Magazin KLASSIK
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No. 19/Winter € 5,50 2020 Die grüne Weihnacht S. 2 24 x Menschlichkeit S. 10 Weihnachtsprogramm – alle Sendungen S.12 Best of „Unser Beethoven“ S. 20 Don Giovanni als Mörder? S. 48 GRAFENEGG 2021 10. Juni–5. September Münchner Philharmoniker · Valery Gergiev Zubin Mehta · Joyce DiDonato · Christian Tetzlaff Wiener Philharmoniker · Paavo Järvi Filarmonica della Scala · Semyon Bychkov · Sol Gabetta Piotr Beczała · Hélène Grimaud · Renée Fleming Tonkünstler-Orchester · Rudolf Buchbinder · Toshio Hosokawa grafenegg.com © Alexander Haiden Wir danken unseren Hauptsponsoren: Wien: 107,3 | Graz: 94,2 | Österreichweit: DAB+ EDITORIAL Weihnachten steht vor der Tür. Ein Weihnachten, das wahrscheinlich ganz anders wird, als wir uns jemals vorstellen konnten. Wird es überhaupt ein gemeinsames Feiern geben, in den Familien, in den Kirchen? Liebe Leserinnen und Leser von magazin KLASSIK, diese Ausgabe hatte einmal den Übertitel „Wunder – No. 19/Winter € 5,50 2020 Weihnachten – Staunen – Schenken“. Während ich diese Zeilen schreibe, greift der zweite Lockdown dieses Jahres erneut in unser Leben ein und wir haben in den vergan- genen Wochen und Monaten über ganz andere Dinge 1 gestaunt und uns gewundert. Mit unserem Radioprogramm und diesem dennoch stimmungsvollen Magazin, wollen wir Ihnen einen Funken weihnachtlicher Normalität weitergeben. Freuen Sie sich außerdem auf den Jahresrückblick „Unser Beethoven“, auf Notizen eines Möchtegern-Ös- terreichers und auf einen musikalisch-juristischen Brief- wechsel zum Thema „Don Giovanni“! Im Advent präsentieren wir Ihnen Rainer Maria Die grüne Weihnacht S. 2 24 x Menschlichkeit S. 10 Rilkes Weihnachtsbriefe an seine Mutter – gelesen von Weihnachtsprogramm – alle Sendungen S.12 Best of „Unser Beethoven“ S. 20 Don Giovanni als Mörder? S. 48 Michaela Krauss. Im neuen Jahr wird Martin Haselböck Cover: seine RESOUND-Sendereihe einmal im Monat mit den Der Baum am Titel ist eine Interpreta- Sinfonischen Dichtungen von Franz Liszt fortsetzen. tion der gezeichneten Vorlagen Ich wünsche Ihnen eine ruhige Adventzeit, gesegnete des Gugginger Künstlers Heinrich Reisenbauer (siehe Artikel auf Weihnachten und einen guten Rutsch in ein besseres Jahr! der nächsten Seite). studio VIE hat den Tannenbaum für diese Jahres Ihr Christoph Wellner zeit vergoldet. Chefredakteur P.S.: Selbstverständlich überträgt radio klassik Stephansdom alle wichtigen Weihnachts- Gottesdienste aus dem Wiener Stephans- dom! Bitte entnehmen Sie diese Termine dem vollständigen Weihnachtsprogramm auf S. 12. magazin KLASSIK Winter 2020 DIE GRÜNE WEIHNACHT. 2 Jasmin Wolfram im Gespräch mit Nina Katschnig, managing director galerie gugging. Wien: 107,3 | Graz: 94,2 | Österreichweit: DAB+ JW: In wenigen Tagen wird die Tanne ein symbolischer Mittelpunkt des Weihnachtfests sein. In der künstlerischen Auseinandersetzung der Gugginger Künstler ist die Tanne als Weihnachts- motiv sehr beliebt. Woran liegt das? Das liegt wohl daran, dass es Tradition ist, Der Tannenbaum NK: das Weihnachtsfest mit einem geschmück- in der Art Brut. Jasmin Wolfram ten Baum zu feiern, und da die Künstler Jahreszeiten WEIHNACHT. bezogene Themen immer wieder gerne aufgreifen, kommt es zu diesen Arbeiten. Es wird auch zumeist Interview – ein Christbaum gezeichnet, weil das unserer Kultur entspricht und weil sich die Künstler ganz einfach jedes Jahr auf Weihnachten freuen. Das Weihnachts- fest im Haus der Künstler ist eines der schönsten ge- meinsamen Feste des Jahres. JW: Auf den ersten Blick verleiht die kindliche Anmutung eine Leichtigkeit des Seins. Der zweite Blick oftmals jedoch ein schweres persönliches Schicksal. Ist dem so? Sowohl die vermutete kindliche Anmutung NK: als auch das schwere persönliche Schicksal sind Interpretationen des Betrachters. Wie man etwas 3 betrachtet und in weiterer Folge auch bewertet, hat immer mit einem selbst zu tun. Kunstwerke stellen oftmals Projektionsflächen für die Rezipienten dar und das nochmals verstärkt, wenn es sich um Werke von Künstlern mit besonderen Vorzeichen handelt. Da blüht die Fantasie bei vielen so richtig auf. Wenn man wirklich wissen möchte was/wer hinter den Werken steht, so müsste man die Schöpferin/den Schöpfer dazu befragen. JW: Bitte um Ihre Begriffserklärung von „Art Brut“. Der Begriff „Art Brut“ wurde vom franzö- NK: sischen Künstler Jean Dubuffet, der auch Jasmin Wolfram im Gespräch mit Nina Katschnig, ein einflussreicher Kunstschriftsteller war, in den 1940er Jahren begründet. Dubuffet, der vor seiner managing director galerie gugging. künstlerischen Karriere als Weingroßhändler tätig war, hat sich dabei vom „brut“ – das meint trocken ausgebauten, unverfälschten, ungesüßten Wein und Champagner – inspirieren lassen. Er meint damit eine Kunst, die frei, unbeeinflusst, nicht intellektuell und roh ist. Dubuffet selbst sammelte diese Kunst und fand sie an ungewöhnlichen Orten wie etwa auf der Straße, in der Volkskunst, in Gefängnissen oder in psychiatrischen Kliniken inner- und außerhalb Europas. Art brut meint seit jeher eine Kunst jenseits etablierter Strömungen und Formen. Heinrich Reisenbauer, Tannen, 2012, Bleistift, Farbstift Tannen, Heinrich Reisenbauer, – © Privatstiftung – Künstler Gugging aus Foto magazin KLASSIK Winter 2020 JW: Arbeiten der Gugginger Künstler So wie jedes Jahr werden wir gemeinsam werden von der heimischen Szene bewundert NK: am 24. Dezember ab 13.30 Uhr Weihnach- und vom internationalen Publikum ten feiern. Zuerst gibt es ein Lagerfeuer vor dem Haus mit großem Interesse aufgenommen. Wie gehen der Künstler, wo Weihnachtslieder gesungen werden die Künstler mit dieser Popularität um? und es gibt Tee und Kekse. Dann gehen wir hinein, wo schon ein schön ge- Das ist ganz unterschiedlich, wie wohl sonst schmückter Baum auf uns wartet, und es wird wieder NK: auch. Dem einen ist der Erfolg und die gesungen, Gedichte werden vorgetragen und Heinrich damit verbundene Popularität wichtig, dem anderen Reisenbauer liest das Weihnachtsevangelium. Nach- nicht so sehr. Prinzipiell ist es aber so, dass ich einen dem dann die Geschenke verteilt wurden, sitzen wir sehr „entspannten“ Umgang damit bemerke. Johann noch gemütlich zusammen und genießen ein feines Garber beispielsweise ist sich seines Erfolges als Künst- Essen, das sich die Künstler zuvor gewünscht haben. ler sehr bewusst und genießt ihn auch. Es hat ihm Weihnachten mit den Künstlern zu erleben ist ein- große Freude bereitet, zu seinem 70. Geburtstag in fach schön! der galerie gugging seine eigene Ausstellung zu kura- tieren. Ihn interessiert es, wo er steht und was die JW: anderen Künstler um ihn herum machen und so hat 5 Tannen, 5 unterschiedliche Arbeiten und den- er auch ganz gezielt die Werke für seine Ausstellung noch charakteristisch für den jeweiligen Künstler. „curated by Johann Garber“ ausgewählt. Generell Würden Sie dem zustimmen? glaube ich jedoch, auch wenn es vielleicht nicht im- mer sofort erkennbar ist: Es freuen sich die meisten Ja, dem stimme ich absolut zu! Jede/r Künstler, wenn ihre Werke gesehen werden und NK: Künstler/in hat seinen/ihren eigenen, un- Anerkennung finden. Das ist auch bei den Gugginger verwechselbaren Stil. Da ist wunderbar dieses innere Künstlern der Fall. Ausdrucksbedürfnis zu erkennen, das einer jeweilig ganz eigenen Formensprache folgt und nichts an- derem. Das ist für mich faszinierend. Die Künstler arbeiten zwar jeder für sich, aber doch sind sie jetzt räumlich nicht alle getrennt während sie arbeiten. Sie sehen sehr wohl wie die anderen Künstler arbei- Tusche Ein Gesenk Christbaum, 2012, Johann Garber, 4 – ten, aber es interessiert sie nicht, sich davon etwas © Privatstiftung – Künstler Gugging aus abzuschauen bzw. in ihre eigene Arbeit zu integrie- Foto ren. Heinrich Reisenbauer wird seine Tannen immer so zeichnen oder malen und nicht anders. Da ist er der nüchternste von allen. Im christlichen Glauben erzogen, sind die von den anderen KünstlerInnen abgebildeten Arbeiten „Christbäume“. Johann Gar- ber liebt an Weihnachten auch, dass es Geschenke gibt und deshalb integriert er sie auch in seine klas- sisch mit Feder und Tusche ausgeführte Zeichnung. JW: Ein dekorativer Christbaum-Bausatz, ein lebender Christbaum zum Mieten, oder doch die klassische Nordmann-Tanne? Wonach werden Sie heuer Ausschau halten? Ehrlich gesagt, weiß ich das noch nicht! NK: Nachdem ich immer zuerst mit den Künst- lern und dann mit meiner Familie feiere, bin ich schon mit zwei schön geschmückten Christbäumen „ver- sorgt“. Ich glaube aber, dass es dieses Jahr nicht viel – Helmut Hladisch, Ein Christbaum, 2013, Bleistift – Helmut Hladisch, Ein Christbaum, 2013, anders sein wird als in den letzten Jahren. Irgendwie © Courtesy galerie gugging Foto hätte ich dann doch gerne auch einen Baum zu Hause und so wird der dann quasi in letzter Minute bei einem Christbaumstand in einem Park gekauft. Da JW: sind dann zumeist die Bäume noch da, die etwas © Courtesy galerie gugging Wie werden Laila Bachtiar, Johann Garber, seltsam gewachsen sind … unregelmäßig und nicht Helmut Hladisch, Heinrich Reisenbauer so gerade. Da finde ich dann immer ein nicht so sowie Günther Schützenhöfer dieses großes, „brutes“ Bäumchen, das ich dann mit großer Weihnachten verbringen? Freude schmücke und so auch in Weihnachtsstimmung komme. Christbaum, 2011, Laila Bachtiar, – Bleistift, Farbstifte Bleistift, Farbstifte Foto Wien: 107,3 | Graz: 94,2 | Österreichweit: DAB+ © Privatstiftung – Künstler Gugging aus Günther Schützenhöfer, Christbaum, 2016, Günther Schützenhöfer, – Bleistift, Farbstifte Bleistift, Farbstifte Foto Johann Garber, Ein Gesenk Christbaum, 2012,