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15 Mastio (it.) kann im Deutschen nur eher ti/Hybsch/Vincenti (wie Anm. 16), S. I, 1950, p. 53 segg; P. Guerrini, Bedizolle, ungenau mit übersetzt werden. 191–192; Padenghe sul Garda-Seregno, Brescia 1951. Bei diesem Beispiel von Moniga handelt La Lombardia paese per paese 6, Firenze 28 Brena Farisè (wie Anm. 1), S. 251–274; es sich aber funktionell klar um einen 1986. Favole (wie Anm. 16), S. 89; Conti/ massiven Torturm. 20 Vgl. Brena Farisè (wie Anm. 1), S. 251– Hybsch/Vincenti (wie Anm. 16), S. 198. 16 Zu den historischen Angaben in diesem 274; Favole (wie Anm. 16), S. 94; Conti/ 29 Brena Farisè (wie Anm. 1), S. 251–274; Beitrag siehe generell: Brena Farisè (wie Hybsch/Vincenti (wie Anm. 16), S. 214. Favole (wie Anm. 16), S. 91; Conti/ Anm. 1); Paolo Favole, Citta’ murate di 21 Vgl. Andrea Crescini/Antonio M. Arrigo- Hybsch/Vincenti (wie Anm. 16), S. 204. Lombardia, Como 1992, S. 82; Flavio ni/Daniele Comini, Soiano del Lago, perla 30 Brena Farisè (wie Anm. 1), S. 251–274; Conti/Vincenzo Hybsch/Antonello Vin- della Valtenesi, guida storica e turistica, Favole (wie Anm. 16), S. 94; Conti/ centi, I castelli della Lombardia, Province 2008. Hybsch/Vincenti (wie Anm. 16), S. 183. di Bergamo e Brescia, Novarra 1993, S. 22 Brena Farisè (wie Anm. 1), S. 251–274. 31 Brena Farisè (wie Anm. 1), S. 251–274; 184. 23 Conti/Hybsch/Vincenti (wie Anm. 16), S. Favole (wie Anm. 16), S. 93; Conti/ 17 Mitteilung der lokalen Touristikbehörde, 156. Hybsch/Vincenti (wie Anm. 16), S. 167; im Juli 2010. 24 Favole (wie Anm. 16), S. 75. C. Staffoni Novelli/P.Mazzoldi, Il castello 18 Vgl. Brena Farisè (wie Anm. 1), S. 25 Brena Farisè (wie Anm. 1), S. 251–274. di Scovolo et il santuario di San Fermo, 251–274; Favole (wie Anm. 16), S. 84; 26 Brena Farisè (wie Anm. 1), S. 251–274; in: Brixia sacra, NS a VIII n. 1-2, gennaio- Conti/Hybsch/Vincenti (wie Anm. 16), S. Favole (wie Anm. 16), S. 68; Conti/ aprile 1973, 1segg. 191–192; Padenghe sul Garda-Seregno. Hybsch/Vincenti (wie Anm. 16), S. 140. 32 Brena Farisè (wie Anm. 1), S. 251–274; La Lombardia paese per paese 6, Firenze 27 P. Guerrini, La Pieve di Pontenove e di Favole (wie Anm. 16), S. 79; Conti/ 1986. Bedizolle, in: Memorie Storiche della Hybsch/Vincenti (wie Anm. 16), S. 167. 19 Vgl. Favole (wie Anm. 16), S. 84; Con- Diocesi di Brescia, vol. XVII, 190, fasc. 33 Brena Farisè (wie Anm. 1), S. 251–274.

Überblick über die Forschungsgeschichte der Burgen Lettlands

Vor über einhundert Jahren – im Jahre (damals „Vereinigung zur Erhaltung erbaut; mehr als einhundert Burgen 1901 – wurde im zweiten Jahrgang deutscher Burgen“) publiziert2. Da und Ruinen befinden sich jetzt auf des „Burgwarts“ (Vorgänger der Zeit- im vergangenen Jahrhundert die Be- dem Gebiet Lettlands. schrift „Burgen und Schlösser“) der ziehungen zwischen den Burgenfor- Der oben erwähnte Karl von Löwis of Artikel „Zur livländischen Burgen- schern in Deutschland und im ehe- Menar (1855 bis 1930) war der erste kunde im 19. Jahrhundert“ vom maligen Livland, jetzt Lettland und bedeutende Burgenforscher Livlands, deutschbaltischen Burgenforscher Estland, nicht kontinuierlich weiter- der im letzten Jahrzehnt des 19. und in Karl von Löwis of Menar veröf- geführt wurden, soll mit dem vorlie- den ersten Jahrzehnten des 20. Jahr- fentlicht1. Dieser Autor hat danach genden Beitrag eine kurze Einführung hunderts als Autodidakt wirkte4. Sei- mehrmals bis 1919 Beiträge über liv- in die Burgenforschung Lettlands im ne tägliche Arbeit verrichtete er in der ländische Burgen in der Zeitschrift 20. Jahrhundert und im ersten Jahr- livländischen Ritterschaftsbibliothek. der Deutschen Burgenvereinigung zehnt des 21. Jahrhunderts geboten In seiner Freizeit beschäftigte er sich werden3. mit der gesamten verfügbaren Bur- genliteratur, suchte nach alten Plänen, Abb. 1. Der deutschbaltische Burgen- begab sich jeden Sommer auf Wan- forscher Karl von Löwis of Menar Burgenforschung bis zum Zweiten Weltkrieg derungen durch das Land und führte (Foto: Daugava-Museum). Aufmessungen an Dutzenden von Seit dem Ende des 12. Jahrhunderts Burgruinen durch. Auch publizierte begannen deutsche Missionare, das er Artikel über die Geschichte und Ar- livische Volk am Unterlauf der Dau- chitektur der Burgen. Zwischen 1889 gava (deutsch – die Düna) katholisch bis 1911 leitete er kleinere Ausgra- zu taufen und den christlichen Glau- bungen – jeweils einige Tage – auf den ben im Territorium an der östlichen Burgruinen Trikaten (lettisch Trikāta), Küste der Ostsee zu verbreiten. Im Pernau (in Estland), Kalzenau/Kals- Verlauf des 13. Jahrhunderts wurde nava, Dünamünde/Daugavgrīva und das Territorium des heutigen Lett- Adsel/Gaujiena, um Grundrissdetails lands und Estlands erobert und hier zu präzisieren. Als Zusammenfassung die Konföderation der livländischen seiner Forschungen erschien 1922 das Staaten (kurz: Livlands) gegründet. „Burgenlexikon für Alt-Livland“5, ein Gleichzeitig begann auch der Bau bedeutendes Nachschlagewerk mit der mittelalterlichen Steinburgen, die kurzen historischen Daten und der der Orden der Schwertbrüder, später Nennung der bis zum damaligen Zeit- der livländische Zweig des Deut- punkt erschienenen Literatur über die schen Ordens, sowie Bischöfe und Burgen im Territorium des jetzigen ihre Vasallen errichteten. Bis zum 16. Lettlands und Estlands. Jahrhundert wurden in diesem Ter- Nach dem Ersten Weltkrieg wurde ritorium über 150 steinerne Burgen 1918 die unabhängige Republik Lett-

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lands gegründet. In den zwanziger und Abb. 2. Publikation von Karl dreißiger Jahren des 20. Jahrhunderts von Löwis of Menar (aus: wurden die Forschungen von lettischen Der Burgwart [wie Anm. 1]). Historikern meist nicht weitergeführt, weil man sich offiziell der nationalen Geschichte vor der Einführung des Christentums und der Ethnographie sichert, um z. B. die Türme zuwandte. Begrenzte Ausgrabungen der Burgruinen Doblen/ wurden nur auf einigen Burgruinen Dobele und Bauske/Bauska organisiert, wie in Wolmar/Valmiera. begehbar zu machen. Einige Dort wurde 1937 und 1938 in meh- abgebröckelte Mauerreste reren Suchschnitten nach möglichen in den Burgruinen Wenden/ vorchristlichen Schichten unter der Cēsis und Segewold/Sigul- Burgruine gegraben, jedoch konnten da wurden befestigt und keine Spuren von Besiedlung vor der kleinere Grabungen in Uex- Errichtung der Steinburg gefunden küll/Ikšķile durchgeführt so- werden. Die besten Funde aus der wie der Bergfried in Treiden/ Kulturschicht der wurden Turaida überdacht. teilweise veröffentlicht6. Neuen Aufschwung erhielt Während des Zweiten Weltkriegs die Burgenforschung in wurde 1942 das Buch „Die Burgen in den 1960er-Jahren. Wegen Estland und Lettland“ vom estnischen des geplanten großen Was- Kunsthistoriker Armin Tuulse publi- serkraftwerkes Pļaviņas ziert7. Das war die erste zusammenfas- fanden archäologische Aus- sende Übersicht über die Architektur grabungen an der Daugava der mittelalterlichen Burgen Alt-Liv- statt. Da sich dieser Fluss lands, die nach Grundrisstypen grup- im Flachland befindet, be- piert wurden. Dieses Buch – ebenso anspruchte der Stausee ein großes alle mittelalterlichen Artefakte wur- wie das Burgenlexikon von Karl von Überschwemmungsgebiet. Weil die den gesammelt. Löwis of Menar – ist nach wie vor Daugava immer eine bedeutende Bald danach wurde das zweite Was- ein Standardwerk, weil danach keine Wasserstraße gewesen ist, haben die serkraftwerk unweit von Riga geplant. umfangreicheren Publikationen mehr Wohnorte an ihren Ufern schon seit Daher fanden Ausgrabungen in den zum Thema in deutscher Sprache ver- der Steinzeit bestanden. Besonders Burgruinen Holme (1966 bis 1974, öffentlicht wurden. eindrucksvolle Architekturdenkmale Archäologe Ēvalds Mugurēvičs), bildeten die Ruinen der mittelalter- Alt-Dahlen/Vecdole (1966 bis 1968, Burgenforschungen in der lichen Steinburgen, die eng am nied- Archäologe Māris Atgāzis), Kirch- zweiten Hälfte des 20. Jahr- rigen Ufer standen und deshalb dem holm/ (1967 bis 1975, Ar- hunderts Stausee zum Opfer fallen sollten. In chäologe Adolfs Stubavs), Uexküll/ den 1960er-Jahren wurden umfang- Ikšķile (1968 bis 1975, Archäologe Nach dem Zweiten Weltkrieg folgte reiche Ausgrabungen auf vier Burg- Jānis Graudonis) statt. Aufgrund der die fast 50 Jahre andauernde sowje- ruinen durchgeführt – Kokenhusen/ Planungen sollten viele Burgruinen tische Okkupation Lettlands. In den Koknese (1961 bis 1966, Archäologe völlig oder größenteils dem Stausee ersten Nachkriegsjahren und zu Be- Adolfs Stubavs), Loxten/Lokstene zum Opfer fallen. Daher bemühten ginn der 1950er-Jahre war es nach der (1962 bis 1964, Archäologe Ēvalds sich die Archäologen, das ganze Ter- herrschenden Ideologie verboten, über Mugurēvičs), Altona/Altene (1963 rain oder den größten Teil desselben das deutsche Kulturerbe zu forschen bis 1964, Archäologe Jānis Graudo- auszugraben. – oder man akzeptierte nur negative nis) und Selburg/Sēlpils (1963 bis Die umfangreichen archäologischen Artikel. Es wurde sogar zugelassen, 1965, Archäologinnen Elvira Šnore Forschungen der 1960er- und 1970er- dass teilweise Mauerreste von meh- und Anna Zariņa). Jahre haben zur Einführung großflä- reren Burgruinen abgetragen wurden: Anfänglich haben die Archäologen z. chiger Ausgrabungen beigetragen. So hat man z. B. die aus der Ruine der B. in Selburg mit einem Bulldozer die Im Unterschied zu den kleinen Gra- ehemaligen Ordensburg Ascheraden/ oberen Schichten der Vorburg abge- bungen der deutschbaltischen For- Aizkraukle ausgebrochenen Steine tragen, um schneller die Überbleib- scher, die im 19. und Anfang des 20. für den Straßenbau benutzt. sel der vermutlichen vorchristlichen Jahrhunderts in einigen Burgruinen Die mittelalterlichen Baudenkmale Holzburg zu finden, den mittelal- in engen Sondiergräben Überbleib- zogen aber auch schon früh Touristen terlichen Funden aber wurde wenig sel von Mauern gesucht wurden, hat an; daher wurden an mehreren be- Aufmerksamkeit geschenkt. Die- man in den 1960er-Jahren die von liebten Burgruinen bereits aus Sicher- se Vorgehensweise zeigte jedoch we- russischen Archäologen angewende- heitsgründen Konservierungsarbeiten nig Erfolg, weil die Steinbauten die ten großflächigen Grabungen an den durchgeführt. In den 1950er- und vorherige Holzbebauung fast völlig Burgruinen organisiert. Diese Vorge- 1960er-Jahren wurden einige teiler- vernichtet hatten. Deshalb wurde bei hensweise war wegen der geplanten haltene Treppen erneuert und mittels den Folgegrabungen die ganze Kul- Überschwemmung des ganzen Ge- Eisengeländern gefährliche Orte ge- turschicht sorgfältig ergraben. Auch bietes gerechtfertigt.

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Abb. 3. Mittelalterliche deutsche Burgen im Territorium Lettlands. 1 – Ordensburgen; 2 – Bischofsburgen; 3 – Vasallen- burgen; 4 – Grenzen der Komtureien und Vogteien im Ordensgebiet; 6 – Bistum Kurland; 7 – Erzbistum Riga (Karte: Verf.).

Als die Burgruinen völlig ausgegra- begonnen: 17 Jahre lang wurden ar- dern auch auf den alten Fundamenten ben waren, konnte man ihren Grund- chäologische Forschungen in Bauske einige Bauten nach alten Plänen und riss aufmessen, die Anordnung der (1976 bis 1990, Archäologe Andris Zeichnungen errichtet. zuvor mit Bauschutt bedeckten Räu- Caune, seit 1982 zusammen mit Jānis Außer den oben erwähnten großen me untersuchen sowie maximal viele Grūbe), 24 Jahre lang in Treiden/Tu- archäologischen Forschungen wur- Sachfunde bergen. Leider haben die raida (1976 bis 1992, Archäologe den in den 1970er- und 1980er- Archäologen damals keine Baufor- Jānis Graudonis) und 35 Jahre in Wen- Jahren auch kleinere Maßnahmen schung durchgeführt, deshalb hat man den/Cēsis (1974 bis 2009, Archäolo- an mehreren Burgruinen durchge- nur selten Bauperioden unterschieden gin Zigrida Apala) durchgeführt. An führt – Grabungen wegen Konser- oder Umbauten als solche näher be- diesen Forschungsprojekten haben vierungsarbeiten in Arrasch/Āraiši trachtet. Seit den 1960er-Jahren be- auch Architekten teilgenommen. Sie (1972 bis 1992, Archäologe Jānis gann die Entwicklung der Mittelal- haben Restaurierungsprojekte vorbe- Apals, Architekt Ilgonis Stukmanis), terarchäologie. Ein erster vorläufiger reitet, Mauern oder ihre freigelegten Aufmaß des Grundrisses der ehema- Überblick über die Archäologie der Reste aufgemessen und überdies ligen Ordensburg vor dem Neubau mittelalterlichen Burgen wurde vom manchmal verschiedene Bauphasen eines Krankenhauses an Stelle der Gründer der Mittelalterarchäologie festgestellt. Leider wurden in Bauske Ruine Frauenburg/Saldus (1970, Ar- Lettlands, Ēvalds Mugurēvičs 1974 und Treiden die Rekonstruktionspla- chäologe Ēvalds Mugurēvičs), klei- publiziert8. nung der Bauten und der Anfang der nere Grabungen im Hof der Burg- Nach der Erforschung der Burgrui- Erneuerungsarbeiten schon vor dem ruine Ludsen/Ludza (1976, Archä- nen im Überschwemmungsgebiet Ausgrabungsende begonnen. Deshalb ologin Jolanta Daiga) und Rositen/ der Wasserkraftwerke an der Dauga- mussten manchmal die vorgenannten Rēzekne (1980, Archäologe Ēvalds va begannen Mitte der 1970er-Jahre Projekte während der Bauarbeiten Mugurēvičs), während des Baues ei- neue Ausgrabungen in mehreren be- korrigiert werden, einzelne spätere ner Freilichtbühne in der Burgruine deutenden Tourismusobjekten. Dabei archäologische Erkenntnisse sind zu- Marienburg/Alūksne (1978 bis 1983, plante man die Konservierung oder dem nicht berücksichtigt worden. Da Archäologe Māris Atgāzis), wegen Teilrestaurierung der Ruinen, weil die Burgruinen in Bauske und Treiden des geplanten, aber nicht realisierten sich in Lettland keine Burgen mit nach ihrer Untersuchung als örtliche Wasserkraftwerks bei Daugavpils in mittelalterlichen Innenräumen als Museen ausgebaut werden sollten, der Burgruine Dünaburg/Dinaburga museal nutzbaren Bereichen erhalten wurden nicht nur die wenigen fast (1982 bis 1987, Archäologen Ēvalds hatten. Größere und langfristige Aus- völlig erhaltenen Gebäude weitge- Mugurēvičs und Ingrida Ozere) und grabungen wurden in drei Burgruinen hend erneuert und überdacht, son- zur Erforschung unterirdischer Ver-

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Abb. 4. Burgruine Ascheraden/Aizkraukle: a - Ansichtskarte vom Anfang des 20. Jahrhunderts; b - Foto von 1998.

bindungen im Gelände der Burgruine lands erwähnen, die 1986 in Deutsch- meinsame Geschichte Lettlands be- Wolmar/Valmiera (1988 bis 1993, Ar- land publiziert wurden11. Unter den steht, alle Perioden gleichbedeutend chäologin Tatjana Berga) u. a. wenigen Veröffentlichungen von und zu erforschen sind. Eine weitere Leider gibt es aus den 1970er- und Architekten sind einzelne kleinere Entwicklung der wissenschaftlichen 1980er-Jahren meistens nur kleine Aufsätze in regionalen Zeitschriften Arbeiten und das Hinzuziehen neu- Vorberichte über die Forschungen zu nennen. 1989 wurde auch ein po- er Forscher wurde jedoch durch die in den Burgruinen, weil die Vorbe- puläres Büchlein von Gunārs Erdma- schlechte wirtschaftliche Lage behin- reitung größerer Publikationen über nis über fünf noch bewohnte Burgen dert. In den 1990er-Jahren wurden die mittelalterlichen Burgen von der (Edwahlen/Ēdole, Dondangen/- groß angelegte Ausgrabungen fast herrschenden sowjetischen Ideolo- daga, Hasenpoth/, Windau/ vollständig eingestellt. Nur in der gie behindert wurde. Deshalb gibt Ventspils, Alschwangen/Alsunga) im Burgruine Wenden/Cēsis wurden in es nur wenige Monografien aus die- westlichen Teil Lettlands oder Kur- kleinerem Umfang die Arbeiten fast ser Zeit. Das archäologische Fund- land herausgegeben, in dem kurz auf ununterbrochen jeden Sommer fort- material aus der Burgruine Loxten/ die Baugeschichte und einige Ergeb- gesetzt, da sie z. T. mit Projekten der Lokstene wurde 1977 in einem Buch nisse der Bauforschung während der Infrastruktur- Verbesserung der Stadt über die Geschichte des Gebietes in begrenzten Restaurierungsarbeiten in Verbindung standen. Leider ist das der Zeit vom 3. bis zum 15. Jahr- hingewiesen wird12. umfangreiche Fundmaterial bis jetzt hundert berücksichtigt9. In dem 1980 unbearbeitet und beinahe unpubliziert herausgegebenen Werk über die ar- Burgenforschung in den geblieben. Auch die Konservierungs- chäologischen Entdeckungen in Sel- letzten 20 Jahren arbeiten an der Burgruine werden sehr burg wurde dieses Denkmal von der langsam durchgeführt. Bronzezeit bis zur Frühneuzeit darge- 1991 wurde die Unabhängigkeit Lett- Weitere kleinere Ausgrabungen fan- stellt und hierbei auch das Fundmate- lands wiederhergestellt, und in der den an folgenden Burgruinen Lett- rial der mittelalterlichen Ordensburg Folge verschwanden alle Hindernisse lands statt: publiziert10. Als Ausnahme kann man für die Erforschung mittelalterlicher 1. die mit der Restaurierung und dem einige zusammenfassende Beiträge Baudenkmale. Allmählich setzte Umbau zum Museum der Burg Win- über die Burgenforschungen Lett- sich die Ansicht durch, dass eine ge- dau/Ventspils durchgeführten archä-

Abb. 5. Burgruine Kokenhusen/Koknese: a - Ansichtskarte aus den 1920er-Jahren; b - Ruine der Außenmauer während der Konservierung der vom Stausee ausgewaschenen Fundamente im Jahr 2002.

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Abb. 6. Burgruine Uexküll/Ikšķile. Rekonstruktion der Baumassen des 13. Jahrhunderts und Aufmaß des Grundrisses nach der Freilegung durch die archäologischen Ausgrabungen 1968 bis 1975. A – Kirche; B – Friedhof; C – Teil der Burg der Liven; 1 – Fundamente der ersten, um 1185 gebauten romanischen Kirche; 2 – Mauern der Burg im 13. Jahr- hundert; 3 – Fundamente der Wohnbauten der Liven; 4 – Erweiterung der Kirche im Jahr 1879; 5 – Ufer der Daugava im Jahr 1974; 6 – vermutliche Uferlinie im Mittelalter; 7 – vermutliche mittelalterliche Außenmauer (Rekonstruktions- zeichnung: Gunārs Jansons).

ologischen Grabungen und Baufor- (1995 bis 2001, Archäologe Andris begrenzte Notgrabungen an verschie- schungen (1997 bis 2001, Archäolo- Šnē), in Mitau/Jelgava (2001 bis denen Burgruinen durchgeführt. ge Mārtiņš Lūsēns, Architekt Ilmārs 2002, Archäologe Guntis Zemītis) Leider muss man feststellen, dass we- Dirveiks); und auf dem Gebiet der Ordensburg gen der ungenügenden finanziellen 2. die Ausgrabungen in Kokenhusen/ Riga (1994 bis 1995, Archäologe Mittel Erhaltungsmaßnahmen an den Koknese, die zu einer teilweisen Kon- Guntis Zemītis; 2001 bis 2003, 2007 Burgruinen Lettlands oft nur begrenzt servierung der vom Stausee ausgewa- bis 2008, Archäologe Jānis Ciglis) möglich sind. Daher sind besonders schenen Fundamente geführt hatten angelegt. die umfänglichen Arbeiten hervorzu- (1991 bis 2000, Archäologe Mārtiņš 4. Aus Konservierungsgründen wur- heben, die mit Hilfe europäischer Ruša, Architekt Ilgonis Stukmanis). den Grabungen am Fuß der Mauern in Mittel in Bauske organisiert wur- 3. Wegen der neuen unterirdischen der Burgruine Doblen/Dobele (2002 den. Seit 2000 hat man unter Leitung Verbindungen wurden einige bis 2007, Archäologe Mārtiņš Ruša, tschechischer Restauratoren den neu- Suchschnitte in Kreuzburg/Krustpils Architekt Pēteris Blūms) sowie einige eren Teil der Ruine des herzoglichen aus dem 16./17. Jahrhun- dert völlig erneuert und mit der Mau- Abb. 7. Burgruine Kirchholm/Salaspils. Fundamente des westlichen Teiles der erwerkssicherung der Ordensburg be- Kernburg nach der Freilegung durch die archäologischen Ausgrabungen 1971 gonnen13. In den wiederhergestellten von Adolfs Stubavs. Gebäuden werden Interieurs des 16. Jahrhunderts rekonstruiert. Als positives Ergebnis der letzten zwei Jahrzehnte seit der Unabhän- gigkeit Lettlands sind die allmäh- liche Bearbeitung und Publikation der früher gesammelten Materialien der Burgenforschung hervorzuheben. Seit Anfang der 1990er-Jahre neh- men auch Vertreter Lettlands an den Konferenzen der Burgenforscher der Ostseeländer „Castella Maris Balti- ci“ teil14. In jedem Konferenzband werden ein oder mehrere Beiträge von lettischen Forschern publiziert15. 2005 fand die 8. Konferenz „Castella Maris Baltici“ in Lettland statt, und zwei Jahre später wurde der Sammel- band mit den Vorträgen der Tagung herausgegeben16.

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Abb. 8. Grundriss der Burgruine Bauske/Bauska nach Freilegung durch Andris Caune. A – nach 1443 gebaute Or- densburg; B – auf den Fundamenten der Vorburg der Ordensburg am Ende des 16. Jahrhunderts erbautes des Herzogs von Kurland und Semgallen. Abb. 9. Burgruine Bauske/Bauska von der nordöstlichen Seite. Ansichtskarte aus den 1920er-Jahren.

Da die in der zweiten Hälfte des 20. mit nur geringen Mauerresten und chäologe Ēvalds Mugurēvičs publi- Jahrhunderts bei archäologischen schließlich nur über schriftliche Quel- zierte die Ergebnisse seiner früheren Grabungen und Bauuntersuchungen len nachweisbare mittelalterliche Be- Ausgrabungen auf Holme (2008)26. In an den Burgruinen Lettlands ge- festigungen. einer populärwissenschaftlichen Ver- sammelten Materialien meistens un- Mit dem wirtschaftlichen Aufschwung öffentlichung behandelt Tatjana Ber- bearbeitet und unpubliziert geblieben des Landes in den letzten zehn Jahren ga 2003 die archäologischen Funde waren, musste man die Forscher zur haben sich die Voraussetzungen für der Burgruine Wolmar/Valmiera27. Bearbeitung der Funde und Befunde Publikationen über die Burgen Lett- Die meisten der o.g. Werke haben anregen. Deshalb hat das Institut für lands deutlich verbessert. Es erschie- deutsche Zusammenfassungen. die Geschichte Lettlands 1999 eine nen z. B. Monografien über die Burg Reihe mit Sammelbänden „Latvijas und Kirche Uexküll/Ikšķile (2004)23 24 viduslaiku pilis“ (Mittelalterliche und die Burg Treiden/Turaida (2007) Einige wichtige Ergebnisse Burgen Lettlands) begründet. Bisher mit Analyse der Bauperioden durch der Burgenforschung seit den wurden in dieser Reihe schon sechs den Architekten Gunārs Jansons. 1960er-Jahren Bände veröffentlicht. In vier Sam- Die Historikerin Māra Caune veröf- melbänden wurden Beiträge von Ar- fentlichte Quellen aus den Archiven Die Burgenforschung in Lettland hat chäologen, Historikern, Bauforschern über die Ordensburg und das spätere seit den 1960er-Jahren viel Material und Architekten/Restauratoren zu Schloss Riga (2001, 2004)25, der Ar- gesammelt, wichtige Entdeckungen einzelnen Objekten oder begrenzten Themen publiziert. Der 1. Band ist den Burgen im Rigaer Erzbistum ge- Abb. 10. Die östliche Fassade des herzoglichen Schlosses Bauska/Bauske nach widmet17, im 3. Band sind die For- der Wiederherstellung im Jahr 2008 (Foto: Verf.). schungsergebnisse aus mehreren Or- densburgen zusammengefasst18, der 5. Band enthält Aufsätze über die Burgen im westlichen Teil des Landes19, der 6. Band über diejenigen im mittleren Teil Lettlands20. Überdies enthält die Reihe zwei Monografien zur „Histori- ografie der Burgenforschungen Lett- lands“ (Band 2)21 sowie ein „Lexikon“ mit Informationen zu 142 Burgen und Burgruinen Lettlands vom Ende des 12. bis zum Anfang des 17. Jahrhun- derts (Band 4)22. Ziel des Lexikons war es, möglichst alle Anlagen auf dem Gebiet Lettlands zu erfassen – darunter weniger als zehn noch be- wohnte, umgebaute Burgen, mehrere Dutzend Burgruinen mit beachtens- werten Mauerresten, viele erhaltene Ruinen mit wenig aufgehendem Mau- erwerk, als auch solche Burgstellen

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gemacht und bedeutende Erkennt- nisse erzielt. Außerhalb Lettlands sind diese wenig bekannt, da die Publikationen in lettischer Sprache verfasst sind. Durch vermehrte Kon- takte auf europäischer Ebene veröf- fentlichten in den letzten 20 Jahren lettische Burgenforscher mehrfach ihre Aufsätze – meistens aufgrund ge- haltener Vorträge auf internationalen Konferenzen – in deutscher Sprache. Diese sind jedoch in verschiedenen Sammelbänden verstreut und geben nur einen geringen Teil der neuen For- schungsergebnisse wieder. Deshalb wird hier kurz auf einige Haupter- gebnisse hingewiesen. Zu Beginn des 20. Jahrhunderts war man der Ansicht, dass die deutschen Burgen in Livland an zuvor unbe- wohnten Orten erbaut worden seien. Durch die archäologischen For- schungen Ēvalds Mugurēvičs wurde nachgewiesen, dass der Schwertbrü- derorden und später der Deutsche Orden sowie die Rigaer und Kurlän- dischen Bischöfe im 13. bis 14. Jahr- hundert oftmals ihre Burgen an Stelle älterer hölzerner Burgen örtlicher Be- wohner der Eisenzeit errichtet haben28. Das bedeutet, dass die Deutschen für ihre Burgen solche Orte ausgewählt haben, die schon zuvor für strategisch wichtig erachtet worden waren. Dabei hat man vermutlich auch die vor der Christianisierung entstandene admi- nistrative Struktur übernommen. An Stelle von Holzburgen wurden Stein- burgen in Kokenhusen/Koknese, Do- blen/Dobele, Rositen/Rēzekne u. a. gebaut. Glaubte man früher, dass die deut- schen Bischöfe und Ordensritter ihre Burgen schon seit dem Ende des 12. Jahrhunderts in Stein errichtet hätten, bewiesen archäologische Grabungen, dass ein Teil der ersten deutschen Burgen noch im 13. Jahrhundert aus Holz erbaut wurden29. Besonders gab es diese dort, wo zeitweilige Befesti- gungen nur während der Eroberung des Landes bestanden, wie in Me- sothen/Mežotne, Terweten/Tērvete, Gercike/Jersika u.a.

Abb. 11. Bücher aus der Reihe „Latvi- jas viduslaiku pilis“(Mittelalterliche Burgen Lettlands) – Bände I bis VI, hrsg. von 1999 bis 2010.

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Die Ausgrabungen haben zudem grund von Untersuchungen in Holme Ruinen, aus den Gouvernements Kur- gezeigt, dass es sich bei einem Teil heraus, dass diese Anlage im 13. Jahr- land, Livland und Estland. Da dieses der ersten deutschen Burgen um klei- hundert nicht nur eine Fliehburg ge- Album nur in einem einzigen Exem- nere Anlagen unweit einer späteren wesen war, wie die deutschbaltischen plar in der Akademischen Bibliothek größeren Burg gehandelt hat30 (z. B. Forscher zu Beginn des 20. Jahr- in Riga vorhanden war, wurde 2008 die erste Ordensburg Ascheraden/ hunderts gemeint hatten. Er bewies, eine gedruckte Ausgabe mit Kom- Aizkraukle, die erste Befestigung in dass Holme eine ständig bewohnte mentaren vorbereitet36. Lennewarden/Lielvārde oder der so- Burg war, wobei die ortsansässigen Schon Ende des 19. Jahrhunderts genannte Dievukalns, die erste Or- Liven einen Großteil der Bewohner war bekannt, dass im Kriegsarchiv in densburg in Wenden/Cēsis oder der bildeten, weil unter den Funden deren Stockholm eine reiche Sammlung von sogenannte Nussberg/Riekstukalns). Schmuck dominierte33. Dieses Ergeb- Plänen des 17. Jahrhunderts aufbe- Schon Anfang des 13. Jahrhunderts nis wurde durch Keramikfunde aus wahrt wird. Damals war der nördliche wurden diese kleinen Burgen mit ei- anderen Burgen unterstützt; neben Teil Lettlands und Estland schwedi- ner Mauer umgeben. Wurde das so eingeführten Gefäßen aus Steinzeug sche Provinz. Die schwedischen befestigte Areal zu klein, verließ man des 13./14. Jahrhunderts waren auch Kriegsingenieure ließen Grundrisse die Anlagen schon nach einigen Jahr- vor Ort angefertigte Töpfe vertreten. der mittelalterlichen Burgen aufneh- zehnten oder spätestens im 14. Jahr- Nur stufenweise hat sich in den Bur- men, weil man plante, um die alten hundert und errichtete daneben oder gen eine gemeinsame mittelalterliche Wehrbauten neue Erdbefestigungen unweit davon eine größere Burg. Kultur gebildet, wie die Funde des zu errichten. Diese Pläne und Projekte Durch archäologische Ausgrabungen 15./16. Jahrhunderts zeigen; noch im aus dem schwedischen Kriegsarchiv wurde der ursprüngliche Grundriss 17. Jahrhundert herrschte auf einigen geben wertvolle Informationen auch von mehreren Burgen freigelegt, von von den Hauptrouten entfernten Bur- über schwedische Schanzen und Fes- denen sich weder Mauerreste noch alte gen auch örtliche Keramik – in Form tungen des 17. Jahrhunderts, die in Pläne erhalten hatten. Einige solcher großer Tontöpfe – vor34. Lettland bislang wenig erforscht sind. Burgen befanden sich an der Dau- Die Keramikfunde aus den Burgrui- Eines der ersten zusammenfassenden gava (Alt-Dahlen/Vecdole, Holme, nen in Lettland sind bislang noch nicht Werke stellt eine Monografie über Loxten/Lokstene, Altona/Altene)31. eingehend erforscht, jedoch konzen- die Baugeschichte der Festung Düna- Diese im 15. Jahrhundert oder noch trieren sich weitere Untersuchungen münde/Daugavgrīva (2007) dar37. Die früher verlassenen Anlagen sind auch auch auf die Heizeinrichtungen, be- schwedischen Pläne haben es ermög- deshalb bedeutend, weil sie einen Zu- sonders die Kachelöfen. Bisherige licht, die Entwicklung von den ersten stand vor Einführung der Feuerwaffen Funde zeigen, dass Ofenkacheln im Anfängen als Erdbefestigung bis zur dokumentieren. Gebiet Lettlands erst um 1500 auf- Festung des 17. Jahrhunderts als in Die Ausgrabungen haben es teilweise gekommen sind. 1996 konnten die vier Bauperioden untergliederbar auf- ermöglicht, Bauperioden und Umbau- Forschungsergebnisse der in den zuzeigen. ten festzustellen, wie in Kirchholm/ Burgruinen in Kurland und Semgallen Diese kurze Übersicht zeigt lediglich Salaspils, wo zwei große Bauperioden (im westlichen Teil Lettlands) gefun- einige Hauptmerkmale und einzelne des 14. und 16. Jahrhunderts nach- denen Kacheln des 16. und 17. Jahr- bedeutende Ergebnisse der Burgen- gewiesen werden konnten32. Die ur- hunderts publiziert, ihre Datierung forschung in Lettland. Leider wurden sprünglich auf regelmäßigem Grund- ausgearbeitet und nach Einflüssen des in den letzten Jahren Forschungen in riss errichtete Ordensburg wurde we- Dekors gesucht werden35. den mittelalterlichen Burgen Lettlands gen der Einführung der Feuerwaffen Neben der Bearbeitung des Fundmate- meist aus wirtschaftlichen Gründen wesentlich erweitert und umgebaut; rials ist für die Burgenforschung auch eingestellt. Ein anderes Problem ist, zu den in diesem Zusammenhang die Quellenarbeit in den Archiven von dass in den Universitäten Lettlands durchgeführten Baumaßnahmen zähl- Bedeutung. Obwohl einzelne Zeich- weder Mittelalterarchäologie noch ten eine neue Vorburg und mehrere nungen von Burgen schon im 17. und Bauforschung vertreten sind. Des- große Türme für Feuerwaffen. Bauar- 18. Jahrhundert angefertigt wurden, halb müssen die wenigen an Burgen- chäologische Untersuchungen fanden hat man die Burgruinen meist erst im forschung interessieren Jugendlichen insgesamt jedoch weniger statt, da die 19. Jahrhundert unter ihrem Denkmal- sich autodidaktisch ausbilden, was oft Archäologen zumeist ihre Aufmerk- aspekt abgebildet. Dabei ist auf eine lückenhafte Kenntnisse bedingt und samkeit auf die Kulturschicht mit den bedeutende Quelle hinzuweisen: das kaum zu Publikationen führt. Um die Artefakten richteten. sogenannte Album Paulucci, eine in Burgenforschung in Lettland voran- Der wichtigste Beitrag archäologi- den 1820er-Jahren auf Veranlassung zubringen, wären aber sowohl die scher Forschung an mittelalterlichen des Baltischen Generalgouverneuers Auswertung und das Publizieren des Burgen Lettlands betrifft Studien zur des Russischen Reiches angefertigte gesammelten Fundmaterials der vo- Sachkultur der Bewohner. So fand der Sammlung an Plänen und Ansichten rigen Jahrzehnte als auch eine Erwei- Archäologe Ēvalds Mugurēvičs auf- von 66 Denkmalen, meist Burgen und terung des Forscherkreises wichtig.

Anmerkungen 1 Karl von Löwis of Menar, Zur livländi- 2 Karl von Löwis of Menar, Die älteste 20. Jg., Nr. 4, S. 31–38. schen Burgenkunde im 19. Jahrhundert, Ordensburg in Livland, in: Der Burgwart, 3 Vorliegender Text basiert auf einem Vor- in: Der Burgwart, 1901, 2. Jg., Nr. 15, S. 1902, 4. Jg., Nr. 3. ders., Fünf Burgen trag, den die Verfasserin anlässlich der 137–141. Alt-Livlands, in: Der Burgwart, 1919, Tagung des Wissenschaftlichen Beirats

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der Deutschen Burgenvereinigung (WB) fang des 18. Jahrhunderts, in: Castella pils – senā un mainīgā, Rīga: Jumava, Ende Januar 2010 auf der in Maris Baltici, Bd. V, Rudkøbing 2001, S. 2004 (Deutsche Zusammenfassung: Das Braubach gehalten hat; Verfasserin ist 107–114; Ieva Ose, Heizanlagen in den alte und wechselhafte Schloss Riga, S. Mitglied im WB. mittelalterlichen Burgen Lettlands, in: 197–215). 4 Ieva Ose, Karl von Löwis of Menar (1855- Castella Maris Baltici, Bd. V, Rudkøbing 26 Ē. Mugurēvičs, Viduslaiku ciems un pils 1930) und sein Beitrag zur Burgenfor- 2001, S. 129–136; A. Caune/I. Ose, Die Salaspils novadā, Rīga: Latvijas vēstures schung Alt-Livlands, in: Castella Maris Befestigungen der Burgen und der Stadt institūta apgāds, 2008 (Deutsche Zusam- Baltici, Bd. 3-4, Turku/Tartu/Malbork Riga vom 13. bis 16. Jahrhundert, in: Cas- menfassung: Die Dorfsiedlung und die 2001, S. 127–133. tella Maris Baltici, Bd. VII, Greifswald Burg im mittelalterlichen Burgbezirk 5 Karl von Löwis of Menar, Burgenlexikon 2006, S. 25–32. Kirchholm, S. 220–236). für Alt-Livland. Mit 24 Plänen und 56 An- 16 Castella Maris Baltici 8: The proceedings 27 T. Berga, Valmieras pils arheologa stāsts sichten, 1. Teil: Die hölzernen Wallburgen of a Symposium held in Turaida, , (Burg Wolmar, Erzählung einer Archäo- der Urzeit, 2. Teil: Die Steinburgen des on 5–9 September 2005 / Edited by Andris login). [Valmiera] 2003. Mittelalters, Anhang: Burgen und Städ- Caune/Ieva Ose. – Riga: Institute of the 28 Ē. Mugurēvičs, Viduslaiku arheoloģija te als Münzstätten in Alt-Livland, Riga History of Latvia Publishers, 2007. (Mittelalterarchäologie), in: Latvijas PSR 1922. 17 Pētījumi par Rīgas arhibīskapijas pilīm arheoloģija, Rīga: Zinātne, 1974, S. 287. 6 E. Šnore, 1937. gada izrakumi Valmie- / sast (Forschungen zu den Burgen des 29 Ebd. rā (Die Ausgrabung in Wolmar im Jahre Erzbistums Riga: Sammelband; Bd. 1 30 Ē. 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Mugurēvičs, Oliņkalna un Lokstenes land, in: Lübecker Schriften zur Archäo- Lettlands im 18.-20. Jahrhundert, S. 360– pilsnovadi: 3.–15. gs. arheoloģiskie pie- logie und Kulturgeschichte, Bd. 12, Bonn 382) (Bd. 2 der Reihe „Latvijas viduslaiku minekļi, Rīga 1977, S. 88 (Dt. Zusam- 1986, S. 241–259. pilis“). menfassung: Die Burggebiete Olinkalns 12 G. Erdmanis, Kurzemes viduslaiku pilis 22 A. Caune/I. Ose, Latvijas 12. gadsimta und Lokstene, Archäologische Denkmale (Kurlands mittelalterliche Burgen), Rīga beigu – 17. gadsimta vācu piļu leksikons, des 3.–15. Jahrhunderts, S. 139–143). 1989. Rīga: Latvijas vēstures institūta apgāds, 35 I. Ose, Podiņu krāsnis Kurzemes un Zem- 13 Vēsturisko drupu konservācijas 2004 (Lexikon der Burgen Lettlands vom gales pilīs: 15. gs. beigas – 18. gs. sākums. problēmas. The problems of historic ruin Ende des 12. bis zum 17. 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Caune, Einige während der Ausgra- 24 G. Jansons, Turaidas pils arhitektūra kommentiert von Ieva Ose, Rīga: Latvijas bungen 1976-1990 erworbene Erkennt- 13.-17. gadsimts, Rīga: Latvijas vēstures vēstures institūta apgāds, 2008. nisse über die Ordensburg Bauske in institūta apgāds, 2007 (Deutsche Zusam- 37 I. Ose, Daugavgrīvas cietokšņa būvvēs- Lettland, Castella Maris Baltici, Bd. 1, menfassung: Architektur der Burg Turai- ture, Rīga: Latvijas vēstures institūta Stockholm 1993, S. 19-26. da/Treiden im 13.-17. Jh., S. 154–163). apgāds, 2007 (Deutsche Zusammenfas- 15 Ē. Mugurēvičs, Spirģis R. Archäologische 25 M. Caune, Rīgas pils. Rīga: Zinātne, sung: Die Baugeschichte der Festung Zeugnisse von den Brunnen in den Stein- 2001 (Deutsche Zusammenfassung: Das Daugavgrīva [Dünamünde/Neumünde], burgen Lettlands, Ende des 12. bis An- Schloss Riga, S. 219–237). Ders., Rīgas S. 146–151).

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