Freiburg900jahre

MBER 2020 Re:vue DEZE Die Zeit, sie vergeht nicht 900 Jahre Stadt Freiburg Siedlungsspuren • Marktgründung • Münsterbau Universität • Reformation • Kriege Revolution • Republik • Nachhaltigkeit

Liebe Leserinnen und Leser, um richtige Zukunftsentscheidungen zu treffen, müssen wir verstehen, woher wir kommen. Albert Einstein soll gesagt haben: »Wir leben in einer Zeit vollkommener Mittel und verworrener Ziele.« Um sich klare Ziele zu setzen, ist es hilfreich, die eigene Vergangenheit zu kennen. Mit dieser Sonderausgabe des Amtsblatts wollen wir die Geschichte Freiburgs aus Anlass des 900. Geburtstags in Erinnerung rufen. Unsere Autoren und Autorinnen, denen ich für ihr Engagement sehr danken möchte, haben aus der Fülle an Ereignissen die prägendsten ausgewählt und beschrieben. Denn die Zeit, sie vergeht nicht – wenn wir sie in lebendiger Erinnerung behalten. Ihr Martin W. W. Horn, Oberbürgermeister Von der Eiszeit bis zu den Zähringern Freiburg900jahre Archäologische Funde bieten Einblicke in die Jahrtausende alte Vorgeschichte Freiburgs mber 2020 Re:vue Deze

◄ So sah Freiburg um das Jahr 1200 aus: Unterhalb der heute nicht mehr erhaltene Burg auf dem Schlossberg präsentiert sich die Stadt von einer Mauer umgeben. (3D-Reproduktion Hans-Jürgen van Akkeren, 2018)

Erst kam der Markt – dann die Stadt Erste Siedlungsspuren Erste Marktentwicklung

Archäologie Mit der Stadtgründung wuchs die Souveränität der Bürgerschaft

► Der Zähringer Burgberg m Beginn der Umstände, die zuerst Herzog Bertold ten, die er in seine Siedlung locken die sie zu einem mehr als einen Me- (in der Geschich- II. von Zähringen (+ 1111) und dann sei- wollte, besondere Rechte. Er befreite ter langen Pergamentplakat verban- bis 1100 Bildmitte) 1100–1200 te der Stadt nen Sohn Konrad (+ 1152) dazu bewo- sie von Abgaben, wies ihnen eigene den und mit dem ersten Siegel der wurde bereits im 4. Jahr- A Freiburg stehen gen, können wir nur Vermutungen Grundstücke, die Hofstätten, in sei- Bürgergemeinde versahen. Freiburg hundert n. Chr. mit großem Aufwand zur Burgstelle umgebaut. zwei Jahreszahlen: anstellen. Jenseits aller Einzelheiten nem neu errichteten Marktort zu, war somit zwar die Gründung einer (Foto: M. El-Kassem, 1008 1091 und 1120. Zu aber bleibt eines bemerkenswert: die und erlaubte ihnen, ihre Richter und Adelsfamilie, bemerkenswerter an Landesamt für Denkmalpflege) beiden Daten sind Tatsache, dass beide so früh auf die Pfarrer selbst zu wählen. Was Konrad seiner frühen Geschichte ist aber, Initiativen von Idee kamen, eine Stadt zu gründen. den Bewohnern seiner ummauerten dass es rasch zur Bürgerstadt wurde. In der Wildbann-Urkunde Heinrichs II. werden Adeligen über- Denn Freiburg steht im deutschspra- Siedlung (lateinisch: burgus, ihre Be- Dafür steht der heute im Stadtarchiv liefert, an der chigen Raum zeitlich an der Spitze ei- wohner burgenses, Bürger) verlieh, verwahrte Stadtrodel wie kein ande- erstmals die Dörfer und heutigen Stadtteile Wiehre, ie Verleihung der Markt- sumpfige Flussauen. Die Menschen im wahrsten Sin- Uffhausen, Zähringen und Herdern1091 genannt. Dreisam eine ner Welle von Stadtgründungen, die war zwar nicht völlig neu. Neu aber res Dokument. ( Jürgen Dendorfer) rechte jährt sich 2020 zum mussten sich anpassen. Ausgehend ne herausragen- neue Siedlung im Laufe des 12. und 13. Jahrhunderts war, dass er diese Rechte den Ein- D900. Mal. Ein bedeutendes vom Nahen Osten breitete sich über des Beispiel dafür zu errichten, immer stärker anschwoll. Sie führte wohnern einer gerade entstehenden Jubiläum für Freiburg und all die- zwei Routen entlang der Donau so- ist der Zähringer die den Na- dazu, dass sich im hohen Mittelalter Siedlung zugestand. Die Freiburger Frühestes überliefertes Datum der Gründung Frei- PORTRÄT jenigen, die die Breisgaumetropole wie über das Mittelmeer und die Burgberg. Im Ge- men Freiburg die Siedlungslandschaft grundlegend Kaufleute waren damit von Anfang burgs in den Marbacher Annalen. Jüngste archäologi- im Herzen tragen. Doch schon weit Täler von RhÔne und Rhein eine re- gensatz zu den sche Untersuchungen haben jedoch Beweise erbracht, tragen soll- verändern sollte; in einem Meer von an nicht nur eine wirtschaftliche In- Bertold V. von vor dem Jahr 1120 lebten Menschen volutionäre neue Lebensweise Rich- sanft gerundeten dass in der Tat schon vor 1120 bedeutende vorstädti- te. Über die agrarisch dominierten Siedlungen teressengemeinschaft, sondern wur- im Stadtgebiet und den einge- tung Breisgau aus: Statt den Tierher- Vorbergen des sche Strukturen existierten. Die Grabungsergebnisseworden ist. entstanden nun gleichsam als Inseln den zu einer Rechtsgemeinschaft, Zähringen meindeten Ortsteilen. Bei archäo- den zu folgen und vom Sammeln Schwarzwalds ist sprechen dafür, dass Freiburg schon Jahrzehnte vor mehr und mehr Städte. Unter den die sich im Laufe des ersten Jahrhun- der Marktgründung als Gewerbesiedlung angelegt 1218 starb mit Bertold V. der letz- logischen Ausgrabungen, meist und Jagen zu leben, blieben sie vor die Kuppe des vielen in dieser Zeit gegründeten derts der Stadtgeschichte mehr und 1093 te und bekannteste Herzog von im Zuge von Baumaßnahmen Ort und wurden zu frühen Bäuerin- Burgbergs abge- Städten ragt Freiburg deshalb her- mehr auch politisch eigenständig ge- Zähringen. Zahlreiche Geschichten oder Flurbereinigungen, kommen nen und Bauern. flacht und gleicht vor, weil es eine der frühsten Grün- genüber den zähringischen Stadther- ranken sich bis heute um seine Per- regelmäßig neue Funde zum Vor- einem 250 auf dungen ist, die noch dazu nicht von ren artikulierte. Die Marktsiedlung son. Belegt ist, dass er sich in seiner Lössböden waren der Der Zähringer Bertold II. verlegt das Hauskloster sei- schein – und damit auch Einblicke 300 Meter großen, einem König oder Bischof, sondern an der Dreisam blühte zudem rasch über dreißigjährigen Amtszeit als bevorzugte Siedlungsraum ner Familie von HerrschaftszentrumsWeilheim/Teck in die Näheund gründetdes neuen die in Lebenswelten, die viele Jahrtau- terrassenförmigen von einer Adelsfamilie, den Zährin- auf. Archäologen haben erkannt, Burgenbauer und Städtegründer sende vor der Gründung Freiburgs Besonders gut ist das in Opfingen Hochplateau, das Benediktinerabtei Sankt Peter im Schwarzwald.1120 gern, begonnen wurde. Die Zährin- wie planmäßig ganze Straßenzüge hervortat, z. B. von Bern, der Schwei- liegen. und Tiengen zu beobachten. Am nur durch mensch- ger, die sich nach der Burg Zährin- mit aufwendigen und kostspieligen zer Hauptstadt, und dass er Freiburg Am Ortsrand von Munzingen Osthang des Tunibergs entsteht seit liche Eingriffe entstanden sein ▲ Diese römische Reliefschale aus dem gen benannten, kamen am Ende des Steinbauten entstanden, innerhalb zu seiner Breisgauer aus- im Jahr 1874: Der Apotheker Kübler dem Ende der Eiszeit durch natürli- kann. Doch waren hier tatsächlich 2. Jahrh. wurde 2020 in Tiengen gefunden. 11. Jahrhunderts in den Breisgau. Sie von Jahrzehnten lassen sich zudem wählte. Dies beweist nicht zuletzt Auf eigenem Besitz gründet Konrad von Zähringen, das Freiburger Münster, dessen Bau und der Arzt Schmidt stehen am che Verwitterungsprozesse aus Löss die Zähringer am Werk? (Archäologisches Museum Colombischlössle, erlangten im Laufe des 12. Jahrhun- immer wieder Neuansät- Bruder des amtierenden Herzogs Bertold III., den er in Auftrag gab. A. Killian). Markt Freiburg nahe wichtiger Handelswege. Aus Fuß des Kapellenbergs, dem süd- ein besonders fruchtbarer Boden. Archäologische Untersuchungen derts weit ausgreifende Herrschafts- ze greifen: die Stadtmauer Den Höhepunkt einem gekürzt wiedergegebenen Text im Güterver- lichen Ende des Tunibergs. In nur Das blieb auch in der Jungsteinzeit des Instituts für Ur- und Frühge- rechte und Besitzungen, die sich von schloss sich zunehmend, seines Lebens stell- zeichnis der Zisterzienserabtei Tennenbach aus dem 1,5 Metern Tiefe sind sie auf Kno- nicht unbemerkt. Ab etwa 5500 v. schichte der Universität Freiburg und rekonstruieren. der Ortenau über den Breisgau bis Türme wurden errichtet te sicherlich das 14. Jahrhundert und im Vergleich mit anderen Texten chen, Geweihe und ungewöhnliche Chr. ließen sich die Menschen in des Landesdenkmalamtes (1985 – 90) Urnenfelderzeit (1200 – 750 v. Chr.) lässt sich die Freiburger »Gründungsurkunde« in die Westschweiz erstreckten. Bur- und die Pfarrkirche der Jahr 1198 dar, als Steine gestoßen. Einige ihrer Fun- Opfingen (Gewann Bodenlei) und ab förderten Erstaunliches zutage: Die sowie Bergbauspuren aus der Eisen- 1122 gen und Städte waren neben Klös- Stadt, das Münster, hatte einzelne Reichs- de scheinen bearbeitet worden zu etwa 4900 v. Chr. in Tiengen nieder. ältesten Funde stammen aus der zeit (750 – 50 v. Chr.) und der römi- tern wie St. Peter auf dem Schwarz- schon um 1200 erstaunli- fürsten vorschlu- sein: Spitzen aus Geweih und schar- Sie rodeten mit geschliffenen Stein- jungsteinzeitlichen Michelsberger schen Zeit (1. und 2. Jh. n. Chr.). Im 4. wald wesentliche Orte zähringischer che Dimensionen. An der gen, ihn zum deut- fe Klingen aus Hornstein. Doch wer beilen den Wald, bauten bis zu 40 Kultur (4400–3500 v. Chr.). Hinzu und 5. Jahrhundert waren es ger- Herrschaft. Der Raum um Freiburg inneren Entwicklung der schen König zu Tod Herzog Bertolds III.. Er wird in Sankt Peter beige- hat sie gefertigt, zu welchem Zweck Meter lange Holzhäuser, pflanzten kommen Siedlungsfunde aus der manische Kriegerverbände, »Bürger« genannt. war dabei zentral, dort lagen die na- Stadt ist in Freiburg be- wählen. Bertold setzt. Sein Bruder Konrad folgt ihm in der Herrschaft verzichtete jedoch und vor allem wann? Umfassende auf den gerodeten Flächen Emmer, die die Bergkuppe nach. Im gleichen Jahr werden erstmals Freiburger mensgebende Burg Zähringen und merkenswert, wie deutlich auf die Kandidatur. Ausgrabungen durch den Archäolo- Einkorn, Spelzgerste oder Ackerboh- ab­trugen, das die Burg auf dem Freiburger Schloss- sich hier eine Ausdifferen- 1175 ff Mangels direk- gen August Padtberg (1914/15) und nen an und hielten Ziegen, Schafe, Plateau­ mit berg, das nahegelegene Kloster St. zierung der Gemeinde ter Nachkommen zahlreiche Nachuntersuchungen Rinder und Schweine. In der Urnen- Stützmauern Peter auf dem Schwarzwald, das als erfassen lässt. Die Frei- zerfiel das Herzog- zuletzt im Jahr 2007 durch Claus- felderzeit von 1200 bis 750 v. Chr. erweiterten Grablege der Familie diente, und die burger Stadtrechtsüber- ▲ Denkmal für In der ganzen Stadt wird das Straßenniveau bis zu Bertold V. in Bern tum Zähringen Joachim Kind erbrachten die sen- wurden trichterförmige Vorratsgru- und bebauten. erste von den Zähringer gegründete lieferung ist im deutschsprachigen 2 drei Meter erhöht. Grund für diese Maßnahme ist die (Wikipedia)in Bern nach Bertolds Tod. sationelle Erkenntnis: Der beliebte ben für Getreide angelegt und mit Die Lage war ideal, Anlage dernotwendig Bächle, für war.die eine Sie dienten genaueBrauchwasserzufuhr. vorNivellierung allem der Stadt: Freiburg. Raum unvergleichlich ergiebig, um Sein Grab befindet Ausflugsort am Kapellenberg war Kerbschnittmustern verzierte Kera- um in unmittelbarer Wenn Freiburg sein 900-jähri- dies zu erkennen. So zeigt sich schon sich an einer heute für Menschen bereits in der späten mik hergestellt. Einzigartige Einbli- Nähe zu den beiden rö- ges Stadtjubiläum jedoch 1120 (und vor 1178 ein »Rat« an der Seite des unbekannten Stelle Altsteinzeit vor etwa 16.000 Jahren cke in die Bestattungssitten kelti- mischen Kastellen auf dem nicht 1091) feiert, dann hat dies Stadtherren, und als 1218 die Herr- im Chor des Freiburger Münsters – ein wichtiges Ziel. Die kälteste Pha- scher Bevölkerungsgruppen aus der Breisacher Münsterberg und durchaus einen guten Grund. Denn schaft der Zähringer über die Stadt doch zeigt die Wahl seiner letzten Ru- se der Eiszeit war vorüber und die Zeit zwischen 450 und 250 v. Chr. der Sponeck weithin sichtbar in diesem Jahr lässt sich mit dem endete, hielten die Bürger mit einer hestätte, dass er nicht der Antichrist 3 gewesen sein kann, welchen vor al- Gletscher zogen sich zurück. Doch stammen aus dem Gewann Hum- Stellung zu beziehen. Schwerter, Marktrechtsprivileg Konrads eine außergewöhnlichen Rechtsaufzeich- lem die Zisterzienser in ihm sahen. noch immer herrschten im Jah- melbühl. 15 Gräber waren mit rei- Äxte, Lanzen, Schilde, Werkzeug so- wahrlich epochemachende Ur- nung, dem Stadtrodel, ihre unter den (Hans-Peter Widmann) resdurchschnitt eisige – 1° Celsius chen Beigaben wie Bernsteinperlen wie Schmuck stammen aus dieser kunde greifen. Mit ihm verlieh Zähringern erworbenen Rechte fest: – also mehr als 11° kälter als heute. und Eisenschwertern ausgestattet. Zeit. Im 7. und 8. Jahrhundert siedel- der Zähringer Konrad Kaufleu- auf zwei großen Pergamentblättern, Mammuts, Wollnashörner und gro- Hinzu kommen hier die Überreste ten Karolinger auf dem Berg. ße Herden Rentiere und Wildpferde eines römischen Gutshofs sowie Etwa um das Jahr 1080 wird Her- zogen durch die offene Steppen- Grabfunde aus dem Frühmittelalter. zog Bertold II. nach seiner Burg landschaft. Der Kapellenberg war Doch nicht nur entlang des – nomine de castro zaringen – in Warum heißt Freiburg Freiburg? königlich verstandene Freiheit für die Jägerinnen und Jäger ein Tunibergs hatten die Menschen einem Bericht erstmals als Zährin- 1186 (libertas) des Stadtherrn. idealer Lagerplatz, den sie regelmä- Spuren hinterlassen. Auch in der ger bezeichnet. Mit dem Bau der Der Name ist älter als die Stadt Mit dem zweiten Wortteil ßig für einige Tage oder Wochen March – insbesondere auf den Ge- Burg auf dem benachbarten Frei- »Burg« war kein befestigter Adels- Nach dem Tod seines Vaters Bertold IV. aufsuchten. Hier fertigten sie Ge- markungen von Neuershausen burger Schlossberg ab 1091 und tritt Bertold V. die Herrschaft an. er Name »Freiburg« vileg von 1120 und die darin an sitz gemeint, etwa die Burg auf schossspitzen aus Rentiergeweih, und Hugstetten – konnten jung- der Marktrechtsverleihung im 1191 ist eine Neuschöp- die Bürger verliehenen Rechte dem Schlossberg (castrum de fri- Hornstein und Knochen, mit denen steinzeitliche Siedlungsfunde, Jahr 1120 knüpft die Vorgeschichte Dfung und wurde von und Freiheiten zurück. Der Name burch). Der Begriff sollte vielmehr sie Speere und Pfeile bestückten, frühkeltische Grabhügel und ala- unmittelbar an die Geschichte der den Herzögen von Zährin- »Freiburg« galt vielmehr bereits eine bedeutende Stadt (civitas) anschließend zur Jagd aufbrachen mannische Reihengräberfelder do- Stadt Freiburg an. (Hans Oelze) Der Bischof von Lüttich und Onkel des Herzogs gen als Ausdruck ihres kö- für die vorstädtische Siedlung. Er vom Schlage einer Bischofsstadt oder mit möglichst leichtem Ge- kumentiert werden. Rudolf von Zähringenund stirbtwird in in Sankt seinem Peter Dorf beigesetzt. Herdern nigsgleichen Herrschafts- zeigt, dass Bertold II. von Zährin- wie Straßburg bezeichnen, ver- päck weiterzogen. Neben den fruchtbaren Böden anspruchs und der sich gen das eigentlich dem König bunden mit einer handwerklich- Mit der Zeit veränderte sich das in der Ebene waren auch die Anhö- daraus ergebenden Frei- zustehende Recht auf Gründung gewerblichen Siedlung, die eine Klima, die offene Steppe wich dich- hen bereits vor Jahrtausenden von in der Herrenstraße 14–16. heiten bewusst gewählt. einer Stadt für sich reklamierte. zentralörtliche Funktion hatte ▲ rüheF Bächlesteine, gefunden bei einer Ausgrabung ten Wäldern, die Tiere der Eiszeit besonderer Bedeutung – sei es als ◄ Diese rund 7000 Jahre alte Steinaxt fan- Hierbei geht die Be- Folglich spiegelt sich nicht stadt- und deren Einwohner Bürger ge- wanderten gen Norden oder star- Aussichtspunkt, Schutzlage oder den Archäologen bereits um 1900 in Tiengen. (Landesamt f. Denkmalpflege, Foto: A. Haasis-Berner). zeichnung »Frei« nicht bürgerliche Freiheit im Namen nannt wurden (burgenses). ben aus, und am Rhein bildeten sich aufgrund reicher Bodenschätze. Ein (C. Urbans, Landesamt für Denkmalpflege) auf das Marktrechtspri- »Freiburg« wider, sondern die (Hans-Peter Widmann) Freiburg900jahre StiftungenBereits im 13. Jahrhundert versorgtenentstand in Freiburg ein sozialesArme Hilfenetz und Kranke

Dezember 2020 ie Heiliggeistspitalstif- lungen, Werkstätten, Backhaus und Wohlhabende Bürger beschenk- sowie Ferdinand Weiß, der 1800 die Re:vue tung Freiburg, eine der einer Spitalkirche zeigen: Das Spital ten das Spital aber auch aus christ- »Allgemeine Stiftungsverwaltung«

Ddrei historischen kom- hatte eine bedeutende Funktion für licher Barmherzigkeit, finanzierten einrichtete. Weitere Eckpunkte: der munalen Stiftungen der Stadt, Freiburg. Ihm gehörten außerdem etwa eine Latrinenreinigung oder Umzug 1803/04 in das ehemalige zählt zu den ältesten Stiftun- ein ausgedehnter Haus- und Grund- ärztliche Hilfe und Medizin. Die- Klarissenkloster in der Gauchstra- gen Deutschlands. Das Spi- besitz, Wälder, Wiesen und Felder, se wohltätigen Stiftungen sowie ße, der Bau eines Pfründnerhauses tal zum Heiligen Geist oder Weinberge, Spitalmühlen und gegen Abgaben in Naturalien durch die am Rotteckring für »Angehörige der Heiliggeistspital ist urkund- Zins bewirtschaftete Bauernhöfe im großen landwirtschaftlichen Spi- besseren Stände« sowie 1894 der Er- lich zum ersten Mal im Jah- Umland. Damit sicherte das Spital talhöfe aus dem Umland waren für werb der Kartause als Unterkunft re 1255 belegt. Vermutlich die Verpflegung seiner zumeist ar- den laufenden Betrieb unentbehr- für mittellose und gebrechliche Per- ◄ Die beiden Phasen- existierte es aber schon men und kranken Insassen. In einer lich. Dafür sorgten Einkünfte aus sonen. Anfang des 20. Jahrhunderts zeichnungen zeigen den weit vor 1200. Ein »Hospi- Spitalordnung von 1318 legte der Rat bis zu 114 verschiedenen Dörfern war die Heiliggeistspitalstiftung Bauzustand des Münsters PORTRÄT cium« ist im Jahre 1218 im der Stadt vier bestellte Pfleger und und Weilern, vom Markgräflerland die größte der insgesamt 76 weltli- nach dem Bau des Freiburger »Stadtrodel« einen Spitalmeister als Leitung fest. Glockenstuhls um 1295 Die Grafen (Ratsverfassung) festge- Sie entschieden über die Aufnah- (links) und mit dem 20

Jahre zuvor begonnenen von Freiburg Stiftungsgründungen halten. Noch früher er- me von Pfründnern sowie über den Chorneubau um 1370

Marktentwicklung Marktentwicklung wähnte Bernhard von Kauf oder Verkauf von Gütern. Eine (Münsterbauverein, Nach dem Tod des letzten Zährin- Clairvaux, der sich 1146 Siechenmeisterin betreute zusam- G. Echternacher) gerherzogs 1218 wurden die Grafen in Freiburg aufhielt, men mit Spitalmägden die Armen von Urach Stadtherren von Freiburg. ein »Hospicium«. und Kranken. Weitere Mitarbeiter im Nach ihrem neuen Herrschafts- Das Spitalgebäu- «Team«: ein Schaffner (Verwalter), mittelpunkt fortan als Grafen von de war bis 1823 eine ein Schreiber, ein Küchenmeister, Freiburg bezeichnet, vergrößerte 1200–1300 große Anlage und ein Kellermeister, ein Brotmeister sich unter ihrem Einfluss die Stadt ungefähr dort, wo sowie diverse Knechte. Eine Siechen- erheblich. Gegen 1250 musste eine heute das Kaufhaus und eine Herrenküche sorgten für erste planmäßige Stadterweiterung, 1218 Breuninger steht. eine Zweiklassenverpflegung. die »Neuburg« im Norden der heu- Vier Flügel um tigen Altstadt, angelegt werden. Die Herrenpfründner und DieMünsterbau Verantwortung für den Bau gingin von Bürgerhand den Stadtherren an die Bürgerschaft über einen Innenhof »Schneckenvorstadt« erhielt kurz Armenpfründner Bertold V. stirbt am 18. Februar und wird in dem mit Wohnbau- vor 1300 eine eigene Stadtmauer, zwei Jahrzehnte zuvor begonnenen Neubau des ten, Wirtschafts- Das Heiliggeistspital nahm so- Freiburger Münsters beigesetzt. Erbe wird der Sohn gebäude, Stal- wohl Pfründner auf, die sich ins as von Herzog Bertold V. als licher. Ihm unterstand auch der und Meistern. Letztlich ist dem einen Weiterbau als Quadrat war seiner Schwester Agnes, Graf Egino d. J. von1219 Urach. Spital einkaufen konnten, als auch neue Grablege seiner Dy- Kern des Betriebs, die Bauhütte, die Hüttenwesen die rasche Verbrei- noch der mächtige, frei auf den meist kostenlos Kranke und Arme, Dnastie um 1200 begonnene, vom Werkmeister geleitet wurde. tung der gotischen Bauweise und Unterbau gesetzte Glockenstuhl Witwen und Witwer, Kinder und »bertoldinische Münster« ersetz- Das Hüttenwesen war mit dem ihrer technischen Errungenschaf- berechnet, dessen Balken nach setzungen. Streitigkeiten zwischen Friedrich II. und den Waisen, Pilger und Reisende. Wer te den erstmals 1146 genannten, Bau der großen gotischen Kathe- ten vom französischen Kernland Ausweis der Jahresringe 1291/92 ­erben münden in bewaffnete Auseinander- Zähringer als privilegierter Pfründner ins Spi- wesentlich kleineren Vorgänger- dralen in der Picardie und in der nach Westen auf die britischen geschlagen worden waren. Das 1223 tal eintrat, sicherte dadurch seinen bau, der unter dem Marktgründer Île-de-France entstanden und hatte Inseln, bis weit in den Osten und nun aber folgende Oktogon wurde Lebensabend und sein Seelenheil Konrad, Bertolds Großvater, erbaut sich im Lauf des 13. Jahrhunderts nach Süden zu verdanken. In Ita- mit scheinbar massiven dreiecki- im Jenseits. Es waren vielschichtige worden war. Östlich dieser Kirche über ganz Europa verbreitet. Statt lien konnte der neue Baustil nie gen »Spornpfeilern« umstellt, die Erste Erwähnung der 24 Ratsherren (consules). Motive, die die Menschen dazu be- entstanden nach Vorbild der Bas- wie zuvor wandernde Bautrupps so recht Fuß fassen. Er wurde dort innen hohl sind und die Ecken des um 1245 wogen, ihren Besitz dem Spital zu ler Kathedrale ab etwa 1200 die für jeweils eine Saison anzustellen, »stilo gotico« im Sinn von nor- Glockenstuhls aufnehmen konn- übereignen. Alle Pfründner erhiel- Ostteile des Neubaus: Querhaus, wurden nun zunehmend ortsfes- disch = barbarisch genannt. Aus ten. Erst darüber lösen sich diese ten »Kost und Logis« sowie Pflege Polygonalchor mit oktogonalen te Betriebe eingerichtet, die auch dieser zunächst negativen Bezeich- Pfeiler in Figurenbaldachine und Erstmals wird eine Urkunde mit dem bis heute gül- Flankentürmen und erste Joche ei- während der Bauruhe im Winter nung hat sich der heutige Begriff Fialen auf und geben die offene tigen Stadtsiegel versehen. Es zeigt ein dreitürmiges im Krankheitsfall. Jedoch gab es Stadttor mit drei Durchfahrten. Graf Konrad I. und Unterschiede: Die bessergestellten ▲ Der Auschnitt aus dem »Pergamentplan« von 1715 zeigt das erste Heiliggeistspital vor dem nes dreischiffigen Langhauses mit bei der Baustelle blieben. Sie nutz- der Gotik entwickelt. Achteckhalle mit ihren riesigen sein Bruder Heinrich teilen ihr Herrschaftsgebiet: Münster. Heute befindet sich dort das Kaufhaus Breuninger (unten Mitte). (Augustinermuseum) Seitenschiffemporen. Der Vorgän- ten feste Werkstätten – der auf Maßwerkfenstern frei. Die bis etwa Herrenpfründner lebten komfor- Bereits 1330 war der ger wurde dabei nicht komplett diese bezogene Begriff »Bauhüt- 1330 aufgesetzte Maßwerkpyrami- Konrad behältGebiete Freiburg auf dem und Schwarzwald den Breisgau, und Heinrich in der Baar. die tabel in einer Wohnung mit Kamin Münsterturm vollendet 1248 und Herd und nahmen reichliche niedergelegt, sondern dem Bau- te« übertrug sich bald auf die Ge- de ist vollkommen durchbrochen ▲ Idealbild eines Grafen von Freiburg vom Mahlzeiten ein. Die Armenpfründ- bis ins Elsass und nach Villingen. chen Ortsstiftungen Freiburgs mit fortgang folgend von Osten her meinschaft der Steinmetzen und Während man in Freiburg zu- gearbeitet. Sie wird von einem Münsterturm, 1270. (Augustinermuseum, Münsterfabrikfonds) ner hingegen wurden zusammen Spitalhöfe lieferten Getreide, Obst, einem Immobilienbesitz im Wert nach und nach abgebrochen. Bildhauer –, planten und fertigten nächst die beiden neuen Ostjoche durchdachten System schmiedeei- Unzufriedenheit der Bürger mit den 24 Räten führt im mit den Kranken im »Siechenzim- Gemüse und Wein. von rund 15 Millionen Reichsmark. Bertold V. starb 1218 ohne männ- Werkstücke vor, die dann im Som- des Langhauses fertigstellte, be- serner Ringanker gesichert, durch Frühjahr zu Unruhen. Im Münster wird eine refor- mer« untergebracht und erhielten Ab ca. 1780 tauchen erstmals Nach den Zerstörungen im Novem- liche Nachkommen und blieb da- mer verbaut wurden. Dies führte gann im Westen der alten Kirche das keine innere Abstützung nö- und auch die Lehener- und Prediger- mierte Verfassung beschworen. Danach wird der auf mit der erste und einzige Zährin- zu großer Effizienz im Bauablauf um 1270 der Bau eines neuen Tur- tig ist. Schon die Zeitgenossen be- vorstadt im Westen kamen hinzu. Lebenszeit gewählte Rat mit 24 vor allem von Adel ihre Verpflegung aus der »Siechen- Bezeichnungen wie Heiliggeiststif- ber 1944 entstanden ab 1959 sukzes- ger, der im Münster beigesetzt und zu einer bald länderübergrei- mes. Über quadratischem Grund- trachteten das Freiburger Meister- Ferner förderten die Grafen die An- und Kaufmannschaft gestellten Ratsherren durch die küche«. Dennoch betonte der Rat tung, Spitalstiftung und Spitalver- sive neue Alten- und Pflegeheime jährlich neu zu wählende Versammlung der »Nach- 1555, dass »der spittal nit auf die waltung auf. Im 18. Jahrhundert war und Wohnanlagen für Seniorin- wurde. Sein später verlegtes Grab fenden Ausbildung durch den Aus- riss begonnen, folgte er ab etwa werk als Weltwunder. siedlung von Bettelordensklöstern gehenden Vierundzwanzig« erweitert. Den »Alten herren pfrundner, sondern auf die das Heiliggeistspital die größte und nen und Senioren. Die Heiliggeist- befand sich im Chor. Nun folgte tausch von Lehrlingen, Gesellen 1300 einem veränderten Plan. Auf (Peter Kalchthaler) und Ritterordenskommenden. Vierundzwanzig« bleibt das Schultheißengericht zu- eine Umplanung der Kirche mit Das stetig wachsende Selbstbe- sie keine Beschlüsse mehr fassen. armen gestifftet sei«. Das Spital bot stattlichste der insgesamt 15 wohl- spitalstiftung hatte sich zu einer geordnet. Ohne Mitwissen des gesamten Rates dürfen ein städtisches soziales Netz, im tätigen Stiftungen in Freiburg mit großen Trägerin der Altenhilfe neuer Ausrichtung auf die Gotik. wusstsein der Bürger, die den Gra- 1258 Gegenzug mussten sich Insassen dem größten Kapital- und Grundbe- in Freiburg entwickelt. Wenn auch die Grafen von Frei- fen nach und nach mehr Rechte und Die älteste im nützlich machen, etwa durch Spin- sitz. Prägende Figuren waren etwa (Antigone Kiefner) burg als Zähringererben und neue ben Silber wurde am Schauinsland die Beteiligung an der städtischen Stadtarchiv erhal- Stadtherren nach wie vor eine Blei gewonnen, das man beim Bau Verwaltung abtrotzten, führte am tene Urkunde in nen und Weben oder durch Garten- Katharina Egg, deren großes Erbe wichtige Rolle beim Bau spielten, des Münsters und für seine Glas- Ende des 13. Jahrhunderts zum offe- deutscher Sprache und Feldarbeit. nach 1767 in das Armenspital floss, regelt den Verkauf ging im weiteren Verlauf des 13. Bergbau – Quelle des Reichtums fenster dringend benötigte. Dabei nen Konflikt. Das »Bischofskreuz« von Silber aus den Jahrhunderts die Verantwortung Vom Silberschatz im Schauinsland entstanden die ältesten Bergbaudar- von Betzenhausen erinnert noch Bergwerken im zunehmend in die Hände stellungen des deutschsprachigen heute an die Schlacht von 1299 zwi- Münstertal und 4 der Bürger über. Ur- m Schwarzwald sind nach- im 12. Jh. die Ausläufer einer der Raums: Das »Tulenhaupt-Fenster« schen den Bürgern und den unge- am Schauinsland an die Freiburger kunden sind weislich seit der Jungsteinzeit größten Erzlagerstätten Europas über dem Südportal zeigt im Detail, liebten Stadtherren, in dessen Folge Münze. In diese aus dieser Iwertvolle Rohstoffe entdeckt entdeckten: Am Stohren und bei wie Bergleute um das Jahr 1335 in der Bischof von Straßburg den Tod Zeit fällt die Hoch- 900 Jahre zum Wohle der Bürgerschaft Zeit nur we- und abgebaut worden. Über die Hofsgrund gab es silberhaltige Blei- den Gruben arbeiteten. Bereits 1372 fand. Die Spannungen hielten auch blüte des Bergbaus nig erhalten. Anfänge des Silberbergbaus am erze! Die teils schmalen Erzadern wurde nahe dem heutigen Halden- im 14. Jahrhundert an und gipfel- am Schauinsland, Armenfürsorge, Bildung und Krankenpflege durch die Stiftungen Erst 1295 wird Schauinsland vor 800 – 900 Jah- im Gestein mussten mühsam über hotel mit dem »Dieselmuoter Weis- ten 1366 in der Zerstörung der gräf- im Suggental und 5 im Münstertal. »Unserer Lieben ren wissen wir jedoch nur wenig. enge Abbaue, Stollen und Schäch- tum« sogar das älteste Bergrecht in lichen Burg auf dem Schlossberg ie drei historischen Fürsorgeanstalt für Arme und Fünf mittelalterliche Klöster Frauen Werk« erst- Spezialisten aus fernen Bergbau- te in Schlägel- und Eisenarbeit er- deutscher Sprache besiegelt. durch die Freiburger Bürger. 1368 1280 kommunalen Stiftun- Kranke. Heute ist sie einer vor den Toren der Stadt bil- mals genannt: ein als revieren suchten seit dem 8. Jh. an schlossen werden, mit nur wenigen Die hohe Qualität des Freibur- gelang es der Stadt, sich von den Dgen der Stadt Freiburg – der großen Träger der Al- deten den Ursprung der Stiftung organisiertesd er Schwarzwald-Westflanke syste- Zentimetern Vortrieb pro Schicht. ger Silbers machte den Namen Grafen freizukaufen. 15.000 Mark die Heiliggeistspitalstiftung, tenhilfe in Freiburg mit heutigen Adelhausen- städtisches Unternehmen, matisch nach Bodenschätzen. Von Die noch junge Stadt Freiburg der Stadt schon früh in Europa Silber zur Ablösung der Stadtherr- die Adelhausenstiftung und vier Pflegeheimen so- stiftung. Die Domi- das für die Beschaffung von reichen Funden wie im Münster- konnte nun eigene Silbermünzen bekannt. Vom Glanz dieser Zeiten schaft, 5.000 Mark Silber zur Aus- Die Gerichtslaube, der nördlich des Martinstors in der großen Gaß gelegene,des Gerichts, offen zugänglichewird erstmals Tagungsort erwähnt. die Waisenhausstiftung – wie mehreren Wohn- nikanerinnen zogen Mitteln und die Organisation des tal ermutigt, drangen sie bis in die prägen und war bereits seit 1377 Mit- zeugen kostbare Originalarbeiten lösung von Gefangenen 1281 stehen in ihren mittelalter- anlagen für Seniorin- 1694 in das neuge- Baubetriebs zuständig war. Die 1311 Hochlagen vor, wo sie vermutlich glied des Rappenmünzbundes. Ne- in der Schatzkammer des Augus- und 25.000 Gulden lichen Anfängen für Mild- nen und Senioren. baute Adelhauser erstmals erwähnten »Münsterpfle- tinermuseums und die hierfür für den Erwerb der tätigkeit, Armenfürsorge, Eine Spende für ein Neukloster zusam- ger« verwalteten die Einkünfte aus gewonnenen Rohstoffe im Muse- Herrschaft Ba- Unterstützung von Findel- Findelhaus im 14. Jahr- men. Das Adelhausen- Spenden, Grundbesitz und Kapital, um Natur und Mensch. Das letzte denweiler als Rudolf von Habsburg belagert die Stadt zum dritten und Waisenkindern sowie hundert markiert den wie auch das St.-Ursu- tätigten Geld- und Zinsgeschäfte Erz wurde 1954 gefördert, doch Entschädigung Mal und zwingt sie zur Übergabe. Im Friedensschluss gibt Graf Egino II. beschlagnahmtes Reichsgut, dar- klösterliche Mädchenbil- Beginn der Waisenhaus- linen-Kloster waren und kontrollierten die Ausgaben bei Führungen im Museumsberg- wurden bezahlt. unter die Burg Zähringen, wieder heraus. Rudolf von dung und Krankenpflege. stiftung. Der Bau eines Waisen- im 19. Jahrhundert bedeutende für Löhne und Baumaterial. Sie werk Schauinsland kann man sich Zugleich stellte sich Habsburg verleiht Freiburg alle Rechte anderererhalten Städte haben. Die älteste und auch hauses am Münsterplatz und seit Bildungsinstitute für Mädchen wurden wie bei anderen Stiftun- auch weiterhin in die Ära des his- die Stadt freiwillig unter des Reichs und bestätigt den Bürgern alle »Gewohn- heiten, Freiheiten und Gnaden«, die sie bis dahin bedeutendste Stiftung 1894 die Führung des städtischen und Frauen. Beide Klöster wur- gen von der Stadt ernannt und torischen Silberbergbaus zurück- den Schutz des Hauses Habsburg, der Stadt, die im Jahre Kinderheims im ehemaligen Klos- den in Stiftungen überführt. Die- jährlich bestätigt. In der Regel wa- versetzen lassen. wodurch die Breisgaumetropole 1255 erstmals urkund- tergebäude in Günterstal waren se fusionierten im Jahr 1978 zur ren es drei angesehene Bürger aus (Norbert Widemann) nunmehr zu Vorderösterreich ge- lich erwähnte Hei­ weitere Entwicklungsschritte. Heu­ Adelhausenstiftung und finan- der städtischen Oberschicht, die hörte. An die Grafen von Freiburg ▲ gbauurkundeBer von 1258 (Stadtarchiv) ◄ Bergleute der Grube Dieselmuot am liggeistspitalstiftung, te unterstützt die Waisenhausstif- zieren heute viele Bildungs- und ihr Amt häufig lange Zeit ausüb- Schauinsland aus dem Tulenhauptfenster erinnern noch heute drei Sitzfigu- Siegel des Heiliggeistspitals(Stadtarchiv) von 1286 ► entwickelte sich im 18. tung benachteiligte Kinder und Ju- Ausbildungsprojekte für katholi- ten. Die Beschaffung, Lohnzahlung im Münster 1330/40 (Corpus Vitrearum ren an der Außenseite des Münster- und 19. Jahrhundert gendliche durch pädagogische und sche Mädchen und junge Frauen. und Buchführung waren Aufgaben Deutschland, Freiburg). Rechts ein Freiburger turms. zu einer städtischen psychologische Betreuung. (Antigone Kiefner) des Schaffners, meist ein Geist- Rappenpfennig aus dem 14. Jahrhundert. (Hans-Peter Widmann) Freiburg kauft sich frei – mithilfe der Habsburger Freiburg900jahre Fast fünf Jahrhunderte lang gehörte Freiburg zu Österreich

mber 2020 ie heutige Bezeichnung Der Übergang der Stadtherrschaft aber diesen nicht aus eigener Kraft Ausgleich für seinen Verzicht auf Deze Freiburgs als »badi- von den Grafen von Urach-Freiburg, ermöglichen konnte. Herrschaft, Burg, Gericht, Schult- Re:vue Dsche« Stadt kann da- also den Nachfolgern der Zährin- Die immer wieder auch militä- heißenamt, Zoll- und Münzrechte rüber hinwegtäuschen, dass gerherzöge, an die Habsburger im risch ausgetragenen Auseinander- sowie sonstige Einkünfte verbun-

die Zugehörigkeit zu 14. Jahrhundert war das Ergebnis setzungen zwischen den Grafen den und wäre ohne Garantien und ◄ Die Macht der Stadt PORTRÄT eigentlich von vergleichswei- eines längeren Entfremdungs- und und der Stadt sowie den jeweili- finanzielle Beteiligung der Habs- erwuchs aus Handel und Gewerbe: Die Visualisierung se geringer Dauer ist. Sie be- Ablösungsprozesses. Dahinter stan- gen Verbündeten, hauptsächlich burger gar nicht machbar gewesen. zeigt die Gerberau mit Anna von Munzingen steht nämlich erst seit 1806. den Konflikte, die sich etwa aus landsässiger Adel einerseits und Freiburg hatte am Ende gar keine Mühle, Gerberwerkstatt und Zwar reichten die umliegen- der Hineinziehung der Stadt in die Städten andererseits, hatten seit andere Wahl, als sich den Habsbur- zum Bleichen ausgelegten Über Anna von Munzingen selbst den Besitzungen der badi- hochfahrenden politischen Un- 1366 einen Höhepunkt erreicht: gern als neuen Stadtherren zu er- Tüchern. Im Hintergrund ist biografisch fast nichts bekannt. schen Markgrafen schon ternehmungen und kostspieligen Nachdem die Grafen zunächst geben und Herzog Leopold III. von sind die Stadtmauer und Dennoch wurde ihr Name berühmt. das Augustinereremiten­­ seit dem Mittelalter bis militärischen Abenteuer ihrer gräf- vergeblich versucht hatten, sich Österreich zu huldigen. Sie verfasste als Priorin des Klosters fast an die Stadtmauern lichen Herren, aus der eigenmäch- in einer nächtlichen Aktion der Auch wenn die erhebliche Schul- kloster erkennbar. (Visualisierung R. Eggers) Adelhausen die Lebensgeschichten heran, doch die eigentli- tigen Einbürgerung von Unterta- Stadt zu bemächtigen, zerstörten denlast, die an der Stadt hängen von 34 Schwestern. Diese »Chronik che Stadtherrschaft lag nen adliger Herrschaften durch die die Freiburger die Grafenburg auf blieb, den städtischen Haushalt der Anna von Munzingen« aus dem

beinahe 450 Jahre lang Stadt oder aus dem ausgreifenden dem Schlossberg. Es folgten eine noch lange schwer belasten sollte Jahre 1318 ist – obwohl nicht mehr

Selbstverwaltung, Zünfte Selbstverwaltung,

Stadtverfassung, Stadtverfassung, beim Hause Habsburg Besitzerwerb reicher Bürgerfamili- schwere Niederlage der Stadt in der und die Habsburger den gewohnten als Original vorhanden – in die Li-

durch die Habsburger Habsburger die durch Stadtübernahme Stadtübernahme und seinen Regenten, en im Umland ergaben. Vor allem Schlacht von Endingen im Oktober relativ freien Handlungsspielraum die oft zugleich Kaiser aber waren es die zunehmenden des Heiligen Römi- Autonomiebestrebungen in den schen Reichs waren, Bereichen Recht und Verwaltung, ► Auszug aus dem fernab in Innsbruck bei deren Durchsetzung die Stadt es ­Adelhauser Schwest­ernbuch und Wien residier- geschickt verstand, ihre wachsen- mit der Nennung Anna von 1300–1400 Munzingen. (Stadtarchiv) ten und unter de- de Wirtschaftskraft gegenüber den nen Freiburg nach von steter Finanznot geplagten Gra- teratur eingegangen. Sie gilt als die dem Dreißigjäh- fen zu nutzen. Mit der Überlassung älteste Sammlung mystischer Lebens- rigen Krieg zum von Kompetenzen und Ämtern lie- berichte aus oberdeutschen Domi- Sitz der Regierung ßen sich die Bürger ihre mehr oder nikanerinnenklöstern. Die Chronik Vorderösterreichs weniger regelmäßig eingeforderten beschreibt vor allem die Suche der aufrückte. Kostenbeteiligungen honorieren. Schwestern nach einer inniglichen Beziehung zum »Bräutigam Christus« Mehr Autonomie in Rechtsprechung und Wirtschaft und ihre Hingabe und Vereinigung Stadtverfassung, Selbstverwaltung, Zünfte mit dem Göttlichen durch Meditati- Ab wann schließlich die kom- on, Gebet, Askese und Fasten. 1303 plette Lösung der Stadt von der Gra- Das bürgerschaftliche Selbstbewusstsein siegt über den Herrschaftsanspruch der Eliten Anna von Munzingen (gest. zw. fenherrschaft anvisiert wurde, ist 1328 und 1354) gehörte einer angese- schwer zu sagen. Immerhin gab es henen Patrizierfamilie an. Vermut- Erste Erwähnung eines Rathauses. Es befand sich seit 1326 einen Präzedenzfall in der lich wurde sie bereits als Kind dem an der Stelle des heutigen Alten Rathauses. Der Rat Gerichtslaube (Bild oben). weiteren Umgebung. Da war es der ie rechtliche Grundlage für bald nach 1293 auf das ihnen zu- genden Jahrhundert galt das Stadt- zusammengefasst, wobei es darüber Kloster übergeben, der Eintritt war tagte bis 1901 in der Stube in der dahinter liegenden Stadt Villingen gelungen, die Herr- die kommunale Verfassung nächst noch zustehende Ernen- recht bereits in allen Vorstädten, hinaus noch eine Gilde der Kaufleute mit Sicherheit mit hohen Kosten 1316 schaft der Grafen von Fürstenberg bildete bis zum Neuen Stadt- nungsrecht für den Bürgermeister wodurch deren Einwohner ebenso gab. In Kriegszeiten wurden die von verbunden. Sie war nachweislich abzuschütteln. Neue Stadtherren D recht von Ulrich Zasius im Jahr und die Zunftmeister, die Vorste- wie diejenigen der Altstadt zunft- den Bürgern selbst zu leistenden 1316, 1317 und 1327 Priorin und ge- dort wurden die Habsburger. Das 1520 das Stadtrecht des Jahres 1293. her der Zünfte, verzichteten und pflichtig wurden, also einer der alt- Wacht- und Wehrdienste im Rahmen hörte durch ihre Ausbildung zu ei- Graf Egino II. übergibt nach langem Streit die Herr- freilich war nur eines der Ergebnis- Dieses älteste deutsche Freiburger damit die Wahl dieser wichtigen städtischen Zünfte angehören muss- der Zünfte organisiert, indem einzel- ner kleinen gebildeten Schicht. schaft über Freiburg, die Burg Zähringen und Nim- se der expansiven Territorialpolitik, ▲ Mit dieser Urkunde nahmen die Herzöge Leopold und Albrecht von Österreich 1368 die Stadt Stadtrecht war zugleich das erste, Amtsträger dem Rat und den Zünf- ten. Wie für die Stadtgesellschaft ne Handwerke jeweils für die Vertei- (Antigone Kiefner) burg an seinen Sohn weitereKonrad. Rechte Die Bürger zugestanden. erhalten die die Habsburger in ihren »Vorlan- unter ihren Schutz. (Stadtarchiv) das von den Freiburger Grafen, den ten überlassen mussten. Über- insgesamt, so war auch für die Zünf- digung eines bestimmten Abschnitts 1348/49 den« (Vorderösterreich) erfolgreich Nachfolgern der Zähringer als Stadt- haupt sahen sich die Grafen von te das genossenschaftliche Prinzip der Stadtmauer zuständig waren. Da- vor allem mit diplomatischen Mit- herren, anerkannt wurde, nachdem Freiburg aufgrund ihrer beständi- grundlegend, das die sozialen, recht- her war für den Beitritt in eine Zunft Martin Malterer teln sowie unter Einsatz ihrer politi- 1367 und schließlich im Februar der Stadt einschränkten, indem sie man sich lange Zeit nicht hatte ei- gen Finanznöte zu immer weiter- lichen und wirtschaftlichen Bezie- auch der Besitz eines Harnisches vor- Martin Malterer wurde um 1336 Eine verheerende Pestepidemie im Winter fordert in schen Potenz und erheblichen wirt- 1368 der Abschluss eines Waffen- unter anderem das Recht zum Ab- nigen können. Darin finden erst- gehenden Zugeständnissen gegen- hungen der Bürger untereinander geschrieben. Den zunehmenden Ein- in Freiburg geboren. Sein Vater war der Stadt viele Opfer. Die Freiburger Juden, denen man schaftlichen Kapazitäten verfolgten. stillstands sowie Verhandlungen schluss von Bündnissen und die mals auch die Zünfte und das Amt über der Bürgerschaft genötigt. bestimmte. Zunftmitglieder wie Bür- fluss der Zünfte markierte die 1388 Johannes Malterer (um 1295 – 1360), vorwirft, die Brunnen vergiftetVerschont zu haben, werden werden nur diealle schwangeren Frauen. Die Tatsache, dass sie auch im Breis- über die endgültige Ablösung der Einbürgerung von herrschaftlichen des Bürgermeisters eingehende Be- ger agierten als jeweils grundsätzlich erreichte Verfassungsänderung, die der »Mezzier«, der durch erfolg- verhaftet und am Freitag vor Lichtmess hingerichtet. Zünfte waren Instrumente der gau schon länger involviert und auf Grafenherrschaft. Die Trennung Eigenleuten unterbanden, erwies rücksichtigung: Der neue Rat der Gleichberechtigte, die sich durch Eid den Handwerkern zum ersten Mal in reiche Finanzgeschäfte mit Lände- Selbstverwaltung 1366 sich abzeichnende Entwicklungen konnte schon am 23. Juni 1368 rea- sich der Wechsel zu einer soliden »nachgehenden Vierundzwanzig« oder Gelöbnis zur Einhaltung der der Freiburger Geschichte ein deutli- reien, aber auch im risikoreichen vorbereitet waren, zeigte sich 1368 lisiert werden. und mächtigen Stadtherrschaft, umfasste seither neben acht Adli- Auf der anderen Seite mehrten von ihnen aufgestellten Regeln ver- ches Übergewicht im Rat verschaffte. Silberbergbau zu Reichtum gelangt an ihrer schnellen Reaktion, als Das ganze Vorhaben war mit ei- die sich mehr oder weniger mit ei- gen und acht Kaufleuten auch acht sich die Anzeichen des rasanten pflichteten. Außer Adeligen, Geistli- In besonders eindrucksvoller Weise war. Die Malterer zählten zum Pat- in Freiburg der Konflikt zwischen ner gewaltigen Finanztransaktion ner lockeren Aufsicht aus der Ferne Offenes Zerwürfnis zwischen der Stadt und dem hoch- Handwerker, die somit als bürgerli- Wachstums Freiburgs, das sich um chen und ihrem Gesinde musste je- bezeugen im Langhaus des Freibur- riziat der verschuldeten Grafen Egino III. Im Frühjahr verpflich- Stadt und Grafen dermaßen eska- zur Abfindung Graf Eginos III. mit begnügte, langfristig doch als über- che Aufsteiger ihre Beteiligung an die schon im 13. Jahrhundert bezeug- der, der sich länger als drei Monate ger Münsters bis heute nicht zuletzt Stadt, das tet die Stadt die ersten Söldner gegen den Grafen. lierte, dass ein Herrschaftswechsel der für ihn ersatzweise erworbenen wiegend vorteilhaft. der Stadtregierung durchsetzten. ten Vorstädte erweiterte: im Süden in der Stadt aufhielt, Mitglied einer die repräsentativen Fensterstiftun- Schult- Einem Anschlag des Stadtherrn zuvorkommend, unausweichlich wurde, die Stadt Herrschaft Badenweiler und zum (Ulrich Ecker) Für die jährliche Wahl des neuen die Schneckenvorstadt, im Norden Zunft sein. Die zahlreichen, sehr dif- gen der Handwerkerzünfte deren heiß und beschießen die Bürger zwischen Ostern und Pfingsten Rats und die Ergänzung des alten die Neuburg sowie im Westen die Le- ferenzierten Handwerke und Gewer- wichtige Rolle in der Stadt des 14. Bürger- die Burg auf dem Schloßberg mit Wurfmaschinen. Da- bei sollen auchGeschütze die von Berthold zum Einsatz Schwarz gekommen entwickelten sein. Rats, der aus Vertretern des Adels hener- und Predigervorstadt. Im fol- be waren in insgesamt 18 Zünften Jahrhunderts. (Heinz Krieg) meister 1367 und der Kaufleute bestand und stellte dessen 24 Mitglieder auf Lebens- und die Barfüßer, Prediger und Eremiten 6 zeit amtierten, war ein Neu- Mehrheit Trotz Unterstützung durch die Städte Basel, Breisach, ner-Ausschuss zustän- Das erste Rathaus und die erste Ratsstube im Rat besaß. Mithilfe seines Vaters Neuenburg und Kenzingen unterliegen die Freiburger enn man einer spä- einige Grundstücke und konnten sowie ein Teil der Klau- dig, in dem die erwarb Martin Malterer 19-jährig das bei Endingen am 18. Oktober dem gräflichen1368 Heer. teren Überlieferung Kirche und Kloster mitten in der sur mit einem Kreuz- drei genann- chon vor 1300 hatte die Stadt späten 15. Jahrhundert wurde hier prächtiger Saal im Obergeschoss Schultheißenamt von Waldkirch, er- Wglaubt, waren die Stadt bauen. So entstanden im 13. gangarm erhalten. Lediglich ten Gruppen ein Haus beim Franziskaner- tatsächlich Gericht gehalten. Die geschaffen, zu dem eine aufwendi- hielt die Herrschaft Kastelberg mit Augustin­ereremiten die ersten und 14. Jahrhundert fast gleichzeitig das Augustinereremitenklos- ebenfalls an- Skloster erworben, um dort Laube des Stadtgerichts befand sich ge Freitreppe vom Hof hinaufführt. der Kastelburg als Lehen von Öster- Ende des fast hundert Jahre dauernden Konfliktes Mönche überhaupt in Freiburg. die drei großen; stadtbildprägen- ter besteht noch als Gesamtanla- 7 nähernd gleich die Amtsräume für den Stadt- zunächst am Fischmarkt, das heißt Das 1944 stark zerstörte Gebäude reich und stieg damit endgültig zum zwischen Stadtherr und Bürgern. Mit der ungeheu- Vorläufer sollen schon vor der den Freiburger Bettelordensklöster. ge, es beherbergte von 1823 bis 1910 vertreten waren. schreiber einzurichten. Hier hat nördlich des heutigen Bertolds- wurde 1975 bis 79 wiederaufgebaut. Feudalherrn auf. Seit 1367 wurde er ren Summe von 15.000 Mark Silber zur Ablösung der Stadtgründung bei Oberlin- Die letzten Teile des 1794 auf- das Stadttheater und dient seit 1923 Die früh zu be- das Alte Rathaus seinen Ursprung. brunnens. 1497/98 war der Stu- (Peter Kalchthaler) in den Urkunden als »Ritter« ge- Herrschaft des Grafen kauft sich die Stadt frei und unterstellt sich dem Hause Habsburg. den ansässig gewesen sein. gehobenen Predigerklosters sind als Museum. (Peter Kalchthaler) obachtende Dynamik Nachbarhäuser wurden zur Erwei- benbau Tagungsort des Reichstags. führt. Um diese Zeit verheiratete er Selbstverwaltung. Viel später – im Jahr 1278 – 1944 zugrunde gegangen. Vom Bar- in der städtischen Ver- terung hinzugekauft und Neubau- Zwischen 1546 und 1552 wurde bei ▼ Das Alte Rathaus auf einer Fotografie sich mit Anna von Thierstein, die ei- Mit der Übergabeurkundeneue Stadtverfassung erhalten mit die weitgehender Bürger eine überließ ihnen Graf Egino II. füßerkloster blieben die seit 1786 ▼ Augustinerkloster mit Augustinerkirche an fassungsentwicklung lässt ten errichtet, die in der Mitte des einem durchgreifenden Umbau ein von G. Th. Hase um 1860. (Stadtarchiv) nem alten und angesehenen elsässi- 1379 von Freiburg ein Grundstück als Pfarrkirche genutzte und 1944 der Salzstr. im 14. Jh. Heute befindet sich hier das sich außerdem am seit dem 16. Jahrhunderts mit ähnlicher schen Adelsgeschlecht entstammte. zum Bau ihres Klosters. Be- schwer geschädigte Martinskirche Augustinermuseum. (Visualisierung R. Eggers) Ende des 13. Jahrhunderts fassba- Fenstergestaltung und durchlau- Malterer zählte zu den Günstlingen reits im Jahr 1238, hatte ren Bürgermeister erkennen, der fenden Gesimsen einander an- Herzog Leopolds III. von Öster- König Wenzel verleiht der Stadt zwei Jahrmärkte, Ur- sein Vater Graf Konrad I. als bürgerschaftlicher Amtsträger gepasst wurden. Im Inneren des reich, der ihn – obwohl er nicht zum sprung der heutigen Frühjahrs- und Herbstmess‘.1390 den Dominikanern oder neben beziehungsweise konkurrie- Alten Rathauses weisen die tren- Hochadel gehörte – zwischen 1381 Predigern eine Gelände- rend mit dem Schultheißen, dem nenden Brandmauern noch im- als seinen Landvogt im Breisgau, schenkung im Nordwes- Vorsteher des alten Rats, die Spitze mer auf die älteren Gebäude hin; Elsass und Sundgau einsetzte. In ten der Stadt gemacht. der kommunalen Verwaltung bil- die ursprünglich unterschiedli- der Schlacht bei Sempach 1386 fiel Volkszählung: Freiburg hat um die 8.850 Einwohner, darunter 57 Adlige, 77 Weltgeistliche, 13 Juden, 109 Die Lagebeschreibung dete. Die Inhaber sowohl des Bür- chen Boden- und Raumhöhen Martin Malterer mit Herzog Leo- Schmiede, 73 Küfer, 95 Schneider, 103 Tucher, 40 »inter duas ripas – germeister- als auch des Schulthei- sind erst beim Wiederaufbau des pold und zahlreichen Freiburger Rit- Kürschner, 90 Krämer, 130 Schuhmacher, 84 Metzger, zwischen den beiden ßenamts enstammten dabei im 14. 1944 ausgebrannten Rathauses tern. Dies brachte auch das Ende der 72 Bäcker, 78 Gerber, 112 Grempler (Kleinhändler), 44 Ufern« ist die erste Jahrhundert jedoch weiterhin aus- angeglichen worden. Adelsvorherrschaft in Ämtern und Maler, 19 Fischer, 271 Rebleute, 45 Wirte, 115 Maurer 20 Klöster und Klosterhöfe. Erwähnung der Frei- schließlich einem kleinen, elitären Ein zweigeschossiger Gang ne- Rat der Stadt Freiburg, wo sich nun und Zimmerleute, 61 Karrer. In der Stadt befinden sich - burger Bächle. 1246 Kreis von Adligen und Kaufleuten ben der Wendeltreppe am Hof, dem die Zünfte als wichtigste politische erhielten die Franzis- der städtischen Oberschicht. »Rathausschneck«, verband die Gruppe durchsetzten. Ein Denkmal kaner oder Barfüßer Bezeichnend für den schwin- Kanzlei mit dem 1328 erstmals er- an der Schwabentorbrücke erinnert ▲ Dietslaube Gerich vor zeichnungdem Umbau. von Rekonstruktions Fritz Geiges (Stadtarchiv). von Konrad die alte denden Einfluss der gräflichen wähnten Ratsstubenbau, der heu- an Martin Malterer (Bild oben). Martinskapelle und Stadtherren war es, dass sie schon tigen »Gerichtslaube«. Erst ab dem (Peter Kalchthaler) Universitätsgründung erst nach päpstlichem Segen Vorlesungsbeginn war vor 560 Jahren – am 26. April 1460 Freiburg900jahre

ber 2020 ie Gründung der Freibur- Auf den Tag der Thronbestei- Basel von einem Scheitern des musste die Stadt Freiburg für die Dezem ger Universität fällt in eine gung von Papst Calixt III. (20. Ap- Freiburger Universitätsprojekts Vorfinanzierung einspringen, was Re:vue DZeit, als mit Albrecht VI. ril 1455) wurde diese Zustimmung aus und initiierte eine eigene Uni- sie nur sehr widerwillig tat. Später von Österreich ein Habsburger zur Universität ausgestellt, die versität in Basel, die schließlich ergänzte Erzherzog Sigmund das zeitweise seinen Herrschaftsmit- telpunkt nach Freiburg verlegt PORTRÄT hatte. Mit gelehrten Räten, die sich fast alle aus ihrer gemein- samen Zeit auf dem Basler Ulrich Zasius Konzil (1431 – 1449) kannten und die modernen Universitä- ten hoch schätzten, wurde die- se Idee am Hof Albrechts ent- wickelt. Zuerst musste aber die Zustimmung des Paps-

tes eingeholt werden. Dazu ► Immat- Reichstag reiste 1450/51 oder 1451/52, rikulation an

Gründung der Universität der Gründung genauer ist es nicht fest- der Universität stellbar, Albrechts Rat und im 15. Jahr- Offiziales d Bischofs von hundert: Links Basel, Hans Gemmin- die Dozenten, ger, mit einer Bittschrift rechts Studenten. Miniatur aus dem ◄ Das nach Maximilians Tod nach Rom, um diese Statutenbuch geschaffene Fenster der nördlichen Im Jahr 1497 beschloss der Rat 1400–1500 Erlaubnis für eine Uni- des Collegium Kaiserkapelle zeigt ihn mit dem der Stadt Freiburg, das Stadtrecht versitätsgründung ein- Sapientiae. (Uni- kaiserlichen Doppeladler. (Original neu zu fassen, nachdem neue Sta- zuholen. Universitäten versitätsarchiv im Augustinermuseum. Foto: Corpus tuten die kommunale Verfassung 1415 galten im Mittelalter Freiburg) Vitrearum Deutschland, Freiburg) widersprüchlich gemacht hatten. als kirchliche Ein- Mit dieser Arbeit beauftragt wurde richtungen, die sich der Gerichtsschreiber Ulrich Zasius. von Christus und Stiftungsurkunde Albrechts folgte nahezu zeitgleich mit der Freibur- Stiftungsvermögen der Universität Der 1461 in Konstanz geborene Zasi- Herzog Friedrich wird wegen Fluchthilfe für den dem kirchlichen ein Jahr später, nachdem mögliche ger Universität realisiert wurde. noch einmal erheblich, wodurch us war 1494 als Stadtschreiber nach vom Konstanzer Konzil abgesetzten Gegenpapst Jo- Lehramt ableiteten, Widerspruchsfristen verstrichen Um selbst noch als Universitäts- die finanzielle Situation verbessert 6000 Gäste kamen zum Freiburger Reichstag Freiburg gekommen, wo er spä- hannes XXIII. von König Sigismund in die Reichsacht genommen und verliert alle seine Besitzungen. weshalb die päpst- waren. In seiner Urkunde stiftete stifter zu gelten, ließ Albrecht vor werden konnte. ter zum Mitglied der Fakultät und bleibt bis 1427 Reichsstadt. Freiburg hat damit keinen Stadtherrn mehr und liche Zustimmung Albrecht unter anderen die Freibur- der Übergabe seiner Lande an Sig- Schließlich konnte die Univer- Das Großereignis brachte Ruhm und einen riesigen Schuldenberg 1506 zum Professor ernannt wur- erforderlich war. ger Münsterpfarrei mit allen ihren mund noch schnell die eigentliche sität am 26. April 1460 offiziell -ih de. Er stieg bald zum bekanntesten 1424 Rechtsgelehrten in Südwestdeutsch- Einkünften als eine der wirtschaft- Stiftungsurkunde der Universität ren Betrieb aufnehmen, nachdem land auf, und sein Wohnhaus in der lichen Grundlagen an die Univer- auf den 21. September 1457 ausstel- schon am Vorabend Albrechts Rat n den Jahren 1497 und 1498 be- Die Reichstagsteilnehmer und vorhanden war. Auch Zunftstuben auf Selbstversorgung, Abschottung Herrenstraße 7 entwickelte sich zu sität. Die Münsterpfarrei blieb von len und vom Stadtschreiber Frei- Matthäus Hummel zum ersten Am 22. Februar »ewige« Vertreibung aller Juden aus herbergte die Stadt Freiburg fast der König ließen sich Zeit mit der wurden genutzt. Bei der Bereitstel- des Marktes, Produktionsbegren- einem Zentrum des geistigen Le- 1464 bis 1813 bei der Universität; burgs am 14. Mai 1458 im Münster Rektor der Universität gewählt der Stadt. Erst 1809 wird handeltreibenden Juden der ein Jahr lang einen Reichstag, Anreise nach Freiburg. Als die Ver- lung und Herrichtung von Tagungs- zung und Konkurrenzvermeidung bens. Vollendet wurde das Stadt- Aufenthalt in Freiburg wieder gestattet werden. das Münster war Universitätskir- von der Kanzel aus verlesen. Da- worden war. Der Start der Univer- I recht 1520 und erlangte weit über 1460 also eine Versammlung der Reichs- sammlung am 26. Oktober 1497 auf räumen musste immer sorgfältig angelegten Wirtschaftsordnung che, musste aber zur Gründung des mit galt die Universität offiziell als sität war wenig glanzvoll, da kaum stände, die bei der Gesetzgebung Einladung des Erzkanzlers erstmalig darauf geachtet werden, dass eine der Stadt angemessen auf die An- die Stadtgrenzen hinaus Bedeutung. Erzbistums Freiburg abgegeben von Albrecht VI. gegründet. Prominenz nach Freiburg gekom- mitwirkten und der Beratung des zu einer Sitzung zusammentrat, war Sitzordnung möglich war, die den forderungen eines Großereignisses Allerdings brachte es auch die anti- werden. men war. Grund war natürlich Al- semitische Haltung dieser Zeit zum Im Münster wird feierlich die 1457 gestiftete Universi- Ziel: »Erlöschung Kaisers diente. Bei dieser Veran- der König noch nicht anwesend. Er Rang der Teilnehmer angemessen wie des Reichstags zu reagieren. Da Albrecht jedoch nur zweitge- brechts Abwesenheit, der in der Ausdruck. Der Kontakt oder gar der tät eröffnet. Sieben Professoren sind an der Albertina menschlicher Unvernunft« staltung wurde über die Fortfüh- traf erst am 16. Juni 1498 ein. Nach berücksichtigte, denn sonst war mit Auch der Berg von Schulden, mit tätig und lehren in allen vier Fakultäten: Artisten, borener Habsburger war, musste böhmischen Angelegenheit unter- Handel mit Juden wurden im Stadt- rung der Reichsreform beraten, die einem feierlichen Empfang vor der Fernbleiben oder Abzug der Unzu- denen sich städtischer Haushalt Theologie, Jurisprudenz, Medizin. Die 215 im ersten er die Zustimmung seines Bruders Der Vorlesungsbeginn war frei- wegs war. Dennoch konnte die Uni- recht bei schweren Strafen verboten. Semester immatrikulierten Studenten kommen aus zu seiner Stiftung einholen, so lich erst viel später. Im Stiftungs- versität immerhin ihre finanziellen 1495 in Worms mit der Verkündung Stadt mit Überreichung von Ge- friedenen unter Protest zu rechnen. und Bürger noch Jahrzehnte da- Zasius´ Werk wurde Grundlage des einem Einzugsgebiet zwischen Vogesen und1493 Tirol. dass es für die Freiburger Univer- brief Albrechts ist neben vielen Einkunftsquellen innerhalb von des »Ewigen Landfriedens«, der schenken wurde er in einer festli- So geschehen etwa am 13. Juli 1498 nach herumschlagen mussten, Württembergischen Landrechts von sität erstmals eine Kaiserurkunde Erklärungen die markante Formu- zwei Generationen zusammentra- Einrichtung des Reichskammerge- chen Prozession zu seinem Quartier bei einer Sitzung, als die anwesen- hielt die Freiburger nicht davon ab, 1555 und der berühmten »Frankfur- gab. Albrechts Bruder Friedrich III. lierung enthalten, dass die Uni- gen und finanziell selbstständig richts, der Schaffung einer unmit- im Dominikanerkloster geleitet. den Fürsten bemerkten, dass die sich zu Beginn des 16. Jahrhunderts ter Revolution« von 1579. Ulrich Za- Fischer herstellt. telbaren Reichssteuer (Gemeiner Der Sitzungsbetrieb des Reichs- Kurfürsten erhöht und sie somit noch mehrfach – freilich vergeblich sius ordnete das »Gemeine Recht« Das erste in Freiburg gedruckte Buch ist eine vierbän- stellte sie zwar als Kaiser aus, aber versität »zu Erlöschung des ver- werden. In dieser Zeit kam es 1469 nur für den Hausbesitz der Habs- derblichen Feuers menschlicher noch einmal zu einem Professoren- Pfennig) und Plänen für ein stän- tags war nicht auf die Vollversamm- gleichsam zu deren Füßen saßen: – um die Ausrichtung eines Reichs- nach den Prinzipien des »Römi- dige Bonaventura-Ausgabe, die der Buchdrucker Kilian schen Rechts« neu. Zasius starb 1535 burger. Genau genommen, war es Unvernunft und Blindheit…« ge- transfer aus Wien nach Freiburg. diges Regierungsorgan (Reichsre- lung der Stände beschränkt. Es Das aber »wollten sie nicht tun!« tags in ihren Mauern zu bemühen. 1496 und wurde im Münster beigesetzt. also nur eine hausinterne Zustim- stiftet worden sei. Wenig später kamen auch aus der giment) auf den Weg gebracht wor- gab eine Vielzahl von Beratungen Während der gesamten Reichs- Zur dringenden Lösung der (Gerd Süssbier) mung. Die ersten Professoren musste Tübinger Universität neue Lehrer, den war. Darüber hinaus wurden verschieden großer Einzelgremi- tagszeit mussten die Stadtväter großen politischen Probleme, die Mitten in diese Phase starb der Albrechts Rat Matthäus Hummel sodass am Anfang des 16. Jahrhun- Polizeigesetze beschlossen, die von en, für die Räumlichkeiten zur Ver- eine diplomatische Gratwande- im Reich anstanden, trug der Frei- Im Herbst wütet eine Blatternepidemie. So bezeichnet man die Syphilis, die 1493 durch die Matrosen Chris- habsburgische König von Böhmen aus Villingen anwerben, wozu er derts die Freiburger Universität einer Kleiderordnung über Verord- fügung gestellt werden mussten. rung zwischen der Wahrung städti- burger Reichstag, der am 4. Sep- Gregor Reisch toph Columbus’wurde. ausDer derRat Neuenbeschließteines Welt «Blatternhauses«. die eingeschleppt Einrichtung und Albrecht tauschte seine vor- nach und Wien reiste. eine erste Blüte erlangen konnte. nungen zur Eindämmung des Bet- Die meisten Sitzungen fanden, da scher Interessen mit der Gefahr der tember 1498 mit der Verkündung derösterreichischen Lande gegen Zeitweise war auch die Universi- Dafür stehen die Verbindungen der telwesens und zur Bekämpfung der es den Tanzsaal im Obergeschoss Verprellung der hohen Herrschaf- eines »Reichstagsabschieds« zu Gregor Reisch kam um 1470 im 1497 ein weiteres Drittel Erbansprüche tät Erfurt im Gespräch, um von Freiburger Humanistenkreise zum »Zigeuner« bis zum Gesetz gegen des Kornhauses und den großen ten einerseits sowie willfährigem Ende ging, nicht viel bei. Zwar gab schwäbischen Balingen zur Welt. auf die böhmische Königskrone dort Professoren anzuwerben, was Hof Maximilians genauso Weinpanscherei reichten. Festsaal im Historischen Kaufhaus Gehorsam gegenüber dem König, es einige nicht unerhebliche Rege- Bereits im geistlichen Stand begann ein. Das Projekt misslang jedoch schließlich doch unterblieb. Letzt- symbolhaft wie das Nur mit Widerstreben hatten die am Münsterplatz noch nicht gab, der zugleich ihr Landesherr war, lungen bei der Ausgestaltung der er 1487 das Studium in Freiburg und Maximilian beruft auf den 28. September den Reichs- und er tauschte die vorderöster- lich wurden vier Professoren in von Maximilian Reichsstände der Auswahl Freiburgs, wohl in der Gerichtslaube hinter und großzügiger Gastfreundschaft Landfriedens- und Reichskammer- erwarb hier 1489 den Magistergrad. tag nach Freiburg ein. Die Reichsfürsten und ihre reichischen Lande zurück. So kam Heidelberg und drei in Wien an- gestiftete Frei- also einer Stadt, in der König Maxi- dem heutigen Alten Rathaus statt, andererseits vollführen. gerichtsordnung, aber die grundle- Nach einer kurzen Zeit an der Uni- Vertreter tagen, da das im Hinblick auf den Reichstag es, dass Albrecht 1444 – 1458 und geworben, sodass Heidelberg und burger Uni- milian I. als Landesherr das Sagen wo ein zwar kleiner, aber immer- Es war schwierig bis unmöglich, genden Verfassungsfragen blieben versität Ingolstadt trat Reisch 1496 begonnene Kornhaus nicht rechtzeitig(heute »Gerichtslaube«). fertiggestellt 1460 – 1463 Landesfürst war, wo- Wien die beiden Ahnen der Freibur- versitätszepter hatte, zum Versammlungsort zuge- hin halbwegs repräsentativer Saal bei der von den Zünften geprägten, ungeklärt. (Ulrich Ecker) als Mönch in die Freiburger Kartau- werden konnte, in der Ratsstube hinter den Rathaus se Johannisberg ein. 1501 wurde er bei er nach 1458 nie wieder an den ger Universität wurden. Da die Uni- von 1512. stimmt. Für das relativ klei- 8 Prior in Buxheim und schon 1502 als Oberrhein kam. Als Albrecht nach versität für die Professorengehälter (Dieter Speck) ne Freiburg mit kaum Böhmen aufbrach, ging die Stadt noch keine eigenen Mittel besaß, Vorsteher nach Freiburg berufen, ab 6000 Einwoh- ▼ Weingärtner im 15. Jahrhundert aus dem Hausbuch der Mendelschen Zwölfbrüderstiftung. 1507 kamen weitere hohe Ämter im nern war ein Kartäuserorden hinzu. Als Univer- Reichstag in Verordnung gegen Weinfälschung sitätslehrer zählte Reisch zur Elite Konflikt mit Markgraf Bern- seinen Mauern der oberrheinischen Humanisten. Freiburg als Reichsstadt hard eskaliert, der – aufgrund gewiss eine Ehre Seit 1498 sind Zusätze im Wein verboten Maximilian I. zog ihn ab 1509/10 in 9 Glaubensfragen zurate und machte einer geschickten Bündnispolitik und Erhöhung. Sie Kampf um die Vorherrschaft im Breisgau Freiburgs – Anfang Juli 1424 mit eröffnete zudem Aus- ls am 18. Juni 1498 König Ma- das Schwefeln der Fässer zur Kon- ihn zu seinem Beichtvater. Reischs einer militärischen Niederlage des sichten auf vermehrten ximilian in Freiburg einzog, servierung des Weines reglemen- Hauptwerk ist die »Margarita Phi- losophica«, die 1496 fertiggestellt ls Herzog Friedrich IV. Als im Mai 1418 Herzog Fried- Markgrafen endete. Handel und Gewinn. Doch um am Reichstag teilzu- tiert ist. Wer sich nicht daran hielt A und 1503 erstmals gedruckt wurde. von Österreich auf dem rich die Erlaubnis erhielt, seine Nun konnte sich Freiburg wie- war vorhersehbar, dass dies nehmen, wurde ihm von der Stadt und durch die vereidigten Amtleu- Es ist ein umfassendes Lehrbuch für AKonstanzer Konzil in- Besitzungen zurückzuholen, war der den Anschlussverhandlungen auch erhebliche Probleme mit auch mehrere Tausend Liter Wein te überführt wurde, dem sollte man die Artistenfakultät, die nach den folge eines Disputs mit König dies an die Zustimmung Freiburgs mit Herzog Friedrich widmen. sich bringen würde, und zwar sowohl geschenkt. Ein Willkommensgruß, den gepanschten Wein ausschütten sieben freien Künsten, den »Artes«, Sigmund am 30. März 1415 ge- gebunden. Inzwischen war der Am 10. November 1427 kehrte organisatorischer und polizeilicher der zu Freiburg als der »Stadt des und eine Geldstrafe verhängen. benannt ist und als Grundlage für 1498 ächtet wurde, gingen alle Be­­ Freiburg nach einer zwölfjähri- Art. Immerhin galt es, 6000 Men- Weines« passte, aber nicht ursäch- Dennoch blieb die Weinfäl- jegliche weitere Studien von allen sitzungen­ des Herzogs an gen Episode als Reichsstadt unter schen unterzubringen und 2000 lich dafür war, dass gerade hier die schung bis in unsere Tage ein The- Studenten durchlaufen wurde. das Reich über. Freiburg den Schutz der mächtigen Herzö- Pferde zu versorgen. Um die große Verordnung gegen Weinfälschung ma (»Glykolweinskandal« 1985). Es Sein durch Lehr- und Autoren- 18. Juni: König Maximilian trifft in Freiburg ein. Fürs- wurde Reichsstadt. Zeit- ge von Österreich zurück, die den Aufgabe in den Griff zu bekommen, am 24. August 1498 beschlossen ist daher nicht verwunderlich, dass tätigkeit wachsendes Vermögen ten und Reichstagsdelegierte waren ihm am 15. Juni verwendete Reisch in erster Linie am 4. September. gleich etablierte sich mit Machtbestrebungen der Markgra- beschloss der Rat der Stadt daher wurde. Grund war vielmehr, dass auch das Freiburger Stadtrecht von nach Kenzingen entgegengereist, um gemeinsam und Markgraf Bernhard I. von fen von Baden Einhalt gebieten schon am 19. September 1497 einen die bisherigen Gesetze wirkungs- Ulrich Zasius aus dem Jahr 1520 ei- zur Vergrößerung und zum Ausbau feierlich in Freiburg einzuziehen. Der Reichstag endet seines Klosters, das unter anderem Baden ein neuer Machtha- konnten. Jedoch erst am 19. Janu- detaillierten Maßnahmenkatalog. los geblieben waren und man nicht nen entsprechenden Passus enthält. eine neue Kirche erhielt. 1523 hatte ber im Breisgau. In den ar 1429 bestätigte der Herzog die Diese »Abred und Ordnung« war davor zurückschreckte, selbst »dot- Der Wein, der 1498 König Maxi- (Stadtarchiv) Reisch einen Schlaganfall erlitten, ▲ Dietslaube Gerich vor der Kriegszerstörung. Jahren bis 1424 entwickel- Freiheiten und Rechte Freiburgs. ein organisatorisches Meisterwerk, tenbeyn«, also Menschenknochen, milian übereignet wurde, scheint er starb am 9. Mai 1525, nur wenige te sich ein zäher, auch Eine eigenständige Bündnis- und konnte aber an den üblicherweise dem »Rebensaft« beizugeben. dagegen den Qualitätsmaßstäben Tage, nachdem die Kartäuser ange- mit Gewalt geführter ► Herzog damit Außenpolitik, wie sie zur hohen Kosten eines Reichstags für Deshalb wurde festgelegt, dass standgehalten zu haben. Wäre Friedrich IV. sichts der heranrückenden aufstän- Kampf zwischen dem von Tirol auf reichsstädtischen Zeit möglich die ausrichtende Stadt sowie an der fortan bis auf wenige Ausnahmen es anders gewesen, hätte es die dischen Bauern aus ihrem Kloster Markgrafen und Frei- einem Holz- und auch notwendig war, ließen bekanntlich schlechten Zahlungs- (z. B. Würz- oder Beerenweine) jegli- Nachwelt sicher erfahren. hinter die Stadtmauern Freiburgs burg um die Vorherr- schnitt des 16. die Herzöge nicht mehr zu. moral des Königs und der anderen che Zusätze verboten sind und auch (Hans-Peter Widmann) geflüchtet waren. (Peter Kalchthaler) schaft im Breisgau. Jahrhunderts. (Jürgen Treffeisen) hohen Herrschaften nichts ändern. Freiburg, der Bundschuh und der Bauernkrieg Das Ziel war eine Neuordnung von Kirche, Gesellschaft und Staat Freiburg900jahre

Dezember 2020 ie Kette der Ereignis- In ihren »Zwölf Artikeln« forder- Idee einer ewigen »Christlichen PORTRAIT se, die schon die Zeit- ten sie ein neues, das »Göttliche Vereinigung« hatten die Schwarz- Re:vue genossen als »Bau- Recht«, das an die Stelle der her- wälder von den Aufständischen in D Joß Fritz ernkrieg« be­zeichneten, gebrachten »alten Rechte« treten Oberschwaben übernommen und begann im Früh­som­mer sollte. Abgeleitet aus der Bibel (dem mit an den Oberrhein gebracht. Der Bundschuh, der mit Riemen des Jahres 1524 bei­derseits Evangelium) sollte es die Richt- Der Vertrag vom 24. Mai war gebundene Schuh der Bauern, wurde des Hochrheins. In der Fas- schnur sein für eine gottgefällige bereits im Moment seiner Unter-

im 15. Jahrhundert das Symbol für die tenzeit 1525 brach die Un- Neuordnung von Glauben und Kir- zeichnung wirkungslos geworden, organisierte Selbsthilfe der Unterta- ruhe auch in Oberschwa- che, von Gesellschaft und Staat im da sich die militärische Lage der ben aus. Von Mitte März Geist der »brüderlichen Liebe« und Aufständischen dramatisch zu de- bis Anfang Mai schlugen des »gemeinen Nutzens«. In der ren Ungunsten verändert hatte. die angestauten Kon- Sprache der Aufständischen: Sie Am 12. Mai waren die württember- flikte in ganz Süd- und wollten das Evangelium hören und gischen Bauern bei Böblingen ge- Mitteldeutschland – demgemäß leben. schlagen worden; im Elsass erstick- vom Elsass bis Fran- te Herzog Anton von Lothringen Freiburg schließt ein Bündnis

ken, von Thüringen vom 16. bis 20. Mai den Aufstand

Bauernkrieg mit den Bauern und Gegenreformation und bis in die Alpenländer im Blut von 20.000 niedergemet-

Reformation Reformation – in offene Empörung Erst relativ spät, Ende April/An- zelten Aufständischen. Die von um. In Oberschwa- fang Mai 1525, bildeten sich im wei- den Niederlagen ausgehenden ben hatten die teren Umland von Freiburg fünf Schockwellen trieben die vor Frei- ­Aufständischen ein Bauernhaufen: im Markgräflerland, burg lagernden Haufen in ihre ­mit­reißendes revo­ ­ im Breisgau, am nördlichen Kaiser- Heimat zurück, und die Stadt Frei- 1500–1600 lutionäres Pro- stuhl, in der südlichen Ortenau und burg löste sich umgehend aus den gramm entwickelt. in der Markgrafschaft Hachberg. In Verpflichtungen, die sie im Vertrag einer konzertierten Aktion rückten vom 24. Mai eingegangen war. Am sie Mitte Mai vor die Stadt Freiburg; 17. Juni erklärte eine städtische Ge- 1501 ◄ 1529 flüchtete das ▲ Das Titelblatt des Büchleins vom Bund- Basler Domkapitel vor PORTRÄT schuh von Pamphilus Gengenbach (Augsburg der Reformation nach ► Aufstand 1514) zeigt einen Bauern mit Bundschuhfahne Freiburg. Seitdem trägt Versuchsweise werden oberhalb der Stadt statt der und Bundschuh (links). Hans Baldung, üblichen hölzernen Wasserleitungen Tonröhren oberschwäbi- der Stürtzelsche Hof den Holzdeicheln. scher Bauern Namen »Basler Hof«. genannt »Grien« verlegt. Das Vorhaben scheitert, bis zur Einführung 1525. gusseiserner Wasserrohre 1837 bleibt man bei den nen gegen Übergriffe ihrer Obrigkei- (Augustinermuseum. Foto: F. Hase, nach 1890) Einer der bedeutendsten Künstler ten. Das Land am Oberrhein erlebte 1508 seiner Zeit hat auch in Freiburg zahl- vier Bewegungen unter dem Zeichen reiche Spuren hinterlassen. Hans Bal- des Bundschuhs: zu Schlettstadt dung, 1484(85?) bis 1545, nach seiner 1493, zu Untergrombach 1502, zu Le- Das von den Mönchen erwirkte städtische Verbot des Die Reformation blieb in Freiburg fast folgenlos Lieblingsfarbe auch »Grien« genannt, Vogelfangs auf demNaturschutzverordnung Gebiet der Kartause ist die Freiburgs. älteste hen 1513; ein vierter Bundschuh soll – 1513 1517 am gesamten Oberrhein verbrei- Wegen der Treue zu Österreich hatten Luthers Thesen im Breisgau keine Chance 1510 tet gewesen sein. Ein Merkmal des Bundschuhs war seine »Heimlich- keit« – eine geheime Verschwörung Unter dem Baumeister Hans Niederländer wird das m 31. Oktober 1517 veröffent- würde. Zum anderen durfte er kei- enthoben und aus der Stadt verwie- Die harte kirchenpolitische Linie Hochchorgewölbe des Münsters geschlossen, der sollte die offene Massenerhebung Hauptaltar eingeweiht und die Kirche offiziell in lichte der Augustinermönch nen Zweifel an der unbedingten sen, anderen Gelehrten die Beru- setzte der Sohn Ferdinands I., Erz- vorbereiten. Alle Verschwörungen Betrieb genommen. Drei Jahre darauf werden die und Bibelprofessor Martin Treue der Stadt gegenüber der habs- fung auf einen Lehrstuhl verweigert. herzog Ferdinand II. (1564 – 95), fort. wurden jedoch frühzeitig entdeckt Altartafeln von Hans Baldung Grien, ein Hauptwerk A Renaissance, installiert. Luther an der Universität Witten- burgischen Herrschaft aufkommen Die vorderösterreichische Regierung 1576 ordnete auch er eine Bücher- der deutschen Malerei zwischen Gotik und und zerschlagen. berg 95 Thesen gegen den Ablass. lassen, denn auf einem guten Ein- zu Ensisheim ließ sogar den Bücher- kontrolle »in der Stadt Freiburg im 1502 war Joß Fritz, ein leibeige- 1523 Obwohl ursprünglich nur für kundi- vernehmen beruhte die herausge- kauf von Universitätsangehörigen Breisgau« an. Nachdem diese An- ner Bauer des Bischofs von Speyer, ge Fachkollegen bestimmt, wurden hobene Stellung Freiburgs als beobachten. Ein Exempel statuier- fang November 1577 durchgeführt die führende Person im Untergrom- sie innerhalb weniger Wochen in »Hauptstadt« Vorderösterreichs. ten Erzherzog Ferdinand und die worden war, konnte der Stadtrat bacher Bundschuh. Durch Flucht Auf Anordnung Erzherzog Ferdinands I. lässt der ganz Deutschland als »Massenwa- Stadt Freiburg im Jahr 1524. Die Stadt aufatmen, da »gottlob die Sache all- entging er nach dessen Entdeckung Mit Bücherverbrennungen Stadtrat Häuser durchsuchen und reformatorische re« verbreitet – der Buchdruck Kenzingen wurde aufgefordert, sich hier so übel nicht steht«. Schriften und Bücher einziehen. Angeblich 2.000 einer Gefangennahme. Seine wahre gegen reformatorische Ideen machte es möglich. Die lutheri- von ihrem lutherisch gesinnten Pre- Die Freiburger Universität erfreu- Bände sollen 1525Münsterplatz durch den verbrannt Scharfrichter worden auf demsein. Identität verschleiernd, fand er mit schen Lehren erreichten auch die Kaiser Karl V. legte sich 1521 auf diger Jakob Otter zu trennen. Im Juni te sich im späteren 16. Jahrhundert 1525 seiner Frau Else Schmidin eine neue Stadt Freiburg. So bekannte ein Bür- den Schutz der katholischen Kirche verließ Otter die Stadt, die daraufhin keines hohen Ansehens, und der ▲ Selbstbildnis Hans Baldungs mit Heimat in Lehen und eine Anstellung ger, etliche lutherische Bücher ge- fest. Im »Wormser Edikt« verhängte von einem Freiburger Truppenkon- Verlust an Reputation wog schwer roter Kappe auf der Rückseite des Freiburger als Feldhüter. Von dort aus betrieb er kauft zu haben, darin er »viel Gutes er die Reichsacht über Martin Lu- tingent besetzt wurde. Der Stadt- – war sie doch die einzige katholi- Hochaltars (Erzbischöfliches Ordinariat Frbg., Aufständische Bauern unter Hans Müller von Bul- im Frühjahr und Sommer 1513 erneut Bildarchiv, Foto: C. Hoppe). gelernt und gefunden habe«. Eine ther, verbot die Verbreitung seiner schreiber, ein Gefolgsmann Otters, sche Universität am Oberrhein. Der genbach rücken im Mai vom Schwarzwald her auf den Aufbau eines Bundschuhs, des- breite Wirkung haben die neuen Lehren und ordnete die öffentliche wurde hingerichtet. Vorschlag einer Reformkommissi- Freiburg zu, zerstören die Burg Wiesneck, brennen das sen Existenz dem Freiburger Rat An- Ideen in Freiburg jedoch nicht her- Verbrennung der bereits erschie- Über Engstirnigkeit und Über- on, Angehörige des Jesuitenordens schuf zwischen 1511 und 1516 den Kartäuserkloster nieder und beschießen die Stadt vom fang Oktober verraten wur- Schloßberg her. Freiburgmuss sich ergibt die sich,Stadt und vertraglich am 24. Mai der vorgerufen. Es fehlte offensichtlich nenen Schriften an. Erzherzog Fer- eifer in der Verfolgung der »Sek- mit Lehraufgaben zu betrauen (der Hochalter des Münsters. Selbstbe- bäuerlichen Bewegung anschließen. de. Über die Ziele des an einem aufnahmebereiten Bo- dinand, Herr der habsburgisch- tierer« äußerten sich schon die Orden pflegte eine starke Hinwen- wusst vermerkte er auf der Rückseite, Lehener Bund- 1529 den, und die vorhandenen refor- österreichischen Länder im Reich, Zeitgenossen. Andererseits durfte dung zu Erziehung und Bildung), traf dass er das Werk »gefördert durch im Osten war der Schwarzwälder sandtschaft vor der habsburgisch- schuhs sind wir matorischen Ansätze scheiterten folgte den Vorgaben seines kaiser- die Stadt sich als »Reformations- jedoch auf den entschiedenen Wi- Gottes Hilfe und eigene Tüchtigkeit« Haufen über die Berge gezogen, österreichischen Regierung in nur einseitig am entschlossenen Widerstand des lichen Bruders und befahl für sei- gewinnlerin« sehen. 1529 über- derstand nicht nur der Universität, geschaffen habe, und brachte auch am 14. Mai stand er bei Kirchzar- Innsbruck, dass Freiburg nur »in unterrichtet, da Das Basler Domkapitel flüchtet wegen der in Basel Landesherrn und des Stadtrats. nen Herrschaftsbereich den Vollzug siedelte Erasmus von Rotterdam sondern auch der Stadt. 1620 zwang noch ein verstecktes Selbstporträt eingeführten Reformation nach Freiburg. Auch der ten und Ebnet. Die Stadt Freiburg der Bauern Bruderschaft geschwo- alle Angaben aus 10 Der Rat hatte gute Grün- des Edikts. Der Rat der Stadt Frei- vom protestantisch gewordenen Erzherzog Leopold der Universität auf dem Gemälde unter. Auch seine Humanist Erasmus von Rotterdam verlässt seinen galt den Aufständischen als Boll- ren habe«, um eine schwere Schä- dem Schriftverkehr de für sein Verhal- burg ließ daraufhin alle in der Stadt Basel nach Freiburg. Bis zu seiner die fällige Reform auf, indem er in ei- Auftraggeber hat er auf diese Weise langjährigendie ersten Wohnort beiden und Jahre bleibt lebt bis er 1535 im in Haus Freiburg, »Zum werk der habsburgisch-österrei- digung der Stadt und der Bürger von Herren und Ob- Walfisch«, danach am Kartoffelmarkt. ten. Zum einen vorhandenen Bücher eingehend Rückkehr nach Basel (1535) konnte nem Gewaltakt den Unterricht in der verewigt. Neben dem Hochalter schuf chischen Herrschaft, als Hort der zu vermeiden. Genau einen Mo- rigkeiten stammen. Die wollte er durch überprüfen. 2000 Schriften sollen Freiburg sich rühmen, eine wissen- Philosophischen und in Teilen der er in Freiburg noch weitere bedeuten- 1546 Reaktion. Gewaltsam sollte sie nat später kündigte die Stadt den Stadt Freiburg behauptete, entschiedenes 1523 eingezogen und 1525 auf dem schaftliche Autorität von europä- Theologischen Fakultät den Jesuiten de Kunstwerke. Nach seinen Entwür- zum Anschluss an die Sache der Vertrag auch offiziell auf. Gleich- die Bundschuher wollten nur Handeln eine Münsterplatz verbrannt worden ischem Rang in seinen Mauern zu übertrug, wie auch die Leitung des fen entstanden die Glasgemälde der Aufständischen gebracht wer- zeitig ging Freiburg dazu über, die noch Gott, Papst und Kaiser als 11 Spaltung in der sein. Auch die Universität war ein haben. Im selben Jahr 1529 verlegte »Gymnasium academicum«. Annenkapelle und vier Kapellen des Das erste urkundlich bekannte Opfer des Hexenwahns den. Die Entscheidung fiel am Bauern zu »züchtigen«. Besonders Herren anerkennen. ist Anna Schweizerin, »die Besenmacherin«. Bürgerschaft verhin- Objekt argwöhnischer Beobachtung, auch das Basler Domkapitel seinen Freiburg war und blieb eine ka- Chorneubaus sowie die Fenster im 1549 23. Mai. Bauern des Schwarz- hart traf es die eigenen Untertanen Joß Fritz konnte sich auch 1513 ei- dern, die mit einem und die Universitätsleitung sah Sitz nach Freiburg. 1587 erwarb es tholische Stadt mit einer katholi- Kreuzgang der Kartause. Mit 60 Jah- wälder Haufens hatten mit im Kirchzartner Tal, die im Mai mit ner Verhaftung entziehen. Zum letz- Anwachsen der »lutheri- sich gezwungen, konsequent gegen als Residenz den Stürtzelschen schen Universität, eng gebunden ren starb er 1545 in seiner Wahlhei- Geschütz den Schlossberg er- den Schwarzwäldern gemeinsame ten Mal soll er 1524, zu Beginn des schen Sekte« (so die Wort- »Neuerer« vorzugehen. Professoren Hof, der seitdem den Namen »Bas- an das Haus Habsburg. mat Straßburg. (Stephanie Zumbrink) Älteste datierte »Oberlindenordnung«. Die Bürger klommen und schossen von Sache gemacht hatten. Bauernkriegs, im Hegau gesehen wahl des Rates) einhergehen wurden gemaßregelt, ihres Amtes ler Hof« trägt. (Horst Buszello) um Oberlinden, darunter zahlreiche Schmiede und dort in die Stadt hinab; auch Während sich die Markgräfler worden sein – als alter Mann mit ei- Wirtsleute, verpflichten sich unter anderem dazu, sich der Münsterturm soll beschä- Bauern mit ihrem Herrn, Markgraf nem grauen Bart, der nicht sterben gegenseitig keine Kunden abzufangen, keine Handels- digt worden sein. Am Abend Ernst von Baden, »gütlich« über könne und wolle, »der Bundschuh ware in Zahlungzollte Güter oder nicht Pfand einzulagern. zu nehmen Eine und weitereunver- Oberlindenordnung wird 1595 erlassen. öffnete Freiburg die Tore. Beschwerden und Schadensersatz- habe denn zuvor seinen Fortgang Hexenverfolgung in der Zeit der Finsternis 1564 Schon am folgenden Tag, zahlungen einigten, mussten sich genommen«. (Horst Buszello) dem 24. Mai, verband sich die vorderösterreichischen Unter- Krisenzeiten lösten Schuldzuweisungen und Bestrafungen aus An der Pest sterben in2.000 Freiburg Menschen. an die die Stadt mit den Bauern- tanen ihrem Landesherrn, Erzher- haufen zu einer »Christ- zog Ferdinand, auf Gnade und »ge- m 16. Jahrhundert brach eine bis heute erhaltenen Gerichtsak- Die Ursachen für die Hexen- sich im Abwehrkampf gegen die 1567 lichen Vereinigung, zu milderte« Ungnade ergeben. Eine der dunkelsten Epochen Frei- ten zeigen, dass allein in Freiburg verfolgung sind vielschichtig und Reformation befand, trug nach einer Bruderschaft und eigene Regelung galt für die abge- sein; von Vorhaltungen oder gar ei- Iburgs an, und die Opfer waren 40 Frauen auf grauenvolle Art und schwer zu ergründen. Gefördert Kräften dazu bei. Der Theologe einem ewigen Bund«. fallenen Städte. Die abschließende ner Bestrafung ist jedenfalls nichts Frauen. Die erste war Anna Schwei- Weise zu Tode kamen. So starben wurde der Hexenwahn durch die und Dominikaner Heinrich Kra- Eine »Bundesordnung« Prüfung ihres Verhaltens fand im bekannt. Es war wohl die Innsbru- zerin, die 1546 als vermeintliche allein am 24. März 1599 Margarete schweren Krisen des 16. Jahrhun- mer veröffentlichte 1486 in Spey- Zum Huldigungslandtag, der formellen Anerkennung als neuer Herrscher,Freiburg reist undErzherzog trifft Ferdinand am 26. Oktober II. nach ein. legte in 18 Artikeln den Herbst 1526 statt. Das angeforderte cker Regierung, die Erzherzog Fer- Hexe öffentlich verbrannt wurde. Mößmerin, Anna Wohlffartin und derts mit Bauernkrieg, Kirchen- er den »Hexenhammer«, der als Aufbau und die Ziele Rechtfertigungsschreiben der Stadt dinand ein nachsichtiges Vorgehen Damit begann eine mörderische Catarina Stadelmennin auf dem spaltung, Pest und Massenarmut. Kriminalcodex die Verfolgung 1598/99 der Vereinigung sowie Freiburg stammt vom 5. Oktober. empfahl, um eine Destabilisierung Jagd auf Frauen, die bis zur Mit- Scheiterhaufen. Unter Folter hat- Stellvertretend für das nicht ver- von Hexen legitimierte und der die Rechte und Pflich- Die »Akte Freiburg« scheint von der der für Vorderösterreich so wichti- te des 17. Jahrhunderts andauerte ten sie gestanden, Hexen zu sein standene Unheil mussten Schul- bis ins 17. Jahrhundert hinein in ▲ Hexen kochen Unwetter. Holzschnitt aus Erster trauriger Höhepunkt der Hexenverfolgungund hingerichtet. in ten der Mitglieder Herrschaft aber recht bald und still- gen Stadt zu vermeiden. und erst 1768 durch ein Gesetz Ma- und mit dem Teufel im Bunde zu dige gefunden und bestraft wer- 29 Auflagen erschien und weite U. Molitor »Von den Unholden oder Hexen« Freiburg: Zwölf Frauen werden der Hexerei überführt schriftlich fest. Die schweigend geschlossen worden zu (Horst Buszello) ria Theresias verboten wurde. Die stehen. den. Die katholische Kirche, die Verbreitung fand. (Gerd Süssbier) Straßburg 1489. (HAAB Weimar) Das Jahrhundert der Kriege PORTRAIT Freiburg900jahre Mal Frankreich, mal Habsburg: Freiburg war ein Spielball der Großmächte Sébastien Le Prestre de Vauban

Sébastien Le Prestre, der spätere ember 2020 er Dreißigjährige Krieg Tod von König Gustav Adolf in der Freiburg war somit in eine ge- Marquis de Vauban, stammte aus Dez hatte sich mehr und Schlacht bei Lützen den Oberbefehl fährliche Nähe zum Feind geraten, burgundischem Kleinadel und wur- Re:vue Dmehr zum Kampf um über die schwedischen Truppen zumal Frankreich mit Breisach nach de 1633 in Saint-Léger-de-Foucheret die Vormacht in Europa zwi- übernommen und die Kaiserlichen wie vor einen wichtigen Rheinüber- bei Avallon geboren. Nachdem er schen Habsburg einerseits besiegt. 1635 schloss Bernhard mit gang besaß. Die Regierung Vorder­ mit knapp 18 Jahren in das Regiment und Frankreich andererseits Kardinal Richelieu einen Bündnis- österreichs wurde aus des Prinzen Condé entwickelt. Hauptkriegs- vertrag und kämpfte mit seinen Ensisheim im Elsass eingetreten war und schauplatz war das Territori- »Weimarianern« nun für Frank- nach Freiburg verlegt zunächst auf Seiten um des Heiligen Römischen reich, vor allem in Lothringen und und die österreichi- der Adelsopposition Reichs. Es kam zu Hungers- am Oberrhein. 1638 besetzte er Lau- sche Führung begann gegen die Krone ge- nöten und Seuchen und fenburg, Waldshut und Rheinfel- mit dem Ausbau der kämpft hatte, kam er ganze Landstriche wur- den, anschließend Freiburg und von Verteidigungsanla- 1653 zur Armee des den verwüstet. 1635 war dort aus schließlich Breisach. Damit gen. Die weitgehend Königs und machte Frankreich offiziell ins hatte er die wichtigste Festung des zerstörten und nur Karriere, gipfelnd 1678 Geschehen eingetreten Reichs am Oberrhein in seiner Hand, noch dünn besiedel- in der Ernennung zum

und hatte zunächst Spa- die er zum künftigen Sitz eines ei- ten Vorstädte wur- Verantwortlichen für

Vauban 30-jähriger Krieg 30-jähriger nien und dann dem Kai- genständigen Fürstlich Sächsischen den endgültig preis- alle königlichen Fes-

Zwischen den Großmächten den Zwischen ser den Krieg erklärt. Territoriums mit ihm als Landesherr gegeben. Einzig die tungen. Vauban gilt Die Stadt Freiburg erklärte. Dazu kam es letztlich nicht, Schneckenvorstadt im zur Recht als der be- erreichte der Krieg denn 1639 starb der Herzog völlig Süden sollte in den deutendste Ingenieur- erstaunlich spät. 1632 überraschend in Neuenburg. Seine Bastionenring einbezogen werden. Architekt seiner Zeit. Dabei kam ihm erstmals von den Eroberungen fielen an Frankreich. Die Modernisierung der mittelal- zugute, dass er nicht nur als Architekt, 1600–1800 Schweden einge- Im Sommer 1644 zog ein kur- terlichen Mauern kam indes nur sondern als aktiver Feldherr auch in nommen, wechselte bayerisches Heer unter General- langsam voran. Lediglich im Süden der Belagerung und in der Verteidi- sie mehrfach den feldmarschall Franz von Mercy vor vor der Schneckenvorstadt entstan- gung von Festungen Erfahrung hatte. 1603 Besitzer. 1638 wur- Freiburg auf und eroberte die Stadt den größere Erdwerke. Das Burg- Sein Lebenswerk ist der »eiserne Gür- de sie von Herzog für das Reich zurück. In der Folge haldenschloss wurde ebenfalls mit tel«, mit dem Frankreich unter Lud- Bernhard von kam es am Lorettoberg zu einer der Bastionen versehen, und auf der wig XIV. seine Grenzen sicherte. Sachsen-Weimar blutigsten Schlachten des Krieges Höhe des Schloßbergs entstand das Neben dem eigentlichen Festungs- Im Verlauf des Jahres werden 25 Frauen der Hexerei verdächtigt, 13 von ihnen hingerichtet. okkupiert. Der zwischen Mercys Reichsarmada »Salzbüchsle« zum Schutz der Burg bau befasste sich Vauban mit Fragen 1632 Wettiner hatte und zwei vereinigten französischen gegen Angriffe vom Berg her. Im der Stadtplanung, der Landwirt- als Feldherr auf Heeren, der Armée d’Allemagne Norden glaubte man sich durch die schaft, des Wasserbaus, aber auch mit Seiten Schwe- unter Henri de la Tour d’Auvergne, mittelalterliche Mauer der Neuburg Statistik, Steuerwesen und Finanz- 29. Dezember: Mit der Eroberung Freiburgs durch dens gekämpft, dem Vicomte de Turenne und der genügend geschützt. Genau hier politik, Religion und Philosophie. ▲ Die Festung Freiburg während der Belagerung durch Marschall Villars im Herbst 1713. Ausschnitt aus einem zeitgenössischen Gemälde von J.B. Martin d. Ä.. schwedische Truppen erreicht der 30-jährige Krieg die nach dem Armée de France unter Jean de setzte im Herbst 1677 der Angriff der Er korrespondierte mit zahlreichen Stadt. Überall herrscht großer Mangel. Die Lebensmit- tel werden knapp, Pest undnur Fleckfieber 400 überlebt breiten haben. sich Bourbon, dem Duc d’Enghien, die Franzosen unter Marschall François Intellektuellen, Literaten und Philo- aus. Von 1500 männlichen Einwohnern sollen Turenne zu Hilfe gekommen war. de Créqui an, die bei Breisach über sophen und blieb zeitlebens ein kriti- 1648 Auf französischer Seite fielen an den Rhein gesetzt hatten und rasch scher Kopf. So warnte er eindringlich zwei Tagen 6.000 Mann, die Bayern auf Freiburg vorgerückt waren. vor den wirtschaftlichen Folgen der tät ging nach Konstanz ins Exil. In gen an der Tagesordnung – und Sol- den von Rastatt besiegelt worden, zösische Truppen über den Rhein zum Weltkulturerbe zählenden verloren 1.000 Soldaten. Letztlich 1678/79 beendete der Friedens- Vertreibung der Hugenotten. Eine im Freiburg selbst installierte Ludwig daten waren keine einfachen Mitbe- mit dem 1714 der Spanische Erbfolge- und nahmen Freiburg nach mehr- Anlagen in Freiburgs Partnerstadt Der Westfälische Frieden, der am 13. Dezember im endete die Schlacht unentschieden. schluss von Nijmegen den »Hol- Jahr 1707 anonym publizierte Schrift XIV. mithilfe der Jesuiten ein »Stu- wohner. krieg endete. Festungskommandant wöchiger, verlustreicher Belage- Besançon oder im nahe gelegenen Münster verkündet wird, bringt neue Verhältnisse am Mercy hinterließ in Freiburg eine ländischen Krieg«. Unter anderem mit Gedanken zu einer Reform der dium Gallicum« als zweisprachige Schon 1701 war nach dem Tod des von Harrsch wurde Reichsgraf und rung ein. König Ludwig XV. selbst Neuf-Brisach in nichts nachstand. Oberrhein: Das Reich verliert seine Besitzungen im Elsass, der Rhein wird Grenze zu Frankreich. Besatzung, um eine Rückeroberung bekam Frankreich von Spanien die vor allem die Landbevölkerung drü- Hochschule. Als sich gegen Ende letzten Habsburgers auf dem spa- der tapfere Ratsschreiber Mayer als führte das Kommando und beob- (Peter Kalchthaler) 1679 zu verhindern, und setzte Turenne France Comté mit Besançon und ckenden Steuern brachte Vauban am des Jahrhunderts eine Rückkehr nischen Thron ein neuer Krieg um »Freiherr von Fahnenberg« in den achtete seine Truppen von der Lo- nach, der über den Schwarzwald ab- durfte Freiburg behalten. In kürzes- Ende seines Lebens beim König in Freiburgs und Breisachs zum Reich die Erbfolge zwischen Frankreich Adelsstand erhoben. rettokapelle aus, die im Gedenken PORTRÄT zog. Nach einem weiteren Gefecht ter Zeit erhielt die Stadt nach den Ungnade. Im selben Jahr starb er in abzeichnete, ließ Ludwig XIV. auf und Österreich entbrannt. 1703 wur- Noch einmal hatte die Festung an die genau ein Jahrhundert zu- Im Friedensvertrag von Nijmegen wird Freiburg im bei St. Peter trennten sich die Kon- Plänen von Sébastien Le Prestre Paris und wurde in der kleinen Kir- elsässischem Territorium durch de Alt-Breisach wieder französisch. Freiburg eine Belagerung zu be- vor tobende Schacht bei Freiburg Euphemia Dorer Tausch gegen die Festung Philippsburg an FrankreichFestung. trahenten. Der Herzog von Enghi- de Vauban eine hochmoderne Fes- che unterhalb seines 1675 erworbe- Vauban die Festungsstadt Neuf- Im September 1713 begann Claude- stehen, denn 1740 war erneut ein gestiftet worden war. Im Januar abgetreten. Der Festungsbaumeister Sébastien Le en dagegen setzte seinen Feldzug tungsanlage, die Ludwig XIV. schon nen Schlosses Bazoches in der Nähe Brisach/Neu-Breisach errichten, Louis-Héctor, der Duc de Villars, mit Krieg ausgebrochen: Nach dem Tod 1745 starb Karl VII. Maria Theresia Eine wichtige Rolle bei der Bildung Prestre de Vauban erhält den Auftrag zum Ausbau der 1697 entlang des Rheins erfolgreich fort 1681 persönlich in Augenschein von Vézelay begraben. um die Lücke in der Ostbefestigung einer Armee von 150.000 Mann eine Kaiser Karls VI., der ohne männli- einigte sich mit dem Kurfürsten von Frauen spielten die jesuitisch und brachte das gesamte linksrhei- nehmen konnte. Acht mächtige (Peter Kalchthaler) Frankreichs zu schließen. Belagerung Freiburgs. Nach meh- che Nachkommen geblieben war, von Bayern und konnte die Wahl geprägten Nonnenorden. Bei den nische Gebiet bis in die Pfalz unter Bastionen und große Gräben um- Mit der Rückkehr Freiburgs und reren Wochen musste sich die ge- hatte seine älteste Tochter Maria ihres Ehemanns Franz Stephan von schwarz gekleideten Ursulinen wur- Im Frieden von Rijswijk wird die Rückgabe von französische Kontrolle. Der West- gaben die Stadt, die Dreisam war Breisachs zu Österreich nach den schwächte und dezimierte Garnison Theresia die Herrschaft über die Lothringen zum Kaiser durchset- den Mädchen sogar nach den Lehrplä- Freiburg und Breisach ans Reich beschlossen. fälische Frieden schrieb diesen dafür nach Süden umgeleitet wor- rung war nach Waldshut geflohen Beschlüssen des Friedens von Rijs- auf die Schloßbergfestung zurück- habsburgischen Erblande über- zen. Vor der Rückgabe Freiburgs nen der Knabengymnasien unterrich- 1713 Zustand 1648 fest, und der Rhein den, und eine starke, dreiteilige Be- und der größte Teil der Universi- wijk im Oktober 1697 änderte sich ziehen und die Stadt preisgeben. Das nommen. Einige deutsche Fürsten, an Österreich im April tet. Treibende Kraft wurde nun faktisch zur Grenze zwi- festigung besetzte den Schloßberg. für die Bürgerschaft wenig. Die tapfere Eintreten des Stadtschrei- die mit Habsburgerinnen verhei- 1745 ließ Ludwig XV. die beim Ausbau des schen Frankreich und dem Reich. Die vorderösterreichische Regie- (Fortsetzung nächste Seite) Funktion der Stadt als Festung blieb bers Franz Ferdinand Mayer, der den ratet waren, erkannten dies nicht Festung systematisch 1696 gegründeten Herzog Louis-Hector de Villars schließt am 22. Sep- bestehen, nur dass sie sich jetzt Franzosen mit einer weißen Fahne an und machten eigene Ansprü- schleifen. Freiburg war »Schwarzen Klos- tember die Stadt mit 150.000 Mann ein und beginnt gegen Frankreich richtete. Weiter- die Bereitschaft zur Übergabe signa- che geltend. 1741 nahm Kurfürst zur offenen Stadt gewor- ters« in Freiburg eine schwere Belagerung der mit 8.000 Mann beset- zen Festung. Am 16. November muss die Besatzung hin bestand stete Kriegsgefahr mit lisierte, rettete Freiburg vor der Plün- Karl Albrecht von Bayern mithilfe den, umgeben von ei- war Euphemia Do- kapitulieren. Im Frieden von Rastatt wird die Rückga- schmerzlichen Eingriffen in das täg- derung. Kurze Zeit später kapitulierte des verbündeten Frankreich Prag nem breiten Gürtel von rer, zweimalige Su- be Freiburgs und Breisachs ans Reich vereinbart.1744 ▼ In Teilen bis heute erhalten ist das Breisacher Tor an der Rempartstraße. (Stadtarchiv, Foto: G. Röbcke, vor 1903) liche Leben der Bürger. Einer Bevöl- auch Festungskommandant Freiherr ein und ließ sich zum böhmischen Ruinen und Brachland, periorin von 1706 kerung von etwa 3.000 Seelen stand Ferdinand Amadeus von Harrsch König krönen, 1742 gar als Karl VII. der erst 80 Jahre später bis 1715 und von im Verteidigungsfall eine Garnison auf dem Schloßberg und durfte mit zum römischen Kaiser wählen. wieder überschritten 1725 bis 1734. Am 18. September schließen 70.000 französische Sol- 12 von bis zu 10.000 Soldaten seinen Truppen ehrenhaft abziehen. Damit herrschte erstmals seit drei wurde. Nur wenige Spu- Sie entstammte daten unter Maréchal François de Franquetot de Coi- gegenüber. Mangels Bis zum Beginn des Jahres 1715 blieb Jahrhunderten kein Habsburger ren sind von Vaubans einer alteingeses- gny den Belagerungsring um Freiburg. Am 6. Oktober Kasernen waren Freiburg erneut französisch besetzt. über das Heilige Römische Reich. Werk geblieben, das den senen und wohl- beginnt eine verheerende Kanonade. Am 8. November Einquartierun- Die Rückkehr zum Reich war im Frie- Im Herbst 1744 setzten wieder fran- erhaltenen und heute habenden Familie zieht sich die Besatzung auf den Schloßberg zurück aus Baden im Aar- und gibt die Stadt preis. Bis zum Abzug der Franzosen am 30. April 1745 wird die gesamte Festungsanlage gau, war 1686 als Nonne ins Luzer- systematisch gesprengt. Durchetwa die3000 kriegerischen Einwohner hat.Er- 13 ner Ursulinenkloster eingetreten eignisse herrscht große Not in der Stadt, die nur noch und wurde 1699 als Lehrfrau nach 1784 Freiburg wird badisch – gegen seinen Willen Freiburg entsandt. Als Superiorin Die eigentliche Zuneigung galt dem Hause Habsburg kümmerte sie sich um den zwischen 1708 und 1710 ausgeführten Bau des Zum Jahresbeginn erscheint die «Freiburger Zeitung« ei vielen Festen wird inbrünstig das König von Preußen und der russische Zar in Klosters und der Kirche, aber auch als erstes regelmäßiges Nachrichtenblatt in der Stadt bei dem VerlegerEgelgasse Johann Andreas(heute Rathausgasse). Satron in der Badnerlied gesungen, und kaum je- Freiburg trafen, feierte Freiburg euphorisch um die Instandsetzung der bei den 1798 Bmand weiß, dass Freiburg ganz und den Habsburger. Voreilig prägte man eine Belagerungen 1713 und 1744 schwer gar nicht badisch werden wollte. Als der Medaille »Zum Andenken der Wiederverei- geschädigten Gebäude. Sie führte Der am 17. Oktober 1797 vorder­österreichische Breisgau zunächst zum nigung Breisgaus mit Österreich«. in Freiburg die Herz-Jesu-Verehrung geschlossene Frieden von Großherzogtum Modena (1803 – 1805) kam, Doch dazu kam es nicht, Freiburg blieb ba- ein und vermittelte 1738 den Erwerb Campo Formio beendet die schien es noch nicht so dramatisch. Doch 1805 disch. Die Prägung wurde ein Akt des Hoch- der Reliquien des Katakombenheili- Kämpfe zwischen Frankreich wurde der Breisgau endgültig badisch. Im Ap- verrats, und in Freiburg musste eine fingierte gen Felician für ihre Klosterkirche, und Österreich. Freiburg und der Breisgau werden dem ril fand der Huldigungsakt auf dem Münster- Traditionen gepflegt werden: Man lobte die Ba- zu der sich in der Folge eine rege durch Napoléon abgesetzten platz in Anwesenheit des Freiherrn Karl Drais dener als Nachfahren der Zähringer, den Frei- Wallfahrt entwickelte. Herzog Herkules III. von Mo- von Sauerbronn statt. burger Stadtgründern. Die Zähringer waren Nach ihrem Tod am 4. März 1752 dena als Entschädigung zuge- Die Stadt musste zuzusehen, die Universi- somit Vorgänger der Habsburger, die Badener wurde die auch als Mystikerin hoch- sprochen, der das Territorium tät bangte um ihre Existenz, Studenten sollen deren Nachfolger. So konnte man alle loben. verehrte Euphemia Dorer in der aber wegen der zu geringen Einkünfte ablehnt. einen habsburgischen Doppeladler aufgestellt Die Sänger des Badnerlieds stört eine solche Gruft unter dem Hochaltar der Klos- haben, der statt Zepter und Schwert Flasche konstruierte Tradition kaum. (Dieter Speck) terkirche bestattet. Das 1877 aufge- und Gläser in den Klauen hielt. Freiburger Stu- hobene Kloster besteht im 1889 als . denten kämpften als Freiwillige mit Andreas »Katholisches Institut« gegründeten ▲ Zeitgenössische Napoleonfigur Hofer gegen Napoleon, dank dem Freiburg ► Der 1807 als Zähringerdenkmal errichtete Bertolds- St. Ursula-Gymnasium bis heute fort. badisch wurde. Als sich 1813 Kaiser Franz, der brunnen, Lithografie von K. Rösch 1820 (Augustinermuseum). (Peter Kalchthaler) Zwischen Biedermeier und Revolution Freiburg war in der Freiheitsbewegung von 1848/49 Endstation der republikanischen Erhebung Freiburg900jahre

reiburg war nicht die te geharnischte Petitionen an die Truppen mit Artillerie, Infanterie und publikanische Regierung die Macht ber 2020 Hauptstadt der republika- großherzogliche Regierung in Karls- Kavallerie aufmarschieren lassen. Die in Baden. Doch der aus der Karlsru- Dezem Fnischen Bewegungen in ruhe, und am 26. März 1848 fand die Barrikaden wurden mit Kanonen be- her Residenz geflohene Großherzog Re:vue den Jahren 1848 und 1849, als größte Massenkundgebung in Ba- schossen und gestürmt, die verblie- Leopold rief Bundestruppen zu Hil- die feudalen Herrschaften in den mit 25.000 Teilnehmern auf benen rund 900 Freischärler gejagt, fe, und diese preußisch geführte Ar- ganz Europa wankten und das dem Münsterplatz statt. Die Stadt verhaftet oder getötet. »Nach einem mee mit 60.000 bestausgerüsteten Bürgertum seine Freiheits- zählte damals nur 16.000 Einwoh- kurzen, lockenden Traum kehrte die Soldaten trieb die badischen Trup- rechte und die deutsche Ein- ner. alte Zeit mit den meisten ihrer Rück- pen von bis nach Frei- heit einforderte. Freiburg Doch als der in Freiburg noch als schritte zurück«, schrieb der Stadthis- burg, wo Anfang Juli 1849 die letzten war in der Theorie besser als Redner gefeierte Advokat Gustav toriker Heinrich Schreiber. Einheiten kapitulierten oder durch in der revolutionären Pra- Struve und der Abgeordnete Friedrich Aber die freiheitlichen Bestre- das Höllental weiter an den Hoch- xis: Die Professoren Karl Hecker am 13. April 1848 in Konstanz bungen regten sich weiter. Das li- rhein zogen, um in die Schweiz zu von Rotteck, Karl Theodor die Republik ausriefen und tags dar- berale Bürgertum blieb gespalten fliehen. Die preußische Armee übte Welcker und Johann Georg auf mit wenigen Getreuen zu einem in »Gemäßigte« und »Radikale«. Rachejustiz und urteilte per Schnell- PORTRÄT Duttlinger publizierten bewaffneten Aufstand nach Karls- Der Riss ging mitten durch die Fa- verfahren Gefangene ab. In Freiburg freiheitlich-demokrati- ruhe aufbrachen, erklärten sich die milien: Anwalt Karl von Rotteck wurden am 31. Juli der aus Potsdam

sche Werke und kämpf- etablierten Freiburger Bürger in zwei junior gründete in Freiburg und im stammende Rechtsassessor Maxi- Karl von Rotteck

Dienstleistungsstadt Auf dem Weg zur Groß- und und Groß- zur Weg dem Auf ten für die Abschaffung ◄ In der Wintererzeit wurde Karl von Rotteck (1775 – 1840) be-

48-er Revolution 48-er der Zensur und für die die Kaiserstraße zur Einkaufs- gann 1790 sein Studium an der Frei- meile mit modernen Geschäften Pressefreiheit. Frei- burger Universität und übernahm burg war mit Begeiste- und Kaufhäusern. Die Aufnahme ist kurz nach der Eröffnung der nach der Promotion ab 1798 den rung dabei, als im Straßenbahn 1901 entstanden. Lehrstuhl für allgemeine Weltge- Frühjahr 1848 der (Augustinermuseum) schichte. 1818 wechselte er auf den 1800–1900 Funke der französi- Lehrstuhl für Naturrecht und Staats- schen Februar-Revo- wissenschaften. lution über den Rotteck hatte sich sehr für die 1803 Rhein wehte. Die Erhaltung der Bürgerliche Lese- Freiburg wird eine Dienstleistungsstadt von Auflösung gesellschaft (spä- Bildung, Kultur und Fremdenverkehr prägten die junge Großstadt bedrohten ter: Harmonie), Universität Nachdem durch Vermittlung Russlands die Ent- der Verbund der schädigung des Herzogs von Modena um die Orte- eingesetzt, die fortschrittlichen nau erweitert wird, akzeptiert dieser am 26. Dezem- ihn 1818 in die ber 1802 die Übernahme der Herrschaft. Statthalter Freiburger Bür- ur Attraktivität Freiburgs als Carl Schuster begann der Aufbau unteren und mittleren Einkommen gründete Münsterbauverein küm- Erste Kammer ist sein SchwiegersohnFerdinand undKarl Erbevon Österreich.Erzherzog ger um ihren Gewerbestandort und zum einer modernen Infrastruktur mit entstanden war. In der Mittel- und merte sich um das prominenteste des Badischen 1805 Sekretär Karl weiteren Wachstum der Stadt einer Kanalisation anstelle der Si- Oberwiehre wurden Mietshäuser Bauwerk der Stadt. Für Neubauten Landtags ent- von Rotteck Z hatte noch vor der Mitte des Jahr- ckergruben und Hausanschlüssen gebaut, oft von Handwerkern, die galt der Historismus, für den alle sandte. Dort junior, schick- hunderts der Bau der Badischen für Trinkwasser. Unter Otto Winte- hier ihren Betrieb hatten, wohnten Baustile der Architekturgeschichte zählte er bald Am 26. Oktober besetzen 5000 französische Soldaten Hauptbahn beigetragen, die Frei- rer wurde neben dem 1884 aus der und durch Vermietung für ihr Alter herangezogen wurden. Zu den Hö- zu den führen- Freiburg. Nach den Siegen bei Ulm und Austerlitz burg 1845 erreichte. Die Stadt wuchs Wiehre in den Stühlinger verlegten vorsorgten. Gleichzeitig schuf man hepunkten der kommunalen Bautä- den Köpfen diktiert Napoleon den Preßburger Frieden. Freiburg rasant: von 16.441 Einwohnern im Gaswerk das Elektrizitätswerk ge- in der Neuburg, in Herdern und in tigkeit gehörte das 1910 eingeweih- der liberalen Fraktion. Viele Erfolge und die Ortenau fallenerhobenen an den Markgrafen 1803 zum Kurfürstenvon Baden. Jahr 1852 auf 30.595 im Jahr 1875. Die baut, das nicht nur Energie – zu- der Unterwiehre Einzel- und Dop- te neue Stadttheater. Der »zweite der Liberalen auf dem Weg zu ei- 1806 Schwerpunkte der Industrie lagen nächst vor allem für das Gewer- pelvillen für gehobene Ansprüche. Gründer Freiburgs« und seine Ver- ner konstitutionellen Monarchie – Freiburg ein. ▲ Diese zeitgenössische Darstellung zeigt das letzte Gefecht der Aufständischen vor dem Schwabentor am 24. April 1848. (Augustinermuseum) zunächst in der Oberau und in der be – lieferte, sondern auch den Bau Begehrte Neubürger waren wohl- waltung formten die »schönste mo- Pressefreiheit, Volksbewaffnung, Wiehre. Viele Freiburger Unterneh- der 1901 in Betrieb genommenen habende »Pensionäre«, für deren derne Stadt Deutschlands«, so die Abschaffung von Feudalabgaben – Am 15. Januar zieht die badische Landesregierung in mer zeigten auch soziales Engage- Straßenbahn ermöglichte. Mit dem Ansiedlung vor allem nach den Einschätzung der Zeitgenossen. wurden auf Druck der Führungs- 1821 ment und schufen für ihre Arbeiter neuen Hochbehälter hinter dem Choleraepidemien in Hamburg und Nicht vergessen werden darf mächte Österreich und Preußen Versammlungen zunächst dagegen, Dreisamtal republikanisch gesinnte milian Dortu (22 Jahre alt), am 9. und Arbeiterinnen Wohnhäuser, Sternwald (»Wasserschlössle«) und Bremen gezielt geworben wurde. die Universität, deren Studenten- wieder zunichte gemacht. Rotteck dann als »neutral«. Denn auch die Volksvereine. Sein Vetter, Bürger- August der in Rümmingen gebore- Betriebskrankenkassen, eine Al- dem damals hochmodernen Riesel- Als wichtigen Wirtschaftsfaktor zahlen von wenigen Hundert vor wurde 1832 sein Lehramt entzogen Die päpstlicheFreiburg Bulle »Provida zum Erzbischofssitz solersque« bestimmt (ab 1827). revolutionär gesinnten Turner, Hand- meister Joseph von Rotteck, einen ne Student Friedrich Neff (28) und tersversorgung und Kindergärten feld als Kläranlage wurde die zeit- hatte Freiburg den Fremdenverkehr 1870 bis auf über 3.000 im Jahr 1911 und er erhielt Publikationsverbot. 1845 werker und Studenten hatten – un- Vaterländischen Verein, der eine am 21. August der Bombacher Sol- – durchaus auch im eigenen wirt- gemäße Ver- und Entsorgung der erkannt, für den zahlreiche Attrakti- stiegen. Die Stadt förderte großzü- Sein Amt als gewählter Freiburger Inbetrieb- terstützt aus dem Breisgau und dem durch Verfassung gebändigte Mon- dat Gebhard Kromer (28) auf dem schaftlichen Interesse, denn zufrie- Stadt abgerundet. onen geschaffen wurden, von denen gig den Ausbau der Staatsanstalt Bürgermeister durfte er 1833 wegen nahme der Kaiserstuhl – Einfluss und erwarte- archie wollte. Der Hochverratspro- Friedhof der Wiehre hingerichtet. Bahnlinie dene Arbeiter produzierten besser. In fast allen Stadtteilen wurden auch die Bürgerschaft profitierte. und war maßgeblich an der Pla- verweigerter Bestätigung durch die Freiburg- ten mit Ungeduld den »Heckerzug«, zess gegen Gustav Struve im Basler Der preußische Kronprinz – der Der endgültige Aufschwung Frei- neue Volksschulhäuser errichtet, Die Waldfahrstraßen mit Ausblicken nung und Finanzierung des neuen Regierung nicht antreten. Er starb Offenburg. um nach mitmarschieren Hof (dem heutigen Regierungsprä- spätere deutscher Kaiser Wilhelm burgs zur Großstadt vollzog sich neue Gymnasialgebäude entstan- auf die Stadt und ihre Umgebung Kollegienhauses beteiligt, das 1911 am 26. November 1840 in seinem zu können. Sie wollten nicht glauben, sidium) endete im Mai 1849 zwar I. – persönlich feierte in Freiburg aber in den Jahren nach der Reichs- den, und die neue städtische Ge- wurden begehrte Spazierwege für eröffnet wurde. Unter dem Vorzei- Wohnhaus am Eingang der Rathaus- dass der Aufstandsversuch schon am mit einer achtjährigen Zuchthaus- im »Zähringer Hof« die endgültige gründung, der »Gründerzeit«, die werbeschule an der Kirchstraße, die Freiburger. Mit dem Stadtgarten, chen des Ausbaus von Freiburg zur gasse. (Peter Kalchthaler) 1848 20. April bei Kandern vom Militär strafe, heizte aber die antifeudale Niederschlagung der badischen Re- in Freiburg völlig zu Recht »Win- das erste rein für einen solchen dem parkartig angelegten Schloß- Kultur- und Fremdenstadt hatte gestoppt wurde und lediglich nach- Stimmung weiter an, die auch die volution. Viele verfolgte Republika- tererzeit« benannt wird. Bei Otto Zweck geplante und ausgestattete berg und dem Waldsee entstanden die Verwaltung allerdings auf die rückende Freischärler ohne Hecker badische Armee ergriff. Auf dem ner, darunter Karl von Rotteck jun., Winterers Amtsantritt als Oberbür- Gebäude in Baden, fand reichsweit beliebte Ausflugsziele. Im Sinn des weitere Ansiedlung größerer In- Otto Winterer Die seit dem Vormärz latent vorhandene revolutionä- nach Freiburg unterwegs waren. Am Schlossberg versammelten sich Sol- emigrierten nach Amerika, germeister im Jahr 1888 war die Ein- Beachtung. Der Schwerpunkt der Historismus wurde das noch immer dustrieansiedlungen verzichtet. re Bewegung mit ihren Forderungen nach Pressefrei- Ostermontag, den 24. April, wurde daten und forderten die Abschaf- demokratische Verei- wohnerzahl schon auf fast 48.000 Industrie wurde nun aus der Mittel- spätbarocke und biedermeierliche In Zeiten wirtschaftlichen Nieder- Otto Winterer, geboren 1846 in heit, Schwurgerichten, Volksbewaffnung und allgemei- nen deutschen Parlamenten verbreitet sich in Baden. auch diese von Günterstal kommen- fung der Prügelstrafe und die Wahl ne und Zeitung gewachsen und verdoppelte sich und Oberwiehre in den Stühlinger Stadtbild systematisch verändert. gangs rächte sich dies in einer lan- Ettenheim, übernahm als Oberbür- Die Freischärler unter Sigel und Struve werden nach de Freischar am Schwabentor ge- der Offiziere. Als die Soldaten der wurden verbo- nahezu auf 85.000 Menschen kurz verlegt, wo seit den 1860er-Jahren Wertvolle Bauten wie Kaufhaus, ge nachwirkenden Strukturschwä- germeister Freiburgs 1888 die Ver- harten Straßen- und Barrikadenkämpfen von 8.000 stoppt. Der großherzogliche Kriegs- Reichsfestung Rastatt meuterten ten. Mann Bundestruppen aus Freiburg vertrieben. vor dem Ersten Weltkrieg. »hinter dem Bahnhof« ein ausge- Rathaus und Stadttore wurden in- che, die sich bereits gegen Ende der waltung einer aufstrebenden, aber 1849 ­ minister Hoffmann hatte 6000 Mann und ihre Offiziere verjagten, über- Bereits unter Winterers Vor- dehntes Gewerbegebiet mit Wohn- standgesetzt und erweitert. Der auf Wintererzeit bemerkbar machte. noch relativ kleinen Stadt, die unter badische, nassauische und hessische nahm für zwei kurze Monate eine re- (Heinz Siebold) 14 gängern Eduard Fauler und raum für Arbeiter und Bürger mit Otto Winterers Initiative 1890 ge- (Peter Kalchthaler) seiner Führung entscheidend ge- prägt wurde: In den genau 25 Jahren 20. März: Im »Basler Hof« beginnt der Hochverrats seiner Amts- prozess gegen Gustav Struve und andere Republikaner. zeit verdop- Am 10. Mai versammeln sich Soldaten der Freiburger Garnison unter Leitung Karls von Rotteck jr. auf dem pelte sich die Kanonenplatz. Sie beschließen, nicht mehr auf das Carl Mez – Frühkapitalist mit sozialer Ader Zahl der Ein- Volk zu schießen und ihre Offiziere in Zukunft selbst Siegeszug des Skisports wohnerschaft, zu wählen. Am 7. Juli besetzen die Preußen Freiburg 15 die Infrastruk- und Gebhard Kromer. Der Seidenfabrikant war Unternehmer, Demokrat und Wohltäter und beginnen mit Säuberungen. Ein Standgericht fällt Vor 140 Jahren entstand hier ein neues Freizeitvergnügen tur wuchs Todesurteile gegen Maximilian Dortu, Friedrich Neff 1870 ein Garn war anderthalb werden als die Maschine«, ist sein dete das bis entsprechend Jahrhunderte in jedem berühmtester Ausspruch, der bis heute bestehen- enkt man an den alpinen Ski- dem Belchen und dem Feldberg statt, und den mit. Freiburg Sgut sortierten Nähkäst- heute Gültigkeit hat. Carl Mez hat de Evangelische sport, so fallen einem zunächst ersten Skilift der Geschichte entwickelte ein wurde zur mo- chen zu finden: Carl Mez diesen Grundsatz nicht nur poli- Stift. Carl Mez die weltbekannten Winterspor- Schwarzwälder Tüftler in Schollach 1909. Auch dernen Groß- Bürgermeister und Gemeinderäte werden wieder in D direkter und gleicher Wahl von allen Bürgern be- (1808 – 1877), als Kind schon tisch, als Abgeordneter der 2. Kam- war entschiede- tressorts der Alpen ein. Aber nicht dort, son- der erste Outdoorfilm der Geschichte »Das stadt. stimmt. Die Aufgabe eines Kontrollorgans gegenüber aus Kandern nach Freiburg mer des badischen Parlaments, ner Anhänger dern auf den Schwarzwaldbergen rund um Wunder des Schneeschuhs« von Arnold Fanck Bei allem Selbstbewusstsein nach der Verwaltung übernimmt der Bürgerausschuss, gekommen, war einer der des Freiburger Gemeinderats und der badischen Freiburg entstand diese neue Form des Frei- und Sepp Allgeier (1919) wurde am Feldberg außen stellte Winterer über die gan- dessen 96 MitgliederKlassenwahlrecht nach dem 1837bestimmt eingeführten werden. ersten globalen Unterneh- in der Bürgerlichen Lesegesell- Freiheitsbestre- zeitvergnügens. Skandinavische Studenten gedreht und in einem Freiburger Filmstudio ze Amtszeit seine eigene Person – 1876 mer in Freiburg, dessen schaft verfochten, sondern auch bungen von hatten erstmals die hierzulande unbekannten geschnitten. Er anvacierte zu einem der erfolg- hintan. Er wohnte mit seiner großen 1872 Produkte zeitweise bis als Unternehmer gelebt. In seiner 1848 und 1849. »Schneeschuhe« von daheim mitgebracht. Die reichsten Dokumentarfilme seiner Zeit und Familie in der bescheidenen Dienst- nach Amerika verkauft Fabrik in der Kartäuserstraße mit Er lehnte den bewaffneten Auf- Freiburgerinnen und Freiburger griffen begeis- löste einen Boom des Wintersports und des wohnung im Alten Rathaus und Installation eines 14 km langen Wasserleitungsnetzes wurden. Die Naturseide zahlreichen Filialen und zeitweise stand ab und blieb dennoch zeit- tert zu diesen archaischen Transportmitteln Wintertourismus aus. Leider wusste Allgeier zog erst nach der Pensionierung in mit Anschluss für jedes Haus. Im Dreisamtal östlich ließ er auf Maulbeer- über 1200 Beschäftigten führte er lebens befreundet mit dem nach – und verwandelten sie kurzerhand in Sport- auch den Nationalsozialisten mit seiner Ästhe- eine Villa an der nun nach ihm be- von Ebnet wird 1874/75 ein neues Wasserwerk1887 gebaut. plantagen in der Türkei Sozialleistungen ein, die es zu der Amerika emigrierten Revolutio- und Freizeitgeräte. Die Voraussetzungen in tik zu gefallen. Vom Südschwarzwald mit sei- nannten Wintererstraße. Ein langer erzeugen. Doch dem Zeit anderswo nicht gab: eine Kran- när Friedrich Hecker, der ihn 1877 der Region waren gut, denn die waldfreien ner Hauptstadt Freiburg trat der Wintersport Ruhestand war Winterer indes nicht pietistischen Protes- kenversicherung, eine betriebliche noch einmal besuchte. Die Mez AG Schwarzwaldhöhen rund um den Feldberg wa- seinen Siegeszug um die Welt an. vergönnt. Am 26. Februar 1915 starb Eröffnung der Höllentalbahn Freiburg - Neustadt. Für tanten war das Unter- Altersvorsorge und Wohnheime wurde 1930 von der schottischen ren ab 1887 mit der Bahn gut erreichbar, und (Gerd Süssbier) er an einem schweren Magenleiden. die Steilstrecken wird Zahnradantrieb eingesetzt. nehmen kein bloßes und Wohnungen für seine Beschäf- Coats-Gruppe übernommen und die ersten Skipioniere blieben nicht lange al- Begraben wurde er auf dem Haupt- Mittel zum Geldver- tigten. Er beteiligte sogar die Beleg- existiert heute nur noch als Marke lein. Bereits 1881 entstand der weltweit erste friedhof, dem er selbst seine heutige ▲ reiburgerDer F Bahnhof in einer ► Wintersportvergnügen um 1908: Das Foto kolorierten Lithografie von 1845. dienen. »Der Mensch schaft einer Maschinenfabrik an in einem internationalen Konzern. Skiclub in Todtnau, dann 1895 der Skiclub Frei- zeigt Skiläufer und -läuferinnen vor dem Gast- Form verliehen hat. muss höher geachtet Gewinn und Kapital, und er grün- (Heinz Siebold) burg. Das erste Skirennen fand 1900 zwischen haus Feldberger Hof. (Stadtarchiv, G. Röbcke) (Peter Kalchthaler) Erster Weltkrieg und Weimarer Republik Im Gleichschritt – Freiburg Freiburg900jahre Kriegserfahrung und Wirtschaftskrise bereiteten die nationalsozialistische Machtübernahme vor im Nationalsozialismus Opportunismus und vorauseilender Gehorsam erleichterten die Machtübernahme der Nazis ber 2020 ach dem glanzvollen über eine halbe Million Soldaten 1919 erhielten das Zentrum 40.3 %, 1929, in welcher Freiburg in tiefes Dezem Aufstieg Freiburgs unter vorüb­ ergehend in Freiburg einquar- und die SPD 31.1 %, zusammen mehr Elend stürzte. m 9. April 1933 riss Franz Ker- Kraft durch Freude (KdF) oder der kerungskreise, insbesondere auch ren alte Leute – wurden am Re:vue dem Oberbürgermeister tiert gewesen sein. Feldgraue Unifor- als zwei Drittel aller Stimmen, nun- Ende 1932 waren in der Stadt N ber das Amt des Oberbürger- NS-Volkswohlfahrt. Eine große An- in der Arbeiterschaft, zu gewinnen. 22. Oktober 1940 nach Gurs Otto Winterer lag vom 1. Au- men und kriegsversehrte Soldaten mehr auch der weiblichen Wähler- 18 Prozent Arbeitslose gemeldet, was meisters in Freiburg an sich. ziehungskraft auf Jugendliche hat- Nicht zu vergessen, dass auch in deportiert. Wer dort das gust 1914, dem Ausbruch des prägten das Stadtbild. Dieser Her- schaft. Doch die sprunghaft gestie- bedeutete, dass mindestens ein Vier- A Damit war die NS-Machteroberung te die Hitlerjugend, die sich in den Freiburg die außenpolitischen Er- Massensterben überlebt hatte und Ersten Weltkriegs, bis zum ausforderung war die städtische Eli- gene Arbeitslosigkeit und die sich tel der Bewohner unter den Folgen in Freiburg auch offiziell vollzogen Stadtteilen fest verankerte. Nicht folge Hitlers wesentlich zur Popula- nicht mehr aus dem Lager fliehen

6. März 1933, als die Haken- te mit Professoren, Unternehmern verschärfende Versorgungskrise ra- der Erwerbslosigkeit litt. Die Freibur- worden. Schon in den Wochen zuvor von ungefähr wurde im ehedem rität des NS-Regimes beitrugen. konnte, wurde 1942/43 in Auschwitz kreuzfahne auf dem Rathaus und reichen Pensionären – insge- dikalisierten die Gesellschaft. Der als ger Notgemeinschaft, auch die Kir- hatten die Nationalsozialisten die »roten« Freiburg-Haslach das erste Angesichts dieser fatalen At- ermordet. Nicht wenige Freiburger gehisst wurde, ein Schatten samt gab es 160 Millionäre in der »Schmachfrieden« gebrandmarkte chen, versuchten die Not zu lindern. politischen Gegner gewaltsam aus- HJ-Heim gebaut, um dort die jun- traktion des Nationalsozialismus hatten von der Judenverfolgung über der Stadt. Freiburg Stadt – kaum gewachsen. Nach wie Friedensschluss in Versailles lieferte Der freiwillige Arbeitsdienst wurde geschaltet und am 1. April 1933 mit ge Generation für den Nationalso- blieben viele gegenüber den Schat- profitiert, sei es dass sie bei der Ari- besaß 1913 amtlich 84.372 vor bestimmte eine Art Dreiklassen- bald die ideologischen Grundlagen eingeführt, das Winterhilfswerk eta- dem Boykott der jüdischen Geschäf- zialismus zu gewinnen. Kulturell tenseiten des NS-Regimes gleich- sierung die Notlage der jüdischen Einwohner, am Ende des wahlrecht die Wahl der 18 Stadtver- für das Aufbegehren der Massen. Die bliert und öffentliche Arbeiten wur- te unübersehbar demonstriert, wer gab es Kontinuitäten zum Freiburg gültig, schauten weg oder wurden Bürger ausnutzten und günstig Wa- Ersten Weltkriegs waren ordneten, die auch den Bürgermeis- Furcht vor dem Sieger Frankreich den vergeben (Strandbad). Die am jetzt die uneingeschränkte Macht in der Weimarer Ära, wo die künstle- zu überzeugten Parteigängern. renlager und Immobilien erwarben, es etwa 80.000 und 1945 ter (Emil Thoma, 1913 – 1922) wählten. blieb. Die Demilitarisierung des 1. August 1925 in Freiburg gegründete der Stadt besaß. Die Stadtverwaltung rische Avantgarde ohnehin kaum Gestapo, Polizei und Partei hatten sei es dass sie sich bei Versteigerun- noch 50.000 Personen. Verlangten die Unterschichten, Rheinlands vermittelte ein Gefühl Ortsgruppe der NSDAP bewirkte mit PORTRÄT arbeitete indessen routiniert weiter. Resonanz gefunden hatte. Auch im die Bevölkerung im Griff, ja erfuh- gen den Besitz der Deportierten an- Freiburg war die ein- po­litisch vertreten durch die SPD, der Hilflosigkeit gegenüber französi- populistischen Parolen und scharfen

eigneten

und Antisemitismus und zige größere deutsche strikte Reglementierungen bei der schen Übergriffen, die mit der Beset- Angriffen auf die vermeintlich kor- Martin Heidegger

Rassenwahn Rassenwahn Der Beginn des Krieges im Sep-

Weimarer Republik Weimarer Stadt, die während der unzureichenden Versorgung mit zung von Brückenköpfen wie Offen- rupte Stadtregierung einen rasanten Erster Weltkrieg Erster tember 1939 war wegen der Nähe Martin Heidegger und kein Ende, ganzen Zeit des Ersten Milch, Kartoffeln und Brot, so be- burg und Kehl durch die französische Aufstieg der Partei. Das im Herbst zur französischen Grenze ein und nun erst recht seit Erscheinen Weltkriegs einen Etap- ließ es die Stadtverwaltung beim Armee 1923 das Nachbarland zum 1931 gegründete nationalsozialisti- Schock für die Freiburger Bevöl- der »Schwarzen Hefte« mit antisemi- penposten in Front- Ausbau der Bürokratie. Diese galt in dauerhaften »Erzfeind« werden ließ. sche Kampfblatt »Der Alemanne« kerung, denn man fürchtete, die tischen Bemerkungen aus den Jah- nähe bildete. In über den Augen vieler bald als die Haupt- In Freiburg eskalierten die Konflik- unter seinem Schriftleiter Franz Ker- Stadt würde Kriegsschauplatz wer- ren des Zweiten Weltkriegs. Seit dem 30 Lazaretten wur- schuldige an der Mangelwirtschaft. te über die Verteilung der knapper ber, dem späteren Oberbürgermeis- den. Umso größer war die Erleich- epochalen Werk »Sein und Zeit« 1927 1900–1945 den durchschnitt- Hamsterfahrten in das Umland werdenden Lebensmittel im März ter (1933–1945), instrumentalisierte terung im Sommer 1940, als die galt und gilt er als der größte deut- lich 3500 Verwun- und Sup­penküchen waren die Fol- 1920 in einem »Milchkrawall«, der die Wirtschaftskrise. Tatsächlich soll- Wehrmacht Frankreich überrann- sche Philosoph seiner Zeit, ist jedoch 1900 dete gepflegt, ins- ge. Insbesondere litten die Familien vor der Karlskaserne zu einer Schie- ten die Nationalsozialisten nicht mit te, der Jubel war groß: Die Zustim- bis heute stark umstritten. Als erster ­gesamt 1169 ver- der eingez­ ogenen Soldaten und die ßerei mit drei Todesopfern führte. ihrer kruden antisemitisch-völki- mung zum Regime war zu diesem deutscher Rektor trat Heidegger am starben. Freiburg Kriegerwitwen unter fehlender So- Die nationale Rechte sammelte sich schen Ideologie ihre Wahlerfolge Zum Sommersemester sind erstmals fünf Frau- Zeitpunkt in der Stadt am größten. 2. Mai 1933 in die NSDAP ein. Während beklagte 3383 Ge- zialfürsorge. Mit einem Ehrensold in Freiburg an der Universität. Bei verbuchen, sondern mit dem Wirt- en zum Studium an der Freiburger Universität Die Euphorie verflog allerdings seines Rektorats an der Freiburger fallene und erst- von 60 bis 80 Reichsmark pro Mo- den ersten Reichstagswahlen verlor schaftsprogramm des Reichsorgani- zugelassen. Freiburg ist damit die erste deutsche bald, als sich abzeichnete, dass man Universität (Mai 1933 bis April 1934) Hochschule, die weiblichezur Immatrikulation Studierende offiziellzulässt. mals 31 Opfer nat für eine Frau mit zwei Kindern die SPD in Freiburg die Hälfte ihrer sationsleiters der Partei, Gregor sich auf einen langen Krieg einzu- versuchte er, sei- von Fliegeran- war der Lebensunterhalt bei hor- Wähler an die radikale Linke (USPD Strasser. In Freiburg stand noch das 1918 richten hatte. Die Stadtverwaltung ne Vorstellungen griffen. In den renden Schwarzmar­ ktpreisen (1917 und KPD), während die Deutsche Zentrum als Bollwerk gegen die stand jetzt vor großen Problemen, über Arbeitsdienst, vier Kriegsjah- ein Pfund Butter für 10 Mark) nicht Volkspartei und die Deutschnatio- »braune Flut«. Noch am 29. Juli 1932 etwa der Umstellung der städti- Wehrdienst und ren dürftenzu bestreiten. nalen Stimmenzuwachs verzeichnen vermochte der ehemalige Reichs- Auf dem Karlsplatz wird am 9. November die Revolu- schen Wirtschaft auf Kriegsbe- Wissensdienst in »Durchhalten«, lautete allgemein konnten. Die Mehrheit einer bürger- kanzler Brüning bei einer Massen- tion ausgerufen. Es kommt zu Demonstrationszügen dingungen und die Sicherung der der Praxis des aka- und zur Bildung von Arbeiter- und Soldatenräten. die Parole. Der Karlsplatz und die lich-demokratischen Koalition aus veranstaltung 30.000 Besucher in Nahrungsmittelversorgung. Nach demischen Lehrbe- Am 23. November verzichtet der Großherzog auf den Universität wurden Stätten patrio- Zentrum und SPD war in Freiburg seinen Bann zu ziehen, während dem Überfall auf die Sowjetunion triebs umzusetzen Thron. BadenWeltkrieg ist Republik. 3.338 Freiburger Insgesamt ihr haben Leben im verloren. Ersten tischer Bekundungen. Aufmärsche wie im Reich geschwunden. Adolf Hitler bei seinem einzigen offi- am 22. Juni 1941 stiegen die Gefal- und einen geisti- 1920 vaterländischer Vereinigungen en- Dass ein Freiburger, Mitglied des ziellen Besuch in der Stadt wenige lenenmeldungen exponentiell an. gen Führungsan- deten in Großkundgebungen und Zentrums und Reichstagspräsident, Tage später vor einem wesentlich Immer mehr Freiburger Männer spruch (»den Führer führen«) anzu- versuchten bis zum Sommer 1918 Konstantin Fehrenbach, Reichs- kleineren Publikum enttäuschte. wurden zur Wehrmacht eingezo- melden. Heidegger scheiterte kläglich, Der Freiburger Rechtsanwalt und Stadtrat Constantin die Siegeszuversicht aufrechtzuer- kanzler in Berlin wurde, erfüllte die Nach einer Wahlschlappe bei den No- ▲ Publikum beim Kreisparteitag der NSDAP im Juli 1939 auf dem Münsterplatz. (Augustinermuseum, Slg. E. Fehrenbach) gen und als Ersatz wurden immer bleib jedoch Hitler ergeben. Die von Fehrenbach wird zum Reichskanzler berufen und mit halten. Die prekäre Balance zwischen Stadt mit Stolz, hatte jedoch keine vemberwahlen 1932 vermochte die der Bildung eines Kabinetts beauftragt, dem unter mehr Zwangsarbeiter in die Stadt ihm mithilfe der Studentenschaft an- Arbeiterschaft und Bürgertum hielt Auswirkungen auf deren Problemla- NSDAP schließlich am 5. März 1933 anderem der Freiburger Gymnasialprofessor Joseph Sehr schnell begann sich eine Mehr- Freiburg der NS-Zeit dominierte die ren sogar massive Unterstützung: deportiert, insgesamt waren es gestrebte totale Revolution – nicht Wirth als Finanzminister angehört.Amt des Nach Reichskanzlers. dem Rück- in Freiburg bis Kriegsende. Mit dem ge. Nachfolger wurde der ehemalige zur stärksten Partei in Freiburg mit heit der Freiburger Bevölkerung mit Massenkultur mit Kino, Radio und Denunziation wurde ein Massen- über 10.000, von denen vor allem nur der Hochschule – war nicht im tritt Fehrenbachs im Mai 1921 übernimmt Wirth das Waffenstillstand am 9. November Freiburger Gymnasiallehrer Joseph 35,8 % vor dem Zentrum mit 29,4 % dem NS-Regime zu arrangieren. Dies Sport, ging das akademisch gepräg- phänomen. Organisierter Wider- die Ostarbeiter geradezu Sklavenar- Sinne der Machthaber. (Bernd Martin) 1933 drangen dann radikale Stimmen in Wirth, der durch den Rapallo-Vertrag zu avancieren. Die SPD sank auf war nicht allein Folge von Terror und te Bürgertum ins Theater, wo Stücke stand wurde bereits in Ansätzen beit leisten mussten. Sie waren jetzt Trotz des Verbots den Vordergrund. Gleich am ersten mit Russland und im Innern durch 14,2 %, die bereits verfolgte KPD er- Einschüchterung, denn viele hatten der Klassik, Lustspiele, Opern und zerschlagen. Auch aus Freiburg das Rückgrat der städtischen Wirt- von Oberbür- Tag fusionierte ein spontan gebil- sein Einschreiten gegen den Rechts- hielt nur noch 7,9 %. Die Parteien der Gertrud Luckner germeister Karl die Weimarer Demokratie abgelehnt Operetten aufgeführt wurden. Kon- kamen Persönlichkeiten aus dem schaft, die ansonsten kollabiert deter Soldatenrat mit dem ebenfalls terrorismus (Republikschutzgesetz) nationalen Mitte und des rechten Bender hisst am und ein obrigkeitsstaatliches Ge- servativ-Völkische fanden ihre Iden- linken Lager, wie etwa der jüdische wäre. Mit der Verschlechterung der Ehrenbürgerin von Freiburg, Ge- Tag nach der sofort entstandenen Arbeiterrat. bekannt wurde. In der sich zuspit- Spektrums waren mit insgesamt un- sellschaftsmodell bevorzugt. Eine tifikationsansätze in dem von Ker- SPD-Stadtrat Robert Grumbach, Kriegslage nahm nun auch der Ter- rechte unter den Völkern, Bundesver- Reichstagswahl Die Gleichberechtigung mit dem zenden Inflationskrise musste der ter 18 % völlig abgestürzt. Die Weima- Welle an Opportunismus erfasste ber propagierten Konzept, Freiburg ins Konzentrationslager. Viele – ror gegen die eigene Bevölkerung dienstkreuz, Päpstliches Ehrenkreuz vom 5. März eine Stadtrat im gemeinsamen Kampf neue Oberbürgermeister Dr. Karl rer Republik war auch in Freiburg zu die Stadt, ablesbar an der Masse von zum identitären Zentrum des »Ale- gerade auch aus den NS-kritischen zu. Jegliche Kritik konnte jetzt le- und schließlich die Verdienstmedail- SA-Abteilung die für »Ruhe und Ordnung« wurde Bender (1922–1933), ebenfalls vom Ende. Am Morgen des 6. März rückte Anträgen zum Eintritt in die NSDAP. mannenlands« auszubauen. Einer sozialistischen und kirchlichen Mi- bensgefährlich sein, wie es sich an le des Landes Baden-Württemberg Hakenkreuzfahne von der Stadt gewährt. Die gemä- Zentrum gestellt, wegen massiver unter Ernst Ludin (dem späteren Ge- So wurde die Gleichschaltung der der Protagonisten, Stadtbaumeister lieus – resignierten, zogen sich in der Tätigkeit des Sondergerichts weisen Getrud Luckner (1900 – 1995) ßigte Sozialdemokratie beherrschte Ausschreitungen von linken De- sandten in der Slowakei) ein SA-Trupp Gesellschaft – wie etwa von Verei- Joseph Schlippe, wollte deshalb im die innere Emigration zurück und Freiburg ablesen lässt. Opposition als aktive Widerstandskämpferin aus. den demokratisierten Stadtrat glei- monstranten im September 1923 den vor das Rathaus, wartete geduldig, bis am Neuen Rathaus. Nachdem am 7. März bereits 32 nen – oft in orauseilendemv Gehor- »Heimatschutzstil« die durch His- suchten soweit es ging, Distanz zu konnte sich höchstens in priva- Als überzeugte Pazifistin verdingte chermaßen wie den Arbeiter- und Ausnahmezustand verkünden und der Oberbürgermeister seine kommunistische Funktionäre verhaftet worden sind, sam von unten vollzogen. Binnen torismus und Jugendstil »verschan- halten. Opfer der Verfolgung wur- ten Gesprächskreisen formieren, sie sich bei Fürsorgeeinrichtungen, werden am 17. März die örtlichen Organisationen der Soldatenrat. Dieser benannte sich Sicherheitskräfte anfordern. Die na- Mor­gentoilette beendet SPD und der KPD aufgelöst, die Druckerei der Kurzem entstand ein grotesker Kult delte« Innenstadt umgestalten. den rassisch definierte »schädli- wie dem professoralen Freiburger bevor sie nach dem Übertritt zum einen Monat nach der Revolution in tionale Rechte hatte sich in Freiburg hatte, und zog dann SPD-Zeitung »Die Volkswacht« geschlossen. um Hitler, der vom gleichgeschal- In wirtschaftlicher Hinsicht ging che Elemente des Volkskörpers«, Kreis, dessen führende Mitglieder Katholizismus (1934) bei der Freibur- 1938 »Volksrat« um, verlor zunehmend etabliert, wurde jedoch ähnlich wie vor den Augen teten Stadtrat zum Ehrenbürger der durch die kriegsvorbereitende wie etwa Menschen, die als »erb- im Herbst 1944 verhaftet wurden. ger Caritas Beschäftigung fand. Sie 10. November: Die an Einfluss und löste sich schließlich die Linke in der Konsolidierungspha- des Stadt­ober­ Freiburgs ernannt wurde. Bemer- Aufrüstung angefachte reichsweite krank« stigmatisiert wurden. Seit Eine leuchtende Ausnahme ist Ger- half verfolgten Juden, vornehmlich Synagoge wird in am 19. August 1919 auf. »Aufwiegler« se der Republik (1924­­­–1928) margina- haup­ts die Ha- kenswert für das ehedem »schwarze Konjunkturaufschwung zunächst 1933 wurden in den Unikliniken trud Luckner, die sich aktiv für die zur katholischen Kirche konvertier- der Pogromnacht und »Plünderer« hatten in Freiburg lisiert. Beider politisch-gesellschaft- kenkreuzfahne – im Nazijargon Freiburg« war der Einbruch an Freiburg eher vorbei. Auch die Tausende zwangssterilisiert und Rettung von Juden einsetzte und ten, die nach den wenig Chancen. Bei den Wahlen zur licher Durchbruch erfolgte mit der auf. 16 »Reichskristall- der Nationalsozialis- von Kerber lauthals propagierten 1940/41 in den Mordzentren der 1943 ins KZ Ravensbrück eingelie- Rassegesetzen als Nationalversammlung am 19. Januar Weltwirtschaftskrise ab 25. Oktober (Bernd Martin) nacht« – zwischen 3 ten in das katho- Arbeitsschlachten brachten kei- Euthanasieaktion auch Hunderte fert wurde. Juden galten. Im und 4 Uhr morgens in Brand gesteckt. lische Milieu, ne entscheidende Wende. Erst als Behinderte aus Freiburg ermordet. Ein erheblicher Teil der Freibur- Dezember 1941, Auf dem jüdischen nicht zuletzt nach dem 1936 begeistert gefei- Die Verfolgung der jüdischen Bür- ger Bevölkerung stand noch im als die Deportatio- Friedhof werden auch deshalb, erten Einmarsch der Reichswehr ger Freiburgs begann auch in Frei- Sommer 1944 hinter dem NS-Re- nen der deutschen Gräber geschän- Geldnot und Notgeld weil Erzbischof in die entmilitarisierte Zone die burg unmittelbar nach der Macht- gime: Zehntausende – der Aleman- Juden begannen, det und jüdische 17 Conrad Gröber, an- Stadt Garnisonstadt und daraufhin übernahme. Schon bald nach der ne sprach von 50.000 – nahmen am erhielt sie vom Zum 800. Stadtgeburtstag gab es Jubiläumsscheine fangs ein NS-Sympa- wieder verstärkt investiert wurde, Boykottaktion der SA am 1. April 1933 27. Juli 1944 anlässlich des Attentats Freiburger Erz- thisant, zur »unbeirrba- kam es hier zu einem spürbaren gerieten die jüdischen Geschäfts- auf Hitler an einer »Treuekundge- bischof Gröber Geschäfte an der heutigen Kaiser-Joseph-Straße (seit 1936 Adolf-Hitler-Straße) werden aufgebrochen.1940 ie Inflationsperiode in ten. Die vielen unterschiedlich ren Mitarbeit« aufrief. Vor ökonomischen Aufschwung. Voll- leute in wirtschaftliche Schwierig- bung« für den »Führer« teil. den Auftrag »der außerordentlichen Deutschland zwischen gestalteten Scheine führten bald allem junge Männer zeigten beschäftigung wurde in Freiburg keiten und sahen sich im Laufe der Genau vier Monate später, am Seelsorge« für die »jüdischen Ka- D1914 und 1924 hat gut auch zur Bildung eines Sammler- sich von der aktionistischen 1939 erreicht, zwei Jahre später als kommenden Jahre gezwungen, ihre 27. November 1944, traf der Kriegdie tholiken«. Sie half bei finanziellen 100.000 verschiedene Papier- markts. Die Städte suchten ihn zu- Dynamik der NS-Bewegung angezo- im reichsweiten Vergleich. Geschäfte zu verkaufen. Berufsver- Stadt dann aber mit voller Wucht: Transaktionen, Fluchtunternehmen 22./23. Oktober: Deportation aller 6.500 transportfähi- geldscheine hervorgebracht. nehmend zu bedienen: Schließlich gen, die Karrierechancen bzw. viele In den Erinnerungen von Zeit- bote engten die Spielräume weiter Ein britisches Bomberkommando und bemühte sich um ein reichs- gen Juden aus Baden in das Sammellager Gurs in den Pyrenäen, wo viele Lagerinsassen den Tod finden. Die Auch in Freiburg erschienen war jeder nicht eingelöste Schein Posten in Partei und Staat bot. zeugen findet sich oft der Satz: »Es ein. Die erste Freiburger Institution, zerstörte große Teile der Stadt, so weites Netzwerk von zuverlässigen Stützpunkten. Schon länger von der meisten Überlebendenger im Osten transportiertwerden in die und Vernichtungsla- umgebracht. zwischen September 1917 ein Reingewinn für die Stadtkas- Seit 1933 beherrschten die Nati- ging aufwärts, bis der Krieg kam«. die ihre jüdischen Mitarbeiter kom- auch die historische Altstadt. Nahe- und November 1923 mehr se. In Freiburg verfiel man auf die onalsozialisten das Stadtbild: Ha- Tatsächlich wurde im Vergleich zu plett verjagte, war die Universität, zu 3.000 Menschen kamen ums Le- Gestapo überwacht, wurden ihre Ak- 1944 als zwanzig verschiedene Idee, anlässlich des 800-jährigen ein 500-Mark-Schein, im Februar kenkreuzfahnen prägten den All- der von Massenarbeitslosigkeit ge- wo 1933/34 während des Rektorats ben, Tausende wurden verletzt. NS- tivitäten von einem Mitarbeiter der Werte von 50 Pfennig bis Jubiläums der Stadt 1920 gleich 1923 schon ein 5000-Mark-Schein tag. Unentwegt feierten die lokalen prägten Wirtschaftskrise zu Beginn Heideggers 13 % der Dozenten vor- Führer wie Gauleiter Wagner und OB Caritas schließlich verraten. Am 24. hinauf zu 50 Milliarden drei verschiedene 50-Pfennig- (s. Bild). Im August 1923 wuchs Machthaber sich selbst, suchten der Dreißigerjahre die wirtschaft- wiegend aus rassischen Gründen Kerber konnten einer inzwischen März 1943 wurde sie verhaftet, ver- Am Abend des 27. November legen fast 300 Flugzeuge Mark. Als im Laufe des Scheine mit Erinnerungsfunk- sich die Inflation zu einer jegliche durch Aufmärsche und Kundge- liche Situation für viele besser, der entlassen wurden. Nach der Zerstö- kriegsmüden Bevölkerung nur hört, gefoltert und schließlich am der Royal Air Force in einem als Operation »Tigerfish« Ersten Weltkriegs das tion auszugeben. Im September Vorstellung sprengenden Hyper- bungen in der Innenstadt, auch private Konsum nahm – wenn auch rung der Synagoge in der Reichspo- noch sinnlose Durchhalteparolen 5. November 1943 in das Frauen-KZ bezeichneten Großangriff mit fast 20.000 Bomben große Teile Freiburgs in Trümmer. Fast 2.800 Münzgeld zunehmend zu 1921 folgte eine zweite Serie mit inflation aus. Erst Ende Novem- auf dem Münsterplatz, die »Volks- in bescheidenem Umfang – zu. Auch gromnacht und der Einweisung von anbieten. Am 21. April 1945 rückten Ravensbrück eingeliefert. Nach ihrer Rüstungszwecken einge- sechs Stadtansichten. Diesen »Se- ber 1923 konnte sie beim Stande gemeinschaft« massenwirksam zu gelang es dem Regime mit einer 137 jüdischen Bürgern ins KZ Dach- französische Truppen in eine Stadt Befreiung zurück in Freiburg, war Todesopfer werden gezählt, dazu etwa 9.600 Verletzte. schmolzen wurde, ga- riennotgeld-Unfug« stoppte die von 4,2 Billionen Mark = 1 Dollar inszenieren. NS-Organisationen er- propagandistischen Politik ökono- au wurden die letzten verbliebenen ein, die in weiten Teilen eine Rui- sie weiterhin bei der Caritas in der ▲▲ tetes Beleuch Rathaus zur Zeit der ben die Städte geldwer- Reichsregierung per Gesetz im Juli gestoppt und mit Einführung der fassten einen erheblichen Teil der mischer und sozialpolitischer »Ver- jüdischen Geschäfte »zwangsari- nenlandschaft war und in der noch Verfolgtenfürsorge beschäftigt und NationalsozialistenFoto: (Augustiner Slg. E. Fehrenbach). Museum, te Gutscheine aus, um 1922. Kurz darauf nahm die Infla- Rentenmark eine stabile Wäh- Freiburger Bevölkerung, etwa in der heißungen« – etwa von »Volkspro- siert«. Wer konnte, flüchtete noch 50.000 Menschen, etwa die Hälfte engagierte sich für den Dialog zwi- den Wirtschaftskreis- tion deutlich an Fahrt auf, in Frei- rungsepoche eingeleitet werden. Deutschen Arbeitsfront (DAF), der dukten« wie dem Volkswagen für ins Ausland. Diejenigen, die nicht der Vorkriegsbevölkerung, lebten. schen dem »alten und neuen Got- ▲938 Die zerstörte 1 Freiburger Synagoge.(Stadtarchiv) lauf aufrechtzuerhal- burg erschien im September 1922 (Dirk Schindelbeck) populären NS-Freizeitorganisation alle –, die Akzeptanz breiter Bevöl- mehr wegkamen – die meisten wa- (Heinrich Schwendemann) tesvolk«. (Bernd Martin) Kriegszerstörung und Neubeginn Nach der Bombardierung erfolgte der Wiederaufbau nach historischem Vorbild Freiburg900jahre

Dezember 2020 bwohl Freiburg seit 292 Lancaster-Bomber war- gang Hoffmann als Nachfolger des nes der Prinzipien des Architekten Re:vue 1940 mehrfach Ziel von fen 3000 Spreng- und über 11.500 erkrankten Oberbürgermeisters be- Joseph Schlippe, der als Oberbaurat OBombenabwürfen war, Brandbomben. Die Altstadt mit stimmt. Im September 1946 wurde seit 1925 das Städtische Hochbau- glaubte sich die Einwohner- zahlreichen historischen Gebäuden der erste Freiburger Gemeinderat amt geleitet hatte und mit Billigung schaft vor größeren Angriffen lag zu 80 Prozent darnieder, an- nach dem Krieg gewählt, der OB der französischen Militärregierung sicher, denn die Behörden grenzende Stadtteile wie der Stüh- Hoffmann im Amt bestätigte. zum Leiter des Wiederaufbaubüros hatten ihre Stadt nur als linger, die Neuburg und vor allem Hauptaufgabe der Verwaltung bestimmt worden war. Er konnte »Luftschutzort 2. Ordnung« der Westen Freiburgs waren schwer war die Versorgung der notleiden- auf schon lange zuvor entwickelte PORTRÄT eingestuft. Die Maßnah - getroffen worden. Ein Drittel aller den Bevölkerung mit Nahrungs- städtebauliche Ideen zurückgrei- men zum Schutz der Be- Wohnungen war zerstört oder stark mitteln und Wohnraum. Hilfs- fen, die er beim Wiederaufbau um- Leo Wohleb völkerung waren deshalb eher zurückhaltend, öf- fentliche Luftschutzräu- me waren nur für einen

kleinen Teil der Bevölke-

Epoche der Nachhaltigkeit der Epoche rung vorhanden. ◄ Der Stadtteil Vauban mit

Wiederaufbau seiner Architektur, dem nahezu Kriegszerstörung und und Kriegszerstörung In den Abendstun- den des 27. November autofreien Stadtbild, den Grün- zonen und dem Energiekonzept 1944 ging das alte gilt weithin als Modellstadtteil Freiburg im Feuer- der Zukunft (Foto: A. J. Schmidt) sturm eines zwan- zigminütigen Groß- 1945–2020 angriffs der Royal Air Force mit dem Codenamen »Ti- 1946 gerfish« zugrunde. Nachhaltigkeit wird zum Schlüssel der Zukunft ► Nach der Zerstö­ »Nai hämmer g‘sait« – Die ökologische Wende begann in Wyhl am Kaiserstuhl Zwischen 1947 und 1952 war Frei- rung im Zweiten burg Regierungssitz eines Bundes- Am 22. November übergibt Gouverneur Pierre Pène Weltkrieg beginnt der lands mit Leo Wohleb (1888–1955) im Kaufhaussaal die eigenverantwortlicheLeo Führung Wohleb. Wiederaufbau, bei an das badische Volk. Zu ihrem Vorsitzenden wählt s begann an jenem winter- Im Zuge der zahlreichen Gerichts- zug in die Welt der kommunalen freiwillig ihren CO2-Ausstoß deut- als Staatspräsident an der Spitze. die Versammlung den Freiburger Altphilologen dem Frauen eine kalten Dienstag, dem 18. Fe- prozesse um Wyhl geriet auch die Verwaltung gefunden. lich zu reduzieren. Angesichts des Als Schulleiter eines Baden-Badener wichtige Rolle 1947 spielten. Hier bei der Ebruar 1975, als sich in den Rolle der Wissenschaft in den Blick. Gezielt wurde fortan in Freiburg galoppierenden Klimawandels ver- Gymnasiums überstand der gläubi- Arbeit an einer Rheinauen nahe des Dorfes Wyhl Weil es an industrieunabhängigen auf erneuerbare Energien gesetzt: schärfte der Gemeinderat die Kli- ge Katholik die NS-Zeit ohne allzu Wiederauf­ Unerhörtes ereignete. Erstmals in wissenschaftlichen Expertisen fehl- Nicht zuletzt dank der durchschnitt- maschutzziele mehrfach: Nun soll große Zugeständnisse. Und so be- bereitungsanlage Die ersten Landtagswahlen in Baden finden am 17. Mai der Geschichte besetzte eine bunt te, gründeten die Bürgerinitiativen lich 1.800 Sonnenscheinstunden eine städtische Klimaneutralität riefen ihn die Franzosen 1945 ins statt. Der Landtagzusammen tritt am und 29. wählt MaiStaatspräsidenten. imLeo Kaufhaussaal Wohleb zum von Bauschutt. gemischte und vieltausendköpfi- 1977 das Freiburger Ökoinstitut, das jähr­lich wurde die Stadt bundesweit bis zum Jahr 2050 erreicht werden. Ministerium für Kultus und Un- (Stadtarchiv) ge Menschenmenge den Bauplatz bis heute eine bedeutende Rolle als zum Vorreiter. In den Neunzigerjah- Wie wichtig den Freiburgerin- terricht, wo er bereits am Ende der 1951 eines geplanten Atomkraftwerks unabhängiges Gutachterbüro spielt. ren folgten ein umfassendes Recyc- nen und Freiburgern der Klima- Weimarer Republik tätig gewesen beschädigt. Fast 3.000 Tote waren lieferungen der amerikanischen setzte – dazu gehören die Arkaden und belagerte die Baumaschinen. Und auch die Alternativen zur Kern- lingkonzept, ein Baustandard mit schutz ist, zeigten sie deutlich am war, bis ihn die braunen Herren ge- allein nach dieser Nacht zu bekla- Quäker von fast 500.000 Kilo Le- an der Kaiserstraße, die er schon in Zwei Tage später räumte eine mit energie rückten in den Fokus. Noch Niedrigenergiebauweise, die ersten 20. September 2019: Zusammen schasst hatten. Lange umstrittene Volksabstimmung über die Bildung gen, dazu 9.600 Verletzte. Über den bensmitteln, der CARE-Organisati- den 1930er-Jahren vorgeschlagen Hundestaffeln und Wasserwer- während der Platzbesetzung veran- energieautarken Häuser, 1994 sogar mit Fridays for Future riefen über Wenige Zeit nach Kriegsende eines Südweststaats. In Baden ist die Bevölkerung fern ausgestattete Polizeieinheit stalteten die Bürgerinitiativen und mit dem »Heliotrop« das erste Plus­ 500 Organisationen zu einer De- gründete er die Badische Christlich- mehrheitlich für die Beibehaltung eines eigenen gesamten Krieg waren nahezu 6000 on mit über 40.000 Paketen und hatte. Dabei ist die Geschlossenheit Menschen in Freiburg durch Bom- die Schweizer Spende halfen, die des heutigen Stadtbildes das Ergeb- zwar das Gelände und sperrte es der BUND 1977 die weltweit erste energi­ ehaus der Welt, die Grün- monstration rund um den Platz Soziale Volkspartei, die Vorgängerin Staates (Freiburg-Stadt 52,2 % Neinstimmen, Landkreis Freiburg 69,9 % Neinstimmen),anderen Landesteilen wird jedoch überstimmt. von den benangriffe ums Leben gekommen. größte Not zu lindern. Über 10.000 nis einer durchdachten Planung auf mit Stacheldraht ab. Aber zum da- Umweltmesse in Sasbach am Kaiser- dung des Regio-Verkehrsverbundes der Alten Synagoge auf. Zwischen der badischen CDU, und wurde An- 1973 Vor dem Einmarsch der Fran- beschädigte Wohnungen waren der Basis der genauen Kenntnis von rauffolgenden Sonntag, es war der stuhl. Pioniere der Alternativenergie mit dem Umland und schließlich 20.000 und 30.000 Menschen sind fang 1946 deren erster Vorsitzender. zosen am 21. April 1945 konnten wieder bewohnbar gemacht wor- Freiburgs historischen und archi- 23. Februar, riefen die badisch-el- präsentierten hier erste, teils noch die Planung der ressourcenscho- dem Aufruf gefolgt und machten Ein halbes Jahr später wählte ihn die beherzte Bürger wie die Geschäfts- den, und im April 1950 fuhren wie- tekturgeschichtlichen Gegebenhei- sässischen Bürgerinitiativen zu ei- selbst gebaute Solaranlagen, Wind- nenden neuen Stadtteile Rieselfeld die Demo zur größten der Freibur- Beratende Landesversammlung zum ner Kundgebung am Bauplatz auf, räder und kleine Wasserkraftwerke. und Vauban. ger Nachkriegsgeschichte. Präsidenten, und unmittelbar darauf Im November wird die Innenstadt zwischenprotestiert. Martins- frau Philomene Steiger aus Herdern der alle Straßenbahnen. ten, gepaart mit einer traditionel- tor, Siegesdenkmal, Oberlinden und Stadttheater für sinnlose »letzte Aktionen« von Mi- Wolfgang Hoffmann und seiner len, im besten Sinne konservativen zu der nach Polizeiangaben rund Die weitere Entwicklung verlief Das Vaubanviertel wurde 2005 Und was wurde derweil aus dem stellte ihn die französische Besat- den Individualverkehr gesperrt. Die Geschäftswelt litär, Volkssturm und Hitlerjugend Verwaltung gelang daneben auch Grundhaltung. Den Respekt vor al- 28.000 Teilnehmer kamen. Spon- rasant. 1979 wurde in Freiburg das für nachhaltiges, ökologisches Bau- Bauplatz in Wyhl? Nach langen zungsmacht an die Spitze der vorläu- 1980 verhindern. Sie hatte den Freibur- die Schaffung einer neuen kulturel- ten Strukturen gab auch das Müns- tan überwanden bald die ersten die erste Mehrfamilienhaus mit So- en ausgezeichnet und trug dazu Gerichtsverhandlungen und der figen Regierung Südbadens. Die Be- ger »Kampfkommandanten« Ru- len Infrastruktur: Schon im Dezem- ter vor, das wie durch ein Wunder Polizeibarrikaden, viele folgten, larenergie errichtet, 1981 folgte die bei, dass Freiburg 2012 mit dem Reaktorkatastrophe von Tscher- völkerung wählte ihn mehrheitlich dolf Bader überredet, die Stadt nicht ber 1949 konnte das fünf Jahre zuvor am 27. November 1944 von direkten und die Polizei zog sich angesichts Gründung des Fraunhofer Instituts Deutschen Nachhaltigkeitspreis als nobyl erklärte Ministerpräsident ins Amt des Staatspräsidenten. Am 8. Juni beenden starke Polizeikräfte die Besetzung bis zum letzten Mann zu verteidi- ausgebombte Stadttheater wieder Treffern verschont geblieben war der Menschenmenge zurück. für Solare Energiesysteme ISE, das »nachhaltigste Großstadt Deutsch- Lothar Späth 1987 den vorläufigen Seine Regierungszeit war geprägt des »Dreisamecks« an der Ecke Kaiser-/Schreiberstra- gen, und tatsächlich zog der Gene- bezogen werden. Die französische und nahezu unversehrt über die Was damals niemand ahnte: Die mit heute 1.200 Mitarbeiterinnen lands« ausgezeichnet wurde. Verzicht auf das Kernkraftwerk vom »Kampf gegen den Südwest- ße. Die Auseinandersetzungen beherrschen wochen- ralmajor seine Truppen ab. Militärregierung billigte der Kultur- Trümmer der Umgebung ragte. So Bauplatzbesetzung in Wyhl wurde und Mitarbeitern größte Solarfor- Über diese Fragen der Energieef- Wyhl. 1994 wird das Projekt dann staat«, in dem mit nicht immer lang die Medien und finden bundesweite Beachtung. 1992 Freiburg war nun unter franzö- arbeit in ihrer Besatzungszone einen hat, wer heute durch die Freibur- zum Auftakt einer bundes- und eu- schungsinstitut Europas. 1986 for- fizienz hinaus rückte auch in Frei- endgültig aufgegeben. Jetzt ist der lauteren Mitteln um die Länderauf- sischer Militärverwaltung und Teil hohen Stellenwert zu. Bereits 1946 ger Innenstadt geht, den ropaweiten Widerstandsbewegung derte der Gemeinderat nach der burg der Klimaschutz als eine der Bauplatz Teil eines großen Na- teilung gerungen wurde. Hierbei Parade. der französischen Besatzungszone. wurde in Freiburg das »Institut fran- Eindruck, sich in ei- gegen die Nutzung der Atomkraft. Reaktorkatastrophe in Tscherno- dringendsten Herausforderungen turschutzgebiets in den Rheinau- unterlag Leo Wohleb, der als »Alt- Am 27. Juni verabschiedet sich die in Freiburg statio- Die Franzosen bestätigten den An- çais« eröffnet, das erste französische ner historisch Und mehr als das: Global löste sie byl den vollständigen Ausstieg aus der Gegenwart immer mehr in den en. Direkt davor liegt ein riesiger badener« auf die Wiederherstellung nierte 3. französische Panzerdivision mit einer großen fang April eingesetzten Leiter der Kulturinstitut in Deutschland. Aus- gewachsenen auch eine Debatte über Umweltzer- der Atomenergie. Drei Jahre später Fokus. Bereits 1996 unterzeichnete Findlingsblock mit dem eingemei- des früheren Landes Baden gesetzt 2011 Notverwaltung Max Keller als kom- stellungen machten die Freiburge- und behut- störung, Artenverlust und Ressour- gründete die Stadt das bundesweit die Stadt Freiburg die Charta von ßelten Schriftzug: »Nai hämmer hatte. Adenauer schickte den Verlie- missarisches Stadtoberhaupt und rinnen und Freiburger mit der aktu- sam moder- cenverbrauch aus. In Wyhl wurde erste Umweltdezernat mit einem Aalborg und verpflichtete sich, g‘sait! 18. Februar 1975«. rer noch 1952 als Gesandten ins fer- setzten ihn schließlich als Oberbür- ellen Kunst der Moderne bekannt. nisierten Umge- 18 die Frage nach der Zukunft Umweltbürgermeister an der Spit- gemeinsam mit zahlreichen wei- (Alexander Sancho-Rauschel ne Lissabon. (Ute Scherb) Papst Benedikt XVI. besucht im September Freiburg. germeister ein. Ein Beirat nahm die Der Erhalt historischer Bauwer- bung zu bewegen. von Industriegesell- ze. Die Umweltbewegung hatte Ein- teren europäischen Kommunen, und Gerd Süssbier) An der Eucharistiefeier auf dem Flugplatzgelände nehmen über 100.000 Menschen teil. wichtigsten Verwaltungsaufgaben ke und die Wiedererrichtung stadt- (Peter Kalchthaler) schaften neu ge- 2015 wahr. Ende des Jahres wurde Wolf- bildprägender Einzelbauten war ei- stellt. Die ge- schichtliche Kriege und soziale Krisen verursachen eine große 19 Tragweite die- Hausbesetzungen gegen die Wohnungsnot Flüchtlingsbewegung, bei der Millionen Menschen in ses »Kampfs um Europa Schutz suchen. Auch Freiburg nimmt Tausen- ▼ Im ersten »Freiburger Almanach« von 1950 veröffentlichte Joseph Schlippe einen Vorschlag für den Wyhl« zeigt sich mit de von Menschen aus Afrika und dem Nahen Osten Wiederaufbau des Quartiers um Unterlinden. Der Mangel an bezahlbarem Wohnraum beschäftigt die Stadt schon lange auf. Die große Hilfsbereitschaftträgt zur Linderung in der Bürgerschaftder Not bei. wachsendem Zeitab- 2020 stand immer deutlicher. eit rund 50 Jahren werden in Diese fielen, nach zähen Ausein- Zubringers Mitte zum Opfer. flikte um Dreisameck und Schwarz- Die Folgen ziehen sich wie Freiburg Häuser besetzt, mit andersetzungen, der Ideologie der Den Höhepunkt bildeten dann waldhof. Hier kam ein weiterer ein breites Band durch die Sunterschiedlichen Motiven. »autogerechten« Stadt in Form des zu Beginn der 80er-Jahre die Kon- Aspekt hinzu: die Schaffung kultu- Geschichte dieses Landes und vor Am Anfang standen eine allge- reller (Frei-)Räume. Nach der allem der Stadt Freiburg. Zunächst meine Wohnungsnot und Wu- Räumung des Schwarzwaldhofs aber mobilisierte die junge Um- chermieten, gegen die ab 1972 1981 stand dafür das besetzte weltbewegung am Oberrhein Wi- ein Aktionskomitee Wohn- Autonome Zentrum (AZ), das derstand gegen weitere Projekte. raum auch mit Besetzungen als subkultureller Veranstal- Bauplatzbesetzungen verhinder- protestierte. tungsort bis 1985 bestand. Ab März legt die ten den Bau des Bleichemiewerks Ab Mitte der 70er-Jahre spitz- Der heute aktive Besetzer*in­ ­ im elsässischen Marckolsheim, te sich die Kritik zu. Besetzun- nengru­ ppe »Die WG« geht es den Bau des Atomkraftwerks im gen sollten einer als verfehlt nach Jahrzehnten relativer Corona-Epidemie das öffentliche Leben weitgehend Schweizer Kaiseraugst und des empfundenen Stadtentwick- Ruhe wieder darum, wie zu still. Betriebe, Schulen und Kultureinrichtungen wer- den geschlossen, die Menschen müssen Sicherheits- projektierten Atomkraftwerks in lung Einhalt gebieten, die das Beginn der 70er-Jahre auf den abstände einhalten, Grenzen sind geschlossen.Die Fol- Gerstheim bei Straßburg. Dagegen Wohnen an den Stadtrand ver- Mangel an bezahlbarem Wohn- gen der Epidemie sind wirtschaftlich, aber auch sozial konnte die Besetzung eines halb- drängte und die Innenstädte zu raum hinzuweisen. folgenschwer und werden lange spürbar bleiben. fertigen Strommastes vom damals reinen Konsum- und Geschäfts- (Michael Koltan) noch im Bau befindlichen AKW zentren machte. Erster großer ▲ Das Jubiläumsjahr im Zeichen der ◄ Protest gegen den Abriss Maske. (Foto: A.J. Schmidt) Fessenheim die Inbetriebnahme Brennpunkt war dabei die Be- eines Hauses in der Freiau 1975. nicht verhindern. setzung der Freiau-Häuser 1974. (Archiv für Soziale Bewegungen in Baden) wadiFreiburg1000 jahre

Pre:vuePETER GAYMANN Dezember 2120

Peter Gaymann gratuliert Freiburg zum 1000. Geburtstag ...

reiburg ist reich an Ge- Archäologisches Museum Abteilung Landesgeschichte te, Erzählcafes mit Zeitzeugin- Fschichtsvereinen, Archiven Colombischlössle am Historischen Seminar nen und Erzählgruppen zu den und historischen Einrichtungen. Lebengeschichten von Frauen. Von den ältesten Kunstwerken Informieren Forschungen zur oberrheini- Wer sich engagieren oder infor- ► Faulerstr. 20, www.femwerkstatt.de Südbadens bis zum mittelal- schen Landesgeschichte im Mit- mieren möchte, findet hier Infor- terlichen Freiburg: Das Archäo- telalter, Vorträge und Publikatio- mationen und Anregungen. Auch Archiv für Soziale Bewegungen logische Museum im Colom- mitmachen nen zur Freiburggeschichte. ein paar Tipps zum weiterschmö- in Baden bischlössle verführt zu einer ► Werthmannstr. 8, N 0761 203 3459, kern haben wir ausgewählt. Reise durch die Jahrtausende. weiterlesen www.mittelalter1.uni-freiburg.de Das Freiburger Archiv Soziale Be- Stadtarchiv Freiburg Ob altsteinzeitliche Frauenstatu- wegungen e. V. sammelt seit 1983 Münsterbauverein etten, Kostbares aus keltischen Bücher, Zeitungen, Zeitschriften, Das Stadtarchiv Freiburg ist das Fürstengräbern, Zeugnisse Seit 1890 ist der Münsterbauver- Broschüren, Flugblätter, Fotos, »Gedächtnis der Verwaltung« römischer Errungenschaften ein für die Bauunterhaltung des Plakate, Transparente, Protokolle sowie zentrale Anlaufstelle oder regionale Funde aus dem Freiburger Münsters verantwort- und andere Verlautbarungen der für Forschungen zur Stadtge- Frühmittelalter – die Originale lich. Dazu betreibt er die Müns- Neuen Sozialen Bewegungen. schichte. Es ist zuständig für die werden anschaulich präsentiert. terbauhütte, unterhält ein Plan- ► Adlerstraße 12, N 0761 333 62, Sicherung städtischer Doku- ► Rotteckring 5, N 0761 201 2574, und Fotoarchiv und veröffentlicht www.archivsozialebewegungen.de mente. Darüber hinaus verwahrt www.freiburg.de/museen Forschungen zum Münster im es auch private Nachlässe oder »Freiburger Münsterblatt« und AK Regionalgeschichte Fotos auf. Die Bereitstellung der Breisgau-Geschichtsverein anderen Publikationen. Dokumente, die Erforschung Der AK Regionalgeschichte wid- Schauinsland e. V. ► Schoferstr. 4, N 0761 214 027 0, der Stadtgeschichte und die met sich mit Exkursionen und Der Verein will die wissen- www.muensterbauverein-freiburg.de historische Bildungsarbeit durch Arbeitsgruppen der »Geschichte schaftliche Erforschung und eigene Publikationen, Ausstel- von unten«, welche gegenüber Darstellung der Geschichte des Feministische lungen und Führungen gehören der Geschichte der Mächtigen Breisgaus fördern. Zu diesem Geschichtswerkstatt zu seinen Aufgaben. die Alltags- und Mentalitätsge- Zweck veranstaltet er Vorträge, ► Grünwälderstr. 15, N 0761 201 2701, Der Verein veranstaltet Stadt- schichte ins Zentrum rückt. Gespräche und Exkursionen und www.freiburg.de/stadtarchiv rundgänge zur Frauengeschich- ► arbeitskreis-regionalgeschichte.de gibt auch eine Zeitschrift heraus. Der Verein steht Wissenschaft- Museum für Stadtgeschichte lern und Laien offen. Das Museum im spätbarocken ► Geschäftsstelle im Stadtarchiv, Literatur zur Stadtgeschichte Wohnhaus des Künstlers J. C. Grünwälderstr. 15, N 0761 201 2701, Wentzinger am Münsterplatz www.breisgau-geschichtsverein.de Freiburg 2020 Auf Jahr und Tag zeigt Schätze aus 900 Jahren Das offizielle Jubiläumsbuch der Vorträge zur Geschichte der Landesverein Badische Heimat Stadtgeschichte. Eine gute Vorbe- Stadt Freiburg mit Porträts von Stadt vom Mittelalter bis zur reitung auf einen Stadtrundgang Seit über 100 Jahren ist der Menschen, Plätzen und Gebäu- Neuzeit mit inzwischen vier Bän- sind Modelle, die Freiburg mit Landesverein Badische Heimat den, Promo Verlag 2020 den, Rombach Verlag, Freiburg seinen mittelalterlichen Mau- in den Bereichen Landeskunde, Geschichte der Stadt Freiburg 2013–2019 ern und Toren um 1600 und die Geschichte, Denkmalpflege, Das umfassende dreibändige Schriftenreihen des Baustelle des Münsters um 1300 Natur- und Umweltschutz tätig. Standardwerk für alle, die es Stadtarchivs zeigen. Das Museum für Stadt- Die Aktivitäten der zentralen genau wissen wollen. Rund 2200 Veröffentlichungen zu zahl- geschichte wurde 1994 eröffnet, Geschäftsstelle in Freiburg sowie Seiten, Theiss Verlag 2001. reichen stadt- und regionalge- es ist eine Abteilung des Augus- der Regionalgruppen beziehen Kleine Geschichte der Stadt schichtlichen Themen. Seit 1890 tinermuseums und schöpft aus sich auf den Raum des ehemali- Freiburg – Eine kommentierte erscheint die Reihe »Veröffentli- reichen Sammlungsbeständen. gen Landes Baden. Chronik und ein guter Überblick, chung aus dem Archiv der Stadt ► Münsterplatz 30, N 0761 201 2515, ► Hansjakobstr. 12, N 0761 73 724, Peter Kalchthaler, Rombach Freiburg i. Br.« und seit 1981 die www.freiburg.de/museen www.badische-heimat.de Verlag 2004 Reihe »Stadt und Geschichte«.

Verantwortlich: Martina Schickle Fachliche Unterstützung: Peter Verlag und Vertrieb: AMTSBLATT (Pressereferat) ­Kalch­thaler (Museum für Stadtgeschichte) Freiburger Stadtkurier und Hans-Peter Widmann (Stadtarchiv). Verlagsgesellschaft mbH Konzept und Redaktion: Gerd Süssbier 79098 Freiburg, Tel. 0761 207190 (Pressereferat) Tel. 0761 201-1341 Herausgeberin: Stadt Freiburg im Die »Re:vue« erscheint im Dezember Breisgau, Pressereferat, Grafik: Reinhardt Jacoby 2020 als Beilage des Freiburger Amts- Herstellung: Freiburger Druck Rathausplatz, 79098 Freiburg (Agentur kwasibanane, Freiburg) blatts. GmbH & Co. KG, 79115 Freiburg