Der Ursprung Der Acher Buntsandstein-Profil Ruhestein FRT

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Der Ursprung Der Acher Buntsandstein-Profil Ruhestein FRT 1 Der Ursprung der Acher (Nord-Schwarzwald) anhand historischer Recherchen, die glaziale Genese des Ruhesteins und der neue FRT-Horizont im tiefen Buntsandstein -- In memoriam Prof. Dr. Julius EUTING (1839-1913) -- mit 20 Abb. von Dir. und Prof. Dr. Dieter Ortlam*) Erst-Publikation: 2010; Fassung: 06/2021 (Copyright, alle Rechte vorbehalten) Zusammenfassung: Anhand von alten Kartenwerken wird der Nachweis erbracht, dass die Quelle der Acher – entgegen den bisherigen amtlichen Kartenwerken – nicht in einer perinierenden Quelle im „Ruhesteinloch“ zu definieren ist, sondern an der historisch zu belegenden Hirtensteinquelle oberhalb des Mummelsees existiert. Auch im Volksmund lässt sich diese Ansicht belegen, die nun nach dem Prioritätsprinzip zu vollziehen ist, um den ehemalige amtlichen Irrtum bei der ersten kartographischen Aufnahme von Baden unter J. G. TULLA (1770-1828) endlich zu korrigieren. Die hydrographischen Parameter der Acher werden ermittelt. Der Aufbau des Buntsandsteins anhand eines Sammel-Profils Ruhestein- Vogelskopf-Büblesplonkopf-Rotmurg („Lothar-Pfad“) wird mit neuen Ergebnissen präsentiert, wobei ein neuer Fährten-Rippel-Trockenriss-Horizont (= FRT-Horizont, hiermit) im Schwarzwald und im Pfälzer Wald am Top der Gelnhausen-Folge des unteren Buntsandsteins (Alter: ~240 Mio Jahre) eine überregionale stratigraphische Bedeutung besitzt (Nachweis bis nach Süden >300km bis nach Emosson/Alpen westlich von Martigny/Schweiz). Abschließend wird die Genese des Ruhesteins in seinem glazigenen von elsterzeitlichen Umfeld geklärt. Eine Klärung der Werra-/Weser-Quelle im Thüringer Wald wird nach hydrologischen und geomorphologischen Standards vorgenommen. Abstract: Résumé: 1. Einleitung Der Autor beschäftigt sich seit den 50-er Jahren des vergangenen Jahrhunderts mit diversen geowissenschaftlichen Themen in Mitteleuropa (u. a. Aufbau des Buntsandsteins, tektonische Verhältnisse des Oberrheingrabens, Glazialgeologie, Hydrogeologie und Geothermik). Dabei wurde auch der Bereich des nördlichen Schwarzwaldes genaueren geowissenschaftlichen Forschungen unterzogen (ORTLAM 2003). Im Zuge dieser saisonalen Geländeerkundungen in seiner (ehemaligen) Heimat erschien im Jahre 2001 zuerst ein Zeitungsbericht im „Acher- und Bühler Boten“ und danach eine Publikation über „Die Quelle der Acher im Ruhesteinloch (842 m NN)“ von Götz BUBENHOFER im Festband „Einblicke“ zum 125-jährigen Bestehen des Gymnasiums Achern“ im Jahre 2002. Im Rahmen einer geographischen Schüler- Leistungsgruppe der gymnasialen Oberstufe, betreut von Herrn OSTR. Alfred NISSEL, wurde die (angebliche) Acherquelle im Ruhesteinloch „gefunden“ und auf 842 m NN fixiert (tatsächliche Höhe jedoch: 852 m NN) und vor Ort mit Unterstützung der Gemeinde Seebach 2 und der forstlichen Dienststelle „Schwarzenkopf“ mit einem beschrifteten Buntsandstein- Markierungsstein versehen. “Dass die Acherquelle einmal am darüber liegenden Vogelskopf (1.057 m NN) vermutet worden sei“ (BUBENHOFER 2002), entspricht wohl kaum den bisher bekannten hydrographischen Gegebenheiten und keiner literarischen Quelle (Abb. 1), die es m. E. überhaupt nicht gibt. Abb. 1: Die Acher (ab Hirtensteinquelle/Mummelsee – Seebächle/Seebach – Feldbach/Mühlbach – Rheinseiten-/Niederungsgraben) und deren Nebenflüsse mit ihrem sehr großen Gebirgseinzugsgebiet ( - - - ) von 62 km² oberhalb der neuen Wehranlage von 1927 in Oberachern (heutige Abzweigung des Mühlbaches, früher: alter Acherlauf; SW = Schwarzwasser-Zulauf). Das Wissen um den Ursprung der Acher wurde dabei überwiegend aus den einschlägigen amtlichen topographischen Kartenwerken (Maßstäbe 1:50.000 bis 1:5.000) – erstmals 3 hergestellt vom damaligen Großherzoglich-Badischen Vermessungsbureau (Karlsruhe) seit dem Jahre 1843 (Abb. 2; BECK 1997) -- und deren Derivaten (z. B. Wanderkarten des Schwarzwaldvereins 1:50.000, JÜLG 2003) abgeleitet. Eine genaue historische Recherche zum Acher-Ursprung unterblieb jedoch bedauerlicherweise bei diesen jüngsten Aktivitäten der Arbeitsgruppe des Acherner Gynasiums. Diese wäre aber hierbei durchaus sinnvoll und zweckmäßig gewesen, um früher begangene Fehler zum Acher-Ursprung im Zuge der amtlichen topographischen Aufnahmen in der Mitte des 19. Jahrhunderts nicht noch weiter zu wiederholen und zu manifestieren (die Badische Landesvermessung Karlsruhe/Stuttgart schaffte es bis heute noch nicht, diesen Fehler vom Acher-Ursprung zu korrigieren). Abb. 2: Ausschnitt aus dem ersten topographischen Atlas des Großherzogtums Baden (Maßstab 1:50.000) von 1843 mit der ersten (irrtümlichen) Benennung des bisher namenlosen Quellbaches aus dem Ruhesteinloch als „Acher“ nördlich vom Ruhestein (Reprint: BECK 1997; Höhenangaben in Badischen Fuß). 4 2. Historische Quellen Bereits in den verschiedenen Sagen des Achertales, insbesondere jenen des Mummelsees, wird vom Ursprung der Acher berichtet, deren Name aber erst seit etwa 1090 n. Chr. durch den Ort „Acchera“ (= am schnell fließenden Wasser des Acher-Deltas gelegen; keltischen oder althochdeutschen Ursprungs nach KETTERER & KNAPP 1890, SCHNEIDER 1977, VOGT 1996 bzw. PILLIN 1997 und MOLITOR 1997) auf das Acher-Delta am Vorgebirgs- ausgang zur Oberrheinebene geologisch und historisch nachzuweisen ist. Alle früheren Jahreszahlen (JEHLE 1955) sind bisher nicht belegbar bzw. beruhen auf einem Druckirrtum, so dass die bereits im Jahre 1950 stattgefundene 900-Jahrfeier von (Nieder-) Achern/Oberachern leider etwas verfrüht war und im Jahre 1990 bzw. 2015 (VOGT 2015) dann endgültig vom Rathaus der Großen Kreisstadt Achern „verschlafen“ wurde (ORTLAM 2021). In der Sage „Die guten Seejungfrauen“ wird dabei der Ursprung der Acher im Mummelsee erwähnt (SCHULTZE & FRÜH 1994).Aus der Oberacherner Dorfbuch (TEICHMANN 1934, Stadtarchiv Achern) sind so extrem trockene Sommer in den Jahren 1471 und 1534 überliefert, dass der Mummelsee sogar als natürlicher Stausee zur Niedrigwasser-Aufhöhung der Acher genutzt wurde, indem man seinen natürlichen Abfluss über die Endmoräne dieses würmeiszeitlichen Karsees aufgrabend stetig tieferlegte (Abb. 3 und 4). Auf diese Weise war ein konstanter Zufluss über (!)die Seebach (siehe Situationsplan der Sägemühle BÜRCK, Seebach, von 1841, Abb. 5) und die Acher gewährleistet, um die vielen lebenswichtigen Mühlräder des Achertales in Betrieb zu halten. Die klugen Bewohner des Achertales kannten anscheinend damals schon sehr genau die hydrologischen Verhältnisse des Seebaches als bedeutender Oberlauf der Acher und nutzten sie entsprechend bei extremen meteorologischen Ereignissen (z. B. Trockenzeiten) vorübergehend aus. Aus dem Ruhesteinloch floss damals sicher kein Wasser mehr, da alle Quellen in diesem Bereich bei lang anhaltender Trockenheit nahezu versiegen (z. B. in den Trocken-Sommern 1959, 2003 und 2018). Weitere Trockensommer sind aus den Jahren 1556, 1570, 1590 und 1766 überliefert (Oberacherner Dorfbuch im Stadtarchiv Achern, Abschrift von W. TEICHMANN 1934). * 5 Abb. 3: Älteste Darstellung des Mummelsees (Athanasius KIRCHER S. J. 1678, II. Bd., S. 112) mit dem Acherabfluss („Seebächle“, nach unten) mit der dreifachen Darstellung der (heute noch vorkommenden) Bergmolche (= Triturus alpestris) sowie dem Panoramablick über den „Katzenkopff“/“Horngrindt“ (links oben), den Wildsee links vor der „Grindt“ (= Altsteigerskopf-Leinkopf, rechts oben) sowie das Ruhesteinbachtal von oben nach unten (=„Achert“, ganz rechts) mit Keiser´s Steg (=„Alter Weg/Alte Straße“). Das Versiegen der Quellen ist auch durch die geologischen und hydrogeologischen Bedingungen gut nachvollziehbar (Abb. 6): weil aufgrund des Einfallens der am Ruhestein nur ca. 200 m mächtigen Buntsandstein-Schichtglieder – gelegen auf der Nordschwarzwälder Schwelle (ORTLAM 1974a) – der Kammlagen mit 2° nach Osten (ORTLAM 1974a) am (badischen) Westhang des Nordschwarzwaldes nur sogenannte Überlaufquellen vorliegen, deren Quellschüttungen starken Schwankungen unterworfen sind, d. h. es liegen perinierende Quellen vor (z. B. „Dürrbaden“-Quelle). Alle großen Schichtquell-Horizonte liegen dagegen nach REGELMANN (1934) in den Quellbachbereichen der Rot- und Recht-Murg und ihrer Zuflüsse auf der württembergischen Seite des Nordschwarzwaldes (Abb. 6). Über die relativ hohe Porosität des Buntsandsteins von im Mittel 15% und die stark wechselnden Permeabilitäten zwischen 5 und 55 mdarcy (WACHUTKA 1998) des ehemaligen Bausandsteins (REGELMANN 1934) -- heute der höhere Teil des unteren Buntsandsteins und der Volpriehausen-Folge (mit dem mittlerem Konglomerat, smcm) des tieferen mittleren Buntsandsteins (Abb. 6) -- sind Folge der vadosen Lösung der ursprünglich hohen Kalk- und Gipszement-Gehalte des Buntsandsteins. Noch heute lassen sich diese original hohen Zementgehalte (Kalk, Gips) bei einer großen Muschelkalk-Überdeckung im Bereich von Nagold und der Wutach-Schlucht, im Bröckel-/Tigersandstein-Abschnitt (= südlicher Randbereich des übersalzten Zechstein-Meeres) der Teufelslöcher (unterhalb der Teufelsmühle) sowie in den (Erdöl-)Tiefbohrungen im Kraichgau und dem deutsch- schweizerischen Alpenvorland, z. B. dem Nordschweizer Becken, feststellen (ORTLAM 1970 und 1974b). An der Grenze Salmünster-/Gelnhausen-Folge (~240 Mio a alt nach STD 2002) des unteren Buntsandsteins lässt sich ein überregional ausgebildeter Ton-Schluffhorizont beobachten (Abb. 18a und b), der neben zahlreichen Rippelmarken unterschiedlicher Ausbildung, Strömungsmarken (Flute Casts, Abb. 19) und (darüber) mit Trockenrissen (Abb. 20) und (darunter) Saurier (?Pseudosuchier)-Fährten (Abb. 18a) mit Schwanzschleifspuren (Abb. 19, rechts) enthält. Diese diversen
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