2/April 2007 ISSN 0947-1251 E 11112 FREIBURGER

EUROPA UND ISLAM 500 JAHRE „AMERICA“ KLIMA IM WANDEL Universität im Dialog Freiburger als Namensgeber Wasserforschung an der Uni

InhaltInhalt

Editorial Aktuell Feste, Bräuche, Traditionen „folklore europaea“ macht Jubiläum: Mathematik zum Kulturvergleiche möglich 19 Liebe Leserinnen, liebe Leser, Anfassen Ausstellung in der Sparkasse Freiburg 4 Personalien die Universität Freiburg stand im April im Rahmen des Universitätsjubiläums einige Jubiläum: Geld einwerben Fakultätsnachrichten 21 für die Universität Male mit ihren Veranstaltungen im Licht Forum der Scheinwerfer und im Fokus der Kame- Fundraising ist in Freiburg 22 kein Fremdwort mehr 5 ras. Als erste Höhepunkte des Festjahres Menschen bescherten die Internationalen Umwelttage Kommentar Mitte April der Universität viel nationale Spanische Sonne in Freiburg und internationale Aufmerksamkeit. Kurz Tränenreicher Abschied 7 Erasmus-Studentin danach wurde das Uniseum zum Mekka der Amerika kommt aus Freiburg mit Engagement 27 Briefmarkenfreunde. Das Finanzministe- rium hatte die erste Sonderbriefmarke zur Freiburger Kartograph als Service Namensgebung „America“ durch den Frei- Namensgeber 9 burger Kartographen Waldseemüller in Auszubildende an der Freiburg vorgestellt. Seit diesem Monat wei- Universität freiburg 28 sen Ortsschilder an den Zufahrtsstraßen den Autofahrer darauf hin, dass er in eine Wissenschaftliche Universitätsstadt hineinfährt. Die Präsenta- Gesellschaft 30 tion des neuen Schildes fand vor dem Rek- torat statt. Das Thema Klimawandel hat die Verband der Freunde 33 ersten Seiten der Printmedien erobert. Frei- burger Wissenschaftler leisteten am Welt- wassertag ihren Beitrag zur Diskussion um Studium & Lehre die Wasserressourcen angesichts steigen- IMPRESSUM Freiburger Uni-Magazin der Temperaturen im Südwesten des Lan- Geschichte vor Ort des. An der Freiburger Universität musste Freiburger Uni-Magazin, erscheint sechsmal jährlich. Exkursionen vom Historischen Seminar die Samstagsvorlesung „Europa und der Is- Herausgeber: lam“ wiederholt werden, so viele Freiburger vermitteln Geschichtsverständnis 11 Albert-Ludwigs-Universität Freiburg, der Rektor, Prof. Dr. Wolfgang Jäger interessierten sich für das Thema. Womit Europa und der Islam beschäftigen sich die Islamwissenschaften Redaktion: Die Albert-Ludwigs-Universität Eva Opitz (verantwortlich, itz), Silvia Cavallucci (SC), im Orientalischen Seminar und wie sehen im Dialog 12 Verband der Freunde der Universität e.V.: Bärbel islamische Studierende ihre Lage in Frei- Mielke, Wissenschaftliche Gesellschaft: Christiane Gieseking-Anz, Titelblatt: Sonderbriefmarke „500 burg? Damit das Verständnis für alte Volks- Die Universität und der Islam Jahre Weltkarte Waldseemüller“ lieder und Gedichte nicht verlorengeht, hat 550 Jahre Toleranz Anschrift der Redaktion: ein Wissenschaftler-Team am Deutschen und Wissenschaftsfreiheit 13 Kommunikation und Presse Seminar die Datenbank „Lyrik und Lied“ Albert-Ludwigs-Universität, Fahnenbergplatz, 79098 Freiburg, ins Netz gestellt. Warum es die „bleibende Telefon 0761/203-4301, Fax 0761/203-4285 Erinnerung“ nicht gibt E-Mail: [email protected] Freiburger Frauenstudien zu Auflage: 15.000 Exemplare „Erinnern und Geschlecht“ 15 Fotos: soweit nicht anders gekennzeichnet von der Universität Wissenschaft & Forschung Verlag/Gestaltung: PROMO VERLAG GmbH, Freiburger Anthologie – Lyrik Geschäftsführer Günter Ebi Humboldtstraße 2 • 79098 Freiburg Eva Opitz und Lied geht online Telefon 0761/38774 -0 • Telefax 0761/38774 - 55 Redaktion Uni-Magazin Datenbank erfasst Gedichte, Lieder 16 Anzeigen Mediadaten unter www.promo-verlag.de/html/ „Es ist referenzen/magazine.asp Zeit zum Druck- und Verarbeitung: Handeln“ Poppen & Ortmann Vertrieb: Kommunikation und Presse der Albert-Ludwigs-Universität Freiburg Jahresabonnement Euro 13,– ISSN 0947-1251

ZWF zu Folgen des Klimawandels 17 © Albert-Ludwigs-Universität Freiburg. Alle Rechte vorbehalten. Nachdruck, auch auszugsweise, nur mit Krank durch Krankenhaus Genehmigung der Redaktion. Namentlich gekenn- zeichnete Artikel geben nicht unbedingt die Meinung Neues EU-Projekt gegen des Verlages oder der Redaktion wieder. Redaktions- Erregerresistenzen 18 schluss für die nächste Ausgabe ist der 27. April 2007. Die Redaktion behält sich vor, eingesandte Artikel zu redigieren und zu kürzen. jubiläum

„Mathematik zum Anfassen“ Begeisterung beim Nachwuchs wecken Die Wanderausstellung des Mathematikums Gießen in Dass die Ausstellung sich auch an den der Sparkasse Freiburg Nachwuchs wendet und versucht, ihn für die Mathematik zu begeistern, sagte der Wie fügen sich vier Kugelblöcke zu einer Pyramide zusammen? Wie entsteht aus Holz- Rektor der Universität, Professor Dr. Wolf- stäben eine Brücke im Eigenbau? Mehrere Köpfe beugen sich über den Knobeltisch in gang Jäger, in seiner Rede. „Die Mathematik der historischen Meckelhalle der Freiburger Sparkasse. Eine ältere Dame findet die Lö- durchdringt heute genau wie die Physik un- sung und freut sich. Unter dem Motto „Mathematik zum Anfassen“ hatte das Jubi- ser modernes Leben.“ Insgesamt rief das läumskomitee des Mathematischen Instituts der Fakultät für Mathematik und Physik Konzept großes Interesse hervor: Neben die Wanderausstellung des Mathematikums Gießen nach Feiburg geholt. knapp 1.000 Privatbesuchern kamen circa 3.000 Schülerinnen und Schü- ler ab zwölf Jahren mit ihren Lehrern in die Ausstellung und versuchten sich fernab des Klassenzimmers mit Be- geisterung an den Spielen und Aufgaben. Organisator Prof. Dr. Hans Ru- dolf Lerche vom Mathemati- Foto: Schneider Foto: schen Institut der Universität Freiburg freut sich über den Erfolg der Ausstellung. Der

Foto: Buhl Foto: Ausstellungsort sei ideal ge- Das Motto der Ausstellung „Mathematik zum Anfas- wesen, da in der historischen sen“ Foto: Buhl Foto: Meckelhalle der ästhetische Mathematischer Knobelspaß für alle Aspekt der Mathematik gut Die hölzernen Quadrate, Dreiecke und Ku- zur Geltung gebracht wurde. geln in den Knobelecken zogen die Besu- Vor allem habe es ihm gefal- cher magisch an. Die Sparkasse hatte ihre gewisses Verständnis für die Mathematik len, wie interessiert sich die Kinder in einer historische Meckelhalle für die mehrwöchi- wecke. „Die meisten Besucher verlassen die lockeren und fröhlichen Atmosphäre mit ge Ausstellung zur Verfügung gestellt, um Halle glücklicher als sie hineingekommen der Mathematik auseinandergesetzt hätten. damit einen weiteren Beitrag zum Jubi- sind.“ itz läumsjahr der Universität Freiburg zu leis- ten. 25 Exponate verteilten sich über die große Halle. Mit dabei waren Würfelspiele, Die Enthüllung des Jahrhunderts geometrische Aufgaben mit vorgefertigten Holzteilen, Such- und Konzentrationsaufga- Das Jubiläumsjahr begann offiziell am 25. ben. „Allen ist gemeinsam“, so der Sparkas- Januar mit der Enthüllung des Jubiläums- sendirektor Stefan Siebert bei der Eröff- transparents am Rektorat. Journalisten, nung, „dass sie Mathematik von der weni- Universitätsangehörige und Schaulustige ger abstrakten Seite zeigen.“ Fühlen, Be- hatten sich versammelt, um zu sehen wie greifen und Entdecken mit einer großen zwei Fassadenkletterer auf Zeichen von Portion Knobelvergnügen standen so im Rektor Wolfgang Jäger die schwarze Ver- Vordergrund, dass erst die musikalische hüllung lösten. Das Jubiläumslogo, ein ab- Einleitung bei der Ausstellungseröffnung strahiertes Gehirn, in das die Zahl 550 in- die Besucher von den geschickt verpackten tegriert ist, strahlt nun weithin sichtbar mathematischen Rätseln löst. über den Rotteckring und die Friedrich- Mit einem Rückblick auf die mathemati- straße hinaus. Zuvor hatten professionelle sche Forschung vom Mittelalter bis heute Fassadenkletterer mit Hilfe eines Hubwa- schlug der Dekan der Fakultät, Professor gens unter widrigen Wetterbedingungen Dr. Jörg Flum, die Brücke von der Wissen- einen fünf mal zwölf Meter großen Stahl- schaft zum angewandten Knobelspaß der rahmen an der Außenwand des Rektorats Ausstellung. „Noch nie hat die Ausstellung montiert, in dem das Jubiläumstranspa- in einem so schönen Raum stattgefunden“, rent befestigt ist. Das Transparent wird sagte Professor Albrecht Beutelsbacher, In- während des gesamten Jubiläumsjahres itiator der Gießener Ausstellung. Er wün- am Rektorat hängen. sche sich, dass die Besucher erkennen könnten, wie schön Mathematik sei und dass die Ausstellung zum Mitmachen ein Rektor Jäger enthüllt das Jubiläumsplakat Foto: Schneider Foto:

4 Freiburger Uni-Magazin 2/07 Jubiläum

Gelder einwerben für die Universität

Fundraising ist in Freiburg kein Fremdwort mehr

Wenn Universitäten etwas Besonderes vorhaben, das aus dem schmalen Budget nicht Harriet Falkenhagen hat die Uni Freiburg finanziert werden kann, brauchen sie Unterstützung. Rechtzeitig vor dem Jubiläums- schon aus vielen Blickwinkeln kennen ge- fest zum 550-jährigen Bestehen der Universität Freiburg hat die Universitätsleitung lernt. Sie studierte Psychologie und nach ih- Neuland betreten und so genannte Fundraiser in ihre Dienste gestellt. Das Uni-Magazin rem Diplom Literaturgeschichte und Philo- stellt die Kolleginnen und den Kollegen vor, die in der Stabsstelle Jubiläum seit ver- sophie. Noch während ihres Zweitstudiums gangenem Jahr Sponsoren für das Jubiläumsjahr gewinnen. arbeitete sie beim Studium generale, wo sie nicht nur für die inhaltliche Organisation, sondern auch für die Finanzierung des Pro- Der Teamleiter Hochschulförderung, Dr. Fundraiserin auch in Münster. Dort war Pe- gramms mitverantwortlich war. Aus dieser Hermann Siedler, will die gute Nachricht tra Bölling unter anderem für die Betreu- Zeit weiß sie, dass es beim Fundraising vor nicht verschweigen: Dem Team ist es gelun- ung ausländischer Studierender zuständig. allem darauf ankommt, die potenziellen gen, die Finanzierung des Uni-Jubiläums zu Zur finanziellen Unterstützung der Studie- Förderer von einem konkreten Projekt zu rund 85 Prozent zu sichern. „Einfach ist das renden gab es einen so genannten Not- überzeugen. Die Wünsche der Ansprech- nie“, so Hermann Siedler. Wichtig ist es, fonds. Diesen Fonds aufzustocken war ihr partner sind dabei sehr unterschiedlich. dass sich potenzielle Förderer mit einem Ziel. An der Fundraising-Akademie in „Die Herausforderung besteht darin, die ge- konkreten Projekt identifizieren können. Frankfurt absolvierte Petra Bölling deshalb nauen Interessen der Gesprächspartner Erfolgreiche Arbeit an der Schnittstelle zwi- eine berufsbegleitende Ausbildung zur pro- herauszufinden.“ Das gilt für Unternehmen schen Universität und Wirtschaft beruhe fessionellen Fundraiserin. und Privatleute genauso wie für die Hoch- auf persönlichen Kontakten der Universi- tätsleitung und einer emotionalen Bindung an die Alma mater. „Wir haben Glück, dass wir an einer so renommierten Uni arbeiten, die bei unseren Ansprechpartnern durch- weg positiv besetzt ist.“ Für ihn als Fund- raiser sei das Jubiläum ein sehr guter Ein- stieg gewesen. Das Thema Wirtschaft hat Siedler nach der Promotion in Philosophie nie wieder losgelassen. Als Geschäftsführer im mittelständischen Familienbetrieb in Westfalen und später als Fundraiser in Bie-

lefeld und an der Universität Göttingen SC Fotos: stand für ihn immer der Kontakt mit Men- Ist Teamleiter der Hochschulförde- Fundraiserin aus Leidenschaft: Pe- Kennt die Universität aus vielen schen im Vordergrund. Dass der Erfolg für rung: Hermann Siedler tra Bölling Blickwinkeln: Harriet Falkenhagen die Universität Freiburg keine Eintagsfliege bleibt, ist die große Herausforderung des Teams für die Zukunft. „Wir nehmen nicht Das Uni-Jubiläum, so Petra Bölling, ist eine schulmitglieder, betont Harriet Falkenha- nur das Geld an, wir wollen diese Kontakte hervorragende Gelegenheit, Fundraising zu gen. Als Fundraiserin ist sie mit ihrem durch gute Zusammenarbeit festigen, unse- implementieren. Es bietet einen Anlass, Team Vermittlerin zwischen Unternehmen re Sponsoren weiterhin begleiten und be- Kontakte zu Unternehmen und privaten und Fakultäten oder einzelnen Wissen- treuen“, so Hermann Siedler. „Nur so kön- Förderern aufzunehmen und die potenziel- schaftlern. Insofern geht es nicht nur da- nen wir aufzeigen, was für Bildung getan len Sponsoren von konkreten Projekten im rum, Geld für die Jubiläumsfeierlichkeiten werden kann und wo gemeinsame strategi- Jubiläumsjahr zu überzeugen. Nach ihren zu beschaffen, sondern auch darum, lang- sche Ziele zusammen mit Unternehmen, bisherigen Erfahrungen stehen die ange- fristige Kontakte zwischen Wissenschaft Spendern und Sponsoren entwickelt wer- sprochenen Unternehmen und Privatmäze- und Wirtschaft herzustellen. Aus diesem den können.“ Nicht zuletzt stelle die jüngst ne dem Uni-Jubiläum sehr wohlwollend Grund wurde unter ihrer Federführung ins Leben gerufene Neue Universitätsstif- gegenüber. Das, betont Petra Bölling, liegt auch der „Förderkreis Universität und Wirt- tung eine wichtige Säule für die langfristige vor allem auch an der Unterstützung der schaft“ ins Leben gerufen. „Das spannende Unterstützung der Universität dar. Denn um Hochschulleitung und des Jubiläumskurato- ist“, resümiert sie, „dass man neben vielen im internationalen Wettbewerb mitzuhal- riums. Beide sind Türöffner, wenn es um interessanten Wirtschaftskontakten auch ten, reiche die staatliche Grundversorgung den Aufbau von Kontakten geht. „Sie berei- immer wieder Neues über die eigene Uni bei weitem nicht aus. ten unserem Team den Boden“, so Petra Böl- erfährt, weil man in ganz unterschiedliche Petra Bölling ist Fundraiserin aus Leiden- ling. „Nur so ist die Refinanzierung des Ju- Bereiche Einblick bekommt.“ schaft. Bevor sie an die Uni Freiburg kam biläums in diesem kurzen Zeitraum mög- itz/Christina Schoch war sie für das Sponsoring des 1200-jähri- lich. Normalerweise dauert es zwei bis drei gen Bistumsjubiläums in Münster verant- Jahre, bis sich erste Fundraising-Erfolge wortlich. Angefangen hat ihre Laufbahn als einstellen.“

Freiburger Uni-Magazin 2/07 5 Im Rampenlicht

Vorhang auf für die Freiburger Universität – in diesem Jahr spielt das 550-jährige Jubiläum die Hauptrolle im Universitäts- geschehen. Unsere Buchauswahl sorgt auch 2007 wieder für die richtige Begleitung. Ein starker Auftritt nicht nur für Fachliteratur.

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Kommentar tränenreicher Abschied auf Nimmerwiedersehen

An einem Montagmorgen, Ende des Winter- chen Benutzer der unmittelbare Zugang zu richtig ist, wirkt sich für ältere Benutzer – semesters 2006/2007, mussten sich die Ju- den Bücherschätzen, übrigens auch der Ins- nicht nur emeritierte Professoren, sondern risten von einem altvertrauten, ihnen lieb, titute der Fakultät, verlegt und den Mitar- auch Richter, Anwälte und juristisch inter- ja unentbehrlich gewordenen, freilich schon beitern die handliche Grundlage ihrer jähr- essierte Bürger der Stadt sowie Fremde – fa- etwas älteren Begleiter ihrer Arbeit verab- lichen Inventur („Büchersturz“) genommen. tal aus: Sie müssen sich entweder mit dem schieden: Der große Zettelkatalog, sowohl Der Benutzer wird auf die Computer ver- Computer anfreunden, was sich für viele nicht mehr lohnt, oder die Mitarbeiter des Seminars um ihre Hilfe bitten. Von den Au- genzeugen dieser Tabula-rasa-Aktion, die nicht zuletzt die Stand-by-Funktion der Zet- telkataloge bei Computerausfall ignoriert, sollen übrigens einige Bibliothekare und Benutzer an jenem Montagmorgen so em- pört gewesen sein, dass sie erwogen haben, den Zettelkatalog zu verstecken, aber er war – gut 15 Meter lang und sechsstöckig – da- für zu korpulent. Die offenbar wenig überlegte handstreichar- tige Aktion ging übrigens von der UB aus. Die Rechtswissenschaftliche Fakultät und der Bibliotheksdirektor des Juristischen Se- minars, dem dieses Herzstück der Rechts- wissenschaft, einer Bürgerwissenschaft, anvertraut ist, wurden nicht gefragt. So hat wieder einmal die zentralistische Organisa- tion etwas zerstört, was viele Experten in mühsamer Arbeit zum Wohle unzähliger Suchender geschaffen haben. Der Zeitge- nosse zweifelt, ob die UB-Leitung das Sub- Foto: AnnetteFoto: Persch Die Juristen mussten sich von ihrem Zettelkatalog verabschieden sidiaritätsprinzip kennt, nachdem „eine hö- here Gemeinschaft“ nicht einer „niedrige- ren Gemeinschaft“ etwas „entreißen“ soll, der Verfasserkatalog wie der systematische wiesen, für die es sogar einen eigenen was von der Letzteren „erreicht und geleis- Katalog, in nahezu 70 Jahren von peniblen Raum gibt, während der Zettelkatalog mit tet werden kann“, so Johannes Paul II. in Bibliothekaren angefertigt für zur Zeit circa einem Randplatz am Eingang des Seminars der Enzyklika Centesimus annus 49; Acta 260.000 Bände, wurde einfach vernichtet, zufrieden war. Apostolica Sedis 23 (1991) 825 ff. und zwar in eigens dafür bereitgestellten Was für junge Studenten, die zeitig die EDV- Prof. em. Dr. jur. Dr. h. c. Fritz Rittner grünen Tonnen. Dadurch wird dem einfa- Praxis üben sollen, gewiss pädagogisch

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Freiburger Uni-Magazin 2/07 7 aktuell

Amerika kommt aus Freiburg Martin Waldseemüller wurde zwischen 1470 und 1475 wahrscheinlich in Wolfen- weiler bei Freiburg geboren. Später lebte er Freiburger Kartograph Waldseemüller als Namensgeber mit seiner Familie in Freiburg. An der Stel- le seines Elternhauses, dem Haus „Zum Hechtkopf“ in der Löwenstraße, steht heute „America“ – das Wort hat sich eingeprägt. Man spricht gemeinhin nicht von den „Ver- das Kollegiengebäude III der Albert-Lud- einigten Staaten“, sondern einfach nur von „Amerika“ und den „Amerikanern“. Doch wigs-Universität. Für den jungen Studenten woher kommt diese Bezeichnung? Nur die wenigsten wissen, dass der Begriff „Ameri- Waldseemüller waren es damals nur weni- ca“ erst durch das Werk eines Freiburgers in die ganze Welt verbreitet wurde: Der Stu- ge Schritte zu den Lehrgebäuden der Uni- dent und Magister Martin Waldseemüller hat im Jahr 1507 eine bedeutende Weltkarte versität in der Stadtmitte. Nach seinem Frei- herausgegeben. Dort hat er fälschlicherweise die Entdeckung des neuen Kontinents burger Studium ging Waldseemüller an das dem Seefahrer Amerigo Vespucci zugeschrieben und dementsprechend dem neuen Gymnasium Vosagense von St. Diè im El- Kontinent den Namen „America“ gegeben. sass. Dort war er als Kartograph an der Neuausgabe der Weltkarte des Ptolemäus

Waldseemüller-Karte von 1507

8 Freiburger Uni-Magazin 2/07 aktuell

beteiligt und zeichnete Aufkleben auf eine Kugel und „Das Original hat die Bundesregierung die Karte zu diesem um- eine Begleitschrift mit dem dann leider 2001 an die USA verkauft“, be- fassenden Werk. Wald- Titel „Cosmographiae Intro- dauert Dreier. Denn die Karte Waldseemül- seemüller war der Erste, ductio“, in der die Namensge- lers war einzigartig. Noch ein paar hundert der Amerika, den da- bung „America“ erläutert Jahre später lobte Alexander von Humboldt mals unbekannten Kon- wurde. Ein Exemplar dieser sie wegen ihrer Genauigkeit. Wer die Karte tinent, auf einer Welt- Begleitschrift liegt heute in im Original sehen möchte, muss nach Was- karte abbildete. „Das der Universitätsbibliothek hington: Dort soll sie ab Herbst 2007 in der war zu dieser Zeit eine Revolution“, sagt der Albert-Ludwigs-Universität Freiburg. US-Kongressbibliothek ausgestellt werden. Rudolf Dreier, Leiter der Pressestelle, der Die Kartenblätter und ein Exemplar der Glo- sich eingehend mit dem berühmten Karto- busstreifen wurden Ende des 19. Jahrhun- graphen beschäftigte. Am 25. April 1507 er- derts wieder entdeckt. Die Karte wurde jah- Waldseemüller wollte Namen schien ein Teil des geplanten Gesamtwerks relang in der Fürstlich Waldburg-Wol- revidieren mit einer Weltkarte mit zwölf Holzschnit- feggschen Bibliothek auf Schloss Wolfegg in ten. Dazu kamen zwölf Globusstreifen zum Leutkirch/-Württemberg aufbewahrt. Waldseemüllers Karten fanden durch Raub- kopien eine ungeheure Verbreitung – und mit ihnen der Name „America“. Vergeblich versuchte Waldseemüller später, diesen Na- men zu revidieren. In seinem größten Kar- tenwerk von 1513 taucht „America“ nicht mehr auf. Seine Bemühungen waren ver- geblich: „America“ war längst in aller Mun- de und als allgemein anerkannter Begriff in den Sprachschatz eingegangen. Und damit Freiburg in Amerika bekannter wird, hat sich die Universität den Slogan „Amerika kommt aus Freiburg“ einfallen lassen. „Im Inland ist die Universität schon eine Marke, im Ausland ist sie noch zu wenig bekannt. Waldseemüller können wir nutzen, um in den USA auf uns aufmerksam zu machen“, sagt Dreier. Info: Amerika-Broschüre als PDF im Inter- net: http://www.pr.uni-freiburg.de/publika- tionen/flyerbroschplak/america.pdf SC

500 jahre Waldseemüller an der Albert-Ludwigs- Universität

In einer Feierstunde präsentierte der Mi- nisterialdirektor im Bundesministerium der Finanzen, Karl Kühn, am 17. 04. 2007 im Uniseum die Sonderbriefmarke „500 Jahre Weltkarte von Martin Waldseemül- ler“. John R. Hébert, Leiter der Geogra- phie- und Kartenabteilung der Kongress- bibliothek Washington, sprach zum The- ma „The 1507 world map of Martin Wald- seemuller in the Library of Congress, Washington“. Im Anschluss konnten die Gäste das älteste Original-Globusseg- ment der Weltkarte Waldseemüllers be- sichtigen, das sich im Besitz der Stadt Offenburg befindet und der Universität für diesen Tag ausgeliehen wurde. Das Uniseum und die Globussegmentkarte waren der Öffentlichkeit bis in die Abendstunden zugänglich.

Freiburger Uni-Magazin 2/07 9 Computersatz Layout Martin Rudolph Uni-Arbeiten von Rechtsanwalt der Hausarbeit bis zur Habilitation Lektorat Schwerpunkte aus dem Verwaltungsrecht: ad acta Korrekturlesen Öffentliches Bau- u. Planungsrecht, Beamtenrecht Schulungen Schul- u. Hochschulrecht (einschl. Prüfungsrecht) Schreib- u. 0761 472406 79211 Denzlingen, Brestenbergstr. 14 Satzbüro 0761 471883 Tel. 07666-912074 Fax: 07666-912075 Mobiltel: 0172-7329173 e-mail: [email protected] [email protected]

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Geschichte vor Ort aus Ostpreußen geflüchtet sind, und bei un- serem Besuch war es noch sommerlich warm, wurde mir so richtig bewusst, was es Exkursionen vom Historischen Seminar vermitteln damals für die Menschen bedeutet haben muss, unter solchen schrecklichen Bedin- intensives Geschichtsverständnis gungen aus dieser schönen Heimat vertrie- ben zu werden.“ Anfang März dieses Jahres erreichte der Fernsehfilm „Die Flucht“ einen Marktanteil von bis zu 29 Prozent. Produktionen mit historischen Themen sind Quotenerfolge und stoßen auf breites Interesse. Am Historischen Seminar der Universität Freiburg be- Einblicke in die jüdische Kultur schäftigen sich Lehrende und Studierende schon seit längerer Zeit mit den Themen Ost- preußen, Flucht und Vertreibung sowie den Geschehnissen während des Zweiten Welt- Auch im zurückliegenden Wintersemester krieges. Das Besondere ist hierbei, dass solche Seminare nicht nur in den üblichen 2006/07 leitete Heinrich Schwendemann Hörsälen stattfinden, sondern ganz bewusst durch Exkursionen an den Ort der damali- ein Hauptseminar mit anschließender Ex- gen Geschehnisse verlegt werden. kursion. Thema war dieses Mal „Juden auf Wanderschaft“: Geschichte der „Ostjuden“ 1881–1941. In diesem Seminar sollte ein Dr. Heinrich Schwendemann ist einer der minarsitzungen, das Erleben von Geschich- Überblick der jüdischen Kultur, Religion Dozenten des Historischen Seminars, die te an den Stellen der Geschehnisse, fanden und Geschichte in Russland und Polen ge- besonderen Wert darauf legen, dass die bei den Teilnehmern großen Anklang. Die wonnen werden. Bereits während des Se- klassischen Lehrveranstaltungen durch Ex- Studentin Cornelia Wickerath war begei- mesters wurden Seminarsitzungen nach kursionen ergänzt werden. Schwendemann stert und betont, dass das die Meinung aller „draußen“ verlegt: In einer Tagesexkursion studierte an der Universität Freiburg und ist Teilnehmer gewesen sei. „Es war ein beson- in die Synagoge nach Kippenheim beschäf- seitdem der Freiburger Universität tigten sich die Teilnehmer mit den als Lehrender treu geblieben. Seine verschiedenen Formen jüdischer Re- Forschungsschwerpunkte liegen bei ligiosität sowie der Geschichte des der Geschichte des Ostens im Zwei- Synagogenbaus in Deutschland. ten Weltkrieg. In diesem Bereich fun- In den Semesterferien im Frühjahr giert er des Öfteren als Ansprech- 2007 folgte eine zehntägige Exkur- partner für Journalisten. Zuletzt sion nach Polen. Bei Stadtführungen nahm er zu der Fernsehproduktion durch Warschau, Krakau und Bres- „Die Flucht“ und deren Darstellung lau lernten die Studierenden die für der historischen Ereignisse kritisch den historischen Kontext wichtigen Stellung. Städte Polens kennen. Besuche von Vor 15 Jahren kam Schwendemann Synagogen, jüdischen Friedhöfen, zum ersten Mal durch Prof. Bernd den Überresten des Warschauer Martin nach Masuren. Inspiriert Ghettos und des Konzentrationsla- durch die dort gewonnenen Ein- gers Auschwitz standen auf dem drücke veranstaltete er im Jahr dar- Programm. Die Studierenden gestal- auf sein erstes Geschichtsseminar teten die Exkursion aktiv mit und zum Thema „Flucht und Vertrei- bereiteten durch Referate die Be- bung“. Seitdem sind Lehrveranstal- sichtigungen vor. So vergegenwär- tungen zur polnischen Geschichte tigten sie sich die theoretisch erar- von der Universität Freiburg nicht beiteten Grundlagen über das frühe- mehr wegzudenken und stoßen auf re jüdische Leben in den Städten. regen Zuspruch, die Teilnehmerlisten sind innerhalb kurzer Zeit überfüllt. Historische Stadtführung Foto: Philopp Saar Foto: Reise in die Vergangenheit Dr. Heinrich Schwendemann bietet regelmäßig Seminar-Exkursionen an, Doch nicht nur Studierende können Ostpreussens wie hier 2004 nach Ostpreußen Geschichte vor Ort erlernen, und nicht immer muss dafür eine Reise deres Erlebnis für uns, nicht nur zum er- nach Polen unternommen werden: In Zu- So hielten etwa im Sommersemester 2004 sten Mal durch Polen zu reisen, sondern sammenarbeit mit dem Studium generale Martin und Schwendemann gemeinsam das dann auch gleich mit so einer kompetenten bietet Dr. Schwendemann am 18. Mai 2007 Hauptseminar „Flucht und Vertreibung Reiseleitung“, sagte sie über ihren Dozen- eine Stadtführung durch Freiburg an. Hier während des Zweiten Weltkrieges in Polen ten Schwendemann. Vor allem habe ihr ge- berichtet er von der Bombardierung Frei- und den deutschen Ostgebieten“ ab, bei fallen, die Orte und Städte, die für diese Ge- burgs im November 1944 und beschreibt dem eine Exkursion in das ehemalige Ost- schichtsthemen von wirklich großer Bedeu- die Zerstörungen sowie den Wiederaufbau preußen integriert war. Vor Ort hielten die tung sind, kennen zu lernen und sich dort der historischen Altstadt. Studierenden vorbereitete Vorträge über die in die Ereignisse hineinzufühlen: „Erst als Annette Persch Vorgänge in den Jahren 1944/45. Diese Se- ich an dem Haff stand, über das die Leute

Freiburger Uni-Magazin 2/07 11 Studium & Lehre

Europa und der Islam

Die Albert-Ludwigs-Universität im Dialog

Zahlreiche Besucher interessierten sich für den Vortrag „Europa und der Islam“ der ständnis unseres Faches mit dem Titel „Un- Samstags-Uni im Februar. Nicht alle fanden Platz, so dass ein zweiter Termin angebo- behagen der Islamwissenschaft“, der im ten wurde, der ebenfalls gut besucht war. Der volle Hörsaal zeigt: Das Thema Islam be- September erscheinen soll. schäftigt die Menschen. Das Uni-Magazin sprach mit Professor Dr. Maurus Reinkowski vom Lehrstuhl für Islamwissenschaft und Geschichte der islamischen Völker, der mit Uni-Magazin: Was sind die Studieninhalte seinem Vortrag aufklären, aber keine Handlungsansätze liefern will. der Islamwissenschaft? Reinkowski: Neben zwei bis drei Sprachen, wie Arabisch, Persisch, Türkisch oder Sua- Uni-Magazin: Wie erklären Sie sich das Uni-Magazin: Was wollten Sie mit Ihrem heli, die 40 bis 50 Prozent des Studiums be- große Interesse an Ihrem Vortrag? Vortrag erreichen? anspruchen, lernen die Studierenden die Reinkowski: Die Menschen in Europa füh- Reinkowski: In einem solchen Vortrag kann Grundlagen der islamischen Kultur und des len sich verunsichert. Sie möchten sich mit man die Dinge relativieren und zurecht- Korans sowie der Geschichte kennen. Oft dem Islam auseinandersetzen. Für mich rücken. Wichtig ist dabei, die Ängste und schließt sich ein einjähriger Auslandsauf- war die Reaktion des Publikums interes- Bedrohungsszenarien ernst zu nehmen und enthalt an, der sehr wichtig ist für ein hö- sant. Vielen hat der Vortrag gefallen, es gab zu überlegen, wie man mit diesen Ängsten heres Verständnis der Kultur und für die aber auch Unmut: In der Samstagsvorle- am besten umgeht, ohne Vorurteile zu be- Sprachausbildung. stätigen oder die Menschen zu brüskie- ren. Uni-Magazin: Wer studiert Islamwissen- schaft? Uni-Magazin: Bereits im Mittelalter Reinkowski: Früher waren es fast aus- gab es eine starke Auseinandersetzung schließlich deutsche Studierende, Kinder mit der islamischen Welt. Was hat sich von Eltern, die länger im Orient gelebt hat- bei der Auseinandersetzung heute ver- ten oder Studierende mit einem allgemei- ändert? nen, abstrakten Interesse an diesem Gebiet. Reinkowski: Früher kamen Muslime Das hat sich stark verändert. In Freiburg in der Regel nicht nach Europa. Es gab sind etwa ein Drittel der Studierenden der eher eine Wanderung von Europa in Islamwissenschaft Muslime. Viele davon den Islam. Die demographische Ent- sind in Deutschland aufgewachsen, aber wicklung hat sich verändert: Um 1900 auch Studierende aus dem Nahen Osten waren fünf Prozent der Weltbevölke- sind dabei. Studierende, die hier aufge- rung Muslime, heute sind es 25 bis 30 wachsen sind, bringen Startvorteile mit: Sie Prozent. So wird Europa zum natür- sprechen neben deutsch bereits eine Spra- lichen Entlastungsraum für diesen de- che aus der Region. mographischen Druck. Die Menschen fühlen sich heute persönlich bedroht. Uni-Magazin: Für Studierende aus den Län- Dieses Gefühl existiert jedoch auf bei- dern des Nahen Ostens ist ein Studium in Professor für Islamwissenschaft und Geschichte der islami- den Seiten. So wurde der 11. September Deutschland bestimmt nicht immer einfach. schen Völker: Maurus Reinkowski für die USA zur Rechtfertigung, den Reinkowski: Gerade Muslime aus dem Na- Irak anzugreifen. Für viele Muslime hen Osten fühlen sich hier oft fremd und sung wurde mir eine Verharmlosung der wiederum ist klar: Es wurde ein Feindbild haben ökonomische und sprachliche Pro- Problematik vorgeworfen. Die Stimmung im geschaffen, um die Gewalt zu rechtfertigen. bleme. Viele haben zwar bereits einen Publikum zeigte ein starkes Bedrohungsge- Hochschulabschluss und wissen sehr viel, fühl. Bei meiner Wiederholungsvorlesung Uni-Magazin: In den 70er Jahren war die allerdings fehlt ihnen meist eine wissen- war das Publikum studentischer. Hier war Islamwissenschaft eher ein Orchideenfach. schaftliche Auseinandersetzung mit ihrem die Argumentation eine ganz andere: So- Das ist heute nicht mehr so. Was hat sich in- Fach, da in den Herkunftsländern oft eine bald man über Islam und Europa spräche, haltlich verändert? andere Lehrkultur herrscht. Sie benötigen zementiere man den Konflikt. Vorurteile Reinkowski: Es gibt heute so etwas wie ei- dadurch am meisten Betreuung. der Zuhörer würden dadurch bestätigt. Vie- nen öffentlichen Anspruch an uns, eine Er- le Besucher fühlten sich durch den Vortrag wartungshaltung. Die Islamwissenschaft Uni-Magazin: Wie empfinden Sie die Stim- doppelt enttäuscht: Einerseits fehlte vielen soll erklären, ist aber noch nicht richtig dar- mung in Freiburg und an der Universität? der Aktualitätsbezug, andererseits erwarte- auf vorbereitet. Unsere Aufgabe war bisher Reinkowski: Freiburg ist eine sehr liberale ten sie eine Handlungsanweisung, die ich eher kulturwissenschaftlicher Art, die Pro- Stadt. Das ist angenehm für Studierende nicht geben konnte. Die Lösungsansätze bleme sind jedoch eher soziologisch zu be- aus den islamischen Ländern. Zwischen sind eventuell ganz andere, als die, die uns trachten und zu erklären. Eigentlich ist dies den Studierenden ist keine Mauer zu spü- in Europa vertraut sind. Das war vielen zu- eine paradoxe Situation. Im Moment erstel- ren. viel. len wir einen Sammelband zum Selbstver- SC

12 Freiburger Uni-Magazin 2/07 Studium & Lehre

Die Universität und der Islam muslimische Studierende in vielerlei Hin- sicht eine Bereicherung für die Universität. Die Universität steht für 550 Jahre Toleranz 550 Jahre Toleranz und Wissenschaftsfreiheit und Wissenschaftsfreiheit. Ich selbst war an einer Universität in England, nachdem ich zuvor in Konstanz studiert habe, und ha- Osman Sacarcelik studiert Jura und Islamwissenschaft an der Albert-Ludwigs-Univer- be viel Positives über das Studium an der sität Freiburg. Das Uni-Magazin sprach mit ihm über die Situation islamischer Studie- Albert-Ludwigs-Universität gehört. Das hat render an der Universität. „Ich bin nicht in der Lage für alle zu sprechen“, betont der sich dann bewahrheitet. Ich merke hier die Student, der das Gespräch zum Anlass nimmt, als angehender Jurist und Islamwissen- internationale Offenheit. Nationale Grenzen schaftler einen positiven Beitrag zur Diskussion Islam und Europa zu leisten. spielen keine Rolle mehr. Gerade in der internationalen Zusammenarbeit sind Stu- dierende aus der ganzen Welt eingebunden. Und Offenheit und tolerante Einstellungen Uni-Magazin: Sie studieren Jura und Islam- so etwas in der Zeitung zu lesen. Muslime entziehen negativen Bestrebungen den wissenschaft an der Albert-Ludwigs-Univer- sind ja nicht nur Betroffene, sie sind glei- Nährboden. sität. Können Sie etwas zur Situation musli- chermaßen wie Nichtmuslime auch Opfer mischer Studierender sagen? islamistischen Extremismus. Ich weiß aller- Uni-Magazin: Es gab Stimmen, die kriti- Sacarcelik: Ich habe überlegt, ob ich zu die- dings nicht, inwieweit diese globalpoliti- siert haben, dass der Gebetsraum der Uni- sem Thema etwas sagen möchte. Da das schen Ereignisse an einer Universität aus- versität nicht als solcher gekennzeichnet Thema Islam in den Medien jedoch omni- gewertet werden sollten. Solchen Herausfor- ist. Der Gebetsraum ist offiziell von der Uni- präsent ist, möchte ich dieses Gespräch nut- derungen sollten primär Politiker und dafür versität genehmigt. zen, um einen positiven Beitrag zu dieser zuständige Sicherheitsbehörden begegnen. Sacarcelik: Für den Einzelnen, ob Christ emotional sehr belasteten Diskussion zu oder Christin, Muslim leisten. Ich spreche auch nicht als Muslim, oder Muslima, kann ein sondern als Student der sich im islamisch Gebetsraum die Möglich- geprägten Kulturraum einigermaßen gut keit bieten, abzuschalten auskennt – meine Eltern sind aus der Tür- oder sich meditativ zum kei, ich bin in Deutschland geboren und Beispiel mit Gott zu be- aufgewachsen. Ich persönlich fühle mich an schäftigen. Es sollte nichts der Uni Freiburg sehr wohl. Ich selber habe dagegen einzuwenden nicht die Erfahrung gemacht, dass es eine sein, dass es einen sol- Differenzierung nach Aussehen, Herkunft chen Raum gibt, solange oder Ähnlichem gibt. Ausschlaggebend für die Freiheit anderer nicht eine Bewertung an einer Universität ist die eingeschränkt oder be- studentische, die akademische Leistung. grenzt wird. Dies ist eine Ein muslimischer Student, ein christlicher Angelegenheit zwischen Student, ein Student der eine nicht religiös der Universitätsverwal- definierte Weltanschauung hat haben ähnli- tung und den Studieren- che Probleme im Studentenalltag, ob Stu- den, die so einen Raum diengebühren oder eine Klausur, die nicht wünschen. Beispielsweise so lief, wie man es sich vorgestellt hatte. wird so etwas in Großbri- Das sind Schwierigkeiten, mit denen ein tannien viel offener ge- Student konfrontiert wird. handhabt. Das ist viel- leicht auch die Problema- Uni-Magazin: Die Welt berichtete am 15. tik: Wenn in einem Uni- März 2007, dass die Ludwig-Maximillian- Trakt ein verborgener Universität in München Studierende und Raum als Gebetsraum um- Foto: AnnetteFoto: Persch Mitarbeiter aufgefordert hat, „islamistische Das Orientalische Seminar der Albert-Ludwigs-Universität: Hier kann funktioniert wird, in dem Studenten und Kollegen unverzüglich zu Islamwissenschaft studiert werden viele Studenten ein- und melden“. Was denken Sie, wenn Sie so et- ausgehen, dann kann das was lesen? bei anderen Fragen auf- Sacarcelik: Zunächst fühle ich mich davon Uni-Magazin: Verschiedene Studien in werfen. Ist es eine studentische universitä- nicht betroffen. Schwierig wird es aller- Deutschland haben herausgefunden, dass re Einrichtung, dann sollte dies auch offen dings für einen Studenten, wenn er den Ein- die Toleranz gegenüber dem Islam ab- gehandhabt werden. Mir ist bewusst, dass druck hat, er selbst könnte potenziell so de- nimmt. Wie erleben Sie das? jeder eine andere Wahrnehmung und Mei- finiert werden, weil er vielleicht gewissen Sacarcelik: An der Universität gibt es doch nung zu diesem Thema hat. Aber wichtig ist optischen Kriterien entspricht. Als ange- gewisse Vorteile. Hier geht es nicht um es, darüber zu diskutieren. Und wenn dies hender Jurist kann ich sagen, dass eine Pra- Emotionen, sondern um wissenschaftliches nicht an einer Universität geschieht, wo xis, wie sie in München durchgeführt wird, Arbeiten, das objektive und differenzierte dann? auch rechtlich nicht ganz unproblematisch Betrachtung erfordert. Betrachtet man den SC sein dürfte. Es ist sicherlich beunruhigend, Islam aus einer ganz anderen Sicht, sind

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14 Freiburger Uni-Magazin 2/07 Studium & Lehre

Warum es die „bleibende Erinnerung“ nicht gibt

Publikation der Freiburger Frauenstudien zu „Erinnern und Geschlecht“

Der Zusammenhang von „Erinnern“ und „Geschlecht“ erschließt sich vielleicht nicht Wer kommt ins kollektive unmittelbar. Doch die beiden Begriffe stehen im Zentrum einer noch relativ jungen wis- Gedächtnis? senschaftlichen Debatte. Dem Thema „Erinnern und Geschlecht“ widmete das Freibur- ger Zentrum für Anthropologie und Gender Studies (ZAG) nun die aktuelle Ausgabe der Eine zentrale Rolle innerhalb der Erinne- Zeitschrift für Interdisziplinäre Frauenforschung. Die Veröffentlichung basiert auf der rungsdebatte nimmt der Begriff des kollek- gleichnamigen Vortragsreihe des letzten Semesters. tiven Gedächtnisses ein. Das kollektive Ge- dächtnis umfasst alle Vorstellungen und Er- innerungen, die gesamtgesellschaftlich zir- Meike Penkwitt, Organisatorin der Vorträge kulieren, also von vielen Individuen geteilt und Herausgeberin der Zeitschrift, war das werden. „Das Zentrale an dem Begriff ist“, Thema ein besonderes Anliegen: „Wir woll- führt Meike Penkwitt aus, „dass das kollek- ten die Debatten um Erinnern und Ge- tive Gedächtnis so eine wichtige Rolle für schlecht zusammenbringen.“ Zwar spielte das individuelle Gedächtnis spielt.“ Was wir das Thema „Erinnern“ innerhalb der Ge- denken oder an was wir uns erinnern, ist schlechterforschung von Anfang an eine nach dieser Auffassung häufig schon vorge- Rolle, so Meike Penkwitt. Beispielsweise bei geben. Und dabei spielt der Faktor Ge- der Aufarbeitung einer „Geschichte der schlecht eine zentrale Rolle. Ein simples, Frauen“, die in der klassischen Geschichts- aber gravierendes Beispiel führt Aleida Ass- schreibung üblicherweise eine untergeord- mann in ihrem Beitrag des Bandes auf. Sie nete Rolle spielt. In der Erinnerungsdebatte stellt die Frage „An wen wird erinnert?“ und hingegen werde der Geschlechtsaspekt führt anhand des Beispiels von Familienna- noch zu wenig diskutiert. Dabei spielt der men aus, dass dies vor allem Männer sind: Faktor Geschlecht auch beim Erinnern eine Buhl Foto: Die lange Tradition, männliche Familienna- Meike Penkwitt will die Debatten um Erinnern und wichtige Rolle. Die zentralen Fragen in die- men gegenüber den weiblichen zu privile- Geschlecht zusammenbringen sem Zusammenhang sind, „wer, wie, was, gieren, führt demnach zu einer Bevorzu- wozu, warum und für wen erinnert“, führt gung der männlichen und einem Vergessen Meike Penkwitt in ihrem einleitenden Bei- vistische Auffassung von Erinnerung. Das der weiblichen Linie. Obwohl Frauen so ent- trag aus. Genug interessante Themen für bedeutet, Erinnerung ist nicht feststehend, scheidend für die Reproduktion der Familie die Schnittstelle zwischen Erinnern und Ge- sondern verändert sich im Laufe der Zeit. sind, erläutert Assmann, waren sie lange schlecht gibt es, wie der aktuelle Band der Insofern hat die Erinnerung nicht nur einen Zeit nicht dazu berechtigt, ihren Namen Zeitschrift für Interdisziplinäre Frauenfor- Vergangenheitsbezug, da sie sich ja auf be- über Generationen hinweg zu sichern. schung zeigt: Medien- und literaturwissen- reits geschehene Dinge bezieht, sondern sie Christina Schoch schaftliche, philosophische, psychologische formt sich in der Gegenwart aus. ethnologische, theologische und historische „Erinnerung ist ein Prozess im Das Zentrum für Anthropologie Beiträge sind hier versammelt. Hier und Heute“, fasst Meike und Gender Studies (ZAG) Penkwitt zusammen. „Das ist eine Auffassung, auf die sich Natur- Das ZAG ist eine wissenschaftliche Einrichtung der Zusammenarbeit zwischen Na- und Geisteswissenschaften sehr Universität Freiburg. Es schließt den Lehrverbund tur- und Geisteswissenschaften gut einigen können.“ Das Ge- und die Studiengänge der Historischen und Biologi- dächtnis ist nach dieser Auffas- schen Anthropologie sowie die sich an der Univer- Ein besonderes Potenzial der Erinnerungs- sung kein Speicher, der ein origi- sität Freiburg neu etablierende Wissenschaft Gen- debatte liegt in der Zusammenarbeit unter- nalgetreues Bild von dem wieder- der Studies organisatorisch zusammen. schiedlicher wissenschaftlicher Diszipli- gibt, was einmal gewesen ist. Viel- Im Sommersemester 2001 ist der interdisziplinäre nen. Sowohl die Geistes- als auch die Natur- mehr wird es immer wieder modi- Studiengang Gender Studies/Geschlechterfor- wissenschaften beschäftigen sich mit dem fiziert durch die einzelnen Akte schung als Magister-Nebenfach eingeführt worden. Thema Erinnern. Für die studierte Germa- des Erinnerns. Deshalb ist auch Die Freiburger Universität ist mit der Einrichtung nistin und Biologin Penkwitt ist Erinnerung die Aussage, etwas „in bleibender dieses interdisziplinären Studiengangs Vorreiterin ein Thema, „bei dem verschiedene Fachbe- Erinnerung“ zu behalten, falsch. unter den baden-württembergischen Universitäten. reiche ganz wunderbar zusammenarbeiten Im Prinzip handelt es sich bei die- Dass das ZAG mit seinen Veranstaltungen und Pu- können“. Für den zweiten Erinnerungs- ser Auffassung um die Umkeh- blikationen aktuelle Debatten der Geschlechterfor- band, der im Mai erscheint, ist deshalb rung von Ursache und Wirkung: schung aufnimmt und weiterentwickelt zeigt auch auch ein Beitrag zur Gedächtnisforschung Nicht das, was passiert ist, formt die zur Zeit laufende Vorlesungsreihe: Männer und aus naturwissenschaftlicher Perspektive die Erinnerung, sondern der Pro- wie sie zu solchen (gemacht) werden stehen im geplant. zess des Erinnerns formt eine Mittelpunkt. Als „Minimalkonsens“ der Erinnerungsfor- Vorstellung von dem, was passiert schung bezeichnet Penkwitt die konstrukti- ist. Infos unter www.zag.uni-freiburg.de

Freiburger Uni-Magazin 2/07 15 Wissenschaft & Forschung

„Freiburger Anthologie“ – Lyrik und Lied geht online

Umfangreiche Datenbank erfasst Gedichte, Lieder und deren Geschichte

Vor über sieben Jahren haben Klemens Bobenhausen und Jochen Knaus am Deutschen einzelt haben wir gezeigt, dass man auch Seminar das elektronische Nachschlagewerk „Freiburger Anthologie“ im Rahmen des Übersetzungen und Parodien in so eine Da- „Projekts Klassikerwortschatz“ entwickelt. Die „Freiburger Anthologie“ wurde nun er- tenbank einbinden kann“, so Bobenhausen. heblich erweitert: Nach zweijähriger Arbeitsphase ist das von der Deutschen For- Wer weiß schon, dass es auf das bekannte schungsgemeinschaft geförderte Projekt „Lyrik und Lied“ nun abgeschlossen und die Schlaflied von Matthias Claudius „Der Ergebnisse sind unter www.lyrik-und-lied.de online. Mond ist aufgegangen“ auch eine Parodie mit dem Namen „Lied des Astronauten“ von „Ich weiß nicht, was soll es bedeuten“ fängt Dieter Höss gibt? Die Editionsgeschichte ein bekanntes Gedicht von Heinrich Heine der einzelnen Texte zeigt aber auch, dass an. Was einzelne Verse bedeuten, verrät sich hin und wieder Fehler einschleichen auch die neue Datenbank nicht, aber sie können, die selbst erfahrenen Herausge- editiert und kommentiert Gedichte und Lie- bern unterlaufen. „In der normalen Edi- der. Der Startschuss für das gemeinsame tionslandschaft spricht man über solche Projekt „Lyrik und Lied“, bei dem die Uni- Fehler nicht gerne. Wir können mit unse- versität Freiburg, das Deutsche Volksliedar- rem Projekt ein bisschen zeigen, wie hoch chiv in Freiburg und der Arbeitskreis Ge- die Fehlerquote ist und wann oder warum sangbuchforschung der Universität Mainz solche Veränderungen vorkommen“, sagt beteiligt sind, fiel 2004. „Es ging weniger Klemens Bobenhausen. Wenn Texte bei- darum, eine Datenbank zu entwerfen, in spielsweise an die moderne Rechtschrei- der viele Texte angeboten werden. Wir woll- In der Datenbank „Lyrik und Lied“ werden zu den Ge- bung angepasst werden, können häufig ten zunächst ein Konzept entwickeln, wie dichten und Liedern auch Handschriften als Scans Fehler vorkommen. abgebildet. Wie beispielsweise eine Handschrift von Rainer Maria Rilke „Der Panther“ Anwendung in den Katalog des Südwestdeutschen Bibliotheks- Geisteswissenschaften verbunds (SWB) direkt verlinkt und er- leichtert die Suche nach weiterführender Li- Die drei Projektpartner freut, dass die Da- teratur. tenbank bereits für ein weiteres DFG-geför- dertes Projekt in Freiburg benutzt wird: Die Anglistik arbeitet bereits mit der neuen Da- Das „Badnerlied“ tenbank, wenn auch in abgewandelter und seine Varianten Form. „Es hat sich gelohnt“, da sind sich Klemens Bobenhausen und Jochen Knaus Teamarbeit war beim Projekt „Lyrik und einig. „Wir wollen mit unserer Arbeit auch Lied“ von Anfang an eine Grundvorausset- der hiesigen Geisteswissenschaft zeigen, zung. Dabei mussten die Projektteilnehmer welches Potenzial im elektronischen Publi- in den zwei Jahren einige Hürden überwin- zieren verborgen ist. Ein zukunftsfähiger den. Im Laufe der Arbeit stellte sich auch Geisteswissenschaftler muss diese Möglich- heraus, dass die Unterschiede zwischen keiten in seine Lehre und Forschung mit Scan in „Lyrik und Lied“ einer Handschrift von Con- den lyrischen Gattungen „Gedicht“ und einbeziehen“, lautet das Fazit von Klemens rad Ferdinand Meyer „Der römische Brunnen“ „Lied“ größer waren als erwartet, unter an- Bobenhausen. derem deshalb, weil Lieder nicht nur Daniela Högerle man solche Texte überhaupt präsentieren schriftlich, sondern auch mündlich tradiert 1. kann“, erklärt Klemens Bobenhausen. Da- werden. Dabei ist die Variantenbildung sehr Der Mond ist eingefangen, bei war eine wichtige Anforderung an die hoch. Jochen Knaus, der für die technische von Sonden schon begangen, Datenbank, dass die Texte in unterschied- Umsetzung der unterschiedlichen Anforde- von Fotos wohlvertraut. Das All steht schwarz und schweiget, lichen Fassungen angeboten werden kön- rungen zuständig ist, hebt hervor, dass man doch aus Raketen steiget nen. Entstanden ist eine umfangreiche Da- nicht alles auf einen Nenner bringen könne: Schon hie und da ein Astronaut. tenbank mit 60 Liedern – 30 populären und „Prinzipiell gibt es zwar einen Rahmen der 2. Noch ist der Kosmos stille traditionellen Liedern und 30 geistlichen identisch ist, aber en detail sind die Pro- und in der Kapsel Hülle Liedern – sowie 50 Gedichten. Die Gedichte blemstellungen verschieden.“ Anhand un- so traulich und so hold verfügen über einen Formkommentar mit terschiedlicher Belege lassen sich kulturge- als wie ein leeres Zimmer, das nur der Sterne Schimmer Angaben zum Strophenschema mit Vers- schichtliche Veränderungen erkennen. So erreichen und erhellen sollt. zahl, Reimschema, Metrum und Hebungen, ist das bekannte „Badnerlied“ wohl als ein während bei den Liedern ein Artikel zur „Sachsenlied“ entstanden und war auch als Parodie von Dieter Höss: Lied des Astronauten Der Mond ist aufgegangen. In: Liedgeschichte angeboten wird. Ein Quel- „Bayernlied“ verbreitet. „Wir haben auch Dieter Höss: Schwarz Braun Rotes Liederbuch. len- und Literaturverzeichnis ist mit dem ein bisschen mit den Belegen gespielt: Ver- Bergisch Gladbach 1967, S. 52.

16 Freiburger Uni-Magazin 2/07 Wissenschaft & Forschung

„Es ist Zeit zum Handeln“

Freiburger Zentrum für Wasserforschung untersucht Folgen des Klimawandels

Alle reden vom Klima. So auch die Wissenschaftler vom Zentrum für Wasserforschung vom Schwarzwald kommend durch Frei- (ZWF) an der Albert-Ludwigs-Universität Freiburg, aber sie reden nicht nur vom Klima. burg fließt, lassen sich Veränderungen in Sie verfolgen die Entwicklung der lokalen Wasserressourcen, die in der Klimafor- den Wasserressourcen wissenschaftlich schung bisher zu wenig berücksichtigt worden sind. Mit ihren Messungen und Analy- verfolgen. So können die Forscher anhand sen der Veränderungen im Wasserhaushalt lassen sich Folgen des Klimawandels be- von Isotopenmessungen, die die unter- stimmen, die Vorsorge aktivieren und damit Schäden minimieren schiedliche Zusammensetzung des Wassers zeigen, Dreisam-Wasser aus der geschmol- zenen Schneedecke vom Grundwasser unterscheiden. „Wir untersuchen außerdem Quellen als Sensoren für den hydrologi- schen Wandel“, erklärte Dr. Christoph Külls vom Institut für Hydrologie und ZWF. „Quellen reagieren empfindlich auf eine veränderte Schneedecke.“ Langjährige Un- tersuchungen weisen darauf hin, dass die- ser Wandel bereits eingetreten ist und die Wasserführung der Quellen die abnehmen- de Schneedecke widerspiegelt. „Wärmere Wetterkapriole im März 2006 Keine Spur von Schnee im März 2007 Winter und ein verändertes Schneeregime könnten ähnliche Folgen haben wie der „Es ist Zeit zum Handeln“ leitete der Ge- über dem Nordatlantik steuert das Wetter in Sommer 2003“, sagte Külls. Damals war ein schäftsführende Direktor des Freiburger Europa bis hinein in den südlichen großer Teil der Dreisam wochenlang trock- Zentrums für Wasserforschung, Professor Schwarzwald. Vor allem häufige Westwet- engefallen. Starke Schneefälle und eine Christian Leibundgut, das öffentliche Kollo- terlagen gefährden eine andauernde und mächtige Schneedecke sind zudem wichtig quium zum Weltwassertag Ende März ein. mächtige Schneedecke im Schwarzwald. für die Neubildung des Grundwassers. Feh- Das ZFW betreibt interdisziplinäre Wasser- Nahmen Schnee und Winterklima von 1950 len die Wassermassen aus der Schnee- forschung zu den direkt betroffenen so ge- bis 1990 schon deutlich ab, „so ist in den schmelze, sinkt der Grundwasserspiegel. 90er Jahren ein starker Einbruch zu ver- itz zeichnen“, sagte Schönbein. Warmluftmas- sen aus dem Westen ließen auf dem Feld- berg die Schneedecke schrumpfen oder gar nicht erst entstehen. Die Wetterbeobachter Zentrum für stellen zudem fest, dass schneereiche Win- Wasserforschung ter möglich waren, wenn die Niederschläge in der ersten Winterhälfte niedergingen. Ka- Das Zentrum für Wasserforschung men sie später, waren schneearme Winter (ZWF) bietet eine interdisziplinäre und angesagt. „Treffen die Prognosen über den integrative Schnittstelle für die wasser- Temperaturanstieg zu, werden nur noch in bezogene Forschung an der Universität Hochlagen andauernde Schneedecken an- Freiburg. Neben den universitären Mit- zutreffen sein“, so Schönbein. gliedern sind auch außeruniversitäre Foto: Buhl Foto: Rektor Jäger und Professor Leibundgut (rechts) beim Einrichtungen wie Forschungsinstitutio- Informationsaustausch vor dem Symposium nen, Privatwirtschaft und Fachbehörden Die Temperatur steigt weiter im ZWF vertreten. Das gemeinsame Ziel ist es, die wissenschaftlichen Grundla- nannten Hydrosystemen wie dem Grund- Für Baden-Württemberg sind Temperatur- gen für ein nachhaltiges Wasserressour- wasser oder den Quellen, Bächen und Flüs- erhöhungen von bis zu 1,6 Grad Celsius in cenmanagement mit regionalem, natio- sen oder ganzen Einzugsgebieten. „Es be- den vergangenen 50 Jahren registriert und nalem und globalem Themenbezug zu steht ein großer Forschungsbedarf, wie sich ein weiterer Anstieg um bis zu zwei Grad liefern. Durch die Erweiterung des klas- die Klimaänderung auf die Systeme regio- Celsius bis zum Jahr 2050 ist prognostiziert sischen Ansatzes mit kulturellen Aspek- nal auswirken.“ Eingebunden in das Zen- worden. „Wir müssen uns auf deutlich ten kann das ZWF in der internationalen trum sind die natur-, geistes- und sozialwis- mehr wärmere und schneearme Winter ein- Wasserforschung im Sinne der zukünfti- senschaftlichen Fakultäten. Dass das Wet- stellen.“ Die Frage, was das für die Hydro- gen internationalen Programme neue ter im Süden Deutschlands Teil des europäi- systeme und damit die Wasserressourcen Perspektiven setzen. Das ZWF setzt sei- schen Wetters ist, machte Johannes Schön- bedeutet, betrifft das eigentliche For- ne Forschungsvorhaben in acht Clustern bein vom Institut für Physische Geographie schungsinteresse der Hydrologen. Mit Mes- um (nähere Informationen unter und ZWF deutlich. Das Druckgeschehen sungen im Einzugsgebiet der Dreisam, die www.zwf.uni-freiburg.de).

Freiburger Uni-Magazin 2/07 17 Wissenschaft & Forschung

Krank durch Krankenhaus bungen an mindestens 15 Großkliniken und 200 Intensivstationen in 20 europäischen Ländern aus. Ziel: Das Ausmaß der Antibio- Neues EU-Projekt gegen Erregerresistenzen tikaresistenz in europäischen Krankenhäu- sern und Intensivstationen soll ermittelt

Krankenhäuser, sprich Heilstätten, in de- nen kranke Menschen gesundgepflegt werden sollen, entarten zunehmend selbst zum bedrohlichen Gesundheitsrisi- ko. Der Grund sind Erreger, die gegen al- les immun oder resistent sind. Bei ab- wehrgeschwächten Patienten, etwa auf In- tensivstationen, kann es durch sie zu Überinfektionen kommen, bei denen kein Medikament mehr hilft. Von Experten besonders gefürchtet sind die hoch resistenten Bakterien Enterokokken und Staphylococcus aureus. „Hierbei han- delt es sich um ganz gefährliche Erreger. Vor der Antibiotika-Ära verliefen 80 Pro- waffe gegen sonst tödliche Erkrankungen, und die finanziellen Belastungen durch In- zent dieser Infektionen tödlich, und wenn hat sich abgenutzt als Konsequenz „eines fektionen mit antibiotikaresistenten Mikro- nichts geschieht, nähern wir uns diesen maßlosen und häufig verfehlten Einsatzes organismen für die EU-Mitgliedstaaten Zahlen wieder in absehbarar Zeit“, sagt Pro- in der Human- ebenso wie in der Veterinär- hochgerechnet werden. Doch die Kostenla- fessor Uwe Frank, Koordinator des jetzt ge- medizin“. wine rollt schon. Wenn Antibiotika in Klini- ken nichts mehr nützen, verlängern sich Gesundungsprozesse und Aufenthaltsdau- Sinnlose Antibiotika- er. „Für die behandelnde Klinik bringt eine verordnungen Infektion mit resistenten Bakterien zum Teil deutlich erhöhte Behandlungs- und Be- Studien zeigen, dass bei Arztbesuchen treuungsaufwendungen mit sich“, sagt aufgrund grippaler Infekte der oberen BURDEN-Mitglied und Diplomökonom Edu- Atemwege 50 Prozent der Antibiotikaver- ard Huppertz. ordnungen sinnlos sind, weil sie wir- Das EU-Projekt will mit der Entwicklung kungslos gegen Viren sind, die sie zu 90 neuer Strategien zur effektiven Bekämp- Prozent auslösen. Ärzte, die in ihren Pra- fung der Resistenzentwicklung den geziel- xen keine aufwändige Diagnostik, zum ten und sparsamen Einsatz der Antibiotika Beispiel mit Abstrichuntersuchungen, be- und die Erforschung neuer Medikamente treiben, „wollen auf der sicheren Seite fördern. „Viele der älteren Antibiotika, bei- sein und behandeln häufig blind drauf- spielsweise Penizilline und Cephalospori- los“, so Frank. „Breitbandantibiotika mit ne, sind heute bereits wirkungslos oder un- hohen Kollateralschäden sind keine Lö- zuverlässig geworden.“ Der Verfallsprozess sung des Problems.“ Darüber hinaus set- wurde schon wenige Jahre nach dem spek- ze die Erwartungshaltung von Patienten takulären Ersteinsatz der „Miracle Drug“ die Praktiker unter Verschreibungsdruck. im Zweiten Weltkrieg beobachtet. „1948 tra- Die ärztliche Klientel fühle sich, etwa mit ten Resistenzen weltweit schon bei mehr als Bei Operationen gefürchtet: resistente Bakterienstämme Lutschbonbons, unterversorgt und nicht 60 Prozent der Penizillintherapien auf, und ernst genommen. Anfang der 50er Jahre war die Wirkungslo- sigkeit schon fast komplett“, sagt Frank.“ starteten EU-Projektes „BURDEN of Resi- Und seither ist offensichtlich nicht viel da- stance & Disease in European Nations“ am Das Projekt BURDEN gegen passiert. Mediziner vermuten ein Universitätsklinikum Freiburg.Der Freibur- Desinteresse der Pharmaindustrie an der ger Experte vom Institut für Umweltmedi- In den USA werden bereits spezielle Anti- Problematik. In den letzten 30 Jahren sei zin und Krankenhaushygiene wird mit sei- biotikaprogramme und neue Strategien im von dort in Sachen Antibiotika nichts Neues nem Horrorszenario noch deutlicher. „Erre- Umgang mit Bakterienkillern von Spezial- auf den Markt gekommen. „Medikamente, ger, die mit der Zeit resistent gegen sämtli- teams für gezielte Medikation und für die die lediglich für 14-Tage-Behandlung ver- che bisher wirksamen Antibiotika werden, Behandlung bakterieller Infektionen reali- ordnet werden, sind für Hersteller weniger würden unkontrollierbare Epidemien bak- siert. Auch die EU hat den Handlungsbedarf lukrativ, als Dauertherapeutika.“ Die Speer- terieller Krankheiten hervorrufen, die sich erkannt und das Projekt „BURDEN“ ins Le- spitze der Bakterienbekämpfung ist stumpf nicht mehr behandeln lassen.“ Mit anderen ben gerufen. Die 1,8-Millionen-Euro-Studie geworden. Worten, Antibiotika, die einstige Wunder- ist auf drei Jahre angelegt und wertet Erhe- Ulla Bettge

18 Freiburger Uni-Magazin 2/07 Wissenschaft & Forschung

Feste, Bräuche, Traditionen zum Beispiel die Dauer der vorösterlichen Fastenzeit mit einer Puppe visualisiert. Ist in Italien die Mitte der Fastenzeit erreicht, „folklore europaea“ macht Kulturvergleiche möglich wird eine weibliche Strohfigur in zwei Teile zersägt. In Spanien, vor allem im katalani- schen Raum, dient zur Veranschaulichung Jedes Jahr findet in Venedig die „Regata Storica“ statt, in Sevilla die „Semana santa“. Ob der Fastenzeit ebenfalls eine menschliche in Deutschland, Italien, Spanien oder anderen Ländern Europas: Feste und Bräuche ha- Gestalt: eine siebenfüßige Hexe, der jede ben im kulturellen Leben einen festen Platz. Wer sich bisher dafür interessierte, fand Woche ein Fuß abgesägt wird. allerdings nur wenige, verstreute Daten. Seit Anfang des Jahres hat sich das geändert: Mit der multimedialen Datenbank „folklore europaea“ können sich Wissenschaftler und Laien über Feste, Bräuche und Traditionen in Europa umfassend informieren. Internationales Netzwerk

und Bräuchen mehr als 100 Jahre zurück. Mittelfristig soll „folklore europaea“ zu ei- „Bislang gab es nur einzelne, weit verstreu- nem internationalen Netzwerk ausgebaut te Sammlungen“, sagt Mezger. Von einer re- werden, das ethnologische Forschungsein- gionalen Datenbank ausgehend, entwickel- richtungen und Dokumentationszentren in te sich deshalb die Idee, Feste und Bräuche verschiedenen Ländern nutzen können. aus ganz Europa auf einer Plattform zu- Schon jetzt arbeiten Projektpartner aus sammenzutragen. Die Multimedialität des mehreren Ländern im östlichen Europa an Projekts, die es bislang europaweit konkur- der Datenbank mit, indem sie deren Be- renzlos macht, ist entstanden aus einer Ko- stände auswerten und eigene Materialien operation der Universität mit dem Südwest- beisteuern. Dass inzwischen auch die rundfunk Stuttgart: Das SWR-Fernsehen UNESCO mit Blick auf ihr Programm zum stellt den Gesamtbestand seiner zahlrei- Schutz des immateriellen Kulturerbes auf chen, über Jahre hinweg gedrehten Filmdo- die Datenbank aufmerksam geworden ist kumentationen zu Festen und Bräuchen zur und Möglichkeiten der Kooperation Verfügung. prüft, freut die Initiatoren. Foto: Prof. Dr. Werner Mezger Werner Prof. Dr. Foto: Fronleichnamsprozession in Orvieto, Italien Feste mit Wettkampfcharakter Praktikumsangebote für Studierende Feste und Bräuche in den einzelnen Län- „Europa existiert nicht nur als politisches dern Europas sind so unterschiedlich wie Gebilde, sondern muss auch auf der kultu- An der Albert-Ludwigs-Universität hat sich deren Bewohner. Die multimediale Daten- rellen Ebene gelesen werden, wobei für un- „folklore europaea“ in Lehrveranstaltungen bank „folklore europaea“ dokumentiert auf ser Fach die Popularkultur besonders inter- bereits bewährt: Studierende nutzen die Da- einer bisher einzigartigen Plattform Feste, essant ist“, erläutert Mezger die Bedeutung tenbank als Forschungsinstrument, beglei- Bräuche und Traditionen aus verschiede- der Datenbank. Als spannendes Beispiel für ten sie mit Ideen und Kritik und tragen zu nen Regionen Europas und eröffnet erst- Mentalitätsunterschiede könne etwa bei ihrem weiteren Ausbau bei. Da ein derarti- mals die Möglichkeit, detaillierte Kultur- Festen und Bräuchen südlich der Alpen de- ges Projekt viele Mitarbeiter braucht, sind vergleiche europaweit vorzunehmen. „In ren Wettkampfcharakter gelten: Ob bei den Interessierte stets willkommen. Praktika, erster Linie richtet sich die Datenbank an rasanten Reiterspielen auf Menorca oder im die in der Regel sechs Monate dauern, sind Wissenschaftler wie Ethnologen, Historiker, italienischen Gubbio, wo Männer zu Ehren bei Studierenden der europäischen Ethnolo- Soziologen und Politologen“, sagt Professor der Lokalheiligen große Holzgebilde in ei- gie, aber auch bei Informatikern, Histori- Dr. Werner Mezger, Institut für Volkskunde, ner förmlichen Hetzjagd durch die Stadt tra- kern oder Philologen sehr begehrt. In Zu- und Projektleiter der Datenbank „folklore gen – immer gehe es im mediterranen sammenarbeit mit dem New Media Center europaea“. Aber auch interessierte Laien Raum darum, wer der Schnellste, Beste, der Universität lernen Studierende unter können sich informieren und ethnografisch Mutigste sei. Auch über die differenten For- anderem zu recherchieren, Datensätze zu orientieren – bis hin zur individuellen Rei- men populärer Frömmigkeit lassen sich entwickeln und Medien zu bearbeiten. Für serouten- und Urlaubsplanung. Die Platt- Kulturprozesse verstehen: Während etwa in „folklore europaea“ wurden Werner Mezger form, die im Fach Europäische Ethnologie Deutschland liturgisches Theater und geist- und seine studentischen Mitarbeiter 2006 entwickelt wurde, bietet Informationen in liches Schauspiel durch Reformation und mit dem Medienpreis der Universität ausge- Form von Texten, Filmen, Fotografien und Aufklärung weitgehend verschwunden zeichnet. Tönen über Feste, Bräuche und Traditionen sind, spielen sie in Südeuropa nach wie vor SC in Europa. Die Datenbank will im Rahmen eine zentrale Rolle. Info der europäischen Integration über nationa- Zur Bestimmung einer europäischen Iden- le Grenzen hinweg Verbindungen, Wechsel- tität sei es jedoch wichtig, nicht nur die Ge- „folklore euroapaea“ ist im Internet un- wirkungen und Unterschiede zwischen Kul- meinsamkeiten in der Kulturpraxis einzel- ter www.folklore-europaea.uni-frei- turräumen aufzeigen sowie Einblicke in Ge- ner Regionen zu betrachten, sondern viel burg.de zu finden. Die Navigations- und meinsamkeiten und Differenzen im kultu- mehr noch deren Unterschiede. Gleichwohl Suchinstrumente stehen in Englisch, rellen Erbe geben. In vielen Regionen Euro- gebe es eine Menge interessanter Paralle- Französisch, Spanisch und Italienisch pas liegen die letzten Erhebungen zu Festen len: In weiten Teilen Südeuropas werde zur Verfügung.

Freiburger Uni-Magazin 2/07 19

Personalien

Professor Dr. Sudhakar Reddy, Dr. Patrick Ziegenhain wurde für sei- „University of Iowa“, wird als Sti- ne herausragende Dissertation „The pendiat der Alexander-von-Hum- Role of the Indonesian Parliament in boldt-Stiftung zu einem weiteren the Democratisation Process between Forschungsaufenthalt in das Insti- 1997 and 2004“ als Stipendiat des Ar- tut für Informatik bei Professor nold-Bergstraesser-Stipendiums aus- Dr. Bernd Becker kommen. gezeichnet. Das Stipendium für ent- wicklungspolitische Forschung in Hö- he von 30.000 Euro, gestiftet von der Firma Inter Chalet, wurde zum ersten Mal vergeben. Ziegenhain ist nun als wissenschaftlicher Mitarbeiter im Fach Politikwissenschaft an der Uni- Professor Dr. Sudhakar Reddy Dr. Patrick Ziegenhain versität Trier tätig.

Namen und Nachrichten ❚ Der Rektor hat PD Dr. Bernd Kannowski, Universität Frankfurt am Main, den Ruf auf die Professur für Deutsche Rechtsgeschichte und ❚ Im Philosophischen Seminar, Lehrstuhl Professor Dr. Günter Figal, Bürgerliches Recht erteilt. sind im WS 2006/07 und SS 2007 folgende Stipendiaten der Ale- xander-von-Humboldt-Stiftung zu Gast: Dr. Christian Sommer, Pa- Wirtschafts- und Verhaltenswissenschaftliche Fakultät ris, Sorbonne, Forschungsschwerpunkt: Hermeneutik und Phäno- ❚ Professor Dr. Siegfried Hauser, Volkswirtschaftslehre, trat nach menologie sowie Heidegger, Dr. Cristinel Ciocan, Bukarest (Roman- Erreichen der Altersgrenze mit Ablauf des Monats März 2007 in Herzog-Forschungsstipendium), Forschungsschwerpunkte: Herme- den gesetzlichen Ruhestand. neutik und Phänomenologie sowie Professor Dr. Junko Hirokanc, Kyoto, Forschungsschwerpunkt: Kunstphilosophie. ❚ Dr. Naoki Kojima, Institut zur Erforschung der wirtschaftlichen Entwicklung, wurde mit Wirkung vom 1.4.2007, für die Dauer von ❚ Professor Dr. Gregor Herten, Physikalisches Institut, wurde zum drei Jahren zum Akademischen Rat ernannt. Vizepräsidenten des CERN Councils gewählt. ❚ Professor Dr. Brunna Tuschen-Caffier hat den Ruf auf die Profes- ❚ Professor Dr. Olivier Jouanjan, „Université de Strasbourg III“, sur für Klinische Psychologie und Psychotherapie angenommen. CNRS und Honorarprofessor an der Universität Freiburg, wurde der Humboldt-Forschungspreis verliehen. Mit dem Preis wird die wis- Medizinische Fakultät senschaftliche Lebensleistung des Preisträgers gewürdigt. ❚ Professor Dr. Thomas Brabletz, Universität Erlangen, hat den Ruf auf die Professur für Onkologische Forschung in der Chirurgie an- ❚ Am Mathematischen Institut, Arbeitsgruppe Professor Dr. Ernst genommen. Kuwert, ist vom 22.3.2007 bis zum 29.2.2008 Dr. Yuxiang Li, De- partment of Mathematics, Tsinghua University, Peking/China, als ❚ Professor Dr. Jean Krutmann, Universität Düsseldorf, hat den Ruf Stipendiat der Humboldt-Stiftung zu Gast. auf die Professur für Umweltmedizin und Krankenhaushygiene ab- gelehnt. ❚ Der Auszubildende Benedikt Sitterle, Physikalisches Institut, hat den ersten Platz im Praktischen Leistungswettbewerb 2006 auf ❚ Der Rektor hat Professor Dr. Denise Manahan-Vaughan, Ruhr- Kammerebene erzielt. Die Ehrung der Ausbildungsbetriebe der 1. Universität Bochum, den Ruf auf die Professur für Verhaltensneuro- Kammersieger im Praktischen Leistungswettbewerb der Hand- biologie erteilt. werksjugend 2006 fand im Januar 2007 in der Gewerbe-Akademie Freiburg statt. ❚ Der Rektor hat Professor Dr. Volker Mersch-Sundermann, Uni- versität Gießen, den Ruf auf die Professur für Umweltmedizin und Krankenhaushygiene erteilt. Aus den Fakultäten ❚ Der Rektor hat Professor Dr. Karlheinz Plate, Universität Frank- Rechtswissenschaftliche Fakultät furt a. M., den Ruf auf die Professur für Neuropathologie erteilt. ❚ Professor Dr. Maximilian Haedicke, Institut für Wirtschafts-, Ar- beits- und Sozialversicherungsrecht, wurde mit Wirkung vom Philologische Fakultät 16.02.2007 die Eigenschaft eines Beamten auf Lebenszeit verliehen. ❚ Professor Dr. Peter Auer, Germanische Philologie, hat den Ruf an die „University of Wales“, Großbritannien, abgelehnt. ❚ Professor Dr. Dieter Leipold, Institut für Deutsches und Ausländi- sches Zivilprozessrecht, ist nach Erreichen der Altersgrenze mit Ab- ❚ PD Dr. Thomas Birkmann, Nordgermanische und Germanische lauf des Monats März 2007 von seinen amtlichen Verpflichtungen Philologie, wurde für die Dauer seiner Lehrbefugnis an der Univer- entbunden. sität Freiburg die Bezeichnung außerplanmäßiger Professor verlie- hen.

Freiburger Uni-Magazin 2/07 21 Personalien

❚ Professor Dr. Andreas Gelz, Universität Kassel, hat den Ruf auf die ❚ Juniorprofessor Dr. Dr. Lars Schmidt-Thieme, ehemals Informatik, Professur für Romanische Philologie angenommen. trat mit Wirkung vom 1.11.2006 in ein öffentlich-rechtliches Dienst- verhältnis zu einem anderen Dienstherrn. Damit wurde er kraft Ge- Philosophische Fakultät setzes aus dem baden-württembergischen Landesdienst entlassen. ❚ Dr. Gabrielle Oberhänsli-Widmer, Judaistik, wurde mit Wirkung vom 13.3.2007 die Eigenschaft einer Beamtin auf Lebenszeit verlie- ❚ Professor Dr. Margit Zacharias, Universität Paderborn, hat den hen. Ruf auf die Professur für Nanotechnologie angenommen.

Fakultät für Mathematik und Physik DIENSTJUBILÄEN 25 JAHRE ❚ PD (HD) Dr. Joachim Ankerhold, Physikalisches Institut, hat den ❚ Professor Dr. Gerhard Bauer, Institut für Biologie I Ruf auf eine Professur für Theoretische Physik an der Universität ❚ Fränk Großmann, Physikalisches Institut Ulm angenommen. ❚ Christa Ebenau-Jehle, Institut für Biologie II ❚ Professor Dr. Thomas Krings, Institut für Kulturgeographie ❚ PD Dr. Volker Büscher, Physik, tritt mit der Ernennung zum Pro- ❚ Bettina Massar-Lux, Universitätsbibliothek fessor der Universität Bonn in ein öffentlich-rechtliches Dienstver- hältnis zu einem anderen Dienstherren und ist damit kraft Gesetzes VENIA LEGENDI FÜR aus dem baden-württembergischen Landesdienst entlassen. ❚ Dr. Lieselotte Anderwald, Englische Philologie ❚ Dr. Marlene Bar- tos, Physiologie ❚ Dr. Ansgar Berlis, Neuroradiologie ❚ Dr. Oliver ❚ Dr. Mario Ohlberger, Angewandte Mathematik, wird mit der Er- Drognitz, Chirurgie ❚ Dr. Friedrich Feuerhake, Neuropathologie ❚ nennung zum Professor der Westfälischen Wilhelms-Universität Dr. Richard Fischer, Innere Medizin ❚ Dr. Nadir Ghanem, Radiolo- Münster mit Wirkung vom 1.4.2007 in ein öffentlich-rechtliches gie ❚ Dr. Tobias Huber, Experimentelle Medizin ❚ Dr. Michael Kött- Dienstverhältnis zu einem anderen Dienstherrn treten und damit gen, Experimentelle Medizin ❚ Dr. Christof Meisinger, Biochemie kraft Gesetzes mit Ablauf des 31.3.2007 aus dem baden-württem- und Molekularbiologie ❚ Dr. Maja Mockenhaupt, Dermatologie ❚ PD bergischen Landesdienst entlassen. Dr. Michael Prosser, Volkskunde ❚ Dr. Hans-Jürgen Schrag, Chir- urgie ❚ Dr. Martin Schubert, Neurologie und Klinische Neurophy- ❚ Dr. Jürgen Reuter, „Carleton University Ottawa“, Kanada, hat den siologie ❚ Miles Simon, Ph. D., Mathematik ❚ Dr. Helmut Spieker- Ruf auf die Juniorprofessur für Theoretische Physik mit Schwer- mann, Sprachwissenschaft des Deutschen ❚ Dr. Thorsten Valk, Neu- punkt Phänomenologie angenommen. ere deutsche Literaturgeschichte ❚ Dr. Reiner Vogel, Biophysik

Fakultät für Chemie, Pharmazie und Geowissenschaften ❚ PD Dr. Andreas Labhan, Institut für Physikalische Chemie, wurde mit Wirkung vom 1.4.2007 für die Dauer von drei Jahren zum Aka- FORUM demischen Rat ernannt. Erzählte Erfahrung ❚ Der Rektor hat PD Dr. Stefan Weber, Freie Universität Berlin, den Ruf auf die Professur für Physikalische Chemie erteilt.

Fakultät für Biologie ❚ Der Rektor hat Dr. Wolfgang Frank, Institut für Biologie II, mit Wirkung vom 1.3.2007 für die Dauer von drei Jahren zum Akade- mischen Rat ernannt.

❚ Professor Dr. Wolfgang Hess hat einen Ruf an die Ernst-Moritz- Arndt-Universität Greifswald erhalten.

❚ Kunz Foto: PD Dr. Stefan Martin, Molekulare Immunologie, wurde die Be- Prof. Gauger (rechts) im Gespräch mit Rektor Jäger zeichnung außerplanmäßiger Professor verliehen. Seit dem WS 1988/89 berichten emeritierte Mitglieder des Lehrkör- ❚ Dr. Kristian Müller, Proteinengineering, wurde mit Wirkung vom pers der Albert-Ludwigs-Universität in der Reihe „Erzählte Erfah- 1.3.2007 für die Dauer von zwei Jahren zum Professor als Junior- rung“ aus ihrem akademischen Leben. Im Januar 2006 hielt Profes- professor ernannt. sor Dr. Hans-Martin Gauger den Vortrag unter dem Titel „Was war da eigentlich?“. Bekannt ist Gauger als Grenzgänger zwischen Spra- ❚ Dr. Michael Schroda, Proteininteraktionen, wurde mit Wirkung chen, Kulturen, Disziplinen und Berufen. 2004 erschien sein jüng- vom 1.3.2007 für die Dauer von zwei Jahren zum Professor als Ju- stes Buch „Was wir sagen, wenn wir reden“, eine Gebrauchsanwei- niorprofessor ernannt. sung für die deutsche Sprache.

❚ Fakultät für Angewandte Wissenschaften Ehrung der Spitzensportler Professor Dr. Armin Grunwald, Institut für Mikrosystemtechnik, Im Januar 2007 ehrte die Universität Sportlerinnen und Sportler, die Technikfolgenabschätzung und Systemanalyse, hat einen Ruf an die bei den Deutschen Hochschulmeisterschaften sowie den Internatio- Universität erhalten. nalen Meisterschaften im Rampenlicht standen. Mit dem Ehrenpreis des Rektors der Universität Freiburg für den besten Spitzensportler 2006 wurde Nina Göhl, Mountainbike, ausgezeichnet, die im Jahr

22 Freiburger Uni-Magazin 2/07 Forum

Universität durch den Minister Peter Hauk MDL, Minister für Er- nährung und Ländlichen Raum, und Professor Dr. Wolfgang Jäger, Rektor der Albert-Ludwigs-Universität Freiburg, statt. Ziel der Ver- einbarung ist die Vertiefung der bereits seit langem bestehenden guten Zusammenarbeit der Universität mit dem Weinbauinstitut. Die Kooperation soll die Stärken der Einrichtungen fördern und das Spektrum der Lehre erweitern. Des Weiteren soll der Forschungs- standort Freiburg insbesondere im Bereich der Biowissenschaften gestärkt werden. Foto: Michael Spiegelhalter Foto: Die besten Sportler der Universität wurden im Januar geehrt Förderung für den wissenschaftlichen Nachwuchs Das Eliteprogramm der Landesstiftung Baden-Württemberg unter- 2006 Deutsche Meisterin im Marathon war. Der Buchgeister-Preis stützt junge Postdoktoranden, um deren Forschungsvorhaben an ei- 2006, der für besondere Leistungen im Sport verliehen wird, ging ner Hochschule des Landes weiter voranzutreiben. Die jungen Spit- an Sebastian Schlott, Ski nordisch. Er war 2006 Deutscher Hoch- zenforscher erhalten bis zu 80.000 Euro für Personal-, Sach- und In- schulmeister im Massenstart 15 Kilometer und Sprint. Das Rah- vestitionsmittel. An der Albert-Ludwigs-Universität sind fünf Post- menprogramm wurde von Studierenden der Universität und der Pä- doktoranden ausgewählt worden: Dr. Christoph Stahl, Institut für dagogischen Hochschule gestaltet. Psychologie, Thema: Wechselwirkungen zwischen Arbeitsgedächt- nis und Aufmerksamkeit; Dr. Bernd Haasdonk, Abteilung für Ange- Verbesserte Lehre wandte Mathematik, Thema: Modellreduktion zur Simulation von Das Hochschuldidaktikzentrum Baden-Württemberg (HDZ) hat das Transportprozessen und Anwendungen in Brennstoffzellen; Dr. Ziel, die Lehre an den Hochschulen zu verbessern. Nach einer fünf- Marcel Mudrich, Physikalisches Institut, Thema: Kalte Reaktionsdy- jährigen Aufbauphase haben die neun Hochschulen in Baden-Würt- namik; Dr. Marion Benz, Vorderasiatische Altertumskunde. Thema: temberg nun die Verantwortung für das HDZ übernommen. Das An- Das Prinzip zu teilen – Segregation und Konstruktion sozialer Iden- gebot der HDZ richtet sich vor allem an den wissenschaftlichen titäten am Übergang von der aneignenden zur produzierenden Wirt- Nachwuchs, aber auch Professoren können von dem Weiterbil- schaftsweise; Dr. Johannes Gescher, Institut für Biologie II, Siche- dungsangebot profitieren. Bisher erhielten 350 Teilnehmer das „Ba- rung des Grundwassers. den-Württemberg-Zertifikat“ für Hochschuldidaktik, das in drei Mo- dulen nicht nur hochschuldidaktische Grundfragen behandelt, son- Die Uni im TV dern auch praktische Themen wie die Vorbereitung einer Lehrver- „Wankende Riesen – der Überlebenskampf der Bäume“ heißt die anstaltung oder die Beratung der Studierenden beinhaltet. Vorsit- Dokumentation, die am 24.4.2007 auf ARTE ausgestrahlt wird und zender der HDZ ist Professor Dr. Karl-Reinhard Volz, Prorektor für an der Professor Dr. Heinrich Spiecker, Fakultät für Forst- und Um- Angelegenheit der Studierenden und des Studiums. Informationen weltwissenschaften, mitgewirkt hat. Ein Kamerateam des bayeri- zum HDZ: www.hochschuldidaktik-bawue.de. schen Fernsehens hat Wissenschaftler in Deutschland und Frank- reich zwei Jahre bei ihrer Suche nach den Ursachen des Waldster- Zweiter Bauabschnitt eingeweiht bens begleitet. Nach knapp zweijähriger Bauzeit wurde im September 2006 ein weiterer Bauabschnitt der Umbau- und Sanierungsmaßnahmen im Innovationswettbewerb zur Förderung der Medizintechnik ehemaligen Herder-Gebäude an der Habsburgerstraße fertig gestellt. Wissenschaftler der AZUR SPACE Solar Power GmbH wollen in Zu- Mit dem Umbau wurde mit zeitgemäßer Ausstattung und fort- sammenarbeit mit PD Dr. Michael Fiederle, Freiburger Materialfor- schrittlicher Technik eine gelungene Synthese zwischen Alt und schungszentrum, und Dr. Michael Mix, Radiologische Universitäts- Neu erreicht. klinik Freiburg, einen hochsensitiven digitalen Detektor für Rönt- gengeräte entwickeln, der es erlaubt, hochaufgelöste Bilder in der Kooperationsvereinbarung unterzeichnet Dentalmedizin und Mammographie einzusetzen. Das Projekt ist ei- Im Januar 2007 fand in den Räumen des Staatlichen Weinbauinsti- nes der Gewinner des Innovationswettbewerbs zur Förderung der tuts Freiburg die feierliche Unterzeichnung einer Kooperationsver- Medizintechnik 2006 und wird vom Bundesministerium für Bildung einbarung zwischen dem Weinbauinstitut und der Albert-Ludwigs- und Foschung (BMBF) mit 1,3 Millionen Euro gefördert.

Ausstellung im Colombischlössle noch bis zum 3. Juni Nachdem Studierende der Vorderasiatischen Altertumskunde be- reits im letzten Jahr eine der Vitrinen des Seminars mit originalen Fundstücken aus Ba’ja und der steinzeitlichen Nachbarsiedlung Ba- sta einrichten durften, hat ex oriente e.V. die Fotoausstellung über die Ausgrabungen in Ba’ja nach Freiburg ausgeliehen. In Koopera- tion mit dem Archäologischen Museum wird das Institut für Vorder- asiatische Altertumskunde die Ausstellung im Colomibschlössle noch bis zum 3. Juni 2007 zeigen. Zu folgenden Zeiten ist das Ar- chäologische Museum im Colombischlössle geöffnet: Di–So, 10–17 Uhr. Foto: Kunz Foto: Die Runde der Unterzeichner (von links): Professor Dr. Ralf Reski, Dekan der Fa- kultät für Biologie, Professor Dr. Wolfgang Jäger, Peter Hauk, Dr. Rolf Steiner, Di- rektor des Staatlichen Weinbauinstituts

Freiburger Uni-Magazin 2/07 23 Forum

25 Jahre Ethikkommission Die Ethikkommission feierte 2006 ihr 25-jähriges Bestehen im Rah- men eines Kolloquiums. „Selbstkontrolle der Wissenschaft in der medizinischen Forschung – Erfahrungen und Perspektiven aus 25 Jahren Ethikrat“ heißt die Schriftenreihe mit den Vorträgen des Kol- loquiums, welche ergänzt wurden durch allgemein interessierende Ergänzungen zur Entwicklung und Arbeitsweise der Ethikkommis- sion in Deutschland. Das Heft ist in der Ethikkommission erhältlich.

Akkordeonspieler konzertieren für krebskranke Patienten Am 22. April 2007 um 11.00 Uhr im Historischen Kaufhaus in Frei- burg, findet unter der Leitung des Dirigenten Jürgen Ehret, mehrfa- cher Preisträger bei Wettbewerben für Akkordeonsolisten, ein Be- nefizkonzert des Ersten Freiburger Akkordeon-Clubs statt. Der Erlös Britta Hüning Foto: geht an das Tumorzentrum Ludwig Heilmeyer CCCF. Zu hören sind Werke von Dvorak, Rossini, Würthner und Kneip. Karten gibt es Starthilfe für die berufliche Zukunft für10 Euro zuzüglich ermäßigter Vorverkaufsgebühr beim BZ-Kar- Sich stressfrei mit der Jobsuche aus- tenservice, Tageskasse zu 12,50 Euro. Kartenbestellung auch unter einanderzusetzen, nützliche Kontakte www.tumorzentrum-freiburg.de. im persönlichen Gespräch mit Perso- nalverantwortlichen knüpfen und Ant- Erweiterung des Forschungsverbundes worten auf die zahlreichen Fragen zum Der Forschungsverbund „Archäologie und Geschichte des ersten Thema Bewerbung oder Praktikum im Ausland bekommen – diese Jahrtausends in Südwestdeutschland“, der in zwei Schriftenreihen Möglichkeit bietet die Firmenkontaktmesse Heads & Hands am 5. die Ergebnisse seiner Forschungen vorlegt, hat jetzt nach 20 Jahren Mai 2007 von 11.00–16.30 Uhr in der Mensa Rempartstraße. Die seinen Forschungsverbund wesentlich erweitert, um jüngere For- Veranstalter – das Career Center der Albert-Ludwigs-Universität scher zu beteiligen und um die Forschungsvorhaben auf eine brei- Freiburg und das Studentenwerk Freiburg – möchten Studierenden tere Basis zu stellen. Dazu gehören nun Dr. Gabriele Seitz, Prof. Dr. im Hauptstudium und Absolventinnen und Absolventen der Hoch- Hans Ulrich Nuber, beide Provinzialrömische Archäologie, Prof. Dr. schulregion im Dreiländereck eine Starthilfe in die berufliche Zu- Sebastian Brather und Prof. Dr. Heiko Steuer, beide Frühgeschichtli- kunft geben. che Archäologie und Archäologie des Mittelalters, Prof. Dr. Dieter Ausführliche Informationen zu den Unternehmen und zum zweitä- Geuenich, Mittelalterliche Geschichte, Prof. Dr. Christoph Huth, Ur- gigen Rahmenprogramm unter www.headsandhands.de. geschichtliche Archäologie, Dr. Heinz Krieg und Prof. Dr. Thomas Zotz, beide Mittelalterliche Landesgeschichte. Erste binationale Promotion an der Albert-Ludwigs-Universität und der Universität „Alexandru Ioan Cuza“ in Iasi „Die Liegende“ geht auf Reisen Am 2. März 2007 fand an der rumänischen Partneruniversität „Ale- xandru Ioan Cuza“ der Albert-Ludwigs-Universität Freiburg in Iasi erstmals die Disputation einer Dissertation statt, die im Cotutelle- Verfahren, einem binationalen Promotionsverfahren, mit der Uni- versität Freiburg erstellt wurde. Unter der gemeinsamen Betreuung von Prof. Alexander Calinescu, Philologische Fakultät der Univer- sität Iasi, und Prof. Joseph Jurt vom Romanischen Seminar der Uni- versität Freiburg hat Claudia E. Dinu eine Dissertation zu dem fran- zösischen Schriftsteller Georges Bernanos erstellt. Die Arbeit trägt den Titel: „Georges Bernanos: vocation sacerdotale et vocation d’é- crivain“, „Georges Bernanos: Berufung zum Priester und Berufung zum Schriftsteller“.

Mitarbeiter-Kinder-Tag an der Universität Freiburg Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter der Albert-Ludwigs-Universität erhalten am Donnerstag, den 26. April 2007, Gelegenheit, ihre Kin- Die Henry-Moore-Skulptur „Die Liegende“ („Reclining Figure“) der der einen Tag lang mit an den Arbeitsplatz zu nehmen. Mit dem so- Universität Freiburg hat sich am 8. März 2007 auf eine Reise nach genannten MiKi-Tag, dem Mitarbeiter-Kinder-Tag, können Töchter England und Frankreich begeben. Der britische Bildhauer Henry und Söhne viele verschiedene Berufsmöglichkeiten kennen lernen Spencer Moore (1898–1986) schuf diese Skulptur 1953/54. Bisher und den Arbeitsalltag erleben. Gleichzeitig werfen sie einen Blick stand sie vor dem Kollegiengebäude II am Werthmannplatz, wo sie darauf, was die Erwachsenen tagsüber so treiben. Außerdem soll im März 2008 auch wieder hin zurückkehren wird. Bis dahin hat dieser Tag allen Mitarbeitern einen neuen Blickwinkel und mehr die Universität sie als Leihgabe an zwei Museen verschickt: In der Verständnis für die Kollegen ermöglichen: Sie sind nicht nur Ar- Zeit vom 2. April bis 23. September 2007 steht die Skulptur in der beitskollegen, sondern auch Eltern mit Sorgen und Nöten. Henry Moore Foundation in Much Hadham, England, bevor sie dann vom 17. Oktober bis 28. Februar 2008 im Musée Bourdelle in Paris zu sehen sein wird.

24 Freiburger Uni-Magazin 2/07 Forum

Innovationspreis 2006 Freiburger wissenschaftliche Arbeit, Dissertation, Habilitation oder Gleich zwei Unternehmen, die in enger Verbindung zur Albert- Lud- sonstige Publikation mit immobilienwirtschaftlichem Bezug verge- wigs-Universität Freiburg stehen, konnten sich über den Innova- ben und ist mit 2.500 Euro dotiert. Am 20. März 2007 wurden die tionspreis 2006 freuen. Diesen Preis stiften seit 1991 alle zwei Jah- Vereinbarungen zu diesem Preis auf einem Empfang im Rektorat in re die Technologiestiftung BioMed Freiburg und Sparkasse Frei- Anwesenheit von Rektor Wolfgang Jäger, Peter Graf, Geschäftsfüh- burg-Nördlicher Breisgau. Drei Unternehmen aus der Region wer- rer der DIA und Sponsor des DIA-Förderpreises, Professor Dr. Dr. den für ihre herausragenden Neuerungen ausgezeichnet. Den Ers- h.c. Hansjörg Just, Preisbeauftragter des Rektors, Professor Dr. Tho- ten Preis, dotiert mit 4.000 Euro, erhielt Pfaff GmbH System Inno- mas Gehrig, Prodekan der Wirtschafts- und Verhaltenswissen- vation Spritzgießtechnik aus Waldkirch. Das Unternehmen hat ei- schaftlichen Fakultät, sowie Prof. Dr. Heinz Rehkugler unterzeich- nen Stift aus Formgedächtnis-Kunststoff zur Wurzelkanalfüllung net. von Zähnen entwickelt, durch den eine verbesserte Passfähigkeit im Wurzelkanal erreicht wird. Dadurch wird eine Bakterienpenetration MensaBar ausgeschlossen und es entsteht ein verminderter Behandlungsauf- Infos zu Veranstaltungen in der Mensabar unter www.mensabar.de wand. Diese Entwicklung fand in enger Zusammenarbeit mit der Zahnklinik der Uniklinik Freiburg statt. Der zweite Preis, dotiert mit 3. Tschechische Kulturtage 2.500 Euro, ging an das Freiburger BlickZentrum für die Innovation Am 9. Mai 2007 beginnen in Freiburg und Region die 3. Tschechi- „Diagnostik und Therapie von Wahrnehmungs- und Blickfunktions- schen Kulturtage. An den insgesamt 19 Veranstaltungstagen finden störungen bei Lernproblemen“. Das BlickLabor ist eine Non-profit- über 31 Einzelveranstaltungen verschiedenster kultureller Genres Einrichtung der Universität Freiburg, die zum Ziel hat, die Ergeb- statt. Im Programm finden sich Angebote aus Film, Literatur, Musik nisse der Grundlagenforschung praktisch anzuwenden. Bei Kindern sowie Ausstellungen, Diskussionen und Vorträge. Jede Veranstal- können Probleme bei der Sinnesverarbeitung im Gehirn auftreten. tung soll der Vertiefung der bestehenden Beziehungen und der Diese Defizite können durch Training behoben werden, welches Knüpfung neuer Kontakte zwischen Tschechien und Deutschland vom BlickZentrum unterstützt wird. Der Innovationspreis wurde am dienen. Ein besonderer Leckerbissen für Literaturfreunde ver- 6.März 2007 in den Räumen der Sparkasse Freiburg-Nördlicher spricht die am 12. Mai stattfindende „Prager Nacht“. Von 19.30 Uhr Breisgau durch Thea Siegenführ, Vorstand von BioMed, Oberbürger- bis 23.30 Uhr gibt es an sieben bis zehn ungewöhnlichen Orten der meister Dieter Salomon und Sparkassenchef Horst Kary überreicht. Stadt kurze szenische Lesungen aus tschechischer Literatur. Auch

Mit dem Studium generale ins Sommersemester Am 4. April 2007 ist das neue Programm des Studium generale er- schienen. Besonderes Highlight ist der internationale Kongress „Dichtung und Musik“, welcher vom 4. bis 5. Mai als Teil des Uni- Jubiläums stattfindet. Krönender Abschluss des Kongresses ist ein Liederabend mit Ildikó Raimondi, der führenden Sopranistin der Wiener Staatsoper. Einen weiteren Höhepunkt bietet das Collo- quium politicum, welches den zweiten Teil seiner Vortragsreihe

zum politischen Denken in außereuropäischen Kulturen mit Refe- Buhl Foto: renten aus Indien, Thailand und China veranstaltet. Neben diesen Feierten gemeinsam das 50-jährige Bestehen: Rektor Professor Dr. Wolfgang Jäger und vielen weiteren Veranstaltungen hat das Studium generale auch (Mitte), Kanzler Wolf-Eckhard Wormser, Kanzler, sowie die Mitglieder des Perso- in diesem Semester wieder über 100 Kurse im Angebot. nalrats

Albert-Ludwigs-Universität unterzeichnet den Vertrag zur Verga- kulinarisch wird Tschechien in Freiburg präsent sein: Zu einer be des „DIA-Förderpreises“ tschechischen Woche lädt die Mensa I der Freiburger Universität ein. Mehr Infos zu den Veranstaltungen gibt es unter www.tsche- chische-kulturtage.de.

50 Jahre Personalrat an der Albert-Ludwigs-Universität Freiburg Am 20. März 2007 feierten aktive und ehemalige Mitglieder des Personalrats gemeinsam mit dem Rektor der Universität, Professor Foto: Buhl Foto: Dr. Wolfgang Jäger, die Gründung des Personalrats am 20. März 1957 und blickten auf erfolgreiche Interessenvertretung und Ein- satz für gerechtere Arbeitsbedingungen an der Universität zurück. Viel Einsatz war notwendig, um den Personalrat zu einem Gremium zu machen, das heute in alle wichtigen Angelegenheiten der Perso- nalentscheidungen mit einbezogen wird. Der Personalrat kann zahl- Runde der Unterzeichner (von links): Prof. Thomas Gehring, Peter Graf, Prof. Jäger, reiche Erfolge nachweisen: Die Einrichtung der Abteilung Sicher- Prof. Just, Prof. Rehkugler heit, des betriebsärztlichen Dienstes, der Suchtkontaktselle und der Psychosozialen Beratungsstelle gehen auf das Engagement des Per- sonalrats zurück. Hauptaufgabe des Personalrats ist jedoch, die Zur Förderung der immobilienwirtschaftlichen Forschung an der Interessen der Beschäftigten zu vertreten. Weitere Informationen Albert-Ludwigs-Universität stiftet die Deutsche Immobilien-Akade- unter www.personalrat.uni-freiburg.de mie (DIA) seit 2006 an der Universität Freiburg den DIA-Förder- preis. Der DIA-Förderpreis wird jährlich für eine herausragende

Freiburger Uni-Magazin 2/07 25 Forum

Stadt hebt Universität aufs Schild „Deutschland-Bilder“ ausländischer Studierender Auch in diesem Jahr konnte das International Office im Rahmen des DAAD-Winterkurses vom 2. Januar bis 16. Februar 2007 35 Sprach- kurs-Stipendiaten in Freiburg begrüßen. Vor dem Hintergrund der EU-Ratspräsidentschaft Deutschlands förderte der Deutsche Akade- mische Austauschdienst (DAAD) zudem ein Filmprojekt. Der Film „Deutschland-Bilder“ wurde in Zusammenarbeit mit Uni.tv im new- mediaCenter der Universitätsbibliothek Freiburg erstellt und schil- dert eindrucksvoll den Wandel des Deutschlandbilds der Stipendia- ten im Laufe ihres 6-wöchigen Aufenthalts.

Albert-Ludwigs-Universität unterzeichnet den Vertrag des „MTZ- Förderpreises“

Präsentierten die neuen Ortsschilder: Oberbürgermeister Dr. Dieter Salomon und Foto: Buhl Foto: Rektor Professor Dr. Wolfgang Jäger

Am 26. März 2007 präsentierten der Rektor der Albert-Ludwigs- Universität, Professor Dr. Wolfgang Jäger, und der Oberbürgermei- ster der Stadt Freiburg, Dr. Dieter Salomon, ein ausgefallenes Ge- burtstagsgeschenk der Stadt an die Universität: Neue Ortsschilder Kunz Foto: Professor Dr. Wolfgang Jäger mit Monika und Thomas Zimmermann (von links) mit der Aufschrift „Universitätsstadt Freiburg“. Die Idee entstand während der gemeinsamen Bewerbung um die „Stadt der Wissen- schaft“ und dokumentiert die enge Verbindung zwischen Stadt und Zur Förderung des wissenschaftlichen Nachwuchses an der Medizi- Universität. Die 500 Euro teuren Schilder werden zunächst nur an nischen Fakultät der Albert-Ludwigs-Universität haben die Eheleute den vier Monika und Thomas Zimmermann (MTZ-Stiftung) aus Erkrath den Hauptzufahrtsstraßen aufgestellt. Nach und nach soll dann auf allen MTZ-Förderpreis gestiftet. Der Preis wird jährlich für eine heraus- 35 Ortsschildern die Universitätsstadt Freiburg stehen. ragende Freiburger wissenschaftliche Arbeit oder Dissertation auf dem Gebiet der Ethik vergeben und ist mit mindestens 2.500 Euro British Muslims in der Schwarzwaldmetropole: Das Projekt Com- bis maximal 5.000 Euro dotiert. Am 13. März wurden die Vereinba- mon Ground rungen zu diesem Preis von Monika und Thomas Zimmermann und Am 16. Februar wurde die Ausstellung Common Ground: Britisch- Rektor Professor Dr. Wolfgang Jäger unterzeichnet. muslimische Identitäten. Fotografische Aspekte mit dem anglisti- schen Symposium Multi-Ethnic Britain 2000+ in der UB eröffnet. 50 Jahre Geologenarchiv Die Ausstellung Common Ground entstand im Auftrag des British Professor Max Pfannenstiel gründete 1956 auf Anregung der Geolo- Council und dokumentiert auf über 150 Fotografien die Vielfalt gischen Vereinigung das Geologenarchiv in Freiburg. Inzwischen ist muslimischen Lebens in Großbritannien. Im Rahmen der Ausstel- es als Teil der Historischen Sammlungen der Universitätsbibliothek lung bot das Zentrum für Schlüsselqualifikationen einen Kurs unter Freiburg auf einen Bestand von über 100 000 Dokumenten ange- Leitung von Ulrike Pirker, Englisches Seminar, an, in dem Studie- wachsen. Es handelt sich dabei vor allem um Briefe, Manuskripte, rende verschiedener Fachrichtungen in das Projekt eingebunden Photographien, Feldbücher und biographische Drucksachen, die für wurden. Sie verfassten Begleittexte zu den einzelnen Künstlern und die Geschichte der geologischen Wissenschaften einen unschätzba- konzipierten Führungen durch die Ausstellung. ren Wert besitzen.

26 Freiburger Uni-Magazin 2/07 MenschenInhalt

Spanische Sonne in Freiburg sehr gut für mein Deutsch. Ich bringe sozu- sagen das Essen und werde dafür auf Deutsch unterrichtet. Ich mache es nicht Erasmus-Studentin mit Engagement aus religiösen Gründen oder so, sondern einfach, weil es mir Spaß macht. Ich erfahre Marta Bescansa Rodriguez ist Erasmus-Studentin an der Albert-Ludwigs-Universität. dadurch auch sehr viel über die Kultur des Samstags arbeitet die 20-jährige, die in der Studentensiedlung am Seepark lebt, unent- Landes. geltlich im Dreikönigshaus mit, einem Essenstreff für Freiburger Obdachlose, Arbeits- lose, mittellose und alte Menschen. Wie es ihr in Freiburg gefällt und wieso sie sich eh- Uni-Magazin: Was haben Sie im Dreikö- renamtlich engagiert wollte das Uni-Magazin von der spanischen Studentin wissen, für nigshaus erfahren? die ihr Engagement so selbstverständlich ist wie das Radfahren in Freiburg. Marta Rodriguez: Viele Menschen kommen hin, weil sie nicht alleine zu Hause sein Uni-Magazin: Sie sind Erasmus-Studentin möchten, nicht nur weil sie wenig Geld ha- an der Universität Freiburg. An welcher Uni ben. Die Menschen möchten sich unterhal- in Spanien studieren sie? ten. Die fehlende Kommunikation ist ein Marta Rodriguez: Ich habe zunächst ein großes Problem in unserer Gesellschaft. Jahr in Barcelona studiert, danach bin ich Viele Menschen sind einsam. In Spanien an die Universität in Salamanca gegangen. genauso wie in Deutschland. Ich unterhalte Dort bin ich auch jetzt eingeschrieben. In mich sehr gerne und bringe mich damit in Spanien ist das Studium nicht in Semester die Kultur ein. Die Obdachlosenküche ist eingeteilt, sondern in Jahre. Ich studiere So- wie ein großes Wohnzimmer, eine Art Sozi- ziologie im dritten Jahr. almensa wo der Austausch im Vordergrund steht. Ich bin sehr glücklich diese Erfah- Uni-Magazin: Wieso haben Sie sich für ei- Erasmus-Studentin Marta Bescansa Rodriguez enga- rung zu machen. nen Erasmus-Austausch und für Freiburg giert sich in Freiburg entschieden? Uni-Magazin: Gibt es etwas was Ihnen in Marta Rodriguez: Für mich war der Aus- gen Büchern nach. Außerdem helfen mir Freiburg oder der Universität nicht gefällt? landsaufenthalt eine persönliche Herausfor- meine Kommilitonen und bieten mir Unter- Marta Rodriguez: Als ich mit 15 den derung. Ich sprach kein Deutsch, obwohl stützung an, zum Beispiel bei Hausarbei- Sprachkurs in Freiburg besuchte, fand ich ich vor fünf Jahren einen Sommersprach- ten. Diese auf Deutsch zu schreiben wird es super, dass es in Deutschland keine Stu- kurs in Freiburg gemacht hatte. Durch den nicht so einfach werden. diengebühren gab. Ich habe einige Freun- Sprachkurs kannte ich die Stadt. Es gefällt dinnen, die die Gebühren, die das Studien- mir, dass alle Leute in Freiburg mit dem Uni-Magazin: Sie arbeiten ehrenamtlich im jahr in Spanien kostet, nicht bezahlen konn- Fahrrad unterwegs sind und dass die Stadt Dreikönigshaus. Wie kamen Sie dazu? ten. Ich rief sie an und sagte: Hey, ihr könnt so grün ist. Grün im Sinne auch einer nach- Marta Rodriguez: Seit ich 16 Jahre alt bin in Deutschland studieren. Jetzt kostet das haltigen Entwicklung. arbeite ich immer wieder für soziale Pro- Studienjahr in Deutschland mehr als in jekte. Ich habe mit alten Menschen gearbei- Spanien. Uni-Magazin: Was unterscheidet das Stu- tet und mit jungen Migrantinnen. In Frei- dium in Freiburg von Ihrem Studium in Sa- burg wollte ich etwas tun und fragte Ulrich Uni-Magazin: Was sind Ihre Pläne für die lamanca? Eckelt vom International Office ob er wüss- Zukunft? Marta Rodriguez: Eine ganze Menge. In te, wo jemand gesucht ist. Er vermittelte mir Marta Rodriguez: Das Erasmus-Programm meinem Fach wird in Salamanca vor allem die Mitarbeit beim Essenstreff. Es gefällt dauert noch drei Monate. Ich möchte den viel Wert darauf gelegt, Texte auswendig zu mir dort sehr gut. Ich bringe den Leuten das Austausch gerne verlängern und in Frei- lernen. Hier gibt es mehr Diskussionen in Essen und wische die Tische ab. Aber am burg weiterstudieren. Es gefällt mir so gut, den Vorlesungen und der Praxisbezug ist liebsten unterhalte ich mich mit den Men- dass ich mir im Moment nicht vorstellen viel größer. Was ich in den Vorlesungen schen. Wir diskutieren dann über Bücher, kann, zurück nach Salamanca zu gehen. nicht verstehe, lese ich in englischsprachi- Reisen und was sich sonst ergibt. Das ist SC

Freiburger Uni-Magazin 2/07 27 Service

Auszubildende an der Universität Freiburg

Die Universität ist ein Ausbildungsbetrieb – daran besteht kein Zweifel. In erster Linie assoziiert man die Alma Mater jedoch mit den rund 22.000 Studierenden, die an der Universität ausgebildet werden. Aber zwischen all den Professoren, Studierenden und Mitarbeitern aus der Verwaltung, die an der Universität lernen und arbeiten, gibt es auch eine beträchtliche Anzahl an Auszubildenden „im klassischen Sinn“.

die Theorie, aber die Handhabung ist natürlich in vielen Teilen an- ders. Was die Praxis angeht, ist der Botanische Garten auf jeden Fall klasse und die Zierpflanzenzucht ist sehr interessant. Mich interes- siert sehr, in was für Nischen sich die Pflanzen gesetzt haben, wie sie sich angepasst haben Uni-Magazin: Was machen Sie am liebsten? Sascha Fischer, 23 Jahre alt, hat eine dreieinhalbjäh- Tillmann Lohff: Stecklinge schnei- rige Ausbildung zum Feinwerkmechaniker in der Che- den, aussäen, Pflanzenvermeh- mieverwaltung, Universität Freiburg, abgeschlossen rung – eigentlich alles. Wir gestal- ten gerade das Tropenhaus um, machen neue Bepflanzungen, ge- Uni-Magazin: Sie haben gerade Ihre Aus- stalten ganze Bereiche komplett bildung zum Feinwerkmechaniker hier in neu. Die Arbeit hier im Botani- der Chemieverwaltung abgeschlossen. schen Garten ist wirklich sehr ab- Wie sind Sie darauf gekommen, eine Aus- wechslungsreich. Hier kommen öf- bildung zum Feinwerkmechaniker zu ma- ters Studenten vorbei, die an Pro- chen? jekten arbeiten. Mit denen unter- Sascha Fischer: Ich habe schon immer ger- halte ich mich dann auch, und es ne handwerkliche Sachen gemacht, und ergeben sich viele interessante Ge- durch das Arbeitsamt habe ich erfahren, Tillmann Lohff, 24 Jahre alt, macht eine dreijährige Ausbildung spräche. Durch die Gespräche mit dass es den Beruf „Feinwerkmechaniker“ zum Gärtner, Bereich Zierpflanzenzucht, im Botanischen Garten der Universität Freiburg den Studenten lernt man viel dazu. gibt. Ich habe dann mehrere Praktika ge- Uni-Magazin: Wie sehen Sie sich macht und der Beruf hat mir sofort gefallen. im Vergleich zu anderen Azubis, Meine Schulnoten waren nicht so gut, daher Uni-Magazin: Wie sind Sie darauf gekom- die Sie von der Berufsschule kennen? habe ich versucht über ein Praktikum hier men, sich bei der Universität Freiburg zu Tillmann Lohff: Da bin ich mit meiner Aus- an der Uni an eine Stelle zu kommen. Prak- bewerben? bildung schon privilegiert. Hier im Botani- tika sind die beste Möglichkeit sich zu be- Tillmann Lohff: Das ist über ein paar Eck- schen Garten gibt es bis zu 6.000 verschie- weisen und sich vorzustellen – ich finde, en gelaufen. Nach dem Zivildienst habe ich dene Pflanzenarten, in anderen Ausbil- Noten sagen nicht immer so viel aus. erst überlegt Biologie zu studieren. Das war dungsbetrieben gibt es oftmals 3 bis 4 Ar- Uni-Magazin: War die Ausbildung das, mir aber zu theoretisch. Ich habe dann ein ten, und dann aber ganze Hallen voll. Hier was Sie sich vorgestellt hatten? Praktikum in einer Gärtnerei in Badenwei- im Botanischen Garten habe ich die Zeit, et- Sascha Fischer: Auf jeden Fall. In der In- ler gemacht und habe erfahren, dass im Bo- was zu lernen. Die Arbeitsatmosphäre ist dustrie müssen auch mal innerhalb von ei- tanischen Garten ein Ausbildungsplatz frei einfach super, und mit meiner Chefin und ner Woche 1.000 Teile fertiggestellt werden, wird, und mein Chef in Badenweiler hat den Kollegen komme ich prima aus. und die Azubis müssen Überstunden ma- mich weiterempfohlen. Dann hatte ich ein Uni-Magazin: Was möchten Sie nach Ihrer chen. Bei uns ist so etwas in der Regel nicht Vorstellungsgespräch und habe dann ein Ausbildung machen? der Fall. Ich denke, das ist der Hauptunter- zweiwöchiges Praktikum gemacht. Ja, und Tillmann Lohff: Ich habe mehrere Pläne. schied zwischen Uni und Industrie. Wir ma- dann bin ich hier genommen worden. Ich würde gerne zwei Jahre in Neuseeland chen öfters Einzelaufträge oder Sonderan- Uni-Magazin: Sie sind jetzt im zweiten arbeiten und Auslandserfahrung sammeln. fertigungen. Oder wir müssen etwas für Jahr Ihrer Ausbildung. Entspricht die Vielleicht werde ich danach noch studieren. Professoren bauen, die für ihre Versuche et- Ausbildung Ihren Vorstellungen? Garten- oder Landschaftsarchitektur. Auf je- was erfunden haben. Und das macht schon Tillmann Lohff: Alles in allem schon. Ich den Fall möchte ich gestalterisch tätig sein. riesig Spaß, wenn man so etwas machen verbinde gerne das Theoretische mit dem Gartendesign würde mich auch interessie- kann. Praktischen. Das lässt sich hier zwar nicht ren. Mal schauen. Uni-Magazin: Was hat Ihnen gar nicht ge- immer miteinander vereinbaren. Man lernt fallen?

28 Freiburger Uni-Magazin 2/07 Service

Sascha Fischer: Ich bin vollstens mit mei- Über die Ausbildungsbörse auf der Uni-Ho- den Beruf leichter schafft. Die Uni über- ner Ausbildung zufrieden. Wir haben als mepage bin ich dann an den Ausbildungs- nimmt ja keine Auszubildenden. Azubis hier die Möglichkeit verschiedene platz zur Feinwerkmechanikerin gekom- Kathrin Rudmann: Ich denke, dass die Uni Maschinen und Werkstätten kennen zu ler- men. mehr darauf achtet, dass die Azubis was ler- nen, die andere Firmen gar nicht ha- Kathrin Rudmann: Ich wollte etwas Hand- nen. In der Industrie muss man dann auch ben. Es gibt einen Ausbildungsplan werkliches machen, das körperlich nicht zu Überstunden machen. und der Ausbilder macht sich Gedan- anstrengend ist. Nach einem Praktikum im Uni-Magazin: Sie engagieren sich beide in ken, wie er dem Azubi was in wel- Chemiehochhaus habe ich mich dann für der JAV. Was gefällt Ihnen daran? chem Rhythmus beibringt. die Ausbildung zur Chemielaborantin be- Luisa Behrendt: Wir dürfen zum Beispiel Uni-Magazin: Sie wurden vor zwei worben. mitbestimmen, wenn neue Auszubildende Jahren zum Vorsitzenden der JAV, Uni-Magazin: Wie gefällt Ihnen die Aus- eingestellt werden. das ist die Jugend- und Auszubilden- bildung? Kathrin Rudmann: Und einer von uns denvertretung, gewählt. Was genau Luisa Behrendt: Die Ausbildung hat mir nimmt immer an den Personalratssitzun- macht die JAV? gut gefallen. Ich bediene vor allem Fräsma- gen teil. Wir haben ein Abstimmungsrecht Sascha Fischer: Die JAV hat viele schinen und Drehmaschinen und mache wenn es um Jugend- und Auszubildenden- Aufgaben: Sie küm- fragen geht. mert sich hauptsäch- Uni-Magazin: Wie geht es für lich um die Probleme Sie beide weiter nach Ihrer von Auszubildenden Ausbildung? und Jugendlichen. Man Luisa Behrendt: Weil ich in kann immer zu uns der JAV bin, hat mich die Uni kommen, wenn es Fra- jetzt für ein halbes Jahr über- gen oder Probleme gibt, die nommen. Und habe mich auf mit der Ausbildung zu tun dieselbe Stelle wie Sascha Fi- haben und wir versuchen zu scher beworben und möchte helfen. Wir haben aber zum auch gerne an der Uni blei- Beispiel auch eine Besichti- ben. gung der Physikwerkstatt or- Kathrin Rudmann: Ich bin ganisiert. Wir wollten, dass im dritten Jahr meiner Ausbil- alle Azubis einmal die Mög- dung und habe mich jetzt auf lichkeit haben, die großen eine technische Oberschule und computergesteuerten beworben, um mein Fachabi- Maschinen dort zu sehen. tur zu machen. Was ich da- Demnächst machen wir eine nach machen werde, weiß ich Betriebsbesichtigung in der Luisa Behrendt (rechts), 21 Jahre alt, hat gerade ihre Ausbildung zur Feinwerkmechanike- noch nicht. 11. Fakultät und lassen uns rin im Institut für Physikalische Chemie abgeschlossen. Kathrin Rudmann (links), 19 Jahre Daniela Högerle zeigen, was dort gemacht alt, macht eine Ausbildung zur Chemielaborantin im Institut für Makromolekularen Che- wird. mie. Uni-Magazin: Sie sind jetzt fertig mit Ihrer Ausbildung. Wie geht es für Sie weiter? Bohrungen. Es ist schon ein großes Spek- Sascha Fischer: Ich wurde zunächst für ein trum. Manchmal zwar ein bisschen stressig, Info halbes Jahr übernommen, weil ich Jugend- aber das ist schon in Ordnung. Die Ausbildungsplätze an der Univer- vertreter bin. Das ist gesetzlich so geregelt. Kathrin Rudmann: Hier in der Makro ma- sität Freiburg werden von den einzelnen Dadurch habe ich die Chance, noch ein biss- chen wir vor allem Kunststoffe, also eher Instituten ausgeschrieben und auf der chen mehr Berufserfahrung zu sammeln Grundlagenforschung und arbeiten weniger Homepage der Universität in der Ausbil- und kann mich noch weiter bewerben. Mo- für die Industrie. Mir gefällt nicht so sehr, dungsbörse veröffentlicht. Die Ausbil- mentan gibt es zwar eine freie Stelle, wir dass man manchmal mehrmals am Tag im- dungsgänge dauern in der Regel zwei bis sind aber zwei Jugendvertreter, die sich dar- mer wieder die gleichen Handgriffe macht. dreieinhalb Jahre und beginnen im Sep- auf bewerben. Es ist noch nicht sicher, wer Aber es ist eigentlich schon ein recht ab- tember jedes Jahres. Momentan (Ausbil- übernommen wird. Wir würden sehr gerne wechslungsreicher Job. dungsjahr 2006) gibt es 70 Auszubilden- beide hierbleiben. Uni-Magazin: Wie sehen Sie die Uni als de an der Universität Freiburg. Die Uni- Ausbildungsbetrieb? versität bildet in folgenden Ausbildungs- Luisa Behrendt: Wir haben hier nicht im- gängen aus: Chemielaborant/in, Fein- Uni-Magazin: Wie sind Sie darauf gekom- mer so tolle Geräte wie in der Industrie. werkmechaniker/in, Fachinformatiker/ men sich bei der Universität Freiburg um Aber dort müssen die Azubis richtig mitar- in, Elektromechaniker/in, Industrieme- eine Ausbildungsstelle zu bewerben? beiten und sind natürlich genauso betrof- chaniker/in, Gärtner/in, Kaufmann/ Luisa Behrendt: Ich wollte Zahntechnikerin fen, wenn ein Betrieb schließen muss. Ich Kauffrau für Bürokommunikation (bis- werden. Da gibt es zwar Ausbildungsstel- hatte einen Azubi in meiner Klasse, der her: Beamter/Beamtin mittlerer Verwal- len, aber danach findet man nur schlecht ei- musste kurz vor den Prüfungen den Betrieb tungsdienst.) nen Job. Ich habe so etwas Ähnliches ge- wechseln. Auf der anderen Seite glaube ich, http://www.uni-freiburg.de/de/aktuel- sucht, etwas das mit Technik zu tun hat. dass man in der Industrie den Einstieg in les/ausbildungsboerse.php

Freiburger Uni-Magazin 2/07 29 Wissenschaftliche Gesellschaft

Wissenschaftliche Gesellschaft Institut für Rechtsgeschichte und geschichtliche Rechtsvergleichung – das erste Spezialinstitut der Rechtswissenschaftlichen Fakultät

Die Juristische (heute: Rechtswissenschaft- Im juristischen Studium liche) Fakultät gehört zum Gründungsbe- kommen die Studenten stand der 1457 etablierten Albert-Ludwigs- mit der Rechtsgeschich- Universität, die in diesem Jahr ihr 550-jäh- te früh in Kontakt. Als riges Bestehen feiert. Im Jahr 1929 entstand Grundlagenfach begeg- als erstes Spezialinstitut der Juristischen net sie ihnen bereits im Fakultät das Institut für Rechtsgeschichte ersten Semester, viele und geschichtliche Rechtsvergleichung. Seit Studenten nehmen die seiner Gründung durch Prof. Fritz Prings- Möglichkeit wahr, am heim und Prof. Claudius Frhr. von Schwerin Ende der Vorlesung „Eu- entspricht die Organisation des Instituts ropäische und deutsche der traditionellen Untergliederung der Rechtsgeschichte“ ihren rechtshistorischen Wissenschaft in eine rö- ersten Schein zu erwer- mischrechtliche und eine deutschrechtliche ben. Wer in dieser Vor- Abteilung. lesung sein Interesse an Die Romanistische Abteilung wird seit dem der Entstehung unseres Sommersemester 2005 von Prof. Dr. Wolf- heutigen Rechts ent- gang Kaiser geleitet und befasst sich mit deckt hat, kann in den Gefragter Arbeitsplatz trotz Raumnot der antiken Rechtsgeschichte, insbesondere folgenden Semestern an dem römischen und griechischen Recht. Die Seminaren und Exege- Germanistische Abteilung unter der Lei- sen teilnehmen, die einen vertieften Ein- Die Institutsbibliothek tung von Prof. Dr. Karin Nehlsen-von Stryk blick in ausgewählte rechtsgeschichtliche widmet sich der deutschen und europäi- Themen gewähren. Mit 35.000 Bänden gehört die Instituts- schen Rechtsgeschichte mit einem Schwer- In der Kombination „Rechtsgeschichte und bibliothek zu den größten in Deutschland. punkt auf der Rechtsentwicklung im Mittel- Rechtsvergleichung“ wird die Rechtsge- Der ganz überwiegende Teil der Bände steht alter und der frühen Neuzeit. schichte jetzt auch als „Schwerpunkt“-Fach im Freihandbereich, daneben gibt es um- Die Wissenschaftliche Gesellschaft angeboten. Studenten, die diesen Schwer- fangreiche Dissertationen- und Separata- punkt wählen, legen in mehreren Seme- sammlungen. Das Institut verfügt über ei- Freiburg im Breisgau stern verschiedene Leistungsnachweise ab, nen bedeutenden Bestand an alten Drucken deren Ergebnisse in die Examensnote mit aus dem 16. und 17. Jahrhundert, der zu ist eine Körperschaft des öffentlichen einfließen; wichtiger Bestandteil der Forschungszwecken genutzt wird. Be- Rechts. Sie wurde 1911 gegründet mit Schwerpunktprüfungen ist das Erstellen ei- sonders stolz ist das Institut auf das von der Aufgabe, die wissenschaftliche For- ner Studienarbeit. dem Humanisten und berühmten Freibur- schung jeder Art an der Albert-Ludwigs- Neben den Mitgliedern des Instituts und ger Rechtsprofessor Ulrich Zasius (1461 bis Universität Freiburg zu fördern. Zur Zeit zahlreichen Gastforschern kommt insbe- 1535) reformierte Freiburger Stadtrecht in stehen pro Jahr rund 180.000 Euro an sondere den Verfassern von Studienarbei- einem Druck aus dem Jahr 1520 (der jetzt Fördermitteln zur Verfügung. ten die Bibliothek des rechtsgeschicht- digitalisiert werden soll) und eine glossier- Fördermöglichkeiten unter lichen Instituts zugute. Während der Bear- te Ausgabe des Sachsenspiegels aus dem www.uni-freiburg.de/wiss-ges beitungszeit von vier Wochen nutzen die Jahr 1528. Studenten die Bibliothek intensiv – sie Vorsitzender: stellt ihnen nicht nur einen hervorragenden Prof. Dr. Heinrich Vahrenkamp Quellen- und Literaturbestand zur Verfü- Germanistische Abteilung Tel. 0761/203-6120, Fax 0761/203-6001 gung, sondern bietet zugleich Platz zum un- [email protected] gestörten Arbeiten. Derzeit schreiben in der Für den germanistischen Teil der Bibliothek stellv. Vorsitzender: Dr. Michael Heim Bibliothek 15 Studenten ihre rechtsge- gehören die Bereiche Stadt und Stadtrecht schichtlichen Studienarbeiten, außerdem im Mittelalter zum Sammelschwerpunkt. Geschäftsstelle: Ingrid Stäheli, haben zwei Gastprofessoren aus Japan und Außerdem sorgt die Germanistische Abtei- Albertstr. 21, 79104 Freiburg Portugal das rechtsgeschichtliche Institut lung dafür, den hervorragenden mediävisti- Zeiten: Mo.–Do. 8.30–12.30 Uhr als Arbeitsplatz für ihre Forschungen ge- schen Quellen- und Literaturbestand auf Tel. 0761/203-5190, wählt. Die besondere Attraktivität der Insti- gleichem Niveau fortzuführen und die Lite- Fax 0761/203-8720 tutsbibliothek führt momentan zu ernsthaf- ratur zur Privat- und Strafrechtsgeschichte [email protected] ten Platzproblemen. der frühen Neuzeit zu komplettieren. www.uni-freiburg.de/wiss-ges

30 Freiburger Uni-Magazin 2/07 Wissenschaftliche Gesellschaft

tagsakten, die bereits in den 60er Jah- Raum entstanden ist und in den folgenden ren begonnen und in den letzten Jah- 50 Jahren weite Verbreitung fand. Der Ver- ren weitergeführt wurde, konnte vom fasser, der Landvogt von Höchstädt, Ulrich Institut mit Hilfe der Wissenschaft- Tengler, machte es sich zur Aufgabe, die lichen Gesellschaft angeschafft wer- praktisch relevanten Aussagen der genann- den. ten lateinischen Werke den ungelehrten Gemeinsam arbeiten beide Abteilun- Richtern zu vermitteln. Eine weitere am In- gen daran, den Bibliotheksbestand im stitut entstehende Dissertation befasst sich Bereich des Ius Commune zu vervoll- mit dem Stadtrecht von Freiburgs italieni- ständigen. Das Ius Commune umfasst scher Partnerstadt Padua. In den glossier- die beiden Universalrechte des mittel- ten Handschriften der Statuten von Padua alterlichen Europa: das römische aus dem 15. Jahrhundert finden sich Ver- Recht und das kanonische Recht. Das weise auf die Kommentierung des Baldus. Ius Commune bildet die Grundlage Hier ermöglicht erst das Heranziehen des der gesamten kontinentaleuropäi- nun vorhandenen Kommentars die Inter- schen Rechtsentwicklung. Dank der pretation der Statuten durch die zeitgenös- Wissenschaftlichen Gesellschaft konn- sischen Juristen und damit ihre tatsächliche ten in jüngs-ter Zeit einige bedeutende Auslegung in der Praxis nachzuvollziehen. Werke dieser Epoche angeschafft wer- den, die für aktuelle Forschungspro- Der Kommentar von Baldus zum Corpus Iu- jekte von größter Bedeutung sind. ris Civilis bietet außerdem hervorragendes Anschauungsmaterial für die rechtsge- schichtlichen Lehrveranstaltungen. An ihm Unterstützung durch die Freiburger Stadtrecht lässt sich die Arbeitsweise der mittelalter- Wissenschaftliche Gesell- lichen Rechtsgelehrten erklären. Da es sich schaft um einen Nachdruck handelt, ist er im Ins- Romanistische Abteilung titut jedermann zugänglich. Die Wissenschaftliche Gesellschaft ermög- Die Romanistische Abteilung richtet beson- lichte dem Institut auch den Erwerb des Viele Werke des Ius Commune existieren deres Augenmerk auf die Ergänzung des achtbändigen Nachdrucks der Commenta- hingegen nur noch als alte Drucke. Sie sind Bestandes früher Editionen römischer ria Omnia des berühmten Bologneser Juris- allenfalls antiquarisch erhältlich und die Rechtsquellen. So konnte mit Hilfe der Wis- ten Baldus de Ubaldis. Eine vollständige Beschaffung ist ebenso aufwendig wie kost- senschaftlichen Gesellschaft ein Nachdruck Ausgabe der Kommentare dieses mittelal- spielig. Im vergangenen Jahr ermöglichte der bahnbrechenden dreibändigen Diges- terlichen Rechtsgelehrten (1319/1327–1400) die Wissenschaftliche Gesellschaft die An- ten-Ausgabe von Gregor Haloander ange- zum Corpus Iuris Civilis fehlte bislang in al- schaffung eines solchen Druckes aus dem schafft werden, die 1529 in Nürnberg er- len Freiburger Bibliotheken. Baldus gilt als Jahre 1681, der nur noch bei einem italieni- schien. Daneben geht es um die Vervoll- einer der wichtigsten Kommentatoren des schen Antiquariat erworben werden konn- ständigung der Sammlung von Papyrus- Corpus Iuris Civilis, er wirkte maß- Editionen (vgl. die Liste im Internet: geblich an der Bearbeitung des justi- http://www.jura.uni-freiburg.de/ nianischen Rechts für die Praxis mit. institute/rgesch1/papyri.php). Diese zu- Seine Lehre war über lange Zeit maß- meist in griechischer, selten in lateinischer gebend, in Spanien wurde ihr 1449 Sprache verfassten juristischen Urkunden sogar gesetzesgleiche Autorität zuge- stammen aus einem Zeitraum, der von der sprochen. Selbstständigkeit Ägyptens unter den Ptole- Der Traktat De Pace Publica des An- mäerkönigen über die Zeit Ägyptens als rö- dreas Gail, eines deutschen Juristen mischer/byzantinischer Provinz bis zur ara- des 16. Jahrhunderts, ist derzeit bischen Eroberung reicht, also die Zeit von Gegenstand einer Untersuchung Frau etwa 300 v. Chr. bis 641 n. Chr. erfasst. Prof. Nehlsen-von Stryks zur Reichs- Beim Bestand an Papyrus-Editionen handelt acht. Als Rechtsgelehrter der frühen Neu- te. Der Tractatus de Servitutibus von Barto- es sich um die größte Sammlung von anti- zeit knüpft Andreas Gail stark an das rezi- lomeo Cipolla behandelt das Recht der ken Vertragsurkunden an einer Juristischen pierte römische Recht an und setzt sich mit Dienstbarkeiten. Das Werk war bereits zu Fakultät in Baden-Württemberg. der gelehrten Literatur Italiens auseinan- seiner Entstehungszeit und ist bis heute der. Zu seinen Hauptbezugspunkten zählt von elementarer Bedeutung, da es das justi- Besonderes Gewicht legt die Bibliothek dabei der Kommentar des Baldus. nianische Servitutenrecht besonders um- außerdem auf die Beschaffung von Quellen- Auch im Rahmen einer Dissertation, die fassend und unter Berücksichtigung der Be- editionen. Diese sind einerseits für die For- sich mit dem Laienspiegel beschäftigt, sind arbeitung durch die Bologneser Rechtsge- schung unerlässlich, andererseits oft sehr die Schriften von Baldus und anderen lehrten darstellt. Das Buch ist in bemer- speziell und zugleich recht teuer, so dass mittelalterlichen Juristen, wie Bartolomeo kenswert gutem Zustand. Um es so zu er- sie von den übrigen Freiburger Bibliothe- Cipolla, von zentraler Bedeutung. Der Lai- halten, befindet es sich geschützt in der ken nicht erworben werden. Die Sammlung enspiegel ist ein Rechtsbuch, das zu Beginn „Schatzkammer“ des Instituts, wird aber zu der besonders wichtigen Edition der Reichs- des 16. Jahrhunderts im süddeutschen Forschungszwecken zur Verfügung gestellt.

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Verband der Freunde der Universität Freiburg im Breisgau e.V.

Hier berichten wir über Seminar-Exkursionen und Projekte, die der Verband der Freunde gefördert hat. Die Bei- träge gestalten die Studierenden selbst. Den folgenden Bericht verfassten Franz Klingler, Radek Urbanek

Im Reich des Slawen-Gottes Tara

Zwölf Studentinnen und Studenten des Fa- ches Forstwissenschaft untersuchten im September 2006 den serbischen Tara-Natio- nalpark. Geleitet wurde die Exkursion von Prof. Dr. Werner Konold, Dr. Franz Höchtl und Dr. Bettina Burkart vom Institut für Landespflege der Fakultät für Forst- und Umweltwissenschaften. Eine Gruppe von serbischen Studierenden begleitete mit ih- rer Betreuerin Dr. Jelena Tomicevic (Institut für Landschaftsarchitektur und Gartenbau der Universität Belgrad) das deutsche Ex- kursionsteam. Die Republik Serbien besitzt mit einer Flä- che von 88.361 km2 und einer Einwohner- zahl von circa 7,5 Millionen eine deutlich geringere Bevölkerungsdichte als Deutsch- land. Belgrad, mit zwei Millionen Einwoh- nern größte Stadt Serbiens, ist die Haupt- Blick auf den Canyon des Flusses Drina stadt dieses noch jungen Staates, der in sei- nen heutigen Grenzen als einer der letzten aus dem ehemaligen Jugoslawien hervor- eine Fläche von 19.175 Hektar und wird von …und eine vielgestaltigte und ar- ging. Die Spuren des Bürgerkrieges sind der Schlucht des Flusses Drina begrenzt, ei- tenreiche Kulturlandschaft der noch immer präsent. Das von der NATO im nem der tiefsten Canyons der Erde. In der serbischen Bevölkerung Mai 1999 bombardierte Gebäude der chine- Höhenlage zwischen 250 m und 1500 m hat sischen Botschaft ist noch nicht wiederher- die Landschaft Mittelgebirgscharakter, die Nach dem Bürgerkrieg ist nur die serbische gestellt und fungiert somit als Mahnmal in- höchste Erhebung ist der Kozji Rid mit Bevölkerung im dünn besiedelten Gebiet mitten der Hauptstadt. 1591 m. In dem gemäßigten kontinentalen des Parks geblieben. Die Menschen leben in Klima prägen Laub- und Nadelwälder mit den wenigen, weilerartigen Siedlungen in den Baumarten Buche, Fichte und Tanne einfachen Verhältnissen und nutzen das Tara-Nationalpark: Ein Lebens- das Landschaftsbild. Der Nationalpark Land auf traditionelle Weise. So hat sich in raum für seltende Tiere… weist eine hohe Vielfalt an Pflanzen- und der Umgebung der Dörfer eine vielgestalti- Tierarten auf. Hervorzuheben ist die Omori- ge und artenreiche Kulturlandschaft erhal- Der Tara-Nationalpark befindet sich im kafichte (Picea omorica), eine endemische ten, die in ähnlicher Weise bis etwa zum westlichen Serbien an der Grenze zu Bos- Pflanzenart, die nur auf dem Balkan vor- Zweiten Weltkrieg auch in Mitteleuropa be- nien-Herzegowina in den Ausläufern des kommt und deswegen als besonders schutz- stand. Dinarischen Gebirges. Das Tara-Gebirge hat würdig einzustufen ist. Seltene und bedroh- seinen Namen nach einer slawischen Gott- te Tiere wie Braunbär, Wolf und Luchs nut- heit, die nach einem Mythos ihren Wohn- zen die abgelegene Region als Lebensraum. Untersuchung zweier Dörfer des sitz in diesem Gebiet hat. Der Park bedeckt Parks

Ziel des Praktikums war es, anhand von Er- gebnissen aus Landschaftsanalysen und so- Der Verband der Freunde der Universität Freiburg ziologischen Erhebungen verschiedene Sze- narien für das Projektgebiet zu entwickeln. ist ein gemeinnütziger Verein. Gegründet wurde er 1925 mit dem Ziel, Lehre und For- Als Untersuchungsgebiete dienten zwei schung an der Universität Freiburg zu fördern. Dies geschieht hauptsächlich durch die Dörfer, Jagostica (160 Einwohner) und finanzielle Unterstützung von Studierenden, z. B. für Exkursionen, Forschungsvorhaben Rastiste (450 Einwohner), die in der nörd- oder Examensstipendien. Daneben verwaltet er einige unselbstständige Stiftungen. lichen Peripherie des Parks liegen. Auf der Grundlage von Vegetations- und Land-

Freiburger Uni-Magazin 2/07 33 verband der Freunde

Schule in Jagostica, Info 2006 waren es nur noch drei. Eine Vorsitzender: schlechte Infrastruk- Dr. Karl V. Ullrich tur, die abgelegene La- stellv. Vorsitzender: ge und geringe Zu- Prof. Dr. Josef Honerkamp kunftsperspektiven sind die Beweggründe Weiteres Mitglied: für diese Landflucht. Prof. Dr. Hans Spada Des Weiteren zeigte Schatzmeister: sich, dass es Proble- Leit. Regierungsdir. a.D. Gerhard Florschütz me mit der Kommuni- kation zwischen den Geschäftsstelle: Petra Hug Gemeinden und der Publikationen: Bärbel Mielke M.A. Verwaltung des Natio- Haus „Zur Lieben Hand“ nalparks gibt, auf bei- Löwenstr. 16 • D-79098 Freiburg Studenten im Gespräch mit den Bewohnern des Dorfes den Seiten herrscht zum Teil tiefes Miss- Geschäftszeiten: trauen. Ein mangel- dienstags und mittwochs 14–17 Uhr schaftsstrukturkartierungen wurde der na- haftes Parkmanagement und fehlende Initi- Tel. 203-4406, Fax 203-4414 turschutzfachliche Wert des Gebietes be- ativen auf Seiten der lokalen Bevölkerung E-Mail: [email protected] stimmt. Nach dieser Bestandeserhebung stehen einer positiven Entwicklung der bei- Weitere Informationen: stand das Kennenlernen der Lebensrealität den Dörfer im Wege. www.freunde.uni-freiburg.de der Menschen im Nationalpark an. Halb- Bankverbindung: Volksbank Freiburg strukturierte Interviews mit Dorfbewohnern BLZ: 680 900 00, Kto.Nr.: 125 34 000 brachten interessante Tatsachen zu Tage. Ideen für die weitere Entwicklung der Dörfer

Waldwirtschaft, Feldbau, Vieh- Auf der Basis der Ergebnisse der Situa- Das Praktikum gab den deutschen Studen- wirtschaft zum Erwerb des Le- tionsanalyse entwickelten die Studenten ten die Gelegenheit, sich mit dem realen Le- bensunterhalts Szenarien für Jagostica und Rastiste, die in ben im südosteuropäischen Raum ausein- einer abschließenden Präsentation interes- anderzusetzen. Einen wesentlichen Beitrag Den Hauptteil ihres Lebensunterhalts be- sierten Dorfbewohnern und Parkmitarbei- zum Gelingen dieses interkulturellen Stu- streiten die Menschen in den beiden Dör- tern vorgestellt wurden. Breit war das Spek- dienprojektes lieferte die serbische Studie- fern aus der Waldwirtschaft, dazu kommen Feldbau, Viehwirtschaft und die Nutzung von Streuobstwiesen. Typische regionale Produkte, die die Exkursionsteilnehmer auch selbst kosten durften, sind Sliwowitz (Pflaumenschnaps), Sladko (in Honig einge- legte Früchte) und salzige Milchprodukte. Der Großteil der Einwohner ist älter als 50 Jahre, die meisten Jugendlichen und jünge- ren Menschen sind in Städte abgewandert. In den 50er Jahren besuchten 73 Kinder die Terminhinweis

Am 10.05.2007 findet um 18 Uhr s.t. im Kollegiengebäude I, Hörsaal 1010 die jährliche Mitgliederversammlung des Verbandes der Freunde statt. Zum 550-jährigen Universitätsjubiläum werden vier berühmte Wissenschaftler Gruppenfoto der Exkursionsteilnehmer mit serbischen Folkloretänzern der Freiburger Universität und ihre Be- deutung für die jetzige Zeit von Profes- trum der Vorschläge für eine zukünftige rendengruppe mit ihrer außerordentlichen soren der Universität vorgestellt. Im An- Entwicklung des Gebietes. Unter anderem Freundlichkeit und Offenheit. Die Ur- schluss daran berichten drei StudentIn- wird es in den kommenden Jahren darauf sprünglichkeit und Schönheit der Land- nen über ihre wissenschaftlichen Arbei- ankommen, lokale Produkte besser zu ver- schaft und die Gastfreundlichkeit der Men- ten, die vom Verband gefördert worden markten, eine touristische Infrastruktur zu schen machen den Tara-Nationalpark zu ei- sind. Der Verband lädt alle Mitglieder schaffen und die Kooperation zwischen nem sehr lohnenswerten Reiseziel. und Interessierte herzlich ein. Parkverwaltung und lokaler Bevölkerung zu stärken.

34 Freiburger Uni-Magazin 2/07

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Begrüssung des Rektors zum Eröffnungskonzert des Universitätsjubiläums 2007

Mit Brahms Akademischer Festouvertüre und der berühmten Frühlingssinfonie von Robert Schumann eröffnete das Akademische Orchester der Albert-Ludwigs-Universität das Universitätsjubiläum 2007. Der Rektor der Universität, Professor Dr. Wolfgang Jäger, ging in seiner Begrüßungsrede, die wir als Auszug wiedergeben, auf die Aufbruchsstimmung ein, die im Jubiläumsprogramm zum

Eröffnungskonzert des Akademischen Orchesters im Audimax

„Meine sehr geehrten Damen und Herren, mit dem heutigen Dabei will ich bestehende Meinungsunterschiede zwischen AStA Konzert beginnt anlässlich unseres Jubiläums ein Reigen von und Rektorat in der Hochschulpolitik nicht verhehlen. Auch das Veranstaltungen, der die ganze Vielfalt und Kreativität der Uni- Jubiläum muss und wird Platz bieten, Kritik anzubringen und zu versität Freiburg widerspiegelt. Ich möchte an dieser Stelle allen diskutieren. Anders ist eine lebendige Universität nicht vorstell- danken, die an der Organisation und Umsetzung dieses großar- bar. Ein ambitioniertes Jubiläumsprogramm gelingt nur mit der tigen Programms mitgewirkt haben! An erster Stelle danke ich Hilfe potenter Partner. Sehr herzlich danke ich daher auch unse- den Fakultäten für ihre Anstrengungen sowie unserem Jubi- ren Sponsoren, zunächst unseren drei Hauptsponsoren und läumspräsidenten Herrn Professor Daschner und seinem Team, ‚Partnern des Jubiläums‘, der Sparkasse Freiburg–Nördlicher die mit unerschöpflichem Elan die Fülle von Großereignissen Breisgau, der Firma MLP und der Badenova. Unser heutiges Er- organisieren und durchführen. Mein Dank gilt den Mitarbeite- öffnungskonzert wird zudem unterstützt durch unsere Projekt- rinnen und Mitarbeitern aus allen Bereichen der Universität, die partner, die Firma August Faller KG aus Waldkirch und den Ver- sich in vielfältiger Form für das Gelingen engagieren. Ich freue band Südwestmetall, Bezirksgruppe Freiburg. mich besonders, dass der AStA in engem Schulterschluss mit dem Rektorat an der Gestaltung des Jubiläums mitwirkt. jubiläum

Meine sehr geehrten Damen und Herren, unser Universitätsju- Die Universität Freiburg wurde zu Beginn einer Zeitenwende ge- biläum steht unter dem Motto ‚Freiburg: Wir sind die Univer- gründet. Die Rückkehr zu den antiken Quellen der Dichtung, der sität. Bright minds for a better world‘. Wir bekennen uns damit Wissenschaft und des Glaubens, naturwissenschaftliche Anstö- einerseits zu unserer Verwurzelung in der Stadt Freiburg und ße, insbesondere in der Medizin, der Mathematik, der Geogra- der Region am Oberrhein, aber auch zu unserer Verantwortung phie, Astronomie und Kosmographie sowie neue Formen der für die friedliche Fortentwicklung der Welt in all ihren Facetten. Kommunikation wandelten die Universitäten. Symbolisch für Wir wollen daher keine Nabelschau und bloße Rückbesinnung diese Zeit nenne ich den Namen des Freiburgers Martin Wald- betreiben, sondern in Verantwortung für die Welt und die nächs- seemüller. Er schuf im Jahre 1507 eine Weltkarte, die nach dem ten Generationen unsere Aufgabe als Motor einer humanen Ent- vermeintlichen Entdecker der neuen Welt, Amerigo Vespucci, wicklung bestimmen. Unser Streben nach Exzellenz ist kein den Namen America prägte. Die Bundespost bringt demnächst Selbstzweck, sondern Verpflichtung an der umfassenden Ver- zum 500-jährigen Jubiläum der Karte eine Sonderbriefmarke besserung der Lebensbedingungen auf unserem Planeten mit- heraus. Es sei uns erlaubt, das 500-jährige Jubiläum des von ei- zuarbeiten. nem Freiburger Universitäts-Alumnus geprägten Wortes Ameri- ca mit dem 550-jährigen Jubiläum unserer Universität zu ver- Dazu bedarf es großer Anstrengungen. Wir setzen alles daran, knüpfen. durch die Schaffung hervorragender Rahmenbedingungen die besten wissenschaftlichen Köpfe für Forschung und Lehre und Meine sehr geehrten Damen und Herren! Wer möchte bestreiten, dadurch auch die besten Studierenden für uns zu gewinnen. Nur dass wir auch heute wieder in einer Zeitenwende leben. Dies gilt diese Gemeinschaft hoch talentierter, engagierter Schüler und auch für die Universitäten. Die Nachkriegszeit des letzten Jahr- Lehrer bietet die Voraussetzung für sichtbare Fortschritte in hunderts bis heute kennzeichnet ein quasi permanenter Prozess Richtung auf unsere Ziele. Das gute Abschneiden der Albert- der Orientierungssuche und der Hochschulreform in Deutsch- Ludwigs-Universität in unabhängigen Rankings und in den ers- land. Zugleich begegnen wir den Herausforderungen einer glo- ten beiden Runden der Exzellenzinitiative des Bundes und der bal immer enger vernetzten Welt. Eine Universität wie die uns- Länder beweist, dass wir auf dem richtigen Weg sind. rige, mit herausragenden Forscherinnen und Forschern, Hoch- schullehrerinnen und Hochschullehrern, muss sich am interna- Zugleich erfüllen wir mit unseren Bemühungen das Vermächtnis tionalen Bildungsmarkt orientieren, um an der Gestaltung unser der Gründung unserer Universität. Ausdrücklich widmete Erz- aller Zukunft mitwirken zu können. Dies ist für uns alle tägliche herzog Albrecht VI. die Universität Freiburg all jenen, die von Pflicht und Herausforderung. nah und fern sich dem Studium und der Wissenschaft ver- schreiben, um beizutragen zur ‚Erlöschung des verderblichen Bei all dem müssen, wie bereits bei Erzherzog Albrecht anklingt, Feuers menschlicher Unvernunft und Blindheit‘. In diesem Sin- die Studierenden im Mittelpunkt stehen. Die junge Generation ne bekennen wir uns ausdrücklich zu unserem Erbe als Volluni- ist uns anvertraut, ihr das Rüstzeug zu liefern, um den Anforde- versität im Zentrum Europas sowie zu unseren geistigen Wur- rungen einer ungewissen, in rascher Veränderung befindlichen zeln in der abendländisch-christlichen Tradition, speziell im Welt gerecht zu werden und sie verantwortlich mitgestalten zu oberrheinischen Humanismus, und zur traditionellen südwest- können. Wir werden uns daher mit Ihnen allen in diesem Jahr deutschen Liberalität. konzentriert auf den Weg machen, um miteinander zu bespre- chen, was wir als Vermächtnis unserer Geschichte ansehen und 550 Jahre wechselvoller, glänzender wie tragischer, heroischer insbesondere, wohin unsere Entwicklung gehen soll. Diesen Fra- wie auch von Feigheit oder Verblendung geprägter Geschichte gestellungen wird sich vor allem unser Zukunftskongress mit ermutigen oder ermahnen uns, eine in der Region verwurzelte dem Titel ‚Humboldt-Labor‘ Mitte September widmen. Universität der Welt gegenüber zu öffnen, um der Verpflichtung jeder Bildung und Wissenschaft, dem freien Austausch kreati- Meine sehr geehrten Damen und Herren, ich lade Sie alle herz- ver, kritischer Geister zu dienen. Wir bekennen uns dabei zu un- lich ein, sich an diesem Prozess zu beteiligen. Diskutieren Sie serer Geschichte in ihrer Gesamtheit. Zu den prägenden, von mit uns, seien Sie kritische, anregende Geister, begleiten Sie die Umbruch gekennzeichneten Epochen gehören nicht nur die Blü- Universität Freiburg auf ihrem Weg in die Zukunft. Und feiern te des Humanismus im 15. und 16. Jahrhundert, die Wiener Re- Sie mit uns das Erreichte, auf dem wir aufbauen. ‚Freiburg: Wir formen des 18. Jahrhunderts und die Umsetzung Humboldt’- sind die Universität‘ ist ein selbstbewusstes Bekenntnis zur in- scher Ideale im 19. Jahrhundert, sondern auch die Selbstentwür- neren Einheit der Universität, aber auch Auftrag und Einladung digung unserer Universität durch den Nationalsozialismus. Die an alle Wohlmeinenden, den Kurs der Albert-Ludwigs-Univer- aktive Auseinandersetzung mit dieser Zeit bleibt eine stets un- sität kreativ mit zu gestalten.“ abgeschlossene Aufgabe. Unser Mahnmal für die Opfer des Na- tionalsozialismus im Kollegiengebäude I ist Teil und Symbol ei- Die vollständige Aufnahme der Rede: ner dauernden Verpflichtung. http://Portal.uni-freiburg.de/nmc/ Jubiläum

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