Ein Mittelalterlicher Siedlungsplatz in Porta Westfalica-Eisbergen Hans-Otto
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Ein mittelalterlicher Siedlungsplatz in Porta Westfalica-Eisbergen Hans-Otto Mittelalter Kreis Minden-Lübbecke, Regierungsbezirk Detmold Pollmann Es gehört zur alltäglichen Arbeit in der Ar- ben (Abb. 3). Die ältesten Besiedlungsspuren chäologie, dass jederzeit mit Überraschungen stammten aus der Eisenzeit, entsprechende Ke- gerechnet werden muss. So führten Prospekti- ramik wurde vor allem aus dem verlandeten onsschnitte in einem bislang fundleeren neu- Bach (Bef.-Nr. 2) geborgen. Der eisenzeitliche en Baugebiet in Porta Westfalica-Eisbergen Siedlungsplatz dürfte aufgrund der Suchschnit- AUSGRABUNGEN UND FUNDE UND FUNDE AUSGRABUNGEN zur Entdeckung einer mittelalterlichen Hof- te eher in östlicher Richtung zu suchen sein. stelle (DKZ 3720,032). Eine Fläche von ca. Die mittelalterliche Besiedlung, zu der zwei 1400 m2 wurde in der Zeit von Juli bis Oktober Grubenhäuser (Bef.-Nr. 117 und 120) und 2014 in drei Abschnitten von der Außenstelle einige Gruben zählen, setzte mit dem 9. Jahr- Bielefeld der LWL-Archäologie für Westfalen hundert ein. Während zum Grubenhaus Bef.- Abb. 1 Die Lage der Gra- untersucht und konnte 2015 ausgewertet wer- Nr. 120 keine Baudetails dokumentiert wer- bung am Nordrand von Eisbergen wird durch den den. den konnten, weist das 4,00 m × 2,80 m große roten Punkt markiert Das Gelände an der Albert-Schweitzer-Stra- und noch 0,40 m tiefe Grubenhaus Bef.-Nr. (Kartengrundlage: Geoba- ße liegt am Nordrand des Dorfes Eisbergen 117 an den beiden Schmalseiten jeweils drei sisdaten der Kommunen (Abb. 1). Diese Ortsrandlage gibt auch schon Pfosten auf. Gleichzeitig oder etwas später da- und des Landes NRW © Geobasis NRW, 2016; Gra- die Übersichtskarte der Gemarkung Eisbergen tieren die Grubenhäuser Bef.-Nr. 73 und 110. k: LWL-Archäologie für von 1828 wieder, wo der Siedlungsplatz in der Beim Hausbefund Nr. 73 von 3,40 m × 2,90 m Westfalen/C. Hildebrand). Flur »Bruchfeld« liegt. Die Grabung konzen- trierte sich auf das Areal an der Südostecke des Baugebietes, da nach Westen und Norden die Befunde endeten. Nach Osten bleiben sie un- ter einem Grünstreifen unberührt, während sie sich nach Süden sicherlich jenseits der Straße in Richtung des alten Dorfkerns fort- setzen werden. Das Gelände mit tiefgründi- gem Lehm ist leicht nach Süden geneigt. Vor der Ost-West-verlaufenden Straßentrasse, die schon als Weg im Urkataster eingezeichnet ist, scheint sich Kolluvium angesammelt zu ha- ben, da die Befunde mehr als 0,70 m mit Oberboden überdeckt waren. Vielleicht war das Gelände durch einen in vormittelalterli- cher Zeit dort mäandrierenden Bachlauf ach ausgeschwemmt worden. Im Zuge der natür- lichen oder anthropogenen Verlagerung des Baches nach Osten füllte sich das Areal wie- der auf. Heute verläuft ein geradliniger was- serführender Graben an der östlichen Grund- stücksgrenze von Nord nach Süd. In der Grabungsäche zeichnete sich deut- lich ein verlandeter Gewässerlauf ab (Abb. 2). Das Grubenhaus (Bef.-Nr. 117) war dort hin- ein gebaut worden, was bedeutet, dass der Bach schon lange einen anderen Lauf genom- men hatte und das Gelände auch nicht mehr Lippe 2015 vernässt war. Die Bebauung bestand aus sechs - Grubenhäusern, einem Nordwest-Südost-aus- gerichteten Pfostenhaus sowie zahlreichen Gru- 99 Archäologie in Westfalen Größe fällt die geplante Dauerhaftigkeit in der Bauweise auf, da an der Innenwand der Hausgrube eine Mauer aus plattigen und läng- lichen Sandsteinen vorgesetzt und mit klei- nen Steinen hinterfüttert wurde (Abb. 4–5). Der ca. 1,30 m breite Eingang lag in der Mitte der Westmauer, wo die Steinmauer ausgespart wurde. Nach der Menge des Steinversturzes im Inneren des Grubenhauses ragte die Au- ßenmauer über die damalige Geländeober- kante hinaus. Eine Feuer-/Herdstelle war nicht vorhanden. Die Verfüllung enthielt viel Keramik, mehrere Spinnwirtel, Fragmente ei- AUSGRABUNGEN UND FUNDE UND FUNDE AUSGRABUNGEN nes oder mehrerer Webgewichte, Kleinteile aus Eisen und Bronze sowie Buntmetallschla- cke. Der späteren Zeit des 12. bis 15. Jahrhun- derts gehören Pfosten- und Grubenbefunde an. Die große Fläche Bef.-Nr. 13 ist als Ein- schwemmungs- und Deckschicht anzusehen, in der Keramik des 10. bis 17. Jahrhunderts Abb. 2 Blick von Osten nach Westen in den mitt- leren Grabungsschnitt. Der dunkle Grubenhausbefund in der Mitte schneidet den verlandeten Bachlauf (Foto: LWL-Archäologie für Westfalen/A. Madziala). Abb. 3 Der Phasenplan der Siedlungsstelle mit der eisenzeitlichen und den Lippe 2015 - fünf mittelalterlichen Siedlungsphasen (Grak: LWL-Archäologie für Westfalen/C. Hildebrand). Archäologie in Westfalen 100 mit Schwerpunkt im 13./14. Jahrhundert ein- gelagert war. Westlich der Grubenhäuser schlie- ßen sich zahlreiche Gruben- und Pfostenbe- funde an, die im Zusammenhang mit einem Gebäude zu sehen sind, dessen Zeitstellung vorläug nur als mittelalterlich anzugeben ist. Mit der Grabung wurde eine Siedlungs-/Hof- stelle erfasst, die vom 9. bis ins 14./15. Jahr- hundert hinein bewohnt war. Auch wenn landwirtschaftliche Tätigkeit für diesen Sied- lungsplatz angenommen werden darf, gibt es zudem Belege für handwerkliche Arbeiten wie Weberei und Metallbearbeitung. Die Tier- AUSGRABUNGEN UND FUNDE UND FUNDE AUSGRABUNGEN knochen aus den verschiedenen Befunden werden zurzeit noch zoologisch bestimmt. In- wieweit Aussagen zu Viehhaltung, Schlachtal- ter u. Ä. getroffen werden können, bleibt den Untersuchungsergebnissen vorbehalten. Aus der weiteren Umgebung gibt es eine Reihe von Fundstellen mit mittelalterlicher Keramik, ohne dass schon Siedlungsstellen vermutet werden dürfen. Nur eine archäologische Not- bergung ist aus der Flur »In dem Bruche« ca. 2,5 km westlich von Eisbergen bekannt. Dort hatte Friedrich Langewiesche 1933 einen Be- fund mit zahlreichen Funden geborgen, den er als mittelalterliche Schmiede bzw. Werk- platz ansprach. Eine Dokumentation dazu ist aber nicht vorhanden. Auch die historische Überlieferung zu die- sem Gebiet im Südosten des heutigen Kreises Minden-Lübbecke ist dürftig. Ursprünglich er- streckte sich das Bistum Minden weserauf- wärts bis nach Hameln und weit nach Lippe hinein. Mit der Ausprägung territorialer Herr- Ursprünglich bestand Eisbergen aus zwei Abb. 4 Das Grubenhaus schaften wie z. B. durch die Grafen von Schaum- Ortsteilen. Das Dorf Wester-Eisbergen lag Bef.-Nr. 73 mit dem frei- burg geriet Eisbergen in eine Grenzlage. am Twiesbach oberhalb der Weser auf einer gelegten Nordwest- Quadranten mit dem Erstmals genannt wird Eisbergen 1029 in ei- hochwasserfreien Terrasse (Abb. 6). Dieser Sied- Eingang auf der rechten ner Urkunde Kaiser Konrads II (Erhard 1877, lungsplatz soll nach Reinhard Busch und Hans Bildseite. Im Inneren ist Nr. 959 und 987 und Wilmans 1877, Nr. 117 Reese im 14./15. Jahrhundert wüst gefallen die Verfüllung mit den verstürzten Steinplatten II). Für 1224 wird die Lieferung des Zehnten und die Kirche später aufgegeben worden sein. der Außenmauer sichtbar aus Eisbergen erwähnt (WUB 6, 1898, Nr. 133) In einer Karte von 1742 zu Eisbergen und sei- (Foto: LWL-Archäologie und 1227 stellte der Mindener Bischof Kon- ner Umgebung steht als Eintragung »der alte für Westfalen/T. Meglin). rad eine Urkunde den Eggericus von Eisbergen Kirchhoff«, während in der Preußischen Ur- Abb. 5 Blick in das Gru- betreffend aus (WUB 6, 1898, Nr. 176). 1264 aufnahme von 1837 noch »Die Kirchen« ver- benhaus Bef.-Nr. 73 nach gibt der Truchsess des Bischofs von Olmütz merkt ist. Die andere Siedlung im Umfeld der Westen auf den Eingang Herbord von der Brukke dem Johannes Saxo- Kirche des heutigen Eisbergen darf dagegen zu (oberer Bildrand). Links ni aus Eisbergen (de Eysperch) Güter im Rin- als das frühere Dorf Oster-Eisbergen angese- oben noch Steinversturz. Rechts oben Schnitt in telner Felde zu Lehen (WUB 6, 1898, Nr. 799). hen werden. So wird in einer kirchlichen Ur- den anstehenden Lehm 1277 verkauft das Kloster Schildesche dem kunde von 1497 auf Bauarbeiten an der »Kir- zur Untersuchung der Mindener Domkapitel u. a. Güter im Kirch- che in Osten Eyseberghen« eingegangen. Die Mauerfundamentierung. spiel Eisbergen (WUB 6, 1898, Nr. 1090). Die alten Hofstellen, wie sie auch in der Preußi- Die rötliche Verfärbung besteht aus natürlichen Nennung des Rittergutes von Eisbergen er- schen Urkatasteraufnahme eingetragen wur- Eisenoxidkonzentrationen Lippe 2015 - folgte erstmals 1396 mit einem Florecke von den, lagen beiderseits des Eiserbaches, an des- (Foto: LWL-Archäologie Zerssen, dessen Familie lange zur Ritterschaft sen Mündung das Gut Eisbergen errichtet für Westfalen/T. Meglin). des Bistums Minden zählte. wurde. 101 Archäologie in Westfalen AUSGRABUNGEN UND FUNDE UND FUNDE AUSGRABUNGEN Abb. 6 Karte von 1742 mit dem Dorf Eisbergen und der mutmaßlichen Lage des wüst gefallenen Sied- lungsplatzes Wester-Eis- bergen am Twiesbach und Mühlenbach (roter Kreis) (Grak: Landesarchiv NRW Abteilung Westfalen, Karten A, Nr. 21459). Die 2014 ergrabene Hofstelle in (Oster-) Samenvatting Eisbergen bendet sich im Bereich des Eiser- Een opgraving in Porta Westfalica-Eisbergen baches. Sie liegt am Nordende des sich Nord- bracht een erf aan het daglicht dat van de 9e Süd-erstreckenden Dorfes. Nach Norden hin tot en met de 13e/14e eeuw was bewoond. brachten die Suchschnitte keine weiteren Sied- Hierbij zijn zes hutkommen en een gebouw lungsspuren zutage. Diese setzen sich aber met ingegraven houten stijlen opgetekend. nach Süden und nach Osten zum Bach hin Het vondstmateriaal in het gebied rond de fort. Es wird daher Aufgabe der archäolo- gebouwplattegronden duidt op ambachtelij- gischen Landesforschung sein, bei