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Unser Dorf hat Zukunft Kreiswettbewerb 2014 Kreiswettbewerb 2014

Inhalt

Seite Impressionen 2014 4

Vorwort des Landrats 6

Vorwort des Vorsitzenden 7

Teilnehmerdörfer und Platzierungen 8

Die Bewertungskommission 9

Die Bewertungskriterien 11

Das Bewertungsverfahren 19

Berichte der Kommissionsmitglieder

Kreiswettbewerb

Aschen 20 Heiligenloh 22 25 27 Ehrenburg 29 Ströhen 31 33 Gessel-Leerßen 35 Groß Lessen 38 Heiligenrode 40 Kirchdorf 42 Siedenburg 44 46 Wachendorf 48

Kreiswettbewerb 2014

Inhalt (Fortsetzung) Seite

Sonderwettbewerb für Bauernschaften und Weiler

Staffhorst 50 Ridderade und Stophel 52 Wedehorn und Klövenhausen 54 Holzhausen 56 Albringhausen und Schorlingsborstel 58 Kuppendorf 60 Lindern 62 Nechtelsen 64 Scharringhausen 66 Schlahe und Bockhorn 68

Impressum:

Landkreis Fachdienst Kreisentwicklung Niedersachsenstr. 2 49356 Diepholz

Tel.: 05441 / 976-1298 www.diepholz.de

3 Kreiswettbewerb 2014

Impressionen 2014

4 Kreiswettbewerb 2014

5 Kreiswettbewerb 2014

Vorwort des Landrates

Die besten Erfolgsgeschichten wiederholen sich – wie der Wettwerb „Unser Dorf hat Zukunft“. Der Kreiswettbewerb wird im dreijährigen Turnus ausgetragen und fand in diesem Jahr zum 14. Mal in unserem Landkreis Diepholz statt. 24 Dörfer haben sich den Zukunftsthemen und den Herausforderungen des Wettbewerbs auf eindrucksvolle Weise gestellt.

Der Weg, wie dieser Wettbewerb die Zukunftsthemen in die Dörfer transportiert, ist außergewöhnlich. In vielen Dörfern werden die Bewohnerinnen und Bewohner von jung bis alt mobilisiert. Männer, Frauen, Kinder und Jugendliche sitzen zusammen, machen Vorschläge, setzen Projekte um und schaffen so eine neue Form der Gemeinschaft. Keine Informationsveran- staltung, kein Rundschreiben, keine Broschüre zu Themen der ländlichen Zukunft, kann eine solche Wirkung entfalten.

Deshalb kann ich im Namen des Landkreises nur jedem teilnehmenden Dorf gratulieren, das diese Chance ergriffen hat.

Diese Dörfer haben Zukunft!

Cord Bockhop - Landrat -

6 Kreiswettbewerb 2014

Vorwort des Vorsitzenden

Im Namen der Bewertungskommission bedanke ich mich bei allen Dörfern für Ihre Teilnahme am diesjährigen Wettbewerb „Unser Dorf hat Zukunft“. Die Anzahl von 24 teilnehmenden Ortschaften zeugt von großem Interesse an diesem Thema. Mit den eingereichten Unterlagen, besonders aber während unserer Besuche im Rahmen der sechstägigen Bereisung aller Ortschaften, wurde eine hohe Identifikation der Menschen mit Ihren Dörfern deutlich. Manchmal konnten wir fast spüren, dass eine Dorfgemeinschaft sich auf einen neuen Weg gemacht hat, die Zukunft ihres Dorfes zu gestalten. Oft stellten Jung und Alt, Alteingesessene und Zugezo- gene ihre Dörfer gemeinsam vor. Natürlich steht hinter jeder Wettbewerbsteilnahme auch der Wunsch nach einer guten Platzierung. Mit der Vorbereitung auf diesen Wettbewerb gewinnt aber jedes Dorf, indem viele Menschen ihren Heimatort neu entdecken und für die Zukunft ihres Dorfes aktiv sind. Jedes Dorf hat seine eigene Geschichte. Seine Zukunft liegt in der Gestaltung und Entwicklung ei- nes eigenen Weges – oft auch in verstärkter Zusammenarbeit mit den Nachbargemeinden. Das Land Niedersachsen hat der Bewertungskommission ein Schema für den Kreiswettbewerb vorgegeben. Es galt, die Präsentationen der Dorfgemeinschaften mit ihren vielfältigen Schwer- punkten innerhalb dieses Schemas zu bewerten. Wir bedanken uns für Ihr Interesse an diesem Wettbewerb, für den freundlichen Empfang in Ihren Dörfern, für Ihre Bemühungen im Rahmen der Präsentationen und für viele persönliche Begegnun- gen während unserer Besuche. Für die Zukunft Ihres Dorfes wünsche ich Ihnen gute Ideen und eine gute Zusammenarbeit in den Dorfgemeinschaften.

Elmar Könemund - Vorsitzender der Bewertungskommission -

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Teilnehmerdörfer und Platzierungen

Am Kreiswettbewerb „Unser Dorf hat Zukunft“ 2014 nahmen 24 Ortschaften mit folgendem Er- gebnis teil:

Kreiswettbewerb 1. Platz Aschen 97,5 Punkte 2. Platz Heiligenloh 97,1 Punkte 3. Platz Sudwalde 92,3 Punkte 4. Platz Bahrenborstel 91,8 Punkte 5. Platz Ehrenburg 90,8 Punkte 6. Platz Ströhen 87,1 Punkte

Weiter platzierten sich (in alphabetischer Reihenfolge): Freistatt, Gessel-Leerßen, Groß Lessen, Heiligenrode, Kirchdorf, Siedenburg, Varrel, Wa- chendorf

Sonderwettbewerb für Bauernschaften und Weiler 1. Platz 86,1 Punkte 2. Platz Ridderade und Stophel 81,8 Punkte 3. Platz Wedehorn und Klövenhausen 80,8 Punkte 4. Platz Holzhausen 78,9 Punkte

Weiter platzierten sich (in alphabetischer Reihenfolge): Albringhausen und Schorlingsborstel, Kuppendorf, Lindern, Nechtelsen, Scharringhau- sen, Schlahe / Bockhorn

Sonderpreise Ehrenburg Freistatt Gessel-Lerßen Heiligenrode Siedenburg

8 Kreiswettbewerb 2014

Die Bewertungskommission

Um eine objektive Bewertung der Bewerbungen sicherzustel- len, hat der Kreisausschuss des Landkreises Diepholz be- schlossen, eine 14köpfige Bewertungskommission einzuset- zen, die sich aus folgenden Vertreterinnen und Vertretern zusammensetzt:

Je eine Vertreterin bzw. ein Vertreter der dem Kreistag angehörigen Fraktionen Elmar Könemund – Vorsitzender der Bewertungskommission

Henning Jürgens (FDP)

Hermann Niederwestberg (Bündnis 90/Die Grünen)

Joachim Oltmann (SPD)

Hubert Diephaus – Borchers (CDU)

Heinz Riedemann (Freie Wäher)

Ein Vertreter der Kreisnaturschutzbeauftragen

Dieter Tornow

9 Kreiswettbewerb 2014

Ein Vertreter der Stiftung Naturschutz im Landkreis Diepholz Detlef Tänzer

Eine Vertreterin des Niedersächsischen Landvolkverbandes aus dem Landkreis Diepholz Marlene Söhl

Eine Vertreterin der Landfrauen aus dem Landkreis Diepholz Ulrike Meyer

Ein Vertreter des Kreisheimatbundes Hubert Fronzek

Ein Vertreter des Kreisseniorenbeirates Hermann Helms

Ein Vertreter des Kreisjugendringes / der Kreisjugendpflege Armin Kowalzik

Eine Vertreterin der Kreisverwaltung (Fachdienst Kreisentwicklung) Dorothea Dürkop

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Die Bewertungskriterien

Leitbild Punktzahl: 10 Punkte

z. B. Wachendorf: Auswertung des z. B. Siedenburg: Auswertung des Leitbildprozesses Leitbildprozesses

Die Dörfer sollen in einem Leitbild ihre Entwicklungsstrategie beschreiben. Das Leitbild soll sich auch mit den Herausforderungen der demographischen Entwicklung und den Anforderungen des Klimaschutzes befassen und nachhaltige Ansätze enthalten. Ziel des Wettbewerbes ist, dass die Dörfer ihre eigenen Potenziale erkennen und sie nutzen. Um die eigenen Potenziale erhalten und entwickeln zu können, müssen diese erkannt werden. Darauf aufbauend können Initiativen und Projekte zielgerichtet entwickelt und umgesetzt werden. Es kommt nicht darauf an, zu jedem einzelnen Bewertungskriterium „irgend etwas Beliebiges“ zu unternehmen. Wichtig ist vielmehr, die eigenen Stärken und Alleinstellungsmerkmale zu nutzen – Nebensächliches oder Hinderndes aber auch bewusst zur Seite zu stellen. Die Dörfer sollen nicht planlos den Inhalten der Ausschreibung nacheifern, sondern ihr eigenes Leitbild im Auge behalten und sich darauf ausgerichtet entwickeln. Dabei soll auch die historische Entwicklung des Dorfes berücksichtigt werden. Diesen Prozess gilt es darzustellen. Dabei soll zum Ausdruck kommen: 1. in welchen Bereichen das teilnehmende Dorf seine Stärken bzw. seine Schwächen sieht, 2. welches die prägenden Elemente des Dorfes sind, die erhalten und entwickelt werden sollen, 3. welche Merkmale die Zukunftsfähigkeit des Dorfes ausmachen, 4. in welchen Formen eine Zusammenarbeit erfolgt (z.B. lokale oder regionale Arbeitskrei- se, thematische Arbeitskreise), 5. welche Drittpartner mit einbezogen wurden (z.B. benachbarte Kommunen, Landkreis, Wirtschafts- und Sozialpartner), 6. ob eine Abstimmung mit den politischen Entscheidungsträgern erfolgt oder beabsichtigt ist.

11 Kreiswettbewerb 2014

Planungskonzepte zur Dorfentwicklung Punktzahl: 10 Punkte

z. B. Staffhorst: Vorstellung des Flächennutzungplan z. B. Kirchdorf: Vorstellung der dörflichen Planung

Zur Siedlungsstruktur

Konzepte zur Siedlungsstruktur, die die örtlichen und überörtlichen Gegebenheiten, der Haupt- funktion des Dorfes, der Gesamtentwicklung der Gemeinde sowie der überörtlichen und nach- barschaftlichen Belange,

- Berücksichtigung historischer Siedlungsstrukturen bei der Planung der dörflichen Ent- wicklung, - Stand, Qualität und Umsetzung der dörflichen Planung (z. B. Bauleitplanung, Land- schafts- und Grünordnungspläne, Dorferneuerungspläne, Gestaltungssatzungen und andere Ortssatzungen), - Einbindung neuer Wohn- und Gewerbegebiete, - Konzepte zur Dorfentwicklung.

Zur Infrastruktur

Besondere innovative Ansätze im Bereich

- der Ver- und Entsorgungseinrichtungen, - Personenverkehr, ÖPNV, - Einrichtungen zur Kinderbetreuung, Betreuung von Senioren, - Bildungseinrichtungen, Schulen, - DSL Anbindung des Dorfes an überörtliche Infrastrukturen. Umfang, Angemessenheit und Gestal- tung der öffentlichen Erschließung durch Straßen, Wege, Plätze und Gewässer.

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Zum Klimaschutz, zur Gesamtökologie sowie zur Nachhaltigkeit

z. B. Heiligenrode: Vorstellung des Forschungsprojektes z. B. Bahrenborstel: Heide-Solarpark „e-home Energieprojekt 2020“

• Klimaschutz(teil)konzepte, Energiemanagement

• Planung bzw. Unterstützung von Erneuerbaren Energie-Modellen / Bürgerbeteiligung

• Planung und Sensibilisierung zum Thema Klimawandel und Klimafolgenanpassung

13 Kreiswettbewerb 2014

Wirtschaftliche Entwicklung Punktzahl: 10 Punkte

z. B. Heiligenloh: Dorfladen

z. B. Kuppendorf: Hinweisschild auf Gewerbebetriebe

• Entwicklung der Wirtschaftsstruktur des Dorfes als Lebens- und Einkommensgrundlage der Dorfbevölkerung,

• Versorgung mit Gütern des täglichen Bedarfs,

• Bemühungen zur Erhaltung und Entwicklung wirtschaftlicher Existenzgrundlagen,

• Situation der landwirtschaftlichen Betriebe sowie deren Einbindung und Entwicklung,

• Initiativen zur Schaffung und Erhaltung von Arbeitsplätzen (z.B. Vermarktung regionaler Erzeugnisse),

• Perspektiven zur Entwicklung des Tourismus ggf. unter Mitwirkung der Dorfbevölkerung (Urlaub auf dem Bauernhof, Erholungsanlagen, Attraktionen, Campingplätze usw.),

• Einbindung in regionale Netzwerke.

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Soziales und kulturelles Leben Punktzahl: 25 Punkte

z. B. Siedenburg: Jung lernt von Alt z. B. Heiligenrode: Generationen im Gespräch

Initiativen im Interesse der Kinder, Jugendlichen und älteren Menschen, einer Förderung der Kultur und zur Gewährleistung der Grundversorgung

• im sozialen Bereich (z. B. Alten-, Jugend-, Kinderbetreuung, Spielkreise, Krankenhil- fe, ärztliche Versorgung, Feuerwehr)

• im Bereich Sport- und Freizeitaktivitäten • im Bereich Pflege der Dorftradition, Erwachsenenbildung, Ausstellungen u.a. • im Bereich Pflege von Natur und Landschaft • im Bereich Baudenkmäler und historischer Zeugnisse sowie Kulturlandschaftsele- mente in Dorf und Landschaft • zur Mitwirkung bei Planung, Bau, Pflege und Unterhaltung von Anlagen und Einrich- tungen des Dorfes • zur Einbeziehung und Stellung der Jugend in Prozessen zur Dorfentwicklung • zur Integration der Neubürger, älterer Bewohner und Interessensgruppen in die Ge- meinschaftsaktivitäten

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Bauliche Gestaltung, Entwicklung Punktzahl: 20 Punkte und Erhaltung der Gebäudesubstanz

z. B. Heililgenrode: Mühlenensemble z. B. Nechtelsen: historische Hofstelle Borchert

im öffentlichen Bereich

• dorfgemäße Einordnung, Gestaltung und Pflege öffentlicher Gebäude und Anlagen, (z.B. Kirche, Schule, Kindergärten, Verwaltungsgebäude, Vereinshäuser, Sportanlagen, Bushaltestellen, Informationstafeln, Ehrenmale, Friedhöfe) • bauliche Gestaltung der Ortsmitte bzw. zentraler Plätze • Barrierefreiheit • Berücksichtigung historischer Bausubstanz mit ortsbildprägender Bedeutung, Nutzung und Zugänglichkeit für die Öffentlichkeit • Umgang mit leer stehenden Gebäuden • Erhaltung und Pflege von Baudenkmalen • Ortsbild- und umweltgerechte Umsetzung heutiger Bauformen und Materialien bei Bau- maßnahmen • geordnete Außenwerbung und Beschilderung, Umfang, Gestaltung und Verträglichkeit im privaten Bereich

• dorfgemäße und regionaltypische Einordnung, Gestaltung und Pflege privater Wohn- und Nebengebäude • dorfgemäße Gestaltung und Einordnung von landwirtschaftlichen Großbauten, Industrie und Gewerbebetrieben sowie Dienstleitungseinrichtungen • ortstypische Gestaltung von Neubau- und Siedlungsbereichen, verträgliche Anbindung an die Ortsmitte • Berücksichtigung historischer Bausubstanz, Umgang mit leer stehenden Gebäuden mit ortsbildprägender Bedeutung • ortsbild- und umweltgerechte Umsetzung heutiger Bauformen und Materialien bei Um- und Neubauten sowie Renovierung und Unterhaltung

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Das dörfliche Grün und Freiflächen, Punktzahl: 20 Punkte Gestaltung und Entwicklung der Freiräume

z. B. Barenborstel: Bürgerwald z. B. Albringhausen: privater Bauerngarten im öffentlichen Bereich

• Gestaltung und Bepflanzung öffentlicher Flächen, Gewässer- und Straßenräume sowie an öffentlichen Gebäuden anhand von z.B. Leitlinien, Gestaltungsplänen, Handlungs- konzepten oder Vorschlaglisten • standortgerechte und heimische Gehölze • Einbindung der Bevölkerung in die Erhaltung, Pflege und Entwicklung • Umgang mit den naturräumlichen Gegebenheiten und den besonderen Eigenarten in den öffentlichen Freiräumen • barrierefreie, dorf- und umweltgerechte Freiflächen/ Freiräume, Mauern, Tore und Ein- fahrten, Zäune inklusive öffentlicher Flächen, Plätze und Straßen • Erhaltung und Pflege besonderer, den Ortscharakter bestimmender historischer Elemen- te, wie Zäune, Mauern, Wälle, Einfahrten, Pflasterungen

im privaten Bereich

• Gestaltung der Wohn- und Nutzgärten sowie Hofanlagen - Umfang und Pflege von Baumobst, - Anteil der Gemüse- und Beerenobstflächen, - Strukturierung der Flächen, - standortangepasste Vielfalt der Pflanzen, traditionelle Arten • standortgerechte und heimische Gehölze in Gärten und auf Hofstellen • Eingrünung von Wohn- und Wirtschaftsgebäuden • Erhaltung, Pflege und Entwicklung von naturnahen Lebensräumen und ökologisch wert- vollen Flächen • dorf- und umweltgerechte Freiflächen/ Freiräume, Mauern, Tore, Hofräume und Einfahr- ten, Zäune • Erhaltung und Pflege besonderer, den Ortscharakter bestimmender historischer Elemen- te, wie Zäune, Mauern, Wälle, Einfahrten, Pflasterungen

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Das Dorf in der Landschaft Punktzahl: 15 Punkte

z. B. Schlahe und Bockhorn: Kulturlandschaft z. B. Ehrenburg: ländliche Idylle

• Standortangepasste Landnutzung

• Gestaltung und Pflege des Dorfrandes

• Einbindung des Dorfes in die Landschaft

• Eingrünung der in der freien Landschaft stehenden Gebäude und Anlagen

• Erhaltung und Förderung der standortgemäßen Pflanzen- und Tierwelt sowie Förderung des Arten- und Biotopschutzes, insbesondere der heimischen wildlebenden Tier- und Pflanzenarten

• Erhaltung, Pflege und Entwicklung naturraumtypische Landschaftsbestandteile sowie schutzwürdiger Bereiche (z. B. Hecken, Feldgehölze, Einzelbäume, Gewässer, Auen, Feuchtwiesen, Moore, Heiden, Trockenrasen)

• Erhaltung, Pflege und Entwicklung historischer Kulturlandschaftselemente (z.B. Obst- wiesen, Fischteiche, Mühlengräben)

• Landschaftspflegerische Maßnahmen in der Gemarkung und Ausgleichsmaßnahmen für Eingriffe

• Naturnahe Gestaltung und Pflege der Gewässer sowie von Freizeit- und Erholungsanla- gen

• Umsetzung von Landschaftsplänen und landschaftspflegerischen Begleitplänen

• Pflege und Erhaltung von Kulturstätten sowie von Stätten, die für die sozialen und kultu- rellen Verhältnisse des Dorfes, auch außerhalb der Ortslage, von Bedeutung sind

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Das Bewertungsverfahren:

Grundlage für die Bewertung sind – wie in den Ausschreibungsunterlagen dargelegt - die dorf- gerechte Entwicklung, Erhaltung und Pflege, Gestaltung des Dorfes, das kulturelle Zusammen- leben mit den bürgerschaftlichen Aktivitäten sowie Selbsthilfeleistungen und besondere Initiati- ven zur Schaffung von Einkommensmöglichkeiten. Für die Entwicklung der Dörfer ist grundsätzlich nie nur eine Stelle verantwortlich. Vieles obliegt den Kommunen aufgrund der ihnen übertragenen Aufgaben. Vieles liegt aber auch in der Ver- antwortung der Bürger, Vereine und Verbände vor Ort. Wichtig ist, dass etwas getan wird. Von großer Bedeutung ist dabei, dass hier eine Kooperation stattfindet und entsprechend der jewei- ligen Zuständigkeiten Initiativen und Projekte z.B. zwischen Bevölkerung und Gemeinde aufei- nander abgestimmt werden. Dabei werden unter Beachtung der jeweiligen Ausgangssituation der Dörfer das Bemühen der Dorfbewohner und das tatsächlich vorgefundene Ergebnis der Bemühungen beurteilt. So wird sowohl die Bedeutung des Gemeinschaftslebens an den kulturellen, sozialen und um- weltwirksamen sowie wirtschaftlichen Aktivitäten und Selbsthilfeeinrichtungen gemessen, als auch die Mitwirkung der Einwohnerinnen und Einwohner bei der Erarbeitung und Verwirklichung von Dorfentwicklungs- und Gestaltungskonzepten bewertet. Für die Bewertung ist u.a. entscheidend, wie das Dorf die für seine Situation erforderliche kom- munale und sonstige Grundausstattung gewährleistet hat. Dieses Ziel kann insbesondere auch durch überörtliche und nachbarschaftliche Absprachen und Zusammenarbeit erreicht werden. Der bewusste Verzicht auf die eine oder andere eigene Einrichtung kann im Einzelfall positiv beurteilt werden. Die 14köpfige Bewertungskommission besuchte alle Teilnehmerdörfer auf einer Bereisung in der Zeit vom 23. Juni bis 26. Juni 2014 und vom 1. Juli bis 2. Juli 2014. Während der Bereisungen haben die Kommissionsmitglieder Punkte nach den o.g. Bewer- tungskriterien verteilt. Der Querschnitt aller Bewertungen jedes Kommissionsmitgliedes ergab dann die Gesamtpunktzahl, die auch über die Platzierung des Ortes im Kreiswettbewerb ent- schieden hat. Jedes Kommissionsmitglied hat darüber hinaus zu jeweils einem Themengebiet aus dem Krite- rienkatalog eine kurze schriftliche Bewertung vorgenommen. Die Summe aller schriftlichen Kurzkommentare ergeben für jede Ortschaft einen Bericht in dem die Gegebenheiten des Ortes bezogen auf die Bewertungskriterien noch einmal textlich dargelegt werden. Die nachfolgenden Texte sind somit durch das Zusammenfügen sowie einen redaktionellen Abgleich der Kurzkommentare von den einzelnen Kommissionsmitgliedern entstanden.

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Berichte der Kommissionsmitglieder

Kreiswettbewerb

ne große Nachwuchsabteilungen. Veran- staltungen wie „Alle Vereine unter einem Aschen Dach“ oder der vereinsübergreifende Kohl- Aschen rockt gang der ganzen Dorfgemeinschaft zeigen, dass „Miteinander“ hier groß geschrieben wird.

Aschen wird geprägt durch sein Heimatmu- Musikalische Darbietung der Aschener Schüler seum, die Vereine, Kneipen und die Natur. Auch beim Bau der dörflichen Infrastruktur Bedeutend für den Ort ist vor allem das ak- kann die Gemeinde oftmals auf die Eigen- tive Dorfleben, welches von gegenseitiger leistung ihrer Bürger setzen. Beispielsweise Unterstützung und dem Eingehen auf die wurden Teile des Feuerwehrgerätehauses, Bedürfnisse aller Generationen des Sportlerheims und des Schützenhauses lebt. in Eigenleistung erstellt.

Reges Vereinsleben Tragende Säule sind hierbei die Vereine und ihre vielfältigen Aktivitäten. So haben Feuerwehr, Sportverein und Schützenverei- Gute Infrastrukturen für Familien

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legt werden. Eine Vielzahl von denkmalge- schützten und schön restaurierten Fach- Mit dem Kindergarten, der Grundschule und werkgebäuden ist auch in den umliegenden der Sportanlage konzentrieren sich in Ortsteilen zu finden. Abzuwarten bleibt die Aschen mehrere Freizeit- und Bildungsein- weitere Entwicklung auf dem Rittergut Fal- richtungen in enger Nachbarschaft. Sie er- kenhardt. sparen jungen Familien, aber auch älteren Bewohnern, weite Wege. Die Einwohner- Die Dorfmitte wird geprägt durch das histo- zahlen spiegeln die positive Entwicklung rische Gebäudeensemble des Heimatmu- wider. seums. Es stellt für sich genommen schon ein kleines Dorf dar. Moderner geht es in Um die Grundversorgung in Aschen zu si- den Baugebieten zu, denn hier kann man chern, arbeiten die Dorfbewohner mit dem das Wohnen individuell gestalten. Dies führt DORV-Projekt (DORV=Dienstleistungen aktuell zu reger Bautätigkeit in den Bauge- und Ortsnahe Rundum-Versorgung) ziel- bieten und zu einem Durchschnittsalter der strebig an einer zukunftsfähigen Daseins- Menschen von zurzeit gerade einmal 41 vorsorge. Vor dem Hintergrund der eigenen Jahren. Stärken und vorhandener Strukturen sollen bestehende Dienstleistungen gesichert und fehlende ergänzt werden. Sofern das Pro- jekt realisiert wird, entsteht dadurch ein rich- tiges Dorfzentrum, welches auch Pilotpro- jekt des Landes werden soll.

Das Heimatmuseum: Anziehungspunkt für In- und Auswärtige Im Einzugsbereich der Städte Diepholz, Vechta und Lohne kann Aschen mit einer stabilen wirtschaftlichen Infrastruktur auf- warten. Betriebe aus den Bereichen Dienst- leistungen und Gewerbe, Handwerk und IT- Vorstellung des DORV-Projektes Technologie haben sich in zunehmender Zahl gegründet (aktuell 102) und bieten Eine angepasste Durchmischung von älte- neue Arbeitsplätze. Die Landwirtschaft hat rem Baubestand mit neueren Wohn- oder sich durch Spezialisierung verändert. gewerblichen Gebäuden fügt sich harmo- nisch in das dörfliche Gesamtbild ein. Die In Punkto Energieversorgung verfügt aus dem Dorferneuerungsplan entwickelten Aschen über eine Biogasanlage mit Nah- neuen Wohngebiete, sind ortskernnah an- wärmenutzung und zahlreiche Solarmodule gelegt und berücksichtigen die dörfliche auf den Dächern. Siedlungsstruktur als auch die umliegende Aschen verfolgt nicht nur in seinem Leitbild Grünplanordnung. Baulückennutzung er- das Ziel, die naturnahe Gestaltung des Dor- gänzt den behutsamen Umgang mit Wohn- fes und seiner Landschaft zu bewahren, flächenbedarf. Landwirtschaftliche Hofstel- sondern setzt dieses auch um. Dies zeigt len konnten durch Nachnutzung wiederbe- sich Innerorts durch gut eingegrünte land-

21 Kreiswettbewerb 2014 wirtschaftliche Betriebe und Anpflanzungen Erleben von Landschaft, Wiesenvögeln und entlang der Hunte. Darüber hinaus ver- Kranichrast. Das Engagement für den Erhalt schönern Birken, Kastanien, Linden, Eichen und die Entwicklung dieser Vielfalt sowie die und andere Gehölze als Neuanlage oder als Wertschätzung der vorhandenen Natur- Altbestand, als Baumgruppe oder als Ein- schutzgebiete und Fließgewässer wurde im zelbaum, als Buschreihen oder als Hecken Rahmen der Dorfbereisung deutlich hervor- das Ortsbild. gehoben.

Heiligenloh

„In Heiligenloh gift masse Neie´t “

Naturnahes Aschen Bemerkenswert sind darüber hinaus der Skulpturengarten der Familie Prinz- Schubert auf einer ehemaligen Rinderweide sowie der durch den Förderverein begrünte Schulhof. Aus diesem Motto heraus hat der Arbeits- kreis der Dorfgemeinschaft, die Heiligenlo- her Muntermoker, das Leitbild für Heiligen- loh entwickelt. Der Erhalt und die gelenkte Weiterentwicklung der vorhandenen Struk- turen sind erklärtes Ziel. Das zukunftsorien- tierte Denken und Handeln, verbunden mit der tiefen Liebe mit ihrem Ort, wurde bei der Bereisung spürbar vermittelt.

Die Gemeinde hat sich in ihrer Entwicklung

als Dorf und durch ihre Versorgungsstruktu- Skulpturenpfad ren zum Grundzentrum für die umliegenden Im Außenbereich des Ortes sind die Moore Nachbardörfer und darüber hinaus, entwi- prägend, die Aschen zu Dreivierteln umge- ckelt. Steigende Nachfragen nach Wohn- ben. Im restlichen Viertel wird der Ort von raum bestätigen dies. der Hunte durchflossen. Das Moor und die von Bäumen und Hecken gesäumten Wirt- In Heiligenloh ist die dörfliche Entwicklung schaftswege begünstigen eine vielfältige durchdacht geplant. Die alten Siedlungs- Fauna und Flora. Insbesondere das Boller strukturen sind nahezu unverändert erhalten und Brägeler Moor ermöglichen ungestörtes geblieben. Alte, dorfbildprägende Gebäude

22 Kreiswettbewerb 2014 werden gepflegt. Neue Wohngebiete sind gelungen an den Dorfkern eingebunden.

Florierender Dorfladen „Nah und Gut“

Blick auf den Ortskern Eine „Schnack-Bar“ ist ein beliebter Treff- In der Gemeinde gibt es nur noch einen punkt geworden. landwirtschaftlichen Betrieb. Diese starke Die neue Internetseite des Dorfes informiert strukturelle Veränderung wurde durch Um- über die dörflichen Aktivitäten. Ein neuer nutzung bestehender Hofstellen für Kultur, Radweg wurde fertig gestellt. Pferdehaltung und Handwerk aufgefangen. Auch die alte Molkerei erfuhr eine neue Nutzung. Hier hat nunmehr ein Unterneh- mer aus dem Bereich alternativer Energien seinen Firmensitz. Gewerbe und Freiberuf- ler bilden heute die wirtschaftliche Grundla- ge des Dorfes. Alle Unternehmen bieten wohnortnahe Arbeitsplätze. Im sanften Tou- rismus wird Potential zur Weiterentwicklung gesehen.

Durch die Bürgersolaranlage werden die Einwohner auch für den Klimaschutz sensi- bilisiert und übernehmen Verantwortung für Schön gestaltetes Buswartehäuschen eine nachhaltige Entwicklung. Überall in Heiligenloh finden sich sehens- Die gut ausgebaute Infrastruktur sichert die werte Gärten mit gut erhaltenen Baumbe- Versorgung im Dorf und trägt sicherlich zu ständen. An vielen Stellen sind liebevolle einer hohen Lebensqualität bei. Im Dorfkern Details zu entdecken, wie Kunstwerke, ein sind Kindergarten, Schule, Sportstätten, ausgesprochen schön gestaltetes Buswar- Arzt, Pflegedienst, Praxis für ganzheitliche tehäuschen, der sehenswerte Ortsplatz mit Medizin und Osteopathie, Bank, Kirche und dem Göpel, ansprechende Anpflanzungen Bücherei angesiedelt. Das Schulgebäude auf öffentlichen Flächen. wurde ausgebaut. Stolz sind die Bürger auf ihren Lebensmittelmarkt „Nah und Gut“. Der Markt führt in einem ehemaligen Saalbetrieb ein umfangreiches Sortiment.

23 Kreiswettbewerb 2014

Angebot. Ein neues Dorfgemeinschafts- haus, das in Kooperation mit der Kirchen- gemeinde entstanden ist, komplettiert das Angebot.

All dies hätte ohne das besonders ausge- prägte ehrenamtliche Engagement der Bür- ger und Vereine nicht entstehen können. Die Tatsache, dass das liebevoll restaurier- te Schmuckstück, die Wassermühle, den Kindern und Jugendlichen zur Nutzung überlassen wurde, zeigt die besondere Vorstellung des Konzepts Heilgenloher Beeke Wertschätzung des Ortes seiner Jugend gegenüber. Zu den besonderen Veranstal- Die Niederung der „Heiligenloher Beeke“ tungen in Heiligenloh zählen mehrere zieht sich als grünes Band durch das Dorf. Kunstausstellungen, ein Bauern- und Ad- Nach einem Konzept des Verkehrs- und ventsmarkt, ein Oldtimertreffen sowie ein Verschönerungsvereins wird dieses Natur- Scheunenkino. Zur Stärkung des „Wir- juwel schrittweise und behutsam in das Gefühls“ hat Heiligenloh ein Wappen entwi- Dorfleben einbezogen. Umgesetzt sind be- ckelt. reits die Neuanpflanzungen mit heimischen Gehölzen und Obstbäumen. In diesem Jahr wurden Anpflanzungen auf 3,5 km Länge „auf den Stock gesetzt“. Dadurch sollen das Wachstum der Pflanzen gefördert und die Heckenstrukturen belebt werden. Das auf der Bereisung angesprochene Ziel, alle Wege durch Bepflanzungen zu vernetzen, sollte konsequent weiterverfolgt werden, um eine stabile „grüne“ Infrastruktur zu schaf- fen.

Das Heiligenloher Wappen. Grafik: Burkhard Osterloh

Zurzeit stellt sich Heiligenloh der Herausfor- derung, durch Umnutzung alter Bausub- stanz, Seniorenwohnungen zu schaffen. Damit will man der demografischen Ent- wicklung gerecht zu werden. Musikalische Darbietung bei der Bereisung

Heiligenloh ist mit seinen umfangreichen sozialen und kulturellen Angeboten für alle Altersgruppen ein lebenswerter und leben- diger Ort. Junge Familien finden hier in un- mittelbarer Nachbarschaft ein perfektes

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Sudwalde Jahrhundert stammende Kirche und dem vom Heimatverein genutzten schmucken Altes bewahren und Neues entdecken Heuerlingshaus.

Das zentralgelegene Dorfgemeinschafts- haus, die „Tepesche Scheune“, wird in Ei- genregie gepflegt und Instandgehalten. Sie bietet der Feuerwehr, dem Schützenverein und dem DRK Räumlichkeiten. Die Ver- sammlungsräume im Obergeschoss dienen zudem als Begegnungsstätte für vereins- übergreifende und überörtliche Jugendar- beit. Für körperlich und seelisch erkrankte Menschen findet sich eine Werkstatt auf einem Reiterhof.

Das so genannte Haufendorf Sudwalde, mit seinen Ortslagen Bensen und Menninghau- sen, beeindruckt durch die Vielzahl ortsprä- gender alter Backsteingebäude und Hofstel- len.

Die Siedlungsstruktur ist sichtbar historisch gewachsen und der dörfliche Charakter, geprägt durch ein Neben- und Miteinander von Wohnen, Handel, Handwerk, Landwirt- schaft und Versorgungseinrichtungen, konn- te eindrucksvoll in die heutige Zeit mitge- nommen werden. Kurze Wege in Sudwalde

Das soziale und kulturelle Leben kon- zentriert sich somit im Ortskern und bietet, insbesondere Kindern, kurze Wege. Sind die Wege doch mal etwas weiter, wurde die Mobilität durch ein Sammeltaxi für Alt und Jung verbessert.

In Sudwalde bieten Haus- und Hofverkaufs- stellen saisonale Produkte an. Die Schlie- ßung des Lebensmittelladens stellt jedoch Das restaurierte Heuerlingshaus des Heimatvereines eine Herausforderung dar. Aktuell wird nach neuen Konzepten gesucht, wie etwa einem So sind die Grundschule, der Kindergarten, rollenden "Verkaufsladen". die großzügige Sportanlage, das Dorf- gemeinschaftshaus, die Kirche und ein Al- Über ein Integriertes Ländliches Entwick- tenheim wesentliche Elemente der heutigen lungskonzept (ILEK) ist die Gemeinde mit Infrastruktur. Der Ortsmittelpunkt Sudwal- den Nachbargemeinden vernetzt. Im Rah- des ist bestimmt durch die aus dem 13. men des Leitbildprozesses und der damit

25 Kreiswettbewerb 2014 verbundenen Stärken- und Schwächenana- lyse wurde ein Prozess zur Identifikation von zukunftsweisenden Lösungen für alle Generationen initiiert.

Imposante Eiche

Durch die alten Baumbestände, den Erd- mannshauser Forst und viele Fließgewäs- ser verfügt Sudwalde über ein reichhaltiges Gemeinsam für die Zukunft - Jung und Alt Naturerbe, welches mit Verantwortung ge- pflegt, geschützt und entwickelt wird. Ein Die Wirtschaftsstruktur ist ebenso vielfältig Arbeitskreis aus Vertretern der Landwirt- wie alt eingesessen. Sie reicht von der schaft, der Unternehmen, der Gemeinde Landwirtschaft und der Holzverarbeitung und der Vereine setzt Maßnahmen zur bes- über Elektro- und Heizungsbau bis hin zu seren Einbindung des Dorfes in die Land- verschiedenen Dienstleitungen. Um Gewer- schaft um. So wurden in einer Gemein- betreibenden und Einwohnern gute Bedin- schaftsaktion fast 500 Obstbäume ge- gungen zu ermöglichen, strebt die Gemein- pflanzt! Zudem wurde zur besseren Bio- de den Ausbau eines schnelleren Internets topvernetzung ein Heckenkataster angelegt. an. Erneuerbare Energien aus Biogas, Windkraft, Photovoltaik und Wasserkraft Die Gemeinde stellt sich sehr bewusst ihren kommen mit Augenmaß zum Einsatz. So Herausforderungen und trägt den Zielen gibt es beispielsweise für die Nutzung von des Dorferneuerungsprogrammes Rech- Biogas ein Wärmekonzept. Der sukzessive nung. Austausch der Straßenbeleuchtung auf energiesparende Technologien ist zudem Weiter so! ein Schritt in Richtung Klimaschutz.

Um das dörfliche und historische Erschei- nungsbild des Ortes zu sichern, wurde in der Bauleitplanung der Gemeinde festge- legt, dass sich Baugebiete in ihrer Gestal- tung harmonisch einfügen müssen. Ein gro- ßes Neubaugebiet wurde gut angenommen und bietet nur noch wenige Bauplätze. Fa- milienfreundliche Rabatte der Gemeinde für Baugrund begünstigt dies sicherlich. Zurzeit wird außerdem ein Leerstandsmanagement diskutiert.

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Bahrenborstel können. Bahrenborstel steigert so die At- traktivität des Ortes für Jung und Alt. „Aufeinander achten und füreinander da sein“ Die Gemeinde verfügt darüber hinaus über viele landwirtschaftliche Gebäude, die lie- bevoll restauriert oder modernisiert wurden. Durch Lückenbebauung im Dorfkern bleibt das Zentrum Bahrenborstels lebendig. Der Wandel von einem einst rein landwirtschaft- lich geprägten Dorf zu einem attraktiven Wohnstandort ist vollzogen. Ein Kataster unterstützt die Bemühungen Leerstände zu vermeiden. Aktuell soll ein leer stehendes Bauernhaus für altengerechte Wohnungen umgebaut werden. Die Großbäckerei Nie- meyer bietet betriebsnahe Wohnungen an, Kommt man nach Bahrenborstel fallen so- um Arbeit und Wohnen verbinden zu kön- fort die Vielzahl an Bäumen, der landwirt- nen. schaftliche Charakter und die sich gut in die Eine Besonderheit in Bahrenborstel ist die Landschaft einfügenden Siedlungen auf. Ausweisung von Wohnbaugebieten in den Während der Bereisung wurde deutlich, angrenzenden so genannten “Waldgärten“, dass sich die Gemeinde Bahrenborstel zu wo immer nur so viel Wald gerodet wird, wie einer attraktiven Gemeinde für ihre Bürger an Baufläche und Erschließung notwendig weiterentwickeln will. Dafür hat Bahrenbors- ist. Besonders ist auch, dass dort jedes tel auch Entwicklungsziele formuliert. Diese Baugebiet über einen eigenen Spielplatz werden in der Erhaltung der Kinderbetreu- verfügt. ung, der Verhinderung von Abwanderung Im Ortskern dominiert der Dorfplatz mit al- von jungen Leuten, der Stärkung des Orts- tem Baumbestand. Die alte Lindenallee an zentrums sowie der Sicherstellung der der Dorfstraße verleiht der Ortschaft eine Grundversorgung gesehen. In Bürgerver- besondere Note. Mithilfe der Baumschutz- sammlungen wurden Prioritätenlisten entwi- satzung kann dieser Baumbestand für das ckelt. Einige Ziele wurden bereits erreicht, Ortsbild erhalten werden. andere in die Wege geleitet. Teil des ortsei- genen Konzepts ist bspw. die Kooperation mit den Nachbargemeinden – insbesondere in Bereichen, in denen nicht alle Ortsteile die erforderliche Infrastruktur vorhalten kön- nen.

So wird die Versorgung mit Gütern des täg- lichen Bedarfs zu einem Teil durch einen Bäckerladen mit einem erweitertem Ange- bot und einem Hofladen gesichert. Umfas- sendere Angebote findet man im 2km ent- fernten Kirchdorf, welches die Bewohner auch mit dem Anrufsammeltaxi erreichen Bürgerwald

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Die Hofstellen sind eingegrünt und gepflegt. Bürgern Arbeitsplätze, die 30 % der Ein- Mit der Versiegelung von Flächen, z.B. vor wohnerzahl entsprechen. dem Gasthaus Hespenheide, sollte wo im- mer es geht, naturverträglicher umgegan- gen werden. Ein wichtiger Schritt in die rich- tige Richtung ist vor diesem Hintergrund der Entwicklungsplan Natur und Landschaft, der vorsieht, um die Siedlungen einen Grüngür- tel zu schaffen, Obstbäume auf 10m breiten Wegeseitenräumen und einen Bürgerwald anzupflanzen.

Gewerbebetrieb im Ort

Zum Ende des Schuljahres 2013/14 wurde die Grundschule des Ortes geschlossen. In dem Gebäude finden nun eine Kindertages- einrichtung, das Gemeindearchiv und der Heimatverein Platz. Auf dem ehemaligen Schulhof haben Eltern in Eigenleistung be- reits einen attraktiven Spielplatz geschaffen.

Erhaltene Küche in der Tecklenborgschen Jagdhütte

Ein Glücksfall für das Dorf ist die Überlas- sung der ehemaligen Jagdhütte Tecklen- borg an den Heimatverein. Der Heimatver- ein richtet die Hütte und das umliegende Grundstück für Besucher und Schulklassen her. Auch sonst ist der Heimatverein sehr aktiv und engagiert sich bspw. beim diesjäh- rigen Kreisjugendfeuerwehrzeltlager des Landkreises Diepholz.

Die moderne Landwirtschaft mit Großanla- gen und Sonderkulturen prägt die Land- Von Eltern neu gestalteter Spielplatz schaft rund um den Ort. Im Bereich der Auch die angrenzende, moderne Turnhalle Energiegewinnung setzt Bahrenborstel auf hat durch die Eigenleistung der Bahren- Biogasanlagen mit Wärmenutzung, Photo- borsteler eine komplette Renovierung erfah- voltaikanlagen und Windkraft. Insbesondere ren und stellt für den kleinen Ort ein echtes die Nutzung von Nahwärme aus Biogasan- Schmuckstück dar. Alle zwei Jahre werden lagen soll zeitnah umgesetzt werden. Da- in der Turnhalle die Aktivitäten des Vereins- neben bietet der Ort durch Unternehmen im lebens mit einem Tag des Ehrenamtes ge- Bereich Dienstleistung, Handel und Gewer- würdigt. be (z.B. der Landbäckerei Niemeyer) den

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Ehrenburg Mit diesen Schlagworten überschreibt die Gemeinde Ehrenburg ihr Leitbild. Die Ziele „Mein Herz schlägt für Ehrenburg“ können aber nur umgesetzt werden, wenn alle Ortsteile an einem Strang ziehen.

Die Gemeinde Ehrenburg setzt sich aus mehreren Ortsteilen zusammen. Entspre- chend ihrer Bedeutung haben die Ortsteile ihre gewachsenen landwirtschaftlichen Strukturen beibehalten oder haben sich im Rahmen einer Innenbereichssatzung bau- lich weiterentwickelt.

Straßenplakat in Ehrenburg

Mit dieser Straßen-Plakat-Ausstellung im ganzen Dorf spürt jeder, der nach Ehren- burg kommt, eine Welle der Begeisterung und der Aufbruchstimmung. Die intensive Dorfjugend Beschäftigung der Bürger hat für Vorschlä- ge und Ideen gesorgt, die jetzt umgesetzt Ehrenburg, Schmalförden und Wesenstedt werden wollen. sind die Ortsteile an denen diese Entwick- lung am ehesten abzulesen ist, auch weil ihre Dorfstrukturen annähernd zusammen- gewachsen sind. Der Ortsteil Ehrenburg, mit seinen gewerblichen Angeboten und durchmischter Bebauung von alten und neueren Gebäuden, übernimmt dabei in erster Linie die Funktion der Grundversor- gung in der Gemeinde. Erwähnenswert ist hier außerdem die mittlerweile in Privathand geführte Domäne Ehrenburg mit ihren Ge- bäuden und dem Burggarten. Zusätzlicher Wohnraum wurde in der ehemaligen Molke- rei geschaffen, die heute zwölf Wohnungen Auswertung Leitbildprozess beherbergt. >Generationsübergreifendes Miteinander, Bürgerbeteiligung und Kommunikation, Inf- Der Dorfkern von Schmalförden zeichnet rastruktur, Vereinsleben, Bauliche Entwick- sich dagegen durch eine Ansammlung von lung, Wirtschaft und Landschaft, Natur und historischen Gebäuden aus, die diesem Landschaft, Energie<

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Ortsteil wiederum ein besonderes Aussehen verleihen.

Für alle drei zusammenhängenden Ortsteile (Ehrenburg, Schmalförden und Wesenstedt) sichert die Bauleitplanung der Samtgemein- de die Beibehaltung der dörflichen Struktu- ren und die Weiterentwicklung des Gesamt- bildes.

Die Landwirtschaft ist stärkster Wirtschafts- zweig in Ehrenburg. Durch die Strukturver- änderung haben Photovoltaik- und Biogas- Bürgerbeteiligung mit sozialem Netzwerk Anlagen sowie Windkraft an Bedeutung gewonnen. Bei der Produktion erneuerbarer In einer Facebookgruppe diskutieren über Energien aus verschiedenen Quellen steht 230 Teilnehmer Anregungen und Verbesse- Ehrenburg an erster Stelle im Landkreis rungsvorschläge für das Dorf. Auch kulturell Diepholz. macht die Gemeinde von sich Reden. Dazu tragen das attraktive und abwechslungsrei- Handel, Gewerbe, weitere Dienstleister und che Programm von „KulturGut“ und die Ver- Gastronomie bieten zahlreiche Arbeitsplät- anstaltung „Klassik unterm Scheunendach“ ze. Eine Arztpraxis ist vor Ort. Die Versor- ebenso bei, wie das außergewöhnlich große gung mit Gütern des täglichen Bedarfs wird Angebot der verschiedenen Chöre. durch einen „Molly-Markt“ mit integriertem Bäcker- und Schlachterladen gewährleistet. Dazu wird ein Lieferservice angeboten.

Die intensive Landwirtschaft prägt auch die Landschaft in der Gemeinde Ehrenburg. Ausnahmen bilden die Randbereiche des nördlichen Wietingsmoores, die Schlatts, eine landesweit bedeutsame Orchideenwie- se und die sich durch alle Ortsteile ziehende Senke des Kuhbachs. Hier grenzen exten- siv genutztes Grünland und Bruchwälder an. Der Kuhbach verbindet alle Ortsteile miteinander. Um dieses Naturerlebnis so- Für Jugend umgebauter Bauwagen wohl Bürgern und Besuchern zuteilwerden zu lassen, überlegen die Ehrenburger, wie Kinder und Jugendliche des Ortes finden ohne große Störungen für die Natur, ein ihre Angebote in den Feuerwehren, den Wanderweg angelegt werden kann. Sport- und Schützenvereinen des Ortes oder beim Reitsport. Außerdem ist Ehren- Der Ort bietet viel an kulturellen und sozia- burg mit einem zum Jugendraum umgebau- len Angeboten. Immer wieder werden krea- ten Bauwagen einer der wenigen Orte sei- tive Ideen und neue Initiativen hervorge- ner Größe im Landkreis Diepholz mit einem bracht. Jüngste Beispiele sind die sehr ge- Angebot der offenen Jugendarbeit. Seit 25 lungene Plakataktion zur Darstellung des Jahren existieren in Ehrenburg schon eh- Ortes. renamtlich organisierte Ferienspiele.

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Ströhen

„Ströhen ist ein schönes Dorf, oben Hei- de, unten Torf“…

Vorstellung der Ferienspiele

Bei den Ortsentwicklungen bezieht Ehren- burg seine Bürger mit ein. So wurden aus einer Befragung älterer Bürger Projekte, wie das „Anrufsammeltaxi“, ein Radweg zwi- Gäbe es einen Preis für die Vielzahl touristi- schen Ehrenburg und Anstedt, sowie alten- scher Attraktionen und ihre gelungene Prä- gerechte Wohnungen realisiert. Die örtli- sentation, würde dieser sicherlich an Ströh- chen Vereine haben gezielt Angebote für en vergeben. Das „Ströher Dorfleben“ zeigt die ältere Generation geschaffen. In einer mit Kutschen, Draisine, Moorbahn ein- Tagespflegeeinrichtung gibt es regelmäßig drucksvoll das touristische Potenzial. Dazu Begegnungen zwischen den Senioren und zählen u. a. der Tierpark, das Neustädter einer Kindergartengruppe. Moor, die Kranichrast, die Moorschnucken und das kurz vor der Eröffnung stehende Europäische Fachzentrum für Moor und Klima (EFMK).

Hinweisschild auf Moorbahnfahrten

In Ströhen gehen Gemeindeverwaltung und engagierte Bürger Hand in Hand. Ganzheit- liches Denken bestimmt ihren Weg. Natur- schutz und Nachhaltigkeit mit den Heraus- forderungen in der Landwirtschaft und den

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Anforderungen an eine touristische Entwick- Grundschule, Sportanlagen und ein kirchli- lung in Einklang zu bringen, ist das Ziel. Mit ches Gemeindehaus. Das Vereinsleben in dem Ergebnis, dass das Dorf und die Land- Ströhen ist besonders vielfältig. schaft ein Ensemble bilden, dass mit stei- gender Tendenz Besuchern erlebnisreiche Auffällig ist, dass fast alle Vereine über akti- Tage garantiert. Mit dem EFMK erhält Strö- ve Jugendabteilungen verfügen oder sich hen eine europäische Anlaufstelle, für mit einzelnen Angeboten in der Kinder- und Fachpublikum und mit den integrierten Jugendarbeit einbringen. Mit der Landju- „Moorwelten“ ein umweltpädagogisches gend und der Jugendfeuerwehr sind darun- Zentrum für Schulen, Familien und Naturin- ter auch selbstständige Jugendverbände. teressierte. Die Aktivitäten im EFMK werden Hinzu kommt eine engagierte Kirchenge- sich auf den Ort positiv auswirken und nicht meinde mit Angeboten im Seniorenbereich zuletzt die Wirtschaftskraft des Ortes stär- oder für materiell bedürftige Gruppen. Viel- ken. fältige Interessen werden durch die Vereine bedient, die dabei auch mal ihr „Kernge- schäft“ verlassen. So gibt es im Reit- und Fahrverein einen Shanty-Chor oder der Verein „Ströher Dorfleben“ organisiert ge- meinsam mit der Kirchengemeinde ein Mon- tagskino. Das DRK organisiert einen Se- cond Hand Shop und die Landjugend betei- ligt sich an der 72-Stunden-Aktion des Norddeutschen Rundfunks.

Ehrenamtliche Betreuung der Kinder „Workshop für Kids“

Ausgangspunkt vieler Aktivitäten im Ort ist der Heimat- und Kulturverein „Ströher Dorf- leben“, der seine Heimat im Vereinsheim „Eulennest“ gefunden hat. Beispielhaft zu nennen sind Vortragsveranstaltungen u.a. zu regionalpolitischen Fragen, die Organisa- Idyllischer Blick aufs Dorf tion von Moorbahnfahrten oder auch kultu- relle Aktivitäten. Besonders hervorzuheben Wie die Menschen, so das Dorf: Harmo- ist der „Workshop für kids“. In der Work- nisch fügen sich ältere und neuere Gebäu- shophütte für die kleinen Leute am Lok- debestände in das Gesamtbild des Ortes schuppen entstehen in Form einer offenen ein. In Ströhen bestimmen Fachwerk und Jugendarbeit viele kreative Projekte und roter Backstein das Ortsbild. Besonders Ideen. prägend sind die denkmalgeschützte neu- gotische Backsteinkirche, das Pfarrhaus Ströhen verfügt insgesamt über eine ver- sowie das Gemeindehaus. Die Kirche ist gleichsweise gute soziale Infrastruktur. Da- nur eines von 18 Baudenkmälern, zu denen zu zählen der DRK-Kindergarten, die auch mehrere restaurierte Speicher und

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Backhäuser gehören. Der alte Bahnhof Menschen haben die Energie und die Kom- wurde in Privatinitiative wiederhergestellt petenz sich mit Ihren eigenen Stärken und und dient zu Wohnzwecken. Leerstand gibt Schwächen auseinander zu setzen und sich es zurzeit nicht, da viele Gebäude für den konzeptionell Gedanken über die künftige Tourismus umgebaut werden. Als moderns- Entwicklung des Ortes zu machen. Zweifel- tes Gebäude entsteht zurzeit das Europäi- los würde das Ergebnis eine weitere Stär- sche Fachzentrum Moor & Klima am Rande kung des Ortes sein. des Neustädter Moores.

Ortskernnah entwickelte Wohngebiete tra- gen dazu bei, dass sich in Ströhen eine zusammenhängende Dorfstruktur entwickelt Freistatt hat. Mit Kindergarten, Schule und Vereins- leben ist die Gemeinde zudem Anlaufpunkt „Himmel und Hölle“ für Bewohner aus den umliegenden Ortstei- len. Mit der Eröffnung von "Hanka´s Laden" hat Ströhen wieder eine eigene Einkaufs- möglichkeit für den täglichen Bedarf erhal- ten.

Als ehemalige Kolonie und Auffangstelle für sozial Benachteiligte macht sich Freistatt auf, als Gemeinde wahrgenommen zu wer- den. Dabei ist Freistatt mit einigen noch aus

Ströher Solarpark der Gründerzeit stammenden, architekto- nisch bedeutsamen Gebäuden durchaus In Ströhen gibt es zurzeit vier Windkraftan- attraktiv. Um auch Neubürger für die Ge- lagen, drei Biogasanlagen mit Nahwärme- meinde zu gewinnen, hat Freistatt neue netz und vier Solarparks. Eine große Anzahl Baugebiete ausgewiesen. Eine Durchmi- von Dienstleistern und Betrieben in der ge- schung der Bevölkerungsstruktur findet werblichen Wirtschaft haben sich in Ströhen auch durch die Veräußerung vorhandener niedergelassen. Diese bilden neben den 30 Gebäudebestände an Neubürger oder die Vollerwerbsbetrieben der Landwirtschaft Freigabe von Baulücken für Wohnbebauung das wirtschaftliche Fundament des Ortes. statt. Wie in anderen Orten auch, stellt die Nach- folgeregelung der landwirtschaftlichen Voll- Die großzügigen Grünflächen zwischen den erwerbsbetriebe eine Herausforderung dar. einzelnen Gebäudeeinheiten geben der Wohnlage in Freistatt einen ganz besonde- Ströhen hat das Potenzial sich aus eigener ren Charme, die ganz gezielt junge Familien Kraft nachhaltig weiterzuentwickeln. Die ansprechen soll. Als positive Steuerung ist

33 Kreiswettbewerb 2014 eine aus den Planungskonzepten zur Dorf- Freistatt verfügt über eine ausgesprochen entwicklung entstandene Bauleitplanung zu gut ausgebaute Infrastruktur. Dies macht bewerten, die zur besseren Anpassung der die Gemeinde zu einem attraktiven Woh- Bauformen und damit gleichzeitig zu einer nort. Einzelhandel mit Schlachter, Bäckerei vorteilhaften Entwicklung des Dorfbildes und Café, eine allgemein- und eine zahn- beiträgt. medizinische Praxis, verschiedene Hand- werksbetriebe sowie Gemeinde- und ein Kirchbüro sind vorhanden. Diese Infrastruk- tur hat das Dorf den Betheler Einrichtungen zu verdanken. Die Weiterentwicklung liegt nun in den Händen der Gemeinde Freistatt. Auch im Bereich der Verkehrsinfrastruktur engagiert sich Freistatt. Geschwindigkeits- begrenzungen und Verkehrsberuhigungen sorgen nun für mehr Sicherheit.

Dank der Stiftung Bethel verfügt der Ort auch über den größten Arbeitgeber im Be-

zirk . Die Möglichkeit einer regel- Restaurierte Gründerzeitvilla mäßigen Beschäftigung nachzugehen, ist auch für viele Bewohner Freistatts wichtig Die Ortsmitte ist gleichzeitig der Eingangs- und hilft sie zu integrieren. Hierbei sind die bereich des Dorfes. Das Pfarrhaus aus der genannten Einrichtungen von großem Nut- Gründerzeit der Kolonie Freistatt wurde in zen, um den Ort im Sinne eines sozialen Privatinitiative liebevoll restauriert und die Wirtschaftsstandortes zu sichern. Darüber historische Bausubstanz gut erhalten. Das hinaus spielt die Landwirtschaft eine Rolle Gebäude „Moorhort“, welches früher der in Freistatt. Es gibt zwei landwirtschaftliche „Fürsorgeerziehung“ diente, soll als Erinne- Vollerwerbs- und zwei Nebenerwerbsbetrie- rungsstätte erhalten bleiben. be mit eigener Schlachterei.

Außerhalb des Ortes prägt das Moor die Landschaft. Die „Stiftung Naturschutz und Landschaftspflege Freistatt“ bewirtschaftet die Grünflächen des Hochmoores und be- treut die Wiedervernässung der ehemaligen Abtorfungsflächen. Der landwirtschaftliche Naturschutzbetrieb pflegt ca. 1.500 ha Moor- und Grünlandflächen mit Moorschnu- cken und Rindern. Mit dem Engagement für die Wiedervernässung des Freistätter Moo- res werden in dieser Gemeinde Klimaschutz

Reale Filmkulisse und der Schutz der biologischen Vielfalt vorbildlich miteinander verknüpft. Eine Filmgesellschaft hat hier einen Film über die „Fürsorgeerziehung der 50er und 60er Jahre“ gedreht, der Anfang 2015 in die Kinos kommt.

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erpfad, der Besucher zum Verweilen, zur Besinnung und Erinnerung einlädt.

Die Wohnstruktur in Freistatt zeichnet sich durch gelebte Inklusion aus. Menschen mit aktuellem oder früherem Förderbedarf leben häufig mit Menschen mit und ohne berufli- chen Bezug zur Diakonie in Mehrparteien- häusern zusammen.

Viele der sozialen Angebote Freistatts (Se- niorenkreis, Frauenkreis, Posaunenchor, Sauna) haben ihren Ausgangspunkt in der Biotop im Dorf diakonischen Arbeit. Sie werden jedoch Die Heckenvielfalt verleiht dem Dorf, auch heute von allen Einwohnern genutzt. Weite- im Baugebiet, eine grüne Vielfalt. Sie wer- re Betätigungsfelder für die Einwohner stel- den durch Altbestände von Eichen, Linden len der Sportverein und die Feuerwehr dar. und Kastanien ergänzt. Anpflanzungen von kleinwüchsigen Kirschbäumen im Wege- Seitenraum werden von Anliegern gepflegt und die Früchte geerntet. Positiv hervorzu- heben ist auch die „Kleewiesenvielfalt“ nahe Gessel - Leerßen der Kirche, die einen angenehmen Kontrast zu „einheitlichen“ Grünflächen darstellt. „Viele Schätze“

Trauerpfad Eine große Bekanntheit hat Gessel 2011 durch den Fund mehrerer archäologisch Die touristischen Einrichtungen Freistatts bedeutsamer Funde beim Bau einer Pipe- wie die Moorbahn, der Sinnesgarten mit line erlangt. Besonders der Goldschatzfund Wasserspielplatz, das Backhaus, der Plane- - der Gesseler Goldhort - weist auf die kul- tenweg, der Outdoor-Fitnesspark, der turhistorische Bedeutung der Region hin. Bouleplatz, der Wohnmobilstellplatz, der Hochseilgarten fügen sich in das Dorfbild Gessel besteht aus den Ortsteilen Gessel, ein. Sie sind weit über die Ortsgrenzen be- Leerßen und Schorlingskamp. Die Einwoh- kannt und werden auch gern von Besuchern ner haben sich ihrer Zukunft gestellt und ein angenommen. Neustes Projekt ist ein Trau- Leitbild entwickelt. Schlagworte sind: Sich

35 Kreiswettbewerb 2014 kennen lernen und ein gutes Miteinander reiche. Einige noch vorhandene landwirt- fördern, Wirtschaft und Umwelt gestalten, schaftliche Vollerwerbsbetriebe, oder zu Wohn- und Lebensqualität - lebendig und Wohnzwecken umgenutzte ältere Gebäude sozial gestalten, Erholen - entspannend und in Fachwerk- oder Backsteinbauweise, ge- natürlich gestalten, Attraktiv und erreichbar, ben den Ortsteilen einen dörflichen Charak- Spannend und Anregend. ter. Zwei alte Bauernhäuser stehen heute unter Denkmalsschutz.

Beide Orte verstehen sich hinsichtlich der Infrastruktur als Ortsteile der Stadt . Bürgerbus-Anbindungen nach Syke und die umliegenden Orte sind von großem Wert. Die Zusammenarbeit mit den Nachbar- Ortsteilen wird ebenfalls groß geschrieben. Ein zukünftiges Dorfzentrum um den vor- handenen Dorfplatz beim Kindergarten, dem Sportplatz und der Feuerwehr könnte die Ortsentwicklung weiter voranbringen

und eine Dorfmitte entstehen lassen. Im Sehenswerte Graffiti Rahmen der Umgestaltung ist an einen re- gelmäßigen Wochenmarkt und an die Gessel liegt im „Speckgürtel“ Bremens. Vie- Schaffung von bezahlbarem Wohnraum für le Einwohner pendeln täglich aus dem Ort. junge Leute gedacht. Daraus resultieren eine gute Verkehrsan- bindung an Autobahn und Flughafen sowie Die Gemeinde hat den hohen Stellenwert schnelle ÖPNV- und Bahnverbindungen. europäischer Schutzgebiete erkannt. Sie Das Freizeit- und Konsumverhalten ist stark informiert über „ihr“ sogenanntes FFH- Richtung Bremen orientiert. Für die Ge- Gebiet, den Kammmolch-Biotop südlich von meinde ist es eine Herausforderung, die Sörhausen, innerhalb des europaweiten Güter des täglichen Lebens, die Gesund- Schutzgebietssystems NATURA 2000 mit heitsversorgung sowie das gesellschaftliche allgemein verständlichen Info-Tafeln am und kulturelle Leben vor Ort sicher zu stel- Hohen Berg. In dem Gebiet liegen acht re- len. Die Beteiligung am Wettbewerb „Unser naturierte Schlatts. Dorf hat Zukunft“ ist ein weiterer Schritt neue Perspektiven zu entwickeln und diese Weitere Landschaftselemente, wie z.B. der umzusetzen. Leerßer Kirchweg, bergen - ebenso wie private Initiativen vom Bio- bis zum Arche- Alle Ortsteile haben sich aus einer Streube- hof - ein großes ökologisches Potenzial. Die siedlung heraus entwickelt, weshalb ein vielen ortsbildprägenden Bäume werden eindeutiger Dorfkern auch nicht existiert. durch eine Baumschutzsatzung geschützt. Die Einwohnerentwicklung ging mit Ereig- Zu Gessel zählen die Waldgebiete Gesseler nissen wie dem Eisbahnbau, der Aufnahme Fuhren und der Gesseler Spreeken. Im von Heimatvertriebenen, aber auch durch Baugebiet Apfelsiedlung wurde eine Streu- die „Stadtflucht“ in den 80er Jahren einher. obstwiese angelegt. Weitere sollen folgen. Ebenfalls sollen als Bindeglied zwischen Gerade die älteren Wohngebiete in Gessel Dorf und Landschaft Bäume und Sträucher und Leerßen, mit noch großen Gärten, zei- angepflanzt werden. gen sich als dörflich geprägte Siedlungsbe-

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Die Orte sind klar zur Landschaft hin abge- grenzt und noch bewirtschaftete landwirt- schaftliche Betriebe bestimmen das Bild. Diese zu erhalten bzw. eine Umnutzung zu finden, wird Aufgabe für die Zukunft sein, um Leerstände zu vermeiden. So gibt es Entwicklungen zu Lohnbetrieben, zur Pro- duktion alternativer Energien, Verkäufe ab Hof, Hof-Cafés. Gelungene Beispiele sind der Brunnenhof, auf dem ein Seminarhaus eingerichtet wurde und der Biolandhof

Voigt, auf dem sich die Einwohner mit Pro- dukten des täglichen Bedarfs eindecken Spielplatz am Hohen Berg können. Ein auf dem Biohof liegendes Bio- Eine besondere Perle besitzt der Ort restaurant füllt mit seinem Angebot eine Leerßen mit dem Hohen Berg. Der Hohe Nische aus. Daneben haben Gessel und Berg zieht besonders an den Wochenenden Leerßen einige gewerbliche Betriebe. viele Besucher an und lädt zum Verweilen und Spielen ein. Vom Aussichtsturm aus hat man einen herrlichen Ausblick auf Bremen, ins östliche Hachetal und bis nach Harpstedt.

Restaurant auf dem Biohof Voigt

Die Vereinsstruktur entspricht dem klassi- schen Angebot in Dörfern. Die Jugendarbeit ist v.a. beim Sportverein, der Kinder- und Jugendfeuerwehr sowie der Kirche zu Hau- Bewertungskommission auf dem Aussichtsturm se. Hervorzuheben ist, dass die Kirche ver- Das ehemalige Areal der Bundeswehr wird sucht, bei der Konfirmandenarbeit Verein- zu einem Teil vom NABU und seiner Ju- sangebote zu integrieren und damit die Zu- gendgruppe genutzt. Mit Anpflanzungen sammenarbeit in der Jugendarbeit fördert. und Pflegemaßnahmen soll die Attraktivität Eine Homepage und eine Facebook-Seite des Hohen Berges weiter erhöht und viele informieren über die Aktivitäten. Besucher angelockt werden. In Zusammen- Eine Bahnunterführung wurde mit Graffitis arbeit mit dem Nachbarort Ristedt soll hier gestaltet, die besonders Jugendliche an- der Tourismus weiterentwickelt werden, sprechen soll. Die sehenswerten Graffitis wobei auch der Fund des Gesseler Gold- weisen auf das Alter des Ortes (800 Jahre hortes eine große Rolle spielen soll. Gessel) und den Goldschatzfund hin.

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Groß Lessen Sozialdienst- und Seniorenbetreuung. Diese gute Infrastruktur spricht dafür, dass sich „Viel Energie“ nicht nur junge Familien in Groß Lessen gut ‘aufgehoben‘ fühlen können und eine hohe die Lebensqualität im Dorf gesichert wird.

Groß Lesen hat seine Neubaugebiet in den Gasthaus Huesmann im Ortskern-Treffpunkt der Vereine letzten Jahren entsprechend der Nachfrage Groß Lessen setzt besonders auf erneuer- gut an das Dorf angebunden. Aufgrund zu- bare Energiequellen wie Photovoltaik, Ge- rückgehender Einwohnerzahlen wird zu- othermie, Windkraft und Rapsöl. Darüber nehmend auf die Möglichkeit der Schlie- hinaus verfügt der Ort über ein Nahwärme- ßung von Baulücken zurückgegriffen, was konzept. Mithilfe eines Blockheizkraftwerkes der dörflichen Entwicklung zu Gute kommt. versorgen dabei mehrere Biogasanlagen rund 40% der Haushalte mit Wärme. Au- Auffallend ist die gewachsene Durchmi- ßerdem sind an das Wärmenetz die Schule, schung von handwerklich, landwirtschaftlich das Feuerwehrhaus, die RWG und ein und gewerblich genutzten Gebäuden mit Gastronomiebetrieb angeschlossen. Ein reinen Wohngebäuden im Dorfzentrum. weiterer Ausbau ist vorgesehen. Die Ver- Dies ermöglicht das Zusammenleben und fügbarkeit der Rohstoffe soll u. a. über ei- Zusammenwirken von Wohnen und Arbei- nen Energiewald gesichert werden. ten innerhalb des Dorfes. Das Ortsbild wird von einem traditionellen Den Ortskern bilden eine Gastwirtschaft, die Nebeneinander von Landwirtschaft und Schule und diverse Gewerbebetriebe. Be- Gewerbe geprägt. In der Landwirtschaft sonders erwähnenswert ist der Ortsteil Mel- sind es zehn Vollerwerbsbetriebe, die Ver- loh mit mehreren reetgedeckten Fachwerk- edlung und Ackerbau betreiben. Arbeits- häusern, die in Privatinitiative liebevoll res- plätze im wirtschaftlichen Bereich bieten tauriert wurden. Immer wieder sind liebevoll Unternehmen in Handwerk und Dienstleis- gepflegte Gärten, aber auch Gemüsegärten tung, wobei die RWG als größter Arbeitge- zur Selbstversorgung zu entdecken. An ber zu nennen ist. Alle Betriebe haben sich einigen Gebäuden sind Fassadenbegrü- besonders der Ausbildung junger Menschen nungen zugelassen worden. gewidmet und wollen dies auch in Zukunft Neben den Einrichtungen der Grundversor- tun. Die Grundversorgung wird durch eine gung verfügt Groß Lessen darüber hinaus Bäckerei gesichert. auch über zahlreiche weitere Einrichtungen, Die Grundschule des Ortes ist gleichzeitig wie Kindergarten, Grundschule, Sportanla- Bildungseinrichtung, Erlebnisort und Mittel- gen, Mehrzweckhalle oder Einrichtungen für

38 Kreiswettbewerb 2014 punkt des Dorflebens. Die angrenzende Anlage des Sportvereins stellt eine hervor- ragende Ergänzung des schulischen Ange- bots dar. Der SV Lessen mit ca. 500 Mit- gliedern pflegt neben klassischen Angebo- ten auch den Bereich des Gesundheits- und Präventionssports. In Eigenleistung wurden die Sportanlagen geschaffen und unterhal- ten. Aber auch Freunde des Schieß- und Kegelsports, des Gesangs, des Theater- spiels, der Heimatpflege oder des Modell- flugsports kommen in der Gemeinde zu ihrem Recht. Ortsgruppen des Deutschen Treffpunkt im Ortskern Roten Kreuzes und des Sozialverbands Sehr positiv zu bemerken ist das ehrenamt- Deutschlands vervollständigen das Ange- liche Engagement im Dorf. Liebevoll und bot. individuell gestaltete Flächen im öffentlichen Bereich steigern die Attraktivität; Rastplätze und Schutzhütten laden zum Verweilen ein. Engagierte Naturliebhaber haben Biotope angelegt, zahlreiche Obstbäume und Alleen gepflanzt, um die biologische Vielfalt in der doch intensiv genutzten Landschaft zu er- höhen. Nur durch das Zusammenwirken von Grundstückseigentümern und aktiven Einwohnern konnten diese Maßnahmen realisiert werden.

Freiwillige Feuerwehr Ein weiteres begrüßenswertes Vorhaben ist die Reaktivierung eines Altarmschnittes der Die Ortsfeuerwehr verfügt über eine sehr Kleinen Aue, um die Vielfalt und Lebensbe- erfolgreiche Jugendfeuerwehr, die in den dingungen der Pflanzen und Tiere zu ver- letzten Jahren mehre Auszeichnungen er- bessern. Zukünftig wäre es eine lohnens- ringen konnte. Bereits dreimal wurde das werte Aufgabe, die „grünen“ Strukturen zu Kreisjugendzeltlager der Feuerwehr in Groß einem verbindenden Element der fünf Ort- Lessen ausgerichtet. Für das jährliche steile Stück für Stück weiterzuentwickeln. Schützenfest wurde in diesem Jahr mit Er- folg ein neues Konzept umgesetzt. Als Ver- einslokal aller Vereine steht das Gasthaus Huesmann zur Verfügung. Neuer Höhe- punkt des Dorflebens ist seit einigen Jahren das Tauziehen über die Kleine Aue.

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Heiligenrode Besucher an. Einige Vereine haben hier ihr Zuhause gefunden. Über Wasserkraft wird Stadtnah - idyllisch – historisch – das Mühlenensemble mit Wärme versorgt. elektrisch Im Laufe der Zeit hat sich die dörfliche Sied- lungsstruktur zunehmend dezentralisiert. Es sind Wohngebiete entstanden, die ge- schlossene Siedlungsgebiete sind. Das gilt auch für gewerbliche Ansiedlungen. Der Dorfinnenbereich, mit seiner waldähnlichen Erscheinung, verbietet allerdings von selbst, über eine weitere Verdichtung der Bebau- ung nachzudenken. Im Ortskern sind Schu- le, Kindergarten und weitere öffentliche Ein- richtungen angesiedelt.

Auf hohem Niveau ist Heiligenrode mit guter Eine interessante Lage bietet das Dorf am Infrastruktur gesegnet. Beispielhaft stehen Rande des Oberzentrums Bremen aber dafür die familienfreundliche Ganztagsschu- doch auf dem Lande. Aufgrund der Nähe zu le und die Kindertagesstätte. Mit der „Grö- Bremen pendeln viele Einwohner täglich nemeyer“-Buslinie und dem Anrufsammel- aus. An den Wochenenden pendeln viele taxi besteht ein sehr gutes ÖPNV-Angebot. Bremer zu ihren „Wochenendhäusern“ in den Ort ein. Das Freizeit- und Konsumver- halten ist Richtung Bremen orientiert.

Im Dorf ist die Siedlungsgeschichte auch für Laien sehr anschaulich dargestellt. Sie be- ginnt rund um das Gebäudeensemble der alten Klostermühle.

Probefahrt mit der E-Flotte

In Heiligenrode beteiligen sich 18 Haushalte an dem Forschungsprojekt „e-home Ener- gieprojekt 2020“ eines Energieversorgers. Der Versorger erforscht die Energieversor- gung unter realen Bedingungen, um Lö- Gebäudeensemble rund um die Klostermühle sungswege für eine Umsetzung der Ener- giewende in ländlich geprägten Regionen Hier war in früheren Zeiten sicher der Aus- zu entwickeln. Das Modul Elektroautos gangspunkt allen Lebens im Ort. Das En- konnte von der Bewertungskommission bei semble ist sehr gut erhalten, wurde mit einer Probefahrt mit der E-Flotte getestet Fleiß und Liebe restauriert und zieht viele werden.

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Mehrere mittelständische Unternehmen der Heimatverein sich um die Ortschronik agieren auch international im Gewerbege- und den Erhalt der Dorftraditionen kümmert. biet nahe der Autobahn – besser verkehrs- technisch angebunden geht nicht. Einrichtungen der Behindertenarbeit, eine Kleiderkammer, die Kindertagesbetreuung Die Landwirtschaft hat in Heiligenrode in- und die dreizügige Grundschule mit Ganz- zwischen kaum noch Bedeutung. Viele Höfe tagsbetreuung komplettieren das soziale haben eine neue Nutzung erfahren. Bei- Angebot. Heiligenrode fördert bereits seit spielsweise sind Pferdehöfe mit Ferienwoh- Jahren mit unterschiedlichen Maßnahmen nungen entstanden. Dadurch sind neue die Arbeiten junger Künstler. Arbeitsplätze geschaffen worden und Leer- stand wurde verhindert. Durch einen Bäcker An das Mühlenensemble grenzt der natur- mit umfangreichem Sortiment wird die nahe Klosterwald. Viele Wanderwege und Grundversorgung mit Lebensmitteln gesi- mehr als 40 Ruhebänke laden zum Spazie- chert. Die medizinische Versorgung erfolgt rengehen und Verweilen ein. Örtliche Verei- über einen Arzt und eine Apotheke, sowie ne kümmern sich regelmäßig um Erhaltung eine Praxis für Krankengymnastik. und Pflege des Klosterwaldes. Die dort an- sässige NABU-Station hat das Anbringen Der Ort Heiligenrode ist als Vorranggebiet von Nistkästen und das Aufstellen von In- für Erholung ausgewiesen. Der sanfte Tou- sektenhotels initiiert. Der Klosterbach durch- rismus soll weiter gefördert werden. fließt den Wald. Außerhalb des Waldes wird er von Feuchtwiesen und Grünlandflächen begrenzt. Sie sind als Landschaftsschutz- gebiet ausgewiesen

Vielfalt der Vereinsaktivitäten

Die Darbietung der Bläser in der Kirche überzeugte alle Zuhörer davon, dass die Kirche, zusammen mit den zahlreichen und Der Klosterbach lädt zur Erholung ein vielfältigen Vereinen, der Mittelpunkt des sozialen und kulturellen Lebens im Ort ist. Heiligenrode pflanzt jedes Jahr für jedes Die Angebote sprechen auch die Kinder und neugeborene Kind einen Baum. Mittlerweile Jugendlichen gut an. So sind mehr als ein sind insgesamt zehn sog. Babywälder ent- Drittel aller Mitglieder des TSV Heiligenrode standen. jünger als 18 Jahre. Auch die Feuerwehr Eine gute Idee, die dem Motto „Unser Dorf fördert sehr erfolgreich ihren Nachwuchs. hat Zukunft“, ein sichtbares Zeichen ver- Die Landjugend pflegt durch eine Theater- leiht. gruppe die plattdeutsche Sprache, während

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Kirchdorf sich durch eine umfassende gesundheitli- che Versorgung zu einem „Medizinischem Historisch – modern - zukunftsfähig Zentrum“ entwickelt. Die Sportstätten bieten ein großes Angebotsspektrum. Das Natur- freibad ist eine Attraktion. Ein Supermarkt und verschiedene Einzelhändler halten ein beachtliches Angebotsspektrum vor. Kirch- dorf ist mit seinem umfassenden Versor- gungs- und Dienstleistungseinrichtungen der Anlaufpunkt für die umliegenden Ge- meinden.

In kaum einer anderen Gemeinde im Land- kreis ist die Entwicklung so rasant voran geschritten wie in Kirchdorf. Die Infrastruk- tur in Kirchdorf ist überdurchschnittlich ent- wickelt und wird erfolgreich den Bedürfnis- sen der Gegenwart angepasst. So konnte der Schwerlastverkehr mit der Anbindung an die B 51 aus dem Ortskern herausge- führt werden. Das Krippen-, Kindergarten- Kirchdorf macht sich fit und Schulangebot wurde einvernehmlich Der dörfliche Charakter in Kirchdorf wird innerhalb der Mitgliedsgemeinden im Samt- durch die moderne Infrastruktur nicht ver- gemeindegebiet geregelt. drängt. Im Ortskern gruppieren sich mehre- re historisch erhaltene Gebäude. Besonders zu erwähnen ist dabei die denkmalge- schützte Kirche. Die gezielte Entwicklung von Wohnen und Dienstleistung verhindert Leerstand. Für die weitere Entwicklung von Wohnbereichen sollten auch innerörtlich vorhandene Baulücken in Betracht gezogen werden. Räume dafür scheinen laut Orts- plan vorhanden zu sein. Demnächst will ein Investor eine große Wohnanlage in der Dorfmitte errichten.

Ehrenamtliches Engagement im Pflegezentrum Neben diesen Neubaumaßnahmen gibt es auch restaurierte Bausubstanz, wie betagte Hofstellen und ein denkmalgeschütztes Hal- lenhaus mit Fachwerk und rotem Backstein. Für die Betreuung von Senioren sind unter- Ortskernnahe Wohngebiete sind ebenso stützende Hilfen eingerichtet und Wohnein- entwickelt wie solche in Randlagen. richtungen geschaffen worden. Kirchdorf hat

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Kulturpfad, Kulturausstellungen, Lesungen, Konzerte, etc.) geschaffen worden.

Restaurierte Fachwerkgebäude

Die Entwicklung der Gewerbeflächen mit Handwerksbetrieben und Dienstleistungs- Hausecken-Kunstwerk unternehmen geschieht in Ergänzung der örtlichen Struktur und gibt ein eindrucksvol- Der örtliche Schützenverein ist durch seine les Bild der jüngeren Entwicklung wider. Sie ausgezeichnete und erfolgreiche Nach- stellen ein Angebot an Arbeitsplätzen, das wuchsarbeit als „Talentnest“ des nordwest- durch größere Betriebe umfangreich erwei- deutschen Schützenbundes auserkoren tert wird. Allein 500 Plätze bietet das welt- worden. Insgesamt sind die Angebote der weit tätige Unternehmen „Dieseltechnik“ im Vereine für Erwachsene und besonders für Hauptort der Samtgemeinde Kirchdorf. Kinder und Jugendliche sehr umfangreich.

Die Landwirtschaft ist mit sechs Voller- Auch die Schullandschaft in der Samtge- werbsbetrieben in der Gemeinde verankert. meinde hat in den letzten Jahren grundle- Mit dem im Ortskern entwickelten medizini- gende Veränderungen erfahren. Aus der schen Angebot, bestehend aus Ärztehaus, bisherigen Haupt- und Realschule in Kirch- Apotheke, Pflegedienst, Hebammenpraxis, dorf ist der zentrale Beschulungsort aller Praxen für Zahnheilkunde, Krankengymnas- Grundschüler mit Ganztagsbetreuung der tik, Osteopathie, Heilpraktik ist Kirchdorf gut Samtgemeinde geworden. Die Betreuung für die Zukunft aufgestellt. der jüngeren Kinder wird durch den Kinder- garten in Scharringhausen und Tagesmütter In Kirchdorf werden Eigenleistungen in den sichergestellt. Vereinen großgeschrieben. Sie haben in den letzten Jahren moderne Kultur- und In Kirchdorf gibt es noch relativ viele stattli- Freizeiteinrichtungen geschaffen. Dies che Eichenbestände auf den Höfen. Sie reicht von einer überdachten Zuschauertri- werden durch eine Baumschutzsatzung büne auf dem Sportplatz, über das durch geschützt. Die „Durchgrünung“ wird durch den Sportverein geführte Naturfreibad, die Neuanpflanzungen, z. B. von Obstbaumrei- Erweiterung des attraktiven Heimatmuse- hen, Hecken, Wallbepflanzungen im Bau- ums des Heimat- und Verschönerungsver- gebiet und der kompletten Eingrünung der eins bis hin zur Arbeit des KunstKulturFo- Sportanlagen fortgeführt. Wünschenswert rums Kirchdorf in der Samtgemeinde. Durch wären Anpflanzungen am neuen Feuer- das Kulturforum sind in den letzten Jahren wehrhaus. zahlreiche kulturelle Highlights (Hausecke-

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"Kirchdorf, ein Dorf zwischen Heide und Moor" lautet der Titel eines 2011 vom Hei- matverein herausgegebenen Buches. Die Heidelandschaft hat eine beachtenswerte Ausdehnung in der fruchtbaren „Börde“. Sie wird gepflegt und lockt zahlreiche Touristen zum Heideblütenfest an. Moore und Feuchtgebiete haben in der auf Ackerbau ausgerichteten Landwirtschaft dagegen abnehmende Bedeutung. Den Erhalt und die Schaffung vielfältiger Landschaftsele- mente in der intensiven Agrarlandschaft könnte Ziel des Weiteren gemeindlichen Ergebnisse des Weiterentwicklungsinitiative und ehrenamtlichen Engagements sein. Eine sehr aktive Arbeitsgruppe versucht viele Menschen auf den gemeinsamen Weg zur Weiterentwicklung ihres Dorfes mitzu- nehmen und initiiert dafür vielfältige Initiati- ven, wie z.B. eine Bürgerbefragung. Die Siedenburg Ergebnisse dieser Befragung zeigen deut- lich die Handlungsfelder, die den Menschen Viele verschiedene Gesichter bekennen besonders am Herzen liegen: Aktuell wird Farbe der Ort gerade mit der Schließung des ein- zigen Lebensmittelladens konfrontiert. Nicht zuletzt deswegen steht ein Dorfladen als Begegnungsstätte ganz oben auf der Agen- da. Aber auch Angebote für altersgerechtes Wohnen oder die Schaffung eines Jugend- treffs sind Zukunftsaufgaben, die sich die Siedenburger zum Ziel gesetzt haben.

Neben den Handlungsfeldern, die ins Visier genommen wurden, kann Siedenburg aber auch heute schon einiges vorzeigen:

Als Grundzentrum mit dem Verwaltungssitz Mit der Entscheidung am Wettbewerb „Un- der Samtgemeinde, aber auch mit dem Kin- ser Dorf hat Zukunft“ teilzunehmen, hat in dergarten und der Grundschule verfügt der Siedenburg ein intensiver Leitbildprozess Ort über eine Infrastruktur, die überörtliche begonnen. Der Prozess wurde im Rahmen Bedeutung hat. Dies gilt natürlich auch für des Wettbewerbs der Bewertungskommis- das Freibad oder für das Sportangebot der sion außerordentlich eindrucksvoll präsen- ansässigen Vereine. tiert.

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Das wirtschaftliche Standbein stellen Han- dels- und Dienstleistungsbetriebe. Zahlrei- che Arbeitsplätze bietet eine Großwäscherei aber natürlich auch die Landwirtschaft so- wie Lohnunternehmen. Die Landwirtschaft trägt durch ihr Engagement im Bereich der neuen Energien mit Innovationen zur Wei- terentwicklung des Dorfes bei. Beispiels- weise werden das Amtshaus und das Frei- bad durch ein Nahwärmekonzept einer Bio- gasanlage beheizt.

Vorstellung des Projekts „Stehlen United“

Die Siedenburger bemühen sich, das Ort- bild attraktiver zu gestalten. Beispiele dafür sind, die schön bepflanzten Beete an der Straße oder der von einer Natursteinmauer umgebene und begrünte Parkplatz. Se- henswert ist auch der Park am Amtshaus mit dem Mühlenteich. Das Ziel, die biologi- sche Vielfalt im Ort zu erhöhen, lässt sich eindrucksvoll an den Aktivitäten rund um den „Zukunftsgarten“ ablesen. Das Projekt Siedenburger Köpfe steigert die Identifi- kation der Bewohner mit ihrem Ort

Die Siedenburger haben mit Ihren Aktivitä- ten dokumentiert, dass sie ernsthaft und nachhaltig an der Entwicklung ihres Lebens- raumes mitwirken möchten. Siedenburg hat sich auf den Weg gemacht und engagiert sich für seine Zukunft.

Präsentation des Zukunftsgartens Siedenburg

Entlang der Hauptstraße ist die alte Sied- lungsstruktur von giebelständigen Gebäu- den gekennzeichnee. Im Ortskern prägt dann das ehemalige Schloss – der heutige Amtshof, die historische Kapelle und die Gastwirtschaft Block das Ortsbild. Der Amtshof wurde 2013 nach altem Vorbild restauriert und beherbergt heute die Samt- gemeindeverwaltung.

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Varrel nen Hausarzt und einen Zahnarzt gesichert, was heute im ländlichen Raum keine „Gut versorgt“ Selbstverständlichkeit mehr ist.

In Varrel befindet sich auch die Oberschule der Samtgemeinde Kirchdorf, während im Nachbarort die Grundschule angesiedelt ist. Diese Kooperation wird eine gute Schulbil- dung in der Samtgemeinde sichern, von der auch der Ort Varrel nachhaltig profitiert. Die Kinderbetreuung für Kinder unter sechs Jahren wird durch kooperative Arbeitstei- lung zwischen mehreren Orten in der Samt- gemeinde gesichert.

Das kulturelle und soziale Angebot lebt in Varrel von der Vielfalt seiner Vereine und Im Ortskern schmückt sich Varrel mit zwei ihrer Aktivitäten. Das gilt auch für die Ju- schönen Baudenkmälern, der Kirche sowie gendarbeit. Kindern und Jugendlichen bietet dem ehemaligen historischen Küsterhaus. Varrel eine gute Infrastruktur für ihre sportli- Beides verbunden durch einen schön ange- che Betätigung, die vom Beachvolleyball- legten Kirchplatz. Ergänzt wird dieses orts- platz bis zur Skateboardbahn reicht. Im bildprägende Ensemble durch verschiedene Küsterhaus finden regelmäßig kulturelle Backstein- und Fachwerkgebäude, die res- Veranstaltungen und Ausstellungen statt, taurierte Schule und einen Gastronomiebe- die weit über die Landkreisgrenzen hinaus trieb mit großem Saal. Ein gepflegter Göpel Beachtung finden. begrüßt die Besucher am Ortseingang.

Das schmucke Küsterhaus Attraktive Ortsmitte Leben im Ort herrscht aber auch nicht zu- Dass der Ort lebendig wirkt, liegt nicht zu- letzt durch die 37 Gewerbebetriebe im Ort. letzt auch an der vergleichsweise guten Produzierende Betriebe bieten hier genauso Infrastrukturausstattung für die tägliche Da- Arbeitsplätze wie Handwerksbetriebe und seinsvorsorge. Ein Lebensmittelmarkt im verschiedene Unternehmen des Dienstleis- Ort bietet die Grundversorgung und die me- tungsgewerbes. In Varrel sind zudem viele dizinische Versorgung wird noch durch ei- junge (Klein)unternehmen zu Hause. Diese

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Entwicklung wird durch die gute, in den letz- In Zusammenarbeit mit einem Naturschutz- ten Jahren ausgebaute, Breitbandinfrastruk- verband ist es gelungen, dass sich an der tur gefördert. Einmündung der Flöthe in die Große Aue eine herausragende Auenlandschaft entwi- Die Landwirtschaft prägt jedoch nach wie ckeln konnte. vor den Ort. Mit pfiffigen Lösungen gelingt es vielen Landwirten, alternative Einkom- mensquellen zu erschließen. Diese finden sich im Wesentlichen im Bereich der neuen Energien. Durch Kooperationen mit Hoch- schulen wird z.T. an technischen Möglich- keiten zur Optimierung von Prozessabläu- fen und für mehr Energieeffizienz gearbei- tet. Ein Projekt aus Varrel im Bereich der Landwirtschaft hat ein so hohes Innovati- onspotenzial, dass es Teil des Forschungs- projektes „Nordwest 2050“ wurde. Hier un- tersuchten Wissenschaftler Projekte und Initiativen, die eine Lösung für die Heraus- Ländliche Idylle forderungen des Klimawandels liefern könn- Varrel bietet die Grundlagen für eine weitere ten. Entwicklung. Entsprechend entwickelt der Ort seine Bauleitplanung moderat weiter. Ein besonderes Augenmerk liegt dabei auf Barrierefreiheit und auf dem Wunsch die gewachsene Siedlungsstruktur angepasst weiter zu entwickeln. Dazu gehört z. B. die Anwendung eines Leerstandskatasters um Siedlungsentwicklung möglichst in Baulü- cken zu lenken um den Ortskern, das Herz Varrels, dauerhaft zu stärken.

Landwirtschaft im Ortskern

Insgesamt präsentiert sich Varrel als leben- diger Ort in einer schönen landwirtschaftlich geprägten Landschaft umgeben von Heide und Mooren und mit der sog. Urloge als Naherholungsgebiet. Auch innerhalb des Ortes bemühen sich die Menschen einen Beitrag für mehr Biodiversität zu leisten. Das sieht man insbesondere an den vielen Wildblumen, die an Straßenrändern einge- pflanzt wurden oder auch am angelegten Bürgerwald.

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Wachendorf ckelten Leitbild wider.

„Dat Ole ehren, dat Gode mehren“

Ausdruck des großen Engagements

Das Engagement der Bürgerinnen und Bür- Gibt es in Wachendorf etwas zu tun, packen ger überträgt sich auch auf das Dorfbild. Auf viele Hände mit an. Die funktionierende den Namen Rosendorf sind die Wachendor- Dorfgemeinschaft arbeitet gemeinschaftlich fer stolz. Zahlreiche Rosenbeete bringen und systematisch an ihren Projekten. Be- öffentliche Flächen zum Erblühen und ge- eindruckend lässt sich dieses Engagement ben dem Dorf seine besondere Note. Sie an dem kürzlich fertig gestellten Umbau der werden liebevoll von den Anwohnern ge- Schützenhalle zum Dorfgemeinschaftshaus pflegt. ablesen. Über mehrere Jahre hinweg haben hier viele helfende Hände aus dem Dorf einen Ort geschaffen, in dem das rege Ver- eins- und Dorfleben nunmehr ein anspre- chendendes Zuhause gefunden hat.

Neben der klassischen Vereinsstruktur er- gänzen seit einigen Jahren ein Bürgerverein sowie der sog. Freizeit- und Gemein- schaftsverein, die Aktivitäten der Dorfge- meinschaft. Stolz sind die Wachendorfer auf die Feuerwehr, in der 2/3 aller Jugendlichen organisiert sind. Überall liebevoll gepflegte Rosen Aber nicht nur mit der Hände Arbeit gehen Der Kreis schließt sich bei den Aktivitäten die Wachendorfer ihre vielfältigen Projekte rund um das geplante Rosarium, in das die an. Auch konzeptionell planen die Men- Wachendorfer viel Herzblut stecken. Nach schen die Zukunft ihres Dorfes. Dies spie- vielen Jahren der konzeptionellen und pla- gelt sich in einem über Jahre weiterentwi- nerischen Vorarbeiten sieht man inzwischen auf dem 70.000 qm großen Gelände einer ehemaligen Sandgrube nicht nur die außer- gewöhnliche Dimension des Projektes son- dern auch schon erste Ansätze des geplan- ten Landschaftsgartens.

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Nicht zuletzt aufgrund der oben beschriebe- nen Wohn- und Lebensqualität hat sich Wa- chendorf in den letzten Jahren positiv ent- wickelt. Im Dorf haben Menschen mit unter- schiedlichen Lebensentwürfen ein Zuhause gefunden. Das spiegelt sich auch in der Bautätigkeit wider.

Konzeption des Rosariums

Mit dem Rosarium manifestieren die Wa- chendorfer nicht nur ein Stück ihrer eigenen Identität. Ziel ist es, ein attraktives überregi- onal bedeutsames Ausflugsziel für Touris- ten zu schaffen und damit nicht zuletzt regi- onale Wertschöpfung zu sichern. Da hilft es, Beschauliche Ortsdurchfahrt dass Wachendorf über die Eisenbahstrecke Neben einigen restaurierten alten Fach- Syke-Eystrup zur Zeit mit dem sog. Kaffki- werkhäusern, sind um das Dorfzentrum ker angefahren wird. Einem Ausbau der herum Baugebiete entstanden. Die Bauleit- Schienenstrecke mit einer Verbesserung planung hat dabei im Blick behalten, den der öffentlichen Anbindung an Syke und dörflichen Charakter im Ortskern nicht zu somit auch an Bremen stehen die Wachen- zerstören. Behutsam fügen sich die Neu- dorfer positiv gegenüber. baugebiete in der baulichen Gestaltung ins Neben den vielen Projektaktivitäten nehmen Gesamtbild des Dorfes ein. Das Leitbild die Bürgerinnen und Bürger aber auch ihren einer harmonischen Baulandentwicklung im normalen Alltag gemeinschaftlich in die Innenbereich des Ortes verfolgt Wachendorf Hand. Dies spiegelt sich in verschiedenen gemeinsam mit der Stadt Syke weiter. Initiativen und Institutionen wider, die im Im Ortskern findet man eine der ältesten Dorf ihren festen Platz gefunden haben. Hofstellen der Region. Der denkmalge- Die Versorgung vor Ort wird durch einen schützte „Hillmannsche Hof“ wurde in Pri- Hofladen gewährleistet in dem Grundnah- vatinitiative restauriert. Ein ebenfalls unter rungsmittel erworben werden können. Denkmalschutz stehender und restaurierter Fachwerkstall wird als Wohnhaus genutzt. Für Familien mit Kindern bietet der Kinder- garten eine sichere und pädagogisch aus- Das Wirtschaftliche Standbein des Ortes gewogene Betreuung an. In den letzten bilden neben zehn landwirtschaftlichen Be- Jahren hat er sich aufgrund seiner Förde- trieben, im Wesentlichen zwei größere Ge- rung der musikalischen Früherziehung ei- werbebetriebe: Eine Baumschule und ein nen Namen gemacht. Heizungsbaubetrieb.

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Sonderwettbewerb für

Bauernschaften und Weiler

Staffhorst

Wir wollen natürlich gewinnen, vor allem aber wollen wir unseren Ort zukunftsfä- hig für Jung und Alt gestalten.“

Ansprechend gestaltetes Buswartehäuschen

Besonders erwähnenswert ist die Verschö- nerung der Fassade mehrerer Buswarte- häuschen. Der ehemals graue Beton wurde bemalt oder mit Holz verkleidet. Auch wur- den die Wartehäuschen durch Bepflanzun- gen eingegrünt.

Die Gemeinde stellt ausreichend Flächen für neue Gewerbebetriebe, wie auch für

Wohnbebauung bereit, um eine Entwicklung Ein Blickfang ist der „Stooster“ Stein bei der Kirche auch durch Wohnungsneubau zu ermögli- chen. Der Ausbau mit leistungsfähigen Da- Mit einem historisch gewachsenen Orts- tennetzen wird vorangetrieben. Niedrige kern, bestehend aus einer Kirche, einem Steuern sollen alt eingesessene und neue Gasthaus, einer ehemaligen Schule und Betriebe zu Investitionen in den Standort einem früher so genannten Kolonialwaren- Staffhorst ermutigen. laden, hat sich Staffhorst sein Ortsbild er- halten. Die dem dörflichen Charakter ange- Hinsichtlich einer guten Infrastruktur ist sich passte neuere Bebauung ist von Freiflächen die Gemeinde der Bedeutung einer guten umgeben und fügt sich gut ins Ortsbild ein. Zusammenarbeit mit den Nachbargemein- Im Ortsteil Harbergen sind durch den ehe- den sehr bewusst. So fördert Staffhorst die maligen Bahnanschluss sowie die Bewirt- Vernetzung, um die Grundversorgung auf schaftung der Staatsforst sogenannte Arbei- schulischem, ärztlichem und sozialem Ge- tersiedlungen entstanden. biet zu gewährleisten. Schnelles Internet wird im Ort weiter ausgebaut. Ein Ver- Alte, in backsteinbauweise errichtete Ein- kaufswagen soll zukünftig die Versorgung zelhöfe, sind als Streusiedlungen in der mit Gütern des täglichen Bedarfs sichern. Landschaft vorzufinden. Einige dieser Hof- Stolz sind die Staffhorster auf ihre neue stellen konnten erfolgreich einer Nachnut- Kreisstraße. Auf ihre Initiative hin, hat sie zung für Gewerbebetriebe zugeführt wer- den Charakter einer Dorfstraße erhalten. den. Leerstand gibt es zurzeit nicht. Länd- lich gelegen, hat sich die Gemeinde, auch mit seinen neuen Bebauungsgebieten, den dörflich geprägten Charakter erhalten.

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Seit einigen Jahren findet auf Initiative des örtlichen Gasthauses ein Irish-Open-Air- Konzert statt und lockt zahlreiche Besucher auch aus der weiteren Umgebung an. Die Kinder- und Jugendarbeit wird im Wesentli- chen durch die Nachwuchsförderung in den Vereinen und durch die Kirchengemeinde getragen. Durch den Erwerb und den Aus- bau des Dorfgemeinschaftshauses in Harbergen soll das soziale und kulturelle Leben weiter gefördert werden.

Solarpark in Harbergen Erwähnenswert ist die im Zusammenhang mit dem Dorfwettbewerb gegründete „grü- Aus unterschiedlichen Quellen erfolgt die ne“ Gruppe, die verschiedene Maßnahmen Energiegewinnung aus erneuerbaren Ener- plant, wie die Neuanlage einer Strauchhe- gien. In einem Solarpark wird Solarenergie cke, die Freistellung der Wegeseitenränder produziert. Die Wärme einer Biogasanlage für wild lebende Tiere und Pflanzen sowie wird für den landwirtschaftlichen Betrieb die Vernetzung der Lebensräume. Ebenfalls sowie die Trocknung von Holzhackschnitzel ist die Entwicklung der alten Badeanstalt zu genutzt und versorgt 16 Haushalte. einem Biotop vorgesehen. In Staffhorst wird das soziale und kulturelle Leben durch die Vereine mit ihren Aktivitä- ten und Traditionsfesten geprägt. Jüngster Sproß ist der Verein „KULTURbunt der Samtgemeinde Siedenburg e.V.“. KULTUR- bunt hat auch das kulturelle Angebot in Staffhorst belebt. Die Vielfalt der Aktivitäten wurde der Kommission auf dem Kunsthof „Alber in Staffhorst“ eindrucksvoll präsen- tiert.

Vorstellung der ökologischen Ideen der Grünen Gruppe

Die Gemeinde Staffhorst ist von vier Staats- forsten umgeben. Einen hohen Wert für das sonst landwirtschaftlich geprägte Land- schaftsbild haben die Wälder. Die besiedel- ten Flächen fügen sich harmonisch ein. Strukturelemente, wie Baumgruppen, Na- turhecken und Grünflächen gliedern die Landschaft. Ruhebänke, Schattenplätze

und gut begehbare bzw. befahrbare Wege Vorstellung der kulturellen und Vereinsaktivitäten vervollständigen das Bild.

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haben sie den Verein „Dorfgemeinschaft Ridderade/Stophel“ gegründet. Von den 169 Einwohnern sind 116 im Verein Mitglied. Selbstverantwortlich und aktiv setzen sie sich mit der Zukunft ihrer Dörfer auseinan- der, entwickeln Perspektiven und verwirkli- chen Ideen zielgerichtet.

Sie sind die Zukunft

Mit Hilfe eines Leitbildprozesses und der damit verbundenen Anpassung der Entwick- lungsziele sowie der Einbindung der Be- wohner, könnte es in Staffhorst gelingen, die eher schwache Infrastruktur zu kompen- sieren. Die Einzelaktivitäten von Vereinen und engagierten Einzelpersonen würden Liebevoll gestalteter Kreuzungsbereich weiter vernetzt. Beide Dörfer sind geprägt durch eine weit gestreute Dorfstruktur. Landwirtschaftliche Betriebe und vereinzelte Wohngebäude finden sich verteilt in der durch Weiden, Wiesen und Felder geprägten Landschaft. Ridderade und Stophel Eine Häufung von Hofstellen entlang der Mit der Vergangenheit in die Zukunft Dorfstraße lässt einen Dorfkern erkennen. Die vorhandene Siedlungsstruktur beider Dörfer macht es nachvollziehbar, keine zu- sätzlichen Wohngebiete auszuweisen. Hier gilt es in erster Linie, den vorhandenen Ge- bäudebestand zu bewahren und gegebe- nenfalls einer Weiter- oder Fremdnutzung wieder zuzuführen. Bisher ist dies in beiden Dörfern gelungen. Beispielsweise wird die alte Schule privat bewohnt.

Historisch rekonstruiert wurden der Göpel, das Gasthaus von 1817 und die alte Brü- cke. Hierfür wurden neben Fördermitteln Herzlich Willkommen in Ridderade und Stophel erhebliche Eigenleistungen von der Dorf- gemeinschaft eingebracht. Die Einwohner von Ridderade und Stophel haben rechtzeitig erkannt, dass sie die le- Die meisten Einrichtungen der Infrastruktur bendige Entwicklung ihrer Dörfer selbst in werden in , z. T. auch in Heili- die Hand nehmen müssen. Im Jahre 2004 genloh bereitgestellt. Vor diesem Hinter-

52 Kreiswettbewerb 2014 grund dient das Dorfgemeinschaftshaus mit kleinteilige Kulturlandschaft, die von den dem großen Dorfplatz und dem Göpel als Einwohnern gepflegt wird. Einzelne Bäume wichtiges Strukturelement für das soziale stehen in den Wiesen, kleine Bauernwäld- Leben der lebendigen Dorfgemeinschaft. chen begrenzen sie. Noch wertvoller wird die Natur östlich der Bahnlinie mit Wäldern, Feldhecken, Schlatts, Wiesen, Weiden und dem angrenzenden Nördlichen Wietings- moor. An den Höfen und Wohnhäusern ver- vollständigen phantasievoll gestaltete Gär- ten und gepflegte Grünanlagen den positi- ven Eindruck.

Göpel auf dem Dorfplatz

Die landwirtschaftlichen Vollerwerbsbetriebe bilden das Rückgrat der Ortschaften, aber auch einige kleine Dienstleistungsbetriebe sind in den letzten Jahren entstanden. Ein Malerbetrieb, eine Pilzzucht, ein Huskyhof, eine psychologische Praxis und ein Finger- Weberin im Dorfmuseum nagelstudio sind ansässig. In einer Musik- scheue findet einmal im Monat eine offene In Ridderrade und Stophel wird Dorfge- Bühne statt, in der jeder Künstler auftreten meinschaft spürbar gelebt. Der gleichnami- kann. ge Verein kümmert sich auch um Fragen des Miteinanders von Jung und Alt und den Ridderade und Stophel verfügen zwar über „Wohlfühlfaktor“ im Dorf. Seit mehreren Jah- kein spezifisches Planungskonzept im Be- ren ist ein regelmäßiger Seniorentreff eben- reich Klimaschutz und Nachhaltigkeit, ins- so etabliert wie das Zelten für den Nach- gesamt wird dem Thema „Nachhaltige Ent- wuchs am Dorfplatz, das Kürbisschnitzen wicklung“ aber vor allem durch die Berück- und der Fackelumzug zu Halloween. sichtigung der Geschichte des Dorfes Be- deutung beigemessen. Besonders hervor- Aus den Angeboten für die Kinder hat sich zuheben sind das Dorfmuseum und die im Laufe der Jahre eine echte Dorfjugend „Twistringer Erlebnisroute Archäologie“ gebildet, die mittlerweile ihre eigene Aktivi- (TEA). Die Erlebnisroute bezieht auch die täten plant und auch den Brauch des Schlatts, als vielerorts verloren gegangene Pfingstbaumsetzens wieder für sich ent- Landschaftselemente, ein. Das Schlatt „Pil- deckt hat. Besonders ihr selbstgedrehter zen Guste“ liegt in Ridderade und ist das Videofilm hat der Bewertungskommission ehemalige Refugium einer naturverbunde- viel Freude bereitet. Das ganze Dorf ist auf nen Frau aus Bremen. den Beinen, wenn der Maibaum auf dem Dorfplatz aufgestellt wird. In der übrigen Zeit In Ridderade und Stophel finden Erholungs- steht dieses Areal neben dem Dorfgemein- suchende eine abwechslungsreiche und

53 Kreiswettbewerb 2014 schaftshaus den verschiedensten Aktivitä- Wedehorn und Klövenhausen ten für Jung und Alt zur Verfügung. „…Dat is jümmer bloß een lüttje ole Huus…“

Präsentation der Dorfaktivitäten

Jung und Alt kommt auch zusammen wenn es „Fit für neue Medien“ heißt und Hilfestel- lungen mit bei der Nutzung von Handys, Computer und Internet gegeben werden.

Anlässlich der 700-Jahrfeier wurde 2010 Bei der Anfahrt nach Wedehorn fällt bereits eine Dorfchronik für Ridderrade und Stophel von weitem die liebevoll restaurierte Wind- durch Herbert Nienstermann fertiggestellt. mühle ins Auge. Das Dorf prägt ein dichter, Ein Oldtimertreff mit Handwerkermarkt wird alter Baumbestand. Historische Hofstellen, im zweijährigen Rhythmus durchgeführt. Er aber auch neuere Wohngebäude, liegen erfreut sich großer Beliebtheit und ist für teilweise versteckt hinter alten Eichen- und 2015 wieder geplant. Die Aktivitäten der Buchenbeständen. Feuerwehr wie Osterfeuer, Fahrradtouren Wedehorn und der Ortsteil Klövenhausen oder Doppelkopfabend vervollständigen das sind Streusiedlungen, unterbrochen durch kulturelle und soziale Angebot. kleinflächige Weiden und Wiesen. Beide Ortsteile werden durch überwiegend histori- sche Bausubstanz geprägt, in denen häufig noch mehrere Generationen unter einem Dach leben. Insbesondere sind eine Hof- stelle von 1582, mehrere Heuerlingshäuser, die restaurierte Windmühle sowie die alte Dorfschule, die mittlerweile privat genutzt wird, hervorzuheben. Für leerstehende alte Gebäudesubstanz gilt es, Konzepte für eine Nachnutzung zu entwickeln.

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Schlattbeeke sowie den auffällig vielen, großen Bäumen, die die Orte umgeben. Um die Dörfer herum ist es gelungen, viele Bio- tope anzulegen, teilweise als Kompensati- ons- bzw. Ausgleichsmaßnahmen, teilweise aber auch aus Eigeninitiative der Dorfge- meinschaft. Die Menschen in Wedehorn und Klövenhausen verschönern ihr Dorf kontinuierlich z. B. durch die Bepflanzung von Wegen mit Hainbuche, Eichen und Obstbäumen und tragen damit zu einer

Verbesserung der biologischen Vielfalt bei. Restauriertes Häuslingshaus An den landwirtschaftlichen Nutzflächen zeigt sich dieses Engagement durch viele Um die gewachsene Siedlungsstruktur der angelegte Blühstreifen. beiden Ortsteile zu erhalten, ist geplant, eine Innenbereichssatzung zu erarbeiten. Mit ihr soll sichergestellt werden, dass der Ort nicht sein dorftypisches, landwirtschaft- lich geprägtes Erscheinungsbild verliert. Hierbei gilt es die Herausforderung zu meis- tern, eine moderate Einwohnerentwicklung zu ermöglichen, ohne dabei vom Prinzip einer harmonischen Innenentwicklung ab- zuweichen. Grundlage für die Planungen in Wedehorn und Klövenhausen ist eine detail- lierte Auswertung der bisherigen Entwick- lung der Einwohnerzahlen sowie der für die Zukunft zu erwartenden Bevölkerungsent- wicklung.

Neuanpflanzung der Dorfgemeinschaft

Die wirtschaftliche Entwicklung der Dörfer ist geprägt durch sechs landwirtschaftliche Familienbetriebe. Eine Biogasanlage ver- sorgt mehrere Häuser im näheren Umkreis mit Wärme. Einige Kleinbetriebe haben sich im Ort angesiedelt. Eine gut funktionierende Dorfgaststätte macht den Ort weit über die Grenzen hinweg bekannt. Ein Reitbetrieb ist sehr erfolgreich in der Zucht und bei Wett- Dorftypische Hofstelle mit altem Baumbestand bewerben. Dieser bietet auch Kinder- und Jugendbetreuung an. Wedehorn und Klövenhausen sind einge- bettet in eine schöne Landschaft mit seinen Wedehorn bietet mit seiner dörflichen Idylle Naturschutzgebieten Klosterbachtal und Platz für ungewöhnliche Ideen. So hat z. B.

55 Kreiswettbewerb 2014 ein Autismus-Therapie-Zentrum hier eine Holzhausen Heimat gefunden. „Mögen aus jedem Samen, den du säst, Wedehorn und Klövenhausen sind kleine wunderschöne Blumen werden. Und sich Orte, die zwar aufgrund ihrer geringen Ein- die Farben in Deinen Augen spiegeln wohnerzahl keine ausgeprägte Vereins- und ein Lächeln auf Dein Gesicht zau- landschaft haben, allerdings gibt es mit der bern!“ freiwilligen Feuerwehr und dem Heimatver- ein zwei Institutionen, die Träger dörflicher Aktivitäten und traditioneller Veranstaltun- gen sind. In Wedehorn und Klövenhausen gibt es ein ausgeprägtes Bewusstsein für Bürgerengagement. Die Lebensqualität wird in hohem Maße davon getragen. Dies zeigt sich in sozialem Engagement, wie der Ein- richtung eines Spielkreises für Kleinkinder oder in Form von sportlichen Angeboten genauso wie durch die bereits erwähnten Aktivitäten im Bereich Landschaftspflege und –entwicklung oder dem Erhalt der Bau- denkmäler. Die bürgerschaftlichen Aktivitä- Aus jedem Samen, den Annemarie Sün- ten haben mit dem alle zwei Jahre stattfin- kenberg in ihrem Garten sät, werden wun- denden Treckertreffen mittlerweile sogar derschöne Blumen. Sie „zaubern“ nicht nur überregionalen Bekanntheitsgrad erreicht. ihr, sondern auch jedem Besucher ein Lä- cheln ins Gesicht. In jeder Ecke des Gar- tens spürt man, mit wie viel Liebe sie und ihre Familie am Werk sind.

Fritz Meyer stellte Fläche für Dorfplatz zur Verfügung

Ausgangspunkt für dörfliche Aktivitäten sind häufig die Treffpunkte in der Dorfgaststätte Ausstellung „Vom Flachs zum Leinen“ auf dem Hof oder auf dem Dorfplatz, auf dem –ebenfalls Sünkenberg in Eigenleistung- ein Göpel, eine Boule- Bahn sowie eine Grillstelle errichtet wurde. Die Gärten und die Natur haben in Holz- hausen eine große Bedeutung. Hecken die- nen als Grundstückseinfassung vieler Häu- ser, als Grabeinfassung auf dem Friedhof, als Sichtschutz auf den Windpark und die

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Biogasanlagen. Viele Obstbaumalleen und In sich geschlossene Baugebiete, wie der Obstgärten sind angelegt worden. Überall Tempelberg, haben nicht zur dörflichen prägen alte Bäume das Dorfbild. Mit einer Weiterentwicklung geführt. Daraus zog man Baumschutzsatzung verdeutlicht Holzhau- die richtige Schlussfolgerung und setzt auf sen die Bedeutung der biologischen Vielfalt Lückenbebauung. Das Dorferneuerungs- für das Dorf. programm bietet die Chance, neue planeri- sche Ideen zu entwickeln. In Eigeninitiative ist im Bereich des Sied- lungsgebietes Tempelberg in einer alten Holzhausen ist ein attraktiver Lebensraum Sandgrube ein attraktiver naturnaher Spiel- und Wohnort. Deutliche Zeichen sind das und Bolzplatz mit angrenzender Rodelbahn rege Vereinsleben, die hohe Nachfrage entstanden. Hier können die Kinder „Natur nach Wohnraum und der Zuzug junger Fa- pur“ erleben. milien.

Aufgrund der Größe und Lage des Dorfes ist Holzhausen auch auf die Infrastruktur der Nachbarorte angewiesen. Mit Hilfe von Dorferneuerungsprozessen, der regelmäßi- gen Anpassung des Leitbildes und durch die Einbindung der Bewohner, gelingt es in Holzhausen die fehlende Infrastruktur zu kompensieren. Mit dem Anrufsammeltaxi- System der Samtgemeinde können alle Einwohner die Angebote der Nachbarorte nutzen. Außergewöhnlich gute Bedingun-

gen bietet die Breitband-Verkabelung mit Spielplatz Tempelberg schnellem Internet. Aus einer Biogasanlage werden 30 Häuser mit Wärme versorgt. Im Holzhauser Bruch kooperieren der Land- Einige Dienstleistungsbetriebe bieten Ar- kreis, der BUND und die hier wirtschaften- beitsplätze im Dorf. Das Feuerwehrgerä- den Landwirte vorbildlich. In dem EU- tehaus wurde mit viel Engagement und Ei- Vogelschutzgebiet werden die Nester der genleistung ausgebaut und heutigen Be- Wiesenvögel auf den Ackerflächen markiert, dürfnissen angepasst, ein neuer Glocken- damit die Landwirte bei den Feldarbeiten turm errichtet. ausreichend Abstand halten können. Dadurch haben Kiebitz, Uferschnepfen, Brachvogel und Co. die Chance, ihre Jun- gen aufzuziehen.

Mit seinen fünf Ortsteilen ist Holzhausen geprägt von einer haufendorfähnlichen Siedlungsstruktur. Landwirtschaftliche Be- triebe mit vorhandenem Gebäudebestand oder auch Wohngebäude geben sich viel Raum durch dazwischen liegende Grünbe- reiche.

Neue Nutzung des ehemaligen Schuldgebäudes

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In dem ehemaligen Schulgebäude sind ne- Albringhausen und Schorlings- ben einem Friseur zwei Single-Wohnungen borstel entstanden. Ein privater Investor hat mit drei weiteren Wohnungen auf einem Resthof Gemeinsam sind wir stark das Angebot an Mietwohnungen ergänzt.

Es tut sich immer etwas in Holzhausen, das ist wichtig denn es muss etwas geboten werden, damit die jungen Leute bleiben und sich am Dorfleben beteiligen. Der demogra- fischen Entwicklung, die sich auch auf das breit aufgestellte Vereinsleben auswirkt, wird durch erfolgreiche Kooperationen mit benachbarten Vereinen begegnet.

Viele Hofstellen, errichtet in Fachwerk- oder Backsteinbauweise, geben den Dörfern Albringhausen und Schorlingsborstel einen besonderen Charme. Das Erscheinungsbild beider Dörfer wird vorwiegend durch land- wirtschaftliche Betriebe geprägt. Ohne die historischen Siedlungsstrukturen aufzubre- chen, ist es hier gelungen, neuere Wohnge- bäude behutsam in das jeweilige Ortsbild Dorfgemeinschaft trifft sich zum Karten “klopfen“ einzupassen. Dies gilt besonders für Albrin- ghausen. Dank seiner Innenbereichssat- In Holzhausen gibt es die Vorstellung, das zung, die die Ausweisung großer Baugebie- Dorf für alle Altersschichten interessant und te nicht vorsieht, kann die dörfliche Struktur lebenswert zu halten. Treffpunkt des Ortes in der vorhandenen Gebäudegestaltung ist der Bereich bei der alten Schule. Neben erhalten werden. dem Friedhof sind hier die Feuerwehr und das Gemeinschaftskühlhaus untergebracht. Das angrenzende große Außengelände soll in naher Zukunft durch Umgestaltung und Ergänzungen weiter an Attraktivität für die Dorfgemeinschaft gewinnen. Seit mehr als 20 Jahren organisiert der Heimatverein eine Zeltübernachtung für die Kinder des Dorfes in den Sommerferien. In diesem Jahr richte- te das Dorf das Kreisjugendfeuerwehrzelt- lager mit dem Nachbarort Bahrenborstel aus. Ein gutes Beispiel für die gelebte Zu- sammenarbeit und Vernetzung von Verei- nen und Einzelaktivisten. Hofstelle mit Bauerngarten

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Das Landschaftsbild um Albringhausen und 13 Windräder und eine Vielzahl von Photo- Schorlingsborstel wird geprägt durch Felder, voltaik-Modulen auf erneuerbare Energien. Wiesen und Waldgebiete, die zu vielfältigen Naturerlebnissen einladen. Auch die Kleins- Bemerkenswert sind angesichts der Ein- ten können bereits davon profitieren. wohnerzahl von Albringhausen und Schor- Schließlich befindet sich im Staatsforst lingborstel die Anzahl und Mitgliederzahlen „Lindschlag“ seit 1996 Deutschlands zweit- der Vereine. Die beiden Orte haben ein ge- ältester Waldkindergarten, auf den die bei- meinsames, reges Vereinsleben, was zu den Dörfer stolz sein können. einer intakten Dorfgemeinschaft beiträgt. Hervorzuheben ist der traditionelle Schüt- zenverein mit seiner erfolgreichen Sparte, der Kinder- und Jugendarbeit. Auch im örtli- chen Spielmannszug werden verstärkt jun- ge Menschen angesprochen.

Ein weiteres Beispiel für die gute Zusam- menarbeit und das Engagement der Dörfer ist die gemeinschaftliche freiwillige Feuer- wehr und das in Eigenleistung umgebaute kleine Dorfgemeinschaftshaus.

In der Dorfjugend, die über eine eigene „Butze“ verfügt, haben sich unverheiratete Waldkindergarten „Die kleinen Füchse“ Jugendliche zwischen 14 und 30 Jahren Die Dörfer haben sich auch wirtschaftlich organisiert. Sie richten seit mehr als 60 Jah- gut entwickelt. Bestes Beispiel ist die ehe- ren das traditionelle Erntefest und das Auf- malige Dorfschmiede, die zu einem Betrieb stellen des Maibaums aus. (DvZ Production) mit 25 Beschäftigten wei- terentwickelt worden ist. Auch eine kleine Mosterei und der Musikgarten tragen zu dieser Entwicklung bei. In der ehemaligen Molkerei ist heute ein Floristikbetrieb unter- gebracht. Ein Pferdehof hält Gästezimmer für Touristen bereit.

Erwähnenswert ist auch das Bürgerbussys- tem, an das beide Orte angeschlossen sind. Jung und Alt können so unter anderem die nahe gelegene Stadt für ver- schiedenste Besorgungen gut erreichen. Für den täglichen Bedarf gibt es Dörte`s Heidelädchen. Hier können sich die Bewoh- ner an drei Tagen in der Woche mit frischen Brötchen und Saisonprodukten versorgen. AS UNITED - Sport verbindet Nicht nur in Punkto Mobilität gehen die Orte Jüngster Spross in der Vereinsriege ist der mit der Zeit. Auch bei der Energieversor- Verein AS United – Sport fürs Dorf. Mit dem gung setzen sie durch eine Biogasanlage,

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Namen soll die Verbundenheit beider Orte Kuppendorf unterstrichen werden. Der Verein wünscht sich eine eigene Sportanlage, was sicher- Ein Dorf mit vielen Generationen lich für beide Dörfer ein großer Gewinn wä- re.

Kuppendorf präsentiert sich als ein Dorf, in

dessen Gesellschaft ein „Mehrgeneratio- Gedenkstein für Anna-Luise Könekamp nen-Modell“ gelebt wird. Das Kriegsdenkmal wird in vierter Generation von einer Familie Ein Glücksfall für die Orte war die Erbschaft gepflegt. Dennis Meyer und sein Großvater des Hofes „Könekamp“. Aus dem Vermögen Helmut Menzel stellten der Jury ihre Aufga- einer alten Dame konnten Investitionen für be vor. die Feuerwehr, Dorfstraße, Wasserleitung und das Schützenhaus unterstützt werden. Für Senioren werden aus dem Vermögen regelmäßig günstige Tagesfahrten vom Ortsvorstand angeboten. Als Dank an die Spenderin ist ihr ein Gedenkstein gewidmet. Auch ihrer gefallenen Weltkriegssoldaten gedenken die beiden Dörfer durch das großzügig angelegte Ehrendenkmal am Eingang der Dorfstraße. Eine Ortstafel und eine Sitzgruppe laden in der sehr gepflegten Anlage zum Verweilen ein.

Sehr gepflegtes Kriegsdenkmal

Der Dorfladen wird seit 1940 Generationen von einer Familie betrieben. In nur drei

Wohnhäusern lebt „lediglich“ eine Generati- on, in allen anderen Häusern leben mindes- tens zwei Generationen unter einem Dach. Es ist zu spüren, die 300 Kuppendorfer le- ben wirklich gerne in ihrem Dorf. Sie sagen

selber: „Hier ist die Welt noch in Ordnung“.

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Das Ortsbild von Kuppendorf wird überwie- gend durch landwirtschaftliche Hofstellen und deren Eichenbestände geprägt. Ziel sollte es sein, die gewachsene dörfliche Struktur der nachbarschaftlichen Hofstellen zu erhalten. Das hängt natürlich von der Zukunftsfähigkeit der Betriebe ab. Diese haben in den letzten Jahren investiert und sind damit gut vorbereitet. Historische Ge- bäude wechseln sich in einigen Dorfberei- chen mit späterer Lückenbebauung ab. Ein in den letzten Jahren entwickeltes Bauge- biet liegt deshalb logischerweise etwas iso- Mittagstisch und Hofladen an der B 61 liert von der übrigen dörflichen Bebauungs- Besonders stolz sind die Kuppendorfer auf struktur. den gerade fertig gestellten, aus eigener Die leicht gewellte, hügelige Landschaft, Kasse vorfinanzierten Radweg. gibt den Grundstücken einen besonderen Charme. Der ansprechend angelegte Fried- hof fällt dem Betrachter gleich ins Auge. Die Grabstellen sind mit niedrigen, gepflegten Hecken eingefasst. Besonders bemerkens- wert sind auch die Kopflinden und die Rot- buche am Kriegerdenkmal. Überall finden sich gepflegte Gärten.

In dieser kleinen, sehr ländlich geprägten Gemeinde finden sich nur wenige, besonde- re Einrichtungen der Infrastruktur. Die Ver- sorgung mit den Gütern des täglichen Be- darfs ist dennoch vor Ort gesichert. Der Am Bereisungstag gerade fertiggestellter Radweg Dorfladen hat sich gehalten und betreibt Wichtig für die Dorfgemeinschaft sind natür- auch einen Verkaufswagen. Sven Klasen lich die beiden Gasthöfe, das Schützenhaus hat sich seinen Traum erfüllt und betreibt und die Sportanlagen. Aktivitäten werden einen Hofladen mit Imkerei an der B 61. Ein durch Sportverein, Schützenverein und großer Parkplatz und der reichhaltige Mit- Feuerwehr initiiert und getragen. Dazu ge- tagstisch sollen besonders die LKW-Fahrer hören u.a. Ernte- und Schützenfest, die Ak- und Durchreisende anlocken. tion saubere Landschaft, Zelten und Tages- fahrten für Kinder und Jugendliche, Senio- rennachmittage und sportliche Aktivtäten für Jung und Alt sowie das alljährliche Heide- fest.

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Sanfter Tourismus nach Lehrbuch! Die tou- ristischen Entwicklungsziele der Samtge- meinde sollten sorgsam und langfristig in Abstimmung mit der Kuppendorfer Bevölke- rung geplant werden.

Lindern

„Wir sind nicht bange vor der Zukunft“ Stolz sind die Kuppendorfer auf ihr Feuerwehrhaus

In Kuppendorf gibt es drei Windkraftanlagen und eine Biogasanlage. Auch einige Betrie- be aus Handel und Handwerk sind in Kup- pendorf ansässig. Die großflächige Ge- meinde wird durch viele landwirtschaftliche Vollerwerbsbetriebe geprägt. Landwirtschaft und Naturschutz scheinen in Kuppendorf Hand in Hand zu gehen.

Baum- und Strauchgruppen, sowie die Bäume an den Höfen, gliedern die leicht hügelige Landschaft der Kupperdorfer Böhrde. Von dort aus öffnet sich ein schö- Die Gemeinde Lindern besteht aus den acht ner Blick ins Wesertal. kleineren Ortsteilen Lindern, Brünhausen, Coldewey, Döhrel, Gaue, Feldhausen, Lab- An einigen Stellen in der Gemeinde finden bus und Stehlen. In den Ortsteilen reichen sich Blühstreifen als Trittsteine und Vernet- die Einwohnerzahlen von 5 bis 149 Einwoh- zungselemente für wild lebende Tiere und nern. Aufgrund der Nähe, orientieren sich Pflanzen. Die Entwicklung der Uferschwal- viele Bewohner in Richtung Sulingen. benkolonie in der Sandkuhle wird aufmerk- sam von der Bevölkerung verfolgt. Darüber In Lindern selbst ist das ‚Urdorf‘ durch Hof- hinaus sollte versucht werden, die eigentlich stellen in Backsteinbauweise und hohem vorgesehenen Breiten der Wegeseitenrän- Baumbestand geprägt. Die älteren und der konsequent einzuhalten. neueren Baugebiete fügen sich gut in die gewachsenen Dorfstrukturen ein. In den Ein Naturjuwel ist die Kuppendorfer Heide. letzten Jahren wird vermehrt auf Lückenbe- Der touristische Stellenwert ist in der Bevöl- bauung gesetzt. Manche Gebäude sind kerung fest verankert. Sie ist eine der größ- allerdings nicht immer der dörflichen Bau- ten zusammenhängenden Heideflächen in struktur angepasst. In diesem Zusammen- Niedersachsen und ein beliebtes Ausflugs- hang muss man sich auf dem Land allge- ziel für Tagesgäste. Ausgedehnte unbefes- mein die Frage stellen: >>Will ich bauwilli- tigte Wander- und Reitwege führen durch gen Menschen ermöglichen „ihren Baustil“ Wald und Heide. Die touristische Infrastruk- zu verwirklichen und ihnen damit die Ent- tur ist gut in das Landschaftsbild integriert. scheidung erleichtern im Dorf zu bleiben,

62 Kreiswettbewerb 2014 oder beharre ich auf den Stil der traditionel- Über eine zunehmende Resonanz bei Rad- len Bauweise und Bauwillige wandern des- wanderern erfreuen sich die angebotenen halb vielleicht ab?<< Gästezimmer und Ferienwohnungen. Der Tourismus soll weiter ausgebaut werden. Dafür sollen weitere Attraktionen geschaffen werden. Beispielsweise sollen die Heide- mahd und die Plaggennutzung demonstriert werden.

Zwischen Lindern und dem nahen Sulingen bestimmen intensiv genutzte, großräumige Ackerflächen die Landschaft. Auf der ande- ren Seite Linderns liegt das Sulinger Moor. Hier findet man noch Teile der ursprüngli- chen Naturlandschaft. Die geplante Renatu-

rierung ist eine lohnenswerte und zugleich Neubau in Lindern anspruchsvolle Zielsetzung, die zügig und konsequent umgesetzt werden sollte. Ein Die Neufassung des Flächennutzungspla- Moor-Lehrpfad ist auf dem Linderner Moor- nes sieht vor, dass eine sinnvolle Nachnut- weg geplant. zung von alten Hofstellen zukünftig einer Wohnnutzung zugeführt werden kann. In den Ortsteilen haben die Dorfgemein- Dadurch kann der ältere Gebäudebestand schaften die Patenschaft für die öffentlichen langfristig als interessantes Wohnprojekt Grünanlagen übernommen und pflegen sie angeboten werden. Das sind findige Varian- regelmäßig. ten, dörfliche Strukturen zu erhalten und gleichzeitig einer nachhaltigen Nutzung zu- Die Geschichte der Gemeinde Linderns mit zuführen. seinen acht Ortsteilen ist in einer eindrucks- vollen Chronik festgehalten worden. Sie ist Lindern profitiert von der sehr guten Infra- in zwei Jahren im Rahmen einer Ge- struktur Sulingens. In der Gemeinde Lindern schichtswerkstatt entstanden. selbst kann die Grundversorgung mit Le- bensmitteln durch einen Bäcker- und Le- bensmittelwagen sowie den Lieferservice eines Supermarktes gedeckt werden. Auf drei Höfen werden Produkte in Direktver- marktung angeboten.

Im landwirtschaftlich geprägten Lindern ha- ben sich eine ganze Reihe von Handwerks- und Industriebetrieben angesiedelt. Die Be- triebe halten Arbeitsplätze in verschiedenen Präsentation der zahlreichen Aktivitäten Bereichen des Handwerks und des Handels vor. Ein Gewerbegebiet ist ausgewiesen, Ein umfangreiches kulturelles und soziales damit weitere Betriebe angesiedelt werden Programm mit zahlreichen Angeboten steht können. Die Nutzung erneuerbarer Ener- in der Stadt Sulingen zur Verfügung und giequellen fügt sich in Lindern erfreulich steht den Bewohnern Linderns sozusagen unauffällig in das Landschaftsbild ein. vor der Haustür offen. In Lindern selbst sind

63 Kreiswettbewerb 2014 das Dorfgemeinschaftshaus und die Kinder- Dem Kindergarten grenzt ein Spielplatz an, tagesstätte Anlaufstelle für das dörfliche der der Öffentlichkeit zur Verfügung steht. Leben. Lindern ist der Schaffensort des im Jahre 2003 verstorbenen Künstlers Robert Die Kinder- und Jugendarbeit wird v.a. Enders, dessen Werk öffentlich in Sulingen durch die Jugendfeuerwehr, den Schützen- z.B. in Form des Brunnens zu besichtigen verein und den Reit- und Fahrverein getra- ist. Auf der Bereisung erhielt die Kommissi- gen. Daneben ergänzen private Initiativen on eindrucksvoll intime Einblicke in das pri- mit naturpädagogischen Ansätzen das An- vate Atelier des Künstlers, durch Irma En- gebot für Kinder- und Jugendliche. Sie sind ders. auf dem Hollerbuschhof und in der Tages- pflege Waldfüchse zu finden.

Nechtelsen

Jeder hilft Jedem

Irma Enders öffnete für die Kommission die Werkstatt ihres Mannes Robert Enders

In die ehemalige Dorfschule ist die Kinder- tagesstätte Lindenblüte der Lebenshilfe eingezogen und betreut hier Kinder mit und ohne Behinderung im Alter von 1 bis 6 Jah- ren. Herauszuheben ist der naturwissen- schaftlich-pädagogische Ansatz, der die Einrichtung 2010 die Auszeichnung „Haus In Nechtelsen ist der Erhalt des Dorfbildes der kleinen Forscher“ einbrachte. in seiner ursprünglichen Prägung quasi das unausgesprochene Leitbild. Das Ortsbild wird von Fachwerkhäusern geprägt. Nech- telsen hat ein Zentrum und außerhalb eine weitläufige Streulage in der Bebauung. Hof- stellen oder zu Wohnzwecken genutzte ehemalige Bauernhäuser erhalten das Dorfbild.

Im Dorfkern liegt die historische Hofstelle „Borchert“. Bei der Hofstelle passen sich reetgedeckte Fachwerk- und Backsteinge- bäude in einen liebevoll angelegten Bauer- garten ein. Versteckt in einer Waldwiese Insektenhotel auf dem Spielplatz des Kindergartens liegen 2 x 100 m lange Kräuterrabatten, die

64 Kreiswettbewerb 2014 nach dem Capitulare de villis (Landgüter- streut liegende Einzelhöfe. Mithilfe der verordnung) von Karl dem Großen mit sel- Flurneuordnung wurde eine ökologische tenen Sorten und Arten angelegt wurden. Grundstruktur erhalten bzw. weiterentwi- Zum Hof gehören 2 ha Wald (Buchen, Ei- ckelt. Ein Bewusstsein für die Notwendigkeit chen) und 1 ha Obstwiese, mit alten Apfel- der Vernetzung von Landschaftselementen bäumen. war deutlich zu erkennen, z.B. auch durch angemessen breite Wegeseitenränder, die nicht unter den Pflug genommen wurden. Eine Verbesserung der ökologischen Ver- netzung, z.B. durch Blühstreifen und Bio- topverbundsysteme sollte, wo immer mög- lich, in Angriff genommen werden.

Als Dorf mit 92 Einwohnern verfügt Nechtel- sen über keine eigene Infrastruktur. Dinge des täglichen Bedarfs sowie Bildungsein- richtungen, Soziale- und Dienstleistungsan- gebote werden über die benachbarte Stadt

Sulingen bedient. Sie können auch über Kräuterrabatte auf dem Hof Borchert eine Buslinie angefahren werden.

Alte Baumbestände in Verbindung mit einer Durch den Einsatz erneuerbarer Energien Klinkerstraße geben dem Ort einen ganz werden 25 Haushalte (von 28) in Nechtel- besonderen, idyllischen Charakter. Fährt sen mit Fernwärme aus einer Biogasanlage man die Alleen aus Rotdorn und Linde ent- versorgt. lang, sieht man gepflegte Grünstreifen, ge- pflegte Gärten, große Bäume, Kornblumen in den Getreidefeldern, natürlichen Be- wuchs und auch neu gepflanzte Obstbäu- me.

Vorstellung der Biogasanlage

Die aktuell sehr positive wirtschaftliche Ent- wicklung ohne Arbeitslosigkeit, ohne Leer- stände und mit mehreren Generationen auf Landschaftsbild in der heutigen Zeit vielen Hofstellen lassen sehr positiv in die Zukunft blicken. Ein „Dörpkaffee“ findet an Das Dorf Nechtelsen versteckt sich in einer den Wochenenden regen Zuspruch. bewaldeten Niederung. In der Feldflur um- ringen stattliche Eichengruppen die ver-

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Das kulturelle und soziale Leben wird im Scharringhausen Wesentlichen von zwei Vereinen bestimmt, der „Dorfgemeinschaft Nechtelsen“ und …bietet mehr als Spargel! dem „Schützenverein von 1923 Nechtelsen und Umgebung“. Es gibt kaum einen Ein- wohner, der nicht dort aktiv ist und auch die Integration junger Menschen gelingt. Die Vereine pflegen Traditionen wie Erntefest, Maibaumpflanzen oder Osterfeuer mit Os- tereier suchen für die Kinder des Ortes.

In der Spargelsaison und zur Beerenernte steuern zahlreiche Busse den über die Kreisgrenzen bekannten Spargelhof in Scharringhausen an. Für die Gruppen wür- de sich auch ein Abstecher in das beschau- Die Fotodokumentation ist für alle interessant liche Dorf Scharringhausen lohnen.

Hier kennt Jeder Jeden – hier hilft Jeder Scharringhausen ist von Grün umgeben. Jedem! Ins Theater fährt Mann und Frau Moore, Feuchtgebiete und Sandkuppen nach Sulingen, aber gefeiert wird oft im bilden eine vielfältige Landschaft. Auch im Dorfgemeinschaftshaus. Hier stehen die gepflegten Ortskern findet sich eine beein- Türen offen für vielfältige Aktivitäten, wie druckende Baumkulisse, die per Satzung Klönabende, kulturelle Veranstaltungen und geschützt ist. Zahlreiche Wohnhäuser sind plattdeutsche Abende. mit Hecken umgeben. Bei der Präsentation wurden der Kommission verschiedene pri- Das hohe Engagement der Dorfgemein- vate Gärten mit unterschiedlichen Konzep- schaft ist bei der Bereisung an vielen De- ten gezeigt. Sie sind teilweise auf Anfrage tails sichtbar geworden. Für Nechtelsen ist öffentlich zugänglich. das vorrangige Ziel, das rege Dorfleben auf einem hohen Niveau zu erhalten. Bleibt diese Rahmenbedingung erfüllt, ist ein Teil der Zukunft des Dorfes gesichert.

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grat des Dorfes. Bis zu 400 Tagesgäste kommen in der Spargel- bzw. Beerensaison jeden Tag nach Scharringhausen. Diese große Zahl von Besuchern sorgt in der Ort- schaft und in den Nachbarorten für Arbeits- plätze übers ganze Jahr. Für das touristi- sche Angebot wird zusammen mit den Nachbargemeinden auf Ausstellungen und Messen geworben.

Bedingt durch die besondere Wirtschafts- struktur verfolgt Scharringhausen den Aus- Blickfang in der Dorfmitte bau einer geeigneten Verkehrsinfrastruktur. So wurde die zentrale Dorfstraße mit Hilfe Das Dorfbild wird geprägt von landwirt- der Jagdgenossen erneuert und der An- schaftlichen Gebäuden in Einzellage und schluss an den Öffentlichen Personennah- Wohnhäusern, die alle entweder Fachwerk verkehr bzw. an ein Sammeltaxisystem er- oder eine rote Backsteinfassade haben. reicht. Ein Wärmeleitungsnetz stellt Biogas- Dadurch wird der dörfliche Charakter har- abwärme für über 42 Häuser bereit. monisch und strukturiert dargestellt. Die Wohngebäude sind umgeben von großzü- Die Flächen werden landwirtschaftlich sehr gigen Grünflächen. Öffentliche Gebäude, intensiv genutzt und prägen das Land- wie Schützen-, Feuerwehr- und Sporthaus schaftsbild. In Scharringhausen wird die wurden mit erheblichem Eigenanteil reno- Zwiespältigkeit zwischen den wirtschaftli- viert. Leer stehende Gebäude wurden für chen Vorteilen durch die Landnutzung und Erntehelfer zu Wohnzwecken umgebaut; die Auswirkungen auf Natur und Landschaft alle Bauplätze sind inzwischen bebaut. besonders deutlich. Durch Lückenbebauung soll weitere Woh- Das soziale und kulturelle Leben in Schar- nungen und Einzelhäuser ermöglicht wer- ringhausen wird insbesondere durch die den. örtlichen Vereine gestaltet. Da sich die Vor- stände in den letzten Jahren verjüngt ha- ben, liegt ein besonderes Augenmerk der Vereinsarbeit auf Angebote für Kinder und Jugendliche. In Scharringhausen hat man erkannt, dass im Hinblick auf die demografi- schen Entwicklungen, nur eine enge Koope- ration zwischen den Vereinen und die Bün- delung aller Kräfte zu Erfolg führen. Die Konzentration vieler Aktivitäten am zentra- len Dorfplatz belebt das Dorfleben zusätz- lich. Mit der Erarbeitung einer Dorfchronik

ist begonnen worden. Von Bäumen umgebene Hofstelle

Einige Handwerks- und Landwirtschaftsbe- triebe, aber besonders der Großbetrieb Thiermann bilden das wirtschaftliche Rück-

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Größter Kindergarten in der Samtgemeinde Kirchdorf

Auf Grundlage eines gemeinsamen Kon- zepts innerhalb der Samtgemeinde Kirch- Sehr anschaulich ich die Übersichtskarte des Dorfes dorf befindet sich in Scharringhausen der mit der „Verteilung“ der Jungen und Mädchen im Dorf! größte Kindergarten der Samtgemeinde. Eine sehr gute Kinderbetreuung mit einem bedarfsgerechten Angebot für Familien wird hier angeboten. Schlahe und Bockhorn Sehr erfreulich ist in Scharringhausen zu sehen, wie eine junge engagierte Gruppe „Klein, aber fein“ frischen Wind in die Dorfentwicklung bringt. Viele Ideen wurden bereits umgesetzt. Das Engagement und die Aktivitäten könnten mit einem Leitbild für die zukünftige Entwick- lung des Ortes noch besser gebündelt wer- den. Mit Hilfe einer regelmäßigen Stärken- und Schwächenanalyse würden sich abge- stimmte Handlungsfelder ergeben, die dann zielgerichtet realisiert werden könnten. Mit der Grundlagenerhebung dazu ist schon begonnen worden.

Im Rahmen der Bereisung des Kreiswett- bewerbs waren mit 90 Einwohnern Schlahe und Bockhorn die kleinsten Dörfer. Es ver- dient Anerkennung, dass die beiden Orte sich immer wieder Gedanken über ihre Zu- kunftsfähigkeit machen und sich der Bewer- tungskommission präsentieren.

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Die Ortschaften Schlahe und Bockhorn lie- Die Nutzung erneuerbarer Energiequellen gen am Sulinger Geestrand. Nach Osten reicht von Photovoltaik-Modulen auf den öffnet sich der Blick in die Suleniederung. Dächern bis zu einer großen Biogasanlage Hier findet man viel Weite, viele Wiesen, mit einem angeschlossenen Blockheizkraft- viele Felder, viele Biotope, viele Bäume, viel werk. Wald. Das alles verleiht den Orten einen gepflegten ländlichen Charakter und unter- streicht die Heimat- und Naturverbundenheit der Dorfgemeinschaft.

Alte prägende Baumbestände werden durch Neuanpflanzungen ergänzt. Geplant ist, am Mindener Heerweg Eichen zu pflanzen. Viele private Gärten sind praktisch gestaltet, oftmals findet man große Gemüsegärten. Besonders sehenswert ist der traditionelle Bauerngarten auf dem Kunsthof Bockhorn.

Windräder prägen die Landschaft

Die Ortsteile Schlahe und Bockhorn konn- ten keine Infrastruktur aufbauen, die über die Versorgung mit guten Straßen hinaus- geht. Zwei Mal wöchentlich liefern Bäcker von Haus zu Haus Backwaren und einige Grundnahrungsmittel. Alle weiteren Ange- bote befinden sich in Sulingen. Die Versor- gung ohne privaten PKW ist schwierig. Bei Bedarf erhalten insbesondere ältere Men- schen nachbarschaftliche Unterstützung. Traditioneller Bauerngarten auf dem Kunsthof Bockhorn Besondere Bedeutung im sozialen Bereich Stark wird die dörfliche Struktur von der kommt dem Dorfgemeinschaftshaus zu, das Landwirtschaft beeinflusst. Die Zukunftsfä- als dörflicher Treffpunkt gut genutzt wird. higkeit der Höfe wird durch die direkte Hof- Der alte Speicher wurde der Dorfgemein- nachfolge sichergestellt. Das Bild dieser schaft vermacht und in Eigenarbeit restau- Bauernschaften wird durch alte Baumbe- riert. Hier ist der Ort für Feierlichkeiten, für stände aus Eichen und anliegenden bäuer- das Sommerfest, für Spinn- oder Kartenab- lichen Hofstellen geprägt. Die Höfe sind ende sowie Ausgangspunkt für Fahrradtou- Vollerwerbsbetriebe oder wurden einer Fol- ren oder dem Pokalangeln. Das Dorfge- genutzung zugeführt. Beispielsweise hat meinschaftshaus liegt am alten Feuerlösch- eine Hofstelle als Reiterhof eine neue Nut- teich. Die gesamte Anlage wird vom einzi- zung erfahren. Es gibt keinen Leerstand. gen Verein des Ortes, der Dorfgemeinschaft Allerdings ist in Schlahe derzeit keine Be- Schlahe e.V., unterhalten. bauung möglich. Bei der angestrebten Zu- lassung von Lückenbebauung, sollte auf Weitere Vereine, wie die Jugendfeuerwehr, eine der dörflichen Struktur angepasste der Schützenverein, der Sportverein werden Erschließung geachtet werden. in Klein Lessen bzw. Groß Lessen genutzt.

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Das Dorfgemeinschaftshaus am alten Feuerlöschteich

Weit über die Grenzen des Landkreises Diepholz hinaus, ist der Kunsthof Bockhorn von Anne Heinz und Bernd Neumann be- kannt. In dem 300 Jahre alten, denkmalge- schützten Hof-Ensemble entstehen Kunst- objekte und werden regelmäßig kulturelle Veranstaltungen in verschiedenen Sparten organisiert.

Blick auf das Hof-Ensemble des Kunsthofes Bockhorn

Der Dorfgemeinschaftsverein steuert die Entwicklungen im Dorf und setzt vieles in Eigenleistung um. Manche Projekte werden von einzelnen Sponsoren unterstützt. Viele Ideen stammen noch aus der Dorferneue- rung von 1984. Sicherlich würde eine An- passung an die heutigen Bedürfnisse, das hohe Engagement der Dorfgemeinschaft unterstützen können.

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