Wegwespen-Funde (Hymenoptera: Pompilidae) Im Zentralen Kaiserstuhl 17-27 ©Staatl
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ZOBODAT - www.zobodat.at Zoologisch-Botanische Datenbank/Zoological-Botanical Database Digitale Literatur/Digital Literature Zeitschrift/Journal: Carolinea - Beiträge zur naturkundlichen Forschung in Südwestdeutschland Jahr/Year: 2015 Band/Volume: 73 Autor(en)/Author(s): Gack Claudia, Arens Werner Artikel/Article: Wegwespen-Funde (Hymenoptera: Pompilidae) im zentralen Kaiserstuhl 17-27 ©Staatl. Mus. f. Naturkde Karlsruhe & Naturwiss. Ver. Karlsruhe e.V.; download unter www.zobodat.at Carolinea 73 (2015): 17-27, 20 Abb.; Karlsruhe, 15.12.2015 17 Wegwespen-Funde (Hymenoptera: Pompilidae) im zentralen Kaiserstuhl CLAUDIA GACK & WERNER ARENS Kurzfassung anlegen. Durch die direkte Nachbarschaft und Seit 1978 wurden im zentralen Kaiserstuhl die Wie- derbesiedlung und Populationsentwicklung der epigä- Verzahnung von intensiv bewirtschaftetem Kul- ischen Fauna auf neu angelegten Rebböschungen mit turland und nicht bearbeiteten Flächen mit of- Hilfe von Bodenfallen untersucht. Zu Vergleichszwe- fenen, vegetationsarmen Stellen findet sich eine cken wurden andere Flächen im selben Gebiet (Wald, vielfältige Flora und Fauna (KOBEL-LAMPARSKI et al. Mesobrometum, alte Rebböschungen, Rebflächen) mit 1999), so dass Nahrung, Beute für die Brut und einbezogen. Obwohl diese Fangmethode für Wegwes- Brutplätze gleichermaßen vorhanden sind. pen ungewöhnlich ist, konnten 1.960 Individuen gefan- gen werden, die zu 34 Arten gehören. Diese Artenzahl Lebensweise der Wegwespen entspricht mehr als der Hälfte der für den Kaiserstuhl Die Angaben zur Lebensweise der Wegwespen bekannten Wegwespen-Arten. Die entstandene Liste sind aus folgenden Werken zusammengestellt: mit Fangdaten und Gefährdungsgrad kann deshalb zur Dokumentation der Wegwespen-Fauna des Kaiser- OEHLKE & WOLF (1987), SCHMID-EGGER & WOLF stuhls beitragen. (1992), WITT (2009), WOLF (1972). Wegwespen gehören zu den solitär lebenden Abstract Hautflüglern, was bedeutet, dass im Gegensatz Records of spider wasps (Hymenoptera: Pompili- zu den sozialen Arten jedes Weibchen Eier pro- dae) in the central Kaiserstuhl (southern Germany) duziert und eigene Brutnester anlegt. Im Feld Since 1978, the re-establishment and subsequent de- sind die schlanken Wespen mit langen Hinterbei- velopment of populations on newly landscaped slopes nen (Abb. 1) mit einiger Übung daran zu erken- between vineyards in the Kaiserstuhl has been monito- nen, dass sie „nervös“ und scheinbar erratisch red via pitfall traps. For comparison, other habitat types in the same region have been sampled with the same mit vibrierenden Flügeln herumlaufen. Die Männ- method. Despite this method being less than optimal chen haben nur ein kurzes Leben. Sie paaren for the sampling of spider wasps, the list resulting from sich meist mit mehreren Weibchen und sterben this project can contribute to the documentation of the darauf. Auch die Weibchen leben nur wenige Wo- spider wasp fauna of the Kaiserstuhl. Additional infor- chen, bis sie das Brutgeschäft abgeschlossen mation about species’ occurrence and vulnerability is haben. Je nach Art und Region des Vorkommens provided for all 34 recorded species. werden 1-3 Generationen pro Jahr durchlaufen. Die Larven werden mit tierischer proteinreicher Autoren Nahrung versorgt und zwar ausschließlich mit Dr. CLAUDIA GACK, Institut für Biologie I (Zoologie), Hauptstr. 1, D-79104 Freiburg, Tel.: 0761 72164; paralysierten Spinnen, daher der manchmal für E-Mail: [email protected] diese Wespen-Familie verwendete Name „Spin- Dr. WERNER ARENS, Am Merßeberg 38, D-36251 Bad nentöter“. Je ein Ei wird außen an den Körper Hersfeld; E-Mail: [email protected] einer erbeuteten Spinne abgelegt (Abb. 5), und die se Spinne stellt bei fast allen Wegwespen- Arten die einzige Nahrung für die sich ektopara- Einleitung sitisch entwickelnde Larve dar. Die Wegwespen Der Kaiserstuhl mit seinem trocken-warmen Kli- selbst ernähren sich von leicht zugänglichem ma ist bekannt für seine artenreiche Hymeno- Nektar, den sie an offenen Blüten aufnehmen, pterenfauna. Es sind aus dem Gebiet bisher z.B. von Apiaceen oder Euphorbiaceen (Abb. 1). 65 Wegwespen-Arten nachgewiesen worden Der darin enthaltene Zucker dient als schnell ver- (SCHMID-EGGER & WOLF 1992). Neben der klima- wertbare Energiequelle. Bei Gelegenheit lecken tischen Situation wirken sich auch das häufige sie auch Honigtau von blattlausbefallenen Pflan- Vorkommen lockerer Böden und die Lößbe- zen, ein Verhalten, das von vielen Hautflüglern deckung günstig aus. Beides bietet beste Bedin- bekannt ist. Bei manchen Arten kauen die Weib- gungen für Arten, die ihre Nester im Untergrund chen die erbeutete Spinne mit den Mandibeln ©Staatl. Mus. f. Naturkde Karlsruhe & Naturwiss. Ver. Karlsruhe e.V.; download unter www.zobodat.at 18 Carolinea 73 (2015) durch und nehmen austretende Körpersäfte auf. Methode und Ergebnisse Die Jagd auf Spinnen erfolgt am Boden (Abb. 2) Von 1978 bis 2012 wurde im Rahmen eines oder in der niederen Vegetation. Durch einen Projekts des Zoologischen Instituts der Univer- oder mehrere Stiche wird die Beute gelähmt. Sie sität Freiburg die Wiederbesiedlung durch die wird mit den Mandibeln gehalten und fast immer epigäische Fauna und die anschließende Suk- zu Fuß, oft rückwärts, transportiert (Abb. 4). Die zession auf neu entstandenen Rebböschungen Art und Weise, wie mit der Beute verfahren wird, im zentralen Kaiserstuhl mit Hilfe von Bodenfal- ist unterschiedlich. Die Weibchen vieler Arten len untersucht. Zum Vergleich wurden auch alte (fast alle Cryptocheilus- und Priocnemis-Arten) und neue Rebflächen, alte Rebböschungen, ein transportieren die Beute auf dem Boden, bis sie angrenzender Wald und ein Halbtrockenrasen ein geeignetes Versteck gefunden haben (Erd- (Mesobrometum) herangezogen. Die Fallen hat- spalten, Ritzen in Rinde, hohle Pflanzenstängel, ten einen Durchmesser von 15 cm, waren kon- leere Schneckenhäuser etc.), wo sie die Spinne tinuierlich exponiert und wurden monatlich, in verstauen und dann ihr Ei an deren Körper legen. der Vegetationsperiode 14-täglich geleert. Als Viele andere Arten (z.B. Pompilus-, Arachnospi- Fixierungsmittel diente Aethylenglycol. Die da- la-, Episyron- und Anoplius-Arten) graben mit bei gefangenen 1.960 Wegwespen-Individuen einem Kamm an den Tarsen ihrer Vorderbeine wurden bestimmt (OEHLKE & WOLF 1987, VAN einen 5-6 cm tiefen Gang an geeigneter Stelle DER SMISSEN 2003, WOLF 1972, unpublizierte Be- in den Boden und ziehen die vorher herbeige- stimmungsschlüssel von SCHMID-EGGER) und die schleppte, dann abgelegte Beute hinein. Bei den 34 Arten tabellarisch zusammengestellt (Tab. 1). meisten Arten wird die Öffnung des Ganges an- Diese Daten erlauben keine Aussagen über die schließend zugescharrt, so dass nichts mehr zu Häufigkeit der Arten, können jedoch als Beitrag sehen ist. Weibchen der Gattungen Batozonellus zur Dokumentation der Wegwespen-Fauna des und Episyron überfallen und lähmen Radnetz- Kaiserstuhlgebietes dienen. Allgemein gelten spinnen (Araneidae) in ihren Netzen, andere Bodenfallen als nicht adäquat für den Fang von Wegwespen stechen durch Wohngespinste, um geflügelten Hymenopteren. Die Daten lassen je- ein Ei an den Wirtskörper abzulegen. Weibchen doch Rückschlüsse z.B. auf die Phänologie ins- der Gattung Eoferreola dringen dazu in die Erd- besondere der Weibchen zu, denn von den ins- bauten von Röhrenspinnen (Eresidae) ein. gesamt 1.960 in die Fallen geratenen Individuen Die Weibchen der Gattung Auplopus bauen waren 1.730 Weibchen. Die überproportionale Mörtelnester wie manche Bienen oder manche Anzahl von Weibchen ist vermutlich durch das Grabwespen. Auch kleptobiotische Lebenswei- unterschiedliche Verhalten von Weibchen und se hat sich innerhalb der Wegwespen in un- Männchen zu erklären. Wegwespen-Weibchen terschiedlichen Ausprägungen entwickelt. Bei geraten während der Jagd beim Durchstöbern Anoplius infuscatus wurde die Öffnung fremder des Lückensystems am Boden und bei der Su- Wegwespen-Nester und die Entwendung der che nach Nistmöglichkeiten in die Fallen, Weg- darin befindlichen Beutespinne beobachtet. Die wespen-Männchen patrouillieren auf der Suche Weibchen mancher Arten graben sich zu einer nach Weibchen meist fliegend über den Boden eben verscharrten fremden Beutespinne vor, hinweg. Im Gegensatz zu unseren Resultaten zerstören das Ei und legen ihr eigenes Ei an die mit Bodenfallen werden dementsprechend in an- Beute (Evagetes), oder es werden Weibchen deren, höher platzierten Fallentypen, insbeson- anderer Arten überfallen, die gerade eine Beu- dere in Malaisefallen, weitaus mehr Männchen te schleppen. Ceropales-Weibchen legen ein Ei als Weibchen gefangen (SCHMID-EGGER, persön- unbemerkt von der Wirtswespe in eine der Lun- liche Mitteilung). genöffnungen der erbeuteten Spinne. Das Wirts- Die Fangzahlen verteilen sich mit Ausnahme von weibchen vergräbt nach dem Überfall die Spinne Januar und Februar auf das gesamte Jahr mit mit dem Kuckucksei, das sich schneller als das hohen Werten in den Monaten Juli-September Ei der ursprünglichen Besitzerin entwickelt. (Abb. 6). Auf allen untersuchten Rebböschungen Die meisten Wegwespen-Arten gelten als wenig wurden Wegwespen gefangen, nicht aber im Wald spezifisch in der Wahl ihrer Beuteobjekte. Soweit und nicht auf den bearbeiteten Rebflächen. Auf- bekannt, werden oft Spinnen mit ähnlicher Le- fallend ist, dass wie bei den bereits bearbeiteten bensweise gefangen. Von wenigen Wegwespen Grabwespen (WURDACK & GACK 2010) fast alle In- weiß man, dass sie nur bestimmte Spinnen-Ar- dividuen auf neu geschaffenen Böschungen ver- ten eintragen. schiedenen Alters