Karl-Heinz Grotjahn Als geheim gebuttert wurde

Ländlicher Alltag im Ersten Weltkneg in und Umgebung

tJj��, Schriftenreihe zur Stadtgeschichte, Heft 6 Karl-Heinz Grotjahn

Als eheim ebuttert wurde Ländlicherg Alltag im Ersten Weltkriegg in Garbsen und Umgebung

Garbsen 1 995

CI..Schriften reihe zur Stadtgeschichte, Heft 6 Umschlagabbildung: Frauen bei der Reparatur von Schuhen in der 1918 eingerichteten kommunalen Schuhbesohlungs- und Ausbesserungswerkstätle in Neustadt a. Rbge. Wegen der Einberufung fast aller Schuhmacher zum Militärdienst konnte die Versorgung der Bevölkerung nur durch Werkstätten wie diese halbwegs sichergestellt werden. Die Frauen hatten vorher einen "Ersatzschuhbesohl-Lehrgangg besucht, um den Umgang mit Pappe und anderem Lederersalz zu erlernen. Quelle: Museumsverein Neustädter Land e. V., Neustadt a. Rbge.

Kultur- und port mt S a - Stadt - Stadtarchiv Garb,on Garbsen 30803 ISSN 0940-0974 • ISBN 3-9802985-3-1 Vorwort

Als geheim gebuttert wurde, war Krieg. Männer aus dem Gebiet der heutigen Stadt Garbsen, rund vier Prozent der Gesamtbevölkerung, ließen in diesem Krieg246 ihr Leben. Kinder übten das Töten mit Spielzeuggewehren. Frauen wurden Witwen und drehten Granaten in Neustädter und Wunstorfer Fabrikhallen. Kriegsgefangene lebten in Lagem in Osterwald, Poggen moor und Lichtenhorst und legten Moore trocken. Kirchenglocken aus Horst, Osterwald und anderswo wurden zu Kanonenkugeln. Krieg wurde Alltag.

Alltag im Ersten Weltkrieg hatte fürdie Menschen in Garbsen wenig mit grausamen Kriegsbildern zu tun; Bildern vom Leiden und Sterben in Kriegen, die vor der Zivilbevölkerung nicht halt machen. Die Kämpfe fanden damals in der Ferne und nicht vor der eigenen Haustür statt. Die Kriegspropaganda hatte es leichter, den Krieg zu verherrlichen, den Heldentod zu glorifizieren.

Aber das gelang nicht immer. Man kann nachvollziehen, daß das Motto "Gold gab ich für Eisen� jenen wenig Anreiz bot, ihren Schmuck für die Waffenherstellung zu opfern, die einen Verwandten verloren hatten - auch wenn dieser im August noch so begeistert in den Krieg gezogen war. Und im dritten Winter des Krieges, der als �Steckrübenwinter" in die Geschichte1914 eingehen saUte, waren Glanz und Gloria endgültig hin: zur Trauer gesellten sich Hunger und Frost. Im heißen Sommer war vom schnellen Sieg, nicht aber von Entbehrungen die Rede gewesen. 1914 Fromme Bäuerinnen und kaisertreue Patrioten probten dennoch nicht den Aufstand: Offene Rebellion gab es nicht. Aber in die Reihe des geheimen Bullerns gehörte dasSchwarzschlachten, Schwarzbrennen und so mancher weitere kleine Trick, sich behördlicher Bevormundung zu entziehen. Uf'!.d gegen diese Tricks kam die Obrigkeit nicht an. Es half letzIlich ebensowenig, Butterfässer zu konfiszieren wie die nUbeltäter" in der Zeitung anzuprangern.

Über die Zeit kann heute kaum noch ein Zeitzeuge berichten. Was damals vor Ort geschah, ist in Akten festgehalten. Die191..4-1918 Außerungen über Personen, in Amtsdeutsch verlaßt, betreffen aber nur eine Facette des Menschen, der vielleicht geheim gebuttert hat. Die Hintergründe bleiben im dunkeln. Da die Akten heute nach Ablauf gesetzlicher Schutzfristen frei zugänglich sind und die Personen nicht mehr leben, hat der Autor uns die Namen nicht vorenthalten und seiner Untersuchung Lebendigkeit verliehen.

Ende erschien die zweibändige Untersuchung von Dr. Reinhard Oberschelp, Direktor der Niedersächsischen Landesbibliothek1993 und dern Historiker Karl-Heinz Grotjahn: "Stahl und Steckrüben. Beiträge und Quellen zur Geschichte Niedersachsens im Ersten Weltkrieg". Hierdurch angeregt, machte ich K.-H. Grotjahn auf die reichhaltigen Aktenbestände im Kreisarchiv Hannover zum Alltagsleben im Ersten Weltkrieg aufmerksam. Er griff den Vorschlag auf, die Auswirkungen des Krieges auf das Leben auf dem Lande am Beispiel Garbsens zu untersuchen.

Die Stadt Garbsen dankt allen, die bereitwillig Fotoalben, Briefe und private Erinnerungsstücke ausgeliehen haben. Dank geht auch an den Landkreis Hannover für die Unterstützung bei der Drucklegung dieses Werkes. Vor allem aber gilt der Dank dem Autor, der die "Schriftenreihe zur Sladtgeschichte" um einen interessanten Beitrag bereichert hat.

Gamsen, im Januar 1995 Rose Scholl Stadtarchiv Garbsen Inhalt Seite

Einleitung 5

Teil I: Noch im Frieden 1. Die wirtschaftliche Entwicklung im Kreis Neustadt vor dem Krieg 8 2. Alltag: Wahlen, Freizeit und Tragödien 13

Teil 11: Krieg 1. Die Mobilmachung und ihre Auswirkungen 21 2. Die wirtschaftlichen Folgen der Mobilmachung

und der langen Kriegsdauer ...... 33 2.1 Industrie und Gewerbe 33 2.2 Beeinträchtigungen der Landwirtschaft 36 3. Die Stunde des Gendarmen: Bevormundung und behördliche Eingriffe im Dorf 42 3.1 Behinderungen und Verbote des Hausschlachtens 43 3.2 Die Wegnahme der Butterfässer ...... 45 3.3 Revisionen, Schleichhandel, Kriminalität 48 4. Kriegswichtige Arbeitskräfte im Dorf: Kriegsgefangene und ausländische Zivilisten ...... 52 4.1 Errichtung der Kriegsgefangenenlager 52 4.2 Kriegsgefangene in der landwirtschaft 56 4.3 Russisch-polnische Saisonarbeiter ...... 62 5. Sammelnde Schüler und kriegspielende Jugendliche ...... 64 6. Kriegsende 69

Anmerkungen 76

Quellen- und Uteraturverzeichnis 82

4 Einleitung Zweiten Weltkrieg hatte die deutsche Bevölkerung keine Bombenangriffe durch Flugzeuge zu über· stehen. Zwar verbreiteten die Zeitungen zu Beginn Juli/August 1914: Nach dem Attentat von Sarajewo des Ersten Weltkrieges Meldungen über Bombardie­ ermutigte die politische und militärische Führung des rungen deutscher Städte, aber sie beruhten lediglich Deutschen Reiches ihren einzigen verläßlichen Ver­ auf Lügen der Militärs, mit der Folge, daß eigene bündeten, Österreich-Ungarn, zum Krieg gegen das Flugzeuge und Zeppeline beschossen wurden; es Königreich Serbien. Diese lokale "Strafaktion" löste bewahrheitete sich Bismarcks Bonmot, nach dem nie den Mechanismus der Bündnissysteme aus und so viel gelogen wird, wie vor einer Wahl, in einem führtezu einem Weltkrieg, derübervier Jahre dauern Krieg und nach einer Jagd. Dennoch unterlagen die sollle. Vor achtzig Jahren gingen, nach den berühm­ Menschen zu Hause, fern des eigentlichen Kampf­ ten Worten des britischen Außenministers Grey, in geschehens, äußerst starken Einflüssen durch den Europa die lichter aus. Krieg. Durch das Scheitern der deutschen Strategie, Die Motive der deutschen Politik in den Julitagen sind die auf Bewegungskrieg und schnelle Entscheidung nach wie vor umstritten. Entsprangen sie imperialisti­ setzte, wurde die Zivilbevölkerung nach und nach in schem Großmachtstreben, einer "Flucht nach vorn" einem von den bisher geführten Kriegen nicht be­ zur Lösung der innenpolitischen Probleme des kannten Maße in die Kriegführung einbezogen. In­ reformunfähigen Kaiserreiches, einer dilettantischen dustrie und Handwerk stellten sich auf die Produktion Fehleinschätzung der internationalen Lage oder ein­ von kriegswichtigen Gütern ein. Die Arbeitszeiten gebildeter Furcht vor einem bald zu stark werdenden verlängerten sich: Über 70 Wochenstunden waren Rußland, der mit einem Präventivkrieg beim näch­ nicht selten. Die Beschäftigtenstrukturwandelte sich, sten sich bietenden Anlaß zu begegnen sei? Für jede denn Jugendliche, .Frauen, ältere Menschen und dieser Vermutungen spricht viel.1 Nicht umstritten ist sogar Strafgefangene mußten die fehlenden Ar­ die kriegstreibende Rolle der deutschen Politiker und beitskräfte ersetzen. Durch das Ende 1916 in Kraft Militärs. Durch ihre Schuld mußten Millionen Sol· tretende "Gesetz über den Vaterländischen Hilfs­ daten und Zivilisten Gesundheit und Leben ihnen dienst" konnte die männliche Bevölkerung verpflich­ anerzogenen fragwürdigen Idealen opfern; endlose tet werden, gegen ihren Willen in kriegswichtigen Soldatenfriedhöfe in Frankreich und Flandern zeu­ Bereichen der Wirtschaft zu arbeiten. Wegen der gen noch heute von dem sinnlosen Massensterben umfassenden Einbeziehung fast aller Lebensberei­ der Jahre 1914 bis 1918. che kann der Weltkrieg 1914-1918 durchaus als "totaler Krieg" bezeichnet werden. Front und Massensterben blieben der nHeimat" räumlich entfernt. Dort sah man während des Krie­ Zahlreiche Monographien und Aufsätze behandeln ges gegnerische Soldaten allenfalls als Gefangene. das private und öffentliche Leben in einzelnen Te ile Ostpreußens blieben nur wenige Monate von Bundesstaaten und Großstädten des Deutschen russischen Truppen besetzt. Im Gegensatz zum Reiches während der Kriegsjahre.2 In ihnen ist

5 sowohl der schwierige Alltag der Bevölkerung mit der zunehmenden Kriegsmüdigkeit einerseits durch nicht endenden Versorgungs nöten und den kriegs­ die Ausschaltung der Kriegsgegner und andererseits bedingt verschlechterten Arbeitsbedingungen ken­ durch eine massive Durchhaltepropaganda.5 nenzulernen, als auch das Bemühen der Militär-3 und Zivilbehörden, die inneren Verhältnisse auf die Die verantwortlichen Behörden befanden sich in den Kriegführung einzustellen. Dazu gehörten die Or­ größeren Städten. Dort fielen ihre Entscheidungen, ganisation der Kriegswirtschaft und Versuche, dem dort war die Ernährungslage am schwierigsten, dort Mangel an Arbeitskräften, an Versorgungsgütern produzierten die bedeutendsten Rüstungsunterneh­ und Lebensmitteln4 abzuhelfen, aber auch die Dis­ men. Dort bildete sich aber auch Opposition gegen ziplinierung der Bevölkerung und die Bekämpfung den Krieg heraus; in den Städten wurde protestiert

.Die letzten Tage in Hannover. Feldzug 1914-1915. - Ein Erinnerungsfoto hannoverscherHusaren. unter ihnen Einwohner Stelingens. Wer von den Abgebildeten den Krieg überlebte, ist nicht bekannt. Quelle: 5tadtarchivGamsen

6 und gestreikt.6 Auf dem platten Land ist es im so gut es ging überstehen. Das sollen Themen dieser Vergleich zur Stadt ruhiger geblieben. Hier bewegte Arbeit sein. Dazu begeben wir uns in einen Landes­ sich das Leben zwar ebenfalls innerhalb der engen teil der ehemaligen preußischen Provinz Hannover, Grenzen, die das Kriegsrecht überall setzte, aber das in den Kreis Neustadt a. Rgbe. Über dessen wirt­ Bemühen der Menschen, aus dem Schatten des schaftliche Entwicklung während des Krieges gehorchenden Subjektes herauszutreten, ist we­ schrieb das Kreisblatt, die -Zeitung, 1931 : "Im niger spürbar als in der Stadt. Hierbei wirkte sich ein übrigen ist aus den Jahren 1915-1918 nichts von dem Bauern eigenes konservatives Beharrungs­ Bedeutung zu erwähnen, da infolge des furchtbaren vermögen ebenso aus, wie das Zusammenleben und Krieges jede Tätigkeit zur Weiterentwicklung im gegenseitige Kontrollieren im Dort, wodurch bewirkt Kreise und in den Gemeinden ruhte und alles nur auf wurde, daß kaum jemand "aus der Reihe tanzte�. Vor notdürttige Weitertührung der laufenden Verwaltung diesem Hintergrund verwundert es nicht, wenn der bedacht sein konnte.'0.8Wie die Menschen dort in der Blickwinkel der Stadt in vielen Arbeiten über den Ausnahmesituation des Krieges lebten, soll am Bei­ Ersten Weltkrieg überwiegt. Ein weiteres Moment spiel der Dörfer beleuchtet werden, die heute zur kommt hinzu: In Arbeiten zur Dortgeschichte und in Stadt Garbsen gehören: Berenbostel, Frielingen, Chroniken über ländliche Gemeinden werden die Garbsen, Havelse, Heitlingen9, Horst, Meyenfeld, Jahre 1914-1918 meistens auf wenigen Seiten be­ Osterwald o. E., Osterwald u. E., Schloß Ricklingen schrieben.7 Das ist u. a. auch durch die erhalten und Stelingen. Nun sind die Garbsener Menschen gebliebenen schriftlichen Quellen begründet: Die beileibe keine sturen Niedersachsen, eher ein neu­ einflußreichsten Zeitungen erschienen in der Stadt, gieriges Völkchen und stets am Wohlergehen ihrer die BehördenarChive befinden sich hier; "vor Ort" Namensvettern in der Nachbarschaft interessiert. sind lediglich einige Schul- und Kirchenchroniken Deshalb werden von Zeit zu Zeit Seitenblicke über vorhanden; Gebietsreformen führten zum Verlust die Gemeindegrenzen geworten, um zu erkunden, kommunaler Akten, sofern diese in den Kriegsjahren wie die anderen Dettmers, Löddings, Stünkels, überhaupt regelmäßig geführt wurden. Die Ein­ Beickes, Homeyers, Schünhoffs, nämlich die in den beziehung mündlicher Überlieferung durch die "Oral Nachbargemeinden, die Kriegsjahre erlebten. Dazu History" kam zu spät; Zeitgenossen und -genossin­ wurden schriftliche und bild liehe Quellen aus Ar­ nen der Weltkriegsjahre leben nur noch wenige. chiven, Bibliotheken und Privatbesitz herangezogen. Aus ihnen in dieser Arbeit wörtlich zitierte Angaben Dennoch: Auch im ländlichen Bereich machte sich sind in Anführungszeichen gesetzt, Auslassungen der Krieg stark bemerkbar. Auch dort waren die und Einfügungen durch den Verlasser stehen in Menschen den behördlichen Anordnungen und eckigen Klammern. Überwachungen ausgesetzt. Sie versuchten dort wie überall ihre "patriotische Pflicht" zu ertüllen, beson­ Der Verlasser dankt dem Landkreis Hannover, den ders dann, wenn jemand dabei zusah oder sie dazu Damen und Herren der Niedersächsischen Landes­ drängte. Ansonsten wollten auch sie die Kriegsjahre bibliothek Hannover und des Niedersächsischen

7 Hauptstaatsarchivs Hannover für ihre Unterstützung Tabelle 1: beim Zustandekommen dieser Arbeit. Er dankt für Steinkohlenförderung und Rohstahlprpduktion freundliche Hilfe und für viele Ratschläge Roswita im Deutschen Reich 1871-1913 in Mifl. t Kattmann und Waltraud Neumann vom Archiv des Landkreises Hannover in Neustadt a. Rbge. und der Steinkohle Rohstahl Stadt Garbsen für die tatkräftige Unterstützung bei 1871 29,4 1,3 der Suche nach QueUen und Fotos vor Ort sowie für 1894 76,7 4,8 die Aufnahme dieser Schrift in die Schriftenreihe des 1913 190,1 17,7 Stadtarchivs. Das deutsche Eisenbahnnetz entwickelte sich zum dichtesten Europas - nicht zuletzt unter mititärischen Teil I: im Frieden Gesichtspunkten. 1873 betrug die Schienenstrecke Noch 21.200 km, 191363.700 km. Im letzten Friedensjahr nahm das Deutsche Reich hinter den USA den 1. Die wirtschaftliche Entwicklung zweiten Platz unter den exportierenden Ländern ein. im Kreis Neustadt vor dem Krieg In der chemischen und der elektrotechnischen In­ Der Kriegsbeginn bedeutete das Ende einer stür­ dustrie standen deutsche Betriebe wie Siemens und mischen wirtschaftlichen Entwicklung des Kaiser­ AEG weltweit an der Spitze der Leistungsfähigkeit. reiches. In den deutschen Staaten hatte sich nach 1881 gab es 1.504 Telefonanschlüsse in sieben der Reichsgründung am 1. Januar 1871 die Mitte des Orten, 1913 bereits 1.387.000 Anschlüsse in über Jahrhunderts ingang gekommene Industrialisierung 40.800 Orten. Nobelpreisträger in naturwissen­ rasant fortgesetzt. Die "Gründerkrise" der siebziger schaftlichen Disziplinen kamen "reihenweise" aus und achtziger Jahre bedeutete nur eine zeitweise dem Deutschen Reich. Unterbrechung des wirtschaftlichen Aufschwungs. Dieser Entwicklung stand jedoch eine Vielzahl inne­ Suchten auf dem Höhepunkt der Krise 1882 303.600 rer Probleme gegenüber. Große Te ile der Arbeiter­ Menschen ihr Glück in der Fremde, so reduzierte sich schaft empfanden sich trotz Ansätzen einer moder­ die Auswandererzahl auf 25.800 im Jahr 1913. Die nen Sozialpolitik gesellschaftlich ausgegrenzt. Seit Bevölkerung wuchs von 41 Mit!. 1871 auf 65 Mill. im der Jahrhundertwende nahm die Anzahl der Streiks Jahr 1910. Wer in der Landwirtschaft keine Arbeit von Jahr zu Jahr zu. Bei der Streikbekämpfung mehr bekommen konnte - ausländische Saison­ wurde den betroffenen Unternehmen Polizei- und arbeitskräfte waren billiger - ging in die Städte, wo die Militärunterstützung zuteil; der Gendarmerie-Wacht­ expandierende Industrie Arbeitskräfte benötigte. meister Fentz von der Gendarmerie-Station Beren­ Lebten 1871 in Hannover 87.600 Personen, so 1910 bastei und seine Kollegen Rössing aus Rodewald bereits 302.370. In Braunschweig verdoppelte sich und Stünkel aus erhielten im Januar 1905 die Einwohnerzahl in diesem Zeitraum auf 300.000. ihre kurzzeitige Abkommandierung nach Essen,

8 Bollrap und Hamm zur Streikabwehr.1o Die Sozial­ Feuer: Im Mai 1886 brannten allein in Eilvese elf demokratie und Te ile des liberalen Bürgertums Haupt- und 13 Nebengebäude nieder, die sich jedoch drängten vergeblich auf eine innere Reform beson­ alle in schlechtem Zustand befunden hatten.12 ders Preußens, wo Zweidritlel der Reichsbevölke­ Die Schiffbarmachung der Leine scheiterte zwar rung lebte und ein diskriminierendes Wahlrecht die endgültig 189213, doch der seit 1889 'amtierende meisten Menschen von der politischen Mitwirkung Neustädter Landrat von Woyna trieb tatkräftig den sowohl in den Städten als auch im Landesparlament Ausbau des befestigten Straßennetzes voran. Konn­ ausschloß. Kritische Stimmen suchte die Justiz te die Leine zu Beginn seiner Amtszeit nur in Neu­ durch eifrigen Gebrauch der Paragraphen gegen stadt überquert werden, so gab es innerhalb weniger Majestätsbeleidigung und gegen Beleidigung des Jahre Brücken in und bei Mandelsloh, Schloß Rick­ Militärs einzuschüchtern. lingen, Niederstöcken und Bordenau. Seit 1905 Auch vor dem Kreis Neustadt a. Rbge. machte die wurde die Eisenbahn-Umgehungsgüterstrecke Lehr­ industrielle Entwicklung nicht halt. Die Landwirt­ te-Wunstorf ausgebaut. So willkommen diese Maß­ schaft bestimmte zwar weiterhin das Wirtschafts­ nahme auch war, so befürchtete der Landrat doch leben, doch nach und nach siedelten sich gewerb­ Probleme in den Ortschaften Luthe und Bevensen liche Unternehmen an den Ufern der Leine an. Die durch ,,600 fremde Arbeiter, meist Kroaten und Krise der Jahre 1880-1893 hatte die Baubranche Italiener. [ ...] Da der für diese Ortschaften zuständige kaum getroffen, der Bedarf an Baustoffen aller Art für Gendarm in der Stadt Wunstorfwohnt, ist die Über­ Wohn- und Industriebauten führte zur Gründung von wachung der fremden Arbeiter eine so schwierige, zahlreichen dampfbeheizten Ziegeleien in Garbsen, daß ich für die Sicherheit in den Orten Luthe und Berenbostel und in anderen Orten des Kreises in der besonders Bevensen nicht mehr einstehen kann."14 Nähe von Ton- und Mergelvorkommen.lI Um 1900 Sein Vorschlag, einen zusätzlichen Gendarmen ein­ produzierten im Gebiet der heutigen Stadt Garbsen zustellen, brauchte nicht ausgeführt zu werden, weil die Betriebe von Schünhoff mit 36 Arbeitern, Wind­ nur 150 Arbeiter beschäftigt wurden. Die private meyer mit 150 Arbeitern, Bartling, Brodthagen & Co. Steinhuder-Meer-Bahn zwischen Wunstorf und Bad mit 130 Arbeitern, die Hannoversche Dampfziegelei Rehburg erschloß den mittleren Te il des Kreises in mit 45 Arbeitern, Plaß mit 25 Arbeitern, Stille mit west-östlicher Richtung. Im südlichen Te il erhielt der 30 Arbeitern und Dahle in Osterwald mit fünf Arbei­ Kreis mit der Ladestetle Berenbostel Anschluß an tern. Während des Winters, wenn der Rohstoffabbau einen bedeutenden Binnentransportweg, dem MitteI­ stockte, ruhte meistens der Betrieb. Bedarf an Zie­ landkanal, von dem sich gerade die Ziegeleien gel- und Dachsteinen bestand auch innerhalb des großen Nutzen versprachen. Sie wurde aber erst Kreises. Ältere Fachwerkhäuser wurden abgerissen nach dem Weltkrieg in Betrieb genommen. Nutzen und durch moderne Gebäude ersetzt. Oder sie vom Kanalbau hatten auch die Landwirte, die durch mußten nach Brandschäden ersetzt werden, denn Verkauf des Bodens Schulden tilgen oder ihre Be­ die alten strohgedeckten Häuser fingen schnell triebe modernisieren konnten. Ein halbes Jahr vor

9 Kriegsbeginn beschloß die Gemeindeversammlung Garbsen, ebenfalls eine SchiffsladesteUe zu bauen. R6djo-Gro�IIge. die Ziegeleien zunächst kaum von der Anlage: die d .... 1i<>

10 diese Innovation: "Der mit einem Fahrrad ausge­ "Auch der Kreiskommunalverband des Kreises rüstete Fußgendarm ist zweifellos ebenso leistungs­ weiß das Glück und die Ehre ganz besonders zu fähig wie der ber.[ittene] Gendarm, evtl. noch lei­ schätzen, daß die epochemachende Ertindung stungsfähiger."16 Eine weitere Neuerung erhielt die des Herrn Professors Dr. Ing. Rudolt Goldschmidt Gendarmerie im Sommer 1914. Die Kreisverwaltung gerade auf dem Grund und Boden des Kreises zu beschloß die Anschaffung eines Apparates zur Ab­ einer so vollendeten Durchführung gelangt ist. nahme von Fingerabdrücken.17 Das weiße Moor von Eilvese, eines der unwirtlich­ sten der Provinz Hannover, ist damit Träger einer Ü berhaupt war das Jahr 1912 ereignisreich für den Kulturtat geworden, deren Wirkungen für die Wei­ Kreis Neustadt. Denn er und die Gemeinde Eilvese terentwicklung der Menschheit von noch unüber­ erlangten reichsweite Bekanntheit durch den Bau sehbaren Folgen sein wird."'9 einer Funkanlage. Die 1911 vom Radiopionier Rudolf Goldschmidt und anderen gegründete Berliner Selbst der Große Generalstab in Berlin wurde vor "Hochfrequenz-Maschinen Aktiengesellschaft für dem Krieg auf die Radioanlage in Eilvese aufmerk­ drahtlose Telegraphie" hatte in Eilvese und den sam; das Ereignis, das dieses bewirkte, ist nicht umgebenden Gemeinden Neustadt, Schneeren und mehr genau zu datieren: Wahrscheinlich am Sonn­ Empede Grundstücke gepachtet und 1912 einen tag, dem 29. Juni 1913 mittags um 12.30 Uhr landete 250m hohen Stahlgitterturm errichtet, dem 1915 700 m östlich der Radiostation ein Freiballon. Die sechs weitere jeweils 120 m hohe Türme als Träger Insassen, zwei Franzosen, wurden festgehalten und für die Antennendrähte folgten. Der Einweihung der Ballon und Gepäck in Verwahrung genommen. Als "Radio-Großstation" wohnte sogar der Kaiser bei, sich anhand einer mitgeführten Karte herausstellte, der es in seiner stets lauten Art an enthusiastischen daß der Ballon die deutsche Festung Wesel über­ Worten vom Triumph des deutschen Wesens im flogen hatte, vermutete der herbeigerufene Landrat allgemeinen und des deutschen Erfindergeistes im Spionage und benachrichtigte die zuständige Militär­ besonderen sicher nicht fehlen ließ. Der Tu rm diente behörde, das Generalkommando in Hannover. Nach dem Funkverkehr mit einer ähnlichen Anlage in einem Verhördurch den Hauptmann von Ditfurthund Tu ckerton im nordamerikanischen New Jersey. In die Rückfragen beim Generalstab in Berlin wurden die Gemeindekasse Eilveses brachte die Radioanlage Franzosen freigelassen und ihnen Gepäck und Bal­ lon zurückgegeben, weil sich ergeben hätte, "daß die nicht die erhofften Einnahmen, denn ein jahrelanger Rechtsstreit, ob die Gemeindeeinkommenssteuer Fahrtvon Paris hierher nur aus sportlichen Gründen unternommen worden war."20 am Berliner Sitz des Unternehmens zu zahlen sei oder in Eilvese, endete zugunsten Berlins.18 Den­ Neben mancher technischen Neuerung und der noch wußten die Kreisoberen um die Bedeutung der Entwicklung von Handel und Gewerbe bestimmte Anlage. Nach dem Krieg schrieb der Kreisausschuß der bäuerliche Erwerb das Wirtschaftslebenim Kreis. nicht ohne Pathos an das Unternehmen: Nach der amtlichen Berufs- und Gewerbezählung

11 von 1895 überwogen landwirtschaftliche Betriebe Nicht wenige Menschen betrieben Landwirtschaft im gegenüber Industrie, Handwerk und Handel bei Nebenerwerb oder zur Selbstversorgung. Sie arbei­ weitem (vgL Ta belle 2). 54,8 Prozent der Berufs­ teten hauptberuflich in den Ziegeleien, den Industrie­ tätigen im Kreis Neustadt a. Rbge. waren in der Land­ betrieben in Linden und Hannover oder in den Eisen­ und Forstwirtschaft tätig, im Gewerbe, Industrie, bahnwerkstätten in Hannover-Leinhausen. Betriebs­ Handel und Verkehr 29, 1 Prozent. Für 1907 ergeben größe und die Abhängigkeit des Landwirtes vom sich folgende Angaben: 42 Prozent und 37,5 Pro­ Wetter wirkten sich selbstverständlich auf das Ein­ zent.21 Damit bestätigt sich auch für den Kreis kommen aus. Mit Mißernten mußte gerechnet wer­ Neustadt die für das gesamte Preußen festgestellte den, das Leine-Hochwasser schwemmte häufiger Zunahme des Anteils von Industrie und Handel an die Ackerkrume einschließlich der Saat fort, und im der Wertschöpfung gegenüber der Landwirtschaft. Sommer konnte die Feldfrucht durch Unwetter und Diese stellte sich äußerst vielfältig dar: im Südwesten Fröste zerstört werden. Am 22. Juni 1889 entstand des Kreises auf schwerem Boden Rüben- und Wei­ ein Schaden von ca. 4.500 Mark, als Hagelschlag zenanbau, in den übrigen Teilen des Kreises je nach 50 Hektar der Feldmark Bordenau heimsuchte; die Bodenverhältnissen hauptsächlich Kartoffeln, Rog­ meisten der 20 betroffenen Landwirte hatten sich gen und Hafer, in Mandelsloh die Pferdezucht, eine in aber versichert.23 Ein besonders schweres Unwetter guter Entwicklung befindliche Viehzucht. traf im Juni 1896 Klein Heidorn. Gemeindevorsteher Meyer berichtete dem Landrat: "Am vergangenen

Tabelle 2:

Landwirtschaftliche und gewerbliche Betriebe im Gebiet der heutigen Stadt Garbsen 189522 Einwohner Landwirtschaftsbetriebe Gewerbl. Betriebe Berenbostel 875 103 14 Frielingen 325 61 6 Garbsen 627 95 16 Havelse 274 52 2 Horst 305 56 9 Meyenfeld 275 42 5 Osterwald o. E. 793 154 11 Osterwald u. E. 856 166 16 Schloß Ricklingen 562 111 7 Stelingen 301 52 2

12 Donnerstag, 4. Juni 1896 nachmittags gegen 5 Uhr, sonen, in der 111. Klasse nur 150 Stimmen zustanden. ging hi er ein sehr schweres Gewitter ve rbunde n mit Die alle Einwohner betreffe nden Entscheidungen furchtbarem Regen und Hagelschlag vo rüber, wo­ wurden somit durch das Zensuswahlrecht weit­ durc h die diesjährige Roggen- und Bohnenemte fast gehend vo n den "Wohl habenden" in Verbindung mit ganz und die übrige Feld- und Gartenfrucht sehr Te ilen der mittelbäuerlichen Schichten bestimmt. stark beschädigt ist. "24 Der Gesamtschaden betrug Daß dadurch die Bevorteil ung weniger ermöglicht über 75.000 Mark. Versichert hattensich nur wenige wurde, führte allerdings selten zu Unfrieden, und Landwirte, trotz mehrfacher Ermahnung durch de n wenn sichje mand be nachteiligt fühlte, ko nnte er sich Landrat. be im Landrat beschweren. Was auch geschah: Um Überschwemmungen zu ve rhindern, mußten die 2. Alltag: Wahlen, Freizeit und Tragödien zahlreichen Entwässerungsgräben regelmäßig vo n Kraut und Schlamm geräumt oder ne ue gebaut Die Einkommensverhältnisse im Dorf sind schwer zu werden. Das kostete de n Gemeinden viel Geld. Als ergründe n. "Reichtum" lag im Boden und in de r die Gemeinde versammlung in Berenbostel im Juni Größe seines Besitzes. Bittere Armut war bei nicht 1891 auf Antrag des Hofbesitzers Gosewisch be­ mehr arbeitsfähigen Mensche n nicht selten. Die Gen­ schloß, einen neuen Graben zur besseren Entwäs­ darmerie nahm wohl relati v hä uf ig jemande n wegen serung seines Hofes anzulegen - Gosewisch gehörte "Landstreicherei " und "Bettelei" fest; im Wieder­ der I. Klasse der Steuerzahler an - beschwerte sich holungsfall wurden die Betroffe nen inhaftiert und ein Bewo hner beim Landrat inNeu stadt: Der Graben sogar zur "Korrektionshaft" in das Provinzial-Werk­ sei ni cht nötig, ha us Moringen ei ngesperrt. Anhaltspunkte für die Verm ögens verhältnisse in den Dörfern geben die Abstimmungen in de n Gemeinde versammlungen. "de nn das Wasser aus dem Gosewisch'schen Die Wahlberechtigten (nur die männlichen "Haus­ Hofe hat früher seinen guten Weg gefunde n, und haltsvorstände ") wurden entsprechend der Höhe der könnte es ihn heute noch finden,. wenn ni cht vo n ihnenzu zahlenden Gemeindeste uer in Klassen Gosewisch und Vorsteher Kölling die alten Was­ eingeteilt, meist in drei oder vi er. Jede Klasse brachte serabzugsgräben ganz oder theilweise ve rfallen eine unterschiedliche Zahl anSt immen in die Abstim­ lassen resp. zugeworfen hätten. [ ... ] Der ne upro­ mungen ein. Beispielsweise verteilten sich 1910 die jektierte Flußgraben wird auf Umwegen (gegen­ Stimmen zur Wahl des Gemeinde vo rstandes in über dem alten Laufe des Wassers) laufen, und Garbsen folgendermaßen: Von 196 Wahl berechtig­ da durc h werden der Gemeinde nur unnütze Ko­ ten gehörte n acht der I. Klasse an. Auf sie entfielen sten erwachsen, wenn auch einige Interessenten 158 Stimmen. 46 Personen wählten in der 11. Klasse (vielleicht der Antragsteller) da bei gewinne n, in­ mit 154 Stimmen, wohingegen der Majorität der wahl­ dem sie das Wasser vo n ihren Grundstücken berechtigten Bewo hner Garbsens, nämlich 142 Per- abwehren. "25

13 Tabelle 3: Das rückständige Klassenwahlrecht wirkte nicht nur in den Gemeinden, sondern besonders anläßlich der Ve rteilung der landwirtschaftlichen Hauptbetriebe Wahlen zum preußischen Abgeordnetenhaus. Die im Kreis Neustadt a. Rgbe., 189526 Stimmabgabe erfolgte mündlich gegenüber dem Obis 2 Hektar 25,9 Prozent Wahlvorstand und ließ alle Möglichkeiten der Wäh­ 2 bis 5 Hektar 28,8 Prozent lerbeeinflussung offen. Dagegen waren die Reichs­ 5 bis 20 Hektar 33,4 Prozent tagswahlen tatsächlich geheime Wahlen. Der Kreis 20 bis 100 Hektar 11,6 Prozent Neustadt gehörte zum 7. Hannoverschen Reichs­ über' 100 Hektar 0,3 Prozent tagswahlkreis. Neben anderen ländlichen Gebieten der Provinz Hannover hatte die Deutsch-Hannover­ Nach langem Hin und Her kam es zum Lokaltermin sche Partei, die Anfang 1870 gegründete politische durch den Landrat. Wie die Sache ausging, ist Organisation der Anhänger des ehemaligen König­ aufgrund der Aktenlage nicht zu klären; der Landrat reiches Hannover, gerade in diesem Wahlkreis viele hielt jedenfalls den Graben nicht für nötig. Sympathisanten unter den Bauern und Hand­ werkern, die sich mit den finanziellen Nachteilen der "Rechtsverletzung" des Jahres 1866 nicht ab­ ' zufinden vermochten.27 Die Kandidaten der Partei stammten überwiegend aus adligem und nichtade­ ligem Großgrundbesitz. Seit Mitte der 90er Jahre befand sich die Deutsch-Hannoversche Partei mit

UeUentl . den Nationalliberalen und dem Bund der Landwirte in Sonnta'9,ber'- beutfdj·ljannol1erfdjen 26.. bs. mb" nacl)mtttag's 'l'artei. '41/;,' �JJr:" hartem Wettstreit um die Gunst der Landbevölke­ 0.' If. rung. Auf zahlreichen Veranstaltungen vor den Wah­ inOftel'walb len suchten die Parteien sich von der Konkurrenz bei, jj�rrn -6ofbefi,t5cr t}riebr. !Jlorb,��'lJe'r� abzugrenzen. AnläßJich der bevorstehenden Reichs­ Sonntag, ben 26. ,bs., mts;, abenbs. 7'1/2 U"r! tagswahl wies am 6. Oktober 1911 auf Versammlun­ gen in Berenbostel, Dammkrug und Garbsen der Parteisekretär der Nationalliberalen Partei, Fischer bol'. ,5errn- ,5'ofb'�berin, ljtieiingett 'lltig�ft '8ull.ibleck. aus Hannover, vor jeweils 40 Zuhörern nach dem �udj' !tn!Jilngtt, anbtm ,'l>dlftltl1 jlnb' fr'tun�ll4Jft tingdaben. Bericht des bei solchen Anlässen stets gegen­ '.3'lele 'll't""lIfflonl wärtigen Gendarmen auf den Hauptgegner hin: "Als DI.IIl.b".IIa., , 0!uf1�.b';lI'9,.Pirlrlla1.1I.1II�1 ... " schlimmsten Feind stellte er die Deutsch-Hannover­ sche Partei hier in diesem Wahlkreis hin und betonte

Anzeige aus dem Deutschen Volksboten, Nienburg/Weser, dabei, diese ganz energisch bekämpfen zu müs­ 6 vom 26. Februar 1911. sen."2 Das versprach die angesprochene Partei

14 ebenso deutlich: In den Räumen der Landwirte Fnedrich Nordmeyer in Osterwald o. E. und August Bullerdieck in Frielingen sprach im Februar 1911 s:- � �ffentn�e Landwirt Karl Biester29 aus als Ver­ tre ter der Deutsch-Hanno verschen Partei. "Unsere größ te Gegnerin, die wir am meisten zu bekämpfen haben, is t fernerhin die Nationalliberale Partei mit �ßQr�trfßmmlnngtu ihren Filialen, dem sog. Bauernbunde und dem Hansab unde. Die Nationalliberale Partei ist die Ver­ tre te rin des Großkapitals und des Geldsackes. Eine zwischen dieser Partei und der Deutsch­ Einigung . emntag btn )0. �!,mm 1911, na�lUl"agf 3 Ilir, in �J1fj,,", Hi Hannoverschen Partei ist ausgeschlossen."30 Im CIloltn>irt!!B i, n � 0 f' r. Mi ttelpunkt dieser wie vieler anderer Wahlveranstal­ eounJag bm,jO; �!,mm 1911, na�ml"aAf 5', n�r, in l!uII,. 6cl tungen standen die Nachteile der preußischen An­ : Q!Qltn>irF:ilu, • fI 0 g. eanotao btn)2" �!,mkr 1911, a.6.nlkl 8 Ilbr. ili '!BOnn ki CIlo�. ne xi on vo n 1866, vo rwiegend die hohe Besteuerung, . "'irt !t; ;.�;1itr 0 b t. " . - . und die feste Erwartung der Welfenpartei auf die montag bn. ll> �!lmb" 1911. oad!lni"aR� i\ Illjr. In tl.b,n"R bOi Wiedererrichtung eines wie auch immer verfaßten IlIaltn>ltC�0 • 9, t f. ;;;. !Il!mtag bm J)." �!,mb'" 1911, a6

Pfakatankündigung zu Wahlveranslalfungen im KreIs Neustadt. Quelle: HauptstaatsarchivHannover

15 Nicht nur die Veranstaltungen der Welfen-Partei wanderung": 1909 sante in Stelingen der Besen­ wurden von den Behörden wegen ihrer befürchteten binder Heinrich Dick als neuer Nachtwächter ver­ antipreußischen Te ndenz genau beobachtet. Jeder­ pflichtet werden. Dem zuständigen Gendarmerie­ mann, der im Hannöverschen ein kommunales Amt Wachtmeister Menthke kamen Bedenken. "Dick soll anstrebte, .ob als Nachtwächter, Gemeindediener, sozialdemokratisch gesinnt sein, [ist] jedoch öffent­ Gemeindevorsteher oder Beigeordneter, mußte lich nicht hervorgetreten. Er soll sich um Politik wenig schriftlich oder per Handschlag ein Treuebekenntnis kümmern." Auf Befragen rechtfertigteder Gemeinde­ auf den preußischen König ablegen. Es enthielt vorsteher die Wahl mangels einer Alternative. Denn darüber hinaus den Zusatz: "Es ist mir eröffnet, daß in Stelingen (1910 = 194 männliche Einwohner) sei durch das Vertassungsgesetz vom 20. September eine andere, nicht sozialdemokratisch gesinnte Per­ 1 866 das frühere Königreich Hannover auf immer mit son zur Übernahme des Nachtwächter-Postens nicht dem preußischen Staate vereinigt ist, daß ich mich vorhanden. "Leute, die für den Posten infrage daher von allen Bestrebungen und Bemühungen fern kämen, wären alle sozialdemokratisch angehaucht", zu halten habe, die die Loslösung unserer Provinz berichtete der Wachtmeister.34 Dick blieb bis zum von der Monarchie des Hauses Hohenzollern be­ seinem Tode im Juli 1917 Nachtwächter in Stelingen zwecken." 33 und übte diese Tätigkeit aus, ohne daß man amt­ licherseits Grund zu Beanstandungen hatte. Auch die Sozialdemokratie unterlag strenger behörd­ licher Kontrolle. Seit dem Ende des Sozialistengeset­ zes wirkte sie dank einer straffen Organisation und Um kein Einschreiten des anwesenden Gendarmen der zunehmenden Proletarisierung in den größeren oder Polizeibeamten zu provozieren, waren die Städten und den industriereichen südlichen Gegen­ Wahlkampfredner der Sozialdemokratie zur Mäßi­ den der Provinz Hannover erfolgreich. Aber sie gung genötigt. Im Wahlkampf zur Reichstagswahl bemühte sich auch intensiv um die Kleinbauern, 1912 sprach am 22. Oktober 1911 im Haus des Landarbeiter und Arbeiter des kleinstädtischen Maurers Iofeinrich Münkel in Berenbostel vor 35 Zu­ Handwerks und der ländlichen Kleinindustrie. Daß hörern der Wahlkreis-Kandidat Behle über "Kriegs­ ihre von Wahl zu Wahl anwachsende ländliche hetze und Arbeiterschutz". Wie der Gendarm Hillmer Anhängerschaft vorwiegend aus den unterprivile­ vermerkte, blieb Behle "sachlichu und "zog auch nicht gierten Schichten kam, verdeutlicht das folgende über andere Personen her'. Die Versammlung Beispiel. Es zeigt aber auch die nahezu hysterische schloß mit einem "begeisterten Hoch auf die Sozial­ 5 Furcht der Behörden vor sozialdemokratischer "Unter- demokratie."3

16 Tabelle 4:

Verteilung der Stimmen im Kreis Neustadt a. Rbge. anläßlich der Reichsfagswahl im Januar 191236

Hauptwahl Stichwahl 12. 1.1912 22.1.1912

1 2 3 4 2 3 Berenbostel 7 34 35 97 49 96 Frielingen 18 10 16 19 20 42 Garbsen 17 28 32 95 53 110 Havelse 9 4 12 35 18 42 Horst 26 6 17 17 21 42 Meyenfeld 16 9 7 40 23 42 Osterwald o. E. 5 50 43 59 48 105 Osterwal d u.E. 11 63 39 25 83 50 SchI. Ricklingen 25 45 4 28 47 43 Stelingen 2 4 21 50 8 58 Neustadt a.Rbge. 15 200 146 128 209 275 Wunstorf 17 301 178 267 345 412

Kreis Neustadt 1217 1967 1791 1488 2844 358 1 Wiedenhöfer (Freikonservati ve Deutsche Reichspartei) 2 Arning (Nationalliberal) 3 vo n Schele (Deutsch-Hann. Partei) 4 Behle (Sozialdemokrat)

Die Behörden bereiteten jedoch den Veranstaltun­ be hördlichem Druck, andererseits wollten sie auch gen der Sozialdemokratie und der Gewerkschaften nicht auf die Einnahmen ständiger Gäste verzichten. große Schwierigkeiten. Genehmigungen wurden Ein Ausweg bot sich, indem die Gewerkschaften nicht immer erteilt, Versammlungsräume konnten Ve rsammlungen nach außen hin als geschlossene nicht immer beschafft werden . Die Ma urergewerk­ Ve ranstaltung oder als "gemütliche Abende" dekla­ schaft klagte 1905, daß es gerade im Bezirk des rierten. Das konnte ins Auge gehen: Im August 1907 Landsrats vo n Woyna fast unmöglich sei, ein Lokal hatten die Ma urer August Meißner, Heinrich Dettmer zu bekommen.37 Gastwirte, die Räumlichkeiten zur und zwei weitere Kol legen in der Baumgartsehen Verfügung steHen konnten, unterlagen einerseits Gastwirtschaft in Berenbostel namens der lokalen

17 Bezirksgruppe der Maurergewerkschaft eine nicht­ Ortsgruppen des "Militärvereins für Niedersachsen" öffentliche Veranstaltung mit anschließender "Tanz­ und des "Hannoverschen Kriegervereins", selbstver­ lustbarkeit" durchgeführt, nachdem das Landratsamt ständlich nicht. Mit fast drei Millionen Mitgliedern die Genehmigung zu einer öffentlichen Veranstal­ stellte das Kriegervereinswesen unter seinen Dach­ tung mit Hinweis auf Erntearbeiten, die nicht gestört verbänden, dem Deutschen Kriegerbund und dem werden sollten, versagt hatte. Die Veranstaltung Kyffhäuserbund, die bedeutendste Massenorganisa­ wurde ein großer Erfolg; ca. 150 Personen nahmen tion im Kaiserreich dar.39 Im Kreis Neustadt dominier­ teil. Es kam jedoch zur Anzeige. Das Gericht er­ ten die preußischen Kriegervereine. 1910 gab es 35 kannte auf einen öffentlichen Charakter und ver­ Vereine mit 2.125 Mitgliedern unter dem Kreisvor­ urteilte die Veranstalter wegen Durchführung einer sitzenden Sanitätsrat Dr. Stadtländer aus Neustadt. nicht genehmigten "Ta nzlustbarkeit" zu Geldstra­ fen.Ja Die behördlichen Mittel, die Tätigkeit von politisch und gesellschaftlich nicht konformen Kräf­ ten zu erschweren, waren vielfältig.

In Anbetracht der wenigen Freizeitbeschäftigungen boten die zahlreichen Veranstaltungen in vielen Dörfern vor und in den Wahljahren eine spätnachmit­ tägliche Abwechselung im ländlichen Leben, beson­ ders, wenn sie mit Bierausschank und Ta nzlustbar­ keiten verbunden wurden und sich Gelegenheit zum Schwätzchen fand. Seit der Jahrhundertwende ent­ wickelte sich aber auch das Vereinswesen in den Städten und Dörfern des Kreises Neustadt a. Rgbe. Allerdings blieben Sportvereine, Gesangsvereine, Schützenvereine, Radfahrvereine mit klangvollen Namen wie "Sturmvogel" aus Schloß Ricklingen, " "Germania aus Garbsen, "Pfeil" aus Berenbostel, fast ausschließlich den Männern vorbehalten. Be­ hördliche Förderung genossen die Kriegervereine, Ans/eckabzeichen des preußischen allerdings nur, wenn sie sich dem preußischen Landes-KriegeNerbandes. Auf eine Landes-Kriegerverband angeschlossen hatten. Das Schleife war meistens der Name des taten die welfischen Kriegervereine, nämlich die lokalen Vereins gedruckt.

18 Ta belle 5:

Dem preußischen Landes-Krie gerverband angeschlossene Krie gervereine in Garbsen und Umgebung sowie in Wu nstorf und Neustadt a. Rbge 40 Mitglieder Gründung Vorsitzender am 1.1.1910 im Jahr 1910 Berenbostel 60 1896 Halberstadt Frielingen 18 1902 Lödding Garbsen 34 1906 Baumgarten Horst 31 1901 Lödding Osterwald o. E. 61 1892 Benjestorf Osterwald u. E. 91 1885 Bremer SchI. Ricklingen 50 )888 Homeyer Neustadt a. Rbge. 153 1872 Wage Wunstorf 231 1874 Holle

In den Vereinen wurden nicht nur Erinnerungen an eine geringere Rolle gespielt haben; hier überwog den Feldzug 1870(11 oder an die Militärdienstzeit der Freizeitwert der Veranstaltungen. Lebensver­ ausgetauscht, Schießübungen veranstaltet und pa­ sicherungen und Sterbekassen sorgten für einen triotische Feiern zelebriert. Die Bundesführer der gewissen sozialen Rückhalt der Mitglieder, der auch Kriegervereine sahen ihre Organisation auch als deshalb eifrig ausgebaut wurde, um die ehemaligen Bewahrer des status quo im Kaiserreich und insofern Soldaten nicht in die Arme der gewerkschaftlichen als "Kampfstätte"41 gegen die Sozialdemokratie und Unterstützungskassen zu treiben. die freien Gewerkschaften. Die Mittel dazu nannte eine programmatische Schrift aus dem Jahr 190342: Großstädtische Hektik und Betriebsamkeit fehlten "Belehrungen und Vorträge über das, was wir unse­ auf dem flachen Lande. Das Leben verlief hier einige rem erhabenen Herrscherhause verdanken, über die Ta kte ruhiger als in der benachbarten Provinzhaupt­ Vorzüge des monarchischen Staates, über die Groß­ stadt Hannover. Von Zeit zu Zeit gaben durchreisen­ taten der Armee und Marine, über die Verdienste de Theatergruppen Gastspiele in Wirtschaften der unserer Helden und großen Männer. [ ... ] Belehrung Städte Wunstorf und Neustadt und führten nach über die Irrlehren der Sozialdemokratie, [ ...] Aufklä­ polizeilicher Genehmigung Klassiker, seichte Stücke rung über den unübersehbaren Schaden, den Staat oder solche patriotischen Inhalts auf. "Aufführungen und Volk, Gesellschaft und Kultur erleiden müßten, nur gut sittlich gewählter Stücke, welche der sitt­ wenn die Sozialdemokratie zum Siege gelangt." In lichen Volksunterhaltung dienen und bei deren Vor­ den ländlichen Gebieten dürfte diese Indoktrination stellung ein höheres Kunstinteresse obwaltet", wie

19 es 1900 in einem Antrag eines Theaterdirektors zur "Wie mir erzählt ist, muß die Feuerwehr das Aufführung seines Programms in Neustadt hieß43, Rettungswerk sehr nachlässig betrieben haben. hatten weder Zuschauermangel noch Schwierigkei­ Der Brunnen dicht neben dem abgebrannten ten durch die Behörden zu befürchten. Die interes­ Hause war am Morgen nach dem Brande noch sierte Landbevölkerung begab sich dann dorthin, per vollständig gefüllt, offenbar war also gar kein Pferdekratt, zu Fuß oder mit dem seit der Jahrhun­ Wasser zum Löschen aus ihm entnommen wor­ dertwende immer beliebter werdenden Fahrrad. den. Man hat mir ferner erzählt, die Feuerwehr Für die Ordnung im Kreise sorgte die Gendarmerie. habe während des Löschens vom Spritzenhaupt­ Während die Städte Wunstori und Neustadt eine mann Köhne 51Schnaps, vom Gastwirt Baumgar­ eigene Polizei unterhielten, wirkte im ländlichen ten ebenfalls 5 I und von Schulzens 3 I erhalten. Gebiet die Gendarmerie, die dem Landrat unter­ Die Feuerwehrleute waren am nächsten Morgen, stand.44 Diebstähle, Schlägereien und Ordnungs­ wie ich mich selbst überzeugt habe, vielfach widrigkeiten waren nicht selten, aber sie erreichten betrunken, insbesondere Köhne und Niemeyer. ...J Statt ins Feuer zu spritzen, hätte Köhne den nicht ein so hohes Maß, daß die wenigen Gendar­ [ men, alle ehemalige Vizefeldwebel und -wachtmei­ Schnee vom Dach gespritzt und gesagt, jetzt bräuchte er nicht mehr gegen den alten Kasten zu ster der Armee, die Kontrolle verloren. In der Leine ,46 schwamm manchmal eine Leiche; ihren "Ursprung" gucken., hatte sie meistens in Hannover. Ihr Auffinden sowie Die Feuerwehr habe ihre Pflicht nicht verletzt, und Unfälle und Brände galt es anzuzeigen. Unter­ Schnaps sei wegen der starken Kälte getrunken suchungen wurden dann gegebenenfalls von der worden, aber nur 4 I, welche er spendiert habe, Staatsanwaltschaft in Hannover eingeleitet. Brände erklärte der Gemeindevorsteher aus Garbsen.47 kamen aus Unvorsicht und Vorsatz vor. So brannte Nachbarschaftsstreit, der offenbar diesem Fall zu­ es 1909 und 1912 bei Heinrich B. in Berenbostel grundelag, war nicht selten. Doch im allgemeinen No. 1. Beim zweiten Brand stellte Wachtmeister half man sich gegenseitig im Dorf, nicht weil man die Willrich unbedingt Brandstiftung fest: Weil B[... ] ein anderen immer mochte, sondern weil man selber neues Haus vor dem alten gebaut hatte, hätte "einzig eines Tages auch einmal Hilfe gebrauchen könnte. und allein nur der Eigentümer Interesse an diesem Brande. [ ... ] Bei allen Einwohnern von Berenbostel Unglücksfälle ereigneten sich im Kreis Neustadt wie ruht der Verdacht der Täterschaft nur auf B[... ]." 45 anderswo. Durchgehende Pferde mit Personen­ Doch es blieb beim Verdacht; die Versicherung schaden, Jagdunfälle mit ungesicherten Gewehren zahlte 1.300 Mark. Keine Brandstiftung lag vor, als im sowie Ertrinken beim Baden in der Leine oder in den Januar 1910 das Wohngebäude des Werkführers To ngruben gehörten zu den alltäglichen Tragödien Heinrich Scharnhorst in Garbsen bis auf die Grund­ des ländlichen Lebens. Ein schreckliches Unglück mauern niederbrannte. Der Eigentümer beschwerte ereignete sich 1912 im Haus der Pastors Simon in sich beL der Staatsanwaltschaft in Hannover: Mandelsloh. Die To chter des Hauses fand im Gepäck

20 ihres Verlobten Garl Radler aus Hildesheim einen Sonntag, man fluchte anderntags aufeinander, Revolver. Ein Schuß geht los und trifft das junge machte Ausflüge, und man feierte, wann immer es Mädchen in den Kopf. "Während der Arzt zu einer etwas zu feiern gab: Hochzeiten, Begräbnisse, älteren Schwester, welche leidend und durch die Kaisers Geburtstag oder Jubiläen. Daran hat sich Aufregung ohnmächtig geworden, gerufen worden auch im Krieg kaum etwas geändert. Nur: So ist, hat Radler seiner Braut aus einem anderen mancher Bewohner, der vor dem Krieg arbeitete und Revolver eine Kugel in die Stirn und sich dann selber feierte, lebte bald nicht mehr oder lebte anders - mit vor seinem Spiegel stehend in die rechte Schläfe zerschossenen Knochen und fehlenden Gliedern.

geschossen. [ . ..] Die Gründe zu dieser Tat sind unbekannt", stellte Gendarmerie-Wachtmeister Stünkel nüchtern fest.48 Die moderne Technik zog Te il 11: Krieg spezifische Arbeitsunfälle nach sich: Am 4. Dezem­ ' ber 1912 stürzte der 32jährige Monteur Otto Müller 1. Oie Mobilmachung und Ihre Auswirkungen vom Radio-Turm Eilvese 125 m in die Tiefe. Monteur Dralle erhielt am 15. März 1914 bei Arbeiten am In der zweiten Hälfte des Monats Juli 1914 forderte Transformator der 15.000-Volt-Überlandleitung in die bürgerliche Presse in der Provinz Hannover Kolenfeld einen tödlichen Schlag; am gleichen Tag lautstark die Bestrafung Serbiens, während die verunglückte sein Kollege Wesemann beim Versuch, Sozialdemokratie für den Frieden demonstrierte und einen defekten Isolator auszuwechseln. Die Über­ ihr Provinzorgan, der hannoversche Volkswille, die landzentrale hatte zwar den Strom abgeschaltet, Kriegshetze scharf verurteilte. Die aufgeregte Stim­ aber zum falschen Zeitpunkt.49 mung wirkte sich auch auf das ländliche Leben aus. Lehrer Pabst aus Berenbostel vermutete, daß in Am 19. Juli 1914, noch niemand ahnte die kommen­ seinem Dorf wohl noch nie ein solch erwartungs­ den Ereignisse, feierte Wilhelm Dewitz von Woyna, " volles Rennen und Jagen auf den Straßen" gewesen Mitglied des preußischen Abgeordnetenhauses und sei wie abends in der zweiten Hälfte des Monats Gutsherr auf Poggenhagen, in Neustadt sein 25- JUIi.51 jähriges Jubiläum als Landrat in Anwesenheit des Regierungspräsidenten und der Prominenz des Krei­ Dem spannungsvollen Erwarten folgte am 31. Juli ses. Auf ein so exquisites Mahl wie das gereichte und am nachfolgenden Tag Gewißheit. Als Antwort mußten wohl die meisten Te ilnehmer - sicher nicht auf die russische Mobilmachung versetzte der Kaiser alle - in den nächsten Jahren verzichten: Ochsen­ das Reich in den Zustand der drohenden Kriegs­ schwanzsuppe, Steinbutt auf Kaisers Art, Früchte­ gefahr. Am 1. August verstrich das zwölfstündige Salat, Butter und Käse.5O So bot sich das alltägliche· Ultimatum an Rußland, die Mobilmachung zu stop­ Leben in den Dörfern Garbsen, Frielingen usw. in den pen. Das bot den gewünschten Anlaß für die Kriegs­ Vorkriegsjahren durchaus als ein "normales" dar. Es erklärung an Rußland am gleichen Tag und die wurde hart gearbeitet, man betete gemeinsam am eigene Mobilmachung. Te lefonisch und telegrafisch

21 wurden die lokalen Behörden informiert, die Stahl� Die Vielfalt der Empfindungen, die nun die Menschen schränke mit den vorbereiteten Anweisungen ge� in Stadt und Land ergriff, ist schwer zu ermessen: öffnet, in den Dörfern klebten die Gemeindediener ruhige Zuversicht als auch lauter Jubel in den Städ· Mobilmachungsplakate an die Scheunen und ver� len, bei .Versammlungen auf öflentlichen Plätzen breiteten mit Trommelschlag oder Trompetenruf die Hochrufe auf den Kaiser und König und seine Neuigkeit. Spätestens bis Weihnachten 1914 sollten Generalität. Als in Hannover die aktiven Regimenter die Kämpfe nach den Worten des Reichskanzlers mit Musikkapellen zum Güterbahnhof Weidendamm Bethmann Hollweg "einem kurzen aber heftigen marschierten, waren die Straßen "nicht breit ge� Gewitter" gleich siegreich beendet werden. nug, soviele Leute bewegten sich neben uns her.

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Anzeige aus dem Volkswiflen, Hannover, vom 10. Dezember 1916. Mit Krlegsbeginn wurden Kriegsandenken, von Granatennachbildungen bis zu Porzellan/ellen, die das Eiseme Kreuz zierte, massenhaft hergestellt. Wegen ihrer Geschmacklosigkeit erregten sie häufig heftige Kritik.

22 Die Blumen flogen kübelweise. Eine Stimmung unter fühlte sich in seinem noch so beschränkten Auf­ der Bevölkerung, als ob es zum Schützenfest geht, gabenfeld als Feldmarschall und verantwortlich für aber nicht bei den Soldaten, die wußten ja, wo es das Wohl des Vaterlandes, und das bedeutete, hingeht", berichtete ein Angehöriger des hannover­ Störungen der Mobilmachung zu verhindern und schen 74. Infanterie-Regiments, Heinrich Kölling aus "Laschheit" von Zivilisten mit Anschnauzern zu be­ Meyenfeld s2 Abends wetteiferte man in bierseliger gegnen. Laune an den Stammtischen um die Aufzählung von Nicht nur die Wehrpflichtigen und die älteren gedien­ angelesenen glorreichen Waffentaten aus der Ver­ ten und ungedienten Jahrgänge, die zur Landwehr gangenheit und die Vorwegnahme künftiger, selbst­ und zum Landsturm eingezogen wurden , ergriffen verständlich siegreicher Schlachten: mit Franzosen die Gewehre, auch die Mitglieder der Krieger- und und Russen sollte "kurzer Prozeß" gemacht werden. Schützenvereine. Wenige Ta ge nach Beginn des Ausländer egal welcher Herkunft und Menschen, die Krieges forderte das Innenministerium in Wieder­ nur fremd aussahen, wurden beschimpft und ver­ belebung einer preußischen Tradition die unter­ prügelt. Abseits der Straßen und Plätze, zuhause im geordneten Behörden auf, sich um die Aufstellung Stillen, äußerten jedoch viele Menschen Sorge um von Bürgerwehren in Dörfern und Städten zu küm­ die Zukunft. Eltern bangten um ihre Söhne, Arbeiten­ mern ."5Weil das Militär verständlicherweise mit ganz de um die Arbeitsplätze. Nachdenklichkeit stellte sich anderen Problemen beschäftigt war, sollten sich im ein, als Großbritannien am 4. August dem Deutschen Umgang mit Schußwaffen kundige Menschen, vor­ Reich wegen der Verletzung der belgischen Neu­ zugsweise Angehörige von Krieger- und Schützen­ tralität durch deutsche Truppen den Krieg erklärte. vereinen, "ehrenamtlich" zusammenfinden und we­ Das öffentliche Leben wurde jedoch von Hektik und gen der weitverbreiteten Spionage- und Sabotage­ Aufregung bestimmt. In den Großstädten drängten furcht den Schutz von Eisenbahnbrücken, Bahn­ die Menschen in die Banken zum Umtausch von höfen und Fabriken übernehmen. Auch auf die Papiergeld in Gold- und Silbermünzen und be­ Mitglieder der vor dem Krieg mißtrauisch beobach­ gannen, Lebensmittel zu horten, so daß die Preise teten welfischen Kriegervereine wurde zurückgegrif­ stiegen. Deshalb drohte der Chef der obersten fen. Im Sinne des Burgfriedens wies der Regierungs­ Militärbehörde in der Provinz Hannover, des stell­ präsident aus Hannover die Landräte seines Bezirks vertretenden Generalkommandos des X. Armee­ ausdrücklich an, ihre Angehörigen nicht anders zu korps53, General von Linde-Suden, am 4. August, behandeln als die Mitglieder der preußischen Ver­ daß alle Geschäfte, die "Wucherpreise für Lebens­ eine.56 Die so gebildeten Bürgerwehren bewachten mittel nehmen oder die Annahme gesetzliCher Zah­ im Kreis Neustadt einige Wochen die Eisenbahn­ lungsmittel insbesondere von Reichsbanknoten Strecken Hannover-Bremen und Hannover-Minden. verweigern , geschlossen werden sollen."54 In jedem Daß auch wirklich bewacht wurde, dafür sorgten die nichtmilitärischen Uniformträger, ob Briefträger oder Kontrollen durch die Gendarmerie ."7 Diese Ver­ Bahnhofsvorsteher, erwachte der Altgediente. Man wendung von Zivilisten für den Militärbetrieb erwies

23 August K611ing (vornelinks) aus MeyenfekJ im Kreise , seiner Kameraden auf dem Flugplatz Va hrenwa/der Heide (Hannover). Quelle: SIed/archiv Gamsen

sich aber als entbehrlich, weil eine reale Bedrohung zukommen, belagerten regelrecht die Kasernen­ 5B durch Saboteure und Spione nicht bestand. Ob • wie tore. "Es war erhebend, wie die Kasernen am vielerorts vorgekommen · auch in Frielingen, Beren­ Welfenplatz von den sich als Kriegsfreiwillige Mei­ bastei oder Stelingen Straßensperren errichtet und denden umlagert werden: der Andrang war buch­ auf harmlose Autofahrer geschossen wurde, die man stäblich so schlimm, daß die Kasernentore zeitweilig für Spione hielt, ist nicht bekannt, aber auch nicht geschlossen werden mußten", ist hierzu in der auszuschließen. Geschichte eines hannoverschen Regiments zu lesen.59 Auch Einwohner des Kreises Neustadt Die Reservisten erhielten nach und nach ihre Gestel­ a. Rbge. meldeten sich freiwillig, u.a. Konrad Brok­ lungsbefehle. Freiwillige, oft Jugendliche, von Aben­ mann und Hermann Wind meier aus Berenbostel.60 teuerlust getrieben und froh, von zu Hause fort Die Mililärpflichtigen des Kreises mußten sich in

24 Nienburg beim Bezirkskommando melden; wenige hatten sich unverzüglich zu ihren Truppenteilen zu begeben.51 Bereits in der ersten Kriegswoche zogen von den 500 männlichen Bewohnern Berenbostels 49 die feldgrauen Uniformen an, unter ihnen Heinrich Schneehage. Er sollte am 3. November der erste Kriegstote der Gemeinde werden.52 Während der achttägigen Mobilmachung, d. h. der Phase der Ver­ stärkung des aktiven Heeres durch Reservisten auf fast vier Millionen Mann und des Truppenauf­ marsches, wurden allein von den im Kreis Neustadt a. Rbge. in der Landwirtschaft Tätigen 1.540 Männer eingezogen: 342 Landwirte, 445 Haussöhne, 415 Knechte und 338 Landarbeiter.53 Bereits im Sep­ tember 1914 dienten aus Frielingen acht, aus Garb­ sen 36, aus Meyenfeld 13, aus Osterwald o. E. 69, aus Osterwald u. E. 50 und aus Schloß Ricklingen 37 Einwohner in Heer und Marine.64Und das war erst der Anfang. Denn schließlich mußten die unerwartet hohen Verluste der Schlachten in Frankreich und Flandern durch neue Rekrutierungen ersetzt wer­ den. Bis Ende 1914 waren bereits ca. 800.000 deutsche Soldaten umgekommen, verwundet, ver­ mißt oder in Gefangenschaft geraten. Am Ende des Krieges, im Oktober 1918, standen von der männ­ lichen Bevölkerung des Kreises Neustadt a. Rbge. 1.173 Familienväter und 2.360 Ledige in Heer und Marine; 222 Familienväter und 565 Ledige waren bis zu diesem Zeitpunkt umgekommen,55 und es sollten noch mehr Menschen sterben. Ihre Gräber liegen über halb Europa verstreut, von Frankreich bis Rußland - Millionen Soldaten hatten Verwundungen erhalten. VlZ ewachtmeister Hermann Homeyer (Mitte) BUS f Mejenfeld. Quelle: Stadtarchiv Garbsen

25 Ta belle 6:

Kriegsopfer: To te, Verwundete, Gefangene66

Stand Stand Stand Stand Stand Stand am am b.Kriegs· am am b.Kriegs· 1. 12. 1914 1. 5. 1916 ende 1. 12. 1914 1. 5. 1916 ende

Berenbostel a) a) 12 a) 39 Meyenfeld a) 1 a) 6 a) 8 b) 12 b) 26 b) b) 4 c) 2 c) 2 c) c)

Frielingen a) 1 a) 3 a) 11 Osterwald o. E. a) 2 a) 8 a) 43 5 b) 15 9 b) b) b) 27 c) c) 1 c) 2 c) 5

Garbsen a) 5 a) 8 a) 32 Oslerwald u. E. a) a) 7 a) 32 b) 4 b) 15 b) 3 b) 17 c) 5 c) 6 c) 1 c) 1

Havelse a) a) 4 a) 15 SchI. Ricklingen a) a) 5 a) 26 b) 5 b) 16 b) 3 b) 12 c) c) 2 c) c) 1

Heitlingen a) nichl zu ermitteln a) 9 Stelingen a) a) 5 a) 19 b) nicht zu ermitteln b) 4 b) 16 c) nicht zu ermitteln c) c)

Horst a) a) 3 a) 12 Kreis Neustadt a) 53 a) 351 a) 787 b) b) 4 b) 154 b) 671 c) 1 c) 3 c) 39 c) 133

a) = tot; b) = verwundet; c) = in Gefangenschaft

26 Meldung des Gemeindevors/ehers Baesmann aus Berenbostel an den Landrat Ober die KriegsverlusIe im Monat September 1916_ Quelle: Archiv des Landkreises Hannover, Neustadt a. Rbge.

Für alte Menschen und für Ehefrauen hatte der rinnen linderten allenfalls die Not. Am Beginn des Kriegstod des Sohnes bzw. Mannes schwerwiegen­ Krieges, als niemand seine lange Dauer ahnte, fehlte de wirtschaftliche Folgen. Der Hof mußte allein es nicht an Hilfsbereitschaft und Zuversicht. Gegen­ bewirtschaftet, und die Kinder allein durchgebracht seitige Unterstützung wurde versprochen. "Solange werden. Die Hinterbliebenenrente bzw. Familien­ einer von uns was hat, so lange haben wir alle wasu, unterstützung, die der Staat den Kriegerwitwen bzw. hieß es in Berenbostel. Und dieser Vorsatz wurde den Kriegertrauen zahlte, reichte nicht aus, die durch auch umgesetzt. "Es war ein erhebendes Gefühl, zu den Krieg verursachte Te uerung auszugleichen. Die merken, wie einer für den anderen mitsorgte. War R enten, zusätzliche Kreis- und Gemeindeunterstüt­ aus einer Familie jemand im Felde, traten Nachbarn zu ngen sowie Sammlungen von Wohltätigkeits­ und Freunde für ihn ein."67 Auch auswärtigen Hilfs­ Einrichtungen und Spenden gebefreudiger Bürge- bedürftigen wurde bei Kriegsbeginn reichhaltig

27 gespendet. Für die infolge der hohen Arbeitslosigkeit zahlungen, so daß mit der Dauer des Krieges Un­ noUeidende Bevölkerung Lindens sammelte allein behagen über die mittelfristige Verschuldung in zahl­ die Gemeinde Horst im August 1914 45 Zentner reichen Gemeindeversammlungen geäußert wurde. Kartoffeln. In den späteren Kriegsjahren sollte aber Die Gemeinde Berenbostel, die zahlreiche Unter­ das Verhältnis zu den Städtern recht schwierig stützungsfälle zu versorgen hatte, lehnte 1917 weite­ werden. Wie überhaupt Hilfsbereitschaft und Spen­ re Kreditaufnahmen ab, weil die bisher aufgenomme­ defreudigkeit nachließen, denn jeder hatte bald nen Kredite eine Größenordnung· erreicht hätten. genug mit den eigenen Problemen zu tun. Obwohl "die zu einem schlechten Ende hinausführen müßte." die Kriegsunterstützung den Gemeinden nach Kriegs­ Dennoch wurden weiterhin die Bedürftigen mit der ende vom Staat ersetzt werden sollte, bedeutete Unterstützungszahlung bedacht. sie zunächst Aufnahme hoher Kredite und Zins-

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Quelle: Leine-Zeitung vom20. Juni 1916 Quelle: Leine-Zeitung vom5. Januar 1918

28 Die Abhängigkeit der Kriegerirauen und -witwen von Frauen arbeitete schon in Betrieben, die für Heeres­ der Unterstützung hatte zur Folge, daß sie von den zwecke lieferten. Andere hätten an Offiziere ver­ Unterstützungsstellen gedrängt wurden, Arbeit in der mietet und müßten für deren Aufwartung zur Ver­ Landwirtschaft und hauptsächlich in der kriegs­ fügung stehen. Die meisten Frauen aber hatten wichtigen Industrie anzunehmen. Das Landratsamt kleine Kinder zu versorgen, und da es an einer Neustadt wies mehrmals an, scharfe Kontrollen unter Kinderkrippe fehlte, müßten sie zu Hause bleiben.68 den Antragstellerinnen durchzuführen. Einer ent­ Andere Frauen nahmen unter dem behördlichen sprechenden Anweisung folgend, lud beispielsweise Druck Arbeit in den Munilionsfabriken Schmidt in der Magistrat der Stadt Neustadt im Januar 1917 Wunstorf und Schlüter in Neustadt an. Bei Schlüter 26 Frauen vor, die Unterstützung erhielten und legte arbeiten im November 1916 17 Unterstützungs­ ihnen "eindringlich" Munitionsarbeit bei der Firma empfängerinnen neben zahlreichen anderen Frauen Schlüternahe. Der Erfolg war gering, denn ein Te il der und Mädchen aus den umliegenden Dörfern, bei Schmidt mindestens sieben Kriegerfrauen. Wer nicht mehr in der Lage war zu arbeiten und keine verdie­ nenden Angehörigen hatte, dem blieb nur die entwür­ digende Möglichkeit, als Bittstellerin Zuwendungen zu erhalten. Die Kriegerwitwe Emma Ecker! aus Wunstorf schrieb im März 1918 an das Landratsamt:

"Ich, die hinterbliebene Witwe, habe drei Söhne. Mein ältester Sohn lernt in Hannover mit vier­ ähriger Lehrzeit ohne Kost und Logis das Elektro­ j technikerhandwerk und verdient nur ein kleines Taschengeld und Bahnfahrt. Muß also vollständig von mir erhalten werden. Da ich leidend bin und meist im eigenen Haushalt zu tun habe, habe ich außer meiner Militärrente keine Einnahmen. Folg­ licherweise fällt es mir namentlich in dieser teuren Zeit sehr schwer, meinen Sohn bis zur voll­ ständigen Ausbildung seines Berufes durchzu­

Für HIJndemausende von Ellern waren Schreiben wie dieses die bringen. Ich bitte daher gütigst, mir doch gefälligst letzteamtliche Nachrichl vom Schicksal Ihrer Söhne. eine kleine Unterstützung zukommen lassen zu Que/Ia: Margarete Bel/mer. Oslerwald wollen."69

29 Danksehreiben des Magistrats der Stadt Linden :mag,ln,al an den Landrat in Neustadt a. Rbge. wegen der ", kostenlosen Lieferung von Nahrungsmitteln im ersten Kn·e gsmonat. Allein die Gemeinde Horst Gtabl tlnOtn. spendete 45 Zentner Kartoffeln. Quelle: Haupt­ (!!.14).I1"·�.m<,,1 A.l101t>. ... _'.... _ ...'n s/aa/sareh/v Hannover -- ""' -'

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30 Bitte eines Kriegsbeschädigten um die Gewährung einer Eisenbahn­ Monatskarte zum Besuch eines Lehr­ ganges tur das Schreiben mit der Un ken Hand. Dem Gesuch wurde stattgegeben. Quefle: Hauptstaats­ archiv Hannover

31 Es dauerte geraume Zeit, bis verwundete Soldaten wieder in ihr Dorf kamen, denn schwere Verletzun­ gen und Verstümmelungen bedeuteten monate­ langen LazareUaufenthalt. Oft konnte der alte Beruf nicht mehr ausgeübt werden. Die Landesdirektion der Kriegsbeschädigtenfürsorge in der Provinz Han­ nover richtet Kurse zum Erlernen einer neuer Tätig­ keit ein - z. B. zum Fleisch- und Trichinenbeschauer. Die Landralsämler vergaben Wandergewerbeschei­ ne - etwa für Filmvorführer • bevorzugt an Versehrte. Doch der Verdienst im neuen Beruf einschließlich der Versehrtenrente reichte nicht an den Vorkriegs­ verdienst heran.

In zahlreichen Schulen, GastMusem und kirchlichen Einrichtungen Ein Gewehrschuß in den linken Ellenbogen machte wurde n Reserve-Laz8rel/e eingerichte/. Die Abbildung zeigt das den Zimmermann Karl Ellermann aus Meyenfeld zu Lazarett Im Hotel ..zum Rillet' in Wunstorl. Quelie: Stad/archiv 50 Prozent erwerbsunfähig. Er fand 1916 eine Stelle Wunslorl als Wärter mit leichten Büroarbeiten. Als Zimmer­ mann verdiente er jährlich 1.400 Mark, als arbeiten­ Der Landrat gab das Gesuch an die Kriegsspende D der Kriegsversehrter erhielt er nur ca. 900 Mark. Deutscher Frauendank" weiter, die einmalige Zah· Glück haUe Ernst Pöhlker aus Berenboslel, der trotz lungen vergeben konnte. Für die Frauen bildete die seiner Verletzungen seinen Bäckerladen weiterfüh­ Angst, mit den täglichen Sorgen und Nöten allein zu ren konnte. Der Maurer und Schlachter Konrad bleiben, eine hohe Belastung. Als sich im Oktober Dettmer aus Berenbostel konnte nach einer Schuß­ 1915 die Witwe Minna Hoffmann aus Mandelsloh in verletzung mit bleibenden Versteifungen im Arm und einen Brunnen stürzte, erklärte ihr Sohn, sie sei in der Hand nur noch als Bote arbeiten. Die Fürsorge­ schon längere Zeit gemütskrank gewesen, weil sie beratungsstelle setzte sich aber dafür ein, daß Dett­ schon zwei Söhne im Felde hätte, und er, der dritte mer bei der Eisenbahn den Beamtenstatus erhalten Sohn, Führer eines Kriegsgefangenen-Kommandos solle, weil er befürchtete, als kriegsversehrter Ar­ im Kreis Neustadt, sie ebenfalls bald in Richtung beiter nach dem Krieg seine Stellung zu verlieren. Front verlassen müsse.1°

32 2. Die wirtschaftlichen Folgen der Mobilmachung gewerbe schrieb das Baugewerbeamt in Hannover und der langen Kriegsdauer am 28. August 1914 an den Regierungspräsidenten: In welchem Umfange der Krieg auf die Tätigkeit 2.1 Industrie und Gewerbe " in hiesigem Baugewerbe eingewirkt hat, geht aus Erst allmählich hielt der Krieg Einzug in die Dörfer. der Tatsache hervor, daß von den sonst Beschäf· Lehrer Pabst aus Berenbostel schrieb nach dem tigten 5.000 Arbeitern jetzt nur noch 1.700 Be­ Krieg in die Schulchronik: HAuf das wirtschaftliche schäftigung haben. Dabei ist zu befürchten, daß Leben machte der Krieg anfangs wenig Eindruck�.11 noch weitere Arbeiterentlassungen vorgenom· Die wirtschaftliche Lage zu Beginn des Krieges men werden, wenn die angefangenen kleineren erschien ihm rückblickend deshalb recht günstig, Arbeiten fertiggestellt sind."73 weil das erste Kriegsjahr in der Tat noch nicht von den Die Einstellung der öffentlichen und privaten Bau­ schwierigen Problemen der folgenden Jahre ge­ tätigkeit bedeutete auch die Stillegung fast aller kennzeichnet gewesen ist. Die laufenden Einberu­ Ziegeleien im Regierungsbezirk Hannover für die fungen der wehrfähigen Bevölkerung und die unbe­ Dauer des Krieges. Von den 63 Ziegeleien des stimmte Dauer des Krieges mußten das alltägliche Regierungsbezirks Lüneburg arbeiteten während Leben in Garbsen, Berenbostel und den anderen des Krieges nur fünf Betriebe. Im Kreis Neustadt Dörfern und die wirtschaftliche Entwicklung im ge· a. Rbge. erloschen die Ringöfen zunächst fast in samten Kreis Neustadt a. Rbge. nachhaltig beein­ sämtlichen Ziegeleien; die Zementfabrik in Beren­ flussen. Die Eisenbahn- und Brückenbauarbeilen bostel schloß ebenfalls ihre To re. Lediglich die Han­ des Kreises wurden zurückgestellt. Nur die Schiffs· noversche Dampfziegelei am Kastendamm in Beren­ ladestelle am Mittellandkanal bei Berenbostel war bostel produzierte in den Kriegsjahren. Erst im schon so weit fertiggestellt, da sie bei Inbetrieb­ August 1916 eröffnete OUo Pape, Inhaber der nahme des Kanalbauabschnittes -Misburg Dampfziegelei Stiefelholz in der Gemeinde Klein­ genutzt werden konnte und sich die Fertigstellung Heidorn wieder seinen Betrieb und stellte zehn somit lohnte.72 Die Planungen zum Bau der Eisen· männliche und zwei weibliche russisch-polnische bahnstrecke Neustadt-Schwarmstedt und der Klein­ Arbeitskräfte ein, die er Anfang August im Zivilgefan­ bahn von Wunstorf nach Groß Munzel wurden nicht genenlager Holzminden verpflichtet hatte. Auch das weiterbetrieben. Dachstein- und Ziegelwerk Luthe bei Wunstorf pro­ Im Zuge der Umstellung von der Friedens- auf die duzierte seil August 1915 wieder und beschäftigte Kriegswirtschaft kam es im ganzen Reich zu Be­ Arbeiter aus anderen Ziegeleien, die weiterhin stil la­ triebsstillegungen und Entlassungen mangels Auf­ gen. Die Fulgurit-Werke Eichriede bei Wunstorf hat­ trägen. Besonders in den Großstädten stieg die ten nur am Beginn des Krieges unter Auflragsmangel Arbeitlosigkeit sprunghaft an. Fast alle Branchen zu leiden. Sie entwickelten sich zu einem kriegswich­ waren davon betroffen. Zur Entwicklung im Bau- tigen Betrieb, denn aus ihren Asbestplatten wurden

33 Hallen für den Bau und die Wartung von Flugzeugen und Zeppelinen hergestelft,74 Auch die Errichtung der Kriegsgefangenenlager im Kreis Neustadt wur­ den den Fulgurit-Werken übertragen. Alle Betriebe, die Heeresbedarf herstellten, konnten sich über Aufträge nicht beklagen: die lederherstellenden und -verarbeitenden Betriebe lieferten Koppel, Gewehr­ riemen, Stiefel, hOlzverarbeitende Betriebe stellten Granatenkörbe, Baracken und ihre Einrichtungen für Kriegsgefangenenlager her. Bald gab es im Kreis Neustadt auch zwei Rüstungsbetriebe. Die Firma Georg Schmidt, Wunstorf, eigentlich Hersteller von landwirtschaftlichen Geräten und Maschinen, drehte �imme"e", l1l41Un" Granaten; die Firma Carl Franke aus Bremen produ­ un� 1t d. zierte bei Schlüter in Neustadt a. Rbge. Geschosse. fil tIIbtee." ariectif�le"•••••• ,•••• Eine behördliche Auflistung gibt die Einkommens­ höhe für das Jahr 1917 bei den erfolgreichsten 8ulgurlflltrlt fld)rlt�tb,ll)u n.orf Industrie- und Handwerksbranchen im Kreis Neu­ stadt a. Rbge. wieder und verdeutlicht darüber hin­ Ste/lenanzeige aus der Leine·Zeitung vom 30. Juni 1917 aus, welche Bereiche überhaupt noch halbwegs produzierten: 75 (Brutto) Munitionsfabriken 77.686 Mark Einkommen Kaliindustrie 321 .807 Mark Einkommen To rfindustrie 201 .435 Mark Einkommen Lederfabrikation 26.335 Mark Einkommen Holzlieferanten 308.254 Mark Einkommen An dem Bemühen, Produktionsverfahren zu ent­ wickeln, welche die Rohstoffknappheit des Deut­ schen Reiches lindern sollten, hatte auch Berenbo­ sIel einen kleinen Anteil. Denn auf dem Grundstück der Ziegelei Schünhoff & Camp. am Kastendamm errichtete der Ingenieur Conrad Arnemann aus Han­ To rlabbau durch Kriegsgefangene bei der . To rfverwerwng Poggen­ nover im Frühjahr 1916 eine Versuchsanlage, in der moor" in Poggenhagen bei Neustadt. Quelle: Landkreis Hannover/ mit Hilfe von Erwärmung und Druck aus bituminösem To rfmuseum, Neustadt s. Abga.

34 Schiefer, Braunkohle, Ölsand und anderen Mate­ glocken; verhindert werden konnte sie nicht, sofern rialien Öl gewonnen werden sollte. Die Anlage wurde es sich nicht um kunsthistorisch wertvolle Geläute aber schon im Herbst des gleichen Jahres nach handelte. Dieses Auswahlkriterium traf für 20 Mecklenburg verlegt.76 Glocken aus dem Kreis Neustadt a. Abge. jedoch nicht zu; sie wurden 1917 von einer Hildesheimer Auf ein Dienstleistungsgewerbe wirkte sich der Krieg Glockengießerei ausgebaut und im Kupferwerk offenbar nur geringfügig aus: auf die Gaststätten und Iisenburg im Harz zerschlagen und eingeschmolzen, Schankwirtschaften. Während in den Großstädten unter ihnen eine Glocke aus Horst (Gußjahr 1645) zahlreiche Gaststätten eingingen, blieb ihre Anzahl und zwei Glocken aus Osterwald (Gußjahr 1850 und im Kreis Neustadt stabil. Am 31. Dezember 1913 gab 1883).79 Unter den verschonten Glocken befanden es 153 Gaststätten und 20 Schankwirtschaften, am sich u. a. Glocken aus Schloß Aicklingen (Gußjahr 31. Dezember 1918 152 Gaststätten und 21 Schank­ unbekannt), Horst (Gußjahr 1645) und Osterwald 77 wirtschaften. Die fast unveränderten Angaben be­ (1790) sowie zwei Glocken aus Garbsen (1700 und ruhen offenbar darauf, daß Gastwirtschaften oft im 1430); eine dritte, recht neue aus Garbsen (1909) Nebengewerbe Land- und Viehwirtschaft betrieben ließ sich nicht ausbauen. und das Speiseangebot bei gewissen Einschränkun­ gen somit erhalten bleiben konnte.

Im Handwerk machten sich trotz des Einsatzes von Kriegsgefangenen die fehlenden Fachkräfte be­ merkbar. Oft konnten Reparaturen nicht ausgeführt werden, und selbst kriegswichtige Aufgaben, wie die Demontage von Türgriffen und Fensterklinken aus ••h u.' Messing, von Kupferkesseln und von kupfernen .rn.n...... Blitzableitern zwecks Verarbeitung zu Munitions­ teilen verzögerten sich, weil Personal fehlte. Dieser ,. ...Stahlblech.ilU .. .u ....ai ..kt Umstand rettete die Kupferbedachungen der Kirchen . in Horst und Garbsen. Allerdings wehrten sich Kir­ in .lIen Ortuen empfiehH chenvorstände und Pastoren wegen der hohen Aus­ baukosten und des wenig geeigneten Ersatzmate­ rials energisch gegen die Abnahme der Dächer, ein W. Baebenroth,•• u."'" •. Rb... ungewohnter Umstand, denn die evangelische Kirche bildete eine feste Größe innerhalb der kriegs­ Anzeige aus der Leine-Zeitung vom 11. April 1916. Ab Juli 1915 befürwortenden und der "Durchhalten" predigenden 18 mußten Gegenstände aus kriegswichtigen Metallen abgeliefert Kräfte. Fehlendes Fachpersonal verzögerte zwar werden. Statt Kupferkessel wurden ersatzweise Gußeisenkessel die Demontage der bronzenen Kirchen- und Schul- verwendet.

35 Bericht der Firma Rad/er & . .. & \ lI"irdJ,nglodcn.., ". 1106( un6e;�n. ol�afdiml Sohne an den Kreisaus­ 3'''11>'111)'' !!W schuß in Neustadt über �",,,_•. �....,....,"�"I\I",,,,- Verzögerungen bei der Ab­ nahme ablieferungspflich­ tiger Bronzeglocken. Oie Firma war ein Spezialbe­ In hlil1. B,antwo,.fr,allg d.a w,rten SeM.. lbens lIoa 13. ds. lies. J< trieb und hatts den Auftrag 11. A. �:?21 ,,.,,,fd,,," 1011' ,,.,,,b'lIs t. daoSs ,Ich ea.t Uch. Gell,IlId,n. dl, erhalten, die Glocken ab·

Gloc/:.n abzug.b,n ho.U.",. sich Oll zunehmen. Duelle: Archiv ",�,d.rho�, "IIS wondUn lilie!: um Ausbau des Landkreises Hannover, d.r alock.n bat,", Da 1.1,,"$ b.tr. Fr, lgabe uns.r.r ,..JCIQ/llf.rt,n wuu o­ Neustadt a. Rbge. b.,. zu vhl. Sc:hw1erf"t. lt.n g.lIlQcht "u!"d ell, wir and'''.U fts cU. unB zur Ve rlagung ges tellt.n Plon" r, nfCht aUeln ,.. ,un lassen KOnnt.n. da .s Nf!:huac;�t�1f" �I�d. $(} tonnt.n 101,. dIe Auft,.ag. nIcht so .schn.ll ,,.1.-' dlg.IIo. wll e. nl$llg IBo" IS und lilie lIIoht der Fa tt glw.sen .5'etn III Qrdl, w.nn UM Q�JI u'!sere elngearb. 'teten Leute �u,. V.r/agun" 9esto.nd.n ha .. b.n ItIQrden._ J 11',,. 'lIp/ehten UlloS

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2.2 Beeinträchtigungen der Landwirtschaft fruchternte und für die Herbstbestellung werden die hier vorhandenen Arbeitskräfte ausreichen.�82 Bei der Umstellung von der Friedens- auf die Kriegs­ wirtschaft zu Beginn des Krieges kamen die entlas­ Das Unterkommen von gewerblichen Arbeitskräften senen gewerblichen Arbeitskräfte im Kreis Neustadt in der Landarbeit erwies sich als notwendig, denn der a. Rbge. der Landwirtschaft zugute. Landrat von Militärdienst von zahlreichen Landwirten und Land­ Woyna8f) konnte am 14. August dem Regierungs­ arbeitern mußte sich selbstverständlich auf die lau­ präsidenten melden: »Der Bedari an landwirtschaft­ fenden landwirtschaftlichen Arbeiten negativ aus­ lichen Arbeitern ist durch das Stilliegen fast aller wirken. Bei Kriegsbeginn waren die Erntearbeiten gewerblichen Betriebe hinreichend gedeckt." 81 Und noch nicht abgeschlossen, und die herbstlichen einen Monat später berichtete er: »Für die Hack- Feldarbeiten standen an. Durch den Krieg entstan-

36 den aber grundsätzliche Probleme für die Landwirt­ entsprechenden Vorratsbildung mangelte. Damit er­ schaft: Der Kriegseintritt Großbritanniens schnitt das hielt die landwirtschaftliche Eigenproduktion eine Deutsche Reich über eine wirksame Blockade von hohe Bedeutung für die Versorgung von Bevölke­ den Welthandelswegen ab. Wegen der Gegner­ rung und Heer. Dieser Bedeutung konnte sie jedoch schaft Rußlands fehlten die östlichen Getreideein­ nur gerecht werden, wenn sie in die Lage versetzt fuhren; Importe aus dem neutralen Ausland konnten wurde, trotz fehlender Arbeitskräfte und Düngemit­ sie nicht ersetzen. Das Deutsche Reich hatte sich teIimporte weiterhin im Rahmen der Möglichkeiten unter wirtschaftlichen Erwägungen nicht auf einen zu produzieren. Zu diesem Zweck erteHtedas Militär längeren Krieg vorbereitet,' so daß es an einer Spezialisten wie Müllern oder Fahrern von Motor­ pflügen für die Erntezeit Rückstellungen vom Militär­ dienst. Ebenso erhielten Landwirte und Knechte von ihren Truppenteilen Beurlaubungen zu Feldbestel­ lungs- und Erntearbeiten - wenn es die Lage an der Front zuließ! Doch in erster Linie blieb die Arbeit den Familienmitgliedern überlassen, die nicht in den Krieg mußten: jungen Leute, Ehefrauen und älteren Menschen. Mit der Dauer des Krieges wurden Zu­ rückstellungen und Beurlaubungen von k. v. (kriegs­ verwendungsfähigen) Landwirten immer seltener. Als Richtlinie galt seit dem Juli 1916: "Nur für sehr große Betriebe kann ein k. v. Mann ausnahmsweise zurückgestellt werden. In den meisten Fällen muß es genügen, wenn eine Frau auf dem Hofe die Leitung übernimmt, zumal es ihr freisteht, zur Ernte die Überweisung von Mann­ schaften der nahen Garnison zu beantragen. Derartigen Anträgen wird in weitgehendem Maße stattgegeben werden. Bei der Ernte auf kleineren Höfen muß die Gemeinde helfend eingreifen. Die Zurückstellung von g. v. [garnisonsverwendungs­ fähigen] und a. v. [arbeitsverwendungsfähigen] Mannschaften kann weitgehend erfolgen; doch ist ' sie stets an die Bedingung geknüpft, daß die Heinrich Wittbold (Mille) aus Heillingen vor einer Feldküche hin/erder Angeforderten nötigenfalls auch auf anderen Hö­ Fron/. Duelle: Stadtarchiv Garbsen fen Aushilfe leisten. Den häufig wiederkehrenden

37 Bemerkungen, daß die betreffende Frau kränklich sei, ist nicht zuviel Bedeutung beizumessen. Statt­ dessen ist besonderes Gewicht zu legen auf eine klare Feststellung des Umfanges der Äcker, der Wiesen und des Viehbestandes sowie auch auf die vollständige Aufzählung der vorhandenen Per­ sonen mit Angabe ihres Alters.w83

• 6 - Besen Wa. nten&- /.. Nr. 262 R':;;",ont t..P' 1. 'X.;t;./. f'<,r. Kompagni. Ai ' '" Ä4. �.:::;>/. � . C�"",;," �

Urlaubsschein tur clen Grenadier Wittbold zur Emtehiffenach Heitlingen, Juli 1915. Duelle: Hot Undemann, Heitlingen

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AmJlicher Aufruf an die Landbevölkerung, die Landarbeit nicht zu· Friedlich Öhlschlager aus Meyenfeld In Uniform. guns/an dergutbezahllen Arbeit in dar städtischen Rus/ungsindustrie Quelle: Stadtarchiv Gamsen aufzugeben, Februar 19t7. Quelle: Hauplslaatsarchiv Hannover

39 Konnten Rückstellungen und Beurlaubungen zur an: Im September 1914 stellte es bedürftigen Land­ Erntezeit allenfalls im ersten Kriegsjahr noch man­ wirten 400 minderwertige Pferde unentgeltlich zur che Härte in der Landwirtschaft mildern, so machte Verfügung. Diese Maßnahme wurde in den späteren sich mit der Dauer des Krieges immer stärker be­ Kriegsjahren wiederholt. Um die Härten bei der merkbar, daß die Eingezogenen und die Arbeits­ Aushebung der Mobilmachungspferde zukünftig zu kräfte, die in die städtische Rüstungswirtschaft ab­ vermeiden, praktizierten die Behörden seit Anfang wanderten, im ländlichen Arbeitsprozeß fehlten. Der 1915 eine andere Methode zur Deckung des Pferde­ Arbeitskräftemangel blieb eines der ungelösten inne­ bedarfs. Die Aushebungskommissionen erhielten ren Hauptprobleme in den Kriegsjahren, obwohl seit die Anweisung, den Preisvorstellungen der Pferde­ Dezember 1916 das Gesetz über den "Vaterlän­ besitzer bis zu einer festgelegten Preisobergrenze dischen Hilfsdienst" Dienstverpflichtungen zur Land­ entgegenzukommen und nur in Ausnahmefällen zu arbeit ermöglichte und 1917 den Beschäftigten in der beschlagnahmen. Im Juni 1915 ermächtigte die Landwirtschaft der Arbeitsplatzwechsel in die Stadt Behörde ausgewählte Pferdehändler mit der Be­ untersagt wurde. schaffung der Tiere auf regelmäßig abgehaltenen Remontemärkten oder in Einzelkauf. Die aus­ Da das deutsche Heer noch einen äußerst niedrigen reichende Beschaffung von Pferden blieb jedoch ein Grad an Mechanisierung aufzuweisen hatte, bildete Problem. Vielfach konnten kriegsbrauchbare Tiere die Aushebung von Pferden für Reit- und Zugzwecke nur angekauft werden, wenn der amtlich autorisierte einen bedeutenden Bestandteil der allgemeinen Pferdehändler gleichzeitig Ersatz durch ein kriegs­ Mobilisierung. Von den 5.700 Pferden im Landkreis unbrauchbares Pferd stellte.8S Niedrige Verkaufs­ Neustadt wurden bis zum 8. August 1914 von preise und die schwierige Beschaffung von Futter­ den kriegsbrauchbaren Reitpferden 471 und von mitteln führten zum nachlassenden Interesse 1.001 kriegsbrauchbaren Zugpferden 650 Tiere aus­ gehoben, d. h. gegen eine Entschädigung, die ver­ -Is. 6. �an. IIItt 111'1,,11. 4i"mann eidigte Schätzer festlegten, beschlagnahmt. Die Be­ "a,p. 2öbblng. btt 1.ln" 8.11 mit b.rn 2,16. IJhglm,nl schaffungsstelle der Heeresverwaltung zahlte dafür ... lrt In jJtlnb.'lanb �lnaulio a[1 (f'la� !lI'I 9. einen Gesamtpreis von 1,07 Mil!. Mark. Der Durch­ mo er In ben fcfJmeun Stampfen Gm schnittspreis von 956 Mark pro Tier lag häufig weit tm ootilltn !3o�ul �nrounbd lDutbt,IDruranll �Ql unter dem eigentlichen Wert, was bei allem Patriotis­ am IDlalfillol�nadjll§tllIg .. ab,nb IU, b.lonb... :lopltt. mus zu erheblichem Unmut bei den Besitzern r.1t bai dlnn. lI"ul ,,�all.n. ill, .�"nb. atu'. führte.84 Weitere 35 Reitpferde und 101 Zugpferde ItldjnunQ mu,b, b.m topf",n IIII,g... b .. j'bt wurden am 20. September 1914 ausgehoben. btlrn 34. DI.glm,nt I. 1J!.�[anb römplt. bU'dj Einigen Landwirten nahm man das einzige Gespann 100n.. Oauptmann Ub ...oIdjl. und somit die Möglichkeit zur Feldbestellung fort. Eine Notlösung bot das Remontedepot Mecklenhorst Quelle: Leine-Zeitung vom 8. Januar 1916

40 der Pferdezüchter. Deshalb wurden immer wieder allenfalls den Krieg. Und schließlich hatte die Ver­ zwangsweise Aushebungen vorgenommen: Am sorgung des Heeres Vorrang vor der Versorgung der 2. Februar 1917 mußte u. a. Louis Thiele aus Schloß Bevölkerung. Daraus folgte für die Bevölkerung Ricklingen seinen fünf Jahre alten Wallach und Karl Unterernährung, nachlassende Arbeitsleistung, Un­ Nordmeyer aus Osterwald o. E. seinen vierjährigen zufriedenheit und zunehmende Friedenssehnsucht. Wallach als Zugpferde abliefern.86 Allerdings waren davon die Menschen stärker be­ troffen, die nicht unmittelbar mit der Produktion der Fehlende Arbeitskräfte, der Mangel an Arbeitspfer­ Nahrungsmittel und ihrer Rohstoffe zu tun hatten, den und an Dünger, dem auch durch die Verwendung nämlich die städtische Bevölkerung. Die Bevölke­ von kompostierten Fäkalien aus den Kriegsgefange­ rung auf dem Lande hatte aufgrund ihrer Nähe zum nenlagern nicht abgeholfen werden konnte, bewirk­ Produkt erhebliche bessere Möglichkeiten, über die ten, daß eine zunehmende Anzahl von Höfen nur für Runden zu kommen. Somit verfestigte sich während den Eigenbedarf produzierte und die Anbauflächen des Krieges das alle Vorurteil der Städter, nachdem und die Vieh bestände reduziert wurden. Als Folge im Krieg der Bauer, wenn überhaupt, dann zuletzt stellte sich ein starker Rückgang der Ernteerträge im hungere, nicht zu Unrecht. Die großstädtische ganzen Deutschen Reich ein. Presse, sowohl bürgerlicher als auch sozialdemokra­ Ta belle 7: tischer Herkunft, berichtete häufig über die "Eigen­ sucht" der Landwirte.88 Die deutschen Getreide- und Kartotte/emten 1913, 1917, 1918 in Millionen To nnene7 1913 1917 1918

Roggen 12,1 =100 7,0 = 58 8,0 = 66 Weizen 4,4 = 100 2,2 = 50 2,5 = 57 �".. Gerste 3,6 = 100 1,8 = 50 2,1 = 58 Id�flff� f,�4udzt Hafer 9,5 = 100 3,6 = 38 4,7 = 50 �clngen� Kartoffeln 52,9 = 100 34,4 = 65 29,5 = 56 Aus diesem Dilemma gab es keinen Ausweg. Die ..Q4fn,l}f U .n,�.troll ! amtliche Festsetzung von pro Kopf-Rationen, die allein zum Sattwerden bei weitem nicht ausreichten, .t4n�.1�tft die Verschlechterung der Brotqualilät, die Verwen­ dung zahlloser "Ersatz"-Lebensmittel, die zeitweise flelft�un ..Qeert! Substitution der Kartoffeln durch Steckrüben oder die gelegentliche Einfuhr rumänischen Getreides boten keinen Ausweg; diese Maßnahmen verlängerten Quelle: Leine-Zeifung vom 9. Juli 1918

41 3. Die Stunde des Gendarmen: Bevormundung ....!!: ... " '. und behördliche Eingriffe im Dorf ����������------.,�"--, _.�� Die Verschlechterung der Lebensmittelversorgung '!7lru�abi, timtlh a: IRbe':"fJte; fi,n- 7. , :)unl J�J8. seit 1915 barg nach Ansicht der Behörden die Gefahr �I. nadjfl.�mb' CUJjIJlIU�tt.n !!luron.n �nbtR in sich, daß sowohl die Kampfkraft des Heeres als .Jl3tmltJlbung i�f(r.

Mit Anzeigen · wie dieser aus der Leine-Zeitung vom ,. Januar ' 9'6 . Wer ablieferungspllichlige Lebensmittel und Getreide zunJckhiell, riefen die BeMrden und Landwlrtschaftsverbllnde die Bauem auf. wurde bestraft. Die Nennung der Namen in der Presse sollte ihre Emteertrilge ebzullefem. abschreckend wirken. Quelle: Lelne·Zeltung vom '3. Juni 19'8

42 braucherpreise nicht so hoch sein, daß sie es 3.1 Behinderungen und Ver�ote Bessergestellten eher ermöglichten, in den Genuß des Hausschlachtens . der Lebensmittel zu gelangen. Deshalb ermächtigte Sehr schnell nach Kriegsbeginn machte sich der der Bundesrat die Kommunen und Städte, Höchst­ Mangel an Viehfutter bemerkbar. Die Tiere wurden preise festzusetzen und ihre Einhaltung polizeilich zu daraufhin mit geschrotetem Brotgetreide ernährt, bis überwachen. Dies bedeutete die Beendigung des die Behörden dieses zwecks Erfassung des Getrei­ freien Verkaufs bäuerlicher Produkte und der aus des fürdie menschliche Ernährung verboten. Anfang ihnen hergestellten Nahrungsmittel. Die Bauern rea­ 1915 sahen viele Landwirte nur noch die Möglichkeit, gierten darauf mit einem nachlassenden Interesse Tiere mangels Futter zu schlachten. In den Dörfern am Verkauf ihrer Produkte zu den vorgeschriebenen kam es zum sogenannten "Schweinemord". Schwei­ und von ihnen als zu niedrig angesehenen Preisen, nefleisch wurde für die Dauer des Krieges äußerst mit verstärktem Eigenverbrauch, dem Zurückhalten knapp (vgl. Ta belle 8) und infolgedessen so teuer, ihrer Produkte und deren Abgabe zu besseren daß Höchstpreise verordnet und das Hausschlach­ Preisen an den behördlicherseits schwer zu kontrol­ ten von Schwein und Rind genehmigungspflichtig lierenden Schleichhandel. Dagegen gingen die Be­ wurde, um unkontrollierte Bestandsbewegungen zu hörden vor, indem sie Ablieferungssolls erhoben und vermeiden. Die Erlaubnis wurde mit der Verpflich­ diese mittels Strafandrohung und Appellen an patrio­ tung verbunden, eine bestimmte Menge des Flei­ tische Gefühle durchzusetzen trachteten. Als Folge sches abzuliefern. Wer ohne Erlaubnis schlachtete dieser Maßnahmen drang die Verhaltensweise des und durch überraschende Revisionen, anonyme An­ " "Verheimlichens ins Dorf ein und mit ihr Mißtrauen zeigen, Leichtsinn oder Hinweise von Kriegsgefan­ und Unruhe, die um so größer wurde, je länger der genen, die auf dem Hof arbeiteten, überführt wurde, Krieg dauerte, denn es folgten Hausdurchsuchun­ dem drohte die unentgeltliche Fortnahme des Flei­ gen, Beschlagnahmeaktionen, Reglementierungen, sches und eine Geldstrafe. So beschlagnahmte am amtliche Bevormundungen. Samt und sonders 21. Januar 1917 der Gendarm aus Wunstorf beim schwere Schläge für Unabhängigkeit und Selbstver­ Hofbesitzer Heinrich Stille in Dedensen zwei Hinter­ ständnis des Bauern! Einerseits forderte das die schinken, zwei Vorderschinken, zwei Speckseiten, Schläue der Landbevölkerung und die Solidarität 18 Mettwürste, 44 Fleischwürste,.sechs Sülzen, zwei miteinander heraus; wer schwarzgeschlachtet hatte Beutelwürste und pökelfleisch.ag Außerdem verloren oder Brotgetreide verfütterte, galt in der Nachbar­ die Betreffenden das Recht, als Selbstversorger zu schaft als offenes Geheimnis. Andererseits entstand gelten und wurden abhängig vom Fleischbezug über Mißgunst untereinander, aber wahrscheinlich weniger die im Oktober 1916 im Kreis Neustadt eingeführte deshalb, weil der eine den behördlichen Anweisun­ Reichsfleischkarte, die den Bezug von Fleisch auf gen folgte und der andere nicht, sondern weil der wöchentlich ein halbes Pfund pro Kopf festsetzte. eine elWischt und bestraft wurde und der andere sich Wer bereit war, illegal zu schlachten, für den erwies als geschickter im Verheimlichen elWies. sich die Schweinehaltung ars lukrativ. Das verbotene

43 - - "Wenn dieses Verbot nicht eine Änderung erfährt, wird die Erbitterung unter der Landbevölkerung immer größer und wird die Zeit kommen, daß die meisten kleinen Leute nicht mehr in der Lage sind, EI'II.t•• ued Heiter•• eu. dem sich noch auf irgendeine Weise Fett zu beschaf­ KriegsepisodenW.Ukrleg .114/111 , ' ...11 WOI JIU" w, Pllllk..... O.lrrt.ol. .I,boaa,la " .0. fen. Die Mehrzahl von den kleinen und kleinsten It e. BI,braU. Oll Wotk ..Ir! d.", L.. .. �.n '�hllcbl•• Hold.ul.. Landwirten, welche früher mehrere Schweine ..d dl, ,u"ndl Kt,h ''''''"' �.Id .••• " ..d W. .. .,· bl. ... I, dl .bl.,I ••b e, A. ..clI ",a ,r '0 ' I. uhl... lcb .. mästeten, auch einige zum Verkauf, sind heute Erl.bnl.".. �".I. . ..d H.U...... dl. .... W.Il· ut" , .1«1 dIa bIO' I,,,.,,, ""d ",Irorr.b",. 1...... _ nicht in der Lage, wenn das Futter aufgezehrt, ihr A.r Id n ... P.pl. . ,od.. . kt ...11 .r.r. . Z o r""au.,.. , Voll_ ,.d Do pol b .. ... Wirk •••1., ,,, H Schwein zu schlachten. Früher wurde in dieser p lldern 1.41. •••• ,,�.1I rtf J•• , �.. All ..d .Iu zrtr

44 schlachtung Ihr Fleischvorrat die Ihnen zustehende Fleischmenge so erheblich übersteigen würde, daß ein Verderben der Vorräte in der jetzt herrschenden warmen Jahreszeit zu befürchten ist."

Ta belle 8:

Ve ränderung der Schweine- und Rindviehbestände 1912-1918 (in Stück)

2. 12. 191292 2. 9. 191893 Schweine Rindvieh Schweine Rindvieh Berenbostel 733 173 271 211 Frielingen 681 312 350 316 Garbsen 465 188 259 182 Havelse 319 125 112 119 Horst 640 221 166 230 Meyenfeld 622 220 227 199 Osterwald o. E. 1.627 342 534 323 Osterwald u. E. 1.344 348 504 320 SchI. RickJingen 722 303 389 324 Stelingen 615 205 214 182

Kreis Neustadt 44.229 17.562 19.280 15.677

3.2 Die Wegnahme der Butterfässer Kinder bis 14 Jahre nur 35 gr. und für Kinder unter , zwei Jahren überhaupt nichts. nNoch schlimmer steht Seit Anfang 1916 wurde die Fettversorgung reichs­ es mit der Versorgung mit Käse. Die letzten Zu­ weit schwieriger. Das fehlende Futter wirkte sich auf weisungen sind so gering, daß auf den Kopf der die Milchleistung der Kühe aus. Im September 1916 Bevölkerung für 14 Tage nur etwa 12gr. entfal1en."94 wies der Magistrat der Stadt Hannover auf die kata­ strophale Fettversorgung der Stadt hin. Statt 60.000 I Neben der Versorgung der eigenen Bevölkerung Milch im Monat Juli stünden nur noch 40.000 I täglich hatte der Kreis Neustadt sowohl zur Versorgung der zur Verfügung. "Diese Menge reicht gerade aus, um Stadt Hannover beizutragen als auch an das Heer zu Kinder und Kranke notdürftig zu versorgen, für die liefern. Wer Kühe hielt, durfte zwar Butter herstellen, gesunden Einwohner über 12 Jahre sieht Milch nicht mußte aber einen Te il abliefern, um die jedem mehr zur Verfügung."'Butter könne nur noch in einer versorgungsberechtigten Bewohner seines Dorfes Menge von 70 gr. wöchentlich verteilt werden, für wöchentlich zustehende Butterration von 90 Gramm

45 sicherzustellen. Häufig reichte die abgelieferte Menge nicht aus, denn infolge des Futter­ mangels verfütterten viele Land­ wirte unerlaubt hohe Mengen Milch an ihre Jungtiere. Im Oktober 1916 bemängelte Ge­ meindevorsteher Schünhoff aus ,_._. ",. g��d� ��.. .. o" .... Garbsen die Ablieferungsmoral der lokalen Kuhhalter, nachdem .".� ...� • . •'IIO.Ko.,. M.,.O'" �•• ••• • ...."",o� ...... m. , , im laufenden Monat nur soviel ,...... �...... 07 w" .. �, ..._.v ...,". Butter abgeliefert wurde, daß " .. .. e.«>oc,,·_�- ...... <.OOC _.�. ..UN_ COb. An 11 ... pro Kopf nur 50 Gramm verteitt ,. werden konnten: "Es sind ver­ 0 ..... "."" ._., ." ._. u" ...... '_1 u". schiedene Besilzer hier, die drei Kühe im Stalle, aber noch über­ J haupt keine Butter geliefert haben. Ich glaube bestimmt, daß diese ihre Butter auswärtig •• un,.r.r Arbeiter,dle In K,v,ll' und veräußern.u95 Die betroffenen 11n "�ahl Landwirte versicherten zwar O�rb.,n lohn••• b.kl*et ,loh d,rbber,d ••• ihnen die ihne. tu. dem Gendarmen, daß sie keine kODce.�.n Dutter�.tlo •• n nicht r.e.I .... IS .uIg.hAndict .ard.n. unerlaubten Verkäufe vornäh­ I. wJrd v.raut.t,d.n. dIr Qrund hl�rrnr In WlnS.ln d.r 6rtllohln men, sondern nur deshalb nicht Vertlllun,l.tell, zu .uohln .,1 und dOrrtI •• deeh.lb I. Slrllch abgeliefert hätten, weil ihr Eigen­ der Wögllchkelt lile••• dle. Abhllfl " eoh.Lft wlr4.na 411 J� bedarf noch nicht gedeckt sei. 'ras. kosx.n41" Arblitlr duro�g,h,�41 sit 41� H.r.t,ll�ne von

C�.sik.liln lur W�n Jtlon.anf.rtl,cna bItraut lind und 41,

!rhalt�n8 l�r,r Ar�.it.krlft. d.her 4urGh,ul Is Heer.elnt'�I'I'

l1e,t,'0 bittIn wir Irelbln.t._.nn Irg,nd tunllQh,dahln IU

_lrkln,d.e. dl. L.ut. ihr. lutt,rrltlon rle,ls,•• la erh.lttn, Beschwerde der Firma Oe Hsen aus �o.hJ.,,"t:O"'oJl1;-- Seelze aber die unregelmlJßige Buller· __ versorgung der be/Ihr beschiJftigten Ar­ . .--- --"" Kgell_ilail� 110Il1011.11,_-I'WI1:.LiIr beiter aus Have!se und Gerbsen, Quelle: -�L ,..,PV_� _ �• •� - Archiv des Landkreises Hannover. Neu­ �".,- stsd/ s. Rbge.

46 Es half nichts: 21 Landwirten aus Garbsen wurden zwungen, Sämtlichen Kuhbesitzern in Osterwald die Butterfässer fortgenommen und dem Gemeinde­ o. E. die Zentrifugen und Butterfässer verschließen vorsteher übergeben. Auch in Berenbostel unter­ zu lassen und wird dann alle überschüssige Milch schritten im Oktober 1916 die Ablieferungen das zwangsweise nach der Molkerei gebracht. Falls ich vorgeschriebene Soll. Hier lag ebenfalls der Ver­ zu diesem Schritt gezwungen werde, kann das dacht vor, die Landwirte würden zu viel Butter für den vorstehend festgesetzte Milchquantum natürlich Eigenbedarf verwenden. Die Benutzung der Zen­ nicht als genügend angesehen werden, sondern es trifugen und Butterfässer durfte daraufhin nur in müssen dann täglich mindestens 710 I zur Mol­ Gegenwart des Gendarmen erfolgen. kerei.�98 Tatsächlich wurden im ganzen Kreis die Da aus amtlicher Sicht auf die ausreichende Butter­ privaten Buttermaschinen verschlossen, mit teil­ lieferung der Landwirte trotz Drohungen kein Verlaß weisem Erfolg: Lieferte die Gemeinde Osterwald war und es "öfters wochenlang nicht möglich ist, o. E. in der Woche vom 29. Oktober bis 4. November Butter zu bekommen",96 die Fettversorgung im Ge­ 1916 noch 1.936 I Milch zur Molkerei, so betrug die biet der heutigen Stadt Garbsen und die Liefer­ Ablieferung im Zeitraum vom 22. bis 28. April 1917 verpflichtungen des Kreises aber gesichert werden immerhin 3.692 I. Nicht zu Unrecht verwiesen die mußten, eröffnete mit behördlicher Unterstützung im Kuhhalter stets auf den Futtermangel, wenn sie September 1916 zusätzlich zu den bereits im Kreis behördliche Vorwürfe trafen, sie würden den Eigen­ arbeitenden Molkereien die Central-Molkerei Oster­ verbrauch bevorzugen oder über den Schleich­ waid o. E. wieder ihren Betrieb. Der Besitzer HeJmuth handel absetzen. Als im April 1918 die Milchlieferun­ Nitz erhielt die Freistellung vom Militärdienst. Obwohl gen um wöchentlich 500 I zurückgingen, erkannte die Landwirte mit dem Literpreis von 18 Pfennig nicht Molkereibesitzer Nitz zwar bei einigen Lieferanten zufrieden waren - sie forderten 20 Pfennig - stiegen den Futtermangel an, er war aber nach wie vor unter ständigem behördlichen Druck allmählich die überzeugt, "daß im allgemeinen mehr Milch im angelieferten Milchmengen an. Dennoch wurden die Haushalt zurückgehalten wird, als ihnen {den liefe­ 99 aufgrund der Vieh-Bestandszählungen erwarteten ranten] zustehtu• Behördliche Revisionen konnten Mengen selten erreicht. Den behördlichen Drohun­ allerdings nur in wenigen Fällen Beweise für Unter­ gen folgten im Dezember 1916 drastische Maßnah­ schlagungen erbringen, es fehlte Kontrollpersonal, men. Nachdem aus Osterwald o. E. die Lieferungen und die Verstecke für illegale Butterfässer waren weit hinter den Erwartungen blieben - Anfang No­ meistens gut gewählt. Ein Beauftragter der Bezirks­ vember 1916 lieferte die Gemeinde durchschnittlich feItsteIle Hannover konnte an läßlich einer Revision 277 I täglich97 - erhielt der Gemeindevorsteher vom im September 1918 in Stelingen, Berenbostel, Meyen­ Vorsitzenden des Kreisausschusses die Weisung, feld, Otterhagen und beide OsterwaJd lediglich be­ täglich mindestens 610 I Milch an die Molkerei zu merken: "Die Revision der landwirtschaftlichen Be­ liefern. "Wird vom 16. d. Mts. ab nicht das eben triebe in den von mir besuchten Ortschaften läßt festgesetzte Milchquantum abgeliefert, bin ich ge- überall den begründeten Verdacht aufkommen, daß

47 im geheimen gebuttert wird und daß Schleichhandel 1918 Frau Lina Bennigsdorf aus Osterwald o. E. für mit Butter besteht. ...] Bei ehr. Nädler, Osterwald [ einen besonders schweren Fall. Sie wurde in Stelin­ Nr.26, der nicht zuhause war, fand ich an einem gen mit drei Pfund Butter angetroffen. Es stellte sich geschlossenem Kammerfenster stehend, einen Topf heraus, daß sie die Plombe vom Butterfaß entfernt l mit ca. 1,5 bis 2 Liter Sahne." 00 und heimlich gebuttert hatte. Der Wachtmeister ver­ mutete: hDa die Frau nurwenig Milch an die Molkerei 3.3 Revisionen, Schleichhandel, Kriminalität geliefert hat, hat sie jedenfalls die Bulter schon immer nach Hannover gebracht. Es ist daher wohl Um vom Schleichhandel abzuschrecken, verstärkten eine höhere Geldstrafe angebracht."10l Es ist wohl Gendarmen und Hilfsgendarmen die Kontrollen der seilen vorgekommen, daß ein Schmuggler einen Zufahrtswege nach Hannover, der Bahnhöfe und Fluchtversuch unternahm oder der Gendarm zur Straßen. Sie zeigten viele Menschen an, doch den Waffe greifen mußte. Am 19. März 1918 um 4 Uhr Schleichhandel konnte das nicht beeinträchtigen. morgens hielt Gendarm Sievers aus Berenbostel das Wachtmeister Sievers aus Berenbostel hielt im Juni Fuhrwerkeines Viehhändlers aus Osterwald u. E. an. Auf dem Wagen lag nur Stroh, aber in einem Kasten unter dem Sitz entdeckte Sievers 83 Pfund Kalbs­ fleisch. Der Viehhändler kam der Aufforderung, zu­ rückzufahren, nicht nach, sondern setzte im Galopp seinen Weg nach Hannover fort, der Gendarm mit dem Fahrrad hinterher. Beim Versuch, nach längerer Verfolgung das Fuhrwerk zu überholen, schlug ihm der Fahrer mit der Peitsche die Pickelhaube vom Kopf und versuchte offenbar, den Gendarmen abzu­ drängen oder, wie dieser vermutete, zu überfahren. So ging es in hohem Tempo bis Stöcken weiter. "Ende Stöcken konnte das Pferd nicht mehr, wie ich dieses merkte, sprang ich schnell vom Rade und lag auch gleichzeitig dem Pferde in den Zügeln. Da [der Viehhändler] jetzt noch immer an der Leitung zog und auf das Pferd einschlagen wollte, zog ich meinen Revolver heraus, entsicherte und sagte jetzt zu ihm: Meldung des Gendarmen Sie vers BUS Berenbostel über die Be­ Sobald wie Sie jetzt weiterfahren, mache ich von schlagnahme von Buller und Bullerkuchen, die unerlaubt nach Hannover ausgeführt werden sollten. Quelle: Archiv des Landkreises meiner Waffe Gebrauch und schieBe Sie rücksichts­ . Hannover. Neustadt 8. Rbge. los über den Haufen." Der Betreffende gab auf.

48 Gendarm Sievers behielt nicht nur ein beschädigtes Fahrrad und einen verbeulten Helm zurück, sondern auch eine Prämie von 300 Mark.102 Überraschende Revisionen sollten einschüchtern und sowohl präventiv wirken als auch versteckte Vorräte zutage fördern. Gemeindevorsteher und Gendarmen gingen dabei mehr oder weniger streng vor, dagegen verbitterte der rücksichtslose Einsatz von Hilfsgendarmen und auswärtigen Soldaten so· wie Militäreinheiten der Maschinengewehr·Ersatz· kompanien aus Neustadt und Schnee ren die länd· liche Bevölkerung. Die Beschwerde des Pastors Heede aus Dedensen vom 8. Oktober 1918 an den Landrat ist beispielhaft für die Empfindungen der Dorfbevölkerung:

,,1.) Die Gemeindeglieder haben den lebhaften Wunsch, daß sie, wenn sie treulich ihre nach der vorangegangenen Schätzung zu liefernden Früchte abgelieferthaben, von nachherigen Revi· sionen verschont bleiben. 2) Daß die Revisionen sich nicht auf die Betten der Frauen ausdehnen sollten. 3) Daß nicht, wie es vorgekommen ist, dieselben Leute, obwohl sie gut abgeliefert haben, immer wieder von neuem verzeichnet werden, während andere ganz von Revisionen verschont bleiben, obwohl es öffentliches Geheimnis ist, daß gerade sie die Verordnungen am meisten über· treten. 4.) Daß nicht einzelne Gemeindeglieder unbehelligt damit durchkommen, wenn sie z. B. Fuß-Gendarmerie-Wachlmeislef Guslav Sievers w/ihrend seiner keine Kartoffeln bei den Nachlieferungen abgeben Ausbildung auf der Gendarmerie·Schule in Einbeck 1906. Im Ersten oder kein Schlachtvieh liefern und sich dann 1 3 Wel/krieg tat Sievers in der Gendarmerie·Station Berenboslel Dienst. womöglich über die redlichen lustig machen.u 0 Quelle: 'fm/raut Grrilz, Seelze

49 Die Furcht vor überraschenden Revisionen förderte auch tat. Der Gendarm konnte nur eine metallene den Einfallsreichtum. Schweine, die bald das Schwarz­ Welle beschlagnahmen und die Reaktion registrie­ schlachten erwartete, wurden versteckt oder in den ren: "Darauf wurde der Seeland frech und schimpfte, Wald getrieben; Fleischteile vergrub man. Konser­ die Wörter kann ich nicht wiedergeben!"106 vendosen mit Fleisch erhielten das Etikett "Junge Im letzten Kriegsjahr deckten die offiziellen Lebens­ Erbsen" oder "Erbsen & Karotten".l04 Eine Einwoh­ mittefrationen den täglichen Kalorienbedarf der nerin Havelses erinnerte sich an die erfolgreiche Bevölkerung im Deutschen Reich lediglich zu 57-70 Strategie ihres Onkels, welcher der Revision durch Prozent bei leichter und 47-54 Prozent bei mittlerer Militär nur dadurch entging, indem er eine Flasche Arbeit.107 Im Vergleich zum Vorkriegsverbrauch pro Cognac opferte: "Aufhören, rief der Feldwebel, und Kopf hatten die offiziellen Rationen bei Kriegsende hinein gings ins Haus, die Flasche ausgetrunken, gewichtsmäßig folgende Anteile lOB: und wir konnten dafür unsere Kartoffelnbehalten. "105 Wer ertappt wurde, dem blieben außer Entschuldi­ Fleisch 11,8 Prozent gungen nur Ärger und Wut. Als Gendarmerie-Wacht­ Fisch 4,7 Prozent meister Lüders beim Gemeindediener und Nacht­ Butter 28,1 Prozent wächter Seeland aus Berenbostel dessen gläsernes Hülsenfrüchte 6,6 Prozent Butterfaß konfiszieren wollte, forderte dieser seine Zucker 82,1 Prozent Frau auf, das Faß an die Wand zu werfen, was sie Kartoffeln 94,3 Prozent Pflanzliche Fette 16,6 Prozent Hierbei handelt es sich um Durchschnittswerte. Die ländliche Bevölkerung, die Landwirte, aber auch die gewerblich tätigen Einwohner Garbsens, Beren­ I fdd· bosteJs, Meyenfelds usw. konnten sich, wenn sie sich I nicht selbst versorgten, von Nachbarn und Verwand­ !I (il jlnb mir Ion IItmll�lu ten die notwendigen Lebensmittel besorgen, so daß �llltnget�rditbstabl allegn "e�_! ' , 14 , auf dem Land im Gegensatz zur Stadt niemand ; ren .•' " worbe". hungerte. Wer sich mit dem Bäcker gut verstand, I Qllltf4"tttm le-I konnte schon einmal mit der doppelten Brotmenge 50ft('1Jlrn ruf. rechnen, die ihm der Brotkarte nach zustand.109 fhlJttf Idj 'rmlenillmtJtlO'UUUI au, bn mit. Dafür fielen für den Bäcker beim nächsten Schwarz­ nli�ett arnßQ�tn mQ�t1'I rann, schlachten einige Würste ab. Der Vorwurf des Or­ I bl. ,ur Itmillduni ur,.• t�r. . gans der Sozialdemokratie in der Provinz Hannover, i funQ ." t"llttI fU�nn. Felddiebstahle nahmen be­ I sonders im letzten Kn'egs­ des Volkswillens, man könne an Feiertagen in der lIugu' Illl�bld� jahr dramatisch zu. Quelle: Nähe der Dötier "den angenehmen Geruch des "Rft ttll,t. I •• t •• Leine-Zeitung\.t){1J 1918 4.JuU Kuchenbackens schon sozusagen kilometerweise 50 gegen den Wind riechen" - trotz des Kuchen­ sen wurde im Februar 1917 aus dem Keller der backverbots, 110 entbehrte keineswegs eines realen gesamte Vorrat an Eingeschlachtetem eines 75 Kg­ Inhalts. Eine Einwohnerin Havelses berichtete über Schweines und 15 Hühner gestohlen.1 13 Äußerst ihre Konfirmationsfeier im März 1918 und das heim­ brutal gingen die Täler bei einem anderen Delikt in liche Kuchenbacken: Dedensen vor. Wachtmeister Hinze meldete am 28. Januar 1917: "In der Nacht zu heute ist dem "Mehl und Zucker für den Zuckerkuchen hatte [Waldarbeiter Ludwig] Stille von zwei unbekannten meine Mutter wohl heimlich besorgt, unser Haus Tätern in seinem verschlossenem Schweinestalle ( ...] stand ja ca. 50 Meter von der Straße entfernt, ein Ferkel abgeschlachtet worden. Durch den Nacht­ aber ich mußte doch auf die Straße gehen und wächter Hecht in Dedensen sind die Diebe ver­ schnuppern, ob man es röche, es konnte uns ja scheucht worden, ihre Beute, die sie schon in einem sonst einer bei der Polizei anschwärzen. Der Sacke hatten, im Stiche lassend. Von dem Täter ist Zuckerkuchen wurde dann abends bei Dunkeln dem Ferkel ein Nagel in den Kopf geschlagen, um durch das Backsfenster von hinten in das kleine es zu betäuben, sodann ist dasselbe mit einem Wohnzimmer gegeben. Auch ein größeres Span­ Taschenmesser abgestochen worden."114 Rinder ferkel wurde geschlachtet, das hatte meine Mutter wurden nachts auf der Weide geschlachtet. Vom wohl heimlich gefüttert. Meine Kusine Else hat oft Rind des Gastwirtes Fritz Baumgarten aus Garbsen später zu mir gesagt: 'Auf Deiner Konfirmation ließen die offenbar fachkundigen Diebe im Juli 1918 habe ich mir den Magen mit Schweinebraten ver­ lediglich Haut, Kopf, Därme und die vier Füße zurück. dorben.' Besonders die Leute in der Stadt waren ja Eine Handwagenspur wies in Richtung der Chaus­ ausgehungert, und wenn sie dann mal an etwas see nach Hannover.115 Wie in diesem Fall konnten 1 kamen, wurde gleich des Guten zuviel gegessen." 11 die Täter meistens nicht ermittelt werden. Die Lebensmitlelknappheit und die damit verbun­ Ta belle 9 gibt anhand der Verurteilungen vor dem denen hohen Schwarzmarktpreise zogen eine spe­ Amtsgericht Neustadt a. Rbge. die Entwicklung der zifische Kriminalität nach sich. Gingen Schmuggel­ Verbrechen und Vergehen gegen Reichsgesetze versuche, Schwarzschlachten, aber auch die Nicht­ wieder. Wie auch auf Reichsebene wird deutlich, daß abgabe von abgabepflichtigen Metallen oder die die Zahl der Verurteilungen in den Kriegsjahren verbotene Verwendung von Gummi-Fahrradreifen zurückging. Denn potentielle Übeltäter wurden ein­ noch als vergleichsweise harmlose Kavaliersdelikte gezogen, die behördliche Verfolgungsenergie ließ durch, so wurden Einbrüche und Diebstähle hart mangels Personal nach, und viele Delikte wurden bestraft. Einbrüche in Molkereien 112 oder bei Perso­ nicht angezeigt. Der Anstieg im Jahr 1918 ist trotz nen, von denen bekannt war, daß sie gerade ge­ hoher Dunkelziffern drastisch und dürfte auf der schlachtet hatten, und Diebstähle von Feldfrüchten Lebensmittetnot sowie dem Mangel an allen mög­ gehörten zu den häufigsten Delikten der Kriegs- und lichen Gebrauchsgütern und der daraus folgenden auch der Nachkriegszeit. August Höche aus Deden- Beschaffungskriminalität beruhen.

51 --�------Ta belle 9:

Rechtskräftig vom Amtsgericht Neustadt a. Rgbe. Ve rurteilte,

' " nung . � 1910 - 1918, jeweils vom 1. Januar bis 30. Septemberl 16 .nlcH 1910 1913 1914 1915 1916 1917 1918 für bleee(b{tuerforBef! m. 115 m. 133 m. 119 m. 47 m. 74 m. 77 m. 340 w. 14 w. 15 w. 4 w. 14 w. 17 w. 26 w. 53 tJ.�"nd "' ". e4ld"''''c;t ., "0." .an da,. u.,, •••,. m. = männliche Verurteilte w. = weibliche Verurteilte 'eanaqc. . •• g",O'Iinan, ' ufn,. ()Ctfft..... t 'Cf MeeiD" "",,,,,, mild'.. • .. . •crqr',. wir"" fZDn 'CII e4td", . •.•• .fJl...lJJI'," ,a.rt,,,eta �,. ....,c- , . rdanIttrtr fh.'. .drda.on • 4. Kriegswichtige Arbeitskräfte im Dorf: •• . ' ••• Kriegsgefangene und ausländische Zivilisten 1",'.Odl".I'rlg •••.'stIU, Pd) fd)A'la'tDlt. .. , fd'� . ,. ibdfe. da "!EcU bn' tJOnaH ba"" 4.1 Errichtung der Kriegsgefangenenlager e.'''4'a. .. �...... -_ 'f'� ..... fclan. Jtnn ..flldJt Als nach den ersten Kriegswochen eine große Anzahl von In", .. . CI' .elefna.... "u' bau ...,. naa'" CIt.,...... Kriegsgefangenen von den Fronten ins Reich transportiert und Derbfoa" '" ecrflftotr" foren .n... . dort - aus Sicherheitsgründen - möglichst dezentral unterzu­ 2 '·.\ft bringen waren, fragte das stellvertretende Generalkommando eer"t ..trl»;,ar · 'cla.3" " .... bndet.Hk, .11' in Hannoverl17 auch beim Landratsamt Neustadt an, ob leer­ -SC,". f.•• .a'Wlnt.aft lebe &outtr ... . mD8' pet, .•'mln'fo- ,.gm, bAt, ••• Iqt.. I stehende Gebäude und nicht arbeitende Fabriken vorhanden . ber edJ1dd).()llabln •a' ()."'fttrn seien, die den elWünschten Bedingungen: "Isolierte Lage, elfl.aka '" . umwehrter Hofraum, Heizbarkeit der Räume, Vorhandensein J•• .KanadA,"e. " .tuIt.,...... von Waschräumen, Aborten, Be- und Entwässerung, Beleuch­ tragt, �"lJt , _ toI. . tung" entsprächen. Nachfragen bei den Ziegeleien ergaben , • l-fI 1l)!ÜI".1"." " ... "...... •n "." keine ausreichenden Möglichkeiten zur Unterbringung. Die "tJ• ." " I.t " . ".CO. Ziegelei Schünhoff bot der Militärbehörde im September .... "., .. 1914 an: " .,'«" t ·

�er &tllnlgltcIJe.ta •••• ilQnbrQt. G

------Quelle: Leine-Zeitung vom 22. Oktober 1918

52 �Wjr haben auf unserer Ziegelei in Behrenboslel ein massives Arbeilerwohnhaus von 10 m Breite und 24 m Länge. Dieses Haus steHen wir während der Wintermonate mit der vorhandenen Einrich· E�h!abtaff tung unentgeltlich zur Verfügung. Zu der Ein­ :::J �J richtung gehören ca. 30 fertige Betten, Oefen und .\?RIIIlI.IUCl'jdjcö Küchenherde. { ...J Für die Benutzung der Bett­ wäsche einseh!. Wasehens berechnen wir für jeden Tag und Person 10 Pfennige. Ferner würden wir für Heizung, Beleuchtung und etwaige Neu­ �ttürtUIIß.ßt ft �lll\lclllbtrl1l 19t

53 Den Auftrag erhielten die Fulgurit-Werke, Wunstorf­ arbeiten in der näheren Umgebung recht: Ende Juli Eichriede, die zuvor schon das Lager UChtenhorst im beantragten Landwirte aus Garbsen, Horst, Meyen­ Norden des Kreises errichtet hatten. Die Instal­ feld und Osterwald o. E. die Gestellung von Arbeits­ lations- und Schmiedearbeiten führte Schmiede­ kräften aus dem Lager, während in Frielingen, Stelin­ meister Teipel aus Osterwald aus. Im August 1915 gen und Osterwald u. E. noch kein Bedart bestand. wurde das Lager übergeben. Die Gesamtkosten für Aber das sollte sich bald ändern. den Kreis beliefen sich auf 71 .270 Mark und übertra­ Ein zweites, kleineres Lager errichtete der Kreis auf fen infolge Änderungen und Materialverteuerung das Angebot der Firma vom April um ca. 25.000 Mark. dem Gelände der alten Neustädter Hütte in Poggen­ Der Vertrag zwischen Kreis und Heeresverwaltung hagen. Gießhalle und Pferdeställe wurden im ersten sah vor, daß der Kreis die Kosten für Errichtung und Halbjahr 1915 für 600 Gefangene und 90 Mann Unterhaltung sowie fürdie Verpflegung der Gefange­ Bewachung ebenfalls von den Fulgurit-Werken aus­ nen und der Wachmannschaft zu übernehmen hatte, gebaut. Wegen der Steigerung der Löhne und der während die Heeresverwaltung für die Unterkunft Baustoffpreise mußte der Kreis statt des Angebots­ preises von 17.700 Mark jedoch 29.000 Mark zah­ pro Kopf und Ta g 15 Pfennig und für Verpflegung 3 1,20 Mark für die Wachen und 0,75 Mark für die len.12 Der Ta gesbericht des Lagerkommandanten Gefangenen pro Kopf und Tag zu vergüten hatte.l2Q vom 7. April 1916 verzeichnete eine Belegung des Bis zum März 1918 beliefen sich die Einnahmen aus Lagers mit 590 Gefangenen und einem Wachkom­ dem Lager für den Kreis Neustadt auf 188.500 Mark, mando mit zwei Feldwebeln, sieben Unteroffizieren denen Ausgaben von 218.200 Mark gegenüberstan­ und 63 Mann. 490 Gefangene arbeiteten bei der " den.121 Trotzdem dürfte insgesamt der Kreiskasse "Tortverwertung Poggenmoor, Eduard Dyckerhoff , durch die kostengünstige Arbeit der Kriegsgefan­ Poggenhagen, und im holzverarbeitenden Betrieb genen kein Verlust erwachsen sein, denn in den des August Rischbieth in Neustadt arbeiteten 33 Gemeinden Horst, Frielingen, Osterwald o. E., Oster­ Gefangene. An dieser Verteilung der Gefangenen waid u. E., Stelingen, Berenbostel, Bordenau und änderte sich kaum etwas; zeitweise kamen kleinere Meyenfeld führten sie Regulierungsarbeiten an den Arbeitgeber hinzu. Am Ende des Krieges befanden 1 4 Entwässerungsgräben und die Entwässerung einer sich 463 Gefangene und 133 Bewacher im Lager. 2 1 Gesamtfläche von 943 ha durch. 22 Das erste der drei Lager im Kreis Neustadt hatte die Im Juli 1915 wurde das Lager Osterwald-Meyenfeld Kreisverwaltung Ende 1914 in Lichtenhorst errichtet. als Zweiglager des Kriegs- und Zivilgefangenenla­ Ca. 1.300 Gefangene sollten das Lichtenmoor in der gers Holzminden mit ca. 1.200 Gefangenen - meist Gemeinde Rodewald erschließen und entwässern. Soldaten, aber auch Zivilisten aus den Feindstaaten - Wegen der Größe der zu kultivierenden Flächen einem Offizier, einem Unteroffizier und 130 Mann wurde das Lager im März 1915 für weitere 1.500 Bewachung des Landwehr-Bataillons Holzminden Gefangene ausgebaut. Zur Versorgung des Lagers belegt. Sie kamen gerade für die anstehenden Ernte- legten die Gefangenen eine 60 cm-Kleinspurbahn vom

54 Bahnhof Gilten über Ro­ dewald nach Lichtenhorst - ,� an und bauten im Frühjahr 1915 bei starkem Frost eine Straße vom Lager nach Rodewald. Anläßlich dieser Arbeiten geneh­ migte die Kreisverwaltung für besonders "arbeitsame" Gefangene die Verteilung von wöchentlich 2.400 Zi­ garetten, 125 was allerdings keinen Ausgleich für die schwere Arbeit im Moor ,J und die schlechte Verpfle­ \ gung bot. 1916 folgte der \ Ausbau der Straße bis zur 1 V- -' Kreisgrenze bei ReIhen! Aller. Die Straßenbauarbei­ ten gingen jedoch schlep­ pend voran. Das lag wohl weniger daran, daß der -lf"r-, , überwachende Wegebau­ meister des Kreises, Lo­ ! renz, 1917 bereits 74 Jah­ re alt war und die Kreisver­ ! wallung wegen fehlender �.. :J ' - . strenger Aufsicht den Ge­ - l· ·:··( fangenen "durchweg un­ genügende Arbei'" unter­ stellte,l26vielmehr feh1ten .. Grundriß des Gefangenenlagers " ." Osterwald-Meyenfeld. Quelle: • Archiv des LandkreIses Hannover. Neustadt a. Rbge.

55 Kriegsgefangene. Im Frühjahr 1916 hatte die In­ wurden universell eingesetzt und galten als billige spektion für die Kriegsgefangenenlager im Bezirk Arbeitskräfte, denn die Entlohnung erfolgte zu erheb­ des X. Armeekorps, Hannover, die Einstellung des lich niedrigeren Lohnsätzen als sie deutsche Arbeits­ Wegebaus und der Kultivierung sowie den Abzug kräfte erhielten. eines Großteiles der Lichtenhorster Gefangenen angeordnet, mit der Begründung: 4.2 Kriegsgefangene in der landwirtschaft "Die Anforderungen der landwirtschaft [im ge­ Bereits im Sommer 1915 arbeiteten Gefangene auf samten Bezirk] an Gefangenen für die Frühjahrs­ Höfen in Garbsen, Horst, Meyenfeld und Osterwald besteIlung betragen etwa 33.000 Gefangene, wo­ o. E. Nach Beendigung der Arbeiten sollten sie in die hingegen nur etwa 20.000 Gefangene zur Ver­ Lager zurückkehren. Daraufhin schrieben die Land­ fügung stehen, nachdem sämtliche Kultivierungs­ wirte Lübbert, Kölling, Köhne, Müller, Weber und kommandos (andere Zwischen lager) aufgelöst Öhlschläger aus Meyenfeld einen Brief an den Land­ sind. Hierbei sind die ebenfalls wesentlichen rat und baten, ihnen die neun Gefangenen, die bei Anforderungen der Industrie für Düngemittel, ihnen arbeiteten, bis zum Dezember zu belassen, Lebensmittel, Heereszwecke usw. usw. überhaupt weil die Arbeiten noch nicht beendet seien und die noch nicht berücksichligt.,,127 Herbstbestellung noch gar nicht begonnen habe. Andere ArbeitSkräfte würde man nicht bekommen.129 Die Kreisverwaltung aus Neustadt bat dringend, daß Ebenso forderten Landwirte aus Osterwald o. E. den dauernd mindestens 150 Gefangene im Lager ver­ Verbleib ihrer acht Gefangenen. Die Bitten wurden bleiben sollten, "da es sonst nicht möglich ist, den abgelehnt, denn zu diesem Zeitpunkt wünschte die landwirtschaftlichen Betrieb aufrecht zu erhalten und Militärbehörde noch den vorrangigen Einsatz der die Wege- und Gräbenarbeiten weiter zu fördern."128 Gefangenen bei Kultivierungsprojekten. Aber nach­ Die Bitte wurde ertüllt. Diese Schwierigkeiten bei der dem die Landwirte bzw. die Familienmitglieder ein­ Fortführung der Kultivierungsarbeiten verweisen dar­ gezogener Landwirte den offensichtlichen Vorzug auf, daß angesichts des Mangels an einheimischen der preiswerten Gefangenenarbeit 130 erkannt hat­ Arbeitskräften der Rückgriff auf eine Gruppe ge­ ten, häuften sich bei den Behörden die Anträge auf eigneter Arbeitskräfte mit der Dauer des Krieges ÜbersteIlung von Kriegsgefangenen. Am 13. Januar unverzichtbar wurde: auf Kriegsgefangene und Zivil­ 1916 bat Wilhelm Benjestorf aus Osterwald o. E. das gefangene. Von ihrem Arbeitseinsatz machten die Landratsamt Neustadt: Behörden angesichts der fehlenden Arbeitskräfte in der Landwirtschaft als auch in Industrie und Hand­ "Hierdurch möchte ich die Kommandantur über werk ausgiebig Gebrauch. Ob als Elektroinstalla­ die Gefangenen des 10. Armeekorps gütigst bil­ teure in Handwerksbetrieben, Wartungspersonal in ten, mir die beiden Gefangenen Gustave Dom und Gas- und Elektrizitätswerken, Hilfskräfte in Industrie­ Beri! von Vossel, beide aus dem Gefangenenlager betrieben und in der Landwirtschaft, Gefangene Lichtenhorst, wieder zukommen zu lassen, denn

56 ich bin nicht mehr in der Lage, meine landwirt· schaftlichen Arbeiten allein zu verrichten, meine drei Söhne stehen im Felde, männliche Arbeits­ kräfte sind außer mir im Hause nicht mehr vor­ handen, ich möchte die beiden Gefangenen ohne Wehrmann haben, so wie sie den anderen Land· wirten übergeben wurden."131

Der Gendarm aus Berenbostel mußte über die Zuverlässigkeit des Antragstellers und die Richtigkeit seiner Angaben berichten und schrieb, daß die Überweisung zweier Gefangener "unbedingt erfor· derlich ist und die Einzelgestellung ohne Gefahr geschehen kann".132 Zur Frühjahrsbestellung und KriegsgefEmgene Be/gier, Franzosen und Russen, die auf Höfen in Ernte 1916 beantragten die Landwirte Karl Nord· Heitlingen arbeiteten. Die Kleidung von Kriegsgefangenen war durch meyer, WilheJm Dahle, Karl Nordmeyer, Wilhelm aufgeni'jhle braune Streifen an Armein und Hosenbeinen gekenn­ Benjestorf, Johann Nordmeyer, Fritz Barkhaus, Karl zeichnet. Quelle: Stad/archiv Garbsen Schünhoff, Friedrich Schünhoff, Heinrich Niemeyer, " .... Heinrich Te gtmeyer und Heinrich Nordmeyer, aUe ..d ... aus Osterwald o. E., insgesamt 23 Gefangene. betrenenbl'. fC1i."tlun."t loa lelal.e.t.· Anträge weiterer Landwirte aus Schloß Aicklingen (15 Gefangene) und Stelingen (10 Gefangene) 4rbeitstommanOos t\lr blt lltlnntt. folgten. Um .It �u"nk In bl.l.m �tI IO �n'lI malII" uate. 111" un...... g.ft. Die größeren Arbeitskommandos für die Dörfer 111 IU I !tnb. 1I1I. :o.m fI.Uo.tlwlc.'m Gf. n.rtU.mJ.... b. wurden von einem oder zwei bewaffneten Wacht­ aol '.m lII.f.'s'.'nI-,,, !II0II'."O.' 1II.lln, ••••• männern begleitet, oder die Gemeinde steilte auf 1"�IU.lomm.a"'.'ur ••r! ügung.. .f\.Ut. ..nft .n Vorschlag des Vorstehers HiJfswachUeute, die eine tI ·1. ".md.'.. lIr�.Il.lrlft. . I.�lt. 1In) weiße Armbinde mit dem Zeichen HW X. (Hilfswacht­ Vnmol'u.g.. luf lI.p.llunl .on •• fl.I'.'.' 'I. RUf n, . mann im Bezirk des X. Armeekorps) trugen. Nachts .�'I lur (j.u.mt. '[oll '''lounl," .lnl.... erfolgte die Unterbringung zentral in einem ab­ 14.n. fI'.III't .. :Sunl 1818. schließbaren Gebäude, wie z. 8. dem Spritzenhaus 11&,••• 'Oft 18. . "'I.I�. • ..... oder der Schule. Ansonsten hing es von den lokalen .CI ••"I .h2 .. .. Gegebenheiten ab, ob einem AntragsteUer ein :S. 8 Gefangener ohne Bewachung überlassen wurde. Quelle: Leine-Zeitung vom 18. Juni 1916

57 Ein großeres Arbeitskommando aus vorwiegend russischen Kriegsgefangenen aus dem Lager Poggenmoor bei Neustadt. Im Vordergrund Angehörige des Landsturmes als Bewacher. Quelle: Landkreis HannoverlTorfmuseum Neustadt 8. Rbge.

58 Anfangs mußten Gefangene in Einzelgestellung auf einem anderen Hof auszuhelfen. Oft wurde um ohne Bewachung abends noch ins Lager zurück­ sie gelost, oder der Gemeindevorsteher bestimmte gebracht werden.l33 Frau Lübbert aus Frielingen, über ihren Einsatz, was Bevorzugungen aus Ver­ Frau Hahne aus Osterwald o. E. und andere holten wandschaft oder Freundschaft Tor und Tür öffnete täglich ihre Gefangenen und brachten sie abends und zu Neid und Mißgunst führte.137 Mit der Dauer zurück. Wegen des beträchtlichen Zeitaufwandes des Krieges durften selbst Kriegerfrauen kaum mehr erlaubte der Kommandant des Lagers Osterwald­ mit Hilfe durch einen Gefangenen rechnen. Henny Meyenfeld, Hauptmann Müller, seit März 1916 Haase aus Osterwald o. E. konnte im Januar 1918 "sichere und nicht fluchtverdächtige Franzosen über noch so eindringlich ihre Probleme schildern, die Nacht ohne Bewachung den Arbeitsgebern zu über­ symptomatisch waren für die Situation vieler länd­ " 134 lassen . Sicherheitsbedenken, aber auch Beden­ licher Kriegerfrauen, - ihr Gesuch blieb erfolglos: ken bezüglich der Zuverlässigkeit der Antragsteller führten häufig zur Ablehnung der Gesuche. Die "Seit der Einziehung meines Mannes am 4.12.1916 meisten Ablehnungen wurden von den Gendarmen, bin ich gezwungen, unseren 51 Morgen großen die die Gesuche zu prüfen hatten, mit der fehlenden Hof alleine zu bewirtschaften. Trotz meiner auf­ Notwendigkeit zur Beschäftigung eines Gefangenen opfernden Tätigkeit ist es mir aber nicht mehr begründet. Zum abgelehnten Gesuch des Mühlen­ möglich, die Arbeiten ohne dauernde Hilfe allein Ü pächters Hecht aus Frielingen im März 1916 erklärte weiter zu bewältigen, zumal ich infolge ber­ der Beamte: "Es arbeiten jetzt noch dieselben Per­ arbeitung magenleidend geworden bin, mich in sonen wie vor dem Krieg; jedoch hatte er [der ärztlicher Behandlung befinde und mir der Doktor Antragsteller], weil erdamals auch zwei Pferde hatte, bis auf längere Zeit unbedingte Schonung auf­ zeitweise noch einen Knecht. Pferde hat H. jetzt erlegt hat. Aufregung und Leistung leichter sowie jedoch nicht. Hecht gab an, den Gefangenen zum schwerer Arbeiten würden schlimme und un­ Heckenscheren, Holz hauen, Heu machen, Garten absehbare Folgen haben. Der Arzt hat mir das graben, Dung ausladen usw. benutzen zu wollen."135 Arbeiten direkt verboten. Ich befinde mich in einer Das Gesuch von August Oberheu aus Horst wurde Notlage und weis keinen Rat. Mein 64jähriger SchwiegeNater ist ebenfalls infolge eines Leidens abgelehnt, weil ein Notfall nicht vorläge. O. sei 138 noch rüstig, habe einen 16jährigen Sohn und eine arbeitsunfähig." ältere Tochter, seine Frau sei ebenfalls "rüstig und Außerdem erschwerte die allgemein hohe Nachfrage kräftig".136 nach Arbeitskräften zusehends die Entscheidung, in Die Zahl der Gefangenen reichte nicht aus, um allen welchen Wirtschaftsbereichen die Gefangenen ar­ Anforderungen nachzukommen. Bevorzugt wurden beiten sollten, denn die Industrie drängte ebenso in erster Linie Kriegerfrauen, die allein ihren Hof stark wie die Landwirtschaft. Die anfänglich prak­ bewirtschafteten. Innerhalb einer Gemeinde hatten tizierte Lösung, im Sommer Landarbeit, im Winter die wenigen Gefangenen heute auf diesem, morgen Fabrikarbeit, konnte nicht durchgehalten werden, da

59 sowohl die Bauern als auch die städtischen Unter­ Im allgemeinen kam man gut mit den Gefangenen nehmer 139 immer häufiger auf ständige Belassung aus, besonders mit den Flamen, mit denen man sich der Gefangenen bestanden. verständigen konnte. Die MiHtärbehörde beklagte ständig die in ihrem Bezirk festgestellte allzu freund­ Um die Gefangenen zur höheren Arbeitsleistung liche Behandlung der Gefangenen und bemängelte, anzutreiben, ist es auch zu Mißhandlungen gekom­ daß sie sich ungehindert im Dorf bewegten und sogar men, wenn auch offenbar sehr selten. Im Januar die Wirtschaften besuchten. Ihrer Arbeit kamen die 1916 meldete der belgisehe Kriegsgefangene Lucin Gefangenen kaum anders nach als die einhei­ Petit aus dem Lager Lichtenhorst dem Wachtmann mischen Arbeitskräfte. In Schloß Ricklingen wurde Sievers aus Mandelsloh, daß Hermann Nebel aus festgestellt: "Manche Gefangenen wären in der Amedort, bei dem er arbeite, ihm mehrfach gedroht Arbeit sehr träge, andere jedoch gingen mit großem habe, ihn mit der Forke zu erstechen. Einmal habe Fleiß an ihre Arbeit, als ob sie ihren eigenen Acker Nebel ihn mit einer Molle unters Kinn gestoßen, so bestellten oder ihr eigenes Vieh fütterten. Besondere daß er gestürzt sei. Wachtmann Sievers machte Klagen sind eigentlich nicht geführt worden."142 Meldung.140 Die Kommandantur der Lagers Soltau, der das Lager Lichtenhorst unterstand, entschied, Um die Ehemänner an der Front zu beruhigen, daß Nebel zukünftig kein Gefangener zu stellen sei, wurden sexuelle Beziehungen zwischen Kriegs­ wenn eine bessere Behandlung der Gefangenen gefangenen und Bäuerinnen oder Mägden unter nicht garantiert werden könne. Die mit der Dauer des Strafe gestellt. Dennoch kam es häufig so, wie es Krieges zunehmenden Fluchten von Kriegs- und kommen mußte, wobei die Kontakte von beiden Zivilgefangenen standen wahrscheinlich weniger mit Seiten ausgingen. Manche Fälle wurden bekannt einer schlechten Behandlung in Zusammenhang, und um der Abschreckung willen in der Presse eher waren Heimweh oder der soldatische Ehren­ veröftentlicht.143 Im Kreis Neustadt a. Rbge. sind codex die Ursachen. derartige "Verfehlungen" zwar nicht aktenkundig, aber auch nicht auszuschließen. Tragisch endete Die Arbeit der Gefangenen erwies sich als un­ die Verliebtheit eines Belgiers in Schnee ren im Juli verzichtbar. Diese Einsicht der Behörden änderten 1918. Ein Dienstmädchen, um das er sich bemühte, auch nicht die Klagen über "Aufsässigkeit" der wollte nichts von ihm wissen. Er schnitt erst ihr Gefangenen und die Furcht vor Sabotage, wurde und dann sich mit einem Rasiermesser in den doch angeblich beobachtet, daß sie in der Landwirt­ Hals.144 schaft "beim Pflanzen die jungen Pflänzchen, wie Kappus, Kohlrabien, Runkelrüben und sonstige Ge­ Regelmäßige ärztliche Untersuchungen durch müsepflanzen, auch Saatkartoffeln, absichtlich be­ Dr. Lieft aus Neustadt a. Rbge. und Dr. Brinkmann schädigt, die Pflänzchen öfters auch verkehrt in die aus Wunstorf sollten sicherstellen, daß durch Kriegs­ Erde gesteckt"141 hätten. In den Dörfern Garbsen, gefangene keine Seuchen in der Bevölkerung ver­ Frielingen usw. wurde das aber nicht beobachtet. breitet würden. Kostengründe, die Schwierigkeit, die

60 Ausgabe des Minag­ essens im Kriegs­ gefangenenlage, Poggenmoo' bei Neustadt. Quelle: Landkreis Hannover; To rfmuseum Neustadt a. Rbge.

Untersuchung bei den verstreut untergebrachten Der Arzt diagnostizierte Lungenentzündung, Schlag­ ländlichen Kriegsgefangenen vorzunehmen und anfall, Darmverschlingung und Bauchfellentzün­ schließlich die Erkenntnis, daß eine Seuchengefahr dung. ln Lichtenhorst starben in den Jahren 1915 und nicht bestand, führten 1916 zur Einstellung der 1916 neun belgisehe Soldaten, ein britischer und ein ärztlichen Regelüberprüfung. Einige Gefangene französischer Staatsangehöriger.145 Im Mai 1916 überlebten die Lagerzeit nicht. Im Lager Osterwald­ erschlug in der Nähe von Suttort ein Blitz den Meyenfeld verstarben von November 1915 bis Okto­ belgisehen Vizeferdweber Charles Rennard, der zu ber 1918 acht französische, ein polnischer und ein einem Arbeitskommando aus dem Lager Lichten­ belgiseher Zivilgefangener sowie ein russischer Sol­ horst gehörte. Ein Augenzeuge, der Abbauer Hein­ dat nach Grippeerkrankungen und an Herzschlag. rich Müller, gab zu Protokoll: Zwei Lagerinsassen wurden aus unbekannten Grün­ den von den Wachtposten erschossen. Die Gräber ,,[... ] als wir gegen 4 3/4 Uhr nach Hause fuhren, befinden sich noch heute auf dem Friedhof in Oster­ ging der [Vizefeldwebet] ungefähr 40 Meter vor wald. Im Lager Poggen moor verstarben von Mai dem Gespann, welches ich lenkte. Als der Blitz­ 1915 bis März 1917 vier russische Kriegsgefangene. strahl zur Erde fuhr, bäumten sich die Pferde und

61 wurden unruhig. Nachdem ich die Pferde zur Ruhe Willkür und dessen Bestreben, möglichst niedrige gebracht hatte, sah ich den [Vizefeldwebel] auf Löhne zu zahlen, zu unterwerfen hatten. Selbst dem Wege mit dem Gesicht nach unten liegen. Ich Besuchs- oder Einkaufsfahrten z. B. nach Hannover sprang hinzu, merkte einen starken Schwefel­ erforderten Genehmigungen. Wer gegen diese Ge­ geruch, schüttelte denselben und drehte ihn auf bote verstieß, mußte mit Geld- oder Haftstrafe rech­ den Rücken, er war tot, denn er gab keine nen. Drei russische Arbeiterinnen, die ohne Erlaub­ "146 Lebenszeichen mehr von sich. nis die To rfverwertung Poggenmoor verlassen hatten und vermutlich gegen bessere Bezahlung von der 4.3 Russisch-polnische Saisonarbeiter Maschinenfabrik Schlüter, Neustadt, eingestellt wur­ den, erhielten im November 1915 eine polizeiliche Neben den Kriegsgefangenen kam einer weiteren Anzeige, ebenso wie die Firma Schlüter, die dringend Gruppe von ausländischen Arbeitskräften eine große Arbeiterinnen für die Munitionsfertigung benötigte Bedeutung zu: den Saisonarbeitern. Bei Kriegsbe­ und die drei Frauen ohne Prüfung der Papiere ginn befanden sich mehrere tausend meist polnisch­ eingestellt hatte.148 Wer sich gegen schlechte russische Arbeiterinnen und Arbeiter, zum Te il mit Behandlung, Entmündigung und aufgezwungene Ehepartnern und Kindern, im Deutschen Reich. Arbeitsverträge zur Wehr setzte, galt ungeprüft als Überwiegend wurden sie in der Landwirtschaft be­ "frech" und aufsässig", wurde verwarnt und schließ­ 147 " sChäftigt. Nach Beginn der Kampfhandlungen lich in ein Internierungslager eingeliefert: Männer nahmen ihnen die Behörden jegliche Bewegungs­ kamen nach Scheuen bei Celle, Frauen nach Holz­ freiheit. Der Arbeitsplatz durfte nur mit Genehmigung minden. So erging es Ende Februar 1916 einem bei des Arbeitgebers gewechselt werden, wodurch sich der Frau des Landwirtes Struß in Schloß Ricklingen die ausländischen Arbeitskräfte gänzlich dessen beschäftigten Ausländer. Er habe sich geweigert, einen neuen Arbeitsvertrag zu unterschreiben, sich -r. ••'''1 •. ••.• 17. ..""n 11 IIt i1p.lI. dem Gemeindevorsteher gegenüber "frech" benom­ ab.nb ,"u,b.n In unlerer filabl brei ltt.gBg•• men und ihn mehrmals um einen Erlaubnisschein la ng.it. Bluff.n. bl. 0111 !IIltt.. . aul b.DI ••• III zum Verlassen des Gemeindebezirks gebeten.149 'ang.n.nlager fi4j.u.n nlmllll.n .. a .n, bei filiI•• Als russische Arbeiter, die im Dachstein- und Ziegel­ bur4j b,n IYtlb�U". l80Jqul rljaft.l. 10. b.. 1 •• �afl.n 1."14111011' ...... werk Luthe bei Wunstorf arbeiteten, Ende August e .. It.. . litt .. .rot•• lDorrol ll••••• ; anlill.ln.nb 1915 vom Brennmeister entlassen wurden und in der aslllfl b.1 ""' �afl.n fI. �4j 'U. bl. 1Dt1l".. I,.. bl. nun ja, schlechter entlohnenden Landwirtschaft arbeiten untu()rod)rn morbrn Itt, gut Dot6rr·ltd unb sollten, protestierten sie. "Die Russen weigern sich, aUlg"Ullet. in landwirtschaftliche Betriebe einzutreten, sie be­ haupten, wir können arbeiten, wo wir wollen, wir sind Wer entflohene Gefangene festnahm, konnte mit einer Belohnung keine Verbrecher, wollen sich auch von keinem rechnen. Quelle: Leine·Zeitung vom 18. April 1916 Gendarmen ausfragen lassen."l50Der Protest blieb

62 KOMMANDANTUR DES .. :t' Zeitweilig wurden Kriegs­ und Zivi/gefangene zur ZWEIGGEFM'')ENENLAGERS Osterwatd bel Wunstorfl.Han1\, 26. Nl,lv�mb�r l� OSTEAWALD·MEYENFELD. Bestrafung in das , Ge fä ngnis Neustadt B. Nr. __ ,. '11 eingeliefert. Seil 1916 erfolgle die Sirafhaft im Gefangenenlager. 0 •• Königlichen Aetegerlcbt Neuet�\ 1.!!....1!....!.}L'! • L.�.�.� Quelle: Haup/s/aals­ a. Rbg. archiv Hannover

Gberwelea Ich dLe Clvilgefangenen MoWln und L�ula!

.,delle wegen 'lucht, aue dall Lager durch den General Plugr-.dt-Holr.mln:1tl".

(11Itcl}llnarl"ch IlIlt 14 T.,gen atrengen An.:'!t bestrlltt 81r.I\,1II1t cl"r

BIUe dIe atrll.(e d:ort :tu vollzlehen. JfClocl, den m1l1tarlf1ct:0I!' a"stlmllu.mgt'."l

sollen dIe Leute In dunkler Zelle 81ne harte L&88catätta und als

üeköstlgung nur 500 g. Brot und walls!'!" erlnu ten,doth IIJII

U. ten TlUl'8 dIe E:rlelc,.I.erJ.ng der aogen. g""Un 'rag � I/:IInhs911n. ~ n�u;tmAnn u. LagerkomMandant.

erfolglos, weil Industrie- und Handwerksbetriebe sie galten dort als "störendes Element", weil sie nicht Kriegsgefangene und ausländische Arbeitskräfte nur die deutsche Sprache verstünden. Pastor Thies aus beschäftigen durften, wenn keine Einheimischen zur Kalenfeld weigerte sich, diese Kinder zu unterrich­ Verfügung standen. Und in Luthe sollten zukünftig ten, weil sie "ganz verlaust� seien; "eine Entlausung ehemalige Mitarbeiter der stillgelegten Ziegeleien würde wenig wirken, da sie im Verkehre mit ihren beschäftigt werden. Eltern und den übrigen russischen Arbeitern bald " 5t Den Kindern der Saisonarbeiter drohte die Verwahr­ wieder verlaust wären. 1 losung. Die Dorfschulen konnten sie nicht besuchen;

63 •. Rb ••• Anzeigen aus der Leine-Zeitung 191 Z Zum Markt in lIeu.tadt Wa hrend der Kriegsjahre wurde die wenige Freiheit mit dem Besuch Dlt"'t.�. den.11. Oktober: "'N ••• ....V ...... 1 von Vo rträgen überKriegsthemen, vater1;Indischen Abenden odermit dem Erleben ungewOhnlicher Darbietungen verbracht. Beim tangen Josef handelt es sich um Josef Schipper, der bereits vor dem Krieg mll se,oen wunderbar dressierten Rallen. I über die Jahrmärkte tingelte. Ohne Grenadiel1lelm maß Schlpper ZuDer... TolloClhenl Ratteofl Ausserdeoaerm: 'POZo. HameloTatloohen 2,12 m. Sein Sohn wurde in der Bundesrepublik in den fü nfziger __ Clown-Vor.tellungen ....11 Jahren als Achlerbahnk6nig bekannt. . • � ...Ir Hon'g. l"tl!J." IR •••• u Gib Die .plan ••1. ' "ug ...' 010 .".o"CI.a ••• A•••• t ...... Tobl.tt. Eintritt: 1. Platz 50 Pf(� 2. Platz 40 PI, . Siehp ill 30 PI,r. l Kinder zahlen ,ur dem I. PJlb: 30, 2 Platt 25. 3. Plltz 20 PI,. 5. Sammelnde Schüler Wer .Ith ein paar verrnG,te Shloden vttltlllffen und mll von I Herzen lichen will, der beuche dca Raltcnlin,tt. und kriegspielende Jugendliche de .. Unternoh .... Um rolhlf1;lchto Beauch bittet .. HOckei. Dagegen gehörte den einheimischen Kindern und Jugendlichen die ganze Aufmerksamkeit der Lehrer, Pastoren und Behörden, wurde doch befürchtet, daß �nUur brn Son"tag ptntkttngtll. unb Dienstag die "Zucht und Ordnung" infolge der kriegsbedingten Abwesenheit der Väter und der Einbeziehung der GD! �Im 1)11�mGIH: Müller in die landwirtschaftliche und gewerbliche Produktion nachlassen würde. In den Großstädten Dtr wurden in der Tat bald Klagen über ungebührliches Verhalten der männlichen Jugendlichen - Schüler, Lehrlinge und Jungarbeiter - laut. Sie würden ihren Verdienst für Kino- und Gasthausbesuche, für Schundliteratur ausgeben.152 Auf dem Lande da­ lang�.,39 lUd", l�sd G&'ofi. gegen konnten solche Verhaltensweisen selten be­ !l)er !llcifcbcglelter ußfele� obachtet werden, es fehlten die entsprechenden Rdlferl. Möglichkeiten zur Freizeitgestaltung, und freie Zeit gab es ohnehin kaum, mußte doch in der elterlichen !l)er glÖflte Solbdt, bel je Landwirtschaft geholfen werden. Das Landratsamt bel I/llmee geblent �Gt. Neustadt a. Rbge. meldete im Januar 1916 dem In Regierungspräsidenten: "Hier sind bislang Klagen

64 über die Lockerung der Zucht unter der Schuljugend nicht laut geworden. Besondere Maßnahmen, die Jugend auch unter den schweren Verhältnissen der \ Vorstellungen das Kriegszeit in Zucht und Ordnung zu halten, sind hier nicht erlassen worden."153 Um die großstädtischen Jugendlichen zu disziplinieren, erließ das stellver­ Heimatfront -Theaters•. tretende Generalkommando Hannover 1916 eine Inill Neustadt der Bilrgerhalle a.Rbge Reihe drastischer Bestimmungen, die den Besuch e."at'8Iullt,lIIhtCl8 3'1, U�r nu" für von Kinos und anderen Freizeiteinrichtungen und tD'Iallltllln.llrbdt" . OlUUCö, U•• sogar den Aufenthalt auf bestimmten Straßen und Plätzen regelten. Aufgrund dieser Bestimmungen, SoulOoobtlO t'l. U�r .00 mOllOiObraO t'l. 1I�r lIuffü�,ungen be, lieltenn lleutfd)en die harmloses Verhalten kriminalisierten, wurden auch im Kreis Neustadt Jugendliche vor den Richter .stngfpiele mit ber mu�r Altere, meifte, gestellt. Ende 1916 meldete das Landratsamt: .edtuaa • OlIuJlkallfdl' lS),.l•• •'''''em.. 11 11 I�r. Im. I ••bt' läßt. So sind erst vor kurzem einige junge Leute �n bn .o"hUun; Iln m"lonlllBo&tnb au,nbtm I aus Amedorf wegen Singens [ ...] leider von dem ... 21 ',0'" , ...r. ••• ••• hiesigen Schöffengericht sehr empfindlich bestraft a'lIt,Itt".p" , •• : worden. In Berenbostel haben mehrere Schul­ eonntagnalt,_ t tto. 8/. U'r ." Inn 1. 'Il" PO a, •• 00 1.• a. q:)rtlf.. . entlassene wiederholt den Fortbildungsunterricht 'Il'., ,,, '1',., 'Il'" 30 ", e.n.t ••• b"': SI'llht•••• "', gestört. Ich habe vorläufig wegen Verursachens t. 1 .60 I lra' I 1,00 »Hilft, I. �ra, e:tt"!Vllltt, Tll. • • 1. 1lIa' I) (e. von grobem Unfug eine Polizeistrafe gegen sie IDU ., 1,GO 1.00 an. rt, 0010. . Wo , e:IJflllr,lf�ptO' '. lIla. mlorL festgesetzt, und ich hoffe, hierdurch Besserung zu . O.GO 11AOet."' ... . _1a- .V ...... erzielen. Die Fälle der Überweisung Jugendlicher 'n W. l.lO'''.. , ..... e"01'"'''' in die Fürsorgeerziehung haben sich gegen früher Anzeige aus der Leine-Zeitung vom 5. Januar 1918. nicht vermehrt."154

65 Im Laufe des Krieges ließ der Einfluß der Schule auf das Verhalten der Kinder wahrscheinlich nach. Zunächst wurde zwar von der Militärbehörde die Unabkömmlichkeit zahlreicher Lehrer anerkannt, wie bei Dietrich Schierenbeck aus Stelingen, August Homeyer aus Garbsen oder Friedrich Kehlbeck aus Meyenfeld, doch die hohen Frontverluste zogen bald verstärkt Einberufungen der Lehrer und Verset­ zungen an andere Schulen nach sich, um dort dem Lehrermangel zu begegnen. Lehrer Reese aus Be­ renbostel erhielt Ende 1915 die Einberufung, Kehl­ beck aus Meyenfeld Anfang 1915, aber 1917 wieder. Ende 1917 waren im Bereich der Kreisschul­ inspektion Neustadt bereits sieben Lehrer gefallen und vermißt, im Bereich der Kreisschulinspektion Wunstorf waren vier Lehrer gefallen. Insgesamt kostete der Krieg allein im Regierungsbezirk Han­ nover 194 Lehrern das Leben.l55 Zum Teil ersetzten weibliche Lehrkräfte und Aushilfslehrer ihre ein­ gezogenen und gefallenen Kollegen. Die Klassen­ größen nahmen zu: An den Halbtagsschulen Sielin­ gen und Havelse unterrichtete ein Lehrer jeweils 79 Kinder. In Garbsen bestanden drei Klassen mit 68, 44, und 55 Schülern und Schülerinnen.156 Nicht nur durch den Lehrermangel verschlechterte sich im Krieg die Lernsituation, denn die Kinder mußten im Haus und bei der Landarbeit helfen, und sie wurden zu "Kriegsaufgaben" herangezogen. Im Winter 1 914/ 15 strickten Schülerinnen aus Berenbostel Schals und Strümpfe für die Soldaten und veranstalteten Gesangsvorträge im Lazarett im Heidehaus. Mit dem zunehmenden ROhstoffmangel nahmen Samm­ Meldung des Lehrers Küker aus Osterwatd o. E. vom 29. Juni 1917 lungen von Altmetall, Altpapier, Kleidung, Kastanien, Ober Sammlungen durch SchOler. Quelle: Archiv des Landkreises Eicheln usw. durch Schülerinnen und Schüler einen Hannover, Neustadt a. Rbge. beträchtlichen Teil der Unterrichts- und Freizeit in

66 Anspruch. Erntehilfe, Kohlenmangel im Winter und Wunstorf entstanden Einheiten, die zu den Jugend­ die Grippe im Herbst 1918 führten zu wochenlangem kompanien 242 bis 245 zusammengefaßt wurden. Unterrichtsausfall . Doch wie Lehrer Brockmann aus Schloß Ricklingen bemerkte, behagten die Übungen der Jugend nicht, Mit großem Engagement widmeten sich viele Lehrer "sie wollte vielmehr an den Sonntag-Nachmittagen dem Werben für die Kriegsanleihe.157 Man ging von ihr eigener Herr sein. Oie väterliche Aufsicht fehlte Haus zu Haus oder forderteüber die Kinder die Eltern bei vielen Burschen, die nun leider zu früh sich reif zur Zeichnung der Anleihe auf. Eine Aufgabe, die mit fühlten. Lieber saßen sie in der Gaststube als große der Dauer des Krieges immer schwieriger wurde, Herren und verspotteten nachher die wenigen, die an denn die Gebefreudigkeil ließ nach. Im Herbst 1917 den Übungen teilgenommen hatten."161 vermerkte Lehrer Pabst aus Berenbostel die häufig vertretene Meinung, daß durch die Anleihe der Krieg Ta belle 10: lediglich verlängert werde. "Dieses ablehnende Ver­ Entwicklung der Te ilnahme Jugendlicher üb er 16 Jahre halten wird auch wohl in dem Anschluß Amerikas an " an der vormilitärischen Ausbildung im Regierungs­ unsere Feinde seinen Grund haben. 158 Nur fünf bezirk Hannoverl62 Einwohnerder Gemeinde zeichneten für die Anleihe. An der folgenden Kriegsanleihe im Frühjahr 1918 1. 12. 1. 12. 1. 12. 1.4. 1.4. beteiligten sich in Berenbostel 13 Personen, was 1914 1915 1916 1917 1918 Lehrer Pabst auf das Aufkeimen einer hoffnungs­ Teilnehmer 9550 6896 5414 5243 4683 vollen Stimmung wegen des Friedensvertrages mit Rußland159 zurückführte. Erst als Wettkämpfe zwischen einzelnen Kompanien stattfanden und eine eigene Uniform zur Verfügung Auf die schulentlassene Jugend wartete bereits eine stand, soU sich 1916 die Teilnehmerzahl in Schloß Einrichtung, die sie vor den "Gefahren" des vater­ Ricklingen wieder erhöht haben. losen Heranwachsens und einer allzugroßen Selb­ ständigkeit bewahren sollte. Zu Beginn des Krieges Oie Teilnahme war grundsätzlich freiwillig. Trotzdem hatten reichsweit die Behörden zur Bildung von fehlte es nicht an starkem Druck seitens der Behör­ Jugendwehren aufgerufen, die einerseits der vor­ den auf die Jugendlichen und ihre Ellern, besonders militärischen Ausbildung dienen, andererseits aber mit dem allmählichen Abflauen der Bewegung. Oie die Jugendlichen unter Kontrolle halten sollten.160 Leitung der Wunstorfer Kompanie forderte sogar die Oie 16- bis 20jährigen sollten sich freiwillig in Kom­ Arbeitgeber der Stadt auf, alle bei ihnen beschäftig­ panien zusammenschließen und regelmäßig exer­ ten Jugendlichen zu nennen, die nicht der hiesigen zieren, marschieren, Karten- und Spuren!esen sowie Kompanie angehörten.163 Beliebt waren Drohungen, Gelände- oder Horchübungen veranstalten, den Bau wie sie der Leiter der Jugendkompanie aus Beren­ von Schützengräben usw. erlernen. In Berenbostel, bostel gegenüber Te ilnahme-Unwilligen aussprach. Horst, Schloß Ricklingen, Meyenfeld, Neustadt und Diese wolle er der Behörde "zur sofortigen Ein-

67 ziehung zum Militär oder zum Hilfsdienst nach außer­ halb, möglichst an die Grenze", melden.164 Regel­ mäßige Te ilnehmer durften dagegen auf die "Be­ lohnung" hoffen, später zu der Waffengattung bzw. zu einem Garnisonsort ihrer Wahl eingezogen zu werden. Außerdem bestand für sie die Chance, erst als letzte ihres Jahrgangs eingezogen zu werden.165 Doch das Interesse blieb schwach, auch in Schloß Ricklingen. Dort nahmen die Jugendlichen sonntags lieber an Fahrradtouren teil und trugen ihre Uniform­ jacken zur Arbeit, obwohl diese noch gar nicht bezahlt waren.l66 Und die Landwirtschaftkonnte auf die Jugendlichen als Erntehelfer und Viehhüter nicht verzichten. Aufrufe wie der folgende aus Neustadt a. Rbge. hatten deshalb wenig Erfolg:

"Bei der Jugend-Kompanie wird kein Standes­ unterschied gemacht, Schulter an Schulter stehen die Jungen, gleichwie unsere Väter und Brüder draußen im Felde vereint sind, um unseren Feind zu schlagen. Es dürfte deshalb auch bei der Neustädter Jugendwehr kein junger Mann fehlen, auch schon schon deshalb nicht, um nicht unseren Nachbarstädten, bei denen die Te ilnehmerzahl bedeutend größer ist, nachzustehen."167

16. K. III'.P.�I •. IJUß'" 3unl. Im nHI\I�.n 60nntag ftub.t .on nal\lmlltag' S U�. a6 .In. g,o�. U.�ung b" :Juß.nblO.�.lomp.gntrn 242, 24S, 2U unb 245 unb •• ,lOlfl\l.n �amml,ug a.I ftatt. a, n, ,t .. a 4 IIns", 3m 'llnfdJlu� b a Ug, 80 r ot .' ft lJlln., .. ltb ein lJ lbg t bl.n oon l)mn !!larto. UUllb. au. Oo.p abg.�alt.n ..nb.n. i!'ü, Angehörige derJugendkompanie Nr. 245: Heinrich Mevers (links) und 8uldJaun Irt b" ß"tßn.I�" !ploU Aul bn Ua ••• Heinn"ch Hanebuth aus Horst. Die Ausrustung mußte von den Te il· Itto�. ! ..lIdjen b.n ob g a..... O".n. nehmern bezahll werden. Manchmal kaufte sie die Gemeinde oder •• •• sie wurde gespendet. Das Holzgewehr hai eine Abzugsvorrichfung Quelle: Leine·Zeitung vom 17.Juni 1916 to r Kna/lkorken. Quelle: Heimalbundgruppe Horst

68 6. Kriegsende Lebensmitteln. Aber die fehlenden Arbeitskräfte er­ forderten von den nicht eingezogenen Landwirten, In weiten Kreisen der Bevölkerung des Deutschen von ihren Familienmitgliedern und von den Krieger­ Reiches war die anfängliche Kriegsbegeisterung frauen ein hohes Maß an Mehrarbeit. Darüber hin­ bereits 1915 verstummt. Der ernüchternde Kriegs­ aus waren sie ständigem Drängen der Behörden alltag ließ die gesellschaftlichen Konflikte wieder nach pünktlicher Ablieferung landwirtschaftlicher Pro­ aufbrechen, die die Begeisterung des Augusts 1914 dukte und peinlichen Kontrollen durch Gemeinde­ nur verdeckt hatte. Wer es sich leisten konnte, lebte vorsteher und Gendarmen ausgesetzt. auch im Krieg nicht schlecht. Kriegsgewinnler und Schieber "praßten" in einem Überfluß, "der weit über Aus dieser Entwicklung folgte, daß die Menschen in ihre Lebensgewohnheit vor dem Kriege hinaus­ Stadt und Land spätestens seit 1916 bei aller Bereit­ ging".I68 Kriegsgewinnlertum, Spekulation mit knap­ schaft zum "Durchhalten" doch eine zunehmende pen Gütern, hohe Preise und schließlich die Tat­ Kriegsmüdigkeit verspürten. Das bedeutete jedoch sache, daß die ärmeren Menschen die Hauptlast des nicht, daß sie jede Hoffnung auf ein siegreiches Ende Krieges zu tragen hatten, riefen selbstverständlich des Krieges aufgegeben hätten. Wie anders sollten Kritik hervor. Weniger der Mangel an Lebensmitteln, Trauer, Entbehrungen und Verärgerung überbehörd­ sondern in erster Linie Ungerechtigkeiten bei der liche Maßnahmen zu ertragen sein? Den Hoffnungen Lebensmittelversorgung, wie z. B. die bevorzugte lag aber auch die Beeinflussung der Bevölkerung Belieferung von Stammkunden und "besseren Herr­ durch die amtliche Informationspolitik zugrunde. schaftenu durch Fleischer und Bäcker, zogen eine Denn die deutschen Offensiven wurden von publizi­ tiefe Unzufriedenheit nach sich. Sie äußerte sich stischen Offensiven in der Heimat begleitet. Zahllose hauptsächlich in den Großstädten. Dort protestierten Extrablätter und in großer Aufmachung verbreitete Frauen und Schulkinder gegen Hunger, Preiswucher Meldungen über die Zahl der gefangenen gegneri­ und oft vergebliches stundenlanges Schlangestehen schen Soldaten und der erbeuteten Kanonen zeigten vor Geschäften und Verkaufsständen. Munitions­ Wirkung: Unmittelbar nach Kriegsende befand ein arbeiter demonstrierten zu Zehntausenden gegen Journalist zugespitzt, derdeutsche Zeitungsleser sei die Herabsetzung der Brotrationen. ln Hannoverkam "durch die schier ununterbrochene Kette von Sieges­ es im Februar 1916 zu Tumulten im Rathaus,169 in meldungen schon so verwöhnt worden, daß er den Braunschweig im Mai 1916 zu tagelangen Unruhen, Tag für verloren ansah, an dem ihm nicht zum ersten die erst mit dem Eingreifen von Militär beendet Frühstück bereits irgendein Sieg unserer Waffen, ein werden konnten,170 und im Januar 1917, im be­ Vordringen unserer Tr uppen oder eine ähnliche frohe rüchtigten Steckrübenwinter, "stürmten" empörte Botschaft serviert wurde"172 - Folgen einer strengen Menschen die Bäckerläden in Hannover.17! Auf dem Pressezensur und einer verschleiernden Nach­ Land litten die Menschen zwar keinen Mangel an richtenpolitik.173 .

69 70 Wegen der amtlicherseits manipulierten Informa­ tionen glaubten viele Menschen in Stadt und Land lange Zeit an den Verteidigungskrieg, den englische "Neider" und französische "Erbfeinde" dem Vater­ land aufgezwungen hätten - Feindbilder, die bereits in der Vorkriegszeit aufgebaut worden waren. Denn nicht nur die amtlichen Mittel zur Meinungslenkung wirkten im Krieg: Bereits im Frieden hatten in der Kindheit anerzogene und durch Berufsausbildung, Militärdienst, Sport- und Kriegervereine vertiefte Werte wie die Kaiserverehrung, die Verinnerlichung von Gehorsam und die Glorifizierung des ehren­ vollen Todes auf dem Schlachtfeld der Duldsamkeit und unkritischen Obrigkeitsgläubigkeit im Krieg den Boden bereitet. Viele Menschen glaubten folglich der veröffentlichten Meinung unbesehen.

Ein deutlicher Stimmungseinbruch vollzog sich bei dem Großteil der Bevölkerung erst nach fast vier Kriegsjahren im Sommer 1918, als trotz hartnäckiger Durchhaltepropaganda deutlich wurde, daß den letz­ ten von großen Hoffnungen begleiteten deutschen Offensiven in Frankreich, die im März begannen (Presseschlagzeilen vom 27. März: "Der Durchbruch im Westen", "Der Vormarsch von Anno 1914 wieder aufgenommeng, "Der Ludendorff-Durchbruch - Die Hälfte der englischen Armee geschlagen"174), ein durchschlagender Erfolg verwehrt blieb. Selbst die Oberste Heeresleitung unter Hindenburg und Luden­ dortf mußte den Mißertolg zugeben und drängte die ,DrBWn uurrr ,'triUilt nllrfi lIorl.i TB uirf I.l ns mif Im ."J,'lll1lgrultof t)mllS politische Führung zu sofortigen Waffenstillstands­ ,!Hir !111l1\itn bit ftriff .lillrfofftf H!oüjf verhandlungen. Den in dieser Frage zögernden, am .ll\ir lhufft1)r, r,nf{rn rs nus. mir ,

71 Ende des Krieges an politischer Stärke gewonnenen parlamentarischen Kräften nahm schließlich die revolutionäre Bewegung der gegen die weitere Ver­ längerung des Krieges meuternden Matrosen der Hochseeflotte Ende Oktober/Anfang November 1918 das Heft des Handeins aus der Hand. Im Deutschen Reich stürzten die Throne. Die vom revolutionären Geschehen überrollten lokalen Mili­ tär- und Zivilbehörden mußten sich nach russischem Vorbild spontan gebildeten Arbeiter- und Soldaten­ räten unterstellen. Das geschah ohne große Um­ stände und auch nur für kurze Zeit. Denn die politische Gesamtlage im Deutschen Reich war von den in Verantwortung gekommenen Führern der MehrheitssozialdemOkratie bereits eindeutig auf die parlamentarische Richtung festgelegt worden.

In Berenbostel, Havelse oder Frielingen überlager­ ten die täglichen Sorgen um Angehörige oder die Suche nach den besten Verstecken für verheimlichte Ware wahrscheinlich Gefühle des Bedauern über den Niedergang der Monarchie und den Ausgang des Krieges. Für die Menschen dort änderte sich zunächst wenig. Denn das Kriegsende bedeutete keineswegs das Ende derVersorgungsnöte. Verbote und Ablieferungspflichten bezüglich der Lebens­ mittel blieben in Krafl. Polizeiliche Revisionen fanden immer noch statt. Pferde mußten weiterhin abgelie­ fert werden - als Reparation an die Siegermächte. Plakatwerbung fü r eine Kn'egsanleihe 191 Z Angesichts des knappen Die zahllosen Kriegsversehrtenerhielten zwar so gut WarenangeboIes dienten die Kriegsanleihen der Abschöpfung von Kaufkraft. Außerdem dienten sie propagandistischen Zwecken, es ging eine Umschulung, doch Arbeitsplätze fehl­ indem der Bev61kerung suggeriert wurde, daß das eifrige Zeichnen ten. War man auch mit heilen Knochen aus dem von Kriegsanleihen das Durchhalten bis zu einem siegreichen Krieg heimgekehrt, so haUe doch oft die Seele Kriegsende ermögliche. Quelle: Das Plakat, Jahrgang 1917

72 Schaden genommen. So blieb der Krieg auch auf und Verteilung landwirtschaftlicher Produkte zu sor­ dem Land noch lange gegenwärtig: in Berenbostel­ gen, wie es in den Vorschriften für die Arbeiter- und Kastendamm wollte der Knecht Wilhelm Nölke im Bauernräte hieß. November 1919 einem Freund "Griffeklopfen" zei­ Daß die Räte von vornherein keinen Einfluß, ge­ gen. Aus seinem Jagdgewehr löste sich ein Schuß schweige denn eine politische Bedeutung erlangen und traf ihn tödlich in den Kopf.175 Nach Kriegsende konnten, dafür sorgten die ehemaligen königlichen blieben russische Kriegsgefangene wegen des und nunmehr - allerdings nur zu oft dem Namen Bürgerkrieges in ihrer Heimat noch jahrelang im nach - republikanischen Verwaltungsbehörden. Sie Land.176 Viele von ihnen wurden zwangsweise bestimmten, daß eine Ausübung politischer Macht­ abgeschoben. Im Juli 1919 verließen die letzten befugnisse auBerhalb der Zuständigkeit der Räte Gefangenen das Kriegsgefangenlager Osterwald­ läge.l77 Den Neustädter Landrat von Woyna, über Meyenfeld. Es sollte nun als Lager für Flüchtlinge 25 Jahre Königlicher" Beamter, kostete es sicher genutzt werden. Doch Ende 1919 entschied die " einige Überwindung, sich mit den Räten ausein­ FlüchtlingsfürsorgesteIle des Roten Kreuzes in anderzusetzen. Und es kostete ihn 117,20 Mark. Hannover, das Lager doch nicht zu nutzen. Die Baracken und das Inventar wurden im November 1919 versteigert. In den Gemeinden unterlag die Tätigkeit der Vor­ stehereinige Monate lang der Beaufsichtigung durch die ländlichen Organe der Rätebewegung, nämlich den Arbeiter- und Bauernräten. Im Dezember 1918 fanden die entsprechenden Wahlen statt. In die aus 8. KrlBusan sechs Personen bestehenden Räte wurden die drei Wir bis Bauernräte von den selbständigen Landwirten und nehmcn Zcichnuna:en ihren nunmehrwahlberechtigten Ehefrauen gewählt, lonllg. dao l8.Aprll 18l1. mittagsI Ubr die drei Arbeiterräte wurden von der übrigen Bevöl­ enllea:en. kerung gewählt. So "überwachten" in Osterwald o. E. die Landwirte Fritz Körber, Heinrich Schünhoff und Sparkasse Heinrich Niemeyer sowie als Mitglieder des Arbeiter­ rates der Maurer August Nordmeyer und die Schlos­ der Stadt Neustadt a. Rbge. ser August Nordmeyer und Adolf Heitlage den Gemeindevorsteher. Zu ihren Aufgaben gehörten ferner, die "öffentliche Sicherheit und Ordnung" zu wahren und für die "Durchführung der Vorschriften über die Volksernährung", d. h. für die Ablieferung Quelle: Anzeige aus der Leine-Zeitung, Dezember 1918

73 Diese Summe mußte er Ende November 1918 be­ werden mußte. ( ...] Sehr günstig waren die Er­ zahlen, weil einige Bewohner aus Neustadt von den nährungsverhältnisse der Säuglinge. [ ... Sehr ] Apfelbäumen an den Kreisstraßen Äpfel gepflückt ungünstig hat der Krieg auf die alten Leute ein­ hatten und dafür mit einer Geldstrafe in der genann­ gewirkt. Zum Teil müssen die alten Leute weit ten Höhe belegt worden waren. Bisher erhielten über ihre Kräfte arbeiten. Ich habe Fälle gesehen, jedoch die Beamten des Kreises ein Viertel der wo alte Leute vollständig unter der Last der Arbeit Apfelernte vom Landrat zu Vorzugspreisen. Die zusammenbrachen. Zum TeH liegt es auch an Bestrafung der Neustädter Bürger und die bevor­ den Schwierigkeiten der Ernährung. Die alten zugte Behandlung der Beamten widersprachen der Leute können wegen des Mangels an Zähnen Auffassung des Arbeiter- und Soldatenrates aus das schwarze Brot schlecht vertragen und aus­ Neustadt "von gerechter Verteilung von Lebens­ nutzen."179 mitteln und überhaupt seiner Auffassung von Recht und Unrecht." Von Woyna wurde ersucht, "bei den Die Einkommensverhältnisse der Bevölkerung in vorerwähnten unberechtigterweise bevorzugten Per­ den Kriegsjahren sind schwer abzuschätzen. Die sonen eine Umlage zu veranstalten, um die Straf­ meisten der Menschen, die nicht in der Landwirt­ bezüge in Höhe von 117,20 Mark aufzubringen." Der schaft arbeiteten, dürften in den Kriegsjahren große Landrat zahlte jedoch aus eigener Ta sche. 178 Verluste am Realeinkommen erfahren haben. Zwar stiegen die Nominallöhne besonders in der Der Gesundheitszustand der Zivilbevölkerung des Rüstungswirtschaft stark an, aber sie konnten die Kreises Neustadt a. Rbge. hatte durch die Kriegs­ hohen Preise für Lebensmittel und Kleidung bei jahre offenbar kaum Schaden genommen, mit Aus­ weitem nicht wettmachen. Wer nicht am Boom der nahme der älteren Menschen. Anfang 1918 stellte Kriegswirtschaft Anteil hatte, mußte erhebliche der Kreisarzt fest: finanzielle Einbußen hinnehmen. Zu ihnen gehörten "Im allgemeinen konnte ich feststellen, daß der Beamte und andere Staatsbedienstete. Lehrer Ernährungszustand der Schuljugend bisher von Schierenbeck aus Stelingen erhielt zu Beginn des den Ernährungsschwierigkeiten des Krieges un­ Krieges ein Grundgehalt von 1 .400 Mark im Jahr und beeinflußt geblieben ist. Nur in einzelnen Gemein­ den gleichen Betrag 1918. Einmalig gezahlte "Krieg­ den z. B. Borstei, Marienwerder, Havelse fanden steuerungszulagen" konnten jedoch mit der tatsäch­ sich einzelne Kinder, denen der Mangel an Milch lichen Te uerung nicht mithalten. Kostete vor dem doch merklich anzusehen war. Es handelte sich Krieg ein Paar Lederschuhe 12bis 15 Mark, so waren um kinderreiche Familien kleiner Leute (Bahn­ 1918 70 bis 80 Mark zu bezahlen. ISO Für die Land­ beamte, Arbeiter), deren Väter im Kriege sind und wirte bot der Schleichhandel eine Einnahmequelle, deren Milchbedarf durch Ziegenmilch gedeckt die manche Verluste aus Beschlagnahmen und

74 ungünstige Verkäufe zu Höchstpreisen ausglich. Aus Weltkrieges aufzuklären und die Schuldigen an den Frielingen wird berichtet, daß er den Einwohnern sinnlosen Menschenopfern zu benennen, erwies "viel Geld" eingebracht hätte. "Zeitgenossen be­ sich als äußerst unpopulär. Wer es versuchte und für haupteten, daß die meisten Bewohner des Ortes Völkerverständigung eintrat, hatte einen schweren durch den Krieg sehr gut verdienten. Es wurde alles Stand gegenüber der politischen Rechten, die zu Geld gemacht, woran früher niemand gedacht massenwirksam die Geburt der Demokratie aus der hatte."181 militärischen Niederlage heraus mit Mythen vom �Dolchstoß", den sozialistische "Novemberver­ Doch die kriegsbedingte tnflation fraß Ersparnisse brecher" dem kämpfenden Soldaten in den Rücken und Spekulationsgewinne auf: wirtschaftliche Schä­ versetzt hätten, denunzierten und den preußischen den, die dem neuen politischen System, der Militarismus sogleich mit der Lüge vom "im Felde Republik, angelastet wurden und zu einer tiefen unbesiegten Heer" zu konservieren suchten. Das Abneigung ihr gegenüber führten. In dieser Situation gelang weitgehend. Auch darin liegt eine Wurzel für und unter den harten Bedingungen des Versailler Ty rann",i, Kriegsverbrechen und Völkermord wenige Friedensvertrages über Ursachen und Verlauf des Jahre später.

75 Anmerkungen 5 Vgl. Karl-Heinz Grotjahn: Meinungslenkung im Ausnahme·

zustand ••Gute Stimmung", Zensur und Propaganda im Deut­ Vgl. zur Frage der Kriegsschuld das Standardwerk von Ffitz schen Reich während des Ersten Weltkrieges. In: BUchermarkt, Fischer: Der Grit! nach der Weltmacht. Die Kriegszielpolitik des Helt 1211993, S. 42-48, Heft 1/1994, S. 36-39, Heft 211994, kaiserlichen Deutschland 1914-1918, DOsseidorf 1961. Zur S. 32-35. Und: Viel Feind, viel Ehrl Rätsel aus dem Ersten VOll Dokumentation der Juli-Krise: Juli 1914. Die europäische Krise Weltkrieg als Übermittler von Kriegspropaganda. Hrsg. und der Ausbruch des Ersten Weltkrieges. Hrsg. von lmanuel Reinhard Oberschelp, Hildesheim 1992 (= Kleine Schriften der Geiss, München2 1980. Eine knappe Zusammenfassung der Niedersächsischen Landesbibliothek; 2). unterschiedlichen Sichtweisen in der Geschichtswissenschaft 6 Vgl. fUr Niedersachsen: Friedhelm Boll: Massenbewegungen in zur Rolle der deutschen Politik bei: Volker Ullrich: Als der Thron Niedersachsen 1906-1920. Eine sozialgeschichtliehe Unter­ ins Wanken kam. Das Endedes Hohenzollemreiches 1890-1918, suchung zu den unterschiedlichen Entwicklungstypen Braun­ Bremen 1993, S. 100 ff. schweig und Hannover, Bonn 1981. Ders.: Spontaneität der 2 Vgl. u. a. Hans-Ulrich Ludewig: Das Herzogtum Braunschweig Basis und pomische Funktion des Streiks 1914-1918. Das im Ersten Weltkrieg. Wirtschaft-Gesellschaft- Staat, Braun­ Beispiel Braunschweig. In: Archiv für Sozialgeschichte, XVII., schwelg 1984 (= Quellen und Forschungen zur Braunschwei­ 1977, S. 337-366. gisehen Geschichte; 26); Hans Wicki: Das Königreich Wurttem­ 7 Eine Ausnahme bezOglieh des ländlichen Raumes: Beiträge zur berg im ersten Weltkrieg. Seine wirtschaftliche, soziale, poli­ Ausstellung "Spuren des 1. Weltkrieges im Landkreis Lüchow­ tische und kulturelle Lage, Bern-FranklurtlM.-New York 1984; Dannenberg". Ein Lesebuch, Wustrow 1986. Heinrich Thalrnann: Die Pfalz im Ersten Weltkrieg. Der ehema­ 8 Leine-Zeitung, Jubiläumsausgabe vom 1.9.1931. lige bayerische Regierungskreis bis zur Besetzung Anfang 9 Heilllngen gehörte in diesen Jahren - im Gegensatz zu den Dezember 1918, Kaiserslautern 1990; Volker Ullrich: Kriegs­ anderen Dörlern - zum Landkreis Hannover und nicht zum alliag. Hamburg im ersten Weltkrieg, Köln 1982; Stahl und Landkreis Neustadt a. Rbge. Leider weist die archivalische SteckrOben. Beiträge und Quellen zur Geschichte Nieder­ Überlieferung zu Heitlingen stärkere Lücken auf, wodurch die sachsens im Ersten Weltkrieg (1914-1918). Bd. I von Reinhard Berücksichtigung dieses Dorfes für unser Thema begrenzt ist. Oberschelp, Bd. 11 von Karl-Heinz Grotjahn, Hameln 1993 (= Veröffentlichungen der Niedersächsischen Landesbibliothek. 10 Niedersächsisches Hauptstaatsarchiv Hannover (kOnfllg ab­ 12, 1.2.); August 1914: Ein Volk zieht in den Krieg. Hrsg. von der gekürzt NHStAH) Hann. 174 Neustadl 545. Berliner Geschichtswerkslatt, Berlin 1989. 11 Vgl. Heinrich Bremer: Die Ziegeleien in Berenbostel. In: Stadt 3 Mit Ausrufung des Belagerungszustandes ging die vollziehende Garbsen. Geschichlliche Entwicklung, von Werner Kaemling Gewalt entsprechend der Reichsverlassung von den zivilen u.a., Garbsen 1978; S. 249·267. auf die Mili tä rbehörden, d. h. auf die stellvertretenden General­ 12 NHStAH Hann. 174 Neustadt 388, Bericht Landrat an Regie­ kommandos der einzelnen Armeekorps Ober. Den gerichtlich rungspräsident v. 29.5.1886. nicht zu überprOfenden Entscheidungen des Militärs hallen sich 13 Leine-Zeitung, Jubiläumsausgabe v. 1.9.1931. die Zivilstelien, wenn auch manchesma! unwillig, zu fügen. FOr die preußische Provinz Hannover und die HerzogtUmer Braun­ 14 NHStAH Hann. 174 Neustadt 545, Schreiben Landrat an Re­ schweig und Oldenburg war das stellvertretende Generalkom­ gierungspräsident v. 14.4.1905. mando des X. Anneekorps in Hannover zuständig. 15 NHStAH Hann. 180 Hann. 1401, Schreiben Landrat an Re­ 4 Vgl. Jürgen Rund: Ernährungswirtschaft und Zwangsarbeit im gierungspräsident v. 23.4.1906. 1907 wurde erneut mehrmals Raum Hannover 1914 bis 1923, Hannover 1992 (= Quellen und gestreikt und die Wiedereinstellung VQfl gekündigten Kollegen Darstellungen zur Geschichte Niedersachsens; 106). gefordert.

76 16 NHStAH Hann. 174 Neustadt 545, undatierter Briefentwurf des 28 NHStAH Hann. 174 Neustadt 225, Gendarmerieberichl an landrates (1912). Mit der Telefon-Versorgung der Gendarmerie Landrat v. 6.10.1911. sah es bis 1914 noch nicht so gut aus: Gendarm Rössing aus 29 Kar! Biester (1878-1949) gehörte auch in den folgenden Jahr- Rodewald brauchte 20 Minuten bis zum nächslgelegenen zehnten zu den Aktivisten der welfisch-niedersächsischen Be· Telefon, Weber aus Manclelsloh zehn Min., Slünkel und Keller- wegung. Nach dem Zweiten WeUkrieg war er maßgeblich an der mann aus WunslOrl sowie Fenl2 aus Berenbostef fünf Min. und Gründung der NiedefSAchsischen landespartei beteiligt. Vgf. Serbe aus Frielingen zwei Min. Ebenda, Nachweisung v. 4.9. Norberl Aode: Zur Entstehungsgeschichte der Niedersach- 1903. Erst im Dezember 1914 beschloß der Kreisausschuß, die sischen landespartei lOeutsche Partei (NlP/DP). In: Nieders. Wohnungen der Gendarmen in Wunstorf, Eitvese und Beren· Jahrbuch ICrr Landesgeschichte, 53 (1981), S. 289-3(1). bostel an das Olfentliche Telefonnetz anzuschließen. Vgl. Archiv NHStAH Hann. 174 Neustadt 330, Gendarmeriebericht uber des Landkreises Hannover, Neustadt a. Rbge. (kunftig ab- 30 eine Veranstaltung in Sultorf an Landrat v. 8.3.1911, auf der gekürzt: KrAN) KA NRÜ 114 Protokoll Kreisausschußsitzung Biester nach dem Bericht des Gendarmeriewachtmeisters Hinze v.9.12.1914. aus Neustadt die gleichen Reden hielt wie in Frielingen und 17 KrAN KANRÜ 114 Protokoll Krelsausschußsitzungv. 24.7.1914. Osterwald o. E. 18 Vgl. KrAN KA NRÜ 615. 31 Eugen Richter (1838-1906) war ein bedeutender Po!itiker der 19 Ebenda. Schreiben Kreisausschuß an Hochfrequenz AG, Berlin Freisinnigen Volkspanel und Gegner Bismarcks. v. 30.12.1920 anlllßlich der Übernahme des Unternehmens und Wie Anm. 28. der Radioanlage Eilvese durch die .Drahllose Übersee-Verkehr 32 Aktiengesellschaft", Bertin. Die Anlage stellte 1930 den Betrieb 33 Aus dem Staatsdienereid, den Conrad Gosewisch, Berenbostel, ein und wurde im August 1931 demontiert. am 16.2.1908 als neuer Gemeindevorsteher unterschrieb.

20 NHStAH Hann. 174 Neustadt 388, undatierter EnIWurf eines KrAN KA NRÜ 499. Schreiben des Landrates an den Regierungspräsidenten. Unter 34 KrAN KA NRO 987, Bericht Wachtmeister Menlhke an Landrat Benkksichtigung guten Flugwetters kommt eigentlich nur der v. 5.6. 1909. 29. Juni 1913 lnfrage. 35 NHStAH Hann. 174 Neustadt 225, Gendarmeriebertcht an 21 Angaben aus: Bemhard Ehrenfeuchter: Politische Willens- Landrat v. 23.,0.191,. bildung in Niedersachsen zur Zeit des Kaiserreichs, Phi!. Diss. 36 leine-Zeitung v. 23.1.1912. Die erfolgreichsten Parteien bei der Göttingen 1952 (Masch.schr.), S. 119. Reichstagswaht vom 12.1.1912 in der gesamten Provinz Han· 22 NHStAH Hann. 174 Neustadt 291, undatierte Li ste anläßt. der nover in Prozent der abgegebenen Stimmen waren: Deutsch- Berufs· und Gewerbezählung v. 14.6.1895 rar den Preußischen Hannoversche Partei 14, Zentrum 6, Nationalliberale 25, F()f\- Staal. schriltliche Volkspartei 8, Sozialdemokraten 32, '191. Ehren· 23 NHStAH Hann. 174 Neustadt 388, Bericht der Gendarmerie an leuchter, S. 81 11. Landrat v. 10.7.1889. 37 NHStAH Hann. 180 Hann. 1401, Gendarmeriebericht an Land- 24 NHStAH Hann. 174 Neustadt 388, Schreiben v. 7. 6.1896. rat v. 26.7. 1905.

25 NHStAH Hann. 174 Neustadt 1158, Schreiben an den Landrat 38 NHStAH Hann. 174 Neustadt 582, undatierte Urteilsbegrundung v.3.7.189t. des landgerichts Hannover, September 1907. 26 Ehrenteuchter, dort tabellarischer Anhang, S. 102. 39 vgt. Themas Aohkrämer: Der Mititarismus der "kleinen leute". 27 Vgl. Hans-Georg Ascheff: Die weUische Bewegung und die Die Kriegervereine Im Deutschen Kaiserreich 1671-1914, Deutsch·hannoversche Partei zwischen 1866 und 1914. In: MOnchen 1990 (= Beiträge zur MIli tä rgeschichte, 29). NIedersäChsisches Jahrbuch IOr Landesgeschichte 53 (1981), 40 NHStAH Hann. 174 Neustadt 5a9, uno'at. Auttistung (1910). S. 41-64.

77 41 A[Ured]. Weslphal: Das Deutsche Kriegervereinswesen. Seine 58 Vgt. hierzu Bernd Ulrich: Kriegsfreiwillige. Motivation-Erlah­ Ziele und seine Bedeutung für den Staat, Bertin 1903, S. 7. rungen-Wirkungen. In: August 1914: Ein Volk zieht in den Krieg. Hrsg. von der Berliner Geschichtswerkstatt, Berlin 1989, 42 Ebenda. 5.232-241. 43 KrAN NRÜ 11, 1151, Antrag des Theaterdirektors Leonhard an 59 Das ,. Hannoversche Infanterie=Regiment Nr. 74 im Weltkriege. Magistrat v. 5.11.1900. Hrsg. von Kurt Gabriel, Hannover 1931, S. 19. Angeblich 44 Für disziplinarische Angelegenheiten, Ausbildung und Orga­ meldeten sich in den Augusttagen 1,3 Mitlionen Jugendliche im nisation der Gendarmerie des Neustädter Berittes war allerdings gesamten Deutschen Reich freiwillig an die Front. Vgt. Werner die X. Gendarmerie-Brigade in Hannover zusändig,t die wie­ Bethge: Bestrebungen der herrschenden Klassen in Deutsch­ X. derum dem Armeekorps untergeordnet war, was auf den land zur Militarisierung der männlichen Jugend in den Jahren militärischen Charakter dieser Polizeitruppe verweist. 1910bis 1917/18, Di5s. Päd. Hochschule Potsdam 1968, S. 208 45 NHStAH Hann. 174 Neustadt 677, Gendarmeriebericht an unter Bezug auf das Deutsche Armee-Blatt. Nr. 37 v. 16.9.19t4. Landrat v. 16.6.1912. 60 Stadlarchiv Garbsen, Schul chronik Berenbostet. 46 NHStAH Hann. 174 Neustadt 691, Protokoll der Staatsanwalt­ 61 Vgl. Stadtarchlv Garbsen, Kriegschronik der Gemeinde Schloß schaft Hannover v. 3.6.1910. Ricklingen.

47 NHStAH Hann. 174 Neustadt 691, Stellungnahme Gemeinde­ 62 Stadtarchiv Garbsen, Schulchronik Berenbostel. vorsteheran Landrat v. 6.6.191 O. Der Gemeindevorsteherselbst 63 KrAN KA NAÜ 461, Schreiben Bezirkskommando Neustadt an verschmähte nicht immer einen guten Troplen, was ihn vor 1910 landrat v. 19.6.1915. des ölteren in größere Schwierigkeiten gebracht hatte, vgi. KrAN KA NRÜ 650. 64 NHStAH Hann. 174 Neusladl2943, Auftistung der .Hannover­ sehen Kriegsversicherung auf Gegenseitigkeit für den Krieg 48 NHStAH Hann. 174 Neustadt 633, Gendarmeriebericht an 1914" undalien (September 1914). Landrat v. 6.2.1912. 65 KrAN KA NAÜ 461, handschrift\. Notiz des Landrates v. 14.10. 49 NHStAH Hann. 174 Neustadt 633, GendarmerieberiCht an 1918 Ober die .wirtschafltiche lage der Bevölkerung des Landrat v. 15.3.1914. Kreises·. 50 NHStAH Hann. 174 Neustadt 206, Speisekarte v. Ig.7.1914. 66 Angaben tür 1914 und 1916 aus: KrAN KA NRÜ 1829, 1830; 51 Stadtarchiv Garbsen, Schulchronik Berenbostet. Angaben türKriegsende aus: Leine-Zeitung, Jubiläumsausgabe 52 Stadtarchiv Garbsen, Interview mit H. Kötling durch Karl-Heinz vom 1.9.1931 und anhand der Denkmäler in den Gemeinden. Strehlke und Wolf Ebeling. Angabe für Kreis bei Kriegsende aus: KrAN KANAÜ 461, Stand vom 14.10.1918. 53 Vgi. Anm. 3. 67 5tadtarchiv Gamsen, Schulchronik Berenbostet. 54 NHStAH Hann. 174 Neustadt 2967, Rundschreiben des Ober­ präsidiums v. 4.8.1914. 68 KrAN KA NRÜ 1843, Schreiben Magistrat Neustadt an Landrat v.5.1.1917. 55 NHStAH Hann. 180 Hitdesheim, Nr. 1165, Rundschreiben an die Regierungspräsidenten v. 7. 8.1 g14. Die amtliche Aufstelfung 69 NHStAH Hann. 174 Neustadt 2949, Schreiben an Landrat von Einwohnerwehren oder BOrgerwehren in Krisenzeiten gehl v.5.3.1918. auf dia napoleonischen Kriege (1812-1816) zurück. Auch beim 70 NHStAH Hann. 174 Neustadt 633, Gendarmeriebericht an behördlichen Vorgehen gegen lokale Unruhen, z.B. Streiks, war Landrat v. 22.10.1915. im Kaiserreich ihr Einsatz geplant. 71 Stadtarchiv Garbsen, Schulchronik Berenbostet. 56 NHStAH Hann. 174 Neustadt 2967, Rundschreiben v. 23.8.1914. 72 KrAN KA NRÜ 32, "Bericht des Kreisausschusses Ober die 57 NH5tAH Hann. 174 Neustadt 2967, Schreiben Landrat an Verwaltung und den Stand der Kreis·Kommunalangelegen· Regierungspräsident v. 1.9.1914. heiten des Kreises Neustadt a. Rbge. im Jahre 1914."

78 73 NHStAH Hann. 174 Neustadt 2967. 88 Vgl. ein entsprechendes Beispiel aus dem Kreis Neustadt 74 Vgi. Leine-Zeitung, Jubiläumsausgabe vom 1.9.1931. in: Stahl und Steckrüben, Bd. 11., S. 434 I. Auch: Volkswille, Hannover v. 29.1.1915 und 11.3.1916. 75 KrAN KA NRÜ 461, handschrifti. undatierte Notiz des landrates 89 KrAN KA NRÜ 1734, Schreiben Kreisausschuß an Gendar­ (ca. Oktober 1918). merie-Station Wunstorf V. 21.1.1917. 76 KrAN KA NRÜ 1340, Vgl. Schreiben Gewerbeinspektion Neu­ 90 KrAN KA NRÜ 1734, Schreiben V. 26.1 0.1916. stadt an Kreisausschuß v. 29.7.1916. 91 KrAN KA NRÜ 1734, Schreiben landrat an Regierungsprä­ 77 KrAN KA NRÜ 1384, Nachweisung v. 10.2.1919. sident V. 21.1.1917. 78 Vgl. zur Rolle der Kirchen im Krieg: Stahl und Steckrüben, Bd. 1., 92 NHStAH Hann. 174 Neustadt t 627, Zähllisten zur Viehzählung S. 385-479. v.2.12.1912. 79 KrAN KA NRÜ 1791, Aullistung der abgelieferten Glocken durch 93 NHStAH: Hann. 174 Neustadt 1640, Kreisliste v. 7.9.1918 zur die Fa. Radler, Hildesheim vom 27.1 1.1919. Viehzählung v. 2.9.1918. SO Der Neusädtert Landrat Dewitz von Woyna erhielt wie alle 94 NHStAH Hann. 180 Hann. 460, Bericht an Regierungspräsident oberen Beamten vom Regierungspräsidenten vorerst keine v. 27.9.1916. Erlaubnis zum freiwilligen Eintritt in den Mili tä rdienst; zu umfang­ 95 KrAN KA NRÜ 1753, Schreiben an Kreisausschuß V. 9.10.1916. reich waren die Aufgaben zu Hause. Erst im Juli 1915 ging erfür 96 KrAN KA NRÜ 1761, Schreiben Molkereibesitzer Nitz aus ein Jahr nach Brüssel, als Personalreferent bei der deutschen Osterwald O. E. an landrat v. 16.8.1916. Verwaltung für die okkupierten belgischen Landesteile. Dafür 97 KrAN KA NRÜ 1761, Schreiben Molkereibesitzer Nitz an Kreis­ erhielt er das Eiserne Kreuz 11. Klasse und im März 1918 auch ausschuß V. 6.11.1916. noch das Friedrich-August Kreuz 11. Klasse des Großherzog­ turns Oldenburg. Vgl. Nachruf auf von Woyna, in: Leine-Zeitung 98 KrAN KA NAÜ 1761, Schreiben Kreisausschuß an Gemeinde- v.30.12.1930. vorstand v. 7. 12.1916. 81 NHStAH Hann. 174 Neustadt 2967. 99 KrAN KA NRÜ 1772, Schreiben an Kreisausschuß V. 12.4.1918. 82 NHStAH Hann. 174 Neustadt 2967. Schreiben an die Zentrale für 100 KrAN KA NAÜ 1772, Bericht V. 30.9.1918. Arbeitsnachweis, Bremen v.12.9.1914. 101 KrAN KA NRÜ 1772, Gendarmeriebericht an Landrat V. 16.6.1918. 83 NHSIAH Hann. 174 Neustadt 2807, Schreiben landwehr­ 102 KrAN KANRÜ 1745, Gendarmerieberichlan Landral v.2Q.3.1918. Inspektion Hannover an landwehr-Bezirks kommando Nienburg 103 KrAN KANRÜ461. v. 17.7.1916. 104 Stadtarchiv Gamsen, Niederschrift der Erinnerungen von 84 NHStAH Hann. 174 Neustadt 2971, Schreiben Landrat an Frau S. aus Havelse. Regierungspräsident V. 8.8.1914. 105 Ebenda.

85 Vgl. NHStAH Hann. 174 Neustadt2971, Schreiben stellvertreten· 106 KrAN KA NRÜ 500, Bericht an landrat V. 13.3.1918. des Generalkommando, Hannover an Oberpräsidentv. 14.7.1916. 107 Waldemar Zimmermann: Die Veränderungen der Einkommens­ 86 NHStAH Hann. 174 Neustadt 2971, ,Nationale der aus dem und Lebensverhältnisse der deutschen Arbeiter durch den Kreis Neustadt a. Rbge. \ ...J ausgehobenen Mobilmachungs­ Krieg. In: Rudol! Meerwarth, Adolf Günther, Waldemar Zimmer­ pferde' V. 2.2.19 mann: Die Einwirkungen des Krieges auf Bevölkerungsbewe­ 87 Lothar Burchardt: Die Auswirkungen der Kriegswirtschaftauf die gung, Einkommen und lebenshaltung in Deutschland, Stuttgart, deutsche ZivilbevölkerufIQ im Ersten und im Zweiten Weltkrieg. Berlln, leipzig 1932 (= Wirtschafts- und Sozialgeschichte des In: Militärgeschichtliche Mitteilungen 15 (1974), S. 65-97, hier Weltkrieges, Deutsche Serie.), S. 281-474, hier S. 458. S.68. 108 Für die Zeit vom 1.7. bis 28.12.1918, Ebenda, S. 457.

79 109 Stadtarchiv Garbsen, NiederschriH der Erinnerungen von 133 Brach allerdings auf dem Hof, auf dem er arbeitete, die Maul- und Frau S. aus Havelse. Klauenseuche aus, durfte er nicht ins Lager zurück, um nichtzur 110 Zur Milchversorgung Hannovers. In: Volkswille v. 24.3.1918. Verbreitung der Seuche beizutragen. Ü 111 Stadtarchiv Garbsen, Niederschrift der Erinnerungen von 134 KrAN KA NA 1713, Schreiben an Landrat v. 10.3.1916. Frau S. aus Havelse. 135 KrAN KA NRÜ 1713, Schreiben an Landrat v. 28.3.1916. 112 Vgl. KrAN KA NAÜ 1761, Anzeige des Wachtmeislers Willrich 136 KrAN KA NAÜ 1713, Schreiben an Landrat v. 7. 5.1916. über einen zweiten Einbruch in die Molkerei Oslerwald o. E. 137 Rundschreiben Inspektion der Kriegsgefangenenlager im Be­ v.15.12.1918. reich des X. Armeekorps, Hannover an die Landräte v. 2.6.1916, 113 KrAN KA NAÜ 1734, Brief an Kreisausschuß v. 1.2.1917. zit. nach Rund, S. 268. 114 KrAN KA NAÜ 1734, Meldung an Landrat v. 28.1.1917. 138 KrAN KA NRÜ 1713, Schreiben an Landrat v. 27.1 .1918. 115 KrAN KA NRÜ 1745, Gendarmerieanzeige v. 28.7.1918. 139 In folgenden Unternehmen aus dem Kreis Neustadt a. Abge. 116 NHStAH Hann. 172 Neustadt Ace. 36164, 402. Nachweise über arbeiteten Kriegsgefangene: 1) Sägewerk u. Zimmerei August den Bedarf an Zählkarten für die Kriminalstalistik. Aischbieth, Neustadt; 2) Tortverwertung Poggenmoor, Poggen­ hagen; 3) Maschinenfabrik Kurze, Neustadt; 4) Moosfabrik 117 Vgl. Anm.3. Feuering, Neustadt; 5) Tortverwertung Sittich & Joch, Neustadt; 118 NHStAH Hann. 174 Neustadt 2967, Angebot der Fa. Schünhoff 6) Moosfabrik Marwede, Neustadt; 7) Maschinenfabrik Schlüler, &Comp. m.b.H. v. 16.9.1914. Neustadt; 8) Steinhuder-Meer-Bahn, Wunstorf; 9) Wunstorfer 119 NHStAH Hann. 174 Neustadt 1174, Schreiben LandratsamI an Portland·Cementwerke, Wunstorf; 10) Fulgurit-Werke Eichrie­ Magistrat Hannoverv. 13.10.1915. de, Luthe b. Wunstorf; 11) Schlosserei Schmidt, Wunstorf. 120 KrAN KA NAÜ 1720. NHStAH Hann. 174 Neustadt 2980, Nachweisung v. 18.7.1919. 121 Ebenda, Aufstellung März 1918. 140 KrAN KA NAÜ 1713. Schreiben des Gemeindevorstehers aus Amedorf an Kommandant des Lagers Lichtenhorst v. 21.1.1916. 122 Leine-Zeitung, Jubiläumsausgabe vom 1.9.1931. 141 NHStAH Hann. 174 Hann. I, Nr. 219. Aundschreiben Kriegswirt­ 123 KrAN KA NRÜ 1714. Vgl. SChlußreChnung v. 30.6.1915. schaftsamt Hannover an alle Kriegswirtschaftsstellen 124 KrAN KA NAÜ 1723. 1724, Tagesberichte v. 7.4.1916 und v.21.4.1917. 8.11.1918. 142 Stadtarchiv Garbsen: Kriegschronik der Gemeinde Schloß 125 KrAN KA NAÜ 115, Protokoll der Kreisausschußsilzung Aicklingen, S. 56. v.14.4.1915. 143 Vgl. Die Frau und die Kriegsgefangenen. Hrsg. v. Chr. Beck, 126 KrAN KA NRÜ 1280, Schreiben Kreisausschuß an Stellv. 1. u. 2. Halbband: Die deutsche Frau und die fremden Kriegs­ Generalkommando, Hannover v. 11.3.1917. gefangenen, Nürnberg 1919, sowie: Slahl und Steckrüben. Ü 127 KrAN KA NR 1280, Schreiben der Inspektion an das Landes­ Bd. 11., S. 142 f. bauamt J, Hannoverv. 30.3.1916. 144 Leine-Zeitung v. 18.7.1918. 128 KrAN KA NRÜ 1280, Schreiben Kreisausschuß an Inspektion 145 KrAN KA NAÜ 1718. v.7.6.1916. 146 NHStAH Hann. 174 Neustadt 633, Gendarmeriebericht an 129 KrAN KA NAÜ 1713, Schreiben v. 10.9.1915. Landrat v. 4.5.1916. 130 Die Landwirte mußten außer freier Verpflegung 35 Pfennig pro 147 Im Kreis Neustadt a. Abge. befanden sich im April 1916 ca. 150 Tag und Kopf bezahlen. Stadtarchiv Garbsen: Kriegschronik der russische Arbeiter und Arbeiterinnen, davon sieben in Beren­ Gemeinde Schloß Aicklingen, S. 56. bostel, ca. IOnl in Garbsen, drei in Osterwald u. E., einer in Ü 131 KrAN KA NA 1713. Meyenfeld. Vgl. NHStAH Hann. 174 Neustadt 2990, Quittungen 132 KrAN KA NAÜ 1713, Schreiben v. 21.1.1916. für Bezahlung der Legitimationskarten.

80 148 Die Anzeige wurde zurückgezogen, weil die Arbeiterinnen in die 162 Klaus Saul: Jugend im·Schatten des Krieges. Vormilitärische Torfverwertung zurückgingen. NHStAH Hann. 174 Neustadt Ausbildung - Kriegswirtschafllicher Einsatz - SchuJalltag in 2990, Anzeige Wachtmeister MOIler v. 18.11.1915. Deutschland 1914-1918. tn: Mililärgeschichlliche Milleilun­ 149 NHStAH Hann. 174 Neustadt 2990, Schreiben Gendarmerie gen34 (1983), S. 91-184, hier S. 160. Frielingen an Landratv. ll.2.1916. 163 Vgl. Aufru! in der Wunstorfer Zeitung v. 15.9.1916. 150 NHStAH Hann. 174 Neustadt 2990, Schreiben des Brenn­ 164 Ungesetzliche Drohungen. In: Volkswille v. 30.8.1918. meisters an Landrat v. 18.8.1915. 165 Vgl. NHStAH Hann. 122a 4490, BI. 271, Rundschreiben stell­ 151 NHStAH Hann. 174 Neustadt 2990, Schreiben Gendarm Hinze, vertretendes Generalkommando, Hannover. Wunstorf an landrat v. 23.11.1915. 166 Stadtarchiv Garbsen, Kriegschronik der Gemeinde Schloß 152 Vgl. zu Hannover: Karl·Heinz Grotjahn: .Vaterlandsverteidiger Ricklingen, S. 36. bis zum Jüngsten hinab" - Die Hannoversche Jugend zwischen 167 Leine-Zeitung v. 24.10.1916. Kriegsdienst und Disziplinierung 1914-1918. In: Leben abseits 168 Vgl. Volkswille, Hannover, Jubiläumsnummerv. 1 10.1930, S. 10. der Front. Hannoverscher Alltag in kriegeriscnen Zeiten. Hrsg. v.OIa! Mußmann im Auftrag des FriedensbOros Hannover und 169 Stahl und Steckrüben. Bd. 11., S. 333, 389 11. der Geschichtswerkstall Hannover e.v., Hannover 1992,S. 127-158. 170 Ebenda, S. 342, 440-407. 153 NHStAH Hann. 174 Neustadt 583, Schreiben v. 13.1.1916. 171 Ebenda, Bd. I, S. 317. 154 NHStAH Hann. 174 Neustadt 583, Schreiben an Regierungs­ 172 Mühsam, Kurt: Wie wir belogen wurden. Die amtliche Irre­ präsident v. 27.12.1916. führung des deutschen Volkes, MOnehen 1918, S. 9. 155 NHStAH Hann. 180 Hann. el, 387, Schreiben Regierungsprä­ 173 Vgl. hierzu: Hellmut von Ger1ach: Die große Zeit der Lüge. Der sident an Ministerium !Or Wissenschaft, BerHn v. 11.6.1919. Erste Weltkrieg und die deutsche Mentalität (1871-1921). Hrsg. von Helmut Donat und Adol! Wild, Bremen 1994 (= Schriften­ 156 NHStAH Hann. 180 Hann. e3, 179, Vol. 4, Schreiben Kreis­ reihe Geschichte und Frieden, Bd.6). schulinspektion Hannover-Linden-Land an Bezirksregierung v.29.3.1919. 174 Volkswille, Hannover v. 27.3.1918.

157 Vgl. Ergebnisse und Bedeutung der Kriegsanleihen in: Stahl und 175 NHStAH Hann. 174 Neustadt 633, Gendannerie-Bericht an SteckrOben, Bd. 1.. S. 150 11. Landrat v. 22.11.1919.

158 Stadtarchiv Gamsen, Schulchronik Berenbostel. 176 Vgl. Rund, S. 270-277. 177 NHStAHHann. 174 Neustadt354, Rundschreiben Reichsernäh­ 159 Im weißrussischen Brest-Litowsk hatten das Deutsche Reich rungsarnl an Kommunalbehörden v. 16.1.1919. und Österreich-Ungarn mit dem bolschewistischen Rußland am 3. März 1918 einen Friedensvertrag unterzeichnet. Die 178 KrAN KA NRÜ 49, Schreiben Arbeiter- und Soldatenrat Neustadt russische Verhandlungsdelegation mußte wegen der starken an Landrat v. 25.11.1918. militärischen Überlegenheit der Ge9ner außerordenllich harte 179 KrAN KA NRÜ 32, Bericht v. 12.2.1918. Bedingungen akzeptieren. 180 Stadtarchiv Garbsen, Kriegschronik der Gemeinde Schloß 160 Vgl. Stahl und Steckrüben, Bd. 11., S. 212-250. Ricklingen, S. 41.

161 Stadtarchiv Garbsen, Kriegschronik der Gemeinde Schloß 181 Frielingen. Ein Dorf erzählt, von Karin Bartel-Tretow u. a., Ricklingen, S. 34. Braunschweig 1985, S. 111.

81 Quellen- und literaturverzeichnis Bevölkerung und Wirtschaft 1872-1972. Herausgegeben anläßlich des 100jährigen Bestehens der zentralen amtlichen Statistik, Hrsg.: a) ArchIvalische Quellen Statistisches Bundesamt Wiesbaden, StultgarV Mainz 1972. BolI, Friedhelm: Massenbewegungen in Niedersachsen 1906·1920. Stadtarchiv Garbsen: Kommunalakten, Chroniken, Nachlässe. Eine sozialgeschichtliche Untersuchung zu den unterschiedlichen Archiv des Landkreises Hannover, Neustadt a. Rbge.: Akten des Entwicklungstypen Braunschweig und Hannover. Bonn 1981. Kreisausschusses des landkreises Neustadt a. Rbge., Akten der Ders.: Spontaneität der Basis und polilische Funktion des Streiks Stadtverwaltung Neustadt a. Rbge. 1914·1918. Das Beispiel Braunschweig. ln: Archiv lürSozialgeschichte, Niedersächsisches Hauptstaatsarchiv Hannover: Akten des Ober­ XVII., 1977, S. 337-366. präsidiums Hannover, der Bezirksregierung Hannover, des Landrats­ Bremer, Heinrich: Die Ziegeleien in Berenbostel. In: Stadt Gamsen. amtes Neustadt a. Rbge. und des Amtsgerichts Neustadt a. Rbge. Geschichtliche Entwicklung. Von Werner Kaemling u. a., Garbsen 1978; S. 249-267. b) Zeitungen, Zeitschriften Burchardt, LOlhaT: Die Auswirkungen der Kriegswirtschaft auf die deutsche Zivilbevölkerung im Ersten und im Zweiten WeJ!krieg. In: Amtsbtatt der Königlichen Regierung zu Hannover, Jge. 1914-1918. Militärgeschichtliche Mitteilungen 15 (1974), S. 65-97. Hannoversche Land- und Forstwirtschaftliche Zeitung. Amtliches Ehrenfeuchter, Bernhard: Politische Willensbildung in Niedersachsen Organ der LandwirtsChaftskammer lür die Provinz Hannover. Organ zur Zeit des Kaiserreichs, Phil. Diss. Götlingen 1952 (Masch.schr.). der landwirtschaltlichen Hauptvereine der Provinz Hannover. Jge. Das ,. Hannoversche Infanterie=Regirnent Nr. 74 im Weltkriege. 1914-1918. Hrsg. von Kurt Gabriel, Hannover 1931. Hannoverscher Kurier: einzelne Nummern 1914-1918. Fischer, Fritz: Der Griff nach der Weltmacht. Die Kriegszielpolitik des Niedersachsen. Illustrierte Halbmonatsschrifl lür Geschichte. Lan­ kaiserlichen Deutschland 1914-1918, Düsseldor1 1961. des- und Volkskunde, Sprache, Kunst und Literatur Niedersachsens. Flitner, Wilhelm: Der Krieg und die Jugend. In: Olto Baumgarten u. a., Jge. 1913/14·1918/19. GeiStige und sittliche Wirkungen des Krieges in Deutschland, Stutt­ Leine·Zeitung, Neustadt a. Rbge.: Jge. 1916-1918, 1931, 1934. gart u.a. 1917, (: Wirtschafts· und Sozialgeschichte des Weltkrieges. Deutsche Serie.). S. 217-356. Volkswille, Hannover: einzelne Nummern 1914-1918. Die Frau und die Kriegsgefangenen. Hrsg. v. Chr. Beck, ,. u. 2. Halbband: Die deutsche Frau und die fremden Kriegsgefangenen, c) Darstellungen, Handbücher, Dokumentationen: Nürnberg 1919. Anlauf, Kar1: Die Revolution in Niedersachsen. Geschichtliche Dar· Frielingen. Ein Dorf erzählt. Von Kann Barlel-Tretow u. a., Braun­ stellungen und Erlebnisse, Hannover 1919. schweig 1985.

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82 Ders.: .Vaterlandsverleidiger bis zum Jüngsten hinab" - Die Han­ Rohkrämer, Thomas: Der Militarismus der ,kleinen Leute". Die noversche Jugend zwischen Kriegsdienst und Disziplinierung Kriegervereine im Deutschen Kaiserreich 1871-1914, München 1990 1914-1918. In: Leben abseits der Front. Hannoverscher Alltag in (= Beiträge zur Militärgeschichte; 29). kriegerischen Zeiten. Hrsg. v. Olal Mußmann im Auftrag des Frie­ Rund, Jürgen: Emährungswirtschafl und Zwangsarbeit im Raum densbüros Hannover und der Geschichtswerkstatl Hannover e.V., Hannover 1914 bis 1923, Hannover 1992 (= Quellen und Darstellun­ Hannover 1992, S. 127-158. gen zur Geschichte Niedersachsens; 106).

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Juli 19\4. Die europäische Krise und der Ausbruch des Ersten Ulirich, Volker: Als derThron ins Wanken kam. Das Ende des Hohen­ Wellkrieges. Hrsg. von Imanuel Geiss, München2 1980. zollernreiches 1890-1918, Bremen 1993.

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83 '"Schrif tenreihe zur Stadtgeschichte

Bisher erschienen:

1 Dörfliches Leben im Kaiserreich. Streiflichter und Perspektiven aus der Rede zur Einweihung der Heimatstube Garbsen. Von Karl·Heinz Strehlke. 1992. 24 S. (vergriffen) 2 Meine Schulzeit im Dritten Reich Von Karl-Heinz Strehlke. Mit einem Anhang von Rose Scholl, Nationalsozialistische Schulerziehung. in Garbse'n. 1992. 60 S. (vergriffen) 3 Junge Stadt mit alter Geschichte. Aspekte der älteren Geschichte Garbsens zum 25jährigen Bestehen der Stadt. Von Hans Ehlich. 1993. 64 S. (vergriffen) 4 Das Amt Ricklingen und die Familie Voigt. Untersuchungen zur catenbergischen Lokalverwaltung und Domänenwirtschaft in der zweiten Hälfte des 17.und zu Beginn des 18. Jahrhunderts. Von Bernd-Wilhelm Linnemeier. 1993. 52 S. 5 Die Kirchen in Garbsen. Te il 1: Die alten Kirchen. Altgarbsen, Horst, Osterwald, Schloß Ricklingen. Von Mechthild und Ulfrid Müller. 1994. 64 S.