Christoph Graupner Duo-Kantaten Christoph Graupner (1683-1760) Duo-Kantaten Für Sopran & Alt Duo Cantatas for Soprano & Alto
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Christoph Graupner Duo-Kantaten Christoph Graupner (1683-1760) Duo-Kantaten für Sopran & Alt Duo cantatas for soprano & alto Miriam Feuersinger Sopran / soprano Franz Vitzthum Countertenor Capricornus Consort Basel Peter Barczi, Eva Borhi Barockvioline / Baroque violin Matthias Jäggi Barockviola / Baroque viol Daniel Rosin Barockcello / Baroque cello David Blunden Orgel / organ Julian Behr Theorbe / theorbo Peter Barczi, David Blunden, Franz Vitzthum, Christian Sager, Miriam Feuersinger, Matthias Jäggi, Peter Barczi Eva Borhi, Julian Behr, Daniel Rosin Leitung / direction Christoph Graupner (1683-1760) 1 »Le Desire« aus der Ouverture in F-Dur GWV 445 [PB] 3:28 12 Grave aus Canon in B-Dur GWV 218 1:51 Kantate »Demüthiget euch nun« GWV 1144/12 Kantate »Wenn wir in höchsten Nöthen seyn« GWV 1143/12 zum 3. Sonntag nach Trinitatis (Jahrgang 1711/12) Kantate zum 2. Sonntag nach Trinitatis (Jahrgang 1711/12) für 2 Soprane, Streicher & Basso continuo für 2 Soprane, Streicher & Basso continuo 2 Duett Largo-Allegro [MF & FV] 2:07 13 Choral [MF & FV] 0:46 3 Aria Largo [MF, EB] 4:08 14 Aria à 2 [MF & FV] 4:27 4 Recitativo accompagnato [MF/FV]] 0:32 15 Recitativo accompagnato [MF] 0:33 5 Duetto Presto [MF & FV] 3:09 16 Aria [MF, EB] 4:18 17 Duetto [MF & FV] 1:30 6 Affettuoso aus der Triosonate in D-Dur GWV 204 2:15 Kantate »Waffne dich, mein Geist, zu kämpfen« GWV 1148/20 18 Sonata in g-moll GWV 724 4:49 zum 7. Sonntag nach Trinitatis (Jahrgang 1719/20) Kantate »Weg, verdammtes Sündenleben« GWV 1147/20 für Sopran, Alt, Streicher & Basso continuo Kantate zum 6. Sonntag nach Trinitatis (Jahrgang 1719/20) 7 Aria [FV, PB] 4:42 für Sopran, Alt, Streicher & Basso continuo 8 Recitativo [MF] 1:06 19 Aria [FV] 4:58 9 Aria Largo [MF, PB] 5:18 20 Recitativo [FV] 1:12 10 Recitativo [MF] 1:02 21 Recitativo accompagnato [MF] 0:27 11 Duetto [MF & FV, PB] 4:02 22 Aria [MF] 4:08 23 Recitativo [MF] 1:02 24 Duett [MF & FV] 3:03 Miriam Feuersinger Sopran [MF] Franz Vitzthum Countertenor [FV] Eva Borhi Solovioline [EB] Peter Barczi Solovioline [PB] »Liebliches und geistliches Singen und Spielen« Ernst Ludwig von Hessen-Darmstadt hatte 1685 burg getrieben, wo er in dem Operndirektor als 18-Jähriger in Versailles die französischen Reinhard Keiser einen neuen Lehrmeister fand. Hofopern-Spektakel Ludwigs XIV. und seines »Kurtz darauf kam der damahls-regierende Hofkapellmeisters Jean-Baptiste Lully kennen- Herr Landgraf von Darmstadt nach Hamburg, gelernt und umgehend in die heimische Re- deßen Hochfürstliche Durchlauchtigkeit mich sidenz importiert. In den Folgejahren suchte sehr gnädigst befragen liessen, ob ich wohl Lust dann der Sonnenkönig selbst in Gestalt seiner hätte, mit nach Darmstadt zu gehen? Ich sagte Armeen die hessische Landgrafschaft heim, und gleich in aller Unterthänigkeit ja«, erinnert sich erst Anfang des neuen Jahrhunderts konnte man Graupner 1740. in Darmstadt wieder an eine Hofoper denken. Von hochtrabenden Opernplänen musste der Die Anregungen dazu gingen inzwischen vor Landgraf allerdings nach einigen Jahren Ab- allem von Hamburg aus, wo mit dem Theater stand nehmen – es fehlte das Geld. Seinen am Gänsemarkt Deutschlands ältestes bürgerli- ambitionierten Anforderungen an die übrige ches Opernhaus florierte. Mindestens dreimal, Hofmusik, zu der repräsentative Ouvertüren- in den Jahren 1706, 1708 und 1709, war Ernst und Konzertdarbietungen ebenso gehörten wie Ludwig in Hamburg zu Besuch. Er war selbst regelmäßige Aufführungen geistlicher Werke, ein guter Cembalist und Lautenist, der auch das standen ebenfalls immer wieder die schlechte Komponieren verstand, und er betätigte sich im Zahlungsmoral und die daraus resultierenden Umfeld der Hamburger Opern-Aufführungen Abwanderungstendenzen gerade unter den offenbar als sein eigener Headhunter. qualifiziertesten Kräften der Hofkapelle ent- Ernst Ludwig wurde auf den 25-jährigen gegen. Was Christoph Graupner nicht davon Operncembalisten und -komponisten Chris- abgehalten hat, kontinuierlich Werke von größ- toph Graupner aufmerksam. Der war als junges ter musikalischer Qualität und erstaunlichem musikalisches Talent aus dem Erzgebirge an die Abwechslungsreichtum zu komponieren – bis Leipziger Thomasschule gekommen, wo die zu seiner Erblindung im Jahre 1754, nach der Kantoren Johann Schelle und Johann Kuhnau ihm immerhin noch sechs Ruhestands-Jahre mit für seine fundierte Ausbildung sorgten. Den fürstlichem Pensionsgehalt vergönnt waren. jungen Jura-Studenten hatte 1706 die Invasion Was dem Landgrafen Ernst Ludwig und nach schwedischer Truppen von Leipzig nach Ham- dessen Tod 1739 seinem Sohn Ludwig an Christoph Graupner: Le Desire aus Ouvertüre in F-Dur GWV 445, Autograph Universitäts- und Landesbibliothek Darmstadt Mus Ms. 464/17 7 Opernmusik entging, musste die Kirchenmusik Tod Ende 1739, mit ihm die Pflicht, regelmäßig partien. Die instrumentale Begleitung ist glei- Choralstrophe Wenn wir in höchsten Nöten bieten: in Gestalt von Kantaten für eine oder Kantaten zu komponieren. chermaßen auf den eher intimen Rahmen der sein voranstellt und effektvoll von beiden Stim- mehrere Singstimmen und Instrumente, die Die Texte dazu lieferte inzwischen der Hofbib- Darmstädter Schlosskapelle abgestimmt. Mit- men im Unisono singen lässt. In Demütiget in den sonn- und feiertäglichen Gottesdiens- liothekar Georg Christian Lehms, der noch wäh- unter spiegelt sich da aber wohl auch die je- euch vertont er die Halbsätze im einleitenden ten der Schlosskapelle erklangen. Mehr als rend seines Studiums in Leipzig Libretti für die weilige Verfügbarkeit der Musiker wider – und Zitat aus dem ersten Petrusbrief in der altbe- 1.400 Werke dieser Art aus Graupners Feder dortige Oper verfasst hatte und Ende 1710 eben- nicht zuletzt der Musikerinnen. Über das all- währten Form von ›Präludium und Fuge‹; die werden heute in der Hessischen Landes-und falls von Weißenfels nach Darmstadt gekommen gemeine kirchliche Musizierverbot für Frauen imitatorisch geführten Singstimmen werden Hochschulbibliothek Darmstadt verwahrt, war. Im November 1711 ließ er seine Textsamm- setzte sich Ernst Ludwig damals schon hinweg, dabei teilweise durch kontrapunktisch geführ- und sie harren größtenteils noch der musikali- lung Gottgefälliges Kirchen-Opfer erscheinen, schließlich hatte er von der Hamburger Oper te Instrumente ergänzt. Dem stehen lyrische schen Wiederentdeckung. Vier von ihnen stellt die als Grundlage für die Kantaten-Vertonungen neben Graupner noch zwei hervorragende Sän- Soloarien gegenüber, in denen Graupner aber das vorliegende CD-Programm vor – je zwei des folgenden Kirchenjahres in der Darmstädter gerinnen abgeworben: Anna Maria Schober, ebenso wie in den ausdrucksvollen Rezitativen Werke aus den Jahren 1712 und 1720, die Schlosskapelle diente und auch den Zuhörern gebürtig aus Frankfurt und 1686 als Vierzehn- affektgeladene Begriffe (z. B. »erhebe dich«, unterschiedliche Schaffensphasen Graupners das Mitlesen ermöglichte. Im Vorwort formuliert jährige schon einmal am landgräflichen Hof »Rache«, »verjagen«, »Freude«) mit wortaus- repräsentieren. Ihnen hat das Capricornus Con- Lehms sein poetisches Credo zur geistlichen aufgetreten, sowie Margaretha Susanna Kayser, deutenden Koloraturketten verbindet. Keisers sort jeweils Sätze aus dem ebenso vielfältigen Kantaten-Form: Die natürliche Neigung des deren Gatte gleichzeitig Mitglied des Instru- Hamburger Opernton schwingt in der spre- instrumentalen Ensembleschaffen Graupners Menschen zu religiöser Versenkung und Buße mentalensembles wurde. chend-eingängigen Melodik mit, die Graupner vorangestellt. Im Sinne einer Sinfonia stimmen könne man »nicht besser stärcken, und je mehr Beide Sängerinnen mögen im Juni 1712 am 2. gerne in satte Harmonien kleidet. sie auf die Vokalstücke ein – das war damals und mehr in sich würcken lassen, als durch ei- und 3. Sonntag nach Trinitatis die Vokalpartien allgemeine Praxis, wie auch so manche Kanta- nen beweglichen und affectueusen Kirchen-Text, in den Kantaten Wenn wir in höchsten Nöthen Als im Juli 1720 die Kantaten Weg, verdammtes tenpartitur Johann Sebastian Bachs belegt. den die Music recht lebendig vorstellet. Zu dem seyn und Demütiget euch zur sparsamen Be- Sündenleben und Waffne dich, mein Geist, zu Ende hat man heutiges Tages die Capellen, wel- gleitung durch Streicher und Basso continuo in- kämpfen am 6. und 7. Sonntag nach Trinitatis Im Januar 1711 übernahm Christoph Graupner che dem Herren zu Ehren gehalten werden, und terpretiert haben. Vielleicht hat aber auch ihre in der Darmstädter Schlosskapelle zur Auffüh- noch vor dem Tod des bisherigen Kapellmeisters die Hertzen durch ihr angenehmes, liebliches Rivalin, die 1711 von Leipzig engagierte Star- rung kamen, war der Hofbibliothekar Lehms Carl Briegel dessen Amt. Sein Stellvertreter wur- und geistliches Singen und Spielen zu recht voll- Operistin Johanna Elisabeth Döbricht, eine der schon mehr als drei Jahre tot. Die Stelle des de Gottfried Grünewald. Dieser hervorragende kommener Andacht reitzen wollen.« Partien übernommen. Sie heiratete 1713 den Kantaten-Textdichters hatte inzwischen Johann Sänger und virtuose Cembalo- und Hackbrett- Entsprechend innig fallen oft die wechselnd aus Gambenvirtuosen und landgräflichen Kapell- Conrad Lichtenberg eingenommen, ein wich- Spieler war bis 1703 in der Leipziger Kirchen- Bibel- oder Choralzitaten sowie frei gedichte- direktor Ernst Christian Hesse und blieb dem tiger Vertreter der landgräflichen Geistlichkeit, und Opernmusik engagiert, danach ebenfalls in ten Rezitativen und Arien zusammengestellten Darmstädter Hof ihr Leben lang verbunden;