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MASARYK-UNIVERSITÄTPHILOSOPHISCHE

FAKULTÄT

Institut für Germanistik, Nordistik und Nederlandistik

Lehrstuhl für deutsche Sprache und Literatur

Mariya Polyakova

Teufelspakt in der deutschen und Weltliteratur: kontrastiver Vergleich von Teufelsbündnissen in Goethes “” und Gogols “Die Nacht vor Weihnachten“

Masterarbeit

Arbeitsleiter: prof. PhDr. Jiří Munzar, CSc.

Brünn 2018

Ich versichere, dass ich die vorliegende Masterarbeit selbständig und lediglich verfasst habe und keine anderen als die im Literaturverzeichnis angegebenen Quellen verwendet habe.

……………………………………………..

Mariya Polyakova Unterschrift

Brünn, 29.11.2018

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An dieser Stelle möchte ich mich bei dem Leiter meiner Masterarbeit, der Herr prof. PhDr. Jiří Munzar CSc. für seine Hilfe, Leitung, Ratschläge und kritische Bemerkungen herzlich bedanken.

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Inhalt

Einleitung……………………………………………………………………………….7

I. Theoretischer Teil……………………………………………………………………9

1. Geschichtlich-literarische Voraussetzungen für die Wahl dieses Themas……....9

1.1. Was ist ein Teufelspakt?...... 9

1.2. Welche Arten von Teufelspakt unterscheidet man?...... …………………...10

1.3. Warum entstand ein Teufelspakt?...... 10

1.4. Teufelsgestalten. Tiere als Helfer oder metaphorische Bezeichnung des Teufels?...... …………………………………………………10

1.4.1. Der Teufel…...…………………………………………………..10

1.4.2. Teufelsgestalten………………………..………………………...11

1.4.3. „Tier als Helfer“ oder Teufel?...... 11

1.5. Teufelsbündnisse von Christoph Haitzmann und Guiseppe Tartini……….12

1.5.1. Teufelspakt von Guiseppe Tartini………………………………..12

1.5.2. Teufelspakt von Christoph Haitzmann…..………………………14

1.6. Erste literarische Darstellung des Teufelspaktes…………………………..15

1.7. Was sind die Voraussetzungen für die Wahl dieses Themas?...... 16

2. Teufelspakt in der Weltliteratur…………………………………………………..17

2.1. Teufelspakt in der britischen Literatur………………………………….…17

2.1.1. Matthew Lewis „The Monk: The Romance“…………………....17

2.1.2. Marie Corelli „The Sorrows of “…………………..……....19

2.1.3. Oscar Wilde “The picture of Dorian Gray”……………………..21

2.1.4. Christopher Marlowe “The Tragical History of ”………………………………………………………………...23

2.1.5. Robert Lewis Stevenson “”….…………………..23

2.2. Teufelspakt in der amerikanischen Literatur………………………………24

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2.2.1. “The and Tom Walker”……………..24

2.2.2. Stephen Vincent Benét „The Devil and Daniel Webster“…...... 25

2.3. Teufelspakt in der französischen Literatur…………………………….…26

2.3.1. Honoré de Balzac „Le Peau du Chagrin“…..…………………..26

2.4. Teufelspakt in der russischen Literatur…………………………………..27

2.4.1. Michail Bulgakow “Der Meister und Margarita”..……………..28

2.4.2. Alexander Puschkin “Das Märchen vom Popen und seinem Knecht Balda“………………………………………………………………….29

2.4.3. Nikolai Gogol “Die Nacht vor Weihnachten”…………………..30

2.5. Teufelspakt in der polnischen Literatur…………………………………..31

2.5.1. Pan Twardowsi-Stoff………………………...………………....31

3. Teufelspakt in der deutschen Literatur………………………………………….32

3.1. Faust-Stoff……………………………………………………………..…32

3.2. Historia von D.Johann Fausten………………………………………...... 34

II. Praktischer Teil……………………………………………………………………36

1. Teufelspakt in der deutschen Literatur: die Analyse……………………………36

1. 1. Thomas Mann „Doktor Faustus“……………………….……………...…36

1.1.1. Einführung...……………………………………………………..37

1.1.2. Adrian Leverkühn und sein Teufelspakt………………………...37

1.2. James Krüss „Timm Thaler oder Das verkaufte Lachen“…………………41

1.2.1. Einführung…………………………………………………..…..42

1.2.2. Timm Thaler und sein Teufelspakt………………………………42

1.3. Adelbert von Chamisso „Peter Schlemhils wundersame Geschichte“..…..45

1.3.1. Einleitung………………………………………………………..45

1.3.1. Peter Schlemhil und sein Teufelspakt……………………………46

1.4. Wilhelm Hauff „Das kalte Herz“………..………………………………...47 5

1.5. Johann Wolfgang Goethe: „Faust. Eine Tragödie“……………………….49

2. Teufelspakt im Goethes „Faust“ und Gogols „Die Nacht vor Weihnachten“: Vergleichanalyse….………...…………………………………...... 50

2.1. Die Hauptfiguren: Faust und Wakula…………………...……...………….50

2.2. Die Teufel: und der Teufel………………………………52

2.3. Der Zeitpunkt……………………….……………………………………..55

2.4. Der Wendepunkt im Leben der Protagonisten………………………….…56

2.5. Die Motivation für die Paktabschließung: Faust und Wakula………….…58

2.6. Die Motivation für die Paktabschließung: Mephistopheles und der Teufel… …………………………………………………………………………………59

2.7. Der Pakt………………………………….…………………………...…...61

2.8. Der Pakt: die Realisierung….……………………………………………...66

2.9. Der Pakt: die Konsequenzen………………….……………………………67

2.10. Die Ergebnisse der Analyse………………………………………...….....70

3. Die Werke mit dem Thema „Teufelspakt“ im Literaturunterricht. Didaktischer Aspekt..…………………………………………………………...... 71

III. Zusammenfassung………………………………………………………………...74

Literaturverzeichnis…………………………………………………………………..76

Bilderquellen…………………………………………………………………………..77

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Einleitung

In vorliegender Masterarbeit möchte ich mich mit dem Thema „Teufelspakt in der deutschen und Weltliteratur“ befassen. Das Thema der Mystik und der Religion ist in der Literatur ziemlich oft behandelt, weil alles, was wissenschaftlich nicht erklärbar ist, bei den Lesern großes Interesse weckt. Der Teufel als eine Gestalt, von welcher man alles bekommen kann, ohne etwas dafür zu geben (die Seele ausschließend; aber nicht jeder denkt über solche metaphysische zweifelhafte Erscheinung nach), ist für mehrere Leute sehr attraktiv – deswegen kann auch eine literarische Darstellung eines Kontakts mit dem Teufel dem Autor ein großer Erfolg und Anerkennung bringen.

Meine Masterarbeit besteht aus praktischen und theoretischen Teilen, die auch in fünf großen Kapiteln geteilt sind. In dem ersten Kapitel werde ich ein System von „Frage- Antwort“ benutzen: in jeder Kapitelname wurde eine Frage gestellt, die ich dann in diesem Kapitel zu beantworten versuchen werde. Ich werde im allgemein den Begriff „Teufelspakt“ erklären und sich ein bisschen daran vertiefen, auf welche Weise ein solcher Pakt geschlossen sein könnte. Es wird auch ein kontroverses Thema des Tieres als Helfers berührt und ob es möglich ist, dass solche Tiere nur eine metaphorische Darstellung des Teufels sind. Danach werde ich zwei Beispiele von realen Personen – einem deutschen Maler und einem italienischen Komponisten, die angeblich einen Teufelspakt geschlossen haben, beschreiben. Ich halte es für Wichtig, solche „reale“ Geschichten zu erwähnen, weil diese Personen verschiedene Schriftsteller inspiriert haben, ihre eigene Werke zu diesem Thema zu verfassen. Ich halte es auch für wichtig, erste literarische Darstellung des Teufelspaktes zu erwähnen. Die letzte Frage, die in dem ersten Kapitel beantwortet wurde, ist warum eigentlich man zu diesem Thema schreibt und wie sind historische und kulturelle Voraussetzungen dazu. Es wird teilweise eine Zusammenfassung davon, was schon geschrieben wurde, und meine persönliche Meinung, beruht auf allgemeinem Weltwissen und Episoden aus der europäischen Geschichte.

Das zweite Kapitel des theoretischen Teiles meiner Masterarbeit stellt die berühmtesten Werke von den europäischen und russischen Autoren dar, in den Teufelspakt als das Hauptthema vorkommt. Zu jedem Werk wird eine kurze Handlungsbeschreibung, manchmal etwas mehr vertiefte Analyse, geordnet.

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Der praktische Teil besteht aus drei Kapiteln: in dem ersten Kapitel wurden deutsche Werke mit dem Schwerpunkt „Teufelspakt“ behandelt. Es werden schon keine Verzeichnisse mit kurzer Information zu jedem Werk zur Verfügung gestellt, sondern eine vollständige Analyse des Teufelspakts mit Zitaten aus Primärliteratur aus den gewählten Werken durchgeführt. In dem zweiten Kapitel werde ich eine Vergleichsanalyse von zwei Werken – Goethes „Faust“ und Gogols „Die Nacht vor Weihnachten“ – mit dem Schwerpunkt „Teufelspakt“ durchführen. Ich werde die Hauptfiguren, die in Kontakt mit dem Teufel getreten sind, die Gestalt Teufels, die Einzelteile und Bedingungen des Pakts und seine Realisierung in beiden Werken vergleichen. Danach werde ich eine Tabelle mit der Zusammenfassung meiner Untersuche darstellen. Das dritte Kapitel ist dem pädagogischen Aspekt der Bearbeitung dieses Themas in dem Weltliteraturunterricht gewidmet. Meine Masterarbeit werde ich mit einer Zusammenfassung abschließen.

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I. Theoretischer Teil 1. Geschichtlich-literarische Voraussetzungen für die Behandlung des Teufelspakts als Thema in der Literatur

1.1. Was ist ein Teufelspakt?

Was ist eigentlich ein Teufelspakt? Das ist ein Handelsbündnis zwischen dem Teufel und einem Menschen. Ein Mensch bekommt von dem Teufel alles, was er will (am häufigsten sind das Macht, Talent, Reichtum oder magische Kräfte), aber dafür soll er dem Teufel etwas auch als Entgelt (am häufigsten seine Seele) geben oder etwas tun.

1.2. Welche Arten von Teufelspakt unterscheidet man?

Man unterscheidet mehrere Arten der Teufelspakte: a) pactum expressum – ausdrücklicher Pakt: dieser kommt bei einer Dämonenbeschwörung zum verschiedenen Zwecken zustande b) pactum tacitum – stillschweigender Pakt: dieser vollzieht sich durch eine zauberische Handlung ohne Dämonenanrufen und auch ohne Mitwirkung des Paktierendes c) pactum solemnum – öffentlicher Pakt: zum Beispiel, bei einer Hexenversammung d) pactum impicitum – heimlicher Pakt:

So wurden sie im Soldans Geschichte der Hexenprozesse beschrieben:

Diese teuflische Bündnisse werden insgemein in ausdrückliche oder stillschweigende, und in öffentliche oder heimliche abgeteilt. Es ist in der That höchst merkwürdig, die Behauptungen zu kennen, welche die Gesetzgeber über die Art und Weise aufstellen, nach denen ein solcher öffentlicher Bund oder pactum solemne geschlossen wird. Es geschieht bey versammelten Hexentanz. [...] Das heimliche Bündnis soll entweder durch den Teufel selbst, oder einen hierzu verordneten Comissarium […] vorgehen […]. Das Pactum mit dem Teufel war entweder ein wirklich vollzogenes, 9

ein pactum expressum, wenn beide Theile den Vertrag ratifiziert hatten, oder […] ein pactum tacitum, implicitum – ein sehr einseitiges Contractverhältniss, bei dem wohl der Teufel, aber nicht der Mensch seinen Beitritt erklärt hatte.1

1.3. Warum entstand ein Teufelspakt?

Ein Teufelspakt kann man nur bei den Völkern treffen, die dualistisches Weltbild haben. Dieses Weltbild ist meistens durch die Religion verursacht. Die Leute haben die Vorstellung, dass es gute (göttliche) und böse (gegengöttliche) Mächte sind. Wenn man über Teufelspakt spricht, meint man vor allem Christentum. So kann man, zum Beispiel, in der Antike, wenn Mehrgötterglaube herrschte, keinen Teufelspakt treffen. Aber im japanischen Shintoismus (auch polytheistische Religion) ist Dämonenbündnis, im Gegensatz, ziemlich häufige Erscheinung.

„Überdurchschnittliche Leistungen und Erfolge eines Menschen, vor allem solche, die für das allgemeine Empfindungen etwas Dunkles und Unheimliches an sich hatten und daher nicht gut mit göttlicher Hilfe oder Abstammung erklärt werden konnten, schrieb die Sage gern dämonisch-teuflischem Einfluss zu. Der Erfolgsgekrönte wurde in nahe Beziehung zu dämonischen Mächten gebracht, mit denen man sich ihn durch Herkunft oder einen förmlichen Pakt verbunden dachte.“2

1.4. Teufelsgestalten. „Tiere als Helfer“ oder metaphorische Bezeichnung des Teufels?

1.4.1. Der Teufel

Der Name kommt wohl einfach vom griechischen διάβολος im neuen Testament her und nicht weder von den persischen Dews, noch von dem deutschen Wort Dieb oder Tiefe. Dem Begriffe nach ist im Teufel allerdings alles Böse personificirt, wie in Gott alles Gute; weil aber Gott allein

1 Soldan, Wilhelm Gottlieb: Soldans Geschichte des Hexenprozesse. S.331 2 Elisabeth Frenzel: Motive der Weltliteratur. S.681 10

Schöpfer und Herr der Welt, der Teufel nur ein Geschöpf ist, so stehen sich nur Engel und Teufel, gute und böse Geister auf gleicher Stufe gegenüber, keineswegs aber Gott und der Teufel in dem Sinn, wie im Glauben der alten Perser Ormuzd und Ahriman, das gute und böse Weltprincip, sich in die Weltherrschaft theilten.3

1.4.2. Teufelsgestalten

Wie es schon erwähnt wurde, hat der Teufel mehrere Gestalten, in welchen er Menschen besucht. Er kann sich natürlich als ein ganz normaler Mann zeigen (z.B. Woland in „Der Meister und Margarita“), oder das typische Aussehen in einer bestimmten Kultur haben (z.B. Teufel bei Gogol sieht wie in einer ukrainischen Folklore aus: er hat Hörner, Bocksfüße, Schwanz, Schweinerüssel, sein Körper ist mit dem Fell bedeckt, trotzdem hat er ein Menschengesicht und steht auf zwei Beinen). Der Teufel kann nur eine Stimme im Kopf sein. Sehr häufig erscheint der Teufel in unterschiedlichster Tiergestalt wie Schlange (in der Bibel), Drache (Schlange und Drache sind oft die Symbole, gegen denen die Heiligen in der Literatur und in bildender Kunst kämpfen), Hund (Goethes schwarzer Pudel), Ziegenbock, Fledermaus, Pferd, Rabe und andere Tiere, die man für „unheilige“ hält. Wegen seiner Macht ist er auch manchmal mit positiv gesehenen Tieren vergleicht. Zum Beispiel, in der Bibel vergleich ihn Petr mit einem brüllenden Löwen. Einige Teufelssymbolisierungen sind durch seine Eigenschaften verursacht: wegen seiner Schläue und List kommt er manchmal als Fuchs vor. Symbolgeschöpfe des Teufels sind oft auch ein roter Vogel, das rötliche Eichhörnchen (bei den Germanen dem Loki zugeordnet) und der Kuckuck.

1.4.3. „Tier als Helfer“ oder Teufel?

Also wie man sieht, ist Tiergestalt beim Teufel in der Literatur und bildendem Kunst sehr oft zu treffen. In der Literatur, insbesondere in den Märchen, gibt es aber solche populäre Erscheinung wie „Tiere als Helfer“.

3 Wolfgang Menzel: Christliche Symbolik. Zweiter Teil. 1854, S.463 11

Wenn eine Hauptfigur in der Not ist, erscheint plötzlich ein Tier, das über Zauberkräfte verfügt, um dem Helden zu helfen (z.B. in „Den wilden Schwänen“ von Andersen). Meistens machen sie es freiwillig, aber manchmal schließen sie einen sogenannten „Pakt“ für bestimmte Dienstleistungen. Dann entsteht eine kontroverse Frage, ob es wirklich nur Tiere mit Zauberkräften oder getarnte Teufel beziehungsweise eine metaphorische Bezeichnung des Teufels sind. Als Beispiel würde ich das Märchen von Alexander Puschkin „Goldener Fisch“ kurz analysieren. Der alte Mann fängt einen Goldenen Fisch, der Zauberkräfte hat. Sie schließen einen Pakt: der Alte lässt den Fisch frei, der Fisch soll aber dafür seine drei Wünsche erfüllen. Die Situation sieht genauso aus, wenn der Teufel einen Pakt mit nicht so vorteilhaften Bedingungen abschließen muss, um befreit zu werden (z.B. in „ Die Nacht vor den Weihnachten“ von Gogol). Solche Parallele ruft dieses Nachdenken hervor, ob es möglich ist, dass „Tierenpakte“ in folgenden Fällen metaphorische Verweise auf Teufelspakte sind.

1.5. Teufelsbündnisse von Christoph Haitzmann und Guiseppe Tartini

In der Geschichte sind mehrere Menschen bekannt, die über sich selbst erzählen, dass sie einen Teufelspakt abgeschlossen haben. Das sind natürlich die Vertreter verschiedenen Ausdrucksformen der „Schönen Künsten“. Ich werde kurz die Geschichten von zwei bekanntesten von ihnen beleuchten – italienischen Komponisten Guiseppe Tartini und österreichischen Maler Christoph Haitzmann. Genau die Geschichten von solchen Menschen inspirieren verschiedene Autoren, ihre eigenen Beiträge zum Thema „Teufelspakt“ in die Weltliteratur zu bringen.

1.5.1. Teufelspakt von Guiseppe Tartini

Guiseppe Tartini war ein italienischer Komponist, der im 18.Jahrhundert lebte und zu den begabtesten Violinisten seiner Zeit gehörte. Er hat wirklich viele musikalische Werke komponiert,

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trotzdem bleibt „Teufelstrillersonate“ sein bekanntestes Werk. Das ist mit seiner Erzählung verbunden, dass er diese Sonate in seinem Traum vom Teufel gespielt gehört hat, nachdem er mit diesem den Pakt abgeschlossen hatte, dass der Teufel für ihm etwas auf der Geige spielt. "Eines Nachts träumte mir, ich hätte einen Pakt mit dem Teufel um meine Seele geschlossen. Alles ging nach meinem Kommando, mein neuer Diener erkannte im Voraus all meine Wünsche. Da kam mir der Gedanke ihm meine Fiedel zu überlassen und zu sehen was er damit anfangen würde. Wie groß war mein Erstaunen, als ich ihn mit vollendetem Geschick eine Sonate von derart erlesener Schönheit spielen hörte, dass meine kühnsten Erwartungen übertroffen wurden. Ich war verzückt, hingerissen und bezaubert; mir stockte der Atem, und ich erwachte. Dann griff ich zu meiner Violine und versuchte die Klänge nachzuvollziehen. Doch vergebens. Das Stück, das ich daraufhin geschrieben habe, mag das Beste sein, das ich je komponiert habe, doch es bleibt weit hinter dem zurück, was ich im Traum gehört habe."4

4 Oliver Pfau: Der Teufel in der klassischen Musik. auf der Seite fu-berlin.de der FU Berlin. 13

1.5.2. Teufelspakt von Christoph Haitzmann

Christoph Haitzmann war ein nicht so bekannter österreichischer Maler des 17. Jahrhunderts, wenn man über seinen Bilder spricht. Er ist auf eine andere Weise bekannt – als ein Teufelsbündler. Berühmt hat ihn die von Sigmund Freud dokumentierte Analyse seines Falls im Werk „Eine Teufelsneurose im Siebzehnten Jahrhundert“ (erstmals in: Imago, 1923) gemacht. Nach dem Tod seiner Eltern, hat Christoph im Jahre 1669 einen Pakt mit dem Teufel abgeschlossen, dass er sein Sohn auf 9 Jahren wird und danach vergibt er ihm eine Seele und Körper:

Quomodo haec restituta fuerit, legitur infra

Abschrifft der Verschreibung mit den Blueth.

Anno 1669.

Christoph Haitzmann Ich Verschreibe mich disen Satan, Ich sein Leibeigner Sohn Zu sein, Vnd in 9. iahr Ihm mein Leib Vndt Seel Zu Zugeheren.

Abschrifft der Verschreibung mit der dinten.

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Ich Christoph Haitzmann unterschreibe mich disen Herrn sein Leibeigent Sohn auff 9. iahr. 1669 jahr.5

Aber nach 9 Jahren wurde Christoph Haitzmann sehr ängstlich und erlebte freiwillig zwei Exorzismen, um beide Pakte – mit dem Blut und mit der Tinte unterschriebene – abzubrechen.

1.6. Erste literarische Darstellung des Teufelspaktes

„Das Leben des Heiligen Theophilus von Antiochia“ gilt als die erste offizielle Aufzeichnung eines Paktes mit dem Teufel in der Geschichte. Es geschah im 6. Jahrhundert nach Christus. Der Erzdiakon Theophilus wurde einstimmig zum Bischof von Adana gewählt, der Heilige Vater weigerte sich jedoch aus Demut, Erzdiakon zu sein. Ein anderer Priester wurde zum Posten ernannt, er sah einen gefährlichen Konkurrenten in Theophilus und begann ihn auf jede mögliche Weise zu unterdrücken. Der berühmte Theologe wies seine Demut zurück und entschied, einen Hexer zu finden, der ihm in Kontakt mit Satan zu treten helfen würde. Infolgedessen fand das Treffen statt. Der Teufel bat Theophilus, als eine Gegenleistung für den Empfang des Bischofsposten, Jesus und die Jungfrau Maria zu verleugnen, nachdem er den entsprechenden Pakt mit Blut unterzeichnet hatte. Der Pakt wurde abgeschlossen, aber bald begann Theophilus Reue zu quälen. Er betete und fastete 40 Tage lang, woraufhin ihm die Muttergottes erschien, die versprach, ihn vor Gott zu unterstützen. Nach weiteren 30 Tagen des Fastens sah Theophilus erneut die Muttergottes, die ihm mitteilte, dass alle seine Sünden ihm vergeben wurden. Aber Satan wollte nicht so einfach aufgeben. Drei Tage später, als Theophilus am Morgen erwachte, sah er den Teufelspakt liegend auf seiner Brust, als die Erinnerung daran, dass dieser noch in Kraft war. Ohne darüber nachzudenken, brachte er diesen Vertrag dem ehemaligen Bischof, dessen Platz er eingenommen hatte, und bekennte seine Sünden. Der Bischof handelte radikal – er nahm den Vertrag, verbrannte ihn und dadurch wurde der Pakt entkräftet.

5 Literatur und Kosmos: Innen- und Außenwelten in der deutschen Literatur des 15. Bis 17. Jahrunderts hrsg. von Gerhild Scholz Williams und Lynne Tatlock, 1986. S.632 15

1.7. Was sind die Voraussetzungen für die Wahl dieses Themas?

Ich habe dieses Thema für die Behandlung in meiner Masterarbeit nicht nur darum gewählt, dass es interessant und vielseitig ist, sondern auch weil es für die didaktische Bearbeitung passend ist. Als Beispiel solcher Bearbeitung werde ich im praktischen Teil eine Vergleichsanalyse diesen Aspekten (Teufelsfakt) in zwei literarischen Werken anführen, die man im Unterricht der deutschen Literatur benutzen kann. Auch das Thema ist für didaktische Ziele passend, denn es auch Lehrfunktion erfüllt (zum Beispiel: man kann nichts umsonst bekommen – für Alles muss man zahlen).

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2. Teufelspakt in der Weltliteratur

Das Motiv des Teufelspaktes gehört zu den Schlüsselmotiven der Weltliteratur. Am häufigsten ist dieses Motiv in der Vorromantik zu treffen, in den Werken, die durch das Genre des gotischen Romans vereint wurden. In der gotischen Tradition wurde der Konflikt zwischen dem Menschen und den infernalischen Kräften sehr oft als Hauptthema gewählt. Meistens beruht es auf dem Motiv des Seelenverkaufs an den Teufel.

In diesem Kapitel werde ich einige Werke und ihre Autoren darstellen, in den Teufelspakt als Haupt- oder Nebenthema vorkommt.

2.1. Teufelspakt in der britischen Literatur

Wenn man über den Teufelspakt in britischer Literatur spricht, dann wurde vor allem genau das Genre „gotischer Roman“ gemeint. Dieses Genre war im viktorianischen Großbritannien und in der vorromantischen Ära wirklich populär; es schenkte uns solche weltberühmte Werke wie „The Monk“, „The Picture of Dorian Gray“, „Strange Case of Dr.Jekyll and Mr.Hyde“, „Frankenstein“, „Dracula“ und viele andere. Einige davon, die den Teufelspakt als Hauptthema haben, werde ich in diesem Kapitel darstellen.

2.1.1. Matthew G. Lewis „The Monk: The Romance“ (1976)

Matthew George Lewis war ein britischer Schriftsteller und Dramatiker. Im Laufe seines Studiums an der Westminster School besuchte er verschiedene europäische Länder, um seine Sprachkenntnisse zu erweitern, weil sie für seine zukünftige diplomatische Karriere nötig waren. Er hat viele berühmte Schriftsteller wie Goethe und Schiller in Europa kennengelernt und Inspiration für sein größtes Werk gefunden. Nach dieser Reise vermittelte er seinem Freund Byron den Fauststoff. Sein bekanntester

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Roman „The Monk“ gründet sich teilweise auf der Geschichte Faustus. „The Monk“ („Der Mönch“) ist Lewis berühmtester Roman. Er schockierte die Zeitgenossen mit einer Kombination aus verbotenen Themen - schwarze Magie, Satanismus, Transvestismus, sexuelle Gewalt, Inzest usw. Die von ihm entwickelte Mode für sexuelle Perversion und Dämonismus brachte Europa mehrere außergewöhnliche Werke, darunter „René“ von Chateaubriand, „Die Elixiere des Teufels“ von E T. A. Hoffman und „Die Handschrift von Saragossa“ von J. Potocki. Marquis de Sade erkannte das Werk des jungen Schriftstellers an und bezeichnete es als einer der charakteristischsten Romane im neuesten Geschmack. S. T. Coleridge veröffentlichte 1797 eine Besprechung, in der er den Eifer der Phantasie des Verfassers würdigte und ihn wegen der Lockerheit der Fabel und der Vulgarität der Beschreibungen kritisierte. In der Ausgabe von 1798 zensierte Lewis Episoden, die Kritik verursachten. Der Roman beschreibt die Verführung des sittenstrengen Mönchs Ambrosio durch die von Satan gesandte Hexe Matilda. Die Hauptfigur - Ambrosio - ist ein ausgebildeter spanischer Mönch, der unter den Einwohnern Madrids als ein redegewandter Prediger und Mann hervorragender Frömmigkeit bekannt wurde. Er selbst glaubte an seine Heiligkeit und diese Einbildung war sein erster Schritt zur Sünde. Ambrosio erkannte plötzlich, dass ein junger Novize, der ihm Aufmerksamkeit schenkte, tatsächlich eine verkleidete Frau - Matilda - war, die durch ihre unwiderstehliche Liebe zu Ambrosio ihr Auftreten im Kloster erklärte. Der Mönch bestand nicht diese Prüfung, Matilda wurde seine Geliebte. Dann berichtet der Autor, dass Matilda der Bote der Hölle ist; ihre Aufgabe ist, sündige Wünsche in Ambrosio zu wecken. Unter dem Einfluss von Matilda entbrannte der Mönch mit der Leidenschaft zu einer jungen Kirchgängerin, Antonia. Mit Hilfe eines magischen silbernen Zauberstabes dringt Ambrosio in Antonias Haus ein. Er musste die Mutter des Mädchens töten, wenn sie ihre Tochter beschützen wollte. 18

Nach dem Mord lief der Mönch weg. Er muss sich wieder an infernalische Mächte wenden, und schließlich bekam er Antonia. Es gelang ihm das Mädchen zu vergewaltigen und dann zu töten. Über die Verbrechen des Mönchs wurde bekannt, und er wurde vor Gericht der Inquisition gestellt. Ambrosio soll hingerichtet werden. Er bat Satan ihn zu retten. Satan bot ihm seine Hilfe an, der Preis dieser Hilfe war Ambrosios Seele. Ambrosio stimmte zu. Der Teufel befreite ihn aus dem Gefängnis, berichtete jedoch, dass Ambrosio in dem Pakt seine Lebensdauer zu erwähnen vergaß, und deshalb sofort sterben muss, woraufhin seine Seele sofort in die Hölle geht. Vor seinem Tod erfuhr Ambrosio von Satan, dass die von ihm getötete Antonias Mutter auch seine Mutter war und Antonia selbst seine eigene Schwester war.

2.1.2. Marie Corelli „“ (1895)

Marie Corelli (Mary Mackay) war uneheliche Tochter des schottischen Poeten und Komponisten Charles Mackay. Sie hat in ihres Vaters Fußstapfen getreten und wurde eine ziemlich bekannte Okkultistin und Schriftstellerin ihrer Zeit. Wegen ihrer Liebe zu Italien hat sie das Pseudonym „Maria Corelli“ gewählt. Ihre volle von theosophischen Theorien Werke waren von dem Publikum wirklich warm genommen: am Ende des 19.Jahrhunderts wurden sie in hoher Auflage als Bücher von so berühmten Autoren wie Arthur Conan Doyle, Rudyard Kilping und Herbert Wells; seriöse Kritiker haben aber die Werke von Corelli sehr negativ bewertet. „The Sorrows of Satan“ ist das berühmteste Werk von Marie Corelli. Die Kritiker haben diesen mystischen Dekadenzroman meistens negativ bewertet; die einzige Person, die dieses Werk verteidigte, war Oscar Wilde. Trotz aller Kritik wurde „The Sorrows of Satan“ der größte Bestseller spätviktorianisches Großbritaniens. In diesem Roman handelt es sich um einen talentvollen, aber leider mittellosen Schriftsteller Geoffrey Tempest. Er ist so arm, dass er 19 sich kaum Licht in seinem Zimmer leisten kann. Er ist hoffnungslos, weil er kein Geld hat, um seine Miete zu bezahlen, und auch keine Möglichkeit dieses Geld zu verdienen. In diesem schlimmsten Moment seines Lebens erhält er drei Briefe. Der erste war von seinem Freund aus Australien, der sein Glück gemacht hat und bietet Geoffrey an, ihn einem guten Freund vorzustellen, der ihn möglicherweise aus der Armut befreien könnte. Der zweite ist eine Notiz eines Anwalts, in der detailliert beschrieben wurde, dass er ein Vermögen von einem verstorbenen Verwandten geerbt hat. Der dritte ist ein Einleitungsschreiben eines ausländischen Aristokraten namens Lucio, der sich mit ihm anfreundet und als Führer in Bezug auf die Verwendung seines neuen Vermögens gilt. Lucio wurde Tempests bester Freund und hilft ihm dabei, in die feine Gesellschaft einzutreten und das schönste und edelste Mädchen in England zu heiraten. Das einzige, was Tempest jedoch nicht erreicht, ist die wahre literarische Anerkennung. Riesiger Einfluss, Werbung für seine beste Werke, Blendung in allen Zeitungen und sogar "bezahlte" Kritik - all das erweist sich als machtlos. Parallel dazu verliert Geoffrey seine Menschlichkeit und wird zu einem gewöhnlichen, reichen Snob, der sich nur um seine Eitelkeit und sein Wohlbefinden kümmert. Nach einiger Zeit beginnt Tempest jedoch angesichts der dunstigen Vorahnungen, schmerzhafter Umstände und merkwürdiger Veränderungen mit Gewissensbissen zu quälen. Aber es ist zu spät etwas zu ändern, und sein Leben wird wörtlich zur Hölle. Trotz Warnungen von allen Seiten weigert sich die Hauptfigur hartnäckig zu verstehen, dass Prinz Lucio die irdische Inkarnation von Luzifer ist. Als er schließlich mit der wahren Natur seines Begleiters konfrontiert wird, verzichtet er auf das Böse und kehrt zu seinem mittellosen Leben zurück. Geoffrey ist aber glücklich, dass er eine Chance hat, seine Seele zu reinigen. Obwohl der Roman die Geschichte des Lebens von Tempest erzählt, ist er keine Hauptfigur. Die Hauptfigur ist hier der Teufel. Sowohl der Titel des Werkes, als auch ein großer Teil ihres philosophischen 20

Inhalts beziehen sich auf die höchste Sehnsucht nach Erlösung. Der Hauptbeitrag des Buches zur faustischen Literatur ist die Einführung des Konzepts, dass Satan vor allen anderen am wahrsten an das Evangelium glaubt - und dennoch ist es ihm verboten, daran teilzunehmen.

2.1.3. Oscar Wilde „The Picture of Dorian Gray“ (1890)

Oscar Wilde war ein irischer Romanautor, Lyriker, Dramatiker und Kritiker. Sein hervorragendes Talent, starke Persönlichkeit, unversiegbare Fantasie und ungewöhnliche Empfindung dieser Welt machten ihn zu einem der bekanntesten Schriftsteller viktorianischen Großbritanniens. Er hat mehrere Poeme, Theaterstücke und auch Märchen geschrieben, aber sein anerkanntestes Werk ist der Roman „Das Bildnis des Dorian Gray“.

Der Künstler Basil Hallward malt ein Porträt des jungen und schönen Dorian Gray. Der junge Mann bewundert sein Bild und drückt den Wunsch aus, dass das Porträt statt seiner älter wird und er immer jung bleibt. Dann trifft er zufällig einen Freund von Basil, Lord Henry Wotton, einen sarkastischen Hedonisten, der die traditionellen viktorianischen Werte verachtet. Dorian wird von seinen bösartigen Ideen beeinflusst. Er verliebt sich in eine Schauspielerin, schöne Jungfrau Sibyl Vane, aber nach dem Misserfolg ihrer Aufführung, zu der er Lord Henry und Basil eingeladen hat, lehnt er sie grob ab. Infolgedessen endet sie ihr Leben mit dem Selbstmord. Dorian bemerkt, dass nach diesem Vorfall sein Gesicht auf dem Porträt durch ein böses Lächeln verzerrt wurde, und erkennt, dass sein Wunsch nach einem "statt seiner alternden Porträt" in Erfüllung gegangen ist. Nachdem Dorian dem bösen Einfluss von Henry erlegen war, wurde er teuflischer und verdorbener, was sich nur auf dem Porträt widerspiegelte, aber er selbst bleibt jung und immer noch hübsch.

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Einige Jahre später versucht Basil herauszufinden, ob die schrecklichen Gerüchte über Dorian wahr sind. Er kommt zu Dorian und Dorian zeigt ihm das Porträt, auf dem alle seine Sünden zu sehen sind, und bringt ihn dann um, weil er derjenige ist, der nach Meinung Dorians an seinem moralischen Verfall schuldig ist. Nachdem er Basil getötet hat, wurde er von ständigen Ängsten verfolgt, die sich erst nach einem zufälligen Treffen mit James Vane verstärken, der davon träumt, für den Tod seiner Schwester Sibyl zu rächen. Dorian schafft es, sich von Vane zu befreien und ihn davon zu überzeugen, dass er ihn mit jemandem verwechselt hat - er sieht immer noch jung, genau wie vor 18 Jahren, aus. Vane erkennt jedoch schnell seinen Fehler und beginnt Dorian erneut zu suchen, aber er stirbt, nachdem er versehentlich erschossen wurde. Trotz der vorübergehenden Gefahr kann Dorian in keiner Weise zur Ruhe kommen und entscheidet, dass er jetzt nur Gutes tun wird. Nachdem er nach seiner Meinung eine gute Tat getan, geht er zu dem Porträt und hofft, dass es danach besser aussieht. Auf dem Porträt hat aber nichts geändert, weil wenn Dorian etwas Gutes machte, wurde er von seiner Eitelkeit geleitet. Aus dem Wunsch heraus, den einzigen Zeugen seiner Sünden zu vernichten, sticht Dorian ein Messer in das Porträt, woraufhin er stirbt. Die Diener finden ein unberührtes Porträt eines schönen jungen Mannes, und daneben einen hässlichen alten Mann mit dem Messer in seiner Brust. Im alten Mann erkennen sie Dorian Gray. Das Genre von "Das Bildnis des Dorian Gray" ist ein intellektueller und allegorischer Roman, der in der Aufklärung so beliebt ist, aber aus der Sicht der Dekadenz am Ende des Jahrhunderts geschrieben wurde. In Dorian Gray sind die Merkmale des neuen Faust zu erkennen, der von ewige Jugend bekam. In der Rolle von Mephistopheles ist Lord Henry, der im ganzen Roman Dorian Gray mit Ideen eines neuen Hedonismus verführt und einen unschuldigen und talentvollen jungen Mann in ein bösartiges Monster verwandelt. In Sibyl Vane kann man Marguerite sehen, in ihrer Bruder James Vane - Valentin. 22

2.1.4. Christopher Marlowe „The tragical history of Doctor Faustus“ (1588/89)

Christopher Marlowe war ein englischer Dichter, Übersetzer und Dramatiker des elisabethanischen Zeitalters. Marlowe veränderte das englische Drama stark. Er machte zunächst einen Versuch, dem Drama innere Harmonie und psychologische Einheit zu verleihen, außerdem war er genau derjenige, wem man für den Blankvers im englischen Drama danken kann. Die Figuren in Marlowes Werken sind mehrseitig, sie rufen gleichzeitig Schrecken und Bewunderung beim Publikum hervor. Er erhebt sich gegen die mittelalterliche Demut des Menschen vor den Naturgewalten, gegen die demütige Annahme von Lebensumständen. Marlowes Theaterstücke sollten die Zeitgenossen mit unerwarteten theatralischen Effekten beeindrucken. „The Tragical History of Doctor Faustus“ ist sein bekanntestes Werk. Es stellt die Geschichte von Johann Faust und sein Pakt mit Mephisto dar. Die Fabel und ihre Hauptmotive bleiben wie in der Urquelle – „Historia von Dr. Iohann Fausten, dem weitbeschreiten Zauberer und Schwartzkünstler“- erster literarischen Verfassung der Geschichte Faustus, in der Marlowe Inspiration für sein Theaterstück gefunden hat. Die vollständigen Informationen über den Fauststoff sind in den Kapiteln 3 und 2 geliefert.

2.1.5. Robert Louis Stevenson „ The Bottle Imp“ (1891) Robert Louis Stevenson war ein schottischer Schriftsteller und Dichter des viktorianischen Zeitalters. Er ist vor allem durch seinen Abenteuerroman „Die Schatzinsel“ bekannt. Außerdem hat er die berühmte Horrornovelle „Der seltsame Fall des Dr. Jekyll und Mr. Hyde“ verfasst. Sein Werk „The Bottle Imp“ (Der Flaschenkobold) ist dem Thema „Teufelspakt“ gewidmet. Die Hauptfigur, ein Mann namens Keawe, kauft für 50 Dollars eine Flasche, in der ein Teufel wohnt. Die Bedingungen des Kaufs waren 23

folgende: der Teufel erfüllt alle Wünsche des Käufers, dieser ist verpflichtet, die Flasche einer anderen Person billiger als er sie gekauft hat zu verkaufen. Falls er es nicht schafft, fährt seine Seele nach seinem Tod zur Hölle. Es gibt keinen anderen Weg sich von der Flasche zu befreien: wenn man sie wegwirft, kehrt sie immer zurück zum Besitzer. Außerdem bringt die Erfüllung der Wünsche des Flaschenhalters seinem Angehörigen Unglück. Keawe wollte reich werden - und bald darauf starben sein Onkel und sein Cousin und hinterließen ein großes Erbe. Er hat diese Flasche verkauft, dann noch einmal gekauft bis der Preis ein Cent wurde. Am Ende hat es ihm gelungen, die Flasche billiger als er gekauft hat zu verkaufen: er hat diese Probleme durch Währungswechsel gelöst; doch wegen dieses literarischen Werks entstand ein sogenanntes logisches „Flaschenparadox“: was ist der finale Preis der Flasche?

2.2. Teufelspakt in der amerikanischen Literatur

Das Thema des Teufelspaktes ist in amerikanischer Literatur nicht so häufig wie in europäischer zu treffen. Es gibt immerhin einige Werke, in den die Autoren dieses Thema behandeln. Im Unterschied zu europäischen Autoren, die ihre Inspiration häufig im Fauststoff fanden, haben die amerikanischen Darstellungen des Teufelspaktes mit Faustus nichts zu tun. Einige davon haben auch für amerikanische Literatur charakteristische patriotische Motive.

2.2.1. Washington Irving „“ (1824)

Washington Irving war der erste amerikanische Schriftsteller, der auch in Europa Anerkennung gefunden hat. Er ist vor allem durch seine Werke „“ und „The Legend of Sleepy Hollow“ bekannt. In diesem Kapitel wurde sein Werk „The Devil and Tom Walker“ dargestellt, in dem er das Thema Teufelspakt behandelte.

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Die Erzählung beginnt mit der Beschreibung des Ortes, wo laut der Legende die Schätze des Piraten Kidd versteckt sind. Der Teufel hat ihm damit geholfen und nach Kidds Tod bewacht er seine Schätze. In der Nähe dieses Ortes lebte ein habsüchtiger Mann, Tom Walker, mit seiner Frau, die auch so geizig wie ihr Ehemann war. Einmal kehrte er durch einen Sumpf nach Hause zurück und traf dort einen Schwarzen Mann. Während des Gesprächs wurde klar, dass dies der Teufel war. Er erzählte Tom von den Schätzen von und bot ihm an, sie gegen seine Seele einzutauschen. Tom stimmte zu, darüber nachzudenken, und der Teufel hinterließ einen schwarzen Fingerabdruck auf seiner Stirn, um seine ernsthaften Absichten zu versichern. Tom erzählte seiner Frau von diesem Vorfall. Sie war so gierig wie Tom und verlangte, dass er diesen Pakt abschließt. Tom zweifelte und deshalb entschied sich seine Frau selbst den Pakt mit dem Teufel zu schließen. Danach kehrte sie nach Hause nicht. Tom suchte sie, aber in den Sümpfen fand er nur ihr Herz und ihre Leber. Tom wollte den Teufel finden, aber der Teufel sucht nicht länger ein Treffen mit ihm. Schließlich war Tom bereits mit irgendwelchen Bedingungen einverstanden, um die Schätze von Kidd zu bekommen, und dann erscheint der Teufel. Im Gegenzug forderte er Toms Seele, die zweite Forderung war, dass Tom Wucherer wird. Tom stimmt zu. Er erhielt den Schatz, wurde Wucherer und wurde sehr reich. Dann dachte er über sein Leben nach dem Tod nach und bereute den Pakt mit dem Teufel. Er versuchte herauszufinden, wie man die Bezahlung vermeiden kann, und ging in die Kirche. Dies half jedoch nicht, und der Teufel erschien trotzdem für seine Seele und brachte ihn direkt in die Hölle. Alle Schätze von Tom wurden zu Asche.

2.2.2. Stephen Vincent Benét „The Devil and Daniel Webster” (1936)

Stephen Vincent Benét war ein amerikanischer Schriftsteller. Er schrieb vor allem Gedichte und Kurzgeschichten, seine ersten Gedichte veröffentlichte er schon im Laufe seines Studiums an der 25

Yale University und der Sorbonne. Benét bekam mehrere Preise für seine Werke: dreimal O.-Henry-Preis und zweimal Pullitzer-Preis. Sein Werk „The Devil and Daniel Webster“ wurde zu einer der bekanntesten amerikanischen Erzählungen. Die Inspiration hat der Autor in der Erzählung „The Devil and Tom Walker“ gefunden. In New Hampshire lebte der Bauer Jabez Stone. Er arbeitete mit aller Kraft, aber er war sehr arm, weil er die ganze Zeit Unglück hatte. Einmal sagte er, dass er seine Seele an den Teufel verkauft hätte, damit alles besser würde. Am nächsten Tag kam ein Schwarzer Fremder zu ihm. Jabez erkannte, dass es Teufel war. Sie schlossen einen Pakt ab, den Jabez mit seinem Blut unterschrieb. Danach wurde er besser, er wurde reich und glücklich, machte auch politische Karriere. Nach 7 Jahren kam der Teufel laut Vertrag an, um die Bezahlung zu erhalten, aber Jabez bat um eine dreijährige Aufschiebung. Diese Zeit ist vergangen, und Jabez bat den Anwalt Daniel Webster um Hilfe. Er stimmte zu, ihm zu helfen. Als der Teufel kam, um schließlich die Seele von Jabez zu bekommen, gelang es Daniel Webster in einem Gerichtsverfahren Jabez zu rechtfertigen, und der Teufel musste ohne Bezahlung verschwinden.

2.3. Teufelspakt in der französischen Literatur

In der französischen Literatur ist dieses Thema nicht so populär wie in Großbritannien und Deutschland, es gibt aber einige Werke, die dem Thema Teufelspakt gewidmet sind. Das bekannteste ist „Das Chagrinleder“ von Honoré de Balzac.

2.3.1. Honoré de Balzac „Le Peau du Chagrin“ (1830/31)

Honoré de Balzac war ein französischer Schriftsteller, der als einer der Gründer europäisches Realismus bekannt ist. Sein größtes Werk „Die menschliche Komödie“ war zwar unvollendet aber sehr berühmt.

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Der Roman „Das Chagrinleder oder Die tödlichen Wünsche“ ist dem Problem der Kollision eines unerfahrenen Menschen und lastervollen Gesellschaft gewidmet. Er besteht aus drei Teilen: Der Talisman, Die herzlose Frau und Der Todeskampf. Ein junger Mann Raphael de Valentin erlebt das schlimmste Moment seines Lebens. Er ist adliger von Geburt, aber verarmt und verwaist, ist gar verzweifelt und entscheidet den Selbstmord in der Nacht zu begehen. Er wartet auf die Nacht, bummelt durch die Straßen von Paris und zufällig kommt in einen Antiquitätenladen. Da sieht er einen alten Mann. Dieser präsentiert ihm das Chagrinleder - ein Stück Eselshaut – auf dem geschrieben ist, dass falls man diesen Talisman besitzt, kann man alles, was man will, bekommen. Das muss man aber mit seinen Lebensjahren bezahlen. Raphael nimmt das Chagrinleder und dadurch schließt den Pakt mit dem Teufel ab. Er wünscht sich reich zu werden und sein Wunsch geht in Erfüllung. Er bemerkt, dass das Chagrinleder kleiner wird. Er ist erschrocken, weil dies bedeutet, dass sein Leben sich verkürzte. Raphael versuchte danach das Leben ohne Wünsche zu führen, was ihm leider nicht gelungen ist. Einer seinen letzten Wünschen war, dass junge Pauline sich in ihm verliebt. Das Chagrinleder wird schon wirklich klein und Raphael versuchte es durch alle möglichen Mittel zu vergrößern oder zu vernichten, leider erfolglos. Raphael stirbt nach seinem letzten Wunsch.

2.4. Teufelspakt in der russischen Literatur

In der russischen Literatur ist das Thema des Teufelspaktes ziemlich populär. Aber das Empfinden dieses Themas ist im Vergleich zu europäischen und amerikanischen Werken anders. Der Teufel kommt meistens nicht als eine mysteriöse, geheimnisvolle Figur in menschlicher Form, die Angst und Respekt hervorruft, sondern als typischer mythologischer Teufel mit Schwanz und Hörner, der eine Hauptfigur erfolglos zu verführen versuchte und infolge dieses Misserfolgs muss ihm dienen. So sieht der Pakt in diesem Fall umgekehrt: der Teufel muss die 27

Befehle des Protagonisten befolgen, um sich zu befreien. Es gibt aber einige Werke, wo der Teufelspakt in „europäische“ Weise wiedergegeben wurde. In diesem Kapitel sind beide Fälle dargestellt.

2.4.1. Michail Bulgakow „Der Meister und Margarita“ (1966/67)

Michail Bulgakow war ein sowjetischer Schriftsteller und Satiriker. Er studierte Medizin und arbeitete als Arzt, was spiegelte auch in einigen seiner Werke wider. Seiner Karriere als Schriftsteller begann er aber mit Publizistik. Er schrieb Essays und Reportagen für verschiedene Zeitungen. Bulgakow arbeitete auch einige Jahre im Bolschoi-Theater als Librettist und Übersetzer. Aber sein größter Erfolg war seine Interpretation des Faustmotives - der Roman „Der Meister und Margarita“, der ihn weltberühmt machte. Im Roman gibt es zwei Handlungen, die sich unabhängig voneinander entwickeln. Die erste findet in den 30er Jahren des 20. Jahrhunderts in Moskau statt, die zweite in Jerusalem vor fast zweitausend Jahren. Der Roman ist so aufgebaut, dass die Kapitel der Hauptgeschichte mit den Kapiteln der zweiten Handlung durchsetzt sind. Dies sind die Kapitel aus dem Buch des Meisters oder der Augenzeugenbericht von Woland. Nach Moskau kommt ein geheimnisvoller Ausländer Woland, der als Experte für schwarze Magie auftritt. Das ist eigentlich der Teufel mit seinen Gefolgen - einer Hexe und Hilfsdämonen. Der Protagonist des Romans ist ein Schriftsteller namens Meister. Die Geschichte seines Lebens ist ziemlich tragisch. Er arbeitete als Historiker in einem Museum und gewann einst Hauptgewinn in einem Lotto. Danach verließ er seine Arbeit, mietete ein Zimmer am Arbat und begann einen Roman über Pontius Pilate zu schreiben. Als sein Roman fast fertig war, traf er Margarita. Sie verliebten sich auf den ersten Blick. Sie inspirierte ihn, sie waren glücklich miteinander. Margarita war jedoch eine verheiratete Frau. Als der Meister den Roman schließlich fertiggestellt hatte, brachte er ihn in die

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Zeitschrift, da lehnte man aber ab, diesen zu drucken. Eine kleine Passage wurde jedoch gedruckt und erhielt sehr negative Kritik. Der Meister ist hoffnungslos, er verbrennt seinen Roman. Margarita entscheidet, ihren Ehemann wegen Meister zu verlassen, aber als sie zu Meister kommt, ist er bereits verschwunden. Der Meister befindet sich in einer psychiatrischen Klinik. Margarita ist verzweifelt. Sie trifft Wolands Helfer Azazello, der ihr eine magische Creme gibt und lädt sie ein, seinen Meister zu besuchen. Margarita benutzt diese Creme; dadurch bekommt sie magische Kräfte und bringt ihre Jugend zurück. Zunächst rächt sie sich an den Kritikern, die den Roman des Meisters kritisiert haben. Woland bittet Margarita seine Königin am Ball zu sein, sie stimmt zu, aber mit einer Bedingung: Woland gibt ihr den Meister zurück. Der Pakt ist abgeschlossen und beide Seiten erfüllen ihre Verpflichtungen. Nach dem Ball kehrt der Meister zu Margarita zurück und sie wohnen in seinem Zimmer am Arbat. Vor seiner Abreise aus Moskau schickt Woland ihnen eine Flasche Wein als Geschenk. Sie trinken es und sterben. Meister und Margarita finden ihre Ruhe.

2.4.2. Alexander Puschkin „Das Märchen vom Popen und seinem Knecht Balda“ (1840)

Alexander Puschkin war ein berühmter russischer Dichter, Schriftsteller, Kritiker und Publizist. Man halt ihn für Begründer der modernen russischen Literatur. Er ist meistens durch seine Gedichte und Poeme bekannt, so wie, zum Beispiel, Eugen Onegin. Er hat auch einige Prosawerke geschrieben (Die Hauptsmanntochter). Außerdem schrieb er Märchen. In einem seinem Märchen – Das Märchen vom Popen und seinem Knecht Balda - behandelt er das Thema Teufelspakt. Der Pope suchte einen Arbeiter. Er war aber wirklich geizig und wollte für viele Arbeit der billigste Preis zahlen. Auf dem Markt traf er Balda, der als Bezahlung nur das Essen und nach einem Jahr seiner

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Arbeit den Popen dreimal vor die Stirn schlagen wollte. Balda musste viel arbeiten: als Tischler, Koch, Hausmeister und vieles mehr. Der Pope und seine Familie waren mit Balda sehr zufrieden. Aber die Zeit der Abrechnung rückte heran, und auf Rat seiner Frau begann er eine Aufgabe für Balda zu suchen, die der Junge nicht erfüllen konnte, um drei Schlagen zu vermeiden. Der Pope gab seinem Knecht Balda eine unerfüllte Aufgabe - das Sammeln von Gebühren von den Teufeln im Meer. Balda kam zum Meer und erschrak den Teufeln. Der weise alte Teufel schickte zu ihm seinen jüngeren Enkel. Er forderte Balda mehrere einige Aufgabe zu erfüllen, damit er Gebühren bekommt. Balda stimmte zu. Mit Hilfe seiner Schlauheit besiegte er den Teufel im Wettkampf und die Teufel erfüllten ihr Versprechen - sie gaben ihm einen Beutel voller Gold. Der Pope sollte schließlich Balda bezahlen. In diesem Märchen kommt die Vorstellung eines Teufelspaktes vor, die für slawische literarische Werke typisch ist: die Hauptfigur ist stärker und schlauer als der Teufel, und zwingt ihn dazu, nach seinen Regeln zu spielen.

2.4.3. Nikolai Gogol „Die Nacht vor Weihnachten“ (1832)

Nikolai Gogol wurde am 1 April 1809 im Welke Sorotschynzi geboren. Er gehört zwar zu den russischen Schriftstellern, ist aber ukrainischer Herkunft. Er hat ein großer Teil seines Lebens in Russland verbracht, hat auch seine Werke auf Russisch verfasst, aber sein Herz blieb für immer in der . Seine Werke sind malerische Beschreibungen ukrainischer Natur, Kultur und Traditionen, Mythen und Legenden. Sie sind voll von Begeisterung und Liebe zu seiner Heimat. In seinen 20 Jahren unternahm er erste literarische Versuche in Sankt Petersburg, die aber erfolglos waren. Er fuhr danach nach Deutschland und versuchte da Schauspieler zu werden; das hatte aber auch keinen Erfolg. In 3 Jahren lernte er berühmten russischen Dichter Alexander Puschkin kennen, der ihm den Weg in die 30

russische Literatur zeigte. Gogols erste große Werke „Der Revisor“ und „Die toten Seelen“ fanden später höchste Anerkennung. Am populärsten ist aber sein Erzählungsband „Abende auf dem Weiler bei Dikanka“ (Вечера на хуторе близ Диканьки, 1831/32), in dem seine volkstümliche ukrainische Werke dargestellt sind. Einige von diesen Erzählungen sind tragisch, andere komisch, aber sie haben etwas Gemeinsames: ukrainischer Lokalkolorit, märchenhafter Phantastik, verschiedene Gestalte aus Mythologie und Folklore (Teufel, Hexen und andere). Sein nächster Erzählungsband „Mirgorod“ war auch sehr erfolgreich. Der Teufelspakt kommt in seiner Erzählung „Die Nacht vor Weihnachten“ als Thema vor. Da handelt es sich um einen Schmied, der mit dem Teufel einen Pakt abschließt, um die Liebe der schönsten Frau im Dorf zu erwerben. Dieser Pakt hat aber untypischer Form: der Schmied, nicht der Teufel, ist derjenige, der etwas fordert und der Teufel muss sein Wunsch erfüllen, damit er ihn freilässt. Die ausführliche Analyse dieses Werkes ist im praktischen Teil, Kapitel 2, angeführt.

2.5. Teufelspakt in der polnischen Literatur

Polnische Kultur hat seinen eigenen Faustus – . Auf seiner Geschichte sind mehrere literarische Werke gegründet.

2.5.1. Pan Twardowsi-Stoff

Die Legende über Pan Twardowski inspirierte zahlreiche Künstler - nicht nur polnische, sondern auch russische, ukrainische und deutsche, seine eigene Bearbeitung dieser Legende darzustellen. Zu den bekanntesten polnischen literarischen Werken zu diesem Thema gehören die Ballade Pani Twardowska von (1822), die Kurzgeschichte Mistrz Twardowski von Josef Kraszewski (1840), die Ballade Pan Twardowski von Lucjan Rydel (1906). In diesem Kapitel wird nur Inhalt der Legende dargestellt. 31

Jan Twardowski war polnischer Kleinadler, der im 16.Jahrhundert in Krakau lebte. Er war sehr klug und gebildet, wollte aber etwas mehr: magische Kräfte. Er schloss mit dem Teufel einen Pakt ab, indem der Teufel ihm Macht, Ruhm, magische Kräfte und Reichtum im Austausch für seine Seele gibt. Pan Twardowski stellte aber eine Forderung: der Teufel darf sich seine Seele nur in Rom bemächtigen (die Stadt, die Pan Twardowski in weiser Voraussicht nie zu besuchen plante). Der Teufel stimmte zu und gab ihm alles, was er wollte. Pan Twardowski wurde schnell reich und berühmt, er war bei König Sigismund tätig. Aber die Zeit der Abrechnung kam und der Teufel wollte seine Seele bekommen. Pan Twardowski erinnerte ihm seine Bedingung: die Seele darf er nur im Rom bekommen. Der Teufel beschloss seine Seele durch eine List zu erhalten: er führte ihn ins Gasthaus, das „Rom“ hieß. Tan Twardowski begann plötzlich zu beten und stürzte auf den Mond, wo er bis heute lebt.

3. Teufelspakt in der deutschen Literatur

Der Teufelspakt ist in deutscher Literatur sehr häufig zu treffen. Die meisten Werken zu diesem Thema sind die Bearbeitung des Fauststoffs. In diesem Kapitel ist nur theoretische Angabe zum Fauststoff dargestellt. Einige deutsche literarische Werke mit vertiefter Analyse und Zitaten sind im praktischen Teil bearbeitet.

3.1. Faust-Stoff

Die Geschichte des Lebens des Doktor Johann Faustus und seines Paktes mit Mephistopheles gehört zu den am weitesten verbreiteten Vorlagen für die Bearbeitung in europäischer Literatur. Johann Georg Faust war wandernder Alchemist, Astrologe und Wunderheiler, der in Deutschland im 15/16. Jahrhundert lebte und viel durch Europa reiste. Es gibt mehrere Versionen seinen biographischen Angaben und es ist unmöglich herauszufinden, welche wahr und welche nur fiktional

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sind. Die Legende, dass Faust seine Seele an den Teufel verkauft hat, entstand schon zu seinen Lebzeiten. Faust selbst hat diese Gerüchte nicht widerlegt und manchmal unterstützt. Die Realität eines solchen Paktes mit dem Teufel zu dieser Zeit wurde nicht bezweifelt. Nach einigen Versionen sollte Faustus bei einem seinen chemischen Experimenten, indem er Gold herzustellen versuchte, infolge der Explosion gestorben. Sein Leichnam wurde in deformierten Zustand gefunden und das überzeugte die Leute, dass der Teufel selbst zu ihm kam und sich seiner Seele bemächtigte. Es gibt auch schriftliche Berichte aus dieser Zeit:

Das aber die pratik solcher kunst nit allain gottlos, sonder zum höchsten sorgclich, das ist unlaugenbar, dann sich das in der erfarnus beweist, und wissen, wie es dem weitberüempten schwarzkünstler, dem Fausto, ergangen. Derselbig ist nach vilen wunderbarlichen sachen, die er bei seinem leben geiebt, darvon auch ain besonderer tractat wer zu machen, letzstlich in der herrschaft Staufen im Preisgew in großem alter vom bösen gaist umbgebracht worden...6

Johan Georg Faust ist zwar gestorben, aber seine Geschichte lebt weiter. Und schon im Jahre 1587 wurde erste literarische Darstellung dieser Legende umfasst.

6 Froben Christoph von Zimmern: Zimmerische Chronik. 1881, S. 577. 33

3.2. Historia von D.Johann Fausten (1587)

Im Jahre 1587 erschien erstes literarisches Werk, in dem die Geschichte des Lebens Doktor Faustus beschrieben wurde. Der Buchdrucker Johann Spies veröffentlichte sein Buch „Historia von D.Johann Fausten“, das man auch als Volksbuch bezeichnete. Dieses enthält sowohl verschiedene Geschichten und Anekdoten aus Faustus Leben, als auch einige Episoden, die man früher mit anderen berühmten Zauber verband, aber da sind sie Teile Faustus Lebens. So wurde hier Johann Faustus beschrieben: „Doctor Faustus ist eines Bawern Sohn gewest / zu Rod / bey Weinmar burtig / der zu Wittenberg ein grosse Freundschafft gehabt / deβgleichen seine Eltern Gottselige vnnd Christliche Leut / ja sein Vetter / der zu Wittenberg seßhafft / ein Burger / vnd wol vermogens / gewet / welcher D. Fausten aufferzogen / vnd gehalten wie sein Kind / dann dieweil er ohne Erben war / nam er diesen Faustum zu einem Kind vnd Erben auff / ließ jhn 34

auch in die Schul gehen / Theologiam zu studieren / Er aber ist von diesem Gottseligen Furnemmem abgetretten / vnd Gottes Wort mißbraucht.“7 Der Verfasser bewertet die Lebensweise und die Ansichten der Hauptfigur negativ, woraufhin ist starke christliche Einstellung von Johann Spies zu erkennen. Gerade in diesem Buch hat britischer Schriftsteller Christopher Marlowe die Inspiration für sein Drama gefunden.

7 Historia von D. Johann Fausten. Text des Druckes von 1587. Hrsg. Von Stephan Füssel und Hans Joachim Kreutzer, 1988. S. 13.

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II. Praktischer Teil

Praktischer Teil besteht aus drei Kapiteln. Erster ist deutscher Literatur im Allgemein gewidmet. In diesem Kapitel werde ich einige Werke anführen, in den die Autoren das Thema „Teufelspakt“ behandeln, und sie analysieren. Der Unterschied von theoretischem Teil liegt daran, dass ich nicht nur die Inhaltsangabe, sondern auch Zitate aus diesen Werken und kurze Analyse des Paktes anführen werde. In zweitem Kapitel ist die Vergleichsanalyse von zwei Werken – „Faust“ von Goethe und „Die Nacht vor Weihnachten“ von Nikolai Gogol dargestellt. Diese sind absolute Gegensätze und zeigen zwei ganz unterschiedliche Wahrnehmungen des Themas „Teufelspakt“. Ich habe absichtlich die Werke aus russischen und deutschen Literatur gewählt, weil die unterschiedliche Wahrnehmung des Themas in diesem Fall auch durch unterschiedliche Mentalität verursacht ist. Im dritten Kapitel werde ich pädagogischen Aspekt des Themas behandeln.

1. Teufelspakt in der deutschen Literatur: die Analyse

In diesem Kapitel werde ich einige Werke aus der deutschen Literatur analysieren, die dem Thema „Teufelspakt“ gewidmet sind. Das sind natürlich nicht alle existierenden deutschen literarischen Darstellungen dieses Motivs, nur meine Auswahl. Bei solcher Auswahl habe ich mich davon geleitet, dass die Motivation der Hauptfiguren und die Wahrnehmung dieses Motivs sich in allen Werken mehr oder weniger voneinander unterscheiden.

1.1. Thomas Mann „Doktor Faustus oder Das Leben des deutschen Tonsetzers Adrian Leverkühn, erzählt von einem Freunde“ (1947)

Thomas Mann war einer der bedeutendsten deutschen Schriftstellern des 20. Jahrhunderts. Man zählt ihn auch zu Migrationsautoren, weil er in die Schweiz und in die USA emigrierte. Im Jahr 1929 erhielt er den Nobelpreis für Literatur für seinen Roman „Buddenbrooks“. Er hat

36 mehrere berühmte Werke verfasst, zum Beispiel, „Mein Jahrhundert“. Dem Thema „Teufelspakt“ ist sein Roman „Doktor Faustus“ gewidmet.

1.1.2. Einführung

Der Titel des behandelnden Romans von Thomas Mann deutet an eine der bekanntesten Personen nicht nur in der deutschen Literatur, sondern auch in der Weltkunst, die man mit dem Thema „Teufelspakt“ verbindet. Das ist Johannes Georg Faustus, ein wandernder Wunderheiler und Alchemist, der im fünfzehnten Jahrhundert in Deutschland lebte. Die vollständige Information über ihn und über älteren Darstellungen seiner Geschichte liefert Kapitel 3 des theoretischen Teils. Die berühmteste Darstellung der Geschichte Faustus Pakts mit Mephistopheles ist fast jedem aus dem Werk von Goethe „Faust. Eine Tragödie“ bekannt. Dieses Werk wurde schon im Kapitel 3 des praktischen Teils analysiert. Im „Doktor Faustus“ von Thomas Mann gibt es bestimmte Ähnlichkeiten mit diesem Werk, zum Beispiel, Stadt Leipzig wo der Hauptfigur den Teufel zum ersten Mal trifft.

1.1.3. Adrian Leverkühn und sein Teufelspakt

Im Zentrum des Romans „Doktor Faustus. Die Geschichte des deutschen Tonsetzers Adrian Leverkühn, erzählt von einem Freunde“ von Thomas Mann steht auch eine Person, die einen Pakt mit dem Teufel abschließt. Das ist Komponist Adrian Leverkühn. Seine Geschichte erfahren wir von seinem Freund Serenus Zeitblom. Adrian Leverkühn hat den Teufel zum ersten Mal in Leipzig getroffen. Darüber hat er Serenus als über ein seltsames Ereignis in einem Brief geschrieben. Kurz nach seiner Ankunft war er in der Stadt mit einem Fremdenführer, der ihm die Sehenswürdigkeiten von Leipzig zeigte. Er war hungrig geworden und wollte ein Gasthaus besuchen, um da etwas zu essen. Der Fremdenführer hat ihn vor einem Bordell abgesetzt, wo Adrian eine Prostituierte traf, in die er 37

sich zum ersten und zugleich zum letzten Mal im Leben verliebt hatte. Er wusste aber nicht, dass ihm als Fremdenführer der Teufel begegnet ist. Als Adrian seine Geliebte Esmeralda (so hat er diese Prostituierte genannt) zum zweiten Mal traf, warnte sie ihn wegen ihrer Syphilis- Erkrankung, aber trotzdem hat er mit ihr geschlafen. „Die geschlechtliche Verbindung mit ihr als einer instrumentalisierten Vertreterin und Statthalterin steht vollgültig für Adrians Paktabschluss mit dem Teufel.“8 Thomas Mann hat Syphilis als Realisierung des Teufelspakts gewählt: „Bei der Realisierung des Teufelspaktes spielt die luetische Infektion eine entscheidende Rolle, sowohl als modern-medizinische Voraussetzung des weiteren Geschehens und seiner Deutung in der Vorstellung Adrians als auch in Bezug auf das Volksbuch als ein mit Blut gezeichneter Vertrag.“9 Inspiration fand er in Lebensgeschichte von Nietzsche, der an diese Erkrankung litt. Zum zweiten Mal hat er sich mit dem Teufel in fünf Jahren in Italien getroffen. Dieses Treffen sah ganz anders als das erste aus, Adrian wusste schon, wer vor ihm steht und warum. Das Teufelsgespräch ist der zentrale Teil des Romans. Der Dialog zwischen Adrian und dem Teufel befindet sich im Kapitel XXV. Serenus Zeitblom hat ein Dokument gefunden, in dem Adrian persönlich sein erstes Treffen mit dem Teufel beschreibt. Der Teufel sieht als normaler Mann aus, er benimmt sich ziemlich frech und familiär. Adrian fühlt zu ihm gar kein Respekt und keine Bewunderung: „Wißt Ihr, wie Ihr ausseht? Ordinär ist gar nicht das Wort dafür. Wie ein frecher Abschaum, ein Mannsluder, ein blutiger Ludewig seht Ihr aus.“10

8 Müller, Tilo Eggert: ‘Höllensohn‘ und ‘Gotteslamm‘ – Der Künstler Adrian Leverkühn in Thomas Manns Doktor Faustus. S.3

9 Assmann, D.: Thomas Manns Roman „Doktor Faustus“ und seine Beziehung zur Faust-Tradition, S. 143.

10 Mann, Thomas: Doktor Faustus. S.304

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Adrian denkt, dass dieser nur eine Gestalt ist, die infolge seiner Krankheit als Personifikation der Kälte erschien, weil Adrian mit dem Erscheinen von Teufel sehr starke Kälte fühlte. Er bezweifelte seine Existenz, die ganze Situation schien ihm Unsinn zu sein. Weil es höchst unwahrscheinlich ist, daß einer sich hier am Abend zu mir setzt, deutsch redend und Kälte lassend, angeblich, um Geschäfte mit mir zu erörtern, von denen ich nichts weiß und nichts wissen will. Viel wahrscheinlicher ist, daß eine Krankheit bei mir im Ausbruch ist und ich den Fieberfrost, gegen den ich mich einhülle, in meiner Benommenheit hinausverlege auf Eure Person und Euch sehe, nur um in Euch seine Quelle zu sehen.11 Trotzdem führt ein Gespräch mit dem Teufel, als ob er real wäre. Der Teufel teilt ihm mit, dass sie einen Pakt schon vor fünf Jahren abgeschlossen haben, Adrian verneint das. Aber oben wurde schon erklärt, dass es nicht immer direkte Verabredung mit dem Teufel nötig ist, es ist genug, ein solches Wunsch zu haben und einfach darüber zu denken, ohne das wörtlich oder schriftlich zu äußern. Im Fall von Adrian wurde heimlicher Pactum tacitum abgeschlossen und ein Comissuarius vom Teufel war da die Hexe (wie sie auch Zeitblom nannte) Esmeralda. Der Teufel hat durch die Krankheit künstlerische Inspiration in Adrian befreit: „Aufschwünge liefern wir und Erleuchtungen, Erfahrungen von Enthobenheit und Entfesselung, von Freiheit, Sicherheit, Leichtigkeit, Macht- und Triumphgefühl, daß unser Mann seinen Sinnen nicht traut.“ Aber in diesen Leistungen von Teufel gab es eine Grenze, die er danach bestimmt hat: „Wir schaffen nichts Neues – das ist andrer Leute Sache. Wir entbinden nur und setzen frei. Wir lassen die Lahm- und Schüchternheit, die keuschen Skrupel und Zweifel zum Teufel gehn.“12 Dies ist eine wesentliche Bestimmung des Paktes, der in der Krankheit Gestalt gewinnt: er verschafft Adrian keineswegs eine unmittelbare Inspiration von Inhalten, sondern er treibt nur

11 Ebenda, S.299 12 Ebenda, S.307 39

inspirativ hervor, was ohnehin vorhanden und angelegt ist. Der Pakt bewirkt bzw. verstärkt lediglich die Umstände, deren das Werk bedarf, um aus einer problematischen Potentialität in Realität überführt werden zu können. Diese Umstände, als etwas, das Adrian keineswegs neu und fremd, sondern immer schon angelegt zu eigen ist, finden sich in seinem Einzelgängertum auf eine Formel gebracht: „Um ihn war Kälte.“13 (13) Leitmotivisch wird dieser Begriff von Anfang an auf ihn bezogen und steht auch schon vor dem Paktabschluss für dessen kritische Grundspannung und geistig abgezogene Disposition gegenüber seiner Umgebung. Adrian hat die Befreiung des Paktes also nicht etwa nötig, um mittels dieser Hilfe zu seiner künstlerischen Aufgabe zu finden, sondern er bedarf des inspiratorischen Befreiungsschlages, um sich der erkannten Aufgabe angemessen und wirksam stellen zu können.14 Der Teufel versprach Adrian, dass er etwas Neues auf dem Gebiet der Musik erfinden wird, und gab ihm 24 Jahren dafür (genau diese Jahresanzahl hat Mephistopheles Faust gegeben). Danach kriegt er die Seele von Adrian. Außerdem, verlangte der Teufel noch eine Sache: Adrian soll auf menschliche Liebe verzichten:

Liebe ist dir verboten, insofern sie wärmt. Dein Leben soll kalt sein – darum darfst du keinen Menschen lieben[ ...].Eine Gesamterkältung deines Lebens und deines Verhältnisses zu den Menschen liegt in der Natur der Dinge – vielmehr sie liegt bereits in deiner Natur, wir auferlegen dir beileibe nichts Neues[...].Kalt wollen wir dich, dass kaum die Flammen der Produktion heiß genug sein sollen, dich darin zu wärmen. In sie wirst du flüchten aus deiner Lebenskälte.15

13 Ebenda, S.315 14 Müller, Tilo Eggert: ‘Höllensohn‘ und ‘Gotteslamm‘ – Der Künstler Adrian Leverkühn in Thomas Manns Doktor Faustus S.4

15 Mann, Thomas: Doktor Faustus. S. 332 40

Adrian hat beiden Regeln gehalten. Er lebte in der Einsamkeit und hat sich ganz seinem Werk gewidmet. Am Ende der Lebenszeit, die ihm Teufel gegeben hat, wollte er der Gesellschaft das Werk seines Lebens – „Dr.Fausti Weheklag“ darstellen. Er lud seine Freunde und Bekannte ein, erzählte ihnen die Wahrheit über seine Genialität und Teufelspakt. Die Leute haben ihn nicht verstanden und deswegen verlassen, nur die näheren Freunde blieben.

Leverkühn, [...] hatte sich an das braune Tafelklavier gesetzt und glättete mit der Rechten die Blätter der Partitur. Wir sahen Tränen seine Wangen herunterrinnen und auf die Tasten fallen, die er, naß wie sie waren, in stark dissonantem Akkorde anschlung. Dabei öffnete er den Mund, wie um zu singen, aber nur ein Klagelaut, der mir für immer im Ohre hängengeblieben ist, brach zwischen seinen Lippen hervor ; er breitete, über das Instrument gebeugt, die Arme aus, als wollte er es damit umfangen, und fiel plötzlich, wie gestoßen, seitlich vom Sessel hinab zu Boden.16

Der Teufel hat seine Seele weggenommen. Adrian lebte noch etwa 10 Jahre, er war aber in Paralyse, erkennte seine Freunde und Familie nicht und hat nie mehr Klavier gespielt und komponiert. War dieser Teufelspakt real oder wurde nur in dem kranken Kopf von Leverkühn abgeschlossen? Der Autor gibt den Lesern keine eindeutige Antwort. Jeder entscheidet für sich selbst, ob die Krankheit die Genialität verursachte oder ob man dafür etwa Hilfe von Teufel braucht.

1.2. James Krüss „Timm Thaler oder Das verkaufte Lachen“ (1962)

James Krüss war deutscher Dichter und Schriftsteller. Er ist vor allem durch seine Kinderbücher bekannt. Im Jahr 1960 bekam er den Deutschen Jugendbuchpreis für sein Buch „Mein Urgroßvater und ich“. Aber sein

16 Ebenda, S.667 41

populärstes Werk ist der Roman „Timm Thaler oder Das verkaufte Lauchen“.

1.2.1. Einleitung

In „Timm Thaler oder Das verkaufte Lachen“ sehen wird eine Variation des klassischen Motives des Teufelspaktes, die für Kinder angepasst wurde. Es gibt hier der Protagonist, der einen Pakt mit dem Teufel abschließen will, der Teufel, der etwa, was der Protagonist besetzt, braucht und deswegen ist auch in diesem Pakt interessiert. James Krüss schrieb: Der Mensch braucht das Lachen wie die Blume den Sonnenschein. Gesetzt den Fall, das Lachen stürbe aus: Die Menschheit würde ein zoologischer Garten oder eine Gesellschaft von Engeln: langweilig, ernst und von erhabener Gleichgültigkeit.17 Das bedeutet, dass die Menschen ohne Lachen einfach nicht leben können. Der Teufel in Folklore interessierte sich oft nicht nur für menschliche Seelen, sondern auch für einige menschliche Eigenschaften, weil er selbst keine diese besitzt. Und der Autor hat in seinem Werk das Lachen als solche Eigenschaft gewählt.

1.2.2. Timm Thaler und sein Teufelspakt

Timm Thaler war ein armer Junge, dessen Geschichte die Geschichte Aschenputtels erinnert. Seine Mutter ist gestorben und er lebt mit seinem Vater und Stiefmutter mit ihrem Sohn. Er fühlt sich fremd in Vaters neuer Familie und ist unglücklich. Er wurde nur schlimmer, als sein Vater starb. Timm war verzweifelt und zum ersten Mal in seinem Leben hatte er den Gedanken, dass falls er viel Geld hatte, wurde er glücklich und könnte auch seine Familie auch glücklich machen. Er kam auf die Rennstrecke und traf da einen „karierten Herr“, der ihn

17 James Krüss: Timm Thaler oder Das verkaufte Lachen, 1966. S156 42

fragte, ob er wetten wollte. Dieser war offensichtlich der Teufel, weil er Timms Name und auch wie viel Geld er hat wusste. So sah er auf: Der Fremde hatte einen Mund wie ein Strich und eine schmale Hakennase, unter der ein ganz dünner schwarzer Schnurrbart saß. Über stechenden, wasserblauen Augen hatte er eine Ballonmütze tief in die Stirn gezogen. Und die Mütze war so kariert wie der Anzug des Unbekannten.18 Der karierte Herr überzeugt Timm zu wetten; Timm hat gewonnen, aber dann verliert er das Geld. Diese Situation wiederholt sich zweimal und nur dann bietet der Herr einen Pakt abzuschließen. Timm stimmt zu. Man sagt, Glück und Pech kommen immer dreimal hintereinander, Timm. … Nun, das alles kannst du haben, wenn du nächste Woche wiederkommst und ein Geschäft mit mir machst!19 Obwohl der karierte Herr ihm nicht geheuer schien, war er fest entschlossen, ein Geschäft mit ihm zu machen. Denn ein Geschäft, dachte der Junge, ist etwas Ordentliches und Gesetzliches. Da bekommt man keine Reichtümer für ein gefundenes Fünfmarkstück, sondern jeder gibt und nimmt etwas, und jedem steht sein Teil zu. Es ist vielleicht merkwürdig, daß ein Junge im fünften Schuljahr so etwas denkt; aber in den engen armen Gassen, wo man sparen muß, um leben zu können, lernen schon die Kinder, Geld und Geschäfte wichtig zu nehmen.20 Der Autor beschreibt, wie wichtig das Lachen für Timm war und welche große Stelle es in seinem Leben annahm, und nur danach erfahren wir die Bedingungen des Vertrags mit dem Teufel: dass er eigentlich eine der wichtigsten Timms Eigenschaften will. So sah der Vertrag aus:

18 Ebenda, S.14 19 Ebenda, S.21 20 Ebenda, S.21 43

1. Dieser Vertrag wird zwischen Herrn L. Lefuet einerseits und Herrn Timm Thaler andererseits am……in……geschlossen und in zwei gleichlautenden Exemplaren von beiden Parteien unterschrieben. 2. Herr Timm Thaler vermacht hiermit Herrn L. Lefuet sein Lachen zu beliebigem Gebrauche. 3. Als Entgelt für das Lachen verpflichtet sich Herr L. Lefuet, dafür zu sorgen, daß Herr Timm Thaler jede Wette gewinnt. Dies gilt ohne Einschränkung. 4. Beide Parteien sind verpflichtet, über diese Abmachung vollstes Stillschweigen zu bewahren. 5. Für den Fall, daß eine der beiden Parteien Dritten gegenüber diese Abmachung erwähnt und die im Punkt 4 festgelegte Verpflichtung zum Stillschweigen bricht, bleibt die andere Partei im Genüsse der Fähigkeit a) zu lachen oder b) Wetten zu gewinnen, während die schuldige Partei die Fähigkeit a) zu lachen oder b) Wetten zu gewinnen, in vollem Umfange verliert. 6. Sollte der Fall eintreten, daß Herr Timm Thaler eine Wette verliert, so verpflichtet sich Herr L. Lefuet, Herrn Timm Thaler sein Lachen zurückzugeben. Allerdings verliert Herr Timm Thaler damit auch die Fähigkeit, weiterhin Wetten zu gewinnen. 7. Diese Vereinbarung gilt von dem Augenblick an, in dem beide Parteien unter die zwei Exemplare ihre Unterschrift gesetzt haben. Ort…… Datum……21 In diesem Vertrag sehen wir direkter Hinweis, wer dieser karierte Herr ist: sein Name ist L.Lefuet, was eigentlich umgekehrtes Wort „Teufel“ ist. Timm hat das bemerkt. Schon vom Anfang an fühlte Timm, dass karierter Herr der Teufel ist, aber trotzdem hat mit ihm diesem Pakt abgeschlossen. Timm bekommt alles, was er wollte. Aber bald versteht er sein Fehler und in alle mögliche Weise versucht sich sein großen Reichtum – das Lachen - zurückzugewinnen. Er überwindet alle

21 Ebenda, S.27-29 44

Schwierigkeiten und verliert nicht die Hoffnung. Er hat noch sein großes Waffen: seine Seele und sein gutes Herz. Schließlich bekommt er sein Lachen durch eine List zurück: er schließt eine Wette ab, dass er sein Lachen zurückbekommt, und in Vertrag steht, dass er jede Wette gewinnt, und falls er verliert, bekommt er sein Lachen zurück.

1.3. Adelbert von Chamisso „Peter Schlemihls wundersame Geschichte“ (1814)

Adelbert von Chamisso war ein deutscher Dichter, Schriftsteller, Übersetzer und Naturforscher französischer Herkunft. Als Naturforscher hat er mehrere wissenschaftliche Werke herausgegeben. Er beherrschte mehrere Fremdsprachen und hat viele Gedichte übersetzt, unter den sind auch die Gedichte des berühmtesten russischen Dichter Alexander Puschkin. Aber sein populärstes Werk ist die Erzählung „Peter Schlemihls wundersame Geschichte“.

1.3.1. Einführung

„Peter Schlemihls wundersame Geschichte“ (verfasst im Jahre 1813) ist eine Märchenerzählung. Das ist eine Geschichte eines Mannes, der seinen Schatten dem Teufel verkauft hat. Der Autor verwendet im 19.Jahrhundert populäre Briefform. Über die Entstehung dieses Werks hat er selbst in seinem Tagebuch „Reise um die Welt. Das Tagebuch 1815-1818“ Folgendes berichtet:

Die Weltereignisse im Jahre 1813, an denen ich nicht tätigen Anteil nehmen durfte – ich hatte ja kein Vaterland mehr, oder noch kein Vaterland, – zerrissen mich wiederholt vielfältig, ohne mich von meiner Bahn abzulenken. Ich schrieb in diesem Sommer, um mich zu zerstreuen und die Kinder eines Freundes zu ergötzen, das Märchen Peter Schlemihl, das in Deutschland 45

günstig aufgenommen und in England volkstümlich geworden ist.22 Die Erzählung hat also auch autobiographische Motive.

1.3.2. Peter Schlemihl und sein Teufelspakt

Im Jahr 1813 bekommt Adelbert von Chamisso ein Tagebuch von seinem Freund Peter Schlemihl in eine sonderbare Weise: ein wundersamer Mann mit langem grauen Bart hat es ihm mitgebracht. Dann folgt die Geschichte in schon erwähnter Briefform. Peter Schlemihl kommt mit einem Empfehlungsbrief zum reichen Kaufmann John. Da trifft er einen „Mann im grauen Rock“, dem er sein Schatten verkauft. Er bekommt dagegen einen Beutel, voller Gold, der nie versiegt. „Sollten Sie sich wohl nicht abgeneigt finden, mir Ihren diesen Schatten zu überlassen?[…] Ich habe in meiner Tasche manches, was dem Herrn nicht ganz unwert scheinen möchte; für diesen unschätzbaren Schatten halt ich den höchsten Preis zu gering. […] Fortunati Wünschhütlein, neu und haltbar wieder restauriert; auch ein Glückssäckel, wie der seine gewesen.“23 „Topp! Der Handel gilt; für den Beutel haben Sie meinen Schatten.“24 Peter ist am Anfang sehr zufrieden, aber bald versteht er, dass es kein gutes Geschäft war: die Leute merken, dass er kein Schatten hat, haben Angst, verspotten ihn und schließen ihn aus der Gesellschaft aus. Er muss übersiedeln und vor der Öffentlichkeit verschließen, damit niemand seine Schattenlosigkeit bemerkt.

22 Adelbert von Chamisso: Reise um die Welt. Das Tagebuch 1815-1818, 2015. S.8 23 Adelbert von Chamissos Sämtliche Werke: hrsg. von Ludwig Geiger, S.275. 24 Ebenda, S.276 46

Er verliebt sich in ein schönes Mädchen Mina. Sein Geheimnis wurde von seinem Diener verraten und Minas Vater erlaubt ihm Mina zu heiraten nur im Falle, dass er sein Schatten zurück hat. Schließlich findet Peter den grauen Mann, der ihm anbietet, sein Schatten gegen seine Seele zurückzugeben. Peter lehnt dieses Geschäft ab und verbringt den Rest seines Lebens allein als Naturforscher. Der Teufel kommt in dieser Erzählung als „der graue Mann“ vor. Wir kennen die graue Farbe als die Bezeichnung von etwas Neutrales, Unauffälliges. Der Autor wollte damit vermutlich zeigen, dass das Böse nicht unbedingt „böse“ aussieht, sondern eine unauffällige Gestalt haben kann.

1.4. Wilhelm Hauff „Das kalte Herz“ (1827)

Wilhelm Hauff war ein deutscher Schriftsteller der Romantik, der zum Kreise der Schwäbischen Dichter gehörte. Er hat einen Roman und mehrere Erzählungen geschrieben, aber am populärsten sind seine Märchenalmanache. Zu seinem bekanntesten Märchen gehört, zum Beispiel, „Der Zwerg Nase“.

Das Märchen „Das kalte Herz“ aus seinem letzten Märchenalmanach enthält in sich sogar zwei Geschäfte mit übernatürlichen Wesen: erstes – mit einem guten Wesen (das Glasmännlein) und zweites mit einem bösen Wesen (Holländer Michel). Das Glasmännlein bot der Hauptfigur an, drei Wünsche zu erfüllen und machte es umsonst. Holländer Michel gab ihm nur das Geld und wollte sein Herz als die Bezahlung. So kann man nur über zweites Geschäft als über einen Teufelspakt sprechen.

Armer Köhler Peter Munk will sein Leben ändern und will nicht mehr arm sein. Er erinnert die Sagen von Leuten, die vor alten Zeiten durch den Holländer-Michel und durch das Glasmännlein reich geworden waren. Holländer-Michel will aber großen Preis dafür. Es gelingt Peter, den Glasmännlein aufzufordern. Der Glasmännlein verspricht ihm drei 47

Wünsche zu erfüllen. Sein erster Wunsch war besser tanzen als der Tanzbodenkönig; und jedes Mal noch einmal so viel Geld als der reichste Mann Ezechiel ins Wirtshaus bringen. Sein zweiter Wunsch war die schönste und reichste Glashütte zu leiten. Das Glasmännlein war mit solchen dummen Wünschen enttäuscht und empfiehlt ihm sein dritter Wunsch für die Zukunft zu lassen. Peter Munk bekommt was er wollte. Aber eines Tages hat Ezechiel kein Geld mehr; so hat Peter auch. Peter entscheidet um Hilfe Holländer-Michel zu bitten. Dieser gibt ihm das Geld im Austausch für sein warmes Herz. „Gib mir das kaum pochende Ding, und du wirst sehen, wie gut du es dann hast.“[…] „Aber was tragen sie denn jetzt dafür in der Brust?“[…] „Dies, ein steinernes Herz.“ […] „Und das ist alles, was Ihr mir geben könnet?“ fragte Peter unmutig, „ich hoff' auf Geld, und Ihr wollet mir einen Stein geben!“ „Nun, ich denke, an hunderttausend Gulden hättest du fürs erste genug. Wenn du es geschickt umtreibst, kannst du bald ein Millionär werden.“ „Gut, Michel; gebt mir den Stein und das Geld, und die Unruh könnet ihr aus dem Gehäuse nehmen.“25 Peter stimmt zu, weil denkt, dass sein Herz ihm sowieso nur weh tut. Das Geld bringt ihm aber kein Glück. Das Glasmännlein lehrt ihn, wie er sein Herz zurück haben kann und durch eine List gelingt es ihm. Der Teufel in diesem Märchen hat menschliche Gestalt. Außerdem, hat ihn Wilhelm Hauff „Holländer Michel“ genannt; damit unterstreicht der Autor, dass der Teufel ein Ausländer ist. Dies ist nicht einzige Darstellung Teufels als Ausländer: solche Art der Darstellung ist vor allem für russische Literatur typisch („Der Meister und Margarita“, „Die Nacht vor Weihnachten“ und andere).

25 Wilhelm Hauff: Märchenalmanach auf das Jahr 1828, 2011. S.140-141 48

1.5. Johan Wolfgang Goethe „Faust. Eine Tragödie“ (1832)

Johann Wolfgang Goethe war ein deutscher Dichter und Naturforscher, Vertreter des „Sturm und Drang“ und Weimarer Klassik. Er hat mehrere Dramen („Die Geschwister“, „Pandora“), Romane („Die Leiden des jungen Werthers“, „Wilhelm Meisters Wanderjahre“) und Gedichte („Der Erlkönig“) verfasst. Eines seiner bekanntesten Werke ist natürlich sein Drama „Faust. Eine Tragödie“. Seine Arbeit auf der Werk dauerte sehr lang: fast 60 Jahren seines Lebens hat er der Verfassung dieses Dramas gewidmet. Der erste Teil wurde im Jahr 1806 beendet, der zweite wurde schon nach dem Tod des Autors im Jahr 1832 veröffentlicht. Später wurde Urfaust (1772-1775) entdeckt, erster Goethes Versuch, den Faust-Stoff zu bearbeiten. „Faust. Eine Tragödie“ stellt klassische Geschichte von und seinem Pakt mit Mephistopheles, aber mit einigen Veränderungen. Die vollständigen Informationen über dieses Werk sind in der „Vergleichsanalyse“ dargestellt.

49

2. Teufelspakt im Goethes „Faust“ und Gogols „Die Nacht vor Weihnachten“: Vergleichsanalyse

In diesem Kapitel werde ich zwei Werke in verschiedenen Aspekten analysieren. Der Schwerpunkt meiner Analyse ist der Teufelspakt, deswegen sind alle Aspekte damit verbunden. Sie sind also folgende: die Hauptfiguren, die Motivation beider Seiten zum Paktabschluss, der Pakt selbst und seine Bedingungen, Realisierung und Konsequenzen.

2.1. Die Hauptfiguren: Faust und Wakula

Goethe: Faust

Doktor Faust hat einen realen Prototype – Doktor Johan Georg Faustus. Er ist eingebildeter Mann, Astrologe, Alchemist und Wunderheiler. Wir sehen Faust aus mehreren Perspektiven, und das hilft das vollständige Bild der Figur auszumachen.

a) Perspektive des Volks: guter Mann, der hilft

ALTER BAUER: Herr Doktor, das ist schön von Euch, Daß Ihr uns heute nicht verschmäht, Und unter dieses Volksgedräng, Als ein so Hochgelahrter, geht. So nehmet auch den schönsten Krug, Den wir mit frischem Trunk gefüllt, Ich bring ihn zu und wünsche laut, Daß er nicht nur den Durst Euch stillt: Die Zahl der Tropfen, die er hegt, Sei Euren Tagen zugelegt. FAUST: Ich nehme den Erquickungstrank Enwidr` euch allen Heil und Dank. […] ALLE. Gesundheit dem bewährten Mann, Daß er noch lange helfen kann!26

b) Perspektive des Gottes und Mephistopheles:

26 Goethe: Faust, 2007. S.37-38 50

Die Charakterisierung Faustus befindet sich auch in dem Prolog, wo der Gott und Mephistopheles über ihn sprechen. Mephisto bezweifelt seine

DER HERR: Kennst du den Faust? MEPHISTOPHELES: Den Doktor? DЕР HERR: Meinen Knecht! MEPHISTOPHELES: Fürwahr! er dient Euch auf besondre Weise. Nicht irdisch ist des Toren Trank noch Speise. Ihn treibt die Gärung in die Ferne, Er ist sich seiner Tollheit halb bewußt; Vom Himmel fordert er die schönsten Sterne Und von der Erde jede höchste Lust, Und alle Näh und alle Ferne Befriedigt nicht die tiefbewegte Brust. DER HERR: Wenn er mir auch nur verworren dient, So werd ich ihn bald in die Klarheit führen. Weiß doch der Gärtner, wenn das Bäumchen grünt, Daß Blüt und Frucht die künft`gen Jahre zieren.27

c) Seine eigene Perspektive: Zwiespältigkeit

FAUST: Zwei Seelen wohnen, ach! in meiner Brust, Die eine will sich von der andern trennen; Die eine hält, in derber Liebeslust, Sich an die Welt mit klammernden Organen; Die andre hebt gewaltsam sich vom Dust Zu den Gefilden hoher Ahnen.28

Das Ziel von Faust ist einen Kompromiss zu finden, damit sein Traum und Realität sich in seinem Leben miteinander verbinden. Genau dies ist das Hauptthema des Werkes; die Fabel liegt in der Suche nach diesem Kompromiss, die sich in Faustus Wanderungen widerspiegelt. Das Motiv der Dualität Faustus kann man überall finden: auch in der Struktur des Werkes: die Tragödie ist in zwei Teile unterteilt, jeder von denen zu einer bestimmten Lebensweise des Doktors beiträgt, und sein altes und neues Leben beschreibt.

Gogol: Wakula

Wakula hat im Unterschied zu Faust keinen realen Prototypen und ist fiktionale Figur. Seine Charakterisierung ist nicht so ausführlich

27 Ebenda, S.17-18 28 Ebenda, S.41 51

erarbeitet, doch man braucht es für die Ziele dieses Werks (das ist zwar kein philosophisches Drama) nicht. Es gibt keine Beschreibung seines Aussehens oder Charakterzügen oder Biografie. Aus dem Text wissen wir aber, dass er ein junger starker Schmied ist. Er ist wirklich gläubig und malt Ikonen in Kirchen. Seine Mutter ist aber Hexe. Wakula ist in die schönste Frau im Dorf – Oxana – verliebt, die aber sehr arrogant ist und lehnt ihn ab, weil sie sich etwas Besseres als Schmied wünscht.

Also Wakula ist starker Schmied, der redlich arbeitet, in Gott glaubt und eine Frau liebt. Wie die meisten von uns. Er ist sehr einfach – keine innere Widersprüche, erhobene Träume, komplizierte Entscheidungen. Seine Motivation ist verständlich. Solche positive Charakteristik macht ihn für jeden Leser sehr sympathisch, man fühlt mit ihm mit, weil er dem Volk nah ist.

Fazit: die Protagonisten sind eigentlich Gegensätze. Einfacher Wakula und widerspruchsvoller Faust. Wakula ist ein Mann aus dem Volk; Faust ist der Gelehrte. Wakulas Motivation ist für alle Leute verständlich. Faustus, in der Gegenseite, kann nicht jeder verstehen.

2.2. Die Teufel: Mephistopheles und der Teufel

Goethe: Mephistopheles Mephistopheles ist dem Hauptfigur – Faustus – ähnlich. Er ist auch kompliziert. Er ist zwar Teufel, aber kein absolutes Bösen. Sein Aussehen wurde nicht wie bei Gogol beschrieben, er hat aber mehrere Gestalten: ein Mensch, ein schwarzer Pudel und andere. FAUST. Aber was muß ich sehen! Kann das natürlich geschehen? Ist es Schatten? ist's Wirklichkeit? Wie wird mein Pudel lang und breit! Er hebt sich mit Gewalt, Das ist nicht eines Hundes Gestalt! Welch ein Gespenst bracht ich ins Haus! Schon sieht er wie ein Nilpferd aus, Mit feurigen Augen, schrecklichem Gebiß. 52

Oh! du bist mir gewiß! Für solche halbe Höllenbrut Ist Salomonis Schlüssel gut.29

Im Text gibt es auch seine Charakterisierung aus verschiedenen Perspektiven. a) Seine eigene Perspektive: MEPHISTOPHELES. Ein Teil von jener Kraft, Die stets das Böse will und stets das Gute schafft. […] Ich bin der Geist, der stets verneint! Und das mit Recht; denn alles, was entsteht, Ist wert, daß es zugrunde geht; Drum besser wär's, daß nichts entstünde. So ist denn alles, was ihr Sünde, Zerstörung, kurz, das Böse nennt, Mein eigentliches Element.30

b) Perspektive des Gottes: DER HERR. Ich habe deinesgleichen nie gehaßt. Von allen Geistern, die verneinen, Ist mir der Schalk am wenigsten zur Last.31

Mephistopheles ist ein Zyniker und Skeptiker, er hält alle Suchen und Aufwallungen der Menschheit für bedeutungslose. Faustus Streben nach Wahrheit scheint ihm auch sinnlos, in seinen quälenden Zweifeln und seiner Zwiespältigkeit sieht er die sichere Gewähr seines Todes. Mephistopheles die Verkörperung des Bösen, das einerseits die Quelle des Widerspruchs und der Angst ist, aber andererseits ein Anstoß zum Handel. Er ist sowohl ein Zerstörer, als auch ein Anstoß zur Schöpfung, weil Faust es nicht ohne seine Hilfe schafft, den Sinn und die Wahrheit des Lebens zu verstehen.

29Goethe: Faust, 2007. S.44-45 30 Ebenda, S.47 31Ebenda, S.18 53

Gogol: der Teufel

Bei Gogol ist der Teufel einfach Teufel. Er ist im Unterschied zu Mephistopheles nicht personifiziert, hat kein Name und keine Charakterbeschreibung. Sein Aussehen ist aber ausführlich beschrieben.

Selbst wenn sich ein Kurzsichtiger statt einer Brille die Räder von dem Einspänner des Kommissars aufgesetzt hätte, wäre ihm nicht klar geworden, was das war. Von vorn sah das Geschöpf ganz wie ein Welscher aus: Er hatte eine schmale, sich andauernd hin und her bewegende Schnauze, die an allem, was ihr in den Weg kam, schnüffelte und, wie bei unseren Schweinen, in einem runden Fünfkopekenstück endete, und Beinchen, die so dünn waren, daß sie, wenn sie dem Vorsteher von Jareski gehörten, schon beim ersten Kosakentanz zerbrächen. Doch dafür sah es von hinten wie ein echter Gouvernementsbeamter in Uniform aus, denn da hing ihm ein Schwanz herab, der so spitz und lang war wie die Schöße an den heutigen Uniformen; höchstens der Bart unter der Schnauze, die kleinen Hörner, die es auf dem Kopf hatte, und die Tatsache, daß es nicht weißer war als ein Schornstein, ließen darauf schließen, daß es kein Welscher und kein Gouvernementsbeamter, sondern einfach der Teufel war, der nur noch diese eine Nacht auf der Gotteswelt herumstrolchen und die guten Leute zu Bösem verführen konnte. Denn am nächsten Morgen, sowie die ersten Glocken zur Frühmesse läuteten, mußte er mit eingezogenem Schwanz und ohne sich noch einmal um schauen zu dürfen in die Hölle fahren.32

Das ist klassischer mythologischer Teufel wie in Märchen und Folklore. So wie Wakula ist er einfach und für das Volk verständlich. Hier kann man auch typische für russische Literatur Teufelsgestalt bemerken: der Teufel hat einige Züge, die ihn einem Ausländer ähnlich machen.

Fazit: die Teufel sind auch die Gegensätze. Mephistopheles ist wie Faustus komplizierte mehrseitige Figur. Er ist zwar Teufel, hat aber positive Züge. Der Teufel aus Gogols Werk ist wie Wakula – einfach und

32 Nikolai Gogol „Abende auf dem Weiler bei Dikanka“. 1974. S.151 54

eindeutig böse. Was das Aussehen betrifft, hat Mephisto mehrere Gestalte und Gogols Teufel nur einzige.

2.3. Der Zeitpunkt

Der Zeitpunkt, wann der Teufel im Leben des Protagonisten erscheint, hat für beide Werken unterschiedliche Relevanz.

Goethe: Ostern

Mephistopheles erscheint im Faustus Leben nach Ostern. Es ist nicht so wichtig, wie der Zeitpunkt bei Gogol, aber seine Bedeutung werde im nächsten Kapitel erklärt.

Gogol: Weihnachten

Der Teufel erscheint im Wakulas Leben in der Nacht vor Weihnachten. Für Gogol war der Zeitpunkt sehr relevant: er beginnt sein Werk mit dessen Beschreibung. Das war nur einzige Nacht, wann der Teufel auf die Erde sein könnte.

Der Tag vor Weihnachten war zu Ende gegangen. Die klare Winternacht brach an. Die Sterne funkelten. Der Mond ging majestätisch am Nachthimmel auf, um den braven Leuten und aller Welt zu leuchten – das Singen der Koljadki zum Lobe Christi sollte ihnen Spaß machen. Der Frost war jetzt stärker als am Morgen, doch dafür war es so still, daß es eine halbe Werst weit zu hören war, wenn der Schnee unter einem Stiefel knirschte. Noch hatten sich keine Burschen unter den Fenstern versammelt, nur der Mond sah heimlich in die Häuschen, als wollte er die sich schmückenden Mädchen auffordern, so schnell wie möglich hinauszulaufen in den knirschenden Schnee.33

Gogol malt ein Bild eines idyllischen Abends, den aber etwas Unerwartetes, was dazu gar nicht gehört, bricht: eine Hexe, die die Sterne von der Himmel stehlt. Danach erscheint Teufel, der den Mond stehlt.

33 Nikolai Gogol „Abende auf dem Weiler bei Dikanka“, 1974. S.149-150 55

Fazit: der Zeitpunkt, wann der Teufel erscheint, ist nur für Gogol relevant, weil in seinem Werk die Nacht vor Weihnachten nur einzige Möglichkeit für den Teufel auf der Erde zu sein ist. Die beiden Zeitpunkte fallen aber mit religiösen Feiertagen zusammen.

2.4. Der Wendepunkt im Leben der Protagonisten

Goethe: Faust

Faustus befindet sich in seinem Büro und denkt über sein Leben nach. Er ist verzweifelt, er wollte anderes Leben haben. Es versteht, dass seine Wünsche und Träume nie erfüllen und will Selbstmord begehen. Aber das Glockengeläut stoppt ihn; es ist Ostern und er ist zwar ausgebildeter, aber gläubiger Mensch.

FAUST. Hier ist ein Saft, der eilig trunken macht; Mit brauner Flut erfüllt er deine Höhle. Den ich bereit, den ich wähle, Der letzte Trunk sei nun, mit ganzer Seele, Als festlich hoher Gruß, dem Morgen zugebracht! […] Welch tiefes Summen, welch heller Ton Zieht mit Gewalt das Glas von meinem Munde? Verkündigt ihr dumpfen Glocken schon Des Osterfestes erste Feierstunde? […] Erinnrung hält mich nun, mit kindlichem Gefühle, Vom letzten, ernsten Schritt zurück. O tönet fort, ihr süßen Himmelslieder! Die Träne quillt, die Erde hat mich wieder!34

Gogol: Wakula

Wakula ist in die schönste Jungfrau im Dorf verliebt. Sie liebt aber nur sich selbst. Sie stellt ihm eine unerfüllbare Bedingung: sie wird seine Frau, nur falls er ihr die Schuhe, die die Zarin trägt, bringt.

34 Goethe: Faust, 2007. S.30-31 56

„Ach, Odarka!“ sagte die fröhliche Schöne und wandte sich einer aus der Schar der Mädchen zu. „Du hast ja neue Schuhe an! Ach, wie schön sie sind! Und mit Gold! Du hast es gut, Odarka, du hast jemanden, der dir alles kauft, ich aber habe niemanden, der mir solche herrlichen Schuhe besorgen könnte.“

„Sei nicht traurig, meine allerliebste Oxana!“ unterbrach sie der Schmied. „Ich werde dir Schuhe besorgen, wie sie kaum ein herrschaftliches Fräulein trägt.“

„Du?“ fragte Oxana und warf ihm einen flüchtigen und hochmütigen Blick zu. „Ich möchte doch einmal sehen, wo her du Schuhe besorgen willst, die zu meinem Fuß passen. Das ginge höchstens, wenn du die bringst, die die Zarin trägt.“

„Da siehst du, was sie für Schuhe will!“ rief die Mädchenschar unter Lachen.

„Ja“, fuhr die Schöne stolz fort, „ihr alle seid Zeugen – wenn mir der Schmied Wakula die gleichen Schuhe bringt, die die Zarin trägt, gebe ich mein Wort, daß ich dann auf der Stelle seine Frau werde.“35

Wakula ist wirklich verstimmt: es versteht, dass er diese Forderung nicht füllen kann. Er kehrte nach Hause zurück und sah da die Sacke mit Kohlen, die er in die Schmiede bringen musste. In einem dieses Sacks war Teufel, welchen da Wakulas Mutter - Hexe Solokha - versteckte. Auf dem Weg in die Schmiede trifft er die Sternsinger, unter den auch Oxana war. Sie lachte und tuschelte mit einem Jungen. Wakula konnte es nicht länger ertragen und sagte Oxana, dass er nicht mehr in dieser Welt leben will und Selbstmord begehen würde und lief weg.

„Nein, ich kann nicht mehr, meine Kraft reicht nicht aus …“, sagte er schließlich. „Aber Gott im Himmel, warum ist sie nur so verteufelt hübsch? Ihr Blick, ihre Worte, überhaupt alles – wie das brennt, wie das brennt … Nein, ich bin nicht mehr Herr über mich! Es wird Zeit, daß ich mit alldem ein Ende mache: Ade, Leben, ich werde mich im Eisloch ertränken, und bald wird sich keiner mehr an mich erinnern!“ Mit entschlossenen Schritten ging

35 Nikolai Gogol „Abende auf dem Weiler bei Dikanka“, 1974. S.172 57

er weiter, holte die Menge ein, drängte sich an Oxanas Seite und sagte mit fester Stimme: „Leb wohl, Oxana! Nimm dir zum Bräutigam, wen du willst, verdreh den Kopf, wem du willst, mich aber wirst du auf dieser Welt nicht mehr sehen.“ 36

Er änderte jedoch schnell seine Meinung über den Selbstmord, weil er gläubiger Mensch war und es war Weihnachten und beschloss, mit allen Mitteln für seine Liebe zu kämpfen. Das Letzte, was ihm bleibt, ist die Hilfe des Teufels zu suchen.

Wakula war unterdessen schon durch mehrere Straßen gelaufen und blieb schließlich stehen, um zu verschnaufen. Wo laufe ich denn eigentlich hin? dachte er. Als ob schon alles verloren wäre! Ich will noch etwas versuchen: Ich werde zu dem Saporoger Pazjuk Dickbauch gehen. Er soll doch alle Teufel kennen und alles machen können, was er nur will. Zu ihm werde ich gehen; meine Seele ist ohnehin schon verloren!37

Fazit: beide Hauptfiguren wollten im Moment der Verzweiflung den Selbstmord begehen, aber haben es nicht gemacht, weil sie gläubige Menschen waren und gerade in diesem Moment ein religiöser Feiertag war.

2.5. Die Motivation für die Paktabschließung: Faust und Wakula

Goethe: Faust

Faust ist verzweifelt: er hat sein ganzes Leben dem Studium gewidmet, doch hat schließlich verstanden, dass er sowieso nicht alles wissen kann. Dem Studium hat er somit alle andere Freude des Lebens und der Reichtum geopfert.

FAUST. Da steh ich nun, ich armer Tor! Und bin so klug als wie zuvor; […] Und sehe, daß wir nichts wissen können! Das will mir schier das Herz verbrennen. Zwar bin ich gescheiter als all die Laffen, Doktoren, Magister, Schreiber und Pfaffen;

36 Ebenda, S.180 37 Ebenda, S.181 58

Mich plagen keine Skrupel noch Zweifel, Fürchte mich weder vor Hölle noch Teufel Dafür ist mir auch alle Freud entrissen, Bilde mir nicht ein, was Rechts zu wissen, Bilde mir nicht ein, ich könnte was lehren, Die Menschen zu bessern und zu bekehren. Auch hab ich weder Gut noch Geld, Noch Ehr und Herrlichkeit der Welt; Es möchte kein Hund so länger leben!38

Faust ist aber schon bei Sonnenuntergang seines Lebens: schöne junge Frau will ihn nicht lieben, er hat schon keine Möglichkeit schnell reich zu werden. Deswegen hat er sich an die Magie gewendet.

Gogol: Wakula

Wakula sah darin nur einzige Möglichkeit, Oxanas Liebe zu erwerben. Ohne Teufels Hilfe könnte er die Schuhe der Zarin Oxana nicht bringen.

Fazit: die Motivation der Hauptfiguren ist ihren Charakteren entsprechend. Faustus Motivation ist kompliziert und für meisten Leute unklar, Wakulas, im Gegenteil, einfach und klar. Aber teilweise sind die Motivationen ähnlich: Faust wollte die Liebe der schönsten Frau in der Geschichte der Menschheit erwerben, Wakula – die Liebe des schönsten Frau in seinem Dorf.

2.6. Motivation für die Paktabschließung: Mephistopheles und der Teufel

Goethe: Mephistopheles

Mephistopheles Motivation war die Wette mit dem Gott zu gewinnen.

DER HERR. Wenn er mir auch nur verworren dient, So werd ich ihn bald in die Klarheit führen. MEPHISTOPHELES. Was wettet Ihr? den sollt Ihr noch verlieren! Wenn Ihr mir die Erlaubnis gebt, Ihn meine Straße sacht zu führen

38 Goethe: Faust, 2007. S.20 59

DER HERR. Solang er auf der Erde lebt, So lange sei dir`s nicht verboten DER HERR. Nun gut, es sei dir überlassen! Zieh diesen Geist von seinem Urquell ab, Und führ ihn, kannst du ihn erfassen, Auf deinem Wege mit herab, Und steh beschämt, wenn du bekennen mußt: Ein guter Mensch, in seinem dunklen Drange, Ist sich des rechten Weges wohl bewußt. MEPHISTOPHELES. Schon gut! nur dauert es nicht lange. Mir ist für meine Wette gar nicht bange. Wenn ich zu meinem Zweck gelange, Erlaubt Ihr mir Triumph aus voller Brust.39

Das war zwar kein Teufelspakt, aber die Anspielungen sind schon zu bemerken. Eine Wette trägt in sich keinen sichtbaren Profit, wie ein Pakt (das Geld, die Macht usw), bedeutet nur, dass eine Seite gewinnt und andere verliert.

Gogol: der Teufel

Die Motivation des Teufels bei Gogol ist nicht so kompliziert und, wie der Teufel selbst, ganz niederträchtig. Das war seine persönliche Abneigung gegenüber Wakula. Er hasste ihn, weil der Schmied ihn in der Kirche malte.

Doch die Krönung seiner Kunst ist ein Wandbild im rechten Kirchenvorraum, das den heiligen Petrus darstellt; es zeigt, wie er am Tage des Jüngsten Gerichts, mit Schlüsseln in der Hand, den bösen Geist aus der Hölle vertreibt; der erschrockene Teufel rennt hin und her, denn er ahnt, daß sein Untergang naht, und die bislang eingeschlossenen Sünder schlagen und verjagen ihn mit Peitschen, Holzscheiten und allem, was ihnen gerade in die Hände kommt. Als der Künstler an diesem Bild arbeitete und es auf ein großes Brett malte, war der Teufel bemüht, ihn nach Kräften zu stören: Er stieß ihm ungesehen die Hand fort, ließ die

39 Goethe: Faust, 2007. S.18 60

Asche in der Schmiedeesse hochfliegen und streute sie über das Bild; doch trotz alledem wurde die Arbeit beendet, das Bild in die Kirche gebracht und im Vorraum aufgehängt. Seit jener Zeit aber hat der Teufel dem Schmied Rache geschworen.40

Fazit: beide Teufel sind nicht nur typische teuflische Motivation „sich der Seele zu bemächtigen“, sondern auch seine persönliche. Bei Mephistopheles ist es die Wette mit dem Gott, bei Gogols Teufel – die Rache.

2.7. Der Pakt

Goethe: Faust und Mephistopheles

Am Anfang scheint es so, dass Mephistopheles wegen des Pentagramms das Zimmer nicht verlassen kann. Das war aber nur ein Teil seiner Strategie, wie Faust zu verführen: geben ihm das Gefühl, dass er in dieser Situation die Regeln festlegt. Anderer Teil seiner Strategie war, erst nicht die Bedingungen des Paktes zu verkündigt. Er weckt im Faust Interesse, überzeigt ihn durch die Wirkung auf seine schwache Seiten. Mephistopheles weißt, dass Faust im Leben enttäuscht ist und diese Enttäuschung hat die Langeweile verursacht. Deswegen verspricht er ihm, dass er nie mehr langweilen wird.

MEPHISTOPHELES: Doch willst du, mit mir vereint Deine Schritte durchs Leben nehmen, So will ich mich gern bequemen, Dein zu sein, auf der Stelle. Ich bin dein Geselle, Und mach ich dir`s recht, Bin ich dein Diener, bin dein Knecht!41

Wenn sie die Bedingungen verabreden, benimmt sich Mephisto echt wie ein Teufel: er drückt sich davor, sofort seinen Preis bekanntzumachen. Er macht es so, dass Faust ihm selbst etwas anbietet.

40 Nikolai Gogol „Abende auf dem Weiler bei Dikanka“, 1974. S.153 41 Goethe: Faust, 2007. S.55 61

FAUST Und was soll ich dagegen dir erfüllen? MEPHISTOPHELES: Dazu hast du noch eine lange Frist. FAUST: Nein, nein! der Teufel ist ein Egoist Und tut nicht leicht um Gottes willen, Was einem andern nützlich ist. Sprich die Bedingung deutlich aus; Ein solcher Diener bringt Gefahr ins Haus. […] FAUST: Was willst du armer Teufel geben?[…] MEPHISTOPHELES: Ein solcher Auftrag schreckt mich nicht, Mit solchen Schätzen kann ich dienen. Doch, guter Freund, die Zeit kommt auch heran, Wo wir was Guts in Ruhe schmausen mögen.42

Und jetzt kommt der Moment des Paktabschluss: FAUST. Werd ich beruhigt je mich auf ein Faulbett legen, So sei es gleich um mich getan! Kannst du mich schmeichelnd je belügen, Daß ich mir selbst gefallen mag, Kannst du mich mit Genuß betrügen: Das sei für mich der letzte Tag! Die Wette biet ich! MEPHISTOPHELES. Topp! FAUST. Und Schlag auf Schlag! Werd ich zum Augenblicke sagen: Verweile doch! du bist so schön! Dann magst du mich in Fesseln schlagen, Dann will ich gern zugrunde gehen!

42Ebenda, S.55-56 62

Dann mag die Totenglocke schallen, Dann bist du deines Dienstes frei, Die Uhr mag stehn, der Zeiger fallen, Es sei die Zeit für mich vorbei! MEPH. Bedenk es wohl, wir werden`s nicht vergessen.43

In meisten Geschichten ist es nicht genug, sich über Seeleverkauf nur mündlich zu verabreden: der Teufel fordert einen schriftlichen Pakt mit Blut zu unterschreiben. Das ist der Teufelspakt in seiner klassischen Form. Gerade solche Form verlangt Mephistopheles.

MEPHISTOPHELES: Nur eins!— Um Lebens oder Sterbens willen Bitt ich mir ein paar Zeilen aus.[…] MEPHISTOPHELES: Ist doch ein jedes Blättchen gut. Du unterzeichnest dich mit einem Tröpfchen Blut. […] Blut ist ein ganz besondrer Saft.44

Also hier geht es um direkten Kontakt zwischen beiden Seiten, ohne Hilfe von Kommissaren, wie, zum Beispiel, Manns “Doktor Faustus”. Die Bedingungen sind klar gestellt. Beide Seiten sind auch in diesem Pakt gleich stark interessiert und niemand hat ihnen dazu gezwungen, diesen Pakt abzuschließen.

Gogol: Wakula und der Teufel

Wakula war bereit, dem Teufel seine Seele zu verkaufen. Er wollte einen klassischen Pakt mit dem Teufel abschließen, aber die Situation nimmt eine unerwartete Wendung.

43 Ebenda, S.57 44 Ebenda, S.58 63

Doch der Teufel, der im Sack saß und sich schon im Voraus gefreut hatte, konnte bei dem Gedanken, daß ihm solch eine herrliche Beute entgehen sollte, nicht mehr an sich halten. Sowie der Schmied den Sack hingestellt hatte, sprang der Teufel hinaus und setzte sich ihm auf die Schultern. Dem Schmied lief es kalt über den Rücken; er war erschrocken und blaß geworden und wußte nicht, was er tun sollte; er wollte sich schon bekreuzigen … Doch da schob der Teufel seine Hundeschnauze an das rechte Ohr des Schmiedes und sagte: „Ich bin es, dein Freund, und für einen Kameraden und Genossen tue ich alles! Ich gebe dir Geld, soviel du willst“, piepste er ihm in das linke Ohr. „Oxana wird noch heute uns gehören“, flüsterte er, nachdem er seine Schnauze wieder an das rechte Ohr gedrückt hatte. Der Schmied stand da und dachte nach. „Gut“, sagte er schließlich, „für diesen Preis will ich der Deine sein.“ Der Teufel klatschte in die Hände und begann vor Freude auf den Schultern des Schmiedes Galopp zu reiten. Jetzt habe ich den Schmied! dachte er sich. Jetzt, mein Lieber, werde ich dir all deine Schmierereien und Verleumdungen heimzahlen, mit denen du uns Teufel bedacht hast. Was werden meine Genossen sagen, wenn sie erfahren, daß ich den frömmsten Mann des Dorfes in meinen Händen habe? Vor Freude lachte der Teufel auf, denn er malte sich aus, wie er in der Hölle die ganze geschwänzte Sippschaft verspotten und wie der lahme Teufel vor Wut schäumen würde, der unter ihnen als der Einfallsreichste galt. „Nun, Wakula!“ piepste der Teufel, ohne jedoch von den Schultern des Schmiedes hinunterzuklettern, als hätte er Angst, jener könnte ihm davonlaufen. „Du weißt ja, daß zu allen Abmachungen ein Kontrakt gehört.“ „Ich bin bereit!“ sagte der Schmied. „Bei euch wird ja, wie ich gehört habe, mit Blut unterzeichnet; warte einen Augenblick, ich hole nur einen Nagel aus der Tasche!“ Er griff hinter sich, und schon hatte er den Teufel beim Schwanz gepackt. „Du bist ja ein richtiger Spaßmacher“, schrie der Teufel unter Lachen. „Na, hör auf, es langt jetzt!“ „Einen Augenblick, mein Lieber“, rief der Schmied. „Was sagst du denn hierzu?“ Bei diesen Worten schlug er ein Kreuz, und der Teufel wurde so fromm wie ein kleines Lämmchen. „Einen Augenblick“, sagte Wakula und zog den Teufel am Schwanz zu Boden, „ich werde dich lehren, anständige Menschen und ehrliche Christen zur Sünde zu verführen.“ Der Schmied sprang, ohne den Schwanz loszulassen, rittlings auf den Teufel und 64

hob die Hand, um das Zeichen des Kreuzes zu schlagen. „Erbarme dich, Wakula!“ winselte der Teufel kläglich. „Ich tue für dich, was du willst, nur laß mich in Ruhe und schlag nicht das schreckliche Kreuz über mich!“ „Ach, jetzt schlägst du andere Töne an, du verfluchter Welscher! Ich weiß auch, was ich jetzt tue. Fliege auf der Stelle mit mir fort! Hörst du, fliege mit mir fort, als wärst du ein Vogel!“ „Wohin?“ fragte der Teufel traurig. „Nach Petersburg, geradeswegs zur Zarin!“ Und dem Schmied schwanden vor Schreck fast die Sinne, als er merkte, wie er in die Lüfte gehoben wurde.45

Solche Wendungen sind für die russische Literatur typisch: die Hauptfigur wirft sich den Teufel oder anderes böses Wesen durch eine List unter. Der Teufel wollte mit dem Schmied einen klassischen Pakt abschließen: Er würde ihm alles geben, was Wakula wollte, im Austausch für seine Seele. Dieser Austausch wäre für den Teufel sehr vorteilhaft, denn Wakula war ein religiöser Mann, der auch in Kirchen malte - seine Seele war von großem Wert. Darüber hinaus hatte der Teufel ein anderes Motiv - persönliche Abneigung. Es war genau das, was gegen den Teufel spielte: Er beeilte sich, den Moment der Verzweiflung des Schmiedes zu ergreifen, war in sich selbst zu sicher, und als Ergebnis war der Pakt abgeschlossen. Nur nicht so, wie der Teufel es wollte, sondern nach den Regeln von Wakula. Und nun ist der Teufel verpflichtet, alles zu tun, was der Schmied ihm sagt. Nur dann lässt ihn Wakula frei - das ist die Bedingung des Paktes. Der Schmied will die Schuhe der Zarin bekommen, damit Oxana seine Frau wird. Er befiehlt dem Teufel, ihn nach Petersburg zu bringen.

Fazit: Mephistopheles hat mit Faust ein klassischer schriftlicher Pakt abgeschlossen: Mephisto erfüllt seine Träume und bekommt seine Seele dafür, beide Seiten sind interessiert. Der Teufel hat eine mündliche Verabredung mit Wakula, dass er alles was dieser will macht, damit Wakula ihn frei lässt. Hier geht es nicht um di Interesse, Wakula hat ihn dazu gezwungen.

45 Nikolai Gogol „Abende auf dem Weiler bei Dikanka“, 1974. S.185-187 65

2.8. Der Pakt: die Realisierung

Goethe: Faust und Mephistopheles

Die Realisierung bei Faust und Mephistopheles dauerte ziemlich lang: es gab keine strenge Friste, bis Faust „Verweile doch, du bist so schön“ sagt. Die Realisierung wurde durch Reisen ausgeführt: nicht nur normale Reisen (Leipzig-Blocksberg-Pharsalische Felder-Sparta), sondern auch Zeitreisen (Antike).

Gogol: Wakula und der Teufel

Im Unterschied von Faust und Mephisto, hatten Wakula und der Teufel nur eine Nacht, um die Bedingungen des Paktes zu erfüllen, weil die Nacht vor Weihnachten die letzte im Jahr war, wenn der Teufel auf der Erde sein könnte. Die Realisierung wurde durch Reise nach Petersburg ausgeführt:

Zuerst hatte Wakula Angst, als er so hoch emporgehoben wurde, daß er unten auf der Erde nichts mehr erkennen konnte, und wie eine Fliege dicht unter dem Mond vorbeiflog, daß er mit seiner Mütze an ihm hängengeblieben wäre, hätte er sich nicht schnell ein wenig gebückt. Doch schon nach einer kleinen Weile wurde er mutiger und begann mit dem Teufel zu scherzen.[…] Alle blieben beim Anblick des Schmieds einen Augenblick stehen, um ihn zu betrachten, und jagten dann weiter und taten das ihre; der Schmied aber flog und flog, und plötzlich blitzte vor ihm in strahlendem Lichterglanz Petersburg auf.46

Fazit: die Realisierung des Paktes dauert im Fall von Faust und Mephisto sehr lange Zeit, ereignet sich in unterschiedlichen Orten und Zeitpunkten; im Fall von Wakula und Teufel dauerte es nur eine Nacht. In beiden Fällen ist die Realisierung durch eine Reise ausgeführt.

46 Ebenda, S.197-198 66

2.9. Der Pakt: die Konsequenzen

Goethe: Faust und Mephistopheles

Wie es in den Vertrag war, sagte Faust „Verweile doch, du bist so schön“ und seine Seele sollte seit diesem Moment Mephistopheles gehören. Aber als Mephisto sich seiner Seele bemächtigen wollte, mischten sich darin die Engel.

MEPHISTOPHELES: Der Körper liegt, und will der Geist entfliehn, Ich zeig' ihm rasch den blutgeschriebnen Titel; Doch leider hat man jetzt so viele Mittel, Dem Teufel Seelen zu entziehn.47 […] CHOR DER ENGEL: Alle vereinigt Hebt euch und preist! Luft ist gereinigt, Atme der Geist!48

Die Engel haben Faustus Seele in den Himmel genommen. Obwohl Mephisto alles, was es versprach, gemacht hat, bemächtigte er sich nicht Faustus Seele.

MEPHISTOPHELES: Doch wie?--wo sind sie hingezogen? Unmündiges Volk, du hast mich überrascht, Sind mit der Beute himmelwärts entflogen; Drum haben sie an dieser Gruft genascht! Mir ist ein großer, einziger Schatz entwendet: Die hohe Seele, die sich mir verpfändet, Die haben sie mir pfiffig weggepascht. Bei wem soll ich mich nun beklagen? Wer schafft mir mein erworbenes Recht?

47 Goethe: Faust, 2007. S.349 48Ebenda, S.355 67

Du bist getäuscht in deinen alten Tagen, Du hast's verdient, es geht dir grimmig schlecht. Ich habe schimpflich mißgehandelt, Ein großer Aufwand, schmählich! ist vertan; Gemein Gelüst, absurde Liebschaft wandelt Den ausgepichten Teufel an. Und hat mit diesem kindisch-tollen Ding Der Klugerfahrne sich beschäftigt, So ist fürwahr die Torheit nicht gering, Die seiner sich am Schluß bemächtigt.49

Also alles, was Faust mit Mephistopheles erlebt hat, hat er umsonst bekommen.

Gogol: Wakula und der Teufel

Der Teufel hat Wakula nach Petersburg mitgebracht und ihm geholfen, die Schuhe der Zarin zu bekommen. Wakula hat auch seines Versprechen gehalten und als sie zurück geflogen haben, hat den Teufel freigelassen.

Noch schneller als zuvor flog der Teufel gegen Ende der Nacht mit dem Schmied zurück. Und im Nu stand Wakula neben seinem Häuschen. Gerade krähte der Hahn. „Wohin?“ schrie der Schmied und ergriff den Teufel, der davonlaufen wollte, beim Schwanz. „Einen Augenblick, Freundchen, das ist noch nicht alles – ich habe dir noch nicht gedankt.“ Er ergriff eine Rute und verabreichte dem Teufel drei Schläge, so daß der Arme davonrannte wie ein Bauer, den der Beisitzer eben verprügelt hatte. Statt andere zu betrügen, zu verführen und zu narren, wurde so der Feind des Menschengeschlechts selber zum Narren gehalten. 50

Die ganze Zeit, als Wakula im Petersburg war, dachte Oxana, dass er das Dorf verlassen hat. Sie war sicher, dass er keinen Selbstmord beging, weil er gläubiger Mensch war, aber sie hatte Angst, dass er nie zurückkehrt. Da verstand sie, dass sie Waklua liebt.

49 Ebenda, S.355-356 50 Nikolai Gogol „Abende auf dem Weiler bei Dikanka“, 1974. S.211 68

Als er nach der Reise nach Petersburg zurückkehrte, kam er zu Oxana.

„Sieh mal, was für Schuhe ich dir mitgebracht habe!“ sagte Wakula. „Es sind die gleichen, die auch die Zarin trägt.“

„Nein! Nein, ich brauche keine Schuhe!“ sagte sie, winkte ab und wandte kein Auge von ihm. „Ich will auch ohne Schuhe …“51

Die Geschichte hatte glückliche Ende: Wakula und Oxana haben sich verheiratet.

Fazit: der Pakt wurde in beiden Fällen respektiert. Mephistopheles hat alles, was er versprach, gemacht; die Engel haben ihm aber die Seele Faustus trotz dem Pakt genommen. Der Teufel hat Wakula nach Petersburg mitgebracht und ihm geholfen, die Schuhe der Zarin zu erwerben. Wakula hat ihn freigelassen.

51 Ebenda, S.213 69

2.10. Die Ergebnisse der Analyse

Die Ergebnisse meiner Analyse habe ich für besseren Überblick in die Tabelle ausgefüllt.

„Faust. Eine Tragödie“ „Die Nacht vor Goethe Weihnachten“ Gogol Der Protagonist widerspruchsvoller gutmütiger starker Schmied ausgebildeter Gelehrte Der Teufel menschliche Gestalt; mythologische Gestalt; schlau, nicht eindeutig schelmisch, eindeutig böse, böse, Skeptiker und feige Zyniker Der Zeitpunkt nach Ostern vor Weihnachten Der Wendepunkt Denken nach Selbstmord Denken nach Selbstmord Die Motivation der Träumen zu erfüllen Liebe der schönsten Frau Hauptfigur im Dorf zu erwerben Die Motivation des Wette mit dem Gott Rache Teufels Der Pakt freiwillig gezwungen schriftlich mündlich Der Pakt: Realisierung Durch Reise Durch Reise Lange Zeit Eine Nacht Der Pakt: Konsequenzen beide Seiten haben die beide Seiten haben die Bedingungen befolgt; Bedingungen befolgt; Mephisto bekommt Faustus Wakula lässt den Teufel Seele nicht frei

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3. Die Werke mit dem Thema „Teufelspakt“ im Literaturunterricht

Didaktischer Aspekt

Die in theoretischen und praktischen Teilen behandelten Texte sind sehr gut für Literaturunterricht geeignet. Alle gewählten Texte erfüllen folgende Funktionen:

• Erziehungsfunktion: die Geschichten der Teufelspakte lehren den Leser, dass man nichts umsonst bekommt und um etwas zu erwerben, muss man viel arbeiten. Einige von behandelten Texten führen auch geistige Erziehung: man muss über seine Seele kümmern. Zum Beispiel: „Das Bildnis von Dorian Gray“: wenn man etwas Gutes mit dem Absicht, selbst Nutzen zu ziehen, tut, ist es schon kein gutes Tat „Das Märchen vom Popen und sein Knecht Balda“: wer billig kauft, kauft zweimal „Timm Thaler oder Das verkaufte Lachen“: man muss schätzen, was man hat • Unterhaltungsfunktion: die Texte sind auch sehr spannend; das kann gute Motivation für die Schüler sein, die Lektüre zu lesen. • Soziale Funktion: die Texte vermitteln geschäftliche Werten. Zum Beispiel: „Die Nacht vor Weihnachten“: Liebe ist wichtiger als materielle Güter

Lernziele (der Lehrer):

• Der Lehrer muss das Grundwissen über das Thema besitzen, also fähig sein was ein Teufelspakt ist zu erklären und Beispiele aus der Weltliteratur anzuführen. Auch reale Beispiele geben dem Lehrer den Vorteil, weil sie in den Schülern Interesse zum Thema wecken/verstärken können. • Der Lehrer muss fähig sein, seine Kenntnisse unter pädagogischen Zielen zu nutzen: mit Hilfe der gewählten literarischen Werken die Sprachkompetenz der Schüler zu erweitern, die gesellschaftliche Werten zu vermitteln.

Lehrziele (der Schüler)

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• Der Schüler soll den Inhalt des gewählten Textes vollständig erfassen und fähig sein, die Fragen über Handlungsablauf, Figuren und Beziehungen (Wer? Wann? Wo? Was?) zu beantworten • Der Schüler soll fähig sein, den Text zu interpretieren und die Figuren zu charakterisieren (also die Frage „Warum?“ zu beantworten) • Der Schüler soll fähig sein, sprachliche und stilistische Analyse durchzuführen (z.B. stilistische Figuren im Text finden) • Der Schüler soll fähig sein, den Text selbst zu beurteilen und seine persönliche Meinung darüber zu äußern • Der Schüler soll fähig sein, über den Text im Hinblick auf die Wirklichkeit reflektieren • Der Schüler soll sein Weltwissen erweitern

Methodische Möglichkeiten

Es gibt zahlreiche Möglichkeiten, wie man mit der Lektüre im Unterricht arbeiten kann. Einige sind typische und ziemlich oft verwendete, andere sind kreativer. Ich werde auf dem Beispiel von Goethes „Faust. Eine Tragödie“ zeigen, wie man ein literarisches Werk mit dem Schwerpunkt „Teufelspakt“ analysieren kann.

1) Einführung (Kombination von Frontalunterricht und Brainstorming) Der Lehrer teilt die Informationen über den Schriftsteller, sein Leben und Werken mit (Frontalunterricht). Er kann auch die Schüler nach ihren Wissen über diesen Autor fragen, damit sie Interesse nicht verlieren und sich als Teil der Unterricht fühlen (Brainstorming).

2) Arbeit mit dem Text Am Anfang muss der Lehrer die Inhaltkentnisse kontrolieren. Dafür kann er W-Fragen Methode verwenden: Wer sind die Hauptfiguren? (Faust und Mephistopheles,…) Was geschieht? (Teuflspakt,...) Wo passiert es? (Deutschland,...) Wann ereignet es sich? (nach Ostern, 16.Jahrhundert,...)

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Die Frage „warum“ braucht schon vertieftere Kenntnisse und Textanalyse, deswegen ist es besser, es später zu beantworten. Man kann W-Fragen Methode mit Mind-Map und Brainstorming kombinieren, also die Antworten auf bestimmte Frage, die die Schüler zusammen geben, auf der Tafel im Form eines Mind-Map ausfüllen. Danach kann der Lehrer die Schüler in zwei Gruppen – Gruppe „Faust“ und Gruppe „Mephistopheles“- teilen und jeder Gruppe eine Aufgabe zu stellen, vollständige Charakterisierung einer von Hauptfiguren zu verfassen. Es geht also um die Gruppenarbeit. Bei der Verfassung der Figurcharakterisierung muss der Lehrer einige Pflichtaufgabe geben, die die Schüler erfüllen sollen, zum Beispiel, alle Stellen mit der Figurbeschreibung im Text zu finden. Der Lehrer darf aber die Kreativität der Schüler nicht begrenzen und lassen ihnen die Form der Darstellung ihrer Aufgabe selbst zu wählen. Die Schüler können, zum Beispiel, einige Passage aus dem Text inszenieren (also Inszenierungsmethode verwenden).

3) Vergleichsanalyse von zwei Werken Im praktischen Teil meiner Masterarbeit habe ich eine Vergleichanalyse von zwei Werken mit dem Schwerpunkt „Teufelspakt“ angeführt. Solche Analyse kann man auch im Literaturunterricht durchführen. Man kann die Schüler die zweite Werke für das Vergleich frei wählen lassen, aber die Apekten für die Analyse wäre es besser festzustellen. Zum Beispiel: der Protagonist, der Teufel, der Zeitpunkt, der Wendepunkt, die Motivation des Protagonisten, die Motivation des Teufels, der Pakt, die Realisierung, die Konsequenzen.

Das Thema „Teufelspakt“ ist sehr interessant und vielseitig, lässt viel Raum für Fantasie und Kreativität sowohl den Schülern, als auch dem Lehrer, und gibt zahlreiche Möglichkeiten für die Aufgabestellung und didaktischen Methodenverwendung. Das ist also eine gute Wahl für die Bearbeitung im Literaturunterricht.

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III. Zusammenfassung

In vorliegender Masterarbeit habe ich mich mit dem Thema „Teufelspakt“ in der deutschen und Weltliteratur befasst.

In dem theoretischen Teil habe ich den Begriff „Teufelspakt“ erklärt und die Arten der Teufelspakte beschrieben. Außerdem habe ich die Information über den Teufelsgestalte geliefert. Diese Angaben sind für die folgende Analyse von ausgewählten literarischen Werken ziemlich nutzbar. Danach habe ich zwei Beispiele der realen Personen, die einen Pakt mit dem Teufel abgeschlossen haben, angeführt. Wie ich es in dem Kapitel 3 „Didaktischer Aspekt“ erwähnt habe, können solche Kenntnisse dem Lehrer helfen, das Interesse zum Thema unter Schüler zu wecken. Im zweiten Kapitel habe ich die Auswahl von Werken aus der Weltliteratur angeführt, wo der Teufelspakt als Haupt- oder Nebenthema vorkommt. In dieser Auswahl sind die Werke aus der britischen, amerikanischen, französischen, russischen und polnischen Literatur zu treffen, bei jeder ist ein kurzer Auskunft über den Autor und Inhaltsangabe angeführt. Letzter Kapitel liefert einige Informationen über den Faust-Stoff.

In dem praktischen Teil habe ich mich mit der Analyse der Werke von deutschen Autoren mit dem Schwerpunkt „Teufelspakt“ beschäftigt. Der Unterschied von dem theoretischen Teil liegt daran, dass ich nicht nur die Inhaltsangabe zur Verfügung gestellt habe, sondern auch mehr vertiefte Analyse mit Zitaten. Dieses Thema ist auch für die Bearbeitung in den Literaturunterrichten passend. Im Kapitel „Didaktischer Aspekt“ habe ich einige Möglichkeiten erwähnt, welche Methoden kann man im Unterricht bei der Arbeit mit diesem Thema verwenden und welche Aufgaben kann man stellen. Außerdem habe ich eine kontrastive Vergleichsanalyse von zwei Werken – „Faust. Eine Tragödie“ von Goethe und „Die Nacht vor Weihnachten“ von Gogol - durchgeführt habe. Ich habe 9 Aspekten hergestellt: der Protagonist, der Teufel, der Zeitpunkt, der Wendepunkt, die Motivation (von beiden Seiten), der Pakt selbst, die Realisierung und die Konsequenzen. Meiner Meinung nach sind diese Aspekte für eine ausführliche Analyse des Schwerpunkts „Teufelspakt“ in einem literarischen Werk genügend. Die Ergebnisse meiner Analyse habe ich für besseren Überblick in einer Tabelle ausgefüllt. Aus den Ergebnissen meiner Analyse folgt, dass dasselbe Thema bei

74 den Autoren ganz unterschiedlich, fast gegenseitig wahrgenommen und dargestellt sein kann. Man kann nicht exakt feststellen, wodurch solcher Unterschied bedingt ist, aber man kann vermuten, dass in diesem Fall die Mentalität der Autoren und die Zwecke der Werke eine bedeutende Rolle spielen.

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Literaturverzeichnis:

1. GOETHE, Johann Wolfgang von: Faust. Der Tragödie erster und zweiter Teil. München: C.H.Beck Verlag, 2007. ISBN 978-3-406-55250-2 2. Adelbert von Chamissos sämtliche Werke hrsg. Von Ludwig Geiger. Paderborn: Salzwasser Verlag GmbH. 1968, 1. Auflage ISBN 978-9-92505-636-1 3. HAUFF, Wilhelm: Märchenalmanach auf das Jahr 1828. Paderborn: Salzwasser Verlag GmbH , 1. Auflage, 2011. ISBN 978-3-8460-0039-7 4. MANN, Thomas: Doktor Faustus oder Das Leben des deutschen Tonsetzers Adrian Leverkühn, erzählt von seinem Freunde. Frankfurt am Main: S. Fischer Verlag GmbH, 1967 5. GOGOL, Nikolai: Abende auf dem Weiler bei Dikanka. Berlin: Aufbau-Verlag. 2.Auflage, 1974

6. Froben Christoph von Zimmern: Zimmerische Chronik. Band I. Herausgegeben von Karl August Barack. Akademische Verlagsbuchhandlung von J. C. B. Mohr, Freiburg, Tübingen 1881, S. 577. 7. CHAMISSO, Adelbert von: Reise um die Welt. Das Tagebuch 1815-1818, Hofenberg, 2015.

8. Historia von D. Johann Fausten. Text des Druckes von 1587. Kritische Ausgabe. Mit den Zusatztexten der Wolfenbütteler Handschrift und der Zeitgenössischen Drucke. Hrsg. Von Stephan Füssel und Hans Joachim Kreutzer. Phillip Reclam jun. Stuttgart. 1988. 9. Literatur und Kosmos: Innen- und Außenwelten in der deutschen Literatur des 15. Bis 17. Jahrunderts hrsg. von Gerhild Scholz Williams und Lynne Tatlock. Amsterdam: Rodopi, 1986. Bd. 15 Heft 2/3. ISBN 90-6203-859-X 10. MENZEL, Wolfgang: Christliche Symbolik. Zweiter Teil. Regensburg: G. Joseph Manz, 1854. 11. SOLDAN, Wilhelm Gottlieb: Soldans Geschichte des Hexenprozesse. Bremen: Outlook Verlagsgesellschaft mbH, 2011. Band I. 12. Von Mann, Karl Christian: Archiv für die Geschichte und Staatskunde von Baiern. Eine Zeitschrift in zwanglosen Heften. München, 1817. Heft II.

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13. ASSMANN, Dietrich: Thomas Manns Roman „Doktor Faustus“ und seine Beziehungen zur Faust-Tradition. Helsinki: Suomalainen Tiedeakatemia, 1975. 14. MÜLLER, Tilo Eggert: ‘Höllensohn‘ und ‘Gotteslamm‘ – Der Künstler Adrian Leverkühn in Thomas Manns Doktor Faustus. [20.02.2005] In: http://www.thomasmann.de/thomasmann/wissenschaft_und_literaturkritik/

Bilderquellen:

1. Teufelspakt von Christoph Haitzmann 2. Historia von Doctor J.Fausten

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