Ein Frohes Und Gesegnetes Osterfest
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Nummer 15 Mittwoch, 08. April 2020 Diese Ausgabe erscheint auch online www.neuweiler.de Ein frohes und gesegnetes Osterfest Gerade weil Ostern aufgrund der weltweiten Corona-Pandemie in diesem Jahr anders sein wird als alle anderen Osterfeste zuvor, wünschen wir allen Bürgerinnen und Bürgern ein frohes und gesegnetes Osterfest, mit und in ihren Familien, verbunden mit dem Wunsch: Bleiben Sie gesund und damit: Bleiben Sie zu Hause! Ihr Martin Buchwald Bürgermeister und das gesamte Rathausteam Seite 2 / Nummer 15 Amts- und Mitteilungsblatt Neuweiler Mittwoch, 08. April 2020 Aus unserer Gemeinde Osterbilder schmücken den Zaun am Kindergarten Zwerenberg Ein Zeichen der Verbundenheit auch über Corona-Grenzen hinweg setzte am Sonntag ein Vorschulkind des Kindergartens in Zwerenberg mit seiner Familie. Am Zaun des Kindergartens wurde ein Osterbild mit einem kleinen Gruß befestigt, die anderen Kinder wurden eingeladen, sich anzuschließen. Inzwischen schmücken bereits sechs Osterbilder den Zaun des Kindergartens und können von den Familien bei ei- nem Spaziergang entdeckt werden. Wir sind gespannt, ob sich noch weitere Kinder anschließen und mithelfen, den Zaun des Kindergartens in einen Osterzaun zu verwandeln. (Bild: Julia Majer) Goldgelbe Pracht leuchtet aus Gaugenwalds Wiesen Aus der ganzen Umgebung kommen auch in diesem Jahr Schwarzwald gilt: Dank Gaugenwald kann sich die Blüte bei Besucher nach Gaugenwald, um das „Naturereignis“ Sternen- uns jeder vor der Haustür anschauen. blumenblüte zu erleben. Normalerweise organisiert die Vorsit- zende des Gaugenwald e.V., Corinna Kussack, zusammen mit ihrer Helferschar das Sternenblumen-Café. Dieses fällt aber in diesem Jahr den Corona-Schutzmaßnahmen zum Opfer (es wurde berichtet). Aber die verkehrsarmen Straßen im Ort lassen es zu, mit genügend Abstand von anderen den ausge- schilderten Rundweg zu begehen. Die wilden Narzissen blühen gerade herrlich auf weiten Flä- chen und recken ihre Blüten in Richtung Sonne. Offensichtlich konnten ihnen die kalten Nächte nichts anhaben. Wer es noch nicht getan hat, kann die goldgelb aus den Wiesen her- vortretende Pracht in den nächsten Tagen noch bewundern. Pflücken verboten, aber von nahem anschauen und fotografieren Ein Rundgang ist wie seit Jahren ausgewiesen, und auch erlaubt ist Blumenfreunden auf dem ausgeschilderten Rundgang Kästchen mit Flyern laden mit Informationen über den „Ster- durchs Sternenblumen-Dorf Gaugenwald. nenweg“, die Geschichte des Dorfes und seinen Heimatverein Gaugenwald e. V. ein. Osterglocken erfreuen seit Generationen Die großen und kleinen Blumeninseln auf den weiten Wie- senflächen, an den Rainen oder unter dem und jenem Obst- baum erfreuen zur Zeit der Osterglockenblüte am Ursprung des Bruderbachs schon seit Generationen beim Gang durchs Dorf. Die Entstehung des Phänomens liegt im Dunkel der Vergangenheit. Im seit Jahrhunderten im Wort - wie übertra- genen Sinn blühenden Gaugenwald vereinigen sich weitere Besonderheiten. So steht hier die Kirche im Eigentum der bürgerlichen Gemeinde. Der Ort kam - anders als die meisten anderen Dörfer der Gegend - erst 1806 zu Württemberg, als es Napoleon dem Königreich zuordnete. Zuvor beherrschten es - von einem Zwischenspiel in den Armen des aufstreben- den Württemberg abgesehen - andere Herren, die reichs- Der Blick aus Richtung Eichwaldstraße zeigt außer den Sternen- ritterschaftlich organisiert waren. blumen Gaugenwalds im Hintergrund die der Kommune gehö- Gaugenwald ist das einzige bekannte sternförmig angelegte rende Kirche, dahinter etwas verdeckt das Schulhaus und dane- Waldhufendorf. Von der Kreiszugehörigkeit stieß die Markung ben das Rathaus. als Teil des Oberamts Nagold einst fast wie ein Keil zwi- Auch Flächen in Hofstett und anderswo vereinzelt schen Martinsmoos und Zwerenberg in den Nachbarbezirk Auch in Hofstett flächenhaft und anderswo vereinzelt sind die Calw hinein. Die rund 150 Einwohner zählende Gemeinde war den Frühling ankündigenden Boten der Natur teils zu finden. schuldenfrei, als sie zum 1. Januar 1975 per Landesgesetz Aber nirgendwo wachsen die wilden Blüten in der Gegend auf mit Neuweiler vereinigt wurde. Seit 1889 hat das 1139 ur- so vielen und großen Flächen wie in Gaugenwald. Dies liegt kundlich belegte Dorf bis heute eine schlagkräftige Feuerwehr. sicher mit daran, dass die Gaugenwalder ihren Osterglocken (Text und Bilder: Hans Schabert) ganz besondere Beachtung schenken. Damit sie nach einem Jahr wieder aus der Erde sprießen, muss ihnen die Zeit blei- ben, sich vor der ersten Mahd zurückzuziehen. Nur so ist die regelmäßige Wiederkehr gesichert. Die Pflanzenart sei als Wildpflanze mit ihrer im Vergleich zur Kulturblume etwas kleineren Blüte, die es in Deutschland nur noch in der Eifel und im Hunsrück gäbe, in ihren Beständen stark bedroht und daher streng geschützt. So heißt es - wohl Gaugenwald nicht kennend - beim Nationalpark Eifel (wie schon früher berichtet). Dort schmückt sie vor allem südliche Bachtäler. Wie sie diese Landschaft verzaubere, könne sich kaum jemand vorstellen, wird auf der Homepage behauptet. Allerdings sind in diesem Jahr dort die Narzissengebiete der Ständig gut besucht war 2019 das Sternenblumen-Café, das der Pandemie wegen vollständig gesperrt. Aber im Nördlichen Gaugenwald e. V. in diesem Jahr ausfallen lassen muss. Mittwoch, 08. April 2020 Amts- und Mitteilungsblatt Neuweiler Nummer 15 / Seite 3 Geschichte(n) aus Neuweiler ... (123) Familie musste sich eine Dachkammer teilen Das Haus des Bürgermeisters wurde von der Besatzung für Am 16. April 1945 Neuweiler von Franzosen einen Stab beschlagnahmt. Doch durfte die Familie in einer Dachkammer verbleiben. Des Nachts hörte man lautes Klop- eingenommen fen und den Ruf „Bürgermeister raus!“ In der Küche saßen drei Vor 75 Jahren ging der Zweite Weltkrieg zu Ende. Damit war deutsche Gefangene, für deren Bleiben er haftbar gemacht allerdings nach den schlimmen Kriegsjahren die schwere Zeit wurde. „Das war schon ein sonderbares Gefühl, Menschen für die Menschen noch lange nicht vorbei. Viele Gefallene hin- wie du und ich und doch andere: Gefangene.“ Man gab ih- terließen Lücken und Vermisste Ungewissheit. Die Kriegsge- nen zu essen, und sie versprachen zu bleiben, was sie auch fangenen kehrten erst nach und nach, teils erst Jahre später, hielten. Die Schwierigkeiten der ersten Besatzungstage waren in die Heimat zurück. Die Wirtschaft lag darnieder. Besetzung unübersehbar. Einmal musste Hanselmann hilflos zusehen, wie und Besatzung durch französische Truppen im Kreis Calw ein Besatzungssoldat wahllos einen großen Kolben Tinte über waren von Not und Drangsal begleitet. Neuweilers Altbür- und in die Akten spritzte. Das war leichter zu ertragen, als germeister Friedrich Hanselmann - gewählt 34-jährig 1931 einige Vergewaltigungen. Auf entsprechende Beschwerden bei und bis 1946 mit kurzer Unterbrechung im Amt - berichtete den Offizieren antworteten diese: „Das habt Ihr in Frankreich seinem Nach-Nachfolger, dem Autoren dieses Beitrags, 1984 gerade so gemacht“. eindrucksvoll. Eines Tages gab ein französischer Offizier Frau Hanselmann seine Uniform zum Bügeln. Währenddessen beschoss ein deutsches Flugzeug das Dorf oder die französischen Soldaten hier: Also rasch in den Keller. Als der Alarm vorbei war, war der Stoff vom Bügeleisen durchgebrannt. Da war guter Rat teuer. Wie würde der Franzose reagieren? »Nicht schlimm, Frau, jetzt bekomme ich neue Uniform“, sagte dieser. Es gab halt wohl auf allen Seiten „solche und solche“. - Wer mehr über die Zeit des Zweiten Weltkriegs und danach in den Dör- fern der heutigen Gemeinde Neuweiler wissen möchte, findet im „Neuweiler Heimatbuch“ von Jürgen Rauser sowie im Buch „Neuweiler gestern und heute - aus 1000 Jahren Gemeinde- und Kreisgeschichte“ vom Verfasser dieses Beitrags, beide Bände nach der Corona-Krise wieder im Rathaus erhältlich, weitere Berichte dazu. (Text und Bilder: Hans Schabert) Altbürgermeister Friedrich Hanselmann (von rechts) im Jahr 1976 mit dem Rektor der Waldschule, Gotthilf Blaich, und Calws Amts- gerichtsdirektor Manfred Mutz im Gespräch. Das von Hanselmann autorisierte Tonbanddiktat begann mit dessen Zitat: „Es war Sonntag, der 15. April 1945, als man aus Richtung Oberkollwangen/Agenbach Maschinengewehr- feuer hörte. Jetzt war man sicher: Die Besetzung der Heimat stand kurz bevor. Jeder überlegte, wie er seine Angehörigen, sein Hab und Gut am besten über die kritischen Tage bringe. Am nächsten Morgen, etwa ab 6.30 Uhr, beschoss feindliche Artillerie das Dorf.“ Etliche Gebäude wurden beschädigt. Ein Volltreffer zerstörte das Dach des Rathauses. Aber ganz große Schäden blieben zum Glück aus. „Du Bürgermeister, Du Kommandantur“ Während des Beschusses saß die Familie Hanselmann im Keller ihres Hauses in der Friedhofstraße. Schon bald vernahm man von draußen ein Getümmel und Geschrei. Auf den Ruf, Heute ist dem Alten Rathaus neben der Kirche, wo der Schwarz- „Soldat raus“, ging Hanselmann hinaus. Das Allererste war, waldverein Neuweiler das Heimatmuseum eingerichtet hat und dass man ihm seine Uhr abnahm. Dann sagten die französi- betreibt, nicht mehr anzusehen, dass beim Einmarsch 1945 das schen Soldaten: „Du Bürgermeister, Du Kommandantur“, also Dach zerstört wurde. ging es zum Rathaus. Überall standen Soldaten und Panzer. Im Rathaus bekam der Bürgermeister den Befehl, alle Fahrrä- der herbeischaffen zu lassen. Wenn er sich weigere, würde er erschossen. „Doch wie bei diesem Getümmel und Durchein- Sicherstellung der ander den Befehl unter die Bevölkerung bringen?“ Informationsversorgung Für ortsübliche Bekanntmachungen verfügten