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Gemeinde Deinste - Samtgemeinde - Landkreis Begründung zum Bebauungsplan Nr. 16 „Am Kulturbahnhof“ mit örtlichen Bauvorschriften

Teil A: Begründung Teil B: Umweltbericht Teil C: Eingriffsregelung

Entwurf Stand: 16.05.2018

Gemeinde Deinste Schwingestraße 1 21717 Fredenbeck Tel.: 04149 – 91-0 Palmaille 96, 22767 Hamburg Fax: 04149 – 91-20 Tel 040-380-375-670 [email protected] [email protected] Gemeinde Deinste B-Plan Nr. 16 „Am Kulturbahnhof“

Inhaltsverzeichnis Teil A 1. Grundlagen der Planung ...... 1 1.1. Rechtsgrundlagen der Planung ...... 1 1.2. Anlass, Erfordernis und Ziele der Planung ...... 1 1.3. Geltungsbereich und Größe des Plangebiets ...... 3 2. Lage und Bestandssituation ...... 3 3. Planerische Rahmenbedingungen ...... 4 3.1. Ziele der Raumordnung und Landesplanung ...... 4 3.2. Entwicklung aus dem Flächennutzungsplan ...... 6 3.3. Landschaftsplanerische Grundlagen ...... 7 3.4. Denkmalschutz ...... 8 3.5. Altlasten und Ablagerungen ...... 9 3.6. Kampfmittelbelastung ...... 9 3.7. Artenschutz ...... 9 3.8. Baugrund ...... 10 4. Planinhalt und Abwägung ...... 10 4.1. Städtebauliches Konzept ...... 10 4.2. Art der baulichen Nutzung ...... 12 4.3. Maß der baulichen Nutzung ...... 12 4.4. Bauweise und Zahl der Wohnungen in Wohngebäuden ...... 13 4.5. Mindestgrundstücksgröße ...... 14 4.6. Überbaubare Grundstücksfläche ...... 14 4.7. Grünflächen und Grünordnung ...... 14 4.8. Örtliche Bauvorschriften gemäß § 84 NBauO ...... 15 4.8.1. Dachform, Dachneigung und Dacheindeckung...... 15 4.8.2. Außenwände ...... 16 4.8.3. Einfriedung ...... 16 4.8.4. Einstellplätze ...... 16 4.9. Verkehr ...... 17 4.9.1. Verkehrliche Anbindung ...... 17 4.9.2. Straßenverkehrsfläche ...... 17 4.9.3. Geh- und Radwege ...... 18 4.9.4. Ruhender Verkehr ...... 18 4.10. Ver- und Entsorgung ...... 18 4.10.1. Oberflächenentwässerung und Schmutzwasserentsorgung ...... 18 4.10.2. Fläche für die Abwasserbeseitigung ...... 19 4.10.3. Versorgung ...... 19

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4.11. Immissionsschutz ...... 21 5. Maßnahmen zur Verwirklichung ...... 24 5.1.1. Bodenordnung ...... 24 6. Flächenangaben ...... 25

Teil B: Umweltbericht (separat)

Teil C: Eingriffsregelung (separat)

Anlagen:

Anlage 1: Schalltechnische Untersuchung, LAIRM CONSULT, Bargteheide, 07.11.2017

Anlage 2: Verkehrsuntersuchung, Zacharias Verkehrsplanungen, Hannover, 16.10.2017

Anlage 3: Fachbeitrag Artenschutz, Bartels Umweltplanung, Hamburg, 17.11.2017

Kartengrundlagen: Quelle: Auszug aus den Geobasisdaten der Niedersächsischen Vermessungs- und Katas- terverwaltung, Bereitstellung der Daten durch das LGLN, 2017

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1. Grundlagen der Planung

1.1. Rechtsgrundlagen der Planung Der Bebauungsplan wird auf Grund folgender rechtlicher Grundlagen aufgestellt:  Baugesetzbuch (BauGB) in der Fassung der Bekanntmachung vom 23.09.2004 (BGBI. I S. 2414), neugefasst durch Bekanntmachung vom 03.11.2017 (BGBI. I S. 3634),  Baunutzungsverordnung (BauNVO) in der Fassung der Bekanntmachung vom 23.01.1990 (BGBl. I S.132), neugefasst durch Bekanntmachung vom 21.11.2017 (BGBI. I S. 3786),  Planzeichenverordnung (PlanZV) vom 18.12.1990 (BGBl. 1991 I S. 58), zuletzt geän- dert durch Artikel 3 des Gesetzes vom 04.05.2017 (BGBI. I S. 1057),  Umwelt-Rechtsbehelfsgesetz (UmwRG) in der Fassung der Bekanntmachung vom 23.08.2017 (BGBl. I S. 3290),  Niedersächsische Bauordnung (NBauO) in der Fassung vom 03.04.2012 mit Be- kanntmachung vom 12.04.2012 (Nds. GVBl. Nr. 5/2012, 46), zuletzt geändert durch Gesetz vom 25.09.2017 (Nds. GVBI. S. 338),  Niedersächsisches Kommunalverfassungsgesetz (NKomVG) in der Fassung vom 17.12.2010, zuletzt geändert durch Art. 2 des Gesetzes vom 02.03.2017 (Nds. GVBl. S. 48).

1.2. Anlass, Erfordernis und Ziele der Planung In der Ortschaft Deinste werden stetig Wohnbaugrundstücke nachgefragt. Die Baugrundstü- cke aus den letzten größeren, zusammenhängenden Baugebieten sind verkauft und zum Großteil bebaut. Aus dem Bestreben heraus, an geeigneter Stelle nachfragegerecht Flä- chenvorsorge für die weitere wohnbauliche Entwicklung zu betreiben, hat der Gemeinderat Deinste in seiner Sitzung am 12.06.2017 beschlossen, den Bebauungsplan Nr. 16 „Am Kul- turbahnhof“ aufzustellen. Die Gemeinde Deinste ist der Samtgemeinde Fredenbeck angegliedert und liegt im Osten des Samtgemeindegebietes. Sie setzt sich aus den Ortschaften Deinste und Helmste zu- sammen und orientiert sich zum Grundzentrum Fredenbeck, aber auch nach , Stade und . Die Ortschaften Deinste und Helmste sind durch ihre gute verkehrliche Anbindung zwischen Stade und Harsefeld zudem beliebte Wohnstandorte. Der Gemeinde Deinste obliegt in erster Linie die Sicherung der nutzungsspezifischen Erho- lungsangebote. Mit dem Erholungsraum Deinster Mühlenbach, dem Hotel Deinster Mühle sowie dem Golfplatz wird die Gemeinde dieser Aufgabe gerecht. Nach den Vorgaben der Raumordnung soll sich die Siedlungsentwicklung in der Ortschaft Deinste im Rahmen des Eigenbedarfs bewegen. Die Ortschaft Deinste ist hinsichtlich der Siedlungsstruktur in zwei Teile gegliedert, die durch das Landschafts- und Naturschutzgebiet entlang des „Großen Baches“ baulich voneinander getrennt sind. Der historische Ortskern von Deinste liegt südlich der Schutzgebiete. Hier be- finden sich vornehmlich landwirtschaftliche Betriebe und damit verbundene Wohnbebauun- gen sowie Gemeinbedarfseinrichtungen. Im nördlichen Siedlungsteil entlang der Kreisstraße „Rehn-Campe“ (K 1) befinden sich sowohl die weitreichenden Erholungsangebote von De- inste als auch der maßgebliche Anteil der Wohnbebauung. Grundsätzlich soll die bereits begonnene wohnbauliche Entwicklung im nördlichen Teil der Ortschaft weiterhin fortgesetzt werden, um zum einen immissionsschutzrechtliche Konflikte mit den im südlichen Teil des Ortes ansässigen landwirtschaftlichen Tierhaltungsbetrieben zu vermeiden und zum anderen eine kompakte Siedlungsentwicklung am nördlichen Ortsrand zu erreichen.

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Mit der Entwicklung einer an ein bestehendes Wohngebiet anschließenden, derzeit landwirt- schaftlich genutzten Fläche strebt die Gemeinde Deinste eine am Eigenbedarf orientierte wohnbauliche Entwicklung an. Mit dem Zweck, eine Abwanderung der Bevölkerung zu ver- hindern und vor allem jungen Menschen eine Möglichkeit zu bieten, im Heimatort zu bleiben, sowie für ältere Menschen Bauplätze zu schaffen, auf denen altersgerecht ebenerdig und barrierefrei gebaut werden kann, sollen mit der Planung die Voraussetzungen zur Entste- hung eines neuen Wohngebiets auf dieser Fläche geschaffen werden. Auch sollen Möglich- keiten zur Realisierung kleinerer Wohneinheiten in unter Berücksichtigung der Lage des Plangebiets maßstäblich verträglichen Mehrfamilienhäusern geschaffen werden. Insgesamt soll mit der Entwicklung des Wohngebiets der mittel- bis langfristige Bedarf an Bauland in der Ortschaft Deinste gedeckt werden. Mit dem geplanten Baugebiet wird unmittelbar an ein vorhandenes Wohngebiet angeschlos- sen und dadurch die wohnbauliche Entwicklung im nördlichen Siedlungsteil der Gemeinde konsequent fortgesetzt. Die unmittelbare Nähe zu Einrichtungen und Anlagen der Erholung stellen zudem eine besondere Attraktivität der Fläche für die künftigen Bewohner dar. Ein- richtungen der Nahversorgung sind ebenfalls in geringer Entfernung im Grundzentrum Fre- denbeck zu erreichen. Die Planung dient der Umsetzung folgender Ziele:  Bereitstellung von insgesamt ca. 40 Wohnbaugrundstücken für Einfamilien-, Doppel- und Mehrfamilienhäuser in zwei Realisierungsabschnitten,  Sicherung und Weiterentwicklung der erhaltenswerten Grünstrukturen,  mittel- bis langfristige Befriedigung der örtlichen Nachfrage nach Wohnbaugrundstü- cken,  nachhaltige Weiterentwicklung des Siedlungsgefüges. Ein sparsamer Umgang mit den vorhandenen Flächenressourcen und die Vermeidung von erheblichen Konflikten mit anderen baulichen und sonstigen Nutzungen bzw. von Eingriffen in Naturhaushalt und Landschaftsbild sind weitere maßgebliche Ziele der Planung. Zur Sicherung dieser Entwicklungsziele und um die städtebaulich geordnete Fortführung der wohnbaulichen Siedlungsentwicklung in diesem Bereich der Ortslage zu gewährleisten, ist die Aufstellung eines Bebauungsplans erforderlich.

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1.3. Geltungsbereich und Größe des Plangebiets Der räumliche Geltungsbereich des Bebauungsplans umfasst in der Gemarkung Deinste, Flur 2 mit Teilen der Flurstücke 8/24, 98/15, 98/6, 105/4, 109/1, 109/3, 108/1 eine Fläche von ca. 4,7 ha. Die Lage des räumlichen Geltungsbereichs ist dem Übersichtsplan zu entneh- men.

Abbildung 1: Geltungsbereich und Größe des Bebauungsplans (ohne Maßstab)

2. Lage und Bestandssituation Das Plangebiet ist am nördlichen Rand der Ortslage von Deinste nördlich der Straßen „Rog- genkamp“ und „Rehn-Campe“ (K 1), östlich der Straße „Auf dem Reller“ und am nördlichen Anschluss der Straße „Feldstraße“ gelegen. Derzeit wird die Fläche des Plangebiets landwirtschaftlich als Acker und Grünland genutzt. Am östlichen Rand der Fläche verläuft ein Gehölzstreifen. Nördlich und östlich grenzt der offene Landschaftsraum, südlich das Wohngebiet des Bebauungsplans Nr. 9 „Auf dem Steinkampe“ an; unmittelbar westlich befindet sich eine Spielplatzfläche, westlich verläuft zudem die Eisenbahnstrecke Hesedorf–Stade, die derzeit für den Gütertransport sowie von einer Museumsbahn genutzt wird. Das Plangebiet liegt knapp 4 km vom Grundzentrum Fredenbeck entfernt, dass eine umfas- sende Versorgung mit Gütern des täglichen Bedarfs bietet. Ein Kindergarten steht in Deinste zur Verfügung. Eine Grundschule und weiterführende Schulen befinden sich in Fredenbeck. Eine medizinische Grundversorgung ist in Fredenbeck gegeben. Ein Klinikum und eine spe- zialisierte medizinische Versorgung befindet sich im ca. 11 km entfernten Stade.

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Abbildung 2: Luftbild mit Plangebietsabgrenzung © LGLN

3. Planerische Rahmenbedingungen

3.1. Ziele der Raumordnung und Landesplanung Die Planung ist gem. § 1 Abs. 4 BauGB an die Ziele der Raumordnung anzupassen. Für die Planung maßgeblich sind die Festlegungen im Landes-Raumordnungsprogramm 2012 (LROP, zuletzt geändert am 14.07.2017) des Landes Niedersachsen sowie im Regionalen Raumordnungsprogramm 2013 (RROP) des Landkreises Stade. Die Planung dient der Ent- wicklung städtebaulich angemessener Wohnformen in der Gemeinde Deinste. Mit der Pla- nung soll insbesondere auch den Anforderungen des demografischen Wandels und der Bar- rierefreiheit Rechnung getragen werden. Es bestehen keine Anhaltspunkte, dass die Pla- nung im Widerspruch zu den Zielen der Raumordnung stehen könnte. Das Plangebiet liegt am nördlichen Rand des Deinster Siedlungsgefüges im östlichen Be- reich der Samtgemeinde Fredenbeck. Fredenbeck wird gemäß RROP als einziges Grund- zentrum in der Samtgemeinde festgelegt. In Fredenbeck liegt demnach der räumliche Schwerpunkt für die Wohnentwicklung innerhalb der Samtgemeinde. Die übrigen Ortschaften sind dem ländlichen Raum zugeordnet und besitzen keine zugewiesene zentralörtliche Funk- tion. Dort ist die Entwicklung gemäß RROP auf die Eigenentwicklung zu beschränken. 1 Als Straßen von überregionaler Bedeutung stellt das RROP die K 1 dar, die südlich des Plangebiets verläuft.

1 Eigenentwicklung: „Die […] Entwicklung der Gemeinden im ländlichen Raum soll sich unter dem Gesichtspunkt gestalten, das historisch Gewachsenes möglichst bewahrt und gleichzeitig dem Funk- tionswandel ländlicher Siedlungen und der demografischen Entwicklung Rechnung getragen wird.“ (RROP 2013: 15)

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Die Planung soll der Bereitstellung von Baugrundstücken für den Wohnungsbau dienen und damit die örtliche Nachfrage befriedigt werden. Unter Beachtung des Gebotes eines sparsa- men Umgangs mit den natürlichen Ressourcen und der Landschaft soll der Siedlungsbereich an dieser Stelle weiterentwickelt werden, ohne dass erhebliche Konflikte mit anderen bauli- chen und sonstigen Nutzungen entstehen oder ein vermeidbar hoher Eingriff in Naturhaus- halt und Landschaftsbild erfolgen wird. Insgesamt soll eine nachhaltige Entwicklung im Sinne des § 1 Abs. 5 BauGB gesichert werden. Eine detaillierte Herleitung des Eigenbedarfs von Deinste und eine detaillierte Begründung zur Inanspruchnahme der Fläche sind im Rahmen der Neuaufstellung des Flächennutzungs- plans 2015 (FNP 2015) der Samtgemeinde Fredenbeck hinreichend dokumentiert worden. Die mit der Planung vorbereitete Inanspruchnahme von landwirtschaftlichen Flächen durch Wohnbauflächen ist im Zuge dessen auch bereits hergeleitet und begründet worden. We- sentlich ist, dass durch den FNP 2015 sichergestellt worden ist, dass über den Eigenbedarf hinausgehende Bautätigkeiten (insb. der Zuzug „von außen“ in die Samtgemeinde) im Grundzentrum Fredenbeck gebündelt werden, da sich dort die Versorgungsinfrastrukturen befinden.

Abbildung 3: Ausschnitt RROP 2013 Landkreis Stade mit Kennzeichnung der Lage des Plangebiets; rote Markierung eigene Darstellung

Für die Umnutzung u.a. landwirtschaftlicher Flächen besteht nach § 1a Abs. 2 BauGB ein besonderes Begründungserfordernis unter Einbeziehung der Möglichkeiten der Innenent- wicklung. Diese wurden im Rahmen der Neuaufstellung des FNP 2015 aufgezeigt. Grund- sätzlich ist hierzu festzustellen, dass in den Ortschaften Deinste und Helmste nur wenige andere potenziell geeignete Bauflächen bzw. Baulücken der Innenentwicklung vorhanden sind, und dass diese regelmäßig in Privatbesitz sind und daher für eine gesteuerte gemeind- liche Wohnraumvorsorge nicht herangezogen werden können.

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Die Notwendigkeit der Inanspruchnahme der landwirtschaftlichen Flächen zur Bereitstellung dringend nachgefragter Wohnbaugrundstücke für Einfamilien-, Doppel- und Mehrfamilien- häuser ist insofern gegeben. Die Fläche des Plangebiets ist z.T. aufgrund hohen Ertragspotentials als Vorbehaltsgebiet für Landwirtschaft ausgewiesen. Eine grundsätzliche Abwägung hierzu ist im Rahmen der Neuaufstellung des FNP 2015 der Samtgemeinde Fredenbeck erfolgt. Vor diesem Hinter- grund ist der Verlust landwirtschaftlicher Flächen begründet, sodass die entgegenstehende Flächendarstellung des RROP (Grundsatz der Raumordnung) als überwunden angesehen wird.

3.2. Entwicklung aus dem Flächennutzungsplan Bebauungspläne sind nach § 8 Abs. 2 BauGB regelmäßig aus dem Flächennutzungsplan (FNP) zu entwickeln. Der vorgesehene Geltungsbereich des Bebauungsplans Nr. 16 „Am Kulturbahnhof“ ist im wirksamen FNP der Samtgemeinde Fredenbeck aus dem Jahr 1996 als Fläche für die Landwirtschaft dargestellt. Zurzeit wird der Gesamt-FNP der Samtgemeinde Fredenbeck neu aufgestellt. Der FNP 2015 sieht für den Bereich des Plangebiets Wohnbauflächendarstellungen sowie die Darstellung einer Ortsrandeingrünung vor. Mit der angestrebten Entwicklung der ausgewiesenen Wohn- bauflächen wird eine konsequente Weiterführung der bisherigen wohnbaulichen Entwicklung am nördlichen Siedlungsrand von Deinste angestrebt.

Abbildung 4: Luftbild mit Abgrenzung und Größe der im FNP 2015 (siehe unten) ausgewiesenen Flächen

Zu den geplanten Darstellungen im Bereich des Plangebiets sind im Rahmen der Aufstellung des FNP 2015 keine kritischen Stellungnahmen eingegangen, sodass davon ausgegangen werden kann, dass diese vom Landkreis Stade genehmigt werden. Mit der vorgesehenen Festsetzung eines Regenrückhaltebeckens am nördlichen Rand des geplanten Baugebiets rückt der räumliche Geltungsbereich des Bebauungsplans über die im Entwurf des FNP 2015 dargestellte Wohnbaufläche hinaus. Diese Abweichung ist jedoch aus Sicht der Gemeinde zum einen aufgrund der nicht parzellenscharfen Abgrenzung der Wohn- bauflächendarstellung und zum anderen aufgrund der zwingenden Erforderlichkeit einer flä- chenhaften Festsetzung zur Regelung der Oberflächenentwässerung im Plangebiet vertret-

6 Gemeinde Deinste B-Plan Nr. 16 „Am Kulturbahnhof“ bar. Auch ist das Regenrückhaltebecken nur mittelbar als Bestandteil der eigentlichen Sied- lungsfläche anzusehen, da es für sich genommen kein Wohnbauland darstellt. Demnach ist anzunehmen, dass der Bebauungsplan den künftigen Darstellungen des FNP 2015 nicht entgegensteht, sondern aus diesen entwickelt sein wird, sodass der Bebauungs- plan notfalls auch i.S.d. § 8 Abs. 3 BauGB vor dem FNP 2015 bekannt gemacht werden könnte. Fazit: Der Bebauungsplan kann gemäß § 8 Abs. 2 BauGB aus dem Flächennutzungsplan entwickelt werden, sobald und soweit dieser genehmigt wurde.

Abbildung 5: Ausschnitt Entwurf FNP 2015 Samtgemeinde Fredenbeck

3.3. Landschaftsplanerische Grundlagen Der Landschaftsrahmenplan 2014 (LRP 2014) des Landkreises Stade weist als standortspe- zifische Aussage zu der Fläche des Plangebiets „Entwicklung und Wiederherstellung von Gebieten mit überwiegend erhöhter/mittlerer Bedeutung für Schutzgüter – Gehölz - und/oder strukturreiche ackerbaulich geprägte Gebiete“ (ZK3 Ack) aus. Nördlich schließen Bereiche mit der Ziel-Aussage „Schwerpunktraum zur Sicherung und Entwicklung von Feld- und/oder Wallhecken“ an. Südlich des Plangebiets sind „Siedlungsgebiete mit möglichst hohem Anteil an Siedlungsgrün/-vegetation“ (allgemeine Ziel-Aussage) dargestellt. Am östlichen Rand des Plangebiets ist ein „Lineares Gehölzbiotop mit hoher und mittlerer Bedeutung“ ausgewiesen. Für den größten Teil des Plangebiets wird als Biotoptyp „Sandacker“ (AS) ausgewiesen. Im östlichen Bereich wird ein kleiner Bereich als „Artenarmes Intensivgrünland“ (GI) und punk- tuelle „Einzelbäume/Baumbestand“ (HB). Die südlich angrenzende Fläche wird als Sied- lungsbereich (X) dargestellt. Als allgemeine und besondere Maßnahmen werden möglichst eine Erhöhung der Ausstat- tung mit strukturierenden und die Feldflur bereichernden Landschaftselementen sowie Maß- nahmen zur Entwicklung, Pflege und Schutz von Feld- und Wallhecken genannt.

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Aufgrund der vorhandenen Bebauung in der südlichen Nachbarschaft wird an einen vorbe- lasteten Landschaftsbereich angeknüpft. Die Planfläche selbst wird als Ackerland genutzt. Entlang des östlichen Rands des Plangebiets sind schützenswerte lineare Gehölzbiotope vorhanden. Es befinden sich keine Naturdenkmale im Plangebiet. Insgesamt kann der Biotopbestand als von geringer bis mittlerer Bedeutung angesprochen werden. Schutzgebiete werden von der Planung weder direkt noch indirekt betroffen.

(AS)

(GI) (HB)

(X)

Abbildung 6: Ausschnitt Biotoptypen- und Realnutzungskartierung LRP 2014; Beschriftung: eigene Darstellung

3.4. Denkmalschutz Bei der Fläche des Plangebiets handelt es sich um eine archäologische Verdachtsfläche. Aufgrund eines Bodendenkmals (Fundstellennummer Deinste 138) ist im Bereich des Be- bauungsplans mit Bodenfunden zu rechnen. Um die Ausdehnung und den Umfang des Bodendenkmals abzuklären, ist vom 07.- 08.12.2017 eine archäologische Sondierung auf der gesamten Fläche des Plangebiets vor- genommen worden. Dabei wurden die Ausdehnung und der Erhalt des Bodendenkmals durch eine Baggerprospektion überprüft. Es konnten nur noch geringe Spuren des Boden- denkmals festgestellt werden. Diese wenigen Relikte stehen einer Bebauung nicht im Wege. Es ist nicht damit zu rechnen, dass weitere archäologische Befunde auftauchen werden; die Genehmigung nach § 13 Abs. 1 NDSchG wurde erteilt. 2 Nordöstlich außerhalb des Plangebiets, aber unmittelbar angrenzend befinden sich Überres- te von vier prähistorischen Grabhügeln. Diese werden als Bodendenkmale geführt (Fundstel- lennummern Deinste 79, 83, 84 und 85). Erdeingriffe in diesem Bereich erfordern eine vorhe- rige archäologische Ausgrabung.

2 Ergebnis der archäologischen Sondierung, Archäologische Denkmalpflege und Kultur, Schloss Aga- thenburg, 11.12.2017

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3.5. Altlasten und Ablagerungen Innerhalb des Plangebiets sind keine Altablagerungen bekannt, die in das Altlastenpro- gramm des Landes Niedersachsen aufgenommen wurden. Es sind diesbezüglich im Rah- men der frühzeitigen Beteiligung keine Hinweise eingegangen. Auch besteht aufgrund der bisherigen Nutzung (Ackerland/Grünland) kein Verdacht auf das Vorhandensein von Altlas- ten oder Altablagerungen.

3.6. Kampfmittelbelastung Für die Fläche des Plangebiets wurde eine Kampfmitteluntersuchung nach § 3 Niedersäch- sisches Umweltinformationsgesetz (NUIG) mittels Luftbildauswertung durchgeführt. Eine Belastung des Plangebiets durch Kampfmittel ist demnach nicht bekannt. Gegen die vorge- sehene Nutzung bestehen in Bezug auf Abwurfkampfmittel (Bomben) keine Bedenken.3 Sollten bei Erdarbeiten andere Kampfmittel (Granaten, Panzerfäuste, Minen etc.) gefunden werden, ist die zuständige Polizeidienststelle, das Ordnungsamt oder der Kampfmittelbesei- tigungsdienst des LGLN – Regionaldirektion Hameln-Hannover umgehend zu benachrichti- gen. Ein entsprechender Hinweis wird in den Bebauungsplan aufgenommen.

3.7. Artenschutz Für das Plangebiet des Bebauungsplans wurden in einem Fachbeitrag Artenschutz Aussa- gen zur Betroffenheit europäisch besonders und streng geschützter Arten getroffen.4 Dazu wurde auf Grundlage einer Ortsbegehung und nach Auswertung vorliegender Unterla- gen und Daten eine Potenzialabschätzung zum Vorkommen von Arten des Anhangs IV der FFH-Richtlinie sowie von europäischen Vogelarten vorgenommen. Anhand der Vorhaben- wirkungen wurde die mögliche Betroffenheit dieser Arten abgeleitet. Im Fazit wurde die ar- tenschutzrechtliche Relevanz der Planung bewertet. Für potenziell betroffene Arten wurde geprüft, inwieweit die artenschutzrechtlichen Vorschriften berührt und Verstöße vermieden werden können. Im Zusammenhang mit den Schädigungs- und Störungsverboten des § 44 BNatSchG wird im Rahmen der artenschutzrechtlichen Vorprüfung für die abschließende Prognose arten- schutzrechtlicher Verbotstatbestände davon ausgegangen, dass folgende Maßnahmen zur Vermeidung und zur Minimierung von Beeinträchtigungen durchgeführt werden:  Das Entfernen von Bäumen, Hecken und anderen Gehölzen ist gemäß § 39 Abs. 5 Nr. 2 BNatSchG in der Zeit vom 1. März bis 30. September verboten. Mit dem Beachten dieser gesetzlichen Ausschlussfrist für Gehölzbeseitigung wird dem Ver- bot der Tötung und Verletzung gehölzbrütender Vögel Rechnung getragen.  Die Baufeldräumung zur Herstellung der Erschließungsstraßen und Bauflächen hat im Zeitraum zwischen 1. September und Ende Februar zu erfolgen. Dieser Zeitraum liegt außerhalb der Brut- und Aufzuchtzeit der Jungtiere der potenziell be- troffenen Vogelarten. Mit dem Beachten dieser Bauzeitenregelung für Bauarbeiten auf Frei- flächen wird dem Verbot der Tötung und Verletzung von bodenbrütenden Vögeln Rechnung getragen.

3 Ergebnis der Luftbildauswertung, Landesamt für Geoinformation und Vermessung Niedersachsen (LGLN) – Kampfmittelbeseitigungsdienst, 19.10.2017 4 siehe anliegenden Fachbeitrag Artenschutz, Bartels Umweltplanung, Hamburg, 17.11.2017

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Alternativ können Bauarbeiten innerhalb des Zeitraumes Anfang März bis Ende September begonnen werden, wenn zuvor bei einer Begehung durch eine fachkundige Person festge- stellt wird, dass in den Bauflächen keine Brutgeschäfte von Vögeln stattfinden oder begon- nen werden. Die Bauarbeiten müssen dann unmittelbar nach der Begehung beginnen. Um eine Ansiedlung von Vögeln zu unterbinden sollten im gesamten Eingriffsgebiet gegebenen- falls ergänzend Maßnahmen zur Vergrämung durchgeführt werden. Geeignete Maßnahmen zur Vergrämung sind z.B. das Anbringen von Flatterband oder reflektierender Scheiben. Ge- eignet kann auch sein, die betreffenden Flächen ab Beginn der Brutzeit einmal täglich zu schleppen bzw. harken, so dass ein Anlegen von Nestern unterbleibt. Die Maßnahmen sind von Fachkundigen zu begleiten. Entsprechende Hinweise werden in den Bebauungsplan aufgenommen.

3.8. Baugrund Für die Fläche des Plangebiets wurde zur Vorbereitung der Erschließungsarbeiten der an- stehende Baugrund gutachterlich erkundet und beurteilt.5 Weiterhin wurde eine Beurteilung der möglichen Aushubböden im Hinblick auf eine chemische Belastung vorgenommen: Der geologische Untergrund besteht unterhalb des Oberbodens aus Geschiebeböden mit darun- terliegenden Sanden bis zur einer Endteufe (erreichte Tiefe nach Einstellung der Bohrarbei- ten) von 6,00 m. Ein Wasserstand konnte mit Ausnahme eines einzelnen Bohrlochs in jedem Bohrloch gemessen werden. Der Wasserstand liegt demnach mit Abweichungen bei 2,70 m bis 4,40 m unterhalb der Geländeoberkante. Zudem wurden Bodenproben chemisch analy- siert. Dabei konnten keine Überschreitungen der relevanten Parameter festgestellt werden. Weiterhin ist nicht ausgeschlossen, dass im Plangebiet als Bodentyp Plaggenesch auftreten kann. Plaggenesche zählen im Sinne des § 2 BBodSchG zu den schutzwürdigen Böden Niedersachsens. Die Schutzwürdigkeit ergibt sich aus der kulturgeschichtlichen Bedeutung als Zeugnis menschlicher Siedlungs- und Kulturentwicklung und als bodenkundliches Doku- ment sowie aus der natürlichen Bodenfruchtbarkeit aufgrund eines hohen Humusgehalts, der erhöhten Wasserspeicherfähigkeit und erhöhten Nährstoffgehalten. Im Rahmen der frühzeitigen Beteiligung wurde vom LBEG daher aus allgemeiner landwirt- schaftlicher Sicht angeregt, dass Bodenaushub (Straßenkörper, Einzelgebäude) nach ord- nungsgemäßer Behandlung und Lagerung möglichst einer landbaulichen Verwertung im Sinne einer Standortverbesserung an anderer Stelle zugeführt werden sollte. Im Rahmen der frühzeitigen Beteiligung sind keine Hinweise zur Erdfallgefahr eingegangen. Nach Kenntnisstand der Gemeinde kann daher im Plangebiet bei geplanten Bauvorhaben bezüglich der Erdfallgefährdung auf konstruktive Sicherungsmaßnahmen verzichtet werden.

4. Planinhalt und Abwägung

4.1. Städtebauliches Konzept Mit dem geplanten Wohngebiet „Am Kulturbahnhof“ soll die seinerzeit mit der Aufstellung des Bebauungsplans Nr. 9 „Auf dem Steinkampe“ und der entlang der K 1 begonnene Sied- lungsentwicklung am nördlichen Ortsrand von Deinste fortgesetzt werden. Das Plangebiet knüpft direkt nördlich an das Baugebiet „Auf dem Steinkampe“ an. Das geplante Wohngebiet wird dementsprechend städtebaulich als Erweiterung des nördli- chen Ortsrandes entwickelt. Es sollen langfristig insgesamt ca. 40 Baugrundstücke für Ein- familien-, Doppel- und Mehrfamilienhäuser in zwei Bauabschnitten bereitgestellt werden. Es

5 Baugrunduntersuchung und –beurteilung sowie Beurteilung der chemischen Belastung des anste- henden Baugrunds, Ingenieurgesellschaft Dr.-Ing. Michael Beuße mbH, Tostedt, 06.07.2017

10 Gemeinde Deinste B-Plan Nr. 16 „Am Kulturbahnhof“ wird ein städtebauliches Konzeptes verfolgt, in der zunächst eine eigenständige Erschlie- ßung des ersten Bauabschnitts vorgesehen ist. Der zweite Bauabschnitt soll zwar mit ge- plant, jedoch zunächst nicht weiter entwickelt bzw. erschlossen und realisiert werden. Die verkehrliche Haupterschließung des ersten Bauabschnitts erfolgt durch eine Verlänge- rung der „Feldstraße“ in nördliche Richtung und eine von dieser abgehende, nach Westen geführte Wohnstraße. Diese bildet zunächst einen geschwindigkeitsmindernden Verlauf aus und mündet in einem Wendehammer, der für das Wenden von Müllfahrzeugen/LKW ausrei- chend bemessen ist (Radius: 11 m). Nach Westen hin zur Straße „Auf dem Reller“ und zum südlich angrenzenden Wohngebiet ist ein Anschluss durch einen Fuß- und Radweg vorge- sehen. In weiterer Verlängerung der „Feldstraße“ wird ein Weg zur Erschließung der am nördlichen Rand geplanten Flächen für die Regenrückhaltung des ersten Bauabschnitts vor- gesehen. Über eine nach Osten geführte Planstraße, die innergebietlich in Form einer Ring- Erschließung durch das Wohngebiet geführt wird, wird der östlich gelegene zweite Bauab- schnitt erschlossen. Ziel ist insgesamt eine effiziente Erschließung der Baugrundstücke bei gleichzeitiger Schaffung einer hohen Aufenthaltsqualität und Funktionalität des Straßenrau- mes. Durch einen am östlichen Rand des Plangebiets abgehenden und dann nach Süden zur K 1 geführten Fuß- und Radweg wird das Gebiet zusätzlich für den nicht-motorisierten Verkehr erschlossen. Unmittelbar an der K 1 werden die Flächen für die Regenrückhaltung des zweiten Bauabschnitts angeordnet. Es ist im gesamten Wohngebiet eine Straßenraumbreite von ca. 8,00 m geplant. Hier ist die Verlegung von Versorgungsleitungen im Seitenraum möglich. Öffentliche Parkplätze im öf- fentlichen Straßenraum werden nicht vorgesehen, da durch die Banketten ausreichend Parkmöglichkeiten gegeben sind. Näheres bleibt der Erschließungsplanung vorbehalten. Am östlichen Rand ist das Plangebiet durch einen bestehenden Gehölzstreifen, der bis auf einen 4 m breiten Durchlass für einen Fuß- und Radweg erhalten und als Ortsrandeingrü- nung weiterentwickelt werden soll, bereits gut eingegrünt. Die Eingrünung soll am nordöstli- chen und nördlichen Rand des Plangebiets durch einen 5 m breiten Pflanzstreifen ergänzt werden, um den neuen, erweiterten Ortsrand auszubilden. Das Plangebiet soll im Ergebnis umlaufend durch Pflanzstreifen eingegrünt sein. Entlang des nördlichen und des östlichen Rands werden Flächen für die Regenrückhaltung vorgehalten. Diese werden zur geregelten Ableitung des entstehenden Regen- und Schmutzwassers ausreichend dimensioniert. Für das östliche Regenrückhaltebecken soll genügend Fläche vorgehalten werden, um auch Wegeflächen zur Erschließung der nördlich gelegenen landwirtschaftlichen Flächen und den notwendigen Abstand zur vorhandenen Gehölzreihe zu sichern. Die Realisierung des Wohngebiets ist in zwei Bauabschnitten geplant. Der erste Bauab- schnitt soll kurz- bis mittelfristig durch einen privaten Investor als Erschließungsträger reali- siert werden. Hier können ca. 20 Baugrundstücke für Einzel-, Doppel- und Mehrfamilienhäu- ser bereitgestellt werden. Im zweiten, östlichen Bauabschnitt können darüber hinaus auf Grundlage des Konzeptes ca. 20 weitere Grundstücke für Einzel- und Doppelhäuser realisiert werden. Im gesamten Wohn- gebiet würden dann letztlich ca. 40 Baugrundstücke geschaffen. Die Größe der Baugrund- stücke soll mindestens 700 m² betragen.

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1. Bauabschnitt 2. Bauabschnitt

Abbildung 7: Städtebauliches Konzept mit Kennzeichnung der Bebauungsabschnitte; eigene Darstellung

4.2. Art der baulichen Nutzung Für die zur Wohnbebauung vorgesehenen Bereiche des Plangebiets erfolgt die Festsetzung als allgemeines Wohngebiet (WA) gemäß § 4 BauNVO. Hier können Wohngebäude (§ 4 Abs. 2 Nr. 1 BauNVO) und andere der Zweckbestimmung entsprechende, wohnverträgliche Nutzungen (§ 4 Abs. 2 Nrn. 2 u. 3 BauNVO) untergebracht werden. Damit wird das Ziel um- gesetzt, dass das neue Baugebiet in Übereinstimmung mit dem § 4 BauNVO vorwiegend dem Wohnen dient und sich zugleich in die nähere städtebauliche, benachbarte Umgebung einfügt. Insbesondere soll die vorrangige Nutzung des Wohnens gestärkt werden. In dem allgemeinen Wohngebiet sollen die in § 4 Abs. 3 BauNVO genannten Ausnahmen nicht zulässig sein. Sie würden sich in diesen Bereichen nicht mit dem angestrebten Cha- rakter als ruhiges Wohngebiet vereinbaren lassen. Bei den ausgeschlossenen Nutzungen ist davon auszugehen, dass sie sich auf Grund ihres Flächenanspruchs nicht hinreichend in die angestrebte kleinteilige Baustruktur einfügen und städtebaulich unbefriedigende Situationen geschaffen würden. Ein erhöhtes Verkehrsaufkommen würde zudem zu Beeinträchtigungen der Wohnqualität führen.

4.3. Maß der baulichen Nutzung Das Maß der baulichen Nutzung im allgemeinen Wohngebiet wird geregelt durch Festset- zungen zur Grundfläche (Grundflächenzahl GRZ) sowie zur zulässigen Gebäudehöhe (First- höhe FH, Traufhöhe TH) und zur zulässigen Zahl der Vollgeschosse (Z). In den zur Bebauung mit Einzel- und Doppelhäusern vorgesehenen Teilen des Wohngebiets (WA 1) wird gemäß § 16 BauNVO eine GRZ von 0,25; in den auch zur Bebauung mit Mehr- familienhäusern vorgesehenen Teilen des Wohngebiets (WA 2) wird eine GRZ von 0,3 fest- gesetzt. Die Obergrenze von 0,4 für allgemeine Wohngebiete gemäß § 17 BauNVO wird damit im gesamten Wohngebiet deutlich unterschritten. Insgesamt soll durch die festgesetzte GRZ

12 Gemeinde Deinste B-Plan Nr. 16 „Am Kulturbahnhof“ eine der Lage des Baugebiets am Ortsrand von Deinste angepasste, ländlich-ortstypische Bebauungsdichte erreicht werden. Gleichzeitig wird mit der Festsetzung ein angemessener und ausreichender Rahmen für eine wohnbauliche Nutzung geschaffen. Die angestrebte Nutzungsdichte wird darüber hinaus durch die Festsetzung der offenen Bauweise bzw. der offenen Bauweise, in der nur Einzel- und Doppelhäuser zulässig sind, sichergestellt. Die Zahl der Vollgeschosse wird in den zur Bebauung mit Einzel- und Doppelhäusern vorge- sehenen Teilen des Wohngebiets (WA 1) mit einem Vollgeschoss (I) als Höchstmaß fest- gesetzt. In Verbindung mit der festgesetzten Firsthöhe (FH max. = 10,50 m) soll dadurch ein übermäßiges Ausgreifen der Gebäude in die Höhe, durch das das Orts- und Land- schaftsbild unverhältnismäßig beeinträchtigt werden würde, verhindert werden. Die Zahl der Vollgeschosse wird in den auch zur Bebauung mit Mehrfamilienhäusern vorge- sehenen Teilen des Wohngebiets (WA 2) mit zwei Vollgeschossen (II) als Höchstmaß fest- gesetzt. Die festgesetzte Firsthöhe (FH max. = 13,00 m) entspricht einer nicht unverhält- nismäßigen und somit verträglichen maximalen Höhe, die überdies zur Realisierung von Mehrfamilienhäusern mit zwei Vollgeschossen erforderlich ist. Durch die Lage der WA 2 im Plangebiet wird auch hier dadurch ein übermäßiges Ausgreifen der Gebäude in die Höhe, durch das das Orts- und Landschaftsbild unverhältnismäßig beeinträchtigt werden würde, verhindert. Die zusätzlichen Festsetzungen zur Traufhöhe (TH mind. = 2,75 m bzw. TH max. = 7,20 m) werden getroffen, um eine gesamtheitliche Gestaltung der Wohngebäude zu sichern und z.B. Bauformen wie Nurdachhäuser auszuschließen. Die Festsetzungen zum Maß der baulichen Nutzung sollen für den maßgeblichen Teil des Plangebiets an den Charakter der umliegenden Bebauung, insbesondere der südlich be- nachbarten Wohngebäude anknüpfen. Somit ist sichergestellt, dass die städtebauliche Maß- stäblichkeit im Baugebiet zu der angrenzenden, realisierten Bebauung erhalten bleibt und konsequent fortgeführt wird.

4.4. Bauweise und Zahl der Wohnungen in Wohngebäuden In den mit WA 1 bezeichneten allgemeinen Wohngebieten sind in der offenen Bauweise nur Einzel- und Doppelhäuser (ED) zulässig. Darin äußert sich das Bestreben, eine der Lage entsprechende, verträgliche Verdichtung zu erreichen, und zugleich auf diesen in Orts- randlage gelegenen Grundstücken einen harmonischen und städtebaulich angemessenen Übergang zur Landschaft zu schaffen. Diese Festsetzung wirkt größenbeschränkend vor allem auch im Zusammenhang mit der Festsetzung der maximal zulässigen Anzahl an Woh- nungen in den Wohngebäuden. Die Anzahl der Wohnungen in den mit WA 1 bezeichneten allgemeinen Wohngebieten wird auf maximal 2 Wohnungen je Einzelhaus festgesetzt, so dass hier Einliegerwohnungen (z.B. für die Unterbringung pflegebedürftiger Familienangehöriger) möglich sind. Dies ermög- licht auch das Wohnen mehrerer Generationen unter einem Dach, obwohl die städtebauliche Dichte der Lage entsprechend möglichst gering gehalten wird. Zur Wahrung des dörflichen Maßstabs ist außerdem je Doppelhaushälfte maximal eine Wohnung zulässig. Die Be- grenzung der Anzahl der Wohnungen je Wohngebäude dient darüber hinaus dazu, eine Überlastung der Erschließungsanlagen zu verhindern. In den mit WA 2 bezeichneten allgemeinen Wohngebieten ist eine abweichende Bauweise festgesetzt, in der die offene Bauweise gilt und Gebäude eine Länge von 30 m nicht über- schreiten dürfen. In diesen Teilbereichen des Plangebiets wird somit die Möglichkeit ge- schaffen, Einzelhäuser, Doppelhäuser oder auch Hausgruppen zu errichten. Vorgesehen ist, dass hier Mehrfamilienhäuser entstehen, in denen auch kleinere Wohnungen untergebracht werden können. Für diese Festsetzung wirkt größenbeschränkend, dass in den WA 2 in Ein-

13 Gemeinde Deinste B-Plan Nr. 16 „Am Kulturbahnhof“ zelhäusern und Hausgruppen höchstens 6 Wohnungen, je Doppelhaus-Hälfte höchs- tens 3 Wohnungen zulässig sein sollen und dass die Gebäudelänge von 30 m in der abwei- chenden Bauweise nicht überschreiten darf.

4.5. Mindestgrundstücksgröße Die Mindestgröße der Baugrundstücke im allgemeinen Wohngebiet wird durch textliche Festsetzungen zu Mindestgrundstücksgrößen geregelt. Demnach müssen Einzelhaus- grundstücke mindestens 700 m² aufweisen. Doppelhausgrundstücke müssen je Haus- hälfte mindestens eine Größe von 350 m² aufweisen. Darin äußert sich vor allem das Bestreben, eine dem dörflichen Maßstab entsprechende Bebauungsdichte mit dem Grundsatz eines sparsamen Umgangs mit Grund und Boden zu vereinbaren. Diesem Grundsatz wird insbesondere durch die Ermöglichung von dichteren Wohnformen in den beiden dafür vorgesehenen Teilbereichen des 1. Bauabschnitts Rech- nung getragen, da hier auf größeren Grundstücken auch Mehrfamilienhäusern mit kleineren Wohnungen realisiert werden können.

4.6. Überbaubare Grundstücksfläche Die überbaubaren Grundstücksflächen für die Hauptnutzungen im Plangebiet sind durch Baugrenzen nach § 23 Abs. 1 BauNVO festgesetzt, die ausreichend Spielraum für die Bau- herrn und ihre Architekten zur Platzierung der Gebäude auf dem jeweiligen Grundstück las- sen. Die Baugrenzen werden im gesamten Plangebiet mit einem Abstand von 4 m zur Straßen- verkehrsfläche festgesetzt, damit der Straßenraum nicht zu sehr durch Bebauung einge- engt wird und offener wirkt. Zu den Verkehrsflächen besonderer Zweckbestimmung wird ein auf 3 m reduzierter Abstand an zweckentsprechenden Stellen eingehalten. Darüber hinaus halten die Baugrenzen ausreichend bemessene Flächen zu angrenzenden Nutzungen frei; der Regel-Abstand entspricht an den meisten Stellen im Plangebiet dem gemäß NBauO ein- zuhaltenden Mindestabstand von 3 m. Innerhalb des im zentralen Bereich des Plangebiets gelegenen WA 2 wird abweichend da- von zu den benachbarten Grundstücken, die bereits im Bestand bebaut sind, ein auf 4 m erhöhter Abstand eingehalten, um dem nachbarlichen Rücksichtnahmegebot an dieser Stelle des Plangebiets Rechnung zu tragen. Bauliche Nebenanlagen i.S.d. § 14 Abs. 1 BauNVO, die Gebäude sind bzw. von denen eine Gebäudewirkung ausgeht, sowie Garagen und Carports i.S.d. § 12 BauNVO dürfen die straßenseitigen Baugrenzen nicht überschreiten. Dies trägt dazu bei, dass der Straßen- raum durch zusammenhängende, unverbaute Vorgartenzonen geprägt wird und gleichzeitig nicht zu stark eingeengt wird. Auf den verbleibenden Grundstücksflächen wird ein entspre- chend großer Spielraum für das Anordnen von Garagen/Carports und sonstigen baulichen Anlagen gewährleistet. In dem östlichen WA 2 wird diesbezüglich zusätzlich einschränkend geregelt, dass solche baulichen Anlagen außerhalb aller festgesetzten Baugrenzen nicht zulässig sind, um dem nachbarlichen Rücksichtnahmegebot an dieser Stelle des Plangebiets Rechnung zu tragen.

4.7. Grünflächen und Grünordnung Mit den getroffenen grünordnerischen Festsetzungen und der Vorgabe von Pflanzlisten soll eine Durchgrünung und Randeingrünung des Gebietes und damit eine angemessene ökolo- gische und gestalterische Qualität erreicht werden. Entlang des nördlichen und nordöstlichen Rands des Baugebiets wird ein 5 m breiter Streifen als private Grünflächen zur Ausbildung des neuen, erweiterten Ortsrands vorgesehen. Die

14 Gemeinde Deinste B-Plan Nr. 16 „Am Kulturbahnhof“

Fläche der neuen Ortsrandeingrünung soll den privaten Grundstücksflächen zugeschlagen werden. Auf dem Pflanzstreifen ist eine Initial-Bepflanzung durch den Erschließungsträger geplant. Zur Sicherung einer landschaftsgerechten Eingrünung des Baugebiets nach Norden und Osten wird hierzu eine entsprechend ausführungsreife Festsetzung zur Anpflanzung einer 3-reihigen Strauch-Baum-Hecke mit Pflanzliste getroffen. Am östlichen Rand des Plangebiets wird ein ca. 7 m breiter Streifen als private Grünflächen zur Erhaltung des vorhandenen Gehölzstreifens festgesetzt. Die vorgesehen Breite sichert auch ausreichend Raum zur festgesetzten Weiterentwicklung, Erhaltung und Pflege der Ge- hölze. Zur Gestaltung der privaten Gartenflächen wird ein Pflanzgebot für einen standortgerech- ten, heimischen Laubbaum auf jedem Grundstück festgesetzt. Die Bäume sind dauerhaft zu erhalten und zu pflegen. Bei Verlust ist Ersatz durch Neupflanzung der gleichen Art und Qualität auf demselben Grundstück zu schaffen. Eine entsprechende Pflanz- bzw. Artenliste ist Bestandteil der textlichen Festsetzungen. Das zusätzlich bestimmte Pflanzgebot für einen straßenseitig je Grundstück zu pflanzen- den Laubbaum dient der künftigen Eingrünung des Straßenraums. Unterstützt wird die wei- tere Eingrünung des Straßenraums durch die Freihaltung der Vorgartenflächen von Bebau- ung und die Festsetzung zu Einfriedungen (als örtliche Bauvorschrift), z.B. Lebendhecken oder bepflanzte Feldsteinmauern gestützt. Insgesamt soll mit den gewählten Festsetzungen der dörfliche Siedlungscharakter in dem Neubaugebiet erreicht und gesichert werden. Die Verwendung von standortfremden Nadelgehölzen wird im Plangebiet eingeschränkt. Sie sind nur als Einzelgehölze, nicht aber in Gruppen oder Reihen zulässig. Hiermit soll erreicht werden, dass die Gartengestaltung sich am naturräumlichen Zusammenhang orientiert und somit einen höheren ökologischen Wert erhält.

4.8. Örtliche Bauvorschriften gemäß § 84 NBauO Das neue Baugebiet beeinträchtigt das Ortsbild nicht in sensiblen Bereichen, dennoch sind Minimalanforderungen hinsichtlich der Gestaltung der zulässigen Gebäude erforderlich. Die- se werden als örtliche Bauvorschriften zusammen mit dem Bebauungsplan und mit dem gleichen räumlichen Geltungsbereich erarbeitet und als Satzung beschlossen. Die Festsetzungen zur äußeren Gestaltung baulicher Anlagen stellen ein der Lage des Plan- gebiets und den städtebaulichen Zielvorstellungen entsprechendes Grundgerüst an Vor- schriften dar, um für das Baugebiet ein gestalterisches Gesamtbild der Geschlossenheit und Ausgewogenheit zu erreichen, ohne die individuellen Belange und Möglichkeiten der Bauher- rinnen und Bauherren unangemessen einzuengen. Mit den Festsetzungen wird der Grundte- nor des gestalterischen Rahmens in der Gemeinde, wie er sich in vorangegangenen Planun- gen - insbesondere dem benachbarten Bebauungsplan Nr. 9 - findet, weitergeführt, ergänzt und zeitgemäß aktualisiert. Da insgesamt ein dörfliches Erscheinungsbild erhalten bleiben soll, lehnen sich die Festset- zungen an geeigneten Stellen entsprechend eng an die festgesetzten örtlichen Bauvorschrif- ten des Bebauungsplans Nr. 9 „Auf dem Steinkampe“ an. Im Einzelnen werden folgende Regelungen hinsichtlich der äußeren Gestaltung baulicher Anlagen getroffen:

4.8.1. Dachform, Dachneigung und Dacheindeckung Für die Hauptdächer der Hauptnutzungen werden nur geneigte Dächer mit einer Dachnei- gung von mindestens 15 Grad zugelassen. Doppelhäuser sind jeweils mit gleichen Dach- formen sowie Dachneigungen bei gleicher Trauf- und Firsthöhe auszubilden. Somit wird si-

15 Gemeinde Deinste B-Plan Nr. 16 „Am Kulturbahnhof“ chergestellt, dass die Wohngebäude durch für den ländlichen Raum typische, geneigte Dä- cher geprägt werden. Eine dem Hauptgebäude angepasste Dachform ist auch für Nebengebäude wünschenswert. Um die Gestaltungsmöglichkeiten für die Bauherren nicht zu sehr einzuschränken, können bauliche Nebenanlagen i.S.d. § 14 Abs. 1 BauNVO und Garagen auch mit flacher geneig- ten Dächern oder Flachdächern versehen werden, wenn eine Nutzfläche von 55 m² nicht überschritten wird. Diese Flächengröße wird für die Errichtung zeitgemäßer Garagen und Carports als ausreichend angesehen. Für die Dacheindeckung sind nur Materialien in roten, rotbraunen bis braunen Farbtönen oder Anthrazit/Schwarz zulässig. Materialien mit hochglänzenden oder stark reflektierenden Oberflächen sind nicht zulässig. Doppelhäuser sind einheitlich einzudecken. Auch diese Festsetzungen tragen maßgeblich dazu bei, ein gestalterisches Gesamtbild der Geschlos- senheit im Baugebiet hinsichtlich der künftigen Dachlandschaft am Ortsrand zu erzeugen. Um eine klimaschonende Energiegewinnung zu unterstützen, sind Anlagen zur Nutzung von Solarenergie (Photovoltaik und Solarthermie) auf oder in den Dachflächen möglich und ausdrücklich erwünscht. Aufgrund der raumbildenden und gestalterischen Wirkung der orts- üblichen Dachneigung sollten sie jedoch mit der Neigung der Dachflächen verlegt werden. Ebenso sollen Dachbegrünungen möglich sein, sodass insgesamt durch die gewählten Festsetzungen den Erfordernissen des Klimaschutzes im Rahmen der Möglichkeiten der Planung hinreichend Rechnung getragen wird.

4.8.2. Außenwände Durch die Festsetzungen zur Gestaltung der Außenwände soll – wie auch durch die Fest- setzungen zur Dacheindeckung - sichergestellt werden, dass sich die entstehenden Wohn- gebäude gestalterisch an die nähere Umgebung anpassen. Dementsprechend sind Sichtmauerwerk und Putz in roten, rotbraunen bis braunen Farbtö- nen sowie in Weiß, Beige und Athrazit/Schwarz zulässig. Der Begriff „Sichtmauerwerk“ schließt moderne Außenwandkonstruktionen mit zweischaligem Aufbau und Vorsatzschale mit Verblendern (Verblendmauerwerk) ein. Um die Bauherren nicht unverhältnismäßig in der Gestaltung einzuengen und auch Holzelemente an den Fassaden zu ermöglichen, können Teilflächen sowie Nebenanlagen, Garagen und Carports auch in anderen Materialien ausge- staltet werden.

4.8.3. Einfriedung Die Festsetzungen zu straßenseitigen Einfriedungen sollen einen naturnahen Charakter des Straßenraums sicherstellen. Auf diese Weise wird das Ziel, einen durchgrünten Straßen- raum zu realisieren, unterstützt. Für die Hecken wird eine Pflanzliste vorgegeben, um das Anpflanzen standortgerechter Arten zu sichern.

4.8.4. Einstellplätze Der heutige hohe Motorisierungsgrad insbesondere im ländlichen Raum macht es notwen- dig, Vorgaben zu der Zahl der Stellplätze auf den Grundstücken zu formulieren. Es wird da- her vorgeschrieben, dass je Wohnung 2 Stellplätze auf dem privaten Grundstück nachzu- weisen sind. Auf diese Weise wird auch der Straßenraum vom ruhenden Verkehr entlastet.

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4.9. Verkehr

4.9.1. Verkehrliche Anbindung Zur Überprüfung der geplanten verkehrlichen Anbindung, Anbindungsvarianten und der Ver- träglichkeit des zusätzlich entstehenden Verkehrs durch das geplante Wohngebiet wurde im Oktober 2017 ein Verkehrsgutachten vom Büro Zacharias Verkehrsplanungen, Hannover erstellt.6 Die für den Bebauungsplan relevanten Ergebnisse des Gutachtens werden im Fol- genden wiedergegeben: Die aktuellen Verkehrsmengen wurden durch Verkehrszählungen erfasst. Gezählt wurde an den Knotenpunkten Rehn-Campe / Auf dem Reller und Rehn-Campe / Feldstraße. Die Ver- kehrszählungen ergaben, dass auf der Straße Rehn-Campe mit 9.800 bis 9.900 Kfz/24h an einem Normalwerktag die höchsten Verkehrsbelastungen zu verzeichnen sind. Die Feldstra- ße als Nebenstrom ist nur marginal belastet (400 Kfz/24h). Die Spitzenstunden ergeben sich in der Zeit von 7.00 bis 8.00 und von 16.30 bis 17.30 Uhr. In dieser Zeit werden ca. 8,6 % bzw. 8,9 % des Tagesgesamtverkehrs abgewickelt. Es wurden rund 360 Kfz-Fahrten (180 Kfz-Zufahrten und 180 Kfz-Abfahrten) werktäglich mit Bezug zum neuen Wohngebiet errechnet. Die Fahrten verteilen sich hälftig von und nach Osten und von und nach Westen. Der Schwerverkehr erhöht sich durch die Erweiterung des Wohngebiets nicht relevant. Es ergeben sich damit folgende Verkehrsmengen: Zur Beurteilung der Leistungsfähigkeit wurde von dem Endausbauzustand mit nur einer An- bindung an die Straße Rehn-Campe gerechnet. Es sind die Spitzenstunden (in der morgend- lichen Spitzenstunde von 7.00 bis 8.00 Uhr werden 8,7 % der Tagesbelastung abgewickelt, in der nachmittäglichen von 16.30 bis 17.30 Uhr 8,9 %) relevant. Hierzu wurden die Daten der aktuellen Verkehrszählung genutzt. Für das Wohngebiet wurde von 10% der Tagesbelastung in der Spitzenstunde ausgegangen. In den Leistungsfähig- keitsberechnungen wurde zur Sicherheit ein pauschaler Schwerverkehrsanteil von 5 % auf der K 1 angenommen. Die Verkehrsqualität wurde gemäß „Handbuch zur Bemessung von Straßenverkehrsanla- gen“ in den Stufen A bis F angegeben. A bedeutet dabei freien Verkehrsfluss, F eine Über- lastung der Verkehrsanlage. Es wurden folgende Ergebnisse ermittelt:  Sowohl für die morgendliche als auch für die nachmittägliche Spitzenstunde ergibt sich eine gute Verkehrsqualität der Stufe B7  Die Stufe B ergibt sich dabei jeweils für den Linkseinbieger aus der Feldstraße. Alle anderen Ströme verfügen über eine sehr gute Leistungsfähigkeit der Stufe A8 Im Ergebnis wird demnach eine alleinige Anbindung über die Feldstraße aus gutachterlicher Sicht als unproblematisch beurteilt. Linksabbiegestreifen sind aus Gründen der Leistungsfä- higkeit aus gutachterlicher Sicht nicht erforderlich.

4.9.2. Straßenverkehrsfläche Die Planstraßen werden als öffentliche Straßenverkehrsfläche festgesetzt. Diese Haupt- erschließungsstraßen (nach Westen Stichstraße mit Wendeplatz, nach Osten Ringerschlie- ßung) sind als öffentliche Verkehrsflächen mit einer Straßenraumbreite von 8,0 m bemessen. Hier ist die Verlegung von Versorgungsleitungen im Seitenraum und unter der Fahrbahn möglich.

6 siehe anliegende Verkehrsuntersuchung, Zacharias Verkehrsplanungen, Hannover, 16.10.2017 7 Die Abflussmöglichkeiten der wartepflichtigen Verkehrsströme werden vom bevorrechtigten Verkehr beeinflusst. Die dabei entstehenden Wartezeiten sind gering. 8 Die Mehrzahl der Verkehrsteilnehmer kann den Knotenpunkt nahezu ungehindert passieren. Die Wartezeiten sind sehr gering.

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Der geplante Wendeplatz ist für das Wenden von Müllfahrzeugen/LKW ausreichend bemes- sen und wird entsprechend überfahrbar ausgebaut (in ausreichender Breite für den Begeg- nungsfall LKW/Fußgänger). Die Planstraßen sind so konzipiert, dass sie sowohl den PKW-/LKW-Verkehr als auch den Verkehr der Müllfahrzeuge problemlos aufnehmen können. Näheres bleibt der konkreten Erschließungsplanung vorbehalten. Die nach Norden abgehende Verlängerung der Feldstraße dient im Wesentlichen der Er- schließung des Regenrückhaltebeckens im Anschluss zu dem auf der Fläche des Regen- rückhaltebeckens erforderlichen Pflegeweg.

4.9.3. Geh- und Radwege Zur zusätzlichen Erschließung des geplanten Wohngebiets für Fußgänger und Radfahrer bzw. den nicht-motorisierten Verkehr werden Fuß- und Radwege als Verkehrsflächen be- sonderer Zweckbestimmung am östlichen und westlichen Rand des Plangebiets festgesetzt. Durch den westlich vom Wendeplatz abgehenden Fuß- und Radweg wird das Wohngebiet mit der angrenzenden Spielplatzfläche an der Straße „Auf dem Reller“ und dem südlich an- grenzenden Wohngebiet verbunden. Der südöstlich von der Erschließungsstraße abgehende Fuß- und Radweg verbindet das Wohngebiet durch die vorhandene Gehölzreihe mit der K 1. Solche Wege sind traditionelle Bestandteile dörflicher Siedlungen. Sie ermöglichen eine bes- sere Einbindung in die vorhandenen und geplanten benachbarten Siedlungsbereiche. Die Wege weisen eine Breite von mindestens 3 m auf. Hier können bei Bedarf auch unterirdische Leitungstrassen durchgeführt werden.

4.9.4. Ruhender Verkehr Parken findet vorwiegend auf den privaten Grundstücken statt. Durch die Festsetzung als örtliche Bauvorschrift, mindestens 2 Stellplätze je Wohnung auf dem Grundstück vorzuse- hen, wird eine Entlastung des Straßenraums vom ruhenden Verkehr angestrebt. Ob und in welcher Anzahl (Besucher-)Parkplätze am Fahrbahnrand im öffentlichen Straßen- raum untergebracht werden können, bleibt der konkreten Erschließungsplanung vorbehalten.

4.10. Ver- und Entsorgung

4.10.1. Oberflächenentwässerung und Schmutzwasserentsorgung Für das Plangebiet wird ein Konzept zur Oberflächenentwässerung vom Ingenieurbüro Galla + Partner, Horneburg, erarbeitet und umgesetzt. Hinsichtlich der geregelten Ableitung von entstehendem Oberflächen- und Niederschlagswasser aus dem Gebiet sind bereits Vorbe- messungen der abwassertechnischen Anlagen sowie Angaben zum Flächenbedarf für die erforderlichen Erschließungsanlagen erfolgt. Die Ableitung des entstehenden Oberflächenwassers im zunächst konkret geplanten ersten Bauabschnitt erfolgt über einen Freigefällekanal über das Regenrückhaltebecken mit Vorflut zu dem Oberflächenentwässerungskanal in der „Feldstraße“. Die Regenrückhaltebecken werden als Abwasseranlagen gemäß § 60 Wasserhaushaltsge- setz (WHG) nach den allgemein anerkannten Regeln der Technik errichtet. Dadurch wird auch sichergestellt, dass die Errichtung der Regenrückhaltebecken als zukünftige Wasser- haltungen keine negativen Auswirkungen auf die Bewirtschaftbarkeit benachbarter Flächen ausgehen.

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Auf der Fläche des zweiten Bauabschnitts erschwert die im Bereich der vorhandenen Baum- gruppe bestehende Senke im Gelände die Entwässerung. Hier ist im Rahmen der späteren Erschließungsplanung zu klären, ob durch Geländemodulation oder andere geeignete Maß- nahmen die Entwässerung erleichtert werden kann. Die Entwässerung kann aber auch ohne zusätzliche Maßnahmen zur Veränderung des Geländes gesichert werden. Das gesonderte wasserrechtliche Verfahren nach §§ 8 und 60 WHG sowie erforderliche wasserrechtliche Anträge und Regelungen bleiben der nachgelagerten, konkreten Erschlie- ßungsplanung vorbehalten. Unabhängig von dem vorgesehenen Entwässerungskonzept ist es auch möglich, das auf den privaten Grundstücken anfallende, unverschmutzte Regenwasser zu speichern und als Brauchwasser zu nutzen. Zur Schmutzwasserentsorgung im Plangebiet soll das örtliche Kanalnetz erweitert werden. Die Ableitung des Schmutzwassers erfolgt über einen Freigefällekanal zu dem Schmutzwas- serkanal in der „Feldstraße“; geplant ist ein vollständiger Anschluss an den öffentlichen Schmutzwasserkanal. Das Plangebiet kann an die zentrale Abwasseranlage angeschlossen werden. Die Kapazitäten der vorhandenen Leitungen und der Kläranlage sind hierfür ausrei- chend bemessen.

4.10.2. Fläche für die Abwasserbeseitigung Die Regenrückhaltung für das Wohngebiet muss im Plangebiet selbst geregelt werden. Die Bodenverhältnisse lassen eine Versickerung auf den Flächen der Baugrundstücke nicht zu. Auf Grundlage des Entwässerungskonzeptes werden im Plangebiet zwei neu herzustellende Regenrückhaltebecken (RRB 1 u. RRB 2) als Flächen für die Rückhaltung von Nieder- schlagswasser mit der Zweckbestimmung „Regenrückhaltebecken“ festgesetzt. Inner- halb dieser Flächen sollen neben den RRB selbst Wege für die Unterhaltung zulässig sein. Für die geplante lang gestreckte Anlage der Regenrückhaltebecken ist für den ersten Bau- abschnitt demnach eine Fläche mit einer Breite von ca. 22 m und einer Länge von ca. 140 m (ca. 3.080 m²) erforderlich. Für den zweiten Bauabschnitt ist eine weitere Fläche in ver- gleichbarer Größe mit einer Breite von ca. 20 m und einer Länge von ca. 170 m (ca. 3.400 m²) erforderlich. Zur Berücksichtigung der am östlichen Rand des Plangebiets vorhandenen Gehölzreihe wird bei der Anlage des RRB 2 gesichert, dass die Kronentraufbereiche der vorhandenen Bäume auf Dauer vor Überbauung, Versiegelung und Verdichtung freigehalten werden.

4.10.3. Versorgung Trinkwasserversorgung Das geplante Neubaugebiet kann durch Erweiterung des örtlichen Versorgungsnetzes für Trinkwasser an dieses angeschlossen werden. Der Anschluss kann über die vorhandenen Leitungen in der „Feldstraße“ erfolgen. Die entsprechenden Leitungstrassen können im Straßenraum untergebracht werden. Die Löschwasserversorgung soll durch Überflurhydranten gesichert werden. Deren Standor- te werden im Zuge der konkreten Erschließungsplanung in Abstimmung mit der Feuerwehr bestimmt. Die erforderlichen Feuerlöscheinrichtungen werden rechtzeitig vor Baubeginn beim Trinkwasserverband beantragt. Nähere Hinweise zur Löschwasserentnahme werden vor der konkreten Ausbauplanung erfragt und beim Ausbau der Straßen beachtet. Versorgung mit elektrischer Energie Das geplante Baugebiet soll durch eine Erweiterung des vorhandenen Leitungsnetzes an dieses angeschlossen werden. Dadurch kann die Versorgung mit elektrischer Energie si-

19 Gemeinde Deinste B-Plan Nr. 16 „Am Kulturbahnhof“ chergestellt werden. Sollte zur Versorgung des Baugebiets eine neue Trafostation erforder- lich sein, kann diese an geeigneter Stelle im öffentlichen Straßenraum untergebracht wer- den. Im Zuge der Ausbauplanung ist sicherzustellen, dass bestehende Versorgungsleitungen nicht beeinträchtigt werden. Der Versorgungsträger wird rechtzeitig an der Ausbauplanung beteiligt werden. Näheres bleibt der konkreten Erschließungsplanung vorbehalten. Solarenergie Anlagen zur Nutzung der Sonnenenergie auf und in den Dachflächen sind möglich und aus- drücklich erwünscht. Aufgeständerte Anlagen zur Gewinnung von Solarenergie sollen mög- lichst nicht entstehen. Durch die Zulässigkeit von Solardächern werden im Übrigen Aspekte des Klimaschutzes berücksichtigt. Neben Photovoltaik ist auch die Gewinnung von Wärme über die Nutzung der Sonnenenergie auf oder in den Dachflächen oder generell über ver- schiedene Techniken, z.B. mit Hilfe von Wärmetauschern, möglich. Gasversorgung Die Gasversorgung soll nach Möglichkeit durch Anbindung an das bestehende Netz sicher- gestellt werden. Die konkrete Planung und Abstimmung erfolgt im Zuge der Ausbauplanung. Telekommunikation Die Telekommunikationsinfrastruktur kann durch Ausbau des bestehenden Netzes durch die Deutsche Telekom oder einen anderen Leistungsanbieter sichergestellt werden. Dazu wird die Verlegung neuer Telekommunikationslinien im Plangebiet und eventuell außerhalb des Plangebiets erforderlich.9 Im Zweifelsfall ist der Investor zur Bereitstellung der Telekommuni- kationsinfrastruktur verpflichtet. Bei der Erschließung von Neubaugebieten sind die Regelungen des Telekommunikationsge- setzes (TKG) zu beachten. Daher ist sicherzustellen, dass geeignete passive Netzinfrastruk- turen, ausgestattet mit Glasfaserkabeln, bis zum Gebäude mitverlegt werden. Die konkrete Planung und Abstimmung erfolgt im Zuge der Ausbauplanung. Müllentsorgung Träger der Abfallentsorgung ist der Landkreis Stade, der die Entleerung der Hausmüllbehäl- ter einer privaten Firma übertragen hat (öffentlich-rechtlicher Entsorgungsträger). Ausreichende Flächen für die Lagerung von Hausmüll-, Bioabfall- und Altpapiertonnen sowie gelben Säcken auf den Grundstücken müssen von den späteren Grundstückseigentümern vorgehalten werden. An den Grundstücksgrenzen muss für die Bereitstellung der Abfallbe- hälter sowie für Sperrmüll genügend Platz zur Verfügung stehen, so dass Fahrzeuge und Fußgänger nicht behindert oder gefährdet werden. Die Mindestdurchfahrbreite von 3,55 m für die Müllfahrzeuge wird über die Festsetzung einer ausreichend bemessenen Straßenverkehrsfläche gewährleistet. In der geplanten Stichstraße wird ein Wendeplatz mit einem ausreichenden Durchmesser von 22 m vorgesehen. Poller, Straßenrandbepflanzungen, Beete sind so zu setzen, dass Müllfahrzeuge ungehindert pas- sieren können. Bäume müssen ausreichend Abstand zur Straße vorweisen.10 Für die Anwohner ist ausreichend Parkraum vorzuhalten, damit Straßen durch parkende Fahrzeuge nicht so verengt werden, dass Müllfahrzeuge nicht mehr passieren können. Dies wird durch die Festsetzung sichergestellt, dass je Wohnung mindestens 2 Stellplätze auf den privaten Grundstücksflächen eingerichtet werden müssen. Die Abfallbeseitigung im Plangebiet wird als hinreichend gesichert angesehen. Näheres bleibt der konkreten Erschließungsplanung vorbehalten.

9 Stellungnahme der Deutschen Telekom Technik GmbH vom 15.08.2017 10 Stellungnahme des Landkreis Stade – Umweltamt, Abteilung Abfallwirtschaft vom 24.08.2017

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4.11. Immissionsschutz Zur Ermittlung und Beurteilung der zu erwartenden Lärmbelastung durch Verkehrslärm (Straßen- und Schienenverkehrslärm) wurde eine schalltechnische Untersuchung vom Inge- nieurbüro LAIRM CONSULT GmbH, Bargteheide zum Bebauungsplan erstellt, in der die Einwirkungen des Verkehrslärms auf das Plangebiet und die Auswirkungen des durch den Bebauungsplan induzierten Zusatzverkehrs untersucht wurden.11 Für den Verkehrslärm kann sich gemäß DIN 18005, Teil 1 „Schallschutz im Städtebau“ die Beurteilung auf öffentlichen Verkehrswegen an den Kriterien der 16. BImSchV („Verkehrs- lärmschutzverordnung“) orientieren. Als Untersuchungsfälle wurden der Prognose-Nullfall ohne Umsetzung der geplanten Maßnahmen und der Prognose-Planfall berücksichtigt. Straßenverkehrslärm Im Rahmen der schalltechnischen Untersuchung wurde die Belastung aus dem Straßenver- kehrslärm auf den maßgeblichen Straßenabschnitten berechnet sowohl hinsichtlich der Ein- wirkungen des Straßenverkehrslärms auf das neue Baugebiet, als auch hinsichtlich der Auswirkungen des durch den Bebauungsplan induzierten Zusatzverkehrs auf die bestehende Bebauung. Die Verkehrsbelastung für die Feldstraße und die Straße Rehn-Campe wurde für den Prog- nose-Horizont 2030 der Verkehrsuntersuchung12 entnommen. Die Berechnung der Schal- lausbreitung erfolgte gemäß 16. BImSchV (2014) auf Grundlage der Rechenregeln der RLS- 90 für den Straßenverkehrslärm. Unter Berücksichtigung des Straßen- und Gesamtverkehrslärm ergeben sich Zunahmen durch den vom Bebauungsplan induzierten Zusatzverkehr unterhalb der Wahrnehmbarkeits- schwelle von 1 dB(A) und deutlich unterhalb der Erheblichkeitsschwelle von 3 dB(A). Somit ist der vom Bebauungsplan induzierter Zusatzverkehr nicht weiter beurteilungsrelevant. Schienenverkehrslärm Im Rahmen der schalltechnischen Untersuchung wurde die Belastung aus dem Schienen- verkehrslärm auf der maßgeblichen Schienenstrecke berechnet hinsichtlich der Einwirkun- gen des Schienenverkehrslärms auf das neue Baugebiet. Die EVB betreibt die Strecke Hesedorf-Stade als eingleisig ausgebaute Strecke zurzeit nur für den Güterverkehr, nachdem der Personenverkehr auf der Strecke aus Gründen der man- gelnden Wirtschaftlichkeit aufgegeben wurde. An der Strecke liegt im Samtgemeindegebiet u.a. der Bahnhof Deinste. Zeitweise erfolgen hier Gütertransporte, jedoch nur tagsüber und in geringem Umfang. Die EVB verfügt jedoch über eine uneingeschränkte Genehmigung zum Betrieb und Unterhalt. Im Rahmen dieser Genehmigung ist die Erhöhung der Anzahl der verkehrenden Züge jederzeit möglich und zulässig. Die Verkehrsbelastung für den Schienenverkehr wurde daher von der EVB (Elbe-Weser GmbH) für den Prognosehorizont 2037 zur Verfügung gestellt. Die Berechnung der Schallausbreitung erfolgte gemäß 16. BImSchV (2014) auf Grundlage der Rechenregeln der Anlage 2 der 16. BImSchV (2014) für den Schienenverkehrslärm. Die Umsetzung von aktivem Lärmschutz vor Schienenverkehrslärm wird als nicht wirkungs- voll angesehen. Aufgrund der Lage zu dem Bahngleis wäre Lärmschutz sowohl entlang der westlichen Grenze als auch entlang der gesamten nördlichen Grenze des Plangeltungsbe-

11 siehe anliegende Schalltechnische Untersuchung, LAIRM CONSULT GmbH, Bargteheide, 07.11.2017 12 siehe oben und anliegende Verkehrsuntersuchung, Zacharias Verkehrsplanungen, Hannover, 16.10.2017

21 Gemeinde Deinste B-Plan Nr. 16 „Am Kulturbahnhof“ reichs notwendig. Aus städtebaulicher Sicht und im Hinblick auf die Interessen der Bewohner ist daher ein aktiver Lärmschutz nicht zu empfehlen. Der Schutz des Plangeltungsbereichs vor Geräuschimmissionen durch das Deutsche Feld- und Kleinbahnmuseum ist nicht erforderlich, da eine Nutzung an weniger als 18 Tagen im Jahr stattfindet. Nach den Freizeitlärm-Richtlinien des Landes Niedersachsen ist der Betrieb des Museums daher immissionsschutzrechtlich als ein seltenes Ereignis einzustufen und somit nicht gesondert zu untersuchen. Ergebnis: Gesamtverkehrslärm Der Orientierungswert für allgemeine Wohngebiete von 55 dB(A) tags wird im westlichen Teil des Plangeltungsbereichs überschritten. Der Immissionsgrenzwert von 59 dB(A) tags wird fast im gesamten Plangebiet eingehalten. Im Nachtzeitraum werden im gesamten Plangeltungsbereich der Orientierungswert für all- gemeine Wohngebiete von 45 dB(A) nachts und der Immissionsgrenzwert von 49 dB(A) nachts überschritten. Tags wird der Anhaltswert für Gesundheitsgefährdung von 70 dB(A) tags nicht erreicht. Im Nachtzeitraum dagegen ergeben sich innerhalb der westlichen 3 Grundstücksflächen Über- schreitungen des Anhaltswerts für eine Gesundheitsgefährdung von 60 dB(A) nachts. Die Überschreitungen der gesetzlich vorgeschriebenen Werte resultieren aus dem prognos- tizierten bzw. anzunehmenden Schienenverkehrslärm. Gesunde Wohn- und Arbeitsverhältnisse in den Erd- sowie den Obergeschossen können aufgrund der Bauweise durch Grundrissgestaltung (Verlegung der schützenswerten Nutzun- gen auf die lärmabgewandte Seite) oder ersatzweise passiven Schallschutz geschaffen wer- den. Gemäß DIN 4109 (Juli 2016) und der Entwürfe zu den 1. Änderungen (Januar 2017) erge- ben sich Anforderungen an den passiven Schallschutz zum Schutz der Wohn- und Büronut- zungen vor von außen eindringenden Geräuschen. Die Dimensionierung des passiven Schallschutzes erfolgt über die maßgeblichen Außenlärmpegel gemäß DIN 4109 und der Entwürfe zu den 1. Änderungen. Die maßgeblichen Außenlärmpegel sind in den nachfolgenden Abbildungen für schutzbe- dürftige Räume und für Räume, die überwiegend zum Schlafen genutzt werden, dargestellt und entsprechend der Abbildungen in der Planzeichnung des Bebauungsplans gekenn- zeichnet. Entsprechend dieser Ergebnisse erfolgt die Festsetzung im Bebauungsplan, dass bei Er- richtung, Umbau oder Erweiterung von Gebäuden in den nicht nur vorübergehend zum Auf- enthalt von Menschen vorgesehenen Räumen die Anforderungen an das resultierende Schalldämm-Maß für die jeweiligen Außenbauteile (einschließlich aller Einbauten) gemäß den ermittelten und in der Planzeichnung gekennzeichneten maßgeblichen Außenlärmpe- geln nach DIN 4109 erfüllt werden müssen. Darüber hinaus wird aufgrund der Überschreitung von 45 dB(A) nachts zum Schutz der Nachtruhe die Festsetzung getroffen, dass im gesamten Plangeltungsbereich für Schlaf- und Kinderzimmer schallgedämpfte Lüftungen vorzusehen sind, falls der notwendige hygie- nische Luftwechsel nicht auf andere geeignete, dem Stand der Technik entsprechende Wei- se sichergestellt werden kann. Hinsichtlich ebenerdiger Außenwohnbereiche (2,0 m ü. Gelände) wird der Immissionsgrenz- wert im gesamten Plangeltungsbereich eingehalten. Somit können Außenwohnbereiche im Erdgeschoss frei angeordnet werden. In den Obergeschossen können Außenwohnbereiche ebenfalls im fast gesamten Plangel- tungsbereich frei angeordnet werden. Lediglich innerhalb der zwei westlichen Grundstücks-

22 Gemeinde Deinste B-Plan Nr. 16 „Am Kulturbahnhof“ grenzen sollten Außenwohnbereiche aufgrund der Überschreitung des Immissionsgrenzwer- tes geschlossen ausgeführt werden. Hierzu erfolgt eine entsprechende Festsetzung. Die Ausführung von nicht beheizten Wintergärten oder verglasten Loggien ist generell zulässig. Geplante Außenwohnbereiche (Terrassen, Loggien, Balkone) sind in den von Überschrei- tungen des Immissionsgrenzwertes betroffenen Fassadenbereichen dann zulässig, wenn der Nachweis mittels Immissionsprognose erbracht wird, dass der Beurteilungspegel im Mittel- punkt des Außenwohnbereichs mittels Errichtung von Wänden oder Teilverglasungen den Immissionsgrenzwert für allgemeine Wohngebiete von 59 dB(A) tags nicht überschreitet. Alternativ können diese baulichen Anlagen vollständig baulich umschlossen werden. Im Übrigen kann durch die Errichtung von zweigeschossigen Gebäuden (Mehrfamilienhäu- ser) im westlich gelegenen WA 2 in gewissem Maße ein städtebaulicher Schallschutz für die süd-östlich dieses WA 2 gelegenen Baugrundstücke erreicht werden.

Abbildung 8 und 9: Maßgeblicher Außenlärmpegel für schutzbedürftige Räume (links) und für Räume, die überwiegend zum Schlafen genutzt werden (rechts) im 1. Bauabschnitt

Gewerbelärm und Lärm durch Landwirtschaft Mit Belastungen durch betriebsbedingte gewerbliche oder landwirtschaftliche Immissio- nen ist im Plangebiet nicht zu rechnen. Die benachbarte Bebauung ist im Wesentlichen durch Wohnnutzungen im Sinne von allgemeinen Wohngebieten geprägt. Störende Betriebe oder landwirtschaftliche Hofstellen sind auch im Bereich der gemischten Baufläche an der Straße Rehn-Campe nicht bekannt. Die Erfordernisse des Immissionsschutzes spielen dem- nach hinsichtlich der Nachbarschaft von Landwirtschaft / Gewerbe und Wohnen keine Rolle. Insbesondere hinsichtlich der nahe gelegenen, durch Düngung beaufschlagten landwirt- schaftlichen Flächen, gilt folgender Hinweis: In Bereichen mit landwirtschaftlich geprägtem Gebietscharakter werden zeitweilig landwirtschaftliche Emissionen einwirken. Ortsübliche landwirtschaftliche Immissionen (z.B. durch Gülleausbringung, Silagelagerung und Trans-

23 Gemeinde Deinste B-Plan Nr. 16 „Am Kulturbahnhof“ port), die im Rahmen der ordnungsgemäßen Landbewirtschaftung von den angrenzenden landwirtschaftlichen Nutzflächen und Betrieben ausgehen können, sind mit Hinweis auf das gegenseitige Gebot zur Rücksichtnahme zu tolerieren. Dies gilt ebenso für Geräuschimmis- sionen im Rahmen der Bewirtschaftung der Betriebsstätten und den bewirtschafteten Flä- chen.13

5. Maßnahmen zur Verwirklichung

5.1.1. Bodenordnung Die Grundstücke befinden sich in der Hand eines Eigentümers, der eine Parzellierung nach Rechtskraft des Bebauungsplans vornehmen wird. Maßnahmen der Bodenordnung sind da- her nicht erforderlich.

13 Stellungnahmen des Landkreises Stade vom 24.08.2017 und Stellungnahme der Landwirtschaftskammer Nie- dersachsen vom 07.08.2017

24 Gemeinde Deinste B-Plan Nr. 16 „Am Kulturbahnhof“

6. Flächenangaben (Die Flächengrößen sind digital aus der Planzeichnung abgegriffen und auf volle m² gerundet)

Anteil Nutzung Fläche (in m²) (in %) 1. BA 2. BA 1.+2. BA Allgemeines Wohngebiet (WA), 18.170 13.008 31.178 66 davon: - Teilgebiete WA 1 12.857 13.008 25.857

- Teilgebiete WA 2 5.313 - 5.313 Straßenverkehrsfläche 3.042 2.386 5.428 12 Verkehrsfläche bes. Zweckbest. 227 554 781 1 (Fuß- und Radweg), davon: - östlicher F+R - 554 554

- westlicher F+R 227 - 227 Fläche für Anpflanzung 1.391 788 2.179 5 (Ortsrandeingrünung), davon: - östlicher Teil 376 788 1.164

- westlicher Teil 1.015 - 1.015 Fläche für Erhaltung (vorhandener Gehölzstreifen), - 1.091 1.091 2 davon: - nördlicher Teil - 488 488

- südlicher Teil - 603 603 Flächen für die Abwasserbe- seitigung (Regenrückhaltebe- 3.035 3.439 6.474 14 cken), davon: - RRB 1 3.035 - 3.035

- RRB 2 - 3.439 3.439

Gesamt 25.865 21.266 47.131 100

Die Begründung besteht aus diesem Teil A „Begründung“, Teil B „Umweltbericht“ und Teil C „Eingriffsregelung“.

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