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Begleitpublikation Die I.G. Farben und das Konzentrationslager Buna-Monowitz | Inhaltsverzeichnis Inhaltsverzeichnis Geleitwort 5 DIE ERRICHTUNG DES KONZENTRATIONSLAGERS 7 BUNA-MONOWITZ 1. Was war die I.G. Farben? 8 2. Die Gründung der I.G. Auschwitz im April 1942 10 3. Das Konzentrationslager Auschwitz 14 4. Zwangsarbeiter bei der I.G. Auschwitz 16 5. Die SS 20 6. Die Mitarbeiter der I.G. Farben 24 DIE HÄFTLINGE IM KONZENTRATIONSLAGER 28 BUNA-MONOWITZ 7. Deportation 30 8. Ankunft 34 9. Zwangsarbeit 37 10. Fachleute 40 11. Hierarchien unter den Häftlingen 42 12. Willkür und Misshandlungen 45 13. Verpflegung 47 14. Hygiene 48 15. Krankheit 50 16. Selektion – Die »Auswahl zum Tode« 53 Die I.G. Farben und das Konzentrationslager Buna-Monowitz | Inhaltsverzeichnis 3 17. Widerstand 56 18. Bombenangriffe 59 19. Todesmärsche 61 20. Befreiung 64 21. Die Zahlen der Toten 66 DIE I.G. FARBEN NACH 1945 UND DIE JURISTISCHE 67 AUFARBEITUNG IHRER VERBRECHEN 22. Die I.G. Farben nach 1945 68 23. Der Nürnberger Prozess gegen die I.G. Farben 70 (1947/48) 24. Die Urteile im Nürnberger Prozess 72 25. Der Wollheim-Prozess 76 (1951 – 1957) 26. Aussagen aus dem Wollheim-Prozess 78 (1951 – 1957) 27. Frankfurter Auschwitz-Prozesse 80 (1963 – 1967) 28. Die politische Vereinnahmung des 81 Fischer-Prozesses durch das SED-Regime 29. Das Ende der I.G. Farben i.L. 82 (1990 – 2003) Impressum 85 4 5 Geleitwort Die I.G. Farben und das Konzentrationslager Buna-Monowitz Wirtschaft und Politik im Nationalsozialismus ZUR AUSSTELLUNG Der Chemiekonzern I.G. Farben ließ ab 1941 in unmittelbarer Nähe zum Konzen- trationslager Auschwitz eine chemische Fabrik bauen, die größte im von Deutsch- land während des Zweiten Weltkriegs eroberten Osteuropa. Sie war zugleich als zentraler Baustein des gewaltsamen Programms der »Germanisierung« der Region um Auschwitz gedacht. Neben deutschen Fachkräften setzte das Unternehmen auf der riesigen Baustelle Tausende von Häftlingen aus dem KZ Auschwitz, außerdem Kriegsgefangene und Zwangsarbeiter aus ganz Europa ein. Für die zunehmende Zahl von KZ-Häftlingen errichteten der Konzern und die SS, die eine intensive Zu- sammenarbeit miteinander verband, 1942 das firmeneigene KZ Buna-Monowitz. Tausende Häftlinge kamen durch die unmenschlichen Arbeitsbedingungen zu Tode oder wurden in den Gaskammern in Auschwitz-Birkenau ermordet, wenn sie nicht mehr arbeitsfähig waren. Die Ausstellung des Fritz Bauer Instituts zeichnet Entstehung, Betrieb und Auflösung des KZ Buna-Monowitz nach. Historische Fotografien dokumentieren die Perspektive von SS und I.G. Farben auf Baustelle und Lageralltag. Sie werden kontrastiert mit autobiographischen Texten von Überlebenden, darunter Primo Levi, Jean Améry und Elie Wiesel, sowie den Aussagen von ehemaligen Häftlingen in den Nachkriegsprozessen. Informationen zu den Gerichtsverfahren nach Kriegs- ende und den Bemühungen der Überlebenden um Entschädigung beschließen die Ausstellung. In der vorliegenden Begleitpublikation sind die Inhalte der Ausstellung dokumentiert und in Grundzügen erläutert. Sie dient der Vor- und Nachbereitung und ist als Einführung in das Thema hilfreich. Ziel ist es, die überlieferte Erinne- rung von ehemaligen Häftlingen des KZ Buna-Monowitz in den Mittelpunkt der Aufmerksamkeit zu stellen. Ihre zum Teil literarisch anspruchsvollen, zum Teil als Zeugenaussagen in Prozessen formulierten Texte sind die zentralen Exponate. Die übrigen Elemente bieten Informationen, um ihre Erzählungen und Aussagen in den Kontext zu setzen. Die Ausstellung ist dem Andenken der ermordeten und der überlebenden Häftlinge des Lagers Buna-Monowitz gewidmet. Auf dem Gelände des I.G. Farben- Hauses, heute Teil der Goethe-Universität Frankfurt am Main, erinnert das Woll- heim Memorial an sie. Dessen Website [www.wollheim-memorial.de] bietet genaue Informationen und darüber hinaus auch Interviews mit Überlebenden. Prof. Dr. Sybille Steinbacher | Direktorin Fritz Bauer Institut Die I.G. Farben und das Konzentrationslager Buna-Monowitz 7 die Errichtung des Konzentrationslagers Buna-Monowitz Aufnahme der amerikanischen Luftaufklärung vom Lager Monowitz (Auschwitz III) (Die Aufnahme wurde – wie die ebenfalls gedrehte, 1978 eingefügte Beschriftung – zur Vereinheitlichung der Karten nach Norden ausgerichtet.) | Auschwitz, 31. Mai 1944 | Washington, DC, National Archives and Records Administration 8 Die I.G. Farben und das Konzentrationslager Buna-Monowitz | 1. I.G. Farben Firmenlogo der I.G. Farben um 1925 | Leverkusen, Bayer AG, Corporate History & Archives Die 1925 gegründete »I.G. Farbenindustrie« war keine Interessen- gemeinschaft im herkömmlichen Sinne, sondern eine Aktien- gesellschaft, also ein einheitliches Unternehmen, in dem die bis dahin selbständigen Firmen der I.G. aufgingen. Der Begriff »Interessengemeinschaft« hatte ab 1925 lediglich die Bedeutung eines Eigennamens, der nicht mehr voll ausgeschrieben, sondern nur noch in der Abkürzung »I.G.« verwendet wurde. Die I.G. Farben und das Konzentrationslager Buna-Monowitz | 1. I.G. Farben 9 WAS WAR DIE I.G. FARBEN? Mitte des 19. Jahrhunderts entstanden die ersten chemischen Fabriken in Deutschland. Sie stellten vor allem künstliche Farbstoffe her. Im Ersten Weltkrieg machten diese Betriebe große Gewinne mit Sprengstoffen. Sechs von ihnen grün- deten im Jahr 1925 die I.G. Farbenindustrie AG, einen der größten internationalen Industriekonzerne. Mit der Machtübernahme der Nationalsozialisten 1933 stellte sich die I.G. Farben rasch auf die neue politische Situation ein: Der Konzern unterstützte den Wahlkampf der NSDAP 1933 finanziell. In der gesamten Zeit der NS-Herrschaft zahlte das Unternehmen Millionenbeträge an die verschiedenen NS-Massenorga- nisationen. Neben der finanziellen Lobbyarbeit sorgten die Konzernleitung und die Belegschaft für eine rasche Selbstnazifizierung: Bis Ende 1936 traten acht Spitzenmanager in die NSDAP ein. Auch Mitarbeiter in mittleren Leitungsfunk- tionen versprachen sich durch die Parteimitgliedschaft erhöhte Karrierechancen. Zugleich wurden alle Mitarbeiter und Vorstandsmitglieder, die gemäß der NS-Ras- senpolitik als Juden galten, zum Rücktritt gezwungen, ins Ausland versetzt oder entlassen. Die I.G. Farben stimmte ihre Interessen, Forschung und Investitionen in den Bereichen Sprengstoffe und Chemiewaffen, Kunstfasern, Leichtmetalle, Treibstoffe und Mineralöle, Kunststoffe und Synthesekautschuk eng mit der wirtschaftlichen Vorbereitung für den Zweiten Weltkrieg ab. Der Konzern beteiligte sich damit wesentlich an der Aufrüstungspolitik des »Dritten Reichs«. DIE ZUSAMMENARBEIT DER I.G. FARBEN MIT DEM NS-REGIME Der Zentralausschuss der I.G. Farben schuf 1935 in Berlin die »Vermittlungs- stelle W« (W = Wehrmacht), um die Zusammenarbeit mit dem Militär zu verbes- sern. Leiter wurde Vorstandsmitglied Carl Krauch, der zu einer Schlüsselfigur bei der Verflechtung von Konzern und Regierung wurde. 1936 übernahm Krauch mit seinem von der I.G. mitgebrachten Team die Ab- teilung »Forschung und Entwicklung« im »Amt für deutsche Roh- und Werkstoffe«. Ziel dieser Abteilung war es, kriegswichtige Rohstoffe durch chemisch erzeugte Stoffe zu ersetzen, um das Deutsche Reich von Importen unabhängig zu machen. Die Vorgaben der NS-Regierung zu Qualität und Quantität von Stoffen wurden mit den Investitionsplanungen und der Forschung der I.G. Farben abgestimmt. 1940 wurde Krauch als »Generalbevollmächtigter für Sonderfragen der che- mischen Erzeugung« direkt Hermann Göring unterstellt. Für seine Aufgaben als Regierungsvertreter und für die Kriegsplanung beurlaubte ihn die I.G. Farben. Er behielt jedoch alle Ämter im Konzern bei und wurde weiterhin von ihm bezahlt. Die Gründungsfirmen der I.G. Farben BASF (Ludwigshafen), Bayer (Leverkusen), Farbwerke Hoechst (Frankfurt am Main), Agfa (Berlin), Weiler-ter Meer (Uerdingen), Griesheim-Elektron (Frankfurt am Main) 10 Die I.G. Farben und das Konzentrationslager Buna-Monowitz | 2. Gründung I.G. Auschwitz DIE GRÜNDUNG DER I.G. AUSCHWITZ IM APRIL 1942 Nach dem deutschen Überfall auf Polen am 1. September 1939 suchte die I.G. Farben nach einem Standort für ein großes Chemiewerk in Osteuropa. Die Ent- scheidung fiel 1940/41 auf die 60 Kilometer westlich von Krakau gelegene Stadt Oświęcim (Auschwitz). Dabei spielten militärische, politische und wirtschaftliche Gründe eine Rolle: Der Ort lag verkehrsgünstig, in der Umgebung fanden sich reiche Rohstoffvorkommen (Kohle, Kalk und Wasser), und für den Bau des Werks konnten Zwangsarbeiter aus dem nahegelegenen Konzentrationslager Auschwitz eingesetzt werden. Das neue Chemiewerk war als komplexe chemische Fabrik konzipiert. Zu- nächst sollte das Werk die militärische Nachfrage nach künstlichen Kraftstoffen und synthetischem Kautschuk (Buna) befriedigen. Für spätere Friedenszeiten war geplant, dass die Produktionsanlagen den Markt im eroberten Osten mit Kunst- stoffen versorgen sollten. WAS IST BUNA? Zu Beginn des 20. Jahrhunderts stieg die weltweite Nachfrage nach Naturkaut- schuk (Gummi) für die Reifenproduktion der stark wachsenden Automobilindus- trie. Der damit einhergehende Preisboom veranlasste die Chemieindustrie, nach Verfahren für eine künstliche Herstellung von Kautschuk zu suchen. Seit 1929 hielt die I.G. Farben ein Patent auf die Herstellung von künstlichem Gummi, das sie als Buna bezeichnete. Aufgrund der hohen Herstellungskosten und der fallenden Preise für Naturkautschuk während der Weltwirtschaftskrise wurde die Produktion jedoch eingestellt. Ab 1933 nahmen die I.G. Farben und das NS-Regime Verhandlungen über die Großproduktion von Buna auf, um sich von Naturkautschuk