900 Jahre Stadt Freiburg Siedlungsspuren • Marktgründung • Münsterbau Universität • Reformation • Kriege Revolution • Republik • Nachhaltigkeit

900 Jahre Stadt Freiburg Siedlungsspuren • Marktgründung • Münsterbau Universität • Reformation • Kriege Revolution • Republik • Nachhaltigkeit

Freiburg900jahre Mber 2020 Re:vue DeZe Die Zeit, sie vergeht nicht 900 Jahre Stadt Freiburg Siedlungsspuren • Marktgründung • Münsterbau Universität • Reformation • Kriege Revolution • Republik • Nachhaltigkeit Liebe Leserinnen und Leser, um richtige Zukunftsentscheidungen zu treffen, müssen wir verstehen, woher wir kommen. Albert Einstein soll gesagt haben: »Wir leben in einer Zeit vollkommener Mittel und verworrener Ziele.« Um sich klare Ziele zu setzen, ist es hilfreich, die eigene Vergangenheit zu kennen. Mit dieser Sonderausgabe des Amtsblatts wollen wir die Geschichte Freiburgs aus Anlass des 900. Geburtstags in Erinnerung rufen. Unsere Autoren und Autorinnen, denen ich für ihr Engagement sehr danken möchte, haben aus der Fülle an Ereignissen die prägendsten ausgewählt und beschrieben. Denn die Zeit, sie vergeht nicht – wenn wir sie in lebendiger Erinnerung behalten. Ihr Martin W. W. Horn, Oberbürgermeister Von der Eiszeit bis zu den Zähringern Freiburg900jahre Archäologische Funde bieten Einblicke in die Jahrtausende alte Vorgeschichte Freiburgs Mber 2020 Re:vue DeZe ◄ So sah Freiburg um das Jahr 1200 aus: Unterhalb der heute nicht mehr erhaltene Burg auf dem Schlossberg präsentiert sich die Stadt von einer Mauer umgeben. (3D-Reproduktion Hans-Jürgen van Akkeren, 2018) Erst kam der Markt – dann die Stadt Erste Siedlungsspuren Erste Marktentwicklung Archäologie Mit der Stadtgründung wuchs die Souveränität der Bürgerschaft ► Der Zähringer Burgberg m Beginn der Umstände, die zuerst Herzog Bertold ten, die er in seine Siedlung locken die sie zu einem mehr als einen Me- (in der Geschich- II. von Zähringen (+ 1111) und dann sei- wollte, besondere Rechte. Er befreite ter langen Pergamentplakat verban- bis 1100 Bildmitte) 1100–1200 te der Stadt nen Sohn Konrad (+ 1152) dazu bewo- sie von Abgaben, wies ihnen eigene den und mit dem ersten Siegel der wurde bereits im 4. Jahr- A Freiburg stehen gen, können wir nur Vermutungen Grundstücke, die Hofstätten, in sei- Bürgergemeinde versahen. Freiburg hundert n. Chr. mit großem Aufwand zur Burgstelle umgebaut. zwei Jahreszahlen: anstellen. Jenseits aller Einzelheiten nem neu errichteten Marktort zu, war somit zwar die Gründung einer (Foto: M. El-Kassem, 1008 1091 und 1120. Zu aber bleibt eines bemerkenswert: die und erlaubte ihnen, ihre Richter und Adelsfamilie, bemerkenswerter an Landesamt für Denkmalpflege) beiden Daten sind Tatsache, dass beide so früh auf die Pfarrer selbst zu wählen. Was Konrad seiner frühen Geschichte ist aber, Initiativen von Idee kamen, eine Stadt zu gründen. den Bewohnern seiner ummauerten dass es rasch zur Bürgerstadt wurde. In der Wildbann-Urkunde Heinrichs II. werden Adeligen über- Denn Freiburg steht im deutschspra- Siedlung (lateinisch: burgus, ihre Be- Dafür steht der heute im Stadtarchiv liefert, an der chigen Raum zeitlich an der Spitze ei- wohner burgenses, Bürger) verlieh, verwahrte Stadtrodel wie kein ande- erstmals die Dörfer und heutigen Stadtteile Wiehre, ie Verleihung der Markt- sumpfige Flussauen. Die Menschen im wahrsten Sin- Uffhausen, Zähringen und Herdern1091 genannt. Dreisam eine ner Welle von Stadtgründungen, die war zwar nicht völlig neu. Neu aber res Dokument. ( Jürgen Dendorfer) rechte jährt sich 2020 zum mussten sich anpassen. Ausgehend ne herausragen- neue Siedlung im Laufe des 12. und 13. Jahrhunderts war, dass er diese Rechte den Ein- D900. Mal. Ein bedeutendes vom Nahen Osten breitete sich über des Beispiel dafür zu errichten, immer stärker anschwoll. Sie führte wohnern einer gerade entstehenden Jubiläum für Freiburg und all die- zwei Routen entlang der Donau so- ist der Zähringer die den Na- dazu, dass sich im hohen Mittelalter Siedlung zugestand. Die Freiburger Frühestes überliefertes Datum der Gründung Frei- PORTRÄT jenigen, die die Breisgaumetropole wie über das Mittelmeer und die Burgberg. Im Ge- men Freiburg die Siedlungslandschaft grundlegend Kaufleute waren damit von Anfang burgs in den Marbacher Annalen. Jüngste archäologi- im Herzen tragen. Doch schon weit Täler von RhÔne und Rhein eine re- gensatz zu den sche Untersuchungen haben jedoch Beweise erbracht, tragen soll- verändern sollte; in einem Meer von an nicht nur eine wirtschaftliche In- Bertold V. von vor dem Jahr 1120 lebten Menschen volutionäre neue Lebensweise Rich- sanft gerundeten dass in der Tat schon vor 1120 bedeutende vorstädti- te. Über die agrarisch dominierten Siedlungen teressengemeinschaft, sondern wur- im Stadtgebiet und den einge- tung Breisgau aus: Statt den Tierher- Vorbergen des sche Strukturen existierten. Die Grabungsergebnisseworden ist. entstanden nun gleichsam als Inseln den zu einer Rechtsgemeinschaft, Zähringen meindeten Ortsteilen. Bei archäo- den zu folgen und vom Sammeln Schwarzwalds ist sprechen dafür, dass Freiburg schon Jahrzehnte vor mehr und mehr Städte. Unter den die sich im Laufe des ersten Jahrhun- der Marktgründung als Gewerbesiedlung angelegt 1218 starb mit Bertold V. der letz- logischen Ausgrabungen, meist und Jagen zu leben, blieben sie vor die Kuppe des vielen in dieser Zeit gegründeten derts der Stadtgeschichte mehr und 1093 te und bekannteste Herzog von im Zuge von Baumaßnahmen Ort und wurden zu frühen Bäuerin- Burgbergs abge- Städten ragt Freiburg deshalb her- mehr auch politisch eigenständig ge- Zähringen. Zahlreiche Geschichten oder Flurbereinigungen, kommen nen und Bauern. flacht und gleicht vor, weil es eine der frühsten Grün- genüber den zähringischen Stadther- ranken sich bis heute um seine Per- regelmäßig neue Funde zum Vor- einem 250 auf dungen ist, die noch dazu nicht von ren artikulierte. Die Marktsiedlung son. Belegt ist, dass er sich in seiner Lössböden waren der Der Zähringer Bertold II. verlegt das Hauskloster sei- schein – und damit auch Einblicke 300 Meter großen, einem König oder Bischof, sondern an der Dreisam blühte zudem rasch über dreißigjährigen Amtszeit als bevorzugte Siedlungsraum ner Familie von HerrschaftszentrumsWeilheim/Teck in die Näheund gründetdes neuen die in Lebenswelten, die viele Jahrtau- terrassenförmigen von einer Adelsfamilie, den Zährin- auf. Archäologen haben erkannt, Burgenbauer und Städtegründer sende vor der Gründung Freiburgs Besonders gut ist das in Opfingen Hochplateau, das Benediktinerabtei Sankt Peter im Schwarzwald.1120 gern, begonnen wurde. Die Zährin- wie planmäßig ganze Straßenzüge hervortat, z. B. von Bern, der Schwei- liegen. und Tiengen zu beobachten. Am nur durch mensch- ger, die sich nach der Burg Zährin- mit aufwendigen und kostspieligen zer Hauptstadt, und dass er Freiburg Am Ortsrand von Munzingen Osthang des Tunibergs entsteht seit liche Eingriffe entstanden sein ▲ Diese römische Reliefschale aus dem gen benannten, kamen am Ende des Steinbauten entstanden, innerhalb zu seiner Breisgauer Residenz aus- im Jahr 1874: Der Apotheker Kübler dem Ende der Eiszeit durch natürli- kann. Doch waren hier tatsächlich 2. Jahrh. wurde 2020 in Tiengen gefunden. 11. Jahrhunderts in den Breisgau. Sie von Jahrzehnten lassen sich zudem wählte. Dies beweist nicht zuletzt Auf eigenem Besitz gründet Konrad von Zähringen, das Freiburger Münster, dessen Bau und der Arzt Schmidt stehen am che Verwitterungsprozesse aus Löss die Zähringer am Werk? (Archäologisches Museum Colombischlössle, erlangten im Laufe des 12. Jahrhun- immer wieder Neuansät- Bruder des amtierenden Herzogs Bertold III., den er in Auftrag gab. A. Killian). Markt Freiburg nahe wichtiger Handelswege. Aus Fuß des Kapellenbergs, dem süd- ein besonders fruchtbarer Boden. Archäologische Untersuchungen derts weit ausgreifende Herrschafts- ze greifen: die Stadtmauer Den Höhepunkt einem gekürzt wiedergegebenen Text im Güterver- lichen Ende des Tunibergs. In nur Das blieb auch in der Jungsteinzeit des Instituts für Ur- und Frühge- rechte und Besitzungen, die sich von schloss sich zunehmend, seines Lebens stell- zeichnis der Zisterzienserabtei Tennenbach aus dem 1,5 Metern Tiefe sind sie auf Kno- nicht unbemerkt. Ab etwa 5500 v. schichte der Universität Freiburg und rekonstruieren. der Ortenau über den Breisgau bis Türme wurden errichtet te sicherlich das 14. Jahrhundert und im Vergleich mit anderen Texten chen, Geweihe und ungewöhnliche Chr. ließen sich die Menschen in des Landesdenkmalamtes (1985 – 90) Urnenfelderzeit (1200 – 750 v. Chr.) lässt sich die Freiburger »Gründungsurkunde« in die Westschweiz erstreckten. Bur- und die Pfarrkirche der Jahr 1198 dar, als Steine gestoßen. Einige ihrer Fun- Opfingen (Gewann Bodenlei) und ab förderten Erstaunliches zutage: Die sowie Bergbauspuren aus der Eisen- 1122 gen und Städte waren neben Klös- Stadt, das Münster, hatte einzelne Reichs- de scheinen bearbeitet worden zu etwa 4900 v. Chr. in Tiengen nieder. ältesten Funde stammen aus der zeit (750 – 50 v. Chr.) und der römi- tern wie St. Peter auf dem Schwarz- schon um 1200 erstaunli- fürsten vorschlu- sein: Spitzen aus Geweih und schar- Sie rodeten mit geschliffenen Stein- jungsteinzeitlichen Michelsberger schen Zeit (1. und 2. Jh. n. Chr.). Im 4. wald wesentliche Orte zähringischer che Dimensionen. An der gen, ihn zum deut- fe Klingen aus Hornstein. Doch wer beilen den Wald, bauten bis zu 40 Kultur (4400–3500 v. Chr.). Hinzu und 5. Jahrhundert waren es ger- Herrschaft. Der Raum um Freiburg inneren Entwicklung der schen König zu Tod Herzog Bertolds III.. Er wird in Sankt Peter beige- hat sie gefertigt, zu welchem Zweck Meter lange Holzhäuser, pflanzten kommen Siedlungsfunde aus der manische Kriegerverbände, »Bürger« genannt. war dabei zentral, dort lagen die na- Stadt ist in Freiburg be- wählen. Bertold setzt. Sein Bruder Konrad folgt

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