Das Trotzkismus-Archiv (Sammlung Hermann Weber) in Der Bibliothek Der Friedrich-Ebert-Stiftung
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Das Trotzkismus-Archiv (Sammlung Hermann Weber) in der Bibliothek der Friedrich-Ebert-Stiftung Ein Bestandsverzeichnis bearbeitet von Anne Bärhausen und Gabriele Rose Veröffentlichungen der Bibliothek der Friedrich-Ebert-Stiftung Bd. 19 Bonn 2007 Impressum Herausgeber: Rüdiger Zimmermann Bibliothek der Friedrich-Ebert-Stiftung Godesberger Allee 149, 53175 Bonn EDV: Walter Wimmer Umschlag: Pellens Kommunikationsdesign GmbH Bonn Printed in Germany 2007 ISSN 1432-7449 ISBN 978-3-89892-779-6 Inhaltsverzeichnis Editorische Notiz .................................................................................... 5 Bestandsverzeichnis ............................................................................... 9 Monographien ................................................................................ 9 Zeitschriften ................................................................................ 119 Personenregister ......................................................................... 212 Organisationsregister .................................................................. 217 3 Editorische Notiz Im Februar 2004 schlossen Professor Hermann Weber und Wolfgang Alles mit der Leitung des Historischen Forschungszentrums der Friedrich-Ebert-Stiftung einen Vertrag, der die Übergabe des Trotzki- bzw. Trotzkismus-Archivs Mannheim regelte. Das Trotzkismus-Archiv war 1980 an der Universität Mannheim eingerichtet worden. In einer von 5 Wissenschaftlern unterzeichneten Gründungsmitteilung hieß es damals: „Dieses Archiv soll eine Sammelstelle der Zeitschriften, Kopien, Mikrofilme, Broschüren und Nachlässe, auch Buchsammlungen sein. Es soll in erster Linie als Informationsspeicher für wissenschaft liche Untersuchungen dienen, die der Aufarbeitung der Geschichte der trotzkistischen Bewegung (Linke Opposition, Widerstand gegen den Nationalsozialismus, Vierte Internationale, Nachkriegszeit) im Rahmen der deutschen und internationalen Arbeiterbewegung gewidmet sind. Es wird angestrebt, eine vollständige Sammlung entsprechender Untersuchungen dort zu konzentrieren.“1 Erste konkrete Schritte wurden von den Gründungsmitgliedern ins Auge gefasst und präzisiert: - Beschaffung und Archivierung aller Zeitschriften und Druckerzeugnisse der sich auf den Trotzkismus berufenden Organisationen, - weiterhin aller Primär- und Sekundärliteratur zu Trotzki und dem Trotzkismus (einschließlich antitrotzkistischer Veröffentlichungen), - aller zu diesem Themenbereich relevanten Dokumente, Nachlässe usw. Der Schwerpunkt der Sammlung sollte primär den deutschsprachigen Raum abdecken. Die internationale trotzkistische Bewegung sei – so die Gründungsmitglieder - allerdings ebenfalls angemessen zu berücksichtigen. Die Infrastruktur für das neue Trotzkismus-Archiv stellte Professor Hermann Weber an seinem Lehrstuhl für Politische Wissenschaft und Zeitgeschichte II an der Universität Mannheim zur Verfügung. Der Nestor der westdeutschen Kommunismusforschung brachte selbst seine reiche Broschürensammlung ein, die er zu dissidenten kommunistischen Bewegungen angelegt hatte. Angereichert hatte Hermann Weber diese Sammlung mit offiziellen parteikommunistischen Materialien beider deutscher Staaten aus den vierziger und fünfziger Jahren. Als ehemaliger Aktivist2 in der FDJ und der KPD verfügte er selbst über einen reichen Fundus an gedruckten Quellenmaterialien. Mit Trotzki und dem Trotzkismus beschäftigte er sich während seines ganzen Forscherlebens.3 Als Mitglied der Sozialdemokratie hatte er selbst als Gast in den fünfziger Jahren an einigen Kongressen der deutschen Trotzkisten teilgenommen.4 1 Gründung eines Trotzkismus-Archivs in Mannheim. In: IWK. Internationale wissenschaftliche Korrespon- denz zur Geschichte der deutschen Arbeiterbewegung. 16 (1980), 1, S. 119. 2 Hermann Weber: Damals, als ich Wunderlich hieß. Vom Parteihochschüler zum kritischen Sozialisten. Die SED-Parteihochschule „Karl Marx“ bis 1949 / Hermann Weber. In Zusammenarbeit mit Gerda Weber. - 1. Aufl. – Berlin, 2002. 3 Hermann Weber: Trotzki und der Trotzkismus“. In: Jahrbuch für Historische Kommunismusforschung. 12 (2004), S. 379-390. 4 Hermann Weber: Leben nach dem „Prinzip Links“. Erinnerungen aus fünf Jahrzehnten / Hermann Weber ; Gerda Weber. - 1. Aufl.. – Berlin, 2006, S. 125 5 Im Jahr 2003 stellte der Trotzkismus- und Trotzki-Bibliograph Wolfgang Lubitz auf seiner speziellen Trotzkismus-Seite (Lubitz TrotzkyanaNet) über vierzig Archive, Bibliotheken und Forschungseinrichtungen weltweit, die Materialien zu Trotzki und den vielen Spielarten des Trotzkismus sammeln und erschließen und sich mit der Wirkungsmächtigkeit trotzkistischer Ideen beschäftigen.5 Das Trotzkismus-Archiv in Mannheim – so Wolfgang Lubitz - habe für die 1970er und 1980er Jahre reiches Broschüren- und Zeitschriftenmaterial zusammengetragen. Unter den Archivalien rage allerdings nur ein Schlüsselnachlass heraus: der Bestand des trotzkistischen Kölner linksoppositionellen Aktivisten Georg („Schorsch“) Jungclas (1902-1975). In der Tat: Wer sich mit der „Hochzeit“ des deutschen Trotzkismus der siebziger Jahre be schäftigt, als die Gruppe Internationaler Marxisten (GIM) sogar bei Bundestagswahlen antrat, wird in den Beständen des „Trotzkismus-Archivs“ rasch fündig werden. Für diese Zeit studentischer Protestbewegung und der größten Ausstrahlung trotzkistischer Ideen in Deutschland bietet die Sammlung mit ihren studentischen Zeitschriften, Betriebszeitschriften und Zirkularen reiches Anschauungsmaterial und eine Arbeitsgrundlage für intensive wissenschaftliche Forschungsarbeiten. Dazu kommt ein guter Bestand – meist maoistisch geprägter Publikationen – der die Vielzahl agierender Gruppen in Universitäten und Betrieben jener Zeit dokumentiert. Ergänzt werden die deutschen Bestände durch reiche französische Materialien, wo der Trotzkismus eine viel größere Breitenwirkung erzielte als in Deutschland.6 Schon ein erster Blick auf die gesammelten wissenschaftlichen Publikationen des Trotzkismus- Archivs zeigt, dass aus finanziellen Gründen die internationale wissenschaftliche Sekundärliteratur zu Leo Trotzki und seine von ihm beeinflussten Ideen und Organisationen nur sporadisch erworben werden konnten. So fehlen durchgängig die einschlägigen ameri kanischen Dissertationen zum Thema. Auch die „historischen“ deutschsprachigen linkskommunistischen, linksoppositionellen und trotzkistischen Zeitschriften konnten mit Hilfe von Mikrofilmen und Reproduktionen in Mannheim nur unvollständig ergänzt werden. Das Archiv war auf „Geschenke“ von Forschern angewiesen, die reproduzierte Quellen nach Abschluss ihrer Forschungstätigkeit zur Verfügung stellten. Eine systematische Sicherheits verfilmung der verstreut lagernden Bestände war aus nahe liegenden Gründen nicht zu realisieren. Die Güte der Bestände des Züricher Sozialarchivs mit seinen fast lückenlosen Beständen zum deutschsprachigen Trotzkismus, der Zwischenkriegszeit, Kriegszeit und unmittelbaren Nachkriegszeit konnte deshalb auch nicht annähernd erreicht werden. Allerdings: In Zürich fehlen einige von Georg Jungclas gesammelte Periodika der fünfziger Jahre, so dass beide Sammlungen sich vorzüglich ergänzen. Im Vertrag vom Februar 2004 regelten die Parteien die Zugangsmodalitäten zur Mannheimer Sammlung. Der Bestand sollte als „gesonderter Bestand“ geführt werden. Vertraglich ausge- nommen von dieser Regelung wurde der Restnachlass Paul Frölich, der in den im Archiv der sozialen Demokratie der Friedrich-Ebert-Stiftung befindlichen Nachlass Paul Frölich inte- griert werden sollte. Die Benutzung der Archivalien durch Dritte ist nur mit einer vorherigen 5 http://www.trotskyana.net/index.html 6 Günter, Günter: Trotzkismus als eigentlicher Sowjetkommunismus? Die IV. Internationale und ihre Konkur- renzverbände / Günter Bartsch. - Berlin [u.a.] : Dietz, 1977. - 194 S. - (Internationale Bibliothek ; 98) 6 schriftlichen Zustimmung von Herrn Professor Hermann Weber möglich.7 Für das Biblio- theksgut wurde hingegen andere Zugangregelungen vereinbart: „Ausgenommen von dieser Regelung sind Publikationen (Bücher, Broschüren, Zeitschriften, Pressedienste), die eine Bibliothekssignatur erhalten und ohne besondere Genehmigung eingesehen werden können.“ Die Bibliothek der Friedrich-Ebert-Stiftung legt hiermit eine Dokumentation der gedruckten und vervielfältigten Materialien des Trotzkismusarchiv vor. Die Bibliothek hat in der Ver- gangenheit als große und bedeutende internationale Bibliothek zur Geschichte der sozialen Bewegungen das gesamte politische Spektrum der nationalen und internationalen Arbeiter- bewegung erworben und erschlossen. Splittergruppen zwischen der Sozialdemokratie und der kommunistischen Bewegung wurden ebenso gesammelt und dokumentiert wie Bewegungen und Organisationen am Rand der großen Arbeiterparteien. Mit Hilfe der deutschen Forschungsgemeinschaft wurde z.B. in den siebziger Jahren eine große Sammlung zum deutschsprachigen Anarchismus angekauft und katalogisiert. Die Zeitschriften des Internationalen Sozialistischen Kampfbundes (ISK) während der Emigration und des Exils werden als digitalisierte Quellen auf dem Server der Bibliothek für die Forschung angeboten.8 Der lückenlose Erwerb aller Zeitschriften linker Splittergruppen durch das Mikrofilmarchiv der deutschsprachigen Presse bildete in der Vergangenheit eine hervor ragende Quellenbasis für die Forschung. Auf der Basis dieser Quellen entstanden eine Reihe von akademischen Abschlussarbeiten. Das Mannheimer Trotzkismus-Archiv „passte“ deshalb gut in das Bestandsprofil der Bibliothek der Friedrich-Ebert-Stiftung. Viele der