Abonnement Ein Abend mit … Montag 27.01.2020 20.00 Uhr · Kleiner Saal MIRIAM FEUERSINGER Sopran STEPHAN MACLEOD Bariton PETRA MÜLLEJANS Violine ROEL DIELTIENS Violoncello ANDREAS STAIER Cembalo

„… Mein Herz, was bist du so betrübt, da dich doch Gott durch Christum liebt?“ AUS „DER FRIEDE SEI MIT DIR“ BWV 158 PROGRAMM

Johann Sebastian Bach (1685–1750)

Kleines Präludium für Cembalo D-Dur BWV 936

„Der Friede sei mit Dir“ – Kantate BWV 158 REZITATIV „DER FRIEDE SEI MIT DIR“ ARIE MIT CHORAL „WELT, ADE, ICH BIN DEIN MÜDE“ REZITATIV UND ARIOSO „NUN, HERR, REGIERE MEINEN SINN“ CHORAL „HIER IST DAS RECHTE OSTERLAMM“

„Vergiss mein nicht“ – Zwei Geistliche Lieder aus „Schemellis Gesangsbuch“ BWV 505 und BWV 504

„Ich habe genug“ und „Schlummert ein, ihr matten Augen“ – Rezitativ und Arie aus der Kantate „Ich habe genug“ BWV 82

„Komm, süßer Tod“ – Geistliches Lied aus „Schemellis Gesangsbuch“ BWV 478

Sarabande aus der Suite für Violoncello solo c-Moll BWV 1011

„Willkommen will ich sagen, wenn der Tod ans Bette tritt“ – Arie aus der Kantate „Wer weiß, wie nahe mir mein Ende“ BWV 27

„Gib dich zufrieden und sei stille“ – Geistliches Lied aus „Schemellis Gesangsbuch“ BWV 460 Courante aus der Französischen Suite für Cembalo c-Moll BWV 813

„Komm, mein Jesus, und erquicke / Ja, ich komme und erquicke“ – Duett aus der Kantate „Ich hatte viel Bekümmernis“ BWV 21

PAUSE

Cantabile, ma un poco Adagio aus der Sonate für Violine und Cembalo G-Dur BWV 1019a

„Es kann mir fehlen nimmermehr“ – Rezitativ mit Choral aus der Kantate „Ich hab in Gottes Herz und Sinn“ BWV 92

„Wer nur den lieben Gott lässt walten“ – Choralvorspiel BWV 691

„Das Stürmen von den Winden“ – Arie aus der Kantate „Ich hab in Gottes Herz und Sinn“ BWV 92

„Auch mit gedämpften, schwachen Stimmen“ – Arie aus der Kantate „Schwingt freudig euch empor“ BWV 36

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Mobiltelefon ausgeschaltet? Vielen Dank! Cell phone turned off? Thank you! Wir machen darauf aufmerksam, dass Ton- und/oder Bildaufnahmen unserer Auf- führungen durch jede Art elektronischer Geräte strikt untersagt sind. Zuwider- handlungen sind nach dem Urheberrechtsgesetz strafbar. SCHEMELLI UND BACH

Schemelli und Bach

Georg Christian Schemelli wurde – sein exaktes Geburtsdatum ist nicht sicher bekannt – ungefähr fünf Jahre vor in Zeitz geboren. Diese Stadt ist nur etwa 150 Kilo- meter von Eisenach entfernt, wo Bach das Licht der Welt erblickte. Bevor er seine erste Kantorenstelle in Treuenbrietzen antrat, war Sche- melli ab 1695 Schüler der Leipziger Thomasschule gewesen. 1727 wurde er dann Hofkantor in Zeitz: sein Lebensamt. Hier stellte er auch sein „Musicalisches Gesang-Buch“ mit 954 geistlichen Liedern zusammen, mithin die einzige Veröffentlichung, die man von ihm kennt. „Die in diesem Gesangbuche befind- lichen Melodien sind von Sr. Hoch- edl. Herrn Johann Sebastian Bach, Hochfürstl. Sächß. Kapellmeister und Directore Chor. Musici in Leip- zig, theils ganz neu componiret, theils auch von ihm im General-Baß verbessert, und beym Angange eines TITELBLATT DES MUSICALISCHEN GESANG-BUCHS jeden Liedes gleich eingedrucket VON G.C. SCHEMELLI, LEIPZIG 1736 worden“, schreibt der Zeitzer Super­ intendent und Schlossprediger Friedrich Schulze im Vorwort des Bandes. Allerdings sind nur 69 der Lieder mit Tonsätzen – genauer der Melodie und einer bezifferten Bassstimme – SCHEMELLI UND BACH

versehen. Die Frage, inwieweit Bach tatsächlich an den Kompo- sitionen beteiligt war, beschäftigt die Musikwelt seit langem. Sicher ist, dass ohne sein Mittun wohl niemand über das Gesangbuch – es versammelt einfachere Arien, weniger Cho- räle, und war wohl besonders für häusliche Andachten und solistischen Gesang bestimmt – sprechen würde. Im Bach-­ Werkverzeichnis (BWV) finden sich die Schemelli-Lieder unter den Nummern 439 bis 507. Von den vier Beispielen dieses Konzertes gelten BWV 478, „Komm, süßer Tod“, und das eigen- händig signierte „Vergiss mein nicht, mein allerliebster Gott“ BWV 505 als zweifellos vom Leipziger Thomaskantor. Es ist aber davon auszugehen, dass er auch darüber hinaus vielen der Gesänge seinen Stempel aufgedrückt hat. Das ist unüberhör- bar, selbst wenn er dafür andere Gesangbücher und Melodien aus fremder Hand verwendet hat 1736 wurde das Schemelli-Gesangbuch im Katalog zur Leipziger und Frankfurter Ostermesse so angekündigt: „Musicalisches Gesangbuch von 950 auserlesenen geistl. Liedern und Arien. Die unbekandten Melodien sind von Herrn Capellmeister Bach entweder neu verfertigt, oder nach Befinden verbessert und so dann sauber in Kupffer gestochen worden.“

Möglicherweise kam der Kontakt mit Bach durch Schemellis Sohn zustande, der in den 1730er Jahren – also in der Wir- kungszeit Bachs – Thomasschüler war. Glaubt man zeitge- nössischen Berichten, war er wenig ernsthaft und galt als Nichtsnutz. Er studierte später an der Leipziger Universität. 1740 bekam er ein wohlwollendes Zeugnis von Bach ausge- stellt, vielleicht hatte der Vater ja darum gebeten. In jedem Fall kehrte Schemelli Junior nach Zeitz zurück, 1758 beerbte

KURZ NOTIERT er seinen Vater als Kantor und Organist. BACH INSTRUMENTAL

Bach instrumental

Seit 1723 lebte Johann Sebastian Bach in der Messe- und Uni- versitätsstadt Leipzig. Er hatte mit einer Organistenstelle in Arnstadt begonnen, war an den Höfen von Weimar – bis 1717 – und Köthen bestallt gewesen und kehrte schließlich dem Hof um den Fürsten Leopold den Rücken gen Leipzig. Als Kantor der Thomaskirche und Städtischer Musikdirektor war er für die Musik an den vier Hauptkirchen der Stadt und zudem für ein „Collegium musicum“ zuständig. Außerdem musste er die Thomasschüler unterrichten und für jeden Sonntag eine Kantate komponieren. Wenn heute die Rede von Bachs Kla- vierspiel ist – offenbar war er ein Meister der Tasten, was Augenzeugenberichte und vor allem seine vielen Werke für Tasteninstrumente beeindruckend belegen –, dann ist damit nicht das heute übliche Klavier gemeint, sondern Clavichord oder Cembalo. Im heutigen Konzert erklingen fünf rein instrumentale ­Kompositionen Bachs. Den Auftakt bildet das Präludium BWV 936, das vierte seiner sechs Kleinen Präludien, die etwa zwischen 1717 und ’20 geschrieben und erst 1802 zuerst veröf- fentlicht wurden. Es sind kleine Fingerübungen für „Anfänger auf dem Clavier“. Die Sarabande ist der vierte Satz aus Bachs fünfter Suite für Cello allein. Die insgesamt sechs Violoncello-Suiten entstam- men vermutlich ebenfalls der Köthener Zeit – sie beziehen sich, mehr oder weniger stilisiert, auf typische höfische Tänze der Barockzeit und fordern den Cellisten zu Höchstleistungen heraus. Aber Cellisten lieben diese Suiten: „Sie sind die Quint- Entdecken Sie Ihren persönlichen Mitglieder- essenz von Bachs Schaffen, und Bach selbst ist die Quintessenz bereich: Speichern und Teilen von Merklisten, aller Musik“, so Pablo Casals. Mehr geht nicht! Erinnerungsfunktion, Aktionsangebote u. v. m.

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Auch die Französischen Suiten vereinen sechs Kompositionen, in diesem Fall für das Cembalo oder Clavichord. Bach schrieb sie zwischen 1722 und ’24 – also wiederum in der Zeit als Kapellmeister in Köthen – für seine zweite Frau Anna Mag- dalena. In dem für sie zusammengestellten „Clavierbüchlein“ finden sich die Urfassungen der ersten fünf Suiten und damit auch die Courante aus der c-Moll-Suite, der Nr. 2. Seine „Sei Sounate à Cembalo certato è Violino Solo“ – die ersten Violinsonaten überhaupt, in denen das Tasteninstru- ment vom Akkordgeber zum Partner der Geige wird – gelten als Bachs wichtigster kammermusikalischer Zyklus. Weil der Meister sich im Sommer 1725 eine Abschrift von seinem Neffen Johann Heinrich verfertigen ließ – die letzte Sonate

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ergänzte er hier – müssen sie vorher entstanden sein. Anlass war vermutlich ein für September geplanter Dresden-Besuch, wo er die Stücke mit Johann Georg Pisendel, Freund und ­Geiger, spielen wollte. Die abschließende sechste Sonate liegt in drei Versionen vor. Das Cantabile, ma un poco Adagio BWV 1019a basiert auf der Arie „Heil und Segen“ aus der Kan- tate „Gott, man lobet dich in der Stille“ BWV 120. Schon 1713 hatte Bach sein sogenanntes „Orgelbüchlein“ begonnen, in dem er ganz neuartige kurze Choralvorspiele sammelte – sie sollten die Gemeinde im Gottesdienst auf den Gesang einstimmen. Und auch wenn es nicht zu den ursprünglich geplanten 164 Choralbearbeitungen kam, hat er doch auch später und bis in die Leipziger Zeit immer noch Stücke ergänzt. Das Kirchenlied „Wer nun den lieben Gott lässt walten“ folgt einem Text von Georg Neumark – Bach hat ihn mehrfach vertont. Eine Fassung BWV 691 von 1725 mit zusätzlichen Zwischenspielen findet sich in der sogenannten Kirnberger-Sammlung mit Choralbearbeitungen, eine andere im Klavierbüchlein für Wilhelm Friedemann Bach, den ältes- ten Sohn.

Eine schöne und sehr bildhafte Beschreibung von Bach an der Orgel zeichnete auch der englische Musik-Reisende Charles Burney: „Von Klangfülle war er so besessen, dass er – abgesehen von seinem fortwährenden exzessiven Pedalspiel – diejenigen Tasten mit einem Stöckchen im Mund herunterdrückte, die er im jeweiligen Augenblick

KURZ NOTIERT weder mit Händen noch mit Füßen erreichen konnte. AUS BACHS KANTATEN

Aus Bachs Kantaten

Schon als Johann Sebastian Bach 1708 in Weimar Organist und Kammermusiker am Hof der Herzöge von Sachsen-Wei- mar wurde, wandte er sich der neuen musikalischen Form der Kantate zu. Sechs Jahre später wurde mit der Berufung zum Konzertmeister die Verpflichtung zur regelmäßigen Kantatenkomposition sogar ver- traglich festgelegt. Ab 1723, in ­Leipzig, war er für die kirchlichen und weltlichen Belange der Stadt verantwortlich und hatte daher auch die wöchentlichen Kirchen- musiken an den Hauptkirchen aus- zustatten. Das Arbeitspensum war enorm – in den ersten Jahren ent- stand beispielsweise wöchentlich eine Kantate. Die Musikforschung rätselt, wann genau „Der Friede sei mit dir“ BWV 158 – Bachs kürzeste Kir- chenkantate und möglicherweise das Fragment eines größeren LEIPZIG. THOMASKIRCHE UND THOMASSCHULE. STICH VON JOHANN GOTTFRIED KRÜGNER, 1723 ­Werkes – entstanden ist. Geschrie- ben für den dritten Tag von Ostern, könnte sie ebenso in den Weimarer Jahren wie erst nach 1735 komponiert worden sein. Möglicherweise hat Bach hier auch ältere Teile (die Abschnitte 2 und 3) und neuere zusammen­ gebracht und mit einem Schlusschoral versehen. Wie auch immer – alle Unsicherheiten tun der tiefen Empfindung keinen Abbruch. AUS BACHS KANTATEN

Die vielgespielte Solokantate für Bass BWV 82, „Ich habe genu(n)g“, war für das Fest Mariä Reinigung entstanden und wurde am 2. Februar 1727 aus der Taufe gehoben. Später arrangierte Bach diese Kantate mehrfach, beispielsweise auch für eine Sopranstimme. Die Kantate, die ursprünglich mit einer Oboe besetzt ist – ein sehnsüchtiger Ruf nach dem Jenseits – vertont mit Worten eines unbekannten Textdich- ters Teile der Geschichte des Simeon aus dem Lukas-Evan­ gelium. Es ist eine der vielgespielten Schöpfungen Bachs, besonders die „Schlummer-Arie“ in der Mitte der Kantate ist berückend in ihrer melodischen Eingängigkeit. Bach hat sie eigenhändig in das Notenbüchlein seiner Frau übertragen. Als eine der nur zwölf Solokantaten des Komponisten ist das Stück ungewöhnlich weltverneinend. Inbrünstige Sehnsucht nach der himmlischen Herrlichkeit, Melancholie, Trauer, Trost – am Ende eines erfüllten Lebens gilt Simeons ganze angstfreie Hoffnung dem Jenseits, während die Erde nur ein elender Ort ist.

Eine selbstverständliche Verbindung zu Gott, die nicht extra betont zu werden braucht, schwingt durch alle Kompositio- nen. Für Bach existierte keine Trennung von geistlicher und weltlicher Musik. Bekanntermaßen hat er gleiche Melodien im sogenannten Parodieverfahren für geistliche und weltliche Anlässe verwendet. Bei seinen Kantaten griff er zu dem von Erdmann Neumeister geschaffenen modernen und opern­ haften Typ der Kirchenkantate, die ihr Hauptaugenmerk auf

KURZ NOTIERT den Wechsel von Rezitativ und Arie legte. Ein knappes halbes Jahr vorher wurde die Kantate „Wer weiß, wie nahe mir mein Ende“ BWV 27 für den 16. Sonntag nach Trinitatis am 6. Oktober 1726 zum ersten Mal gesungen. Sehr schlicht und meist homophon erklingt „Willkommen will ich sagen, wenn der Tod ans Bette tritt“: Die Worte des unbekannten Textdichters folgen der Lesung aus dem Lukas-Evangelium – AUS BACHS KANTATEN

es geht um die Auferweckung des Jünglings von Nain als ­symbolische Vorwegnahme der Auferweckung aller Toten und so der eigenen Auferstehung. Mit der Kantate „Ich hatte viel Bekümmernis“ BWV 21 geht es zurück in die Weimarer Zeit, wo sie nachweisbar das erste Mal 1714 am 3. Sonntag nach Trinitatis aufgeführt wurde. Offenbar gibt es aber auch eine frühere Fassung und eine spätere Version von nach 1723. Textdichter war vermutlich Salomon Franck. Das Duett zwischen der Seele und Jesus entfaltet Leidenschaft- lichkeit und Wärme in fast opernhaftem Gestus. Die Choralkantate „Ich hab in Gottes Herz und Sinn“ BWV 92 auf Verse von Paul Gerhardt entstammt dem zweiten Leipziger Kantatenjahr. Die erste Aufführung des großen neunsätzigen Werkes gab es Ende Januar 1725. Zunächst liedhaft in „Es kann mir fehlen nimmermehr“, wird Bach dann bewegt und tonmalerisch, um die Wetterunbilden in „Das Stürmen von den Winden“ zu zeichnen. Auch wenn Weihnachten noch nicht lange hinter uns liegt: Die optimistische Kantate „Schwingt freudig euch empor“ BWV 36 entstand für den Beginn des neuen Kirchenjahres, den ersten Advent 1731. Allerdings griff Bach hier in Eingangschor und Arien auf eine weltliche Kantate von 1725 zurück, die er damals für einen Lehrer komponiert und danach noch mehr- fach verwendet hatte. Die zweiteilige Kantate verzichtet auf Rezitative, die liebliche Sopranarie „Auch mit gedämpften, schwachen Stimmen“ entfaltet vor allem durch die Begleitung mit einer Solovioline und Echovarianten einen besonderen Reiz. TEXTE DER KANTATEN UND LIEDER

Texte der Kantaten und Lieder

„DER FRIEDE SEI MIR DIR“ – KANTATE BWV 158

Rezitativ Da bleib ich, da hab ich Vergnügen zu Der Friede sei mit dir, wohnen. Du ängstliches Gewissen! Welt, bei dir ist Krieg und Streit, Dein Mittler stehet hier, Nichts denn lauter Eitelkeit, Der hat dein Schuldenbuch Da prang ich gezieret mit himmlischen Und des Gesetzes Fluch Kronen. Verglichen und zerrissen. In den Himmel allezeit Der Friede sei mit dir, Friede, Freud und Seligkeit. Der Fürst dieser Welt, Der deiner Seele nachgestellt, Rezitativ und Arioso Ist durch des Lammes Blut Nun, Herr, regiere meinen Sinn, Bezwungen und gefällt. Damit ich auf der Welt, Mein Herz, was bist du so betrübt, So lang es dir, mich hier zu lassen, noch Da dich doch Gott durch Christum liebt? gefällt, Er selber spricht zu mir: Ein Kind des Friedens bin, Der Friede sei mit dir! Und lass mich zu dir aus meinen Leiden Wie Simeon in Frieden scheiden! Arie mit Choral Da bleib ich, da hab ich Vergnügen zu Welt, ade, ich bin dein müde, wohnen, Salems Hütten stehn mir an, Da prang ich gezieret mit himmlischen Welt, ade! Ich bin dein müde, Kronen. Ich will nach dem Himmel zu, Wo ich Gott in Ruh und Friede Choral Ewig selig schauen kann. Hier ist das rechte Osterlamm, Da wird sein der rechte Friede Davon Gott hat geboten, Und die ewge, stolze Ruh. Das ist hoch an des Kreuzes Stamm In heißer Lieb gebraten, Das Blut zeichnet unsre Tür, Das hält der Glaub dem Tode für, Der Würger kann uns nicht mehr schaden. TEXTE DER KANTATEN UND LIEDER

VERGISS MEIN NICHT ICH HABE GENUG! Vergiss mein nicht, mein allerliebster Gott. Ich habe genug! Ach! Höre doch mein Flehen, Mein Trost ist nur allein, Ach! Lass mir Gnad geschehen, Dass Jesus mein und ich sein eigen Wenn ich hab Angst und Not, möchte sein. Du meine Zuversicht, Im Glauben halt’ ich ihn, Vergiss mein nicht. Da seh’ ich auch mit Simeon Vergiss mein nicht, ach treibe fern von mir Die Freude jenes Lebens schon. Des bösen Feindes Tücke, Lasst uns mit diesem Manne zieh’n! Ingleichen das Gelücke, Ach! möchte mich von meines Leibes Das mich nur trennt von dir, Ketten Du meines Lebens Licht, Der Herr erretten! Vergiss mein nicht. Ach! wäre doch mein Abschied hier, Vergiss mein nicht, mein allerhöchster Gott. Mit Freuden sagt’ ich, Welt, zu dir: Vergib mir meine Sünden, Ich habe genug! Ach! Lass mich Gnade finden, Schlummert ein, ihr matten Augen So hat es keine Not, Schlummert ein, ihr matten Augen, Wenn solch mich anficht, Fallet sanft und selig zu! Vergiss mein nicht. Welt, ich bleibe nicht mehr hier, Vergiss mein nicht, wenn mich die böse Hab’ ich doch kein Teil an dir, Welt Das der Seele könnte taugen. Mit ihrer Bosheit plaget Hier muss ich das Elend bauen, Und mir von Schätzen saget, Aber dort, dort werd’ ich schauen Die sie doch nicht behält. Süßen Friede, stille Ruh’. Ich bin ihr nicht verpflicht’, Vergiss mein nicht. KOMM, SÜSSER TOD Vergiss mein nicht, wenn itzt der herbe Tod Komm, süßer Tod, komm sel’ge Ruh! Mir nimmt mein zeitlich Leben, Komm führe mich in Friede, Du kannst ein bessres geben, Weil ich der Welt bin müde, Mein allerliebster Gott; Ach komm! ich wart auf dich, Hör, wenn dein Kind noch spricht: Komm bald und führe mich, Vergiss mein nicht. Drück mir die Augen zu. Komm, sel’ge Ruh!

WILLKOMMEN WILL ICH SAGEN Willkommen! Will ich sagen, Wenn der Tod ans Bette tritt. Fröhlich will ich folgen, Wenn er ruft, in die Gruft, Alle meine Plagen nehm’ ich mit. TEXTE DER KANTATEN UND LIEDER

GIB DICH ZUFRIEDEN UND SEI STILLE KOMM, MEIN JESU, UND ERQUICKE Gib dich zufrieden und sei stille Seele: In dem Gotte deines Lebens! Komm, mein Jesu, und erquicke In ihm ruht aller Freuden Fülle, Und erfreu mit deinem Blicke Ohn ihn mühst du dich vergebens; Diese Seele, die soll sterben Er ist dein Quell und deine Sonne, Und nicht leben Scheint täglich hell zu deiner Wonne. Und in ihrer Unglückshöhle Gib dich zufrieden. Ganz verderben. Wie dir’s und andern oft ergehe, Ich muss stets in Kummer schweben, Ist ihm wahrlich nicht verborgen: Ja, ach ja, ich bin verloren! Er sieht und kennet aus der Höhe Nein, ach nein, du hassest mich! Der betrübten Herzen Sorgen. Ach Jesu, durchsüße mir Seele und Herze! Er zählt den Lauf der heißen Tränen Ja, ach ja, ich bin verloren! Und fasst zuhauf all unser Sehnen. Komm, mein Jesu, und erquicke Gib dich zufrieden. Mich mit deinem Gnadenblicke! Er hört die Seufzer deiner Seelen Und des Herzens stilles Klagen, Jesus: Und was du keinem darfst erzählen, Ja, ich komme und erquicke Magst du Gott gar kühnlich sagen. Dich mit meinem Gnadenblicke. Er ist nicht fern, steht in der Mitten, Deine Seele, die soll leben Hört bald und gern der Armen Bitten. Und nicht sterben, Gib dich zufrieden. Hier aus dieser Wundenhöhle Es kann und mag nicht anders werden: Sollst du erben Alle Menschen müssen leiden; Heil durch diesen Saft der Reben. Was webt und lebet auf der Erden, Nein, ach nein, du bist erkoren! Kann das Unglück nicht vermeiden. Ja, ach ja, ich liebe dich! Des Kreuzes Stab schlägt unsre Lenden Entweichet, ihr Sorgen, Bis in das Grab: da wird sich’s enden. Verschwinde, du Schmerze! Gib dich zufrieden. Ja, ich komme und erquicke. Er wird uns bringen zu den Scharen Der Erwählten und Getreuen, Die hier mit Frieden abgefahren, Sich auch nun im Frieden freuen, Da sie den Grund, der nicht kann brechen, Den ewgen Mund selbst hören sprechen: Gib dich zufrieden. (Insgesamt 15 Strophen) TEXTE DER KANTATEN UND LIEDER

ES KANN MIR FEHLEN NIMMERMEHR DAS STÜRMEN VON DEN WINDEN Es kann mir fehlen nimmermehr! Das Stürmen von den Winden Es müssen eh’r Das Brausen von den rauhen Winden Wie selbst der treue Zeuge spricht, Macht, dass wir volle Ähren finden. Mit Prasseln und mit grausem Knallen Des Kreuzes Ungestüm schafft bei den Die Berge und die Hügel fallen: Christen Frucht, Mein Heiland aber trüget nicht, Drum lasst uns alle unser Leben Mein Vater muss mich lieben. Dem weisen Herrscher ganz ergeben. Durch Jesu rotes Blut Küsst seines Sohnes Hand, verehrt die Bin ich in seine Hand geschrieben; treue Zucht. Er schützt mich doch! Wenn er mich auch gleich wirft ins Meer, AUCH MIT GEDÄMPFTEN, SCHWACHEN STIMMEN So lebt der Herr auf großen Wassern noch, Auch mit gedämpften, schwachen Stimmen Der hat mir selbst mein Leben zugeteilt, Wird Gottes Majestät verehrt. Drum werden sie mich nicht ersäufen. Denn schallet nur der Geist darbei, Wenn mich die Wellen schon ergreifen So ist ihm solches ein Geschrei, Und ihre Wut mit mir zum Abgrund eilt, Das er im Himmel selber hört. So will er mich nur üben, Ob ich an Jonam werde denken, Ob ich den Sinn mit Petro auf ihn werde lenken. Er will mich stark im Glauben machen, Er will vor meine Seele wachen Und mein Gemüt, Das immer wankt und weicht in seiner Güt, Der an Beständigkeit nichts gleicht, Gewöhnen, fest zu stehen. Mein Fuß soll fest Bis an der Tage letzten Rest Sich hier auf diesen Felsen gründen. Halt ich denn Stand, Und lasse mich in felsenfesten Glauben finden, Weiß seine Hand, Die er mich schon vom Himmel beut, zu rechter Zeit Mich wieder zu erhöhen. MITWIRKENDE

Im Porträt MIRIAM FEUERSINGER entdeckte bereits als Kind ihre Liebe zum Gesang und studierte an der Musik-Akademie Basel bei . Die beson- dere Zuneigung der österreichischen Sopranistin gilt dem Kantaten- und Passionswerk Johann Sebastian Bachs sowie der Musik seiner Zeitgenossen und ­Vorgänger. So rief sie 2014 die Reihe „Bach­kantaten in Vorarlberg“ ins Leben. Regelmäßig ist sie bei Kon- zertreihen wie der Bachstiftung St. Gallen (Schweiz), All of Bach ­(Niederlande), der Bachakademie Stuttgart und den Abendmusiken in der Predigerkirche Basel zu Gast, außerdem bei Festivals wie dem Bachfest Köthen, Bachcelona ­(Spanien), den Tagen alter Musik Regensburg, den Barock­tagen Stift Melk und Musica Sacra St. Pölten. Daneben widmet sie sich aber auch der geistlichen Musik bis hin zur Spätromantik. Zu ihren musikalischen Partnern zäh- len Václav Luks, Hans-Christoph Rademann, Rudolf Lutz, , Sigiswald Kuijken, Peter Dijkstra, Shunske Sato und Daniel Reuss sowie renommierte Formationen (Freiburger Barockorchester, , Capricornus Consort Basel, Les Cornets Noirs, Kammerorchester Basel, Concerto Stella Matutina, L’Arpa Festante). Sie erhielt zahlreiche Auszeichnun- gen, unter anderem den Preis der deutschen Schallplattenkri- tik 2/2014, ECHO Klassik 2014 und Ö1 Pasticcio-Preis 5/2017. MITWIRKENDE

Informationen zu CD- und DVD-Aufnahmen und zu aktuellen Konzerten finden sie auf www.Miriam-Feuersinger.info.

STEPHAN MACLEOD studierte in seiner Heimatstadt Genf Violine und Klavier, ­später Gesang bei Kurt Moll in Köln und bei Gary Magby in Lausanne. Er singt vor allem im Oratorien- und Konzert-­ Bereich und arbeitet dabei mit Diri- genten wie Philippe Herre­weghe, Jordi Savall, Michel Corboz, Sigis- wald Kuijken, , Masaaki Suzuki, Hans-Christoph Rademann, Václav Luks, Daniel Harding, Franz Brüggen, Philippe Pierlot, Frieder Bernius, Reinhard Goebel, Christophe Coin, Steven Stubbs, Helmut Rilling, Jos Van Immerseel und Paul Van Nevel zusammen. Fünf Jahre war er Mit- glied im Huelgas Ensemble. 2001 gab er in Brüssel sein Operndebüt und sang seither in Produktionen in Genf, Köln, Bilbao, Lausanne, Toulouse und Venedig. Seine solistische Karriere führte ihn in fast alle europäischen Länder, nach Israel, Japan, China, Nord- und Süd-Amerika. Er hat bei über 80 CD-Aufnahmen mitgewirkt. Stephan MacLeod wirkt auch als Dirigent und ist Chef und Gründer des Ensembles Gli Angeli Genève, das seit 2005 eine eigene Reihe in Genf hat und mit dem er weltweit mehr als 30 Konzerte pro Jahr gibt. Zunehmend wird er als Gastdirigent sowohl von Spezialensembles für Alte Musik wie auch von großen Sinfonieorchestern eingeladen. Seit 2013 ist er Professor für Gesang an der Musikhochschule in Lausanne. MITWIRKENDE

ANDREAS STAIER wurde als Cembalist weltberühmt. Doch ist er nicht nur ein virtuoser Vertreter der so genannten Historischen Aufführungs- praxis, sondern vor allem ein leidenschaftlicher Klang­sucher. Er erforscht zu den Werken die jeweilige geschichtliche Situa- tion, in denen sie entstanden, und eröffnet dadurch ganz neue Interpretationsansätze und überraschende Hörerfahrungen. Sein Engagement schließt auch die Musik unserer Gegenwart ein – dies zeigt sich unter anderem in seiner Zusammenarbeit mit dem französi- schen Komponisten Brice Pauset (*1965), aus der mehrere Kompositi- onen hervorgegangen sind, so etwa die im Jahr 2000 entstandene „Kon- tra-Sonate“, ein Hybrid aus Schuberts a-Moll-Sonate D 845 und „Kontra- kompositionen“ Pausets. Andreas Staiers Schaffen ist auf zahlreichen Tonträgern dokumen- tiert, die durchweg mit prominen- ten Preisen ausgezeichnet wurden. Seine Aufnahme der Bachschen Cembalokonzerte gemeinsam mit dem Freiburger Barockorchester wurde mit dem ECHO Klassik in der Kategorie Beste Einspielung (bis inkl. 18. Jh.) bedacht. Am Cembalo oder am Hammerklavier konzertierte er weltweit auf bedeutenden Festivals und Konzertbühnen mit Ensembles wie dem Freiburger Barockorchester, Concerto Köln, der Akademie für Alte Musik Berlin oder dem Orquestra Barroca Casa da Música Porto. Er gibt Meisterkurse in vielen Ländern, war von 1987 bis 1995 Professor für Cembalo und Hammerklavier an der Schola Cantorum Basiliensis und in der Saison 2017/18 zu Gast beim Wissenschaftskolleg in Berlin. MITWIRKENDE

PETRA MÜLLEJANS ist Geigerin im Freiburger Barockorchester , das sie in den letzten 30 Jahren als Konzertmeisterin geleitet hat und mit dem sie auch als Solistin regelmäßig aufgetreten ist. Ihr Zugang zur Musik des Barock und der Klassik ist geprägt von der ständigen Suche nach einer erzählenden Musizierweise. Wichtige und inspirierende Ratgeber und Diskussionspartner auf diesem Weg sind für sie Gott- fried von der Goltz, René Jacobs, Helga Thoene, Michael Schneider, Hille Perl oder Andreas Staier. Mit der Cembalistin Sabine Bauer verbindet sie eine langjährige, sehr intensive Zusammenarbeit, in deren Mittelpunkt besonders die Musik der Bach-Familie steht. Ergebnis dieser Partnerschaft ist unter anderem die Aufnahme der Sonaten für Violine und obligates Cembalo von Johann Sebastian Bach. Petra Müllejans ist Professorin für Barockvioline an der Hochschule für Musik und Darstellende Kunst in Frankfurt am Main.

ROEL DIELTIENS studierte in Antwerpen und Detmold und erwarb sich schnell international den Ruf einer Autorität sowohl auf dem moder- nen als auch auf dem barocken Cello. Bereits am Beginn seiner Karriere war er auf Konzertpodien in Paris, Berlin, London, New York, Moskau oder Tokio zu Gast. Er ist Gründer des Ensembles Explorations und tritt seit 2010 im Klaviertrio mit Andreas Staier und Daniel Sepec (Violine) auf. Für die Labels Harmonia Mundi und Etcetera hat er zahlreiche, von der MITWIRKENDE

­Kritik hoch gelobte Aufnahmen gemacht; 2010 wurde seine Einspielung der Bachschen Solosuiten mit einem Klara Preis und dem Caecilia Preis ausgezeichnet.

Roel Dieltiens ist Professor für Violoncello an der Hochschule der Künste in Zürich, war Jury-Mitglied bei internationalen Wettbewerben wie dem Johann-Sebastian-Bach-Wettbewerb und dem Moskauer Tschaikowsky-Wettbewerb und lehrt Kammermusik am Lemmensinstituut von Leuven (Belgien). 2006 produzierte der TV-Kanal Canvas einen Dokumentar- film über ihn.

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IMPRESSUM HERAUSGEBER Konzerthaus Berlin, Intendant Prof. Dr. Sebastian Nordmann · TEXT Barbara Gugisch · REDAKTION Andreas Hitscher · ABBILDUNGEN Archiv Konzerthaus Berlin (2), Christine Schneider, privat, Annelies van der Vegt, Stefaan Baeten, Josep Molina) · SATZ, REINZEICHNUNG UND HERSTELLUNG REIHER Grafikdesign & Druck · Gedruckt auf Recyclingpapier PREIS 2,30 ¤