In Diesem Heft
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In diesem Heft Editorial 5 Essay GILBERT MOLINIER Der (un)aufhaltsame Aufstieg des...? Aspekte der ideologischen Konjunktur in Frankreich 7 Wissenschaft in der DDR CLEMENS BURRICHTER/ GERD-RÜDIGER STEPHAN Zur Theorie einer Analyse der Wissenschaftsentwicklung in der DDR 22 HUBERT LAITKO Wissenschaftlich-technische Revolution: Akzente des Konzepts in Wissenschaft und Ideologie der DDR 33 BERND FLORATH Verpaßte Möglichkeiten? DDR-Historiker in den sechziger Jahren 51 WOLFGANG KÜTTLER Formationstheorie zwischen Dogma und Wissenschaft Kulturforum KULTURFORUM DER PDS KERSTIN STUTTERHEIM/ NILS BOLBRINKER Bilder eines Industriereviers Standorte HERBERT NIEMANN Ist der Kapitalismus unumkehrbar am Ende? Die Zinsfalle hat zugeschnappt RONALD LÖTZSCH Südamerikanische Hochkultur der Inkas germanischen Ursprungs? Interview DENIS GOLDBERG »Südafrika steht vor großen Herausforderungen – aber ich bin sehr optimistisch« Antworten an Manfred Kapluck HERBERT MAYER Nachdenken über die KPD. Anmerkungen zu einem Interview WOLFGANG GEHRCKE Geschichtslosigkeit führt zu Gesichtslosigkeit! Die kommunistische Linke in der BRD Lesenswert GERD KAISER »dzis« heißt »heute« STEFAN BOLLINGER Heißer Frieden. Eine Literaturanalyse RONALD SASSNING Vom Nazikerker in Stalins Archivverlies. Was Thälmann den »Freunden« mitzuteilen versuchte In memoriam HELMUT STEINER Heinz Jung (1935-1996) – ein marxistischer und »gesamt- deutscher« Wissenschaftler aus der Nachkriegs-Generation Briefe an die Redaktion ÁNDRE BRIE Zum Artikel von Michael Benjamin SÁNDOR KURTÁN Rákosi im Verhör. Einige Ergänzungen Festplatte WOLFGANG SABATH Die Wochen im Rückstau Bücher & Zeitschriften Søren Bald/ Peter la Cour/ Steen Nepper Larsen (Redaktion): Demokrati – 40 indlæg, forlaget Krogerup Humlebæk 1996 (MARKO HOFFMANN) Elena Poniatowska: Tinissima – Der Lebensroman der Tina Modotti, Suhrkamp Verlag Frankfurt am Main 1996 (SIEGFREID BRESLER) Mohsen Massarrat: Endlichkeit der Natur und Überfluß in der Marktökonomie. Schritte zum Gleichgewicht, Metropolis-Verlag Marburg 1993 (REINHARD GRIENIG) Herbert Brücker: Privatisierung in Ostdeutschland. Eine institutionen-ökonomische Analyse, Campus Verlag Frankfurt/New York 1995 (ULRICH BUSCH) Alister Sparks: Morgen ist ein anderes Land. Südafrikas geheime Revolution, aus dem Englischen von Malte Friedrich, Berlin Verlag Berlin 1995 (STEFAN BOLLINGER) Susanne Miller: Sozialdemokratie als Lebenssinn. Aufsätze zur Geschichte und Gegenwart der SPD. Zum 80. Geburtstag hrsg. von Bernd Faulenbach, Verlag J.H.W. Dietz Nachfolger Bonn 1995 Marlies Buchholz/ Bernd Rother: Der Parteivorstand der SPD im Exil. Protokolle der Sopade 1933-1940, Verlag J.H.W. Dietz Nachfolger Bonn 1995 (ULLA PLENER) Hans-Joachim Krusch: Irrweg oder Alternative? Vereinigungsbestrebungen der Arbeiterparteien 1945/46 und gesellschaftliche Forderungen, Pahl Rugenstein Nachfolger Bonn 1996 (STEFAN DOERNBERG) Siegfried F. Franke: (IR)RATIONALE POLITIK? Grundzüge und politische Anwendungen der »Ökonomischen Theorie der Politik«, Metropolis-Verlag Marburg 1996 (ARNDT HOPFMANN) Hinweise an unsere Autorinnen und Autoren Impressum Editorial Auch wenn der bevorstehende Winter für viele Menschen in den Reformländern des Ostens mit Sicherheit nicht nur Freude an tief verschneiten Landschaften und ski-sportlichen Aktivitäten aufkom- men läßt, sondern auch Mangel an Einkommen und Heizmaterial sowie steigende Energie- und Lebensmittelpreise bringen wird, so dürfen sich doch einige wenige Regierungen im »Transformations- gebiet« selbstgefällig auf die Schultern klopfen. Gerade noch rechtzeitig zum Jahreswechsel hat ihnen die Weltbank ein dickes Lob beschert und ihnen die baldige Mitgliedschaft im exklusiven Klub der »ganz normalen« Industrieländer in Aussicht gestellt. Vorbei sind dann die schier unendlichen Mühen des Elitenwech- sels, der Neuverteilung von Anrechten, Vermögen und Eigentum, der Abschmelzung von »Geldüberhängen« bei der werktätigen Bevölkerung mittels Inflation, der De-Industrialisierung und der Reallohnsenkungen. Was die neuen »Normalstaaten« erwartet, sind die Segnungen der modernen Marktwirtschaft – hohe und stei- gende Arbeitslosigkeit, vermeintlich überhöhte Lohnnebenkosten, viel zu teure Gesundheitssysteme und unbezahlbare Rentenan- sprüche. Mit anderen Worten: »Die Länder werden ihren Transfor- mationsprozeß erst dann abgeschlossen haben, wenn ihre Proble- me und weiteren Reformmaßnahmen sich denen der festetablierten Marktwirtschaften auf ähnlichen Einkommensniveaus annähern« – läßt die Weltbank im 1996er Weltentwicklungsbericht verbreiten. Aus der Traum vom Wohlfahrtsstaat! Welch hehre Reformillusion – nicht dieser wird das Ergebnis gelingender (!!!) Transformation sein, sondern der weltmarktgetriebene »Wettbewerbsstaat«. Noch bevor er überhaupt in seiner marktwirtschaftlich verfaßten Form entstanden ist, dürfen die Transformationsländer im Osten gleich von der Abschaffung des realsozialistischen Sozialsystems zum »Umbau des Sozialstaats« übergehen – der Reform zu Marktwirt- schaft und Konkurrenzdemokratie folgt die »Gesundheitsreform« und der Zwang zur Senkung der Lohnnebenkosten auf dem Fuße. »Das scheint überhaupt die Logik des Neoliberalismus zu sein: je ›gesünder‹ die ›Ökonomie‹, desto kranker und ärmer die Bevölke- rung« (Robert Kurz). Und wenn dadurch dann endlich beschleu- nigtes – »soziales« – Wachstum der »Wirtschaftsleistung und der Produktivität« in die Gänge kommt, liegt allerdings immer noch ein langer Marsch vor ihnen. Denn selbst für die Avantgarde der Reformländer, die Visegrád-Staaten, schätzt die Weltbank, daß etwa zwanzig weitere Jahre mit den gegenwärtigen Wachstums- raten erforderlich wären, um das durchschnittliche Einkommens- niveau der EU-Länder im Jahre 1994 zu erreichen. Was angesichts der bekannten Problemlagen in der OECD- Welt am neusten Weltentwicklungsbericht wirklich beeindruckt, ist seine absolute Visionslosigkeit. Transformation darf – wenn es nach der Weltbank geht – offenbar nur noch als Imitation der vermeintlich »besten aller realexistierenden Welten« gedacht werden. Die Beschwörungsformeln dafür heißen »Liberalisie- rung«, »Stabilisierung«, »Privatisierung« und »institutionelle Reform«; die Verheißung trägt den Namen »aufblühendes oder beschleunigtes Wachstum«. Daß den Obergutachtern in Sachen Transformation offenbar nichts Neues einfällt, heißt nun jedoch noch lange nicht, daß die Transformationsgesellschaften des Ostens nolens volens nicht doch noch als Ideenspender für die eine oder andere »sozialstaatliche Innovation« im Westen gut sein könnten. Wenn sich erst herausstellt, daß zum Beispiel das Niveau der ostdeutschen Löhne auch die Reproduktion des bundesdeut- schen »Normalarbeiters« hinreichend sichert oder daß die Orga- nisation der Arbeitslosenversicherung in Polen oder Ungarn wesentlich kostengünstiger ist – und daß vielleicht etwas mehr »Mafia« und Korruption die Profitrate noch um ein erhebliches zu steigern vermögen, dann kann es durchaus noch zum »Institutionentransfer« in Ost-West-Richtung kommen. Dann stellt sich möglicherweise heraus, daß der Osten bereits heute »moderner« ist als der Westen – moderner vielleicht, aber auch zukunftsfähiger? Nein, alles deutet darauf hin, daß die bürgerlich-kapitalistische Gesellschaft des Westens wirklich kein Modell mehr ist, dem es sich heute noch beizutreten lohnt – tendenziell asozial, umwelt- gefährdend und systemisch borniert. Demgegenüber hat sich »UTOPIE kreativ« auch 1997 weiter der zukunftsorientierten Nachdenklichkeit verschrieben – im Namen der Redaktion wünsche ich allen Autoren, Lesern und all denen, die das eine oder andere bald noch werden wollen, ein an sinnvollen Maßstäben gemessen erfolgreiches, aber vor allem gesundes und kreatives Jahr 1997. ARNDT HOPFMANN 7 MOLINIER (Un)aufhaltsamer Aufstieg GILBERT MOLINIER Der (un)aufhaltsame Aufstieg des...? Aspekte der ideologischen Konjunktur in Frankreich »Das Denken wird vom Faschismus als ein Verhalten behandelt. Als solches ist es (neu!) eine juristische, eventuell kriminelle Handlung und wird mit entspre- chenden Maßnahmen beantwortet.«1 Berlin von Paris aus gesehen. Seit mehr als 15 Jahren verbringe ich Gilbert Molinier – Jg. 1950, fast all meine Ferien in Berlin. Ich weiß, das ist eine eigenartige Lehrer für Philosophie, Idee, aber es ist so. Ich liebe weder das Meer noch die Berge noch Veröffentlichung von Artikeln das Land, ich bevorzuge die großen Städte. Seit 1989 hat sich über Deutschland und über Medien in Frankreich; Berlin sehr verändert. In verschiedener Hinsicht ist es wieder Übersetzungen von Peter geworden, was es war. Wie für Menschen, die sich nach langer Ruben, Christoph Hein und Trennung wiedergefunden haben, scheint auch für diese Stadt Heiner Müller. zu gelten: Man erkennt das Beste und das Schlimmste wieder, darunter Dinge, die unruhig werden lassen. So sah ich den »ge- wöhnlichen« Rassismus im Galopp zurückkehren, den Antisemitis- mus, die Fremdenfeindlichkeit und sogar sehr oft kriminelle Handlungen, von Neonazis begangen. In Frankreich herrscht die starke Tendenz, glauben zu machen, daß dies isolierte Akte seien; ich weiß, daß das falsch ist; damit diese Gruppen agieren können, ist es nötig, daß sie ermutigt werden, und sei es auch nur durch stille Zustimmung. In Frankreich wird oft, sehr oft versucht, glauben zu machen, daß dies das trauri- ge Privileg des Erbes der deutschen Geschichte sei und bleibe; ich weiß, daß es falsch ist; es ist eine Art, sich auf billige Weise zu beruhigen. Auch in Frankreich entstehen sonderbare Sachen. Paris von Paris aus gesehen. In Frankreich ist das politische Leben