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FeuerwehrchronikFeuerwehrchronik

11. Jahrgang 30. November 2015 Herausgeber der Feuerwehrchronik Bernd Klaedtke & Michael Thissen Ausgabe 6 Schiffshavarie

Das Unglück auf dem Rhein bei Emmerich Das Schiffsunglück im Oktober 1960 bei Emmerich als Grundlage für die vom Land Nordrhein-Westfalen beschafften Feuerlöschboote

von Michael Thissen

Dieser Artikel erschien bereits 2015 im CTIF Ta- Niederrhein an, der an der niederländischen gungsband „Spektakuläre Brände und Brand- Grenze, hinter Emmerich endet. stifter -innen (Brandstiftungen)“. Die Tagung fand in Pribyslav (Tschechien) statt. Der Artikel Durch die zunehmende Industrialisierung und wurde erheblich erweitert. Motorisierung der Schiffe gewann der Rhein immer mehr an Bedeutung für den Warenver- Einleitung kehr. Mittels der Schiffe konnten große Güter- Der Rhein galt schon seit der Römerzeit als mengen, schneller als über Land, transportiert wichtige Verkehrsstraße. Aufgrund fehlender werden. Mit der steigenden Anzahl von Schif- oder schlechter Straßen und Wege nahm die fen, erhöhte sich auch die Zahl der Havarien. Bedeutung des Rheins als Verkehrsweg immer Oft mussten die Feuerwehren tatenlos vom mehr zu. Zur damaligen Zeit entstanden die Rheinufer zusehen und konnten nicht helfend Leinpfade, durch den Ausbau der Uferwege. einschreiten. Es fehlten Feuerlösch- ebenso Diese wurden für die Treidelschifffahrt benötigt, wie Rettungsboote. Nur an wenigen Standorten bei der die Schiffe vom Ufer her, oft durch Men- in Nordrhein-Westfalen wurden Feuerlösch- schen und Zugtiere, zumeist Pferde, gezogen boote vorgehalten, zumeist nur für den eigenen worden. Die Schiffe wurden immer stromauf ge- - und Stadtbereich. Nun kam es zu einem zogen. Während stromab die Fortbewegung folgenschweren Unglück, welches in der Fach- durch den Wind oder Strömung erfolgte. Am presse als die schwerste Schiffskatastrophe der Rhein gab es das Treideln bereits seit dem 8. Nachkriegszeit bezeichnet wurde. Jahrhundert. Für Mensch und Tier war das Trei- deln nicht immer ungefährlich, aber auf jeden Fall sehr belastend. Erst im 19. Jahrhundert be- fuhr das erste maschinell angetriebene Schiff den Rhein.

Der Rhein ist in verschiedene geographische Streckenabschnitte eingeteilt. Der Mittelrhein berührt Nordrhein-Westfalen nur wenige Kilo- meter und endet bei Bonn. Ihm schließt sich der

Schiffsverkehr auf dem Rhein

In den vorliegenden Unterlagen sind manche Angaben etwas ungenau, besonders bei den Namen der Schiffe oder Personen. Hier wurde eine Version genommen und durchgehend be- nutzt. Auch bei weiteren Mitteilungen gibt es hin und wieder Widersprüche, darum hat sich der Autor dazu entschlossen die jeweilige amtliche zu nutzen, die allerdings auch nicht immer ein- Treideldenkmal in Dormagen-Stürzelberg heitlich ist.

166 November 2015 FEuErwEHrCHrONIK Die rechtliche Aufarbeitung der Schiffshavarie am Abend des 6. Oktober fest, um am darauf- bleibt außen vor und wird in diesem Artikel nicht folgendem Tag die Fahrt fortzusetzen. Bis dahin behandelt. Die juristischen Verhandlungen schien noch alles in Ordnung zu sein. haben einige Jahre in Anspruch genommen. Vorweg kann gesagt werden, dass die Kölner Das Unglück Oderwerke nicht überlebt haben aufgrund der Wir schreiben den 7. Oktober 1960, ein klarer immensen Schadenersatzforderungen. trockener Tag mit einer guten Sicht. Von Köln bis zum Unglücksort bei Emmerich sind ca. 150 Tina Scarlett km zurückzulegen. Die dänische Hochseefähre „Tina Scarlett“, wel- che in einer Hamburger Werft konstruiert wur- Emmerich ist die letzte Zollstation vor der nie- de, hatte in den Kölnern Oderwerken einen derländischen Grenze. Hier liegen zahlreiche weiteren Ausbau erhalten. Anfang Oktober Schiffe vor Anker und warten auf ihre Abferti- sollte die „Tina Scarlett“ von Köln nach Vlaar- gung. Bedingt durch die hohe Zahl von warten- dingen (Niederlande) überführt werden um dort den Schiffen bildet der Rhein bei Emmerich ein den letzten Schliff zu erhalten. Die „Tina Scar- Nadelöhr, welches mit besonderer Vorsicht pas- lett“ war ein, für eine dänische Reederei gebau- siert werden muss. Ein solches Nadelöhr ist tes, Fährschiff. Aufnehmen sollte die Hochsee- auch am besagten Unglückstag vorhanden, fähre 12 LKW von je 32 to oder 70 PKW und aber per Zufall nicht so extrem wie sonst. Er- 700 Personen. Selbst war die Fähre 78m lang schwerend kam hinzu, dass in diesem Bereich und 14m breit. Der Tiefgang betrug 3m. Sie war das Munitionsschiff „Emilia“ vor Anker lag. Die mit 1.580 [1.800, 2.000] Bruttoregistertonnen „Emilia“ hatte 350 to Munition geladen und war, (BRT) vermessen. Auch hier zeigt sich, dass die zum Glück für die Stadt Emmerich, nicht an der Quellen unterschiedliche Aussagen zu den BRT folgenden Schiffshavarie beteiligt. machen. Die Höhe der Aufbauten mit Fährdeck, Personendeck und Bootsdeck betrugen 13m. Gegen 13.20 Uhr erreicht die „Tina Scarlett“, Bereits am 15. Oktober 1960 sollte die Tina begleitet von den Schleppern „Martin“ und „Nie- Scarlett den Fährverkehr zwischen Dänemark derrhein“ und geführt von einem Lotsen, den und Schweden aufnehmen, dazu sollte es je- Bereich von Emmerich. Das Boot der Wasser- doch nicht mehr kommen. schutzpolizei „WSP 4“ war zu diesem Zeitpunkt auf Streifenfahrt und in unmittelbarer Nähe zur Die Oderwerke waren, obwohl im Binnenland Hochseefähre. In Höhe von Rheinstromkilome- gelegen, erfahren im Bau von Hochseeschiffen. ter 852 läuft die zu Tal fahrende „Tina Scarlett“ Die Werft war 1903 in der ehemals in Westpom- plötzlich aus dem Ruder. Die zwei begleitenden mern gelegenen Stadt Stettin, welche an der Schlepper können die Hochseefähre nicht auf Ostsee liegt, gegründet worden. Zum Ende des Kurs halten. Wie sich später herausstellen Zweiten Weltkrieges flüchteten Mitarbeiter der sollte, waren beide Schlepper für diese Schlep- Werft über die Ostsee Richtung Westen. Dabei paktion zu schwach bemessen. Nach dem Be- nahmen sie umfangreiche Gerätschaften und richt der Wasserschutzpolizei bricht die „Tina Maschinen, sowie Schiffsbau-Unterlagen mit. Scarlett“ nach Backbord aus, so dass der Ste- Die Werft beschäftigte in ihrer Blütezeit fast ven sich in die Backbordseite, dem vor Anker 5.000 Mitarbeiter und baute während der Stet- liegenden Tankmotorschiff „Diamant“, bohrt und tiner Zeit über 850 Schiffe mit mehr als 300.000 diese aufreißt. Die von dem TMS „Diamant“ ge- BRT (hierzu gibt es leider auch unterschiedliche ladenen 727 Tonnen Leichtbenzin beginnen Angaben). auszulaufen.

Bereits ab etwa Dormagen lief die „Tina Scar- Im Folgenden wird der schriftliche Augenzeu- lett“ zum Teil aus eigener Kraft mit. Vor und da- genbericht des PHM Klucken wiedergegeben nach wurde sie von zwei Schleppern gezogen der zur Besatzung des WSP 4 gehörte: und begleitet. In Alsum (Duisburg) machte sie „Als ich mit dem Boot „WSP 4“ in Höhe des Zoll-

November 2015 FEuErwEHrCHrONIK 167 hafens auf dem Strom bergwärts fuhr, sah ich des zu Berg kommenden Tankmotorschiffes hat in etwa 2 km Entfernung den bereits erwähnten aber ganz offensichtlich die große Gefahr für Schleppzug mit der Seefähre „Tina Scarlett“ auf sein Fahrzeug erkannt, setzte sofort die blaue Talfahrt in Richtung Emmerich. Ich fuhr diesem Seitenflagge und nahm Kurswechsel nach Schleppzug entgegen und begegnete ihm bei backbord zum rechtsrheinischen Ufer vor. In- km 850,5. Die Fähre wurde von dem Schlepp- zwischen sah ich auch, daß, abgelegen von boot „Martin“ von Dordrecht, Reederei Schless, den anderen Ankerliegern, das TMS. „Diamant“ Dordrecht, Schiffsführer Schilperoord, ge- am äußeren Rande des Motorschiff-Liegeplat- schleppt. Achtern befand sich als Bugsierboot zes vor Anker lag. der Schlepper „Niederrhein“ von Obermörmter, Die Seefähre fuhr während dieser meiner Fest- Schiffsführer und -eigner Lieven. Dieses Boot stellungen immer noch Backbord-Kurs. Sie be- fuhr mit zwei Drähten zur Seefähre, etwa 20m fand sich jetzt etwa 200m von dem TMS. „Dia- hinter dieser. Während ich diesem Schleppver- mant“ entfernt. Ich selbst befand mich mit mei- band begegnete, führte er gerade ein Überhol- nem Polizeiboot in dieser Situation etwa 40m manöver an der Backbordseite des ebenfalls zu querab an der Steuerbordseite des Hecks der Tal fahrenden SB. „Overstolz“ durch, das zwei Fähre „Tina Scarlett“. Von hier konnte ich beob- beladene Kähne im Anhang hatte. Der Schiffs- achten, daß der Schiffsführer des Schleppboo- führer des SB. „Overstolz“ erleichterte dem tes „Martin“ alles daran setzt, das Vorschiff der überholenden Schleppverband sein Manöver Seefähre nach steuerbord zu ziehen. Durch dadurch, daß er seine Fahrt verlangsamte. Ich sein Manöver querab nach steuerbord fahrend erkannte das, weil die Schleppstränge zwi- und dabei von der entgegengesetzt laufenden schen dem Boot und den Anhängen durchhin- Fähre nach backbord gezogen, geriet das gen. Etwa bei km 851 war das Überholmanöver Schleppboot in eine sehr gefährlich krängende beendet. Lage nach backbord und es bestand akute Die Reede vor der Stadt Emmerich war zu die- Kentergefahr. Ich gab mit der Sirene meines ser Zeit von einer relativ geringen Anzahl von Fahrzeugen belegt. Daher war gegen das Über- holmanöver nichts einzuwenden. Nun wendete ich das Polizeiboot hinter dem Schleppzug „Overstolz“ über Steuerbord zu Tal und fuhr hin- ter der Fähre her. Diese befand sich mittlerweile in Höhe der Einfahrt zum Industriehafen. Ich be- obachtete, daß für die Durchfahrt des Schlepp- verbandes zwischen den auf der Reede vor Anker liegenden und den an den Steigern fest- gemachten Schiffen genügend Raum vorhan- den war. Ob die im Schleppverband fahrende Seefähre zu dieser Zeit mit eigener Kraft mitge- dreht hat, habe ich nicht beobachtet. Als ich in gleicher Höhe mit dem achtern fahrenden Schlepper „Niederrhein“ war, sah ich zu meiner größten Überraschung, daß die Fähre, anstatt den Kurs geradeaus zu halten, nunmehr Kurs nach backbord hielt in Richtung zu den Anker- liegern auf der Reede. Darüber hinaus be- merkte ich gleichzeitig, daß sich etwa 600m talwärts ein Bergfahrer näherte. Es handelte sich um ein Tankmotorschiff, in dessen Kurs die Die „Tina Scarlett“ bricht nach backbord aus und Seefähre unverständlicherweise durch ihr überlauft das TMS „Diamant“, von zwei Seiten aus ge- Backbord-Manöver hineinfuhr. Der Schiffsführer sehen.

168 November 2015 FEuErwEHrCHrONIK Polizeibootes anhaltende Schallzeichen, als die trosen wieder von Land abgeholt und zu ihrem Situation für die Seefähre und andere Fahr- Schiff gebracht. Benzindämpfe waren überall, zeuge stets bedrohlicher wurde. Mein Bestre- die Luft flimmerte förmlich und nahm einem die ben war es, dem Schiffsführer der Fähre auf die Luft zum Atmen. Als ich mich wieder vom hava- gefährliche Situation aufmerksam zu machen. rierten Tankmotorschiff entfernte, brannte noch Nun befand sich die Fähre nur noch 150 m von nichts. Dann plötzlich stand ohne Vorwarnung dem TMS. „Diamant“ entfernt, dabei ständig alles in Brand. Ich fuhr sofort wieder zur „Dia- Backbord-Kurs laufend. Kurz bevor es dann zur mant“ und nahm den Kapitän, Frau, Tochter Kollision zwischen der Seefähre und dem TMS. und die Matrosen an Bord. Von der „Tina Scar- „Diamant“ kam, sah ich noch, wie diese auf lett“ sprangen zwei Kölner Handwerker ins hohe Fahrt voraus ging. Dieses erkannte ich an Wasser um sich vor den Flammen zu retten. dem achteraus hoch aufschlagenden Schrau- Diese konnte ich mit Hilfe der Besatzung der benwasser. Wie in diesem Augenblick das „Diamant“ aus dem Wasser ziehen und an Bord Ruder der Fähre gelegen hat, konnte ich auf nehmen.“ Grund meiner Position nicht sehen. Die See- fähre „Tina Scarlett“ ist in einem spitzen Winkel Diese Schilderung zeigt auf wie sich in kürzes- in die Backbordseite des TMS. „Diamant“ hi- ter Zeit die Situation dramatisch veränderte. Es neingefahren. Das Schleppboot „Martin“ hatte konnte nicht genau geklärt werden was die unmittelbar vor der Kollision seine Schleppver- Benzindämpfe entzündet hat. Doch bei der bindung zur Seefähre gelöst und drehte nach leichten Entzündlichkeit der Benzindämpfe steuerbord weg. Ob die Schleppverbindung reicht hierzu ein kleiner Funke aus. Im Nu durch die aufgetretene Spannung riß oder los- waren weitere Schiffe betroffen, die am eigent- geworfen wurde, kann ich nicht sagen. Den am lichen Unfallgeschehen unbeteiligt waren. Der Heck der Fähre befindlichen Schlepper „Nieder- Rhein glich einem Flammenmeer und wurde für rhein“ sah ich Sekunden später ohne Drahtver- manches Schiff zum Verhängnis. Unfähig eine bindung zur Seefähre fahren. Was dieser Vollbremsung hinzulegen, fuhren zwangsläufig Schlepper während des gesamten Vorganges einige Schiffe in dieses Flammenmeer hinein. für Manöver gefahren hat, weiß ich nicht, weil Der Bremsweg eines großen Schiffes beträgt ich nur das Vorschiff der Seefähre im Auge mehrere hundert Meter und hatte damit keine hatte. Chance dem Übel auszuweichen. Zuvor hatte Durch die Kollision blieb das Vorschiff der See- die Besatzung des „WSP 4“, nachdem sie die fähre auf dem Tanker liegen und drehte an- Benzindämpfe wahrnahmen, noch über Laut- schließend langsam mit der Strömung zu Tal, sprecher die Schiffsführer und Besatzungen der um dann in einem Winkel von ca. 45° in der vor Emmerich liegenden Schiffe gewarnt und Verkeilung mit dem Tanker zu verharren.“ aufgefordert alle Brennstellen an Bord zu lö- schen, nicht zu rauchen und so weiter. Den- Lassen wir ebenfalls Artur Tinnemeyer, einen noch kam es 5 – 8 Minuten später zu der schon Spidobootfahrer, zu Wort kommen, der diese genannten Explosion. Im Bericht der Wasser- Havarie hautnah miterlebte: „Ich hatte kurz vorher den Kapitän und den 1. Matrosen der „Diamant“ von Bord geholt und zur Zollabfertigung gebracht. Danach fuhr ich mit dem Boot wieder auf dem Rhein und sah in einiger Entfernung das Unglück kommen. Die „Tina Scarlett“ lief aus dem Ruder, konnte von den begleitenden Schleppern nicht gehalten werden. Die „Tina Scarlett“ traf mit dem Bug das Tankmotorschiff „Diamant“, dieses schlug leck und beide Schiffe verkeilten sich ineinan- der. Ich habe sofort den Kapitän und den 1. Ma- Ein Flammenmeer auf dem Rhein

November 2015 FEuErwEHrCHrONIK 169 schutzpolizei ist angegeben, dass die Brand- Zollbootes aus dem Wasser gezogen, während und Rauchfackel 200m hoch war und sich blitz- ihr Mann und ihr Sohn mit Brandverletzungen, artig fast über die gesamte Strombreite ausbrei- aber lebendig, von einer Bootsbesatzung geret- tete. tet werden konnten. Die Fortuna konnte von einem anderen Fahrzeug aufgefangen und in Die ganze Situation hätte noch katastrophaler den Sicherheitshafen verbracht werden. Eben- ausgehen können, wenn die „Tina Scarlett“ frü- falls waren andere, vor Reede liegende Schiffe, her aus dem Ruder gelaufen wäre. Denn vor vom Brand erfasst worden, diese konnten aller- Emmerich lag, wie schon erwähnt, ein Muniti- dings mit Bordmitteln bzw. von der Feuerwehr onsschiff vor Anker, welches mit 350 Tonnen gelöscht werden. Munition beladen war. Man mag gar nicht daran denken welche Folgen die Havarie gehabt hätte, wenn dieses Munitionsschiff mit am Un- fall beteiligt gewesen oder das Tankmotorschiff komplett explodiert wäre und nicht nur das aus- gelaufene Leichtbenzin.

Die Hochseefähre „Tina Scarlett“ und das Tank- motorschiff „Diamant“ verkeilten sich bei der Havarie ineinander und trieben stromab, der Anker des TMS „Diamant“ konnte wohl beide Schiffe nicht halten. Zahlreiche Handwerker, die noch während der Überfahrt an Bord waren, be- fanden sich nun in größter Lebensgefahr. Aber auch die anderen Schiffsbesatzungen kämpften um ihr Überleben.

Weithin war die Rauchsäule sichtbar

Nach der Meldung, dass das ausgelaufene Benzin in Brand geraten war, wurde von der Wasserschutzpolizei Katastrophenalarm, Stufe 3, ausgelöst. Infolgedessen wurden über die Die abgetriebenen brennenden Schiffe Schutzpolizeistation Emmerich die Feuerweh- ren von Emmerich, Kleve (Alarmierung unklar, Das MS „Vaarwel II“, welches auf Bergfahrt war, siehe später), Vrasselt und Hüthum alarmiert. war von Flammen umhüllt und trieb scheinbar Zudem das Deutsche Rote Kreuz, die Ober- steuerlos mit laufender Maschine nach einer kreisdirektoren der Kreise Rees und Kleve, Po- Fastumkreisung in das Pulk der „Tina Scarlett“ lizeidienststellen talwärts von Emmerich und die und „Diamant“ hinein. Nun waren drei Schiffe Stadtverwaltung Emmerich. ineinander verkeilt, welche brennend zu Tal trie- Über die Wasserschutzpolizeistation Emmerich ben. Ein weiteres zu Tal fahrendes Motorschiff, wurden das Wasser- und Schifffahrtsamt Wesel die „Fortuna“, wurde ebenfalls vom Brand er- – Nebenstelle Emmerich, die Zollbehörde und fasst, seine drei Besatzungsmitglieder spran- der Passkontrolldienst alarmiert. Zudem wur- gen von Bord. Die Frau des Schiffsführers den die Rheinisch-Westfälische Elektrizität- wurde kurz danach tot von der Besatzung eines Werke Wesel und die Rijkspolitie te Water in

170 November 2015 FEuErwEHrCHrONIK Nijmegen über die Gefährdungslage informiert. die Motorschiffe „Vaarwel II“, „Fortuna“, „Hean“, „Caboto“, „Bellinzona“, „Virgo Fidelis II“ und „Li- Zwei weitere Boote der Wasserschutzpolizei berte“. Zudem erlitten auch einige Behörden- wurden angefordert, dieses kamen aus Wesel boote Schäden während dem Einsatzge- und Duisburg. Per Fernschreiben, gegen 14 schehen. Uhr, erhielten der Wasserschutzpolizeidirektor in Duisburg und der Innenminister des Landes Die rettung Nordrhein-Westfalen Kenntnis von der Schiffs- Auch hier lassen wir wieder Artur Tinnemeyer katastrophe. zu Wort kommen, der zwangsläufig mitten im Geschehen war. „Viele weitere Boote von Zoll, Der brennende Pulk von „Tina Scarlett“, „Dia- Wasserschutzpolizei und auch von Privat ver- mant“ und „Vaarwel II“ erreichte ungefähr suchten weitere Menschen zu retten. Ich selbst Stromkilometer 854,9, als sich die „Vaarwel II“ habe die Geretteten flussauf an Land gebracht, von den anderen Schiffen löste und dort sank. dort wurden wir alle von einem Arzt gesichtet. Bei KM 855,1 strandeten die Hochseefähre Mein Gesicht war verrußt und die Sinne „Tina Scarlett“ und das Tankmotorschiff „Dia- schwanden mir durch die Benzindämpfe. Der mant“ erstmalig. Zwischenzeitlich wurde der Arzt zog mich quasi aus dem Verkehr, ein Rhein für die Schifffahrt in beide Richtungen ge- Transport in ein Krankenhaus erfolgte aber sperrt und die Schiffe entsprechend gewarnt. nicht. Es gab allerdings viel zu trinken. Die Per- sonen die ich gerettet hatte, waren alle unver- Das niederländische Schleppboot „Rodeur“ nä- letzt. Ich bin bis um 21 Uhr, dann war Schicht- herte sich den beiden Havaristen, es hatte ende, vor Ort geblieben, wurde aber nicht mehr schon vorher die „Fortuna“ gerettet. Dem Kapi- als Spidobootfahrer eingesetzt.“ tän Antoni van Bakker und seiner Frau (oder Bakkeren – hier gibt es unterschiedliche Einem Bericht vom 10. Oktober 1960 der nie- Schreibweisen) gelang es, unter Einsatz ihres derländischen Zeitung „Algemeen Dagblad“, Lebens und aus eigenem Antrieb, die „Tina entnehmen wir auszugsweise folgende Anga- Scarlett“ und das TMS „Diamant“ auseinander- ben der Besatzung des TMS „Diamant“: „Wir zuziehen. Die „Tina Scarlett“ konnten sie in ei- hörten drei Explosionen“, erzählte der Matrose, nigem Abstand zum TMS „Diamant“ stranden; „stets näher zum Tankschiff hin. Logisch, denn das TMS selbst konnte wieder vom eigenen hier war die Entzündungsstelle nicht? Bei der Anker gehalten werden. zweiten bin ich zum Vorschiff gelaufen und über Bord gesprungen. Der an Bord gekommene Betroffen waren insgesamt elf Schiffe die mehr Steuermann de Bolster tat dasselbe und so oder weniger vom Havarieereignis in Mitleiden- sind wir weggekommen“. Sie wurden aufge- schaft gezogen worden. Es handelte sich dabei fischt von dem Bootsführer des Spidobootes, um die Seefähre „Tina Scarlett“, die Tankmotor- dem 24jährigen Artur Tinnemeyer, der mutig in schiffe „Diamant“, „Brigitte“ und „Vinkeveen“, der Nähe geblieben war und dadurch in Emme- rich der Held des Tages wurde. Auf dem Wege zum Land fischte er noch einige Ertrinkende aus dem Wasser, u. a. Personen von der „Tina Scarlett“, unter ihnen den dänischen Schiffsin- spektor, der nicht schwimmen konnte und ge- fährlich nahe bei den Flammen im Rettungsring trieb.“

Als besonderes Glück kann bezeichnet werden, dass Emmerich der letzte Ort vor der niederlän- dischen Grenze ist. Bedingt dadurch waren hier Rauchsäule über den abgetriebenen Schiffen Stationen der Wasserschutzpolizei, des Zolls

November 2015 FEuErwEHrCHrONIK 171 und des Wasser- und Schifffahrtsamtes behei- matet. Infolgedessen befanden sich zahlreiche Behördenboote auf dem Wasser oder konnten schnell besetzt und sofort zur Menschenrettung eingesetzt werden. Aber auch private Boote und die Autofähre, eine Rheinbrücke gab es zu damaliger Zeit dort nicht, wurden eingesetzt.

Die Rettung von Verletzten leben aus der Gefahrenzone.“ Ohne diesen selbstlosen Einsatz, wäre die Zahl der Verletz- ten und Toten wohl weit höher gewesen.

Gefährlich war die Rettungsaktion für alle Be- teiligten, denn nach Meldung des Bootes „WSP 4“ der Wasserschutzpolizei kam es zur Explo- sion des ausgelaufenen Benzins und der Rhein wäre in voller Breite in Rauch und Flammen ge- hüllt.

Einige Schiffe waren umhüllt von Flammen und Rauch, so dass zahlreiche Besatzungsmitglie- der ihre Rettung nur darin sahen ins Wasser zu springen. Manche hatten zum Teil schwere Brandverletzungen erlitten, andere wiederum sprangen unverletzt ins Wasser. Durch die zu Hilfe eilenden Boote konnten viele Besatzungs- mitglieder gerettet und an Land einer rettungs- dienstlichen Versorgung zugeführt werden. Krankenwagen der Städte Emmerich und Rees standen am rechten Ufer bereit. Viele Patienten verbrachten eine lange Zeit in den Krankenhäu- sern, bevor sie entlassen werden konnten. Zwei Menschen kamen bei diesem Unglück ums Leben, sie ertranken nach dem Sprung ins Wasser. Wie schon erwähnt, konnte die Frau des Schiffsführers des Motorschiffes „Fortuna“ Die Schiffe brennen lichterloh. Zahlreiche Boote sind von der Besatzung eines Zollbootes nur noch im Rettungseinsatz. tot aus dem Wasser gezogen werden. Der Ein Berichtsauszug besagt: „Alle zur Zeit des Schiffsführer des MS „Vaarwel II“ blieb zunächst Schiffsunglückes auf dem Rheinstrom befindli- verschollen und wurde erst viel später als Was- chen Boote der Zollbehörde, der Wasser- serleiche aufgefunden. Zuerst lag die Vermu- schutzpolizei, des Wasser- und Schiffahrtsam- tung nahe, dass er starke Brandverletzungen tes, des Emmericher Motorbootdienstes und erhalten hätte bevor er über Bord sprang, nach- des Pflanzenschutzamtes beteiligten sich sofort dem jedoch seine Leiche am 22. Oktober 1960 unaufgefordert an der Rettung von Menschen- in Millingen (Niederlande) gefunden und obdu-

172 November 2015 FEuErwEHrCHrONIK ziert war, stellte sich der Ertrinkungstod heraus.

Ein weiterer Auszug des Berichtes besagt: „… soweit sie nicht verletzt waren, in die Obhut des Evgl. Jugendheimes zu bringen. Hier wurden sie in allgemein anerkannter Weise sofort mit trockenen Kleidungsstücken, warmen Geträn- ken, Zigaretten pp. versorgt. Die vorbildliche Hilfsbereitschaft aller beteiligten Behörden und Personen wurde von den Geretteten mehrfach sehr lobend erwähnt.“

Es konnten 55 Personen gerettet werden. Acht Menschen erlitten schwere Brandverletzungen und wurden stationär im Emmericher Kranken- haus aufgenommen. Weitere 15 Personen, wel- che leichtere Verletzungen erlitten, konnten nach einer ambulanten Behandlung wieder ent- lassen werden.

Das Boot „WSP 4“ der Wasserschutzpolizei hatte Benzin-Luftgemisch angesaugt und erhielt dadurch einen Schaden, der die Manövrierfä- higkeit des Bootes stark einschränkte. Dennoch konnte die Besatzung noch einigen Menschen das Leben retten. Am Spaarmann-Steiger konnten die Geretteten an Land gehen. Von dort wurde die „WSP 4“ von einem holländi- schen Zollboot in den Emmericher Hafen ge- schleppt. Nicht nur dieses Beispiel zeigt es, sondern auch viele Berichte zeigten die sehr gute Zusammenarbeit zwischen den niederlän- dischen und deutschen Behörden auf. Die Fahrzeuge die damals im Einsatz waren. Von oben nach unten: das LF vom LZ Emmerich, LF 8 vom LZ Hüthum-Borghees, LF 8 TSA vom LZ Vrasselt Feuerwehreinsatz Über die Schutzpolizeistation Emmerich wur- den Öl Werken Germania hatte, aber da diese den die Feuerwehren aus Emmerich, Hüthum Schicht erst um 14 Uhr zu Ende war, nicht so- und Vrasselt alarmiert, zum damaligem Zeit- fort zum Einsatz eilen konnte. punkt waren sie alle eigenständige Wehren und noch nicht zu Emmerich gehörend. Zum Em- Als in Emmerich, Hüthum und Vrasselt die Si- mericher Fuhrpark gehörten ein LF 25 und ein renen liefen und die Kameraden zum Feuer- LF 8 TSA, zum Hüthumer ein LF 8 TSA und wehrhaus eilten, ahnten zahlreiche schon, dass zum Vrasselter ein LF 8 TSA. Viele Wehrleute dies ein besonderer Einsatz werden würde. Der hörten den Knall und sahen die Rauchwolke Explosionsknall war auch in den umliegenden aus Richtung Rhein, bevor die ersten Feuer- Ortschaften zu hören und die Rauchsäule wies wehrsirenen ertönten. So auch der Kamerad den Weg zur Einsatzstelle. Dennoch musste die Josef Amting von der Vrasselter Wehr, der auf genaue Einsatzstelle telefonisch bei der dem Weg zur Arbeit war und auf der Anfahrt Schutzpolizei erfragt werden. Keines der Fahr- den riesigen Rauchpilz sah. Oder der Hüthumer zeuge war mit Funk ausgestattet, auch Hand- Kamerad Ludger Sprungmann der Schicht bei funkgeräte waren nicht vorhanden.

November 2015 FEuErwEHrCHrONIK 173 ten an dem Steiger angelegt, wovon das Motor- boot “Kobota“ (mit Baumwolle beladen) noch brannte, während Kleinbrände auf den anderen Schiffen von den Besatzungen gelöscht waren. Von dem ausgelaufenen Benzin des Tankers „Diamant“ war eine etwa 1.000 qm große Was- serfläche in Brand geraten.“

In erster Linie wurde die Brandbekämpfung mit- tels Schaum durchgeführt, später als das Schaummittel zur Neige ging, aber auch zwi- schendurch mit Wasser. Erforderliches Schaummittel musste aus der Umgebung he- rangeschafft werden, da die eigenen Vorräte nicht ausreichten. Bisher geht aus den Akten nur hervor das Schaummittel von der Feuer- wehr Wesel, aus dem Kreis Kleve und von der Vorbereitungen zum verladen der Tragkraftspritze BP--Raffinerie Bucholtwelmen zur Verfü- Als die Kräfte vor Ort ankamen musste impro- gung gestellt worden war, andere Quellen sind visiert werden. Die Personenrettung, bis auf nicht aufgeführt. Das Feuer erlosch nie ganz den Schiffsführer der MS „Vaarwel II“, war be- bzw. entfachte sich immer wieder neu. Dort wo reits so gut wie abgeschlossen. Die brennen- die beiden Schiffe lagen bestand kaum Gefahr den Schiffe, bzw. der Schwerpunkt der Brand- für die Umgebung. Trotz massiven Löschangrif- bekämpfung lag in der Strommitte und vom fen, auch später mit Hilfe des Duisburger Feu- Ufer nicht ohne weiteres zu erreichen. Die vor- erlöschbootes, gelang es erst nach über zehn handene Autofähre nahm das LF 25 der Emme- Tagen Feuer aus zu melden. Das Löschboot richer Wehr auf, zusätzlich die TS der Vras- konnte selbst am 22. Oktober wieder seine selter Wehr. Mit an Bord waren Kameraden Heimreise antreten. aller drei Wehren. Der Einsatz der Autofähre musste abgebrochen werden, es stellte sich he- raus, dass diese für eine solche Tätigkeit nicht geeignet ist. Sie ließ sich nicht so manövrieren wie gewünscht, die Strömung tat dabei ihr übri- ges. So galt es wieder zur Anlegestelle zurück- zukehren und das Fahrzeug und die TS wieder an Land zu bringen. Alternativ wurden mehrere Tragkraftspritzen auf einem Schlepper und einem Boot des Passkontrolldienstes Emme- rich verladen und von diesen aus mit der Brand- bekämpfung begonnen.

Kreisbrandmeister Kunz beschrieb in einem Be- richt vom 13. Oktober 1960 die Situation beim Eintreffen der Feuerwehr folgendermaßen: „Die Seefähre „Scarlett“, der Tanker „Diamant“ und das Motorschiff „Farwel II“ trieben brennend in der Mitte des Stromes. Im Wasser befanden sich zahlreiche Menschen, die von Booten der Wasserschutzpolizei, der Zollverwaltung sowie von Privatbooten gerettet wurden. 5 Schiffe hat-

174 November 2015 FEuErwEHrCHrONIK Friederich Kunz, Kreisbrandmeister des Kreises Rees zu dem Emmerich gehörte, leitete den Einsatz. Er hatte sein Amt erst kurze Zeit inne, zuvor war er Wehrleiter der Feuerwehr Emme- rich und dort wohnhaft, demzufolge sehr schnell am Ort des Geschehens. Die Wasserschutzpo- lizei forderte das nächstgelegene Feuerlösch- boot zur Unterstützung an, dieses lag im Duis- burger Hafen und war der Berufsfeuerwehr Duisburg angehörig. Es liegen die Tagesbe- richte des Löschbootes Duisburg vor, die aber einige Fragen aufwerfen. Um 15.24 Uhr finden wir den Eintrag: „Telef. Anruf von Reg.-Baurat Wassmuth: die Bereitschaft des FL1-Dbg wird aufgehoben. Einsatz für den Tankschiffbrand auf dem Rhein bei Wesel ist für Dbg. nicht mehr erforderlich.“ Es war bisher nicht zu erfahren wann das Feu- erlöschboot erstmalig in Alarmbereitschaft ver- setzt und warum es nicht direkt zur Einsatz- stelle beordert wurde. Um 19.38 Uhr erfolgte eine weitere Meldung: „Telef. Meld. Waspo Hauptwachm. Ertel: Tank- schiff in Emmerich bei Strom KM 857 brennt. Hilfe durch FL1 erforderlich.“ Sieben Minuten später rückte das Löschboot mit Kapitän Heider und Maschinist Bigge von der Duisburger Berufsfeuerwehr aus. Nach über fünf Stunden erreichte das Löschboot die Einsatzstelle, obwohl es zu Tal ging. Das Löschboot war schon in einem gewissen Alter und wurde für die Duisburger Hafenbereiche vorgehalten und war nicht für lange und Der Duisburger Hafenschlepper vor und nach dem Umbau zu einem Löschboot. schnelle Streckenfahrten konzipiert. Das eins- tige Schleppboot „Stadt Duisburg“ wurde be- 10.45 Uhr mit Wasser erfolgreich bekämpft wer- reits 1898 gebaut und 1952 zu einem Feuer- den, während mittschiffs immer noch der Ben- löschboot umgebaut. Zum Zeitpunkt des Ein- zinbrand loderte. Die Brandbekämpfung gestal- satzes war das Boot bereits 62 Jahre alt. Wäh- tete sich insgesamt als schwierig und zog sich rend den ganzen Tagen, an denen das Lösch- über mehrere Tage hin. Am 12. Oktober kam es boot vor Ort war, war dieses immer nur mit zwei zu einer erneuten Explosion, in deren Folge Feuerwehrmännern besetzt. beide Tanks brannten.

Bereits in der ersten Nacht konnte um 3.23 Uhr Ein Zwischenbericht des Kreisbrandmeisters von der Löschbootbesatzung gemeldet werden, Kunz, Kreis Rees, vom 13. Oktober 1960 sagt dass das Tankschiff abgelöscht ist. Da das auszugsweise folgendes aus: „Das mit Baum- Schaummittel verbraucht war, konnte kein wolle beladene Schiff wurde von der FF Emme- Schaumteppich darübergelegt werden. Nach rich sofort abgelöscht. Das LF 25 der FF einer Explosion im Maschinenraum brach der Emmerich und 1 TS 8 der FF Vrasselt wurden Brand erneut aus und griff auf das ganze Schiff auf die Wagenfähre gebracht mit dem Auftrag, über. Der Brand im Maschinenraum konnte um den Tanker „Diamant“ abzulöschen. Wegen der

November 2015 FEuErwEHrCHrONIK 175 großen Hitzeentwicklung und der ungenügen- dieses kann heute nur vermutet werden. Hier den Wendigkeit der Wagenfähre war es nicht ist auch eine Aussage von KBM Derwahl inte- möglich, kurz genug an den Brandherd zu ge- ressant, der in einem Schreiben an den Be- langen, um wirkungsvolle Löschmaßnahmen zirksbrandmeister folgendes ausführt: „… Ab- durchzuführen. … Sämtliche anwesenden Feu- schließend stelle ich fest, daß der beste Wille erwehrmänner haben sich bei der Brandbe- der Löschmannschaften nichts hilft und nicht kämpfung selbstlos mit aller Kraft eingesetzt. helfen kann, wenn die für einen solchen Brand Bei der Brandbekämpfung machte sich der vorhandenen Löschmittel völlig unzureichend Mangel an Schaumlöschmittel stark bemerkbar. sind.“ Das Löschmittel mußte in der Nacht noch aus dem Kreis Kleve und von der BP-Ruhr- Die Frage warum das Löschboot erst so spät Raffinerie Bucholtwelmen beschafft werden. angefordert worden ist, wird erst später beant- Ferner würde eine Funksprechanlage bedeu- wortet. Bis gegen 19 Uhr hatte man noch die tend zur Erleichterung des Einsatzes beigetra- Überzeugung, dass der Brand mit den vorhan- gen haben.“ denen Kräften und Mitteln beherrschbar ist. Als aber nach 19 Uhr der Wind stark auffrischte, Neben dem Duisburger Feuerlöschboot stand wurde durch ihn eine Verpuffung der Benzin- auch immer eine Gruppe (1/8, später 1/4) der dämpfe begünstigt, so dass beide Schiffe (Dia- Emmericher Wehr in Wachbereitschaft. Die mant und Tina Scarlett) wieder in Brand ge- Hüthumer und Vrasselter Wehr wurden nach rieten. Das Feuerlöschboot benötigte über fünf dem ersten Tag bereits aus dem Einsatz entlas- Stunden Fahrt und erreichte die Einsatzstelle sen und nicht wieder eingebunden. Die Bereit- gegen 00.15 Uhr. schaft des Feuerlöschbootes an der Einsatz- stelle endete am 22. Oktober 1960 um 18.05 Wie gefährlich der Brand für die eingesetzten Uhr, also 15 Tage nach der Schiffskatastrophe. Feuerwehrangehörigen war, zeigt das Zitat vom 13. Oktober 1960 aus der „Rheinischen Post“ Auf der linken Rheinseite, waren die Feuerweh- auf. „Gefährlich aber ist auch heute noch die Ar- ren des Kreises Kleve in Stellung gegangen. beit der Feuerwehrleute. Oberbrandmeister Bis- Hier erfolgte die Alarmierung, laut dem Bericht selik und seine Männer können ein Lied davon des Kreisbrandmeisters Derwahl, erheblich singen: Sie versuchten mit einem Boot der Paß- später. Der KBM erhielt, durch die Feuerwache kontrolle vom Hüthumer Ufer her an den bren- Kleve, erst um 14.30 Uhr die Unfallmeldung. nenden Tanker „Diamant“ heran zu kommen. Sofort ordnete er die Alarmierung der FF Kleve Aber die Strömung war so stark, daß das Boot an und für die FF Griethausen wurde Alarmbe- es nicht schaffte. Der zweite Versuch von der reitschaft angeordnet. Der linksrheinische Ge- Spycker Seite her, an den „Diamant“ heranzu- fahrenschwerpunkt lag bei den Öl Werken kommen, gelang, und das Feuer konnte zu- Spyck, die brennenden Schiffe lagen etwa nächst gelöscht werden. Aber die Wehrmänner 100m oberhalb des Werkes. Da die brennen- und das Boot waren kaum 50 Meter vom Tan- den Schiffe in Höhe des Öl Werkes auf die rechte Rheinseite gezogen werden konnten, bestand für die linksrheinische Seite keine Ge- fahr mehr. Gegen 19 Uhr rückten die letzten linksrheinischen Kräfte wieder zu ihren Stand- orten ab.

Die Feuerwehren hielten zur damaligen Zeit nicht so viel Schaummittel vor, wie für einen sol- chen Einsatz benötigt würde. Mit zu jeder Zeit genügend Schaummittel, wäre es eventuell Die Hüthumer Tragkraftspritze die bei der Schiffska- möglich gewesen den Brand früher zu löschen, tastrophe im Einsatz war (Foto: Frank Kersten)

176 November 2015 FEuErwEHrCHrONIK ker entfernt, als nach einer heftigen Explosion mit vier Fahrzeugen eingesetzt. Wenn heutzu- eine Stichflamme in den Himmel schoß, und tage eine solche Schiffskatastrophe bei einer der Rhein wiederum im Umkreis um den Tanker Feuerwehrleitstelle gemeldet wird, wäre der in hellen Flammen stand. Nur um Haaresbreite Kräfte- und Materialansatz um ein erhebliches entgingen die sechs Feuerwehrmänner und der höher als damals. Bootsführer dem Tode.“ Zuerst kommt Willi Evers vom Löschzug Vras- Die Werkfeuerwehren der Öl Werke Germania selt zu Wort. Das Gespräch mit ihm fand am 29. in Emmerich und der Spycker Öl Werke waren Januar 2015 statt. Er zeigte mir dabei auch alte vorsorglich von der Wasserschutzpolizei alar- Filmaufnahmen der Schiffskatastrophe. miert worden und standen mehrere Tage in Alarmbereitschaft. Herr Evers welche Fahrzeuge standen den ein- Einem Einsatzbericht des Kreisbrandmeisters zelnen Wehren beim Einsatz zur Verfügung? Kunz (Kreis Rees) entnehmen wir, dass die Ein- In Vrasselt hatten wir ein LF 8 auf Opel Blitz, satzzeit inklusive der Brandwachen 2.901 Stun- wohl Baujahr 1950. Knapp ein Jahr vor der den betragen haben. Verbraucht wurden bei Schiffskatastrophe hatten wir 1959 einen neuen dem Einsatz ca. 5.000 kg Schaummittel. Seine Tragkraftspritzenanhänger erhalten. Beim Fahr- Kernaussage war in dem Bericht, dass er eine zeug aus Hüthum bin ich mir jetzt nicht ganz si- Stationierung eines Feuerlöschbootes in Em- cher, aber es müsste auch ein LF 8 gewesen merich fordert. Ihm war zu diesem Zeitpunkt sein. Die Emmericher Wehr, welche auch grö- nicht bewusst, dass diese Forderung so schnell ßer war, hatte ein LF 25 (Langhauber) und ein umgesetzt werden würde. LF 8 vermutlich auch auf Opel Blitz.

Zeitzeugen Wo waren Sie als das Unglück geschah? Mehrere Zeitzeugen der Feuerwehren Hüthum Ich war in Emmerich selbst als ich dort, fast zeit- und Vrasselt sollen hier zu Wort kommen. Zwei gleich, die Sirenenalarmierung hörte und die ehemalige Einsatzkräfte der Emmericher Wehr Rauchsäule sah bzw. vorher die Explosion konnten aus Gesundheitsgründen nicht befragt hörte. Allerdings war ich noch bis 14 Uhr in der werden. Die Aussagen spiegeln zum Teil die Taufabrik auf Schicht. Nach Schichtende bin ich Dramatik und den Einsatz des eigenen Lebens, sofort zum Rhein gefahren und sah das Un- aber auch die Schwierigkeiten mit dem wenigen glück mit eigenen Augen, zudem waren meine vorhandenen Material klar zu kommen, wider. Kameraden bereits im Einsatz. Zur Erinnerung, es waren nur drei Löschzüge Wie verliefen Ihre ersten Bemühungen zu hel- fen? Unser Fahrzeug kam von Vrasselt und wurde zum Fähranlieger geleitet. Dort verlud man neben dem LF 25 der Emmericher Wehr auch unseren TSA auf die Autofähre. Der Kapitän konnte die Fähre jedoch nicht vernünftig manö- vrieren, zudem hatte er Angst nicht rechtzeitig vor dem Feuer halten zu können. So blieb ihm nichts anderes übrig als wieder zum Fähranlie- ger zurückzukehren.

Wie haben sie auf diese Hindernisse reagiert? Am Ufer legte ein kleineres Boot an und nahm unsere Kameraden auf. Unsere TS wurde am Artur Tinnemeyer der bereits zu Wort kam und für Kai heruntergelassen. Bei dieser Aktion riss ein seine Rettungstaten die Rettungsmedaille erhielt. Seil, die TS konnte aber gerade noch so eben

November 2015 FEuErwEHrCHrONIK 177 gehalten werden. Nach dem Verladevorgang Wo waren sie zum Unglückszeitpunkt? fuhren wir zur „Diamant“ um die Brandbekämp- Reintjes: Ich hatte die Sirene gehört, konnte fung aufzunehmen. Schaummittel hatten wir an aber nicht weg. Meine Schicht bei dem Öl Wer- Bord. Fünf Brandstellen waren auf dem TMS ken Germania ging noch bis 14 Uhr, erst dann „Diamant“ zu erkennen, vier konnten von uns konnte ich los. Bin dann sofort zum Rhein ge- gelöscht werden. Mittschiffs war es nicht zu lö- fahren. schen, zudem war der Schaumvorrat zu Ende. Sprungmann: Ich war auf Montage in Hüthum Auf der Klever Rheinseite standen die linksrhei- als ich die Sirene hörte. Bin sofort los zum Feu- nischen Feuerwehren in Alarmbereitschaft, erwehrhaus. brauchten aber nicht einzugreifen. Wolff: Ich stand mit dem LKW auf dem Firmen- gelände in Emmerich. Mein Chef hatte die Hüt- Wann war für die Vrasselter Wehr Einsatz- humer Feuerwehrsirene gehört. Er hat mich ende? sofort losgeschickt, mit dem Motorroller sauste Dadurch dass der Schaumvorrat zur Neige ich zum Feuerwehrhaus. ging, konnte keine effektive Brandbekämpfung mehr durchgeführt werden. Zudem war das Womit rückte die Löschgruppe aus und wie er- größte Flammenmeer beseitigt. Der Kreis- hielten Sie den Einsatzbefehl? brandmeister erließ uns später aus dem Ein- Wir konnten mit einem voll besetzten LF 8 mit satz. TSA von Ziegler ausrücken. Unser Brandmeis- ter wurde telefonisch über den Einsatzort und Ist die Vrasselter Wehr später noch einmal ein- die Schadenslage informiert. Allerdings war für gesetzt worden? uns eine Alarmierung in einen Nachbarort Für uns war am ersten Abend komplett Einsatz- schon eine gewisse Seltenheit. ende. Ich war damals 22 Jahre alt und Feuer- wehrmann und kann mich nur noch darin er- Wo wurden Sie zuerst eingesetzt? innern, dass wir noch unsere Gerätschaften Als wir ankamen stand eine riesige schwarze einsatzbereit gemacht hatten. Das weitere Ein- Wolke über dem Wasser, es sah aus als würde satzpersonal und auch die Brandwachen stell- das Wasser brennen. Zuerst wurden wir am ten ausschließlich die Kameraden der Emme- Kribbenkopf eingesetzt. Dort galt es, die sehr richer Wehr. schwere TS (DKW), auf ein Zoll- oder Pflanzen- schutzboot zu verladen. Die Art des Bootes wis- In einer Runde saß ich am 12. März 2015 mit sen wir nach dieser langen Zeit nicht mehr Wilhelm Reintjes, Ludger Sprungmann und genau. Heinz Wolff vom Löschzug Hüthumer-Borghees zusammen. Alle drei haben das Unglück haut- Wie verlief der Einsatz weiter? nah miterleben dürfen bzw. müssen und gaben Ein oder zwei Hüthumer waren mit auf dem gerne Auskunft. Boot, welches von den Emmericher Kameraden besetzt war. Wir mussten uns durch den Rauch durchkämpfen, Atemschutz hatten wir zur da- maligen Zeit noch nicht. Wir konnten unter an- derem ein B-Rohr zur Brandbekämpfung vor- nehmen. Da kein Schaummittel vorhanden war mussten wir uns mit purem Wasser behelfen.

Waren auch niederländische Einsatzkräfte vor Ort? Außer den Wehren von Emmerich, Hüthum und Vrasselt waren bis zum Abend keine weiteren v.l.n.r.: Der Autor, Heinz Wolff, Ludger Sprungmann und der vor kurzem leider verstorbene Willi Reintjes Kräfte eingebunden. Auf der linksrheinischen (Foto: Frank Kersten) Seite standen Feuerwehreinheiten in Bereit-

178 November 2015 FEuErwEHrCHrONIK schaft, diese griffen aber nicht ein. Von nieder- ländischer Seite haben wir bis zum Anbruch der Nacht keine Kräfte wahrgenommen. Aber auch später war nie die Rede davon, dass Kamera- den von jenseits der Grenze im Einsatz waren oder im Grenzbereich in Bereitschaft standen.

Welche Eindrücke hatten Sie sonst noch? Der Emmericher Uferbereich war von Schau- lustigen gut gefüllt. Dieses Ereignis sprach sich natürlich schnell herum und war weithin sicht- bar. Immer mehr Menschen strömten zusam- Josef Amting und Willi Evers mit der Ehrenurkunde (v.l.n.r.) men, teilweise sogar mit Kleinkindern. Die Menschen waren sich der großen Gefahr nicht Was geschah weiterhin? bewusst, es hätte noch viel schlimmer ausge- Nach einer Besprechung der Führungskräfte hen können. wurde unsere TS auf ein kleineres Boot verla- den um von dort einen erneuten Löschangriff Mit einem weiteren Kameraden der Vrasselter zu starten. Währenddessen hatte ein anderes Wehr, Josef Amting, sprach ich am 19. Februar Schiff die „Diamant“ und die „Tina Scarlett“ aus- 2015. einandergezogen, danach liefen sie auf Grund.

Herr Amting wie und wann haben sie von dem Wie gestaltete sich der Löschangriff? Unglück erfahren? Wir, von der Vrasselter Wehr, wurden zur Ich war auf dem Weg zur Arbeit, zur Firma Oel- Brandbekämpfung am TMS „Diamant“ einge- werke Noury & van der Lande, welche am teilt. Die Emmericher Wehr war auf ein anderes Rhein ihre Firmengebäude stehen hatte. Auf Boot mit auf dem Rhein zur Brandbekämpfung dem Weg dorthin habe ich bereits einen riesi- im Einsatz. Die Brandbekämpfung gestaltete gen Rauchpilz gesehen. Daraufhin habe ich die sich insofern schwierig, weil nicht genügend Fahrt zur Arbeitsstelle unterbrochen und bin so- Schaummittel vorrätig war. Dieses wurde unter fort zum Rhein gefahren und habe dort er- anderem aus Wesel herangeholt. Die mittlere schreckt feststellen müssen, dass auf diesem Kammer des Tankschiffes brannte aus. Mit zu- ein Flammenmeer war. nehmender Dunkelheit wurden die Wehren aus Hüthum und Vrasselt wieder zu ihren Standor- Was geschah dann? ten gesandt, nur die Emmericher Kameraden Am Rhein habe ich den Kreisbrandmeister ge- blieben vor Ort. sehen und mich bei ihm gemeldet. Er hat mich nach Hause gesandt, damit ich bei einer Nach- War die Erleichterung nach dem Einsatz spür- alarmierung der Löschgruppe Vrasselt, welcher bar? ich angehörte, zur Verfügung stehe. Ja, ich war damals Oberfeuerwehrmann und erst 27 Jahre alt. Das war bis dahin mein größ- Ist denn die Löschgruppe Vrasselt zum Einsatz ter Einsatz gewesen. Wir waren mit 10 – 12 Ka- gekommen? meraden aus Vrasselt im Einsatz. Besonders Ja, die Löschgruppe Vrasselt wurde aktiv in den zu spüren war die Erleichterung und Dankbar- Einsatz eingebunden. Wir mussten zum Fähr- keit der Bevölkerung, dass ein noch größeres kopf fahren, dort wurde das LF 25 von Emme- Unheil verhindert wurde. Erschwerend war bei rich und unser TSA auf die Autofähre verbracht. diesem Einsatz, dass noch kein Fahrzeug mit Hier ergaben sich aber einige Schwierigkeiten, einem Funkgerät ausgerüstet war, es gab auch da die Fähre für solche Aufgaben nicht geeignet keine Handsprechfunkgeräte. Während des war. Sie musste mit uns zum Fähranleger zu- Einsatzes umkreiste ein Flugzeug aus den Nie- rückkehren. derlanden die Einsatzstelle, wohl um auf der

November 2015 FEuErwEHrCHrONIK 179 niederländischen Seite der Grenze Bericht zu vermehrten Verkehrs von Tankschiffen verbes- erstatten. Später erhielten wir eine öffentliche sern könne. Die dabei und vorher gemachte Er- Belobigung, zusätzlich zu dieser erhielten wir kenntnisse werden als Vorschläge an das 100 DM. Innenministerium weitergegeben.

Feuerlöschboote Weitere Personen und Behörden, wie der Em- Nach dieser Schiffskatastrophe wurden die mericher Stadtdirektor Dr. Weyer unterstrichen Stimmen wieder laut, die auf dem stark befah- die Forderung nach einem Löschboot für Em- renen Rhein, die Stationierung von Feuerlösch- merich. In der Fachzeitschrift „Brandschutz“ booten forderten. Das Unglück am 7. Oktober veröffentlichte Oberregierungsrat W. Fritz, aus 1960 war nicht der erste schwere Unfall der dem Innenministerium NRW, im Mai 1961 einen Menschenleben und hohe Sachwerte gefordert Artikel über „Das Schiffsunglück bei Emmerich“. hat. Bereits 1895 kamen bei einer schweren Er erläutert in diesem Artikel die Abläufe der Explosion auf dem Rhein bei Kleve 13 - 14 Einsatz- und Folgemaßnahmen des Havarie Menschen ums Leben. Die Explosion ereignete Geschehens. Dann geht er näher auf den zu- sich als 175 Tonnen Dynamit auf sechs Binnen- künftigen Brandschutz auf den Wasserstraßen schiffe verladen werden sollten. Durch die Ex- in Nordrhein-Westfalen ein. „Die Schiffskata- plosion gerieten alle Schiffe in Brand und san- strophe bei Emmerich hat gezeigt, daß das ken. Viele weitere Havarien standen Pate für Löschboot der Berufsfeuerwehr Duisburg, des- die Diskussion um die Anschaffung von Feuer- gleichen auch die bei den Berufsfeuerwehren löschbooten. In Nordrhein-Westfalen liegen 226 Köln und Düsseldorf vorhandenen Löschboote km Rheinstrom, dazu kommen noch die Hafen- infolge ihres Alters von 40 bis 60 Jahren und anlagen. ihrer geringen Geschwindigkeit für überörtliche Einsätze nicht geeignet sind. Es ist daher be- Schnell nahm sich die Presse der Problematik absichtigt, an den Hauptgefahrenpunkten des der mangelnden Sicherheit auf dem Rhein an. Schiffsverkehrs auf dem Rhein und den Bereits in der Ausgabe vom 10. Oktober 1960, dort vorhandenen freiwilligen Feuerwehren also drei Tage nach dem Unglück, war in der kleine Schuten mit Außenbordmotoren und „NRZ“ folgende Forderung zu lesen: „Es ist un- Tragkraftspritzen mit erhöhter Wasserleistung verständlich und unverantwortlich, Tanker mit zur Verfügung zu stellen, mit denen der erste anderen Schiffen gemischt unmittelbar vor dem Löschangriff bei Bränden auf Schiffen eingelei- dicht besiedelten Stadtkern ankern zu lassen. tet werden kann. Der Schwerpunkt der Brand- Unverständlich ist es aber auch, daß in Emme- bekämpfung auf Wasserstraßen liegt bei rich, das täglich von rund 500 Schiffen passiert großen, schnellen und leistungsfähigen Lösch- wird und wo im Durchschnitt 50 bis 70 Schiffe booten, die in tragbaren Zeiten die Unfallstelle übernachten, kein Löschboot stationiert ist. erreichen müssen. Die Sicherung einer wirksa- Mußte erst das Kind in den berühmten Brunnen men Löschhilfe über ihren eigenen Bereich hi- fallen, um die Notwendigkeit eines solchen naus kann den Städten nicht zugemutet wer- Bootes auch im Interesse der Emmericher Be- den. Sie ist eine überörtliche Aufgabe des Lan- völkerung als vordringlich herauszustellen?“ des, das diese Boote beschaffen muß.“

Bei einer Pressekonferenz am 12. Oktober Die drei großen Rheinanliegerstädte Köln, Düs- 1960 sicherte Nordrhein-Westfalens Innenmi- seldorf und Duisburg sollten große leistungsfä- nister Dufhues zu, dass die Stationierung eines hige Feuerlöschboote erhalten, die auch für Feuerlöschbootes im Emmericher Hafen ge- überörtliche und Katstropheneinsätze gedacht prüft werde. Der Leiter der Wasserschutzpolizei sind. Für die in Nordrhein-Westfalen gelegenen NRW Kirchhoff erläuterte in der gleichen Pres- Kanäle war angedacht, Schiffsbrände vom Ufer sekonferenz, dass man schon vor Wochen bei aus zu bekämpfen. einer Spezialübung geprüft habe, wie man den Brandschutz auf dem Rhein angesichts des Mit Schreiben vom 9. Februar 1961 beauftragt

180 November 2015 FEuErwEHrCHrONIK der Innenminister des Landes NRW den Direk- Ausrüstung: 1 Feuerlöschkreiselpumpe mit ei- tor der Wasserschutzpolizei, die Vorarbeit für ner Leistung von 4.000 – 5.000 l/min. bei einer die Beschaffung von Schuten für Feuerlösch- manometrischen Förderhöhe von 80 bis 100 m zwecke durchzuführen. „Zur Beurteilung der WS. feuerschutztechnischen Ausrüstung bitte ich, 1 Kreiselpumpe zum lenzen, Leistung etwa den Brandamtmann Schütz von der Landesfeu- 6.000 l/min. erwehrschule Münster und den Leiter der Be- Ein Motor muß jederzeit für Fahrmanöver ein- rufsfeuerwehr der Stadt Köln, der sich hierzu gesetzt werden können. bereit erklärt hat, zuzuziehen.“ Mit der Einbe- 2 festeingebaute Wasserwerfer, Leistung etwa ziehung von Brandamtmann Schütz und dem 2.000 l/min. Leiter der Berufsfeuerwehr Köln war gewähr- Einer der Wasserwerfer ist so auszubilden, daß leistet, dass feuerwehrtechnische Belange aus- eine Schaumabgabe von 1.600 l/min. möglich reichend berücksichtigt werden. Dieses war ist. vom Innenministerium vorausschauend ge- 6 Anschlüsse für B-Druckschläuche; 4 A-Saug- plant. schläuche; 2 Verteiler B auf 2 C-Anschlüsse; 4 B-Strahlrohre (Mehrzweckrohre); 2 Zumischer; Es war vorgesehen, vorerst sieben Feuerlösch- 2.500 kg Schaumbildner; 3 Preßluftatmer; 1 schuten anzuschaffen. Diese sollten in Bonn, Sauerstoffbehandlungsgerät; 1 großer Sanitäts- Emmerich, Krefeld, Minden, Rees, Wesel und kasten; 4 P 2 – Handfeuerlöscher Wesseling stationiert werden. Mit den drei gro- Radar- und Funkanlage; Arbeitsstellenschein- ßen Löschbooten, wären dann zehn Feuer- werfer löschboote in Nordrhein-Westfalen im Einsatz. Löschpumpen und Lenzbetrieb müssen für 10 Neun davon am Rhein und eins an der Weser Stunden Vollast geeignet sein. bei Minden. Eine weitere wichtige Information lieferte das In- Die Feuerlöschboote sollten mit 1/5 besetzt nenministerium mit Schreiben vom 17. April werden. Die Wasserleistung war bei den klei- 1961: „Die Kosten für die Beschaffung der nen Löschbooten mit 1.600 Liter pro Minute bei Löschboote werden vom Lande übernommen. acht bar angegeben, während die großen Die Boote bleiben Eigentum des Landes, ste- Boote 4.000 – 5.000 Liter pro Minute liefern soll- hen der Stadt aber für alle örtlichen Einsätze ten und mit Wenderohren, Schaumanlage, und Übungen zur Verfügung unter der Voraus- Funk und Radar ausgestattet sein sollten. Eine setzung, daß die Stadt die Unterbringung, Be- Geschwindigkeit von etwa 35 bis 40 km/h setzung und Unterhaltung der Boote sowie die stromauf wurde gefordert. Wartung der Ausrüstung übernimmt. Einsätze im überörtlichen Bereich und bei Katstrophen Die kleineren Löschboote sollten (Stand behalte ich mir vor.“ 09.02.1961) folgende Ausrüstungen erhalten: je 1 Wenderohr für Wasser und Schaum mit Die Unterhaltungs- und Personalkosten waren eingebautem Zumischer; 2 B-Anschlüsse für dagegen von den Städten und Gemeinden, bei Schläuche; 1 Verteiler B auf 2 C-Anschlüsse; 1 denen Feuerlöschboote stationiert sind, zu tra- B-Strahlrohr für Vollstrahl; 2 C-Mehrzweck gen. Strahlrohre; 2 B-Schläuche; 8 C-Schläuche; 1 B-C Übergangsstück; 2 Kupplungsschlüssel; Der Innenminister des Landes Nordrhein-West- 300 kg Schaummittel; 1 Schaumrohr für 400 l falen verfügte, dass für die Ausbildung von je pro Minute; 1 Zumischer. drei Bootsführern ein Kurzlehrgang an der Lan- desfeuerwehrschule in Münster vom 18. bis Für die großen Feuerlöschboote (Stand zum 20. Dezember 1961 stattfindet. Dieser 17.04.1961) werden folgende feuerschutztech- Kurzlehrgang galt für die Bootsführer der klei- nischen Anforderungen gestellt: nen und großen Löschboote, welche im Jahr Besatzung: 1 Führer, 5 Mann 1962 bzw. 1963 geliefert werden sollen. Eine

November 2015 FEuErwEHrCHrONIK 181 praktische Ausbildung der Bootsführer erfolgt Die Rheinwerft Mainz-Mombach baute die gro- durch die Wasserschutzpolizei im Verlaufe des ßen Feuerlöschboote. Deren Auslieferung Winters. (Stand 09.01.1963) war für Köln am 15. Feb- ruar 1963, für Duisburg am 15. April 1963 und für Düsseldorf am 15. August 1963 anvisiert. Diese Auslieferungs- bzw. Indienststellungster- mine konnten allerdings nicht gehalten werden.

Dass die Bereitstellung der Feuerlöschboote durch das Land Nordrhein-Westfalen aufgrund der Gefährdung auf der Wasserstraße Rhein vonnöten war, zeigt auch ein Bericht von Bran- damtmann Josef Schütz. Der Leiter des Tech- nischen Überwachungsdienstes an der Landes- Oben das kleine Emmericher Löschboot und unten feuerwehrschule in Münster verfasste den Be- das große Kölner Löschboot. richt „Brandschutz auf Wasserstraßen“ im März 1963 in der Zeitschrift „Der Feuerwehrmann“. Josef Schütz war auch maßgeblich an der Kon- zeption der Löschboote beteiligt. In seinem Be- richt führt er aus, dass nach Mitteilung der Wasserschutzpolizei Duisburg, täglich etwa 600 Fahrzeuge die deutsch / niederländische Gren- ze passieren. Der Anteil von Tankschiffen liegt dabei bei rund 200 Fahrzeugen.

Er führte auch aus: „Um das Bild abzurunden und die Notwendigkeit eines modernen Brand- Mit Schreiben vom 12. Juli 1962 fragt die Ge- schutzes auf den Wasserstraßen zu untermau- meindeverwaltung Wesseling an, wo das Boot, ern, sei abschließend erwähnt, daß in NW allein welches noch nicht geliefert ist, untergebracht 1960 899 Unfälle und 1961 1.009 Unfälle zu werden soll. Bootshallen sollen dafür genutzt verzeichnen waren. Also nicht nur die Schiffs- oder neu gebaut werden. Auch hier war wieder unglücke der Seefähre „Tina Scarlett“ und des die Wasserschutzpolizei beratend tätig. Nach mit Karbid beladenen Küstenmotorschiffes Mitteilung des Innenministeriums werden am „Barbara“ waren die Ursache, daß die Landes- 23. Oktober 1962 bei der Schleß-Werft die ers- regierung mit dem Parlament schnellstens han- ten zwei kleinen Feuerlöschboote abgenom- deln ließ.“ men und den Gemeinden Emmerich und Wesseling übergeben. Sein Bericht beinhaltet auch, dass zwei kleine Feuerlöschboote in Emmerich und Wesseling Im Großen und Ganzen empfanden die Kom- und ein großes in Köln mittlerweile in Dienst ge- munen die Bereitstellung von Feuerlöschbooten stellt worden sind. Nach und nach konnten durch das Land Nordrhein-Westfalen als positiv. auch die anderen Löschboote ihren Betrieb auf- Doch kamen mehrfach auch Bedenken auf, be- nehmen. sonders aus der damaligen Gemeinde Wesse- ling. Hier fürchtete man die laufenden Betriebs- Auszeichnungen kosten, die nach Meinung des Gemeinderates Beim schweren Schiffsunglück, bei dem bei der nicht unerheblich sein dürften. Zudem sollte die Rettung zahlreiche Menschen ihr Leben für an- Gemeinde auch noch die Erstellung und die dere in nicht unerhebliche Gefahr gebracht Unterhaltung der Bootshalle übernehmen, wel- haben, sollte dieses mit einer Auszeichnung ho- che das Innenministerium forderte. noriert werden. In mehreren Sitzungen wurden

182 November 2015 FEuErwEHrCHrONIK Vorschläge erarbeitet, die sich in zwei Katego- rien aufteilten. Dieses waren Auszeichnungen folgender Art: Rettungsmedaillen und Öffentli- che Belobigungen. Mit zu den mit Rettungsme- daillen ausgezeichneten Personen, gehört auch Artur Tinnemeyer, der hier bereits zu Wort kam. Insgesamt wurden zehn Personen mit der Ret- tungsmedaille ausgezeichnet, davon sechs aus Emmerich und vier aus den Niederlanden.

Öffentliche Belobigungen erhielten unter ande- ren Josef Amting, Willi Evers, Wilhelm Reintjes, Ludger Sprungmann und Heinz Wolff, die sich auch dankenswerterweise als Zeitzeugen zur Verfügung stellten. Damit sollte der gefahrvolle Einsatz der Wehrmänner gewürdigt werden.

Die Verleihungen erfolgten am 25. Januar 1963, damit war das Kapitel der Schiffskatastrophe al- lerdings noch nicht abgehandelt. Das Wrack der dänischen Hochseefähre „Tina Scarlett“ lag

November 2015 FEuErwEHrCHrONIK 183 immer noch in Höhe der Öl Werke Spyck auf Grund.

Nachbetrachtung Wie schon eingangs erwähnt soll die rechtliche Klärung der Schiffskatastrophe nicht behandelt werden. Zu viele Fakten standen im Raum und mussten berücksichtigt werden. Der Prozess um die Schuldfrage zog sich deshalb in die Länge. Diese Unklarheiten führten auch dazu, dass das Bergen und der Abtransport des Schiffswracks der Tina Scarlett so lange auf sich warten ließ. Ob nun menschliches und/ oder technisches Versagen zu diesem Unglück geführt hat, war für den Einsatzablauf nicht wichtig. Aber es hat wieder einmal gezeigt, wie auch schon einem Zeitungszitat entnommen wurde, dass das Kind wieder erst in den Brun- nen gefallen sein muss bevor etwas passiert. Ein Überbleibsel der Tina Scarlett, ausgestellt im Rheinmuseum Emmerich (Foto: Angela Damaschke). In diesem Falle war es dennoch erstaunlich wie Westfalen), Peter Snellen (Eindhoven), Ludger schnell die politischen Gremien reagierten, so Sprungmann (FW Emmerich – LZ Hüthum), dass bereits zwei Jahre später Feuerlösch- Artur Tinnemeyer (Emmerich), Bernd Wolf (BF boote zur Verfügung standen. Auch wenn diese Duisburg) und Heinz Wolff (FW Emmerich – LZ Wasserfahrzeuge nicht so häufig zum Einsatz Hüthum). kommen wie die Löschfahrzeuge an Land, so zeigt die Schiffskatastrophe auf, wie notwendig die Löschboote für die Sicherheit auf dem viel- befahrenen Rhein sind. ,17(51$72,1$/$662&,$7,212)),5($1'5(6&8(6(59,&(6

Dank Der Verfasser bedankt sich für die hervorra- gende Unterstützung bei der Erarbeitung des Themas bei Josef Amting (FW Emmerich – LZ Vrasselt), Thomas Brüggemann (BF Duisburg), Franz-Michael Burchart (Bezirksregierung Düs- seldorf), Angela Damaschke (), Miles Dolan (Dormagen), Willi Evers (FW Emmerich – LZ Vrasselt), Michael Haupt (BF Duisburg), Jörg Heimann (FW Emmerich – LZ Emmerich), Frank Kersten (FW Emmerich – LZ Hüthum), Herbert Kleipaß (Stadtarchiv Emmerich), Ge- rard Koppers (), Ramon van der     Maat (Wasserschutzpolizei NRW), Stephan 7DJXQJGHULQWHUQDWLRQDOHQ Neuhoff (BF Köln), Wilhelm Reintjes (FW Em- $UEHLWVJHPHLQVFKDIWIU)HXHUZHKU XQG%UDQGVFKXW]JHVFKLFKWHLP&7,) merich – LZ  Hüthum),    Dr.  Klaus   Schneider (Ver- YRQ±2NWREHULQ3ĜLE\VODY&=        band der Feuerwehren in NRW), Bernd UR]KRYRU\0H]LQiURGQtSUDFRYQtVNXSLQ\ 1 Schönfelder (Wasser- und Schifffahrtsamt Duis- SURKLVWRULLKDVLþĤDSRåiUQtRFKUDQ\SĜL&7,) burg), Judith Selter (Stadtarchiv Emmerich), Dr. Thomas Skrzek (Innenministerium Nordrhein-

184 November 2015 FEuErwEHrCHrONIK Aus dem Archiv der Feuerwehr Datteln von Peter Korte

s geschah im Dezember... verunglückter Mitmenschen widmet (CTIF 2013, Sanitäts- E u. Rettungsdienst bei den Feuerwehren, S. 45)

700 v. Chr. Hiskia, König von Juda, lässt zur Ver- 04.12.1895 Nach der letzten Vorstellung brennt in sorgung Jerusalems mit Trink- und Löschwasser eine der Nacht das Theatre Lyrique in Bukarest nieder (Thalia 531m lange Wasserleitung anlegen, die durch einen Fels- in Flammen, S. 274) tunnel verläuft (Hornung, Feuerwehrgeschichte) 12.12.1900 Die im Oberbergamtsbezirk 900 Die Gefährlichkeit der Feuerstätten verabschiedet neue Bergpolizeiverordnung enthält keine führt ab 900 vielerorts zu Verordnungen, die in den Abend- Regelung zur grundsätzlichen Einführung von Grubenret- stunden ein Löschen und Abdecken der in den Häusern tungsgeräten, weil es zu wenig geschultes Personal gibt befindlichen Feuerstellen vorschreiben (Magirus 1877, S. (Farrenkopf: „zugepackt – heißt hier das Bergmannswort“, 23 / Wolter, Die Freiw. Feuerwehren in Österreich und S. 68) Deutschland, S. 38) 01.12.1910 Gründung der BF Beuthen (Oberschle- 1420 In einer venezianischen Bilderhand- sien), ab 1945 aufgelöst, Polen (CTIF 2012, Entstehung schrift des Giovanni da Fontana sind auch Schläuche aus und Entwicklung von Berufsfeuerwehren, S. 34 / Feuer- Leder abgebildet, aus fell-langen Streifen gefertigt. Durch wehrchronik 6/2014 v. 30.11.2014) kurze Rohrstücke miteinander verbunden, sollen sie als bewegliche Wasserleitungen eingesetzt werden (Hornung, 21.12.1935 In Cardiff (Wales) bricht in einem Kauf- FF-Geschichte, S. 19) haus ein Großfeuer auf, das ein im Keller befindliches Lager an Feuerwerkskörpern explodieren lässt. Die Feu- 18.12.1650 11 Jahre nach dem letzten Großbrand erwehr muss sich zurückziehen – in der Folge wird auch werden im Städtchen Sendenhorst (NRW) erneut 52 Häu- die Zentralmarkthalle durch das Feuer vernichtet (Dattel- ser durch Feuer vernichtet (Chronik des Münsterlandes, ner Anzeiger v. 23.12.1935) S. 211) 29.12.1935 Ein großes Schadenfeuer vernichtet in Dezember 1720 Ausgehend vom Haus eines betrunke- Ooster Ringdijk (Niederlande) ein Bootshaus mit 32 Mo- nen Zimmermannes entsteht in Rennes (F) ein sechs torbooten und Segeljachten sowie 125 Booten. Der Sach- Tage wütender Stadtbrand, bei dem zwei Drittel der Stadt schaden beträgt 50.000 Gulden (Dattelner Anzeiger v. vernichtet werden. Die Stadt besitzt nur zwei Pumpen zur 30.12.1935) Brandbekämpfung und die Soldaten eines zur Hilfe her- beigerufenes Regiment beteiligen sich an Brandstiftung Dezember 1945 Wegen Mangel an persönlicher Ausrü- und Plünderung (Goudsblom, Die Entdeckung des Feu- stung lässt der Berliner Oberbranddirektor Feierabend ers, S. 189) Holzschuhe als Dienstschuhe einführen (bis 2/1946). Ge- sichtsmasken sind wegen der Unterernährung ihrer Träger 01.12.1865 Das Collegienhaus in Schwerin (Meck- nicht mehr normgerecht (Gläser 2012, „Wasser Marsch in lenburg-Vorpommern) brennt vollständig nieder (Brand- Ost-Berlin“, S. 242) wacht 3/1962 / Der Feuerwehrmann 12/1975) 03.12.1945 Wiederaufnahme des Schulbetriebes Dezember 1890 In Rüsselsheim wird die erste Opel-Fa- an der niedersächsischen Landesfeuerwehrschule in brikfeuerwehr als Freiwilligengemeinschaft gegründet Celle (CTIF 2014, Schulen und Ausbildungsstätten der (Feuerwehr Retten Löschen Bergen 3/2011) Feuerwehren, S. 296)

12.12.1890 Der Heilgehilfe J. Keim gründet eine 17.12.1960 Ein Passagierflugzeug der US-Luft- „Frankfurter Rettungsgesellschaft“, der sich der Rettung waffe rammt einen Turm der Münchener Paulskirche und

November 2015 FEuErwEHrCHrONIK 185 stürzt im Zentrum Münchens auf eine Straßenbahn. 52 Werkfeuerwehr sind im Einsatz. Brandursache: Brandstif- Tote und 25 Verletzte (Der Feuerwehrmann 5/1961 / tung. Sachschaden ca. 235 Mio. DM (Neuhaus 2014, Brandwacht 2/1961 / Feuerwehr Magazin 5/1984 / Notruf Feuer und Flamme, S. 271) 112, Bd. 1, S. 132) 31.12.2000 In Volendam bei Amsterdam (NL) ster- 21.12.1960 Der Bundesminister des Innern erlässt ben 10 Menschen bei einem Feuer in einem Lokal die Allgemeine Verwaltungsvorschrift über Gliederung, Stärke und Aufstellung des LSHD, die auch die Zustän- 01.12.2005 Ein mit brennender Zigarette einge- digkeit der Gemeinden regelt (Kupferschmidt, Einsatzfahr- schlafener Bewohner verursacht in einem Obdachlosen- zeuge im LSHD 1953 bis 1968, Bd. 1 / Neuhaus 2014, heim in Halberstadt ein Feuer, bei dem neun Männer bis Feuer und Flamme, S. 229) zur Unkenntlichkeit verbrennen (Recklinghäuser Zeitung v. 03.12.2005) 14.12.1970 Die bis dahin größte Mehlstaubexplo- sion im Kieler Nordhafen fordert 6 Todesopfer, 19 Schwer- 11.12.2005 Die Explosion von 20 Tanks eines verletzte und richtet einen Sachschaden von insgesamt Treibstofflagers in Hemel-Hempstead bei London fordert 45 Mio. DM an (Bürger gegen den roten Hahn, S. 97) 43 Verletzte, vier davon schwer. Die in Brand geratene, für den Flughafen Luton bestimmten 136 Mio. Liter Öl, Ke- 03.12.1975 Der 1950 gebildete Feuerwehrverband rosin und Benzin, verursachen eine 100m hohe Flammen- Nordrhein wird aufgelöst. Die Landesverbände Westfalen säule: 170 Feuerwehrleute bekämpfen 4 Tage lang das und Rheinland schließen sich in NRW wieder zu einem größte Feuer in der Nachkriegsgeschichte Europas. Die einzigen Landesfeuerwehrverband zusammen (Der Feu- Explosion war 60 km weit zu hören; Die Rauchwolken er- erwehrmann 3/2009). Auflösung des Westfälisch-Lippi- reichen in 500 bis 1000m Höhe den Norden Frankreichs schen Feuerwehrverbandes (150 Jahre Feuerwehrver- bände auf dem Gebiet von NRW, S. 64) 17.12.2005 Beim Brand eines Fachwerkhauses in Tübingen sterben zwei Feuerwehrmänner, weil eine 25.12.1980 Bei einem Brand einer Herstellungs- scheinbar massive Wand durchbrennt und das Feuer den firma von Verpackungs- und Kartonagematerial in Obert- Rückweg versperrt shausen entsteht ein Sachschaden von 20 bis 25 Mio. DM. Bekämpft wird er von der BF Offenbach und 10 Frei- 24.12.2005 Bei einem Wohnungsbrand in einem willigen Feuerwehren (112 Magazin für den Feuerwehr- neungeschossigen Mehrfamilienhaus in Köln-Mühlheim mann 2/1981, S:56) sterben drei Erwachsene und zwei Kinder an Rauchver- giftung (Recklinghäuser Zeitung v. 27.12.2005) 21.12.1985 Ein Brand im AGIP-Tanklager in Neapel verursacht einen Gesamtschaden von über 10 Milliarden 06.12.2010 Eine umgestürzte Halogenlampe setzt Lire (Notruf 112, Bd. 7, S. 11) in einem Würzburger Altenheim ein Bett in Brand. Der Zimmerbrand fordert fünf Tote (Heimbewohner) (Reckling- 09.12.1990 Gründungsversammlung des Landes- häuser Zeitung v. 11.12.2010 / Brandschutz 5/2011) feuerwehrverbandes Mecklenburg-Vorpommern e.V. in Potsdam (Feuerwehrchronik Nr. 2 v. 31.03.2011, S. 39 / 23.12.2010 Ein brennender Adventskranz verur- Festschrift 2004: 125 Jahre Landesfeuerwehrverband sacht in der historischen Altstadt von Konstanz ein Groß- Mecklenburg-Vorpommern e.V.) feuer mit über 5 Mio € Sachschaden an drei mittel- alterlichen Gebäuden. 20 Menschen werden obdachlos. 15.12.1990 Gründungsversammlung des Landes- Ein Großaufgebot der Feuerwehr verhindert in einer dra- feuerwehrverbandes Sachsen-Anhalt e.V. in Potsdam matischen Aktion im dicht bebauten Zentrum der Stadt (Feuerwehrchronik Nr. 2 v. 31.03.2011, S. 40) eine Brandkatastrophe (Recklinghäuser Zeitung v. 24.12.2010) 24.12.1990 Beim Brand des Regallagers der Klöck- ner-Humboldt-Deutz GmbH (KHD) werden 15.000m2 Hal- 28.12.2014 Vor Korfu gerät die griechische Adria- lenfläche und Büros vernichtet. 245 Feuerwehrleute der Fähre „Norman Atlantic“ mit 478 Passagieren an Bord aus BF Köln und Leverkusen, der Freiw. Feuerwehr und der unbekannter Ursache in Brand. Die schlecht organisierte

186 November 2015 FEuErwEHrCHrONIK Rettungsaktion – es gibt nur einen Notausgang - mit Hub- 14.01.1716 Verordnung des preußischen Königs schraubern dauert bei Windstärke 10 ca. 36 Stunden. Min- Friedrich Wilhelm über das „Umgehen mit Feuer und destens 10 Menschen kommen ums Leben (Recklinghäu- Licht“ (Der Feuerwehrmann 3/1971) ser Zeitung v. 29. u. 30.12.2014) 20.01.1716 Der Stadtrat von Köln beschließt erst- malig die Reinigung der Kamine, vor allem die der „Schnapsbrenner“ (Neuhoff 2014, Feuer und Flamme, Es geschah im Januar... Seite 34) 31.01.1721 Feuersbrunst in der Judengasse der 671 Kallinikos aus Helliopolis erfindet das Stadt Frankfurt am Main. 115 Häuser werden zerstört (Ef- byzantinische Kriegsfeuer (Mischung aus Schwefel, Stein- fenberger 1913, Die Welt in Flammen, S. 335 / Festschrift salz, Harz, Erdöl, Asphalt und gebranntem Kalk), dass aus 100 Jahre Kreisfeuerwehrverband der FF Frankfurt/Main Druckspritzen gegen den Feind geschleudert wird (Hor- 1979, S. 323) nung, FF-Geschichte, S. 17 / Lt. O. Ö. Landesfeuerwehr- verband: Entwicklung des Feuerwehrwesens, 2006 er- 01.01.1756 Als erste private Feuerversicherungs- findet er es 678 ) gesellschaft eröffnet in Hamburg die „Assecuranz-Com- pagnie für See-Risiko und Feuers-Gefahr“ ihren Ge- 1241 Die Bürger Breslaus (heute Wroczlaw, schäftsbetrieb (Feuerwehrchronik v. 30.9.2009) Polen) zünden während eines Tartareneinfalls ihre Stadt an, um sie nicht dem Feind ausliefern zu müssen (Effen- 23.01.1811 Gründung der „Brand-Assecuranz-An- berger 1913, Die Welt in Flammen, S. 55) stalt“ in Bayern. Sie nimmt am 1. Oktober ihre Tätigkeit auf. Aus ihr geht die Bayrische Landesbrandversiche- 1456 In Wien müssen die Rauchfänge städ- rungsanstalt hervor (Das Feuer hat zwei Gesichter, S. 88 tischer Gebäude ab 1456 regelmäßig kontrolliert werden / Feuerwehrchronik v. 30.09.2009 / Schamberger/Leupold (Wolter, Die Freiw. Feuerwehren in Österreich und 2015, Brandschutzgeschichte, S. 50) Deutschland, S. 38) Januar 1831 In Hamburg wird der Gesang der 16.1.1511 Eine schwere Eisflut verwüstet die Ost- Nachtwächter abgeschafft und durch ein einfaches Aus- küste von Ostfriesland sowie Oldenburg (Geschichte rufen der Stunden ersetzt (Gihl/Braun, Der große Ham- 6/2014, S. 43) burger Brand von 1842, S. 17

23.01.1556 Das schwerste bis heute bekannte Erd- 05.01.1836 Auf Betreiben des Oberpräsidenten von beben mit Zentrum bei Taiyüam in der Provinz Schansi Westfalen, Ludwig von Vincke, wird aus den bisher beste- (China) richtet in vielen Provinzen verheerende Schäden henden acht Bezirksfeuersozietäten Westfalens die an und fordert mindestens 255.000 Menschenleben (G- „Westfälische Provinzial-Feuer-Sozietät“ mit Sitz in Mün- Geschichte mit Pfiff 11/2005 / Geschichte 6/2014, S. 42) ster gegründet. Sie nimmt am 01.01.1837 ihre Tätigkeit auf (Westfälischer Heimatkalender 1953, S. 184 / Thor- 04.01.1661 Verheerende Sturmflut in den „Masch- mann, Feurio im Vest, S. 51 / Fischer, Chronik des Mün- Ländern“ incl. Hamburg (Feuerkasse Hamburg (2001): Es sterlandes 2003, S. 329) begann 1676, S. 29) 05.01.1836 In Koblenz wird die Rheinische Provin- 14.01.1711 Ein in der Judengasse ausgebrochenes zial Feuersozietät gegründet. Sie darf bis 1863 aus- Feuer äschert bis auf das Haus Rothschild beim sog. schließlich Gebäudeversicherungen anbieten, die über „Großen Judenbrand“ den gesamten jüd. Stadtteil in den Bürgermeister verkauft werden (Der Feuerwehrmann Frankfurt am Main ein (Effenberger 1913, Die Welt in 6-7/2011) Flammen, S. 331 / Festschrift 100 Jahre Kreisfeuerwehr- verband der FF Frankfurt/Main 1979, S. 32 / CTIF 2012, 27.01.1851 Per Verfügung wird die erste kommu- Entstehung und Entwicklung der Berufsfeuerwehren, S. nale deutsche Berufsfeuerwehr in Berlin gebildet – Be- 107 / Feuerwehrchronik v. 31.07.2013 Nr. 4, S. 98) schluss durch den Minister des Innern (Berlin 112, 3/94,

November 2015 FEuErwEHrCHrONIK 187 S. 18 / Gihl. Geschichte des dt. Feuerwehrfahrzeugbaus, 01.05.1935) legt u. a. die Zahl der Mitglieder einer jeden Bd. 1, S. 227 / Gihl, Feuerwehren unter Dampf, S. 11 / Grubenwehr fest (Farrenkopf: „Zugepackt – heißt hier das CTIF 2012: Entstehung und Entwicklung von Berufsfeu- Bergmannswort“, Geschichte der Hauptstelle für das Gru- erwehren, S. 23 u. 45 / Gründungsbeschluss lt. Feuer- benrettungswesen, S. 336) wehrchronik 6/2014 v. 30.11.2014 am 16.01.1851) 18.01.1916 Bei einem Großfeuer in Bergen (Norwe- Januar 1856 Aufstellung einer besoldeten Wehr gen) werden mehr als 600 Häuser zerstört (zwei Taler pro Mann/Jahr) in Mühlheim a. d. Ruhr (NRW) (Festschrift 60 Jahre Berufsfeuerwehr Mühlheim a. d. 01.01.1921 Die Fachzeitschrift „Feuer und Wasser“ Ruhr, S. 27 u. 33.) wird nach dem Tod des Herausgebers verkauft. Der „Feu- erschutz“ wird neues Organ des „Reichsvereins Deutscher 01.01.1866 Bei der Firma Friedrich Krupp AG in Feuerwehringenieure“ (RDF) rsp. der Berufsfeuerwehren Essen wird die erste Werkfeuerwehr (Betriebsfeuerwehr) (VFDB 2/1970 / Strumpf, Brandschutzgeschichte 1982, als Berufsfeuerwehr eingerichtet (Der goldene Helm, S. Offiziersvereinigungen der dt. BF, S. 13) 339 / Brandschutz 1/1961 / 110 Jahre Berufsfeuerwehr Essen 2004, S. 29 / Gihl, Geschichte des dt. Feuerwehr- 25.01.1921 In Bamberg schließen sich die Landes- fahrzeugbaus, Bd., 2, S. 296) vereine und Landesfrauenvereine des Roten Kreuzes zu- sammen und gründen das „Deutsche Rote Kreuz“ (CTIF 01.01.1866 Gründung der Londoner Berufsfeuer- 2013, Sanitäts- und Rettungsdienst bei den Feuerwehren, wehr als „Metropolitan Fire Brigade“, die die Londoner S. 41) Feuerwehrreinheit LFEEf und verschiedene private Brand- schutzdienste ablöst (Hornung, FF-Geschichte, S. 64 / 01.01.1926 Dienstaufnahme der BF Osnabrück Feuerwehrfahrzeuge der Welt 28/2004) (Niedersachsen) (CTIF 2012, Entstehung und Entwicklung von Berufsfeuerwehren, S. 35 u. 137 / Feuerwehrchronik 18.01.1871 Gründung der Freiwilligen Feuerwehr 6/2014 v. 30.11.2014) Münster (NRW) (Ewald, Die Geschichte der Feuerwehr- spritze bis 1945, S. 172 / Festschrift 125 Jahre FF Mün- 01.01.1931 Nach der Teilung des Schlesischen Pro- ster) vinzial-Feuerwehrverbandes in einen Niederschlesischen und Oberschlesischen Provinzialverband erscheint für die 29.01.1886 Der Karlsruher Ingenieur Carl Friedrich oberschlesischen Feuerwehren „Der Oberschlesische Benz meldet das erste Patent auf ein benzinbetriebenes Feuerwehrmann“ als eigenes Fachblatt (Feuerwehrchro- Fahrzeug an nik Nr. 6 v. 30.11.2010)

04.01.1891 Der Kölner Polizeipräsident verbietet 18.01.1931 In einem Kaufhaus in Istanbul geraten die Alarmierung der Feuerwehr zu Hauswasserrohrbrü- durch eine Unvorsichtigkeit vierzig Zelluloid-Spielfilme in chen (Neuhaus 2014, Feuer und Flamme, S. 85) Brand. Bei dem Großfeuer sterben 8 Menschen, 12 wer- den schwer verletzt (Der goldene Helm, S. 480) 23.01.1891 Bei einer Explosion in den Gruben der Zeche Hibernia in (NRW) sterben mehr als 12.01.1936 Erlass den IM zum Preußischen Gesetz 60 Bergleute (Farrenkopf, „zugepackt, heißt hier das Berg- über das Feuerlöschwesen von 1933 mit der Aufforde- mannswort“, S. 33) rung, dass alle außerpreußischen Länder sich anschlie- ßen (Paulitz, Historische Feuerwehren im Einsatz, S. 59 / 01.01.1906 Die Werk- und Grubenwehr der Gelsen- vfdb 2013, Zwischen Gleichschaltung und Bombenkrieg, kirchener Bergwerks-AG (Zeche Rheinelbe) wird aufge- S. 41 ff.) stellt (Brandschutz 1/1961). Auch bei Mannesmann wird eine Werkfeuerwehr gebildet (Brandschutz 1/1961 / Gihl, 13.01.1941 In Datteln (NRW) brennt eine Wohnba- Geschichte des dt. Feuerwehrfahrzeugbaus, Bd., 2, S. racke der Zeche Emscher-Lippe nieder. 20 ital. Bergleute 296) kommen dabei ums Leben, dazu viele Schwerverletzte. Die Brandursache bleibt unbekannt (Jahrbuch des Amtes, 01.01.1911 Die Bergpolizeiordnung (gültig bis 1939-1951 / Div. Presseberichte / Archiv der FF Datteln)

188 November 2015 FEuErwEHrCHrONIK Januar 1946 Im Januar und Februar Hochwasserka- 04.01.1966 Bei einer Brand- und Explosionskata- tastrophe in Münster (NRW); die Innenstadt wird mit Ret- strophe in der Erdölraffinerie „Rhônes Alpes“ in der Nähe tungsbooten der Feuerwehr versorgt (100 Jahre BF von Lyon finden 10 Angehörige der BF Lyon und sechs Münster, 2005) weitere Menschen den Tod, 70 Menschen werden verletzt. Es entsteht ein Sachschaden von 10 Mio. Francs (Bemer- 06.01.1946 In Düsseldorf wird der Deutsche Werk- kenswerte Brände und ihre Lehren, Die Roten Hefte 34, feuerwehrverband gegründet (150 Jahre Feuerwehrver- S. 21 / VFDB 1/1966) bände auf dem heutigen Gebiet von Nordrhein-Westfalen, S. 181) 02.01.1971 Im Fußballstadion „Ibrox-Park“ in Glas- gow (Schottland) sterben bei einem Tribüneneinsturz 66 12.01.1946 Die Alliierten verfügen mit der Kontroll- Menschen ratsdirektive Nr. 24 die Auflösung des ehem. Luftschutzes und seiner Organisationen und die Beseitigung sämtlicher 03.01.1976 Schwere Unwetter verursachen in verbliebener Luftschutzeinrichtungen (Kupferschmidt, Ein- Norddeutschland große Schäden: Deiche brechen, ganze satzfahrzeuge im Luftschutzdienst 1953 bis 1968) Ortschaften stehen unter Wasser (Unser Brandschutz 10/2002). Über Berlin fegen Windgeschwindigkeiten bis 01.01.1951 Die Deutsche Reichsbahn (DDR) bildet zu 120 km/h hinweg. Allein der Bezirk Pankow meldet Ge- bei ihrer Generaldirektion ein Referat Brandschutz, bei bäudeschäden in Höhe von 1,3 Mio. DDR-Mark an über den Direktionen entsprechende Dezernate (Lösch 2003, 900 Gebäuden (Gläser 2012, „Wasser marsch in Ost-Ber- Die Bahnfeuerwehr, S. 107) lin“, S. 502)

Januar 1951 In der DDR werden „Pionier-Brand- 15.01.1976 Bei einem Großbrand des Kinocenters schutzaktive“ gebildet und weibliche Brandschutzaktive (4-Kino-Komplex) in Mönchengladbach müssen 50 Per- ins Leben gerufen (Gläser, Wasser Marsch in der DDR, S. sonen evakuiert werden, es entsteht ein Sachschaden von 621) ca. vier Mio. DM (Der Feuerwehrmann 11/1976)

05.01.1951 Georg Floeter, Schöpfer des Angriff- 09.01.1986 Beim größten Brand der Nachkriegszeit strupps, Verfasser der Taschenbücher des Reichsvereins wird auf dem Messegelände in Hannover die Messehalle Deutscher Feuerwehringenieure (RDF), (G. Strumpf in 11 vollständig vernichtet (Notruf 112, Bd. 7, S. 99) Biographisches Handbuch zur deutschen Feuerwehrge- schichte 2014, Seite 158 ff.) 16.01.1986 In Idstein (Taunus) brennt nach einer Brandstiftung die gesamte 4.000m2 große Ausstellungs- 18.01.1956 Die Volkskammer der DDR verabschie- fläche eines Möbelhauses vollständig nieder. Der Gesamt- det das „Gesetz zum Schutze vor Brandgefahren (Brand- schaden beträgt fünf bis sechs Mio. DM (Florian Hessen schutzgesetz)“ (Gläser, Wasser Marsch in der DDR, S. 54 3/1986) und 639 / CTIF 2012: Entstehung und Entwicklung der Be- rufsfeuerwehren, S. 239 / CTIF 2014, Schulen und Aus- Januar 1991 Im Golfkrieg lässt Saddam Hussein 590 bildungsstätten der Feuerwehren, S. 44) Ölquellen durch Sprengsätze in Brand setzen, bevor er seine Truppen abzieht. Am 06.11. sind alle Brände ge- 03.01.1961 Die erste Frauengruppe in einer Ost- löscht (Brandkatastrophen, S. 102 / Natur- und Brandka- Berliner Feuerwehr wird in der FF Hellersdorf für den Vor- tastrophen, S. 224) beugenden Brandschutz gebildet (Gläser 2012, „Wasser marsch in Ost-Berlin, S. 369) 01.01.1996 Iveco-Magirus Brandschutztechnik übernimmt die Brandschutz-Technik Görlitz GmbH (BTG) 04.01.1961 Eine Detonation in den Dortmunder Ho- (Gihl, Geschichte des dt. Feuerwehrfahrzeugbaus, Bd. 2, esch-Werken in einer Sauerstoff-Erzeugungsanlage tötet S. 214) 11 Belegschaftsmitglieder und fordert weitere vier Schwer- verletzte, von denen vier sterben (Bemerkenswerte 19.01.1996 Bei einem Brand in einem Asylanten- Brände und ihre Lehren, Die Roten Hefte 34, S. 33 / heim in Lübeck sterben 10 Menschen. Ursache ist Brand- Brandschutz 12/1961) stiftung durch einen Mitbewohner

November 2015 FEuErwEHrCHrONIK 189 29.01.1996 Das Gran Teatro La Fenice in Venedig 65 Menschen sterben, da auch Notausgänge verschlos- brennt bis auf die Außenmauern vollständig nieder. Die sen waren (Recklinghäuser Zeitung v. 30.01.2006) Feuerwehr ist machtlos, da alle Kanäle in der Umgebung des Theaters wegen Reinigungsarbeiten trocken gelegt 20.01.2011 Ein Großbrand eines Lagerhallenkom- sind (Thalia in Flammen, S. 239 ff.) plexes in Bönningstedt (Kreis Pinneberg, Schleswig Hol- stein) verursacht einen Totalschaden und mehr als 10 Mio. 09.01.2001 Drei Explosionen in einem 40 Jahre € Sachschaden (Brandschutz 3/2012) alten Gaskraftwerk der Fa. Thyssen verursachen einen Großeinsatz der Duisburger Feuerwehr und großen Sach- 24.01.2011 Bei einem Selbstmordanschlag auf schaden. Ursache ist ein nicht geschlossenes Ventil, dem Moskauer Flughafen Domodedowo sterben 37 Men- durch das Pressluft in die Gasleitungen einströmt. Das schen, darunter auch der Attentäter. 180 Menschen wer- Gasgemisch entzündet sich und explodiert den verletzt (Recklinghäuser Zeitung v. 25.1.2011)

01.01.2006 Beim Einsturz des Daches der Eissport- 29.01.2011 Bei der Kollision eines Nahverkehrszu- halle in Bad Reichenhall sterben 14 Menschen. Die offen- ges (Harz-Elbe-Express) und eines Güterzuges auf der bar einsturzgefährdete Halle hielt den Schneemassen einspurigen Strecke zwischen Oschersleben und Horndorf nicht stand (Sachsen-Anhalt) sterben 10 Menschen, 23 werden ver- letzt, einige lebensbedrohlich (Recklinghäuser Zeitung v. 28.01.2006 Schnee- und Eismassen bringen das 31.01.2011) Dach einer Messehalle in Kattowitz (Polen) zum Einsturz.

Suche und Biete Immer wieder ist die Frage zu beantworten, wann wurde welches Gerät der Feuerwehr her- gestellt, wann war es bei welchen Feuerwehren im Einsatz ? Oft gibt es keine direkten Hinweise in der Feuerwehr selbst, um diese Frage zu be- antworten. Die verfügbare Feuerwehr-Literatur oder noch vorhandene Prospekte geben selten genauere Daten an. So war ein Ordner mit äl- teren feuerwehrtechnischen Normblättern An- lass in dieser Richtung weiter zu suchen. In diesen gibt es Angaben als Anhaltspunkt, wann Armaturen bzw. Geräte allgemein in den Feu- erwehren eingeführt wurden. Aber wie das so ist, habe ich zu einem Entwurf des RLM aus dem Jahr 1934 zu einem Verteilungsstück, wel- ches als „Gabelstück“ bezeichnet wird die Frage: Wo war diese Bezeichnung im Sprach- gebrauch der Feuerwehr gebräuchlich ? Über einen Hinweis würde ich mich sehr freuen, konnte ich doch auch schon anderen Kamera- den helfen. Erwin Rodehau [email protected]

190 November 2015 FEuErwEHrCHrONIK Verehrte Leser der Feuerwehrchronik! Studium an verschiedenen Hochschulen zum In Anlehnung an die Publikationen „Die überört- Bauingenieur mit allen Dokumenten lichen Feuerwehreinheiten im zweiten Welt- Promotion zur Doktorwürde mit allen Dokumen- krieg“ von Joachim Haase und „Die Feuerwehr- ten regimenter im Zweiten Weltkrieg“ von Dieter Ja- Feuerwehrzeiten in Lübeck, Hamburg, rausch und Joachim Haase hatte ich mich 2011 Verfasser vieler Fachbücher im Feuerlöschwe- entschlossen, über den obersten Chef dieser sen Regimenter, Generalleutnant Dr.-Ing Johannes Branddirektor in Karlsruhe Meyer, Inspekteur des Feuerlöschwesens im Landesbranddirektor in Thüringen Reichsministerium des Innern in Berlin, eine Inspekteur des Feuerlöschwesens in Berlin Biografie zu verfassen. Dank vieler Dokumente, Kriegseinsatz im 2. Weltkrieg mit zahlreichen Bilder und Urkunden aus dem Nachlass von Dr. Bildern Meyer ab 1890 bis zu seinem Tode 1980 sowie Gefangenschaft mit Akteneinsicht zahlreicher Bilder, Texte und Ausschnitte von Lebensweg von der Entlassung aus der Gefan- Feuerwehrkameraden, privater Personen aus genschaft bis zu seinem Heimgang Deutschland, den USA, der Tschechei, aus Verfasser: England und deutscher Behörden, entstand bis- Reinhold Schwendner her eine 180seitige Lebensgeschichte im For- Am Dornbusch 1 mat DIN A4. Auch ist die gesamte Gefangenen- 35428 Langgöns akte von Dr. Meyer aus den USA enthalten. Tel.: 06447-204 Email: [email protected] Für das Jahr 1943 suche ich dringend einen Original-Abzug aus der Zeitschrift „Deutscher Feuerschutz“, Jahrgang 1943, Nr. 23, Seite 243, mit dem Titel „Zwei Generalinspekteure des Feuerlöschwesens“. Einige Kopien von die- Feuerwehrschulen ser Seite, die ich bisher erhalten habe und al- Für ein Forschungsprojekt im Rahmen des Re- lerdings wiederum von Kopien stammen, sind ferates 11 der vfdb suche ich alles über die leider in einem nicht gebrauchfähigen Zustand frühe und jetzige Geschichte der Feuerwehr- für einen Buchdruck. schulen. Ob es nun Dokumente, Urkunden, Bil- der, Zeitungsberichte, Lehrgangspläne, Ärmel- Wer hat eine Original-Zeitschrift und kann mir abzeichen oder sonstige Dinge sind. eine/n Kopie/Scan von der genannten Seite per Mail oder auf dem Postweg zusenden? Auch bin ich für jeden Hinweis dankbar, sei er noch so klein. Ich muss diese Dinge nicht un- Wer ist eventuell noch im Besitz weiterer Bilder bedingt im Original haben, für einen guten Scan und Dokumente von Dr. Meyer und kann mir bin ich ebenso dankbar. Gerne unterstütze ich diese für die Biografie zur Verfügung stellen? euch auch bei eurer Suche. Es gibt oder gab zahlreiche Arten von Feuerwehrschulen. Über zahlreiches Interesse würde ich mich sehr freuen. Ganz besonders interessant sind die Reichs- Vielen Dank! feuerwehrschule in Eberswalde und die Schu- len die im heutigen Polen, Rußland und Buchtitel: Tschechien liegen. Vom Feuerwehringenieuranwärter zum Gene- ralleutnant der Feuerschutzpolizei Bei dieser Gelegenheit möchte ich mich bei den Inhalt: Kameradinnen und Kameraden bedanken die Jugend- und Schulzeit in Norddeutschland mich bereits unterstützt haben. Kriegseinsatz in Kleinasien 1914-19 beim Ei- Kontakt bitte über: senbahnregiment Nr. 1 und Gefangenschaft [email protected]

November 2015 FEuErwEHrCHrONIK 191 Termine Nachdem in den letzen Jahren bereits mehrere Zeitgenössische Traditionspflege statt fossiler Veranstaltungen mit ganz speziellen Themen Rituale. Möglichkeiten, Grenzen und neue erfolgreich durchgeführt wurden, soll mit die- Wege sem Seminar der Auftakt für eine Themenreihe gemacht werden, vielfältigsten Interessen an- 10.00 – 10.30 Uhr spricht. Veranstalter ist der Arbeitskreis Brand- Richtig recherchieren, Quellen und Quellenkri- schutz- und Feuerwehrgeschichte des Deut- tik. Erfahrungsbericht schen Feuerwehrverbandes 10.30 - 10.45 Uhr Kaffeepause Das Seminar findet am Samstag, den 27. Feb- ruar 2016, von 09.00 Uhr bis 16.00 Uhr in der 10.45 – 11.30 Uhr Feuerwache Fulda, An St. Florian Str. 4 in Kennzeichnung, Uniformierung und Schutzklei- 36041 Fulda statt. Teilnahmegebühr beträgt 40 dung im Wandel der Zeit Euro. 11.30 – 12.15 Uhr Senden Sie ihre Anmeldung bitte bis spätestens Die Reichsfeuerwehrschule in Eberswalde zum 01.Februar 2016 (Anmeldeschluss!) per Post oder Fax an: 12.15 – 13.00 Uhr Mittagpause Deutscher Feuerwehrverband, Reinhardtstraße 25, 10117 Berlin 13.00 – 14.00 Uhr Fax: (030) 28 88 48 8-09 Die Feuerwehrregimenter im II. Weltkrieg

Den Teilnehmern werden Auszüge aus den 14.00 - 15.00 Uhr Fachvorträgen für die eigene Verwendung zur Die großen Bombenangriffe auf Deutschland im Verfügung gestellt. II. Weltkrieg und die Handlungen der Lösch- kräfte ab 08.30 Uhr Einlass 15.00 – 15.15 Uhr Kaffeepause 09.00 – 09.30 Uhr Begrüßung und Einleitung. Die Vernetzung von 15.15 – 16.00 Uhr Sammlungen, Ausstellungen und Museen Auswertung und Ausgabe der digitalisierten Vorträge 09.30 – 10.00 Uhr Feuerwehrgeschichte im historischen Kontext.

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Herausgeber  Angela Damaschke Bernd Klaedtke & Michael Thissen

redaktionsanschrift Michael Thissen  Frank Kersten Landstr. 25, 41516 Grevenbroich [email protected] www.fw-chronik.de  Peter Korte Bernd Klaedtke ([email protected]) Vanikumer Str. 44, 41569 rommerskirchen

192 November 2015 FEuErwEHrCHrONIK