School of Hygiene & Tropical Medicine Im Zeitraum

nformation von 2005 bis 2010 promoviert hatte, kehrte sie 2009 nach I Wie versuchen Sie, diese Frage zu Deutschland zurück und forscht an der starben beantworten? 25 Universität Heidelberg zu einem ebenso komplexen wie wichtigen Thema. auf dem In Ghana, wie in den meisten betroffe- afrikanischen nen Ländern, werden weder Geburten Frau Dr. Gabrysch, vor welchem Hinter- noch Todesfälle routinemäßig regist- grund haben Sie beschlossen, die Kontinent riert. In der Region Kintampo ist jedoch

30 Mütter- und Neugeborenensterblichkeit im Schnitt eine Forschungseinrichtung lokalisiert, zu Ihrem Forschungsthema zu machen? 79 Kinder welche in den umliegenden Distrikten alle Schwangerschaften, Geburten und Jedes Jahr sterben weltweit geschätzte pro 1.000 Todesfälle seit Jahren dokumentiert. 360.000 Frauen an den Folgen einer Lebendgeburten Wir haben nun alle 86 Kliniken und Schwangerschaft oder Geburt, und Geburtshäuser in der Gegend besucht 35 Zum Vergleich rund 4 Millionen Neugeborene über- In Deutschland nur 4 und jeweils eine Krankenschwester leben nicht einmal die ersten vier oder Hebamme befragt, was an Wochen. Betroffen sind vor allem Geburts­hilfe und Neugeborenenver­ Länder mit niedrigem Einkommen, sorgung in der Einrichtung verfüg-

40 in denen das Gesundheitswesen im bar ist, und überprüft, ob wichtige Vergleich zu den Industriestaaten deut- Gesundheitseinrichtung haben, aber Ausrüstungsgegenstände und Medi­ lich unterentwickelt ist – sowohl was die auch, ob mit der Entbindung in einer kamente vorhanden sind. Anhand Qualität der medizinischen Versorgung solchen Einrichtung tatsächlich die dieser Daten haben wir alle Ein­ angeht, als auch im Hinblick auf die Überlebenschancen der Frauen und richtungen nach deren Qualität

45 Zahl und damit die Erreichbarkeit Neugeborenen steigen. Von der klassifiziert. Da wir auch geografi- von Krankenhäusern und anderen Antwort hängt wesentlich die Strategie sche Koordinaten vorliegen haben, Versorgungseinrichtungen. zur Senkung der Sterblichkeitsraten können wir Distanzen berechnen ab: Ist es angesichts des Mangels an und dann mittels statistischer Welcher Frage gehen Sie konkret nach? medizinischem Fachpersonal sinnvol- Verfahren herausfinden, wie sich die

50 ler, einige wenige Gesundheitszentren Entfernung zu Einrichtungen ver- Wichtig ist zum einen die Frage, mit qualitativ guter Versorgung schiedener Qualität auf Mütter- und wie viele Frauen Zugang zu einer einzurichten? Oder sollte man eine Neugeborenensterblichkeit auswirkt.

Infografik / Quelle: United Nations, World Population Prospects: The 2010 Revision 55 –> –> . / 079

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05

10

15

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Z U K U N F T 55 . / 080

Zukunft braucht Gesellschaft Kulturelle Vielfalt und ein gemeinschaftliches Mitein­ ander machen das Leben erst lebenswert. Die Baden-­ Württemberg Stiftung setzt sich für eine reichhaltige Kulturlandschaft ein und unterstützt bürgerschaftliches Engagement und Chancen- gleichheit.

081/. Wir sind dabei! – Integration durch soziales Engagement 083/. Team meX. Mit Zivilcourage gegen Extremismus 084/. Sucht im Alter / Förderung der Selbstständigkeit von älteren Menschen mit Behinderung 086/. chancen = Gleichheit. Gleiche Chancen für Frauen und Männer 088/. Geschäfts- und Servicestelle Osteuropa 089/. Kulturpreis Baden-Württemberg 2011 –> – leben und kultur – –> Baden-Württemberg Stiftung 2011 . / 081

Ein Projekt aus dem Bereich – Gesellschaft & Kultur –

00 Grenzenloser Einsatz fürs Gemeinwohl 05 – integriert und engagiert: „Wir sind dabei!“ –

10

Wertvoll für die Zukunft / : Einander helfen macht Spaß und bringt Menschen unterschiedlicher sozialer und kultureller Herkunft einander näher. Wichtig zu wissen / : 400 Jugendliche bereicherten Baden-Württemberg 2011 im Programm „Wir sind dabei!“. 15

Das Ehrenamt für alle öffnen

20 Einzelne werden immer auf „die Jugend von heute“ schimpfen – viele finden jedoch eben diese Jugend ganz fantastisch, vor allem, wenn sie sich so für andere einsetzt wie die Teilnehmer von „Wir sind dabei! – Integra- tion durch soziales Engagement“. Das 2010 von der Baden-Württemberg Stiftung initiierte Programm möchte gezielt Jugendliche und junge Menschen mit Migrationshintergrund für die aktive Beteiligung am Ehrenamt

begeistern und das vielerorts bereits vorhandene Engagement stärker in den Fokus der Öffentlichkeit rücken. 25 Hintergrund ist die durch diverse Studien wie den Freiwilligensurvey 2004 der Bundesregierung gestützte Beobachtung, dass sich Menschen mit Migrationshintergrund in Deutschland seltener freiwillig engagieren als solche ohne Migrationshintergrund. Nicht etwa, weil es ihnen an Bereitschaft dazu mangelt, sondern weil sie oft schlicht nicht mit den Angeboten vertraut sind und auch keine ausreichende Infrastruktur vorhanden

ist, die Menschen mit anderem sprachlichen oder kulturellen Hintergrund gezielt anspricht und ihnen die Tür 30 zum Ehrenamt öffnet.

Freude am Helfen vermitteln

Diese Tendenz betrifft nicht nur Erwachsene mit Migrationshintergrund, sondern spiegelte sich auch in der 35 wissenschaftlichen Auswertung des Programms „jes – Jugend engagiert sich“ der Baden-Württemberg Stiftung wider: Nur neun Prozent der 6.000 beteiligten Jugendlichen waren ohne deutsche Staatsbürgerschaft. Auch junge Menschen aus sozial schwachen, bildungsfernen Familien waren deutlich seltener vertreten. Grund genug, ihnen ebenfalls besondere Aufmerksamkeit zukommen zu lassen. „Wir sind dabei! – Integration durch

soziales Engagement“ unterstützte Jugendliche beider Zielgruppen im Alter von 12 bis 27 Jahren mit bis zu 40 3.000 Euro dabei, ehrenamtliche Projekte auf die Beine zu stellen, die in verschiedene Bereiche der Gesellschaft wirken können. Bereits gut integrierte Jugendliche können dabei als „Integrationslotsen“ mit den vielfältigen Möglichkeiten vertraut machen, die das Ehrenamt bietet, und Freude am freiwilligen Engagement vermitteln. Auch Vereine oder Jugendhäuser können beteiligt werden, allerdings sind die Jugendlichen für die Entwicklung

der Projektidee und deren ehrenamtliche Umsetzung verantwortlich. 45

Begegnungsräume schaffen

Rund 400 Jugendliche gingen seit Beginn des Programms mit viel Kreativität und Elan ans Werk und warben

mit insgesamt 47 fantasievollen Projekten in Bereichen wie Sport, Kultur, Bildung oder Soziales eindrucksvoll 50 und nachhaltig für ehrenamtliches Engagement. Beispielsweise taten sich Jugendliche zweier Cliquen im Alter von 14 bis 21 Jahren im Karlsruher Wohnviertel Geroldsäcker zusammen, um auf einem Grünstreifen im

55

 wirsinddabei-bw.de – leben und kultur – –> 082 / . Baden-Württemberg Stiftung 2011 –>

00

Viertel gemeinsam einen Bouleplatz als Treffpunkt für die Anwohner anzulegen. Unterstützt wurden sie dabei vom Stadtjugendausschuss Karlsruhe e. V. Durch das auch hierzulande immer beliebter werdende Spiel sollen

05 Geroldsäckerer unterschiedlicher sozialer Schichten und Kulturen miteinander ins Gespräch kommen und das Viertel insgesamt lebendiger werden.

Projekte, die nachdenklich stimmen sollen

10 Mit viel Fantasie entwickelten zahlreiche Teilnehmerinnen und Teilnehmer von „Wir sind dabei! – Integration durch soziales Engagement“ auch Projekte, die neben Integration und Ehrenamt weitere wichtige Themen in die öffentliche Wahrnehmung rücken sollten: In Sinsheim etwa entschlossen sich zehn zwischen 12 und 16 Jahre alte Jugendliche, gemeinsam ein Theaterstück zu entwickeln und aufzuführen. Ein Thema war rasch gefunden: „Gewalt? Ohne mich!“ lautete schließlich der Titel des Stücks, das die Schülerinnen und Schüler gemeinsam

15 mit einer Theaterpädagogin und Schulsozialarbeiterin der Stadt Sinsheim erdachten und einstudierten. Dabei wollten die Beteiligten nicht nur ihre eigenen Erfahrungen mit Gewalt verarbeiten und typische Situationen darstellen, in denen es tagtäglich zu Auseinandersetzungen kommt, sondern auch Handlungsalternativen aufzeigen. Indem die Nachwuchsschauspieler die Konflikte aus den verschiedenen Perspektiven der betei- ligten Personen beleuchteten, ermöglichten sie den Zuschauern, selbst zu erkennen, wo Ansatzpunkte zum

20 Entschärfen einer Situation liegen. Entsprechend positiv war die Resonanz, über die sich die jungen Künstler nach den Aufführungen im Jugendhaus freuen duften. Große Anerkennung bekam auch die Gruppe „Explosi- Tanz“ aus Offenburg und Lahr: Drei junge Frauen im Alter von 19 bis 21 Jahren wollten ein Freizeitprojekt für Kinder zwischen fünf und zwölf Jahren aus sozial schwachen Familien gestalten und investierten daraufhin viel von ihrer Freizeit, um mit den kleinen Nachwuchstänzern selbst erdachte Choreografien zu unterschied-

25 lichen Musikstücken einzustudieren. Mit wie viel Spaß und Engagement die großen und kleinen Tänzer bei der Sache waren, davon konnten sich die Anwesenden beim Auftritt der Gruppe auf der Würdigungsgala der Baden-Württemberg Stiftung im Dezember 2011 selbst überzeugen.

Engagement lohnt sich

30 Die Baden-Württemberg Stiftung hatte 350 Projektteilnehmer in den Europa-Park Rust eingeladen, um ihnen gemeinsam mit der baden-württembergischen Ministerin für Integration, Bilkay Öney, für ihre Einsatzbe- reitschaft im Dienste der guten Sache zu danken. In feierlicher Atmosphäre bekamen die jungen Freiwilligen eine Urkunde und den „Qualipass“ Baden-Württemberg verliehen. Dieser bezeugt das überdurchschnittliche

35 Engagement und dokumentiert, welche Fähigkeiten und Fertigkeiten sie durch ihre ehrenamtliche Arbeit hinzugewonnen haben. Dadurch kann er beispielsweise bei der Bewerbung um einen Ausbildungsplatz ein echter Pluspunkt sein. Engagement lohnt sich eben immer – für andere und für sich selbst.

40

45

50

55 –> – leben und kultur – –> Baden-Württemberg Stiftung 2011 . / 083

Ein Projekt aus dem Bereich – Gesellschaft & Kultur –

00 Die Demokratie stärken 05 – tEam meX macht sich stark gegen Extremismus –

10

Wertvoll für die Zukunft / : Wer aufzeigt, welche Bedeutung die Aufrechterhaltung der demokratischen Grundordnung für uns alle hat, trägt zu einem friedlichen Miteinander bei.

Wichtig zu wissen / : Bisher wurden ca. 4.200 Schülerinnen und Schüler für das Thema 15 Extremismus sensibilisiert.

Über die Strategien extremistischer Gruppierungen aufklären

20 Im November 2011, kurz nach Abschluss der ersten Projektphase von „Team meX. Mit Zivilcourage gegen Extremismus“, wurde die erschreckende Mordserie des Nationalsozialistischen Untergrunds (NSU) bekannt. Ein erschütternder Beleg dafür, dass extremistischem Gedankengut frühzeitig mit Aufklärungskampagnen vorge- beugt werden muss, denn wer sich erst im Netz der Ideologien verfangen hat, ist für Außenstehende nur noch

schwer zu erreichen. Das von der Landeszentrale für politische Bildung Baden-Württemberg in Kooperation mit 25 dem Landesamt für Verfassungsschutz Baden-Württemberg durchgeführte und von der Baden-Württemberg Stiftung geförderte Projekt „Team meX. Mit Zivilcourage gegen Extremismus“ möchte darüber informieren, auf welchen Wegen und mit welchen Argumenten Extremisten neue Anhänger zu gewinnen versuchen, und aufzeigen, wie wenig standfest diese Argumente tatsächlich sind und wie man dagegenhalten kann.

30 Vorurteilen vorbeugen

Beim Projekt „Team meX. Mit Zivilcourage gegen Rechtsextremismus“ führen freie Mitarbeiter, die von der Landeszentrale für politische Bildung entsprechend geschult wurden, beispielsweise an Schulen oder in Jugend-

häusern und ähnlichen Einrichtungen mit der 11- bis 14-jährigen Zielgruppe das Planspiel „Wer gewinnt in 35 Wirlingen“ durch. Dabei können die Kinder selbst erleben, wie sich Vorurteile bilden und wie sie sich überwinden lassen. Ältere Schülerinnen und Schüler ab Klasse acht setzen sich gemeinsam mit den Extremismusexperten beim Planspiel „Soundcheck“ mit dem Thema Musik als Propagandainstrument auseinander: Sie sollen disku- tieren, ob eine Band, die im Internet einen Song mit unterschwellig rechtsextremistischem Inhalt veröffentlicht

hat, am bevorstehenden Schülerbandwettbewerb teilnehmen darf. 40

Preisträger beim Wettbewerb „365 Orte im Land der Ideen“

Seit 2010 gehört ein weiteres Projekt zur „Team meX“-Kampagne, das für seinen innovativen Charakter bereits

von der Initiative „Land der Ideen“ als „Ausgewählter Ort 2011“ ausgezeichnet wurde: „Team meX. Mit Zivilcourage 45 gegen islamistischen Extremismus“ hat vor allem Pädagogen und andere Menschen zur Zielgruppe, die regelmäßig Kontakt zu jungen Musliminnen und Muslimen haben. Sie erhalten in Vorträgen und Workshops zunächst Einblick in die Lebenswelten ihrer jungen Schützlinge und in das Wesen des Islam mit seinem vielen verschiedenen Glau- bensströmungen. Darauf aufbauend sollen sie lernen, Islam und Islamismus zu unterscheiden, extremistische

Tendenzen zu erkennen und ihnen vorzubeugen. Die Nachfrage nach diesem Fortbildungsangebot ist hoch, 50 weshalb es umso erfreulicher ist, dass sowohl „Team meX. Mit Zivilcourage gegen Rechtsextremismus“ als auch „Team meX. Mit Zivilcourage gegen islamistischen Extremismus“ auch 2012 angeboten werden.

55

 team-mex.de – Leben und Kultur – –> 084 / . Baden-Württemberg Stiftung 2011 –>

Ein Projekt aus dem Bereich – Gesellschaft & Kultur –

00 Gut gerüstet den 05 Lebensabend genieSSen – hErausforderungen und Chancen im Alter begegnen –

10

Wertvoll für die Zukunft / : Wer sich auch im Alter auf eine starke Gemeinschaft stützen kann, genießt bis zuletzt ein erfülltes Leben. Wichtig zu wissen / : Im Jahre 2020 werden bereits 15 rund 34 % der Menschen in Baden-Württemberg 55 Jahre und älter sein.

Die Lebenserwartung der Menschen in Baden-Württemberg steigt seit Jahren. Eine gute Nachricht, vor allem für

20 diejenigen, die ihren Lebensabend bei guter Gesundheit und mit einer Partnerin, einem Partner oder in Gesell- schaft lieber Verwandter und guter Freunde genießen können. Doch der demografische Wandel bringt auch neue Herausforderungen mit sich, sowohl für die Generation der „jungen Alten“ als auch für die Gesamtgesellschaft. Diese Herausforderungen frühzeitig anzunehmen und sie in Chancen umzuwandeln, war auch im Jahr 2011 eines der Anliegen der Baden-Württemberg Stiftung, weshalb sie diesem Bereich gleich zwei Programme widmete.

25 In schwierigen Situationen Halt bieten

Das im Jahr 2009 gestartete Programm „Sucht im Alter“ beschäftigt sich mit einem Thema, das bis heute Tabu- charakter hat. Neben Suchtkranken, die bereits in jüngeren Jahren in eine Abhängigkeit gerieten, ist bei rund

30 einem Drittel der Betroffenen der Verlust der Partnerin oder des Partners der Auslöser für eine Abhängigkeit. Oder sie verkraften den Übergang in den Ruhestand nicht, fühlen sich einsam und nutzlos. Auch ehemalige Suchtkranke werden in solchen Situationen oft rückfällig. Angehörige und Pflegepersonal ignorieren Anzeichen einer Abhängigkeit jedoch häufig – aus Angst und Unsicherheit oder aus der Annahme, das Verhalten älterer Menschen ändern zu wollen, sei vergebliche Liebesmüh. Entsprechend hat das Programm „Sucht im Alter“

35 zum Ziel, eine gesamtgesellschaftliche Sensibilisierung für diese Problematik herbeizuführen und möglichst niedrigschwellige Hilfsangebote für Betroffene sowie Schulungen für Angehörige und Pflegepersonal zu entwickeln. Alle elf über einen Zeitraum von bis zu drei Jahren geförderten Modellprojekte kooperieren zudem mit Altenpflegeeinrichtungen und bereits bestehenden Suchthilfeangeboten, um Kräfte zu bündeln.

40 Sensibilisieren und engagieren

Da beim Thema „Sucht im Alter“ noch viel Grundlagenarbeit zu leisten ist, entschied man sich beispielsweise beim Projekt „Un-Abhängigkeit und Lebensqualität im Alter“ (ULA) der Suchtberatung Freiburg, zunächst die Bedarfslage in den kooperierenden ambulanten und stationären Alterspflegeeinrichtungen in Freiburg zu

45 eruieren. Auf Grundlage der Erfahrungen im Arbeitsalltag der Pflegerinnen und Pfleger wurden dann verschie- dene Schulungsmodule entwickelt. Sie befassen sich zum einen mit den häufigsten Fragen und Bedenken des Pflegepersonals, etwa, inwieweit die Frage nach einer Suchterkrankung mit dem Berufsbild und der begrenzten Zeit, die für jeden Patienten zur Verfügung steht, vereinbar ist. Vor allem liefern die Module aber sowohl Angestellten von Pflegeeinrichtungen als auch Angehörigen wertvolle Hinweise zur Suchterkennung,

50 der Gesprächsführung und Informationen zu Suchthilfeeinrichtungen und anderen Hilfsangeboten. Unter der Telefonhotline der Suchtberatung Freiburg können ältere Betroffene sowie Angehörige mittlerweile zudem immer mittwochs von 11 bis 12 Uhr eine spezielle Beratung in Anspruch nehmen oder donnerstags eine offene Gruppe zum Thema Sucht im Alter besuchen.

55 –> – Leben und Kultur – –> Baden-Württemberg Stiftung 2011 . / 085

00

Neue Strukturen schaffen

Beratung und Betreuung sind auch beim 2010 initiierten Programm „Förderung der Selbstständigkeit von älteren 05 Menschen mit Behinderung“ wichtige Themen. Für Menschen mit körperlicher und/oder geistiger Behinderung, die oftmals ohnehin schon ihr ganzes Leben lang mit Einschränkungen und Widerständen zu kämpfen haben, sind die Umbrüche im Alter häufig besonders gravierend: Für viele Frauen und Männer mit Behinderung bleiben Mutter und Vater ein Leben lang die wichtigsten Bezugspersonen, oftmals leben sie auch im Erwachsenen-

alter noch im Elternhaus. Mit dem Umzug der Eltern ins Pflegeheim oder deren Tod müssen sie von heute auf 10 morgen ein völlig neues Leben beginnen. Auch das Ausscheiden aus einem Beschäftigungsverhältnis wird von vielen Betroffenen als bedrohliche Veränderung empfunden, da dadurch gewohnte Tagesstrukturen ebenso wegfallen wie wichtige soziale Kontakte. Die 13 bis zu drei Jahre lang geförderten Modellprojekte unterstützen akut betroffene Menschen dabei, sich in die neue Situation einzufühlen, und helfen potenziell Betroffenen, sich

frühzeitig auf verschiedene Szenarien einzustellen. 15

Hilfe zur Selbsthilfe

Die Modellprojekte haben dafür ganz unterschiedliche Ansätze entwickelt. Sie reichen von der Einrichtung einer

Seniorenwerkstatt über Kontakt- und Partnerbörsen und Tandemprojekte zwischen älteren Menschen mit und 20 ohne Behinderung bis hin zur Entwicklung generationenübergreifender Wohnangebote. Mitunter offenbaren sich sogar überraschende Chancen, diese Erfahrung hat man beispielsweise beim Projekt „Hinter dem Horizont geht’s weiter … – Was kommt nach den Eltern?“ des Landesverbands für Menschen mit Körper- und Mehrfachbehinderung Baden-Württemberg gemacht: Die Teilnehmer empfanden die Auseinandersetzung mit den Themen Altern, Tod

und Trauer als geradezu befreiend. Seminare wie beispielsweise zur gemeinsamen Erarbeitung einer individuellen 25 Patienten­verfügung brachten so manchen dazu, sich selbst als eigenständige Persönlichkeit neu zu definieren und von einer wohlmeinenden, aber bisweilen übervorsichtigen Umgebung zu emanzipieren. Wer mit einem solchen Gefühl der Stärke und Zuversicht in einen neuen Lebensabschnitt startet, wird dessen Herausforderungen souverän meistern.

30

Durchschnittsalter der Bevölkerung Ältere und jüngere Menschen in Baden-Württemberg (in Jahren) in Baden-Württemberg (in Mio.) 35 Im Alter von ... bis unter ... Jahren 50 49,8 unter 20 16 20–60 46,8 60–85 45,0 85 und mehr 45 12 40 42,7 41,4 40,2 40 8

45

35 34,3 4

30 0 50 1950 2000 2005 2010 2020 2030 2050 1900 1925 1960 1975 2000 2025 2050

Infografik / Quelle: Statistisches Landesamt Baden-Württemberg 55 – Leben und Kultur – –> 086 / . Baden-Württemberg Stiftung 2011 –>

00 21,8% 27,7% 75 % 25 % 75 % 25 %

05

10 50 % 50 % Anteil der Frauen Anteil der Frauen in Führungspositionen in Führungspositionen (1996) (2010)

15

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25 23,4% 35,0% 75 % 25 % 75 % 25 %

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35 50 % 50 % Anteil der Frauen in Führungs­ Anteil der Frauen in Führungs­ positionen nach Unternehmensgröße positionen nach Unternehmensgröße >/=50 Mitarbeiter/innen (2010) <50 Mitarbeiter/innen (2010)

40

Gleichberechtigung ist oft noch immer nicht Realität. nformation 45 I Wir treten für echte Geschlechtergerechtigkeit ein und initiieren und begleiten zahlreiche Forschungs- und Modellprojekte auf Landes- und auf kommunaler Ebene, wie beispielsweise im mit zwei Millionen Euro ausgestatteten Programm „Chancen=Gleichheit“. 50

Infografik / Quelle: Statistisches Bundesamt, 2012 55 –> – Leben und Kultur – –> Baden-Württemberg Stiftung 2011 . / 087

Ein Projekt aus dem Bereich – Bildung –

00 Geschlechtergerechtigkeit ist ein Gewinn für alle 05 – chancengleichheit bedeutet auch, Unterschieden Rechnung zu tragen –

10

Wertvoll für die Zukunft / : Wo Chancengleichheit herrscht und zugleich den unterschiedlichen Bedürfnissen der Geschlechter Rechnung getragen wird, steigen Zufriedenheit und

Lebensqualität. Wichtig zu wissen / : Insgesamt sieben Forschungs- und Praxisprojekte wurden 15 im Programm „Chancen = Gleichheit“ umgesetzt.

Nicht nur Frauen brauchen Unterstützung

20 Die Gleichberechtigung von Männern und Frauen ist im Grundgesetz verankert, deshalb aber noch lange nicht überall Realität: Frauen verdienen für die gleiche Leistung nach wie vor meist weniger als Männer. Männer wiederum werden immer noch schräg angeguckt, wenn sie als Erzieher an einer Kindertagesstätte tätig sind oder in ihrer Frei- zeit lieber Tanzen gehen als ins Fußballstadion. Projekte, die für echte Chancengleichheit zwischen den Geschlech-

tern eintreten, liegen der Baden-Württemberg Stiftung daher besonders am Herzen: Bereits im Jahr 2007 initiierte 25 sie darum das mit zwei Millionen Euro ausgestattete Programm „Chancen=Gleichheit. Gleiche Chancen für Frauen und Männer“. Modellprojekte wie „E2xzellenz“, das herausragenden Master-Studentinnen der Naturwissenschaft und Technik den Weg in Führungspositionen ebnete, oder das Forschungsprojekt „Gendersensitive Erziehung im Kindergarten“, das am Beispiel Kindergarten Probleme von Männern in Frauenberufen aufzeigte und Lösungs-

ansätze erarbeitete, stießen auch nach Abschluss des 2010 abgeschlossenen Programms auf große Resonanz. 30

Kommunen stellten sich dem Praxistest

Dies traf auch für das Projekt „GeKom – Gender-Kompetenz im kommunalen Raum“ zu: Vier Kommunen und

ein Landkreis in Baden-Württemberg, in denen der Stellenwert des Themas Gender Mainstreaming bis dato 35 unterschiedlich hoch angesiedelt war, hatten die Herausforderung angenommen, insbesondere Schnittstellen mit Bürgerinnen und Bürgern in Bezug auf die Geschlechtergerechtigkeit unter die Lupe zu nehmen. 2011 erschien nun mit der Publikation „GeKom – Gender-Kompetenz und Gender Mainstreaming im kommunalen Raum“ ein Ratgeber, der anhand der in den Kommunen und dem Landkreis gesammelten konkreten Erfahrungen wertvolle

Hilfestellungen für künftige Projekte liefert – für Kommunen ebenso wie für einzelne Projektträger, Schulen 40 oder Sportvereine.

Gender-Kompetenz im Alltag

So zeigten etwa Evaluierungen in einer Stadtbücherei, dass Jungen sich vor allem von Sachbüchern angezogen 45 fühlen, weshalb in der Konsequenz für den Ausbau der Sachbuchabteilung mehr finanzielle Mittel zur Verfügung gestellt wurden. Auch auf Spielplätzen und Pausenhöfen haben Jungen und Mädchen unterschiedliche Bedürf- nisse: Während Jungen für Platz zum Toben dankbar sind, ziehen sich Mädchen gerne an ruhige Plätze zurück. Wird beidem Rechnung getragen, beugt dies Konflikten zwischen den Geschlechtern vor. Was eine inhaltlich und optisch

genderspezifische Ansprache bewirken kann, lässt sich auch im Bereich der Kultur beobachten: Die Gestaltung 50 von Museums-Flyern und die Benennung und Konzeption einer Ausstellung haben nicht zu unterschätzenden Einfluss auf den Frauen- und Männeranteil bei den Besucherzahlen. Mit diesem Wissen im Hinterkopf können Kommunen Bürgerinnen und Bürgern gleichermaßen gerecht werden – eine Chance, die es sich zu nutzen lohnt.

55 – Leben und Kultur – –> 088 / . Baden-Württemberg Stiftung 2011 –>

Ein Projekt aus dem Bereich – Geschäfts- und Servicestelle Osteuropa –

00 Osteuropa bewegt – 05 sich und andere – die Geschäfts- und Servicestelle Osteuropa fördert Zusammenhalt –

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Wertvoll für die Zukunft / : Hilfe zur Selbsthilfe schafft Vernetzung mit verlässlichen Partnern in vielen Bereichen. Wichtig zu wissen / : Im Jahr 2011 förderte die GSO 275 Hilfslieferungen 15 sowie 46 Projekte im Bereich der Bildung, Kultur und Völkerverständigung.

Ein blaues Band verbindet Millionen

20 Sie ist Schifffahrtsstraße und Touristenmagnet, Wasserlieferant für Industrieunternehmen und Kraftwerke, Biotop und Trinkwasserreservoir für Millionen von Menschen: Zehn Anrainerstaaten durchfließt die Donau auf ihrem Weg zum Schwarzen Meer und schafft dadurch eine Verbindung zwischen teils sehr unterschiedli- chen Ländern. Mehrere Projekte der im Jahr 2007 von der Baden-Württemberg Stiftung ins Leben gerufenen

25 „Geschäfts- und Servicestelle Osteuropa“ (GSO) widmeten sich daher im Jahr 2011 Themen der Donauanrainer. „Aqua danubis“, also „Donauwasser“ lautet zum Beispiel der Name eines 2011 gestarteten Projekts, das Vertreter von Donaukommunen mit einer Reihe von Workshops dabei unterstützt, Maßnahmen zur Verbesserung der Wasserqualität zu ergreifen. Dabei informierten sich im ersten Projektjahr zahlreiche Stadtoberhäupter aus Serbien und Mazedonien über den aktuellen Stand der Technik, etwa bei einem Besuch des Klärwerks Stein-

30 häule, um für die Modernisierung der Abwasserreinigung in ihren eigenen Kommunen profitieren zu können.

Aus nahezu allen Anrainerstaaten stammten die 200 Jugendlichen, die im Juli zum fünften Donau-Jugendcamp der Toleranz in der serbischen Stadt Bačka Topola zusammenkamen. Das einwöchige Camp lockte unter dem Motto „Entlang der Donau ohne Grenzen“ mit spannenden Workshops und Diskussionsrunden, unter anderem

35 mit dem ehrenamtlichen Leiter der GSO, dem Osteuropabeauftragten des Landes Baden-Württemberg und Oberbürgermeister a. D. Heinz Kälberer. Die jungen Menschen tauschten sich intensiv über ihre Kulturen und Lebenswelten aus und entdeckten dabei viele Gemeinsamkeiten, aber auch bereichernde Unterschiede.

Kampf gegen Angst und Armut

40 Ebenso aufwühlende wie nachdenklich stimmende Tage verbrachten die Teilnehmerinnen und Teilnehmer einer einwöchigen Jugendbegegnungsreise, die im April 2011 nach Bosnien-Herzegowina führte. Tief beeindruckt von den immer noch sichtbaren Spuren des Krieges diskutierten sie mit Politikern und Jugendlichen verschiedener Ethnien über die vielerorts schwelenden Konflikte und gewannen beim Besuch von Wiederaufbauprojekten

45 einen Eindruck von der enormen Bedeutung, die Hilfsleistungen wie die der GSO bis heute für das Land haben. Ohne die Unterstützung der GSO in Zusammenarbeit mit der Agapedia-Stiftung gäbe es auch das sozial- medizinische Zentrum in der rumänischen Metropole Brașov nicht: Neben einer kostenlosen medizinischen Grundversorgung und Aufklärungsarbeit zu gesundheitlichen und Familienthemen stehen hier verlassene Säuglinge und Kleinkinder im Mittelpunkt, die, falls sie nicht wieder in ihre Familien integriert werden können,

50 in Pflegefamilien oder bei Adoptiveltern ein neues zu Hause finden.

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 osteuropa-bw.de –> – Leben und Kultur – –> Baden-Württemberg Stiftung 2011 . / 089

Ein Projekt aus dem Bereich – Gesellschaft & Kultur –

00 Spannende Grenzüberschreitungen 05 – Kulturpreis 2011 verliehen –

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Wertvoll für die Zukunft / : Wer Kunst und Kultur nicht nur sprachlich wertschätzt, ermöglicht ihre Entfaltung und Entwicklung. Wichtig zu wissen / : Vorschläge für den Kulturpreis können gemeinnützige Einrichtungen und Institutionen bei der Baden-Württemberg Stiftung einreichen. 15

Interaktivität als Thema unserer Zeit

20 Kunst findet nicht in erster Linie im Konzertsaal statt, auf Papier, der Leinwand oder im Museum, sondern vor allem in unseren Köpfen. In dem Moment, da etwas als Kunstwerk deklariert wird, regt es uns – völlig unabhängig davon, ob das seine Intention ist – zum Nachdenken an und zwingt uns, Position zu beziehen – zum Künstler, zum Kunstwerk und zu der Aussage, es sei ein Kunstwerk. Die Frage nach dem Wert der Kunst kreist somit nicht allein

um die Ästhetik. Der Wert der Kunst liegt vielmehr darin, den Menschen dazu zu bringen, seinen Platz in der Welt 25 und sein Verhältnis zu seiner Umwelt kritisch zu betrachten und zu hinterfragen – mal mehr, mal weniger bewusst und häufig umso bewusster, je aktiver die Beziehung zum Kunstwerk ist. Mit Walter Giers und Philipp „Pipo“ Tafel haben zwei Meister der interaktiven Kunst den Kulturpreis Baden-Württemberg 2011 erhalten, der im Jahr 2002 von der Baden-Württemberg Stiftung sowie den Volksbanken und Raiffeisenbanken ins Leben gerufen wurde.

30 Preisverleihung im Bereich Neue Medien

Alle zwei Jahre vergibt eine Fachjury den Kulturpreis an bedeutende Kunstschaffende, talentierte Nachwuchs- künstler oder Institutionen, die durch eindrucksvolle Einzelkunstwerke aufgefallen sind oder die als Entwickler

oder Wegbereiter neuer Kunstformen als Visionäre gelten. Nach den vier Bereichen Bildende Kunst, Darstel- 35 lende Kunst, Literatur und Musik wurde der Preis nun im Bereich Neue Medien vergeben. Der mit 20.000 Euro dotierte Hauptpreis ging an den 1937 geborenen Medienkünstler Walter Giers. Der für seine interaktiven Licht-Ton-Kunstwerke bekannte Pfälzer wurde damit für sein Lebenswerk geehrt: Als Grenzgänger zwischen Bildender Kunst, Musik und Technik schuf er zahlreiche Installationen, die politische Entwicklungen hinter-

fragen, gesellschaftliche Konventionen aufs Korn nehmen oder kulturelle Phrasen ironisch verfremden – und 40 den Betrachter dabei mitunter wortwörtlich ansprechen.

Kunst erlebbar machen

Den Förderpreis in Höhe von 5.000 Euro erhielt der 1979 in Stuttgart geborene Philipp Tafel, der in seinen 45 Werken Tanzperformances mit Videokunst verbindet. In seiner Installationsarbeit „Shadowing“, für die ihn die Baden-Württemberg Stiftung auszeichnete, ist der Betrachter nicht länger Zuschauer im passiven Sinn, sondern wird Teil des Kunstwerks: Mithilfe einer Software werden die Besucher von ihren Schatten getrennt, die seelenlosen Doppelgänger entwickeln ein Eigenleben und werfen damit eine Vielzahl von Assoziationen und

Fragen auf. Tafel nutzt dabei eben jene digitalen Kommunikationsmittel, die heute das Körperliche zunehmend 50 in den Hintergrund drängen, um die Bedeutung des Bezugs zum eigenen Körper zu betonen. Das beeindruckte auch die Jury, die ihm den Förderpreis 2011 „für den crossmedialen Ansatz seiner Arbeit zur Verknüpfung von Performance und Medienkunst“ verlieh.

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 kulturpreis-bw.de – leben und kultur – –> 090 / . Baden-Württemberg Stiftung 2011 –>

Interview Kulturpreis

– WALTER GIERS –

00 interaktive 05 grabsteine Interview Walter Giers, Preisträger des Kulturpreises Baden-Württemberg 2011 10

„GEFÄLLIG SEIN IST NIE GUT: kunst soll zum nachdenken anregen“ 15

Lieber Herr Giers, 2001 fand in Leipzig Wortschatz. Ich ging leidenschaftlich von mir verlangt. Während ich rea-

20 die Uraufführung des „Gullykonzerts gerne in Bars. Manchmal habe ich lisiere, denke ich nicht daran, zum Nr. 1“ statt, zu dem Sie unter anderem dort Tage und Nächte – mit kleinen Nachdenken anzuregen, zu gefallen, schreiben: „Ein festliches Gewanden der Unterbrechungen – verbracht. Viel zu belehren, pädagogische Absichten Konzertbesucher an den Kanaldeckeln kam mir in diesen Zeiten zu Ohren. zu verfolgen. Ich handle in diesem ist nicht zwingend erforderlich, würde Diese, „meine Wirklichkeit“ habe ich Moment schlichtweg egoistisch,

25 das Bild jedoch optisch kontrastie- dann verarbeitet. Mein Studium an indem ich meine Fantasien, egal um rend bereichern.“ Braucht Kunst mehr der Werkkunstschule machte mich welchen Preis, auslebe. Humor, um wahr- und ernstgenommen mit Technik vertraut. Als Jazzmusiker zu werden? verdiente ich mir mein Studium, und Welche Kunstform erleben Sie am 1963 gründete ich mein Designbüro liebsten?

30 Meine Kunst sehe ich immer auf ironi- namens „Form + Funktion“. Technik, sche Weise. Humor ist deshalb auch für Musik und Design sah ich stets Die interaktive Kunst - electronic art. mich ein wichtiger Bestandteil, und ich als symbiotischen Akt an, wobei denke, auch für den Betrachter. Wobei sich durch diese Verbindung die Sie haben bereits im Jahr 1997 Kunst ganz bestimmt nicht wahr- oder Elektronik von ganz alleine in den „Interaktive Grabsteine“ geschaffen,

35 ernstgenommen wird, weil sie humor- Mittelpunkt stellte. damals noch mit einigem Augen­ voll ist. Dazu gehören schon weitaus zwinkern – jetzt steht in Köln tatsächlich mehr Aspekte, allen voran das Interesse Die „Stammtisch“-Stühle laden zum der erste Grabstein mit eingraviertem an der Kunst. Platznehmen ein, „können zuhören QR-Code, der mit dem Handy gescannt und mehr oder weniger sinnvoll werden kann und auf eine Internetseite

40 Bei allem Sarkasmus, der etwa im antworten“. Ausstellungsbesucher verlinkt. Was halten Sie davon? „Stammtisch“ steckt – vier Stühlen, werden also ein Teil des Kunstwerks – die sich „ohne menschliches Dazutun muss Kunst zum Nachdenken Mein „Interaktiver Friedhof“ hat damals mit einem etwas eingeengten anregen, oder darf sie auch einfach einen riesigen Tumult ausgelöst. Alle Wortschatz“ unterhalten – ist die nur gefällig sein? Medien stürzten sich auf mich, weil ich

45 Technik bzw. Elektronik stets mehr ihnen das damals Unglaubliche erklä- als nur Mittel zum Zweck. Weshalb Gefällig sein ist nie gut. Kunst soll ren sollte, das damals niemand akzep- stehen bei Ihnen Technik und zum Nachdenken anregen und nicht tieren konnte und wollte. Als Erstes Elektronik im Mittelpunkt? gefallen müssen. Ganz davon abgese- fällt mir zu Ihrer Frage ein: geklaut! hen ist für mich Kunst zu machen ein Und als Zweites: Die Zeiten ändern

50 Nun, Ironie und Humor bestimmen Selbstzweck, eine Zwangshandlung. sich, und Fortschritt ist mir lieber als meinen „Stammtisch“. Die Wurzel Wenn ich eine Idee habe, dann muss Rückschritt oder noch schlimmer ein der Idee war gehörter, begrenzter ich genau das machen, was die Idee „An-Ort-und-Stelle-Tritt“.

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Z U K U N F T 55 . / 092

Zukunft braucht Weitblick Mit unserer Stiftung wird Kapital über Generationen hinweg erhalten und gesichert. Grundlage dafür ist eine lang- fristig orientierte, flexible und weitsichtige Anlage- und Geschäftspolitik.

093/. Bericht des für den Vermögensbereich zuständigen Geschäftsführers 094/. Bestätigungsvermerk 095/. Zahlenteil 102/. Lagebericht 105/. Anhang – Bericht Vermögensbereich – Baden-Württemberg Stiftung 2011 . / 093

Bericht des für den Vermögensbereich zuständigen Geschäftsführers

Vermögensverwaltung der Baden-Württemberg Stiftung – das heißt nicht nur Kapital­ erhalt und rentierliche Vermögensanlagen, sondern erfordert unzählige Einzelent- scheidungen im Rahmen einer komplexen, verlässlichen und langfristig ausgerichteten Unternehmensfinanzierung.

Das Jahr 2011 schließt im Bereich der Vermögensverwaltung mit einem Ergebnisbeitrag von 35,8 Mio. €. Dies entspricht einer Eigenkapitalrendite von 1,9 %. Sie liegt damit über den Konditionen für Termingelder oder den Renditen bei Bundesanleihen. Angesichts eines äußerst schwierigen Marktumfeldes und der anhaltenden Niedrigzinsphase ist dies ein echter Erfolg.

Das langfristige Kapital der BW Stiftung ist überwiegend in gemischten Investment- fonds angelegt. Diese trugen mit 16,7 Mio. € zum Gesamtergebnis bei. Die zum 1. Januar 2011 mit Zustimmung des Aufsichtsrats angepasste strategische Ausrichtung der Fonds hat sich bereits im abgelaufenen Jahr positiv ausgewirkt.

Der Grundstücksbereich trug mit 8,3 Mio. € zum Gesamtergebnis bei. Nach Fertigstellung des Neubaus an der Willy-Brandt-Straße und dem Kauf des ehemaligen Postareals in Stuttgart wird der Grundstücksbereich künftig eine noch größere Bedeutung haben. Neben der Stärkung des Anteils an regelmäßigen und weitgehend risikolosen Erträgen wird damit auch dem Ziel nach realem Kapitalerhalt Rechnung getragen.

Der Beteiligungsbereich trug mit 3,6 Mio. € zum Ergebnis bei. Vereinnahmt wurden die Ausschüttungen der Südwestdeutsche Salzwerke AG und der Reederei Schwaben GmbH. Zusammen mit den Investmentfonds und dem Grundstücksbereich gehört der Beteiligungs- bereich zum strategischen Langfristportfolio der BW Stiftung.

Zentrum der Unternehmensfinanzierung bei der BW Stiftung ist das geschäftsbereichs- übergreifende Cash-Management. Hier werden nicht nur kurz- und mittelfristige Geldanlagen getätigt sowie die gesamten Liquiditätsströme aller Geschäftsbereiche koordiniert, sondern auch die strategischen und taktischen Entscheidungen in Bezug auf die langfristigen Kapitalanlagen getroffen. Mit einem Ergebnisbeitrag von 7,2 Mio. € trug dieser Unternehmensteil trotz historisch niedriger Zinsen erheblich zum Gesamtergebnis bei.

Assetklasse Ergebnis- Anteil Stuttgart, im Juni 2012 beitrag am Gesamt- nach Kosten ergebnis (in Mio. EUR) Investmentfonds 16,7 46,6 % Grundstücksbereich 8,3 23,2 % Beteiligungen 3,6 10,1 % Cash-Management 7,2 20,1 % Walter Leibold gesamt 35,8 100,0 % Geschäftsführer im Vermögensbereich – bestätigungsvermerk – 094 / . Baden-Württemberg Stiftung 2011

Bestätigungsvermerk des Abschlussprüfers

Wir haben den Jahresabschluss – bestehend aus Bilanz, Gewinn- und Verlustrechnung sowie Anhang – unter Einbeziehung der Buchführung und den Lagebericht der Baden-Würt- temberg Stiftung gGmbH, Stuttgart, für das Geschäftsjahr vom 1. Januar 2011 bis 31. Dezember 2011 geprüft. Die Buchführung und die Aufstellung von Jahresabschluss und Lagebericht nach den deutschen handelsrechtlichen Vorschriften und den ergän- zenden Bestimmungen des Gesellschaftsvertrags liegen in der Verantwortung der gesetz- lichen Vertreter der Gesellschaft. Unsere Aufgabe ist es, auf der Grundlage der von uns durchgeführten Prüfung eine Beurteilung über den Jahresabschluss unter Einbezie- hung der Buchführung und über den Lagebericht abzugeben.

Wir haben unsere Jahresabschlussprüfung nach § 317 HGB unter Beachtung der vom Institut der Wirtschaftsprüfer (IDW) festgestellten deutschen Grundsätze ordnungsmä- ßiger Abschlussprüfung vorgenommen. Danach ist die Prüfung so zu planen und durchzu- führen, dass Unrichtigkeiten und Verstöße, die sich auf die Darstellung des durch den Jahresabschluss unter Beachtung der Grundsätze ordnungsmäßiger Buchführung und durch den Lagebericht vermittelten Bildes der Vermögens-, Finanz- und Ertragslage wesent- lich auswirken, mit hinreichender Sicherheit erkannt werden. Bei der Festlegung der Prüfungshandlungen werden die Kenntnisse über die Geschäftstätigkeit und über das wirtschaftliche und rechtliche Umfeld der Gesellschaft sowie die Erwartungen über mögliche Fehler berücksichtigt. Im Rahmen der Prüfung werden die Wirksamkeit des rechnungslegungsbezogenen internen Kontrollsystems sowie Nachweise für die Angaben in Buchführung, Jahresabschluss und Lagebericht überwiegend auf der Basis von Stich- proben beurteilt. Die Prüfung umfasst die Beurteilung der angewandten Bilanzierungs- grundsätze und der wesentlichen Einschätzungen der gesetzlichen Vertreter sowie die Würdigung der Gesamtdarstellung des Jahresabschlusses und des Lageberichts. Wir sind der Auffassung, dass unsere Prüfung eine hinreichend sichere Grundlage für unsere Beurteilung bildet.

Unsere Prüfung hat zu keinen Einwendungen geführt.

Nach unserer Beurteilung aufgrund der bei der Prüfung gewonnenen Erkenntnisse entspricht der Jahresabschluss der Baden-Württemberg Stiftung gGmbH, Stuttgart, für das Geschäftsjahr vom 1. Januar 2011 bis 31. Dezember 2011 den gesetzlichen Vorschriften und den ergänzenden Bestimmungen des Gesellschaftsvertrags und vermit- telt unter Beachtung der Grundsätze ordnungsmäßiger Buchführung ein den tatsächlichen Verhältnissen entsprechendes Bild der Vermögens-, Finanz- und Ertragslage der Gesell- schaft. Der Lagebericht steht in Einklang mit dem Jahresabschluss, vermittelt insge- samt ein zutreffendes Bild von der Lage der Gesellschaft und stellt die Chancen und Risiken der zukünftigen Entwicklung zutreffend dar.

Stuttgart, den 30. Mai 2012 Bansbach Schübel Brösztel & Partner GmbH Wirtschaftsprüfungsgesellschaft, Steuerberatungsgesellschaft Ziegler Ungerer Wirtschaftsprüfer Wirtschaftsprüfer – zahlenteil – Baden-Württemberg Stiftung 2011 . / 095

– 615.000.000 EUR * – Nachhaltiges Wachstum Projektvolumen der Baden-Württemberg Stiftung 2000–2011

* inkl. Projektmittel Unterstiftungen – zahlenteil – 096 / . Baden-Württemberg Stiftung 2011

Bilanz für das Geschäftsjahr 2011

in EUR Vorjahr Aktiva in TEUR A. ANLAGEVERMÖGEN

I. Immaterielle Vermögensgegenstände

Entgeltlich erworbene Konzessionen, 44.235,54 6 gewerbliche Schutzrechte und ähnli- che Rechte und Werte sowie Lizenzen an solchen Rechten und Werten

II. Sachanlagen

1. Grundstücke und Bauten 186.366.231,83 188.951

2. Andere Anlagen, Betriebs- 409.032,38 468 und Geschäftsausstattung 3. Anlagen im Bau 52.715.572,04 35.896

239.490.836,25 225.315

III. Finanzanlagen

1. Beteiligungen 63.312.140,61 63.312

2. Wertpapiere des Anlagevermögens 1.510.274.668,23 1.494.270

1.573.586.808,84 1.557.582

1.813.121.880,63 1.782.903

B. UMLAUFVERMÖGEN

I. Forderungen und sonstige Vermögensgegenstände 1. Forderungen aus Lieferungen 6 3 1.6 8 7,9 6 342 und Leistungen 2. Sonstige Vermögensgegenstände 9.2 8 0.9 9 7,3 7 8.931

9.912.685,33 9.273

II. Wertpapiere

Sonstige Wertpapiere 5 7.2 10.7 0 3,3 7 236.498

III. Kassenbestand und Guthaben 324.707.143,58 212.270 bei Kreditinstituten 391.830.532,28 458.041

C. RECHNUNGSABGRENZUNGSPOSTEN 2.670,74 50

D. SONDERVERMÖGEN

1. Stiftung Artur Fischer 1.529.273,20 781 Erfinderpreis Baden-Württemberg 2. Stiftung Kulturpreis Baden-Würt- 540.679,73 550 temberg der Volksbanken Raiffeisen- banken und der Baden-Württemberg Stiftung

3. Stiftung Kinderland 771.084,99 841 Baden-Württemberg 2.8 41.0 3 7,9 2 2.172

2.2 0 7.7 9 6.1 2 1,5 7 2.243.166 – zahlenteil – Baden-Württemberg Stiftung 2011 . / 097

in EUR Vorjahr Passiva in TEUR A. EIGENKAPITAL

I. Gezeichnetes Kapital 20.159.318,55 20.159

II. Kapitalrücklage

Andere Zuzahlungen in das Eigenkapital 21.669.954,96 21.670

III. Gewinnrücklagen

1. Zweckgebundene Rücklagen für rechtlich 52.643.535,70 52.140 unselbstständige Stiftungen 2. Andere Gewinnrücklagen 1.7 8 7.9 8 5.4 2 6,10 1.788.543

IV. Bilanzgewinn / -verlust – 5.079.918,09 1

1.877.378.317,22 1.882.513

B. RÜCKSTELLUNGEN

1. Rückstellungen für Pensionen 82.621,00 50 und ähnliche Verpflichtungen 2. Steuerrückstellungen 18.215,52 223

3. Sonstige Rückstellungen 27.553.509,79 25.571

2 7.6 5 4.3 4 6,3 1 25.844

C. ZWECKGEBUNDENE MITTEL FÜR PROJEKTE

1. Zweckgebundene Fonds 109.598.400,42 113.921

2. Fonds Zukunftsoffensiven 1 8 7.7 8 7.2 6 8,16 214.543

2 9 7.3 8 5.6 6 8,5 8 328.464

D. VERBINDLICHKEITEN

1. Verbindlichkeiten aus Lieferungen und Leistungen 2.608.553,86 4.136

2. Sonstige Verbindlichkeiten 420.331,54 398

3.028.885,40 4.534

E. RECHNUNGSABGRENZUNGSPOSTEN 811.558,92 845

F. SONDERVERMÖGEN (DRITTANTEILE)

1. Stiftung Artur Fischer Erfinderpreis 764.636,61 388 Baden-Württemberg 2. Stiftung Kulturpreis Baden-Württemberg 270.339,87 275 der Volksbanken Raiffeisenbanken und der Baden-Württemberg Stiftung 3. Stiftung Kinderland Baden-Württemberg 502.368,66 303

1.5 3 7.3 4 5,14 966

2.2 0 7.7 9 6.1 2 1,5 7 2.243.166 – zahlenteil – 098 / . Baden-Württemberg Stiftung 2011

Gewinn- und Verlustrechnung

in EUR Vorjahr in TEUR

1. Erträge aus Beteiligungen und anderen 20.508.182,89 81.675 Wertpapieren des Anlagevermögens 2. Erträge aus dem Abgang von Beteiligungen 683.820,52 3.003 und Wertpapieren 21.192.003,41 84.678

3. Sonstige betriebliche Erträge 13.661.190,00 12.548

4. Personalaufwand

a) Löhne und Gehälter 1.131.935,03 1.249

b) Soziale Abgaben und Aufwendungen für 295.491,93 299 Altersversorgung und für Unterstützung 5. Abschreibungen auf immaterielle Vermögensgegenstände 1.686.016,94 1.593 des Anlagevermögens und Sachanlagen 6. Projektaufwand 37.560.593,47 26.364

7. Projekterträge 5 7.4 9 2,2 1 168

8. Sonstige betriebliche Aufwendungen 6.067.004,11 5.704

46.683.549,27 35.041

9. Sonstige Zinsen und ähnliche Erträge 7.029.441,50 5.575

10. Zinsen und ähnliche Aufwendungen 1.092,00 2

7.028.349,50 5.573

11. Ergebnis der gewöhnlichen Geschäftstätigkeit – 4.802.006,36 6 7.7 5 8

12. Außerordentliche Erträge 123.581,41 283

13. Außerordentliche Aufwendungen 0,00 19

14. Außerordentliches Ergebnis 123.581,41 264

15. Sonstige Steuern 424.848,49 415

16. Ergebnis Sondervermögen – 61.135,21 31

17. Jahresfehlbetrag/-überschuss – 5.164.408,65 6 7.6 3 8

18. Verlustvortrag 0,00 – 2.201

19. Zuführung Sondervermögen 1 2 7.2 8 6,7 1 – 271

20. Zuführung Gewinnrücklage aus – 42.796,15 – 31 nicht verwendeten Projektmitteln 21. Zuführung Gewinnrücklagen 0,00 – 65.135

22. Bilanzverlust/-gewinn – 5.079.918,09 0 – zahlenteil – Baden-Württemberg Stiftung 2011 . / 099

– 40.000.000 EUR – Nachhaltige Wirkung Projektvolumen der Baden-Württemberg Stiftung 2011 – zahlenteil – 100 / . Baden-Württemberg Stiftung 2011

Entwicklung des Anlagevermögens

Anschaffungs- / Herstellungskosten

in EUR 01.01.2011 ZUGÄNGE ABGÄNGE 31.12.2011

I. immaterielle Vermögensgegenstände

Entgeltlich erworbene Konzessionen, 169.417,17 5 7.2 9 3,3 5 0,00 226.710,52 gewerbliche Schutzrechte und ähnli- che Rechte und Werte sowie Lizenzen an solchen Rechten und Werten

II. Sachanlagen

1. Grundstücke und Bauten 212.080.445,99 2 3.6 8 7.8 6 4,5 9 29.459.228,08 206.309.082,50

2. Andere Anlagen, Betriebs- 1.315.483,59 3 6.2 4 7,0 7 4 5 4.0 9 7,2 8 8 9 7.6 3 3,3 8 und Geschäftsausstattung 3. Anlagen im Bau 35.896.326,67 17.7 3 5.2 0 3,9 5 915.958,58 52.715.572,04

249.292.256,25 41.459.315,61 30.829.283,94 259.922.287,92

III. Finanzanlagen

1. Beteiligungen 65.921.495,61 0,00 0,00 65.921.495,61

2. Wertpapiere des Anlagevermögens 1.494.269.818,59 16.004.849,64 0,00 1.510.274.668,23

1.560.191.314,20 16.004.849,64 0,00 1.576.196.163,84

1.809.652.987,62 5 7.5 2 1.4 5 8,6 0 30.829.283,94 1.836.345.162,28 – zahlenteil – Baden-Württemberg Stiftung 2011 . / 101

Kumulierte Abschreibungen Buchwerte

01.01.2011 ZUGÄNGE ABGÄNGE 31.12.2011 31.12.2011 31.12.2010

163.443,82 19.031,16 0,00 182.474,98 44.235,54 5.973,35

23.129.323,82 1.571.407,58 4.7 5 7.8 8 0,7 3 19.942.850,67 186.366.231,83 188.951.122,17

8 47.0 8 3,5 4 95.578,20 454.060,74 488.601,00 409.032,38 468.400,05

0,00 0,00 0,00 0,00 52.715.572,04 35.896.326,67

23.976.407,36 1.666.985,78 5.211.941,47 20.431.451,67 239.490.836,25 225.315.848,89

2.609.355,00 0,00 0,00 2.609.355,00 63.312.140,61 63.312.140,61

0,00 0,00 0,00 0,00 1.510.274.668,23 1.494.269.818,59

2.609.355,00 0,00 0,00 2.609.355,00 1.573.586.808,84 1.557.581.959,20

26.749.206,18 1.686.016,94 5.211.941,47 23.223.281,65 1.813.121.880,63 1.782.903.781,44 – lagebericht – 102 / . Baden-Württemberg Stiftung 2011

Lagebericht für das Geschäftsjahr 2011

I. / R echtsgrundlagen Vermögensanlagebereich Die im Anlagevermögen gehaltenen Investmentfonds Die Baden-Württemberg Stiftung gGmbH verfolgt aus- trugen mit 16,9 Mio. EUR (Vorjahr: 78,6 Mio. EUR) zum schließlich und unmittelbar gemeinnützige Zwecke Gesamtergebnis bei. Die im Geschäftsjahr 2011 zunächst im Sinne von § 52 Absatz 2 der Abgabenordnung. Sie ist zurückgestellten Ausschüttungen wurden bereits selbstlos tätig und verfolgt nicht in erster Linie eigen- Anfang 2012 teilweise nachgeholt. wirtschaftliche Zwecke. Aus den kurzfristigen Anlagen resultierten Erträge in Gesellschaftszweck ist die Förderung von Wissenschaft Höhe von 7,3 Mio. EUR (Vorjahr 8,2 Mio. EUR). Damit und Forschung, Bildung und Erziehung, Kunst und konnte das Ertragsniveau trotz niedrigerem Zinsniveau Kultur, der Religion, der Völkerverständigung, der Ent- nahezu gehalten werden. wicklungshilfe, des Umwelt-, Landschafts- und Denk- malschutzes, des Heimatgedankens, die Förderung der Risiken Jugend- und Altenhilfe, des öffentlichen Gesundheits- Risiken, die sich aus der Wertminderung oder Leer- wesens, des Wohlfahrtswesens und des Sports, soweit die standszeiten der vermieteten Grundstücke ergeben Zwecke geeignet sind, die Zukunftsfähigkeit des Landes können, werden vor allem durch laufende Renovierung, Baden-Württemberg zu sichern. Modernisierung bzw. Instandsetzung der Gebäude und Abschluss langfristiger Mietverträge minimiert. Risi- Der Gesellschaftszweck wird insbesondere durch die ken bestehen mittelfristig im Zusammenhang mit den Durchführung und Finanzierung von einzelnen Pro- Überlegungen des Landes hinsichtlich einer zentralen jekten und Veranstaltungen sowie durch Vergabe von Behördenunterbringung, soweit die bestehenden Miet- Stipendien verwirklicht. verhältnisse mit dem Land nicht fortgesetzt werden können. Die Finanzierung der geplanten Investitionen II. / G eschäftsverlauf 2011 im Grundstücksbereich aus eigenen Mitteln der Gesell- schaft ist sichergestellt. Das Stammkapital der Gesellschaft beträgt unverändert 20.159.318,55 EUR. Im Jahr 2011 wird ein Jahresfehlbetrag Möglichen Risiken aus der wirtschaftlichen Entwicklung von 5,08 Mio. EUR ausgewiesen. Die Eigenkapitalquote der Beteiligungsunternehmen sowie deren möglichen beträgt 85,0 % der Bilanzsumme (Vorjahr 83,9 %). Gewinnausschüttungen wird insbesondere durch lau- fende Beobachtung der wirtschaftlichen Entwicklung Grundstücksbereich der Unternehmen begegnet. Den Mieterträgen in Höhe von 11,4 Mio. EUR und sonstigen betrieblichen Erträgen in Höhe von 1,6 Mio. Die stetige Kontrolle der Entwicklung der Kapitalan- EUR stehen Aufwendungen in Höhe von 4,7 Mio. EUR lagen ist durch die laufende Berichterstattung der gegenüber. Damit trägt der Grundstücksbereich mit Kapitalanlagegesellschaften und die gesellschaftsin- 8,3 Mio. EUR zum Gesamtergebnis der Gesellschaft bei. ternen Controlling-, Vergleichs- und Analyseverfahren Der im Vergleich zum Vorjahr (8,0 Mio. EUR) höhere jederzeit gegeben. Den allgemeinen Marktrisiken wird Ergebnisbeitrag ist im Wesentlichen auf den Kauf des durch das individuelle Anlagekonzept, durch vorsich- Grundstücks Dorotheenstraße 2 zurückzuführen, das tige Ertragsannahmen und die risikobewusste Anlage- mit 0,5 Mio. EUR positiv zum Ergebnis beigetragen hat. strategie begegnet. Gegenläufig haben sich die etwas höheren Instandhal- tungsaufwendungen in Höhe von 0,9 Mio. EUR (Vor- Für die Liquiditäts- und Ertragsplanung existieren kurz- jahr: 0,5 Mio. EUR) und Aufwendungen für Vorjahre und mittelfristige Planrechnungen, die laufend aktuali- (0,1 Mio. EUR) ausgewirkt. siert werden.

Beteiligungsbereich Risiken, die die Entwicklung oder den Bestand der Im Geschäftsjahr 2011 wurden Beteiligungserträge Gesellschaft gefährden könnten, sind zurzeit nicht in Höhe von 3,7 Mio. EUR realisiert. Diese entfallen erkennbar. auf die Dividende der Südwestdeutsche Salzwerke AG (3,6 Mio. EUR) und auf die Gewinnausschüttung der Ree- derei Schwaben GmbH (0,1 Mio. EUR). – lagebericht – Baden-Württemberg Stiftung 2011 . / 103

III. / P rojektbereich Die Diskussion über die Konsequenzen aus der Ent- scheidung der Körperschaftsteuerreferenten des In der Sitzung des Aufsichtsrates vom 20. Dezem- Bundes und der Länder über die gemeinnützige ber 2010 wurden 24 Projektbeschlüsse für den Wirt- Verwendung von Mitteln der Baden-Württemberg schaftsplan 2011 mit einem Gesamtvolumen von Stiftung hält an. 35,205 Mio. EUR (einschließlich Sponsoringeinnahmen BioLab und Expedition N) gefasst. Ihrem Satzungsauftrag Die weitere Vorgehensweise hinsichtlich der Steu- entsprechend führt die Baden-Württemberg Stiftung erproblematik konnte auch durch die im Jahr 2011 überwiegend eigene Projekte durch. durchgeführte Betriebsprüfung des Finanzamts nicht abschließend geklärt werden. Das Geschäftsjahr 2011 war im Projektbereich im Wesent- lichen geprägt von folgenden Schwerpunkten: Im Jahre 2011 wurde das Gebäude Kriegsbergstraße 42 in Stuttgart erworben. Hier soll die Stiftung künftig Im Mai 2011 kam es in Baden-Württemberg zu einem ihren neuen Sitz einnehmen. Damit das Gebäude die Regierungswechsel. Die Regierungspartner haben Bedürfnisse der Stiftung optimal erfüllen kann, laufen vereinbart, zu prüfen, ob und gegebenenfalls in wel- derzeit die Sanierung und der Umbau des Gebäudes. cher Form die BW Stiftung fortgeführt werden soll. In der Folge hat eine umfangreiche Strategiediskussion Da die Nachhaltigkeit nicht nur ein zentrales Thema in um die Stiftung begonnen. Die diskutierten Modelle der Umsetzung der Programme der Stiftung darstellt, gingen von der Auflösung über den Umbau zu einer sondern sich auch in dem Stiftungsalltag widerspiegelt, Förderstiftung bis hin zum Erhalt der BW Stiftung in wird der Umbau unter ökologischen Aspekten, ener- ihrer bisherigen Struktur. Die BW Stiftung war über giesparenden und energieerzeugenden Maßnahmen die gesamte Zeit Ansprechpartner für alle Fragen, die durchgeführt. sich rechtlich, strukturell und thematisch in diesem Diskussionsprozess ergeben haben. Auch hier hat die Stiftung Vorbildcharakter.

Die Regierungspartner wie auch der im Oktober 2011 Im Zuge der Fokussierung wurden bestehende Projekte neu konstituierte Aufsichtsrat sind nach intensiver neu dotiert bzw. verlängert. Die Baden-Württemberg Stif- Befassung mit den Projekten und Programmen der tung hat bis zum 31. Dezember 2011 Projekte mit einem Stiftung und ihren Verfahren einer strategischen The- Gesamtvolumen von rund 620 Mio. EUR betreut. Sie menfindung und den wettbewerblichen Auswahlver- nimmt somit einen Spitzenplatz unter den deutschen fahren sowie der laufenden Qualitätssicherung zur Stiftungen ein. Der Gesellschaftszweck „Sicherung der Überzeugung gelangt, dass die BW Stiftung als ope- Zukunftsfähigkeit Baden-Württembergs“ wird vor allem rative Stiftung mit ihren bisherigen Schwerpunktthe- in den Bereichen Forschung und Wissenschaft sowie men Forschung, Bildung und Soziale Verantwortung Bildung und Soziale Verantwortung erfüllt. Insgesamt beibehalten werden soll. wurden Forschungsprojekte mit einem Volumen von 218,9 Mio. EUR und Bildungsprojekte mit einem Volumen Durch intensive Begleitung der Strategiediskussion von 188,4 Mio. EUR betreut. 145,3 Mio. EUR entfallen auf konnte die Geschäftsführung eine weitere Profilschär- die Bereiche Soziale Verantwortung, Denkmalschutz, fung bei der BW Stiftung erreichen, so fallen künftig Kunst und Kultur. Auf die Unterstiftungen entfallen verschiedene Themen, die im Land durch eigene Stif- 13,7 Mio. EUR. tungen abgedeckt sind, aus dem Themenportfolio der BW Stiftung heraus.

Auch die bisherigen, sehr stark auf die Zukunftsfähig- keit des Landes ausgerichteten Fördergrundsätze und Verfahren konnten beibehalten werden. – lagebericht – 104 / . Baden-Württemberg Stiftung 2011

Risiken Aufgrund des weiter gesunkenen Zinsniveaus und der Die Risiken im Projektbereich bestehen in der Möglich- regelmäßigen Mittelabflüsse werden die Erträge aus keit von Fehlverwendungen bzw. steuerschädlichen den kurzfristigen Kapitalanlagen voraussichtlich leicht Verwendungen, die im ungünstigsten Fall die Gemein- zurückgehen. Durch ein intelligentes Cash-Management nützigkeit der Baden-Württemberg Stiftung gefährden kann in gewissem Umfang zwar eine Kompensation könnten. Durch einen breit angelegten Diskussionspro- erreicht werden, Ergebnissteigerungen sind aber nicht zess vor der Definition einzelner Programme, die frühzei- zu erwarten. Im Bereich des Cash-Managements werden tige Einbeziehung steuerfachlichen Sachverstandes, die ausschließlich risikolose Geldanlagen getätigt. interne Revision und interne Kontrollstrukturen tragen wir den Risiken Rechnung. Für das Geschäftsjahr 2012 wird erwartet, dass Projekte mit einem Volumen von rund 34 Mio. EUR durchgeführt IV. / A usblick werden können, wovon 2,0 Mio. EUR für Projekte der Stif- tung Kinderland reserviert sind. In seiner Sitzung am Nach dem Verkauf des Grundstücks Dorotheenstraße 6 7. November 2011 hat der Aufsichtsrat bereits Projekten und der erst für das vierte Quartal 2012 zu erwartenden mit einem Gesamtvolumen von 16,02 Mio. EUR für den Vermietung des Neubaus an der Willy-Brandt-Straße Wirtschaftsplan 2012 zugestimmt. muss im Geschäftsjahr 2012 mit leicht rückläufigen Mieterträgen gerechnet werden. Durch den Kauf des Der Umbau des Gebäudes Kriegsbergstraße 42 soll bis ehemaligen Postareals in Stuttgart können diese Umsatz- Ende Dezember 2012 beendet sein, sodass die neuen rückgänge allerdings zum größten Teil kompensiert wer- Räumlichkeiten ab 2013 von der Baden-Württemberg den. Die Investitionen im Grundstücksbereich dienen der Stiftung als Geschäftsstelle in vollem Umfang genutzt Stabilisierung der Jahresergebnisse und tragen positiv werden können. zum Erhalt des Vermögens der Gesellschaft bei.

Der Ergebnisbeitrag der langfristigen Kapitalanlagen kann im Vergleich zum Vorjahr voraussichtlich deut- Stuttgart, den 29. Mai 2012 lich gesteigert werden. Risiken für die Entwicklung der langfristigen Kapitalanlagen resultieren dabei aus dem Baden-Württemberg Stiftung gGmbH weiteren Verlauf der Diskussionen um die europäische Staatsschuldenkrise. Christoph Dahl Walter Leibold – anhang – Baden-Württemberg Stiftung 2011 . / 105

Anhang für das Geschäftsjahr 2011

I. / A LLGEMEINES Für die Jahre 2008 und 2009 wurden geringwertige Wirtschaftsgüter mit einem Wert von über EUR 150,00 Der Jahresabschluss der Baden-Württemberg Stif- bis EUR 1.000,00 in einem Sammelposten aktiviert und tung gGmbH wurde nach den Vorschriften des Han- über fünf Jahre linear abgeschrieben. delsgesetzbuches für große Kapitalgesellschaften einschließlich der ergänzenden Bestimmungen des Die Vermögensgegenstände des Finanzanlagevermögens GmbH-Gesetzes erstellt. werden zu Anschaffungskosten angesetzt. Außerplan- mäßige Abschreibungen wurden nicht durchgeführt Die Baden-Württemberg Stiftung gGmbH, Stuttgart, (vgl. IV Tz. 6.). verfolgt ausschließlich und unmittelbar gemeinnützige Zwecke im Sinne von § 52 Abs. 2 der Abgabenordnung, Bei den Forderungen und sonstigen Vermögensgegen- soweit diese geeignet sind, die Zukunftsfähigkeit des ständen werden alle erkennbaren Einzelrisiken individuell Landes Baden-Württemberg zu sichern. Sie ist selbst- berücksichtigt. Mit Ausnahme des Körperschaftsteuer- los tätig und verfolgt nicht in erster Linie eigenwirt- guthabens (Bilanzierung i. H. d. Barwerts; Abzinsung mit schaftliche Ziele. Die Gesellschaftszwecke werden 1,70 %) sind die Forderungen zum Nennwert bilanziert. insbesondere verwirklicht durch die Durchführung und Finanzierung von einzelnen Projekten, geeigne- Die Rückstellung für Pensionen wird mit dem Erfüllungs- ten Veranstaltungen und Vergabe von Stipendien im betrag bewertet, der nach vernünftiger kaufmännischer vorgenannten Sinne. Beurteilung notwendig ist (§ 253 I 2 HGB).

Gemäß § 265 Abs. 5 Satz 2 und Abs. 6 HGB ist zu vermer- Es wurden folgende Annahmen zugrunde gelegt: ken, dass in der Bilanz und in der Gewinn- und Verlust- rechnung gegenüber den Gliederungsvorschriften der Zins zum 31. Dezember 2011: 5,14 % entsprechend dem §§ 266, 275 HGB neue Posten hinzugefügt und Umgliede- von der Deutschen Bundesbank gem. § 253 Abs. 2 HGB rungen vorgenommen worden sind. Die Abweichungen für Dezember 2011 veröffentlichten Rechnungszins werden mit dem besonderen Gegenstand und der Art der für eine Restlaufzeit von 15 Jahren Finanzierung der Baden-Württemberg Stiftung gGmbH und der dadurch verbesserten Klarheit und Übersicht- Rentensteigerung: dreijährlich 3,0 %, erstmals zum lichkeit der Darstellung der Vermögens-, Finanz- und 31. Dezember 2012 Ertragslage begründet. Finanzierungsendalter: 63 bzw. 62 II. ANGABE DER AUF DIE P OSTEN DER BILANZ UND GEWINN- UND VER LUST- Biometrie: Richttafeln 2005 G von Dr. Klaus Heubeck RECHNUNG ANGEWANDTEN BI LANZIE- RUNGS- UND BEWERTUNGSMETHO DEN Fluktuation: 0 %

Das Sachanlagevermögen wird zu Anschaffungs- Witwenrentenanwartschaft: individuell beziehungsweise Herstellungskosten, vermindert um planmäßige und ggf. außerplanmäßige Abschreibungen, Waisenrentenanwartschaft: nicht berücksichtigt angesetzt. Die Steuerrückstellungen und sonstigen Rückstellungen Die planmäßigen Abschreibungen erfolgen linear. Die berücksichtigen alle im Zeitpunkt der Bilanzaufstellung zugrunde gelegten Nutzungsdauern betragen bei Gebäu- ungewissen Verpflichtungen und erkennbaren Risiken den 40 beziehungsweise 50 Jahre, bei Mietereinbauten und sind mit dem Erfüllungsbetrag bewertet, der nach 8 Jahre, bei der Betriebs- und Geschäftsausstattung zwi- vernünftiger kaufmännischer Beurteilung notwendig schen 3 und 13 Jahre und bei immateriellen Vermögens- ist (§ 253 Abs. 1 Satz 2 HGB). gegenständen zwischen 3 und 5 Jahren. Rückstellungen mit einer Restlaufzeit von mehr als einem Geringwertige Wirtschaftsgüter im Sinne des Jahr werden mit dem ihrer Restlaufzeit entsprechenden § 6 Abs. 2 EStG bis zu einem Wert von EUR 150,00 werden durchschnittlichen Marktzinssatz der vergangenen sie- einzeln aktiviert und über die gewöhnliche Nutzungs- ben Geschäftsjahre abgezinst (§ 253 Abs. 2 Satz 1 HGB). dauer abgeschrieben. Die zurückgestellten Beträge sind einzeln ermittelt. – anhang – 106 / . Baden-Württemberg Stiftung 2011

Der Satzungszweck wird im Rahmen von einzelnen Pro- III. ANGABEN UND ER LÄUTERUNGEN jekten, geeigneten Veranstaltungen und Vergabe von ZU EINZE LNEN P OSTEN DER BI LANZ UND Stipendien verwirklicht. Die Passivierung erfolgt grund- GEWINN- UND VER LUSTRECHNUNG sätzlich nach folgender Systematik: 1. Anlagevermögen Eine dem Grunde und der Höhe nach bestimmte und Die Entwicklung des Anlagevermögens nach verpflichtende Zusage an Leistungsempfänger ist unter § 268 Abs. 2 HGB sowie die Abschreibungen des zweckgebundene Mittel für Projekte erfasst. Wenn sich Geschäftsjahrs sind in der Anlage zur Bilanz dargestellt. die Baden-Württemberg Stiftung gGmbH zur Erbringung satzungsmäßiger Leistungen gegenüber einem Dritten Bei den ausgewiesenen Wertpapieren handelt es sich um (z. B. Projektpartner) verpflichtet und diese Leistung hin- Anteile an sieben Spezialfonds, die bei verschiedenen sichtlich ihrer Höhe ungewiss ist, so sind diese Beträge Kapitalanlagegesellschaften gehalten werden. ebenfalls hierunter erfasst. In geringem Umfang sind Aufwendungen für eigenes Personal enthalten, welche in 2. Umlaufvermögen den jeweiligen Budgetfestsetzungsbeschlüssen pauschal Die sonstigen Vermögensgegenstände enthalten in erster enthalten sind. Linie ein Körperschaftsteuerguthaben sowie Ansprüche aus der Umsatzsteuer und Zinsforderungen. Die sons- Wird eine Leistungszusage unter dem Vorbehalt erteilt, tigen Vermögensgegenstände beinhalten Forderun- dass zur Leistungserbringung genügend Mittel zur Ver- gen gegen den Gesellschafter in Höhe von TEUR 698 fügung stehen müssen, so handelt es sich – soweit diese (Vj. TEUR 710). Mittel zum Abschlussstichtag noch nicht vorhanden sind – um eine Verpflichtung, die erst nach Zugang bezie- Die ratierlich fällig werdende Forderung aus dem Körper- hungsweise Erwirtschaftung der Mittel zu bilanzieren ist. schaftsteuerguthaben beträgt TEUR 4.947 (Vj. TEUR 5.559). Gleiches gilt für Maßnahmen, die erst in einem späteren Hiervon entfallen TEUR 4.087 auf Forderungen mit einer Geschäftsjahr zur Ausführung kommen. Derartige auf- Restlaufzeit von mehr als einem Jahr. schiebend bedingte Verpflichtungen werden im Anhang unter der entsprechenden Position angegeben. Sämtliche anderen Forderungen und sonstigen Ver- mögensgegenstände haben eine Restlaufzeit von unter Die Verbindlichkeiten sind mit ihren jeweiligen Erfül- einem Jahr. lungsbeträgen passiviert. Die Forderungen aus Lieferungen und Leistungen beste- hen in Höhe von TEUR 357 (Vj. TEUR 225) gegenüber dem Gesellschafter.

Bei den Wertpapieren des Umlaufvermögens handelt es sich um eine Schuldverschreibung in Höhe von TEUR 10.000 sowie Anteile an einem Geldmarktfonds in Höhe von TEUR 47.211. – anhang – Baden-Württemberg Stiftung 2011 . / 107

3. Sondervermögen Auf der Aktivseite kommen die Vermögensgegenstände Der Posten Sondervermögen betrifft die rechtlich der rechtlich unselbstständigen Stiftungen zum Ausweis, unselbstständigen Stiftungen Artur Fischer Erfinder- soweit diese nicht gesondert geführt werden. Die Sonder- preis Baden-Württemberg, Kulturpreis Baden-Würt- vermögen auf der Passivseite weisen die Anteile der frem- temberg der Volksbanken Raiffeisenbanken und der den Stifter am Vermögen der rechtlich unselbstständigen Baden-Württemberg Stiftung gGmbH sowie die Stiftung Stiftungen aus. Die Anteile der Baden-Württemberg Stif- Kinderland Baden-Württemberg. Alle rechtlich unselbst- tung gGmbH an den rechtlich unselbstständigen Stiftun- ständigen Stiftungen wurden durch die Baden-Württem- gen werden unter den Gewinnrücklagen im Eigenkapital berg Stiftung gGmbH gegründet. ausgewiesen.

Die Sondervermögen werden in einem Nebenbuch mit 4. Eigenkapital eigenen Buchungs- und Bilanzkreisen geführt. Die Ergeb- Die Anteile der Baden-Württemberg Stiftung gGmbH nisse der einzelnen Sondervermögen werden anteilig an den rechtlich unselbstständigen Stiftungen werden zugunsten beziehungsweise zulasten der jeweiligen Son- unter den Gewinnrücklagen ausgewiesen. dervermögen verwendet. Die Entwicklung stellt sich wie folgt dar:

Zweckgebundene Gewinnrücklagen Anteil BW 1.1.2011 Zugänge Eigenergebnis- 31.12.2011 Stiftung in % in EUR in EUR anteil in EUR in EUR

Artur Fischer Erfinderpreis 50,0 390.368,69 400.000,00 – 25.732,10 764.636,59 Baden-Württemberg Stiftung Kulturpreis 50,0 275.175,37 0,00 – 4.835,51 270.339,86 Baden-Württemberg Stiftung Kinderland 99,02 51.474.062,47 200.000,00 – 65.503,22 51.608.559,25 Baden-Württemberg – anhang – 108 / . Baden-Württemberg Stiftung 2011

Die Gewinn- und Verlustrechnung der Baden- Würt­temberg Stiftung gGmbH für die Zeit vom 1. Januar 2011 bis 31. Dezember 2011 ergibt ohne Berücksichtigung der Unterstiftungen folgendes Bild:

BW-Stiftung ohne Unterstiftungen BW-Stiftung Unter­stiftungen in TEUR gesamt in TEUR in TEUR

Erträge aus Beteiligungen und anderen 20.508 0 20.508 Wertpapieren des Anlagevermögens Erträge aus dem Abgang von Beteiligungen und Wertpapieren 684 0 684

21.192 0 21.192

Sonstige betriebliche Erträge 13.477 184 13.661

Personalaufwand

a) Löhne und Gehälter 1.131 0 1.131

b) Soziale Abgaben und Aufwendungen für 295 0 295 Altersversorgung und für Unterstützung Abschreibungen auf immaterielle Vermögensgegenstände 1.686 0 1.686 des Anlagevermögens und Sachanlagen Projektaufwand 35.205 2.355 3 7.5 6 1

Projekterträge 57 0 57

Sonstige betriebliche Aufwendungen 6.054 13 6.067

– 9.645 – 2.184 – 11.829

Sonstige Zinsen und ähnliche Erträge 6.941 88 7.0 2 9

Zinsen und ähnliche Aufwendungen 1 0 1

Aufw. / Erträge aus Ertragszusage Stiftung Kinderland – 2.031 2.031 0

4.909 2.119 7.0 2 8

Ergebnis der gewöhnlichen Geschäftstätigkeit – 4.736 – 66 – 4.801

außerordentliche Erträge 123 0 123

außerordentliche Aufwendungen 0 0 0

Steuern vom Einkommen 0 0 0

Sonstige Steuern 425 0 425

– 302 0 – 302

Ergebnis restliche Sondervermögen:

Stiftung Artur Fischer Erfinderpreis Baden-Württemberg 0 – 51 – 51

Stiftung Kulturpreis Baden-Württemberg 0 – 10 – 10

Jahresüberschuss – 5.037 – 127 – 5.164

Gewinn-/Verlustvortrag Vorjahr 0

Entnahme/Zuführung Sondervermögen 0 127 127

Zuführung Gewinnrücklage aus nicht verwendeten Projektmitteln – 43 0 – 43

Zuführung Gewinnrücklagen 0 0

Zwischensumme Gewinnrücklagen – 43 0 – 43

Bilanzgewinn – 5.080 0 – 5.080 – anhang – Baden-Württemberg Stiftung 2011 . / 109

5. Steuerrückstellungen 9. Erträge aus Beteiligungen und Wertpapieren Die Steuerrückstellung beinhaltet eine aus der durchge- des Anlagevermögens führten Betriebsprüfung resultierende Umsatzsteuer- Diese Position setzt sich wie folgt zusammen: schuld für die Jahre 2005–2009. Die Steuerrückstellung aus dem Vorjahr konnte aufgelöst werden, da der Rechts- 2011 Vorjahr streit vor dem Bundesfinanzhof gewonnen wurde. in TEUR in TEUR

6. Sonstige Rückstellungen Erträge aus Beteiligungen 3.652 3.074 Die sonstigen Rückstellungen wurden im Wesentlichen Erträge aus Wertpapieren 16.856 78.601 für die drohende Inanspruchnahme für Dekontaminati- des Anlagevermögens onskosten (TEUR 26.736) gebildet. Des Weiteren kommen Gesamt 20.508 81.675 Rückstellungen für ausstehende Rechnungen, Rechts- und Prozesskostenrisiko, Personalaufwendungen, interne und externe Kosten des Jahresabschlusses und die Kosten für die Erstellung der Steuererklärungen zum Ausweis. 10. Erträge aus dem Abgang von Beteiligungen und Wertpapieren 7. Zweckgebundene Mittel für Projekte Unter dieser Position werden die realisierten Buchge- Es kommen die noch nicht verbrauchten Beträge für winne aus der Veräußerung von Beteiligungen und beschlossene und bis zum Ende des Berichtsjahres begon- Wertpapieren des Anlage- und Umlaufvermögens aus- nene Projekte zum Ansatz. gewiesen. Diese Position stellt einen Teilbetrag der sons- tigen betrieblichen Erträge gem. § 275 Abs. 2 Nr. 4 HGB Von den Verpflichtungen aus laufenden Projekten und dar. Die gesamte Position erfüllt ihrer Natur nach die Zukunftsoffensiven entfallen Verbindlichkeiten in Angabepflicht des § 277 Abs. 4 Satz 3 HGB. Höhe von TEUR 3.007 (Vj. TEUR 3.252) und TEUR 166.540 (Vj. TEUR 191.441) auf den Gesellschafter. 11. Sonstige betriebliche Erträge Die sonstigen betrieblichen Erträge resultieren im Die Verpflichtungen aus Zukunftsoffensiven sind formal Wesentlichen aus Grundstücksvermietungen. In den innerhalb eines Jahres fällig. Bei den laufenden Projek- sonstigen betrieblichen Erträgen sind periodenfremde ten wird mit Mio. EUR 50 (Restlaufzeit bis ein Jahr) und Erträge in Höhe von TEUR 70 enthalten. Mio. EUR 60 (Restlaufzeit zwischen einem und fünf Jah- ren) gerechnet. 12. Aufwendungen für Altersvorsorge In der Position „Soziale Abgaben und Aufwendungen für Das Volumen der durch den Aufsichtsrat beschlosse- Altersversorgung“ sind Aufwendungen für Altersver- nen Projekte, die noch nicht aufwandswirksam erfasst sorgung in Höhe von TEUR 89 (Vj. TEUR 60) enthalten. wurden, beläuft sich auf TEUR 16.020 (Projektobligo) (Vj. TEUR 35.155). 13. Projektaufwand Diese Position setzt sich wie folgt zusammen: 8. Verbindlichkeiten Die Verbindlichkeiten aus Lieferungen und Leistungen 2011 Vorjahr bestehen in Höhe von TEUR 71 (Vj. TEUR 272) gegenüber in TEUR in TEUR dem Gesellschafter. Zuführung zu zweckgebundenen 35.155 24.555 Mitteln für Projekte laut Die Verbindlichkeiten sind innerhalb eines Jahres nach Beschlüssen des Aufsichtsrats dem Bilanzstichtag fällig. Zweckgebundene Mittel Dritter 50 45

Projektaufwand 2.356 1.764 Stiftung Kinderland Gesamter Projektaufwand 3 7.5 6 1 26.364 – anhang – 110 / . Baden-Württemberg Stiftung 2011

Der Projektaufwand enthält zu einem geringen Teil mit- Die Gesamtvergütung von Herrn Christoph Dahl für das budgetierte Personalaufwendungen für eigene, nur fall- Geschäftsjahr 2011 setzt sich wie folgt zusammen: weise für Einzelprojekte eingestellte Mitarbeiter. Hierfür sind im Geschäftsjahr 2011 TEUR 476 tatsächlich ange- in EUR fallen, welche bereits in den Jahren der entsprechenden Beschlussfassungen aufwandswirksam wurden. Grundgehalt 114.462,26 Sonstige geldwerte Vorteile 3.520,07 14. Außerordentliches Ergebnis Aus der Änderung des Zinssatzes bei der Bewertung der 117.982,33 langfristigen Forderung aus dem Körperschaftsteuergut- haben resultiert ein außerordentlicher Ertrag in Höhe von TEUR 124. Es wurde keine Pensionszusage vereinbart, und es beste- hen keine von Dritten gewährten Zusagen gegenüber IV. S ONSTIGE PF LICHTANGABEN dem Geschäftsführer.

1. Sonstige finanzielle Verpflichtungen Für den Geschäftsführer Walter Leibold wird auf die Der Gesamtbetrag der wesentlichen sonstigen finan- Angabe der Bezüge gemäß § 286 Absatz 4 HGB verzichtet. ziellen Verpflichtungen betrifft insbesondere die Ver- pflichtung aus einem unkündbaren Mietvertrag über Der Aufsichtsrat setzt sich aktuell aus folgenden Mitglie- vier Jahre für die Geschäftsstelle der Baden-Württemberg dern zusammen: Stiftung gGmbH. Davon entfallen TEUR 228 auf eine Restlaufzeit bis zu einem Jahr. Der Betrag in Höhe von Ministerpräsident , Mit- TEUR 684 entfällt auf eine Restlaufzeit ab einem bis fünf glied des Landtags, Vorsitzender des Aufsichtsrats Jahren. Die weiteren sonstigen finanziellen Verpflichtun- (ab 14.06.2011, Vorsitz ab 4.10.2011) gen sind unwesentlich. , Mitglied des Landtags, Fraktionsvor- 2. Derivative Finanzinstrumente sitzende der Bündnis '90/Die Grünen, Erste stellver- Die Gesellschaft setzt selbst keine derivativen Finanz- tretende Vorsitzende des Aufsichtsrats (ab 4.10.2011) instrumente ein. Minister Dr. Nils Schmid, Mitglied im Landtag, Stell- Im Rahmen der Spezialfonds werden, den Anlagerichtli- vertretender Ministerpräsident und Minister für nien der Baden-Württemberg Stiftung gGmbH entspre- Finanzen und Wirtschaft (ab 14.06.2011) chend, Derivate, im Wesentlichen Futures, eingesetzt. Minister Peter Friedrich, Minister für Bundes - 3. Angaben zu den Mitgliedern rat, Europa und internationale Angelegenheiten der Unternehmensorgane (ab 14.06.2011) Als Geschäftsführer waren im Geschäftsjahr bestellt: Minister Franz Untersteller, Mitglied des Landtags, Christoph Dahl, Stuttgart Minister für Umwelt, Klima und Energiewirtschaft (ab 14.06.2011) Walter Leibold, Ministerialdirigent im Ministerium für Finanzen und Wirtschaft Baden-Württemberg, Ministerin Gabriele Warminski-Leitheußer, Ministerin Stuttgart für Kultus, Jugend und Sport (ab 14.06.2011)

Minister , Minister für Verkehr und Infrastruktur (ab 14.06.2011)

Ministerin Katrin Altpeter, Mitglied des Landtags, Ministerin für Arbeit und Sozialordnung, Familie, Frauen und Senioren (ab 14.06.2011) – anhang – Baden-Württemberg Stiftung 2011 . / 111

Minister Reinhold Gall, Mitglied des Landtags, Minister a. D. Willi Stächele, Mitglied des Landtags, Innenminister Finanzminister des Landes Baden-Württemberg

Ministerin Theresia Bauer, Mitglied des Landtags, Ministerin a. D. Dr. Monika Stolz, Mitglied des Land- Ministerin für Wissenschaft, Forschung und Kunst tags, Ministerin für Arbeit und Sozialordnung, Familie und Senioren des Landes Baden-Württemberg Georg Wacker, Mitglied des Landtags (ab 14.06.2011) Andreas Hoffmann, Mitglied des Landtags Dr. Kai Schmidt-Eisenlohr, Mitglied des Landtags (ab 14.06.2011) Karl-Wilhelm Röhm, Mitglied des Landtags

Hans Martin Haller, Mitglied des Landtags (ab 14.06.2011) Dr. Hans-Ulrich Rülke, Mitglied des Landtags, Frakti- onsvorsitzender FDP/DVP Andreas Stoch, Mitglied des Landtags (ab 14.06.2011) Frau Abgeordnete Bärbl Mielich, Mitglied des Landtags, Peter Hauk, Mitglied des Landtags, Fraktionsvorsit- war in der Zeit vom 14.06. bis 30.09.2011 Mitglied des zender CDU Aufsichtsrats.

Winfried Mack, Mitglied des Landtags An den Aufsichtsrat wurde keine Vergütung geleistet. Es wurden lediglich Reisekosten in Höhe von EUR 170,50 Minister a. D. Prof. Dr. Ulrich Goll, Mitglied des Landtags erstattet.

Elke Brunnemer, Mitglied des Landtags (ab 1. April 2011) 4. Durchschnittliche Zahl der Beschäftigten Während des Geschäftsjahres waren neben zwei ange- Am 14.06.2011 sind folgende Mitglieder ausgeschieden: stellten Geschäftsführern durchschnittlich zwanzig Angestellte in der allgemeinen Verwaltung und acht Ministerpräsident a. D. Stefan Mappus, Mitglied des Angestellte, die nur fallweise im Rahmen der Projekt- Landtags, Vorsitzender des Aufsichtsrats durchführung eingestellt werden, beschäftigt. Der Per- sonalaufwand für die letztgenannte Gruppe wurde im Minister a. D. Ernst Pfister, Mitglied des Landtags, Wirt- Projektaufwand erfasst. schaftsminister des Landes Baden-Württemberg (Zwei- ter stellvertretender Vorsitzender des Aufsichtsrats) 5. Anteilsbesitz Gemäß § 285 Nr. 11 HGB ist über die folgenden Beteili- Ingo Rust, Mitglied des Landtags (Dritter stellvertre- gungen zu berichten: tender Vorsitzender des Aufsichtsrats)

Anteil E i g e n ­k a p i t a l Ergebnis Ministerin a. D. Tanja Gönner, Ministerin für Umwelt, in % 31.12.2011 2011 Naturschutz und Verkehr in TEUR in TEUR

Minister a. D. Helmut Rau, Mitglied des Landtags, Minister im Staatsministerium des Landes Baden- Verwaltungs­ 50,0 14.183 48 gesellschaft Württemberg Wasseralfingen mbH, Wasseralfingen * Minister a. D. Prof. Dr. Wolfgang Reinhart, Mitglied des Landtags, Minister für Bundes-, Europa- und Südwestdeutsche 45,0 83.395 12.630 internationale Angelegenheiten des Landes Baden- Salzwerke AG, Württemberg Heilbronn Reederei Schwaben 44,0 5.796 192 Ministerin a. D. Prof. Dr. Marion Schick, Ministerin GmbH, Stuttgart für Kultus, Jugend und Sport des Landes Baden- * Zahlen zum 31. Dezember 2010 Württemberg – anhang – 112 / . Baden-Württemberg Stiftung 2011

6. Angaben nach § 285 Satz 1 Nr. 19 HGB Bei Anteilen an sechs gehaltenen Sondervermögen im Sinne von § 2 Abs. 3 InvG lag der beizulegende Wert am 31. Dezember 2011 um EUR 25,6 Mio. unter, bei Antei- len an einem anderen Sondervermögen im Sinne von § 2 Abs. 3 InvG um EUR 3,4 Mio. über dem Buchwert. Außerplanmäßige Abschreibungen waren nicht vorzu- nehmen, da es sich nur um temporäre Wertminderungen handelt. Am 31. März 2012 lag der beizulegende Wert von sechs der gehaltenen Sondervermögen um EUR 18,4 Mio. über dem Buchwert und bei nur noch einem Sonderver- mögen um EUR 4,2 Mio. unter dem Buchwert.

7. Abschlussprüferhonorar Im Geschäftsjahr 2011 wurde ein Gesamthonorar von TEUR 71 an den Abschlussprüfer geleistet. Dieses wurde ausschließlich für Abschlussprüferleistungen aufgewendet.

8. Ergebnisverwendungsvorschlag Es wird vorgeschlagen, den Bilanzverlust 2011 in Höhe von TEUR 5.080 auf neue Rechnung vorzutragen. Der Bilanz- verlust ergibt sich nach Berücksichtigung der Zuführung zu den Gewinnrücklagen in Höhe von TEUR 43 (nicht verwendete Projektmittel – ZO) und der Entnahme aus den Gewinnrücklagen in Höhe von TEUR 127 (Verlustan- teil Sondervermögen).

Stuttgart, den 29. Mai 2012 Baden-Württemberg Stiftung gGmbH Christoph Dahl Walter Leibold –> –> . / 113

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Zukunft braucht Wissen Die Erfahrungen aus unserer Stiftungsarbeit möchten wir teilen und weitergeben. Aus diesem Grund werden unsere Programme wissenschaftlich begleitet und evaluiert und die Ergebnisse der Öffentlich- keit zugänglich gemacht.

115/. Schriftenreihe der Baden-Württemberg Stiftung 119/. Impressum –> – schriftenreihe – –> Baden-Württemberg Stiftung 2011 . / 115 schriftenreihe DEr Baden-Württemberg stiftung

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BAND 64 Aktionsprogramm Familienbesucher / Ein Programm zur Unterstützung von Müttern und Familien (2012)

BAND 05 63 Gesundheitsförderung in der Grundschule / Komm mit in das gesunde Boot – Grundschule (2012)

BAND 62 „Ferienzeit – Gestaltungszeit. Innovative pädagogische Freizeitangebote für Kinder und Jugendliche während der Ferienzeit“ / Abschlussbericht der wissenschaftlichen 10 Begleitevaluation des Programms (2012)

BAND 61 Da sein! – Könnt’ ich das? / Abschlussbericht des Projekts „Ausbau der ambulanten Kinder- und Jugendhospizarbeit in Baden-Württemberg“ (2012)

BAND 15 60 BioLab Baden-Württemberg on Tour / Forschung, Leben, Zukunft (2011)

BAND 59 Gesundheitsförderung im Kindergarten / Evaluation des Programms „Komm mit in das gesunde Boot“ der Baden-Württemberg Stiftung in Kindergärten in Baden- 20 Württemberg (2011)

BAND 58 Kompetenzen fördern – Erfolge schaffen / Dokumentation des Programms „KOMET 2 – Kompetenz- und Erfolgstrainings für Jugendliche“ (2011)

BAND 25 57 Sag’ mal was – Sprachförderung für Vorschulkinder / Zur Evaluation des Programms der Baden-Württemberg Stiftung (2011)

BAND 56 Nanotechnology – Fundamentals and Applications of Functional Nanostructures / Th. Schimmel, H. v. Löhneysen, M. Barczewski (2011) 30

BAND 55 Fit für den Wiedereinstieg – wie sich Beruf und Familie unter einen Hut bringen lassen / Tipps für eine erfolgreiche Rückkehr in den Beruf (2010)

BAND „Neue Brücken bauen ... zwischen Generationen, Kulturen und Institutionen“ / 54 35 Programmdokumentation (2010)

BAND 53 Erzähl uns was! Kinder erzählen Geschichten und hören einander zu / Eine Förderinitiative der Stiftung Kinderland Baden-Württemberg (2010)

BAND 40 52 Am Anfang ist es eine Idee – am Ende eine große Erfindung / Ein Leitfaden für die Planung und Umsetzung von naturwissenschaftlich-technischen Projekten (2010)

BAND 51 Nachhaltigkeit macht fit für die Zukunft / Energie nutzen, Umwelt schützen (2011) 45

BAND 50 Männer für erzieherische Berufe gewinnen: Perspektiven definieren und umsetzen / Impulse und Anregungen für eine größere Vielfalt in Tageseinrichtungen für Kinder (2010)

BAND 50 49 Strategische Forschung 2010 / Studie zur Struktur und Dynamik der Wissenschaftsregion Baden-Württemberg (2010)

55 – schriftenreihe – –> 116 / . Baden-Württemberg Stiftung 2011 –>

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BAND 48 Expeditionsziel: Nachhaltigkeit / Ihr Reiseführer in die Zukunft (2011)

05 BAND 47 Familiäre Einflüsse als prägender Faktor: Herausforderung für die Suchtprävention / Wie Familien für die familienorienierte Suchtprävention zu gewinnen und welche Veränderungen möglich sind (2010)

BAND Qualifizierung von Prüfern: Entwicklung innovativer Weiterbildungskonzepte. / 10 46 Wie neuen Herausforderungen im Bildungswesen begegnet und Prüfungsqualität gesichert werden kann. (2010)

BAND 45 Neue Generationennetzwerke für Familien / Wissenschaftliche Evaluation 15 des Förderprogramms der Stiftung Kinderland Baden-Württemberg (2010)

BAND 44 Kinder und ihr Umgang mit Geld und Konsum / Dokumentation und Evaluation des Förderprogramms der Stiftung Kinderland Baden-Württemberg (2009)

BAND Musisch-ästhetische Modellprojekte in Kindergärten und anderen Tageseinrichtungen für 20 43 Kinder / Dokumentation des Programms der Stiftung Kinderland Baden-Württemberg (2009)

BAND 42 Training bei Demenz / Dokumentation zum Kongress „Training bei Demenz“ Dezember 2008 (2009)

25 BAND 41 Hilfen und schulische Prävention für Kinder und Jugendliche bei häuslicher Gewalt / Evaluation der Aktionsprogramme „Gegen Gewalt an Kindern“ 2004–2008 in Baden-Württemberg (2009)

BAND Kommunen auf dem Weg zu mehr Familienfreundlichkeit / Dokumentation des Projekts 30 40 der Landesstiftung Baden-Württemberg „ZUKUNFTSFORUM Familie, Kinder & Kommune“ (2009)

BAND 39 Naturwissenschaftlich-technische Modellprojekte in Kindergärten / Dokumentation des Programms der Stiftung Kinderland Baden-Württemberg (2009)

35 BAND 38 Erfolgsgeschichten – Nachwuchswissenschaftler im Porträt / Ergebnisse des Eliteprogramms für Postdoktorandinnen und Postdoktoranden der Landesstiftung Baden-Württemberg (2009)

BAND 37 „Kinder nehmen Kinder an die Hand“ / Dokumentation des Programms der Stiftung 40 Kinderland Baden-Württemberg (2009)

BAND 36 Zeit nutzen – Innovative pädagogische Freizeitangebote für Kinder und Jugendliche während der Ferienzeit / Dokumentation des Förderprogramms der Stiftung Kinderland Baden-Württemberg (2008)

45 BAND 35 E-LINGO – Didaktik des frühen Fremdsprachenlernens / Erfahrungen und Ergebnisse mit Blended Learning in einem Masterstudiengang (erschienen im gnv Gunter Narr Verlag Tübingen, 2008)

BAND Visionen entwickeln – Bildungsprozesse wirksam steuern – Führung professionell 50 34 gestalten / Dokumentation zum Masterstudiengang Bildungsmanagement der Landesstiftung Baden-Württemberg (erschienen im wbv W. Bertelsmann Verlag Bielefeld, 2008)

55 –> – schriftenreihe – –> Baden-Württemberg Stiftung 2011 . / 117

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BAND 33 Forschungsprogramm Klima- und Ressourcenschutz / Berichte und Ergebnisse aus den Forschungsprojekten der Landesstiftung Baden-Württemberg (2008)

BAND 05 32 Nanotechnology – Physics, Chemistry, and Biology of Functional Nanostructures / Results of the first research programme Kompetenznetz „Funktionelle Nanostrukturen“ (Competence Network on Functional Nanostructures, 2008)

BAND „Früh übt sich …“ – Zugänge und Facetten freiwilligen Engagements junger Menschen / 31 10 Fachtagung am 21. und 22. Juni 2007 in der Evangelischen Akademie Bad Boll (2008)

BAND 30 beo – 6. Wettbewerb Berufliche Schulen / Ausstellung, Preisverleihung, Gewinner und Wettbewerbsbeiträge 2007 (2007)

BAND 15 29 Forschungsprogramm Mikrosystemtechnik der Landesstiftung Baden-Württemberg / Berichte und Ergebnisse aus den Forschungsprojekten (2007)

BAND 28 Frühe Mehrsprachigkeit: Mythen – Risiken – Chancen / Dokumentation zum Kongress am 5. und 6. Oktober 2006 in Mannheim (2007) 20

BAND 27 „Es ist schon cool, wenn man viel weiß!“ KOMET – Kompetenz- und Erfolgstrainings für Jugend- liche / Dokumentation der Programmlinie der Landesstiftung Baden-Württemberg 2005–2007 (2007)

BAND Jugend und verantwortungsvolle Mediennutzung – Medien und Gesellschaft / 26 25 Untersuchungsbericht des Forschungsinstituts tifs e. V. (2007)

BAND 25 jes – Jugend engagiert sich und jes | connection – Die Modellprojekte der Landes- stiftung Baden-Württemberg / Bericht der wissenschaftlichen Begleitung 2002–2005 (2007)

BAND 30 24 Suchtfrei ins Leben / Dokumentation der Förderprogramme zur Suchtprävention für vorbelastete Kinder und Jugendliche (2007)

BAND 23 Häusliche Gewalt beenden: Verhaltensänderung von Tätern als Ansatzpunkt / Eine Evaluationsstudie von Monika Barz und Cornelia Helfferich (2006) 35

BAND 22 Innovative Familienbildung – Modellprojekte in Baden-Württemberg / Aktionsprogramm Familie – Förderung der Familienbildung (2006)

BAND Förderung der Selbstständigkeit und Eigenverantwortung von Menschen mit Behinderung / 21 40 Dokumentation der Projekte der Ausschreibung der Landesstiftung Baden-Württemberg 2002–2006 (2006)

BAND 20 Raus aus der Sackgasse! / Dokumentation des Programms „Hilfen für Straßenkinder und Schulverweigerer“ (2006) 45

BAND 19 „Erfahrungen, die’s nicht zu kaufen gibt!“ – Bildungspotenziale im freiwilligen Engagement junger Menschen / Fachtagung 16. und 17. Juni 2005 in der Evangelischen Akademie in Bad Boll (2006)

BAND 50 18 beo – 5. Wettbewerb Berufliche Schulen / Dokumentation über die Wettbewerbsbeiträge der Preisträgerinnen und Preisträger 2006 (2006)

55 – schriftenreihe – –> 118 / . Baden-Württemberg Stiftung 2011 –>

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BAND 17 Forschungsprogramm Nahrungsmittelsicherheit der Landesstiftung Baden-Württemberg / Berichte und Ergebnisse aus den Forschungsprojekten (2006)

05 BAND 16 Medienkompetenz vermitteln – Strategien und Evaluation / Das Einsteigerprogramm start und klick! der Landesstiftung Baden-Württemberg (2006)

BAND 15 Forschungsprogramm Optische Technologien der Landesstiftung Baden-Württemberg / 10 Zwischenberichte aus den Forschungsprojekten (2005)

BAND 14 Jugend. Werte. Zukunft. – Wertvorstellungen, Zukunftsperspektiven und soziales Engagement im Jugendalter / Eine Studie von Dr. Heinz Reinders (2005)

BAND 4. Wettbewerb Berufliche Schulen / Dokumentation des Wettbewerbs 2005 15 13 mit den Preisträgerinnen und Preisträgern (2005)

BAND 12 „Beruf UND Familie“ – wie gestalten wir das UND? / Ein Leitfaden für Praktiker und Praktikerinnen aus Unternehmen und Kommunen (2005)

20 BAND 11 Strategische Forschung in Baden-Württemberg / Foresight-Studie und Bericht an die Landesstiftung Baden-Württemberg (2005)

BAND 10 Jugend und verantwortungsvolle Mediennutzung – Medien und Gesellschaft / 25 Untersuchungsbericht des Forschungsinstituts tifs e. V. (2005)

BAND 9 Dialog Wissenschaft und Öffentlichkeit / Ein Ideenwettbewerb zur Vermittlung von Wissenschaft und Forschung an Kinder und Jugendliche (2005)

BAND Selbstvertrauen stärken – Ausbildungsreife verbessern / Dokumentation innovativer 30 8 Projekte im Berufsvorbereitungsjahr 2001/2002 (2005)

BAND 7 FAUSTLOS in Kindergärten / Evaluation des Faustlos-Curriculums für den Kindergarten – dokumentiert im Zeitraum von Januar 2003 bis Oktober 2004 (2004)

35 BAND 6 Hochschulzulassung: Auswahlmodelle für die Zukunft / Eine Entscheidungshilfe für die Hochschulen (2005)

BAND 5 3. Wettbewerb Berufliche Schulen / Dokumentation des Wettbewerbs 2004 40 mit den Preisträgerinnen und Preisträgern (2004)

BAND 4 JUGEND und verantwortungsvolle Mediennutzung – Medien und Persönlichkeitsentwicklung / Dokumentation des Fachtags, 4. Dezember 2003, Gospel Forum Stuttgart (2004)

BAND 2. Wettbewerb Berufliche Schulen / Dokumentation des Wettbewerbs 2003 45 3 mit den Preisträgerinnen und Preisträgern (2003)

BAND 2 Neue Wege der Förderung freiwilligen Engagements von Jugendlichen / Eine Zwischenbilanz zu Modellen in Baden-Württemberg (2003)

50 BAND 1 1. Wettbewerb Berufliche Schulen / Dokumentation des Wettbewerbs 2002 mit den Preisträgerinnen und Preisträgern (2002)

55 Wir über uns: Die Baden-Württemberg Stiftung setzt sich für ein lebendiges und lebenswertes Baden-Würt- temberg ein. Sie ebnet den Weg für Spitzen­ forschung, vielfältige Bildungsmaßnahmen und den verantwortungsbewussten Umgang mit unseren Mitmenschen. Die Baden-Württemberg Stiftung ist eine der großen operativen Stiftun- gen in Deutschland. Sie ist die einzige, die aus- schließlich und überparteilich in die Zukunft Baden-Württembergs investiert – und damit in die Zukunft seiner Bürgerinnen und Bürger.

Herausgeberin: 5 5 5 5 5 5 5 5 5 5 Baden-Württemberg Stiftung gGmbH 5 5 5 5 5 5 5 5 5 5 5 5 5 5 5 5 5 5 5 5 Im Kaisemer 1, 70191 Stuttgart 5 5 5 5 5 5 5 5 5 5

5nformation 5 5 5 5 5 5 5 5 5 Fon +49.711.248 476-0 / Fax +49.711.248.476-50 5I 5 5 5 5 5 5 5 5 5 5 5 5 5 5 5 5 5 5 5 [email protected] / www.bwstiftung.de 5 5 5 5 5 5 5 5 5 5 5 5 5 5 5 5 5 5 5 5 5 5 5 5 5 5 5 5 5 5 5 5 5 5 5 5 5 5 5 5 Verantwortlich: 5 5 5 5 5 5 5 5 5 5 5 5 5 5 5 5 5 5 5 5 Christoph Dahl, 5 5 5 5 5 5 5 5 5 5 5 5 5 5 5 5 5 5 5 5 Geschäftsführer Baden-Württemberg Stiftung 5 5 5 5 5 5 5 5 5 5 5 5 5 5 5 5 5 5 5 5 5 5 5 5 5 5 5 5 5 5 5 5 5 5 5 5 5 5 5 5 Redaktion: 5 5 5 5 5 5 5 5 5 5 5 5 5 5 5 5 5 5 5 5 Julia Kovar, Christine Potnar, Nina Flosdorff 5 5 5 5 5 5 5 5 5 5 5 5 5 5 5 5 5 5 5 5 5 5 5 5 5 5 5 5 5 5 Text: 5 5 5 5 5 5 5 5 5 5 5 5 5 5 5 5 5 5 5 5 Mascha Schacht, Schreibwerkstatt Aquilegia, Frankfurt a. M. 5 5 5 5 5 5 5 5 5 5 5 5 5 5 5 5 5 5 5 5 5 5 5 5 5 5 5 5 5 5 Bernd Müller, Bonn 5 5 5 5 5 5 5 5 5 5 5 5 5 5 5 5 5 5 5 5 5 5 5 5 5 5 5 5 5 5 Fotografie: 5 5 5 5 5 5 5 5 5 5 5 5 5 5 5 5 5 5 5 5 Baden-Württemberg Stiftung 5 5 5 5 5 5 5 5 5 5 5 5 5 5 5 5 5 5 5 5 Deniz Saylan, Stuttgart (Titelbild, Seiten A – Z) 5 5 5 5 5 5 5 5 5 5 5 5 5 5 5 5 5 5 5 5 Rainer Kwiotek (S. 21, 22) 5 5 5 5 5 5 5 5 5 5 Christopher Tracy (Zeichnung S. 29) Viola Schütz (S. 50 f) Karlsruher Institut für Technik (S. 64) Fraunhofer-Institut für Produktionstechnik und Automatisierung IPA (S. 72) Gedruckt auf Gabriella Kerler (S. 89 f) Rough White von meta paper Konzeption und Gestaltung: und auf Strichpunkt GmbH, Stuttgart / Berlin RecyStar von Papyrus www.strichpunkt-design.de

© Juni 2012, Stuttgart Baden-Württemberg Stiftung ISSN 1610-4250 – WAS WICHTIG IST – –> Baden-Württemberg Stiftung 2011 –>

AkA|tu|a|li|tät (die) BilB|dung (die) ChanC|cen (die) De|moD|gra|fie (die) Er|finE|der|geist (der)

ForF|schung (die) Ge|sellG|schaft (die) HeiH|mat (die) In|te|graI|ti|on (die) JuJ|gend (die)

KreK|a|ti|vi|tät (die) LerL|nen (das) MoM|bi|li|tät (die) NachN|hal|tig|keit (die) OfO|fen|heit (die)

Per|spekP|ti|ven (die) Qua|liQ|fi|ka|ti|on (die) ResR|sour|cen (die) SpraS|che (die) TaT|lent (das)

UmU|welt (die) VielV|falt (die) WWis|sen (das) X-ChroX|mo|som (das) Y-ChroY|mo|som (das)

Baden-Württemberg Stiftung gGmbH Im Kaisemer 1, 70191 Stuttgart Fon +49.711.248 476-0 / Fax +49.711.248.476-50 [email protected] / www.bwstiftung.de

Neue Adresse ab 2013: Kriegsbergstrasse 42, 70191 Stuttgart ZuZ|kunft (die)